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SPORTaktiv Oktober 2019

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RO<br />

BRAUCHT ÖSTERREICH EIN<br />

NEUES NATIONALSTADION?<br />

„FUSSBALL EIN TEIL DES<br />

GROSSEN GANZEN“<br />

„KEIN STEUERGELD<br />

OHNE KONZEPT“<br />

Als Sportstadtrat bin ich einem verantwortungsvoll-<br />

len Umgang mit Steuergeld verpflichtet. Ich kann<br />

Geld nicht freihändig vergeben wie ein Big Spender,<br />

in seine Goldkiste greift. 300 Millionen Euro für ein<br />

neues Nationalstadion, in dem im Jahr vier oder fünf<br />

Fußballspiele stattfinden, das kann den Steuerzahlern<br />

niemand plausibel erklären. Vor allem, wenn kein<br />

Konzept vorliegt, wie Investitionen zurückgezahlt und<br />

der laufende Betrieb finanziert werden sollen. Dazu<br />

kommt, dass das zur EURO 2008 sanierte Happel-Stadion<br />

als Mehrzweckarena sehr gut ausgelastet ist. Neben<br />

Fußballländerspielen finden hier pro Jahr rund 80 weitere<br />

Veranstaltungen statt – aus dem Sportbereich, aber auch<br />

große Open-Air-Konzerte, wo wir von den Veranstaltern<br />

sehr gutes Feedback erhalten. Daneben sind im Stadion<br />

diverse Magistratsabteilungen, die Zentralen des Wiener<br />

Fußballverbands und des ÖFB, Rapid Wien mit seinem<br />

Trainingszentrum und Vereine aus dem Box- und Laufsport<br />

beheimatet. Die Stadt Wien arbeitet derzeit mit Hochdruck<br />

an einem Sportstättenentwicklungsplan. Dabei erheben wir<br />

mit Fachverbänden und externen Experten, welche Maßnahmen<br />

für die Sportinfrastruktur in Wien nötig sind, um den Bedarf<br />

der Sportlerinnen und Sportler abzudecken. Der Fokus soll<br />

auf dem Breitensport liegen, aber auch für den Leistungs- und<br />

Spitzensport braucht es Investitionen. In diesem Zusammenhang<br />

werden wir auch weiter über die Zukunft des Happel-Stadions<br />

nachdenken. Ich habe nie gesagt, dass wir nicht bereit sind, über<br />

Investitionen zu sprechen. Dazu braucht es aber brauchbare Konzepte.<br />

Wenn die vorliegen, stehe ich für konstruktive Gespräche<br />

jederzeit zur Verfügung.<br />

Im Vergleich mit den anderen UEFA-Nationen liegt Österreich im<br />

Bereich Infrastruktur mittlerweile im letzten Viertel. Länder wie vol-<br />

Montenegro, Albanien und Nordmazedonien haben uns überholt.<br />

Ein zeitgemäßes Stadion sowie ein Trainingszentrum ist für den der<br />

ÖFB, die Nationalteams und ganz Fußballösterreich von zentraler<br />

Bedeutung. Man muss schleunigst handeln, wenn man international<br />

konkurrenzfähig bleiben will. Aber der Fußball ist nur ein<br />

Teil eines „großen Ganzen“. Das Konzept muss eine Multifunktionsarena<br />

sein, die ganzjährig Veranstaltungen wie Konzerte,<br />

Kongresse, Business-Events, andere Sportveranstaltungen sowie<br />

eine ausgeklügelte Konzeption im Bereich der Hospitality<br />

vorsieht. Klar ist: Keine noch so große Investition würde das<br />

Ernst-Happel-Stadion zu einem modernen Fußballstadion<br />

werden lassen. Eine von Bund und Stadt in Auftrag gegebene<br />

Machbarkeitsstudie hat zudem ergeben, dass eine wesentliche<br />

Weiterentwicklung des bestehenden Ernst-Happel-Stadions<br />

teurer kommen würde als ein Neubau. Sportstadtrat Peter<br />

Hacker hat mich persönlich informiert und auch öffentlich<br />

kundgetan, dass ein Stadionneubau in Wien nicht realisierbar<br />

ist. Nun ist der ÖFB dabei, mit Experten mögliche<br />

alternative Standorte im Burgenland und in Niederösterreich<br />

zu sondieren und zu evaluieren, um hier zeitnah<br />

die nächsten Schritte setzen zu können. Der Fußball ist<br />

mit rund 300.000 aktiven Spielerinnen und Spielern<br />

sowie über 800.000 gemeldeten Vereinsmitgliedern ein<br />

enormer Gesellschaftsfaktor in Österreich, gerade was<br />

die Zukunftsthemen Gesundheitsprävention und Integration<br />

betrifft. Da müsste es einer Volkswirtschaft<br />

wie Österreich auch wert sein, diesen Beitrag für die<br />

Bevölkerung zu leisten.<br />

Fotos: GEPA-pictures.com<br />

LEO WINDTNER<br />

Präsident des ÖFB<br />

PETER HACKER<br />

Sportstadtrat Wien<br />

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