KUNSTINVESTOR AUSGABE NOVEMBER 2018
KUNSTINVESTOR Kunst als Kapitalanlage AUSGABE NOVEMBER 2018 Chefredakteur: Michael Minassian
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Kunst als Kapitalanlage
AUSGABE NOVEMBER 2018
Chefredakteur: Michael Minassian
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AUCTION<br />
7<br />
Die Werke, die Günther Uecker seit mehr<br />
als 60 Jahren schafft, bewegen sich in ihrer<br />
Gestaltung zwischen kraftvollem Ausdruck,<br />
politischem Statement und zarter Geste. Mit<br />
seinem großen Œuvre zählt Günther Uecker zu<br />
den vielseitigsten Vertretern der deutschen<br />
Nachkriegskunst. Das Nagel objekt „Johannes“<br />
des Künstlers kommt am 27. November <strong>2018</strong><br />
im Dorotheum zur Auktion.<br />
VON PETRA SCHÄPERS UND<br />
SUSANNE ZIMMERMANN<br />
Gemeinsam mit Heinz Mack und Otto Piene<br />
begründete Günther Uecker 1958 in Düsseldorf<br />
die Künstlerbewegung ZERO. Die „angestrebte<br />
Tendenz war die Reinigung der Farbe von den<br />
Spuren des Informel und des Neo-Expressionismus, die<br />
friedliche Eroberung der Seele durch Sensibilisierung. […]<br />
ZERO ist eine unmessbare Zone, in der ein alter Zustand in<br />
einen unbekannten neuen übergeht“, sagte Otto Piene über<br />
die Entstehung von ZERO.<br />
Günther Ueckers Werk „Johannes“ von 1995, das im<br />
Dorotheum zur Auktion gelangt, zählt zu seinen bibliophilen<br />
Werken. Diese Werkgruppe umfasst über 200 Arbeiten, darunter<br />
zahlreiche Mappenwerke, Bücher, große Objektinstallationen<br />
und Multiples, die sich mit der Sprache, mit politischen,<br />
religiösen und auch fiktiven Texten auseinandersetzen.<br />
Sie bilden das Werk oder sind fest darin eingebunden.<br />
SEELE<br />
AUKTION<br />
Zeitgenössische Kunst<br />
27. November <strong>2018</strong><br />
In „Johannes“ sind dem Text der Verse 1 bis 9 aus Kapitel 1<br />
des Johannes-Evangeliums ein Asche- und ein Nagelbild<br />
beiseitegestellt. Der Text ist integrativer Bestandteil des<br />
Gesamtwerkes und wird neben den flankierenden Arbeiten<br />
zum Kunstwerk erhoben. „Wenn man die Wörter abschreibt,<br />
erfolgt so etwas wie eine Verinnerlichung im Sinne eines<br />
Gebetes. Und wenn ich mich diesen Wörtern zuwende, dann<br />
ist bildnerisch Handeln und lesbar Schreiben ein ganz wichtiger<br />
Prozess, um auf die Ursprünglichkeit und auch auf<br />
den ethischen Ausdruck der Schrift zu kommen. Es muss<br />
auf mich übergehen, sonst würde ich nur wie ein Schreiberling<br />
abschreiben und nicht verstehen, was ich schreibe“, so<br />
Uecker. Die Worte sind mit dem Kunstwerk verbunden und<br />
als komplementärer Kommentar zu den begleitenden bildnerischen<br />
Arbeiten zu verstehen.<br />
Mit den Aschebildern, die vor allem in der Zeit nach dem<br />
Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 entstanden, setzt<br />
Günther Uecker ein politisches Statement. Er kritisiert