WLZ 60 | Nov 2018
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Friedhof - Erinnerung<br />
und Anziehungspunkt<br />
Ein Friedhof bedeutet für Angehörigen Erinnerung. Er<br />
kann aber auch Touristenmagnet sein und Erholung bieten.<br />
Ein Einblick in die Facetten dieser letzten Ruhestätte.<br />
Fotos: © WienTourismus / Stefan Csáky<br />
Interessante Friedhöfe<br />
Ein Friedhof ist ein Ort der Erinnerung.<br />
Er ist aber auch ein Ort der<br />
Begegnung. Viele Stadtbewohner<br />
Wiens nutzen beispielsweise den<br />
Zentralfriedhof für einen Familienausflug<br />
oder Spaziergang. Er ist<br />
der der zweitgrößte Friedhof Europas<br />
mit fast 900 Ehrengräbern.<br />
Auch der St. Marxer Friedhof in<br />
Wien ist ein Anziehungspunkt<br />
als einzig erhalten gebliebener<br />
Biedermeierfriedhof, der 1784<br />
eröffnet wurde: Schiefe Steine,<br />
bemooste Platten und alte Bäume<br />
schaffen eine hochromantische<br />
Atmosphäre. Trauernde Engel<br />
beweinen Verstorbene, darunter<br />
das Grab von Wolfgang Amadeus<br />
Mozart.<br />
Von Efeu umwucherte, zum<br />
Teil verfallende Grabsteine und<br />
Inschriften für „Fabricanten“<br />
oder „bürgerliche Kanalräumers-<br />
Gattin“ finden sich am Friedhof<br />
St. Marx in Wien, für viele eine<br />
romantische Pilgerstätte.<br />
In Hamburg/Ohlsdorf befindet<br />
sich übrigens der größte Friedhof<br />
Europas mit 400 Hektar und<br />
über 320.000 Grabstellen. Er ist<br />
gleichzeitig der weltgrößte Parkfriedhof<br />
und bietet als Hamburgs<br />
weitläufigster Park ein Stück Natur<br />
mitten in der Großstadt.<br />
Auch geliebte Haustiere finden<br />
ihre letzte Ruhe oft auf einem<br />
Friedhof. In Irland ist dem Powerscourt<br />
Garden einer der größten<br />
Tierfriedhöfe des Landes<br />
angeschlossen, auf dem etliche<br />
Haustiere der Familie begraben<br />
sind - inklusive Grabstein und Inschrift.<br />
In Wien gibt es seit 2011<br />
den ersten Tierfriedhof inklusive<br />
Aufbahrungshalle, Kremierungsmöglichkeit<br />
sowie Erd- und Urnengräber.<br />
Trend der Inschriften<br />
Friedhöfe sind für viele Kulturen<br />
nicht selbstverständlich. So<br />
werden etwa in Japan 98% der<br />
Verstorbenen kremiert. Die parkähnlichen<br />
Gräberhaine mit Musikergedenkstätten<br />
sind für diese<br />
Touristen daher ein absolutes<br />
Muss.<br />
Ebenso interessant wie die Friedhöfe<br />
sind die Grabinschriften,<br />
die Einblicke in die Persönlichkeit<br />
des Verstorbenen bieten. In<br />
der heutigen Zeit beschränken<br />
sich diese meist auf Vor- und Familienname<br />
sowie Geburts- und<br />
Prominenz aus Kultur, Wissenschaft<br />
und Politik finden ihre<br />
ewige Ruhe am Zentralfriedhof<br />
in Wien. So auch der Walzerkönig<br />
Johann Strauss.<br />
Sterbejahr. Früher gaben z.B.<br />
Berufsbezeichnungen Einblick in<br />
die Identität des Verstorbenen.<br />
Andere Inschriften lesen sich mit<br />
einem Augenzwinkern, wie jene<br />
aus Kanada: „Hier liegt Ezekial<br />
Agile im 102. Lebensjahr. Die<br />
Guten sterben jung“.<br />
Es gibt aber auch Friedhöfe, die<br />
Besucher durch skurrile Inschriften<br />
anlocken: Rund 200.000<br />
kommen jährlich zum Museumsfriedhof<br />
in Kramsach. Bei diesem<br />
„Lustigen Friedhof“ ist niemand<br />
begraben. Stattdessen sind über<br />
100 Grabkreuze aus der Sammlung<br />
von dem Steinmetzmeister<br />
und Sagzahnschmid Hans Guggenberger<br />
ausgestellt. Die Sprüche<br />
und Lebensweisheiten sind<br />
Zeugnisse des unverfälschten<br />
Volkshumors im Alpenland, so<br />
etwa: „Hier schweigt Johanna<br />
Vogelsang, sie zwitscherte ihr<br />
Leben lang“. Er ist der meistbesuchte<br />
Friedhof in Tirol.<br />
Dieser Artikel enthält Auszüge<br />
aus dem Buch „Man stirbt nur<br />
einmal“ von Julias Müller. ❏<br />
Stefanie Schadler<br />
Wechselland Zeitung | <strong>Nov</strong>ember <strong>2018</strong><br />
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