22.01.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 21.01.2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

12 BERLIN BERLINER KURIER, Montag, 21. Januar 2019*<br />

Nicht nur auf diesem<br />

Kapuzenpulloversind<br />

Zeichnungen vonBen<br />

Alferoaufgedruckt.Esist<br />

ein Teil der Streetwear-<br />

Serie Okumbo.<br />

Ben (†14)<br />

In seinen<br />

Zeichnungen<br />

lebt er weiter<br />

Verunglückt auf einer Klassenfahrt. Seine Mitschüler erinnern an ihn mit einer eigenen Streetwear-Marke<br />

Von<br />

MARTIN KLESMANN<br />

Berlin – Seine Zeichnungen<br />

sind besonders. Hungrige<br />

Strichmännchen, die Tabasco<br />

in sich reinschütten, breite<br />

Matschgesichter oder bärtige<br />

Charakterköpfe. Fantastische<br />

Gestalten, kunstvoll entworfen.<br />

Gezeichnet hat sie<br />

der 14-jährige Ben Alfero.<br />

Entdeckt wurde sein Talent<br />

erst, nachdem der Teenager<br />

vor zehn Monaten tödlich<br />

verunglückte.<br />

An diesem Wintertag stehen<br />

die Schüler der Klasse 9e im zugigen<br />

Eingangsbereich der Nel-<br />

son-Mandela-Schule in Wilmersdorf.<br />

Sie verkaufen die neu<br />

eingetroffenen Mützen, dazu<br />

Kapuzenjacken und Shirts.<br />

Aufgedruckt sind einige Zeichnungen<br />

ihres verstorbenen<br />

Mitschülers Ben. Schnell bildet<br />

sich eine Traube von Schülern<br />

um den Stand.<br />

„Er konnte richtig gut zeichnen“,<br />

sagt Bens Mitschüler Eno<br />

Lika. Er steht hinter dem Verkaufsstand.<br />

Okumbo nennt sich diese<br />

Streetwear-Marke. Okumbo ist<br />

ein irrwitziger Kunstname, den<br />

Ben gemeinsammit seinem Cousin<br />

einst laut lachend erschaffen<br />

hat. „Eswar einWort für großen<br />

Spaß“, erzählt Eno Lika. Nun ist<br />

es eine Erinnerung an den<br />

Freund.Bens Mutter Nikki<br />

Zeuner wusste, dass der<br />

kreative Sohn nicht nur intensiv<br />

musizierte, gut mit<br />

dem Skateboard umgehen<br />

konnte, allerlei Quatsch<br />

machte und körperliche<br />

Herausforderungen suchte,<br />

sondern auch gutzeichnen<br />

konnte. Allerdingswar<br />

sie dann doch überrascht,<br />

wie viel ihr Junge gezeichnet<br />

hat. „Wir haben nach<br />

seinem Tod Hunderte<br />

Zeichnungen von Ben gefunden“,<br />

berichtet Eno Lika.<br />

Ben hat in seinem letzten Lebensjahr<br />

konstant Comic-Charaktere<br />

an die Ränder seiner<br />

Schulhefte, Arbeitsblätter und<br />

Schulbücher gemalt. Über die<br />

Bens Freunde und Mitschüler Eno Lika, Kahlil<br />

Hammad und LasseDorsch (v.l.)<br />

genauen Umstände von Bens<br />

Tod auf einer Skifahrt der<br />

8. Klassen in Österreich will<br />

seine Familie nicht sprechen,<br />

zu schmerzvoll sind die Erinnerungen.<br />

Bens Mitschüler hatten<br />

nach seinem Tod die Idee, die<br />

Okumbo-Figuren auf Kapuzenpullis<br />

und weitere<br />

Textilien zu drucken. Um<br />

seiner zu gedenken –und<br />

auch um ihrer Trauer Ausdruck<br />

zu verleihen. „Wir<br />

wollten eine Erinnerung<br />

an ihn haben“, sagt Mitschüler<br />

und Freund Lasse<br />

Dorsch. Sehr abenteuermäßig<br />

sei Ben drauf gewesen.<br />

Ein richtig guter Skater.<br />

Mit einem ganz besonderen<br />

Lächeln. Ein wilder<br />

Junge, aber auch sehr sozial<br />

eingestellt.<br />

Okumbo ist an der Mandela-<br />

Schule eine Marke geworden.<br />

Es ist, als ob Ben in seinen<br />

Zeichnungen irgendwie weiterlebt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!