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Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte

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Berufsständisches<br />

Fünf Jahre BGH-Urteil<br />

zu Materialkosten<br />

Am 27.5.2009 jährte sich das<br />

Urteil des Bundesgerichtshofes<br />

zur (Nicht-) Berechenbarkeit<br />

zahnärztlicher Materialkosten<br />

zum fünften<br />

Mal. Zeit, die Kritik zu erneuern.<br />

Unter dem Aktenzeichen III ZR<br />

264/03 gelangte der erkennende Senat<br />

unter anderem zu der Überzeugung,<br />

dass eine gesonderte Berechenbarkeit<br />

zahnärztlicher Materialkosten nur<br />

dann gegeben ist, wenn dies entweder<br />

ausdrücklich in der GoZ benannt<br />

wird<br />

oder<br />

– Leistungen der GoÄ erbracht werden<br />

und aufgrund deren Bestimmungen<br />

eine Berechnungsfähigkeit<br />

gegeben ist.<br />

Das Gericht durchbricht jedoch im<br />

konkreten Fall seine eigene Urteilslo-<br />

366 · ZK n mit t eilungen · 6 | 20 09<br />

gik, indem es Implantatfräsen<br />

jedenfalls<br />

dann <strong>für</strong> berechnungsfähig<br />

erachtet,<br />

wenn deren Kosten 75<br />

Prozent des mit dem<br />

2,3fachen Steigerungssatz<br />

bemessenen Honorars<br />

aufzehren und<br />

der Tätigkeitsschwerpunkt<br />

der Praxis auf<br />

implantologischen<br />

Leistungen liegt. Auch<br />

wenn es sich um ein<br />

sich aus dem zu entscheidenden Fall<br />

ergebendes Kriterium handelt, ist der<br />

Ausgangspunkt bereits im Ansatz<br />

falsch. Der sich ansonsten um eine<br />

wortgetreue Auslegung der Gebührenordnung<br />

bemühende III. Zivilsenat verkennt,<br />

dass aus gebührenrechtlicher<br />

Sicht, wenngleich wenn sich im Laufe<br />

der Jahre eine andere Abrechnungs-<br />

informiert<br />

über<br />

praxis herausgebildet hat, eine zahnärztliche<br />

Leistung bereits zum 1,0fachen<br />

Steigerungssatz zumindest kostendeckend<br />

zu erbringen sein muss,<br />

wobei zusätzlich allgemeine Praxiskosten<br />

Berücksichtigung<br />

zu finden haben.<br />

<strong>Die</strong>s folgt aus § 15<br />

des Gesetzes über die<br />

Ausübung der Zahnheilkunde<br />

(ZHG), wonach<br />

»den berechtigten<br />

Interessen der<br />

<strong>Zahnärzte</strong> und der zur<br />

Zahlung der Entgelte<br />

Verpflichteten Rechnung<br />

zu tragen ist.«<br />

<strong>Die</strong> vom BGH vorgenommeneGrenzzie-<br />

hung muss daher als rein willkürlich<br />

bezeichnet werden.<br />

Darüber hinaus negiert das Urteil,<br />

dass auch bei anderen Leistungen der<br />

GoZ die damit verbundenen Materialkosten<br />

das daran geknüpfte Honorar<br />

unter Umständen sogar übersteigen.<br />

Beispielhaft seien nur endodontische<br />

Einmalinstrumente genannt. Als mittelbare<br />

Rechtsfolge mag sich aus dem<br />

in Rede stehenden Urteil zwar deren<br />

Berechnungsfähigkeit ergeben, eine<br />

rechtssichere Empfehlung lässt sich<br />

hieraus <strong>alle</strong>rdings nicht ableiten.<br />

Das Urteil verletzt darüber hinaus<br />

nach Auffassung des Unterzeichnenden<br />

in Bezug auf ärztliche und zahnärztliche<br />

Berufsausübung den sich verfassungsrechtlich<br />

ableitenden Grundsatz<br />

der Gleichbehandlung gleicher Lebensinhalte.<br />

<strong>Die</strong> Entscheidung ist jedenfalls in<br />

Teilen nicht sachgerecht und rechtssystematisch<br />

falsch.<br />

<strong>Die</strong> Liste der in Konsequenz aus dieser<br />

Rechtsprechung berechnungsfähigen<br />

Materialien in Verbindung mit<br />

Leistungen der GoZ steht Ihnen auf unserer<br />

Homepage www.zkn.de > Mitglieder-Login<br />

> Bibliothek > GoZ-Handbuch<br />

> Fach 3 – Materiallisten als PDF<br />

zum Download zur Verfügung.<br />

Dr. Michael Striebe<br />

Vorsitzender des GOZ-Ausschusses<br />

der <strong>Zahnärzte</strong>kammer Niedersachsen l<br />

Rothenburg o. T.<br />

Ausflug in die Vergangenheit<br />

<strong>Die</strong>se mittelfränkische<br />

Kleinstadt mit ihren nicht<br />

ganz 12.000 Einwohnern<br />

liegt im Landkreis Ansbach/Bayern<br />

am Fluss<br />

Tauber. Sie ist heute mit ihrer gut erhaltenen<br />

und gepflegten mittelalterlichen<br />

Altstadt, der <strong>alle</strong>s umfassenden<br />

Stadtmauer, den Stadttoren, zahlreichen<br />

Türmen, den Winkeln und Gassen<br />

noch mit Steinpflasterungen ein weltbekanntes<br />

Touristenziel geworden und<br />

hat Heidelberg an Beliebtheit den Rang<br />

abgelaufen.<br />

In der Geschichte der Zahnheilkunde<br />

nimmt Rothenburg o. T. einen markanten<br />

Platz ein und ich möchte dies mit<br />

diesem Beitrag in Erinnerung bringen.<br />

Im Jahr 970 wurde auf dem hier hohen<br />

Ufer der Tauber (oberhalb der Tauber<br />

– ob der Tauber, o. T.) eine Pfarrei<br />

errichtet und danach eine Grafenburg.<br />

Als Konrad III 1137 gekrönt wurde, hielt<br />

er in Rothenburg Hof und ließ eine<br />

Reichsburg bauen. 1274 erhob Kaiser<br />

Rudolf v. Habsburg Rothenburg zur<br />

Freien Reichsstadt. <strong>Die</strong> Kaiserburg wurde<br />

jedoch durch ein Erdbeben 1336 zerstört.<br />

Im Dreißigjährigen Krieg wurde<br />

die Stadt zwar von General Tilly erobert,<br />

jedoch auf Grund der Trunkfestigkeit<br />

des damaligen Bürgermeisters<br />

vor Zerstörung bewahrt, so die Fama.<br />

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Altstadt<br />

mit den historischen Gebäuden<br />

weitgehend erhalten. Bombenschäden<br />

an der Stadtmauer konnten dank zahlreicher<br />

Spenden restauriert werden. Ei-<br />

ne Spendenliste mit Lageangaben der<br />

Spendertafeln existiert nach Angabe<br />

der Stadtverwaltung leider nicht. <strong>Die</strong><br />

überall begehbare, hohe Stadtmauer<br />

ist circa vier Kilometer lang.<br />

Seit 1859 waren im »Centralverein<br />

Deutscher <strong>Zahnärzte</strong>« die Mehrheit der<br />

akademisch ausgebildeten<br />

<strong>Zahnärzte</strong> vereint. Zu dieser<br />

Zeit durfte jedermann Heilkunde<br />

ausüben, was durch<br />

entsprechende Gewerbeordnungen<br />

unterstützt wurde<br />

und besonders durch ein<br />

1872 durch den Deutschen<br />

Reichstag beschlossenes Gesetz<br />

über die Kurierfreiheit<br />

<strong>für</strong> Heilberufe verfügt wurde.<br />

<strong>Die</strong>ses ermöglichte die<br />

Ausübung von Heilkunde<br />

durch jeden, der sich dazu<br />

befähigt sah. So wurden einerseits<br />

von <strong>Zahnärzte</strong>n<br />

(Studium acht Semester) andererseits<br />

von Zahntechnikern<br />

und Zahnkünstlern, ab<br />

1908 zunehmend von Dentisten<br />

ebenfalls Behandlungen<br />

im Munde von Patienten<br />

durchgeführt. <strong>Die</strong> Berufsbezeichnung<br />

Zahnarzt<br />

war <strong>alle</strong>rdings gesetzlich geschützt.<br />

Zwischen <strong>Zahnärzte</strong>n<br />

und Dentisten bestanden<br />

Zwietracht und ständig<br />

böse Kompetenzkämpfe<br />

über viele Jahrzehnte hinweg;<br />

die Gräben waren tief!<br />

Historisches Rathaus<br />

von Rothenburg o. T.<br />

Fotos: dr. H. gode<br />

Rothenburg o. T. erscheint<br />

erstmals<br />

1948 in den Annalen<br />

der Zahnheilkunde:<br />

Auf Betreiben<br />

vom einflussreichen<br />

Dr. Linnert<br />

fand hier zwecks<br />

Beseitigung des<br />

unerfreulichen Dualismus<br />

der zwei<br />

zahnärztlichen Be-<br />

rufsstände, aber auch um gemeinsam<br />

gegen die nach der seit 1911 bestehenden<br />

Reichsversicherungsordnung etablierten<br />

Krankenkassenverbände wirkungsvolleren<br />

Widerstand bieten zu<br />

können, die Gründung des »Verband<br />

der Deutschen Zahnärztlichen Berufsvertretungen«<br />

(VDZB), statt.<br />

Nachdem der Deutsche Bundestag<br />

1952 das »Gesetz über die Ausübung<br />

der Zahnheilkunde« beschlossen hatte<br />

und es ab 1.4.1952 in Kraft trat, war die<br />

Kaisersaal im Rathaus von Rothenburg mit freitragender Holzdecke<br />

über die gesamte Saallänge. Hier wurde die Verschmelzung<br />

von Dentisten und <strong>Zahnärzte</strong>n feierlich beschlossen<br />

Der alte kaiserliche Doppelköpfige Adler<br />

an der Stirnseite des Saales<br />

Dr. Henning<br />

Gode<br />

6 | 20 09 · ZK n mit t eilungen · 367<br />

Foto: zkn-arcHiv

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