antriebstechnik 10/2018
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SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />
„Wir haben uns für die Kombination aus<br />
Genesis HighSpeed mit der Software Perception<br />
sowie der Entwicklungsumgebung<br />
LabView entschieden, weil sich Perception<br />
und LabView sehr einfach über eine Schnittstelle<br />
verbinden lassen“, sagt Stefan Lauck,<br />
Entwicklungsingenieur bei Schabmüller.<br />
„Zudem können wir dank der Perception-<br />
Sensordatenbank unterschiedlichste Sensoren<br />
für Strom, Spannung und Drehmoment<br />
sehr einfach in das Messsystem integrieren.<br />
Einfach per Plug & Play, wie ein USB-Gerät<br />
in einen Rechner. Auch die Integration von<br />
Vibrationssensoren als Teil der elektrischen<br />
Vermessung ist problemlos möglich. Wir<br />
sparen damit Zeit und Ressourcen bei der<br />
Entwicklung des Prüfstands.“<br />
Die Messaufgaben im Prüfstand von<br />
Schabmüller sind vielfältig, um Kurzzeitoder<br />
Dauerleistung von Synchronmaschinen<br />
zusammen mit dem Wirkungsgrad zuverlässig<br />
zu bestimmen oder die Lebensdauer<br />
oder Komponentenzuverlässigkeit<br />
zu ermitteln. So messen die Experten etwa<br />
Drehzahl sowie Drehmoment, ermitteln das<br />
Wirkungsgradkennfeld und bestimmen auf<br />
Basis dieser Messdaten die Längs- und Querinduktivitäten.<br />
Zudem setzt Schabmüller<br />
Versuche zur Lebensdauer unter maximaler<br />
mechanischer Belastung um. Zusätzliche<br />
thermische Dauerversuche liefern Ergebnisse,<br />
wie sich unterschiedliche Dauer- und<br />
Intervallbelastungen auf die Funktion der<br />
Motoren auswirken. „Die Elektromotoren<br />
müssen bis zu 50 000 h Betriebsdauer aushalten“,<br />
erläutert Lauck.<br />
System für Echtzeit-Tests<br />
Um alle Messdaten sicher und zuverlässig<br />
zu ermitteln, müssen die einzelnen Komponenten<br />
des Prüfstands zusammenarbeiten:<br />
Die Sensoren erfassen Messsignale wie Strom,<br />
Spannung, Temperatur sowie Drehmoment<br />
und leiten sie an das Messverstärkersystem<br />
weiter. Im Prüfstand von Schabmüller kommt<br />
das Datenerfassungssystem Genesis High-<br />
Speed GEN7tA samt den Erfassungskarten<br />
GN6<strong>10</strong>B zum Einsatz. Die DSPs, digitale<br />
Signalprozessoren auf den Karten, verarbeiten<br />
die Messdaten und berechnen erste<br />
Ergebnisse – in Echtzeit. Die berechneten<br />
Messergebnisse werden zur Auswertung an<br />
LabView weitergegeben – dank EtherCAT-<br />
Anschluss bis zu 1 000 Mal/s. Parallel dazu<br />
speichert die HBM-eigene Software Perception<br />
auch alle erfassten Rohdaten ab.<br />
„Messdaten und Echtzeitrechenergebnisse<br />
werden zeitsynchron mit gleichem Zeitstempel<br />
erfasst und weitergegeben. Das ist<br />
ein enormer Vorteil bei der Auswertung“,<br />
betont Stefan Lauck. „Zudem können wir<br />
in Perception eigene Formeln für die<br />
Berechnungen erstellen und in der Formeldatenbank<br />
ablegen. Diese Formeln sind<br />
im Post-Process oder auch in Echtzeit-Berechnung<br />
in den DSPs anwendbar. Ganz<br />
ohne Programmieraufwand der jeweiligen<br />
Rechnerarchitektur.“<br />
Perception kommuniziert über eine frei<br />
programmierbare Software-Schnittstelle<br />
mit dem LabView-Programm. Dieses ist zuständig<br />
für die Steuerung und Automatisierung<br />
der Prüfstandsprozesse und steuert<br />
auf Basis der Echtzeit-Rechenergebnisse<br />
die Umrichter von Last- und Prüflingsmaschinen.<br />
„Die Messdaten können zu<br />
zyklussynchronen Einzelwerten verarbeitet<br />
werden. Für die Steuerung und Automatisierung<br />
der Prüfprozesse werden anschließend<br />
nur die relevanten zyklussynchronen<br />
Rechenergebnisse genutzt, wie etwa Effektivwerte<br />
von Strom und Spannung oder die<br />
Drehzahl“, sagt Lauck. „Da die Rohdaten bei<br />
Bedarf trotzdem gespeichert sind, können<br />
wir diese zudem für weitergehende Post-<br />
Process-Analysen verwenden.“ Neben den<br />
zyklussynchronen Einzelwerten lassen sich<br />
auch kontinuierliche Messdaten in der Formeldatenbank<br />
von Perception verknüpfen<br />
und in Echtzeit verarbeiten. Auch dafür<br />
sind keine Programmierkenntnisse nötig.<br />
Einfache Sensor-Integration<br />
„Die Kombination aus LabView und der<br />
Perception bietet uns wirklich viele Vorteile“,<br />
sagt Lauck. Das Genesis HighSpeed<br />
zeichnet etwa die Messdaten der Sensoren<br />
zeitsynchron auf und ermöglicht Abtastraten<br />
von bis zu 2 MS/s auf bis zu 51 Leistungs-Kanälen.<br />
Dabei synchronisiert es<br />
automatisch die Abtastraten der unterschiedlichen<br />
Kanäle und Einschubkarten.<br />
Das mindert den Aufwand für Nutzer erheblich.<br />
Zudem lassen sich bei dieser<br />
Lösung die Vorteile von LabView nutzen,<br />
wie etwa das Datenformat TDMS, um große<br />
Datenmengen schnell zu speichern. Dies<br />
ermöglicht auch eine weiterführende Analyse<br />
der Daten mit einer Vielzahl am Markt<br />
erhältlicher Programme.<br />
Bei der Integration des Messdatenerfassungssystems<br />
in den Prüfstand erhielten<br />
die Entwickler von Schabmüller maßgeschneiderte<br />
Unterstützung von den HBM-<br />
Perception-Experten. Stefan Lauck: „Perception<br />
ist eine effiziente Software, die zuverlässig<br />
Daten erfasst. Wir haben uns dank<br />
der Einführungsschulung von HBM schnell<br />
01 Schabmüller entwickelt gemeinsam mit<br />
den HBM-Experten ein neues<br />
Prüfstandskonzept<br />
02 Im Prüfstand erfassen Drehmoment-<br />
Aufnehmer das Drehmoment und leiten die<br />
Ergebnisse an die HBM-Datenerfassungskarten<br />
weiter<br />
03 Über eine frei programmierbare<br />
Software-Schnittstelle kommuniziert die<br />
HBM-Software Perception mit der Entwicklungsumgebung<br />
LabView<br />
eingearbeitet. Und aufgrund der einfachen<br />
Handhabung können wir sehr individuelle<br />
Messabläufe definieren.“<br />
Fotos: HBM<br />
www.hbm.com<br />
<strong>antriebstechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2018</strong> 51