Der Burgbote 1969 (Jahrgang 49)

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103 großem Erfolg aufgeführt habe. Loewe er lebte 1812 den Rückzug Napoleons. 1814 starb sein hochverehrter Lehrer Türk, es drückte ihn tief nieder. „Ich verzweifelte an der Möglichkeit, ohne ihn die Musik zu mei nem alleinigen Lebensberuf machen zu kön nen." So lesen wir in seinem Tagebuche, das mir seine geniale Tochter Julie von Bothwell, die 94jährig im Freiligrathhaus in Unkel am Rhein starb, als kostbares Erbe hinterließ. Ich war ihr letzter Musikschüler. Mit Stolz erin nerte sich diese gütige Frau daran, daß ihr Geburtstag 1826 der Todestag von Carl Maria • '^.Weber gewesen, den ihr Vater als einen 1 .Jnmen Komponisten und Dirigenten an der Dresdner Hofkirche kennengelernt habe. Ein Jahr mußte Loewe beim Halleschen Jäger korps seiner Militärpflicht genügen. Sein spä terer grO'ßer Gönner, der kunstliebende König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, befreite ihn von allen späteren militärischen Übungen, „daß meine Hände sonst durch den Militär dienst zu sehr angegriffen würden." 1820 berief man Dr. Loewe als Musiklehrer an das Gymnasium und Seminar sowie als Ofga- 1832 1967 OPTIKER SCHIEREN Inhaber ^ Diplom-Optiker GUSTAV FUNCKE Dos älteste Kölner Fachgeschäft für AUGENOPTIK BREITE STRASSE 1 Ecke Nord-Süd-Fahrt ALLE KASSEN - RUF 232084 nisten an die Jacobikirche in Stettin, der da maligen Hauptstadt Pommerns. 1150 Taler Jahresgehalt waren sein Stolz, daß er für seine Familie ausreichend sorgen konnte. Die Orgel in dieser Kirche galt den Stettinern als ein großes Denkmal aus der katholischen Zeit. „Ich habe sie vom ersten Tage an geliebt, wie man eine menschlich schöne Seele liebt, in deren Tiefe man Leid und Freude unbesorgt niederlegen kann und in der man Verständnis, Trost und Freude findet. Der Ton, der die Hand ihr entlockt, muß voll und mächtig sein. Man darf die hl. Cäcilia (Patronin der Kirchen musik) nicht ins Gesicht schlagen, man muß sanft mit einer edlen Frau sprechen", berichtet er in seinem Tagebuche. Hier in Stettin schuf Loewe seine Gesanglehre für seine Schüler, eine Klavier- und General baßschule, dazu seine vielen Balladen- und Legendenkompositionen wie: „Die Uhr", „Archibald Douglas", „Fridericus Rex" und „Des fremden Kindes hl. Christ", „Der Große Chri stopher", das „Muttergottesbild im Teiche". Loewes Schüler Dr. Maximilian Runze hat die se Werke in 17 Bänden im Verlag Breitkopf & Härtel, früher Leipzig, jetzt Wiesbaden, ge sammelt und mit Erläuterungen herausgege ben. Durch die Niederlassungen des Verlages in Berlin, Prag, Brüssel, London, New York wurden sie so in aller Welt bekannt und gerne gesungen. Dem Verlag gebührt heute noch Dank und Anerkennung für diese Verbreitung. Loewe vermochte in seinen Legendenkompo sitionen Geistliches und Weltliches, ganz wur zelnd in der geistlichen Musik der Klassiker und von Jugend an, obwohl streng in der Lutherischen Kirche erzogen, heimisch in der alten Kirchenmusik, zu wunderbarer Einheit lichkeit zu verschmelzen. Loewes Tochter schrieb in ihren Aufzeichnungen, als sie das Tagebuch ihres Vaters vollendete: „Loewes Legende ist ein Veilchen neben der Rose mit ihren scharfen Stacheln — der Ballade. Der Tenor von Loewes Legende entspringt aus einem kindlich frommen Geist, aus der Sehn sucht des Herzens nach dem vollkommenen Begreifen, nach dem Herrn und Gott, den zu fassen und zu halten uns unmöglich ist, dem wir aber die zartesten Blüten unseres getauf ten Geistes zu Füßen seines Kreuzes nieder legen wollen, wie Loewe das reine Kind sei nes Geistes." Er schuf aber auch Männerchöre. So widmete er der Mainzer Liedertafel vier Chöre, darunter einer Jägerlied. Es war nach der Aufführung seines Oratoriums „Die ehrende Schlange".
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