Berliner Kurier 05.02.2019
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
10 BERLIN BERLINER KURIER, Dienstag, 5. Februar 2019 *<br />
Plagiatsvorwurf<br />
Steffel fe<br />
el verliert ert<br />
seine<br />
e<br />
Frank Steffel liebt die<br />
Macht –aber mit der<br />
Wissenschaft nahm er es<br />
wohl nicht so genau.<br />
Irrfahrt<br />
Im Gleisbett<br />
gelandet<br />
Oberschöneweide –Ein<br />
über 80-jähriger Mann hat<br />
gestern Nachmittag in<br />
Schöneweide den Straßenbahnverkehr<br />
zu Erliegen<br />
gebracht. Augenzeugenberichten<br />
zufolge fuhr er mit<br />
seinem BMW etwa 50 Meter<br />
weit ins Gleisbett, bevor<br />
er an der Straßenbahnhaltestelle<br />
Edisonstraße/<br />
Rummelsburger Straße<br />
zum Stehen kam. Die Linien<br />
21, 27, 37 und M17 waren<br />
für mehrere Stunden unterbrochen,<br />
bis das Auto<br />
schließlich geborgen werden<br />
konnte.<br />
(Doktor-)Würde<br />
or-)<br />
Foto: Morris Pudwell<br />
FU: Der Politiker hat für<br />
seine Arbeit mehrere<br />
Passagen abgeschrieben<br />
Von<br />
FREDERIK BOMBOSCH<br />
Berlin – 15 Monate prüfte die<br />
Freie Universität die Plagiatsvorwürfe<br />
gegen CDU-<br />
Politiker Frank Steffel (52).<br />
Gestern kam die Entscheidung<br />
des Präsidiums unter<br />
Günter M. Ziegler: Steffel<br />
verliert seine Doktorwürde,<br />
darf den 1999 erworbenen<br />
Titel nicht mehr tragen.<br />
Schon im vorigen Frühjahr berichtete<br />
der KURIER über die<br />
Anzeige gegen Steffel, den frü-<br />
rde<br />
heren Wowereit-Herausforderer<br />
und Boss in der einflussreichen<br />
Reinickendorfer CDU.<br />
Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder<br />
hatte Steffels Doktorarbeit<br />
überprüft, mehrere verdächtige<br />
Passagen gefunden.<br />
Sie waren wortgleich mit den<br />
Veröffentlichungen anderer<br />
Wissenschaftler, aber nicht als<br />
Zitat gekennzeichnet.<br />
Ein Verstoß gegen wissenschaftliche<br />
Grundprinzipien.<br />
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
schrieb schon 1998:<br />
„Die Übernahme von Texten,<br />
Ideen oder Daten anderer ohne<br />
eine eindeutige Kenntlichmachung<br />
des Urhebers ist ein Plagiat.“<br />
Auch der KURIER überprüfte<br />
Steffels Arbeit –sie befasst<br />
sich mit dem Unternehmertum<br />
in Ostdeutschland –<br />
stichprobenartig und fand kopierte<br />
Textabsätze aus vier weiteren<br />
Quellen. Zwar waren die<br />
Autoren stets genannt –dass<br />
die Worte von ihnen stammten,<br />
wurde aber nicht deutlich.<br />
Unter anderem hatte sich Steffel<br />
aus einem Band über die Abwicklung<br />
der DDR-Kombinate<br />
bedient. „Ich bin geschockt,<br />
dass es sich der Autor einer Dissertation<br />
so leicht gemacht<br />
hat“, sagte Horst Winkler, der<br />
Foto: dpa<br />
ursprüngliche Autor des Textes.<br />
Steffel weist die Vorwürfe<br />
zurück. Er sei überrascht, teilt<br />
er mit, will nun Klage einreichen.<br />
Sein Anwalt Jan Hegemann<br />
erklärte, die FU-Prüfungskommission<br />
sei voreingenommen<br />
gewesen. „Steffels<br />
Doktorvater Dietrich Winterhager<br />
hat mehrfach auch öffentlich<br />
erklärt, dass Frank<br />
Steffel sich an die an seinem<br />
Lehrstuhl übliche Zitierweise<br />
gehalten habe und er nicht getäuscht<br />
wurde“, sagt der Jurist.<br />
Winterhagers Kollegen an der<br />
FU distanzierten sich allerdings<br />
von dieser Auffassung.<br />
Randale<br />
Rotsünder<br />
rastet aus<br />
Mitte –Inder Nacht zu<br />
Montag haben drei Männer<br />
auf der Karl-Liebknecht-<br />
Straße Zivilpolizisten angegriffen.<br />
Sie hatten die Straße<br />
bei Rot überquert und<br />
die Beamten zu einer Vollbremsung<br />
gezwungen. Als<br />
die Polizisten die drei aufforderten<br />
sich auszuweisen,<br />
rastete ein 29-Jähriger<br />
aus. Bilanz: Zwei der Männer<br />
erlitten Augenreizungen<br />
durch Pfefferspray, vier<br />
Beamte wurden leicht verletzt.<br />
Der dritte Mann aus<br />
der Gruppe konnte fliehen.<br />
4600 Euro Strafe, weil sie auf Facebook hetzte<br />
Die 64-jährige Rentnerin JuttaB.postete üblen Hassgegen Politiker und Flüchtlinge<br />
Moabit – Die Tinte unter dem<br />
ersten Urteil war noch nicht<br />
trocken, da hetzte die Rentnerin<br />
schon wieder: Jutta B.<br />
(64) postete auf Facebook<br />
üblen Hass gegen Politiker<br />
und Flüchtlinge. Das kommt<br />
sie nun teuer zu stehen:<br />
4600 Euro.<br />
Die Pankowerin gibt sich vor<br />
Gericht wortkarg. Ihr Anwalt<br />
bemüht,alles herunterzufahren:<br />
„Sie ließ sich dazu hinreißen,<br />
die nicht selbst erstellten<br />
Kommentareweiterzuleiten.“<br />
Sie sei kein Rassist,habe<br />
ägyptische und türkische<br />
Freunde.<br />
Doch wie dreist: Im Mai<br />
2017 wurde sie wegen Online-Hass<br />
gegen Flüchtlinge<br />
zu 1350 Euro Strafe verurteilt<br />
–und pöbelte nur Tage<br />
später erneut über ihreFacebook-Accounts.<br />
Fotos und<br />
menschenverachtende Sprüche.<br />
Flüchtlinge mit Tieren<br />
verglichen. Anklage: „In zwei<br />
Fällen deren Vertreibung<br />
oder Vernichtung skandiert.“<br />
Gegen Politiker giftete Jutta<br />
B. kurz vor ihrem ersten<br />
Prozess. Eine Fotomontage.<br />
Bekannte Gesichter auf<br />
Häftlingskleidung gesetzt.<br />
Dazu rechtsradikale Sprüche.<br />
Strategie von Jutta B. im<br />
ersten Prozess: Ahnungslos<br />
geben. Version damals: „Ich<br />
hatte ein Bild aufgemacht,<br />
hielt es für witzig, habe den<br />
Text aber garnicht gelesen –<br />
das Foto aber gelikt. Eswar<br />
ein Fehler.“ Sie bekam wegen<br />
Volksverhetzung 90 Tagessätze<br />
zu je 15 Euro.<br />
Drei Monate später die<br />
zweite Strafanzeige. Ein Polizist:<br />
„Als wir erneut mit einem<br />
Durchsuchungsbeschlusszuihr<br />
kamen, waran<br />
ihrem Laptop noch der Aufkleber<br />
vonder ersten Einziehung<br />
dran.“<br />
Die Richterin zog nun den<br />
Stecker: Der Laptop bleibt<br />
diesmal bei der Justiz. Die<br />
Strafe ist schmerzlich für die<br />
Rentnerin: 230 Tagessätze<br />
zu je 20 Euro. Die Richterin:<br />
„Beim nächsten Malbleibt es<br />
nicht einer Geldstrafe.“ KE.<br />
JuttaB.(64)wurde wegen<br />
Facebook-Hetze verurteilt.