Berliner Kurier 12.02.2019
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
* BERLINER KURIER, Dienstag, 12. Februar 2019<br />
BERLIN 13<br />
Keine Bahnen und Busse<br />
Warten, weil nichts mehr<br />
fährt: Die BVG-Beschäftigten<br />
wollen am Freitag streiken.<br />
Auch die Busse fallen aus.<br />
S- und Regionalbahnen sind<br />
hingegen nicht betroffen.<br />
Verdi legt am<br />
Freitag Berlin still<br />
... und schon morgen werden öffentliche Verwaltungen, Kitas,<br />
Schulen, Unis, Bibliotheken, Polizei und Feuerwehr bestreikt<br />
Von<br />
PETER NEUMANN<br />
Berlin – Diese Woche endet<br />
hart für die Fahrgäste der<br />
<strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />
(BVG). Sie müssen sich für<br />
Freitag andere Transportmittel<br />
suchen. Die Gewerkschaft<br />
Verdi hat bei dem Landesunternehmen<br />
zu einem<br />
Warnstreik aufgerufen.<br />
Los geht es in aller Frühe. Die<br />
Arbeitsniederlegung soll bis gegen<br />
12 Uhr dauern und alle Bereiche<br />
betreffen – sowohl U-<br />
und Straßenbahnen als auch<br />
Busse. „Es ist daher mit erheblichen<br />
Behinderungen im Nahverkehr<br />
der Hauptstadt zu<br />
rechnen“, teilte Verdi am Mon-<br />
Fotos: Paulus Ponizak,Imago<br />
tag mit. Immerhin: S-Bahnen<br />
und Regionalzüge fahren weiter,<br />
sie gehören nicht der BVG.<br />
Im Interesse der Fahrgäste sei<br />
beschlossen worden, den Ausstand<br />
lange vorher anzukündigen,<br />
sagt Verdi-Sekretär Jeremy<br />
Arndt. Bleiben die Arbeitgeberseite<br />
bei ihrer Blockadehaltung,<br />
seien weitere Warnstreiks<br />
wahrscheinlich – die<br />
dann länger dauern werden.<br />
Zuletzt war bei der BVG 2012<br />
gestreikt worden, an einem<br />
Sonnabend. Dass der Betrieb<br />
nun an einem Arbeitstag lahmgelegt<br />
werde, habe einen nachvollziehbaren<br />
Grund: „Am Wochenende<br />
würde ein Arbeitskampf<br />
weniger Druck erzeugen.“<br />
Die Gewerkschaft sieht<br />
keine Alternative. Hatte sie sich<br />
nach der ersten Verhandlungsrunde<br />
am 28. Januar noch optimistisch<br />
gezeigt, fiel ihre Einschätzung<br />
nach dem zweiten,<br />
Termin am Montag negativ aus.<br />
„Wir hatten gehofft, dass die<br />
Arbeitgeber ein Angebot vorlegen“,<br />
sagte Arndt. „Dass gar<br />
nichts kam, hat uns schon überrascht.“<br />
Stattdessen gab es ein<br />
Forderungspapier mit 28 Punkten,<br />
das einen „Angriff auf die<br />
tarifvertraglichen Sicherungssysteme“<br />
darstelle. Bei der<br />
Hauptforderung hätten sie<br />
„kein erkennbares Entgegenkommen“<br />
gezeigt.<br />
Verdi verlangt, die wöchentliche<br />
Arbeitszeit für Beschäftigte,<br />
die nach 2005 zur BVG gekommen<br />
sind, von 39 auf 36,5<br />
Stunden zu senken –bei vollem<br />
Lohnausgleich. Dafür würden<br />
500 zusätzliche Mitarbeiter benötigt,<br />
kontert Claudia Pfeiffer,<br />
Geschäftsführerin des Kommunalen<br />
Arbeitgeberverbands.<br />
Bei den Verhandlungen über<br />
den neuen Manteltarifvertrag<br />
für die 14500 Beschäftigten<br />
geht es auch um andere Themen.<br />
Wie berichtet fordert Verdi<br />
eine gerechtere Eingruppierung<br />
in die Lohn- und Gehaltstabelle.<br />
Die Weihnachtszuwendung<br />
von 1400 Euro, die nach<br />
einem Jahr Zugehörigkeit<br />
überwiesen wird, soll bereits<br />
früher gezahlt werden.<br />
Bereits für morgen haben die<br />
Gewerkschaften GEW und Verdi,<br />
die Gewerkschaft der Polizei<br />
sowie die IG Bau die Landesbediensteten<br />
zu einem ganztätigen<br />
Warnstreik aufgerufen. Für<br />
Eltern wird sich das vor allem<br />
in den Kitas bemerkbar machen.<br />
Viele Einrichtungen der<br />
landeseigenen Kita-Eigenbetriebe<br />
werden komplett schließen<br />
oder nur eine Teilbetreuung<br />
anbieten. „Es wird mehr<br />
Streikteilnehmer geben als<br />
beim halbtätigen Warnstreik<br />
Ende Januar“, betonte GEW-<br />
Sprecher Arne Schaller. Am<br />
Mittwoch sind auch die gut<br />
16000 angestellten Lehrkräfte<br />
an staatlichen Schulen zum<br />
Streik aufgerufen.