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01.12.18 Simbacher Anzeiger

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1. Advent 2018<br />

<strong>Simbacher</strong> <strong>Anzeiger</strong><br />

Nr. 23/2018<br />

C hristkind<br />

von Monika Hopfenwieser/djd<br />

dventskalender<br />

Averkürzen das Warten auf´s<br />

Er ist eine großartige Erfindung, um den Kindern<br />

die Zeit vom 1. Dezember bis zum Heiligen<br />

Abend zu verkürzen – der Adventskalender.<br />

Von kleinen und großen Kindern gleichermaßen<br />

geliebt, gibt es ihn bis heute in verschiedenen<br />

Ausführungen – historisch mit Bildern rund um<br />

Winter-, Advents- und Weihnachtszeit, gefüllt<br />

mit Schokolade oder in den modernen Versionen<br />

mit Spielsachen der aktuellen Serien u.a.<br />

von Playmobil, Lego, Schleich, Kosmos, Galileo,<br />

Mattel, Ravensburger, Haba usw. Auch Erwachsene<br />

freuen sich über Adventskalender mit<br />

besonders leckeren Süßigkeiten mit und ohne<br />

Alkohol, aber auch mit verschiedenen Teesorten<br />

oder Kerzendüften. Adventskalender gibt<br />

es auch in Buchform – mit kleinen Geschichten<br />

– für Erwachsene und Kinder – für jeden<br />

Tag. Dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen<br />

gesetzt.<br />

Adventskalender<br />

in seiner Entstehung<br />

Übrigens, der erste selbstgebastelte Adventskalender<br />

soll schon aus dem Jahr 1851 stammen.<br />

Eltern fingen damals an, sich verschiedene<br />

Möglichkeiten auszudenken, um ihren<br />

Kindern die verbleibende Zeit bis Weihnachten<br />

greifbar zu machen und das Besondere<br />

und Festliche der Adventszeit hervorzuheben.<br />

Vorläufer des heutigen Adventskalenders waren<br />

z.B. Weihnachtsuhren, Adventskerzen oder<br />

Kreidestriche bei Strichkalendern, die an die<br />

Tür gemalt waren und täglich von den Kindern<br />

abgewischt werden durften. Überliefert ist<br />

auch, dass einfache Strohhalme oder Federn<br />

jeden Tag in eine Krippe gelegt wurden, damit<br />

das Jesuskind schön weich liegen möge. In einigen<br />

Klosterschulen wird dieser Brauch noch bis<br />

heute angewendet.<br />

Kleine Tannenbäumchen, zum Teil auch kleine,<br />

selbst gebastelte Holzgestelle, dienten als „Adventsbäumchen”.<br />

Jeden Tag wurden, mit Bibelversen<br />

versehene, kleine Fähnchen oder auch<br />

Sterne an das Bäumchen gehängt. In einigen Familien<br />

wurde zusätzlich täglich eine neue Kerze<br />

hinzugefügt und angezündet. Das Zunehmen<br />

des Lichts als Sinnbild für die bevorstehende<br />

Ankunft des Lichts der Welt, Jesus Christus.<br />

Eine spezielle Form des Adventskalenders, die<br />

sogenannte „Himmelsleiter“, schufen findige<br />

Eltern in Österreich. Das täglich sich Sprosse<br />

für Sprosse abwärts bewegende Christuskind,<br />

verdeutlicht den Gedanken, dass Gott zu Weihnachten<br />

auf die Erde kommt.<br />

In Skandinavien entstand in dieser Zeit der<br />

Brauch, eine Kerze in 24 Abschnitte zu unterteilen<br />

und jeden Tag ein Stück weiter abbrennen<br />

zu lassen.<br />

Neben dem Herunterzählen der Tage gab es<br />

auch Adventskalender-Bräuche, welche die<br />

Tage bis zum Heiligen Abend<br />

heraufzählten. Diese waren<br />

nicht zwangsläufig an das<br />

24-Tage-Prinzip gebunden, sondern<br />

fanden beispielsweise so<br />

statt, dass das Kind an jedem<br />

der Adventssonntage ein kleines<br />

Geschenk beim Aufwachen<br />

neben dem Bett vorfand, welches<br />

im Zusammenhang mit<br />

dem nahenden Weihnachtsfest<br />

stand. So konnte es sich dabei<br />

um verschiedene Figuren handeln,<br />

welche an Weihnachten<br />

komplett waren oder um Christbaumschmuck,<br />

mit dem das Kind den Weihnachtsbaum<br />

am Heiligen Abend selber<br />

schmücken konnte.<br />

Im Wandel der Zeit<br />

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bastelten<br />

kreative Eltern sogenannte Weihnachtsuhren,<br />

auf denen in eine runde Scheibe mit 12 bzw.<br />

24 Unterteilungen der Zeiger jeden Tag einen<br />

Schritt weiter gestellt werden durfte. Die Unterteilungen<br />

wurden mit Liedtexten oder auch<br />

Bibelversen versehen.<br />

Eine Version erzählt von der Ehefrau eines<br />

protestantischen Pastors aus Schwaben. Sie<br />

wollte ihrem Sohn die Zeit bis zur Geburt des<br />

Christkindes verkürzen und bastelte ihm kleine<br />

Schachteln für jeden der 24 Tage. Dorthinein<br />

legte sie jeweils ein Keks, die der Sohn essen<br />

durfte. Ähnlich heißt es auch, dass die Mutter<br />

24 Kästchen auf einen Karton gezeichnet<br />

und auf jedes ein Gebäckstück gelegt hätte.<br />

Als dieser Sohn, namens Gerhard Lang, erwachsen<br />

und beruflich tätig war, brachte er 1908<br />

den ersten richtigen gedruckten Adventskalender<br />

mit dem Titel „Im Lande des Christkindes“,<br />

damals noch unter der Bezeichnung „Weihnachtskalender“<br />

heraus.<br />

Anstatt der Gebäckstücke nahm er farbige<br />

Zeichnungen, die ausgeschnitten und aufgeklebt<br />

werden konnten. Sein Kalender bestand<br />

aus zwei Blättern. Auf einem waren kurze Weihnachtsgedichte<br />

und Verse und auf dem anderen<br />

kleine Weihnachtsbilder. Nach dem täglichen<br />

Lesen der Verse konnte man das dazugehörige<br />

Bild aufkleben und erhielt so am 24. Dezember<br />

ein komplettes Weihnachtsbild.<br />

Den Fensterkalender bzw. Kalender mit kleinen<br />

Türchen, den man heute kennt, soll es seit ca.<br />

1920 geben. Kalender, die mit Schokolade oder<br />

Schokoladenfiguren gefüllt wurden, sind erstmals<br />

aus dem Jahr 1958 bekannt. Der Adventskalender<br />

wurde somit zum Zeitmesser der Tage<br />

bis Heiligabend, um Kindern die verbleibende<br />

Zeit zu veranschaulichen und die Vorfreude<br />

auf das Weihnachtsfest zu steigern. Form, Art<br />

„Im Lande des Christkindes“<br />

nannte Gerhard Lang 1908 seinen<br />

ersten gedruckten Adventskalender<br />

Foto: www.mein-adventskalender.de<br />

und Aussehen haben sich im Laufe der Zeit gewandelt.<br />

Gleich geblieben ist die Mission des<br />

Adventskalenders – anderen Menschen Freude<br />

zu bereiten. Er ist Ausdruck der Einzigartigkeit<br />

der Weihnachtszeit und der Vorfreude auf Heiligabend.<br />

Denn gerade während der Weihnachtszeit stehen<br />

Besinnlichkeit und die Pflege liebevoller<br />

Traditionen in zahlreichen Familien im Vordergrund.<br />

Eben nach diesem Vorbild werden auch<br />

heute noch hochwertige Adventkalender gefertigt,<br />

oft in kreativer Handarbeit. Es gibt wohl<br />

nichts Schöneres, als den kleinen und großen<br />

Liebsten die Wartezeit zu verkürzen und damit<br />

einen Hauch aus vergangenen Zeiten zu<br />

schenken und dieses gemeinsam zu genießen.<br />

Auch heute sind sie noch aktuell, die liebevoll<br />

gestalteten Adventskalender, hinter deren<br />

Türchen sich nicht Schokolade sondern historisch,<br />

antike oder kindliche Motive zur Weihnachtszeit<br />

verbergen. Kalender mit religiösen<br />

und viktorianisch-antiken Motiven sind ebenso<br />

vertreten wie Städte-Bilder bekannter Metropolen.<br />

Und für die Naschkatzen, die nicht auf die<br />

süßen Köstlichkeiten verzichten wollen, werden<br />

historische Schokoladen-Adventskalender<br />

mit einer Vielzahl an wunderschönen, weihnachtlichen<br />

Motiven angeboten. Auch namhafte<br />

Schokoladenhersteller haben längst auf die<br />

Nachfrage mit einem eigenen Sortiment an mit<br />

Schokolade gefüllten Adventkalendern reagiert,<br />

so dass keine Wünsche offen bleiben. Und um<br />

das Ganze zu steigern, gibt es seit einigen Jahren<br />

themenbezogene Adventkalender beliebter<br />

Spielwarenhersteller. Wichtig ist, dass bei der<br />

Vielzahl der Adventskalender, das Wichtigste<br />

nicht in Vergessenheit gerät – das Warten aufs<br />

Christkind.

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