18.12.2012 Aufrufe

impulse08Tagungsbericht - Lebenshilfe Berlin

impulse08Tagungsbericht - Lebenshilfe Berlin

impulse08Tagungsbericht - Lebenshilfe Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wünsche von Familienmitgliedern mit Behinderungserfahrung<br />

Heide BesucH (links), eltern beraten eltern e.V. und Judy GummicH (rechts), Projektleiterin<br />

„Lebensübergänge“ ebenfalls bei eltern beraten eltern e.V.<br />

NormalisieruNgspriNzip, iNtegrative WohNformeN,<br />

heterogeNität uNd vielfältige, soziale verNetzuNgeN<br />

Sohn: Ja klar möchte ich „ganz normal“ mit anderen jungen Leuten<br />

zusammen in der WG. wohnen. Alle arbeiten, studieren oder gehen<br />

zur Schule. Vielleicht fährt einer auch Moped oder Auto? – Mit den<br />

Leuten möchte ich etwas unternehmen, zum Billard gehen oder Partys<br />

feiern. Ich möchte in meinem Kiez bleiben, in dem ich groß geworden<br />

bin. Hier kennen mich viele Leute, die mich brauchen.<br />

Mal schnell rüber zu meinen Eltern, gucken, ob meine Mutter nicht<br />

traurig ist. Klasse wäre es, mit dem Bruder im Sommer zum Schwimmen<br />

zu gehen. – Unsere Leute aus der Kirchengemeinde sind auch<br />

so nett, da war ich in der Kita.<br />

Ich möchte ausprobieren, wie es mit dieser WG klappt oder ob es in<br />

einer gemischten WG besser geht? Meine Freundin bleibt dann über<br />

Nacht, das ist doch klar. Mein alter Klassenkamerad, mit dem Rolli muss<br />

dabei sein! Wenn wir etwas zusammen machen, lacht er immer.<br />

Wenn ich in der WG oder bei der Arbeit Stress habe, rufe ich meine<br />

Oma an und erzähle ihr alles oder sause mal eben zu meiner Familie.<br />

Einen Garten fände mein Vater schön, wichtiger fände ich aber die<br />

U-Bahn und viele Läden, in denen man rumstöbern kann.<br />

transparenz, zusammenarbeit, fließende Übergänge, zukunftswerkstatt<br />

Mutter: Immer dieses nicht Loslassen können, was uns da untergeschoben<br />

wird. Damit haben wir die Schuld, wenn es schwierig ist.<br />

– Dabei darf ich gar nicht loslassen. – Meine Elternpflicht ist, unsere<br />

Söhne und Töchter lebenslang zu begleiten. Wir sind das hoch motivierte<br />

und nachhaltigste Netzwerk unserer Kinder!<br />

Diese Ressource wollen wir einsetzen und nicht außen vor lassen. –<br />

Transparenz in den Lebenszusammenhängen des WG-Alltags gibt<br />

uns Sicherheit und Vertrauen. Wir wollen nicht nur ab und zu Besucher<br />

sein, sondern uns einbringen und ein Gefühl für das Leben unserer<br />

Kinder bekommen. Die Übergänge von zu Hause zur WG sollen<br />

fließen. Selbstbestimmung soll an erster Stelle stehen! Mal sind die<br />

jungen Leute in der WG, mal bei den Eltern. Kein Reglement durch<br />

Dienstpläne, sondern freie Wahlmöglichkeit.<br />

menschen mit Behinderung und ihre Familien wünschen sich inklusive Angebote in ihrem<br />

sozialen umfeld und erwarten von mitarbeitern eine Begegnung auf Augenhöhe.<br />

reFerAte<br />

Wünsche von familienmitgliedern mit Behinderungserfahrung von Heide Besuch<br />

5<br />

Wir Eltern, die jungen Leute und die Assistenten sind ein Team, das<br />

zusammen arbeitet, um für die individuellen Bedürfnisse der Bewohner<br />

Sorge zu tragen. Unser soziales Netzwerk kann bei jungen<br />

Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf, z.B. im Rahmen der<br />

Zukunftskonferenz, Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung begleiten.<br />

Durch alle Möglichkeiten des normalen Miteinanders nutzen wir<br />

die soziale Spiegelung, damit entsteht Solidarität und Sicherheit für<br />

unsere jungen Menschen.<br />

veränderung des Beziehungsfeldes: du bist oK!<br />

Tochter: Total komisch ist mir, wenn ich bei den WG-Besprechungen<br />

dabei bin. – Hier sitzt mein Bruder, da die Betreuer und Eltern. Furchtbar,<br />

wie er sich fühlen muss, wenn dann Dinge besprochen werden,<br />

die nicht klappen. Wir hier – Du da!<br />

Da wird sortiert, das macht ihn klein und ist sehr peinlich. – Ich würde<br />

mir das nicht gefallen lassen, er muss es aushalten? In einer normalen<br />

WG gäbe es solche Situationen gar nicht! Ich wünsche mir für Ihn,<br />

dass wir sehen, wo er richtig Klasse ist und das ihm auch uneingeschränkt<br />

zeigen. Du bist OK Bruder, und wir erziehen und therapieren<br />

nicht ewig an dir herum. Du darfst an den Herausforderungen<br />

auch mal scheitern. Wir trauen dir zu, dass du weißt, wie du es dann<br />

anders machen kannst.<br />

Kulturelle Werte<br />

Tante: Schwierig ist es, Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund<br />

achtsam zu erfassen. Da ist es möglicherweise undenkbar, Menschen<br />

mit Assistenzbedarf an einem anderen Ort als in der Familie zu<br />

pflegen. Wir brauchen für Familien mit Migrationshintergrund Entlastung,<br />

altersentsprechende Angebote und Weiterentwicklungsmöglichkeiten!<br />

sorge, machtmissbrauch, isolation<br />

Vater: Große Sorge macht uns die Isolation in Wohnstätten und WGs,<br />

in die unsere Söhne und Töchter mit Assistenzbedarf geraten können.<br />

Durch fehlende Außenperspektiven und Korrektive besteht die Möglichkeit,<br />

in einem Umfeld von ausschließlich professionell helfenden<br />

Menschen leben zu müssen, die das Zusammenleben bestimmen.<br />

<strong>impulse08Tagungsbericht</strong> _ 35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!