05.05.2019 Aufrufe

stylus Magazin München 1/2019

Das Metropolmagazin. Architektur. Interieur. Design. Fotografie. Lebensstil. Diese Ausgabe: Leichtigkeit in der Architektur und im Leben.

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Diese Ausgabe: Leichtigkeit in der Architektur und im Leben.

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Das Werk 4 umfasst 7.000 m² Loft-Flächen für<br />

Büro, Fitness & Entertainment und fällt ganz<br />

besonders durch die kurzen Comic-Statements an<br />

der Fassade auf. Geplante Eröffnung ist das<br />

Frühjahr <strong>2019</strong> – dann wird auch das neue<br />

body + soul Fitness & Wellness über drei Stockwerke<br />

auf 4.500 m²seine Pforten öffnen.<br />

© MVRDV<br />

Zunächst wollten wir den Pavillon importieren,<br />

haben dann aber gemerkt, dass es mehr<br />

Spaß macht und auch sinnvoller ist, MVRDV<br />

mit einem neuen Projekt zu beauftragen. Auf<br />

der bereits wegen der fortgeschrittenen Tiefgaragenplanung<br />

feststehenden Grundstruktur<br />

des Gebäudes hat Jacob van Rijs dieses<br />

tolle Gebäude entwickelt. Ich überlege mir<br />

tatsächlich, dem Fitnessclub beizutreten, der<br />

demnächst dort eröffnet wird. Aber vielleicht<br />

gehe ich doch lieber regelmäßig ins Restaurant<br />

im Erdgeschoss …<br />

<strong>stylus</strong>: Schließlich noch eine Frage zu Otto Steidle,<br />

der die Medienbrücke noch vor seinem Tod<br />

entworfen hatte. Steidle Architekten haben das<br />

außergewöhnliche Gebäude fertiggestellt. Wie<br />

viel Otto Steidle steckt in Steidle Architekten?<br />

Johannes Ernst: Wir haben an dem Thema<br />

Medienbrücke schon länger gearbeitet.<br />

Zu Otto Steidles Zeit war das Gebäude noch<br />

keine Brücke, sondern ein etwas expressiverer<br />

Aufbau auf einer Blockranderweiterung.<br />

Erst einige Zeit nach seinem Tod, nachdem<br />

das Projekt länger ruhte, kam der Gedanke<br />

auf, den unteren Teil der Bebauung wegzulassen<br />

und eine wolkenbügelartige Konstruktion<br />

vorzuschlagen. Das hatte den einfachen<br />

Grund, dass niemand sich vorstellen konnte,<br />

in diesem damals vollkommen verlassenen<br />

Hinterhof Räume anzumieten. Mit der exponierten<br />

Erscheinung konnten wir dann<br />

attraktive Flächen anbieten und die Kraft<br />

nutzen, um dem ganzen Quartier eine neue<br />

Richtung zu geben. Das ist vielleicht der<br />

Punkt, wo bei uns noch am stärksten Otto<br />

Steidle wirkt: Die Dinge über die reine Aufgabe<br />

hinaus zu denken, gesamtgesellschaftliche<br />

Beziehungen herstellen, die Wechselwirkung<br />

von Architektur und Stadt bewusst zu bearbeiten<br />

und zu nutzen. Er hat uns da neue<br />

Wege aufgezeigt, auch den Mut gegeben,<br />

sich in solche Themen einzumischen. Er ist<br />

für uns immer noch eine Art Batterie, aus der<br />

wir Energie schöpfen.<br />

<strong>stylus</strong>: Die elementare „Leichtigkeit“, mit der<br />

Steidles Bauten den städtischen Raum in Besitz<br />

nehmen, sie hatte immer schon etwas „Unerhörtes“.<br />

So charakterisierte Gottfried Knapp Otto<br />

Steidles Lebenswerk. Wie sehen Sie heute die<br />

Leichtigkeit und das „Unerhörte“ in der Architektur?<br />

Johannes Ernst: Über unsere Welt des Bauens<br />

hat sich etwas Bleiernes, Schweres gelegt,<br />

gerade in der großformatigen Welt der investorengenerierten<br />

Architektur. Da kommen<br />

einige Sachen zusammen, das internationale<br />

Kapital, das nur noch sichere Renditemaschinen<br />

produziert, die Umstellung auf das serielle<br />

Entwerfen und Bauen mit dem Computer,<br />

Retro-Tendenzen nach jahrzehntelanger<br />

Domination des internationalen modernen<br />

Stils. Aber auch die öffentliche Hand hat als<br />

Bauherrin immer mehr Angst vor Experimenten<br />

und Leichtigkeit. Umso erfrischender ist<br />

es, hier im Werksviertel mit einem echten<br />

Bauherrn, der gar kein Immobilienprofi war,<br />

wieder da anzuknüpfen, wo wir vor längerer<br />

Zeit stehen geblieben sind: Optimistische,<br />

freie und experimentelle Gedanken in Architektur<br />

umzusetzen, die einfach Spaß machen.<br />

<strong>stylus</strong>: Sehr geehrte Herr Ernst, vielen herzlichen<br />

Dank für Ihre interessanten Ausführungen.<br />

Das <strong>stylus</strong>-Team freut sich schon auf die komplette<br />

Fertigstellung des faszinierenden „Werksviertel<br />

in <strong>München</strong>“.<br />

www.steidle-architekten.de<br />

2010 schlug die Medienbrücke ein neues<br />

Kapitel der Architektur in <strong>München</strong> auf – ein erster<br />

Vorbote der den Wandel am Ostbahnhof einläutete.<br />

© Steidle Architekten<br />

Steidle Architekten: v.l.n.r. Martin Klein, Johannes Ernst, Johann Spengler<br />

20 | 21 <strong>stylus</strong>. <strong>München</strong> <strong>2019</strong>

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