Berliner Kurier 19.10.2018
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BERLINER KURIER, Freitag, 19. Oktober 2018<br />
Keine Angst vorgroßen Namen: Davie Selkegibt immer alles, so wie hier bei Herthas sensationellem 2:0-Erfolg gegen<br />
den FC Bayern. Nun drängt er sogar wieder auf einen Startelfplatz im Team vonPal Dardai.<br />
Bei bislang fünf Kurzeinsätzen in dieser Saison konnte der 23-Jährige allerdings noch nicht treffen. Auch in Mainz (l.)<br />
scheiterte er ganz knapp. Niemand ärgertsich mehr darüber als der ehemalige Junioren-Auswahlspieler (r.).<br />
Fotos: Imago (2), City-Press, ZVg<br />
ich von Anfang an auf den Platz<br />
gehöre und dem Trainer die<br />
Entscheidung so schwer wie<br />
möglich machen.<br />
Sie leben jetzt ein Jahr in<br />
Berlin. Es ist das erste Mal<br />
ohne Ihren Vater Teddy, mit<br />
dem Sie in Leipzig und Bremen<br />
zusammengewohnt<br />
haben. Wiefühlt sich das an?<br />
(lacht) Das erste Mal, stimmt.<br />
Er ist nicht nur mein Vater, sondern<br />
auch mein bester Freund.<br />
Wir hatten sehr schöne Zeiten<br />
zusammen. Meine Freundin<br />
hat aber irgendwann Druck gemacht<br />
–dann musste die Trennung<br />
her! (lacht) Ich vermisse<br />
ihn, aber wir sind täglich, wirklich<br />
täglich in Kontakt. Er besucht<br />
mich regelmäßig. Aber<br />
nach fünf Jahren, die ich mit<br />
meiner Freundin zusammen<br />
bin, war es Zeit für den nächsten<br />
Schritt.<br />
Wie wichtig war Ihr Vater<br />
auch während der Lungenverletzung?<br />
Ich mag es nicht so, wenn ich<br />
bemitleidet werde. Deshalb<br />
wollte ich nicht, dass die Mannschaft<br />
vorbeikommt. Ich habe<br />
Besuch ausgeschlossen. Mein<br />
Vater war natürlich da, genau<br />
wie auch meine Freundin und<br />
auch mein Berater, der mittlerweile<br />
wie ein großer Bruder für<br />
mich ist. Mein Vater und ich<br />
wissen genau, wie der andere<br />
tickt. Wir lachen über die gleichen<br />
Witze, machen gerne<br />
Blödsinn! Wir sind eins.<br />
Ihr Vater ist in Äthiopien geboren,<br />
kam in jungen Jahren<br />
nach Deutschland. Ihre Mutter<br />
ist Tschechin. Haben Sie<br />
selbst mal Rassismus in<br />
Deutschland erlebt?<br />
Zum Glück nur ein einziges<br />
Mal. Da habe ich Rassismus auf<br />
einem Dorffest gespürt. Ich<br />
wurde dort krass angemacht.<br />
Ich bin ein sehr emotionaler<br />
Typ, reagiere da sehr sensibel.<br />
Ich wüsste nicht, wie ich im<br />
Stadion auf rassistische Äußerungen<br />
reagieren würde. Wir<br />
stehen alle in der Verantwortung:<br />
Rassismus darf einfach<br />
nicht toleriert werden!<br />
Sie sprechen Ihre Emotionalität<br />
an. Woher kommt Ihr<br />
unbändiger Siegeswille?<br />
Ich bin sehr ehrgeizig, auch die<br />
Mitspieler bremsen mich<br />
manchmal. Aber so bin ich nunmal.<br />
Ich will immer gewinnen.<br />
Selbst meinen Vater und meine<br />
Freundin lasse ich bei Brettoder<br />
Kartenspielen nicht gewinnen.<br />
Als junger Spieler hatte<br />
ich meine Emotionen oft<br />
nicht im Griff.<br />
Sie haben aber keinen Profi-<br />
Platzverweis erhalten …<br />
…stimmt! Meine letzte Rote<br />
Karte war in der U16-Oberliga<br />
in Villingen. Aber heute kann<br />
ich mich gut beherrschen. In<br />
der Jugend in Hoffenheim hatte<br />
ich damals viele Schulungen<br />
–wie entspanne ich mich, wie<br />
gehe ich mit Stress um. Seitdem<br />
bin ich der ruhige Davie.