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BERLINER KURIER, Dienstag, 3. September 2019<br />
lassen könne, sagte sie: „Ja,<br />
wir können.“<br />
Die CDU holte in Sachsen<br />
laut vorläufigem amtlichem<br />
Endergebnis 32,1<br />
Prozent, ein neuer Tiefstand.<br />
Die AfD kam<br />
auf 27,5 Prozent,<br />
bundesweit ihr bestes<br />
Landtagswahlergebnis<br />
überhaupt. In<br />
Brandenburg erhielt<br />
die AfD mit ihrem Spitzenkandidaten<br />
Andreas<br />
Kalbitz 23,5 Prozent der<br />
Stimmen und landete<br />
knapp auf Platz zwei hinter<br />
der SPD mit 26,2 Prozent.<br />
Die in Brandenburg traditionell<br />
schwache CDU fiel<br />
mit 15,6 Prozent auf ihr<br />
schlechtestes Landesergebnis.<br />
Die herben Verluste der<br />
SPD könnten dazu führen,<br />
dass sich die Parteispitze<br />
zum Austritt aus der großen<br />
Koalition gezwungen<br />
sieht. Boris Pistorius (SPD),<br />
niedersächsischer Innenminister<br />
und Kandidat für<br />
den SPD-Vorsitz, stellte<br />
gegenüber der „Neuen Osnabrücker<br />
Zeitung“ klar:<br />
„Ein Ausstieg aus der Koalition<br />
sollte keine taktische<br />
Frage sein, sondern inhaltlich<br />
begründet.“<br />
Brandenburgs CDU-Chef Ingo<br />
Senftleben mit der CDU-<br />
Bundesvorsitzenden Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer in<br />
Potsdam.<br />
Partystimmung in Dresden: Am Wahlabend jubeln Beatrix vonStorch, Bundesvorstandsmitglied, JörgUrban,<br />
Spitzenkandidat der AfD, und Parteichef JörgMeuthen (von links).<br />
Steigt derAfD der<br />
Erfolg zuKopf?<br />
Mit den jüngstenWahlerfolgen drängt der rechtsextreme„Flügel“ andie Macht<br />
Foto: Michael Kappeler/dpa<br />
Foto: Sebastian Kahnert/dpa<br />
Foto: Martin Schutt/zb/dpa<br />
NACHRICHTEN<br />
Aus Landtag gewählt<br />
Dresden –Während die<br />
AfD in Sachsen ihr bestes<br />
Ergebnis bei einer Landtagswahl<br />
öffentlich feiert, endet<br />
für die inzwischen verstoßene<br />
Mitgründerin derPartei<br />
eine politische Karriere:<br />
Ihre neue Blaue Partei erreichte<br />
bei der Landtagswahl<br />
nur 0,4 Prozent der<br />
Stimmen.<br />
Johnson kompromisslos<br />
London –Kurz vor der<br />
Rückkehr des britischen Parlaments<br />
aus den Sommerferien<br />
hat Premierminister Boris<br />
Johnson ein geplantes<br />
Treffen mit Gegnern seines<br />
Brexit-Kurses aus den eigenen<br />
Reihen abgesagt. Abweichlern<br />
droht die Regierung<br />
mit Konsequenzen.<br />
Ramelow zuversichtlich<br />
Foto: Martin Müller/imago images<br />
Dresden –Plötzlich will der<br />
Patriarch seine Ermahnung<br />
vom Wahlabend nicht mehr so<br />
streng gemeint haben, wie sie<br />
klang. Bei der Wahlparty der<br />
Brandenburger AfD auf der<br />
Bismarckhöhe in Werder (Havel)<br />
hatte Alexander Gauland<br />
die AfD erst vollmundig die<br />
„einzige bürgerliche Opposition<br />
im Land“ genannt und<br />
dann in den Saal gerufen: „Das<br />
bedeutet eine große Verantwortung.<br />
Bei allem Jubel:<br />
Bleibt vernünftig!“<br />
Am Tag darauf schwächte<br />
er ab: „Ich hatte keinen konkreten<br />
Anlass. Ich wollte nur<br />
eins ausdrücken: Übermut tut<br />
selten gut.“ Gewonnen haben<br />
bei den Landtagswahlen in<br />
Sachsen und Brandenburg die<br />
besonders radikalen Teile der<br />
Partei. Und es war auch kein<br />
Zufall, dass bei der Wahlparty<br />
des brandenburgischen AfD-<br />
Spitzenkandidaten und „Flügel“-Vordenkers<br />
Andreas Kalbitz<br />
auch Björn Höcke anwesend<br />
war –und immer dann<br />
perfekt posierte, wenn symbolträchtige<br />
Fotos zu machen<br />
AfD-Bundessprecher<br />
Alexander Gauland<br />
waren. Beim großen Jubel<br />
über die Ergebnisse umarmte<br />
Höcke Kalbitz, bei Gaulands<br />
Auftritt wich Höcke nicht von<br />
dessen Seite. Höcke hat seine<br />
Landtagswahl in Thüringen<br />
noch vor sich, und nicht wenige<br />
in der Partei hoffen, dass er<br />
ein bisschen unterhalb der Rekordergebnisse<br />
aus Sachsen<br />
und Brandenburg abschneidet<br />
–sonst schnappt er über. „Natürlich<br />
ist er ein bürgerlicher<br />
Politiker“, so Gauland gestern<br />
über den völkischen<br />
Nationalisten. „Was<br />
sollte ich von<br />
einem ehemaligen<br />
Studienrat<br />
sonst sagen?“<br />
Und auch Andreas<br />
Kalbitz, der<br />
wegen einer<br />
Vielzahl von<br />
Kontakten<br />
ins rechtsextreme Spektrum<br />
unter Druck steht, sei natürlich<br />
auch auf jeden Fall „bürgerlich“.<br />
Ende November wählt die<br />
AfD in Braunschweig einen<br />
neuen Bundesvorstand. Die<br />
Ostverbände dringen mit<br />
Macht auf einen Vorstandsposten.<br />
Gauland kündigte an,<br />
sich höchstwahrscheinlich<br />
aus Altersgründen zurückzuziehen<br />
–damit wäre der Weg<br />
für den sächsischen Bundestagsabgeordneten<br />
Tino Chrupalla<br />
frei. Der gehört nicht<br />
dem „Flügel“ an, steht<br />
aber auch nicht gegen<br />
die Radikalen. Kalbitz<br />
wird nicht für die Spitze<br />
kandidieren, er hält<br />
sich im Westen für<br />
nicht vermittelbar. Im<br />
Bundesvorstand aber<br />
will er bleiben.<br />
Foto: Jürgen Heinrich/imago images<br />
Erfurt –Thüringens Ministerpräsident<br />
Bodo Ramelow<br />
von der Linken zeigt sich nach<br />
deutlichen Verlusten seiner<br />
Partei in Sachsen und Brandenburg<br />
optimistisch für die<br />
anstehende Wahl in Thüringen.<br />
„Meine Partei ist in Thüringen<br />
auf Platz eins“, sagte er.<br />
Das gebe ihm Zuversicht.<br />
Argentinien in Not<br />
Buenos Aires –Ineiner<br />
schweren Wirtschaftskrise<br />
wird Argentiniens Regierung<br />
den Devisenhandel einschränken.<br />
Der wirtschaftsliberale<br />
Staatschef Mauricio<br />
Macri beschränkt per Dekret<br />
den Kauf von Fremdwährungen<br />
und Überweisungen von<br />
Devisen ins Ausland.<br />
Rückzug aus AfD<br />
Kiel –Die bisherige AfD-<br />
Landeschefin in Schleswig-<br />
Holstein, Doris von Sayn-<br />
Wittgenstein, zieht jetzt<br />
doch Konsequenzen aus<br />
ihrem Rauswurf. Gestern erklärte<br />
sie, sich zurückzuziehen,<br />
„um diktatorische und<br />
willkürliche Strafaktionen<br />
des Vorstandes zu vermeiden“.