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rik Februar / März 2019

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GESUNDHEIT<br />

PRÄVENTION<br />

PrEP- Der Stand der Dinge<br />

Häufig wird auf unseren<br />

Social-Media-Kanälen der<br />

Vorwurf gemacht, wir würden die<br />

PrEP zu sehr beachten und ihr einen<br />

zu hohen redaktionellen Stellenwert<br />

einräumen. Dem widersprechen<br />

wir deutlich: Die aktuellen HIV-<br />

Neuinfektionszahlen zeigen, dass<br />

das Kondom alleine nicht ausreicht,<br />

um die HIV-Epidemie zu beenden.<br />

Dass Kondome gegen HIV schützen,<br />

ist Lesern bekannt, wie die gleichen<br />

Kommentare in PrEP-Diskussionen<br />

beweisen, und außerdem ist es Bestandteil<br />

fast jeder Berichterstattung<br />

über PrEP. Aktuelle Umfragen<br />

unter Schwulen zeigen zudem, dass<br />

mehr Informationen gewünscht<br />

sind und der Kenntnisstand eben<br />

lange noch nicht das gewünschte<br />

Niveau erreicht hat, damit die Präexpositionsprophylaxe<br />

ihre Wirkung<br />

voll entfalten kann.<br />

Also: Mehr Infos für alle – los geht’s!<br />

ANLASSBEZOGEN SICHER<br />

Wir waren im Sommer 2018 für euch bei<br />

der „AIDS 2018“ – der größten HIV-Konferenz<br />

der Welt. Zwei sehr beeindruckende<br />

Ergebnisse bezüglich medikamentöser<br />

HIV-Prävention wurden vorgestellt: Beim<br />

Schutz durch Therapie kam es in einer<br />

Studie bei über 77.000 Sexkontakten zwischen<br />

einem HIV-Positiven unter Therapie<br />

und einem HIV-Negativen zur keiner einzigen<br />

HIV-Übertragung. Die Wissenschaft<br />

tat in der Folge etwas, das sie nur sehr<br />

selten tut: Sie verzichtet auf ein Sternchen,<br />

eine Fußnote, eine Relativierung. Sie<br />

sagt: Kondomloser Sex mit einem HIV-<br />

Positiven unter der Nachweisgrenze hat<br />

ein Übertragungsrisiko von null Prozent.<br />

Zero. Nicht vorhanden.<br />

Nicht ganz so beeindruckend, aber nicht<br />

minder wichtig, war die Vorstellung erster<br />

Ergebnisse aus der französischen Studie<br />

Prevenir. Sie untersucht zurzeit die Alltagstauglichkeit<br />

der PrEP, weil es theoretisch<br />

ja doch einen Unterschied machen<br />

kann, ob eine Präventionsmethode nur<br />

unter streng wissenschaftlichen Vorgaben<br />

funktioniert oder auch im täglichen Gebrauch<br />

durch Otto-Normal-Sexler. Prevnir<br />

will bis 2020 insgesamt 3.000 Personen<br />

beobachten, die PrEP so nutzen, wie sie es<br />

persönlich für richtig halten. Über die Hälfte<br />

dieser Zahl ist bereits dabei und davon<br />

nehmen 45,4 Prozent die PrEP täglich ein,<br />

54,6 Prozent bei Bedarf (zwei Pillen am<br />

Tag vor dem Sex, je eine 24 Stunden und<br />

48 Stunden danach). Die Ergebnisse nach<br />

über einem halben Jahr Laufzeit lassen<br />

sich sehen: Keiner brach die PrEP wegen<br />

Nebenwirkungen ab, rund ein Fünftel<br />

nutzte zusätzlich zur PrEP noch Kondome.<br />

Die beste Nachricht: Wenn man die<br />

zugrunde liegenden Fallzahlen ohne die<br />

PrEP sieht, hätte man statistisch 85 Neuinfektionen<br />

mit HIV erwartet. Und wie viele<br />

gab es nun bei Prevenir? Null! Das geht gar<br />

nicht besser.<br />

ROMEO UND BERLIN<br />

Sodom und Gomorrha? Nun, zwei<br />

Erhebungen – beide nicht repräsentativ,<br />

aber durchaus aussagekräftig – räumen<br />

ein bisschen mit Vorurteilen auf. ROMEO<br />

fragte seine User nach ihren Erfahrungen<br />

und Meinungen zu Safer Sex und PrEP, der<br />

Dermatologe Ricardo Niklas Werner und<br />

der Gesundheitswissenschaftler Matthew<br />

Gaskins von der Charité Berlin taten<br />

Ähnliches mit den Kunden und Patienten<br />

Berliner Schwerpunktpraxen und Beratungsstellen.<br />

In Berlin, der Welthauptstadt<br />

des gelebten Homosexes, nehmen der<br />

letzteren der beiden Erhebungen nach 17,2<br />

Prozent der Befragten die PrEP. Das liegt<br />

nur wenig über dem Ergebnis der weltweiten<br />

ROMEO-Befragung, wo 16 Prozent<br />

angaben, die PrEP zu nutzen. Diese Zahlen<br />

könnten massiv steigen, denn der Grund,<br />

die PrEP nicht zu nehmen, ist mangelnde<br />

Information. Bei den Berlinern fühlte sich<br />

nur knapp die Hälfte der Befragten gut<br />

informiert, auch bei ROMEO gaben knapp<br />

vierzig Prozent an, nicht genug über die<br />

Prävention mit Emtricitabin/Tenofovir zu<br />

wissen, aber durchaus an dieser Präventionsart<br />

interessiert zu sein. Wir bleiben<br />

dran! *ck<br />

www.blu.fm/topics/prep

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