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Berliner Kurier 03.09.2019

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WAHL SPEZIAL 5<br />

Pritzwalk<br />

CDU-Zweitstimmen Landtagswahl 2019<br />

16,3% und mehr 13,1% bis unter 16,3%<br />

Wittstock<br />

unter 13,1%<br />

Grafik/Galanty; Q.:<br />

Landeswahlleiter<br />

Fürstenberg<br />

Prenzlau<br />

Perleberg<br />

Wittenberge<br />

Rheinsberg<br />

Templin<br />

Angermünde<br />

Schwedt<br />

Neuruppin<br />

davor waren es noch neun.<br />

Aber es gibt da eine Sache,<br />

die für Senftleben selbst diesen<br />

Sieg versalzt: Ausgerechnet<br />

sein Wahlkreis war der<br />

einzige von 44, in dem kein<br />

Kandidat der AfD antrat.<br />

Aber nicht etwa, weil sich<br />

niemand gefunden hatte,<br />

sondern weil der AfD-Kandidat<br />

wegen eines Formfehlers<br />

nicht zugelassen worden war,<br />

weil zwei Unterschriften bei<br />

der Anmeldung fehlten.<br />

Als am Montag die für die<br />

CDU schmerzhafte Wahlnacht<br />

vorbei war, gingen die<br />

Angriffe weiter. Denn am<br />

Abend wollte der Landesvorstand<br />

die Scherben zusammenkehren<br />

und das Debakel<br />

auswerten. Schon am Morgen<br />

planten einige Mitglieder den<br />

Aufstand. Es hieß: Wenn der<br />

nicht gelingen sollte, wollten<br />

einige CDU-Abgeordnete am<br />

nächsten Tag beim ersten<br />

Treffen der neuen Landtagsfraktion<br />

weiter opponieren,<br />

denn Senftleben ist auch dort<br />

bislang der Chef. Angeblich<br />

soll mit einem vorgezogenen<br />

Wahlparteitag gedroht worden<br />

sein. Es kann schnell gehen,<br />

da die SPD am Donnerstag<br />

die CDU zu Sondierungsgesprächen<br />

einladen will.<br />

CDU-Generalsekretär Steeven<br />

Bretz sagte am Montag:<br />

„Für uns war es ein sehr sehr<br />

bitteres Wahlergebnis. Dafür<br />

haben wir nicht fünf Jahre gerackert.“<br />

Er spricht davon,<br />

dass die Partei eine staatspolitische<br />

Verantwortung habe –<br />

gemeint ist, dass sie sich möglicherweise<br />

an einer Anti-AfD-<br />

Regierung beteiligt. Dabei<br />

würden Debatten über einen<br />

Rücktritt nicht helfen. „Aber<br />

es wäre auch albern, zu glauben,<br />

dass es nach einem solchen<br />

Ergebnis nicht solche<br />

Debatten gibt.“ Gleichzeitig<br />

betonte er: Man tut sich politisch<br />

keinen Gefallen, immer<br />

sofort nach den persönlichen<br />

Konsequenzen zu fragen.“<br />

Eines ist klar: Wenn Senftleben<br />

weggeputscht wird oder<br />

das Handtuch wirft, wird eine<br />

Regierungsbildung auch nicht<br />

leichter: Denn der eher liberale<br />

CDU-Mann steht für eine<br />

Öffnung seiner Partei in das<br />

Neustadt<br />

Rathenow<br />

Ziesar<br />

Brandenburg<br />

Belzig<br />

Nauen<br />

Kremmen<br />

Werder<br />

Lehnin<br />

linke und grüne politsche<br />

Spielfeld und war dagegen,<br />

die AfD mit harten konservativen<br />

oder gar nationalistischen<br />

Forderungen einholen zu wollen.<br />

Seine innerparteilichen<br />

Gegner wie etwa Saskia Ludwig<br />

kommen aus einem weit<br />

konservativeren Lager. Ludwig<br />

schrieb immer wieder für<br />

die sogenannte neurechte Zeitung<br />

„Junge Freiheit“, steht<br />

für streng konservative Werte,<br />

ist Mitbegründerin der Werteunion,<br />

und ihr werfen selbst<br />

manche Parteifreunde eine gewissen<br />

Nähe zur AfD vor.<br />

Damit werden sich die Grünen<br />

schwertun. Derzeit wird<br />

vor allem über ein neues Modell<br />

für Potsdam geredet: eine<br />

Koalition aus SPD, CDU und<br />

Grünen, die mit 50 Mandaten<br />

bei 44 nötigen eine klare<br />

Mehrheit hätte. Grünen-Chefin<br />

Petra Budke sagte: „Wir<br />

haben unser bestes Ergebnis in<br />

Brandenburg eingefahren.“<br />

Die Partei wolle aber für die<br />

SPD nicht einfach nur Mehrheitsbeschaffer<br />

sein. „Es muss<br />

einen klaren Richtungswechsel<br />

geben.“ Die Grünen wollen<br />

zwar vor möglichen Gesprächen<br />

keine roten Linien definieren.<br />

Eine sei aber klar: Im<br />

Kohleland Brandenburg darf<br />

Beelitz<br />

Falkensee<br />

Luckenwalde<br />

Oranienburg<br />

Potsdam<br />

Jüterbog<br />

Herzberg<br />

Velten<br />

BERLIN<br />

Teltow<br />

Ludwigsfelde<br />

Zossen<br />

kein Dorf<br />

mehr für<br />

einen Tagebau<br />

abgebaggert<br />

werden. „Wir wollen<br />

den Kohleausstieg schneller<br />

schaffen als 2038. Wir sind für<br />

2030, und wir sind für mehr<br />

ökologische Landwirtschaft<br />

und gegen Massentierhaltung.“<br />

Die bisherige rot-rote Regierung<br />

ist klar abgewählt und<br />

Rot-Rot-Grün hätte nur eine<br />

Stimme Mehrheit. Da formu-<br />

Wandlitz<br />

Schönefeld<br />

Baruth<br />

Eberswalde<br />

Bernau<br />

Luckau<br />

Erkner<br />

Teupitz<br />

Finsterwalde<br />

Bad Saarow<br />

Elsterwerda Lauchhammer<br />

Bad Freienwalde<br />

Strausberg<br />

Fürstenwalde<br />

Lübben<br />

Lübbenau<br />

Senftenberg<br />

liert SPD-Generalsekretär<br />

Erik Stohn, der ein Direktmandat<br />

erobert hat, ein klares Ziel:<br />

„Wir wollen einestabile Regierung,<br />

die fünf Jahre hält und<br />

gute Arbeit macht. Wir werden<br />

mit allen demokratischen<br />

Parteien nun Sondierungsgespräche<br />

führen.“<br />

Bei der Linken, die fast acht<br />

Prozent verloren hat, wird nun<br />

debattiert, ob sie überhaupt<br />

weiter mitregieren sollte oder<br />

sich in der Opposition erneuern.<br />

„Es gibt nichts zu beschönigen“,<br />

sagte Landesgeschäftsführer<br />

Stefan Wollenberg. „Es<br />

ist ein katastrophales Ergebnis.“<br />

Aber er betont auch mutig:<br />

„Wir können regieren, und<br />

wir können Opposition.“<br />

Die Debatten finden ohne die<br />

Seelow<br />

Frank.<br />

(Oder)<br />

Beeskow<br />

Eisenhüttenstadt<br />

Cottbus<br />

Spremberg<br />

Guben<br />

Foto: dpa<br />

AfD statt. Die hat<br />

zwar ihr Ergebnis von<br />

2014 fast verdoppelt, aber niemand<br />

will mit ihr koalieren.<br />

„Wir vertreten 23,5 Prozent<br />

der Wähler und wollen deren<br />

Sorgen und Nöte in den Landtag<br />

tragen“, sagte Landesgeschäftsführer<br />

Lars Hünich.<br />

Die AfD holte 15 Direktmandate,<br />

aber Andreas Kalbitz, der<br />

bekannteste AfD-Mann im<br />

Land, schaffte es nicht. Aber<br />

Christoph Berndt hat den<br />

Nachbarkreis gewonnen. Er<br />

ist der Chef des Vereins Zukunft<br />

Heimat, der mehrere<br />

Großdemonstrationen gegen<br />

die Flüchtlingspolitik initiiert<br />

hat und Cottbus zur zweiten<br />

Pegida-Hauptstadt nach Dresden<br />

machen will.

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