Gesamtkonzeption der Förder
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3 Fachliche Leitlinien für die Betreuungsleistungen<br />
3.1 Allgemeines<br />
Mit dem Kronberger Kreis (1998) werden pädagogische Dienstleistungen - in Bezug auf<br />
die erwachsenen Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung eigentlich als andragogische*<br />
Betreuungsleistung zu bezeichnen - als „personal“ definiert, also Leistungen, die von<br />
Menschen für Menschen erbracht werden:<br />
• Da Menschen keine Maschinen sind, kann man behin<strong>der</strong>te Menschen nicht einfach<br />
nach Plan bearbeiten. Pädagogische Fachkräfte bewegen sich in einem kommunikativen<br />
Feld mit einem komplexen Beziehungsgeschehen – „im pädagogischen Feld<br />
beobachten und bewerten, beeinflussen und verän<strong>der</strong>n sich alle Beteiligten gleichzeitig.“<br />
(interaktives Geschehen)<br />
• Das einzigartige Geschehen ist gebunden an die jeweilige Situation und kann zeitlich<br />
nicht umgekehrt werden – „es gibt in humaner Praxis keine Wie<strong>der</strong>holungen.“<br />
• Professionell zu handeln, bedeutet deshalb auch Beziehungen spontan und mit<br />
Überlegung zu gestalten – es handelt sich dabei um ein Überlegen im Handlungsvollzug<br />
„reflection-in-action“.<br />
• Pädagogik zielt auf Autonomie und Gemeinschaftsfähigkeit ... auf Bedürfnisbefriedigung<br />
und Kompetenzerweiterung ... auf Engagement für den gerechten Ausgleich.<br />
(Helfende Beziehung) (vgl. Kronberger Kreis, 1998)<br />
Es kann von einem hohen Anspruch an professionelle Fachkräfte ausgegangen werden,<br />
wie auch Günther und Bergler unterstreichen, wenn sie feststellen, dass qualifizierte<br />
Betreuung zu leisten keine „Je<strong>der</strong>mannsqualifikation“ (Günther/Bergler, 1992) ist, wie<br />
in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zuweilen <strong>der</strong> Eindruck entsteht, zumal dann, wenn diese gruppenpädagogische<br />
Arbeit in „familiennaher“ Form strukturiert ist. Die For<strong>der</strong>ung nach Professionalisierung<br />
innerhalb <strong>der</strong> Betreuungsarbeit für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung,<br />
die Einfluss in die Heimpersonalverordnung gefunden und inzwischen die personelle<br />
Besetzung in Einrichtungen <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungshilfe im Hinblick auf die professionelle<br />
Qualifizierung deutlich verbessert hat, setzen wir in unseren Dienstleistungen entsprechend<br />
<strong>der</strong> verhandelten Vergütungssatzanteile für Personal konsequent um.<br />
Mit Professionalisierung darf aber nicht Spezialisierung verwechselt werden, da Betreuungsarbeit<br />
auf „ ganzheitliche Kompetenzen“ ausgerichtet ist. Die Fachkräfte innerhalb<br />
<strong>der</strong> Betreuungsgruppen haben eine geeignete „Breitenausbildung“, die sie dazu befähigt,<br />
den anspruchsvollen und ganzheitlichen Anspruch stellvertreten<strong>der</strong> Personensorge<br />
zu erfüllen.<br />
Betreuer im Gruppendienst sind quasi „Kristallisationspunkte“ einer Behin<strong>der</strong>teneinrichtung,<br />
die die konzeptionell gewählten Standards und das damit gleichzeitig in <strong>der</strong><br />
(Fach-) Öffentlichkeit propagierte Selbstbild dieser Einrichtung im Betreuungsalltag umsetzen.<br />
Die hinreichende Fachkompetenz beinhaltet die<br />
• umfassende Informiertheit (Wissen, Kenntnis von Theorie und Praxis) über das<br />
Arbeitsfeld <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe und<br />
• die Kenntnis und Anwendung spezifischer Methoden und das Wissen um die<br />
Beson<strong>der</strong>heiten sozialer Interaktion (= Methoden- und Sozialkompetenz)<br />
in diesem Feld.<br />
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