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Berliner Kurier 11.09.2019

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SPORT<br />

Eisern!<br />

JogiLöw<br />

undein Traum<br />

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Weiß<br />

Unions RobertAndrich<br />

(l.) sieht genau, wovor<br />

Dortmunds Marco Reus<br />

die Augen verschließt.<br />

Fußball-Deutschland könnte sich mit Blick in die Alte Försterei an neue Namen im Auswahldressgewöhnen<br />

E<br />

in klein wenig<br />

durchgeatmet<br />

haben sie alle in<br />

Köpenick. Das<br />

war für die meisten<br />

notwendig<br />

nach den turbulenten Tagen<br />

mit dem Start in die historische<br />

erste Bundesligasaison<br />

und vor allem nach dem grandiosen<br />

3:1 gegen Borussia<br />

Dortmund.<br />

Im großen Fußball, und dort<br />

sind die Eisernen ja nun angekommen,<br />

hat es mit den beiden<br />

EM-Qualifikationsspielen<br />

der deutschen Mannschaft<br />

gegen die Niederlande<br />

und in Nordirland Anschauungsunterricht<br />

auf höchster<br />

Ebene gegeben. Inzwischen<br />

können und dürfen die Männer<br />

aus der Alten Försterei<br />

mit etwas anderen Augen auf<br />

die Elf von Bundestrainer Jogi<br />

Löw schauen. Gegen die Leipziger<br />

Timo Werner, Marcel<br />

Halstenberg und Lukas Klostermann<br />

haben sie selbst gerade<br />

gespielt, gegen die Dortmunder<br />

Marco Reus und Julian<br />

Brandt auch.<br />

Das DFB-Team ist nicht<br />

mehr eine völlig andere Welt,<br />

es sind dieselben Spieler, mit<br />

denen sich die Rot-Weißen<br />

Fotos: dpa, City-Press<br />

auf Augenhöhe treffen, gegen<br />

die sie Zweikämpfe bestreiten<br />

und dabei den einen oder anderen<br />

gewinnen. Mag mancher<br />

Gegenspieler gefühlt<br />

noch immer aus einer anderen<br />

Galaxis stammen, trotzdem<br />

sind es allesandere als Begegnungen<br />

der dritten Art. Es ist<br />

noch immer neu, wunderschön,<br />

hochinteressant und<br />

ein absoluter Traum, aber es<br />

ist –vielen wird das Wort weiterhin<br />

schwer über die Lippen<br />

kommen –Alltag. Es ist, ganz<br />

schnöde ausgedrückt, Tagesgeschäft.<br />

Damit hat, zugegeben, vor<br />

einem halben Jahr sicherlich<br />

KevenSchlotterbeck springt<br />

höher als Leipzigs Timo Werner.<br />

schon mancher geliebäugelt,<br />

aber die meisten haben, ehrlich,<br />

damit nicht ernsthaft gerechnet.<br />

Und doch ist es so,<br />

dass sich Fußball-Deutschland<br />

an neue Namen gewöhnen<br />

muss. An Rafal Gikiewicz,<br />

Christopher Trimmel, Sebastian<br />

Andersson und Sheraldo<br />

Becker sowieso, aber auch an<br />

Christopher Lenz, an Marvin<br />

Friedrich und nicht minder an<br />

Marius Bülter.<br />

Nun mag mancher, vor allem<br />

wenn er eingefleischter<br />

Fan der<br />

Köpenicker<br />

ist und den<br />

Triumph gegen<br />

den BVB<br />

noch immer vor Augen hat,<br />

beim Blick auf Jogis Jungs<br />

und bei einigen Aktionen, die<br />

vor allem beim 2:4 gegen<br />

Oranje ziemlich holprig daherkamen,<br />

gedacht haben:<br />

Das konnten die Fußball-Götter<br />

aus der Wuhlheide zuletzt<br />

aber besser. Ball flach halten,<br />

Leute, bloß nicht übermütig<br />

werden. Lieber den Augenblick<br />

genießen und ja nicht die<br />

Bodenhaftung verlieren!<br />

Andererseits, nicht in den<br />

falschen Hals bekommen,<br />

denn das hat viel mehr von einem<br />

Traum als von der Realität:<br />

Es hat, gerade in Umbruchphasen<br />

wie dieser, Nationalspielergegeben,<br />

die sozusagen<br />

aus dem Nichts<br />

gekommen sind. Es hat sogar<br />

welche gegeben, die waren<br />

erst Nationalspieler und kamen<br />

erst dann zu ihrem Erstligadebüt.<br />

In der DDR war Konrad<br />

Weise aus Jena so einer,<br />

später ein Vorstopper von<br />

Weltklasse, der bei der WM<br />

1974 im einzigen deutschdeutschen<br />

A-Länderspiel mit<br />

Gerd Müller den „Bomber der<br />

Nation“ an die Kette gelegt<br />

hat. Allerdings<br />

stammt sein Coup aus<br />

einer anderen Zeit, von 1970<br />

nämlich. Nur: Das hatte fünf<br />

Jahre zuvor nicht einmal<br />

Franz Beckenbauer geschafft,<br />

er kam nach sechs Einsätzen<br />

in der Bundesliga zu seinem<br />

ersten Länderspiel.<br />

Wenn schon die gesamte<br />

Saison ein Traum in Rot-Weiß<br />

ist, warum nicht mal auf den<br />

Geigen spielen, die derzeit am<br />

Himmel über der Alten Försterei<br />

hängen? Oder zumindest<br />

zaghaft ein paar Saiten zupfen?<br />

Wäre es, ganz Abgezockte<br />

sehen es wahrscheinlich<br />

schon länger so, nicht sogar<br />

der logische nächste Schritt,<br />

dass die Eisernenselbst einen<br />

deutschen Nationalspieler<br />

(der bislang letzte war Ralf<br />

Sträßer vor 33 Jahren) aus<br />

dem Hut zaubern könnten?<br />

Klarer Fall von Utopie, ich<br />

weiß. Das hat was von Durchgeknallt<br />

sein. Aber war das<br />

mit dem Aufstieg in die Bundesliga<br />

bis zum 27. Mai nicht<br />

auch so? Dabei hat es in Berlin,<br />

wenn auch in Charlottenburg,<br />

erst 2002 einen gegeben, der<br />

nach nur zwei Bundesligaeinsätzen<br />

im A-Team auftauchte.<br />

Auch er kam damals gerade<br />

aus der Zweiten Liga, hieß mit<br />

Vornamen Arne und ansonsten<br />

so wie Sie, Marvin, nämlich<br />

Friedrich. Und auch er<br />

war, gewiss alles nur Zufall,<br />

Verteidiger.<br />

Das ist die reinste Träumerei<br />

und ich hoffe, mit mir galoppieren<br />

die Pferde nicht zu<br />

sehr durch. Erst einmal<br />

kommt am Sonnabend mit<br />

Werder Bremen der nächste<br />

Gegner. Allein diese Aufgabe<br />

ist anspruchsvoll genug und<br />

verlangt den ganzen Kerl. Geträumt<br />

werden darf aber auch<br />

da. Allerdings nur von den<br />

nächsten drei Punkten.<br />

AndreasBaingo

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