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Cäcilia-Ausschuß konstituiert<br />
In einer von dem bisherigen Obmann der<br />
Cäcilia-Wolkenburg, Sgbr. Gustav F u n c k e,<br />
einberufenen Sitzung hat der in der Mitglie<br />
derversammlung des KMGV am 24. April <strong>1969</strong><br />
gewählte Gäcilia-Ausschuß seine Arbeit auf<br />
genommen. Einstimmig wurde Sgbr. Gustav<br />
F u n c k e zum Vorsitzenden wiedergewählt<br />
Er erklärte sich zur Übernahme dieses ver<br />
antwortungsvollen Amtes bereit, obwohl ihn<br />
seine beruflichen Verpflichtungen stark in An<br />
spruch nehmen.<br />
Die bei der Wahl aufgetretene Stimmengleich<br />
heit hat der Ausschuß überbrückt durch eine<br />
Erweiterung der Zahl der Ausschußmitglieder<br />
auf acht, die die Cäcilia wegen der vielfältigen<br />
Aufgaben dringend braucht. Da auch die Cäcilianer<br />
sich mit dieser Erweiterung in einer<br />
früheren Zusammenkunft einverstanden er<br />
klärt hatten, besteht der Gäcilia-Ausschuß<br />
nunmehr aus folgenden Sangesbrüdern:<br />
1. Gustav Funcke, Gbmann<br />
2. Christian Klöver<br />
3. Helmut Löffel<br />
4. Horst M a s s a u<br />
5. Klaus Rohr<br />
6. Georg S p o h r<br />
7. Walter Schmitt<br />
8. Dr. Heimut Schulz<br />
'*<br />
WINTERLIED<br />
Qu. Horatius Flaccus • „Vides ut alta" (Carm. 1/9) • von Julio Goslar<br />
Bei meinem Bemühen^ Beispiele antik-klassischer Lyrik in ihrem eigenen Metrum auch der deut<br />
schen Sprache zugänglich zu machen^ wie früher schon durch Joh. Heinr. Vo5s und Emanuel Geihel<br />
geschehen, stieß ich auf die Winterode des Horaz, die ich für eines der schönsten Erzeugnisse römi<br />
scher Lyrik halte; hei dem an klassischem Kunstgut wiedererwachenden Interesse ist vielleicht auch<br />
manchem unserer KMGV-Freunde eine Deutschühertragung nicht unwillkommen.<br />
Wie unter einer Blitzlichtaufnahme gewährt<br />
die Winterode des Lauriger Horatius einen<br />
Momentblick in das gesellschaftliche Liebes<br />
leben der Jeunesse d'Cree der angehenden<br />
Cäsarenzeit Roms und mag schon dieserhalb<br />
interessant erscheinen.<br />
Im ersten Teil seines Romanwerkes „Die<br />
Ahnen", in „Ingo und Ingraban", berichtet<br />
Gustav Freytag von einem germanischen<br />
Brauch, nach welchem ein Verlöbnis als ge<br />
schlossen galt, wenn das Mädchen dem Man<br />
ne ein Band um den Arm heftete. Ähnlicher<br />
weise muß, wie der Schluß unseres Gedichtes<br />
lehrt, unter der römischen Jugend ein Liebes<br />
verhältnis dann als zustandegekommen gegol<br />
ten haben, wenn der Mann von dem Mädchen<br />
einen Armreif oder Fingerring erhielt.<br />
Die Cden des Lorbeerträgers sind in der<br />
Mehrzahl als Briefe an Personen seines<br />
Freundeskreises anzusehen, der sich vermut<br />
lich zu öfteren oder regelmäßigen Gelagen<br />
zusammenfand, von deren Teilnehmerzahl die<br />
Regel galt: „Nicht weniger als die Grazien (3),<br />
nicht mehr als die Musen" (9), und in wel<br />
chem sich auch die Männer oft hinter Frauen<br />
namen verbargen: im vorliegenden Gedict B<br />
redet der Dichter seinen Freund mit dem Na—^<br />
men „Thaliarchus" an, d. h. Trinkrat, Trunkpraeside,<br />
Magister convivii; hier müssen<br />
schon die Sitten späterer Studentenkneipen<br />
präsent gewesen sein.<br />
Briefe und Literaturwerke wurden im Alter<br />
tum nicht stumm gelesen wie bei uns, son<br />
dern Lesen wie auch Schreiben geschah spre<br />
chend, wie Josef Balogh in seiner Schrift<br />
„Voces Paginarum" („Tönende Blattseiten")<br />
(1927) nachgewiesen hat; dazu der Amanuensis<br />
Wagner in Goethes Faust I:<br />
„Verzeiht, ich hört Euch deklamieren;<br />
Ihr last gewiß ein griechisch Trauerspiel."<br />
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