Fachzeitschrift_OeGS_03_04_2019
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Schweißbad und die Naht wird unregelmäßig. Der Einbrand<br />
ist bei Massivdrahtelektroden typischerweise schmal und<br />
tief mit der charakteristischen Fingerform. Bei Fülldrahtelektroden<br />
dagegen lösen sich die Tropfen von der metallischen<br />
Umhüllung und treffen auf einer viel größeren Projektionsfläche<br />
mit einer gleichmäßigeren Energieverteilung<br />
im Schmelzbad auf. Daraus ergibt sich ein gleichmäßiger<br />
Einbrand und die Nahtflanken werden besser erfasst. Abweichungen<br />
des Schweißbrenners haben keinen so großen<br />
Einfluss und das Risiko von Bindefehlern ist geringer. Fülldrahtelektroden<br />
erzeugen ein ruhigeres und flacheres<br />
Schweißbad und nach der Erstarrung eine gleichmäßigere<br />
und glattere Nahtoberfläche [13].<br />
2.3. Entwicklung eines artgleichen Fülldrahtes zum<br />
Schweißen von CB2<br />
Parallel zur Grundwerkstoffentwicklung wurde mit der Entwicklung<br />
von artgleichen Schweißzusätzen begonnen [14]<br />
und in weiterer Folge auch ein artgleicher Fülldraht entwickelt.<br />
Die chemische Zusammensetzung des reinen<br />
Schweißgutes orientiert sich am Grundwerkstoff.<br />
2.3.1. Chemische Analyse<br />
Tabelle 2 zeigt die Richtanalyse des reinen Schweißgutes<br />
unter Mischgas Ar+18 % CO 2<br />
.Da sich Bor negativ auf die<br />
Zähigkeit und die Heißrissanfälligkeit auswirkt wurde der<br />
B-Gehalt im Vergleich zum Grundwerkstoff reduziert [15].<br />
Durch die Zugabe von Nickel kann die Zähigkeit des Schweißgutes<br />
bei Raumtemperatur erhöht werden. Diese Praxis ist<br />
allerdings nicht unumstritten da Ni zur Absenkung der<br />
Ac1-Temperatur beiträgt. Sollte während der Spannungsarmglühung<br />
die A c1<br />
-Temperatur überschritten werden, so<br />
bildet sich in Abhängigkeit vom Mn+Ni-Gehalt entweder<br />
spröder, nicht angelassener Martensit oder Ferrit [17]. Zudem<br />
wirkt sich Ni negativ auf die Zeitstandfestigkeit des<br />
Grundwerkstoffes P91 im Langzeitbereich aus [18].<br />
Um den Einfluss von Ni auf die mechanischen Eigenschaften<br />
des CB2 Fülldrahtschweißgutes zu ermitteln, wurden umfangreiche<br />
Untersuchungen durchgeführt [19]. Durch die Erhöhung<br />
des Ni-Gehaltes von 0,2 % auf 0,7 % sinkt die A c1<br />
Temperatur<br />
von 817°C auf 785°C, gemessen nach ASTM 1<strong>03</strong>3-10. Da<br />
die Temperatur beim Spannungsarmglühen von Gussteilen<br />
gewöhnlich bei 730°C liegt, besteht auch bei höherem Ni-Gehalt<br />
keine Gefahr, die Ac1-Temperatur zu überschreiten. Die<br />
mittlere Korngröße ist bei 0,2 % Ni mit 50µm etwas höher<br />
als bei 0,7 % Ni mit 40 µm. Die 0,2 % Dehngrenze liegt bei<br />
höherem Ni-Gehalt geringfügig höher, auf die Zugfestigkeit<br />
scheint Ni jedoch keinen signifikanten Einfluss zu haben.<br />
Die Kerbschlagwerte bei Raumtemperatur steigen mit höherem<br />
Ni-Gehalt vor allem bei längeren Glühzeiten. Die mechanischen<br />
Gütewerte werden jedoch wesentlich stärker<br />
von den Parametern der Wärmenachbehandlung beeinflusst<br />
als vom Ni-Gehalt. Bei Proben mit niedrigerem Ni-Gehalt<br />
verlängerte sich die Zeit bis zum Bruch bei Zeitstandversuchen<br />
bis 6.500 h bei 625°C etwas. Simulationen der<br />
Ausscheidungsentwicklung mit MatCalc zeigen geringfügige<br />
Unterschiede zwischen den beiden Legierungen [20],<br />
lassen jedoch keine eindeutige Aussage hinsichtlich der<br />
Langzeiteigenschaften zu.<br />
Da der Abfall der Zeitstandfestigkeit bei höherem Ni-Gehalt<br />
in P91 auf erhöhte Vergröberungsneigung der Ausscheidungen<br />
und Bildung von Z-Phase zurückgeführt wird [21] und<br />
anzunehmen ist, dass dies analog auch für andere 9%<br />
Cr-Stähle gilt, wurde auf eine Erhöhung des Ni-Gehaltes im<br />
CB2 Fülldraht verzichtet.<br />
2.3.2. Mechanische Gütewerte bei Raumtemperatur<br />
Tabelle 3 zeigt die Richtwerte der mechanischen Gütewerte<br />
des reinen Schweißgutes bei Raumtemperatur nach EN ISO<br />
15792-1 unter Mischgas Ar+18 % CO 2<br />
nach einer Wärmbehandlung<br />
von 2 x 730°C/12 h.<br />
Die mechanischen Gütewerte hängen allerdings nicht nur<br />
vom Schutzgas und der Wärmebehandlung sondern auch<br />
von den Schweißparametern und dem Lagenaufbau ab. Eine<br />
Schweißparameterstudie am reinen Schweißgut zeigte geringen<br />
Einfluss auf Dehngrenze und Zugfestigkeit, aber deutliche<br />
Unterschiede bei Bruchdehnung und Kerbschlagarbeit<br />
[22]. Bei geringerer Wärmeeinbringung und höherer Abkühlgeschwindigkeit<br />
war der Anteil an Martensit im Gefüge<br />
höher und der Anteil an Bainit geringer. Das führte zu einer<br />
höheren Härte im Schweißzustand. Nach der Wärmebehandlung<br />
von 730°C/24 h war der Unterschied in Härte und<br />
Festigkeit gering, die Kerbschlagarbeit aber deutlich niedriger.<br />
Bei geringer Streckenenergie von 0,65 kJ/mm und<br />
niedriger t 8/5<br />
Zeit von 7,1 s entstand sogar eine geringe<br />
Menge an δ-Ferrit.<br />
Mit den beiden Parameterkombinationen, die im reinen<br />
Schweißgut deutlich über 40 J erzielten, wurden praxisnahe<br />
Tests geschweißt (siehe Abbildung 8).<br />
Bei Variante I - mit einer Zwischenlagentemperatur von<br />
150°C, geringerem Drahtvorschub aber auch geringer<br />
Schweißgeschwindigkeit – ergab sich im Vergleich zu Variante<br />
II eine höhere Streckenenergie und raschere Abkühlung.<br />
An jeweils zwei Positionen wurden Kerbschlagproben aus<br />
C Mn Cr Mo Co Ni V Nb N B<br />
0,1 0,9 9,2 1,5 1,0 0,2 0,2 0,05 0,02 0,006<br />
Tabelle 2: Richtanalyse des<br />
reinen Schweißgutes in<br />
Gew.% [16]<br />
R p0,2<br />
R m<br />
A 5<br />
CVN@RT<br />
610 MPa 780 MPa 20 % 30 J<br />
Tabelle 3: Mechanische Eigenschaften des Fülldrahtschweißgutes<br />
bei Raumtemperatur - PWHT: 2x730°C/12h (Richtwerte)<br />
44 SCHWEISS- und PRÜFTECHNIK <strong>03</strong>-<strong>04</strong>/<strong>2019</strong>