stylus Magazin München 1/2019
Das Metropolmagazin. Architektur. Interieur. Design. Fotografie. Lebensstil. Diese Ausgabe: Leichtigkeit in der Architektur und im Leben.
Das Metropolmagazin. Architektur. Interieur. Design. Fotografie. Lebensstil.
Diese Ausgabe: Leichtigkeit in der Architektur und im Leben.
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Mit dem Werk 3 im ehemaligen Pfanni-Produktionsgebäude entstand<br />
das Herzstück des Werksviertel, mit einem spannenden Nutzungsmix,<br />
der Teil des Konzepts ist. Ein außergewöhnliches Highlight von Werk 3 ist<br />
die Dachbegrünung, mit einer Kräuter- und Blumenwiese sowie Gruppen<br />
von Felsenbirnen. Im Sommer weidet auf dieser Wiese eine kleine Herde<br />
Schafe – inmitten der Stadtlandschaft entsteht so ein außergewöhnliches<br />
und schönes Stück Natur.<br />
© Steidle Architekten<br />
<strong>stylus</strong>: Das Werk 3 lief auch unter Ihrer Projektplanung.<br />
Johannes Ernst: Das Werk 3 war für uns alle<br />
zugleich Inspiration und Inkubator für das<br />
neue Viertel. Zunächst äußerlich in ruinösem<br />
Zustand, haben sich schnell die Potenziale<br />
offenbart: große Raumhöhen, weite Stützabstände,<br />
fabrikartige Fensteröffnungen und<br />
eine bereits sehr interessante Nutzerstruktur<br />
aus der Zeit der Kunstparks.<br />
Wir haben das schon sehr große Gebäude<br />
dann nochmals erweitert, zwei Geschosse in<br />
die Höhe und einen gesamten Bauabschnitt<br />
in die Länge, denn wir mussten dieses Gebäude<br />
so stark machen, dass es ganz alleine als<br />
Motor für die weitere Entwicklung des Areals<br />
funktionieren kann.<br />
Das hat sensationell funktioniert, vor allem,<br />
weil der Vermieter das Konzept der kleinteiligen<br />
Vermietung radikal umgesetzt hat. Über<br />
70 Mieter teilen sich die 25.000 qm großen<br />
Flächen – von Thinktanks großer DAX-Konzerne,<br />
Agenturen, Architekten bis hin zu<br />
kleinsten Läden und Restaurants.<br />
<strong>stylus</strong>: Das Werksviertel hat neun Eigentümer,<br />
wie brachte man sie gemeinsam hinter eine Idee?<br />
Johannes Ernst: Nachdem man lange versuchte,<br />
das Gebiet klassisch zu sanieren, hat<br />
sich schließlich doch unser Vorschlag, mit allen<br />
Eigentümern und allen Nutzungsformen<br />
zu arbeiten, als der richtige Weg erwiesen. Es<br />
macht ja auch mehr Spaß, Menschen einzuladen,<br />
bei einer spannenden Sache mitzumachen<br />
– die auch noch lukrativ ist –, als von<br />
dem interessanten Ort in ein Gewerbegebiet<br />
vertrieben zu werden. Einzige Bedingung der<br />
Integration der Nutzungen und Nutzer war<br />
es, dass jeder seine Schnittstellen zum öffentlichen<br />
Raum und den Nachbarn so gestalten<br />
muss, dass sie sozialverträglich sind. Und so<br />
haben wir es geschafft einen Großhändler<br />
neben eine Schule neben ein Wohngebäude<br />
neben einen Konzertsaal zu platzieren. Und<br />
alle freuen sich darüber!<br />
<strong>stylus</strong>: Relativ spät fiel die Entscheidung, den<br />
neuen Konzertsaal im Werksviertel zu integrieren.<br />
Gab es deswegen viele Probleme?<br />
Johannes Ernst: Nun ja, zunächst mussten<br />
wir schauen, ob es überhaupt noch einen<br />
nicht verplanten Standort mit räumlichem<br />
Potenzial für ein Konzerthaus gibt. Dann<br />
kam die Überlegung, ob eine solche Nutzung<br />
dem Quartier insgesamt nutzt: beispielsweise<br />
die vorwiegende Abendnutzung,<br />
sehr große, monofunktionale Gebäudemaße<br />
etc. Die Erschließung – Pkw und Fußgänger<br />
– stellte auch eine große Herausforderung<br />
dar.<br />
Dann studierten wir die Oper am Josephsplatz,<br />
das Gärtnerplatztheater und das<br />
Prinzregententheater und stellten fest, dass<br />
diese herausragenden Kulturbauten immer<br />
Teil der städtischen Strukturen waren – und<br />
nicht das frei gestellte Objekt. Ab da ging alles<br />
ganz leicht ….<br />
<strong>stylus</strong>: Das Werksviertel-Mitte ist ja bereits<br />
gut ausgebaut. Aber was passiert mit dem Gelände<br />
westlich, südlich und östlich von Werkviertel-Mitte?<br />
Sind die 1.300 Wohnungen<br />
schon im Bau?<br />
Die neue Heimat des<br />
Symphonieorchesters des<br />
Bayerischen Rundfunks:<br />
Der Entwurf stammt von<br />
dem Architektenteam<br />
Cukrowicz Nachbaur.<br />
Läuft alles nach Plan,<br />
kann das Konzerthaus bis<br />
2025 eröffnet werden.<br />
© Architekturbüro<br />
Cukrowicz Nachbaur<br />
18 | 19 <strong>stylus</strong>. <strong>München</strong> <strong>2019</strong>