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Berliner Kurier 23.08.2019

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HINTERGRUND<br />

Ungleiche<br />

Bedingungen<br />

Ist die bis 2024beschlossene<br />

Angleichung der Ost-<br />

Renten an West-Niveau in<br />

Wirklichkeit eine Rentenkürzung<br />

für künftige<br />

Ost-Rentner?Deutsche<br />

Rentenexperten behaupten<br />

genau das. Ausschlaggebend<br />

ist hier die Lohnentwicklung<br />

in Ost und<br />

West.Bleiben die bisherigen<br />

Unterschiede<br />

bestehen, drohen Ost-<br />

Rentnern Einbuße im Vergleich<br />

zu West-Senioren.<br />

Rentensteigerung<br />

in Prozent<br />

5,95<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2,53<br />

2<br />

1 1,67<br />

4,25<br />

Neue Bundesländer<br />

1,90<br />

3,91<br />

3,18<br />

0<br />

Alte Bundesländer<br />

’14 ’15 ’16 ’17 ’18 ’19<br />

Bruttoverdienste<br />

Durchschnitt in Euro pro Monat<br />

Von<br />

THERESA DRÄBING<br />

Zumindest auf den ersten<br />

Blick beziehen Ostrentner<br />

die höchsten<br />

Renten. Wer 2018 in<br />

Rente gegangen ist, bekam laut<br />

Deutscher Rentenversicherung<br />

Bund im Osten im Schnitt<br />

1024,20 Euro Altersrente, im<br />

Westen waren es 895,50 Euro.<br />

Durchweg liegen die neuen<br />

Bundesländer vorn –mit Ost-<br />

Berlin an der Spitze.<br />

Das liegt allerdings zum überwiegenden<br />

Teil an den Zahlungen<br />

an Ost-Frauen, die aufgrund<br />

längerer Erwerbstätigkeit<br />

und geringerer Lohnunterschiede<br />

zu DDR-Zeiten höhere<br />

Renten bekommen als Frauen<br />

im Westen. Auch aber daran,<br />

dass im Osten länger in die Rente<br />

eingezahlt worden ist –die<br />

Statistik unterscheidetnämlich<br />

nicht nach der Dauer der Versicherungsjahre.<br />

Viele kurze<br />

Versicherungszeiten im Westen<br />

senken hier den Schnitt. Bei<br />

gleicher Versicherungsdauer<br />

liegt dann doch der Westen<br />

vorne.<br />

Das relativ hohe Ostniveau<br />

wird außerdem bald der Vergangenheit<br />

angehören, prognostiziert<br />

Johannes Geyer,<br />

Rentenexperte des DIW Berlin.<br />

„Die Rentenangleichung hat<br />

langfristig zur Folge, dass jüngere<br />

Jahrgänge in Ostdeutschland<br />

tendenziell verlieren“, so<br />

Geyer.<br />

Denn es soll Schluss sein mit<br />

der unterschiedlichen Berechnung<br />

der Rente. Die Rente berechnet<br />

sichvom aktuellen RentenwertunddenimLaufedesErwerbslebens<br />

erworbenen Entgeltpunkten.<br />

Im Osten aber wird<br />

derzeit noch der meist niedrigere<br />

Verdienst hochgewertet, so dass<br />

mehr Rentenpunkte erworben<br />

werden. Im Zugeder schrittweisen<br />

Rentenangleichung wird der<br />

aktuelle Rentenwert in Ostdeutschland<br />

jährlich angehoben,<br />

3300<br />

3000<br />

2700<br />

2710<br />

2400<br />

2160<br />

2100<br />

Alte Bundesländer<br />

1800<br />

Neue Bundesländer<br />

2005 2018<br />

3340<br />

2790<br />

Grafik/Galanty (3); Quelle: DRV<br />

Foto: Imago<br />

Rechentricks bei Angleichung<br />

zuletzt zum 1. Juli 2019. Gleichzeitig<br />

wird der Umrechnungsfaktor,<br />

der die Löhnehöher wertet,<br />

abgesenkt,so dassschließlich<br />

ab 2025 mit gesamtdeutschen<br />

Werten gerechnet werdenkann.<br />

Doch wie wirkt sich das auf<br />

Ostrentner aus?<br />

„Die Renten heutiger Rentner,<br />

die auf ostdeutschen Erwerbsbiografien<br />

beruhen, werden<br />

aufgrund der Angleichung<br />

nicht sinken“, macht die Deutsche<br />

Rentenversicherung Bund<br />

auf Nachfrage deutlich. „Sie<br />

werden im Gegenteil bis 2025<br />

voraussichtlich sogar schneller<br />

steigen, als das nach bisherigem<br />

Recht der Fall gewesen wäre“,<br />

so eine Sprecherin.<br />

Dem widerspricht auch Geyer<br />

vom DIW Berlin nicht. Ostrentner,<br />

die jetzt schon Zahlungen<br />

erhalten, werden eher profitieren.Das<br />

Nachsehen würden aber<br />

jüngere Jahrgänge haben,<br />

„Künftige Rentenbezieher im<br />

Osten, die jetzt um die 40 Jahre<br />

sind, werden davonvoraussichtlich<br />

betroffen sein, Jüngere um<br />

die 20 auf jedenFall.“<br />

Die Deutsche Rentenversicherung<br />

Bund verneint das<br />

nicht. Sie sagt aber: Ob künftige<br />

Rentner von der Rentenangleichung<br />

profitieren oder ihre<br />

Renten niedriger ausfallen als<br />

nach bisherigem Recht, hänge<br />

zum großen Teil davon ab, wie<br />

schnell sich die Durchschnittslöhne<br />

in West- und Ostdeutschland<br />

weiter aneinander anglei-<br />

Minus-<br />

Rente<br />

fürden<br />

Osten<br />

Bleiben Löhne in Ost und<br />

West ungleich, drohen<br />

künftigen Ost-Rentnern<br />

Einbußen

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