Berliner Kurier 04.03.2019
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34 PANORAMA BERLINER KURIER, Montag, 4. März2019*<br />
Trauer um Kabarettist und Box-Experte Werner Schneyder<br />
Wien –Erwar auf vielen Bühnen<br />
zu Hause. Das größte Forum<br />
des Kabarettisten Werner<br />
Schneyder war die Münchner<br />
Lach- und Schießgesellschaft.<br />
Im ZDF glänzte er als Box-Experte.<br />
Schneyder passte in keine<br />
Schublade. Jetzt ist der Österreicher<br />
im Alter von 82 Jahren<br />
gestorben.<br />
Schneyder veröffentlichtebis<br />
zuletzt Artikel über die kulturellen<br />
und politischen Verhältnisse<br />
speziell in Österreich.<br />
Auch als TV-Gast war er noch<br />
gefragt. Dem deutschen TVund<br />
Kabarettpublikum wurde<br />
Schneyder vor allem durch seine<br />
Auftritte in der Münchner<br />
Lach- und Schießgesellschaft<br />
bekannt. Zusammen mit Dieter<br />
Hildebrandt schimpfte er<br />
gern voller Süffisanz auf die<br />
Politik. Als Kabarettist brachte<br />
es Schneyder aufmehr als 1000<br />
Auftritte auf Bühnen in Österreich<br />
und Deutschland.<br />
Der gebürtige Grazer mit<br />
Doktortitel in Publizistik war<br />
zunächst Lokal-Sportreporter<br />
und Werbetexter. Wenig später<br />
arbeitete er in Salzburg als<br />
Theaterdramaturg und schrieb<br />
sowohl Bühnenstückeals auch<br />
Theaterkritiken, bevor er wiederum<br />
die Seiten wechselte<br />
und selbst als Kabarettist auf<br />
der Bühne stand. Zeitweise<br />
schrieb er Kolumnen im Männermagazin<br />
„Playboy“. Rund<br />
20 Bücher hat er verfasst. Er<br />
bezeichnete sich selbst gerne<br />
als einen „Universaldilettanten“.<br />
Nannte sich „Universaldilettant“: Werner<br />
Schneyder wurde 82 Jahrealt.<br />
Foto: dpa<br />
Zwei Männer klagen an:<br />
Jacko hat uns missbraucht<br />
Die TV-Doku „Leaving Neverland“ gräbt alte Vorwürfe gegen den „King of Pop“ wieder aus<br />
Los Angeles –„Jeder wollte<br />
Michael treffen oder mit Michael<br />
zusammen sein. Und<br />
dann mag er dich.“ James Safechuck<br />
erzählt vor der Kamera,<br />
wie er als kleiner Junge Michael<br />
Jackson kennenlernte –<br />
und wie dieser ihn dann missbraucht<br />
haben soll. Zehn Jahre<br />
nach Jacksons tragischem Tod<br />
durch eine Betäubungsmittel-<br />
Überdosis rückt die Dokumentation<br />
„Leaving Neverland“<br />
den einst berühmtesten Popstar<br />
der Welt wieder in die<br />
Schlagzeilen.<br />
Neue Beweise zu den alten<br />
Missbrauchsvorwürfen gegen<br />
Jackson liefert der Film von<br />
Regisseur Dan Reed nicht.<br />
Aber durch ihn ist der Streit<br />
über das Vermächtnis des<br />
Stars neu entbrannt. Am gestrigen<br />
Sonntag und heute zeigt<br />
HBO die Doku nun gegen heftigen<br />
Widerstand von Jacksons<br />
Erben im Abendfernsehen<br />
in den USA. Und gräbt ein<br />
Thema wieder aus, das –nicht<br />
zuletzt aus Respekt vor Jackson<br />
und seiner Familie –der<br />
Vergangenheit anzugehören<br />
schien.<br />
Der Film bietet mehr Fragen<br />
als Antworten, dennverurteilt<br />
wurde Jackson trotz mehrerer<br />
Vorwürfe nie. 1993 hatte ein<br />
13-Jähriger erklärt, im Jackson-Schlafzimmer<br />
Opfer sexueller<br />
Übergriffe geworden zu<br />
sein. Der Star bestritt das konsequent,<br />
einigte sich mit der<br />
Familie des Jungen dann auf<br />
eine Abfindung in Millionenhöhe.<br />
Ähnliche Beschuldigungen<br />
eines Teenagers führten<br />
2005 zu einem „Jahrhundertprozess“,<br />
der mit einem für<br />
Jackson triumphalen Freispruch<br />
endete.<br />
Auch die Aussagen des Choreografen<br />
Wade Robson in<br />
„Leaving Neverland“ lassen<br />
Fragen offen. Robson behauptet<br />
wie Safechuck, von Jackson<br />
im Kindesalter missbraucht<br />
worden zu sein –imProzess<br />
Fotos: AFP,AP<br />
Michael Jackson<br />
2005 bei dem<br />
Prozess, den er<br />
gewann. Der<br />
Popstar starb am<br />
25. Juni 2009.<br />
hatte er den Sänger allerdings<br />
noch verteidigt und unter Eid<br />
vom Pädophilie-Verdacht reingewaschen.<br />
Zur Begründung seiner<br />
geänderten Aussage erklärte<br />
er, der „King of Pop“ habe ihn damals<br />
einer Art Gehirnwäsche unterzogen.<br />
„Er sagte mir, wenn<br />
unser Verhalten jemals bekannt<br />
wird, kommen wir beide für den<br />
Rest unseres Lebens ins Gefängnis.“<br />
BesucheinJacksons Neverland-Ranch<br />
seien „wie aus dem<br />
Märchen“ gewesen. „Die Tage<br />
waren gefüllt mit magischen<br />
Kindheitsabenteuern: Fangen<br />
spielen, Filme gucken, ungesundes<br />
Essen, alles“, erinnert sich<br />
Safechuck,der als Computerprogrammierer<br />
arbeitet.<br />
Jacksons Nachlassverwalter<br />
hatten sich heftig gegendie Ausstrahlung<br />
gewehrt –vergeblich.<br />
In einer Klage über 100 Millionen<br />
Dollar (88 Mio. Euro) Schadenersatz<br />
gegen HBO werfen sie<br />
Filmemacher Reed vor, „gegen<br />
jede Regel von verantwortungsvollem<br />
Journalismus und Dokumentarfilmen“<br />
zu verstoßen, da<br />
er weder die Nachlassverwalter<br />
noch Jacksons Familie vor die<br />
Kamera holte.<br />
„Erschreckend und unvergesslich“<br />
nennt der „New Yorker“ die<br />
vier Stunden lange Dokumentation<br />
und fasst das Dilemma der<br />
Zuschauer zusammen: Opfern<br />
sollte man glauben –und für Beschuldigte<br />
gilt die Unschuldsvermutung.<br />
Wade Robson, Regisseur DanReed und James Safechuck (v.l.)