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BERUF<br />
Der Stellenmarkt<br />
in Ihrem KURIER<br />
BERLINER KURIER, Sonnabend, 5. Januar 2019<br />
Die Arbeit kostete mich<br />
meine ganze Kraft“, berichtet<br />
die 51-jährige<br />
Katrin Moldenhauer aus Leipzig.<br />
Obwohl sie als Krankenschwester<br />
in der Psychiatrie tätig<br />
ist, war ihr lange Zeit gar<br />
nicht bewusst, dass sie eine Depression<br />
hatte. Selbst als sie<br />
schon ihre sozialen Kontakte<br />
vernachlässigte, weil sie dazu<br />
keine Energie mehr aufbrachte,<br />
versuchte sie, im Beruf noch zu<br />
funktionieren. „Ich setzte eine<br />
Maske auf und tat so, als ob alles<br />
in Ordnung wäre.“<br />
Erst mit der Krankschreibung<br />
setzte Moldenhauer diesem<br />
Versteckspiel ein Ende: „Wenn<br />
mich dann Kollegen anriefen,<br />
sagte ich ihnen, was los war.“<br />
Sie machte mit dieser Offenheit<br />
insgesamt gute Erfahrungen.<br />
Sie war positiv überrascht, wie<br />
einfühlend sich die meisten<br />
verhielten. „Wie mein Beispiel<br />
zeigt, ist es durchaus möglich,<br />
respektvoll mit psychisch<br />
Kranken umzugehen.“ Dies sei<br />
aber leider noch nicht selbstverständlich.<br />
Heute weiß Moldenhauer mit<br />
ihrer chronischen Depression<br />
umzugehen ... auch im Beruf.<br />
„Ich lernte, auf mich aufzupassen<br />
und die Anzeichen einer erneuten<br />
depressiven Episode<br />
frühzeitig wahrzunehmen“, so<br />
die Krankenschwester. „Ich<br />
versuche nun nicht mehr, so<br />
lange wie möglich Normalität<br />
vorzuspielen, sondern sage<br />
rechtzeitig ’nein’.“<br />
Moldenhauer profitiert dabei<br />
von der Empathie ihrer<br />
Kollegen, die ihr zum Beispiel<br />
Gesprächsangebote machen<br />
und nach ihren Bedürfnissen<br />
fragen. „Gib uns mal ein Tipp,<br />
wie wir Dich ansprechen sollen“<br />
... solche offenen Worte<br />
Foto: dpa<br />
Hinter der Maske<br />
Am Arbeitsplatz sollte man seine Depressionen nicht um jeden Preis verheimlichen<br />
Depressionen gelten am Arbeitsplatz oft noch immer als Tabuthema.<br />
hört sie öfter und schätzt sie<br />
sehr.<br />
Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender<br />
der Stiftung<br />
Deutsche Depressionshilfe,<br />
betont: „Natürlich sollten<br />
sich Betroffene gut überlegen,<br />
wen sie im Job über ihre Krankheit<br />
informieren.“ Er empfiehlt,<br />
zumindest die Menschen, die<br />
einem am nächsten stehen, einzuweihen.<br />
Dann müsse man<br />
nicht immer eine Fassade aufrechterhalten<br />
„Mit einem guten<br />
Kollegen zu sprechen kann<br />
zum Beispiel helfen, um aus der<br />
Isolation herauszukommen.<br />
Nicht selten stößt man auf Verständnis.“<br />
Allerdings kann auch das Gegenteil<br />
passieren. „Manche<br />
Menschen sind so verunsichert,<br />
dass sie sich zurückziehen.“ Die<br />
Offenheit gegenüber Chefs<br />
kann Vor- und Nachteile haben:<br />
„Vorgesetzte können Erkrankte<br />
zum Beispiel entlasten. Aber<br />
wer Karriere machen will, hat<br />
ein Problem: Er gilt -wie bei anderen<br />
schwerwiegenden<br />
Krankheiten auch -als weniger<br />
belastbar“, so Hegerl. Er wirbt<br />
dafür, dass Führungskräfte sich<br />
zu dem Thema schulen lassen.<br />
„Personalverantwortliche sollten<br />
etwa in Rollenspielen lernen,<br />
Gespräche mit Betroffenen<br />
zu führen.“<br />
Hegerl empfiehlt Vorgesetzten<br />
und Mitarbeitern, ihr Wissen<br />
über die Volkskrankheit<br />
Depression und ihre Behandlungsmöglichkeiten<br />
zu vergrößern.<br />
Hegerl: „So ein Basiswissen<br />
und ein angemessener Umgang<br />
mit den Erkrankten können<br />
dazu führen, dass diese<br />
schneller in eine konsequente<br />
Behandlung gelangen und<br />
Missverständnisse vermieden<br />
werden.“<br />
Das aktuelle Pilotprojekt<br />
„peers@work“ bei der Deutschen<br />
Bahn AG will so eine Hilfe<br />
möglich machen. Projektpartner<br />
sind die „Stiftungsfamilie<br />
Bahn-Sozialwerkund Eisenbahn-Waisenhort“<br />
sowie die<br />
Stiftung Deutsche Depressionshilfe.<br />
Ziel ist eine Depressionsbegleitung<br />
am Arbeitsplatz.<br />
„Wir schulen gerade Mitarbeiter,<br />
um sie dann als sogenannte<br />
kollegiale Depressionsbegleiter<br />
im Unternehmen einsetzen zu<br />
können“, berichtet Thomas<br />
Heeb, Leiter der Abteilung Soziales<br />
der Stiftungsfamilie.<br />
„Kollegiale Depressionsbegleiter<br />
sind Kollegen, die selbst<br />
an einer Depression erkrankt<br />
waren. Sie sind zur Vertraulichkeit<br />
verpflichtet“, so Heeb.<br />
“Scham und Unsicherheit etwa<br />
gegenüber Vorgesetzten verhindern<br />
oft einen frühzeitigen<br />
Schritt zur Hilfe oder Behandlung.“<br />
Durch Depressionsbegleiter<br />
können Mitarbeiter dagegen<br />
beizeiten Entlastung und<br />
Orientierung finden. “Begleiter<br />
und Betroffene reden auf Augenhöhe<br />
miteinander.“ Damit<br />
will das Projekt einen Beitrag<br />
leisten, dass Mitarbeiter ohne<br />
Verzögerung eine Behandlung<br />
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