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Berliner Zeitung 18.07.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 164 · D onnerstag, 18. Juli 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Es wareinmal ein Flughafen. Seit 2008 startet kein Flugzeug mehr in Tempelhof, heute ist das Areal ein beliebter Ortder Erholung.Aber wäre am Rand nicht doch Platz für Neubauten? Das wird nun wieder diskutiert.<br />

IMAGO IMAGES/ VOLKER HOHLFELD<br />

Scheindemokratie am Startbahnrand?<br />

SPD will per „Volksbefragung von oben“ eine Bebauung des TempelhoferFeldes erreichen. Grüne und Linke lehnen ein solches Vorgehen kategorisch ab<br />

VonAnnika Leister<br />

300<br />

Hektar misst das<br />

Tempelhofer Feld und ist<br />

eine der größten innerstädtischen<br />

Freiflächen der Welt.<br />

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70 000<br />

Besucher kommen<br />

bei schönem Wetter<br />

an einem einzigen Tag<br />

auf das Feld.<br />

2014<br />

haben sich 64 Prozent der<br />

<strong>Berliner</strong> im Volksentscheid<br />

gegendie Randbebauung<br />

des Feldes ausgesprochen.<br />

Die SPD baut weiter Druck<br />

auf, um das Tempelhofer<br />

Feld am Rand bebauen<br />

zu lassen. Bereits Ende<br />

2018 sprach sich der <strong>Berliner</strong> Landesverband<br />

auf seinem Parteitag für<br />

eine „sozialverträgliche“ Randbebauung<br />

aus.ImMai warb SPD-Fraktionschef<br />

Raed Saleh massiv für die<br />

Idee. Jetzt haben die SPD-Kreisvorsitzenden<br />

Harald Georgii (Friedrichshain-Kreuzberg),<br />

Lars Rauchfuß<br />

(Tempelhof-Schöneberg) und<br />

der stellvertretende Kreisvorsitzende<br />

Sven Kohlmeier (Marzahn-Hellersdorf)ein<br />

dreiseitiges Konzept-Papier<br />

verfasst. Ihr Plan: Die östliche Seite<br />

des Tempelhofer Dammes und der<br />

südliche Rand des Feldes hin zur Autobahn<br />

sollen bebaut werden,„mehrere<br />

Tausend Wohnungen“ könnten<br />

dort entstehen, schreiben sie. Die<br />

Flächen sollten ausnahmslos an landeseigene<br />

Wohnungsunternehmen<br />

gehen, die Nettokaltmiete 6,50 Euro<br />

betragen.<br />

Doch in der gesamten Diskussion<br />

um Berlins größte Naherholungsfläche<br />

stellt sich zuallererst eine Frage:<br />

Wie will die SPD überhaupt an dem<br />

Volksentscheid von 2014 und dem<br />

daraus hervorgegangenen Tempelhofer-Feld-Gesetz<br />

rütteln, das jede<br />

Form der Bebauung strikt untersagt?<br />

Das Parlament könnte das Gesetz<br />

kippen, aber keine Partei will sich so<br />

einfach gegen Volkes Willen stellen.<br />

Für einen neuen Volksentscheid gibt<br />

es bisher keinen Initiator. Die SPD<br />

plädiert deswegen seit Monaten für<br />

die Einführung eines neuen Werkzeugs:<br />

die „Volksbefragung von<br />

oben“. Eine Befragung der <strong>Berliner</strong><br />

also, durch eine vom Abgeordnetenhaus<br />

formulierte Frage,die nur mit Ja<br />

oder Nein beantwortet werden kann.<br />

Im Innenausschuss wird seit dem<br />

Frühjahr darüber diskutiert, die SPD<br />

hat den Vorstoß in ihr extrem umfangreiches<br />

und umstrittenes Gesetzespaket<br />

zur Novelle des Polizei-, Abstimmungs-<br />

sowie des Versammlungsgesetzes<br />

gepackt. Doch die<br />

Fronten sind hoffnungslos verhärtet,<br />

Linke wie Grüne zunehmend genervt<br />

vomKoalitionspartner.<br />

Als „unprofessionell und unseriös“<br />

bezeichnet Michael Efler, demokratiepolitischer<br />

Sprecher der<br />

Linken, das Vorgehen der SPD. Die<br />

befahre immer wieder „dieselbe<br />

Sackgasse“ – und könne nicht auf<br />

Entgegenkommen setzen, sondern<br />

müsse sich vonder fixen Idee der Befragung<br />

vonoben verabschieden.<br />

Auch Susanna Kahlefeld, Sprecherin<br />

für Partizipation und Beteiligung<br />

bei den Grünen, kritisiert die SPD<br />

scharf. Die verschleppe die Umsetzung<br />

des Koalitionsvertrags und fordere<br />

gleichzeitig neue Zugeständnisse<br />

von ihren Partnern. Für Kahlefeld<br />

führt das inzwischen zu der<br />

Frage: „Wie zuverlässig ist die SPD eigentlich<br />

noch als Koalitionspartner?“<br />

Linke und Grüne lehnen die<br />

„Volksbefragung von oben“ kategorisch<br />

ab. Mit denselben Argumenten:<br />

Werkzeuge der direkten Demokratie<br />

gehörten weiterhin in die<br />

Hände der Bevölkerung. Volksentscheide<br />

und -initiativen sollten –wie<br />

im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag<br />

2016 vereinbart–erleichtertwerden.<br />

DieVolksbefragung durch das Abgeordnetenhaus<br />

aber täusche direkte<br />

Demokratie lediglich vor, verpflichte<br />

das Parlament am Ende zu nichts<br />

und öffne das Tordafür, sehr komplexe<br />

oder stark emotional aufgeladene<br />

Debatten auf eine simple Frage<br />

zu reduzieren.<br />

Kahlefeld wie Efler ärgert der<br />

SPD-Vorstoß besonders, weil im Koalitionsvertrag<br />

andere Ziele vereinbart<br />

wurden –wie zum Beispiel verbindliche<br />

Fristen für die Prüfung von<br />

Volksentscheiden durch die Verwaltung.<br />

Zuletzt habe der „Volksentscheid<br />

für Gesunde Krankenhäuser“<br />

ein Jahr lang warten müssen, um von<br />

der Senatsverwaltung für Gesundheit<br />

erfahren zu müssen: DerAntrag<br />

sei rechtlich sonicht zulässig. Auch<br />

das Volksbegehren „Berlin Werbefrei“<br />

liege schon seit einem Jahr, so<br />

Efler. „Ich will gar nicht wissen, was<br />

mit dem Volksbegehren zur Enteignung<br />

passiert, wenn wir nicht bald<br />

Fristen setzen.“<br />

Die Initiative „Deutsche Wohnen<br />

und Co. enteignen“ hatte Ende Juni<br />

rund 77 000 Unterschriften an die<br />

Senatsverwaltung für Inneres übergeben<br />

und wartet nun auf Prüfung<br />

der Unterschriften und auf Prüfung<br />

der Rechtskonformität des gesamten<br />

Vorgehens durch die Verwaltung.<br />

Auch im jüngsten Papier der SPD-<br />

Funktionäre Kohlmeier, Georgii und<br />

Rauchfuß zum Tempelhofer Feld<br />

heißt es: Die Form der Abstimmung<br />

sei entscheidend. „Dafür gibt es<br />

mehrere Varianten, eine wäre die<br />

Volksbefragung durch das Abgeordnetenhaus,eine<br />

andereeine erneute<br />

Volksinitiative.“ Die Befragung von<br />

oben sei der SPD wichtig, sagte Kohlmeier<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. „Wir sehen<br />

sie als sinnvolles Instrument,<br />

um respektvoll mit einmal gefällten<br />

Volksentscheiden umzugehen.“ Keinesfalls<br />

wolle man damit bloß die<br />

Linken und die Grünen ärgern. Da<br />

die hart bleiben dürften, wäre sogar<br />

denkbar, dass SPD-Politiker den anderen<br />

Weg wählen und selbst eine<br />

Volksinitiative zur Bebauung auf<br />

dem Tempelhofer Feld starten. Kohlmeier:„Dasist<br />

eine Möglichkeit.“<br />

Annika Leister<br />

denkt, dass die Volksbefragung<br />

vonoben Fallen birgt.<br />

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