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Berliner Kurier 21.02.2019

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AKTUELL<br />

So berichtete der KURIER<br />

am Mittwoch über den<br />

Stromausfall in vielen<br />

Teilen von Köpenick.<br />

Ein Lächeln<br />

Köpenicker haben dem längsten Energieausfall in der<br />

<strong>Berliner</strong> Nachkriegsgeschichte getrotzt.Erst am Abend<br />

gingen die Lichter nach und nach wieder an<br />

Von<br />

KATRIN BISCHOFF<br />

Stromausfall –dieses eine<br />

Wort war gestern in Köpenick<br />

prägend. „Guten<br />

Morgen +Tag, aufgrund<br />

des Stromausfalls bleibt die<br />

Schule heute geschlossen“, heißt<br />

es an der Tür zum evangelischen<br />

Gymnasium in der Straße Grüne<br />

Trift im Ortsteil Wendenschloß.<br />

Die 600 Schüler<br />

dürfen zu Hause bleiben.<br />

„Stromausfall“ steht<br />

auch wenige Hundert<br />

Meter weiter an der<br />

Tür zum Rewe-<br />

Markt in der Wendenschloßstraße.<br />

Dahinter ist es<br />

tief dunkel.<br />

Beim nahe<br />

gelegenen<br />

Edeka<br />

heißt es<br />

hingegen:<br />

„Aus<br />

UtaWiedow(46): „Auf der Allende-<br />

Brückeliegt ein Fluch.“<br />

technischen Gründen geschlossen.“<br />

Und der Facharzt für Inneres<br />

bittet um Verständnis, dass er<br />

heute keine Patienten behandeln<br />

könne. „Stromausfall“. Dieses<br />

Wort ist Begründung genug. Es<br />

bedeutet für über 30 000 Haushalte<br />

und 2000 Gewerbetreibende<br />

in Köpenick: kein Licht, keine<br />

Heizung, kein warmes Wasser.<br />

Keinen Kaffee amMorgen, kein<br />

warmes Essen am Mittag. Kein<br />

Telefon, kein Computer.<br />

Dienstag, Punkt 14.10<br />

Uhr, gingen in den Wohnungen<br />

und Geschäften<br />

in der Altstadt, in<br />

Bohnsdorf, Grünau,<br />

Müggelheim,<br />

Schmöckwitz und<br />

Wendenschloß<br />

die Lichter aus,<br />

wurden die<br />

Bildschirme<br />

schwarz,<br />

fielen die<br />

Tiefkühltru-<br />

hen in den Supermärkten, Restaurants<br />

und privaten Haushalten<br />

aus, blieben die<br />

Straßenbahnen stehen. „Stromausfall“,<br />

nichts geht mehr.<br />

Ganz stimmt das nicht. An der<br />

Tür zur Apotheke in der Wendenschloßstraße<br />

fordert ein Zettel<br />

optimistisch auf: „Bitte klopfen“.<br />

Katrin Mika kommt angeeilt,<br />

öffnetdie Türen. Die Apothekerin<br />

und ihre<br />

pharmazeutisch-technische Assistentin<br />

Anja Gothow halten die<br />

Christiane (63) und Lutz S. (63) mit Enkelin Annika (2): „Wir wohnen im<br />

8. Stock und die Fahrstühle funktionieren nicht.“<br />

Stellung. Die Heizung geht nicht,<br />

es gibt kein Licht, die elektronischen<br />

Waagen für die Rezepturen<br />

funktionierennur mit Strom.<br />

Einfach schließen könne sie<br />

nicht, sagt Katrin Mika. Dann<br />

holt sie die Rote Liste hervor, ein<br />

fast 2000 Seiten dickes Buch, in<br />

dem die Preise für die Medikamente<br />

stehen. So sieht analoges<br />

Arbeiten in einer Apotheke aus.<br />

Im Kühlschrank lagern normalerweise<br />

die Medikamente, die<br />

gekühlt werden müssten. Die<br />

Apothekerin hat den Inhalt am<br />

Dienstagnachmittag zusammen<br />

mit ihrem Mann in drei Großhandelskistennach<br />

Hause gefahren,<br />

ins Märchenviertel nahe<br />

dem Köpenicker Bahnhof. Esist<br />

nicht vom Blackout betroffen.<br />

Die Medikamente liegen jetzt in<br />

einem Kühlschrank im Keller. Es<br />

klopft. Ruth Schmoller ist die<br />

vierte Kundin an diesem Vormittag.<br />

Sie ist 82. Ein Kriegskind, wie<br />

sie sagt. Alles nicht so schlimm<br />

mit dem Stromausfall, winkt sie

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