Berliner Kurier 10.09.2019
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LEUTE<br />
BERLINER KURIER, Dienstag, 10. September 2019<br />
Dragqueen Gloria Viagra<br />
Hoch auf die<br />
gelben Waben<br />
Von<br />
FLORIAN THALMANN<br />
Eigentlich zieht sie in extravaganten<br />
Outfits über die Roten<br />
Teppiche und Partys der<br />
Stadt – privat geht Gloria<br />
Viagra, Berlins größte Dragqueen,<br />
jetzt einem ganz bodenständigen<br />
Hobby nach.<br />
Die DJane, bürgerlich Michel<br />
Gosewitsch, hat das Imkern<br />
entdeckt, produziert auf dem<br />
eigenen Datschen-Grundstück<br />
in Britz den Honig „Alpentaler<br />
Tuntenblüte“!<br />
Im letzten Winkel des großen<br />
Gartens von Gloria Viagra (53)<br />
sind die gelb-schwarzen Insekten<br />
eifrig am Arbeiten. Und das<br />
ist gut so: Bereits im Frühjahr<br />
brachte die Dragqueen die erste<br />
Schleuderung des Honigs „Alpentaler<br />
Tuntenblüte“ auf den<br />
Markt –erwar schon nach kurzer<br />
Zeit restlos vergriffen. „Und<br />
ich habe jetzt schon so viele Reservierungen,<br />
dass von der<br />
Sommer-Variante kaum etwas<br />
übrig bleiben wird“, sagt sie.<br />
Mit dem Imkern greift sie eine<br />
alte Familientradition wieder<br />
auf. „Mein Opa war Imker, hatte<br />
mehrere Bienenstöcke. Ich<br />
erinnere mich noch, wie er immer<br />
mit seiner Imkerpfeife in<br />
den Garten kam, das roch herrlich“,<br />
sagt sie dem KURIER.<br />
„Unten im Keller stand die Honigschleuder,<br />
da ging ich immer<br />
naschen. Das sind Kindheitserinnerungen!<br />
Als ich einen<br />
Schrebergarten übernahm,<br />
war klar, dass ich hier auch Bienen<br />
haben werde.“ Gloria absolvierte<br />
einen Imkerkurs, lernte<br />
das Handwerk über ein halbes<br />
Jahr lang. Dann landeten<br />
die ersten beiden Bienenvölker<br />
im Garten. „In einem Stock leben<br />
zwischen 40000 und<br />
60000 Bienen. Wenn ich mich<br />
doof anstelle oder ohne Schutzkleidung<br />
in der Flugbahn stehe,<br />
werde ich auch mal gestochen.<br />
Aber je ruhiger man selbst mit<br />
den Tierchen arbeitet, desto ruhiger<br />
werden die Bienen.“<br />
Maximal acht Bienenvölker<br />
sollen es irgendwann werden,<br />
damit die Honig-Ausbeute etwas<br />
reicher wird. Nach der „Alpentaler<br />
Tuntenblüte“ – sie<br />
heißt so, weil die Kleingartenanlage<br />
den Namen Alpental<br />
trägt – steht nun zuerst die<br />
„Sommertracht“ an. Der fertige<br />
Honig ging als Geschenk bereits<br />
zu Freunden nach England,<br />
in die USA, nach Paris.<br />
„Der schmeckt irre, wie aus<br />
Südfrankreich, sehr würzig!“<br />
Für die erfolgreiche Dragqueen<br />
spielt bei ihrem summenden<br />
Projekt auch der Umweltschutz<br />
eine große Rolle. „Wenn<br />
ich schon einen Garten habe,<br />
möchte ich auch der Natur ihren<br />
Platz bieten. Am Anfang habe<br />
ich noch alles glattgemäht<br />
und das Unkraut gezupft, aber<br />
das mache ich nicht mehr. Und<br />
inzwischen sehe ich, was alles<br />
kreucht und fleucht“, sagt sie.<br />
Fotos: Sabine Gudath, Archiv<br />
In ihrem Garten stellt<br />
die <strong>Berliner</strong>in jetzt<br />
ihren eigenen Honig<br />
her –die „Alpentaler<br />
Tuntenblüte“<br />
Der Geruch der Imkerpfeife erinnert<br />
Gloria an ihreKindheit –auch ihr Opa<br />
warImker,produzierte eigenen Honig.<br />
Spiel mir das Lied vonder Filmkarriere<br />
20 JahreFirst Steps: ZurVerleihung in Berlin schwitzte nicht nur der Nachwuchs<br />
Fotos: imago images/PhotopressMüller<br />
Unterwegs auf<br />
dem Roten<br />
Teppich: Iris<br />
Berben und<br />
SherryHormann.<br />
Filmakademie-Präsident Ulrich<br />
Matthes hielt eine<br />
Brandrede gegen die AfD<br />
(„Wir müssen diese Partei<br />
ausgrenzen, wir müssen<br />
kämpferischer werden“),<br />
Ufa-Boss Nico Hofmann (kl.<br />
Foto) brannte wieder für<br />
den deutschen Filmnachwuchs<br />
und Kostja Ullmann<br />
freute sich wie Bolle über<br />
seinen ersten Einsatz als<br />
Spielfilmjuror. Es ist ja<br />
nicht so, als würden beim<br />
Nachwuchsfilmpreis First<br />
Steps nur die Youngster zu<br />
Wort kommen.<br />
Entsprechend gab es zum 20.<br />
Geburtstag der Veranstaltung<br />
im Stage Theater des Westens<br />
auch eine echte Überraschung:<br />
Andrea Hohnen, künstlerische<br />
Leiterin der ersten Stunde, verkündete<br />
ihren Abschied. Natürlich<br />
durfte sie sich den First-<br />
Steps-Ehrenpreis abholen. Ulrich<br />
Matthes sagte mit Wehmut<br />
und aufrichtig gerührt:<br />
„Andrea, ich möchte dir wirklich<br />
auf den Knien meines Herzens<br />
danken für diese letzten<br />
20 Jahre!“ Was den anwesenden<br />
Gästen ein hörbares<br />
Schmunzeln entlockte.<br />
Die First Steps Awards sind<br />
die bedeutendste deutsche<br />
Auszeichnung für Abschlussfilme.<br />
Sie werden in neun Kategorien<br />
vergeben und sind mit<br />
insgesamt 115000 Euro dotiert.<br />
Veranstalter sind die Deutsche<br />
Filmakademie mit Partnern<br />
wie die Arri, Mercedes-Benz,<br />
ProSiebenSat.1 TV, Ufa und<br />
Warner Bros. Ufa-Boss Nico<br />
Hofmann<br />
hatte<br />
First Steps<br />
1999 mit Bernd Eichinger ins<br />
Leben gerufen. „In einer Weißweinlaune“,<br />
wie er gestern verriet.<br />
Bei strömendem Landregen<br />
waren auf dem überdachten<br />
Galateppich auch zu sehen:<br />
Iris Berben,Natalia Avelon, Kida<br />
Khodr Ramadan, Saralisa<br />
Volm, Alicia von Rittberg und<br />
Trystan Pütter. Knut Elstermann<br />
moderierte.<br />
K. Mahmoud