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AKTUELL<br />
So berichtete der KURIER<br />
am Mittwoch über den<br />
Stromausfall in vielen<br />
Teilen von Köpenick.<br />
Ein Lächeln<br />
Köpenicker haben dem längsten Energieausfall in der<br />
<strong>Berliner</strong> Nachkriegsgeschichte getrotzt.Erst am Abend<br />
gingen die Lichter nach und nach wieder an<br />
Von<br />
KATRIN BISCHOFF<br />
Stromausfall –dieses eine<br />
Wort war gestern in Köpenick<br />
prägend. „Guten<br />
Morgen +Tag, aufgrund<br />
des Stromausfalls bleibt die<br />
Schule heute geschlossen“, heißt<br />
es an der Tür zum evangelischen<br />
Gymnasium in der Straße Grüne<br />
Trift im Ortsteil Wendenschloß.<br />
Die 600 Schüler<br />
dürfen zu Hause bleiben.<br />
„Stromausfall“ steht<br />
auch wenige Hundert<br />
Meter weiter an der<br />
Tür zum Rewe-<br />
Markt in der Wendenschloßstraße.<br />
Dahinter ist es<br />
tief dunkel.<br />
Beim nahe<br />
gelegenen<br />
Edeka<br />
heißt es<br />
hingegen:<br />
„Aus<br />
UtaWiedow(46): „Auf der Allende-<br />
Brückeliegt ein Fluch.“<br />
technischen Gründen geschlossen.“<br />
Und der Facharzt für Inneres<br />
bittet um Verständnis, dass er<br />
heute keine Patienten behandeln<br />
könne. „Stromausfall“. Dieses<br />
Wort ist Begründung genug. Es<br />
bedeutet für über 30 000 Haushalte<br />
und 2000 Gewerbetreibende<br />
in Köpenick: kein Licht, keine<br />
Heizung, kein warmes Wasser.<br />
Keinen Kaffee amMorgen, kein<br />
warmes Essen am Mittag. Kein<br />
Telefon, kein Computer.<br />
Dienstag, Punkt 14.10<br />
Uhr, gingen in den Wohnungen<br />
und Geschäften<br />
in der Altstadt, in<br />
Bohnsdorf, Grünau,<br />
Müggelheim,<br />
Schmöckwitz und<br />
Wendenschloß<br />
die Lichter aus,<br />
wurden die<br />
Bildschirme<br />
schwarz,<br />
fielen die<br />
Tiefkühltru-<br />
hen in den Supermärkten, Restaurants<br />
und privaten Haushalten<br />
aus, blieben die<br />
Straßenbahnen stehen. „Stromausfall“,<br />
nichts geht mehr.<br />
Ganz stimmt das nicht. An der<br />
Tür zur Apotheke in der Wendenschloßstraße<br />
fordert ein Zettel<br />
optimistisch auf: „Bitte klopfen“.<br />
Katrin Mika kommt angeeilt,<br />
öffnetdie Türen. Die Apothekerin<br />
und ihre<br />
pharmazeutisch-technische Assistentin<br />
Anja Gothow halten die<br />
Christiane (63) und Lutz S. (63) mit Enkelin Annika (2): „Wir wohnen im<br />
8. Stock und die Fahrstühle funktionieren nicht.“<br />
Stellung. Die Heizung geht nicht,<br />
es gibt kein Licht, die elektronischen<br />
Waagen für die Rezepturen<br />
funktionierennur mit Strom.<br />
Einfach schließen könne sie<br />
nicht, sagt Katrin Mika. Dann<br />
holt sie die Rote Liste hervor, ein<br />
fast 2000 Seiten dickes Buch, in<br />
dem die Preise für die Medikamente<br />
stehen. So sieht analoges<br />
Arbeiten in einer Apotheke aus.<br />
Im Kühlschrank lagern normalerweise<br />
die Medikamente, die<br />
gekühlt werden müssten. Die<br />
Apothekerin hat den Inhalt am<br />
Dienstagnachmittag zusammen<br />
mit ihrem Mann in drei Großhandelskistennach<br />
Hause gefahren,<br />
ins Märchenviertel nahe<br />
dem Köpenicker Bahnhof. Esist<br />
nicht vom Blackout betroffen.<br />
Die Medikamente liegen jetzt in<br />
einem Kühlschrank im Keller. Es<br />
klopft. Ruth Schmoller ist die<br />
vierte Kundin an diesem Vormittag.<br />
Sie ist 82. Ein Kriegskind, wie<br />
sie sagt. Alles nicht so schlimm<br />
mit dem Stromausfall, winkt sie