Berliner Zeitung 20.11.2018

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Berliner Zeitung · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 – S eite 26 * ························································································································································································································································································· Panorama LEUTE Sophia Loren wirdentgegen anderslautender Gerüchte daheim nicht Mama Mirácoli genannt. Nichtsdestotrotz wirdimHause Loren italienisch gekocht, und zwar ganz dem Klischee folgend Pasta und Pizza. Letzteres kommt zuerst auf den Teller,das Zubereiten der Pasta ist zeitaufwendig und über selbige verfügt La Loren nicht. Daher gibt es Pizza und zwar das neapolitanische Original „mit Tomaten drauf und Olivenöl –das ist die echte Pizza“. Mahlzeit! HerbertGrönemeyer liebt’s ebenfalls bodenständig, er gibt sich als„Wildromantiker“ zu erkennen und meint das als grundsolides Statement. Denn für Grönemeyer ist die Heirat eine Frage der Haltung:„Man bekennt sich zueinander.Auch dass man die Zeit, die einem bleibt, gemeinsam gehen will“, so der Sänger mitWohnsitz in London und Berlin. Nahurito,Sohn des japanischen Kaisers Akihito,soll im kommenden Jahr auf den Chrysanthementhron steigen und sieht sich anlässlich der bevorstehenden Parade mit der Frage nach einem standesgemäßen Gefährtkonfrontiert. DerRolls-Royce,in dem der Herr Papa (84) bei seiner eigenen Parade 1990 saß, ist mittlerweile zu alt und eine Pferdkutsche zu gefährlich. AusKostengründen soll es dieses Malein Toyota werden. Hannes Jaenicke spricht uns aus dem Herzen mit seiner Kritik am liebsten Hobbyder Deutschen, nämlich der Karre. Er habe kein Verständnis für die Auto- Leidenschaft der Deutschen. „Dieser Auto-Fetisch macht uns unlocker.InHolland fahren die meisten Fahrrad – auch mit vier Kindern“, so der Schauspieler (58). (mpw./mit dpa) Er findet, dass die Deutschen es übertreiben mit ihrer Liebe zum Auto. DPA/J. KALAENE TIERE Erforscht: Der Kotdes Wombats hat bröcklige Würfelform. DPA Wir sind verwirrt! Gerade erreicht uns die Meldung, dass die Maschinenbauingenieurin PatriciaYang vom amerikanischen Georgia Institute of Technology herausgefunden hat, wie der australischeWombat seinen würfelförmigen Kot„produziert“ …Aber das hatte vorzweiJahren bereits die Verhaltensökologin Louise Gentle vonder britischen Nottingham Trent University erklärt: Zumeinen werde der Nahrungsbrei in den vorderen Darmpassagen vonGraten in eine flächige Form gepresst; zum anderen dauerederVerdauungsvorgang mit 14 bis 18 Tagen recht lange,sodass das Material trocken und hartwird und beim Austritt seine bröcklige Würfelgestalt behält.WussteYang das nicht? Egal:Wombats markieren mit dem Kotihr Revier an exponierten Stellen, vondenen er nicht wegrollen soll. Deshalb ist er eckig. Aha! (schl.) „Ich habe Respektlosigkeit gesucht“ Johnny Depp liebt die Extreme. Auch wenn er dafür Regisseure in den Wahnsinn treiben muss Sein Besuch war der Höhepunkt des Zürich Film Festival. Und dieses Mal war Johnny Depp sogar so pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk –sonst ließ er Journalisten auch mal über zwei Stunden warten. Außerdem war er nüchtern, charmant und sah gesund aus. Gute Nachrichten von einem Ausnahmeschauspieler, der oft im freien Fall zu sein scheint. Mr.Depp,was muss eine Rolle haben, um Ihr Interesse zu wecken? Ich möchte vor allem überrascht werden. Wasich wirklich an meinem Beruf genieße, ist die eigentliche Arbeit: in die Figur einzutauchen, sie finden und sie aufzubauen. Ichfühle mich geradezu verpflichtet, nach einer Spielart zusuchen, bei der ich auch voll auf die Nase fallen könnte. Warum wollen SieRisiken eingehen? Ich meine, ich schulde den Zuschauern, immer etwas Neues auszuprobieren. Ich hasse es, zulangweilen! Sie sind nun in „Phantastische Tierwesen –Grindelwalds Verbrechen“ zu sehen. Siespielen den bösen Zauberer GellertGrindelwald … Ein interessanter Charakter, wieder einmal …Erist davon überzeugt, dass seine Ideen einem größeren Wohl dienen. Es gab schon einige Menschen in der Weltpolitik, die das Gleiche gedacht haben (lacht). Ja, er ist davon tief überzeugt. Er ist kein lustiger Typ, so gar nicht lustig. Macht es Ihnen Spaß, eine unsympathische Figur zu erschaffen und zu verkörpern? Und wie! Das Set war eine Art Zirkusarena, in der ich herumfliegen konnte, alles ausprobieren konnte und mich so der Rolle näherte.Grindelwald tendiertschon sehr zum Faschistischen, er ist ganz klar einer von denen. Aber mir stand es frei, ihn auch als sensiblen und besorgten, aber manipulativen und mächtigen Zauberer zu spielen. Eine ambivalente Figur, sowie ihr größter Erfolg: Captain Jack Sparrow aus „Der Fluch der Karibik“. Captain Jack wurde im Originaldrehbuch als eine Art Haudegen beschrieben, ein Pirat, der irgendwo hineinrasselt, kurz mal das Schwert zückt und sich dann das Mädchen schnappt. Ich hatte andere Vorstellungen! Haben Sie sich mit dem Studio über Jack Sparrow gestritten? So lange, bis der Film fertig war. Schon als wir Testaufnahmen machten, mit Make-up und der richtigen Garderobe,umzuprüfen, wie die Figur aussieht, rollten einige der Studiobosse mit den Augen. Dann kamen die Anrufe: „Du musst die blöden Zotteln am Kinn wegrasieren.“ Später hieß es sogar:„Wassoll das für ein Typsein? Ist der nur irre betrunken oder ist er schwul?“ Unddaerwiderte ich: „Sorry–wussten Sienicht, dass alle meine Figuren schwul sind?“ Daswar dann die letzte Frage, die sie mir stellten. Das war vor über 15 Jahren. Jack Sparrow wurde Kult. Wiefühlt es sich an, eine solche Figur entgegen aller Widerstände zu erschaffen? Es war etwas völlig Unerwartetes und Neues für mich. Als ich Jack Sparrow erfand, war meine Tochter Lily Rose drei Jahrealt. Ichhatte also drei Jahre lang nichts anderes gesehen außer Trickfilme. Ich fragte mich, warum die Zeichentrickfiguren mit Dingen durchkommen, die wir nicht können. Das wurde dann mein Ansatz: Jack kann mit Dingen davonkommen, die wir in unserem JohnnyDepp: „Wussten Sie nicht, dass alle meine Figuren schwul sind?“ JohnnyChristopher Depp wurde am 9. Juni 1963 in Owensboro im Bundesstaat Kentucky geboren. Bekannt wurde Depp Ende der 80er durch die Fernsehserie „21 Jump Street“, seinen ersten nennenswerten Auftritt in einem Kinofilm hatte er in WesCravens Kultschocker „A Nightmare on Elm Street“ von1984. Märchenhaft: Depp als Edward mit den Scherenhänden. IMAGO DER MANN, DER PIRAT Die Rolle des Captain JackSparrowin„Der Fluch der Karibik“ machte Deppzum Megastar und zu einem der bestbezahlten Mimen weltweit. Depp in seiner Paraderolle als nuschelnder Piratenkapitän Jack Sparrow. IMAGO IMAGO Alltag nicht bringen könnten, und die Leute sagen einfach: „Richtig!“ Ichhabe die ultimativeRespektlosigkeit gesucht. Kann man sagen, dass Sie Tim Burton und sein Kino auf diesen Weggebracht haben? Burton ist bis heute der Regisseur, mit dem Sie amhäufigsten drehten, zuerst „Edward mit den Scherenhänden“. Edward war wie ein Neugeborenes, das die Dinge zum ersten Mal sieht. In jeder Sache, auch in einer banalen Weintraube, sah er Schönheit und Faszination. In seiner bedingungslosen Liebe erinnerte er mich an meinen Hund. Während sich Schauspieler sonst um so viel Text wie möglich reißen, strich ich 85 Prozent des Dialogs. Als Dianne Wiest mich fragt, wo mein Vater ist, sagte ich nicht wie vorgesehen „Erist tot“, sondern änderte es in „Er ist nicht aufgewacht“. Das zeigt seine Reinheit und Unbedarftheit: DerTod existierte nicht in seinem Wissen. Siehaben neun Filme mit Burton gedreht. Wie würden Sie ihn bezeichnen? AlsKomplizen? Nein, er ist mein bester Freund.Wir haben uns vonAnfang an in einer Art Geheimsprache verständigt. Denn Timstottertein wenig, ich auch, so haben wir eine seltsame Kurzsprache entwickelt. Heute ist das noch extremer: Er braucht mich nur ansehen und ich verstehe sofort, was er sagt. Sie sagten mal, dass die Musik Ihre erste Liebe sei. Im Sommer waren Sie mit Ihrer Band „Hollywood Vampires“ sogar auf Tournee in Deutschland. Wievergleichen SieIhreArbeit als Musiker mit der des Schauspielers? Wenn man Musik macht und über Noten und Texte kommuniziert, gibt es sofort einen unmittelbaren Austausch mit dem Publikum. Beieinem Film macht man die Arbeit, zu der man sich verpflichtet hat, aber die Reaktion des Publikums kommt erst ein Jahr später, wenn der Film fertig ist und in die Kinos kommt. An diesem Punkt hast du es längst hinter dir.Was mir bleibt, ist die Erinnerung und die Erfahrung, diese Rolle gespielt zu haben. Das ist mir genug. Ich möchte meine Filme lieber nicht sehen, das ist mir unangenehm, ich mag mich nicht selbst anschauen. Stimmt es, dass Sieregelmäßig in voller Captain-Jack-Montur Krankenhäuser besuchen, um Kinder aufzuheitern? Ich war und bin sehr dankbar dafür, dass die Menschen Captain Jack in ihr Leben ließen. Siesahen etwas in ihm, sie fanden da etwas, konnten sich mit ihm identifizieren. Das war für mich faszinierend. Ich gehe in Krankenhäuser,wotodkranke Kinder liegen. Zusammen mit ihren Eltern sind sie mit Schmerzen konfrontiert und stehen vor der schwierigsten Sache im Leben, dem Tod. In den Augen dieser Kinder siehst du ihren großen Mut. Dann erscheint so ein großes Lächeln auf ihren Gesichtern, und du siehst aus den Augenwinkeln, wie die Eltern dahinschmelzen, die gerade selbst durch die Hölle gehen und ihr Kind mal wieder lächeln sehen. Dasist das mindeste,was ich tun kann. Das bin ich ihnen schuldig. Diese erstaunlichen Menschen zu treffen, ist für mich bereichernd und herzzerreißend zugleich. Wenn ich für eine Sekunde oder Minute jemanden so berühre, werde ich das gerne für den Rest meiner Tage tun. DasGespräch führte Mariam Schaghaghi. NACHRICHTEN Unwetter auf Teneriffa: Wellen reißen Balkone mit SchwereUnwetter mit Riesenwellen vonbis zu sechs MeternHöhe haben am Wochenende auf den Kanarischen Inseln zu Verwüstungen geführt. Besonders schlimm betroffen war der Nordwesten vonTeneriffa. In der Gegend vonGarachico seien 65 Wohnungen vorsorglich evakuiert worden, berichtete die spanische Zeitung El Confidencial. AufimInternet verbreiteten Videos ist zu sehen, wie riesige Atlantikwellen Balkone in einem mehrstöckigen Wohnhaus mitreißen. Auch über Katalonien gingen heftige Regenfälle nieder. (dpa) Feuervulkan in Guatemala spuckt Lava und Asche Der Feuervulkan hat seinen Namen zu Recht und ist ausgebrochen. DPA DerVolcán de Fuego (Feuervulkan) in Guatemala ist erneut ausgebrochen und hat viele Menschen in die Flucht getrieben. Eine Aschewolke stieg rund 1500 Meter in die Höhe und ein Lavastrom lief durch eine Schlucht etwa 2,5 Kilometer den Berghang hinab,wie der Katastrophenschutz des Landes mitteilte.MehrereDörfer in der Nähe desVulkans seien evakuiertworden und fast 3000 Menschen hätten sich in Sicherheit gebracht, berichtete die Zeitung„Prensa Libre“. DerFeuervulkan rund 40 Kilometer südwestlich vonGuatemala-Stadt war zuletzt recht aktiv.Bei einem schweren Ausbruch im Juni kamen rund 200 Menschen ums Leben.Von der Katastrophe waren rund 1,7 Millionen Menschen betroffen. (dpa) Pfarrer verspielte 120 000 Euro aus Gemeindekasse Einkatholischer Pfarrer aus dem Harz,der widerrechtlich rund 120 000 Euro aus der Gemeindekasse genommen hat, hat das Geld für eine betrügerische Internet-Lotterie verwendet. Der64-Jährige hatte sich laut Bistum beim Landeskriminalamt selbst wegen Betruges angezeigt. Er sei auf Internet-Betrüger hereingefallen und habe die Gemeindegelder veruntreut, gab der Pfarrer zu. (dpa) Lebenslange Haft für Mörder nach fast 20 Jahren Knapp 20 Jahrenach dem gewaltsamen Todder acht Jahrealten Johanna hat das Landgericht Gießen einen Mann zu lebenslanger Haft verurteilt. DieRichter sprachen den 42-Jährigen am Montag unter anderem des Mordes schuldig. Nach ihrer Überzeugung hatte der Angeklagte das Mädchen aus Ranstadt im hessischen Wetteraukreis im September 1999 entführt. Johannas Leiche war im April2000 in einemWaldstück bei Alsfeld imVogelsberggefunden worden. DerRichter sagte in der Urteilsbegründung, der Angeklagte habe „ohne jeden Zweifel“ Johanna überwältigt, betäubt und in seinen Kofferraum gesperrt. DerDeutsche habe den Kopf des Kindes mit Klebeband umwickelt –das Band sei so zum „Mordwerkzeug“ geworden. (dpa)
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