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8 AKTUELL BERLINER KURIER, Donnerstag, 21. Februar 2019<br />
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Bürgermeister OliverIgel<br />
Das Energie-Bündel vonKöpenick<br />
Die ganze Nacht half er Stromausfall-Opfern, verließ erst am nächsten Morgen sein Büro<br />
Von<br />
NORBERT KOCH-KLAUCKE<br />
Berlin – Der Stromausfall,<br />
der halb Köpenick lahmlegte,<br />
forderte seine ganze Energie.<br />
Bezirksbürgermeister<br />
Oliver Igel (SPD) war während<br />
der Havarie, die Dienstagnachmittag<br />
begann, sogar<br />
die Nacht hindurch im Einsatz,<br />
organisierte Hilfe, versorgte<br />
Bürger mit Informationen.<br />
Erst gestern um 10<br />
Uhr ging er nach Hause, um<br />
sich Schlafen zu legen. Auf<br />
der Heimfahrt telefonierte<br />
Igel noch mit dem KURIER,<br />
wirkte dabei gar nicht müde.<br />
Erst einmal gibt es ein dickes<br />
Lob an die Köpenicker. „Sie<br />
haben gezeigt, dass sie in<br />
schwierigen Situationen zusammenhalten<br />
und diese auch<br />
meistern können“, sagt Igel.<br />
„In unserer Gesellschaft darf<br />
man in Notlagen nicht nur auf<br />
sich selbst achten, sondern<br />
muss sich um seine Mitmenschen<br />
kümmern, vor allem um<br />
Ältere und Schwächere.“<br />
Als im Köpenicker Rathaus<br />
die Lichter ausgingen, versuchte<br />
Igel noch, mit einer batteriebetriebenen<br />
Not-Lampe etwas<br />
Licht auf seinem Schreibtisch<br />
zu bringen. Doch es nützte<br />
nichts. „Denn es funktionierte<br />
auch kein Telefon, kein Handy,<br />
kein Internet“, sagt er. Mit<br />
zehn Mitarbeitern zog er daher<br />
in ein Dienstgebäude nach<br />
Baumschulenweg, wo es Strom<br />
gab. Von dort hielt Igel Kontakt<br />
zu Feuerwehr und Polizei, for-<br />
Unterstützung an. So wurde<br />
derte bei Hilfsorganisationen<br />
mit dem DRK eine Notunter-<br />
kunft mit 200 Betten eingerich-<br />
bei de-<br />
tet, damit Köpenicker, nen die Heizungen nicht liefen,<br />
nicht im Kalten schlafen<br />
muss-<br />
in denen es Strom gab, zu<br />
Orten<br />
ten. „Dazu haben wir Schulen,<br />
umfunktioniert, wo sich Köpe-<br />
nicker aufwärmen, telefonie-<br />
konnten.“<br />
ren oder ihr Handy aufladen<br />
Die ganze Nacht informierte<br />
Igel per Facebook über die aktuelle<br />
Lage, forderte Köpenifragen,<br />
ob sie Hilfe benötigen.<br />
Zwei<br />
cker auf, Nachbarn zu<br />
Bürgertelefone ließ er einrich-<br />
in An-<br />
ten. „Diese wurden rege<br />
spruch genommen“, sagt Igel.<br />
„So rief eine junge Familie an,<br />
sie bräuchte Strom für eine<br />
Atmungsunterstützungs-<br />
pumpe für ihr Baby. Wir<br />
halfen mit Akkus aus.“<br />
Als der Bürgermeister<br />
dem KURIER berichten<br />
will, wie für eine Bibliothek<br />
ein Wachschutz organisiert<br />
wurde, da das<br />
Gebäude durch das ausgefallene<br />
elektronische<br />
Schloss offenstand, bricht<br />
die Verbindung ab. Minuten<br />
später ist er wieder da. „Ent-<br />
in<br />
schuldigung, ich war gerade<br />
einer Gegend, wo auch das Mobilfunknetz<br />
durch den Stromausfall<br />
nicht funktioniert.“ Für<br />
Igel ist es ein Unding, dass bei<br />
Arbeiten an der Salvador-Allende-Brücke<br />
zwei wichtige<br />
Stromleitungen gekappt wurden.<br />
Schließlich gäbe es Pläne,<br />
auf denen steht, wo diese liegen.<br />
„Das hätte nicht passieren<br />
dürfen“,<br />
sagt<br />
Igel.<br />
„Wir können zum Mond fliegen.<br />
Da darf man auch erwarten,<br />
dass man mit Kabelplänen<br />
richtig umgehen kann.“<br />
Bezirksbürgermeister<br />
Oliver Igel (SPD) war<br />
im Bezirksamt im<br />
Einsatz, um Strom-<br />
Opfern zu helfen.<br />
Fotos: Imago, dpa