09.08.2019 Aufrufe

Fachzeitschrift_OeGS_03_04_2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schweißbad und die Naht wird unregelmäßig. Der Einbrand<br />

ist bei Massivdrahtelektroden typischerweise schmal und<br />

tief mit der charakteristischen Fingerform. Bei Fülldrahtelektroden<br />

dagegen lösen sich die Tropfen von der metallischen<br />

Umhüllung und treffen auf einer viel größeren Projektionsfläche<br />

mit einer gleichmäßigeren Energieverteilung<br />

im Schmelzbad auf. Daraus ergibt sich ein gleichmäßiger<br />

Einbrand und die Nahtflanken werden besser erfasst. Abweichungen<br />

des Schweißbrenners haben keinen so großen<br />

Einfluss und das Risiko von Bindefehlern ist geringer. Fülldrahtelektroden<br />

erzeugen ein ruhigeres und flacheres<br />

Schweißbad und nach der Erstarrung eine gleichmäßigere<br />

und glattere Nahtoberfläche [13].<br />

2.3. Entwicklung eines artgleichen Fülldrahtes zum<br />

Schweißen von CB2<br />

Parallel zur Grundwerkstoffentwicklung wurde mit der Entwicklung<br />

von artgleichen Schweißzusätzen begonnen [14]<br />

und in weiterer Folge auch ein artgleicher Fülldraht entwickelt.<br />

Die chemische Zusammensetzung des reinen<br />

Schweißgutes orientiert sich am Grundwerkstoff.<br />

2.3.1. Chemische Analyse<br />

Tabelle 2 zeigt die Richtanalyse des reinen Schweißgutes<br />

unter Mischgas Ar+18 % CO 2<br />

.Da sich Bor negativ auf die<br />

Zähigkeit und die Heißrissanfälligkeit auswirkt wurde der<br />

B-Gehalt im Vergleich zum Grundwerkstoff reduziert [15].<br />

Durch die Zugabe von Nickel kann die Zähigkeit des Schweißgutes<br />

bei Raumtemperatur erhöht werden. Diese Praxis ist<br />

allerdings nicht unumstritten da Ni zur Absenkung der<br />

Ac1-Temperatur beiträgt. Sollte während der Spannungsarmglühung<br />

die A c1<br />

-Temperatur überschritten werden, so<br />

bildet sich in Abhängigkeit vom Mn+Ni-Gehalt entweder<br />

spröder, nicht angelassener Martensit oder Ferrit [17]. Zudem<br />

wirkt sich Ni negativ auf die Zeitstandfestigkeit des<br />

Grundwerkstoffes P91 im Langzeitbereich aus [18].<br />

Um den Einfluss von Ni auf die mechanischen Eigenschaften<br />

des CB2 Fülldrahtschweißgutes zu ermitteln, wurden umfangreiche<br />

Untersuchungen durchgeführt [19]. Durch die Erhöhung<br />

des Ni-Gehaltes von 0,2 % auf 0,7 % sinkt die A c1<br />

Temperatur<br />

von 817°C auf 785°C, gemessen nach ASTM 1<strong>03</strong>3-10. Da<br />

die Temperatur beim Spannungsarmglühen von Gussteilen<br />

gewöhnlich bei 730°C liegt, besteht auch bei höherem Ni-Gehalt<br />

keine Gefahr, die Ac1-Temperatur zu überschreiten. Die<br />

mittlere Korngröße ist bei 0,2 % Ni mit 50µm etwas höher<br />

als bei 0,7 % Ni mit 40 µm. Die 0,2 % Dehngrenze liegt bei<br />

höherem Ni-Gehalt geringfügig höher, auf die Zugfestigkeit<br />

scheint Ni jedoch keinen signifikanten Einfluss zu haben.<br />

Die Kerbschlagwerte bei Raumtemperatur steigen mit höherem<br />

Ni-Gehalt vor allem bei längeren Glühzeiten. Die mechanischen<br />

Gütewerte werden jedoch wesentlich stärker<br />

von den Parametern der Wärmenachbehandlung beeinflusst<br />

als vom Ni-Gehalt. Bei Proben mit niedrigerem Ni-Gehalt<br />

verlängerte sich die Zeit bis zum Bruch bei Zeitstandversuchen<br />

bis 6.500 h bei 625°C etwas. Simulationen der<br />

Ausscheidungsentwicklung mit MatCalc zeigen geringfügige<br />

Unterschiede zwischen den beiden Legierungen [20],<br />

lassen jedoch keine eindeutige Aussage hinsichtlich der<br />

Langzeiteigenschaften zu.<br />

Da der Abfall der Zeitstandfestigkeit bei höherem Ni-Gehalt<br />

in P91 auf erhöhte Vergröberungsneigung der Ausscheidungen<br />

und Bildung von Z-Phase zurückgeführt wird [21] und<br />

anzunehmen ist, dass dies analog auch für andere 9%<br />

Cr-Stähle gilt, wurde auf eine Erhöhung des Ni-Gehaltes im<br />

CB2 Fülldraht verzichtet.<br />

2.3.2. Mechanische Gütewerte bei Raumtemperatur<br />

Tabelle 3 zeigt die Richtwerte der mechanischen Gütewerte<br />

des reinen Schweißgutes bei Raumtemperatur nach EN ISO<br />

15792-1 unter Mischgas Ar+18 % CO 2<br />

nach einer Wärmbehandlung<br />

von 2 x 730°C/12 h.<br />

Die mechanischen Gütewerte hängen allerdings nicht nur<br />

vom Schutzgas und der Wärmebehandlung sondern auch<br />

von den Schweißparametern und dem Lagenaufbau ab. Eine<br />

Schweißparameterstudie am reinen Schweißgut zeigte geringen<br />

Einfluss auf Dehngrenze und Zugfestigkeit, aber deutliche<br />

Unterschiede bei Bruchdehnung und Kerbschlagarbeit<br />

[22]. Bei geringerer Wärmeeinbringung und höherer Abkühlgeschwindigkeit<br />

war der Anteil an Martensit im Gefüge<br />

höher und der Anteil an Bainit geringer. Das führte zu einer<br />

höheren Härte im Schweißzustand. Nach der Wärmebehandlung<br />

von 730°C/24 h war der Unterschied in Härte und<br />

Festigkeit gering, die Kerbschlagarbeit aber deutlich niedriger.<br />

Bei geringer Streckenenergie von 0,65 kJ/mm und<br />

niedriger t 8/5<br />

Zeit von 7,1 s entstand sogar eine geringe<br />

Menge an δ-Ferrit.<br />

Mit den beiden Parameterkombinationen, die im reinen<br />

Schweißgut deutlich über 40 J erzielten, wurden praxisnahe<br />

Tests geschweißt (siehe Abbildung 8).<br />

Bei Variante I - mit einer Zwischenlagentemperatur von<br />

150°C, geringerem Drahtvorschub aber auch geringer<br />

Schweißgeschwindigkeit – ergab sich im Vergleich zu Variante<br />

II eine höhere Streckenenergie und raschere Abkühlung.<br />

An jeweils zwei Positionen wurden Kerbschlagproben aus<br />

C Mn Cr Mo Co Ni V Nb N B<br />

0,1 0,9 9,2 1,5 1,0 0,2 0,2 0,05 0,02 0,006<br />

Tabelle 2: Richtanalyse des<br />

reinen Schweißgutes in<br />

Gew.% [16]<br />

R p0,2<br />

R m<br />

A 5<br />

CVN@RT<br />

610 MPa 780 MPa 20 % 30 J<br />

Tabelle 3: Mechanische Eigenschaften des Fülldrahtschweißgutes<br />

bei Raumtemperatur - PWHT: 2x730°C/12h (Richtwerte)<br />

44 SCHWEISS- und PRÜFTECHNIK <strong>03</strong>-<strong>04</strong>/<strong>2019</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!