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SPORTaktiv Oktober 2019

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DAS ZEITALTER DER SELBSTDARSTELLUNG<br />

HAT EINEN NEUEN TREND HERVORGEBRACHT:<br />

STREAK RUNNING. ODER AUF DEUTSCH:<br />

JEDEN TAG LAUFEN GEHEN. WIE<br />

SINNVOLL DAS IST UND WARUM ES<br />

DIE MEISTEN TROTZDEM LIEBER<br />

NICHT MACHEN SOLLTEN.<br />

VON KLAUS MOLIDOR<br />

Fotos: iStock<br />

Jeden Tag laufen. Wochen-,<br />

monate-, jahrelang. Das kennen<br />

wir aus dem Filmklassiker<br />

Forrest Gump. Drei Jahre,<br />

zwei Monate und 14 Tage ist<br />

der gelaufen. Seit geraumer Zeit hat dieses<br />

Jeden-Tag-Laufen einen Namen:<br />

Streak Running. Je länger der Streak,<br />

also die Serie, desto besser. Um sich in<br />

sozialen Medien oder sonstwo auch<br />

wirklich als Streak Runner inszenieren zu<br />

können, gibt es sogar Regeln, ab wann<br />

ein Lauf ein Lauf ist. Aufgestellt von der<br />

United States Running Streak Association.<br />

„Der Lauf muss zwischen 0 und 24<br />

Uhr stattfinden, mindestens eine Meile<br />

lang sein und ohne die Unterstützung<br />

anderer Personen absolviert werden.“<br />

So weit, so gut. Aber jeden Tag laufen<br />

bedeutet auch eine tägliche Belastung<br />

für Bänder, Sehnen und Gelenke. Ist das<br />

wirklich sinnvoll? „Es kann sinnvoll<br />

sein, um einen Rhythmus zu bekommen,<br />

um regelmäßig Sport auszuüben“,<br />

sagt Sportwissenschafter Stefan Arvay,<br />

der selbst Läufer und Triathlet und aktuell<br />

auch Konditionstrainer des Fußball-<br />

U21-Nationalteams ist. „Es kann helfen,<br />

die Bewegung in den Tagesablauf zu integrieren.“<br />

Allerdings lauern auch viele<br />

Gefahren. Laufanfänger, die vielleicht<br />

noch mäßig sportlich bis übergewichtig<br />

sind, laufen sehr schnell in eine Überbelastung.<br />

„Für solche Leute sind 15 Minuten<br />

bei einem Schnitt von 7:20 Minuten<br />

pro Kilometer schon eine große<br />

Anstregung. Wenn man das jetzt über<br />

einen längeren Zeitraum jeden Tag<br />

macht, bekommt man sehr schnell Probleme.“<br />

Besser wäre in diesem Fall sanft<br />

zu starten, etwa mit drei Minuten Laufen<br />

und zwei Minuten Gehen und das<br />

dreimal zu wiederholen, damit sich der<br />

Körper langsam an die Belastung gewöhnen<br />

kann.<br />

Wer dagegen schon besser trainiert ist,<br />

läuft buchstäblich Gefahr, es zu übertreiben<br />

und es nicht bei kürzeren Einheiten<br />

zu belassen. „Bei solchen Leuten hat das<br />

tägliche Laufen eigentlich auch gar keinen<br />

Sinn. Denn ein, zwei Kilometer<br />

bringen fortgeschrittenen Läufern trainingstechnisch<br />

gar nichts, sie nehmen<br />

ihnen nur die Regenerationstage.“ Es<br />

schadet dann vielleicht zwar körperlich<br />

nicht, aber man vergibt sich sein volles<br />

Potenzial, „denn die Verbesserung der<br />

Leistung findet in der Regeneration<br />

statt“, erklärt Arvay. „Training besteht<br />

nun einmal aus dem Wechsel zwischen<br />

Be- und Entlastung.“<br />

Richtig gefährlich wird es, wenn man<br />

den Streak über alles stellt, nicht mehr<br />

auf seinen Körper hört und auch die<br />

Laufschuhe schnürt, wenn man krank<br />

ist und Fieber hat. „Der Körper sagt dir<br />

<strong>SPORTaktiv</strong><br />

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