Berliner Kurier 11.03.2019
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
*<br />
ist dieseFrau<br />
Edith Drechsler stammt aus<br />
dem erzgebirgischen Annaberg.<br />
In der Silberbergbau-Stadt wirkte<br />
vor knapp 500 Jahren auch<br />
Adam Ries, war Bergbeamter<br />
und Rechenmeister. Im Auftrag<br />
der Stadt erarbeitete er die sogenannte<br />
Brotordnung. Das Brot<br />
hatte damals Festpreise: Es wurden<br />
Groschenbote, Zweigroschenbrote<br />
und Pfennigbrötchen<br />
gebacken und verkauft.<br />
Ries schrieb verständliche Rechenbücher<br />
auf Deutsch und<br />
trug zum Siegeszug der arabischen<br />
Ziffern bei, mit denen sich<br />
besser als mit den römischen<br />
Edith Drechsler mit<br />
dem Zertifikat,das<br />
belegt,dasssie in<br />
13. Generation<br />
Nachfahrin von<br />
Adam Ries ist.<br />
rechnen lässt. Sein<br />
Name steht für einfache,<br />
logische Erklärungen.<br />
„Das macht nach Adam<br />
Riese“ wurde zur Redewendung.<br />
Die Begeisterung für Mathematik<br />
hat sich auf Edith Drechsler<br />
übertragen. Und sie wollte<br />
immer auch ihre Schüler für Mathematik<br />
begeistern oder wenigstens<br />
verhindern, dass sie daran<br />
scheitern. „Ich hatte Mathematik<br />
in der Mittelstufe unterrichtet“,<br />
erinnert sie sich. Aber<br />
oft sei es aussichtslos gewesen,<br />
weil die Schüler in den unteren<br />
Klassen nicht genug gelernt hätten.<br />
„Die konnten kein Einmaleins<br />
und keine Grundaufgaben,<br />
mussten sich dann aber mit der<br />
Bruchrechnung beschäftigen.“<br />
Deshalb hat sie damals die<br />
Schule gewechselt und in den<br />
unteren Klassen angefangen.<br />
„Ich habe mir dann eigene Lehrmittel<br />
geschaffen, in der DDR<br />
gab es da ja nicht so viele Möglichkeiten.“<br />
Alles handgefertigt.<br />
„Wir hatten eineKartonagenfabrik<br />
neben der Schule, die haben<br />
mir diese Zahlenbilder auf Pappe<br />
aufgezogen.“ Das hatten die<br />
Kinder dann zwei Jahre in der<br />
Schulmappe, dazu Spielfiguren<br />
aus dem Erzgebirge. „Viele<br />
Schüler haben das gespielt und<br />
so gelernt.“<br />
Der Mathe-Lehrer Steffen<br />
Werner kommt zu Besuch. Er<br />
leitet eine Wilmersdorfer<br />
Grundschule, hat mehrere Mathe-Lehrbücher<br />
veröffentlicht.<br />
Edith Drechslers Hefte und Mathe-Spiele<br />
seien vorbildlich.<br />
„Überschaubar und leicht anzuwenden.<br />
Die Schüler sollen gar<br />
nicht merken, dass sie Mathe<br />
Fotos: Markus Wächter,dpa<br />
machen.“ Wieso aber sind <strong>Berliner</strong><br />
Grundschüler so schlecht in<br />
Mathe? Ein Grund ist unbestritten:<br />
Es unterrichten zu wenig<br />
ausgebildete Mathelehrer.<br />
Doch Edith Drechsler sieht<br />
auch Gründe in der Lehrerausbildung:<br />
„Es gibt keine richtige<br />
Didaktik für die Unterstufe.“ Zu<br />
DDR-Zeiten habe es lehrplanbegleitende<br />
Fortbildungen gegeben,<br />
da habe man es nicht so lässig<br />
genommen. „Der Lehrplan ist<br />
auch überfrachtet“, findet sie.<br />
Ein Lehrer müsse das Fach auch<br />
zwingend zeitökonomisch unterrichten.<br />
„Denn es gibt derzeit<br />
nur vier Stunden Mathe, in der<br />
DDR gab es immerhin sechs“,<br />
sagt sie.<br />
Drei der vier Kinder von Edith<br />
Drechsler sind übrigens Lehrer<br />
geworden, Spezialgebiet – natürlich<br />
–Mathematik.<br />
BERLIN 13<br />
Messerstecherei<br />
vorDiskothek<br />
Charlottenburg –Bei einem<br />
blutigen Streit vor einer<br />
Diskothek in der Joachimsthaler<br />
Straße sind<br />
zwei Männer (29, 33)<br />
schwer verletzt worden. Sie<br />
kamen mit Stichverletzungen<br />
in ein Krankenhaus. Lebensgefahr<br />
besteht laut Polizei<br />
aber nicht. Die Straße<br />
wurde für die Spurensicherung<br />
abgesperrt, die Buslinie<br />
249 musste zeitweise<br />
umgeleitet werden.<br />
Weniger schnelle<br />
Strafverfahren<br />
Potsdam –Anden Amtsgerichten<br />
in Brandenburg gab<br />
es in den vergangenen Jahren<br />
immer weniger beschleunigte<br />
Strafverfahren.<br />
2018 beendeten die Amtsrichter<br />
2208 Strafprozesse<br />
im Schnellverfahren, das<br />
sind 702 weniger als ein<br />
Jahr zuvor, so das Brandenburger<br />
Justizministerium.<br />
2016 gab es noch 3216 beschleunigte<br />
Prozesse.<br />
Teilnahmebedingungen und Frequenzen auf radioB2.de