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GRILLZEIT 2017 2 - Grillen, BBQ & Outdoor-Lifestyle

Das große Foodmagazin zum Thema Grillen, BBQ und Outdoorküche mit vielen Rezepten, Tipps und Ideen.

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low & slow<br />

Einmal Amerika und zurück. Die<br />

Karriere des „Dutch Oven“ startete<br />

schon vor Jahrhunderten<br />

in Europa, die Auswanderer<br />

nahmen die gusseisernen Töpfe<br />

dann mit auf den langen Treck hinein<br />

ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten.<br />

Dort wurden sie auf den Chuck<br />

Wagons zur unentbehrlichen Kantinenausstattung<br />

von Cowboys und Siedlern,<br />

den Handel damit hatten die „Dutch“<br />

– also die Holländer – fest im Griff, was<br />

dem Kind den Namen gab.<br />

Aus dem Wilden Westen kehrten die<br />

Black Pots dann mit dem <strong>BBQ</strong>-Hype<br />

der letzten Jahre wieder in unseren<br />

Milden Osten zurück. Und damit auch<br />

eine Kochkultur, die bei uns inzwischen<br />

schon fast in Vergessenheit geraten<br />

war: archaisch, schlicht, effizient und<br />

umwerfend intensiv. Lediglich in mediterranen<br />

und pannonischen Regionen<br />

hat der gusseiserne Schmortopf am<br />

offenen Feuer eine ungebrochene<br />

Tradition, die sich aktuell über die<br />

wachsende Dutch Oven-Gemeinde<br />

gemeinsam mit den amerikanischen<br />

Lagerfeuer-Rezepten ausbreitet.<br />

Mit <strong>Grillen</strong> oder <strong>BBQ</strong> hat die Sache<br />

eigentlich nur insoferne zu tun, als der<br />

Brennstoff identisch ist – also meist<br />

Holz oder Kohle – und die passende<br />

Küche dafür sinnvollerweise im Freien<br />

steht. Damit qualifiziert sich der Dutch<br />

Oven allerdings schon ausreichend als<br />

beliebtes Utensil der Feuerköche und<br />

erweitert noch dazu enorm die Möglichkeiten<br />

unserer Gerätschaften.<br />

Das Material. Ein echter Dutch Oven<br />

besteht immer aus Gusseisen. Dieses<br />

Material ist sauschwer, porös und<br />

spröde. Also alles andere als pflegeleicht<br />

und nicht wirklich besonders<br />

robust. Einen Sturz auf hartes Pflaster<br />

verträgt der Eisentopf wohl genauso<br />

wenig wie der keramische, den wir ihm<br />

für unsere Fotos an die Seite gestellt<br />

haben. Und mit Seife darf man ihn ja<br />

auch nicht reinigen...<br />

Aber trotzdem – oder auch deshalb –<br />

sind die Eigenschaften des Gusseisens<br />

in kulinarischer Hinsicht sehr interessant.<br />

Es nimmt Wärme gut an und<br />

speichert sie dann auch sehr lange, gibt<br />

sie dabei immer sehr gleichmäßig an<br />

das Gargut im Inneren des Topfes ab.<br />

Je schwerer der Topf ist, desto besser<br />

gleicht er durch seine Masse auch die<br />

Unregelmäßigkeiten der Hitzezufuhr<br />

aus. Auf jeden Fall ist Geschmortes oder<br />

auch Gebackenes aus einem gut eingebrannten<br />

Gusseisentopf geschmacklich<br />

sehr typisch, auch Krusten und Röststoffe<br />

gelingen unnachahmlich darin.<br />

Das Einbrennen. Manche Dutch Oven<br />

sind bereits vorbehandelt, bei den meisten<br />

ist es aber anzuraten, das selbst zu<br />

besorgen. Dafür werden Topf und Deckel<br />

(zumindest auf der Innenseite) dick<br />

mit Kokosfett eingeschmiert und dann<br />

auf dem Rost in einem geschlossenen<br />

Grill bei mindestens 250 Grad (besser<br />

300) eine Stunde lang eingebrannt. Das<br />

bringt eine geschmacksneutrale Erst-<br />

Patina und die feinsten Partikel aus der<br />

Fertigung werden ebenfalls entfernt.<br />

Mit jedem weiteren Einsatz wird diese<br />

Patina weiter zu einer Schicht aus Eisenoxid<br />

aufgebaut, die man tunlichst<br />

nicht entfernen sollte. Denn dieser<br />

schwarze „Eisenhammerschlag“ ist<br />

besser als Teflon und gibt den Speisen<br />

auch eine gewisse, typische Note. Und<br />

deswegen verleiht man seinen Dutch<br />

Oven auch genauso wenig wie seine<br />

Zahnbürste.<br />

Also ist auch bei der Reinigung Vorsicht<br />

geboten. Keinerlei Spülmittel – nur<br />

heißes Wasser! Und gegebenenfalls<br />

wieder etwas einfetten, damit der Flugrost<br />

keine Chance hat. Das reicht aber<br />

in der Regel, denn an der Patina eines<br />

guten Dutch Oven legt sich tatsächlich<br />

kaum etwas an.<br />

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