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Berliner Zeitung 25.04.2019

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 95 · D onnerstag, 25. April 2019<br />

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Berlin<br />

Freispruch vom<br />

Vorwurf des<br />

Antisemitismus<br />

Israelischer Gastronom<br />

hatte Anzeige erstattet<br />

Yorai Feinberg, der Betreiber eines<br />

israelischen Restaurants in Schöneberg,<br />

wurde in der Vergangenheit<br />

mehrfach Opfer von Judenhass. Im<br />

Internet, auf offener Straße.AmMittwoch<br />

stand ein 55-Jähriger vor dem<br />

Amtsgericht Tiergarten, weil er den<br />

37-jährigen Gastronomen amTelefon<br />

antisemitisch beleidigt haben soll.<br />

Schimpfworte und Drohungen seien<br />

gefallen. Und die Aussage, es sei<br />

schade, dass Feinberg nicht mitgenommen<br />

worden sei. Der Restaurantchef<br />

erstattete Anzeige.<br />

Doch handelt es sich wirklich um<br />

einen antisemitischen Vorfall? Der<br />

Angeklagte wohnt über Feinbergs Lokal.<br />

Er und sein Lebenspartner waren<br />

sogar einmal befreundet mit dem Israeli.<br />

Doch wegen<br />

der ständigen<br />

Lärm- und<br />

Geruchsbelästigung<br />

durch das<br />

Restaurant sei<br />

das Verhältnis<br />

abgekühlt. Am<br />

16. August vorigen<br />

Jahres war es<br />

Yorai Feinberg wird<br />

oft angefeindet. nachts offenbar<br />

wieder sehr laut.<br />

Als der Angeklagte kurz vor Mitternacht<br />

aus dem Fenster nach Ruhe<br />

rief, wurde er nach eigenen Worten<br />

als Nazi beschimpft. Es gibt ein<br />

Handyvideo, das offenbar eine Kellnerin<br />

gedreht hatte.Darin ist der Angeklagte<br />

zu hören: Er sei schwul, wäre<br />

vonden Nazis auch vergast worden.<br />

Dann griff er zum Telefon. Um<br />

23.56 Uhrrief er Feinbergan, der bereits<br />

zu Hause war. Hier gehen die<br />

Aussagen auseinander.Feinbergsagt<br />

als Zeuge, der Anrufer habe etwas<br />

vom Holocaust und von Gaskammern<br />

geschrien. Der Angeklagte<br />

selbst erklärt, er habe Feinbergnicht<br />

beleidigt. Er habe sich lediglich über<br />

den Lärm beschwert, den es bereits<br />

seit Wochen gegeben habe. Erspielt<br />

vor Gericht zudem eine Wortnachricht<br />

ab, die der Lokalbesitzer dem<br />

Paar später gesandt hatte.Darin werden<br />

die Männer als Psychopathen<br />

bezeichnet. „Und wenn ihr weiter<br />

Probleme macht, werdet ihr auch<br />

Probleme haben“, ist zu hören. Die<br />

Zeugenaussagen des Partners und<br />

eines weiteren Nachbarn sprechen<br />

für den Angeklagten.<br />

DerRichter spricht den Angeklagten<br />

schließlich frei. Selbst der Staatsanwalt<br />

hatte das gefordert. (kbi.)<br />

DPA<br />

Nummer 1096 auf der Warteliste<br />

Tausende Kita-Plätze fehlten 2018 in der Stadt, Eltern machten ihrer WutLuft. Seither ist wenig passiert<br />

VonStefan Kruse<br />

In sozialen Netzwerken wird<br />

deutlich, was viele Eltern in<br />

Berlin derzeit beschäftigt: „Wir<br />

suchen dringend einen Kita-<br />

Platz oder eine Tagesmutter“, heißt<br />

es da zum Beispiel. Zwar haben Eltern<br />

einen Rechtsanspruch auf Betreuung<br />

ihrer Kleinen ab dem ersten<br />

Geburtstag. Doch versuchen Tausende<br />

oft seit Monaten vergeblich,<br />

einen Platz zu bekommen.<br />

Wie groß die Not ist, zeigt sich<br />

auch bei Ebay:InKleinanzeigen bieten<br />

verzweifelte Eltern teils mehrere<br />

Hundert Euro „Belohnung“ für die<br />

Vermittlung eines Kita-Platzes an.<br />

Für Schlagzeilen sorgte jüngst ein<br />

Vater, der bereit war, dafür sogar<br />

5000 Euro auf den Tisch zu legen.<br />

Voreinem Jahr war die Wutvieler<br />

Eltern so groß, dass Tausende für<br />

mehr Kita-Plätze auf die Straße gingen.<br />

Sie forderten auch attraktivere<br />

Arbeitsbedingungen für Erzieher,<br />

die an allen Ecken und Enden fehlen<br />

und händeringend gesucht werden.<br />

Senat nimmt Geld in die Hand<br />

Wereinen Kita-Platz in Berlin sucht, muss viel Geduld mitbringen.<br />

„Die ergriffenen Maßnahmen für mehr Plätze<br />

und mehr Personal zeigen Wirkung.<br />

Aber wir sind noch nicht über den Berg.“<br />

Sandra Scheeres (SPD),<br />

Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft<br />

BLZ/PALUS PONIZAK<br />

Der rot-rot-grüne Senat, der den<br />

Ausbau der Kinderbetreuung zu einer<br />

Priorität erklärt hat und hier viel<br />

Geld in die Hand nimmt, gelobte damals<br />

Besserung. Familiensenatorin<br />

Sandra Scheeres (SPD) schob zahlreiche<br />

Maßnahmen an, um kurz- wie<br />

mittelfristig zu mehr Plätzen und zu<br />

mehr Personal zu kommen. So<br />

zahlte sie Prämien an Kita-Betreiber,<br />

die zusätzliche Plätzeschufen.<br />

„Aber die Situation ist nicht besser<br />

geworden“, sagt Ronny Fehler,<br />

Kita-Experte bei der Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft (GEW)<br />

in Berlin. Derzeit suchten genauso<br />

viele Eltern Kita-Plätze wie im Vorjahr.„DasProblembewusstsein<br />

kann<br />

man dem Senat nicht absprechen,<br />

aber ein durchschlagender Erfolg ist<br />

nicht in Sicht.“ Der Senat verkaufe<br />

schon als Erfolg, dass sich die Situation<br />

nicht verschlechtert habe. „Ein<br />

negatives Signal“, findet Fehler.<br />

Wenig positiv gestimmt ist auch<br />

Katharina Mahrt, eine junge Mutter,<br />

die sich in der Elterninitiative„Kitakrise<br />

Berlin“ engagiert. „Die Lage hat<br />

sich zugespitzt“, schließt sie aus Erfahrungsberichten<br />

verzweifelter Eltern,<br />

die sie immer wieder erreichen.<br />

„Neulich hat sich eine Mutter gefreut,<br />

dass sie in einer Kita auf Platz<br />

96 der Warteliste kam“, schildert<br />

Mahrt. „Dann stellte sich heraus,<br />

dass die erste Liste bei 1000 geschlossen<br />

wurde, also Platz 1096 gemeint<br />

war.“ Viele Einrichtungen hätten<br />

ihre Wartelisten für das kommenden<br />

Kita-Jahr 2019/20 schon geschlossen,<br />

bei manchen gehe sogar<br />

für 2020/21 nichts mehr.100 Anfragen<br />

bei Kitas und Tagesmüttern, erzählen<br />

Eltern, sind keine Seltenheit.<br />

Inzwischen wehren sich immer<br />

mehr Eltern. Beim Verwaltungsgericht<br />

Berlin gingen seit Beginn der<br />

Zählung im Mai vergangenen Jahres<br />

170 Eilanträge und 73 Klagen auf einen<br />

Kita-Platz ein. 178 Verfahren<br />

sind nach Angaben eines Sprechers<br />

inzwischen erledigt. In den meisten<br />

Fällen haben die Kläger Erfolg: Der<br />

Bezirk wird verdonnert, einen Platz<br />

zur Verfügung zu stellen oder eine<br />

Tagesmutter zu bezahlen.<br />

Zu wenig Personal<br />

Senatorin Scheeres räumt ein, dass<br />

die Lage angespannt ist. „Die ergriffenen<br />

Maßnahmen für mehr Plätze<br />

und mehr Personal zeigen Wirkung“,<br />

sagte sie. „Aber wir sind noch nicht<br />

über den Berg.“<br />

Da Berlin jährlich um 40 000<br />

Menschen wächst, nennt Scheeres<br />

den Kita-Ausbau einen „Wettlauf mit<br />

der Zeit“. „Wir müssen weiter aufs<br />

Tempo drücken“, sagt sie und sieht<br />

dabei neben dem Senat Bezirke und<br />

Kita-Träger in der Pflicht.<br />

Laut Statistischem Landesamt leben<br />

derzeit 260 000 Kinder bis sechs<br />

Jahre in Berlin, einen Rechtsanspruch<br />

auf Betreuung haben 223 000<br />

davon, die älter als ein Jahr sind.<br />

Demstehen aktuell 175 200 Plätzein<br />

Kitas und Tagespflege gegenüber,<br />

5400 mehr als voreinem Jahr.<br />

In den Ausbau investiert der Senat<br />

dreistellige Millionensummen,<br />

in zwei Jahren sollen 193 000 Plätze<br />

zur Verfügung stehen. Wie ehrgeizig<br />

dieses Ziel ist, zeigte sich vorkurzem:<br />

Beieiner Ausschreibung für gut zwei<br />

Dutzend neue Kitas in modularer<br />

Bauweise mit mehr als 3000 Plätzen<br />

fand sich keine Baufirma. Nun soll<br />

alles vonvorne beginnen.<br />

Ein mindestens genauso großes<br />

Problem ist das Personal. Zwar<br />

stieg die Zahl der Erzieher zuletzt<br />

um jährlich 1000 auf 30 500 an.<br />

Aber das reicht nicht. In vielen Kitas<br />

ächzen Beschäftigte unter hoher<br />

Arbeitsbelastung. Besonders<br />

sauer stößt der Gewerkschaft auf,<br />

dass Scheeres verstärkt auf Quereinsteiger<br />

setzt, die keine klassische<br />

Erzieherausbildung haben.<br />

„Das ist kein Qualitätsgewinn, sondern<br />

belastet die Erzieher sogar<br />

noch mehr“, schimpft GEW-Experte<br />

Fehler. Immerhin: Eine deutlich<br />

bessereBezahlung für Erzieher<br />

ist beschlossene Sache. (dpa)<br />

Polizei hält<br />

Demo-Routen<br />

nicht geheim<br />

Staatssekretär sieht sich<br />

zu Klarstellung genötigt<br />

Die Polizei wirdgeplante Strecken<br />

von Demonstrationen und die<br />

Zahl der angemeldeten Teilnehmer<br />

auch künftig bekannt geben. Innenstaatssekretär<br />

Torsten Akmann (SPD)<br />

widersprach am Mittwoch einer anderslautenden<br />

Meldung. Demnach<br />

hatte ein Polizeisprecher gesagt, dass<br />

Demonstrationsstrecken künftig<br />

nicht mehr veröffentlicht würden,<br />

weil das denVerlauf derVeranstaltung<br />

beeinflussen könne.<br />

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Unklar ist, ob es sich um ein Missverständnis<br />

handelte oder ob der<br />

Staatssekretär die Polizei zurückpfiff.<br />

Nach Informationen der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

war eine Nichtbekanntgabe tatsächlich<br />

im Polizeipräsidium diskutiert<br />

worden. Der zuständige Jurist<br />

konnte sich mit seiner Auffassung allerdings<br />

nicht durchsetzen.<br />

Die seit vielen Jahren gängige Regelung,<br />

zeitnah vor der jeweiligen<br />

Versammlung Informationen auf<br />

Nachfrage an Abgeordnete und Medien<br />

herauszugeben, bleibe bestehen,<br />

stellte Staatssekretär Torsten Akmann<br />

klar. Erbezog sich auf den Koalitionsvertrag,<br />

in dem SPD, Grüne<br />

und Linkspartei vereinbart haben,<br />

Zeit und Ortvon Demonstrationen zu<br />

veröffentlichen. In Berlin gehöre es<br />

zur politischen Kultur, Protest und<br />

Gegenprotest zu ermöglichen. (kop.)<br />

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1. Mai 2019<br />

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Donnerstag, 02.05.2019 Dienstag, 30.04., 10 Uhr alle Rubriken<br />

Am 01. Mai 2019<br />

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