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HINTERGRUND<br />
Ungleiche<br />
Bedingungen<br />
Ist die bis 2024beschlossene<br />
Angleichung der Ost-<br />
Renten an West-Niveau in<br />
Wirklichkeit eine Rentenkürzung<br />
für künftige<br />
Ost-Rentner?Deutsche<br />
Rentenexperten behaupten<br />
genau das. Ausschlaggebend<br />
ist hier die Lohnentwicklung<br />
in Ost und<br />
West.Bleiben die bisherigen<br />
Unterschiede<br />
bestehen, drohen Ost-<br />
Rentnern Einbuße im Vergleich<br />
zu West-Senioren.<br />
Rentensteigerung<br />
in Prozent<br />
5,95<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2,53<br />
2<br />
1 1,67<br />
4,25<br />
Neue Bundesländer<br />
1,90<br />
3,91<br />
3,18<br />
0<br />
Alte Bundesländer<br />
’14 ’15 ’16 ’17 ’18 ’19<br />
Bruttoverdienste<br />
Durchschnitt in Euro pro Monat<br />
Von<br />
THERESA DRÄBING<br />
Zumindest auf den ersten<br />
Blick beziehen Ostrentner<br />
die höchsten<br />
Renten. Wer 2018 in<br />
Rente gegangen ist, bekam laut<br />
Deutscher Rentenversicherung<br />
Bund im Osten im Schnitt<br />
1024,20 Euro Altersrente, im<br />
Westen waren es 895,50 Euro.<br />
Durchweg liegen die neuen<br />
Bundesländer vorn –mit Ost-<br />
Berlin an der Spitze.<br />
Das liegt allerdings zum überwiegenden<br />
Teil an den Zahlungen<br />
an Ost-Frauen, die aufgrund<br />
längerer Erwerbstätigkeit<br />
und geringerer Lohnunterschiede<br />
zu DDR-Zeiten höhere<br />
Renten bekommen als Frauen<br />
im Westen. Auch aber daran,<br />
dass im Osten länger in die Rente<br />
eingezahlt worden ist –die<br />
Statistik unterscheidetnämlich<br />
nicht nach der Dauer der Versicherungsjahre.<br />
Viele kurze<br />
Versicherungszeiten im Westen<br />
senken hier den Schnitt. Bei<br />
gleicher Versicherungsdauer<br />
liegt dann doch der Westen<br />
vorne.<br />
Das relativ hohe Ostniveau<br />
wird außerdem bald der Vergangenheit<br />
angehören, prognostiziert<br />
Johannes Geyer,<br />
Rentenexperte des DIW Berlin.<br />
„Die Rentenangleichung hat<br />
langfristig zur Folge, dass jüngere<br />
Jahrgänge in Ostdeutschland<br />
tendenziell verlieren“, so<br />
Geyer.<br />
Denn es soll Schluss sein mit<br />
der unterschiedlichen Berechnung<br />
der Rente. Die Rente berechnet<br />
sichvom aktuellen RentenwertunddenimLaufedesErwerbslebens<br />
erworbenen Entgeltpunkten.<br />
Im Osten aber wird<br />
derzeit noch der meist niedrigere<br />
Verdienst hochgewertet, so dass<br />
mehr Rentenpunkte erworben<br />
werden. Im Zugeder schrittweisen<br />
Rentenangleichung wird der<br />
aktuelle Rentenwert in Ostdeutschland<br />
jährlich angehoben,<br />
3300<br />
3000<br />
2700<br />
2710<br />
2400<br />
2160<br />
2100<br />
Alte Bundesländer<br />
1800<br />
Neue Bundesländer<br />
2005 2018<br />
3340<br />
2790<br />
Grafik/Galanty (3); Quelle: DRV<br />
Foto: Imago<br />
Rechentricks bei Angleichung<br />
zuletzt zum 1. Juli 2019. Gleichzeitig<br />
wird der Umrechnungsfaktor,<br />
der die Löhnehöher wertet,<br />
abgesenkt,so dassschließlich<br />
ab 2025 mit gesamtdeutschen<br />
Werten gerechnet werdenkann.<br />
Doch wie wirkt sich das auf<br />
Ostrentner aus?<br />
„Die Renten heutiger Rentner,<br />
die auf ostdeutschen Erwerbsbiografien<br />
beruhen, werden<br />
aufgrund der Angleichung<br />
nicht sinken“, macht die Deutsche<br />
Rentenversicherung Bund<br />
auf Nachfrage deutlich. „Sie<br />
werden im Gegenteil bis 2025<br />
voraussichtlich sogar schneller<br />
steigen, als das nach bisherigem<br />
Recht der Fall gewesen wäre“,<br />
so eine Sprecherin.<br />
Dem widerspricht auch Geyer<br />
vom DIW Berlin nicht. Ostrentner,<br />
die jetzt schon Zahlungen<br />
erhalten, werden eher profitieren.Das<br />
Nachsehen würden aber<br />
jüngere Jahrgänge haben,<br />
„Künftige Rentenbezieher im<br />
Osten, die jetzt um die 40 Jahre<br />
sind, werden davonvoraussichtlich<br />
betroffen sein, Jüngere um<br />
die 20 auf jedenFall.“<br />
Die Deutsche Rentenversicherung<br />
Bund verneint das<br />
nicht. Sie sagt aber: Ob künftige<br />
Rentner von der Rentenangleichung<br />
profitieren oder ihre<br />
Renten niedriger ausfallen als<br />
nach bisherigem Recht, hänge<br />
zum großen Teil davon ab, wie<br />
schnell sich die Durchschnittslöhne<br />
in West- und Ostdeutschland<br />
weiter aneinander anglei-<br />
Minus-<br />
Rente<br />
fürden<br />
Osten<br />
Bleiben Löhne in Ost und<br />
West ungleich, drohen<br />
künftigen Ost-Rentnern<br />
Einbußen