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Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte

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GESUNDHEITSPoLITIK<br />

eine Begebenheit, die sich bei der Betreuung<br />

durch die damaligen externen<br />

Lehrkräfte, also noch praktizierende<br />

Kollegen oder Kollegen, die ihre Praxis<br />

bereits aufgegeben hatten bezog. Ein<br />

solcher Praktiker ging bei Endo-Behandlungen<br />

immer folgendermaßen<br />

vor: nach Abfüllen mit einem Wurzelfüllmaterial<br />

und Guttaperchastift zog<br />

er jeweils einen Schusternagel aus der<br />

Kitteltasche, knipste den Kopf ab,<br />

brachte den Nagel über dem Bunsenbrenner<br />

fast zum Glühen und steckte<br />

ihn dann in den Wurzelkanal. Ein größerer<br />

Pulk anwesender Studenten war<br />

ihm dadurch jedes Mal sicher. Damals<br />

gustierte man diese wenig akademische<br />

und unkonventionelle Therapie<br />

mit einem gewissen Unverständnis,<br />

heute sehe er dies <strong>alle</strong>rdings etwas anders,<br />

denn mehrere Jahrzehnte praktischer<br />

zahnärztlicher Arbeit zeige, dass<br />

man in der täglichen Praxis schon das<br />

ein oder andere Mal gezwungen sei,<br />

sich – manchmal auch unkonventionelle<br />

– Lösungen einf<strong>alle</strong>n zu lassen, um<br />

dem Patienten rasch zu helfen. Und<br />

aus heutiger Sicht betrachtet, sei es ja<br />

auch nichts anderes gewesen als laterale<br />

Kondensation – oder? <strong>Die</strong> zweite<br />

Anekdote erklärt sehr schön, wie wichtig<br />

es sei, als Studentenvertreter eine<br />

gute Arbeit <strong>für</strong> die Kommilitonen zu<br />

betreiben und das vertrauensvolle<br />

Miteinander auch mit den Assistenten<br />

und Hochschullehrern zu pflegen.<br />

Eines Tages kam ein Student aus einem<br />

vorklinischen Semester in das<br />

Fachschaftsbüro und fragte nach, wie<br />

man sich denn verhalten solle. Im Propädeutikkurs<br />

habe einer der Assistenten<br />

sich angewöhnt, bei bestimmten<br />

Gelegenheiten Kommandos mit einer<br />

Bootsmannsmaatenpfeife zu geben,<br />

der <strong>alle</strong> Studenten Folge zu leisten hätten<br />

... der Tipp aus der Fachschaft kam<br />

prompt: man solle sich doch mit Trillerpfeifen<br />

und Sylvestertröten bewaffnen<br />

und beim nächsten Pfeifversuch<br />

des Assis entsprechend antworten. Gesagt<br />

getan: der Assi war sprachlos. Womit<br />

die Studenten <strong>alle</strong>rdings nicht gerechnet<br />

hatten war, dass besagter am<br />

nächsten Tag mit einem Jagdhorn die<br />

Propädeutik (saison) eröffnete. Im Er-<br />

Als Molar Wars, Denti Potter<br />

und der Zahnstein der Weisen,<br />

… Pulpa Fiction, der<br />

Herr der Zähne … werden<br />

die Veranstaltungen immer<br />

noch gerne besucht<br />

gebnis war aber das Eis gebrochen und<br />

die Situation entspannte sich.<br />

Vieles gleich geblieben,<br />

einiges hinzugekommen<br />

Cand. med. dent. Frank Kanus brachte<br />

in seinem Grußwort die Studentenarbeit<br />

auf den Punkt: einiges von den seinerzeit<br />

eingeführten Neuerungen sei<br />

immer noch erhalten geblieben, so beispielsweise<br />

der Adventskaffee der jetzt<br />

seit einigen Jahren als »das Weihnachtscafe«<br />

bekannt sei und bei den<br />

letzten Malen jeweils unter einem bestimmten<br />

Motto stand: Molar Wars,<br />

Denti Potter und der Zahnstein der<br />

Weisen, Schneeweißchen und die sieben<br />

Zähne, Pulpa Fiction, der Herr der<br />

Zähne oder als Romeo und Julia würden<br />

die Veranstaltungen immer noch<br />

gerne besucht. Eine seit einiger Zeit<br />

eingeführte ZMK-Late-Night, die unter<br />

jeweils anderen Schwerpunkten stände,<br />

käme bei den Studierenden ebenfalls<br />

gut an. <strong>Die</strong> seinerzeit eingeführte<br />

Neuerung, die Wahlurnen zu Studentenparlament<br />

und studentischen Senatssitzen<br />

jeweils auch zu bestimmten<br />

Zeiten in der Zahnklinik aufzustellen,<br />

verschaffe den Zahnmedizinern nach<br />

wie vor immer wieder ansehnliche<br />

Wahlbeteiligung und damit Sitze in<br />

den Parlamenten. Zum Schluss überreichte<br />

Kanus seinem Vor-Vor-...Vorgänger<br />

und Vorredner noch eine im<br />

Fachschaftsbüro aufgefundene Ausgabe<br />

des ersten ZM-Infos, der <strong>Zeitschrift</strong><br />

der Fachschaft Zahnmedizin, die damals<br />

ebenfalls von Beischer initiiert<br />

worden war.<br />

Partnerschaft<br />

Der letzte Grußwort-Überbringer des<br />

Vormittags war Dr. Gordon Gray aus<br />

Bristol, der über die Partnerschaft und<br />

den Studentenaustausch zwischen<br />

den Zahnkliniken in Bristol und Hannover<br />

berichtete, die im Jahre 1974 gegründet<br />

wurde. Gray ging gleichzeitig<br />

auf die im Jahre 2007 mittlerweile 60<br />

Jahre dauernde Partnerschaft der Städte<br />

Bristol und Hannover ein und zog interessante<br />

Vergleiche beider Städte<br />

und beider zahnmedizinischer Institutionen.<br />

Gray hob die guten kollegialen<br />

Kontakte mit vielen Zahnärztinnen<br />

und <strong>Zahnärzte</strong>n hervor, die weit über<br />

die in den letzten 35 Jahren erfolgten<br />

gegenseitigen Besuche hinausgingen.<br />

Als besonderes Beispiel deutscher Kultur<br />

lobte er hier insbesondere die Essgewohnheiten<br />

der Deutschen und hob<br />

die beeindruckende und gut im Gedächtnis<br />

haftende Kulisse eines Icecream-palace<br />

hervor, was zu besonderen<br />

kulinarischen Genüssen geführt<br />

habe und ein Schmunzeln im Publikum<br />

hervorrief.<br />

Pausengespräche<br />

<strong>Die</strong> würdevolle Untermalung der Feierlichkeiten<br />

durch das Bläserquintett der<br />

MHH führte die Gäste in die verdiente<br />

Mittagspause die <strong>alle</strong> Anwesenden<br />

nicht nur zur körperlichen Stärkung<br />

nutzten, sondern auch <strong>für</strong> zahlreiche<br />

anregende Gespräche mit Kolleginnen<br />

und Kollegen und Begegnung mit<br />

Hochschullehrern, die man zum Teil<br />

seit Jahren und Jahrzehnten nicht mehr<br />

gesehen hatte.<br />

Wilhelm Busch und die Zähne<br />

Den eigentlichen Festvortrag hielt Professor<br />

Dr. phil. Hans Joachim Neyer, Direktor<br />

des Wilhelm-Busch-Museums in<br />

Hannover. Das Thema lautete »Wilhelm<br />

Busch – über Kopf und Zahn.«<br />

Neyer beschrieb die Wirkweise von gezeichneten<br />

Witzen. Es ginge dabei darum,<br />

Dinge zu beschreiben, die nur<br />

dann humorvoll wirkten, wenn sie eine<br />

Art von Doppel-, nicht unbedingt Zweideutigkeiten<br />

zeigten. Und es gelang<br />

ihm in einer sehr eloquenten Ausdrucksweise,<br />

gezeichnete Witze und<br />

Cartoons zu erzählen und dem Publikum<br />

problemlos – manchmal auch ohne<br />

dass dieses die Cartoons zu sehen<br />

Von links nach rechts:<br />

Prof. Dr. Dr. Nils-Claudius Gellrich, Direktor der Klinik und Poliklinik <strong>für</strong> Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

Prof. Dr. Dr. Jarg-Erich Hausamen, Emeritus, vormals Direktor der Klinik und Poliklinik <strong>für</strong> Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

Prof. Dr. Joachim Tränkmann, Emeritus, vormals Direktor der Klinik <strong>für</strong> Kieferorthopädie<br />

Prof. Dr. Dr. Friedrich Schmid, Emeritus, ehemals kommissarischer Leiter der Klinik und Poliklinik <strong>für</strong> Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

Frau Prof. Dr. Meike Stiesch, Direktorin der Klinik <strong>für</strong> Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde<br />

Prof. Dr. Till Jung, Emeritus, vormals Direktor der Klinik <strong>für</strong> Zahnärztliche Prothetik<br />

Prof. Dr. Jörg A. Lisson, ehemals kommissarischer Leiter der Klinik <strong>für</strong> Kieferorthopädie<br />

Frau Prof. Dr. Ingrid Rudzki-Janson, ehemals kommissarische Leiterin der Klinik <strong>für</strong> Kieferorthopädie<br />

Prof. Dr. Rainer Schwestka-Polly, Direktor der Klinik <strong>für</strong> Kieferorthopädie<br />

Prof. Dr. Werner Geurtsen, Direktor der Klinik <strong>für</strong> Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde<br />

Prof. Dr. Albrecht Rossbach, Emeritus, vormals Direktor der Klinik <strong>für</strong> Zahnärztliche Prothetik<br />

bekam – diese plastisch vor Augen zu<br />

führen. Neyer beschrieb Wilhelm<br />

Busch als einen Zeichner, der sich in seinen<br />

Werken immer auch mit dem Leiden<br />

von Menschen auseinandersetzte.<br />

Von Haus aus eigentlich zuerst Maschinenbauer<br />

und Maler, begab sich Busch<br />

irgendwann in die <strong>Die</strong>nste eines Verlegers,<br />

der dessen Zeichentalent erkannte<br />

und nutzte, indem er Busch <strong>für</strong> jeden<br />

Holzstock, auf den eine Zeichnung<br />

übertragen wurde, mit fünf Gulden<br />

bezahlte. Für Abzüge und Mehrfachverwendungen<br />

erhielt Busch kein Zusatzhonorar,<br />

so dass der Verleger bei<br />

der zunehmenden Beliebtheit von<br />

Zeichnungen Buschs ein gutes Geschäft<br />

machte. <strong>Die</strong> »fliegenden Blätter«,<br />

wie das erste Humor-Magazin damals<br />

genannt wurde, veröffentlichten<br />

eine Menge Holzstock-Zeichnungen<br />

von Wilhelm Busch. <strong>Die</strong> Auseinander-<br />

setzung mit dem menschlichen Körper<br />

und den Leiden erklärte der Direktor<br />

des Wilhelm-Busch-Museums mit der<br />

Tatsache, dass sich in der Familie und<br />

unmittelbaren Verwandtschaft des berühmten<br />

Zeichners einige Ärzte befanden.<br />

Busch schrieb zum Ende auch zwei<br />

Romane, »Edwards Traum« und »Der<br />

Schmetterling«, die ebenfalls seine<br />

Zeichnungen enthielten.<br />

Kompetenz und Ideen<br />

Das Grußwort des Niedersächsischen<br />

Ministeriums <strong>für</strong> Wissenschaft und<br />

Kultur überbrachte Staatssekretär Dr.<br />

Josef Lange, der wegen eines anderen<br />

Termins erst zu vorgerückter Stunde<br />

erscheinen und sprechen konnte und<br />

sich <strong>für</strong> eventuelle Überschneidungen<br />

und Doppelungen mit den Ausführungen<br />

seiner Vorredner gleich anfangs<br />

entschuldigte. Lange überbrachte die<br />

herzlichen Grüße des Ministers und<br />

hob hervor, die MHH habe sich in den<br />

letzten Jahren und Jahrzehnten zu einem<br />

Leuchtturmprojekt entwickelt<br />

und sei unter den 34 bundesrepublikanischen<br />

Fakultäten an der Spitze der<br />

Drittmittelwerbung und in der Krankenversorgung<br />

unverkennbar sehr erfolgreich.<br />

Auch die Zahnmedizin habe<br />

sich an der MHH erfolgreich entwickeln<br />

können und die MHH habe mit der Einführung<br />

der ersten deutschen Patienten-Uni<br />

erfolgreich das Ziel verfolgt,<br />

besseres medizinisches Wissen in die<br />

Bevölkerung zu bringen. An diesem<br />

Projekt sei auch das ZMK-Zentrum mit<br />

einigen Veranstaltungen beteiligt. Er<br />

wünsche der ZMK-Klinik <strong>für</strong> die Zukunft<br />

weiterhin genügend Schlagkraft<br />

und Kompetenz und Ideen zum Wohle<br />

der Wissenschaft und Forschung an der<br />

MHH.<br />

334 · ZK n mit t eilungen · 6 | 20 09 6 | 20 09 · ZK n mit t eilungen · 335<br />

Foto: t. HallBauM

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