* AKTUELL Der Schlingerkurs der BVG-Chefin Von ELMAR SCHÜTZE Berlin – Die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG) sind im jetzigen Zustand nicht in der Lage, den steigenden Anforderungen der wachsenden Stadt gerecht zu werden. Dieses Fazit, eigentlich ein Offenbarungseid, stammt von BVG-Chefin Sigrid Nikutta persönlich. Die Analyse kam pünktlich zum Dienstag, dem Tag, an dem sie erst bei den Grünen und dann bei der SPD Frage und Antwort stehen sollte. Insgesamt schätzt Nikutta 2018 als überaus schwierig für die BVG ein. Dabei stieg die Anzahl der Fahrgäste weiter: Es wurden rund 1,1 Milliarden Fahrgäste gezählt. Das sind so viele wie noch nie –und 35 Millionen mehr als 2017. Ausgerechnet dieser Erfolg werde nun zum Problem. Ihr Fazit: „Die BVG leidet unter Wachstumsschmerzen.“ Für Fahrgäste besonders ärgerlich ist Unpünktlichkeit. Tatsächlich waren sowohl U- und Straßenbahnen als auch Busse unpünktlicher als im Vorjahr. Auch die Zahl der ausgefallenen Fahrten war höher. Es wurden 1,4 Millionen Kilometer weniger gefahren, als der Senat bestellt hatte. Die Ursachen sind nach BVG-Auskunft vielfältig. So liege der Krankenstand höher als üblich. Außerdem führe ein alter Wagenpark dazu, dass immer mehr Fahrzeuge immer länger in der Werkstatt stünden. Kritik kam zuletzt vor allem von der SPD. Fraktionschef Raed Saleh motzte: „Die Leute kotzen, die Leute sind zu Recht sauer.“ Der Clou: Zuständig für die BVG sind derzeit die Koalitionspartner von den Grünen. Aufsichtsratschefin und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) hat längst zurückgekeilt, jetzt macht sie erst einmal Hoffnung auf Besserung: „Berlin wächst, die BVG soll und muss mitwachsen.“ Dazu gehörten „die größte Fahrzeugbestellung in der Geschichte und deutliche Angebotserweiterungen durch einen neuen Nahverkehrsplan“. Damit wolle man die Investitionen in Bus, Bahn und Schiene verdoppeln, so Pop. Bei dieser Vorgeschichte verwundert es nicht, dass Nikuttas Auftritte bei Grünen und SPD unterschiedlich aufgenommen wurden. Der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto twitterte: „Helfen würden uns: Busspuren, Ampel-Vorrang und Anerkennung. Schönes Schlusswort von BVG-Chefin Nikutta“. Bei der SPD, so berichten Teilnehmer, hörte man Busse und Bahnen werden immer unpünktlicher, immer mehr Fahrten fallen ganz genau hin, als die drei aus. Gleichzeitig werden ebenfalls eingeladenen immer mehr Fahrer krank. Busse und Straßenbahnen werden im dichteren Verkehr ausgebremst, weshalb BVG-Personalvertreter von einer „Krise“ des Unternehmens sprachen. „Und so etwas sagen die sicher nicht es immer schwerer falle, leichtfertig daher“, sagte Fahrpläne einzuhalten. ein SPD-Fraktionär. Eine Krise nach Fahrplan Von PETERNEUMANN U-Bahnhof Eberswalder Straße, Dienstag gegen 8.40 Uhr. Immer mehr Pendler strömen auf den Bahnsteig, doch die Bahn lässt auf sich warten. Erst zeigt die Hinweistafel eine Verspätung an, dann verschwindet der angekündigte Zug vom Display. Erst nach weiteren Minuten rollt endlich eine U-Bahn ein, nach dem Ausfall zum Bersten gefüllt. Nebenan, auf dem Gleis nach Pankow, hält ein Zug, der statt der vorgesehenen acht nur sechs Wagen hat. Bei der Rückfahrt wird auch er überfüllt sein. Am Alexanderplatz dürfte die Fahrt dann unerträglich werden. Dort warten Fahrgäste in vier, fünf Reihen. Die Szenen aus der U2 sind Schnappschüsse, die auch auf anderen Linien der <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG) möglich wären. Vielerorts BVG-Chaos Sigrid Nikuttaweiß selbst am besten, warum ihr Unternehmen immer öfter in der Kritik steht Der Zustand der BVGist ein Offenbarungseid –die Schuldigen sind bekannt kommt der größte deutsche Nahverkehrsbetrieb an seine Grenzen. Wer sich umweltund klimafreundlich bewegen will, fühlt sich bestraft. Neue Daten zeigen, dass die Lage so schlecht ist wie noch nie. Die Zahl der ausgefallenen Kilometer stieg auf ein Rekordhoch. Es ist ein Offenbarungseid auf allen Ebenen: Senat, Verwaltung, BVG-Chefetage. Viel zu spät haben sich die Verantwortlichen eingestanden, dass das wichtigste Landesunternehmen in eine Krise geraten ist, eine Krise mit Ansage. Jahrelang hatten sie Warnungen des Fahrgastverbands Igeb und der Gewerkschaft Verdi ignoriert –und es versäumt, sich um eine nachhaltige Entwicklung der BVG zu kümmern. Ihre Nachfolger flüchten sich nun in Aktionismus und Hau-drauf-Rhetorik. Am Wochenende holzen die Sozialdemokraten gegen die BVG und Verkehrssenatorin Regine Günther, die von den Grünen nominiert worden ist. „Die Leute sind pappsatt“, schimpft der Regierende Bürgermeister Michael Müller. Theatralisch zitiert die SPD-Fraktion die BVG- Chefin Sigrid Nikutta Dienstag zum Rapport. Ramona Pop, Vorsitzende des BVG- Aufsichtsrats, schnappt zurück: „Wer hat denn die BVG 20 Jahre lang investiv und personell in den Keller gefahren?“ Zu Recht argwöhnt die Grünen-Senatorin, dass sich die SPD im Zeichen sinkender Wählergunst mit Koalitionsstreit profilieren will. Es ist eine unappetitliche Diskussion, die keinem hilft – schon gar nicht den Menschen, die sich statt im Dienstwagen per U-Bahn bewegen. Sie hilft auch nicht den BVG-Beschäftigten, von denen die meisten ordentliche Arbeit leisten. Anstelle von Verbalattacken, die den Ruf der BVG lädieren, wären Demut und Selbstkritik sinnvoll, auf allen Seiten. Die SPD hat als Teil der rot-roten Koalition 2002 bis 2011 die Sparpolitik vertreten, die zu dem Investitionsstau bei der BVG entscheidend beigetragen hat. Anstatt zu wachsen, wurde die U-Bahn-Flotte kleiner. Als Michael Müller 2011 bis 2014 Stadtentwicklungssenator war, wurde es nicht viel besser. Heute gehört die BVG zum Einflussbereich der Grünen. Aber auch die Partei, die Berlin zur Verkehrswende führen will, verlor sie bald aus dem Blick. Von Anfang an war der Verkehr kein Herzensthema von Senatorin Günther. Als Staatssekretär Kirchner 2018 wegen Krankheit ausfiel, kamen wichtige Projekte wie die Beschleunigung von Bus und Bahn fast zum Stillstand. Die tägliche Arbeit leidet ebenfalls, denn die Personalprobleme in Günthers Behörde betreffen auch das Nahverkehrsreferat. Der Leiter hat die Senatsverwaltung verlassen, eine anerkannte Fachfrau geht in den Ruhestand. Viel bleibt an einer anderen Expertin hängen, die aber aus familiären Gründen Teilzeit arbeitet. Die BVG hat ebenfalls einen Anteil an der Misere. Schon seit Längerem gibt es intern Unmut darüber, dass erfahrene Fachleute ihrer Tätigkeit entbunden worden sind. Manche wurden Berichten zufolge durch Bekannte des BVG-Managements ersetzt. Von „Misswirtschaft“ und hoher Fluktuation ist ebenfalls die Rede. Das drückt auf die Stimmung und die Arbeitsleistung. Der Krankenstand ist hoch. Wann wird es für die Fahrgäste besser? Zwar bekommt die BVG im festen Rhythmus neue U-Bahnen, doch sie muss auch ältere Züge wegen Rissen ausmustern. Im Frühjahr sollen bis zu 1500 weitere Wagen bestellt werden, diese Lieferung könnte aber frühestens 2021 beginnen. Es sieht so aus, als ob die BVG- Nutzer noch einige Geduld aufbringen müssen. Zu viel wurde zu lange versäumt.
* SEITE5 BERLINER KURIER, Mittwoch, 23. Januar 2019 Fotos: Wächter (1),Akud/Reimann BVG-Chefin Sigrid Nikuttasteht immer öfter in der Kritik. Frau Nikutta,wir wünschen uns… Der KURIER sprach mit <strong>Berliner</strong> Pendlern über ihre größten Probleme im öffentlichen Nahverkehr. Wir fragten nach: Was sollte BVG-Chefin Sigrid Nikuttajetzt schnellstmöglichst tun? KH Besserer Informationsfluss Sandra Schenker (39), Beamtin aus Pankow: „Ich wünsche mir pünktliche Züge, regelmäßige Frequenzen und korrekte Informationen auf Anzeigetafeln.“ Mehr Züge und keine Fahrräder Tamara Alani (38), Erzieherin aus Mitte: „Ich wünsche mir, dass mehr Züge eingesetzt werden. Das Gequetsche nervt. Außerdem stören die Fahrräder in der Bahn. Busse sollten regelmäßiger fahren Sven Merklein (25), Mediaberater aus Halensee:„Ich wünsche mir eine zuverlässige Taktung im Busverkehr. Ich verliere durch unpünktliche Abfahrten viel Zeit.“ Türenöffnen und konstante Preise Charlie Podehl (32), Inhaber Spittelback, Charlies Corner: „Ich wünsche mir konstante Preise. Außerdem sollten im Bus alle Türen beim Einstieg geöffnet sein.“ DerWerbeslogan passt nicht mehr Norman Török (42), Mentalcoach, mit Tochter Nuna (2):„Ich wünsche mir einen neuen Slogan. ,Weil wir dich lieben’ passt nicht zur Realität. Das ist keine Liebe.“
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