impulse08Tagungsbericht - Lebenshilfe Berlin

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Improvisationstheater berlin „Hier ist der Zuschauer der wahre Regisseur“ schrieb die Welt am Sonntag ganz richtig über die Gorillas. Beim Improvisationstheater werden sämtliche Darstellungsformen wie Sprech, Bewegungs, oder Musiktheater in die Spielszenen einbezogen. Die Interaktion zwischen Publikum und Akteuren ist gewollt; die Zuschauer sind live dabei, wenn aus ihren Themenvorschlägen, Worten und Orten Geschichten auf der Bühne entstehen. Alle Szenen sind im wahrsten Sinne des Wortes einmalig, jeder Song ist ein Unikat und jede Show eine Premiere. Doch kann man zu Themen wie dem persönliche Budget überhaupt improvisieren und es unterhaltsam darstellen? Ja, man kann! „Impulse 2008 Wohnen mit Au(f)sicht“ setzten die Gorillas spontan mitreißend in Szene. Sie spielten und sangen, was das Publikum wollte. Improvisierten Wohnsituationen im Flur und in der Küche. Bildeten lustige und kluge Dialoge aus den Wortfetzen, die aus dem Publikum gerufen wurden. DIE GorILLAS Irrwitzig, lustig, erhellend – einmal ganz anders und immer ganz spontan, aus dem Stand heraus. Der Auftritt der Gorillas war ein kleiner Höhepunkt. Zeitlich gut gelegen, gleich nach der Pause, gut um wieder beim Thema und in der Tagung anzukommen. Als idealer Einstieg in die zweite Hälfte der Fachtagung. Entdecken Sie nun weiter, gemeinsam mit den Referenten, die Chancen, Risiken und Herausforderungen vielfältiger Wohn, Lebens und Betreuungsformen. <strong>impulse08Tagungsbericht</strong> _ 34
Wünsche von Familienmitgliedern mit Behinderungserfahrung Heide BesucH (links), eltern beraten eltern e.V. und Judy GummicH (rechts), Projektleiterin „Lebensübergänge“ ebenfalls bei eltern beraten eltern e.V. NormalisieruNgspriNzip, iNtegrative WohNformeN, heterogeNität uNd vielfältige, soziale verNetzuNgeN Sohn: Ja klar möchte ich „ganz normal“ mit anderen jungen Leuten zusammen in der WG. wohnen. Alle arbeiten, studieren oder gehen zur Schule. Vielleicht fährt einer auch Moped oder Auto? – Mit den Leuten möchte ich etwas unternehmen, zum Billard gehen oder Partys feiern. Ich möchte in meinem Kiez bleiben, in dem ich groß geworden bin. Hier kennen mich viele Leute, die mich brauchen. Mal schnell rüber zu meinen Eltern, gucken, ob meine Mutter nicht traurig ist. Klasse wäre es, mit dem Bruder im Sommer zum Schwimmen zu gehen. – Unsere Leute aus der Kirchengemeinde sind auch so nett, da war ich in der Kita. Ich möchte ausprobieren, wie es mit dieser WG klappt oder ob es in einer gemischten WG besser geht? Meine Freundin bleibt dann über Nacht, das ist doch klar. Mein alter Klassenkamerad, mit dem Rolli muss dabei sein! Wenn wir etwas zusammen machen, lacht er immer. Wenn ich in der WG oder bei der Arbeit Stress habe, rufe ich meine Oma an und erzähle ihr alles oder sause mal eben zu meiner Familie. Einen Garten fände mein Vater schön, wichtiger fände ich aber die U-Bahn und viele Läden, in denen man rumstöbern kann. transparenz, zusammenarbeit, fließende Übergänge, zukunftswerkstatt Mutter: Immer dieses nicht Loslassen können, was uns da untergeschoben wird. Damit haben wir die Schuld, wenn es schwierig ist. – Dabei darf ich gar nicht loslassen. – Meine Elternpflicht ist, unsere Söhne und Töchter lebenslang zu begleiten. Wir sind das hoch motivierte und nachhaltigste Netzwerk unserer Kinder! Diese Ressource wollen wir einsetzen und nicht außen vor lassen. – Transparenz in den Lebenszusammenhängen des WG-Alltags gibt uns Sicherheit und Vertrauen. Wir wollen nicht nur ab und zu Besucher sein, sondern uns einbringen und ein Gefühl für das Leben unserer Kinder bekommen. Die Übergänge von zu Hause zur WG sollen fließen. Selbstbestimmung soll an erster Stelle stehen! Mal sind die jungen Leute in der WG, mal bei den Eltern. Kein Reglement durch Dienstpläne, sondern freie Wahlmöglichkeit. menschen mit Behinderung und ihre Familien wünschen sich inklusive Angebote in ihrem sozialen umfeld und erwarten von mitarbeitern eine Begegnung auf Augenhöhe. reFerAte Wünsche von familienmitgliedern mit Behinderungserfahrung von Heide Besuch 5 Wir Eltern, die jungen Leute und die Assistenten sind ein Team, das zusammen arbeitet, um für die individuellen Bedürfnisse der Bewohner Sorge zu tragen. Unser soziales Netzwerk kann bei jungen Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf, z.B. im Rahmen der Zukunftskonferenz, Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung begleiten. Durch alle Möglichkeiten des normalen Miteinanders nutzen wir die soziale Spiegelung, damit entsteht Solidarität und Sicherheit für unsere jungen Menschen. veränderung des Beziehungsfeldes: du bist oK! Tochter: Total komisch ist mir, wenn ich bei den WG-Besprechungen dabei bin. – Hier sitzt mein Bruder, da die Betreuer und Eltern. Furchtbar, wie er sich fühlen muss, wenn dann Dinge besprochen werden, die nicht klappen. Wir hier – Du da! Da wird sortiert, das macht ihn klein und ist sehr peinlich. – Ich würde mir das nicht gefallen lassen, er muss es aushalten? In einer normalen WG gäbe es solche Situationen gar nicht! Ich wünsche mir für Ihn, dass wir sehen, wo er richtig Klasse ist und das ihm auch uneingeschränkt zeigen. Du bist OK Bruder, und wir erziehen und therapieren nicht ewig an dir herum. Du darfst an den Herausforderungen auch mal scheitern. Wir trauen dir zu, dass du weißt, wie du es dann anders machen kannst. Kulturelle Werte Tante: Schwierig ist es, Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund achtsam zu erfassen. Da ist es möglicherweise undenkbar, Menschen mit Assistenzbedarf an einem anderen Ort als in der Familie zu pflegen. Wir brauchen für Familien mit Migrationshintergrund Entlastung, altersentsprechende Angebote und Weiterentwicklungsmöglichkeiten! sorge, machtmissbrauch, isolation Vater: Große Sorge macht uns die Isolation in Wohnstätten und WGs, in die unsere Söhne und Töchter mit Assistenzbedarf geraten können. Durch fehlende Außenperspektiven und Korrektive besteht die Möglichkeit, in einem Umfeld von ausschließlich professionell helfenden Menschen leben zu müssen, die das Zusammenleben bestimmen. <strong>impulse08Tagungsbericht</strong> _ 35
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