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Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte

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GESUNDHEITSPoLITIK<br />

Dr. Markus Söder<br />

Ärztetag der Basis in Mainz<br />

Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder hat sich in einem Grußwort <strong>für</strong> den »Ärztetag der Basis« in Mainz <strong>für</strong><br />

die Freiberuflichkeit in der ambulanten medizinischen Versorgung und die freie Arztwahl stark gemacht. Auch<br />

Daniel Bahr und Professor Helge Sodan äußerten sich in deutlichen Worten zum derzeitigen Gesundheitssystem.<br />

»Unsere Ärzte brauchen eine klare, nachvollziehbare und angemessene Vergütung«, betont der Minister in einem<br />

Schreiben <strong>für</strong> die Veranstaltung der Freien Ärzteschaft (FÄ).<br />

Söder: Ärzte brauchen nachvollziehbare<br />

und angemessene Vergütung<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

dem Ärztetag der Basis übermittle<br />

ich meine herzlichen Grüße<br />

nach Mainz. Ihr Ärztetag steht unter<br />

dem Motto »Freiheit in Verantwortung<br />

– Bürgerrecht auf freie Ärzte«. <strong>Die</strong>ses<br />

Motto deckt sich mit dem Anliegen, das<br />

ich seit Amtsantritt mit Nachdruck nahezu<br />

täglich einfordere: »Freiheit <strong>für</strong> die<br />

freien Berufe« statt bürokratischer und<br />

staatsmedizinischer Bevormundung.<br />

<strong>Die</strong> große Unzufriedenheit bei Patienten,<br />

Ärzten und anderen Leistungserbringern<br />

macht deutlich, dass es in der<br />

Gesundheitspolitik eines völligen Neuanfangs<br />

bedarf. An die Stelle des eingeschlagenen<br />

Weges in eine zentralistisch<br />

gesteuerte Staatsmedizin muss ein bürgerlich-föderales<br />

Gesundheitsmodell<br />

treten. Ausgangspunkt ist dabei, dass<br />

Patient und Arzt die Basis der medizinischen<br />

Versorgung bildet. Das bürgerlich-föderale<br />

Gesundheitsmodell orientiert<br />

sich vor <strong>alle</strong>m an folgenden Grundprinzipien:<br />

Im Mittelpunkt stehen die freie Arztwahl<br />

des Patienten sowie die Diagnose-<br />

und Therapiefreiheit des Arztes. Dabei<br />

ist vor <strong>alle</strong>m das vertrauensvolle Ge-<br />

Foto: privat<br />

spräch zwischen Arzt und Patient von<br />

besonderer Bedeutung. <strong>Die</strong>s erfordert<br />

Zeit, die dem Arzt nicht durch übermäßige<br />

Bürokratie genommen werden<br />

darf. Nur zur Verdeutlichung: Im europäischen<br />

Vergleich haben wir in<br />

Deutschland mit im Durchschnitt fünf<br />

Minuten die kürzeste Behandlungszeit.<br />

<strong>Die</strong> Gesundheitsversorgung muss<br />

auf die regionalen Bedürfnisse eingehen.<br />

Hierzu gehören vor <strong>alle</strong>m die<br />

wohnortnahe Versorgung mit niedergelassenen<br />

Ärzten, Apothekern und anderen<br />

Leistungserbringern, leistungsstarke<br />

Krankenhäuser auch in der Fläche<br />

und regionale Krankenkassen.<br />

Zum Erfolg des deutschen Gesundheitswesens<br />

haben vor <strong>alle</strong>m die Freien<br />

Berufe beigetragen. Sie stehen <strong>für</strong> Humanität<br />

in der medizinischen Versorgung<br />

und müssen daher weiterhin der<br />

Eckpfeiler der Behandlungen von Pati-<br />

enten sein. Das bedeutet aber auch: Unsere<br />

Ärzte brauchen eine klare, nachvollziehbare<br />

und angemessene Vergütung.<br />

Zur Finanzierung der Gesundheitsausgaben<br />

ist ein ausgewogener Mix aus<br />

Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträgen,<br />

sozialverträglichen Selbstbeteiligungen<br />

und Steuermitteln nötig. Dabei<br />

sollen die Steuermittel vor <strong>alle</strong>m die<br />

Aufwendungen der Krankenkassen <strong>für</strong><br />

gesamtgesellschaftliche Aufgaben ausgleichen.<br />

Auf der Ausgabenseite sollen<br />

an die Stelle von staatlicher Budgetierung<br />

und Rationierung Transparenz,<br />

hohe Qualitätsstandards und Wettbewerb<br />

treten.<br />

Wenn wir in diesem Sinne unser Gesundheitssystem<br />

verändern, werden vor<br />

<strong>alle</strong>m auch die Ärzte wieder eine klare<br />

Zukunftsperspektive erhalten. Deshalb<br />

hoffe ich auf Ihre Unterstützung und<br />

die Ihrer Kollegen.<br />

Dr. Markus Söder<br />

Bayerischer Staatsminister<br />

<strong>für</strong> Umwelt und Gesundheit l<br />

FDP: Gordischer Knoten muss jetzt<br />

durchschlagen werden<br />

Der gesundheitspolitische Sprecher<br />

der FDP, Daniel Bahr, hat vor<br />

dem Weg in ein zentralistisches,<br />

verstaatlichtes Gesundheitswesen gewarnt.<br />

Gemeinsam mit Horst Seehofer<br />

habe Schmidt damals mit dem GMG<br />

diesen Weg eingeschlagen, erinnerte<br />

der Abgeordnete in einer Video-Grußbotschaft<br />

<strong>für</strong> den »Ärztetag der Basis«<br />

heute in Mainz. Nun sei es Zeit, diese<br />

Tendenzen zu beenden. »Noch haben<br />

wir hohe Werte im Gesundheitssystem<br />

wie die freie Arztwahl und die Therapiefreiheit<br />

– da<strong>für</strong> lohnt es sich jetzt zu<br />

kämpfen.«<br />

Nötig seien mehr Freiheiten im System.<br />

Auch eine leistungsgerechte Vergütung<br />

<strong>für</strong> die niedergelassenen Ärzte<br />

müsse es endlich geben. »Das neue System<br />

hat die Budgetierung eben nicht<br />

abgeschafft und ist weder <strong>für</strong> Arzt<br />

noch <strong>für</strong> Patient transparent«, monierte<br />

Bahr. Nötig sei endlich eine Honorierung,<br />

die leistungsbereiten Ärzte eine<br />

entsprechende Vergütung garantiere.<br />

Da<strong>für</strong> werde sich die FDP einsetzen.<br />

»Wir fordern außerdem, dass der Gesundheitsfonds<br />

zurückgenommen<br />

Zahnarzt und Bundestagsabgeordneter Dr. Peter Schmitz zur ambulanten medizinischen<br />

Versorgung: »Da wird mit primitiven Neid-Effekten gearbeitet.«<br />

wird.« <strong>Die</strong> Bundestagswahl werde insbesondere<br />

im Gesundheitsbereich eine<br />

Grundsatzentscheidung bringen.<br />

Vor ort sprach der Zahnarzt und<br />

Bundestagsabgeordnete Dr. Peter<br />

Schmitz <strong>für</strong> die FDP. Er kritisierte insbesondere<br />

die öffentlichen Aussagen des<br />

BMG zur ambulanten medizinischen<br />

Versorgung: »Da wird mit primitiven<br />

Neid-Effekten gearbeitet«, erinnerte<br />

Schmitz an die zum Ärzteverdienst veröffentlichten<br />

Zahlen. <strong>Die</strong> Werte bezögen<br />

sich oft nur auf Werte vor Steuern<br />

oder auf Angaben bestimmter Ärztegruppen<br />

wie die Laborärzte, die noch<br />

hohe Umsätze registrierten.<br />

Schmitz warnte vor einer neuen Gesundheitsreform,<br />

die »vielleicht nicht –<br />

wie die letzte Reform – 800 sondern<br />

1600 Seiten hat«. Vielmehr müsse nun<br />

der Gordische Knoten durchschlagen<br />

werden. Nur eine komplette Neuausrichtung<br />

könne das System noch in<br />

Richtung mehr Freiheit und Transparenz<br />

rücken. l<br />

Sodan: Ärzte müssen sich stärker<br />

politisch engagieren<br />

Der Direktor des Deutschen Instituts<br />

<strong>für</strong> Gesundheitsrecht, Prof.<br />

Helge Sodan, hat sich heute auf<br />

dem »Ärztetag der Basis« in Mainz <strong>für</strong><br />

ein System der Kostenerstattung ausgesprochen.<br />

Das derzeitige Sachleistungsprinzip<br />

beeinflusse das Recht auf<br />

freie Berufsausübung – ohne, dass es<br />

da<strong>für</strong> die erforderliche Rechtfertigung<br />

gebe.<br />

»Innerhalb eines System der Kostenerstattung<br />

lassen sich auch Sonderregelungen<br />

zur Vorschusspflicht und Finanzierungsregelungen<br />

bei extrem<br />

teuren Behandlungen finden«, wischte<br />

Sodan die Bedenken der Kritiker beiseite.<br />

Auch biete die Kontrolle der Rechnung<br />

durch den Patienten deutlich<br />

Vorteile. »Im Sachleistungssystem gibt<br />

es doch keinen Anreiz, sparsam mit den<br />

Ressourcen umzugehen.«<br />

Der Jurist erinnerte aber auch daran,<br />

dass er damit eine Meinung ver-<br />

tritt, die von den entscheidenden Personen<br />

im Bundessozialgericht nicht<br />

mehrheitlich getragen wird. Das Sozialgericht<br />

sei nicht einmal der Meinung,<br />

dass der Arzt ein Recht auf angemessene<br />

Vergütung habe. Laut BSG habe er<br />

nur das Recht auf »angemessene Beteiligung<br />

bei der Verteilung der Gesamtvergütung«.<br />

Sodan erinnerte an den Fall eines<br />

orthopäden, der aufgrund seiner Honorarsituation<br />

gegen das System vor<br />

Gericht gezogen war. <strong>Die</strong> KV habe bescheinigt,<br />

dass er seine voll ausgelastete<br />

Praxis wirtschaftlich geführt habe.<br />

Trotzdem sei der Arzt von der Insolvenz<br />

bedroht gewesen. Das Bundessozialgericht<br />

habe dem Arzt nicht Recht gegeben.<br />

»Das Bundesverfassungsgericht –<br />

und das ist absolut unverständlich –<br />

hat die Sache am Ende gar nicht zur<br />

Entscheidung angenommen.« Nicht<br />

einmal eine richtige Begründung da<strong>für</strong><br />

habe es gegeben. Der Arzt sei<br />

schließlich nur vorläufig der Insolvenz<br />

entkommen, weil der die eigene Lebensversicherung<br />

und die seiner Frau<br />

gekündigt habe.<br />

Sodan forderte die Ärzte in Mainz<br />

auf, sich stärker politisch zu engagieren.<br />

So seien starke Eingriffe in das Gebührenrecht<br />

der Juristen beispielsweise<br />

nur schwer möglich, »da die Rechtsanwälte<br />

eine starke Lobby im Parlament<br />

haben.« Auch die Ärzte müssten<br />

jetzt die positiven Strömungen in der<br />

Politik stärken. Der politische Weg sei<br />

bei der derzeitigen Ausgangslage und<br />

angesichts der Haltung des Bundessozialgerichts<br />

vielversprechender als der<br />

juristische Weg.<br />

www.facharzt.de, 17.5.2009 l<br />

»Innerhalb eines System der Kostenerstattung lassen<br />

sich auch Sonderregelungen zur Vorschusspflicht<br />

und Finanzierungsregelungen bei extrem teuren<br />

Behandlungen finden«, wischte Sodan die Bedenken der<br />

Kritiker beiseite. Auch biete die Kontrolle der Rechnung<br />

durch den Patienten deutlich Vorteile.<br />

338 · ZK n mit t eilungen · 6 | 20 09 6 | 20 09 · ZK n mit t eilungen · 339<br />

Foto: s. Mies

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