Kulturfenster Nr. 02|2018 - April 2018

Das Thema
Blasmusik
Der Kapellmeister – Ehrenamt
oder Angestellter
Ab wann ist das Ehrenamt ein Ehrenamt?
Anforderungen eines Kapellmeisters: vom unterhaltsamen Platzkonzert ...
Die Tageszeitung „Dolomiten“ berichtete
in ihrer Ausgabe vom 7. März u.a. von der
Jahreshauptversammlung des VSM-Bezirks
Brixen.
Der Bericht nahm auch Bezug auf die
Stellungnahme von Bezirkskapellmeister Erwin
Fischnaller zum spielerischen Niveau
der Südtiroler Kapellen: „Im Vergleich zum
Ausland zeigten die Wettbewerbsergebnisse
der Kapellen seiner Meinung nach in vergangenen
Jahren eine Stagnation. Er analysierte
seine These, ob eine Ursache dafür
das Fehlen professioneller Bläser oder
.... zum anspruchsvollen Festkonzert
das ‚Mischmasch-System‘ von Ehrenamt
und Bezahlung in den Kapelle sein könne.
Entweder sollten alle eine Spesenvergütung
bekommen oder keiner, meinte Fischnaller.
Eine Kapelle sollte eine Gruppe von
Gleichgesinnten sein, und nach 10 Jahren
Kapellmeistertätigkeit sei er zur Überzeugung
gekommen, dass Ehrenamt wieder
Ehrenamt werden solle. Früher oder
später werde es ein professionelles Blasorchester
geben, das – auf höchstem Niveau
spielen – sich auch die andere Kapellen
positiv auswirken könnte.“
Dieser Zeitungsartikel und der Kommentar
des Bezirkskapellmeisters Erwin
Fischnaller haben uns als Fachgruppe Kapellmeister
im Verband Südtiroler Musikkapellen
(VSM) zum Nachdenken und zum
Verfassen dieser Zeilen gebracht. Soll eine
Kapellmeisterin oder ein Kapellmeister das
Amt ehrenamtlich ausüben? Was zwangsläufi
g die Frage aufwirft, bis wann oder
ab wann ein Ehrenamt ein Ehrenamt ist.
Die Rollen der Kapellmeister von anno
dazumal und von heute sind nicht mehr
vergleichbar. Das Anforderungsprofi l, die
Aufgaben, die Erwartungshaltung, das
Fachwissen, die Ausbildung und viele weitere
Punkte haben sich geändert und sind
um vieles aufwändiger geworden. Früher
war der Kapellmeister meist ein Mitglied
der Kapelle; er kam aus den eigenen Reihen.
Er war vor Ort und führte dieses Amt
aus, weil er fast immer der fähigste Mann
der Kapelle war. Oder der, der sich getraut
hat, oder der, den man als Musikant entbehren
konnte, weil viele andere dasselbe
Instrument spielten. Der Aufwand für dieses
Amt war, wenn überhaupt, nur unwesentlich
höher als für die „normalen“ Mu-
Nr. 02 | April 2018 33