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Berliner Kurier 15.05.2019

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SEITE19<br />

BERLINER KURIER, Mittwoch, 15. Mai 2019<br />

–ist dasdie die Lösung?<br />

Drogendelikte in Berlin<br />

2013<br />

2014<br />

Zahl der Fälle, in Klammern Aufklärungsquote<br />

13 348 13 465<br />

(88,7%)<br />

(87,8%)<br />

2011<br />

11 238<br />

(89,8%)<br />

2012<br />

12 238<br />

(88,7%)<br />

2015<br />

15 753<br />

(87,3%)<br />

2016<br />

14 880<br />

(88,0%)<br />

2010<br />

11 546<br />

(90,7%)<br />

2009<br />

11 708<br />

(90,5%)<br />

2017<br />

16 077<br />

(87,8%)<br />

2018<br />

17 266<br />

(88,5%)<br />

Grafik/Galanty; Quelle: BKA<br />

chen Gründen, sagen sie. Wenn<br />

es nach ihnen geht, dann kaufen<br />

sich Konsumenten ihr Gras ab<br />

dem kommenden Jahr in legalen<br />

Verkaufsstellen in der ganzen<br />

Stadt. „Ich möchte, dass<br />

überall dort, wo Raucher ihre<br />

Zigaretten genießen können,<br />

auch jeder Volljährige sein Cannabis<br />

konsumieren kann“, sagt<br />

Isenberg dem KURIER.<br />

Der Bezirk Friedrichshain-<br />

Kreuzberg hatte in den vergangenen<br />

Jahren vergeblich versucht,<br />

den kontrollierten Verkauf<br />

von Cannabis durchzusetzen.<br />

Doch das Bundesinstitut<br />

für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

erteilte eine Absage.<br />

Der Verkauf zu Genusszwecken<br />

sei unvereinbar mit dem Betäubungsmittelgesetz.<br />

„Wir haben<br />

das Konzept überarbeitet und<br />

wollen es auf die ganze Stadt<br />

übertragen. Niemand soll mehr<br />

in kriminellen Milieus mit Blei<br />

gestrecktes Cannabis kaufen“,<br />

sagt die Grünen-Abgeordnete<br />

Mitten am Tagkauft<br />

ein junger Mann am<br />

Görlitzer Park ein<br />

paar Tütchen mit<br />

Drogen. Derartige<br />

Bilder gibt es in<br />

allen großen Parks<br />

der Stadt.<br />

Foto: Imago Images/Selchow<br />

Catherina Pieroth. Coffee-<br />

Shops seien ihrer Meinung nach<br />

keine Lösung. Der Verkauf soll<br />

aus seriösen Quellen wie aus<br />

Apotheken erfolgen, sagt sie.<br />

Die Legalisierung würde den<br />

Drogenbanden und kriminellen<br />

Clans eine wichtige Einnahmequelle<br />

nehmen, glaubt der innenpolitische<br />

Sprecher der<br />

FDP, Marcel Luthe. „Die Abgabe<br />

erfolgt dann natürlich ausschließlich<br />

für Käufer, die mindestens<br />

18 Jahre alt sind. Wichtig<br />

ist, dass klar definiert ist,<br />

welche Inhaltsstoffe enthalten<br />

sind, wie hoch der THC-Gehalt<br />

ist und wie es besteuert wird“,<br />

so Luthe.<br />

Das eingenommene Geld soll<br />

vor allem in Beratungsgespräche<br />

und Präventionsprojekte<br />

sowie in Drogenkonsumräume<br />

investiert werden. Genau dieses<br />

Angebot müsse<br />

schnellstmöglich<br />

ausgebaut werden,<br />

fordert die Landesdrogenbeauftragte.<br />

Damit das Vorhaben<br />

Cannabis-Legalisierung<br />

diesmal<br />

genehmigt wird,<br />

erarbeitet ein wissenschaftliches<br />

Institut<br />

aus Hamburg<br />

bis zum Herbst ein Konzept.<br />

„Und wenn das nicht bewilligt<br />

wird, dann klagen wir dagegen<br />

bis in die letzte Instanz“, sind<br />

sich Pieroth und Isenberg einig.<br />

Die Gelder für die Umsetzung<br />

der Legalisierung sollen im<br />

Haushalt 20/21 bereitgestellt<br />

werden.<br />

Bei der Opposition sorgt das<br />

Vorhaben für Kopfschütteln.<br />

Der Fraktionschef der CDU,<br />

Burkard Dregger, empfindet eine<br />

Legalisierung von Cannabis<br />

als Kapitulation vor der eigenen<br />

Handlungsunfähigkeit der Regierung.<br />

Dregger: „Nachdem<br />

der rot-rote Senat in seiner Verantwortung<br />

bis 2011 die Verhältnisse<br />

hat so prekär werden<br />

lassen durch Schwächung der<br />

Polizei und falsche Toleranz gegen<br />

Drogenkriminelle, erzählt<br />

er uns jetzt, das Problem könne<br />

Cannabis<br />

könnte<br />

ab 2020<br />

legal sein<br />

nicht mehr durch Repression<br />

und Aufklärung gelöst werden.“<br />

Die Drogenprobleme im öffentlichen<br />

Raum und in der <strong>Berliner</strong><br />

Clubszene seien laut der<br />

Landesdrogenbeauftragten jedoch<br />

allein durch Strafverfolgung<br />

nicht mehr in den Griff zu<br />

bekommen. Erste alternative<br />

Konzepte sind auf den Weg gebracht<br />

worden.<br />

150000 Euro erhält<br />

jeder Bezirk<br />

für kiezorientierte<br />

Gewalt- und Kriminalitätsprävention.<br />

An einem der Drogen-Hotspots<br />

Berlins<br />

–amKottbusser<br />

Tor –hat sich<br />

ein Vorreiterprojekt<br />

entwickelt, bei<br />

dem der Polizeiabschnitt 53, das<br />

Bezirksamt sowie der Suchthilfeverein<br />

Fixpunkt und das<br />

Quartiersmanagement Hand in<br />

Hand gegen die Probleme rund<br />

um den Kotti vorgehen. Dabei<br />

werde auf die Interessen und<br />

Erfahrungen der Anwohner<br />

eingegangen. Auch im Regenbogen-Kiez<br />

in Schöneberg und im<br />

Kosmonauten-Viertel in Altglienicke<br />

seien die Projekte bereits<br />

seit weit vorangeschritten. Um<br />

sich über die Idee und Konzepte<br />

zu informieren, besuchen die<br />

Präventionsräte der Bezirke am<br />

19. Mai das Projekt am Kottbusser<br />

Tor.<br />

Morgen lesen Sie:<br />

Gewalt auf dem Schulhof:<br />

Wie Berlin damit umgeht,<br />

welche Konzepte greifen

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