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GRILLZEIT 2017 2 - Grillen, BBQ & Outdoor-Lifestyle

Das große Foodmagazin zum Thema Grillen, BBQ und Outdoorküche mit vielen Rezepten, Tipps und Ideen.

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essen & trinken<br />

B<br />

ei uns hat es vielerorts Tradition, dass zu den sogenannten<br />

hohen Feiertagen auch oder sogar vor<br />

allem Würstel auf den Teller kommen, mitunter<br />

von bestimmten Beilagen begleitet. Dies geht auf<br />

die bäuerliche Kultur in Österreich zurück, denn<br />

auf den Höfen geschlachtet wurde meist unmittelbar vor<br />

den wichtigsten Festen im Kalender, wie etwa Ostern und<br />

Weihnachten, die so auch zum „Schlachtfest“ wurden.<br />

Neben Speck und Schweinsbraten gab es daher auch die frischen,<br />

in die Därme des Schlachttiers gefüllten Würste, die<br />

bald verzehrt werden mussten, wenn man sie nicht durch<br />

Selchen oder Lufttrocknung haltbar machen wollte. Eine<br />

tagelange Kühlung der empfindlichen Ware war aufgrund<br />

der Rezeptur und aus Mangel an technischen Möglichkeiten<br />

damals ja noch nicht machbar, die Wurst wurde also ganz<br />

automatisch fixer Bestandteil des Festtagsmenüs. An Heiligabend<br />

klopften denn auch gerne bedürftige Menschen zum<br />

„Wurstbitten“ an die Türen der Bauernstuben.<br />

Im Laufe der Zeit entstanden mehrere, regional unterschiedliche<br />

Varianten dieser Festtags-Würstel, etliche Rezepte<br />

sind bis heute erhalten. Eines der besten Beispiele<br />

hierfür sind die „Mettenwürste“, die im Salzburger Raum zu<br />

Weihnachten gegessen werden. Wer sie mit der Christmette<br />

assoziiert, liegt übrigens vollkommen richtig, da der christliche<br />

Mitternachtsgottesdienst hier namensgebend wirkte.<br />

Die „Mettenwürste“ sind meist dünne, weiße Kalbsbratwürste,<br />

die ausschließlich in den Tagen vor Heiligabend produziert<br />

werden. Sie sind nicht vorgebrüht, also roh, und sollten<br />

dementsprechend rasch im Laufe der Feiertage zubereitet<br />

werden. Gegessen werden sie übrigens entweder in Butter<br />

abgebraten oder direkt in der Mettensuppe. Dabei handelt<br />

es sich um eine kräftige Rindsuppe, die einst nach der traditionell<br />

vor Weihnachten eingehaltenen Fastenzeit besonders<br />

gut schmeckte.<br />

Besondere Anlässe. In anderen Regionen Salzburgs legt<br />

man von Brauchtumswegen her Wert auf Weißwürste am<br />

Festtagstisch. Auch während des Jahres hat dieses Bundesland<br />

eine große Weißwursttradition, genauso wie das angrenzende<br />

Nachbarland Bayern. Dort ist sie übrigens ebenso<br />

nicht nur für den alltäglichen Speisezettel gedacht, sondern<br />

wird traditionell gerne auch an den (Weihnachts-)Feiertagen<br />

verzehrt. Die Bratwurst ist im Salzburgerland, in Oberösterreich<br />

sowie in den westlichen Teilen Niederösterreichs<br />

zu besonderen Anlässen – wie Taufen oder Bauernhochzeiten<br />

– genauso wie in der Vorweihnachtszeit von Bedeutung. Diese<br />

hat sogar ihren eigenen Tag im Kalender, denn der erste Adventsonntag<br />

ist dort zugleich auch „Bratwurstsonntag“. Am<br />

liebsten landet sie dabei schon zu Mittag am Tisch, gemeinsam<br />

mit Röstkartoffeln und Sauerkraut. Woher die Tradition des<br />

zelebrierten Bratwurstessens an genau diesem ersten Adventsonntag<br />

kommt, ist nicht zuverlässig überliefert. Angenommen<br />

wird jedoch, dass die Wurzeln hier ebenso in der Schlachttradition<br />

liegen. Denn früher wurden jene Tiere, für die im Winter<br />

das Futter womöglich nicht reichte, rund um diesen Zeitpunkt<br />

geschlachtet.<br />

Spielarten. In der Rezeptur unterscheiden sich die salzburgerischen<br />

von den oberösterreichischen respektive nieder-österreichischen<br />

Bratwürsten in einigen Punkten. Erstere ist eine<br />

vorgebrühte Variante im Schweinssaitling mit speziellen, von<br />

den Herstellern meist geheim gehaltenen Gewürzen. Zudem<br />

ist die Salzburger Bratwurst die einzige in Österreich, die mit<br />

Weißbrot als Zutat hergestellt wird, wodurch sie eine flaumige<br />

Konsistenz bekommt. Als Beilagen werden, der Tradition am<br />

Bratwurstsonntag entsprechend, Sauerkraut oder Kartoffelsalat<br />

serviert. Die sowohl in Oberösterreich als auch in Teilen Niederösterreichs<br />

beheimatete Festtagsversion dieser Wurst hingegen,<br />

die auch an diesem ersten Adventsonntag kredenzt wird,<br />

ist eine dünnere Spielart mit einer anderen Würzung als das<br />

Alltagsprodukt. Traditionell dazu gegessen werden Sauerkraut<br />

und Schwarzbrot.<br />

Ein ausgeprägtes, festliches Wurst-Brauchtum gibt es außerdem<br />

auch in Kärnten. Im Bezirk Spittal an der Drau und in<br />

den benachbarten Regionen kommt am Heiligen Abend die<br />

Weihnachtskrainer auf den Tisch, begleitet von Sauerkraut und<br />

Schwarzbrot. Sie ist das Pendant der besser bekannten Osterkrainer,<br />

die als Teil der Osterjause in unserem südlichsten<br />

Bundesland sowie auch in der Steiermark nicht wegzudenken<br />

ist. Weitere Bestandteile dieser Jause sind natürlich der Osterschinken,<br />

Apfel- und Oberskren, Pinzen oder Weißbrot (je nach<br />

Region) und diverse Saucen.<br />

Der Nachteil vieler dieser schmackhaften Festtagswürste: Sie<br />

sind leider lediglich saisonal im Handel in den diversen Regionen<br />

erhältlich. Auf Wunsch und Nachfrage werden sie jedoch<br />

in vielen Fällen auch außerhalb der Feiertage hergestellt.<br />

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