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Berliner Zeitung 04.10.2019

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Eine deutsche Firma entzaubert den Tarnkappenbomber der USA – Brandenburg Seite 15<br />

Heute mit<br />

Gesundheit<br />

und Vorsorge<br />

Seiten<br />

16 und17<br />

6°/12°<br />

Es regnet viel<br />

Wetter Seite 2<br />

Der Auswechsler: Ante<br />

Covics Taktik fürHertha<br />

Sport Seite 20<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Autofreie Friedrichstraße:<br />

Geglücktes Experiment?<br />

Seiten 8und 9<br />

Freitag,4.Oktober 2019 Nr.230 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Viel mehr als Maja:<br />

Zum Todvon Karel Gott<br />

Panorama Seite 28<br />

Bundesliga<br />

Der Trainer<br />

für die<br />

Ewigkeit<br />

VonMarkus Lotter<br />

Ein Blick zurück ins Fußballjahr<br />

1991. Roter Stern Belgrad hat im<br />

Finale des Europapokals der Landesmeister<br />

in der Auseinandersetzung<br />

mit Olympique Marseille die besseren<br />

Nerven, siegt nach Elfmeterschießen<br />

5:3. Jens Wahl erzielt für<br />

Hansa Rostock im letzten Endspiel<br />

des NOFV-Pokals (vormals FDGB-<br />

Pokal) gegen den Eishüttenstädter<br />

FC Stahl das<br />

siegbringende<br />

1:0. Der 1. FC<br />

Kaiserslautern<br />

sichert sich<br />

durch ein 6:2 gegen<br />

den 1. FC<br />

Köln zum dritten<br />

Mal die Deut-<br />

Friedhelm Funkel,<br />

mag Zigaretten lieber<br />

als Smartphones.<br />

sche Meisterschaft.<br />

Und bei<br />

BayerUerdingen<br />

gibt der gerade<br />

mal 37 Jahre alte Friedhelm Funkel<br />

in der Grotenburg-Kampfbahn am<br />

33. Spieltag sein Debüt als Bundesligatrainer.<br />

Der Gegner heißt Hertha<br />

BSC. DasEndergebnis lautet 1:2.<br />

Schnitt, zurück in die Gegenwart.<br />

Am Freitagabend bestreitet Friedhelm<br />

Funkel (zwei Ehen, zwei Kinder,<br />

zwei Enkel) mit der von ihm gecoachten<br />

Elfvon Fortuna Düsseldorf<br />

sein 500. Spiel als Bundesligatrainer.<br />

Nursechs Fußballlehrer haben mehr<br />

Einsätze inder höchsten deutschen<br />

Spielklasse vorzuweisen als der ehemalige<br />

Mittelfeldspieler. Bis zum<br />

Saisonende könnte Funkel noch Udo<br />

Lattek (523) und Thomas Schaaf<br />

(524) ein- und überholen. Der Gegner<br />

am Freitag heißt –der Spielplanmacher<br />

wollte es so –erneut Hertha<br />

BSC, wenngleich den Blau-Weißen<br />

dieses Maldas Heimrecht zukommt.<br />

Es ist das Jubiläum eines Hartnäckigen,<br />

eines widerstandsfähigen<br />

Trainers,der gleich mehrmals in seiner<br />

Karriere mit dem Urteil „altmodisch“<br />

oder „nicht mehr zeitgemäß“<br />

in die Arbeitslosigkeit verabschiedet<br />

wurde, aber immer noch da ist und<br />

deshalb mit weitaus positiveren Bezeichnungen<br />

belegt wird. Funkel,<br />

der sich ja auch bei der Hertha in der<br />

Saison 2009/10 als Nachfolger von<br />

Lucien Favre versuchte und am Saisonende<br />

für den Abstieg in die<br />

Zweite Liga in die Verantwortung genommen<br />

wurde, ist jetzt das „Urgestein“,<br />

das „Unikat“, der „Authentische“,<br />

ja das erfolgreiche Gegenmodell<br />

zu all den gernmal schnell überschätzten<br />

Jürgen-Klopp-Imitatoren.<br />

Einer wie Funkel geht eben nicht<br />

so leicht k. o.,ist in der Lage,sich anzupassen,<br />

ohne sich zu verbiegen.<br />

Wenngleich dem 65-Jährigen, wie er<br />

nun in einem Interview mit der<br />

Deutschen Presse-Agentur gestanden<br />

hat, doch einiges missfällt. Die<br />

Tattoos der Spieler beispielsweise,<br />

die Hip-Hop-Musik in der Kabine<br />

und der aus seiner Sicht übertriebene<br />

Umgang der Profis mit dem<br />

Handy. Funkel sagt: „Früher haben<br />

Spieler in der Kabine geraucht. Die<br />

Zigaretten von damals sind die<br />

Smartphones von heute. Finde ich<br />

nicht gut, aber ich akzeptieredas.“<br />

Senat streitet über den Mietendeckel<br />

DieLinke wirft dem Regierenden Bürgermeister vor,sichvon den rigiden Plänen zu verabschieden<br />

VonMelanie Reinsch und Ulrich Paul<br />

„Die Ostdeutschen<br />

hatten es schwerer“<br />

Angela Merkel zieht zum<br />

Jahrestag der Einheit eine sehr<br />

gemischte Bilanz –und spricht von<br />

Bürgern zweiter Klasse. Seite 2<br />

In der rot-rot-grünen Koalition<br />

in Berlin verschärft sich die<br />

Auseinandersetzung über den<br />

Mietendeckel. Anlass sind Äußerungen<br />

des Regierenden Bürgermeisters<br />

Michael Müller (SPD), in<br />

denen er von der ursprünglich beschlossenen<br />

Absenkung überhöhter<br />

Mieten abrückt. DieLinke pocht darauf,<br />

dass die Regelung wie verabredet<br />

in Kraft tritt.<br />

„Der Senat hat am 18. Juni die<br />

Eckpunkte des Mietendeckels beschlossen“,<br />

sagt Linken-Parteichefin<br />

Katina Schubert. „Das ist kein unverbindlicher<br />

Zettel gewesen, denn damit<br />

wurde die Rückwirkung der Regelung<br />

festgeschrieben.“ Mit Rückwirkung<br />

ist gemeint, dass die Mieten<br />

mit dem Inkrafttreten des Deckels<br />

auf dem Niveau vomTag des Senatsbeschlusses<br />

am 18. Juni eingefroren<br />

werden. „Wenn die Rückwirkung<br />

nicht gegenstandslos werden soll,<br />

muss sich das geplante Gesetz am<br />

Eckwertebeschluss des Senats orientieren<br />

und nicht an den Äußerungen<br />

des Regierenden Bürgermeisters“, so<br />

die Linken-Chefin.<br />

Müller hatte in einem Interview<br />

mit dem Zentralen Immobilien Ausschuss<br />

(ZIA), dem Spitzenverband<br />

der Immobilienwirtschaft, erklärt,<br />

dass es beim Mietendeckel in Richtung<br />

„auf ein Mietenmoratorium für<br />

fünf Jahre“ gehen werde–„plus Inflationsausgleich“.<br />

Das würde bedeuten,<br />

dass die Mieten eingefroren<br />

werden, wobei die Vermieter die<br />

Miete weiter in Höhe der Inflationsrate<br />

anheben dürfen. Danach wären<br />

auch künftig Mietsteigerungen erlaubt,<br />

wenn auch nur um etwa ein<br />

bis zwei Prozent jährlich. Eine Möglichkeit,<br />

zu hohe Mieten abzusenken,<br />

wie sie der Senat im Beschluss<br />

vom 18. Juni über die Eckwerte des<br />

Mietendeckels formuliert hatte,<br />

gäbe es nicht.<br />

„Es ist offensichtlich, dass der Regierende<br />

Bürgermeister eine Kehrtwendevollziehtund<br />

keinen richtigen<br />

Mietendeckel mehr will“, sagt Linken-Chefin<br />

Schubert. Müller stehe<br />

offensichtlich unter dem Druck der<br />

Immobilienlobby. „Mit uns wird es<br />

einen Mietendeckel nicht geben, der<br />

ohne Konsequenzen bleibt“, stellt<br />

Schubertklar.<br />

DerRegierende Bürgermeister argumentiert<br />

dagegen mit rechtlichen<br />

Bedenken. „Ich sage seit Wochen,wir<br />

müssen einen Mietendeckel mit<br />

möglichst großer Rechtssicherheit<br />

schaffen“, so Müller am Donnerstag.<br />

„Deswegen ist es wichtig, dass wir<br />

nicht in bestehende Vereinbarungen<br />

über die Miete eingreifen, weil das<br />

eine Vielzahl von Prüf- und Widerspruchsfällen<br />

vor Gerichten nach<br />

sich ziehen wird.“ Im Übrigen würde<br />

damit ein erheblicher Verwaltungsaufwand<br />

produziert. „Ich halte deswegen<br />

daran fest, dass wir uns darauf<br />

konzentrieren sollten, die Mieten auf<br />

dem jetzigen Stand einzufrieren“,<br />

bekräftigte Müller seine Position.<br />

Linken-Chefin Schubert reicht ein<br />

Moratorium nicht. „Das würde die<br />

Vermieter belohnen, die die Mietpreise<br />

in den letzten Jahren nach<br />

oben getrieben haben“, sagt sie. Das<br />

sei ungerecht. „Ein wirksamer Mietendeckel<br />

muss in denMarkt eingreifen<br />

und die Absenkung vonüberhöh-<br />

„Ein wirksamer Mietendeckel<br />

muss in den Markt eingreifen<br />

und die Absenkung von<br />

überhöhten Mieten ermöglichen.“<br />

Katina Schubert, Parteivorsitzende der Linken in Berlin<br />

ten Mieten ermöglichen.“ Die Grünen<br />

versuchen den Streit zu moderieren.<br />

Alle Beteiligten seien<br />

aufgefordert, sich konstruktiv und<br />

konzentriert in den Prozess einzubringen,<br />

sagt Fraktionschefin Antje<br />

Kapek. „Wer Änderungswünsche formuliert,<br />

ohne dabei einen Lösungsweg<br />

imSinne eines politischen Konsens<br />

zu formulieren, macht es sich zu<br />

einfach und behindert den Prozess“,<br />

so Kapek.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Mieterverein (BMV)<br />

fordertdie Koalition auf, zu den zentralen<br />

Punkten des Senatsbeschlusses<br />

vom Juni zustehen. Er habe kein<br />

Verständnis dafür, dass der Regierende<br />

Bürgermeister selbst Mieten,<br />

die unter Rechtsverstößen der Vermieter<br />

zustande gekommen seien,<br />

mit dem Mietendeckel nicht korrigieren<br />

wolle, erklärt BMV-Geschäftsführer<br />

Reiner Wild. „Wir empfehlen<br />

dem Senat dringend, eine weitestgehend<br />

rechtssichere Absenkungsmöglichkeit<br />

zu schaffen, auch wenn<br />

dadurch das Gesetz etwas später in<br />

Kraft treten kann“, sagt Wild.<br />

Unter dem Motto „Richtig deckeln,<br />

dann enteignen“ sind am<br />

Donnerstag nach Aussagen der Veranstalter<br />

rund 4000 Menschen vom<br />

Alexanderplatz bis zum Kottbusser<br />

Torgezogen, um gegenVerdrängung,<br />

für einen Mietendeckel und die Enteignung<br />

großer Wohnungsunternehmen<br />

zu demonstrieren. Darunter<br />

Heike Pelchen, die forderte, dass<br />

sich die rot-rot-grüne Regierung<br />

mutig für einen echten Mietendeckel<br />

entscheide. „Wenn Berlin das<br />

hinbekommt, hätte das eine Signalwirkung“,<br />

sagte sie.Die Bevölkerung<br />

stünde hinter der SPD,wenn sie den<br />

Mietendeckel nicht verwässere.<br />

Mieterin Elke Kiene sagte, sie<br />

hätte sich nicht vorstellen können,<br />

dass sie noch mal „für Selbstverständlichkeiten<br />

demonstrieren“<br />

gehe. Früher sei sie gegen das geplante<br />

Atommülllager in Gorleben<br />

auf die Straße gegangen. Heute demonstriere<br />

sie, weil sie der Meinung<br />

sei, etwas gegen dieVerdrängung tun<br />

zu müssen. „Jeder Mensch braucht<br />

ein Zuhause“, steht auf ihrem Plakat.<br />

Gastbeitrag Seite 11<br />

DPA/CHRISTIAN CHARISIUS<br />

EU-Parlament<br />

kritisiert den<br />

Johnson-Plan<br />

Brexit-Vorschläge des<br />

Premiers noch zu unklar<br />

Die Brexit-Fachleute im Europaparlament<br />

haben die Vorschläge<br />

des britischen Premierministers<br />

Boris Johnson zur Änderung<br />

des Austrittsvertrags als unzureichend<br />

zurückgewiesen. Diese seien<br />

in jetziger Form keine Basis für eine<br />

Einigung, der das EU-Parlament zustimmen<br />

könnte, erklärte die sogenannte<br />

Steuerungsgruppe am Donnerstag.<br />

Die entscheidenden Fragen<br />

würden nicht geklärt.<br />

Johnson hatte am Mittwoch einen<br />

Ersatz für die umstrittene Garantieklausel<br />

für eine offene Grenze<br />

in Irland –den sogenannten Backstop<br />

–vorgeschlagen. Die EU-Parlamentarier<br />

erheben drei Einwände:<br />

Erstens werde nach Johnsons Vorschlag<br />

nicht klar,woauf der irischen<br />

Insel Zollkontrollen stattfinden sollten.<br />

Es bestehe die Gefahr eines „erheblichen<br />

Lochs im Gemeinsamen<br />

Binnenmarkt“ der Europäischen<br />

Union.<br />

Zweitens ließen sich die Details<br />

derVorschläge erst nach dem für den<br />

31. Oktober geplanten Brexit klären;<br />

das EU-Parlament müsste also einer<br />

Regelung zustimmen, deren volle<br />

Tragweite noch nicht abzusehen sei.<br />

Drittens wolle Johnson seine Regelung<br />

vonder Zustimmung derVolksvertretung<br />

in Nordirland abhängig<br />

machen, die seit drei Jahren nicht getagt<br />

habe. Das mache das Konzept<br />

unsicher, vorläufig und abhängig<br />

von einseitigen Entscheidungen,<br />

monieren die Abgeordneten.<br />

Ernste Bedenken<br />

„Zusammengefasst hat die (Steuerungsgruppe)<br />

ernste Bedenken gegen<br />

diesen britischen Vorschlag, wie<br />

er jetzt vorliegt“, heißt es in einer Erklärung<br />

der Gruppe, inder alle großen<br />

Parteien im Parlament vertreten<br />

sind. „Die britischen Vorschläge entsprechen<br />

nicht im Entferntesten<br />

dem, was im Backstop als ausreichender<br />

Kompromiss vereinbart<br />

war.“<br />

Das Europaparlament bleibe offen<br />

dafür,alle Vorschläge zu prüfen,<br />

aber diese müssten glaubwürdig<br />

und rechtlich umsetzbar sein und<br />

denselben Zweck erfüllen wie die<br />

Kompromisse im Austrittsabkommen.<br />

(dpa)<br />

PolitikSeite 5,<br />

Kommentar Seite8<br />

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2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Es sind außergewöhnliche<br />

Szenen, die sich nach der<br />

Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />

zum Tagder<br />

Deutschen Einheit im Schloss Bellevue<br />

abspielen: Eine der gerade Geehrten<br />

spricht einen der anderen<br />

Geehrten schüchtern an, sie sei früher<br />

immer ein Fanseiner Platten gewesen<br />

und nun sehr stolz, mit ihm<br />

hier zu sein. Und während die Ex-<br />

Bürgerrechtler mit dem frisch angehefteten<br />

Orden an der Presse vorbei<br />

zum Empfang nebenan huschen,<br />

lassen die Fernsehteams und Fotografen<br />

nicht von jenem Popstar unter<br />

den Ordensträgernab–der ihnen<br />

routiniertdie Posen und Sprüche liefert,<br />

nach denen sie gieren.<br />

Der letztgenannte ist Altrocker<br />

UdoLindenberg –geehrt, weil er wie<br />

kein anderer gegen die deutsche Teilung<br />

angesungen habe; unter den<br />

weiteren neuen Bundesverdienstkreuz-Trägern<br />

sind die sozial engagierte<br />

Schauspielerin Kati Stüdemann,<br />

die aus Magdeburg stammt<br />

und damals Fandes DDR-Dissidenten<br />

und Liedermachers Stephan<br />

Krawczyk war; die Karlsruher Informatik-Pionierin<br />

Britta Nestler konnte<br />

ihre Töchter, die sie mit ins Schloss<br />

genommen hatte, mit der Anwesenheit<br />

des Raumfahrt-Popstars Alexander<br />

Gerst aus Köln begeistern.<br />

Und sie alle verbindet eins, wie<br />

Bundespräsident Frank-Walter<br />

Steinmeier an diesem Mittwoch in<br />

Berlin erklärte: „Sie alle stehen dafür,<br />

dass wir etwas verändern und die<br />

Welt von morgen mitgestalten können,<br />

im Osten wie im Westen, von<br />

den Tiefen der Ozeane bis in die Höhen<br />

des Alls.“<br />

„Frieden schaffen ohne Waffen“<br />

Udo Lindenberg und Stefan Krawczyk, das Ehepaar Reich<br />

und der Astronaut Alexander Gerst. Zum 3. Oktober gibt es Orden<br />

für deutsch-deutsche Verdienste -und eine Mahnung des Bundespräsidenten<br />

Rock gegen die Teilung: Udo Lindenberg und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue.<br />

Es ist ein großer Bogen, den er und<br />

sein Bundespräsidialamt bei der<br />

Auswahl der diesjährigen Ehrenträger<br />

schlagen. Aber Steinmeier hat<br />

nicht nur Halbzeit als Staatsoberhaupt,<br />

er war auch lange genug Politiker,<br />

umTausende blutleere Rituale<br />

und vom Protokoll zur musealen<br />

Langeweile geformte Gedenkstunden<br />

erlebt zu haben. Und umeben<br />

nun, im 30. Jahr des Mauerfalls und<br />

mitten in der hitzigsten Ost-West-<br />

Debatte seit Jahrzehnten, die Verleihung<br />

der Verdienstkreuze etwas<br />

spektakulärer zu gestalten.<br />

So gehen die Orden zwar überwiegend<br />

an Persönlichkeiten aus<br />

dem Osten, aber auch an einige<br />

Komplizen aus dem Westen, die sich<br />

um die Friedliche Revolution von<br />

1989 verdient machten: Der ehemalige<br />

<strong>Berliner</strong> Jugendpfarrer Rainer<br />

Eppelmann etwa, heute Vorstandschef<br />

der Stiftung zur Aufarbeitung<br />

Deutsche Einheit<br />

Grenzensprengen<br />

VonSteven Geyer<br />

der SED-Diktatur,dessen Forderung<br />

„Frieden schaffen ohne Waffen“ bis<br />

heute Mahnung sei, wie es in der<br />

Laudatio heißt. Und Kathrin Mahler<br />

Walther beweist, dass es schon vor<br />

„Fridays for Future“ 16-jährige Heldinnen<br />

gab: Sie hatte sich in diesem<br />

Alter in der DDR-Opposition engagiert<br />

und wesentlich dazu beigetragen,<br />

dass die TV-Bilder vonder Leipziger<br />

Massendemo am 9. Oktober<br />

1989 um die Welt gingen.<br />

Den wohl stärksten Applaus erhalten<br />

Eva und Jens Reich, Mitbegründer<br />

der ersten DDR-Oppositionspartei<br />

„Neues Forum“, die als<br />

Hoffnungsträger von 1989 bis heute<br />

viel Optimismus ausstrahlten.<br />

Doch hinzu kamen eben auch<br />

ganz anderePersönlichkeiten, die mit<br />

Mut und Engagement „Grenzen gesprengt<br />

haben“, wie Steinmeier lobt.<br />

Darunter sind auch der bereits mit 30<br />

Jahren weltberühmte Mathematiker<br />

Peter Scholze aus Bonn, die gefeierte<br />

klassische Sängerin Tomoko Masur<br />

und die Mikrobiologin Emmanuelle<br />

Charpentier, Entdeckerin der Gen-<br />

Schere, die die internationale Erbgut-<br />

Forschung revolutionierthabe.<br />

DPA<br />

Offenbar wichtig bei der Auswahl:<br />

Alle Ordensträger sind bis heute im<br />

Dienste der Gesellschaft aktiv, viele<br />

davon engagieren sich für Gesellschaft<br />

und Demokratie.„Der Kampf<br />

fürFreiheit und Demokratie ist ganz<br />

offensichtlich nicht ein für allemal<br />

erledigt“, sagt Steinmeier dazu in<br />

seiner Ansprache. „Auch bei uns in<br />

Deutschland erleben wir, wie Freiheit<br />

und Menschenwürde angefochten<br />

werden, wie das Gift des Hasses<br />

in die Sprache und die Gesellschaft<br />

einsickert, wie Menschen sich abwenden<br />

vonder Demokratie.“<br />

Tatsächlich hatte eine just an<br />

diesem Tagveröffentlichte Umfrage<br />

für die „Zeit“ ergeben, dass 80 Prozent<br />

der Ostdeutschen ihreLeistungen<br />

vomWestenseit der Wiedervereinigung<br />

nicht ausreichend gewürdigt<br />

finden. „Viele ostdeutsche Geschichten<br />

sind noch kein<br />

selbstverständlicher Bestandteil<br />

unseres gesamtdeutschen Wir geworden“,<br />

sagt der Bundespräsident<br />

zu den Gründen.<br />

Allerdings beklagten in der Umfrage<br />

58 Prozent der Ostdeutschen<br />

sogar, sie fühlten sich heute nicht<br />

besser vor staatlicher Willkür geschützt<br />

als in der DDR; 41 Prozent<br />

finden, man könne seine Meinung<br />

heute nicht freier äußern als noch<br />

vordem Mauerfall.<br />

DasKlima und die Diktatur<br />

Nach der Feierstunde darauf angesprochen,<br />

zeigt der ehemalige DDR-<br />

Dissident Stephan Krawczyk –der<br />

1987 nach einem offenen Brief für<br />

mehr Meinungsfreiheit in der DDR<br />

Berufsverbot, Stasihaft und Ausbürgerung<br />

erlitt –für diese Sicht Verständnis:<br />

Dieöffentlichen Debatten<br />

würden bewusst polarisiert, von<br />

Rechts wie Links würden Ideologien<br />

propagiert, auch im Journalismus.<br />

Die Klima-Debatte sei so ein Beispiel.<br />

Im Ostenreagiereman darauf<br />

besonders sensibel, sagt Krawczyk:<br />

„Die Erfahrung der Diktatur schafft<br />

ein Bewusstsein dafür, wenn man<br />

bevormundet werden soll.“<br />

Ein paar Schritte weiter erklärt<br />

Udo Lindenberg in die Kameras,<br />

dass er sich nie als reiner Entertainer<br />

gesehen habe und sich heutzutage<br />

mehr Europa, mehr Eintreten gegen<br />

Rechts und mehr Klimaaktivisten<br />

wünscht. Während der Zeremonie<br />

hatten Lindenberg und Krawcyk nebeneinander<br />

gesessen, getuschelt<br />

und einander zugezwinkert.<br />

Wenn man sie nun hört, scheint<br />

sie ebenso viel zu einen und zu trennen<br />

wie Ostund West –– passendere<br />

Preisträger für den Verdienstorden<br />

zum 3. Oktober 2019 hätte es kaum<br />

geben können.<br />

Knapp 30 Jahrenach dem Mauerfall<br />

hat Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel (CDU) unterschiedliche<br />

Wendeerfahrungen in Ost und West<br />

betont und für Verständnis geworben.<br />

Zwar seien alle Deutschen<br />

heute „mit ihrem Leben zufriedener<br />

als zu jedem anderen Zeitpunkt<br />

nach der Vereinigung“, sagte Merkel<br />

am Donnerstag beim Festakt zum<br />

Tagder Deutschen Einheit in Kiel.<br />

Zur Bilanz nach 29 Jahren Wiedervereinigung<br />

gehöre aber auch,<br />

„dass sich die Mehrheit der Ostdeutschen<br />

in der Bundesrepublik als Bürger<br />

zweiter Klasse fühlt“. Die staatliche<br />

Einheit sei vollendet. „Die Einheit<br />

der Deutschen, ihr Einigsein,<br />

das war am 3. Oktober 1990 noch<br />

nicht vollendet, und das ist es bis<br />

heute nicht.“ Zugleich warnte die<br />

Kanzlerin davor, ähnlich wie zu<br />

DDR-Zeiten „die Ursache für<br />

Schwierigkeiten und Widrigkeiten<br />

vorallem und zuerst beim Staat und<br />

den sogenannten Eliten“ zu suchen,<br />

„denen man sowieso nichts glauben<br />

könne und die dem Einzelnen irgendwie<br />

nur im Wege sind“. Ein solches<br />

Denken sei in ganz Deutschland<br />

zu beobachten. „Setzte sich ein<br />

solches Denken durch, führte das ins<br />

Elend.“<br />

Verlust vonLebensgewissheit<br />

Freiheit hänge mit der Verantwortung<br />

des Einzelnen für eigene Entscheidungen<br />

zusammen. Mit Blick<br />

auf Menschen, die diese Verantwortung<br />

nur auf den Staat abladen wollten,<br />

sagte Merkel:„Niemals darfkonkretes<br />

politisches Handeln –sei die<br />

Enttäuschung darüber auch noch so<br />

groß –als Legitimation dafür akzeptiert<br />

werden, andere wegen ihrer<br />

Hautfarbe, ihrer Religion, ihres Ge-<br />

Festakt zur Deutschen Einheit<br />

Die Revolution als Glücksmoment<br />

Angela Merkelmit einem FaninKiel, wo in diesem Jahr die Einheit gefeiertwurde. DPAX<br />

schlechts, ihrer sexuellen Orientierung<br />

auszugrenzen, zu bedrohen<br />

oder anzugreifen.“ Während die<br />

meisten Menschen in den alten Ländern<br />

die Wiedervereinigung als Zuschauer<br />

erlebt hätten, sei die Nachwendezeit<br />

für viele im Osten nicht<br />

nur mit positiven Erfahrungen verbunden.<br />

„Wir alle in Politik und Gesellschaft<br />

müssen lernen zu verstehen,<br />

dass nicht schon allein mit einer<br />

verbesserten wirtschaftlichen<br />

Lage auch die Identifikation mit unserer<br />

Demokratie einhergeht. Wir<br />

müssen lernen zu verstehen, was es<br />

für den Einzelnen bedeutete, als auf<br />

die Last der Teilung dieWucht der Einigung<br />

folgte.“<br />

Beides müsse zusammengebracht<br />

werden: die Revolution von<br />

1989 als historischer Glücksmoment<br />

und die Anerkennung unterschiedlicher<br />

Lebenserfahrungen –„auch mit<br />

all dem Verlust von Lebensgewissheit<br />

in der Zeit danach“, sagte Merkel.„Beides<br />

muss Platz haben im Gedächtnis<br />

unserer Nation: Wahrgenommen<br />

werden und Anerkennung<br />

finden.“ Auch Bundesratspräsident<br />

Daniel Günther (CDU) wünschte<br />

sich „mehr Platz für die ostdeutschen<br />

Aspekte unserer deutschen<br />

Geschichte“ und auf westdeutscher<br />

Seite mehr Sensibilität und Verständnis.<br />

„Die Ostdeutschen hatten<br />

es nach dem Zweiten Weltkrieg ungleich<br />

schwerer.“<br />

Biografische Brüche<br />

Ihre Lebensläufe und biografischen<br />

Brüche in zwei Diktaturen „sind seit<br />

der Wende vielfach zu wenig berücksichtigt<br />

worden“, sagte der schleswig-holsteinische<br />

Ministerpräsident<br />

zu Beginn in Kiel. Begonnen hatte<br />

die zentrale Feier mit einem ökumenischen<br />

Gottesdienst in der Kieler St.<br />

Nikolai Kirche, andem neben Günther<br />

und Merkel auch Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier, BundestagspräsidentWolfgang<br />

Schäuble<br />

und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts,<br />

Andreas Voßkuhle,<br />

teilnahmen.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute gibt es zeitweise Regenfälle bei wolkenverhangenem Himmel, und<br />

es werden Höchstwerte von 12bis 14 Grad gemessen. Der Wind weht<br />

schwach aus Südost. In der Nacht gehen die Temperaturen auf 7bis<br />

4Grad zurück. Dazu ist es dicht bewölkt, gebietsweise regnet es.<br />

Biowetter: Wetterfühlige Menschen<br />

klagen häufig über Kopfweh und Migräneattacken.<br />

Schwindelgefühle<br />

und Kreislaufbeschwerden können<br />

sich einstellen. Die Leistungsfähigkeit<br />

ist unterdurchschnittlich.<br />

Pollenflug: Eine allergene Belastung<br />

durch Pollen ist momentan<br />

nicht vorhanden.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 12Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Südost.<br />

Wittenberge<br />

6°/13°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

5°/12° 6°/12°<br />

Luckenwalde<br />

6°/14°<br />

Sonnabend<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

wolkig heiter sonnig<br />

5°/13° 3°/11° 3°/11°<br />

Prenzlau<br />

3°/12°<br />

Cottbus<br />

5°/13°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

5°/13°<br />

Ex-Hurrikan Lorenzo liegt bei Schottland und lenkt mit einem Ableger Regenwolken<br />

und feuchte Luft nach Mitteleuropa. Vomnördlichen Schwarzmeerraum bis<br />

zum südlichen Balkan sind Schauer unterwegs. Am westlichen und östlichen<br />

Mittelmeer scheint oft die Sonne bei spätsommerlicher Wärme.<br />

Sylt<br />

8°/11°<br />

Hannover<br />

8°/14°<br />

Köln<br />

8°/15°<br />

Saarbrücken<br />

5°/14°<br />

Konstanz<br />

6°/12°<br />

Hamburg<br />

7°/12°<br />

Erfurt<br />

6°/12°<br />

Frankfurt/Main<br />

8°/12°<br />

Stuttgart<br />

6°/11°<br />

Rostock<br />

5°/11°<br />

Magdeburg<br />

8°/14°<br />

Nürnberg<br />

7°/14°<br />

München<br />

5°/14°<br />

Rügen<br />

3°/11°<br />

Dresden<br />

7°/12°<br />

Deutschland: Heute bringen viele<br />

Wolken verbreitet Regen. Die Höchsttemperaturen<br />

nehmen 11 bis<br />

15 Grad ins Visier. Die Tiefstwerte<br />

belaufen sich auf 9bis 4Grad. Der<br />

Wind weht schwach aus Südost. Morgen<br />

bestimmen mehr oder weniger<br />

dichte Wolken mit einzelnen Regenfällen<br />

den Himmel. Dabei werden<br />

9bis 16 Grad gemessen, und der<br />

Wind weht schwach bis mäßig aus<br />

nordöstlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 12°-14°<br />

Nordsee: 13°-16°<br />

Mittelmeer: 20°-30°<br />

Ost-Atlantik: 15°-20°<br />

Mondphasen: 05.10. 13.10. 21.10. 28.10.<br />

Sonnenaufgang: 07:12 Uhr Sonnenuntergang: 18:37 Uhr Mondaufgang: 14:10 Uhr Monduntergang: 22:07 Uhr<br />

Lissabon<br />

26°<br />

Las Palmas<br />

27°<br />

Madrid<br />

28°<br />

Reykjavik<br />

10°<br />

Dublin<br />

15°<br />

London<br />

16°<br />

Paris<br />

17°<br />

Bordeaux<br />

19°<br />

Palma<br />

25°<br />

Algier<br />

29°<br />

Nizza<br />

22°<br />

Trondheim<br />

8°<br />

Oslo<br />

5°<br />

Stockholm<br />

7°<br />

Kopenhagen<br />

11°<br />

Berlin<br />

12°<br />

Mailand<br />

18°<br />

Tunis<br />

25°<br />

Rom<br />

21°<br />

Warschau<br />

13°<br />

Wien<br />

16° Budapest<br />

17°<br />

Palermo<br />

21°<br />

Kiruna<br />

0°<br />

Oulu<br />

5°<br />

Dubrovnik<br />

20°<br />

Athen<br />

27°<br />

St. Petersburg<br />

6°<br />

Wilna<br />

12°<br />

Kiew<br />

12°<br />

Odessa<br />

19°<br />

Varna<br />

21°<br />

Istanbul<br />

30°<br />

Iraklio<br />

30°<br />

Archangelsk<br />

3°<br />

Moskau<br />

14°<br />

Ankara<br />

28°<br />

Antalya<br />

28°<br />

Acapulco 33° Gewitter<br />

Bali 39° sonnig<br />

Bangkok 34° Gewitter<br />

Barbados 30° wolkig<br />

Buenos Aires 15° Regen<br />

Casablanca 23° sonnig<br />

Chicago 16° bedeckt<br />

Dakar 29° wolkig<br />

Dubai 38° sonnig<br />

Hongkong 32° heiter<br />

Jerusalem 27° sonnig<br />

Johannesburg 29° heiter<br />

Kairo 36° sonnig<br />

Kapstadt 19° bewölkt<br />

Los Angeles 22° sonnig<br />

Manila 31° Gewitter<br />

Miami 32° heiter<br />

Nairobi 30° heiter<br />

Neu Delhi 35° sonnig<br />

New York 21° heiter<br />

Peking 18° Regen<br />

Perth 18° Schauer<br />

Phuket 31° Gewitter<br />

Rio de Janeiro 26° sonnig<br />

San Francisco 20° sonnig<br />

Santo Domingo 31° wolkig<br />

Seychellen 27° wolkig<br />

Singapur 31° Gewitter<br />

Sydney 32° sonnig<br />

Tokio 31° Regen<br />

Toronto 13° heiter


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 3<br />

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Seite 3<br />

Wald der Hoffnung<br />

Edison Kabenga, ein ruandischer Bauer,mit seinen Kühen, die am Waldrand grasen. Kabenga kam vor 17 Jahren hierher,als der Wald fast verschwunden war.<br />

DAVID EHL<br />

Wenn der Hüter des Waldes aus<br />

seinem Büro tritt und auf der<br />

Wiese ein paar Schritte nach<br />

rechts geht, blickt er auf ein<br />

Meer aus Bäumen. Das ist der Gishwati-<br />

Wald. Früher war er noch größer, sehr viel<br />

größer.„DerWald reichte bis dorthinten, bis<br />

zum Mount Karisimbi“, sagt ThierryAimable<br />

Inzirayineza. Am Horizont ist Ruandas<br />

höchster Berg weit wegimDunst kaum zu erkennen.<br />

„Sogar hier, wowir gerade sitzen,<br />

war Wald.“<br />

Inzirayineza, 32 Jahrealt, koordiniertdie<br />

Forest of Hope Association (FHA), die sich<br />

den Schutz des Gishwati-Waldes im Westen<br />

Ruandas zur Aufgabe gemacht hat. Als die<br />

Organisation den Wald übernahm, war dessen<br />

Zustand mehr als besorgniserregend.<br />

Über Jahrzehnte hatten Anwohner, Regierung<br />

und westliche Geldgeber die artenreiche<br />

Natur zerstört. Zwischenzeitlich waren<br />

nur noch zwei Prozent übrig vondem Wald,<br />

der auf der Wasserscheide zwischen den<br />

großen afrikanischen Strömen Kongo und<br />

Nilliegt.<br />

Inzirayineza hat zwei Stühle auf die Wiese<br />

gestellt, um vomGishwati-Wald zu erzählen,<br />

davon, wie er verschwand, und davon, wie es<br />

gelungen ist, ihn wieder aufzuforsten. Ohne<br />

diejenigen, die am Wald wohnen, wäre das<br />

nicht gelungen. Wer die Natur retten will,<br />

muss auf die Einsicht der Menschen setzen.<br />

Undimmer wieder nachschauen, ob die Einsicht<br />

vonDauer ist.<br />

Mehr als die Hälfte der Einwohner hier,in<br />

RuandasWestprovinz, sind Kleinbauern. Anders<br />

als viele Farmer in Südamerika, wo immer<br />

neue Brandrodungen zu einer ausgewachsenen<br />

Katastrophe führten, pflegen die<br />

Bewohner der umliegenden Dörfer heute<br />

eine gute Nachbarschaft zum Gishwati-<br />

Wald. Auch dank Inzirayinezas Arbeit wächst<br />

der Wald, der nicht nur als Schutzraum für<br />

die bedrohten Schimpansen wichtig ist,<br />

heute wieder.<br />

98 Prozent Kahlschlag<br />

Vor gut 50 Jahren erstreckte sich der Wald<br />

noch auf 28 000 Hektar,das ist ein Drittel der<br />

Fläche Berlins.Dann begann die ruandische<br />

Regierung, unterstützt vonderWeltbank und<br />

europäischen Entwicklungsfonds, mit der<br />

Rodung: Auf dem kahlgeschlagenen Land<br />

wurden Rinder gezüchtet, Kartoffeln angebaut<br />

und später auch zahllose Eukalyptusbäume<br />

als Brennstofflieferanten gepflanzt.<br />

In Ruanda, das muss man wissen, um<br />

diese Entwicklung zu verstehen, ist Boden<br />

eine knappe Ressource; 12,4 Millionen Einwohner<br />

teilen sich eine Fläche,die kleiner ist<br />

als Brandenburg. Ruanda ist das am dichtesten<br />

besiedelte Land des afrikanischen Kontinents,Tendenz<br />

steigend.<br />

Nach dem Genozid der damals herrschenden<br />

Gruppe der Hutu an ihren Tutsi-<br />

Nachbarn 1994 und dem anschließenden<br />

Der Gishwati-Wald in Ruanda war vor 50 Jahren noch riesig.<br />

Dann wurden 98 Prozent gerodet, um Platz zu machen für die Menschen<br />

und die Landwirtschaft. Jetzt wächst der Forst wieder.<br />

Die Geschichte einer Versöhnung von Mensch und Natur<br />

VonDavid Ehl, Gishwati Forest<br />

Machtwechsel kehrten viele Tutsi aus Ruandas<br />

Nachbarländern zurück. Um Platz für<br />

rund 2000 Familien zu schaffen, wurde der<br />

Gishwati-Wald weiter abgeholzt. 2002 erstreckte<br />

er sich gerade einmal noch über 600<br />

Hektar, 98Prozent des ursprünglichen Waldes<br />

waren vernichtet.<br />

Wegen des Genozids hatten westliche<br />

Geldgeber ihreZahlungen an das arme Land<br />

gestoppt. Als sich die Lage unter dem neuen<br />

Präsidenten Paul Kagame wieder stabilisiert<br />

hatte, wurden neue Programme aufgelegt,<br />

die eine „rationale Nutzung“ der Ressourcen<br />

mit dem Umweltschutz verbanden. Der<br />

Gishwati-Wald wird seit dem Jahr 2002 geschützt<br />

und mit heimischen Baumsorten erweitert.<br />

Den staatlichen Programmen<br />

schlossen sich auch US-amerikanische Naturschutzorganisationen<br />

und Spender an.<br />

Als infolge der Finanzkrise die Mittel gekürzt<br />

wurden, gründeten die ruandischen Mitarbeiter<br />

vor Ort ihre eigene NGO, die Forest of<br />

Hope Association. Auch sie ist von Spenden<br />

hauptsächlich aus den USA abhängig.<br />

Ganz allmählich ist der Wald auf seine aktuelle<br />

Fläche von etwas mehr als 1500<br />

Hektar herangewachsen. 2015 wurden die<br />

Waldgebiete von Gishwati und Mukura gemeinsam<br />

zu Ruandas vierten Nationalpark<br />

erklärt, in wenigen Jahren sollen die Touristen<br />

kommen.<br />

Auf geht es, hinein in den Forst, oder zumindest<br />

an seinen Rand, mit dem Bus ins<br />

Dörfchen Kinihira. Dortkennt wirklich jeder<br />

Thierry Aimable Inzirayineza, den FHA-Koordinator.<br />

Smalltalk-Sätze werden hin und<br />

her gerufen, Inzirayineza verlangsamt seinen<br />

Gang dabei nicht. Erst bei Edison Kabenga<br />

bleibt er stehen.<br />

Kabenga ist Kleinbauer, erist vor 17Jahren<br />

hierher gekommen, als die Waldfläche<br />

auf ihrer kleinsten Ausdehnung angekommen<br />

war. Seitdem seien die Anwohner immer<br />

zahlreicher geworden, sagt Kabenga.<br />

Das habe ihm aber nicht zum Nachteil gereicht,<br />

sagt der 65-Jährige,erbesitzt sogar genügend<br />

Land, um Wechselwirtschaft zu betreiben:<br />

An dem Abhang, wo gerade die 15<br />

Kühe grasen, will er bald Mais pflanzen und<br />

die Kühe auf den nächsten Abschnitt schicken.<br />

Nach der Maisernte gibt er dem Boden<br />

Zeit, sich zu erholen, bevor er die Kühe wieder<br />

dorthin schickt. Kabenga sagt, die bescheidene<br />

Aufforstung in der Gegend habe<br />

bereits positive Folgen gehabt. „Wir bekommen<br />

wieder genug Regen hier.“ Weil jeder<br />

Baum täglich Hunderte Liter Wasser verdampft,<br />

trägt der wieder wachsende Wald zu<br />

einem stabileren Mikroklima mit regelmäßigeren<br />

Niederschlägen bei. „Das bedeutet genug<br />

Gras für die Kühe, mehr Kuhdung, und<br />

schließlich fruchtbarerer Boden“, erklärtKabenga.<br />

Zum Schutz des Gishwati-Waldes gibt es<br />

eine Pufferzone, inder landwirtschaftliche<br />

Aktivitäten beschränkt sind. Trotzdem stünden<br />

80 Prozent der Bauerndem Schutz generell<br />

positiv gegenüber,sagt Inzirayineza. Das<br />

erklärt ersich mit Verbesserungen, die auch<br />

KONGO<br />

AFRIKA<br />

Kiwusee<br />

RUANDA<br />

UGANDA<br />

Gishwati-Wald<br />

Kigali<br />

BURUNDI<br />

TANSANIA<br />

25 km<br />

BLZ/HECHER<br />

Kleinbauer Kabenga hervorhebt: Vor zwei<br />

Jahren wurde die Straße,die Kinihiramit den<br />

umliegenden Orten und schließlich mit den<br />

Städten Gisenyi und Kibuye verbindet, ordentlich<br />

ausgebaut und asphaltiert. Den<br />

Bauern eröffnet sie die Möglichkeit, ihre Erträge<br />

auf dem Markt zuverkaufen. Sie erleichtert<br />

auch die Anfahrt zueiner ebenfalls<br />

neu gebauten Milch-Sammelstelle, wo<br />

Kleinbauern wie Kabenga ihre frisch gemolkene<br />

Milch in Zahlung geben können.<br />

Inzirayineza nennt die Zusammenarbeit<br />

mit den Farmern „community based approach“.<br />

Auf Feldern, die immer wieder von<br />

Wildtieren verwüstet werden, geben seine<br />

Mitarbeiter Ratschläge, welche Nutzpflanzendie<br />

TiereinFrieden lassen –zum Beispiel<br />

Kartoffeln. Oder sie zeigen den Farmern, wie<br />

sie sich mit Bienenkörben einen kleinen Zusatzverdienst<br />

erwirtschaften, den sie wiederum<br />

in einen Zaun rund um ihr Feld investieren<br />

können. Außerdem bekommen Bauern,<br />

die mit der FHA zusammenarbeiten, ein<br />

Handy und jeden Monat etwas Prepaid-Guthaben.<br />

Es ist allerdings nicht so, dass alle Kleinbauern<br />

sofort profitieren. Inzirayineza führt<br />

zum Haus vonMarie Utamuliza. Sielebt dort<br />

mit ihren sechs jüngeren Kindern, die beiden<br />

Ältesten sind zum Studieren inder Hauptstadt<br />

Kigali. Utamuliza ,44, kam vor 18Jahrennach<br />

Kinihira, da war das Dorfgerade gegründet<br />

worden. Ihrkleiner Acker wurde der<br />

Pufferzone desWaldes zugeschlagen, sie darf<br />

ihn nur eingeschränkt bewirtschaften. Zur<br />

Entschädigung hat sie eine Ziege und eine<br />

Kuh bekommen, aber bislang noch kein<br />

Geld. Sie hält sich als Verkäuferin an der<br />

Straße über Wasser. Inzirayineza beeilt sich<br />

zu sagen, es seien noch Kompensationszahlungen<br />

geplant. Utamuliza erklärt, sie sei<br />

froh über die Naturschutzmaßnahmen und<br />

hoffe,dass sie zukünftig auch Jobs brächten.<br />

Im Nationalparkselbst sind Kühe und andere<br />

Nutztiere tabu. Es ist verboten, sie dort<br />

weiden zu lassen. Undgenau das sei der häufigsteVerstoß<br />

gegen die Parkregeln, sagt Inzirayineza.<br />

Für Forests ofHope sind sechs sogenannte<br />

EcoGuardsimWald unterwegs,einer<br />

von ihnen ist Alex Rzindana. „Wenn wir<br />

jemanden bei etwas Verbotenem erwischen,<br />

versuchen wir zuerst herauszufinden, ob es<br />

Unwissenheit oder Absicht war“, sagt der<br />

frühere Soldat, der die Armee verließ, um<br />

seine Familie öfter zu sehen. „Beim ersten<br />

und zweiten Mal klären wir ihn auf. Beim<br />

dritten Malsprechenwir mit dem Dorfoberhaupt<br />

–der entscheidet dann, ob jemand bestraft<br />

werden soll.“<br />

Die lokalen „Chiefs“ haben vergleichsweise<br />

viel Autorität, zumal Ruanda vomPräsidenten<br />

bis ins kleinste Dorf hierarchisch<br />

organisiertist.BeimAufklären gehe es vorallem<br />

darum, die Zusammenhänge des Ökosystems<br />

und den Wert von Naturschutz zu<br />

vermitteln.<br />

Daszweithäufigste Vergehen, sagt Thierry<br />

Aimable Inzirayineza, sei das illegale Schlagen<br />

von Feuerholz. Das dritte ist ein recht<br />

neues Phänomen: „Illegaler Bergbauist zum<br />

Problem geworden, wir hatten plötzlich sieben<br />

bis zehn Fälle proMonat“, sagt Inzirayineza.<br />

In der Gegend gibt es Coltan-Vorkommen;<br />

das Erz wird als Rohstoff für die Elektronik-Industrie<br />

immer wertvoller. Auch im<br />

Wald seien einige Löcher gegraben worden,<br />

„groß genug, dass 30 Menschen reinpassten“.<br />

Auch diesmal wurden die Täter belehrt,<br />

Wiederholungstäter verpflichteten sich<br />

schriftlich, sich künftig an die Regeln zu halten.<br />

In einer großen Gemeinschaftsaktion<br />

verfüllten die FHA-Mitarbeiter gemeinsam<br />

mit Menschen aus den umliegenden Dörfern<br />

die Gruben: Jeden letzten Sonnabend<br />

im Monat ordnet die autoritäre Regierung<br />

ein sogenanntes „Umuganda“ an – einen<br />

landesweiten Aufräum- und Arbeitseinsatz,<br />

bei dem vom Arbeitslosen bis zur Abgeordneten<br />

alle anpacken müssen.<br />

DieMaßnahmen hätten bereits Erfolg gezeigt,<br />

sagt Inzirayineza: „Inzwischen berichten<br />

unsere EcoGuards nur noch von zwei<br />

Vorfällen proMonat.“<br />

DerSchimpanse lockt<br />

Gerade habendie Waldwächter ihreAufgabe<br />

offiziell an das Rwanda Development Board<br />

(RDB) übertragen, eine Regierungsbehörde,<br />

die unter anderem die vier Nationalparks<br />

verwaltet. Sie will die Zusammenarbeit mit<br />

der Bevölkerung weiterführen.„Man kann so<br />

ein kleines Waldstück gar nicht schützen,<br />

ohne die Anwohner ins Boot zu holen“, sagt<br />

Eugene Mutangana, der für das RDB vonKigali<br />

ausden Prozessleitet.<br />

Ein Vertrag mit einer Tourismusagentur<br />

ist unterschrieben, das erste Gästehaus<br />

steht. Mutangana sagt, dieSchimpansen sollen<br />

womöglich GPS-Tracker erhalten, damit<br />

Touristen sie auch zu Gesicht bekommen,<br />

„denn der Schimpanse ist unser wichtigstes<br />

Produkt hier“. Die Population hat sich, genau<br />

wie der Wald, etwas erholt. „Wir schätzen,<br />

es dauert noch zwei bis drei Jahre, bis<br />

wir sagen, wir haben ein touristisches Produkt,das<br />

bereit ist für die Öffentlichkeit.“<br />

In denDörfern, die an den Gishwati-Wald<br />

angrenzen, verspricht man sich von den Besuchern<br />

und ihrem Geld den großen Aufschwung.<br />

Wie dem Wald und den Affen der<br />

Tourismus bekommt, wird sich zeigen –auf<br />

jeden Fall wird es ihnen besser ergehen als in<br />

den Jahren dermassiven Rodungen.<br />

Die Recherche wurde von der Deutschen Stiftung<br />

Weltbevölkerung unterstützt.<br />

David Ehl<br />

hat als Pfadfinder vonklein auf viele<br />

Wälder Europas bewandert.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

63 Milliarden Euro für<br />

Bildung im Osten<br />

DerBund hat seit 1990 in den neuen<br />

Bundesländernund Berlin mehr als<br />

63 Milliarden Euro für Bildung und<br />

Forschung ausgegeben. Dasgeht aus<br />

einer Aufstellung des Bundesbildungsministeriums<br />

hervor, die der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland) vorliegt. DieAusgaben<br />

machen demnach rund ein<br />

Viertel der gesamten Fördermittel<br />

des Ministeriums in diesem Zeitraum<br />

aus.Der Bevölkerungsanteil<br />

Ostdeutschlands liegt bei rund einem<br />

Fünftel. Dergrößte Teil der 63<br />

Milliarden Euro waren Mittel für die<br />

außeruniversitäreForschung. Siebeliefen<br />

sich auf 25,4 Milliarden Euro.<br />

Im Zuge vonProjektförderungen aus<br />

dem Etat des Forschungsministeriums<br />

gingen 19,4 Milliarden Euro an<br />

Antragsteller aus dem Osten.Weitere<br />

18,4 Milliarden Euro sind unter anderem<br />

für berufliche Aufstiegsfortbildungen,<br />

das Bafög sowie den<br />

Hochschulbau bereitgestellt worden.<br />

(rb.)<br />

Mehrheit gegen Nobelpreis<br />

für Greta Thunberg<br />

Zwei Drittel der Deutschen sind gegen<br />

eine Auszeichnung der Klimaschutz-Aktivistin<br />

Greta Thunberg<br />

mit dem Friedensnobelpreis.Das<br />

geht aus dem neuen Wahlmonitor<br />

des Redaktionsnetzwerks Deutschland<br />

hervor, einer Repräsentativbefragung<br />

durch das Meinungsinstituts<br />

YouGov mit 2000 Befragten über<br />

18 Jahren. Aufdie Frage,obThunbergden<br />

Friedensnobelpreis erhalten<br />

sollte,antworteten 66 Prozent<br />

mit Nein sowie 15 Prozent mit Ja.<br />

Nicht festlegen („Weiß nicht“) wollten<br />

sich 19 Prozent. Am 11. Oktober<br />

wirdinOslo bekanntgegeben, werin<br />

diesem Jahr den Friedensnobelpreis<br />

erhalten wird. (rb.)<br />

Kopf an Kopf bei Kampf um<br />

den SPD-Vorsitz<br />

Für die SPD-Basis wäre das momentan<br />

das Traumpaar an der Parteispitze. DPA<br />

Im Rennen um den SPD-Vorsitz<br />

zeichnen setzen sich erste Kandidatenpaareab.<br />

Laut einer internen<br />

Umfrage der SPD sind 23 Prozent für<br />

den Außenstaatsminister Michael<br />

Roth und die nordrhein-westfälische<br />

Landtagsabgeordnete Christina<br />

Kampmann. Es folgen der frühere<br />

NRW-Finanzminister NorbertWalter-Borjans<br />

und die Bundestagsabgeordnete<br />

Saskia Esken mit 21 Prozent.<br />

20 Prozent votierten für Niedersachsens<br />

Innenminister BorisPistorius<br />

und die sächsische Ministerin<br />

PetraKöpping. (AFP)<br />

Trump: Auch China sollte<br />

die Bidens untersuchen<br />

Trotz eines drohenden Amtsenthebungsverfahrens<br />

hat US-Präsident<br />

Donald Trump die Ukraine und auch<br />

China offen zu Untersuchungen gegen<br />

seinen politischen Rivalen Joe<br />

Biden und dessen Sohn ermuntert.<br />

Trump sagte vorReporternimGarten<br />

des Weißen Hauses am Donnerstag<br />

mit Blick auf die Ukraine: „Ich<br />

würde denken, wenn sie ehrlich wären,<br />

würden sie eine umfassende<br />

Untersuchung der Bidens einleiten.“<br />

Trump fügte hinzu: „Und übrigens:<br />

China sollte ebenfalls eine Untersuchung<br />

der Bidens beginnen.“ (dpa)<br />

„Scheuer hat den Bundestag belogen“<br />

Der haushaltspolitischeSprecherder Grünen im Bundestag kritisiertden Verkehrsministerhart<br />

Der Grünen-Politiker<br />

Sven-Christian Kindler<br />

attackiert Verkehrsminister<br />

Andreas Scheuer<br />

(CSU) im Zusammenhang mit Finanz-Tricks<br />

bei der Mautvergabe.<br />

Scheuer versuche nun, die Verantwortung<br />

auf andereabzuschieben.<br />

Herr Kindler, das Maut-Desaster besteht<br />

aus vielen und teilweise sehr<br />

komplexenManipulationen.Welches<br />

sind die gravierendsten Unstimmigkeiten,<br />

die Siesehen?<br />

Im dreistelligen Millionenbereich<br />

wurden Kosten im Maut-Vertrag, die<br />

anfallen, trickreich versteckt. Dasursprüngliche<br />

Angebot der privaten<br />

Betreiber lag bei rund drei Milliarden<br />

Euro. Dader Haushaltsrahmen aber<br />

nur zwei Milliarden Euro betrug, hat<br />

das Verkehrsministerium die Kosten<br />

an mehreren Stellen verschleiert, indem<br />

zum Beispiel weniger Fixvergütung<br />

vereinbart wurde und stattdessen<br />

mehr variable Vergütung oder<br />

Kosten und Risiken in die Zukunft<br />

verschoben wurden. Um es klar zu<br />

sagen: Scheuer hat damit das Haushaltsrecht<br />

gebrochen und den Deutschen<br />

Bundestag belogen. Zudem<br />

hat der Minister dafür gesorgt, dass<br />

die Pkw-Mautvergabe privatisiert<br />

wurde, obwohl der Staat das in Eigenregie<br />

günstiger hätte umsetzen<br />

können. Die Kosten beim Staat wurden<br />

künstlich hochgerechnet. Großkundenrabatte<br />

hätten bei den Portokosten<br />

in voller Höhe eingepreist<br />

werden müssen, dann wäredas Projekt<br />

nie an Private vergeben worden.<br />

Die Folge wäre gewesen, dass dann<br />

auch jetzt nicht Entschädigungszahlungen<br />

drohen würden.<br />

Warum wollte Scheuer unbedingt,<br />

dass Private die Mauterhebung übernehmen?<br />

Das liegt meiner Ansicht daran,<br />

dass Andreas Scheuer für ein neoliberales<br />

Politikmodell steht, das die Privatisierung<br />

öffentlicher Aufgaben forciert.<br />

Er vergibt mehr und mehr Bereiche<br />

der öffentlichen Infrastruktur an<br />

Konzerne, die dafür hohe Renditen<br />

verlangen, oder, wenn das Projekt<br />

schief geht: hohe Entschädigungszahlungen.<br />

Unddas obwohl der Bundesrechnungshof<br />

immer wieder ganz klar<br />

nachrechnet, dass bei ÖPP-Projekten<br />

die Privaten 20-40 Prozent teurer sind,<br />

als wenn der Staat selber mit mittelständischen<br />

Firmen bauen würde.<br />

Aber Andreas Scheuer lernt nicht aus<br />

seinen Fehlern.<br />

Warum wurden die Verträge vordem<br />

Urteil des EuGH durchgezogen?<br />

Die rechtswidrige Vergabe der Pkw-Maut könnte hunderte Millionen Euro kosten<br />

Das hatte reine wahlkampftaktische<br />

Gründe und keine inhaltlichen.<br />

Der Vertrag für die Kontrolle der<br />

Maut wurde vor dem Vertrag für die<br />

Erhebung der Maut vergeben, was<br />

höchstungewöhnlich ist. Das geschah<br />

vier Tage vor der bayerischen<br />

Landtagswahl 2018. Das zeigt: Die<br />

Pkw-Maut war vonAnfang ein reines<br />

Wahlkampfprojekt der CSU. Auch<br />

bei der Vergabe des Vertrags für<br />

ZUR PERSON<br />

Sven-Christian Kindler wurde 1985 geboren. Er ist haushaltspolitischer Sprecher der grünen<br />

Bundestagsfraktion, stellvertretendes Mitglied im Finanzausschuss und im Europa-Ausschuss,<br />

Vize-Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe und des Bundesfinanzierungsgremiums.<br />

Er beschäftigt sich intensiv mit Teilprivatisierungen und Infrastruktur.<br />

Am Pranger?<br />

IMAGO IMAGES<br />

DPA<br />

Mauterhebung war das der Fall.<br />

Scheuer wollte unbedingt verhindern,<br />

dass durch ein Warten auf das<br />

EuGH-Urteil die schwierige Einführung<br />

der Pkw-Maut in die Phase des<br />

Bundestagswahlkampfes 2021 gerät.<br />

Die Vertragsparteien trafen sich mit<br />

dem Ministerium und Notar an einem<br />

Sonntag, einen Tagvor Silvester.<br />

Klingt wie in einem Krimi!<br />

Für mich klingt das eher wie ein<br />

Groschenroman. Ichdarfdaran erinnern,<br />

die Pkw-Maut war eine Idee von<br />

Alexander Dobrindt, um im Landtagswahlkampf<br />

2013 in Bayern Ressentiments<br />

gegen Ausländer zu schüren.<br />

Dafür hat er das Verkehrsministerium<br />

in Geiselhaft genommen.<br />

Sie haben Herrn Scheuer vorgeworfen,<br />

dass er den Bundestag belogen<br />

hat und seinen Rücktritt gefordert.<br />

Haben Sie mit ihm persönlich über<br />

das Thema gesprochen?<br />

Ehrlich gesagt, glaube ich, dass<br />

ihn das leider kalt lässt. Er versucht<br />

krampfhaft die Verantwortung auf<br />

andere abzuschieben. In einer normalen<br />

Regierung wäre er längst<br />

nicht mehr Minister. Bei der GroKo<br />

aber kann man hunderte Millionen<br />

Euro Steuergeld verschwenden und<br />

muss keine Konsequenzen dafür tragen.<br />

Dasist unmöglich. Angela Merkel<br />

darfsich nicht länger wegducken,<br />

muss jetzt die Reißleine ziehen und<br />

die Entlassung vonAndreas Scheuer<br />

veranlassen. Nach zehn Jahren CSU-<br />

Verkehrsministern muss jetzt endlich<br />

mal jemand mit Kompetenz das<br />

Verkehrsministerium leiten.<br />

Wird die Maut jetzt komplett abgewickelt,<br />

oder ließe sich damit nicht noch<br />

etwas anfangen?<br />

Ja, die Maut wird komplett abgewickelt.<br />

Es hätte auch die Möglichkeit<br />

der „Call-Option“ gegeben und<br />

Teile des Mautsystems zu kaufen<br />

und dann in staatlicher Hand weiterzuführen.<br />

Dann hätte es aber kein<br />

geheimes Schiedsgerichtsverfahren<br />

gegeben, das Andreas Scheuer ja anstrebt,<br />

um sein Ministeramt über die<br />

nächste Wahl zu retten. Das wird<br />

jetzt alles in einer jahrelangen Aktenschlacht<br />

ausgefochten. Das kann er<br />

aber nur machen, wenn er den Weg<br />

der Kündigung geht. Ein sehr teurer<br />

Weg, den er wählt.<br />

Scheuer übergab bereits viele Dokumente.<br />

Warum fordern Sie dennoch<br />

einen Untersuchungsausschuss?<br />

Bisher hat Andreas Scheuer in der<br />

Substanz mehr PR als Transparenz<br />

geliefert. Wir haben sehr viele Akten<br />

durchgeackert, aber geben uns nicht<br />

damit zufrieden, dass der Minister<br />

selber die Akten heraussucht und<br />

selber entscheidet, was er zur Aufklärung<br />

beisteuern möchte. Viele der<br />

Akten, die wir haben sind geschwärzt,<br />

und viele wurden uns<br />

auch bisher nicht vorgelegt.<br />

DasGespräch führte KaiSchlieter<br />

Biomärkte wollen keine Hirseprodukte einer Spreewälder Mühle verkaufen, weil deren Inhaber AfD-Funktionär ist<br />

VonFabian Boerger<br />

Neben dem Reis-Exotic- und<br />

dem Mais-Schoko-Müsli hängt<br />

in dem Leipziger Biomarkt Bio Mare<br />

ein Warnhinweis der Geschäftsführung.<br />

Er trägt den Titel „Auslistung<br />

der Spreewälder Hirsemühle“. So<br />

weit ist das nichts Besonderes, doch<br />

die Erklärung hat einen politischen<br />

Hintergrund: DerInhaber der Mühle<br />

ist AfD-Funktionär.Und damit sei er<br />

Mitglied einer Partei, die den Klimawandel<br />

leugne und sich damit gegen<br />

die Werte des Biomarkts und der<br />

ganzen Branche stelle.<br />

„Wir sind als Biofachhandel die<br />

Adresse, woKunden erwarten, dass<br />

wir nachhaltige Lebensmittel anbieten<br />

und eine Sortierung nach nachhaltigen<br />

Kriterien erstellen“, sagte<br />

Malte Reupert, Inhaber vonBio Mare,<br />

dem Redaktionsnetzwerk Deutschland<br />

(RND). Die Lagerbestände wurden<br />

infolgedessen verkauft, und der<br />

Biomarkt wechselte den Lieferanten.<br />

Nach Angaben des Inhabers zeigten<br />

die Kunden Verständnis und befürworteten<br />

die Auslistung.<br />

Bevor man die Spreewälder Hirsemühle<br />

aus dem Sortiment nahm,<br />

hat Reupert, der bei den sächsischen<br />

Grünen aktiv ist, den Spreewälder<br />

Mühlenbetreiber angeschrieben<br />

und ihn mit seinem Anliegen<br />

konfrontiert. Den Schriftwechsel<br />

veröffentlichte Bio Mare<br />

anschließend auf seiner Webseite:<br />

Durch die Mitgliedschaft in der AfD<br />

mache er sich mit den Grundsätzen<br />

der Partei gemein und als ökologischer<br />

Unternehmer sei er dadurch<br />

höchst unglaubwürdig, heißt es in<br />

dem Schreiben. „Dies macht uns<br />

eine weitere Zusammenarbeit mit<br />

Ihnen unmöglich.“<br />

Der betroffene Geschäftsführer,<br />

Jan Plessow, reagierte auf die Mail:<br />

„Ihr Schreiben ist eher ein Fall für<br />

den öffentlichen Pranger und/oder<br />

den Verfassungsschutz, als dass darauf<br />

noch reagiert werden sollte. Ich<br />

versuche es trotzdem in der Hoffnung<br />

auf ein Fünkchen demokratisch-freiheitlichen<br />

Restverstandes<br />

Ihrerseits.“<br />

Das Ganze geschah vor zwei Monaten.<br />

Doch noch heute hängt das<br />

Die Leipziger Biomarkt-Kette Bio Mare<br />

trennte sich zuerst von dem Müller. DPA<br />

Schild an gleicher Stelle.„Um auf die<br />

Debatte aufmerksam zu machen“,<br />

sagt der Bio-Mare-Inhaber.Doch die<br />

Geschichte schlägt nun neue Wellen,<br />

denn sie war ein gefundenes Fressen<br />

für den Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion,<br />

Christian Lüth. Über<br />

seinen Kanal twitterte er ein Bild der<br />

Warnung und spottete über die Auslistung<br />

ironisch: „Ökos! Wehrt euch!<br />

Kauft nicht bei AfDlern!“<br />

DerGeschäftsführer der Spreewälder<br />

Hirsemühle, Jan Plessow, hat für<br />

die Auslistung kein Verständnis.Erist<br />

Beisitzer im AfD-Kreisvorstand<br />

Spree-Neiße und fühlt sich in seiner<br />

Meinungsfreiheit in „totalitärer Manier“<br />

unterdrückt. Dem RND sagte<br />

Plessow: „Was hat mein parteipolitisches<br />

Engagement mit dem regionalen<br />

Produkt zu tun?“ Plessows Kreisvorsitzender<br />

bei der AfD, Steffen Kubitzki,<br />

kann die Reaktion des Bioladens<br />

ebenfalls nicht nachvollziehen.<br />

Es sei „eine Schweinerei“, da der Vorfall<br />

nun die Existenz des Parteikollegen<br />

gefährde.Fraktionssprecher Lüth<br />

teilte dem RND mit, dass man nach<br />

Möglichkeiten suche, wie man Plessowfinanziell<br />

unterstützen könne.<br />

Denn nicht nur Bio Mare, sondern<br />

auch die <strong>Berliner</strong> Biosupermarktkette<br />

Bio Company sowie der<br />

Bio-Lebensmittel-Konzern Alnatura<br />

haben seine Produkte aus dem Sortiment<br />

genommen. „Ein Unternehmen<br />

in unseren Biomärkten, das die<br />

Klimakrise leugnet, ist für uns nicht<br />

tragbar“, sagt Stefanie Neumann,<br />

Sprecherin vonAlnatura.<br />

Rebellion<br />

gegen das<br />

Aussterben<br />

Klima-Aktivisten planen<br />

Blockaden in Berlin<br />

VonSebastian Stein<br />

Der Potsdamer Platz ist ein beliebtes Blockade-Objekt<br />

der Aktivisten IMAGO IMAGES<br />

Dieses Mal wird eskein Freitag<br />

sein. Die Klima-Aktivisten um<br />

Extinction Rebellion kündigen für<br />

die ganzeWoche ab dem 7. Oktober<br />

umfangreiche Blockaden in der<br />

Hauptstadt an. „Wir müssen jetzt<br />

den Alltag der Hauptstadt stören, damit<br />

die Politik uns zuhört“, heißt es<br />

in dem Aufruf. Hunderte seien bereit,<br />

sich festnehmen zu lassen. Die<br />

Aktionen sind Teil einer von der<br />

Gruppe ausgerufenen weltweiten<br />

Rebellionswelle, darunter London,<br />

Paris, NewYorkund Sydney.InBerlin<br />

wollen die Aktivisten zudem ab<br />

Sonnabend neben dem Kanzleramt<br />

ein Protestcamp aufbauen, bei dem<br />

die Organisatoren mehrere Tausend<br />

Teilnehmer erwarten.<br />

Extinction Rebellion, „Rebellion<br />

gegen das Aussterben“, ist der radikalere<br />

Teil der Klimabewegung. Die<br />

Bewegung stammt aus Großbritannien<br />

und hat Ableger und Ortsgruppen<br />

in vielen Ländern der Welt. Extinction<br />

Rebellion hat sich der strikten<br />

Gewaltfreiheit verschrieben.<br />

Beim weltweit größten Klimaprotest<br />

am 20. September blockierte Extinction<br />

Rebellion zwar für mehrere<br />

Stunden den Potsdamer Platz in Berlin.<br />

Auseinandersetzungen mit der<br />

Polizei blieben jedoch aus. Ähnlich<br />

sah es in anderen Städten aus.Indie<br />

Querekommen der Bewegung dabei<br />

allenfalls andereGruppen wie die Interventionistische<br />

Linke,der im Verfassungsschutzbericht<br />

eine taktische<br />

Einstellung zur Gewalt vorgeworfen<br />

wird. Bisweilen ist von gegenseitiger<br />

Abneigung zu hören. In<br />

Hamburg verließen am 20. September<br />

Aktivisten eine Straßenblockade,<br />

nachdem andereTeilnehmer die Polizei<br />

beleidigt hatten. Seitdem ist die<br />

Gruppe in der linken Szene der Hansestadt<br />

unten durch.<br />

Dieinhaltlichen Ziele vonExtinction<br />

Rebellion sind zwar reichlich<br />

knapp formuliert, aber dennoch<br />

deutlich. Sie fordern von der Bundesregierung<br />

unter anderem, den<br />

Klimanotstand auszurufen, die<br />

Treibhausgas-Emissionen bis 2025<br />

auf Netto-Null zu senken und eine<br />

per Losverfahren bestimmte Bürgerversammlung<br />

einzuberufen, die darüber<br />

berät, wie die Ziele erreicht werden<br />

können. Auffällig wurde die<br />

Gruppe in Deutschland, als sich Aktivisten<br />

an Zäune vor dem Kanzleramt<br />

ketteten oder als sie am Montag<br />

die Parteizentrale der Linken in Berlin<br />

symbolisch besetzten.<br />

Mit genauen Informationen für<br />

die kommenden Aktionen in der<br />

Hauptstadt hält sich die Gruppe<br />

noch bedeckt. Klar ist bislang, dass<br />

ein Schiff namens „Arche Rebella“<br />

entlang der Spree anlegen wird<br />

ebenso wie eine Kundgebung auf<br />

dem Potsdamer Platz. Am 9. Oktober<br />

soll es eine Blockade auf der Marschall-Brücke<br />

nahe des Reichstags<br />

geben. Diegenauen Punkte in Berlin<br />

wollen die Organisatoren noch nicht<br />

bekanntgeben. ZurVorbereitung auf<br />

die Blockaden organisiertExtinction<br />

Rebellion eigens Aktionstrainings,<br />

um den zivilen Ungehorsam auf der<br />

Straße zu üben.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Delegierte der Torysstehen Schlange, um in die Halle zu ihrem Parteitag zu kommen. Kurze Zeit später feiernsie ihren Premier Boris Johnson für sein Versprechen, auf jeden Fall am 31. Oktober mit Großbritannien die EU zu verlassen.<br />

GETTY/CHRISTOPHER FURLONG<br />

Johnsons letztes Angebot<br />

Der britische Premier schlägt einen komplizierten Kompromiss für den Brexit vor.InBrüssel bleibt man skeptisch, aber gesprächsbereit<br />

VonKatrin Pribyl, Manchester<br />

und Damir Fras, Brüssel<br />

Der Brief des britischen<br />

Premiers an den EU-<br />

Kommissionspräsidenten<br />

beginnt handschriftlich<br />

mit „Dear Jean-Claude“. Dann<br />

folgen die Vorschläge, wie Boris<br />

Johnson sich die Lösung des Brexit-<br />

Streits vorstellen. Es wird kompliziert,<br />

milde ausgedrückt. Deshalb<br />

dürfte der Regierungschef in seiner<br />

Rede zum Abschluss des viertägigen<br />

konservativen Parteitags am Mittwoch<br />

in Manchester auch die Details<br />

herausgelassen haben. In der Ansprache<br />

ging es vielmehr darum, die<br />

Basis auf den Kurs der Regierung<br />

einzuschwören. Gleichwohl sandte<br />

er bereits da eine Warnung in Richtung<br />

Brüssel: Eingeordneter Austritt<br />

mit einem Abkommen auf Basis seines<br />

jüngsten Angebots, das er wenige<br />

Stunden später an die EU schicken<br />

sollte –oder aber ein ungeregelter<br />

Brexit am 31. Oktober. Dreieinhalb<br />

Jahre nach dem Referendum<br />

fühlten sich die Briten, „als ob sie<br />

zum Narren gehalten werden“.<br />

Beiseinen Plänen handele es sich<br />

um sein letztes Angebot, sagte der<br />

Premier. Sie seien ein Kompromiss<br />

für beide Seiten. „Und ich hoffe sehr,<br />

dass unsere Freunde das verstehen<br />

und ihrerseits Zugeständnisse machen.“<br />

DieDrohung kam im Saal an,<br />

Applaus gab es vor allem, wenn<br />

Johnson den Brexit-Hardliner<br />

mimte.<br />

Den Backstop, die im bisherigen<br />

Vertrag festgeschriebene Garantieklausel<br />

für eine offene Grenzeauf der<br />

irischen Insel, will Johnson streichen.<br />

Denn die Klausel sieht vor,<br />

dass Großbritannien so lange in einer<br />

Zollunion mit der EU bleibt, bis<br />

eine Lösung gefunden ist, wie Grenzkontrollen<br />

zwischen Irland und<br />

Nordirland verhindert werden können.<br />

Das ist nicht befristet. Für die<br />

Europaskeptiker auf der Insel stellt<br />

der Backstop das rote Tuch dar. Sie<br />

fürchten, Großbritannien könnte so<br />

auf Dauer an die EU gekettet bleiben<br />

und dass somit eine eigenständige<br />

Handelspolitik verhindert würde.<br />

Der Backstop sei eine „Brücke nach<br />

Nirgendwo“, so Johnson. Gleichwohl<br />

bekräftigte der Brite, dass er<br />

keine Kontrollen „an oder nahe“ der<br />

Grenzewolle.Nur,wie soll das funktionieren?<br />

Denn laut seinen Plänen<br />

wären sehr wohl Zollkontrollen erforderlich,<br />

wenn auch nicht direkt an<br />

der Grenze. Der von der EU geforderte<br />

Schutz des Europäischen Binnenmarkts<br />

vor Produkten, die nicht<br />

den EU-Standards entsprechen, läge<br />

dann in der Hand des nordirischen<br />

Regionalparlaments. Dieses würde<br />

alle vier Jahre darüber entscheiden,<br />

Der Europäische Rat,also<br />

die Konferenz der Staatsund<br />

Regierungschefs der<br />

verbleibenden 27 EU-Länder,tagt<br />

am 17 und 18. Oktober<br />

in Brüssel. Unter anderem<br />

geht es auch um den<br />

EU-Haushalt.<br />

ob sich der britische Landesteil an<br />

europäischen oder an britischen<br />

Standards orientiert. Experten wiesen<br />

nach einem ersten Blick auf die<br />

Vorschläge bereits darauf hin, dass<br />

man damit praktisch zwei Grenzen<br />

errichten würde –was wiederum gegen<br />

das Karfreitagsabkommen verstößt,<br />

das den fragilen Frieden in der<br />

Region zwischen der zum Vereinigten<br />

Königreich gehörenden Provinz<br />

Nordirland und der Republik Irland<br />

garantieren soll.<br />

Bereits ab 5.30 UhramMittwochmorgen<br />

standen Fans des Brexit-<br />

Hardliners vor dem Konferenzsaal<br />

an, um einen Platz zu ergattern, auch<br />

wenn der Premier erst sechs Stunden<br />

später unter Ovationen und großem<br />

GIPFEL DER ENTSCHEIDUNG<br />

Der Brexit dürfte aber dieTagesordnung<br />

bestimmen. Bislang<br />

ist das der letzte Termin,<br />

an dem sich Großbritannien<br />

auf einen Austrittsvertrag mit<br />

der EU einigen kann –oder<br />

um erneute Verlängerung bittet.<br />

Ohne Einigung ist dann der<br />

Stichtag der 31. Oktober.<br />

Ohne Vertrag oder Verschiebung,die<br />

kann nur Großbritannien<br />

beantragen, wird um<br />

Mitternacht Großbritannien<br />

aus der Europäischen Union<br />

ausscheiden.<br />

Applaus in die Halle einlief. Es sollte<br />

der Boris-Johnson-Jubel-Parteitag<br />

werden und am Ende wurde er es<br />

auch. Johnson lieferte,was seine Anhänger<br />

hören wollten. Witze, wenn<br />

auch einige nicht ganz neu waren.<br />

Wortspiele, die für Lacher sorgten.<br />

Attacken, die sich vor allem auf den<br />

Oppositionschef der Labour-Partei,<br />

Jeremy Corbyn, bezogen, aber auch<br />

in Richtung Abgeordnete gingen.<br />

Diese hatten kurz vor der von Johnson<br />

erzwungenen Suspendierung<br />

des Parlaments, die mittlerweile<br />

vom Supreme Court wieder aufgehoben<br />

wurde, noch ein Gesetz verabschiedet,<br />

das einen No-Deal-Brexit<br />

verhindern soll. Demnach muss<br />

Johnson Brüssel um eine Verschiebung<br />

der Austrittsfrist bitten, sollte<br />

bis zum 19. Oktober kein Abkommen<br />

auf dem Tisch liegen. Einen solchen<br />

Schritt hat er aber bereits<br />

mehrfach ausgeschlossen. „Get Brexit<br />

done“, „Lasst uns den Brexit<br />

durchziehen“ –eswar das alles bestimmende<br />

Motto des Parteitags der<br />

Tories.Johnson wiederholte den Satz<br />

achtmal in seiner Ansprache.Die Beobachter<br />

inWestminster fragen sich ,<br />

wie der Konservative sowohl sein<br />

Versprechen an seine Anhänger als<br />

auch das Gesetz einhalten will.<br />

Istein Kompromiss möglich?<br />

In Brüssel ist man über die Vorschläge<br />

nicht begeistert.„Boris Johnson<br />

spielt das Blame Game.Der Premier<br />

will die Schuld für den harten<br />

Brexit auf die Europäische Union abwälzen“,<br />

sagte Jens Geier, Chef der<br />

SPD-Europaabgeordneten, kurz<br />

nach Johnsons Rede der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland): „Johnson wird behaupten<br />

wollen, die EU-Kommission<br />

habe sich seinen konstruktiven<br />

Vorschlägen verweigert. Deshalb<br />

müsse das Vereinigte Königreich<br />

jetzt austreten.“ Um genau diesen<br />

Vorwurf zukontern, müsse die EU-<br />

Kommission jetzt die Vorschläge<br />

ernst nehmen, so Geier.<br />

Ähnlich äußerte sich Terry<br />

Reintke, Brexit-Expertin der europäischen<br />

Grünen. Sie sprach von<br />

„Spielchen auf dem Rücken“ der<br />

Menschen und der Wirtschaft in<br />

Großbritannien und der EU. „Der<br />

Vorschlag der britischen Regierung<br />

zeigt, dass sie einen Wegsucht, die<br />

EU für einen eventuellen No-Deal<br />

verantwortlich zu machen“, sagte<br />

Reintke. Der Austrittstermin müsse<br />

verschoben werden, damit Großbritannien<br />

die Zeit bekomme, „eine<br />

ernsthafte Lösung zu finden“. Die<br />

EU-Kommission reagierte zunächst<br />

diplomatisch und bekräftigte ihren<br />

Willen zur Einigung mit Johnson.<br />

Doch im Laufe des Abends überwog<br />

deutliche die Kritik.<br />

Es gebe problematische Punkte in<br />

dem Papier, ließ EU-Kommissionspräsident<br />

Jean-Claude Juncker am<br />

Donnerstagabend nach einem Telefonat<br />

mit Irlands Premierminister<br />

Leo Varadkar mitteilen. Das Vereinigte<br />

Königreich müsse nacharbeiten.<br />

Ähnliche Signale gab es nach einem<br />

Sondertreffen vonBotschaftern<br />

der EU-Staaten in Brüssel. So sei der<br />

Schutz des EU-Binnenmarktes in<br />

dem Vorschlag des britischen Premierministers<br />

Boris Johnson nicht<br />

ausreichend berücksichtigt. DieBrexit-Fachleute<br />

im Europaparlament<br />

äußerten sich noch kritischer: Auf<br />

dieser Basis sei keine Einigung möglich.<br />

Ähnlich sieht es die irische Regierung.<br />

Trump trägt den Handelskrieg in den Supermarkt<br />

Spanischer Schinken, deutscher Käse, französischer Rotwein –US-Amerikaner werden ab Mitte Oktober wegen höherer Zölle deutlich mehr für europäische Produkte zahlen müssen<br />

VonKarlDoemens<br />

Eigentlich dreht sich der transatlantische<br />

Subventionsstreit seit<br />

mehr als 15 Jahren um die Flugzeuge<br />

von Boeing und Airbus. Doch nun<br />

wird der Handelskrieg auch im Supermarkt<br />

ausgetragen.<br />

Der amerikanische Handelsbeauftragte<br />

Robert Lighthizer legte am<br />

Mittwoch eine 160 Gruppen umfassende<br />

Liste mit Produkten vor, die<br />

vom18. Oktober an mit einem Strafzoll<br />

von 25Prozent belegt werden.<br />

Neben Büchern, Pullovern und Äxten<br />

finden sich darauf vor allem Lebensmittel<br />

aus Europa –vom italienischen<br />

Parmesan bis zum spanischen<br />

Serrano-Schinken.<br />

Nun gehören der nussige Hartkäse<br />

und der luftgetrocknete<br />

Schweine-Aufschnitt nicht unbedingt<br />

zur Grundausstattung jedes<br />

amerikanischen Kühlschranks. Aber<br />

deutscher Filterkaffee,irische Butter<br />

oder spanische Oliven finden sich<br />

auch in den Regalen des Discounters<br />

Walmart. Die deutschen Supermarktketten<br />

Aldi und Lidl verkaufen<br />

in den USA auch Kekse, Frankfurter<br />

Würstchen oder Butterkäse„Made in<br />

Germany“. DasKäseregal beim Öko-<br />

HändlerWhole Foods ist voll vonbritischem<br />

Cheddar, holländischem<br />

Gouda und italienischem Pecorino.<br />

Im Weinregal stehen Cote du Rhone<br />

aus Frankreich und Riesling aus<br />

Deutschland. Das alles wird nun<br />

deutlich teurer werden.<br />

Mitdem Segen der WTO<br />

RobertLighthizer,US-Handelsbeauftragter,hat die Zollliste zusammengestellt.<br />

onist im Weißen Haus die neuesten<br />

Strafen sogar mit dem Segen der von<br />

ihm oftmals kritisierten Welthandelsorganisation<br />

(WTO) verhängen.<br />

DieGenferWettbewerbshüter hatten<br />

nämlich zuvor die jahrelangen EU-<br />

Subventionen für den Flugzeug-<br />

DPA<br />

Donald Trump ist zufrieden: „Diese<br />

Länder haben uns lange ausgenommen“,<br />

sagte der US-Präsident am<br />

Mittwoch. Damit sei es nun vorbei.<br />

DerZollhammer ist für Trump gleich<br />

in mehrfacher Hinsicht ein politischer<br />

Glücksfall: Zum einen lenkt er<br />

kurzfristig von den gewaltigen innenpolitischen<br />

Problemen ab, die<br />

Trump wegen der Ukraine-Affäre<br />

hat. Zumanderen kann der Protektibauer<br />

Airbus für rechtswidrig erklärt<br />

und Vergeltungsmaßnahmen auf<br />

Waren imWert von 7,5 Milliarden<br />

Dollar (derzeit rund 6,9 Milliarden<br />

Euro)genehmigt. Dasist die höchste<br />

Summe, die in der 25-jährigen Geschichte<br />

der WTO erlaubt wurde.<br />

„Das ist ein großer Sieg für die Vereinigten<br />

Staaten“, triumphierte<br />

Trump: „Die WTO weiß, dass ich sie<br />

nicht mag und will sicherstellen,<br />

dass ich zufrieden bin.“<br />

Kurz darauf veröffentlichte sein<br />

Handelsbeauftragter Lighthizer die<br />

Liste der betroffenen Produkte.Flugzeuge<br />

und Flugzeugteile aus Frankreich,<br />

Deutschland, Spanien und<br />

Großbritannien sollen vonMitte des<br />

Monats an mit einer Strafabgabe von<br />

zehn Prozent versehen werden. Auf<br />

zahlreiche Lebensmittel, bestimmte<br />

Werkzeuge, Kleidung und Kameraobjektive<br />

sowie Bücher werden 25<br />

Prozent aufgeschlagen. Der Schwerpunkt<br />

der Strafen trifft Frankreich,<br />

Deutschland, Spanien und Großbritannien,<br />

die für die Subventionen<br />

verantwortlich sind. In Großbritannien<br />

sind vor allem die Whisky-Hersteller<br />

betroffen, in Deutschland<br />

Werkzeugmacher, inFrankreich die<br />

Weinproduzenten und in Spanien<br />

die Olivenbauern. Doch auch Italien<br />

wird getroffen. Zwar bleiben Olivenöl<br />

und Wein aus diesem Land<br />

verschont. Dafür wirdParmesan verteuert.<br />

Die USA sind der zweitwichtigste<br />

Exportmarkt für diesen Käse,<br />

und MilchbauernausWisconsin verkaufen<br />

schon länger ein Produkt unter<br />

demselben Namen.<br />

Europa klagt gegen US-Beihilfen<br />

Die Europäer müssen die Strafe nun<br />

erst einmal schlucken. Aber das letzte<br />

Wort im Handelskrieg ist damit sicher<br />

nicht gesprochen. Auch die EU hat<br />

bei der WTO nämlich eine Klage eingereicht<br />

–wegen der US-Beihilfen für<br />

den amerikanischen Flugzeugbauer<br />

Boeing. In den Schubladen der Brüsseler<br />

Kommission schlummertschon<br />

eine Vergeltungsliste im Wert von<br />

zwölf Milliarden Dollar. Frankreich<br />

forderteine europäische Antwortauf<br />

die US-Strafzölle.Wirtschaftsminister<br />

Bruno Le Mairesagte,US-Sanktionen<br />

seien „ein wirtschaftlicher Fehler und<br />

ein politischer Fehler“.


6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019<br />

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Made in Berlin<br />

BERLINER BEKANNTE<br />

Harte<br />

Kissen aus<br />

Moabit<br />

VonJörg Niendorf<br />

Genau 40 Jahre ist es her, dabekam<br />

der Begriff „Schleichweg“<br />

im damaligen Westberliner Stadtverkehr<br />

seine ganz eigene, aber auch<br />

spürbare Bedeutung: Fortan konnten<br />

Autofahrer auf vielen Nebenstraßen<br />

wirklich nur noch schleichen.<br />

Die Bremsschwelle war erfunden,<br />

eine Erhöhung mitten auf der Straße,<br />

vor der man stark abbremsen<br />

musste. Wer es nicht tat, tat seinem<br />

Auto weh –und versuchte es lieber<br />

gar nicht erst wieder.<br />

Insofern ist die simple Schwelle<br />

bis heute wohl eine der effektivsten<br />

Maßnahmen zurVerkehrserziehung:<br />

ein Dämpfer im wahrsten Sinne, ein<br />

Kissen auf dem Asphalt. „<strong>Berliner</strong><br />

Kissen“ ist dafür längst der gebräuchliche<br />

Name.Nur müsste es in<br />

Wahrheit „Moabiter Kissen“ heißen.<br />

Idee wurde zum Exportschlager<br />

Im Moabiter Wohngebiet zwischen<br />

Turm-, Beussel- und Quitzowstraße<br />

tauchten diese Neuerungen auf dem<br />

Pflaster im Sommer 1979 erstmals<br />

auf. DerKiezwurde Modellgebiet für<br />

eine flächenhafte Verkehrsberuhigung,<br />

es war ein Forschungsprogramm<br />

des Bundes. „Wir waren die<br />

ersten, die solche Ideen in einer<br />

Großstadt umsetzten“, sagt Horst<br />

Porath, der damals schon für die SPD<br />

in der Kommunalpolitik in Moabit<br />

tätig war und später Baustadtrat des<br />

Bezirks Tiergarten wurde.<br />

Jede einzelne Aufpflasterung in<br />

der Straßenmitte war etwa zwei mal<br />

zwei Meter groß und etwa zehn Zentimeter<br />

hoch. Autofahrer bekamen<br />

sehr schnell sehr viel Respekt davor.<br />

Ausgedacht hatte sich die Bremskissen<br />

der damalige Leiter des Tiefbauamts<br />

Tiergarten, Johann Anton<br />

Schilcher.<br />

Erste Versuche zur Verkehrsberuhigung<br />

gab es in Wohngebieten in<br />

den Niederlanden, die Schilcher offenbar<br />

kannte.Nun passte der <strong>Berliner</strong><br />

Ingenieur die Ideen an seinen<br />

Altbaukiez an: Die Erhöhungen waren<br />

aus genau dem Kopfsteinpflaster,<br />

das auch auf den Straßen lag. Es<br />

gab zudem gemauerte Blumenrabatten<br />

und Vorgärten, die die Fahrbahnen<br />

auf wechselnden Seiten einengten,<br />

so dass Autos ein Zickzack<br />

fahren mussten, und schließlich waren<br />

daunzählige Poller. All das besteht<br />

bis heute, die verkehrsberuhigte<br />

Zone ist seit ihrer Einrichtung<br />

vor40Jahren unverändert.<br />

Das Moabiter Kissen wurde seither<br />

sozusagen zum Exportschlager.<br />

Heute gibt es sie überall und in Dutzenden<br />

Bauarten und Bauformen.<br />

So aufwendig gepflastertwie am Ursprungsort<br />

Moabit sind heutzutage<br />

aber nur noch die wenigsten.<br />

„Manchmal musste hier bei uns<br />

auch die Höhe der Bremsschwellen<br />

noch etwas korrigiert werden“, sagt<br />

Ex-Baustadtrat Horst Porath. Es war<br />

offenbar ein ständiges Ausprobieren,<br />

wann ein Hindernis effektvoll<br />

genug war, ohne dabei Schäden an<br />

den Autos hervorzurufen, durch die<br />

der Bezirk sich viel Ärger eingehandelt<br />

hätte. Die Bilanz fiel in jedem<br />

Fall positiv aus:„Viel weniger Unfälle<br />

im Wohngebiet“, sagt Porath.<br />

Wirkt besser als tausend Schilder:eine<br />

gepflasterte Tempobremse in Berlin. DPA<br />

0<br />

Die auf Myhammer<br />

am häufigsten<br />

gefragten Gewerke<br />

in ...<br />

BERLIN<br />

Bauunternehmen<br />

Garten- und<br />

Landschaftsbauer<br />

FRANKFURT/MAIN<br />

Umzugsunternehmen<br />

Elektriker/Elektrotechniker<br />

Maler<br />

HAMBURG<br />

Garten- und<br />

Landschaftsbauer<br />

Bauunternehmen<br />

Maler<br />

KÖLN<br />

Sanitärinstallateure<br />

Garten- und<br />

Landschaftsbauer<br />

Bauunternehmen<br />

Sanitärinstallateure<br />

MÜNCHEN<br />

Sanitärinstallateure<br />

Umzugsunternehmen<br />

Maler<br />

Vermittelt<br />

durch Myhammer<br />

<strong>Berliner</strong><br />

Unternehmen in Berlin<br />

1144<br />

Brandenburger<br />

Firmen in Berlin<br />

763<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: HWK-BERLIN.DE, MYHAMMER<br />

4,5 4,9 6,0 7,9<br />

Handwerksbetriebe in Berlin<br />

33 004 33 392 33 248 32 807<br />

30 676<br />

So lange müssen <strong>Berliner</strong> auf einen Handwerker warten in Wochen<br />

Frühjahr Herbst<br />

9,3 9,2 9,1 10,0 11,0 11,4 12,0<br />

6,5 7,4 7,6 7,1 6,8 7,6 7,3 7,9 7,5 7,9<br />

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 ’19<br />

„Wir können meist<br />

sehr schnell helfen“<br />

Myhammer-Chefin Claudia Frese über den Handwerkermangel,<br />

das Geschäftsmodell und die Malerpreise in Berlin<br />

Das <strong>Berliner</strong> Unternehmen Myhammer<br />

gehört zuden Urgesteinen der<br />

hiesigen Internet-Wirtschaft. 2005<br />

ging es als digitaler Auftragsvermittler<br />

für das analoge Handwerksgewerbe an den<br />

Start, wurde inzwischen von dem US-Konzern<br />

Homeadvisor übernommen und hat heute 120<br />

Mitarbeiter. Seit fünfeinhalb Jahren führt Claudia<br />

Frese das Unternehmen, das nach wie vor<br />

davon lebt, Handwerkern Aufträge zu verschaffen.<br />

Dafür haben sich jedoch die Bedingungen<br />

verändert. Laut <strong>Berliner</strong> Handwerkskammer<br />

wartet man heute drei Monate auf einen Handwerker.Aufträge<br />

haben Maler,Elektriker und Installateurealso<br />

zweifelsfrei genug.<br />

Frau Frese, könnte es sein, dass sich Ihr<br />

Geschäftsmodell erledigt hat?<br />

Ganz bestimmt nicht. Klar ist<br />

aber: Dawir uns über die Beiträge<br />

der registrierten Handwerker finanzieren<br />

und diese gerade gut gebucht<br />

sind, ist uns der Handwerkermangel<br />

keine Hilfe.Erschadet uns aber auch<br />

nicht so sehr, dass wir nicht mehr<br />

wachsen können.<br />

Aber ein bisschen Krise würde Ihnen<br />

schon helfen.<br />

Wirwachsen noch immer zweistellig.<br />

Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei 13,5 Millionen<br />

Euro.Wie viel verdient Myhammer<br />

an der Auftragsvermittlung?<br />

Bei uns registrierte Betriebe zahlen einen<br />

monatlichen Beitrag. Darüber hinaus<br />

können für Handwerker Kontaktgebühren<br />

entstehen, deren Höhe vom geschätzten Auftragswert<br />

sowie der Nachfrage abhängt. Da wir<br />

nur den Kontakt zwischen Handwerkern und<br />

Endkunden vermitteln und weder in die Geschäftsbeziehung<br />

eingreifen noch die Preise bestimmen,<br />

fallen bei uns keine klassischen Provisionen<br />

an.<br />

Wieviel berechnen Siedem Handwerker also?<br />

Je nach Art der Dienstleistung zwischen einemund<br />

69 Euro.<br />

Welche Handwerker nutzen das Portal?<br />

Oft sind es Firmen, die einen kleineren Auftrag<br />

suchen, um eine Lücke zwischen zwei größeren<br />

Aufträgen schließen zu können. Typisch<br />

ist auch die junge Firma, diesich über uns einen<br />

Kundenstamm aufbauen will. Für diese Betriebe<br />

sind wir gewissermaßen eine ArtStarthilfe.<br />

Wieschnell wirdein Auftragvergeben?<br />

Daskanninnerhalb vonzwei, drei Tagen passieren.<br />

Dasheißt, für Leute,die einen Handwerker<br />

suchen, sind wir gerade in Zeiten des Handwerkermangels<br />

äußerst attraktiv. Wir können<br />

meist sehr schnell helfen.<br />

Werbucht die Handwerker bei Myhammer?<br />

Zu mindestens 95 Prozent sind es Privatpersonen.<br />

Etwa drei Viertelsind Eigenheimbesitzer,<br />

15 Prozent haben eine eigene Wohnung, nur jeder<br />

zehnte ist Mieter.<br />

Demnach dürfte der <strong>Berliner</strong> Markt für Sie vergleichsweise<br />

uninteressant sein. Hier werden 85<br />

ProzentderWohnungen vonMietern genutzt.<br />

Dafür ist Berlin eine grüne Stadt. Wir haben<br />

hier doppelt so viele Gartenaufträge wie Malerbestellungen.<br />

Claudia Frese<br />

führtMyhammer<br />

seit 2014.<br />

Wieviele Aufträge vermittelt Myhammer in dieser<br />

Stadt?<br />

Etwa 30 000 im Jahr. Dafür stehen im Moment<br />

etwa 1200 bei uns aktiveBetriebe aus Berlin<br />

zur Verfügung. Hinzu kommen noch einmal<br />

etwa 800 Unternehmen aus Brandenburg.<br />

Vermitteln Siewirklichnur Profis?<br />

Werbei uns gelistet ist, hat nicht nur eine Gewerbeanmeldung<br />

oder IHK-Zulassung vorgelegt.<br />

Wenn dies gesetzlich erforderlich ist, muss<br />

auch ein Gesellen- und Meisterbrief eingereicht<br />

werden. Wenn also beispielsweise eine Küche<br />

eingebaut und ein Herd installiert werden soll,<br />

vermitteln wir einen Küchenbauer mit<br />

Starkstrom-Zertifikat. Außerdem gibt<br />

es ein Bewertungssystem. Schludert<br />

jemand, ist das sofort öffentlich und<br />

der nächste Auftrag in Gefahr. Wenn<br />

sich negative Bewertungen häufen,<br />

schließen wir den Handwerker von<br />

der Plattformaus.<br />

31 575 30 705<br />

31 035<br />

30 862<br />

31 047 30 433<br />

30 015 29 313 29 578<br />

’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’18<br />

MYHAMMER<br />

Um welche Auftragsvolumen geht es<br />

dabei?<br />

DieSpanne reicht vonvielleicht 80<br />

bis 10 000 Euro. Im Schnitt sind es<br />

1600 Euro. Für Firmen sind das<br />

Kleinstaufträge. Für die Auftraggeber aber oft<br />

eine beträchtliche Investition, die nicht alltäglich<br />

ist und lange geplant wird. Dafür wird die<br />

Transparenz des Portals geschätzt.<br />

Wonach wählen IhreKunden einen Handwerker<br />

aus?<br />

Nach der Bewertung, dem Preis und den Fotos.<br />

Nach den Fotos?<br />

Fotos sind total wichtig. DieLeute wollen wissen,<br />

wie der Handwerker aussieht, was er sonst<br />

so gemacht hat, ob das Auto sauber ist.<br />

Wiegroßsind die Preisspannen?<br />

Riesig. Da spielt es natürlich auch eine Rolle,<br />

ob ein Zimmer in Zehlendorfoder Neukölln gemalert<br />

werden soll. Auch in Prenzlauer Berg ist<br />

ein Auftrag teurer als in Kreuzberg.<br />

Haben hohe Nachfrage und knappes Angebot die<br />

Preise noch getrieben?<br />

Das kann ich nicht genau sagen, weil die<br />

Preise letztlich Auftraggeber und Auftragnehmer<br />

direkt miteinander verhandeln. Nachdem wir<br />

beide Parteien miteinander vernetzt haben, erfolgt<br />

die Vertragsverhandlung oftmals am Telefon<br />

oder über E-Mail und wir erfahren nicht, zu<br />

welchem Preis der Auftrag vergeben wurde.Aber<br />

einen Anstieg gibt es natürlich. Handwerker sind<br />

Unternehmer.<br />

Wieviele Aufträge haben Siebisher vermittelt?<br />

So drei bis vier Millionen seit Gründung.<br />

Warum wollen eigentlich immer weniger Leute<br />

Handwerker werden?<br />

Aus meiner Sicht macht das Handwerk<br />

schlechtes Marketing in eigener Sache. Dabei<br />

sind Handwerksberufe totalsichereJobs, die relativ<br />

gut bezahlt werden. Außerdem haben wir<br />

uns als Gesellschaft entschieden, Akademiker<br />

stärker wertzuschätzen als Handwerker. Dabei<br />

ist der Dachdeckerberuf meist nicht weniger lukrativ<br />

als ein Jobmit BWL-Abschluss.<br />

DasGespräch führte Jochen Knoblach.<br />

30 420<br />

Umsatzentwicklung<br />

Myhammer<br />

in Tausend Euro<br />

6329<br />

2014<br />

9521<br />

2016<br />

Aktive Nutzer<br />

Myhammer<br />

im Durchschnitt<br />

738 645<br />

2017<br />

933 044<br />

2019*<br />

436 215<br />

2014<br />

*Januar bis August<br />

8126<br />

2015<br />

13 505<br />

2018<br />

11 281<br />

2017<br />

8569<br />

2019*<br />

*1. Halbjahr<br />

486 185<br />

2015<br />

589 835<br />

2016<br />

800 494<br />

2018<br />

NEU IN DER STADT<br />

Eine Flatrate<br />

für<br />

zwei Räder<br />

VonJochen Knoblach<br />

Mieträder gehören bekanntermaßen<br />

nicht zu den Fortbewegungsmitteln,<br />

in denen für den gemeinen<br />

<strong>Berliner</strong> das größte Sympathiepotenzial<br />

steckt. Der geplagte<br />

Großstädter nimmt sie eher als im<br />

Weg stehende Immobilien wahr,<br />

weshalb Miete und Fahrrad in dieser<br />

Stadt eine belastete Kombination ist.<br />

Derniederländische Mietrad-Anbieter<br />

Swapfiets wagte sich dennoch<br />

nach Berlin, setzt mit seinem Geschäftsmodell<br />

allerdings auf Langzeitbeziehungen<br />

zwischen Rad und<br />

Radler. Denn die Swapfiets-Bikes,<br />

die mit ihren markanten blauen Vorderreifen<br />

seit einigen Wochen stadtweit<br />

auffallen, gibt es nicht minutenweise,<br />

sondern zur Monatsmiete.<br />

Für knapp 20 Euro bekommt man<br />

ein eigenes Fahrrad. Geht das Velo<br />

kaputt, macht es ein Swapfiets-<br />

Schrauber innerhalb eines Tages<br />

wieder flott. Ist das nicht möglich,<br />

wird esgegen ein funktionierendes<br />

Exemplar ausgetauscht. Wird das<br />

Rad geklaut, gibt es für drei Monatsmieten<br />

ein neues.<br />

Tatsächlich kann die 2014 in den<br />

Niederlanden gegründete Firma<br />

Swapfiets ihren Auftritt auf dem<br />

<strong>Berliner</strong> Marktals Erfolg verbuchen.<br />

„Unsere Erwartungen wurden definitiv<br />

übertroffen“, sagt Philipp von<br />

Puttkamer, Statthalter von Swapfiets<br />

in Berlin. Im April war die<br />

Firma hier an den Start gegangen.<br />

Heute sind nach eigenen Angaben<br />

mehr als 5000 Bikes im Einsatz.<br />

Über 30 Mitarbeiter kümmern sich<br />

um den Service.<br />

Ein halbes Jahr nach Start wollen<br />

die Holländer nun auch Firmen für<br />

ihreFahrräder gewinnen. „Swapfiets<br />

for Business“ nennen sie ihr Angebot,<br />

mit dem Unternehmen Fahrräder<br />

samt Service für ihreMitarbeiter,<br />

für den Firmen-Fuhrpark oder<br />

etwa für Hotelgäste mieten können.<br />

Fahrrad statt Dienstwagen<br />

Damit treten die Holländer allerdings<br />

auf einem bereits gut besetzten<br />

Markt an. Schätzungen zufolge<br />

sind bundesweit mehr als 250 000<br />

geleaste oder gemietete Diensträder<br />

unterwegs. Insgesamt gibt es knapp<br />

20 Anbieter.Das 2008 in Freiburggegründete<br />

Unternehmen Jobrad, das<br />

für Firmen das Leasing von Fahrrädern<br />

und E-Bikes organisiert, gilt als<br />

Pionier auf diesem Gebiet und zählt<br />

Firmen wie die Deutsche Bahn,<br />

Bosch, SAP und Rewe zu seinen Kunden.<br />

Zusätzlichen Schub bekam das<br />

Geschäftsmodell 2012. Seitdem werden<br />

Dienstfahrräder in Deutschland<br />

steuerlich wie Dienstwagen behandelt.<br />

Der Arbeitgeber least das Fahrrad<br />

und überlässt es seinem Mitarbeiter,der<br />

es auch privat nutzen darf.<br />

Die Kosten kann der Arbeitgeber als<br />

Betriebsausgaben absetzen.<br />

Swapfiets erhofft sich in Berlin<br />

rund 1000 Firmenverträge im ersten<br />

Jahr. Parallel wird das Angebot für<br />

Einzelkunden ausgebaut. Spätestens<br />

im Sommer nächsten Jahres sollen in<br />

Berlin auch E-Bikes zur Miete angeboten<br />

werden, für die aber voraussichtlich<br />

75Euro aufgerufen werden.<br />

Lastenräder sind ebenfalls geplant,<br />

doch will man sich bei Swapfiets noch<br />

nicht auf einen Starttermin festlegen.<br />

In jedem Fall sieht von Puttkamer in<br />

Berlin noch einiges Marktpotenzial.<br />

In der 870 000 Einwohner zählenden<br />

Heimatstadt Amsterdam hat das Unternehmen<br />

mehr als 35 000 Mieträder<br />

auf der Straße.<br />

SWAPFIETS


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 7<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

Immobilien machen den Unterschied<br />

Das Vermögen der Deutschen ist ungleich verteilt. Vorallem der Osten hinkt noch immer hinterher<br />

Von Friederike Marx<br />

Die Menschen in Deutschland<br />

haben in den vergangenen<br />

Jahren mehr<br />

Vermögen angehäuft. Allerdings<br />

ist es im internationalen Vergleich<br />

sehr ungleich verteilt. Die<br />

reichsten 10 Prozent besitzen demnach<br />

mehr als die Hälfte des gesamten<br />

Vermögens (56 Prozent), wie aus<br />

einer Studie des Deutschen Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung hervorgeht.<br />

Die ärmere Hälfte hat dagegen<br />

nur einen Anteil von1,3 Prozent.<br />

„Die Vermögensungleichheit ist<br />

zwar in Deutschland –auch im internationalen<br />

Vergleich –sehr hoch, sie<br />

verharrtaber in den letzten zehn Jahren<br />

auf diesem Niveau“, erläuterte<br />

Studienautor Markus Grabka. Dank<br />

niedriger Arbeitslosigkeit und gestiegener<br />

Löhne haben viele Menschen<br />

mehr auf die hohe Kante legen können.<br />

DerStudie zufolge stieg das Nettovermögen<br />

pro Kopf von 2012 bis<br />

2017 durchschnittlich um 22 Prozent<br />

auf knapp 103000 Euro.<br />

DerMedianwert, der die reichsten<br />

50 Prozent von der unteren Hälfte<br />

trennt, liegt nur bei 26000 Euro und<br />

damit deutlich unter dem Durchschnittswert.<br />

Dasweise aufeine starke<br />

ungleiche Verteilung der Vermögen<br />

hin. „Personen, die zwischen<br />

1940 und 1950 geboren wurden, in<br />

Westdeutschland leben und eine Immobilie<br />

besitzen, verfügen im<br />

Schnitt über besonders viel Vermögen“,<br />

sagt Studienmitautor Christoph<br />

Halbmeier.InWestdeutschland<br />

verfügte 2017 die Bevölkerung ab<br />

17 Jahren im Schnitt über ein Nettovermögen<br />

von 121500 Euro, imOsten<br />

lediglich über 55000 Euro. Ein<br />

Grund: In den neuen Ländern leben<br />

mehr Menschen zur Miete als im<br />

Westen. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Bayer sondiert<br />

Glyphosat-Vergleich<br />

DerLeverkusener Pharma-und<br />

ChemiekonzernBayer will im US-<br />

Rechtsstreit um den UnkrautvernichterGlyphosatnicht<br />

um jeden<br />

Preis klein beigeben.Inden Verhandlungen<br />

über eine außergerichtlicheBeilegung<br />

der Klagen in<br />

den USA gebe es für das Unternehmen<br />

zwei unverrückbareBedingungen,<br />

sagte Agrochemiechef Liam<br />

Condon der„Börsen-<strong>Zeitung</strong>“.<br />

Dassei zum einen die finanzielle<br />

Angemessenheit desVergleichs –<br />

und es müsseein „finaler Abschluss“<br />

sein. Spekulationen,der<br />

Bayer-Konzernsei bereit, für den<br />

Vergleich acht Milliarden Dollar in<br />

die Hand zu nehmen, hatten im Augustzuheftigen<br />

Kursturbulenzen<br />

geführt. (dpa)<br />

VW-Prozess verzögert sich<br />

um mehrere Monate<br />

DasmilliardenschwereMusterverfahren<br />

vonVolkswagen-Anlegern in<br />

der Dieselaffäreverzögertsichum<br />

mehrere Monate. Jeweils zwei geplanteTerminefür<br />

Oktober und für<br />

November seien aufgehobenworden,teilte<br />

das Oberlandesgericht<br />

Braunschweigmit. Als Grund werden<br />

umfangreiche Privatgutachten<br />

genannt, mitdenen sich das Gericht<br />

und die jeweilsanderePartei<br />

beschäftigen müssten. Volkswagen-<br />

Investoren fordernindem Prozess<br />

nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz<br />

(KapMug) einen<br />

Schadensersatz in Milliardenhöhe<br />

für die erlittenen Kursverluste nach<br />

dem Bekanntwerdendes Dieselbetrugs.<br />

(dpa)<br />

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NURBIS<br />

Dienstag<br />

8<br />

OKTOBER<br />

Ecuador will<br />

die Opec verlassen<br />

Lenin Moreno<br />

FOTO: J.MIRANDA/PRESIDENCIA ECU<br />

Ecuador will die Organisation der<br />

erdölexportierenden Länder (Opec)<br />

verlassen. Dassüdamerikanische<br />

Land werdezum 1. Januar 2020 aus<br />

dem Ölkartell aussteigen, teilte das<br />

Energieministerium mit. „Diese<br />

Maßnahme steht im Einklang mit<br />

dem Plan der Regierung, die öffentlichen<br />

Ausgaben zu senken und<br />

neue Einkünfte zu generieren“, hieß<br />

es in der Mitteilung. Ecuadors Prädident<br />

Lenin Moreno wollte zuletzt<br />

die Förderung seines Landes hochfahren<br />

und mehr Öl produzieren als<br />

vonder Opec festgelegt. Miteinem<br />

Anteil von0,7 Prozent an den gesamten<br />

Ölreservender Opec-Staaten<br />

gehörtEcuador zu den kleineren<br />

Mitgliederndes Kartells. (dpa)<br />

40%<br />

R<br />

IN ALLENABTEILUNGEN<br />

Höffner Möbelgesellschaft Lichtenberg<br />

GmbH&Co. KG LandsbergerAllee320<br />

10365Berlin,Tel. 030/5 46 06-0<br />

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Berlin-Schöneberg Sachsendamm20<br />

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R) Ausgenommen von dieser Rabattaktion sind Gutscheine, Bücher und Artikel der Marken Leonardo, Silit, WMF, Lifetime, Emsa und Joop. Alle an der Aktion teilnehmenden Artikel im Online-Shop und in den Prospektbeilagen<br />

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gekennzeichnete Artikel. Nicht mit anderen Rabattaktionen kombinierbar. Kundenkartenrabatt ist bereits enthalten. Barauszahlungen nicht möglich. Gültig für Neukäufe. Gültig bis einschließlich 08.10.2019.


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Verkehr<br />

ZITAT<br />

<strong>Berliner</strong><br />

Straßenkampf<br />

Peter Neumann<br />

hält Experimente wie das auf<br />

der Friedrichstraße für sinnvoll.<br />

Es gab Zeiten, da war die Friedrichstraße<br />

in Mitte nur eine Einkaufsmeile.Inzwischen<br />

ist sie mehr –wie unter<br />

einem Brennglas konzentriert sich dort<br />

die verkehrspolitische Diskussion. Beider<br />

Debatte, obdie für das Wochenende angekündigte<br />

Sperrung richtig ist, geht es<br />

längst nicht nur um diese eine Straße.<br />

Auf der einen Seite fordern Verfechter<br />

einer Verkehrswende angesichts der Erderhitzung<br />

den Klimaschädling Auto zurückzudrängen.<br />

Sie wünschen sich viele<br />

Flaniermeilen ohne Autos, gern auch am<br />

Hackeschen Markt, Unter den Linden, auf<br />

dem Kurfürstendamm. Sie fordern, dass<br />

die neue Mühlendammbrücke schmaler<br />

wird als die jetzige und legen die Spandauer<br />

Straße mit einem Picknick lahm.<br />

Aufder anderen Seite streiten <strong>Berliner</strong>,<br />

die Kraftfahrzeuge für einen unverzichtbaren<br />

Teil des Hauptstadt-Verkehrs halten.<br />

Auch sie sehen die Straßen als zentrale<br />

Arenen der verkehrspolitischen Diskussion.<br />

Wererhält dortwie viel Platz?<br />

Die Leichtfertigkeit, mit der derzeit<br />

darüber diskutiert wird, innerstädtische<br />

Verkehrsadern zu verengen oder gar<br />

lahmzulegen, ist problematisch. Es muss<br />

Hauptverkehrsstraßen geben, die funktionieren<br />

–imInteresse der Gesamtstadt.<br />

Doch klar ist auch, dass der Autoverkehr<br />

nicht mehr wachsen kann, dass Radfahrer<br />

und Fußgänger mehr Raum brauchen.<br />

Sperrungen wie die des Brandenburger<br />

Tors in den 1990er-Jahren zeigen, dass<br />

die Stadt nicht kollabiert, wenn manche<br />

Verbindungen gekappt werden. Deshalb<br />

ist es richtig zu experimentieren: mit vorübergehenden<br />

Sperrungen, provisorischen<br />

Radtrassen, sogar mit Findlingen<br />

auf Parkplätzen. Auch wenn viele die„Flaniermeile“<br />

auf der Friedrichstraße skeptisch<br />

sehen: Einen Versuch ist sie wert.<br />

Handel<br />

Trump freut<br />

sich zu früh<br />

Damir Fras<br />

befürchtet einen Zollkrieg zwischen<br />

Europa und den USA.<br />

Schon kurz nach dem Aufstehen brach<br />

Donald Trump am Donnerstagmorgen<br />

in Triumphgeschrei aus.DieWelthandelshandelsorganisation<br />

WTO habe den<br />

USA ein Preisgeld von 7,5 Milliarden US-<br />

Dollar zugesprochen, schrieb der US-Präsident<br />

auf Twitter. Und bezahlen müsse<br />

die EU: „Ein schöner Sieg“. Wenn er sich<br />

da mal nicht täuscht.<br />

Vordergründig ist die Entscheidung der<br />

WTO ein Vorteil für die USA. Weil die EU<br />

rechtswidrig den europäischen Flugzeugbauer<br />

Airbus subventioniert hat, dürfen<br />

die USA nun Strafzölle auf Produkte aus<br />

der EU erheben. Das Bruttoinlandsprodukt<br />

Deutschlands und Frankreichs dürfte<br />

um jeweils knapp zwei Milliarden Euro sinken,<br />

wenn die USA Zölle auf Würstchen<br />

und Wein aus europäischen Landen erheben.<br />

So weit, so klar,sounschön.<br />

Doch das Triumphgebrüll Trumps ist<br />

verfrüht. Im kommenden Jahr wirddie EU<br />

aller Voraussicht nach Strafzölle gegen die<br />

USA erheben dürfen. Weil die Amerikaner<br />

ihren Flugzeugbauer Boeing auch subventionierthaben.<br />

Dann könnte ein sinnloser,<br />

teurer Handelskrieg zwischen den<br />

USA und Europa ausbrechen. Darüber<br />

wirdsich nur China freuen. Am Rande bemerkt:<br />

Wirtschaftswissenschaftler haben<br />

errechnet, dass die Amerikaner unterm<br />

Strich mehr Geld in dieser Auseinandersetzung<br />

verlieren werden als die Europäer.<br />

Wie Trump das ausgerechnet in einem<br />

Wahljahr seiner Basis als „schönen<br />

Sieg“ verkaufen will, ist sein Geheimnis.<br />

EinAusweg wären Verhandlungen zwischen<br />

der EU und den USA. Aber das<br />

könnte am Ende bedeuten, dass ein Kompromiss<br />

zustande kommen muss. Doch<br />

das ist, wie die Welt leidvoll erfahren hat,<br />

ein Schimpfwortfür Trump.<br />

Der Stand der inneren Einheit<br />

So viel Zukunft war nie –imständig<br />

neuen, wachsenden Berlin.WirAktivisten<br />

bei den Öko-Initiativen, die<br />

Fachreferenten und Verbandsmenschen<br />

der Umweltverbände sind der jungen<br />

Generation dankbar für ihre Generalforderung<br />

nach mehr Klimaschutz. Niemand anderes<br />

kann diese Forderung mit mehr Berechtigung<br />

vortragen als die„Jungen“, insbesondereweil<br />

wir „Alten“ trotz jahrzehntelangen<br />

Engagements nicht Teil der Lösung sind.<br />

Wir sind strukturell auch Teil des Problems,<br />

wo bislang nicht geschafft wurde, was anund<br />

abgeschafft werden müsste.<br />

Wir wissen, dass nicht nur die Städte die<br />

Hauptemittenten von schädlichen Klimagasen<br />

sind. In Berlin ist der Verkehrssektor mit<br />

riesigen Einsparpotentialen bei CO 2 ,Stickoxiden,<br />

Feinstaub etc.inder Diskussion. Fast<br />

die Hälfte der Emissionen stammen aber aus<br />

unseren Haushalten. Berlin ist dabei auch die<br />

Mieterhauptstadt, die konzentriert den Klimawandel<br />

anheizt, weil wir einen riesigen<br />

Altbaubestand haben, der alles andere als<br />

energieeffizient ist. Wir setzen fast keine erneuerbaren<br />

Energien ein –insbesondere bei<br />

der Beheizung unserer Wohnungen. Klimaschutz<br />

und Milieuschutz, Klima- und Denkmalschutz,<br />

Schutz vor Gentrifizierung UND<br />

Schutz vordem Klimawandel –solche Fragen<br />

sind uns bislang keine beispielgebenden<br />

Antworten wert.<br />

Wirnutzen –wenn wir schlau und „for future“<br />

sind –Kühlschränke mit Effizienzlabel<br />

A+++, beleuchten uns mit A++ LEDs, waschen<br />

unsere fairtrade/bio-Klamotten in<br />

A+++ Maschinen –den größten Energieverbrauch<br />

(nämlich Wärme) verballern wir in<br />

berlintypischen Gebäuden mit Klasse „D“<br />

oder schlechter.Und wenn dieWohnung nun<br />

ein Kühlschrank wäre? Dann würde kein<br />

Mensch auf die Idee kommen, mit viel Geld<br />

den hohen Verbrauch abzubezahlen, Modernisierungsumlagen<br />

fürs Aufhübschen, aber<br />

nicht für die ökologische Optimierung zu<br />

leisten, die dringend notwendige Reparatur<br />

Ich teile nicht mehr sehr oft Dinge auf Facebook,<br />

außer wirklich einschneidende<br />

Lebensereignisse, wie zum Beispiel, als<br />

mein Hund kürzlich wegen einer stressbedingten<br />

Schuppenflechte so einen lustigen<br />

Trichter tragen musste und deshalb ständig<br />

gegen irgendwelche Dinge gelaufen ist und<br />

dann immer sehr traurig und verständnislos,<br />

aber eben auch sehr niedlich geschaut<br />

hat.<br />

Als ich dann kürzlich von Hamburg nach<br />

Amsterdam gezogen bin, fand ich, dass das<br />

nun ein ähnlich wichtiger Anlass sei, meinen<br />

besten 667 Freunden mal wieder ein Lebenszeichen<br />

vonmir zu geben und poste ein Bild<br />

vonmir vordem Hamburger Puff, über dem<br />

ich wohnte. Ich ernte viele Herz-Emojis und<br />

ein paar staunende Wow-Emojis. Eine<br />

Freundin kommentiert „Wie eine Feder im<br />

Wind“ und kurz denke ich, ihr sei vielleicht<br />

aufgefallen, dass ich über den Sommer drei<br />

Kilo abgenommen habe.<br />

Wahrscheinlicher ist aber,dass sie mir halb<br />

pathetisch, halb poetisch unterstellt, dass ich<br />

meinen Wohnort doch häufiger wechsle als<br />

die meisten. Im Grunde liegt sie damit nicht<br />

falsch: ich bin in meinem Leben zweiundzwanzig<br />

Mal umgezogen und habe in zehn<br />

verschiedenen Städten gewohnt, wenn man<br />

jede Wohnung und jedes WG-Zimmer mitzählt,<br />

wo ich mindestens einen Monat Miete<br />

gezahlt habe. Absoluter Unsinn ist es jedoch,<br />

anzunehmen, dass diese Umzüge wie Federn<br />

im Wind vonstatten gegangen wären. Denn<br />

irgendwie habe ich es in meinem 32 Jahre<br />

Zehn Debatten in zehn Wochen.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,derTagesspiegel und die Bundeszentrale<br />

fürpolitische Bildung feiern30Jahre Meinungsfreiheit.<br />

Diese Woche: Wasist unsdas Klima wert?<br />

Argumente und Ideen bitte an<br />

leser-blz@dumont.de; Stichwort: Meinungsfreiheit<br />

Alle Debatten online unter<br />

berliner-zeitung.de/meinungsfreiheit<br />

Zwischen<br />

Wutund<br />

Mut<br />

Matthias Krümmel<br />

istReferent für Klimaschutz beim Bund für Natur und<br />

Umweltschutz Deutschland (BUND).<br />

KOLUMNE<br />

Wieeine<br />

Feder<br />

im Wind<br />

Yulian Ide<br />

Autor<br />

dauernden Leben trotzdem geschafft, solche<br />

Unmengen an Krempel anzusammeln, dass<br />

ich vor jedem Umzug kurz in Erwägung<br />

ziehe,all meine Habseligkeiten in Benzin zu<br />

ertränken und ein entzündetes Streichholz<br />

drauf zu werfen, während ich mit meinem<br />

Hund unterm Arm die brennende Szenerie<br />

verlasse.<br />

Dann fällt mir aber ein, dass an den Sammeltassen,<br />

die ich von meiner Oma geerbt<br />

HEIKO SAKURAI<br />

zu verschieben, die zugunsten der Klimabilanz<br />

aber „for future“ wäre.<br />

Denn Wohnen ist viel mehr:Wir haben als<br />

Mieterinnen und Mieter in Berlin keine ökologische<br />

Infrastruktur,die wir aber bräuchten.<br />

Klimaschutzpolitik muss Mieter und Investoren<br />

aneinen Tisch setzen, die Infrastruktur<br />

muss nicht vonVerbrauchern, sondern politisch<br />

organisiert werden. Wir alle sind es, die<br />

anders heizen, konsumieren, bauen und sanieren,<br />

eventuell auch anders Energie produzieren<br />

müssen, wenn es„for future“ sein soll.<br />

Undwas ist uns nun das Klima wert?<br />

AufBundesebene: bislang ein kleines,süßsaures<br />

Groko-Klimapäckchen, mäßig hübsch,<br />

aber nutzlos.Nicht anschlussfähig an dieWissenschaft,<br />

die sich die Augen reibt und fragt:<br />

Warumhaben wirüberhaupt die Politik beraten,<br />

wenn davon nichts auftaucht?<br />

UndinBerlin: Da soll es das <strong>Berliner</strong> Energie<br />

und Klimaschutzprogramm sein, das uns<br />

die „Klimaneutralität“ bringt. Sehr viel Geld<br />

steht bereit, mehr als 100 überwiegend<br />

schlaue Maßnahmen, um 2050 am Ziel zu<br />

sein: 95 Prozentweniger Emissionen oder pro<br />

<strong>Berliner</strong> ca. 1,5 Tonnen CO 2 je Mensch und<br />

Jahr –ausgehend vonderzeit etwa elf Tonnen.<br />

Wir haben längst kein Erkenntnis-, sondern<br />

ein gesellschaftliches Umsetzungsdefizit.<br />

Klimaschutz wirdnämlich nicht vonAktivisten,<br />

Politik oder Verwaltung umgesetzt,<br />

sondernvon unsallen: der GESAMTGESELL-<br />

SCHAFT FOR FUTURE.<br />

Das Geld ist da und wird nicht abgeholt,<br />

statt Umsetzung sehen wir: granitsteinharte<br />

Diskussionen um eine fußgängerfreundliche<br />

Bergmannstraße, Mietendeckeldiskussionen,<br />

die am Feindbild des bösen Investors<br />

stricken, der den ökologischen Fußabdruck<br />

des Gebäudes verantworten soll. Die Klimademokratie<br />

muss nicht nur soziale Aspekte<br />

berücksichtigen, sie muss auch Grenzen setzen.<br />

Sieist ohne soziale und kulturelle Nachhaltigkeit<br />

undenkbar, aber muss auch klarmachen,<br />

in welche Richtung sich die Gesellschaft<br />

bewegen soll.<br />

habe, ja auch Erinnerungen hängen oder<br />

meine alten Tagebücher sicherlich mal zukünftigen<br />

Historikern, die sich mit der Epoche<br />

zwischen 1999 und 2013 beschäftigen,<br />

als Zeitdokument sehr nützlich sein werden.<br />

Während ich dann also doch nicht meine<br />

Wohnung abfackele und stattdessen brav<br />

meine Dinge in Umzugskartons verstaue,erinnereich<br />

mich an MarieKondo,japanischer<br />

Aufräumguru, die Komsumromantikern wie<br />

mir nahelegt, jeden Gegenstand kurz in<br />

beide Hände zu nehmen, die Augen zu<br />

schließen und sich zu fragen, „Does it spark<br />

joy?“, ob er also Freude versprüht.<br />

Ich mache also drei Stapel: viele Bücher<br />

und Bilder auf dem ersten Stapel versprühen<br />

zwar irgendwie Freude, sind aber so schwer,<br />

dass ich sie doch lieber in Deutschland einlagere,<br />

als sie irgendwelche steilen Amsterdammer<br />

Treppen hinaufzuschleppen. Die<br />

Aussicht, auch in Amsterdam nicht nackt herumlaufen<br />

zu müssen, sparkt bei mir so viel<br />

Joy, dass ich sämtliche Kleidung in einer anderen<br />

Ecke meiner Wohnung versammle.<br />

Ziemlich viele meiner Habseligkeiten lassen<br />

mich aber überraschenderweise gar nichts<br />

fühlen und erleichtertstelle ich fest, dass ich<br />

somit keine tiefere emotionale Bindung zu<br />

Kuchenformen und Gießkannen aufgebaut<br />

habe. Sie fügen meinem Leben keinen Wert<br />

hinzu und werden somit entfernt. Befreiend<br />

fühlt sich das an –nun überlege ich, ob ich<br />

mich mit der Marie-Kondo-Methode nicht<br />

auch mal einiger Facebook-Freunde entledigen<br />

sollte.<br />

„Ich bin keiner, der<br />

mitsingt, wenn die Hymne<br />

läuft. Aber ich heule bis<br />

heute, wenn ich TV-Bilder<br />

davon sehe, wie Genscher<br />

1989 auf dem Balkon der<br />

Prager Botschaft spricht.“<br />

Christian Bangel in der Zeit<br />

AUSLESE<br />

Tagder Einheit, nicht<br />

der Spaltung<br />

Die Wiedervereinigung bewegt alle,<br />

und zum Jubiläum macht sich auch die<br />

Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> Gedanken darüber,<br />

ob die Einschätzungen zu dem Ereignis<br />

gespalten und uneindeutig sind. „Die<br />

Schlechtredner gibt es im Osten wie im<br />

Westen. Zu ihnen gehören im Osten die<br />

harten Ostalgiker genauso wie jene, die<br />

das gegenwärtige System (Chiffre: Berlin)<br />

mehr ablehnen, als sie das alte wirklich<br />

vermissen würden. Zu den SchlechtrednernimWesten<br />

gehören wiederum vorallem<br />

jene, für die die DDR ganz eindeutig<br />

ein Unrechtsstaat war (stimmt) und sonst<br />

nichts (stimmt nicht.)“<br />

Mit der medialen Fokussierung der<br />

Unterschiede zwischen Ost und West befasst<br />

sich auch Die Welt. „Gott sei Dank<br />

verlasse ich mein Haus manchmal. Dort<br />

erlebe ich etwas anderes, etwas, was mit<br />

Spaltung zwischen Osten und Westen<br />

nicht viel zu tun hat. Ich habe sehr viele<br />

ostdeutsche Freunde und außerdem jede<br />

Menge Bekannte,bei denen ich nicht einmal<br />

weiß, ob sie aus dem Osten oder aus<br />

dem Westen sind. Eine Spaltung ist nirgendwo<br />

zu sehen, jedenfalls keine Spaltung<br />

zwischen dem einstigen Osten und<br />

dem einstigen Westen. Niemand hat die<br />

Absichteine Mauerzuerrichten.“ DieFAZ<br />

glaubt: „Die Deutschen, die in Prag nach<br />

Freiheit riefen, hatten Mut. Daran sollten<br />

wir uns gelegentlich erinnern. Mut, nicht<br />

Verdrossenheit, kann Zäune überwinden<br />

und Mauern zum Einsturzbringen.“Kai<br />

Schlieter<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

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Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 – S eite 9 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

WieHypnose<br />

Notfallpatienten<br />

helfen kann<br />

Seite 16<br />

Warum im Osten die Kluft zwischen Arm und Reich wächst Seite 10<br />

Wasder Potsdamer Arzt Christoph Hey in Libyen erlebt hat Seite 14<br />

Stadtbild<br />

Kaufen für die<br />

Nachbarschaft<br />

Ruth Herzberg<br />

hat ihren Part für den Erfolg<br />

des Straßenfests gefunden.<br />

Jedes Jahr, Ende September, ist es<br />

soweit. In der kleinen Straße nebenan<br />

wird gefeiert. Das Straßenfest.<br />

Es ist schon das 23. –sosteht<br />

es zumindest auf den vielen Plakaten.<br />

Eine schöne Tradition. Alle sind<br />

wieder da. Der Fahrradparcours,<br />

das Kinderschminken, der Bratwurststand,<br />

der Bierstand, die<br />

Bühne,die Hüpfburg.<br />

Alles wurde von den Anrainern<br />

selbst organisiert. Respekt und Bewunderung<br />

sei ihnen!<br />

Aber die Frage ist doch: Wie halten<br />

sie das emotional und nervlich<br />

nur aus, sich schon monatelang<br />

vorher regelmäßig für die Planung<br />

zu treffen?<br />

Was für eine grauenhafte Vorstellung,<br />

sich im Team mit Nachbarn,<br />

also Leuten, denen man im<br />

Zweifelsfalle nicht mal ausweichen<br />

kann, ehrenamtlich um Genehmigungen,<br />

Antragsformulare, Versicherung<br />

und To-do-Listen zu kümmern,<br />

und zwar zusätzlich zum<br />

aufreibenden Alltag.<br />

Die aktive Teilnahme an einem<br />

solchen Event muss daher für<br />

mich, als eingefleischte Misanthropin,<br />

Utopie bleiben. Nie würde ich<br />

mich hinter den Grill stellen oder<br />

Brötchen aufschneiden, nie selbstgebackenen<br />

Kuchen für den guten<br />

Zweck anbieten.<br />

Ja, ich würde nicht mal mein<br />

Hab und Gut auf dem kleinen Straßenfest-Flohmarkt<br />

feilbieten.<br />

Warumauch?<br />

Dafür bewundere ich den Mut<br />

der Nachbarn, die ihr Privatleben<br />

solchermaßen einmal im Jahr<br />

preisgeben.<br />

Vor dem eigenen Wohnhaus<br />

werden beim Straßenfest die ausgemusterten<br />

Inhalte von Kinderzimmer,<br />

Bücherregal und Kleiderschrank<br />

ausgebreitet.<br />

Ich flaniere herum und mustere<br />

Barbiepuppen, Armbanduhren,<br />

Plüschpferde, Theodor-Fontane-<br />

Gesamtausgaben und mache mir<br />

ein Bild von der Lebensweise meiner<br />

Nachbarn. Aber die Sonnenbrille<br />

setzeich dabei nicht ab.<br />

Niemals würde ich es wagen,<br />

mich vor das ausgestellte Privatleben<br />

der anderen zu knien und<br />

darin herumzuwühlen.<br />

„Das geht mich doch alles gar<br />

nichts an!“, denke ich als sensible<br />

Künstlerin. Aber dann tu ich’s<br />

doch. Ein Kleidungsstück in schöner<br />

Farbe bricht den Bann. Von da<br />

an ist alles wie jedes Jahr.Ich kaufe,<br />

kaufe, kaufe. Hab ich das geblümte<br />

Kleid, das ich heute trage, nicht<br />

auch letztes Jahr hier erworben?<br />

Bei der Japanerin aus der Nummer<br />

56? Ja, ich geb’s zu: Der Großteil<br />

meiner Garderobe besteht aus<br />

den abgelegten Seidenröckchen<br />

und Kaschmirpullovern meiner<br />

wohlhabenden Nachbarinnen.<br />

Auch ein nicht ganz geringer Teil<br />

meiner Bibliothek stammt von<br />

hier.<br />

So trage auch ich etwas zum Fest<br />

und also zur Stadtgesellschaft bei.<br />

Ich unterstütze die Anwohner der<br />

hübschen kleinen Nebenstraße finanziell<br />

und mikroökonomisch,<br />

damit sie auch nächstes Jahr wieder<br />

Lust haben, das Fest zu organisieren.<br />

Mauershow mit „The Hoff“<br />

David Hasselhoff gab am Donnerstagabend in der Max Schmeling<br />

Halle sein dem Mauerfall gewidmetes,großals Mauershowunter dem<br />

Motto „Freedom! The Journey Continues“ angekündigtes Konzert. Vor<br />

30 Jahren hatte der US-amerikanische Sänger,auch„the Hoff“ genannt,<br />

mit seinem Song „Looking for Freedom“ den Sound der Zeit mitgeprägt.<br />

Jetzt blieben viele Plätzeinder Halle leer.Das Festgelände auf der<br />

Für Autos verboten<br />

Am Wochenende wird die Friedrichstraße Flaniermeile –Auftakt zu weiteren Sperrungen dieser Art<br />

VonPeter Neumann<br />

Kraftfahrer sollten eine<br />

wichtige Verbindung in<br />

der Innenstadt an diesem<br />

Wochenende weiträumig<br />

umfahren. Ein Teil der Friedrichstraße<br />

in Mitte wird amSonnabend<br />

und Sonntag autofreier Bereich. Wo<br />

sich sonst Autos stauen und Abgase<br />

wabern, entsteht dann Platz zum<br />

Flanieren. „Uns geht es um den Aha-<br />

Effekt“, sagt Stephan vonDassel, Bezirksbürgermeister<br />

von Mitte. „Wir<br />

wollen zeigen, wie diese Straße ohne<br />

Autos sein könnte.“ Fortsetzung<br />

folgt: Auch andere Straßen würden<br />

sich für solche Sperrungen eignen,<br />

so der Grünen-Politiker und andere<br />

Vertreter einer Verkehrswende.<br />

Es ist eine Artvon Beglückung, die<br />

bei Gewerbetreibenden entlang der<br />

Friedrichstraße auf Kritik stößt. „Sie<br />

sehen die Sperrung skeptisch bis<br />

sehr kritisch“, sagt Rainer Beckmann,<br />

Geschäftsführer der Werbegemeinschaft<br />

für das Quartier 205<br />

Stadtmitte.Dem Bezirksbürgermeister<br />

und seinen Mitstreitern gehe es<br />

nicht darum, die Friedrichstraße<br />

aufzuwerten oder zu retten. Ihr Ziel<br />

sei es, beispielhaft ihr Verkehrskonzept<br />

durchzudrücken –ein Konzept,<br />

das vorsieht, Kraftfahrzeuge aus der<br />

<strong>Berliner</strong> Innenstadt zu vertreiben.<br />

60 000 Euro aus der City Tax<br />

„Es ist albern, Autos aus der Stadt zu<br />

drängen“, entgegnet Beckmann.<br />

Ähnlich „albern“ sei die jetzige Verkehrspolitik,<br />

die vorrangig auf das<br />

Fahrrad setzt. „Menschen wollen beweglich<br />

sein“, gibt er zu bedenken.<br />

Das bedeutet für viele: Auto fahren.<br />

Idee des ADAC: Die Autolobbyunterbreitete<br />

2016<br />

den Vorschlag,inder Friedrichstraße<br />

einen Fußgängerbereich<br />

einzurichten –als Alternativezueiner<br />

Sperrung<br />

vonUnter den Linden.<br />

STRASSE FREI FÜR FUSSGÄNGER<br />

Auftakt 2018: Das Bündnis<br />

„Stadt für Menschen“<br />

machte im vergangenen Dezember<br />

den Anfang.Esverwandelte<br />

ein Teilstück der<br />

Friedrichstraße einigeStunden<br />

in die „Flaniermitte“.<br />

Und die Linden? Die rot-rotgrüne<br />

Koalitionsvereinbarung<br />

sieht vor, dass eine<br />

Machbarkeitsstudie zur fußgängerfreundlichen<br />

Umgestaltung<br />

Unter den Linden<br />

in Auftrag gegeben wird.<br />

An diesem Wochenende werde die<br />

Friedrichstraße „künstlich“ geschlossen,<br />

„ohne jedes Konzept. Das<br />

ist unprofessionell“, bilanzierter.<br />

Beckmann ist Mitglied der Interessengemeinschaft<br />

„Die Mitte“, der Ladenbesitzer,<br />

Immobilienbetreiber<br />

und andere Anlieger der Friedrichstraße<br />

angehören. Mit der Aktion sei<br />

man zu kurz gesprungen, lautet dort<br />

die Einschätzung. „Wir haben um<br />

Unterstützung gebeten, die Friedrichstraße<br />

aufzuwerten“, rief der Vorstandsvorsitzende<br />

Guido Herrmann,<br />

Verwaltungsdirektor des Friedrichstadt-Palastes,inErinnerung.„Das<br />

ist<br />

mit einem punktuellen Event-Aktionismus<br />

nicht zu erreichen.“<br />

Kaum jemand leugnet, dass die<br />

traditionsreiche Straße Herausforderungen<br />

gegenübersteht. Mit Besucherzahlen<br />

anderer Einkaufsmeilen<br />

kann sie nicht konkurrieren, Passanten<br />

fallen leerstehende Läden ins<br />

Auge.Ein Teil der Probleme hat nach<br />

Einschätzung von Beobachtern damit<br />

zu tun, dass die Straße für Fußgänger<br />

so unwirtlich ist. Der Autoverkehr<br />

ist stark, die Gehwege sind<br />

schmal, was Baumpflanzungen erschwert;<br />

am Abend gibt es kaum<br />

Gastronomie. Mit einer Flaniermeile<br />

zwischen der Französischen<br />

und der Mohrenstraße wollen der<br />

Bezirk, der Senat und die Tourismuswerber<br />

vonVisit Berlin am Wochenende<br />

zeigen, was stattdessen<br />

möglich wäre. „Es soll kein Straßenfest<br />

sein“, erklärt von Dassel. „Aber<br />

wir wollen einiges ausprobieren.“<br />

Motto: „Friedrich, the Flâneur“.<br />

Eine Pankower Agentur organisiertdie<br />

Aktion, 60 000 Euro ausder<br />

City Taxstehen bereit. Junge Modelabels<br />

zeigen ihre Kreationen, in<br />

Tiny Houses können Besucher neue<br />

Wohnkonzepte erleben, der Senat<br />

informiert über Mobilität, die ohne<br />

private Kraftfahrzeuge auskommt.<br />

Von den Anwohnern wünsche<br />

man sich, dass sie solche Aktionen<br />

unterstützen, sagt von Dassel. Zwar<br />

öffnen die Geschäfte an beiden Tagen,<br />

doch sonst steuerndie Anlieger<br />

wenig bei. Sieseien auf einem anderenFeldaktiv,entgegnet<br />

Beckmann.<br />

IMAGO/JAN HUEBNER/LAKOMSKI<br />

Straße des 17. Juni und rund um das Brandenburger Torwar tagsüber<br />

gut gefüllt. DieBesucher der Festmeile zum Tagder Deutschen Einheit<br />

ließen sich vonein paar dunklen Regenwolken nicht abschrecken. Das<br />

Volksfest wird Freitag und Sonnabend fortgesetzt. Das Programm auf<br />

den drei Showbühnen widmet sich jeweils einem anderen Musikthema<br />

–lokale Bands,Singer-Songwriter und elektronische Musik. (BLZ)<br />

„Wir arbeiten an einem Konzept, die<br />

Friedrichstraße neu zu definieren.“<br />

Benötigt werdeein Plan,der auch<br />

die Nachbarschaft im Blick hat –mit<br />

Themen wie Wege- und Parkleitkonzepten.<br />

„Wir wollen alle einbeziehen“,<br />

vonAuto- bis Radfahrern.<br />

„Eine Schließung um der Schließung<br />

willen lehnen wir ab“, so Beckmann.<br />

Doch nach Informationen<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> werden durchausVerkehrsbeschränkungen<br />

diskutiert.<br />

Mehr Grün, Verkehrsberuhigung,<br />

Tempo 30, Einbahnregelung,<br />

Sperrung für den Lkw-Durchgangsverkehr–das<br />

sind einige Ideen.<br />

2020 auch aufdem Kudamm<br />

Am verkaufsoffenen zweiten Adventswochenende<br />

gebe es eine weitere<br />

Teilsperrung, so von Dassel.<br />

2020, im späten Frühjahr, ist die<br />

Straße sogar mehrereWochen dicht.<br />

Dann lässt der Senat die Auswirkungen<br />

auf den Verkehruntersuchen.<br />

DerHackesche Marktwürde sich<br />

ebenfalls für eine Sperrung eignen,<br />

sagt der Bürgermeister –wenn die<br />

Baustellen weg sind. Dort herrsche<br />

das „pureChaos“. Dierot-rot-grüne<br />

Koalition habe 2016 vereinbart, Unterden<br />

Linden fußgängerfreundlich<br />

umzugestalten, mahnt unterdessen<br />

das Bündnis „Stadt für Menschen“.<br />

Eine zweistündige Sperrung der<br />

Schlossbrücke soll Ende November<br />

oder Anfang Dezember auf die Vereinbarung<br />

aufmerksam machen.<br />

2020 werde auf weiteren Straßen<br />

gezeigt, wie angenehm es ohne Autos<br />

sei, so Sprecher Matthias Dittmer.<br />

„Dannwollen wir uns auch um<br />

die City West kümmern.“ Autofreier<br />

Kurfürstendamm –jabitte.<br />

NACHRICHTEN<br />

20 000 Freiwillige sollen im<br />

kommenden Jahr BER testen<br />

Rund 20 000 Freiwillige sollen 2020<br />

die Betriebsabläufe am Problemflughafen<br />

BER testen –mit den Bauarbeiten<br />

will Flughafen-Chef Engelbert<br />

Lütke Daldrup bis dahin fertig sein.<br />

„Die Komparsen kommen erst im<br />

Sommer kommenden Jahres“, sagte<br />

er .Die letzten Bauarbeiten und Mängel<br />

sollen bereits im Laufe des ersten<br />

Quartals beendet und abgearbeitet<br />

sein. 85 Prozentder verbliebenen<br />

Mängel an Kabeltrassen seien inzwischen<br />

behoben, sagte Lütke Daldrup.<br />

„Die Komparsensuche wirdAnfang<br />

des neuen Jahres beginnen.“ Im Oktober2020<br />

soll der Flughafen dann<br />

öffnen –nach13JahrenBauzeit und<br />

mit neun JahrenVerspätung. Doch<br />

groß gefeiertwerde dieEröffnung<br />

nicht.„Es wirdkeine großeParty geben“,sagte<br />

der BER-Chef.„Ineinem<br />

Jahr wird etwas endlichfertig sein,<br />

worauf dieÖffentlichkeit schon sehr<br />

lange gewartet hat.“ (dpa)<br />

Mobilitätsexperte: Zahl<br />

der Pendler wird steigen<br />

DieZahl der Großstädter,die für den<br />

Jobineine andereStadt oder Gemeinde<br />

pendeln, wirdnach Einschätzung<br />

des Deutschen Instituts für Urbanistik<br />

in den nächsten Jahren wohl<br />

steigen.„Das wirdvermutlich weiter<br />

wachsen, wenn derVerkehrweiter<br />

ausgebaut und verbessertwird. Die<br />

Tendenzen dazu sind da“, sagte der<br />

Mobilitätsforscher Tilman Bracher.<br />

Bereits in denVorjahren sei die<br />

Gruppe der Pendler,die in einer<br />

Großstadt wohnen, aber an einem<br />

anderen Ortarbeiten, gewachsen.<br />

Durch„relativ guteVerkehrsangebote“<br />

seien dieWege aus der Großstadt<br />

heraus häufig schneller als in die<br />

Gegenrichtung. In Berlin oder Hamburg<br />

istesallerdings nach wie vorso,<br />

dass sie deutlich mehr Pendler aus<br />

dem Umland und anderen Städten<br />

anziehen, als Einwohner rauspendeln.<br />

(dpa)<br />

Der Fernsehturmfeiert<br />

seinen 50. Geburtstag<br />

Am 50. Jahrestag der Eröffnung des<br />

<strong>Berliner</strong> Fernsehturms haben zahlreiche<br />

Besucher dasWahrzeichen am<br />

Alexanderplatz besucht. Es habe<br />

„richtige Geburtstagsstimmung“ geherrscht,<br />

sagte Pressesprecher Dietmar<br />

Jeserich am Donnerstag. DasGebäudewurde<br />

am 3. Oktober1969<br />

nach knapp vier Jahren Bauzeit eröffnet<br />

und gilt heute als höchstes Bauwerk<br />

Deutschlands (368 Meter).Etwa<br />

60 Millionen Besucher kamen seit der<br />

Eröffnung. Auch Berlins Regierender<br />

Bürgermeister Michael Müller (SPD)<br />

gratulierte:„Erhat in Zeiten der Teilung<br />

den Menschen Hoffnung und<br />

ein Gefühl der unbeschwerten Freiheit<br />

gegeben.“ (dpa)<br />

Er ist eines der Symbole Berlins: der Fernsehturm.<br />

Gerade ist er 50 geworden. IMAGO


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019<br />

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Berlin<br />

Er sorgte in den vergangenen<br />

Jahren für Diskussionsstoff<br />

mit seinen Studien<br />

über die wachsende soziale<br />

Spaltung in Deutschland. DerSozialwissenschaftler<br />

Marcel Helbig arbeitet<br />

im Wissenschaftszentrum Berlin<br />

für Sozialforschung (WZB), einem<br />

großen Neorenaissance-Bau am<br />

Reichpietschufer 50, einst Sitz des<br />

Reichsversicherungsamts. 1988 zog<br />

hier das WZB ein. Mitseinen modernen,<br />

pastellfarbenen Anbauten im<br />

Stil einer Bastei ist es schon vonweitem<br />

sichtbar. Ein Teil ist eingerüstet.<br />

Hier entstehen weitereGeschosse.<br />

Marcel Helbig ist 1,96 Meter groß<br />

und wirkt sehr jugendlich für einen<br />

Professor. Wir sitzen in einer Loggia<br />

mit Blick auf den Landwehrkanal.<br />

Marcel Helbig redet schnell, mit<br />

leichter thüringischer Sprachfärbung,<br />

was auf seine Herkunft hinweist.<br />

Geboren wurde er 1980 in Erfurt.<br />

Zu seinem Forschungsthema<br />

„Bildung und soziale Ungleichheit“<br />

sei er eher durch Zufall gekommen,<br />

erzählt er. Aber wenn man ihm eine<br />

Weile zuhört, merkt man, dass es<br />

durchaus viel mit seinem eigenen<br />

Leben zu tun hat.<br />

Eigentlich habe er nie studieren<br />

wollen, sagt er. Seine Eltern stammen<br />

aus der Arbeiterschicht. Wirklichen<br />

Bildungs-Ehrgeiz entwickelte<br />

er –wie viele Jungen –erst spät. Helbig<br />

lernte am Erfurter Gutenberg-<br />

Gymnasium, genau an jener Schule,<br />

an der 2002, zwei Jahrenach seinem<br />

Abitur,der ehemalige Schüler Robert<br />

Steinhäuser während eines Amoklaufs<br />

sechzehn Menschen tötete und<br />

dann sich selbst. Der„Amoklauf von<br />

Erfurt“ –ein Schock fürs ganzeLand<br />

– ließ auch Helbig über manches<br />

nachdenken, was den persönlichen<br />

Wegund sein Umfeld betrifft.<br />

Auch wenn sich vieles nicht<br />

zwangsläufig ergab –das Bachelorstudium<br />

für Sozialwissenschaften in<br />

Erfurt, der Master an der Humboldt-<br />

Universität (HU) Berlin, der Wechsel<br />

ans WZB als wissenschaftlicher Mitarbeiter,<br />

die Professur –, so hat Helbig<br />

am Ende doch genau das Thema<br />

gefunden, das ihn bewegt und antreibt.<br />

Dasmerkt man daran, wie engagierterdarüber<br />

spricht.<br />

„Jemehr ich über Bildung gelesen<br />

habe,desto klarer wurde mir,wie unglaublich<br />

ungerecht das deutsche<br />

Bildungssystem ist“, sagt er.Esseien<br />

die Strukturen der Gesellschaft und<br />

des Bildungswesens, die sozial ungleiche<br />

Chancen vermittelten. Einen<br />

Beleg dafür lieferten Marcel Helbig<br />

und der Bildungsjurist Michael<br />

Wrase Ende 2016 mit einer aufsehenerregenden<br />

Studie über Privatschulen.<br />

„Die Privatschulen sind<br />

mittlerweile ein Symptom für die<br />

sich spaltende Gesellschaft“, sagt<br />

Helbig. „Besonders im Osten werden<br />

sie vor allem von Akademikerkindern<br />

besucht.“ Kinder von Eltern<br />

ohne Berufsabschluss seien eine<br />

Ausnahmeerscheinung.<br />

Den Bundesländern stellten Helbig<br />

und Wrase ein schlechtes Zeugnis<br />

aus. Ihr Urteil: Nahezu alle –bis<br />

auf Rheinland-Pfalz und Nordrhein-<br />

Westfalen –verstießen mit ihrer Bildungspolitik<br />

und Verwaltungspraxis<br />

permanent gegen das Grundgesetz,<br />

dem zufolge es im Bildungssystem<br />

keine „Sonderung nach den Besitzverhältnissen<br />

der Eltern“ geben<br />

dürfe. Sogebe es fast nirgendwo die<br />

klare Ansage an die Privatschulen,<br />

dass Transferleistungsempfänger<br />

kein Schulgeld zahlen dürften oder<br />

dass es eine soziale Staffelung der<br />

Schulgelder geben müsse.<br />

Eine zweite Studie, die Marcel<br />

Helbig mit seiner Kollegin Stefanie<br />

Jähnen im vergangenen Jahr vorstellte,<br />

ging noch tiefer in die Strukturen.<br />

Sie zeigte am Beispiel von 74<br />

deutschen Städten, wie dort die soziale<br />

Spaltung voranschreitet. „In<br />

Die Gesellschaft<br />

ist gespalten<br />

Der Sozialwissenschaftler Marcel Helbig spürt mit seinen Studien<br />

der Entwicklung in den Städten und im Bildungswesen nach.<br />

Vorallem im Osten wächst die Kluft zwischen Arm und Reich<br />

Marcel Helbig im Innenhof des Wissenschaftszentrums Berlin<br />

Job, Familie, Alltag: Auch 30 Jahre nach<br />

dem Fall der Mauer prägt die einstigeTeilung<br />

Berlins noch das Leben vieler Menschen in<br />

dieser Stadt. Wirstellen Menschen und ihre<br />

Geschichte vor. Heute ist es: Marcel Helbig,<br />

geboren 1980 in Erfurt, Professor an der Universität<br />

Erfurtund am Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung (WZB).<br />

VonTorsten Harmsen<br />

DIE SERIE<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Im Internet: Seit Mai sind in unserer Serie<br />

zum Mauerfall bislang bereits etwa zwanzig<br />

Teile erschienen. Jeder einzelne Teil<br />

kann auch im Internet gelesen werden und<br />

ist zu finden unter:www.berliner-zeitung.<br />

de/mauerfall oder auf der neuen App<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (kostenlos im Apple<br />

Store oder Google Play).<br />

etwa 80 Prozent<br />

der<br />

Städte konzentrieren<br />

sich die<br />

Menschen, die<br />

Grundsicherung beziehen,<br />

zunehmend in bestimmten<br />

Stadtteilen. Besorgniserregend ist<br />

der Befund mit Blick auf arme Kinder“,<br />

sagt Helbig. „Inüber 30 Städten<br />

finden sich Stadtteile,indenen mehr<br />

als jedes zweite Kind arm ist.“ 2017<br />

lagen neun der zehn Städte mit der<br />

stärksten räumlichen Trennung von<br />

Arm und Reich in den neuen Bun-<br />

desländern. Beispiele dafür sind<br />

Schwerin, Potsdam, Erfurt, Halle,<br />

Weimar und Rostock. „Über die soziale<br />

Spaltung werden auch die Bildungschancen<br />

gesteuert“, sagt Helbig.<br />

Besonders kritisch sieht Helbig<br />

„das Wirken privater Grundschulen<br />

in städtischen Räumen“. Hier beginne<br />

die Differenzierung bereits bei<br />

den kleinen Kindern.<br />

Aber nicht nur Ost und West sind<br />

laut Helbig drei Jahrzehnte nach<br />

dem Mauerfall tief gespalten. Die<br />

Kluft bestehe auch zwischen Nord<br />

und Süd, wie eine Nachfolgestudie<br />

Helbigs aus diesem Jahr zeigte.Diese<br />

sei von der Öffentlichkeit kaum registriert<br />

worden, stellt der Soziologe<br />

verwundert fest. Dabei passe sie genau<br />

in die aktuelle Debatte. Aber<br />

vielleicht sei genau das der Grund für<br />

das Schweigen der Medien.<br />

In der Studie hatten dieWZB-Forscher<br />

86 Städte daraufhin untersucht,<br />

wie sich Zuwanderer im Zeitraum<br />

von 2014 bis 2017 räumlich<br />

verteilten. Dabei sei es nicht nur um<br />

Asylbewerber gegangen, sondern<br />

auch um viele andere, die zum Beispiel<br />

aus Osteuropa wegen der Arbeit<br />

nach Deutschland gekommen<br />

seien. Die Forscher stellten fest:<br />

Menschen ohne deutschen Pass<br />

seien vor allem in den ärmsten<br />

Stadtvierteln gelandet. Besonders<br />

stark sei das im Osten ausgeprägt,<br />

wo es in einigen Städten einen hohen<br />

Leerstand an billigen Wohnungen<br />

in den sozial benachteiligten<br />

Stadtteilen gebe,aber auch im Ruhrgebiet<br />

und dem Nordwesten<br />

Deutschlands.„DieFolge ist, dass die<br />

ärmsten Städte in ihren ärmsten Gebieten<br />

die Last der Integration tragen<br />

müssen“, sagt Helbig.<br />

Manspürt, dass Helbig mit seinen<br />

Studien Debatten auslösen will. Und<br />

zwar Debatten, die sich um die „großen,<br />

zentralen Probleme des<br />

Landes“ drehen. Diese sieht Helbig<br />

nicht in einer angeblichen Überfremdung<br />

durch Migration. Er sieht<br />

sie in der sozialen Ungleichheit, der<br />

Spaltung der Vermögen und Einkommen.<br />

Und auch in der „Meritokratie“,<br />

deren Mantraessei,„dass die<br />

Erfolgreichen deshalb erfolgreich<br />

sind, weil sie sich mehr anstrengen<br />

oder mehr leisten als die weniger Erfolgreichen“.<br />

Diese Rechtfertigung<br />

sozialer Ungleichheiten verschleiere<br />

aber deren strukturelle Ursachen.<br />

Der Arbeitersohn aus Erfurt<br />

schaffte das, was viele andere nicht<br />

schaffen. Er ist seit 2015 Professor,<br />

pendelt wöchentlich zwischen dem<br />

WZB in Berlin und Erfurt, wo er mit<br />

Frau und zwei Kindernlebt und auch<br />

an der Uni lehrt. Erst jüngst stellte<br />

Helbig den Thüringer Sozialstrukturatlas<br />

vor, der unter anderem zeigt,<br />

dass hier im Jahre2030 etwa 60 Menschen<br />

im Alter von über 65 Jahren<br />

etwa 100 Erwerbstätigen gegenüberstehen<br />

werden. „Thüringen und<br />

weite Teile Ostdeutschlands werden<br />

Japan beim Altenquotienten überholen“,<br />

sagt er.<br />

Eine Frage treibt den Sozialwissenschaftler<br />

besonders um: „Warum<br />

haben wir so wenige Ostdeutsche in<br />

der ostdeutschen Elite?“ Und das<br />

noch immer,dreißig Jahrenach dem<br />

Fall der Mauer.„Ichwürde gerne verstehen,<br />

warum das so ist.“<br />

VonTorsten Harmsen<br />

Eswar fast zu erwarten, dass der Gegenstand,<br />

der einem Wissenschaftler besonders<br />

am Herzen liegt, ein Buch sein wird.<br />

Für Marcel Helbig ist es das Werk „Das Kapital<br />

im 21. Jahrhundert“, geschrieben vom<br />

französischen Ökonomen Thomas Piketty.<br />

Es erschien 2014 auf Deutsch beim Verlag<br />

C.H. Beck. Marcel Helbig hatte sich das<br />

Buch, das es bis in die Bestsellerlisten<br />

schaffte,vor fünf Jahren gekauft und die 800<br />

Seiten „ausnahmsweise vonvornbis hinten<br />

durchgelesen“. Denn es befasst sich genau<br />

mit den Fragen, die den Sozialwissenschaftler<br />

interessieren.<br />

Das Buch zeige, welches Niveau an Ungleichheit<br />

die westlichen Gesellschaften<br />

Eine Zeitreise –hundert Jahre zurück<br />

wieder erreicht haben, sagt Helbig. „Die<br />

höchste Ungleichheit, was Vermögen und<br />

Einkommen betrifft, gab es um 1900 bis kurz<br />

vor dem Ersten Weltkrieg. Das traf auf<br />

Deutschland, Frankreich, die USA und andere<br />

zu“, erklärt er. Die beiden Weltkriege<br />

hätten die Anhäufung von Kapital bei Einzelnen<br />

aufgebrochen, das Gefälle sei kleiner<br />

geworden. Doch seit den 50er-Jahren habe<br />

es zunächst langsam, ab den 80er-Jahren<br />

wieder extrem zugenommen. „Mittlerweile<br />

ist man in einigen Ländernauf dem gleichen<br />

Niveau wie vor dem Ersten Weltkrieg.“ In<br />

Deutschland sei es noch nicht ganz erreicht,<br />

in den USA aber schon.<br />

Helbig beschäftigt auch die systematische<br />

Zerstörung des Sozialstaates,nicht erst<br />

durch die „Reaganomics“ und den „That-<br />

Das besondere Ding<br />

Das Buch, das Marcel Helbig zu vielen Reflexionen<br />

anregt.<br />

BLZ/HARMSEN<br />

cherismus“ in den 80er-Jahren. Bereits 1947<br />

gründete sich in der Schweiz die Mont<br />

Pèlerin Society, „deren Hauptziel es ist, die<br />

neoliberale Ideologie in die Gesellschaft hineinzutragen“.<br />

In Deutschland habe sich<br />

etwa die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft<br />

dieser Aufgabe verschrieben.<br />

„All diese Ideologen und Initiativen haben<br />

es geschafft, den wirklich starken Sozialstaat<br />

in vielen Ländern auszuhöhlen“, sagt<br />

Helbig. Aufder anderen Seite häufe sich immer<br />

mehr Reichtum an. „Das Unglaublichste<br />

für mich ist, wie es die reiche Elite<br />

schafft, über Jahrzehnte zu verhindern, dass<br />

Deutschland eine ordentliche Erbschaftssteuer<br />

bekommt und dies auch noch als positiv<br />

für alle anderen Schichten darzustellen“,<br />

sagt Helbig. Alles,was er in seiner Forschung<br />

mache, spreche genau „von diesen<br />

Ungerechtigkeiten, die sich überall vergrößern<br />

statt sich zu verkleinern“. In Pikettys<br />

Buch fand er auch eine „ganz einfach Überlegung“,<br />

die aber ständig ignoriert werde.<br />

Überall höre man die Forderung nach<br />

„Wachstum, Wachstum, Wachstum“, sagt<br />

Helbig. „Eine alternde Gesellschaft, wie wir<br />

eine sind, kann langfristig kein Wirtschaftswachstum<br />

mehr erzielen. Dies war für mich<br />

auch ein Aha-Erlebnis des Buches, obwohl<br />

es ja eigentlich trivial ist.“<br />

Übrigens habe er sich einmal mit einem<br />

Ökonomen unterhalten, der Pikettys Buch<br />

auch im Schrank hatte, erzählt Helbig. „Ich<br />

fragte: Hast du es auch gelesen? Er sagte:<br />

Nein, wir Ökonomen lesen keine Bücher<br />

mehr.Essteht nur so als Staffage herum.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

VonKlaus Lederer<br />

Seit zwölf Jahren bin ich Genosse,<br />

Mitglied einer Wohnungsgenossenschaft.<br />

Zusammen<br />

sind wir über<br />

200 000 in Berlin. Die Genossenschaftsidee<br />

steht für eine demokratische<br />

Form gesellschaftlicher<br />

Selbstorganisation, für einen breiten<br />

Zugang zu einem unserer lebensnotwendigsten<br />

Güter: zu<br />

Wohnraum.<br />

Gastbeitrag<br />

Fragen eines Genossen<br />

Kultursenator Klaus Lederer,Linke,<br />

reagiert irritiert auf die Kampagne der<br />

Wohnungsgenossenschaften gegen den<br />

Mietendeckel<br />

„Nicht der Mietendeckel ist es,der das soziale<br />

Gefüge Berlins zu zerstören droht. Es ist der<br />

durch Immobilienspekulation angeheizte,<br />

völlig freidrehende Mietenmarkt.“<br />

Es geht um Solidarität, ein Prinzip,<br />

das mich bis heute überzeugt.<br />

Wohnungsgenossenschaften haben<br />

Ende der 1920er-Jahre mittellose<br />

Künstlerinnen und Künstler vereint,<br />

sie gehörten auch zu denen,<br />

die nach dem Fall der Mauer einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Sanierung<br />

der Häuser im Ostteil unserer Stadt<br />

geleistet haben.<br />

Auf die Pläne des Senats, einen<br />

gesetzlichen Mietendeckel zu beschließen,<br />

reagieren nun ausgerechnet<br />

die Genossenschaften mit einer<br />

regelrechten Kampagne. Auch mich<br />

erreichte kürzlich die „Mitteilung<br />

über die Erhöhung des Nutzungsentgelts“,<br />

also eine Mieterhöhung<br />

für meine Wohnung. Der geplante<br />

Mietendeckel, so schrieb meine Genossenschaft,<br />

zwinge sie quasi dazu.<br />

Beigefügt war dem Schreiben eine<br />

sechsseitige Broschüre, in der in geradezu<br />

propagandistischer Pose<br />

vom „Angriff auf das Genossenschaftsmodell“<br />

und von „Unrecht“<br />

die Rede ist. „Berlin zerstört sein soziales<br />

Gefüge“, steht dort gedruckt.<br />

Unddas ist wirklich dreist.<br />

Denn wer inunserer Stadt eine<br />

frei angebotene Wohnung anmietet,<br />

muss dafür im Schnitt 44 Prozent<br />

seines verfügbaren Einkommens<br />

ausgeben, und auch im Bestand<br />

liegt die typische Mietbelastung<br />

schon bei 33,3 Prozent bruttowarm.<br />

Nicht der Mietendeckel ist es, der<br />

das soziale Gefüge Berlins zu zerstören<br />

droht. Es ist der durch Immobilienspekulation<br />

angeheizte, völlig<br />

freidrehende Mietenmarkt.<br />

Klaus Lederer ist selbst Mitglied einer<br />

Wohnungsgenossenschaft und ein Fan<br />

dieser solidarischen Idee.<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

„Auch Genossenschaftsmitglieder haben ein<br />

Recht auf ehrliche Antworten und<br />

Informationen statt reißerischer Kampagnen<br />

und Mieterhöhungen.“<br />

Und ich frage mich: Nehmen<br />

„meine Genossen“ überhaupt noch<br />

wahr, dass hier eine Verwandlung<br />

von Wohnraum in Ware und zum<br />

Spekulationsobjekt stattfindet, die<br />

längst jeden Rahmen sprengt?<br />

Wenn zum Beispiel Michael Abraham,<br />

Vorstand der IDEAL-Baugenossenschaft,<br />

in einem Interview erklärt,<br />

eine unanständig hohe Miete<br />

beginne für ihn „bei 16 bis 17 Euro je<br />

Quadratmeter Kaltmiete“, im Neubau<br />

dürfe es ruhig noch teurer sein,<br />

dann frage ich mich: Für wenspricht<br />

Herr Abraham? Sehen das die Mitglieder<br />

der Genossenschaft, in deren<br />

Namen er auftritt, auch so? Entspricht<br />

das deren Lebenswirklichkeit?<br />

Hatersie einmal gefragt?<br />

Auch andere Fragen liegen auf<br />

der Hand: Was kostet eigentlich<br />

diese großangelegte, stadtweite<br />

Kampagne gegen den Mietendeckel<br />

meine Genossenschaft? Wurden dafür<br />

Investitionen zurückgestellt?<br />

Undinwelchem Ausmaß hätten die<br />

Genossenschaften eigentlich in den<br />

nächsten Jahren die Mieten erhöhen<br />

wollen, wenn sie die für sie vorgeschlagene<br />

Begrenzung auf 1,3<br />

Prozent pro Jahr als Zumutung<br />

empfinden?<br />

Mirist derzeit in Berlin keine Genossenschaft<br />

bekannt, die nicht in<br />

der Lage wäre, auf dem geltenden<br />

Mietniveau ihren Wohnungsbestand<br />

instand zu halten. Daranwird<br />

sich auch nichts ändern, denn<br />

selbst für unternehmerische Härten<br />

sieht der Mietendeckelentwurf eine<br />

Absicherung vor. Und natürlich<br />

denkt der rot-rot-grüne Senat über<br />

Regelungen nach, die sicherstellen,<br />

dass auch mit dem Mietendeckel<br />

eine vernünftige, nachhaltige und<br />

ökologische Sanierung möglich ist.<br />

Aber anstatt das gemeinsam zu<br />

diskutieren, erlebe ich, dass sich die<br />

Vorstände von Genossenschaften<br />

regelrecht vorbehaltlos hinter die<br />

Argumente privater Wohnungskonzerne<br />

stellen. <strong>Berliner</strong> Wohnungsgenossenschaften,<br />

die auch künftig<br />

gutes Beispiel einer gemeinwohlund<br />

nicht profitorientierten Wohnungswirtschaft<br />

sein wollen, dürfen,<br />

wie ich finde, ihre Interessen<br />

nicht vondenen der Millionen Mieterinnen<br />

und Mieter in unserer<br />

Stadt entkoppeln. Genossenschaften<br />

legitimieren sich nur dann,<br />

wenn sie anders agieren als Konzerne,<br />

die aus der Notlage von Mieterinnen<br />

und Mietern Millionengewinne<br />

generieren. Und darum solltenwir<br />

Genossinnen und Genossen<br />

nicht einfach zur Kenntnis und<br />

nicht einfach hinnehmen, was uns<br />

Aufsichtsräte und Vorstände in die<br />

Briefkästen gesteckt haben. Debattieren<br />

wir in unseren Häusern, mit<br />

unseren Nachbarn. Auch Genossenschaftsmitglieder<br />

haben ein<br />

Recht auf ehrliche Antworten und<br />

Informationen statt reißerischer<br />

Kampagnen und Mieterhöhungen,<br />

an denen der Mietendeckel schuld<br />

sein soll.<br />

Schlafender Mann wird<br />

unter Tram eingeklemmt<br />

Bergung des Opfers dauert fast zwei Stunden.<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Retter der <strong>Berliner</strong> Feuerwehr arbeiten an<br />

der Unfall-Tram in Prenzlauer Berg. PUDWELL<br />

Bei einem schweren Unfall in der<br />

Nacht zu Donnerstag ist ein<br />

Mann schwer verletzt worden. Er<br />

wurde an der Tramhaltestelle Björnsonstraße<br />

von einer Straßenbahn<br />

überfahren – und dabei zwischen<br />

Zugund Bahnsteig eingeklemmt.<br />

Der 49-jährige Tramfahrer hatte<br />

den in den Gleisen liegenden Mann<br />

offenbar nicht gesehen. Laut Polizei<br />

habe der Fahrer der Linie M13 bei<br />

der Einfahrtindie Haltestelle Björnsonstraße<br />

in Richtung Bösebrücke<br />

„ein Ruckeln bemerkt“ und sei daraufhin<br />

ausgestiegen. Erst dann, so<br />

die Polizei weiter, habe er „den eingeklemmten<br />

Mann entdeckt“. Eine<br />

BVG-Sprecherin sagte am Donnerstag,<br />

das Unfallopfer soll offenbar<br />

„am Gleisbett gelegen und geschlafen<br />

haben“. Aufgrund der Dunkelheit<br />

habe der Fahrer bei der Einfahrt<br />

an der Haltestelle um kurzvor 4Uhr<br />

möglicherweise die Gefahr nicht<br />

rechtzeitig erkennen können.<br />

Zunächst gelang es den wenig<br />

später eingetroffenen Rettungskräften<br />

nicht, den bislang Unbekannten<br />

zu bergen. Erst mithilfe eines großen<br />

Feuerwehrkrans und unter ständiger<br />

Beratung durch BVG-Personal<br />

konnte der Schwerverletzte rund<br />

zwei Stunden später befreit und mit<br />

schweren Verletzungen in ein Krankenhaus<br />

gebracht werden. Nach Informationen<br />

aus der Nacht von der<br />

Unglücksstelle soll der Mann bei<br />

dem Unfall seinen linken Armverloren<br />

haben. Lebensgefahr soll aber<br />

nicht bestehen.<br />

Beieinem anderen Unfall im Juni<br />

2018 war eine Jugendliche ebenfalls<br />

unter einer Tram eingeklemmt worden.<br />

Damals wurde versucht, die 13-<br />

Jährige mittels speziellem Werkzeug,<br />

ähnlich einem Wagenheber, zubefreien.<br />

Dies misslang jedoch, der Zug<br />

rutschte wegund erschlug das Mädchen.<br />

Auch zwei Feuerwehrleute,die<br />

sich zu diesem Zeitpunkt unter dem<br />

Zugbefanden, wurden verletzt.<br />

Im Gespräch mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

hatten die Elterndes Mädchens<br />

nach dem schrecklichen Unfall gesagt,<br />

dass sie sich vonden Behörden<br />

im Stich gelassen fühlten. Nach wie<br />

vor seien viele offene Fragen nicht<br />

geklärt. Warumwurde gleich am Tag<br />

nach dem Unfall das Gras auf den<br />

Schienen gemäht, obwohl der Ermittlungsdienst<br />

noch mit der Spurensicherung<br />

befasst war?Wurdedas<br />

Hydraulikgerät, das die Bahn anhob,<br />

für die Untersuchung sichergestellt<br />

und nicht wieder ins Feuerwehrauto<br />

verladen, wie die Eltern gehört haben?<br />

Und warum hat der Verkehrsstaatssekretär<br />

schon am nächsten<br />

Tagerklärt, dass den Straßenbahnfahrer<br />

keine Schuld treffe? Warum<br />

müssen Straßenbahnen an dieser<br />

Stelle überhaupt so schnell fahren?<br />

Der schlimme Unfall von Rummelsburgdürfte<br />

auch der Grunddafür<br />

sein, weshalbdie Feuerwehr dieses<br />

Mal extrem vorsichtig arbeitete.<br />

So nahm sie die Straßenbahn zunächst<br />

an den Haken des schweren<br />

Feuerwehrkrans und sicherte den<br />

Zugauf diese Weise ab,bevor mit der<br />

Bergungbegonnen wurde.<br />

Nur eine Stunde zuvor war es bereits<br />

zu einem Unfall mit einer Straßenbahn<br />

in der Schönhauser Allee<br />

gekommen. Eine 19-Jährige wurde<br />

von einem Auto angefahren, als sie<br />

aus der Tram an der Haltestelle Milastraße<br />

ausstieg. Sie kam schwer verletzt<br />

in ein Krankenhaus. Einzelheiten<br />

nannte die Polizei nicht.<br />

…wennsie kreative<br />

Räumehat.<br />

AlleKinder haben das Rechtauf gleicheBildungschancen undElternmüssenFamilie undBeruf gutvereinbaren können.<br />

Mit dem GUTE KITA GESETZ investiert der Bund bis20225,5 Mrd. Euro –inBerlinrund239 Mio.Euro, zumBeispielindie<br />

Qualifizierung undGewinnung vonFachkräften,mehr Zeitfür Kitaleitungen unddie Schaffung kindgerechterRäume. So<br />

sorgenLandund Bund gemeinsam fürmehrQualitätinder Kindertagesbetreuung. WeitereInformationen zu den Schwerpunktender<br />

Länder: www.bmfsfj.de/gute-kita-gesetz


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019<br />

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Berlin<br />

Wohin steuert die S-Bahn?<br />

Eine der größten Ausschreibungen in der Verkehrsgeschichte beginnt bald in Berlin. Jetzt hat ein Gremium wichtige Grundsätze festgezurrt –doch es gibt Kritik<br />

VonPeter Neumann<br />

Beschauliche Herbsttage sehen<br />

anders aus. Der S-<br />

Bahner Robert Seifert hat<br />

einen vollen Terminkalender.<br />

Treffen mit Finanzsenator Matthias<br />

Kollatz (SPD) und anderen Politikern<br />

stehen auf dem Plan des Köpenickers,der<br />

bei der S-Bahn die Betriebsgruppe<br />

der Gewerkschaft EVG<br />

leitet. Im Auftrag der Länder Berlin<br />

und Brandenburg wird eine Mega-<br />

Ausschreibung vorbereitet, die zwei<br />

Drittel des Netzes betrifft. Seifertund<br />

seine Mitstreiter haben alle Hände<br />

voll zu tun, damit die S-Bahn in die<br />

richtige Richtung steuert. Zwar hat<br />

jetzt der zuständige Lenkungskreis<br />

wichtige Grundsatzentscheidungen<br />

gefällt. „Doch je tiefer man in die Details<br />

geht, desto schwieriger stellt<br />

sich die Sache dar“, sagte Seifert.<br />

Für die Fahrgäste war es der Horror:<br />

Fahrten fielen aus,Kurzzüge waren<br />

häufig. Einsparungen waren<br />

schuld daran, dass sich bei der S-<br />

Bahn Berlin GmbH, einem Tochterunternehmen<br />

der bundeseigenen<br />

Deutschen Bahn, vor zehn Jahren<br />

Wartungsmängel enormhäuften.<br />

Wartenbergnicht mehr Endstation<br />

Damit sich die Krise von 2009 nicht<br />

wiederholt, setzen Berlin und Brandenburg<br />

auf Wettbewerb und einen<br />

landeseigenen Fahrzeugpark. Mit<br />

Unterstützung der Beratungsgesellschaft<br />

KCW stellen sie nun eine der<br />

größten Ausschreibungen der Verkehrsgeschichte<br />

aufs Gleis. Esgeht<br />

um zwei der drei Teilnetze der S-<br />

Bahn: um Linien wie die S5und S7,<br />

In der S-Bahn-Werkstatt Wannsee warten Räder auf Montage. Wird der Standortnoch gebraucht, wenn in Pankow eine neue Werkstatt gebaut wird?<br />

die über der Stadtbahn verlaufen, sowie<br />

um Nord-Süd-Linien wie die S1.<br />

1380 Wagen werden ab 2026 gebraucht,<br />

eine Investition von über<br />

drei Milliarden Euro,die größtenteils<br />

vonBerlin zu schulternwäre. Neuist,<br />

dass sich Firmen nur für die Beschaffung<br />

und die Instandhaltung oder<br />

nur für den Betrieb bewerben dürfen<br />

–oder für beides (wie bisher üblich),<br />

für ein Netz oder für beide.Kritiker<br />

fürchten Abstimmungsprobleme<br />

und Zuständigkeitswirrwarr.<br />

Das Kombinationsmodell fördere<br />

den Wettbewerb,sagen Befürworter.<br />

Die Ausschreibung kann frühestens<br />

am 12. November starten, sagte<br />

Jan Thomsen, Sprecher der Ver-<br />

kehrssenatorin Regine Günther<br />

(Grüne). Dann liegt die Ankündigung<br />

im Europäischen Amtsblatt ein<br />

Jahr zurück. Dem Vernehmen nach<br />

zeichnet sich ein späterer Start ab–<br />

zu viel ist in der rot-rot-grünen Koalition<br />

noch zu besprechen. DasVerfahren<br />

solle aber „noch in diesem<br />

Jahr“ anfangen, stellte Thomsen klar.<br />

Wie jetzt bekannt wurde, hat der<br />

Lenkungskreis S-Bahn ,indem beide<br />

Länder vertreten sind, Mitte August<br />

Grundsätze festgezurrt. So ist vorgesehen,<br />

dass die beiden Länder an der<br />

Schönerlinder Straße in Pankoweine<br />

Werkstatt für die Instandhaltung errichten.<br />

Damit sie auch von den<br />

Stadtbahnlinien erreichbar ist, soll<br />

die in Wartenberg endende S-Bahn-<br />

Trasse zum Karower Kreuz verlängert<br />

werden. Ein Plan aus DDR-Zeiten<br />

würde dann endlich verwirklicht.<br />

Werkstatt in Waßmannsdorf<br />

DPA/ DAVID EBENER<br />

Damit nicht genug:„Es wirdmindestens<br />

ein weiterer Werkstattstandort<br />

mit guter Lage für das Stadtbahnnetz<br />

auf Kosten der Länder entwickelt“,<br />

hieß es. Weil es direkt an den Stadtbahnlinien<br />

keine passende Fläche<br />

gibt, ist der Schönefelder Ortsteil<br />

WaßmannsdorfimGespräch.<br />

Doch was geschieht mit den<br />

Menschen, die heute bei der S-Bahn<br />

Berlin GmbH arbeiten? Klar ist, dass<br />

neue Anbieter das Fahrpersonal weiter<br />

beschäftigten müssen. Nun legte<br />

der Lenkungskreis auch für das<br />

Werkstattpersonal eine Lösung vor.<br />

Laut Harald Wolf von der Linken<br />

sollen die Bieter erklären, dass sie es<br />

freiwillig übernehmen und zu diesem<br />

Thema keine Rüge bei der Vergabekammer<br />

einreichen. Im Fall einer<br />

Weigerung gründet das Land<br />

eine Beschäftigungsgesellschaft, die<br />

das Technikpersonal aufnimmt. Es<br />

soll den neuen Werkstattbetreibern<br />

im Wege einer „verpflichtenden Personalgestellung“<br />

überlassen werden.<br />

„Es gibt aber noch Diskussionsbedarf“,<br />

sagte Wolf. Sven Heinemann<br />

(SPD) sieht das genauso,denn<br />

für viele andere Berufsgruppen bei<br />

der S-Bahn sei weiterhin keine Lösung<br />

in Sicht. Auch sei unklar, ob<br />

sich Brandenburg, wo die Landesregierung<br />

nun wechselt, an den Kosten<br />

für die Werkstatt Schönerlinder<br />

Straße beteiligt. Siewerden vonKCW<br />

auf 80 bis 100 Millionen Euro geschätzt,<br />

die EVG spricht von bis zu<br />

350 Millionen. Für die Verlängerung<br />

der Wartenberger S-Bahn seien 140<br />

Millionen bis 350 Millionen Euro im<br />

Gespräch, fügte Heinemann hinzu.<br />

„Alle Kolleginnen und Kollegen,<br />

die derzeit bei der S-Bahn Berlin<br />

GmbH beschäftigt sind und deren<br />

Aufgaben an einen neuen Betreiber<br />

übergehen, müssen von diesem ein<br />

Angebot zur Übernahme bekommen“,<br />

bekräftigte EVG-Mann Seifert.<br />

Wenn auf jeden Fall im Norden Pankows<br />

eine Werkstatt gebaut werden<br />

muss, werde dies dazu führen, dass<br />

Technikstandorte der S-Bahn wie<br />

Erkner entbehrlich werden, warnte<br />

Anzeige<br />

er. Werde die Ausschreibung nicht<br />

gut vorbereitet, „sehen wir die deutliche<br />

Gefahr, dass dieses Verfahren<br />

rechtsunsicher wird und die Fahrgäste<br />

noch länger auf einen Ausbau<br />

des Nahverkehrs warten müssten“.<br />

berliner adressen<br />

telefonische anzeigenannahme: 030 2327-50<br />

Veranstaltungen<br />

bekanntmachungen<br />

Beteiligung der Öffentlichkeit<br />

an der Bauleitplanung<br />

Bezirk Lichtenberg von Berlin<br />

Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß §3Abs. 2BauGB<br />

(Geltungsbereiche vgl. nebenstehende Planausschnitte)<br />

Bebauungsplan 11-52, Ortsteil Friedrichsfelde<br />

Ziel/Zweck: Festsetzung einer Fläche für den Gemeinbedarf mit der<br />

Zweckbestimmung „Jugendfreizeitstätte und Anlagen für soziale<br />

Zwecke“.<br />

Bebauungsplan 11-100, Ortsteile Friedrichsfelde<br />

und Rummelsburg<br />

Ziel/Zweck: Festsetzung eines Mischgebietes entlang der Straße Alt-<br />

Friedrichsfelde und Festsetzung eines allgemeinen Wohngebietes.<br />

Die Bebauungsplanverfahren 11-52 und 11-100 werden gemäß §13a<br />

des Baugesetzbuchs als beschleunigtes Verfahren ohne Umweltprüfung<br />

nach §2Abs. 4des Baugesetzbuchs durchgeführt. Für den Entwurf<br />

des Bebauungsplanes 11-100 liegt zusätzlich eine Schalltechnische<br />

Untersuchung öffentlich aus. Die Bekanntmachungen im Amtsblatt<br />

für Berlin erfolgten am 20. September 2019 (ABl. Nr. 39/Seite<br />

5917-5918).<br />

Während der Auslegungsfrist können Stellungnahmen abgegeben<br />

werden. Diese sind indie abschließende Abwägung der öffentlichen<br />

und privaten Belange gegeneinander und untereinander einzubeziehen.<br />

Nicht fristgerecht abgegebene Stellungnahmen können unberücksichtigt<br />

bleiben.<br />

Ort: Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Abt. Stadtentwicklung,<br />

Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung, 10315 Berlin,<br />

Alt-Friedrichsfelde 60, Haus 2,Raum 2.1119, Tel. 90296-6463,<br />

Fax 90296-6409<br />

Zeit: 07. Oktober 2019 bis einschließlich 06. November 2019, Montag bis Mittwoch von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr, Donnerstag<br />

von 8.30 Uhr bis 18.00 Uhr, Freitag von 8.30 Uhr bis 15.00 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung.<br />

Die Bebauungsplanentwürfe können ab dem 07. Oktober 2019 auch im Internet eingesehen werden unter:<br />

https://www.mein.berlin.de/ sowie https://www.berlin.de/bebauungsplan-lichtenberg/beteiligung/<br />

Datenschutz: Die Verarbeitung personenbezogener Daten erfolgt auf der Grundlage des § 3des Baugesetzbuchs in<br />

Verbindung mit Art. 6 Abs. 1 Buchstabe eder Datenschutz-Grundverordnung und des <strong>Berliner</strong> Datenschutzgesetzes.<br />

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der „Information über die Datenverarbeitung im Bereich des Bebauungsplanverfahrens“,<br />

die vor Ort bereitgehalten wird.<br />

Beteiligung der Öffentlichkeit<br />

an der Bauleitplanung<br />

14<br />

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Bezirk Lichtenberg von Berlin<br />

Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit,<br />

§3Abs. 1BauGB<br />

Bebauungsplan 11-47a-1 VE für die Grundstücke Köpenicker<br />

Chaussee 15-18 im Bezirk Lichtenberg (Geltungsbereich vgl.<br />

nebenstehenden Planausschnitt).<br />

Ziel/Zweck: Die wesentlichen Planungsziele sind die Festsetzung<br />

eines Gewerbegebietes sowie die Sicherung einer öffentlichen<br />

ufernahen Grünfläche.<br />

Ort: Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Abt. Stadtentwicklung<br />

Soziales, Wirtschaft und Arbeit, Stadtentwicklungsamt,<br />

Fachbereich Stadtplanung, 10315 Berlin, Alt-Friedrichsfelde<br />

60, Haus 2, Zimmer 2.1119, Tel. 90296-6112,<br />

Fax 90296-6409.<br />

Zeit: 07. Oktober bis einschließlich 06. November 2019, jeweils<br />

Montag bis Mittwoch von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr,<br />

Donnerstag von 8.30 Uhr bis 18.00 Uhr, Freitag von 8.30<br />

Uhr bis 15.00 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung.<br />

Der Bebauungsplanentwurf kann ab 7. Oktober 2019 auch im<br />

Internet eingesehen werden unter: http://www.berlin.de/<br />

ba-lichtenberg/auf-einen-blick/buergerservice/bauen/<br />

bebauungsplaene/ und https://www.mein.berlin.de/<br />

Sie können die Pläne und Entwürfe einsehen und nach Erläuterung der Ziele, Zwecke und Auswirkungen der Planungen<br />

Äußerungen hierzu abgeben. Das Anhörungsergebnis wird indie weitere Planung einfließen.<br />

Am 14.10.2019 um 19.00 Uhr findet eine Informationsveranstaltung im Kraftwerk Klingenberg, Ehemaliger Kinosaal im<br />

8. Stock, Köpenicker Chaussee 42, 10317 Berlin statt.<br />

Die Verarbeitung personenbezogener Daten erfolgt auf der Grundlage des §3Baugesetzbuch in Verbindung mit Art. 6<br />

Abs. 1Buchst. eDatenschutz-Grundverordnung und <strong>Berliner</strong> Datenschutzgesetz. Die Angabe ihrer personenbezogenen<br />

Daten/E-Mail-Adresse dient ggf. der weiteren Kommunikation. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der „Information<br />

über die Datenverarbeitung im Bereich des Bebauungsplanverfahrens“, die mitausliegt.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

1000 Rechte<br />

ziehen durch<br />

Mitte<br />

600 Menschen protestieren<br />

gegen Neonazi-Aufmarsch<br />

AmTag der Deutschen Einheit haben<br />

in Mitte Rechtsradikale demonstriert.<br />

Der Verein „Wir für<br />

Deutschland“ hatte dazu bundesweit<br />

aufgerufen. Die Polizei zählte<br />

etwa 1000 Teilnehmer,die am Nachmittag<br />

vom Hauptbahnhof aus<br />

durch das Stadtzentrum zogen. Ursprünglich<br />

hatten die Veranstalter<br />

5000 Teilnehmer erwartet.<br />

Unter den Demonstranten waren<br />

zahlreiche besorgte „Normalbürger“<br />

verschiedener Altersgruppen, aber<br />

auch Neonazi-Kameradschaften sowie<br />

rechtsextreme Hooligans und<br />

Identitäre. In der Friedrichstraße<br />

wurde „Hier marschiert der nationale<br />

Widerstand“ skandiert – eine<br />

Parole, wie sie bei Neonazi-Aufmärschen<br />

in früheren Jahren gerufen<br />

wurde.Eine größereGruppe gehörte<br />

den Aufschriften auf ihren Jacken zufolge<br />

der Bürgerwehr „Soldiers of<br />

Odin“ an, die unter anderem vom<br />

Bayerischen Verfassungsschutz als<br />

rechtsextremistische Gruppierung<br />

eingestuft ist. Uniformiert trat auch<br />

die „Bruderschaft Deutschland“ auf,<br />

eine 2017 in Düsseldorf gegründete<br />

Gruppe aus Neonazis, Rockern und<br />

Hooligans. Vertreten waren auch<br />

Mitglieder der „Kameradschaft Havelland“.<br />

Die Demonstranten riefen<br />

Sprüche wie „Merkel muss weg“,<br />

oder „Wer Deutschland nicht liebt,<br />

soll Deutschland verlassen“.<br />

Gegen den Aufmarsch protestierten<br />

nach Polizei-Zählung rund 600<br />

Menschen. Unter anderem gab es an<br />

der Friedrichstraße eine Kundgebung<br />

der „Anwohnerinitiativefür Zivilcourage<br />

–Gegen Rechts“. Dieser<br />

hatten sich der Deutsche Gewerkschaftsbund<br />

und die Evangelische<br />

Kirche angeschlossen.<br />

Entlang der Route kam es zu angemeldeten<br />

und spontanen Protestkundgebungen.<br />

DieGegendemonstranten<br />

trugen Plakate wie „Deutsche<br />

Kartoffeln einstampfen“ und riefen<br />

„Nazis raus!“ oder„Hoch die internationale<br />

Solidarität“. An der Friedrich-,<br />

Ecke Jägerstraße flogen Farbbeutel<br />

auf die Polizisten, die beide<br />

Seiten voneinander trennten. Die<br />

Polizei nahm mehrerePersonen vorübergehend<br />

fest. (kop.)<br />

Der Rapper wird zum Voll-Matrosen<br />

JASNA FRITZI BAUER<br />

saß den ganzen Abend derVerleihung<br />

des Preises für Popkultur am Mittwoch<br />

im Tempodrom neben ihrer<br />

Freundin Sophie Hunger und durfte<br />

sich nicht verquatschen. Sie wusste<br />

nämlich als Überraschungs-Laudatorin<br />

schon, dass die Nominierung<br />

der Freundin in der Kategorie „Lieblings-Solokünstlerin“<br />

im letzten Viertel<br />

der Gala eine dekorative Trophäe<br />

einbringen würde. Für Sophie Hunger<br />

war im Moment der Verkündung<br />

schlagartig klar, warum Jasna sie begleitet<br />

hatte: „Deswegen hatte sie<br />

plötzlich Zeit!“ Die Laudatorin erinnerte<br />

sich an das Konzertihrer Freundin<br />

Sophie vor einem halben Jahr im<br />

Tempodrom: „Sie stand hier auf der<br />

Bühne und ich habe draußen Merchandising<br />

verkauft.“ DerAbend und<br />

die Nacht ihres Kennenlernens sind<br />

Jasna Fritzi Bauer heute noch peinlich.<br />

Sie hatte ihre neue Bekannte<br />

acht Stunden lang ohne Punkt und<br />

Komma vollgelabert. Unddie musste<br />

am Ende sogar noch die Drinks bezahlen,<br />

weil die junge Frau mit dem<br />

übergroßen Mitteilungsdrang kein<br />

Geld dabei hatte.„Werhätte sich danach<br />

noch mal gemeldet? Niemand,<br />

außer Sophie!“<br />

DENDEMANN<br />

legte zwei bemerkenswerte Auftritte<br />

hin. Als Gewinner in der Kategorie<br />

„Lieblingsalbum“ für seine Produktion<br />

„Da nich für!“ (ein Titel, der in<br />

diesem Zusammenhang irritierend<br />

nach „Ich lehne den Preis ab!“<br />

klingt…) fand er den heiligen Gral der<br />

Dankesreden. Bei denen besteht ja<br />

immer die Gefahr,dass man als Preisträger<br />

in seiner Aufregung Menschen<br />

verärgert, indem man ihnen nicht<br />

dankt. DendemannsTrick:„Ich danke<br />

allen, die nicht sauer sind, dass ich sie<br />

vergessen habe.“ Danach wurde gefeiert.<br />

Undzwar ausgiebig. Der Rapper<br />

ging wohl davon aus, nicht noch<br />

mal auf die Bühne zu müssen. Musste<br />

er aber.Ganz am Ende des Abends als<br />

Gewinner der Kategorie „Lieblings-<br />

Solokünstler“. Der Musiker erklomm<br />

die Bühne mit einem Weinglas in der<br />

Hand, schwankte wie ein Matrose bei<br />

Windstärke 11 und fragte desorientiert:<br />

„Welche Kategorie?“ Beim Verlassen<br />

der Bühne vergaß er dann sogar<br />

seinen Preis, der ihm nachgetragen<br />

werden musste.Irgendwann wird<br />

er seine anwesenden Kumpels mal<br />

fragen: Könnt Ihr Euch noch an die<br />

Verleihung des Preises für Popkultur<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Dendemann hat Spaß beim Preis<br />

für Popkultur im Tempodrom.<br />

Und Marteria wollte offenbar<br />

keine Bilder<br />

Jasna Fritzi Bauer (rechts) hielt die Laudatio auf ihre Freundin Sophie Hunger.<br />

Deichkind gewann in der Kategorie „Lieblingsband“.<br />

IMAGO<br />

Dendemann erklomm die Bühne mit einem<br />

Weinglas in der Hand. CHRISTIAN SCHULZ (2)<br />

erinnern? –Ernsthaft, erzählt mir das,<br />

ich nämlich nicht!<br />

MARTERIA<br />

irritierte die anwesenden Fotografen<br />

durch seine Baseballmütze mit der<br />

gestickten Botschaft „No pictures“,<br />

die kaum eine Interpretationsmöglichkeit<br />

offen ließ. Aber wenn der<br />

Herr Musiker keine Bilder machen<br />

wollte, warum posierte er dann mit<br />

jedem Sicherheitsmann und auch<br />

sonst jedem Fan, der ihn auf ein gemeinsames<br />

Foto ansprach? Es kann<br />

ja keine Lösung sein, dass künftig<br />

auch die Profis,die mit dem Fotografieren<br />

ihren Lebensunterhalt verdienen,<br />

den Fan-Selfie-Trick anwenden…<br />

Bevor das passierte, begann<br />

Marteria seine Mützenaufschrift zu<br />

ignorieren und warf sich dann doch<br />

noch in die ein oder andere coole<br />

Pose. Erwar in der Kategorie „Lieblingsalbum“<br />

nominiert, in der Dendemann<br />

abräumte.Marterias Laune<br />

konnte das allerdings nicht verderben,<br />

er hatte an Tisch 3inder Tempodrom-Arena<br />

seinen Spaß mit den<br />

Jungs vonK.I.Z.<br />

JOKO&KLAAS<br />

holten sich ihren Preis in der Kategorie<br />

„Spannendste Idee/Kampagne“<br />

nicht persönlich ab, was bei dieser<br />

Preisverleihung ungewöhnlich häufig<br />

passiert. Die klassische Erpressung<br />

anderer Preisverleiher, nach der nur<br />

Anwesende gewinnen können, gibt<br />

es an dem Abend im Zeichen der Popkultur<br />

nicht. Auch Rezo, der für sein<br />

Video „Die Zerstörung der CDU“ in<br />

der Kategorie „Schönste Geschichte“<br />

gewann, entschuldigte sich mit Zeitproblemen.<br />

Lebenswerk-Preisträger<br />

Alfred Hilsberg (der Erfinder des Begriffs<br />

„Neue Deutsche Welle“, den er<br />

selbst allerdings nicht besonders<br />

mag) fehlte aus gesundheitlichen<br />

Gründen, was immer passieren kann.<br />

Aber in der Kategorie „Gelebte Popkultur“<br />

ließen die Gewinner von der<br />

Initiative„Wirsind mehr“ ausrichten,<br />

dass sie keinen Vertreter auf die<br />

Bühne schicken, weil sie niemanden<br />

aus ihrem Kreis besonders hervorheben<br />

wollen (dabei war Marteria nur<br />

wenige Schritte entfernt). Die weiterenGewinner:Deichkind<br />

(in den Kategorien<br />

„Lieblingsband“, „Lieblingslied“<br />

und „Lieblingsvideo“), K.I.Z<br />

(„Beeindruckendste Live-Performance“),<br />

KitschKrieg („Lieblingsproduzent“)<br />

und Giant Rooks („Hoffnungsvollster<br />

Newcomer).<br />

POLIZEIREPORT<br />

Verfolgungsjagd nach Flucht.<br />

EinAutofahrer ohne Führerschein<br />

und mit Drogen hat sich eine Verfolgungsjagd<br />

mit der Polizei quer durch<br />

Berlin-Marzahn und Alt-Hohenschönhausen<br />

geliefert. Der22-jährige<br />

sollte am Mittwochabend von<br />

Polizisten in der Frank-Zappa-<br />

Straße kontrolliertwerden, wie die<br />

Beamten am Donnerstag mitteilten.<br />

Er flüchtete.Mit Blaulicht und Sirene<br />

fuhren die Sicherheitskräfte hinterher.InAlt-Hohenschönhausen<br />

kam<br />

das Auto zum Stehen. Beamten stellten<br />

den Mann. Er roch starknach<br />

Cannabis und hatte 15 Drogenbeutelchen<br />

bei sich. In seiner Wohnung<br />

fand man weitereDrogen.<br />

Auto angezündet.<br />

In Mariendorfhat am Donnerstag<br />

ein VW Multivan gebrannt. Anwohner<br />

entdeckten gegen 4.30 Uhrden<br />

in Flammen stehenden Wagen im<br />

Dardanellenweg und riefen die Feuerwehr.Die<br />

Flammen beschädigten<br />

auch ein weiteres Fahrzeug.Die Polizeigeht<br />

vonBrandstiftung aus.<br />

Anzeige<br />

In Wohnung überfallen.<br />

In Kreuzbergist eine Frau in ihrer<br />

Wohnung überfallen worden. Am<br />

Mittwochnachmittag rief ein Bewohner<br />

die Polizei in die Schöneberger<br />

Straße,nachdem er aus einer<br />

Nachbarwohnung immer wieder<br />

Klopfen und Rufe gehörthatte.Die<br />

Polizisten hörten wenig später aus<br />

der Wohnung ebenfalls Rufe,auf<br />

Klingeln und Klopfen wurde jedoch<br />

nicht geöffnet. Da die Beamten von<br />

einem Notfall ausgehen mussten,<br />

öffneten sie die Tür mit Gewalt und<br />

entdeckten eine in einem Raum eingesperrte<br />

55-Jährige.Sie gab an, drei<br />

Männer hätten sich Zugang zu der<br />

Wohnung verschafft, ihr gegen den<br />

Kopf geschlagen und sie eingesperrt.<br />

Dann hätten sie die Wohnung nach<br />

Wertgegenständen durchwühlt und<br />

seien mit Bargeld geflüchtet. (kop.)<br />

BERLIN<br />

URBANE<br />

BEWEGER<br />

MOBILITÄT<br />

Lesen Sie in der Beilage am15.10.2019:<br />

Die Berlin Beweger zum Thema UrbaneMobilität, wirdankenallen Teilnehmern.<br />

Berlin macht mobil: Istdie Mobilitätswende machar?<br />

Vision Flugtaxis: Start-upssorgenfür Wirbel in der Luft?<br />

Ärgernis oder Innovation? Dieneuen E-Scooter spalten.<br />

Andree Fritsche, Dr.Gerhard Holtmeier,<br />

Dr.habil. Weert Canzler,<br />

Prof. Dr.Stephan A. Jansen<br />

Stefan Gelbhaar,Peter Neumann,<br />

Thomas Schäfer<br />

Thomas Schäfer,Bernd Quinque, Dr.Gerhard<br />

Holtmeier,Dirk Steeger,Josef Zimmerer,<br />

Andree Fritsche, Dr.habil. Weert Canzler<br />

Peter Neumann, Thomas Schäfer,<br />

Bernd Quinque, Dr.Gerhard Holtmeier<br />

Die BerlinBeweger der Urbanen Mobilität<br />

im angeregten Gespräch


14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019<br />

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Brandenburg<br />

„Die Internierungen verlaufen völlig willkürlich“<br />

Der Potsdamer Christoph Hey arbeitet für Ärzte ohne Grenzen. Er berichtet über die katastrophalen Haftbedingungen für Menschen auf der Flucht in Libyen<br />

Hunderte Menschen sitzen<br />

insogenannten Internierungslagern<br />

inLibyen<br />

unter schwierigsten<br />

Umständen fest –manche jahrelang.<br />

Christoph Hey, eigentlich in<br />

Potsdam zuhause, arbeitete für die<br />

Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen<br />

und konnte beitragen, die unmenschlichen<br />

Bedingungen wenigsten<br />

etwas zu verbessern. Er berichtet<br />

über die Arbeit und seine Art und<br />

Weise,zwischen dem Leben den beiden<br />

Welten –Potsdam und Libyen –<br />

zurechtzukommen.<br />

Herr Hey, seitdem die libysche Küstenwache<br />

Menschen an der Überfahrt<br />

nach Europa hindert, werden<br />

Aufgegriffene vermehrt in Internierungslager<br />

gebracht. In Europa ist<br />

nur wenig über die dortigen Zustände<br />

bekannt. Als Projektleiter für<br />

Ärzte ohne Grenzen waren Sie von<br />

Juni bis September im Nafusa-Gebirge<br />

im Westen Libyens in einem solchen<br />

Lager.Was haben Siedorterlebt?<br />

Bevorwir die Arbeit in Sintan aufgenommen<br />

haben, sind in diesem<br />

Lager,das übrigens unter der Hoheit<br />

des Innenministeriums in Tripolis<br />

steht, 22 Personen ums Leben gekommen.<br />

Viele sind vermutlich an<br />

Tuberkulose gestorben, was auf die<br />

katastrophalen Haftbedingungen<br />

zurückzuführen ist. Die Enge und<br />

die schlechten Umstände machen<br />

die Menschen besonders anfällig<br />

und förderndie Ansteckungsgefahr.<br />

Wie genau sehen die Gegebenheiten<br />

dortaus?<br />

Das Internierungslager ist in einem<br />

ehemaligen Jugendcamp untergebracht,<br />

in dem zu Zeiten von<br />

Staatschef Muammar al-Gaddafi<br />

Pfadfinder ihre Ferien verbrachten<br />

und das deshalb überhaupt nicht auf<br />

Internierungen ausgelegt ist. Auf<br />

dem Areal leben insgesamt etwa 600<br />

Flüchtlinge und Migranten zusammengepfercht,<br />

darunter etwa 130<br />

Minderjährige im Alter zwischen 13<br />

und 17 Jahren. Mittlerweile sind dort<br />

nur noch Männer untergebracht, die<br />

Frauen sind in ein anderes Lager gebracht<br />

worden. DieZellen sind enge,<br />

dunkle Räume, indenen die Gefangenen<br />

auf Matratzen auf dem Boden<br />

liegen. DieZimmer sind nicht belüftet,<br />

die Duschen und Toiletten in einem<br />

erbärmlichen Zustand, die<br />

Trinkwasserversorgung funktioniert<br />

nur teilweise. Nur drei der fünf Blöcke<br />

verfügen über einen Innenhof,<br />

sodass einige Menschen überhaupt<br />

nicht an die frische Luft kommen.<br />

Wie haben Sie versucht, die Umstände<br />

dortzuverbessern?<br />

Mit einem Team behandelten wir<br />

unter derWoche täglich die Gefangenen;<br />

schwerwiegende Fälle überwiesen<br />

wir an Krankenhäuser in die<br />

Hauptstadt. Seitdem ist niemand<br />

mehr gestorben. Doch neben Tuberkulose<br />

gibt es dortviele anderen Gesundheitsprobleme,<br />

die mit den<br />

schlechten hygienischen und allgemeinen<br />

Verhältnissen zusammenhängen:<br />

Magen-Darm-Erkrankungen,<br />

Atemwegsinfektionen oder<br />

Krätze. Außerdem haben wir die<br />

Trinkwasserversorgung verbessert<br />

und Hygieneartikel verteilt. Die<br />

Menschen hatten vorher monatelang<br />

keine Seife gesehen. Alle zwei<br />

Wochen verteilen wir zudem gesunde<br />

Lebensmittel, denn die Gefangenen<br />

bekommen ausschließlich<br />

Makkaroni mit einem Stück Brot<br />

morgens und einmal in der Woche<br />

Couscous oder Reis,was natürlich zu<br />

Mangelerscheinungen führt.<br />

Gibt es eine rechtliche Grundlage dafür,dass<br />

die Menschen dortfestgehalten<br />

werden?<br />

DieInternierungen in Libyenverlaufen<br />

derzeit völlig willkürlich, einfach<br />

weil die Menschen auf der<br />

Flucht häufig keine Aufenthaltspapiere<br />

haben. Die Menschen werden<br />

von den Behörden in Tripolis oder<br />

bei einem Fluchtversuch über das<br />

Mittelmeer aufgegriffen und vonden<br />

Ausschiffungshäfen an der Küste relativ<br />

zufällig auf die Internierungslager<br />

verteilt. Es gibt keine Anklage<br />

oder Gerichtsverfahren und auch<br />

keine Aussicht auf Freilassung. Wir<br />

konnten in der Einrichtung keinerlei<br />

Verzeichnisse feststellen, in denen<br />

die Personen, die dort leben, überhaupt<br />

in irgendeiner Weise erfasst<br />

werden.<br />

Christen aus Eritrea bei der Sonntagsmesse im Lager Sintan. MFS/JÉRÔME TUBIANA; SABINE GUDATH<br />

ZUR PERSON<br />

Christoph Hey (43), gebürtiger Potsdamer,hat Betriebswirtschaftslehrestudiertund in der<br />

Managementberatung gearbeitet. Seit 2010 ist er in der humanitären Hilfe tätig,zunächst als<br />

Logistiker,bald in Projektleitungs- und Managementpositionen.<br />

Seine Einsätze für Ärzte ohne Grenzen führten ihn unter anderem nach Sierra Leone,<br />

Uganda, Pakistan und nach Afghanistan, wo er insgesamt fast drei Jahre verbrachte und mehrere<br />

Kliniken aufbaute.<br />

Wie lange bleiben die Flüchtlinge<br />

und Migranten in der Regel in den Internierungslagern?<br />

Die meisten sitzen dort nach eigenen<br />

Angaben schon eineinhalb<br />

oder zwei Jahre fest. Ein Großteil<br />

wartet auf die Hilfe des UN-Flüchtlingshilfswerks<br />

UNHCR. Theoretisch<br />

gibt es ein Ausreisezentrum in Libyen<br />

–darüber sollen Leute,die vom<br />

UNHCR in den Internierungslagern<br />

registriertwurden, über den Niger in<br />

Länder ausreisen können, die Ausreisekontingente<br />

zugesagt haben –<br />

dazu gehört auch Deutschland. Die<br />

Bundesregierung hat zu Beginn des<br />

Jahres 300 Plätze zugesagt, doch bis<br />

heute sind diese nicht abgerufen<br />

worden. So ist das auch bei anderen<br />

Ländern, weshalb die Ausreisezentren<br />

überfüllt sind und aus den übrigen<br />

Internierungslagern des Landes<br />

niemand nachrücken kann.<br />

Haben SieInformationen darüber,ob<br />

die Situation in Sintan exemplarisch<br />

für die Bedingungen in den anderen<br />

libyschen Internierungslagern steht?<br />

Manmuss zwischen den Einrichtungen<br />

unterscheiden, die von der<br />

durch die UN anerkannte Regierung<br />

betrieben werden, und den illegalen.<br />

Diewerden vonMilizen geleitet, und<br />

dort sind die Zustände noch viel<br />

schlimmer. Die Situation ist durch<br />

den Bürgerkrieg sehr angespannt,<br />

die Frontlinie verschiebt sich ständig.<br />

Erst im Juli sind in einem Lager<br />

in Tripolis bei einer Bombardierung<br />

60 Menschen ums Leben gekommen,<br />

was wieder einmal zeigt, dass<br />

Libyenkein sicherer Ortist. Dasstellen<br />

wir auch fest, wenn wir die Menschen<br />

auf unserem Rettungsschiff<br />

„Ocean Viking“ untersuchen und sie<br />

vonihren Erfahrungen berichten.<br />

Washaben Ihnen die Menschen auf<br />

der Flucht darüber erzählt, warum<br />

sie überhaupt erst in Libyen gelandet<br />

sind?<br />

Die Mehrheit der Menschen in<br />

Sintan kommt aus Bürgerkriegsländernwie<br />

Somalia und Eritrea, wo sie<br />

zum Teil von radikalen Milizen gezwungen<br />

wurden, als Kindersoldaten<br />

zu arbeiten. DieLeute sind meist<br />

mehrere Jahre unterwegs und werden<br />

im System der Menschenschmuggler<br />

immer wieder Opfer von<br />

Gewalt. Aufden Fluchtrouten gibt es<br />

verschiedene Ballungszentren, die<br />

fernab vonallen Beobachternliegen<br />

und wo Gewaltexzesse, Zwangsarbeit<br />

und Vergewaltigungen an der<br />

Tagesordnung sind. Weil der Zugang<br />

zu diesen Orten sehr schwer ist, sind<br />

die Menschen dortinder Regel völlig<br />

schutzlos. Das so etwas verborgen<br />

vorderWeltöffentlichkeit stattfinden<br />

kann, ist sehr schockierend.<br />

Welche Geschichten sind Ihnen besonders<br />

in Erinnerung geblieben?<br />

Zum Beispiel die eines jungen<br />

Mannes, der mit seiner Frau aus Somalia<br />

geflohen ist und auch viele<br />

Jahreunterwegs war.Ererzählte mir,<br />

dass sie vor seinen Augen vergewaltigt<br />

wurde.Sie wurden unterwegs getrennt,<br />

und nun weiß er nicht, wie es<br />

ihr ergangen ist oder ob sie überhaupt<br />

noch am Leben ist. Auf der<br />

Flucht werden viele Familien auseinandergerissen,<br />

Freunde voneinander<br />

getrennt. Für sie gibt es häufig<br />

keinen Ausweg, weil die Situation in<br />

den Heimatländern ähnlich dramatisch<br />

ist. Das führt zueiner unheimlich<br />

großen Hoffnungslosigkeit.<br />

Siearbeiten bereits seit 2010 für Ärzte<br />

ohne Grenzen, unter anderem waren<br />

Sie bereits in Äthiopien, Afghanistan<br />

und im Jemen. Woher ziehen Sie Ihre<br />

Motivation?<br />

Ichhabe mich immer sehr für das<br />

Leid der Menschen interessiert, und<br />

irgendwann wollte ich nicht mehr<br />

nur darüber sprechen, sondern<br />

selbst helfen. Als Projektkoordinator<br />

bin ich immer dorteingesetzt, wo es<br />

gerade zu akuten Notsituationen<br />

kommt und koordiniere die Arbeit<br />

der Teams vorOrt.Nach dem aktuellen<br />

Einsatz wünsche ich mir, dass<br />

mehr Menschen erkennen, dass es in<br />

Libyenund auch bei der Problematik<br />

auf dem Mittelmeer nicht um Migration,<br />

sondern umdie Bekämpfung<br />

einer akuten Notsituation geht. Das<br />

wirdgerne miteinander vermischt.<br />

Sie sind normalerweise in Potsdam<br />

zuhause. Wie schwer fällt es Ihnen<br />

nach einem solchen Einsatz, sich wieder<br />

in der gewohnten Umgebung zurechtzufinden?<br />

Wenn man diese Arbeit langfristig<br />

machen will, muss man akzeptieren,<br />

dass es diese zwei Welten gibt und<br />

darf sie nicht permanent miteinander<br />

vergleichen. Ich versuche, möglichst<br />

viel mit meiner Familie und<br />

dem Freundeskreis darüber zu sprechen,<br />

und natürlich ist auch die Aufklärung<br />

über die Situation an Ort<br />

und Stelle Teil der Bewältigung.<br />

DasGespräch führte<br />

Kristin Hermann.<br />

Bekanntmachungen<br />

erbenaufrufe<br />

Amtsgericht Charlottenburg<br />

Öffentliche Aufforderung<br />

Geschäftsnummer: 62 VI 307/96<br />

Datum: 16.09.2019<br />

In demNachlassverfahren desam24.08.1924<br />

geborenen und am05.04.1996 verstorbenen,<br />

zuletzt Ravensberger Straße 1,10709 Berlin<br />

wohnhaft gewesenen Hans-Jürgen Klemmt<br />

wird der Erbschein des Amtsgerichtes Charlottenburg<br />

vom 20.09.1996, Aktenzeichen 62<br />

VI 307/96, für kraftlos erklärt. Von der Erhebung<br />

der Kosten wird abgesehen.<br />

Gründe: MitBeschluss vom22.08.2019 wurde<br />

der Erbschein vom20.09.1996 eingezogen,<br />

da dieser unrichtig geworden ist. Die erteilten<br />

Ausfertigungen konnten nicht mehr aufgefunden<br />

werden. Der eingezogene Erbschein war<br />

daherfür kraftlos zu erklären.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 15 *<br />

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Brandenburg<br />

US-Tarnkappen-Bomber in Brandenburg aufgeflogen<br />

Mitarbeiter einer deutschen Rüstungsfirma mieten sich in Ponyhof ein. Vonhier aus knacken sie die modernste Stealth-Technik der Amerikaner.<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Ein Ponyhof in Brandenburg<br />

ist derzeit Thema bei Rüstungsfirmen<br />

in aller Welt.<br />

Denn von hier aus wurde<br />

eines der modernsten Kampfflugzeuge,<br />

der US-amerikanische F-35,<br />

gründlich entzaubert. Der Flieger ist<br />

das teuerste Rüstungsprojekt der<br />

US-Streitkräfte aller Zeiten. Stark,<br />

schnell und vorallem unsichtbar für<br />

die derzeit verfügbaren Radar- und<br />

Überwachungssysteme, wirbt Hersteller<br />

Lockheed Martin. Doch das<br />

stimmt so offenbar nicht. Der Tarnkappenbomber<br />

wurde im Rahmen<br />

seiner Vorstellung auf der ILA 2018<br />

geortet – von einem Ponyhof in<br />

Brandenburg aus. Das berichtet die<br />

Fachzeitschrift Defense News.<br />

2018 hatten die Amerikaner zwei<br />

ihrer brandneuen Kampfflugzeuge<br />

unter größten Sicherheitsvorkehrungen<br />

nach Berlin zur Luftfahrtmesse<br />

ILAgebracht. Hier wurden die<br />

zwei Stealth-Bomber der staunenden<br />

Öffentlichkeit präsentiert. Allerdings<br />

nur am Boden, in die Luft gingen<br />

die Flugzeuge nicht.<br />

Verwunderung und Spekulation<br />

Das sorgte bereits damals für Verwunderung<br />

und Spekulationen, die<br />

Amerikaner könnten Angst vor einer<br />

neuen, noch unbekannten Ortungstechnik<br />

haben, die ihreF-35 womöglich<br />

doch entdecken könnte. Offenbar<br />

war diese Angst berechtigt. Denn<br />

PerRadar sind diese Bomber nicht aufzuspüren. Mit einem kleinen Trick geht es aber sehr wohl.<br />

die deutsche Rüstungsfirma Hensoldt<br />

entdeckte die fliegenden Tarnkappenbomber<br />

mithilfe eines neuartigen<br />

Passivradars namens TwInvis.<br />

Die Technikspezialisten der Rüstungsfirma<br />

hatten sich während der<br />

ILAineinem Ponyhof in Selchow, einem<br />

Ortsteil von Schönefeld eingemietet.<br />

Die Betreiberin Marion K.<br />

bestätigte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am<br />

Donnerstag, dass da „für ein paar<br />

Tage ein paar Männer“ gewesen<br />

„Da waren ein paar Männer<br />

und haben irgendeinen<br />

Radar aufgestellt. Aber was sie da<br />

genau machen, das haben sie<br />

uns nicht gesagt.“<br />

Marion K., Betreiberin des Ponyhofs Keidel-Ranch<br />

THE CANADIAN PRESS/ADRIAN WYLD<br />

seien, die „irgendeinen Radar aufgestellt<br />

haben. Sonderlich gesprächig<br />

seien die Besucher laut Marion K.<br />

aber nicht gewesen: „Was sie da genau<br />

machen, haben sie uns nicht gesagt“.<br />

WasK.nicht wusste: Die Männer<br />

hatten ihre neues System scharfgestellt<br />

–und dann auf den Anruf ihres<br />

Informanten gewartet. Der gab dem<br />

Team auf dem Ponhyof Bescheid, als<br />

die beiden F-35-Flieger ihre Heimreise<br />

in Richtung USA antraten. Wenig<br />

später wurden die unsichtbaren<br />

Flugzeuge dann erfasst.<br />

„Das in ein Geländefahrzeug oder<br />

einen VanintegrierbareTwInvis sendet<br />

zur Überwachung des Luftverkehrs<br />

keine Signale aus, sondern<br />

wertet lediglich passiv die Signalechos<br />

von Rundfunk- und Fernsehsendern<br />

aus“, heißt es bei Hensoldt.<br />

Ein Passivradar fungiere „als reiner<br />

Empfänger und ortet Flugzeuge mittels<br />

Auswertung der am Ziel reflektierten<br />

Signale vonbereits vorhandenen<br />

Fremd-Sendern“. Vereinfacht<br />

ausgedrückt kann TwInvis erkennen,<br />

wenn in der Luft plötzlich ein Art<br />

Loch im unsichtbaren digitalen Wellenteppich<br />

entsteht, das sich noch<br />

dazu bewegt. Ein Software-Programm<br />

kann dann errechnen, ob es<br />

sich bei dem Loch tatsächlich um ein<br />

Flugzeug handelt.<br />

150 Kilometer verfolgt<br />

So wie nun im Fall der beiden F-35:<br />

So habe Hensoldt die Flieger rund<br />

150 Kilometer verfolgen können.<br />

Hersteller Lockheed versucht abzuwiegeln<br />

und erklärte, anden F-35-<br />

Jets seien spezielle Reflektoren angebracht<br />

gewesen, um die Flieger aus<br />

Sicherheitsgründen erkennbar zu<br />

machen. Nur deshalb seien die Jets<br />

sichtbar gewesen. Ein Sprecher von<br />

Hensoldt sagte hingegen, dass die<br />

angesprochenen Reflektoren bei der<br />

Erkennung der Kampfflugzeuge<br />

keine Rolle gespielt hätten.<br />

NACHRICHTEN<br />

Kinderheim in Jänschwalde:<br />

Neustartmit Auflagen<br />

Nach Misshandlungsvorwürfen gegen<br />

das Kinderheim„Neustart“ in<br />

Jänschwalde (Spree-Neiße) hat die<br />

Heimaufsicht der Einrichtung Auflagen<br />

erteilt. Biszur abschließenden<br />

Prüfung allerVorwürfe gelte ein sofortiger<br />

Aufnahmestopp für die Einrichtung,<br />

teilte das Jugendministerium<br />

mit. Zudem werdebis zur Klärung einem<br />

einzelnen Erzieher der weitere<br />

Umgang mit den Kindernund Jugendlichen<br />

untersagt. Es gehe um die<br />

Sicherung des Kindeswohls und<br />

darum, eine mögliche Gefährdungslage<br />

abzuwenden. (dpa)<br />

Wildsaatgans-Bestände<br />

können sich erholen<br />

Umweltverbände in Brandenburg<br />

hoffen, dass sich das Jagdverbot positiv<br />

auf den Bestand der seltenenWildsaatgänse<br />

im Land auswirkt. DieJagd<br />

auf die Tiere, die in der Region überwintern,<br />

ist seit diesem Sommer verboten.„Wasservögel<br />

sind starkbedroht“,<br />

sagte der Geschäftsführer des<br />

Brandenburger Landesverbands des<br />

Bundes für Umwelt und Naturschutz<br />

Deutschland (BUND), Axel Kruschat,<br />

am Mittwoch. In großen Schwärmen<br />

sei es schwer,die verschiedenen Arten<br />

zu unterscheiden.„Es ist sinnvoll,<br />

die Jagd einzustellen.“ MitdemVerbot<br />

erhofft sich auch der Naturschutzbund<br />

Deutschland (Nabu) in<br />

Brandenburg, dass sich der Bestand<br />

der seltenen Artwieder erholt. Es sei<br />

ein längst fälliger Schritt, erklärte der<br />

Verband. (dpa)<br />

GEWINNZAHLEN<br />

Mittwoch-Lotto:<br />

3-26-29-31-33-48<br />

Superzahl: 0<br />

Spiel 77: 2466906<br />

Landeslotterie Super 6: 422585<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

Neues<br />

Amri-Video<br />

aufgetaucht<br />

Aufnahme erregt Unmut im<br />

Untersuchungsausschuss<br />

Das Bekanntwerden eines neuen<br />

Videos des <strong>Berliner</strong>Weihnachtsmarkt-Attentäters<br />

Anis Amri hat im<br />

Untersuchungsausschuss des Bundestages<br />

zu der Taterheblichen Unmut<br />

hervorgerufen. Obleute vonFDP<br />

und Grünen kritisierten am Donnerstag<br />

das scheibchenweise Publikwerden<br />

vonInformationen zu dem Fall.<br />

Nach Informationen der Deutschen<br />

Presse-Agentur liegt das von<br />

Amri vor der Tataufgenommene Video<br />

nicht nur dem Bundesnachrichtendienst,<br />

sondern auch dem Bundeskriminalamt<br />

und dem Bundesamt<br />

für Verfassungsschutz vor. Über<br />

dasVideo hatten zuerst„Süddeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong>“, NDR und WDR berichtet.<br />

Nach deren Berichten haben die Untersuchungsausschüsse<br />

des Bundestags<br />

und verschiedener Landesparlamente,die<br />

an der Aufklärung des Falls<br />

arbeiten, es offenbar nicht gezeigt bekommen.<br />

DieFDP wüsste etwa gerne: Istdas<br />

ein Selfie-Video oder hat es ein Komplize<br />

aufgenommen? Und hat sich<br />

der BND bei dem ausländischen<br />

Nachrichtendienst, von dem er das<br />

Video bekommen haben soll, überhaupt<br />

um eine Freigabe für die Ermittlungsakten<br />

bemüht?<br />

Auch die Grünen-Innenpolitikerin<br />

Irene Mihalic ärgertsich über dieTaktik,<br />

mit der Informationen zu dem<br />

Fall stückweise bekannt werden. Das<br />

Video stelle die offizielle Chronologie<br />

der Bundesregierung zu dem Anschlag<br />

und den anschließenden Ermittlungen<br />

infrage,sagte sie.<br />

Bekannt ist bereits ein Video, das<br />

Amri einige Tage vor der Tatvom 19.<br />

Dezember 2016 in Berlin aufgenommen<br />

hat. Das neue Video, das ihn<br />

mutmaßlich mit der späteren Tatwaffe<br />

zeigt, soll im November 2016<br />

entstanden sein, als der zeitweise beobachtete<br />

Islamist vonden Behörden<br />

nicht mehr als besonders gefährlich<br />

eingestuft wurde, sondern als Drogendealer.<br />

Berichten zufolge gibt es<br />

keine Hinweise, dass es den Behörden<br />

vorder Tatbekannt war. (dpa)<br />

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Gesundheit<br />

Erste Hilfe mit Hypnose<br />

Eine Bremer Notärztin setzt zur Beruhigung von Notfallpatienten auf Hypnose<br />

VonHelen Hoffmann<br />

Die Notärztin Annette<br />

Held hilft mit Worten.<br />

Mit einer speziellen<br />

Hypnosetechnik könne<br />

sie Notfallpatienten beruhigen und<br />

Schmerzen unterbrechen, sagt sie.<br />

„Kurzzeitig merken sie sie nicht“ erklärt<br />

die 56-Jährige. „Man kann damit<br />

gebrochene Knochen wieder in<br />

die richtige Stellung bringen.“ Der<br />

Ärztin zufolge kann die Technik auch<br />

helfen, Blutungen oder Luftnot zu<br />

reduzieren.<br />

„Bei Leuten mit Luftnot ist es so:<br />

Je mehr Angst, desto mehr Luftnot.<br />

Mit Hypnose können Sie diesen<br />

Kreislauf durchbrechen“, erklärt<br />

Held, die im Jahr 2015 mit ihrem Kollegen<br />

Thomas Kemmler-Kell das<br />

erste deutsche Ausbildungsinstitut<br />

für Notfall-Hypnose in Bremen gegründet<br />

hat. In den Seminaren lernen<br />

Fachkräfte aus dem Rettungsdienst,<br />

wie sie Menschen über Sprache<br />

in eine angenehme Trance versetzen.<br />

Held zufolge sind Patienten in<br />

Notfallsituationen besonders ansprechbar<br />

für eine Hypnose.„Durch<br />

den Notfall schafft sich die Psyche einen<br />

eigenen Trancezustand – den<br />

können Siebenutzen, um schnell zu<br />

intervenieren“, erklärt sie. „Der Erfolg<br />

ist sehr gut.“ Ihrzufolge sind die<br />

meisten Patienten dankbar für das<br />

Angebot. „Fast alle gehen mit. Es ist<br />

ihnen völlig egal, was wir machen,<br />

Hauptsache die Situation, in der sie<br />

sich befinden, hörtauf.“<br />

Tobias Schmidt hat eine Notfall-Hypnose-Ausbildung absolviert. Hier testet er seine Technik.<br />

Notarzt Tobias Schmidt hat jüngst<br />

ein zweitägiges Ausbildungsseminar<br />

in Bremen besucht. „Ich denke,esist<br />

kein Allheilmittel, sondern ein weiteres<br />

Werkzeug für bestimmte Situationen,<br />

zum Beispiel in der Behandlung<br />

vonSchmerzen“, sagt der Facharzt<br />

für Anästhesie über die Notfall-<br />

Hypnose. Neben der positiven<br />

Wirkung auf die Patienten erhofft<br />

sich der 43-Jährige eine Erleichterung<br />

seiner Arbeit. „Als Notarzt ist<br />

der Einsatz sehr herausfordernd. Je<br />

mehr Möglichkeiten man hat, eine<br />

solche Situation zu meistern, desto<br />

ruhiger geht man zum Einsatz.“<br />

Stefanie Borchardt, Fachkrankenschwester<br />

für Anästhesie und Intensivpflege,<br />

will ihr neues Wissen im<br />

Krankenhaus anwenden.„Ich denke,<br />

das ist etwas, wovon die Patienten<br />

profitieren können“, sagt die 51-Jährige<br />

nach dem Wochenende in Bremen.<br />

Sie selbst habe die Übungen<br />

genossen. „Man merkt, wie gut die<br />

Entspannung tut, wenn man mal alles<br />

locker lässt.“ Den Zustand einer<br />

Notfall-Hypnose beschreibt sie als<br />

DPA<br />

wohliges Gefühl. „Es ist so ähnlich,<br />

wie wenn man döst, wenn man bis<br />

tief zu den Füßen durchatmen<br />

kann.“<br />

Der emeritierte Professor Ernil<br />

Hansen, der am Universitätsklinikum<br />

Regensburginder Hypnoseforschung<br />

und -lehretätig ist, hält Sprache<br />

für ein außerordentlich wichtiges<br />

Mittel bei Notfalleinsätzen. Patienten<br />

hätten dann oft große Angst,<br />

was sich ungünstig auf das Immunsystem<br />

auswirke.„Wenn einer Angst<br />

hat und aufgeregt ist, geht der Blutdruck<br />

hoch. Das kann gefährliche<br />

Folgen haben.“ Ihm zufolge gehen<br />

Notfallpatienten in eine natürliche<br />

Trance. „Es ist ein Schutzmechanismus.InderTrance<br />

hat der Körper Fähigkeiten,<br />

die er sonst nicht hat“, erklärtder<br />

71-Jährige.<br />

DenWeg, Notfallpatienten mit einer<br />

therapeutischen Kommunikation<br />

zu begleiten, findet Hansen<br />

richtig. Dass Einsatzkräfte wie Rettungssanitäter<br />

Menschen hypnotisieren,<br />

hält der Anästhesist aber für<br />

falsch. Hypnose sollte als Therapie<br />

nur von Psychotherapeuten und<br />

Ärzten angewendet werden, fordert<br />

er. Die Gefahr des Missbrauchs sei<br />

groß. „Hypnose ist ein ganz scharfes<br />

Schwert.“ Bei Notfallpatienten sehe<br />

er auch keine Notwendigkeit für eine<br />

Hypnose.„DerPatient ist schon in einer<br />

Trance. Ich muss nur damit umgehen<br />

können.“<br />

Das Bremer Ausbildungsinstitut<br />

sieht Hansen deshalb zwiespältig.<br />

„Das Wesentliche dortwirddas sein,<br />

was ich für gut heiße,nämlich Techniken<br />

zu vermitteln, wie man Menschen<br />

im Notfall beruhigen kann.“<br />

Techniken, wie man eine Hypnose<br />

einleitet oder vertieft, gehören aus<br />

Sicht des Forschers nicht in eine<br />

zweitägige Weiterbildung für Rettungskräfte.<br />

Die Psychologin Teresa Deffner,<br />

die im Universitätsklinikum Jena auf<br />

der Intensivstation mit Hypnose arbeitet,<br />

sieht das genauso. Essei äußerst<br />

wichtig, dass Rettungskräfte<br />

wissen, wie sie Sprache beruhigend<br />

und therapeutisch einsetzen können.<br />

Aber:Hypnose sollte Therapeuten<br />

vorbehalten sein.<br />

Held hingegen meint, es gebe bei<br />

der Notfall-Hypnose keine Risiken,<br />

wenn die Technik vernünftig gelernt<br />

werde. Angst brauche niemand zu<br />

haben. „Sie sind in Hypnose immer<br />

selbstwirksam, sie können das, was<br />

passiert, immer steuern, sie können<br />

einfach aufhören.“ Wenn sie Notfallpatienten<br />

behandelt, verzichtet die<br />

Ärztin auf das Wort Hypnose. „Wir<br />

sagen, wir benutzen eine beruhigende<br />

Technik.“ (dpa)<br />

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PROF. DR. MED. STEFAN DRESEL IM GESPRÄCH ÜBER PSMA-THERAPIE<br />

Prostatakrebs besser erkennen und gezielt behandeln<br />

Jedes Jahr wird bei rund 60 000 Männern in<br />

Deutschland ein Prostatakarzinom diagnostiziert,<br />

etwa 12000 Patienten sterben jährlich<br />

daran. Inzwischen ist Prostatakrebs in<br />

Deutschland die häufigste Krebserkrankung<br />

bei Männern. Doch es gibt Hoffnung für die Betroffenen:<br />

Forscher haben mit PSMA ein spezielles<br />

Eiweiß entdeckt, das sich sowohl zur<br />

exakten Diagnostik als auch Behandlung von<br />

Prostatakrebs eignet. Alle Fakten zu PSMA im<br />

Gespräch mit Prof. Dr. Stefan Dresel, Chefarzt<br />

der Nuklearmedizin in den Helios Kliniken in<br />

Berlin-Buch und Bad-Saarow.<br />

Prof. Dresel, was ist PSMA und die damit verbundene<br />

Therapie?<br />

Die PSMA-Therapie ist eine Therapie mit einer<br />

radioaktiven Substanz, die an die Prostatakarzinomzellen<br />

bindet. Dabei werden der Tumor<br />

und die Metastasen vor Ort und von innen heraus<br />

bestrahlt und zerstört. Das kleine Molekül<br />

PSMA (Prostata spezifisches Membran- Antigen)<br />

ist mit einer radioaktiven Substanz, dem<br />

Lutetium 177, verbunden. Wir wissen, dass<br />

die Prostatakarzinomzellen an ihrer Oberfläche<br />

Strukturen besitzen, woran dieses Molekül binden<br />

und in die Zelle eingeschleust werden kann.<br />

Dort zeigt dann auch die Substanz durch den<br />

radioaktiven Zerfall ihre Wirkung und zerstört<br />

die bösartigen Zellen. Die direkt spürbaren Nebenwirkungen<br />

für den Patienten sind sehr gering<br />

und die Therapie sehr gut verträglich. Gesundes,<br />

umliegendes Gewebe wird geschont. Im<br />

Bereich des Tumors findet die Hauptstrahlenwirkung<br />

statt und im restlichen Körper ist diese<br />

niedrig. Der Anteil der Substanz, die nicht im<br />

Tumor aufgenommen wird, wird über die Nieren<br />

ausgeschieden und dann in die Abklinganlage,<br />

eine technische Anlage bei uns im Klinikum zur<br />

Aufbewahrung radioaktiven Abwassers, ausgeschüttet.<br />

Das ist auch der Grund warum die Patienten<br />

für drei Tage stationär bleiben müssen,<br />

damit sie zu Hause nicht radioaktive Substanzen<br />

in die Kanalisation abgeben.<br />

Wie gestaltet sich konkret die Diagnostik und<br />

Therapie?<br />

Bevor die Therapie beginnt, wird diagnostisch<br />

ein PSMA-PET/CT durchgeführt. Das geschieht<br />

mit der gleichen Substanz PSMA, nur ist dieses<br />

Molekül nicht an das zu therapeutischen Zwecken<br />

eingesetzte Lutetium-177 gebunden, sondern für<br />

die Diagnostik an das Gallium-68. Wir können<br />

dann im PET/CT nachweisen, ob die Tumorherde<br />

Dank des Eiweißes PSMA lassen sich Prostatakarzinome noch besser diagnostizieren –und behandeln.<br />

des Patienten dieses PSMA auch aufnehmen. Nur<br />

wenn dies der Fall ist, ist die Therapie überhaupt<br />

erfolgversprechend. Zur Vorbereitung erfolgt eine<br />

Untersuchung der Nieren um sicher zu stellen,<br />

dass diese gut funktionieren. Dann kommt der<br />

Patient auf die Station und erhält das therapeutische<br />

Lu-177 PSMA über eine Infusion und wird<br />

für drei Tage stationärüberwacht. Wir führen durch<br />

tägliche Bildgebung eine Qualitätskontrolle durch,<br />

um zu prüfen, dass die Substanz tatsächlich im<br />

Tumor angekommen ist. Dann wird der Patient<br />

nach Hause entlassen. Das gesamte Prozedere<br />

wird nach den aktuellen Empfehlungen der Fachgesellschaften<br />

in sechs Zyklen durchgeführt, das<br />

bedeutet sechs Einzeltherapien im Abstand von<br />

acht Wochen. Die Therapie mit Lu-177 PSMA ist<br />

eine klassische interdisziplinäre Therapie, die in<br />

direkter Zusammenarbeit mit den behandelnden<br />

Urologen stattfindet.<br />

Welche Therapieerfolge sind zuerwarten?<br />

Momentan wird diese Therapie beim fortgeschrittenen<br />

metastasierten Prostatakarzinom<br />

eingesetzt. Die Betroffenen haben bereits eine<br />

Chemotherapie und in der Regel mehrere antihormonelle<br />

Therapien bekommen. Wenn die<br />

Erkrankung weiter progredient ist und die Patienten<br />

nicht mehr auf die „klassischen“ Therapien<br />

ansprechen, dann wird die Lu-177 PSMA-Therapie<br />

durchgeführt. Die Therapie hat zum Ziel, ein<br />

Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten und<br />

die Lebensqualität der Patienten zu verbessern,<br />

indem Nebenwirkungen, wie beispielsweise Knochenschmerzen,<br />

vermindert werden. Die oftmals<br />

schwerkranken Patienten blühen regelrecht unter<br />

dieser Therapie auf, können besser laufen als zuvor<br />

und benötigenwesentlich wenigerSchmerzmedikamente.<br />

Sie sind allgemein mobiler und können<br />

besser am Alltagsleben und Familienleben<br />

teilnehmen. Dadurch ist ein echter Gewinn für die<br />

Patienten durch diese Therapie zu dokumentieren.<br />

Wer übernimmt die Kosten der Therapie?<br />

Unter den genannten Voraussetzungen, also<br />

das Stadium der Erkrankung betreffend und die<br />

Vortherapien, wird die Therapie von den Krankenkassen<br />

übernommen. In der interdisziplinären<br />

Zusammenarbeit wird mit den Strahlentherapeuten,<br />

den Urologen und Onkologen gemeinsam die<br />

Entscheidung gefällt, dass diese Therapie für den<br />

Patienten zu diesem Zeitpunkt die richtige ist.<br />

KREBS-INFOTAG<br />

THOMAS OBERLÄNDER/HELIOS KLINIKEN<br />

Am Samstag, den 9. November sprechen<br />

Spezialisten von 9bis 15 Uhr im Helios<br />

Klinikum Berlin-Buch in Seminaren mit<br />

Interessierten über moderne Krebsmedizin.<br />

Arzt und TV-Moderator Dr. Carsten<br />

Lekutat moderiert eine Expertenrunde<br />

zur fachübergreifenden Krebsbehandlung.<br />

Interessierte können sich über die Website<br />

anmelden, aber auch spontane Teilnehmer<br />

sind herzlich willkommen:<br />

www.helios-gesundheit.de/<br />

krebs-weiter-leben


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 17<br />

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Gesundheit<br />

Kribbeln in den Fingern<br />

Das Karpaltunnel-Syndrom ist eine der häufigsten Erkrankungen der Hand. Bei dauerhaften Beschwerden kann ein Nerv eingeklemmt oder geschädigt sein<br />

VonMichael Timm<br />

Es passiert beim Schreiben<br />

am Computer,beim Telefonieren,<br />

beim Radfahren<br />

oder nachts im Schlaf. Erst<br />

kribbeln die Finger, als ob sie in einem<br />

Ameisenhaufen stecken. Dann<br />

schläft die Hand ein. Schließlich<br />

kommen die Schmerzen. „Das kann<br />

an Überanstrengung liegen oder Sie<br />

sind nachts einfach nur ungünstig auf<br />

dem Armgelegen“, sagt Handchirurg<br />

Frank Herter vom Städtischen Klinikum<br />

München-Bogenhausen. „Meist<br />

vergeht dieses unangenehme Gefühl<br />

wieder. Hält es jedoch dauerhaft an,<br />

sind das oft die typischen Beschwerden<br />

des Karpaltunnel-Syndroms.Dabei<br />

wirdein wichtiger Nerv im Handgelenk<br />

eingeklemmt.“<br />

Frauen häufiger betroffen<br />

Das Karpaltunnel-Syndrom ist eine<br />

der häufigsten schmerzhaften Erkrankungen<br />

der Hand. Schätzungsweise<br />

200 000 <strong>Berliner</strong>innen und <strong>Berliner</strong><br />

leiden darunter. Betroffen ist<br />

hier eine tunnelartige Röhre auf der<br />

Innenseite des Handgelenks.Sie wird<br />

aus den Handwurzelknochen gebildet<br />

und einem Band, das sich wie ein<br />

Dach darüber spannt. Durch diesen<br />

Engpass verlaufen verschiedene Sehnen<br />

und der wichtige Mittelarmnerv,<br />

der vomArm bis in die Fingerspitzen<br />

zieht. Er versorgt Daumen, Zeigeund<br />

Mittelfinger und steuertEmpfindungen<br />

und Bewegungen.<br />

DieUrsache der Beschwerden erklärt<br />

Herter so: „Entsteht im Karpaltunnel<br />

ein erhöhter Druck, kann der<br />

empfindliche Nerv eingeengt werden.<br />

Dieser erhöhte Druck entsteht<br />

beispielsweise, wenn die Sehnen<br />

durch Überlastung, Entzündungen<br />

oder bei Stoffwechselstörungen anschwellen.<br />

Dabei lagert sich Flüssigkeit<br />

ein, das Gewebe verdickt.“ Die<br />

Folge: Die Blutgefäße werden zusammengedrückt<br />

und können den<br />

Nerv nicht mehr mit Sauerstoff und<br />

Nährstoffen versorgen. Fehlbildungen<br />

an den Handknochen, Verletzungen<br />

und Arthrose sind weitere<br />

Gründe. Auch bei Hormonschwankungen<br />

kann sich Flüssigkeit einlagern<br />

und den Tunnel verengen. Das<br />

kommt oft bei Frauen über 50, aber<br />

auch während der Schwangerschaft<br />

vor. Deshalb sind Frauen häufiger<br />

betroffen als Männer.<br />

Die Patienten klagen zunächst<br />

über Beschwerden, wie nächtliche<br />

Taubheit und Kribbeln vonDaumen<br />

bis Mittelfinger. „Wenn man die<br />

Arme kurzbewegt, legt sich das wieder“,<br />

erklärt Handchirurg Herter.<br />

„Später bleibt das Kribbeln der Finger<br />

jedoch dauerhaft bestehen. Beim<br />

Greifen kommen dann Schmerzen<br />

hinzu, die sich wie elektrische<br />

Schläge anfühlen. Sie können über<br />

den Unterarmbis zum Ellbogen und<br />

manchmal sogar bis zur Schulter<br />

ausstrahlen“ In fortgeschrittenen<br />

Fällen lässt sich beobachten, dass<br />

der Daumenballen dünner wird,<br />

weil sich dortdie Muskeln zurückbilden.<br />

Die Symptome machen sich besonders<br />

nachts bemerkbar, weil im<br />

Das Karpaltunnel-Syndrom ist eine häufige Bürokrankheit.<br />

Pausen: Gönnen Sie Ihren Händen bei anstrengenden<br />

Tätigkeiten mindestens jede<br />

halbe Stunde fünf Minuten Erholung.Strecken<br />

Sie in dieser Zeit Arme, Hände und Fingermehrmals<br />

gerade aus.<br />

Hilfsmittel. Benutzen Sie am PC bei Arbeit<br />

mit der Maus eine ergonomische Handauflage.<br />

SO KÖNNEN SIE VORBEUGEN<br />

IMAGO-IMAGES<br />

Kühlung. Legen Sie bei Schmerzen alle zwei<br />

Stunden für zehn Minuten Eiswürfel auf das<br />

Handgelenk.<br />

Haltung. Achten Sie darauf, beim Schreiben<br />

am Computer,beim Fahrradfahren oder<br />

handwerklichen Tätigkeiten das Handgelenk<br />

nicht über längere Zeit nach oben abzuwinkeln.<br />

Schlaf der Blutdruck absinkt. Dadurch<br />

verschlechtertsich die Durchblutung<br />

des Nerven noch zusätzlich.<br />

Anhand der typischen Beschwerden,<br />

die der Patient schildert, bekommt<br />

der Arzt schnell deutliche<br />

Hinweise auf den Karpaltunnel. „Wir<br />

untersuchen die Hände dann eingehend,<br />

überprüfen die Beweglichkeit<br />

und testen, ob die Empfindung gestört<br />

ist“, so Herter.„Manchmal lassen<br />

sich Kribbeln und Schmerzen<br />

auch durch bestimmte Bewegungen<br />

hervorrufen, wenn man beispielsweise<br />

das Handgelenk abwinkelt<br />

oder auf den Karpaltunnel drückt.“<br />

Mit Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen<br />

kann der Arzt zudem<br />

feststellen, ob Arthrose oder Sehnenscheiden-Entzündungen<br />

vorliegen,<br />

die zu den Symptomen führen.<br />

Bevorsich der Arzt für eineTherapie<br />

entscheidet, schickt er den Patienten<br />

meist noch zu einem Neurologen.<br />

Dieser kann die Leitgeschwindigkeit<br />

des Nerven genau messen<br />

und feststellen, wie schnell er Reize<br />

weiterleitet. Das zeigt dann genau,<br />

wie stark die Nerven bereits geschädigt<br />

ist. Außerdem kann der Arzt mit<br />

Hilfe dieser Untersuchung ausschließen,<br />

dass die Symptome durch<br />

einen Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule<br />

oder eine Nervenerkrankung<br />

wie etwa eine Polyneuropathie<br />

hervorgerufen wurden.<br />

Nicht immer ist gleich eine Operation<br />

nötig. „Vorher schöpfen wir<br />

erst sämtliche konservativen Therapien<br />

aus“, versichert Herter. „Dazu<br />

gehört das Anpassen von Handschienen,<br />

die ganztags oder auch<br />

nur nachts getragen werden sollten.<br />

Außerdem verschreiben wir<br />

Schmerzmittel und bei BedarfCortison-Injektionen.<br />

Außerdem erhalten<br />

die Patienten eine Überweisung zu<br />

Physio- und Ergotherapeuten, die<br />

die Funktion der Hand durch gezielte<br />

Behandlungen oft verbessern<br />

können.“<br />

ProJahr 20 000 Eingriffe in Berlin<br />

Erst wenn all diese Therapien auch<br />

nach mehreren Monaten keine Besserung<br />

bringen, rät Herter zur Operation.<br />

Mit dem Skalpell oder einem<br />

endoskopischen Mini-Messer spaltet<br />

er das Band, das wie ein Dach<br />

über dem Karpaltunnel liegt. Dadurch<br />

wird die Engstelle beseitigt,<br />

und die darunter verlaufenden Nerven,<br />

Sehnen und Blutgefäße erhalten<br />

wieder genügend Platz. Der Arzt<br />

kann sowohl offen über einen zwei<br />

bis drei Zentimeter kleinen Einschnitt<br />

als auch endoskopisch durch<br />

eine kleinere Öffnung über eine<br />

Sonde operieren. Die Ergebnisse<br />

sind etwa gleich gut. Die Wahl des<br />

Verfahrens hängt von der Erfahrung<br />

des Chirurgen ab.<strong>Berliner</strong> Handchirurgen<br />

führen pro Jahr etwa<br />

20 000 Operationen dieser Art<br />

durch. Damit ist es der am meisten<br />

durchgeführte Eingriff der Handchirurgie.<br />

Informationen zu Handchirurgen und spezialisierten<br />

Kliniken sowie weitere Infos findenSie auf der<br />

Internetseite der Deutschen Gesellschaft für<br />

Handchirurgie unter www.handexperten.com<br />

Problemfall Nasennebenhöhle<br />

VonMarco Krefting<br />

Die Nase läuft, der Kopf drückt: Im<br />

Herbst droht sie wieder, die Nasennebenhöhlenentzündung.<br />

Sinusitis<br />

sagt der Fachmann. Oder gar<br />

Rhinosinusitis. Davon spricht beispielsweise<br />

Martin Wagenmann, Geschäftsführender<br />

Oberarzt der Klinik<br />

für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am<br />

Universitätsklinikum Düsseldorf.<br />

Denn meist sei auch die Nase selbst<br />

mit betroffen. „Es gibt nur ganz wenige<br />

Menschen, die nie eine Nasennebenhöhlenentzündung<br />

haben.“<br />

Unterschieden werden zwei Formen,<br />

wie der Experte von der Deutschen<br />

Gesellschaft für Hals-Nasen-<br />

Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-<br />

Chirurgie erklärt: die akute Rhinosinusitis,die<br />

bis zu drei Monate dauern<br />

kann, und die chronische. Auslöser<br />

sind Viren oder seltener Bakterien.<br />

Dann wird en masse Nasensekret<br />

produziert, ein Mix aus Flüssigkeit,<br />

Eiweißen und Fetten.<br />

Abschwellende Nasentropfen linderten<br />

zwar die Symptome. „Aber<br />

Voreiner OP: Vorsorgevollmacht ausstellen<br />

Verbraucherzentrale rät zu einer Ergänzung der Patientenverfügung<br />

Vor einer riskanten Operation ist<br />

es für Patienten wichtig, die eigenen<br />

Vorsorgeunterlagen zu prüfen:<br />

Siekönnen einen rechtlichen Vertreter<br />

bevollmächtigen und in einer Patientenverfügung<br />

festhalten, welche<br />

medizinischen Maßnahmen im Notfall<br />

getroffen werden sollen. DieVerbraucherzentrale<br />

empfiehlt, diese<br />

regelmäßig zu prüfen und wenn nötig<br />

zu aktualisieren. Am besten unterschreiben<br />

Betroffene dann erneut<br />

und notieren das Datum.<br />

Außerdem wichtig: Ärzte oder<br />

Angehörige sollten wissen, dass es<br />

eine Patientenverfügung gibt. Patienten<br />

geben sie deshalb am besten<br />

im Krankenhaus oder im Pflegeheim<br />

Sinusitis ist die Vokabel schlechthin zur Erkältungssaison<br />

Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen<br />

kann jeden erwischen.<br />

DPA<br />

man darf nicht glauben, dass man<br />

den Verlauf der Krankheit damit beschleunigen<br />

kann“, erklärt der Mediziner.„Trotzdem<br />

sind die Deutschen<br />

Weltmeister im Kaufen von abschwellenden<br />

Nasentropfen.“ Eine<br />

Therapie mit Antibiotika sei meist<br />

nicht sinnvoll.<br />

Rein anatomisch betrachtet sind<br />

Nasennebenhöhlen luftgefüllte<br />

Schleimhaut-Aussackungen der Nasenhöhle.<br />

Mediziner unterscheiden<br />

beim Menschen vier verschiedene:<br />

die Kieferhöhle und die Stirnhöhle<br />

sowie dazwischen gelegen die Keilbeinhöhle<br />

und die Siebbeinzellen.<br />

Doch wozu hat sie der Mensch überhaupt,<br />

die Nasennebenhöhlen?<br />

„Das weiß niemand so genau, die<br />

evolutionäre Funktion ist unklar“,<br />

sagt Wagenmann. Eine Theorie<br />

handle von Resonanz für eine klangvollere<br />

Stimme. Eine andere laute:<br />

eingebaute Knautschzone.„Beim Zusammenstoß<br />

mit einem Mammut<br />

war es besser, das Gesicht wird zusammengedrückt,<br />

als dass es zum<br />

Schädelbasisbruch kommt.“<br />

ElfProzent der Bevölkerung in Europa<br />

sind vonchronischen Nasennebenhöhlenentzündungen<br />

betroffen,<br />

wie der Mediziner sagt. „Das kann<br />

dann die Lebensqualität ähnlich einschränken<br />

wie Asthma.“ Helfe eine<br />

medikamentöse Behandlung nicht,<br />

könne eine Operation sinnvoll sein.<br />

Dabei werden die Öffnungen zur<br />

Nase erweitert. (dpa)<br />

ab,soder Ratder Verbraucherschützer.<br />

Im Ernstfall sollten die Unterlagen<br />

griffbereit sein.<br />

Ein Hinweis auf die Existenz der<br />

Verfügung kann ein entsprechender<br />

Vermerkinder Krankenakte sein, erklärt<br />

die Verbraucherzentrale. Ärzte<br />

können zudem beraten, wenn es<br />

darum geht, die Verfügung zu erstellen.<br />

Sie können etwa erklären, was<br />

lebensverlängernde Maßnahmen<br />

sind und welche Folgen bestimmte<br />

Behandlungen haben können.<br />

Dennoch kann der Fall eintreten,<br />

dass der Patient nicht mehr ansprechbar<br />

und die Patientenverfügung<br />

nicht anwendbar ist –etwa weil<br />

ein bestimmter Fall darin nicht vorgesehen<br />

ist. Dann kann ein weiteres<br />

Vorsorgedokument helfen: Miteiner<br />

Vorsorgevollmacht kann eine vertraute<br />

Person damit beauftragt werden,<br />

bestimmte Entscheidungen zu<br />

treffen. Dazu kann auch die Einwilligung<br />

in eine bestimmte Behandlung<br />

gehören.<br />

In einer Betreuungsverfügung<br />

kann dagegen angegeben werden,<br />

wer als Betreuer benannt werden<br />

soll. Am Ende entscheidet das Betreuungsgericht.<br />

Wer einen Bevollmächtigten<br />

oder Wunschbetreuer<br />

benennt, sollte aber rechtzeitig besprechen,<br />

was bei einem medizinischen<br />

Notfall geschehen soll, so die<br />

Verbraucherschützer. (dpa)<br />

FRIEDRICHSHAINER SPRECHSTUNDE<br />

9. Oktober 2019<br />

18–20Uhr, Raum 15-1.0.038<br />

Die Arthrose des Hüftgelenks<br />

Wenn die Hüfte nicht mehr mitspielt. Neue Konzepte in der Behandlung<br />

des Hüftgelenkverschleisses und in der operativen Versorgung.<br />

Referent<br />

Dr.med. J. Schwetlick<br />

Facharzt, Abteilung fürHüftchirurgie<br />

undSportorthopädie<br />

Stellen Sie<br />

Ihre Fragen!<br />

Veranstalter<br />

Dr. med. Alexander Moser<br />

Leitender Arzt der Abteilung fürHüftchirurgie<br />

undSportorthopädie<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Fuchs<br />

Chefarzt desZentrums fürMuskuloskelettale<br />

Medizin,Klinik fürOrthopädie, Unfall-,HandundWiederherstellungschirurgie<br />

Bei Rückfragen: Tel. 030 130 23 1306<br />

LandsbergerAllee 49,10249 Berlin<br />

www.vivantes.de/kfh<br />

Keine Anmeldung<br />

erforderlich.<br />

Foto:©psdesign1–Fotolia.com


18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019<br />

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Lokalsport<br />

NACHRICHTEN<br />

Tennis Borussia nach 1:1<br />

weiter vor Greifswald<br />

AKTIVES ABSEITS<br />

Ein Boateng<br />

zieht<br />

sich zurück<br />

Esist schon eine Weile her, aber<br />

was George Boateng mal in einem<br />

Interview gesagt hat, scheint für<br />

ihn eine Art Grundsatz zu sein: Im<br />

Fußball lügt jeder. Das mag sich mit<br />

den Erfahrungen decken, die der ältere<br />

Bruder der Fußballprofis Kevin-<br />

Prince und Jérôme Boateng gemacht<br />

hat.Wasaber nicht lügt im Sport, das<br />

weiß George Boateng spätestens seit<br />

dieser Saison in der Berlin-Liga, sind<br />

Zahlen. Als Sportlicher Leiter hat der<br />

37-Jährige Brandenburg 03von der<br />

Landesliga aus zum Aufstieg geführt.<br />

Doch das Team kassierte als Schlusslicht<br />

bisher nur Niederlagen, acht<br />

Stück an der Zahl. DiePartie am gestrigen<br />

Donnerstag bei Türkspor endete<br />

0:6. Boateng ist in der vorigen<br />

Woche zurückgetreten.<br />

Er habe das Vertrauen nicht mehr<br />

gespürt, hat Boateng dem Internetportal<br />

Fupa.net gesagt: „Die Planungen<br />

und Gedanken gingen weit auseinander.“<br />

Ein Trainerwechsel von<br />

Ersan Kazar zu Diego Senol brachte<br />

nicht die erhoffte rasche Wirkung. Es<br />

entwickelte sich eine Dynamik, wie<br />

sie im Fußball typisch ist. Die auch<br />

voreinem Klub aus der sechsten Liga<br />

nicht halt macht. Bleiben die erwünschten<br />

Ergebnisse aus,stellt sich<br />

Unruhe ein. Bringen Zugänge nicht<br />

den gewünschten Effekt, sind die<br />

Verantwortlichen schnell gefunden.<br />

EinProjekt mit KontraK<br />

Dass die Branche „krank“ sei und<br />

„verlogen“ hat Boateng übrigens vor<br />

vier Jahren der Welt am Sonntag gesagt.<br />

Damals war Bruder Kevin-<br />

Prince vom FCSchalke 04 suspendiert<br />

worden. Und damals trug sich<br />

George, der ältere, mit dem Plan,<br />

Rapper zu werden, was er ja auch<br />

wurde, Künstlersignet: BTNG. 2015<br />

erschien sein Album „Gewachsen<br />

auf Beton“, eine Anspielung auf jenes<br />

Wandbild, das an der Ecke Pankstraße<br />

und Badstraße prankt. Es zeigt<br />

die drei Boatengs und ist die Marketingaktion<br />

eines Sportartikelherstellers.<br />

Aus diesem Jahr stammt eine<br />

Single,KontraKfeatering BTNG. Der<br />

Titel dieser Single: Sagmir wo. (cs.)<br />

Erfolgreiches Duo: Jockey Marco Casamento hat auf Itobo beim Preis der Deutschen Einheit triumphiert.<br />

Das Näschen vorne<br />

Außenseiter Itobo schlägt beim Großen Preis der Deutschen Einheit den Derby-Sieger Laccario<br />

VonMarkus Lotter<br />

Nochnicht einmal dieTrainer,die<br />

für gewöhnlich ja<br />

den untrüglichsten Blick<br />

auf den Ausgang eines<br />

Rennes haben, waren sich nach dem<br />

Einlauf beim 29. Großen Preis der<br />

Deutschen Einheit sicher, wer denn<br />

nun den Sieg davongetragen hatte.<br />

Laccario, der Favorit und Derby-Sieger,<br />

der wenige Meter vor dem Ziel<br />

noch wie der sichere Sieger ausgesehen<br />

hatte? Oder eben doch der von<br />

Marco Casamento gerittene Itobo,<br />

der auf dem weichen Geläuf auf der<br />

Rennbahn in Hoppegarten im<br />

Schlussspurt auf der Innenbahn vor<br />

10 157 Zuschauern allerlei Boden<br />

gutgemacht hatte.Vor dem Waagegebäude<br />

sagte AndreasWöhler,derTrainer<br />

von Laccario, zu Hans-Jürgen<br />

Gröschel, dem Trainer vonItobo: „Ich<br />

glaube, Deiner hat gewonnen.“ Worauf<br />

Gröschel gar nicht erst reagierte<br />

und Ausschau nach einem hielt, der<br />

vielleicht dann doch ein bisschen<br />

mehr wusste.Minuten vergingen, bis<br />

der Rennbahnsprecher das Ergebnis<br />

der Zielfotoauswertung kundtat, endlich:<br />

„Der Sieger des 29. Großen Preises<br />

der Deutschen Einheit ist die<br />

Startnummer 2, Itobo.“<br />

Eine Überraschung war das, weil<br />

der dreijährige Hengst Laccario ja<br />

grundsätzlich schon seine Eignung<br />

Dotiert: Am Sonntag findet<br />

auf der Galopprennbahn Paris<br />

Longchamp das wohl<br />

wichtigste Galopprennen der<br />

Welt statt. Im Prix de l’ Arc de<br />

Triomphe kämpfen die Besten<br />

der Besten um insgesamt<br />

fünf Millionen Euro.<br />

ENABLE WILL HISTORISCHES SCHAFFEN<br />

für Gruppe-Rennen unter Beweis gestellt<br />

hatte, und der siebenjährige<br />

Wallach Itobo zuletzt doch eher zur<br />

Formschwankung neigte. Vielleicht<br />

war der Boden für den Derby-Sieger<br />

aber einfach einen Tick zu weich<br />

nach den heftigen Regengüssen der<br />

vergangenen Tage, die Distanz mit<br />

2000 Meternvielleicht einen Tick zu<br />

kurz. Wöhler war jedenfalls gar nicht<br />

gut gelaunt, als Jockey Eduardo Pedroza<br />

vor dem Waagegebäude aus<br />

dem Sattel ging und das Pferd indie<br />

Obhut des Trainers beziehungsweise<br />

des Pflegers gab.<br />

Gröschel gab unterdessen im<br />

Sonnenlicht, das doch noch den<br />

Weg durch die Wolken gefunden<br />

hatte, das Siegerinterview, wirkte<br />

Favorisiert: Als Favoritin gilt<br />

dieAusnahmestuteEnable,<br />

dieHistorisches anpeilt.<br />

Denn drei Siege in Serie beim<br />

Arcsind nochkeinem Pferd<br />

gelungen. Auch French King,<br />

Sieger des Großen Preises<br />

vonBerlin, ist am Start.<br />

Trainiert: Bisher gabesin<br />

der Geschichte des seit<br />

1920 ausgetragenen Rennens<br />

zwei in Deutschland<br />

trainierte Sieger –derAußenseiter<br />

Star Appeal im Jahre<br />

1975 und die Kölner Wunderstute<br />

Danedream 2011.<br />

JÜRGEN ENGLER<br />

dabei doch sehr gefasst. Klar, habe<br />

er so ein langes Warten auf eine Entscheidung<br />

schon mal erlebt, sagte<br />

der 75-Jährige. Und kündigte an,<br />

dass Itobo, der mit einer 96:10-<br />

Quote in die Startbox gegangen war<br />

und eine 32 000-Euro-Siegprämie<br />

verbuchte, vielleicht sogar in diesem<br />

Jahr noch mal zum Einsatz<br />

kommen wird.<br />

Sehr emotional geriet an diesem<br />

Nachmittag der Epilog zum sechsten<br />

Rennen des Tages, einem mit<br />

stattlichen 22 500 Euro dotierten<br />

Ausgleich-I-Rennen. Unter Tränen<br />

fielen sich die Menschen, die mit<br />

dem Sieger Mockingjay in enger<br />

Verbindung stehen oder mit der Besitzerin<br />

Steffi Schröder freundschaftlich<br />

verbunden sind, immer<br />

wieder in die Arme. Zum sechsten<br />

Mal in Serie hatte der fünfjährige<br />

Wallach gewonnen, erneut seinen<br />

außerordentlichen Charakter unter<br />

Beweis gestellt und seine bis dato<br />

größte Herausforderung gemeistert.<br />

Wobei natürlich auch das Zutun<br />

Filip Minarik nicht unerwähnt<br />

bleiben darf. Der 44Jahre alte Jockey<br />

aus Prag, der seit vielen, vielen<br />

Jahren im deutschen Galoppsport<br />

aktiv ist, brachte den Soldier-Hollow-Sohn<br />

auf der 1600-Meter-Distanz<br />

nämlich im rechten Moment in<br />

Position, um am Ende sowohl Be<br />

Sweet als auch Hout Bayauf Distanz<br />

halten zu können.<br />

„Es ist natürlich großartig, so einen<br />

Seriensieger reiten zu dürfen“,<br />

sagte Minarik, der von einem ganz<br />

besonderen Pferd sprach. Währendessen<br />

nahm Steffi Schröder,sie nach<br />

einem Reitunfall im Jahr 1991 im<br />

Rollstuhl sitzt, weitere Glückwünsche<br />

entgegen. Sichtlich gerührtwar<br />

sie, berichtete von allerlei blauen<br />

Flecken, die sie inzwischen habe,<br />

weil sie immer wieder ihre Liebsten<br />

dazu auffordere, sie mit einem Zwicken<br />

in die Realität zurückzuholen.<br />

Aber dass Mockingjay in diesem Jahr<br />

ungeschlagen geblieben ist, ist die<br />

Realität und im deutschen Galoppsport<br />

eine der ganz großen Geschichten<br />

des Jahres 2019.<br />

FUSSBALL. Im Spitzenspiel der<br />

NOFV Oberliga Nord hat sich keine<br />

der beiden Mannschaften einenVorteil<br />

verschaffen können. Tabellenführer<br />

Tennis Borussia kam beim<br />

Zweiten Greifswald nicht über ein<br />

1:1 hinaus.Lange hatten beide<br />

Teams nichts zählbares zustande gebracht.<br />

Als Maximilian Stahl in der<br />

74. Minute die Führung für TeBe erzielte,schien<br />

die Entscheidung gefallen<br />

zu sein, doch Fatlind Memaj<br />

gelang fünf Minuten vordem Ende<br />

der Ausgleich. In der Tabelle liegen<br />

die <strong>Berliner</strong> mit 19 Punkten zwei<br />

Zähler vorGreifswald, haben allerdings<br />

bei sieben Partien eine Partie<br />

weniger bestritten. Neustrelitzauf<br />

Platz drei konnte kein Kapital aus<br />

dem Remis schlagen, da das Team in<br />

Seelowebenfalls nur 1:1 spielte.<br />

Eintracht Mahlsdorf<br />

bleibt an der Spitze<br />

FUSSBALL. Eintracht Mahlsdorf<br />

bleibt in der Berlin-Liga weiter das<br />

Team, dass es auf dem Wegzum Aufstieg<br />

zu bezwingen gilt. DieMannschaft<br />

vonTrainer DanielVolbertließ<br />

am gestrigen Donnerstag Gastgeber<br />

Hilalspor Berlin keine Chance.Nach<br />

Treffernvon Lukas Rehbein (24. Minute)<br />

und Lukas Krüger (71.) gelang<br />

Christoph Zorn ein Hattrick (73., 86.,<br />

90.). Zorn schloss in der Torjägerliste<br />

mit acht TreffernzuSteven Haubitz<br />

vonden Füchsen Berlin mit neun<br />

Treffen auf. Denzwischenzeitlichen<br />

Anschlusstreffer zum 1:2 hatte Mehmet<br />

Uzuner erzielt (64.). Eintracht<br />

hat nach acht Spieltagen lediglich<br />

eine Niederlage auf dem Konto.<br />

Anzeige<br />

Spandau unterliegt Waspo<br />

im Fünfmeterwerfen<br />

WASSERBALL. Daserste Duell der<br />

beiden dominierenden deutschen<br />

Teams haben die Wasserfreunde verloren.<br />

In der Schwimmhalle Schönebergverloren<br />

sie im Supercup gegen<br />

Waspo Hannoverunglücklich 20:21<br />

nach Fünfmeterwerfen.<br />

UND<br />

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leidenschaftlicher Fan im Porträt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 19 *<br />

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Sport<br />

ZAHLEN<br />

Fussball<br />

Bundesliga, 7. Spieltag<br />

Hertha BSC -Fortuna Düsseldorf Fr., 20.30<br />

Bayern München -1899 Hoffenheim Sa., 15.30<br />

BayerLeverkusen -RBLeipzig Sa., 15.30<br />

SC Freiburg -Borussia Dortmund Sa., 15.30<br />

SC Paderborn07-FSV Mainz 05 Sa., 15.30<br />

FC Schalke04-1.FCKöln Sa., 18.30<br />

Bor.Mönchengladbach -FCAugsburg So., 13.30<br />

VfL Wolfsburg -1.FCUnion Berlin So., 15.30<br />

Eintracht Frankfurt-Werder Bremen So., 18.00<br />

1. Bayern München 6 19: 6 14<br />

2. RB Leipzig 6 14: 6 13<br />

3. SC Freiburg 6 13: 5 13<br />

4. FC Schalke04 6 13: 6 13<br />

5. Bor.Mönchengladbach 6 10: 5 13<br />

6. BayerLeverkusen 6 11: 7 13<br />

7. VfL Wolfsburg 6 9: 4 12<br />

8. Borussia Dortmund 6 17: 9 11<br />

9. Eintracht Frankfurt 6 9: 8 10<br />

10. Hertha BSC 6 9:11 7<br />

11. Werder Bremen 6 10:14 7<br />

12. 1899 Hoffenheim 6 4:10 5<br />

13. FC Augsburg 6 7:14 5<br />

14. Fortuna Düsseldorf 6 8:11 4<br />

15. 1. FC Union Berlin 6 6:12 4<br />

16. FSV Mainz 05 6 5:16 3<br />

17. 1. FC Köln 6 4:15 3<br />

18. SC Paderborn07 6 8:17 1<br />

Zweite Liga, 9. Spieltag<br />

VfB Stuttgart-SVWehen Wiesbaden Fr., 18.30<br />

Darmstadt 98 -Karlsruher SC Fr., 18.30<br />

Hamburger SV -SpVgg Fürth Sa., 13.00<br />

Dynamo Dresden -Hannover96 Sa., 13.00<br />

SV Sandhausen -ErzgebirgeAue Sa., 13.00<br />

1. FC Nürnberg -FCSt. Pauli So., 13.30<br />

1. FC Heidenheim -VfL Bochum So., 13.30<br />

Holstein Kiel -Jahn Regensburg So., 13.30<br />

VfL Osnabrück -Arminia Bielefeld Mo., 20.30<br />

1. VfB Stuttgart 8 14: 7 20<br />

2. Hamburger SV 8 19: 7 17<br />

3. Arminia Bielefeld 8 19:11 15<br />

4. ErzgebirgeAue 8 12:11 14<br />

5. 1. FC Heidenheim 8 13:10 12<br />

6. FC St. Pauli 8 13:11 12<br />

7. 1. FC Nürnberg 8 14:13 12<br />

8. SV Sandhausen 8 8: 8 11<br />

9. Karlsruher SC 8 12:14 11<br />

10. SpVgg Greuther Fürth 8 9:12 11<br />

11. VfL Osnabrück 8 10: 8 10<br />

12. Dynamo Dresden 8 12:16 9<br />

13. Jahn Regensburg 8 15:13 8<br />

14. Holstein Kiel 8 9:12 8<br />

15. Hannover96 8 8:14 8<br />

16. Darmstadt 98 8 8:12 7<br />

17. VfL Bochum 8 13:17 5<br />

18. SV Wehen Wiesbaden 8 11:23 4<br />

Berlin-Liga, 8. Spieltag<br />

Dersimspor -Türkiyems. Berl. abgesagt<br />

Füchse Berlin -<strong>Berliner</strong> SC 2:2<br />

TuSMakkabi -SVEmpor Berlin 2:0<br />

FSV Spandauer Kickers -Sparta Lichtenberg 2:3<br />

VfB Fortuna Biesdorf -SDCroatia Berlin 2:4<br />

Hilalspor Berlin -Eintracht Mahlsdorf 1:5<br />

Berlin United -SFC SternBerlin 0:3<br />

Türkspor 1965 -FCBrandenburg 03 6:0<br />

TSV Rudow-Frohnauer SC 1:4<br />

Champions League, 2. Spieltag<br />

Gruppe E<br />

KRC Genk -SSC Neapel 0:0<br />

FC Liverpool -Red Bull Salzburg 4:3 (3:1)<br />

1. SSC Neapel 2 2:0 4<br />

2. Red Bull Salzburg 2 9:6 3<br />

3. FC Liverpool 2 4:5 3<br />

4. KRC Genk 2 2:6 1<br />

Gruppe F<br />

Slavia Prag -Borussia Dortmund 0:2 (0:1)<br />

FC Barcelona -Inter Mailand 2:1 (0:1)<br />

1. Borussia Dortmund 2 2:0 4<br />

2. FC Barcelona 2 2:1 4<br />

3. Inter Mailand 2 2:3 1<br />

4. Slavia Prag 2 1:3 1<br />

Gruppe G<br />

RB Leipzig -Olympique Lyon 0:2 (0:1)<br />

Zenit St. Petersburg -Benfica Lissabon 3:1 (1:0)<br />

1. Zenit St. Petersburg 2 4:2 4<br />

2. Olympique Lyon 2 3:1 4<br />

3. RB Leipzig 2 2:3 3<br />

4. Benfica Lissabon 2 2:5 0<br />

Gruppe H<br />

OSC Lille -FCChelsea 1:2 (1:1)<br />

FC Valencia -Ajax Amsterdam 0:3 (0:2)<br />

1. Ajax Amsterdam 2 6:0 6<br />

2. FC Chelsea 2 2:2 3<br />

3. FC Valencia 2 1:3 3<br />

4. OSC Lille 2 1:5 0<br />

Leichtathletik<br />

WM in Doha<br />

Männer<br />

110 mHürden: 1. Grant Holloway(USA) 13,10<br />

Sek.; 2. Sergej Schubenkow (Neutrales Team)<br />

13,15; 3. Pascal Martinot-Lagarde (Frankreich)<br />

13,18<br />

Hammerwurf: 1. PawelFajdek (Polen) 80,50 m;<br />

2. Quentin Bigot (Frankreich) 78,19; 3. Bence<br />

Halász (Ungarn) 78,18; Wojciech Nowicki (Polen)<br />

77,69 (Nowicki erhält Bronze nach Juryentscheid)<br />

Frauen<br />

200 m: 1. Dina Asher-Smith (Großbritannien)<br />

21,88 Sek.; 2. BrittanyBrown (USA) 22,22; 3.<br />

MujingaKambundji (Schweiz) 22,51<br />

„Wir befinden uns an einer Grenze“<br />

Albas Vizepräsident Henning Harnisch über den Euroleague-Start, die Tücken der NBA und getrimmte Köpfe<br />

VonChristian Kattner<br />

Am Mittwochabend ein<br />

Heimspiel gegen Vechta,<br />

am Freitagabend um 20<br />

Uhrist St.Petersburginder<br />

Euroleague zu Gast, am Sonntag tritt<br />

Alba Berlin in Bambergan. Einhöllisches<br />

Pensum zum Start indie neue<br />

Saison und ein Vorgeschmack auf<br />

das, was in den kommenden Monaten<br />

auf die Basketballer wartet: mindestens<br />

68 Spiele sind bis Anfang<br />

Mai inden Spielplan zu packen. Für<br />

Leistungssportler hat diese Tortur einen<br />

sehr großen Reiz. „Grundsätzlich<br />

steckt da das drin, was jeder Basketballer,<br />

der das mit Leidenschaft<br />

macht, liebt: Spiele gegen die Besten,<br />

eine permanente Challenge“, erzählt<br />

Henning Harnisch, „Man geht da<br />

nicht rein und hat einen rationalen,<br />

ökonomischen Blick darauf, sondernman<br />

sieht es als großen Spaß.“<br />

Albas Vizepräsident weiß, wovon<br />

er spricht. Als ehemaliger Profi hat er<br />

jahrelang dieses Leben gelebt, ist dabei<br />

stets an die Grenzen gegangen –<br />

körperlich und psychisch. Zu seiner<br />

Zeit sei das Niveau in der Euroleague<br />

schon sehr hoch gewesen. In der<br />

Bundesliga aber habe es nur ein,<br />

zwei Teams, die annähernd das Niveau<br />

des Meisters erreicht hätten.<br />

„Danach ist das ganz stark abgefallen“,<br />

sagt Harnisch, „jetzt ist das<br />

Spielen in der Euroleague auf allen<br />

Ebenen nicht mehr vergleichbar mit<br />

damals.“ Allein die Tatsache,dass die<br />

höchste,europäische Spielklasse auf<br />

18 Teams erweitert wurde und jeder<br />

Teilnehmer damit garantiert 34Partien<br />

hat, beschertden Mannschaften<br />

neben der nationalen Meisterschaft,<br />

eine zweite Saison.<br />

Respekt vorLlull und Fernandez<br />

Wenn Harnisch, 51, Extremfälle sieht<br />

wie die spanischen Nationalspieler<br />

Sergio Llull und Rudy Fernandez, die<br />

seit vielen Jahren konstant ihreLeistung<br />

bringen, beeindruckt das den<br />

früheren Spieler von Bayer Leverkusen<br />

und Alba Berlin: „Wie sie das<br />

schaffen, mit welchen Techniken für<br />

den Kopf, aber auch den Körper,das<br />

ist mir nicht klar. Das hätte ich mit<br />

meinem romantischen Sportlerherz<br />

wahrscheinlich nicht geschafft, kann<br />

es mir zumindest schwer vorstellen.<br />

Aber da wächst man jetzt auch anders<br />

rein.“<br />

Spieler wie Llull und Fernandez<br />

sind zudem in der spanischen ACB<br />

aktiv, der härtesten nationalen Liga<br />

Europas, inder jedes Spiel wichtig<br />

ist. Mit Spaniens Auswahl haben sie<br />

Henning Harnisch muss heute nicht mehr im Spielerdress schwitzen. IMAGO IMAGES (2)<br />

„Da einen Dreh zu finden,<br />

wie man so ein langes Jahr verarbeitet,<br />

ist eine große Aufgabe.“<br />

Henning Harnisch über Basketballprofis, die in der Euroleague, ihrer nationalen Liga<br />

und mit der Nationalmannschaft ihres Landes auf höchstem Niveau spielen.<br />

Wenn der Körper spricht<br />

im Sommer weitere Einsätze. Das,<br />

nötigt Harnisch zusätzlich Respekt<br />

ab. „Ich habe mal einen Sommer in<br />

der Nationalmannschaft eine Pause<br />

gemacht, was damals eigentlich keiner<br />

verstanden hat. Mich hat dieses<br />

Spielen mit viel Leidenschaft auch<br />

immer sehr viel Kraft gekostet. Ich<br />

brauchte auch mal Ruhe,sonst hätte<br />

sich das schnell leer gespielt. Man<br />

spult dann nur noch ab.“<br />

Harnisch beobachtet das in der<br />

NBA. 82 Saisonspiele hat jede Mannschaft<br />

in der nordamerikanischen<br />

Liga von Oktober bis April zuabsolvieren.<br />

„Die größte Leistung der NBA<br />

ist es, dass die Ideologie so weit<br />

reicht, dass die Leute nicht hinterfragen,<br />

wie dort Basketball gespielt<br />

wird“, sagt Harnisch, „einerseits haben<br />

sie die tollsten Spieler der Welt,<br />

andererseits ist in den meisten Spielen<br />

das Niveau und die Intensität<br />

niemals voll ausgeprägt.“ Spieler<br />

werden geschont oder kommen erst<br />

gar nicht zum Einsatz.<br />

HarteKämpfe in der Bundesliga<br />

DasRisiko für die Euroleague mit ihren<br />

18Teams, mit Hin- und Rückspielen<br />

sieht Harnisch darin, „dass<br />

sich das ähnlich entwickeln könnte“.<br />

Das fordere Teams wie Real Madrid<br />

oder den FC Barcelona besonders.<br />

„Deshalb ist es für mich fast ein<br />

Wunder, was sie machen“, sagt Harnisch.<br />

Auch die Euroleague-Teilnehmer<br />

Bayern München und Alba<br />

müssen in der nationalen Liga viele<br />

Siege harterkämpfen. Harnisch: „Da<br />

befinden wir uns jetzt schon an einer<br />

Grenze, mehr Spiele kann es nicht<br />

geben. Vorallem nicht für die Nationalspieler.“<br />

Voreinem wie dem Bayern-Profi<br />

Danilo Barthel hat Albas<br />

Vize Respekt. „Wie der das seit vielen<br />

Jahren jetzt schon runterspult und<br />

mit welcher Konstanz er das tut, das<br />

ist beeindruckend.“ Harnisch<br />

spricht von einer sport-psycholgischen<br />

Komponente:„Es hat ganz viel<br />

hat damit zu tun, wie man seinen<br />

Kopf darauf trimmt, dieses Programm<br />

abzuspulen.“<br />

DieAlba-Spieler fangen nun in eigener<br />

Halle damit an. Dortgastieren<br />

am Freitag die Stars aus St. Petersburg.<br />

Die Euroleague produziere bei<br />

den <strong>Berliner</strong>n sich viel Adrenalin,<br />

sagt Harnisch, berge aber die<br />

Schwierigkeit, dauerhaft mit Niederlagen,<br />

mitVerletzungen umzugehen.<br />

„Da einen Dreh zu finden, wie man<br />

so ein langes Jahr verarbeitet, ist eine<br />

große Aufgabe.“ Harnisch kann diesen<br />

Prozess von außen beobachten,<br />

und vermutlich ist er froh darüber.<br />

Die deutschen Speerwerfer gelten bei der Leichtathletik-WM als Favoriten auf die Medaillen, doch die Konkurrenz ist hart<br />

Johannes Vetter, Thomas Röhler<br />

und Andreas Hofmann starten als<br />

wohl bestes Werfertrio der deutschen<br />

Leichtathletik-Geschichte bei<br />

der WM in Doha den Großangriff auf<br />

Gold. „Jeder macht sein Ding, aber<br />

trotzdem gönnen wir uns gegenseitig<br />

den Erfolg“, sagt Titelverteidiger<br />

Vetter.Doch die Konkurrenz ist hart.<br />

Röhler meint vor der Qualifikation<br />

am Sonnabend (15.30 Uhr MESZ):<br />

„Acht Leute können Gold gewinnen.<br />

Der Speerwurf lebt von Überraschungen.<br />

Aber wir geben alles, um<br />

keine Überraschung zuzulassen.“<br />

Seit 2016 haben die deutschen<br />

Werfer nichts zugelassen. Bei Olympia<br />

in Rio siegte Röhler, 2017 wurde<br />

Vetter Weltmeister, bei der EM 2018<br />

in Berlin lag Röhler vorHofmann. In<br />

Doha ist nun auch mit Julian Weber<br />

zu rechnen. Dort herrschen schwierigen<br />

Bedingungen, das Klima ist,<br />

die Thermik wegen der Klimaanlage<br />

im Stadion tückisch. Doch: „Wenn<br />

du was drauf hast, kannst du auch<br />

mit einem Holzstock weit werfen“,<br />

sagt Bundestrainer BorisObergföll.<br />

Gutdrauf war Röhler im WM-Jahr<br />

nicht immer, technische Probleme<br />

Greift nach Gold: Thomas Röhler aus Jena.<br />

zogen sich durch seine Wettkämpfe.<br />

Dennoch ist der Jenaer zuversichtlich:<br />

„Wir haben alles darangesetzt,<br />

dass wir jetzt diesen Peak zum Saisonende<br />

hinbekommen, und der<br />

Körper spricht positiveSignale.“<br />

Träumen erlaubt<br />

DPA/KEPPELER<br />

noch sagt der Offenburger:„Ichhabe<br />

jetzt 90 Meter geworfen, da wirft<br />

man um Gold mit. Und wenn es<br />

nach mir geht, hole ich wieder Gold.“<br />

Träumen darfbei so viel Klasse erlaubt<br />

sein: Einen deutschen Dreifacherfolg<br />

gab es bei Weltmeisterschaften<br />

nur 1983 durch die DDR im<br />

Siebenkampf, in einerWurfentscheidung<br />

schaffte das noch keine Nation.<br />

Die Konkurrenz der Deutschen aber<br />

WieRöhler hat auch Vetter ein wackliges<br />

WM-Jahr mit großen Verletzungsproblemen<br />

hinter sich. Denist<br />

bereit: der Este Magnus Kirt, der<br />

mit 90,61 Meter vor Vetter (90,03)<br />

und Hofmann (89,65) die Jahresweltbestenliste<br />

anführt, Asienmeister<br />

Chen Chao-Tsun aus Taiwan und der<br />

wiedererstarkte Überraschungsweltmeister<br />

2015, Julius Yego aus Kenia,<br />

kämpfen allesamt um den WM-Titel.<br />

Eine große Geste<br />

Im Schatten der Teamkollegen steht<br />

Weber,doch spielte der Mainzer eine<br />

zentrale Rolle bei einer der schönsten<br />

Geschichten vor der WM. Den<br />

Kampf um den vierten Startplatz bei<br />

der WM hatte er knapp gegen den<br />

Potsdamer Bernhard Seifert verloren.<br />

Seiferts Formkurve knickte danach<br />

aber derartein, dass er zugunsten<br />

Webers auf die Reise nach Doha<br />

verzichtete.<br />

Bundestrainer Obergföll hat „absolute<br />

Hochachtung vordieser nicht<br />

alltäglichen Geste“, und der frühere<br />

U23-Europameister Weber will sich<br />

mit einem Überraschungserfolg revanchieren:<br />

„Der Berni hat mir die<br />

Chance gegeben, dafür bin ich sehr<br />

dankbar und werde ihn so gut wie<br />

möglich vertreten.“ (sid)<br />

NACHRICHTEN<br />

Eisbären wollen in Augsburg<br />

Torchancen besser nutzen<br />

EISHOCKEY. DieEisbären Berlin<br />

sind nach dem Absturzauf den letzten<br />

Tabellenplatz der Deutschen Eishockey<br />

Liga (DEL) auf Fehlersuche.<br />

Vorallem durch mangelnde Effektivität<br />

vordem gegnerischen Torhatten<br />

sich die <strong>Berliner</strong> bei der 1:3-Niederlage<br />

in Iserlohn um den Lohn für<br />

ihr ansehnliches Offensivspiel gebracht.<br />

„Wir spielen uns ja die Chancen<br />

heraus,das ist das Positive.Wenn<br />

wir die nicht hätten, wäreesnoch<br />

schlimmer“, sagte Verteidiger Kai<br />

Wissmann. „Jetzt müssen wir zusehen,<br />

dass wir sie halt mal nutzen.“<br />

Am heutigen Freitag (19.30 Uhr) treten<br />

die Eisbären bei den Augsburger<br />

Panthernan. Dann geht es darum,<br />

im fünften Anlauf sich die ersten<br />

Auswärtspunkte der Saison zu sichern.<br />

DSV verschiebt Kür<br />

des neuen Präsidenten<br />

SCHWIMMEN. DerDeutsche<br />

Schwimm-Verband (DSV)nimmt<br />

die Olympischen Spiele in Tokio<br />

ohne amtlichen Präsidenten in Angriff.<br />

Aufeiner Mitgliederversammlung<br />

am Donnerstag in Kassel wurde<br />

die geplante Wahl auf einen Termin<br />

im Herbst 2020 verschoben. Bisdahin<br />

bleibt die kommissarische Führung<br />

durch die Vizepräsidenten Uwe<br />

Brinkmann und Wolfgang Hein sowie<br />

Leistungssportdirektor Thomas<br />

Kurschilgen im Amt. DerBeschluss<br />

wurde mit großer Mehrheit gefasst.<br />

„Wir brauchen Zeit zum Durchatmen,<br />

um zu einem neuen Miteinander<br />

zu finden“, sagte Harald Walter,<br />

der den Antrag als Chef des Bayerischen<br />

Schwimmverbandes vorgetragen<br />

hatte.<br />

Deutsche Klubs spielen<br />

Remis in Europa League<br />

FUSSBALL. Bundesligist VfL Wolfsburgbleibt<br />

in der Europa League ungeschlagen.<br />

DieMannschaft von<br />

Trainer Oliver Glasner spielte bei der<br />

AS St.Etienne 1:1 (1:1) und liegt in<br />

Gruppe Imit vier Punkten aus zwei<br />

Spielen voll im Soll. William (15.) traf<br />

für den VfL. Timothee Kolodziejczak<br />

(13.) hatte den Vorjahres-Vierten der<br />

französischen Ligue 1zunächst in<br />

Führung gebracht. Borussia Mönchengladbach<br />

hat unterdessen einen<br />

kompletten Fehlstartinder Europa<br />

League in letzter Minute abgewendet.<br />

Nach dem 0:4 zum Auftakt<br />

gegen den Wolfsberger AC rettete<br />

Patrick Herrmann (90.+1) den<br />

Rheinländernbei Istanbul Basaksehir<br />

beim 1:1 (0:0) einen Punkt.<br />

Irland locker mit Pflichtsieg<br />

gegen Russland<br />

RUGBY.DerWeltranglisten-Vierte Irland<br />

hat bei der WM in Japan seine<br />

Pflichtaufgabe erfolgreich gemeistert.<br />

DerMitfavorit gewann am Donnerstag<br />

in der Vorrundengruppe Ain<br />

Kobe 35:0 gegen Russland, das damit<br />

als erstes Team keine Chance mehr<br />

auf ein Weiterkommen bei der Endrunde<br />

hat. In der Gruppe Dfeierte Fidschi<br />

zuvor in Higashiosaka einen<br />

klaren 45:10 gegen Georgien.<br />

Nikebestreitet Verwicklung<br />

in Salazar-Affäre<br />

LEICHTATHLETIK. DieSpitzedes<br />

Ausrüsters Nike hat Vorwürfe zurückgewiesen,<br />

wonach das Unternehmen<br />

in die Doping-Affäreum<br />

Trainer Alberto Salazar und das Nike<br />

Oregon Project verwickelt sei. Das<br />

Wall Street Journal hatte berichtet,<br />

höchste Konzernkreise seien in die<br />

Affäreverwickelt. Nike-Vertreter inklusiveVorstandschef<br />

Mark Parker<br />

sollen vonSalazar und Doktor Jeffrey<br />

Brown, die beide vonden US-Dopingjägernfür<br />

vier Jahregesperrt<br />

wurden, über die Doping-Experimente<br />

informiertworden sein.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 – S eite 20<br />

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Sport<br />

Ante Covics Vorstellungen vom Auftreten seiner Hertha-Mannschaft sind nicht zu überhören. Zu übersehen waren sie zuletzt ebenfalls nicht.<br />

DPA/WELLER<br />

Siege auf der Bank<br />

Hertha-Trainer Ante Covic setzt auf Wechselspiele. In Köln führte das zum Erfolg, gegen Fortuna Düsseldorf dürfte er wieder auf eine große Rotation bauen<br />

VonMichael Jahn<br />

Ante Covic kennt das Gefühl,<br />

ein- oder gar ausgewechselt<br />

zu werden. Als<br />

temperamentvoller Flügelstürmer<br />

bei Hertha BSC kam er unter<br />

Trainer Jürgen Röber Ende der<br />

Neunzigerjahre zu44Erstligaeinsätzen.<br />

Zehnmal brachte ihn Röber dabei<br />

vonder Bank aus ins Spiel und 14<br />

Mal wurde er ausgewechselt. Nicht<br />

immer wird dem jungen Covic das<br />

gefallen haben.<br />

Gut zwanzig Jahre später ist Covic,<br />

44, nun als Cheftrainer von Hertha<br />

BSC selbst in der Rolle und der<br />

Verantwortung, die aus seiner Sicht<br />

beste Formation auf den Platz zu<br />

bringen und später durch Wechselspiele<br />

neue Impulse zu setzen. In allen<br />

sechs Duellen dieser Saison<br />

schöpfte Covic sein Wechselkontingent<br />

aus. Zuletzt kamen drei Neue<br />

beim wichtigen 4:0-Erfolg in Köln.<br />

Viele Beobachter bescheinigten ihm<br />

„ein sehr gutes Spiel an der Seitenlinie“.<br />

Wichtig erwies sich zuerst die<br />

Entscheidung, den formschwachen<br />

Ondrej Duda, der weiter auf ein Erfolgserlebnis<br />

wartet, auf die Bank zu<br />

setzen und dafür Vladimir Darida in<br />

die Startelf zu stellen. Der Tscheche<br />

avancierte zu einem der besten Spieler<br />

auf dem Platz, war zudem mit<br />

knapp 13 Kilometern inden Beinen<br />

der laufstärkste <strong>Berliner</strong> und leistete<br />

die Vorarbeit zu zwei Treffern.<br />

Lobende Wortefür den Kapitän<br />

Als Covic schließlich nach 58 Minuten<br />

Vedad Ibisevic für den kampfstarken,<br />

aber glücklosen Davie Selke<br />

einwechselte, brachte er damit tatsächlich<br />

den Sieg ins Spiel. Herthas<br />

Kapitän bedankte sich mit zwei Treffern<br />

binnen vier Minuten. Da der<br />

Trainer später auch noch Dodi Lukebakio<br />

etwas Spielpraxis verschaffte,<br />

hatte er alle seine drei Angreifer bei<br />

Laune gehalten. „Das sind äußerst<br />

sensible Typen“, urteilte Covic.<br />

Der Trainer glaubt, dass man<br />

Spiele auch von der Bank aus entscheiden<br />

kann: „Es beruhigt einen,<br />

wenn man hinter sich schaut und<br />

weiß, dass man noch einige Patronen<br />

dorthat.“ Über Kapitän Ibisevic,<br />

122 Bundesligatore, davon 40 für<br />

Hertha BSC, fand Covic vor dem<br />

Heimspiel an diesem Freitag gegen<br />

Fortuna Düsseldorf(20.30, Olympiastadion)<br />

lobende Worte: „Vedo hat<br />

nicht zum ersten Mal ein Spiel entschieden,<br />

wenn er von der Bank<br />

kam. Das ist natürlich die Wunschvorstellung<br />

eines Trainers, wenn er<br />

einen Profi ins Spiel bringt, der dann<br />

ein Duell erfolgreich beeinflusst.“<br />

DerTrainer weiß, dass dies nicht die<br />

Regel ist. „Es ist natürlich gut, wenn<br />

man Spiele schon vorher, ehe man<br />

Profis von der Bank aus ins Rennen<br />

schickt, für sich entscheiden kann.“<br />

Am Freitag kehrt Friedhelm Funkel<br />

ist Olympiastadion zurück. Der<br />

65 Jahre alte Düsseldorfer Trainer<br />

war jedenfalls als Hertha-Coach in<br />

„Vedo hat nicht zum ersten Mal ein Spiel<br />

entschieden, wenn er von der Bank kam. Das<br />

ist natürlich die Wunschvorstellung eines<br />

Trainers, wenn er einen Profi ins Spiel bringt,<br />

der dann ein Duell erfolgreich beeinflusst.“<br />

Hertha-Trainer Ante Covic lobt seinen Kapitän Vedad Ibisevic vor der Begegnung mit<br />

Fortuna Düsseldorf an diesem Freitag im <strong>Berliner</strong> Olympiastadion.<br />

der Saison 2009/2010, kein Freund<br />

vieler Wechselspiele.Als er die Nachfolge<br />

des nach dem siebten Spieltag<br />

entlassenen Lucien Favre antrat,<br />

baute er auf eine Stammelf und<br />

wechselte selten und meist spät. Von<br />

ihm ist der Spruch gegenüber Jour-<br />

nalisten überliefert: „Ist es denn in<br />

Berlin etwa ein Gesetz, auswechseln<br />

zu müssen?“ Am Freitag bestreitet<br />

Funkel sein 500. Bundesligaspiel als<br />

Trainer – ein unglaubliches Jubiläum.<br />

Ante Covic lobt: „Mein höchster<br />

Respekt gilt Friedhelm, das ist<br />

eine ganz starke Leistung.“<br />

In der Vorsaison unter Trainer Pal<br />

Dardai sah Hertha BSC zweimal sehr<br />

schlecht aus gegen die Fortuna mit<br />

Funkel an der Seitenlinie. InDüsseldorfsetzte<br />

es eine 1:4-Niederlage.Im<br />

Olympiastadion unterlag Hertha 1:2.<br />

Benito Raman schoss jeweils zwei<br />

Tore. Deraber wechselte inzwischen<br />

zum FC Schalke 04, und auch der<br />

zweite Top-Angreifer Dodo Lukebakio<br />

verließ die Fortuna und ging zu<br />

Hertha BSC!<br />

Assistent eines Altmeisters<br />

Covic sagt, er schaue nicht gern zurück,<br />

aber das 1:2 vom April 2019<br />

wurde im Vorfeld der Partie am Freitag<br />

noch einmal analysiert. „Die haben<br />

zwar auch neues Personal, aber<br />

die Artund Weise,wie sie unter Funkel<br />

spielen, wird sich nicht gravierend<br />

ändern.“ Es ist in diesem Fall<br />

gut, dass Herthas Trainer nicht zu<br />

sehr in die Vergangenheit gehen<br />

möchte. Ertrifft zum ersten Mal als<br />

Chefcoach auf die Fortuna, aber sein<br />

letztes Spiel als Mitglied im blauweißenTrainerstab<br />

der Hertha gegen<br />

Düsseldorf war das unsägliche Relegationsspiel<br />

im Mai 2012, das mit<br />

Herthas Abstieg endete. Damals assistierte<br />

Covic zusammen mit René<br />

Tretschok Altmeister Otto Rehhagel.<br />

Als Cheftrainer hat Covic im Jahr<br />

2019 vor der Auseinandersetzung<br />

mit der Fortuna die Qual der Wahl.<br />

Bis auf den verletzten Arne Maier<br />

sind alle Profis einsatzbereit. Wen<br />

Covic stürmen lassen wird–obIbisevic,<br />

Selke oder den einstigen Fortuna-Torjäger<br />

Lukebakio –verrät er<br />

nicht. Über den 20-Millionen-Euro-<br />

Mann Lukebakio sagt er:„Dodi trainiert<br />

gut, bietet sich an und kommt<br />

immer besser in Tritt.“<br />

Vielleicht, so ist zu vermuten,<br />

spielt Covic mit dem Gedanken, Herthas<br />

teuersten Spieler als Joker einzuwechseln.<br />

Wenn der dann das Duell<br />

gegen seinen ehemaligen Klub<br />

entscheiden könnte, wäre das wieder<br />

eine neue tolle Geschichte.<br />

Spätere Festanstellung nicht ausgeschlossen<br />

Borussia Dortmunds Trainer Favre schätzt Vielseitigkeit, Achraf Hakimi ist daher ein Fußballer ganz nach seinem Geschmack. Der Verteidiger hat als Stürmer zwei Tore in Prag erzielt<br />

Als Abwehrspieler ist er verpflichtet<br />

worden, als Torjäger wird er<br />

nun gefeiert. Achraf Hakimi versetzte<br />

mit seinem Auftritt in der<br />

Champions League Marco Reus ins<br />

Schwärmen. „Er war eine Waffe für<br />

uns“, sagte der Dortmunder Kapitän<br />

über den marokkanischen Nationalspieler,<br />

der beim mühseligen 2:0<br />

(1:0) vonBorussia Dortmund bei Slavia<br />

Prag beide Tore erzielte. Deshalb<br />

war Hakimi nun ein gefragter Gesprächspartner.<br />

Die Frage, wann<br />

ihm zuletzt zwei Treffer in einem<br />

Spiel gelangen, konnte er aber nur<br />

vage beantworten: „Als ich sehr klein<br />

war –glaube ich.“<br />

Hakimi ist als Leihspieler von<br />

Real Madrid zu den Dortmundern<br />

gekommen. Deren Trainer Lucien<br />

Favre funktionierte den 20 Jahre alten<br />

Außenverteidiger in Prag zum<br />

Flügelstürmer um. Es funktionierte.<br />

Ob es jetzt auch funktioniert, die<br />

Diskussionen über eine mutmaßlich<br />

mangelnde Mentalität im Team zu<br />

beantworten? Dortmunds Sportdirektor<br />

Michael Zorc meinte: „So ein<br />

Sieg ist durch nichts zu ersetzen. Wir<br />

sind sehr erleichtert, weil wir die<br />

letzten drei Spiele nicht gewonnen<br />

haben.“<br />

Hakimi nutzte seine immense<br />

Schnelligkeit, um die als stabil bekannte<br />

Abwehr der Tschechen zu<br />

überlisten und als erster Marokkaner<br />

zwei Treffer in einem Champions-<br />

League-Spiel zu erzielen. Dasverhalf<br />

dem BVBnach dem 0:0 zwei Wochen<br />

zuvor gegen den FC Barcelona zur<br />

Tabellenführung in der kniffligen<br />

Gruppe F. Lizenzspielerleiter Sebastian<br />

Kehl verwies nicht nur auf die<br />

Klasse der Madrider Leihgabe, sondernauch<br />

auf die Qualitäten des zuletzt<br />

in die Kritik geratenen Lucien<br />

Favre: „Es war ein sehr guter Move<br />

des Trainerteams, Achraf heute<br />

vorne links aufzustellen. Er war für<br />

uns der Mann des Spiels.“<br />

Achraf Hakimi hat bei Slavia Prag beide Dortmunder Treffer erzielt.<br />

Nicht auszuschließen, dass Favre<br />

auch in Zukunft ähnliche Veränderungen<br />

vornimmt. Der Aushilfsstürmer<br />

von Prag wäre nicht abgeneigt.<br />

„Ich kann diese Position spielen“,<br />

sagte er.„Undder Trainer weiß, dass<br />

er diese Option hat.“<br />

DPA/KIRCHNER<br />

Hakimis Treffer in der 39. und 89.<br />

Minute dürften die Bemühungen<br />

der Vereinsführung verstärken, das<br />

nur bis zum kommenden Sommer<br />

ausgeliehene Talent fest zu verpflichten.<br />

Hans-Joachim Watzke<br />

sieht den BVB dabei nicht chancen-<br />

los. „Real ist auf seinen Positionen<br />

sehr gut besetzt. Ich höre von ihm<br />

nicht, dass er sofort wieder in seine<br />

Heimatstadt will. Mein Eindruck ist:<br />

Er fühlt sich in Dortmund wohl“,<br />

sagte der BVB-Geschäftsführer der<br />

„Süddeutschen <strong>Zeitung</strong>“.<br />

Doch bei aller Erleichterung über<br />

die Treffer von Hakimi blieben erneut<br />

viele Wünsche offen. Nachdem<br />

der zuletzt formschwache Jadon<br />

Sancho in der 47. Minute eine große<br />

Chance zu einem früheren 2:0 ausgelassen<br />

hatte, geriet der BVB gehörig<br />

unter Druck. „Dass Jadon das<br />

Ding nicht gemacht hat, hat uns Nervengekostet“,<br />

sagte Torhüter Roman<br />

Bürki, „wir hatten viele unnötige<br />

Ballverluste und haben uns schwer<br />

gegen das Pressing vonSlavia getan.“<br />

Gleichwohl werteten alle Beteiligten<br />

den mitunter wackeligen Auftritt<br />

in Prag als psychologisch wertvoll für<br />

das Spiel des Bundesliga-Achten am<br />

Sonnabend beim Dritten SC Freiburg.<br />

Auf kritische Fragen nach der<br />

hohen Fehlerquote im Spielaufbau<br />

reagierte Kehl mit Unverständnis:<br />

„Natürlich war noch nicht alles gut.<br />

Aber warum sollen wir jetzt wieder<br />

das Haar in der Suppe suchen. Wir<br />

wollen das einfach mal positiv sehen.“<br />

Nur ein BVB-Profi schob Frust.<br />

Als erster Spieler saß MarioGötzevor<br />

der nächtlichen Fahrt zum Prager<br />

Flughafen im Mannschaftsbus –<br />

lange vorseinen Teamkollegen. Dass<br />

er nur in den Schlussminuten zum<br />

Einsatz kam, obwohl er beim 2:2 gegen<br />

Bremen am vergangenen Sonnabend<br />

als Startelf-Spieler überzeugt<br />

hatte, gab dem 27-jährigen sichtlich<br />

zu denken. Bei Nachfragen zum<br />

Dauerthema verwies Trainer Favre<br />

auf den dichten Terminkalender:<br />

„Ich habe immer gesagt, dass wir rotieren<br />

werden. Wir spielen alle drei<br />

Tage, das wird auch anderen Spielernpassieren.“<br />

(dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 – S eite 21 *<br />

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Feuilleton<br />

Terezia Morabeendet<br />

ihre Romantrilogie<br />

um Darius Kopp<br />

Seite 23<br />

„Solches Gähnen stößt ab und steckt zugleich an.“<br />

Ulrich Seidler über Kay Voges’ Internetkritik „Don’tbeevil“ an der Volksbühne Seite 22<br />

Performance<br />

Dresden war<br />

eine Flamme<br />

Susanne Lenz<br />

über dasAbtippen eines<br />

Buchs mit Schreibmaschine.<br />

Der amerikanische Performance-<br />

Künstler Tim Youd arbeitet seit<br />

2012 an einem Projekt namens „100<br />

Novels“. Dabei schreibt er berühmte<br />

Romane auf einer Schreibmaschine<br />

ab,ambesten auf einer,wie sie auch<br />

der Autor nutzte, und entweder an<br />

dem Ort, an dem der Roman geschrieben<br />

wurde, oder dort, wo er<br />

spielt. Youd hat Hemingways „Farewell<br />

to Arms“ abgeschrieben, Faulkners<br />

„The Sound and the Fury“ und<br />

Kerouacs „Big Sur“. Im Oktober<br />

kommt Youd nach Dresden, wo Kurt<br />

Vonneguts 50 Jahre alter Roman<br />

„Schlachthof 5“ spielt. Vom 8. bis<br />

zum 16. Oktober wirderihn dortabtippen.<br />

Es ist der 64. Roman, den er<br />

auf diese Weise reproduziert.<br />

Vonneguts Werk thematisiert die<br />

Luftangriffe auf Dresden im Februar<br />

1945. Es ist autobiographisch geprägt,<br />

denn als Kriegsgefangener hat<br />

Vonnegut (1922–2007) im Keller des<br />

städtischen Schlachthofes mit anderen<br />

Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern<br />

die Zerstörung der Stadt<br />

durch Bomber der Alliierten überlebt.<br />

„Dresden war eine einzige riesige<br />

Flamme. Diese eine Flamme<br />

verschlang alles Organische, alles,<br />

was irgendwie brennbar war“,<br />

schrieb Vonnegut. Sein Buch ist ein<br />

Antikriegsroman.<br />

Nicht nur, dass man bei dieser<br />

Performance ein fast schon vergessenes<br />

Geräusch wieder hören kann.<br />

Man kann TimYoud um das genaue<br />

Lesen beneiden, das eine solche Kopie<br />

erfordert, um seine außerordentlichen<br />

Begegnungen mit Literatur in<br />

Zeiten vonKindle und anderen elektronischen<br />

Lesegeräten.<br />

Der Künstler schreibt auf einem<br />

einzigen Blatt Papier, das er immer<br />

wieder neu in die Maschine spannt,<br />

dahinter ein weiteres, zur Stabilisierung.<br />

Denn das eine Blatt, auf dem<br />

am Ende der Text mehrerer hundert<br />

Seiten steht, saugt all die Tinte auf,<br />

wirdbeschädigt, Schichten lösen sich<br />

ab.Und so generiertdie Performance<br />

eine Art Palimpsest, das die Geschichte<br />

zwar enthält. Gelesen werden<br />

aber kann sie nicht.<br />

VonMarkus Schneider<br />

Ganz zum Schluss hört<br />

man das verlorene E<br />

noch einmal. Als letzten<br />

Track ihres neuen Albums<br />

„Bam Bam“ haben Seeed ein<br />

Stück vonDemba Nabé alias Boundzound<br />

alias Ear gesetzt, das dieser<br />

vor seinem überraschenden Todim<br />

letzten Jahr aufgenommen hat. Gemeinsam<br />

mit Frank Dellé und Peter<br />

Fox hatte er die Band 1998 in Berlin<br />

gegründet. „What aDay“ heißt das<br />

Stück, das einzige englische auf dem<br />

Album. Die sonst inspiriert gemischtsprachige<br />

Gruppe singt nämlich<br />

diesmal nur auf Deutsch.<br />

Mitgewohnter Souveränität<br />

Nabés Beitrag fällt auch musikalisch<br />

aus dem Rahmen, eine sehnsüchtige,<br />

ausladend gecroonte Soulballade<br />

mit Streichern, die hoch über<br />

den Titel wehen. Die restlichen Stücke<br />

bewegen sich mit gewohnter<br />

Souveränität über die Ländereien<br />

aus Dancehall-Reggae, HipHop und<br />

Verwandtem, die sie seit je aufs Ertragsreichste<br />

verkuppeln, diesmal<br />

unterstützt von den Produzenten<br />

The Krauts,die einst ihren Hit„Ding“<br />

verantwortet hatten, aber neben Peter<br />

Fox’ enormem „Stadtaffe“ auch<br />

das erste Solo von Nabé als Boundzound<br />

produzierten.<br />

Wobei Seeed in erster Linie eine<br />

Liveband sind, und zwar eine der<br />

besten, die man erleben kann –fast<br />

alle 13 Musiker sind seit den Anfängen<br />

dabei. Die sieben Jahre, die zwischen<br />

diesem fünften Album seit<br />

2001 und demVorgänger„Seeed“ liegen,<br />

deuten dieses Gewicht an. Sie<br />

brauchen nicht ständig neue Songs,<br />

zumal sie die alten ja aufpolieren<br />

oder neu denken können. In den<br />

Konzerten am Dienstag und Mittwoch<br />

im kleinen Festsaal bestätigten<br />

sie das ganz wunderbar. Klar, eswar<br />

ein Aufwärmen für die anstehenden<br />

Konzerte –zweimal Schmelinghalle<br />

im November, dreimal Wuhlheide,<br />

dreimal Waldbühne plus Zusatzkonzert<br />

im nächsten Sommer –die nach<br />

drei Jahren Tourabstinenz längst<br />

ausverkauft sind. Aber man konnte<br />

nur staunen über die lässige Tightness<br />

des Treibens.<br />

Eine gute Handvoll „Bam Bam“<br />

hat die beste Danceband Deutschlands<br />

schon im Programm, wie das<br />

Wasfür ein Tag<br />

Seeed stellen ihr schönes neues Album im Festsaal vor<br />

Seeed-Frontman Peter Fox<br />

IMAGO<br />

Album beginnen sie auch das Konzert<br />

mit „Ticket“. Eintoller Track, mit<br />

gedämpfter,aber dichter Percussion,<br />

klingelnden Juju-Gitarren und herrlichem<br />

Afrobeat-Bläsersatz, wie vielleicht<br />

überhaupt, muss ich später bei<br />

Tracks wie„Waterpumpee“ oder Fox’<br />

„SchwarzzuBlau“ denken, der beste<br />

Trick des Seeedsounds die fantastischen<br />

Bläser sind. In „Ticket“ geht es<br />

um die wunderlichen Wege des Lebens,<br />

das bei aller Pein auf dem Weg<br />

eben doch das tollste ist –eine Bilanz,<br />

die vielleicht auch an die Zeiten<br />

erinnert, in denen vor allem Peter<br />

Fox vor dem atemlosen Ruhm floh,<br />

aber wohl auch an die Zeit nach<br />

Demba Nabés Tod: „Irgendwann ist<br />

alles vorbei/ doch so sieht der Deal<br />

aus/ ich würd ihn wieder nehmen“,<br />

singen Fox und Dellé mit entschlossener<br />

Wehmut.<br />

Lebensfreude trifft mehr noch als<br />

Party den Kern ihrer Musik, und das<br />

neue Album scheint in diesem Sinne<br />

etwas verhaltener,aber nicht weniger<br />

grundsätzlich. „Lass sie gehn“, das<br />

zweite Stück, auch eine Single,<br />

kommt mit einer dicken Kopfnickersense<br />

aus dem Reggae angeschwappt,<br />

über die Foxund Dellé von<br />

einer unerfreulich ans Ende geratenden<br />

Beziehung berichten –aber es<br />

handelt vom Loslassenkönnen und<br />

Weitermachen. So ist das Album trotz<br />

allem ein Seeedalbum, bunt und breit<br />

wie die schicken Fatsuits, die sie im<br />

Video zum Pfeffersack-Diss „Geld“<br />

tragen, dessen karg zickiger Beat wie<br />

ein stolz zu eng geschnallter Gürtel<br />

klingt; bauchig gebeult wie im Partytrack„Love<br />

and Courvoisier“; und mit<br />

weit offenen Rootsreggae-Armen wie<br />

in „Komm in mein Haus“, dessen<br />

Geste sich als Beitrag zur Fluchtlage<br />

inWelt und Land verstehen lässt.<br />

„Demba, siehst du das?“<br />

Ins Haus geholt haben sie sich auch<br />

ein paar Featuregäste,Deichkind für<br />

eine minimale Elektrofigur, die an<br />

alte Dr.-Dre-Schlaufen einnert und<br />

den SeximHellen feiert, R&B-Sänger<br />

Trettmann für einen massigen Autotune-Dub-Hop<br />

und die Rapperin<br />

Nura, die den Grund für die britzelnde<br />

Umwölkung von„Sieist geladen“<br />

mit den Worten erklärt: „Wegen<br />

dir hab ich ständig meine Tage/ und<br />

der Sexist ne Blamage“.<br />

Für diese kam Nura am Mittwoch<br />

auch kurz und knackig auf die<br />

Bühne, mit einer Beiläufigkeit, die<br />

den ganzen Auftritt prägte, indem<br />

nicht nur die Zivilkleidung oder eben<br />

die „neuen Outfits“, wie Fox von der<br />

Bühne scherzte, sondern auch die<br />

eher anchoreographierten Bewegungen<br />

der zwei verbliebenen<br />

Frontleute sehr charmant den Bolzplatz-Charakter<br />

anspielten.<br />

„What a day“ fehlte selbstverständlich.<br />

Aber Nabé war dennoch<br />

auf anrührende Weise dabei.<br />

„Demba, siehst du das?“, rief Fox in<br />

den Jubel, bevor sein Part in „You &I“<br />

vomBandkam, die leereBühnenposition<br />

zwischen Dellé und Foxvon einem<br />

hellen Spot markiert. Man weiß<br />

es nicht. Aber Auftritt und Album<br />

klingen, als hätten Seeed erfolgreich<br />

und mutig losgelassen.<br />

Seeed-Bam Bam (BMG/Warner)<br />

NACHRICHTEN<br />

Plácido Domingo tritt als Chef<br />

der Oper in Los Angeles ab<br />

Nach den Belästigungsvorwürfen<br />

mehrerer Frauen gegen Plácido Domingo<br />

hat der 78-Jährige die Oper in<br />

Los Angeles verlassen. Er trete von<br />

seinem Posten als Leiter der Oper zurück<br />

und sage geplante Auftritte ab,<br />

hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung<br />

des Spaniers,die der Deutschen<br />

Presse-Agentur vorlag. Er tue dies<br />

mit „schwerem Herzen“, aber angesichts<br />

der jüngsten Anschuldigungen<br />

gegen ihn sei dieser Schritt „im<br />

besten Interesse“ für das Opernhaus.<br />

Erst vorige Woche hatte der Opernstar<br />

kurzvor einem geplanten Auftritt<br />

die NewYorker Metropolitan<br />

Oper verlassen. (dpa)<br />

Banksy eröffnet Geschäft in<br />

London, das zubleibt<br />

DerbritischeStreet-Art-Künstler<br />

Banksy hat in London ein Geschäft<br />

eröffnet. Allerdings können Interessierte<br />

die Kunstwerke darin nicht<br />

ansehen oder vorOrt kaufen, da die<br />

Türen geschlossen bleiben, wie<br />

Banksy mitteilte.Die Objekte können<br />

übers Internet erstanden werden.<br />

DerErlös solle an eine Flüchtlingsorganisation<br />

gehen, deren Rettungsschiff<br />

vonden italienischen<br />

Behörden festgesetzt worden sei.<br />

Dasgrößte bekannte Banksy-Gemälde,das<br />

das britische Unterhaus<br />

voll besetzt mit Schimpansen zeigt,<br />

ist am Donnerstag für mehr als elf<br />

Millionen Euro verkauft worden –<br />

vomLondoner Auktionshaus Sotheby's.Das<br />

Werk trägt denTitel<br />

„Devolved Parliament“ („Dezentralisiertes<br />

Parlament“). Über den<br />

Käufer wurden keine Informationen<br />

bekannt.(dpa)<br />

Kunstverein Aachen hält an<br />

Ehrung für Walid Raad fest<br />

Trotz Antisemitismus-Vorwürfen<br />

will ein Aachener Kunstverein einen<br />

Preis an den amerikanisch-libanesischen<br />

Künstler Walid Raad überreichen.<br />

Manhabe dieVorwürfe recherchiert,<br />

„aber nichts gefunden, was<br />

wirklich stichhaltig ist“, sagte der<br />

Vorstandssprecher der Freunde des<br />

Ludwig Forums,Michael Müller-<br />

Vorbrüggen, am Mittwoch dem<br />

Deutschlandfunk. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Bedienungsanleitung<br />

Wieman einen<br />

Partner findet<br />

VonRuth Herzberg<br />

Ich habe ja jetzt wieder einen Partner.Nach<br />

fast drei Monaten Einsamkeit bin ich jetzt<br />

endlich wieder glücklich. Singles beneiden<br />

mich um den regelmäßigen Sex, das positive<br />

Feedback, die Unterstützung im Alltag, das<br />

Geliebtwerden. Die armen einsamen Loser<br />

fragen mich oft, wie ich das geschafft habe,<br />

geliebt zu werden. Tja, sage ich dann, das ist<br />

keine Magie.Einen Partner findet man so:<br />

Erstmal ist es ganz wichtig, die Einsamkeit<br />

nicht zu ertragen. Manmuss wirklich extrem<br />

leiden, wenn man alleine ist. Man darf<br />

nicht nur allein sein, man muss sich auch allein<br />

fühlen, man muss tiefen Verlassenheitsschmerz<br />

empfinden. Man muss also extrem<br />

verzweifelt sein, sich mental richtig am Boden<br />

befinden, richtig, richtig, richtig extrem<br />

traurig sein.<br />

Wenn man nachts allein im Bett liegt,<br />

muss man ein Kissen umklammern und es<br />

sich zwischen die Beine pressen. Man muss<br />

dem Kissen den Namen der Person geben,<br />

deren Nähe man sich am meisten wünscht.<br />

Manmuss in das Kissen weinen und sich an<br />

dem Kissen reiben und schließlich einschlafen.<br />

Wenn man morgens aufwacht, dann<br />

muss man sich noch in genau der gleichen<br />

Position befinden, in der man eingeschlafen<br />

ist, nämlich fest um das Kissen gewickelt.<br />

Um es kurzzusagen: Manmuss extrem verzweifelt<br />

sein und gleichzeitig absolut starke<br />

Lust auf Sexhaben.Warumdas so sein muss?<br />

Weil man ohne Verzweiflung und Sexlust<br />

nicht auf die Idee käme, sich auf Partnersuche<br />

zu begeben. Undwenn doch, dann nicht<br />

mit dem nötigen Ernst. Denn normalerweise<br />

geht’s einem allein doch viel besser,oder? Na<br />

also.Verzweiflung allein reicht aber nicht.<br />

ANNE TRIEBA<br />

Manmuss auch gut aussehen, damit man<br />

für potenzielle Partner in Frage kommt. Also<br />

sollte man regelmäßig Sport treiben, auf<br />

seine Ernährung achten und die Körperpflege<br />

nicht vernachlässigen. Egal, was einem<br />

die Frauenmagazine predigen, vonwegen,<br />

dass man sich in seinem Körper so wie<br />

er ist, wohlfühlen soll, etc.Nein, tut mir leid:<br />

Der Body muss straff sein. Nächster Schritt:<br />

Ist man verzweifelt, geil und hat einen straffen<br />

Body, muss man rausgehen, dorthin, wo<br />

potenzielle Partner herumschwirren. Die<br />

kommen dann blitzschnell angeflogen, da<br />

muss man sich keine Sorgen machen.<br />

Man suche sich den Schönsten aus und<br />

schieße sich richtig ab, umalle Warnsignale<br />

abzuschalten. Denn nun kommt das Wichtigste:<br />

Man muss sich in den verlieben. Man<br />

muss sich komplett verlieben und den Ausgesuchten<br />

komplett gut finden. Körper,<br />

Geist, Körper, Stimme, Geruch, Körper, Klamotten,<br />

Körper und Körper. Muss man unbedingt<br />

gut finden, egal was die anderen sagen,<br />

egal was die innere Stimme sagt. Man<br />

muss alle Warnungen inden Wind schlagen<br />

und sich auf den draufstürzen, so dass er<br />

keine Zeit hat, sich zu besinnen und er sich<br />

deswegen auch verliebt.<br />

Dann braucht man viel viel viel Alkohol,<br />

Zigaretten, Essen, Blumen, Zeit, Liebe,<br />

Wärme, Aufmerksamkeit, Geduld, Geld etc.<br />

Das alles muss man dem neuen Partner jederzeit<br />

unbegrenzt zur Verfügung stellen.<br />

Man muss ihm immer alles verzeihen. Man<br />

muss sich immer alles bieten lassen. Man<br />

muss immer alles gut finden, was er sagt und<br />

tut, denn er ist das wertvollste Wesen, das<br />

Gottes Erdboden jemals betreten hat. Dafür<br />

muss man immer alles geben und zwar sofort.<br />

Und wenn es dann da ist, das Glück?<br />

Dann muss man es nur noch festhalten, bis<br />

man nicht mehr kann.


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019<br />

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Feuilleton<br />

Stell dir vor,alle sind auf Sendung und keiner hörtzu. Die Freiheit des virtuellen Raums verwirklicht sich als Isolationshaft in der Echokammer (Szene mit Julia Schubert).<br />

JULIAN RÖDER<br />

Zurück zur Spucke<br />

Nicht ohne didaktische Sendung: Kay Voges’ internetkritisches Bebilderungstheater: „Don’tbeevil“ in der Volksbühne<br />

VonUlrich Seidler<br />

So ein Speichelregen gehört<br />

vielleicht zu den weniger<br />

vermissten Seiten der überwundenen<br />

Face-to-face-<br />

Kontakte.Aber er weckt nostalgische<br />

Gefühle und erinnertandie guten alten<br />

Freuden des Miteinandersprechens.Eswar<br />

nicht alles schlecht, jedenfalls<br />

wirdnicht alles gut.<br />

In dem am Mittwoch uraufgeführten<br />

Volksbühnenstück „Don’t be evil“<br />

geht es um das Internet und die virtuelle<br />

Kommunikation. Der Zukunftsapostel<br />

des Stadttheaters Kay Voges,<br />

noch bis zum Ende der Spielzeit Intendant<br />

in Dortmund, hat es inszeniert<br />

und gemeinsam mit dem Ensemble<br />

entwickelt. Manwirddas Gefühl nicht<br />

los,dass die didaktische Sendung eher<br />

zurück in Richtung echte Welt weist.<br />

Nicht nur, dass Missbrauch und Unkontrollierbarkeit<br />

des Netzes eine wesentliche<br />

Rolle spielen, auch die mit<br />

ihm verbundenen Utopien törnen ab.<br />

Unfreiwillig vielleicht?<br />

Da ist zum Beispiel eine ermüdend<br />

lange Kunstfilm-Videosequenz<br />

über Free-Cyberspace-Manifeste<br />

mit zwar schnell geschnittenen und<br />

farbenfrohen, inhaltlich aber spießigen<br />

Sex-und-Drogen-Club-Szenen.<br />

Es wurde nicht klar, ob derlei bemüht<br />

ausgeflippte Selbstverwirklichungskonsumfreuden<br />

nicht vielleicht<br />

doch als basisdemokratische<br />

Erweckungsfantasie gemeint waren.<br />

Hoffentlich nicht.<br />

Zurück zur Spucke. Auf den Berichterstatter<br />

(Parkett rechts, Reihe 9,<br />

Platz 3) sprühte sie aus dem Mund des<br />

60-jährigen UweSchmieder nieder,einem<br />

einstigen Off-Theater-Heroen<br />

Berlins, der 2011 zu Voges nach Dortmund<br />

ging und nun in derVolksbühne<br />

gastiert. Aus dem (im Vergleich mit<br />

den Castorf-Reckinnen und -Recken)<br />

eher blassen Interimsensemble sticht<br />

er hervormit seiner nicht abnehmenden<br />

Kraft und Ekstaselust −bei durchaus<br />

zunehmender Skurrilität. Das ist<br />

begrüßenswert, aber auch strapaziös<br />

für einen Zuschauer,auf dessen Armlehne<br />

der ins Parkett gekletterte<br />

Schmieder balanciert, um, ausgestattet<br />

mit entsprechendem Brille-Jacke-<br />

Kostüm und fanatischem Sendungsbewusstsein,<br />

Brechts Radiotheorie zu<br />

verbreiten.<br />

Darin geht es um Erfindungen,<br />

die sich schon verwirklicht haben,<br />

ohne dass die Gesellschaft sie gebraucht<br />

hätte, geschweige denn,<br />

dass sie über die Kompetenzen verfügte,<br />

diese Erfindungen anzuwenden,<br />

ohne großen Schaden zu verursachen.<br />

Hören wir mal rein: „Nicht<br />

die Öffentlichkeit hatte auf den<br />

Rundfunk gewartet, sondern der<br />

Rundfunk wartete auf die Öffentlichkeit.<br />

…Und so hatte man plötzlich<br />

die Möglichkeit, allen alles zu sagen,<br />

aber man hatte, wenn man es sich<br />

Don’tbeevil vonKay Vogesund Ensemble<br />

Regie: KayVoges, Bühne: Michael Sieberock-<br />

Serafimowitsch,Kostüme: Mona Ulrich, DirectorofPhotography:<br />

Voxi Bärenklau,Video:<br />

Robi Voigt,Montage:Andrea Schumacher,Kamera:<br />

Jan Isaak Voges, Musik: Paul Wallfisch,<br />

Live Sound Design:Jonathan Bruns<br />

überlegte, nichts zu sagen.“ Abgesehen<br />

vomFehlen relevanter Sendeinhalte<br />

für diesen neuen mächtigen<br />

Distributionskanal namens Rundfunk,<br />

prophezeit Brecht −als „natürliche<br />

Konsequenz der technischen<br />

Entwicklung“ −„ein ungeheures Kanalsystem“,<br />

in dem die Hierarchie<br />

zwischen Sender und Empfänger abgeschafft<br />

ist und jeder beides sein<br />

kann. Er glaubte, dass dann der<br />

Mensch dem Apparat und der Apparat<br />

dem Menschen ein Helfer sein<br />

würde. Mit der Erfindung des Internets<br />

und der sozialen Medien haben<br />

wir diesen Apparat und helfen ihm<br />

mit unerschöpflichem Aufopferungswillen<br />

− speisen unsere Zeit,<br />

unseren Witz, unseren Hass, unsere<br />

Daten ein. Aber hilft er auch uns?<br />

TEAM, BESETZUNG, TERMINE<br />

Es spielen: Andreas Beck, Manolo Bertling,<br />

Susanne Bredehöft, Vanessa Loibl, Uwe<br />

Schmieder,Julia Schubert, Sylvana Seddig<br />

und Werner Strenger<br />

Termine: 4., 6., 20.10.; 1., 22.11., 19.30Uhr,<br />

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz,<br />

Tel.: 24065777 oder:volksbuehne.berlin<br />

Der Abend verneint dies traurig<br />

und angeekelt, aber ohne seine zunehmend<br />

unbegründete Faszination<br />

für dieses Kanalsystem in den<br />

Griff zu kriegen. Aufder Bühne steht<br />

ein Spiegelwürfel aus Projektionsflächen,<br />

dessen Vorderseite sich ähnlich<br />

einem Flügelaltar öffnet. Die<br />

Bühne wird zum Bildschirm-Triptychon<br />

mit einer kleinen Spielkammer<br />

im Zentrum für leibhaftige Auftritte,<br />

die in leicht verzögerter Echtzeit vergrößert<br />

und kaleidoskopartig vervielfältigt<br />

auf die Würfelwände geworfen<br />

werden können. Oder man<br />

sieht in vorproduzierten Schleifen<br />

viele Würfel-im-Würfel-Zellen, aus<br />

denen auf Teufel-komm-raus gesendet<br />

wird. Die Dramaturgie des<br />

Abends besteht nun darin, in diese<br />

Kakophonie hineinzuzoomen und<br />

Musterbeispiele für im Programmheft<br />

nachzulesende kommunikationstheoretische<br />

Begriffe (Empörungskybernetik,<br />

Hetzmasse, Miserabilismus)<br />

vorzuführen und abzuhaken.<br />

Nebenbei wird sodie Revueund<br />

Zappingstruktur des uninspirierten<br />

Medienkonsums abgebildet.<br />

Da spielen zwei Schauspieler vor<br />

der Selfiekamera den 2016 live gestreamten<br />

suizidalen Amoklauf von<br />

Denis Muraviev und Ekaterina Wlasova<br />

nach. Ein virtueller toter Löwe<br />

erzählt von seinen glatten postmortalen<br />

Bedürfnissen und seiner sauber<br />

kanalisierten und bildbefriedigten<br />

Lust auf Gnus. Es gibt einen<br />

Zweikampf von Einhorn (regenbogenfarbiges<br />

Wappentier der Friedliebenden,<br />

Fortschrittlichen und Toleranten)<br />

gegen Pepe, den Frosch<br />

(Aushängeschild der Alt-Right-Bewegung).<br />

Wir werden an die virale<br />

Explosion eines bis dahin völlig unbekannten<br />

Predigers in irgendeiner<br />

gottverlassenen Gegend erinnert,<br />

der sich als Koran-Verbrenner inszeniert,<br />

was am Ende zwölf Menschen<br />

das Leben kostet. Und viel freudlos<br />

imitierter Poptrash läuft „billig wie<br />

Leitungswasser“ (noch einmal<br />

Brecht) aus dem Sendewürfel.<br />

Das Theater −das ja im echten<br />

Spiel und im gegenwärtigen Mitund<br />

Gegeneinander eine Alternative<br />

zu der entkoppelten Meme- und<br />

Geisterkommunikation des virtuellen<br />

Raums zu bieten hätte −gibt sich<br />

von vornherein geschlagen, es imitiert<br />

und illustriert die Mittel des Internets,<br />

führt die ihrem wimmelnden<br />

Stillstand eingeschriebene Ödheit<br />

mit Unerbittlichkeit vor.<br />

Das wird einem gleich zu Beginn<br />

klar gemacht, wenn die Individuen<br />

des Teams in Großaufnahme an das<br />

verschlossene Portal der Volksbühne<br />

projiziert werden und auf sehr vielfältige<br />

Weise gähnen. So gähnen,<br />

dass sie ihreSchlünde und Zahnzwischenräume<br />

preisgeben, dass man<br />

den Tränenfilm über den Augen<br />

flimmern sieht und von den satten<br />

Geräuschen des Schluckens, Stöhnens<br />

und Schmatzens umschlossen<br />

wird. Solches Gähnen stößt ab und<br />

steckt zugleich an. Undesmacht den<br />

regnerischen Moment in Reihe 9zu<br />

einem noch intensiveren Erlebnis.<br />

Am Ende gibt es eine Stummfilmparodie<br />

mit Narziss, der das eigene<br />

Spiegelbild liebt, und der Bergnymphe<br />

Echo, die Narziss liebt, aber<br />

stumm ist, solange kein anderer etwas<br />

spricht, was sie wiederholen<br />

kann. Sie reißt den Mund auf, diesmal<br />

nicht um zu gähnen, sondern<br />

um ihre Liebeserklärung an Narziss<br />

zu senden. Der aber ist nicht zu erreichen,<br />

weil er isoliertinseiner Sender-Empfänger-Rückkopplungsschleife<br />

steckt. Das wird schnell<br />

langweilig beim Zugucken.<br />

Nur fürs<br />

Smartphone:<br />

Rätsel, Videos,<br />

Sonderausgaben<br />

u.v.m.<br />

Immer und überall.<br />

www.berliner-kurier.de/mobil


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 23<br />

· ·<br />

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Feuilleton<br />

Eine<br />

Taube,<br />

viele Falken<br />

Gastspiel der Posener Oper<br />

mit Moniuszkos „Halka“<br />

VonClemens Haustein<br />

Die Posener Oper zu Gast bei den <strong>Berliner</strong><br />

Philharmonikern.<br />

BARTBARCZYK<br />

Ein Bauernmädchen wird von einem<br />

Adeligen verführt, geschwängert<br />

und fallengelassen. Der<br />

Adelige feiert später mit einer standesgemäßen<br />

Braut Hochzeit, das<br />

Bauernmädchen taucht als Zaungast<br />

auf und spielt mit dem Gedanken, die<br />

Kirche mitsamt der Hochzeitsgesellschaft<br />

anzuzünden. Sie macht dann<br />

aber doch ihrem eigenen Leben ein<br />

Ende und stürzt sich von einem Felsen.<br />

Dass „Halka“, die erste Oper des<br />

polnischen Komponisten Stanisław<br />

Moniuszko (1819−1872), schon bald<br />

nach ihrer Uraufführung 1858 zum<br />

Nationalstück des Landes wurde,<br />

mag verwundern. Der Adel, damals<br />

noch das Gros des Opernpublikums,<br />

kommt nicht besonders gut weg.<br />

Nachdem sich Halka vom Felsen gestürzt<br />

hat, geht das Fest munter weiter.<br />

Eine große Mazurka beschließt<br />

ungerührtdasWerk.<br />

Vielleicht wusste man damals,<br />

zur Zeit der polnischen Teilung,<br />

noch zu abstrahieren: Halka, das betrogene<br />

Bauernmädchen, das vom<br />

Falken singt, der einer Taube das<br />

Herz ausgerissen hat −das ist Polen,<br />

wie es von den umliegenden Mächten<br />

Russland, Preußen, Österreich<br />

behandelt wurde. Nebenbei ermöglicht<br />

die Handlung einen Streifzug<br />

durch die ganze Bandbreite polnischer<br />

Volksmusik. Die Tänze des<br />

Adels, Polonaise und Mazurka, eingeschlossen.<br />

Moniuszko,dessen 200.<br />

Geburtstag man in diesem Jahr in<br />

Polen feiert, wusste das zu nutzen.<br />

Ähnlich wie Michail Glinka zehn<br />

Jahre vor ihm in „Leben für den Zaren“,<br />

der ersten russischen Oper,<br />

zieht er aus der Volksmusik Kraft.<br />

Beim Gastspiel der Posener Oper<br />

in der <strong>Berliner</strong> Philharmonie fällt der<br />

zweiteTeil desWerkes mit seiner musikalischen<br />

Farbigkeit und Dramatik<br />

besonders auf. Sie braucht keinen<br />

Vergleich zu scheuen. Tänzeder Goralen,<br />

einer Volksgruppe in der Hohen<br />

Tatra, bebildernhier das Dorfleben<br />

um die Hochzeitskirche herum.<br />

Moniuszko orchestriert sie mit Lust<br />

an aparter Harmonik und schillernden<br />

Klangfarben und lässt sich von<br />

dieser Energie anschließend durch<br />

den gesamten Akt tragen.<br />

Von besonderer Wärme ist Moniuszkos<br />

Musik, wenn Halka auftritt.<br />

Dann mischt sich mediterran anmutender<br />

Belcanto mit den erdigeren<br />

Tönen osteuropäischer Volksmusik.<br />

Magdalena Nowacka singt diese<br />

Rolle mit intelligenter Schlichtheit.<br />

Ihrzur Seite steht Dominik Sutowicz,<br />

der Halkas bäuerlichem Liebhaber<br />

Jontek eine Aura von Naivität und<br />

Stolz verleiht. Sein Tenor ist kernig<br />

im Forte und von berückender Geschmeidigkeit<br />

in den leisen Passagen.<br />

Łukasz Golinski als Janusz singt<br />

einen prachtvollen Adeligen, elegant<br />

wie rücksichtslos, Magdalena Wilczynska-Gos<br />

ist eine Verlobte Zofia,<br />

bei der man die Anlage zum künftigen<br />

Hausdrachen ahnen kann. Gabriel<br />

Chmura leitet mal lässig durch<br />

das Stück, mal glühend engagiert.<br />

Und wie es sich für eine Nationaloper<br />

gehört, gibt es am Ende rote<br />

und weiße Nelken für die Künstler.<br />

Der IT-Experte und das Mädchen<br />

VonSabine Rohlf<br />

VonChristina Sticht<br />

Terézia Mora lässt ihre Romantrilogie um Darius Kopp in Berlin enden<br />

Die deutschsprachige ungarische Schriftstellerin Terézia Mora<br />

DAS BUCH<br />

Terézia Mora: Aufdem Seil. Roman, Luchterhand,<br />

München 2019, 359 S.,24Euro<br />

Im Spitzen-Bustier von Jean Paul Gaultier<br />

Die Ausstellung über Nina Hagen in Hannover beruht auf der Sammlung eines Fans<br />

DDR-Girlie, Punk-Ikone und<br />

Kämpferin für Gerechtigkeit:<br />

Das bewegte Leben der Sängerin<br />

Nina Hagen zeichnet eine Ausstellung<br />

im Theatermuseum Hannover<br />

nach. Zu sehen sind rund 460 Objekte<br />

aus der Sammlung von Arne<br />

Buhrdorf, der sich als Elfjähriger in<br />

die Stimme der Punk-Queen verliebte.<br />

„Es war diese opernhafte Art<br />

zu singen. So etwas hatte ich vorher<br />

noch nie gehört“, erzählt der 52-Jährige.<br />

Seither hat er beinahe jeden<br />

Schritt der exzentrischen Künstlerin<br />

und Streiterin für Menschlichkeit<br />

verfolgt. Über 3000 Objekte umfasst<br />

seine Sammlung: von Platten über<br />

Plakate und Titelseiten bis hin zu<br />

Fan-Artikeln wie Schals, Kissen oder<br />

ein Nina-Hagen-Kartenspiel.<br />

Die bis zum 12. Januar laufende<br />

Schau ist in zwölf Kapitel gegliedert<br />

und erzählt, unterstützt von Tonund<br />

Videoaufnahmen, den Werdegang<br />

vom kessen DDR-Jugendstar<br />

bis zur Interpretin vonGospel-Songs<br />

und Liedern von Bertolt Brecht. Mit<br />

Schlagernwie „Duhast den Farbfilm<br />

vergessen“ war sie Idol der DDR-Jugend,<br />

1976 folgte sie mit ihrer Mutter<br />

ihrem vomPolitbüroausgewiesenen<br />

Ziehvater Wolf Biermann in die Bundesrepublik.<br />

Noch in der DDR sei sie<br />

wegen Biermanns Kritik an der<br />

DDR-Führung in Ungnade gefallen,<br />

erzählt Buhrdorf: „Sie ist damals mit<br />

ihrer Mutter durch kleine Theater getingelt<br />

und hat ihreeigene Artzusingen<br />

entwickelt.“<br />

Ohne Familiengeschichte<br />

Die Mutter Eva-Maria Hagen (84)<br />

war eine bekannte Schauspielerin<br />

in der DDR, auch Tochter Cosma<br />

Shiva Hagen (38) dreht seit langem<br />

Filme und steht auf der Bühne.Nina<br />

Hagen selbst bewarb sich in der<br />

DDR für die Schauspielschule,<br />

DPA<br />

wurde aber wohl aus politischen<br />

Gründen abgelehnt. Später drehte<br />

sie regelmäßig Filme und spielte<br />

etwa in Otto Waalkes' Märchenparodie<br />

„7 Zwerge“ die böse Stiefmutter<br />

von Schneewittchen. „Die Familiengeschichte<br />

haben wir bewusst<br />

außen vor gelassen“, sagt Museumschef<br />

Carsten Niemann,<br />

Nina Hagen lebte nach ihrer<br />

Übersiedlung in den Westen nicht<br />

nur in Berlin, sondern auch in London,<br />

den USA oder den Niederlanden.<br />

Plattencover aus Brasilien oder<br />

ein Tourheft aus Japan zeugen davon,<br />

dass sie weltweit Erfolg hatte<br />

und zahlreiche Musiker beeinflusste.<br />

So schwärmte Anthony Kiedis, Sänger<br />

der Red Hot Chili Peppers, noch<br />

Jahrzehnte später von Nina Hagens<br />

Sex-Appeal, ihrer Großzügigkeit und<br />

ihrem Charisma. „Nina Hagen –<br />

Godmother of Punk“ heißt ein Arte-<br />

Film aus dem Jahr 2011, der in Hannoverzusehen<br />

ist.<br />

Romantrilogien erzählen<br />

von Menschen mit Mut<br />

und Mission, gerninmagischen<br />

oder zukünftigen<br />

Welten wie Bestseller vom „Herrn<br />

der Ringe“ bis zu den „Tributen von<br />

Panem“ belegen. Ihre Heldinnen<br />

und Helden sind oft schön, außergewöhnlich<br />

und interessant, schließlich<br />

müssen wir es viele tausend Seiten<br />

mit ihnen aushalten. Terézia<br />

Mora, der die Feuilletons seit ihren<br />

ersten Erzählungen zu Füßen liegen,<br />

nutzt dieses Format ein bisschen anders.<br />

Gerade ist der letzte Teil ihrer<br />

Trilogie um den IT-Spezialisten Darius<br />

Kopp erschienen, den die Frankfurter<br />

Rundschau zwar als „Helden<br />

unserer Zeit“ würdigte, der aber wenig<br />

pageturnertaugliche Qualitäten<br />

aufweist.<br />

Wirlernen Kopp im ersten Roman<br />

(„Der einzige Mann auf dem Kontinent“,<br />

2009) als übergewichtigen,<br />

ansonsten durchschnittlichen IT-<br />

Spezialisten kennen, der in den Wirren<br />

der New Economy seinen Job<br />

und seine Frau verliert (sie ist aus<br />

Ungarn, wie Mora). Im zweiten („Das<br />

Ungeheuer“, 2013) geht es um den<br />

Freitod dieser Frau wie um die Einsicht,<br />

dass Kopp viel Wichtiges über<br />

sie nicht wusste.Moraerzählte diese<br />

Geschichte der Fremdheit und Liebe<br />

kunstvoll und experimentierfreudig,<br />

zweispaltig und zweistimmig aus<br />

seiner und ihrer Sicht. DieSpannung<br />

und Intensität, die das erzeugte,war<br />

ein starkes Argument für den Büchnerpreis,<br />

mit dem sie 2018 geehrt<br />

wurde. In„Auf dem Seil“, dem dritten<br />

Teil nun, treffen wir Kopp auf Sizilien,<br />

wo er in seiner Trauer strandete<br />

und Pizza-Bäcker wird. Er ist<br />

immer noch keine Schönheit, inzwischen<br />

um die Fünfzig und vollkommen<br />

ratlos, was seine Zukunft betrifft.<br />

Sein Aussteigerleben dümpelt<br />

vor sich hin, bis eine unterernährte,<br />

schwangere Minderjährige auftaucht,<br />

seine Nichte und eine nahe<br />

Verwandte all der Außenseiterinnen,<br />

die Mora in ihrem Erzählungsband<br />

„Die Liebe unter Aliens“ (2016) vorstellt.<br />

Die17-jährige Lorelei tut während<br />

des gesamten Romans wenig<br />

anderes, als auf Sofas und in Betten<br />

zu liegen und sich zu erbrechen.<br />

Starke oder einfach gesunde Frauen<br />

gibt es an Kopps Seite offenbar nicht.<br />

Aber er selbst ist als Fels in der<br />

Brandung oder einfach nur stabiler<br />

Erwachsener, und einen solchen<br />

braucht das Mädchen ganz offensichtlich,<br />

ja auch nicht sehr talentiert.<br />

Wie ereszusein versucht, davon<br />

erzählt dieser Roman: „Ich<br />

könnte auf einem Seil schlafen,<br />

wenn es sein müsste“, denkt er sich,<br />

„aber sie braucht ein gutes Bett.“ Anstatt<br />

sich weiter vor der Welt zu verstecken,<br />

kehrt ermit dem Mädchen<br />

nach Berlin zurück. Kopp hat kein<br />

Geld, keinen Job, kein Zuhause,<br />

nachdem er sich vor Jahren einfach<br />

davonmachte und sich um gar<br />

nichts kümmerte. Nun kümmert er<br />

sich, so gut er eben kann, um einen<br />

schwangeren Teenager.<br />

Schauplatz ist das Berlin der Gegenwart:<br />

Mora erzählt vom Potsdamer<br />

Platz, wo Kopp einst ein Büro<br />

hatte, von Menschen, die sich um<br />

feuchte, überteuerte Souterrainwohnungen<br />

reißen, von provisorischen<br />

Unterkünften in Kreuzberg,<br />

Neukölln und am Stadtrand. Und<br />

schließlich, fast beiläufig, erzählt sie<br />

auch von Migration, diesmal nicht<br />

aus Osteuropa, sondern aus Algerien.<br />

Ein sizilianischer Pizzeria-Kollege<br />

kommt vondortund folgt Kopp<br />

und der Nichte nach Berlin. Er verliebt<br />

sich offenbar in das Mädchen<br />

und ist –ohne Papiereund deutsche<br />

Sprachkenntnisse – tatkräftiger als<br />

der oft unbeholfene und zögerliche<br />

Onkel Darius.<br />

Wir beobachten Kopp beim Telefonieren,<br />

Einkaufen, Essen, Trinken<br />

und verfolgen immer wieder, wie er<br />

der würgenden Nichte Pampelmusen<br />

und Eiswürfel reicht. Am lebendigsten<br />

wirkt er, wenn er, die Hände<br />

im Teig, Pizza herstellt. Außer Umzügen,<br />

Gesprächen, Spaziergängen<br />

und permanentem Erbrechen passiert<br />

nicht viel, was durchaus seine<br />

Längen hat. Wirerfahren dabei stets,<br />

was Kopp denkt, fühlt, zweifelt, argwöhnt<br />

−esist nicht immer sympathisch.<br />

Undanders als in „Das Ungeheuer“<br />

finden diesmal keine narrativen<br />

Experimente statt. Mora wählt<br />

einen unspektakulären Ton, der zu<br />

ihrem unspektakulären Protagonisten<br />

und seiner Situation passt. Nur<br />

hin und wieder, etwa anlässlich der<br />

Geburt des Babys gegen Ende des<br />

Romans,zeigt sie,dass sie –wenn sie<br />

nur will –auch viel eindringlicher erzählen<br />

kann.<br />

Das alles ist kein Abenteuer, sondern<br />

der Alltag eines Menschen, der<br />

mit einem großem Schmerzund vielen<br />

kleinen Schwächen zu kämpfen<br />

hat und ganz allmählich ein bisschen<br />

Land gewinnt. Kein Held, sondernein<br />

mittelalter Durchschnittsmann, der<br />

versucht, sich nichts vorzumachen,<br />

auch an andere zudenken und mit<br />

Würde durchs Leben zu kommen.<br />

Wer ehrlich ist, weiß, dass das ein<br />

Kunststück sein kann. Insofernschildert„Aufdem<br />

Seil“ wie jedes Trilogie-<br />

Finale tatsächlich das Ringen mit einer<br />

großen Aufgabe. Und zwar so<br />

leise und ungeschönt, dass dieser Roman<br />

–wie das wirkliche Leben –auch<br />

hin und wieder ermüdend ist. Und<br />

über den sich genau deswegen länger<br />

nachdenken lässt.<br />

Modestrecken und Titelseiten<br />

etwa derVogue zeigen, dass die <strong>Berliner</strong>in<br />

auch Stil-Ikone war. „Sie trug<br />

das Spitzen-Bustier von Jean Paul<br />

Gaultier früher als Madonna“, sagt<br />

der Sammler, der in Ritterhude bei<br />

Bremen aufwuchs und heute in Berlin<br />

ein Optikergeschäft hat. Außerdem<br />

sei sie das älteste Cover-Girl der<br />

Bravo. Nina Hagen war hier 1980 und<br />

2006 auf dem Titelblatt der Teenie-<br />

Zeitschrift.<br />

Fasziniertvon Hagens Engagement<br />

Buhrdorf fasziniert besonders das<br />

gesellschaftliche Engagement der<br />

sensiblen Künstlerin, die sich schon<br />

für den Tierschutz engagierte,als die<br />

meisten noch über Vegetarier wie sie<br />

lächelten. Zudem kämpft sie gegen<br />

Atomkraft und unterstützt beispielsweise<br />

Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung.<br />

„Ihr geht es um die Religion<br />

der Menschlichkeit“, betont der Fan.<br />

„Darin lässt sie nicht nach.“<br />

Absage<br />

in letzter<br />

Minute<br />

Österreich verstimmt über<br />

Museumschef Eike Schmidt<br />

Nach seiner Absage als Chef des<br />

Kunsthistorischen Museums in<br />

Wien (KHM) soll der deutsche Direktor<br />

der Uffizien in Florenz, Eike<br />

Schmidt, die Wogen glätten. Die italienische<br />

Regierung forderte Klarheit.<br />

Schmidt habe ihn informiert,<br />

weitere vier Jahre die Gemäldegalerie<br />

inFlorenz führen zu wollen, erklärte<br />

Kulturminister Dario Franceschini<br />

am Mittwoch in Rom. Bevorer<br />

Schmidt zusagen könne,habe er betont,<br />

dass es „zu keinen Problemen<br />

mit Österreich und der österreichischen<br />

Regierung kommen darf“.„Ich<br />

erwarte, dass ich von ihm die volle<br />

Klarheit in diesem Punkt bekomme.“<br />

Schmidt hatte dem KHM überraschend<br />

wenige Wochen vor dem geplanten<br />

Amtsantritt abgesagt, obwohl<br />

der Wechsel<br />

von Florenz<br />

nach Wien seit<br />

zwei Jahren feststand.<br />

Die Absage<br />

begründete<br />

er mit persönlichen<br />

Motiven<br />

und einer neuen<br />

Konstellation in<br />

der italienischen<br />

Kulturpolitik, die<br />

DPA<br />

ihm das Bleiben aussichtsreich erscheinen<br />

lasse. „Es hat sich auch in<br />

Italien in den vergangenen Wochen<br />

ein völlig überraschender politischer<br />

Umschwung gezeigt, der direkte<br />

Auswirkungen auf die Museumsarbeit<br />

hat“, sagte Schmidt der österreichischen<br />

Nachrichtenagentur APA.<br />

Nun wird die bisherige KHM-Direktorin,<br />

Sabine Haag, die sich 2017 um<br />

eine Verlängerung ihres Vertrags beworben<br />

hatte, das Museum interimistisch<br />

weiterführen.<br />

Schmidts Sinneswandel hatte in<br />

Österreich Irritationen ausgelöst.<br />

Dortsollte er im November den Posten<br />

als neuer KHM-Generaldirektor<br />

antreten. „Die kurzfristige Absage<br />

ist höchst unprofessionell und eigentlich<br />

beispiellos. Das Kapitel<br />

Eike Schmidt ist damit abgeschlossen“,<br />

zitierte Die Presse den auch<br />

für Kunst und Kultur zuständigen<br />

TOP 10<br />

Mittwoch, 2. Oktober<br />

EikeSchmidt will<br />

in Florenz bleiben.<br />

österreichischen Außenminister<br />

Alexander Schallenberg. Als „inakzeptabel<br />

und letztklassig“ bewertete<br />

der frühere Kanzleramtsminister<br />

Thomas Drozda (SPÖ), der<br />

Schmidt geholt hatte, in der gleichen<br />

<strong>Zeitung</strong> die Absage.<br />

In österreichischen <strong>Zeitung</strong>en<br />

wurde der Schritt ausführlich kommentiert.<br />

„Dass der deutsche Kulturmanager<br />

die Leitung des Kunsthistorischen<br />

Museums einen schlappen<br />

Monat vor seinem Amtsantritt niedergelegt<br />

hat, ist eine Düpierung, die<br />

ihresgleichen sucht. Schmidt hat damit<br />

nicht nur das Image des KHM<br />

beschädigt, er hat auch seinem Ruf<br />

als Ehrenmann in der Kulturbranche<br />

keinen allzu großen Dienst erwiesen“,<br />

schrieb die Wiener <strong>Zeitung</strong>.<br />

Der in Freiburg geborene<br />

Schmidt hatte vorvier Jahren bei der<br />

Gemäldegalerie in Florenz begonnen<br />

und 2017 angekündigt, nach<br />

Wien gehen zu wollen. (dpa)<br />

1 Tagesschau ARD 5,04 19 %<br />

2 Wendezeit ARD 4,28 15 %<br />

3 heute journal ZDF 4,00 15 %<br />

4 heute ZDF 3,83 18 %<br />

5 Leichtathletik WM ZDF 3,72 14 %<br />

6 Wer weiß denn ... ARD 2,91 17 %<br />

7 Tagesthemen ARD 2,87 12 %<br />

8 Leichtathletik WM ZDF 2,66 17 %<br />

9 RTL Aktuell RTL 2,65 13 %<br />

10 ZDF Sportextra ZDF 2,58 16 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019<br />

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Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Ballhaus Ost (✆ 44 03 91 68)<br />

20.00: White Limozeen(Johannes Müller,Philine<br />

Rinnert)<br />

20.00 3. Etage: VT Lab (virtuellestheater)<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Erbarmen<br />

DeutscheOper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />

19.30: Giselle (Staatsballett Berlin)<br />

21.00: Ausdem Hinterhalt: Machtder KünsteI<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Das Spielist aus<br />

Dock 11 (✆ 448 12 22)<br />

19.00: W!O!man MADe (YukoKaseki)<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

21.00 Bar:Das Hexenlied (Bernd Stempel)<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />

20.00: Paul und Paula –Eine Legende (Rike<br />

Schuberty)<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

20.00: Männerschlussverkauf<br />

GarnTheater (✆ 78 95 13 46)<br />

20.30:Aufzeichnungenaus der Unruhe<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

19.30:Linie 1<br />

HAU1(✆25 90 04 27)<br />

20.00:Berlin bleibt!: Oratorium–Kollektive Andacht<br />

zu einem wohlgehüteten Geheimnis (She She Pop)<br />

Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />

20.00: Miss Daisy und ihrChauffeur<br />

Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />

19.30:Candide<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 19.30: RioReiser –Mein Name<br />

ist Mensch<br />

Kulturhaus Spandau (✆ 33 34 02 1/ 22)<br />

20.00 Theatersaal: Der „fast“ perfekteEhemann<br />

(Privat Theatergesellschaft Elektra)<br />

Maxim GorkiTheater (✆ 20 22 11 15)<br />

19.30: Granma. Posaunen aus Havanna /Metales<br />

de Cuba<br />

Radialsystem (✆ 288 78 85 88)<br />

14.00: Verrat der Bilder (Nico andthe Navigators)<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00: Mord aufSchloss Haversham(The playthat<br />

goes wrong)<br />

Schaubude (✆ 423 43 14)<br />

20.00: Der dystopische Salon #12: Altern<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

20.00: Lenin<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Adel verpflichtet<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

19.30 Hochzeitssaal: Mountain, Tree, Cloud and Tiger<br />

(Jee-AeLim)<br />

Staatsoper Unter den Linden (✆ 20 35 45 55)<br />

19.00: Die Zauberflöte<br />

Theater im Delphi (✆ 70 12 80 20)<br />

20.00: TheMark on the Wall<br />

Theater im Nikolaiviertel (✆ 017 6/ 40 53 11)<br />

19.30: Zille sein Milljöh<br />

Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />

19.30: FontaneNachLesen: Effi Briest<br />

Theater untermDach (✆ 902 95 38 17)<br />

20.00: Sehnsuchtnach derSehnsucht ...<br />

Uferstudios (✆ 46 06 08 87)<br />

16.00, 19.00 Uferstudio 1: KuringaForum Theater<br />

Festival –Aesthetics of Solidarity (Forumtheatergruppen<br />

ausDeutschland, England,Frankreich, Indien,<br />

Italien und Schottland)<br />

Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />

20.00: Ruhm<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

19.30: Don’t be evil. (KayVoges &Ensemble)<br />

20.00 Roter Salon: Flammende Köpfe (Arne<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />

20.00: Antigone (Bodo Wartke &Melanie Haupt)<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Pigor singt. Benedikt Eichhornmuss begleiten:<br />

Einführung für Anfänger<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: 20 Jahre ZmF: Das Letzteaus denbesten 6<br />

Jahren (Zärtlichkeiten mit Freunden)<br />

BühnenRausch (✆ 44 67 32 64)<br />

20.00: ImproLadies<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity&Other Myths)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

19.30: Wirkönnen über alles reden! (DieHengstmannBrüder)<br />

20.00: Weltretten fürAnfänger<br />

Estrel Showtheater (✆ 68 31 68 31)<br />

20.00: Stars in Concert<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Ne Million istsoschnell weg(Karsten Kaie)<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />

20.00: Impro surreal (Improvisationstheater Foxy<br />

Freestyle)<br />

Kulturhaus Karlshorst (✆ 475 94 06 10)<br />

20.00 Salon am Fenster:Best Of Kleinkunst<br />

Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />

20.00: FatihMorgana (Fatih Cevikkollu)<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

19.30: Merlin Zauberslam Vol. 11<br />

Quatsch ComedyClub (✆ 47 99 74 13)<br />

20.00: Die LiveShow(Henning Schmidtke,Gymmick,<br />

Jan Overhausen,Matthias Jung,Mod.: Christian<br />

Schulte-Loh)<br />

Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté(Jundula Deubel (Mod.)<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

21.00 Kantine: Singing Machine(Hermann Heisig)<br />

Spree- &Havelschifffahrt (Schiffbauerdamm 12)<br />

19.00: Mörderische Spreefahrt–Ganovenhochzeit<br />

(Ensemble artdeshauses)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageBluemax TheaterBerlin (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue ManGroup –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30:Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />

vonABBA<br />

TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />

20.00: DominiqueHorwitz singt Brel<br />

Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />

20.00: Woodstock Variety Show<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Ausnahmezustand (Florian Schroeder)<br />

Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />

20.00: Best of Chips und Kaviar! (Kawus Kantar,<br />

Daniel Wolfson und Gäste)<br />

KLASSIK<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

11.30 Gr.Saal: KonzerthausorchesterBerlin, Ltg.Jan<br />

Willem de Vriend, Öffentliche Probe<br />

20.00 Gr.Saal: Klassische Philharmonie Bonn, Ltg.<br />

HeribertBeissel, Togrul Hüseynli (Klavier), Wiener<br />

Klassik, Ludwig vanBeethoven: Konzertfür Klavier<br />

und Orchester Nr.5Es-Dur op. 73, Sinfonie Nr.3<br />

Es-Durop. 55 „Eroica“<br />

20.00 Kl. Saal: Kammermusik des Konzerthausorchesters<br />

–YubeenKim,Daniel Werner und Antje<br />

Schurrock (Flöte),Angela Gassenhuber (Klavier,<br />

Cembalo),Johann Sebastian Bach:Partita für Flöte<br />

solo a-Moll, Sonate für zwei Flöten und Basso continuo<br />

G-Dur;Wilhelm Friedemann Bach:Sonate für zwei<br />

FlötenEs-Dur;FriedrichKuhlau: Trio für drei Flöten<br />

g-Moll op. 13 Nr.2;Sergej Prokofjew: Sonate für Flöte<br />

Kreatives Schreiben<br />

Ehrliches<br />

Feedback<br />

garantiert<br />

Während in Deutschland<br />

im Bereich der Künste ja<br />

immer noch an das Genie geglaubt<br />

wird, hält man etwa literarisches<br />

Schreiben in der<br />

angelsächsischen Welt für erlernbar.<br />

Amerikanische Universitäten<br />

boten schon Ende<br />

des 19. Jahrhunderts Seminare<br />

für kreatives Schreiben an.<br />

Aber es gibt auch eine Creative<br />

Writing Group in Berlin, an der<br />

–wen wundert es–viele englischsprachige<br />

Autoren beteiligt<br />

sind. Sie trifft sich jeden<br />

ersten Freitag eines Monats im<br />

Buchhändlerkeller. Willkommen<br />

sind Schriftsteller aller<br />

Genres, die entweder auf<br />

Deutsch oder auf Englisch<br />

schreiben. Weretwas vorlesen<br />

möchte, sollte sich auf zehn<br />

Minuten beschränken und 15<br />

Kopien des Textes mitbringen.<br />

Ehrliches, tiefgehendes Feedback<br />

wird garantiert, was aber<br />

auch bedeutet, dass nicht jeder,<br />

der lesen möchte, drankommt.<br />

Susanne Lenz<br />

Creative Writing Group 19 Uhr,<br />

Buchhändlerkeller,Carmerstr.1<br />

Ansicht der drei knallbunten „Termitenhügel“, die für Tobias Rehberger ein Leitmotiv zur Schau„Inspiration is alittle town in China –inPapier<br />

Nichts bleibt, wie es mal<br />

war. Das bis 2018 aufwendig<br />

sanierte Haus<br />

am Waldsee mit seinen<br />

weiten, lichten Raumfolgen für die<br />

Kunst ist schon wieder verändert:<br />

Einbauten, Versperrungen, Fußleisten,<br />

geschlossene Türen, vertrackte<br />

Umwege.Sosah einst der Ur-Grundriss<br />

der Villa im englischen Landhausstil<br />

aus. Welch kühne Zurückverwandlung.<br />

Nun–Kunst darfdas.<br />

Aber –Kritiker können sich entspannen:<br />

Es ist ja nur auf Zeit. Bildhauer<br />

Tobias Rehberger,der zurWiedereröffnung<br />

im Januar schon das<br />

Café des Zehlendorfer Kunstortes<br />

zum Gesamtkunstwerkverwandelte,<br />

stellt aus. Esist seine erste Deutschland-Schau<br />

der Papierarbeiten, zudem<br />

bestreitet er hier erstmals eine<br />

Einzelexposition in einer <strong>Berliner</strong> Institution.<br />

Alle Räume werden bespielt<br />

mit „Inspiration is alittle town<br />

in China –inPapier“.<br />

Rehberger, dem bislang kein alltägliches<br />

Material für seine Objekte<br />

und Installationen zu gering war,hat<br />

nun auch noch das Papier für sich<br />

entdeckt. Für ihn ist es „das großzügigste<br />

Material, das man sich denken<br />

Ingeborg Ruthe<br />

findet es so humorvoll wie denkwürdig,<br />

wie der Künstler Rehberger sich auf geradezu<br />

pop-plastische Weise mit den gravierend<br />

aktuellen Zukunftsproblemen<br />

der Menschheit beschäftigt –dem immensen<br />

Wachstum der Weltbevölkerung<br />

und den Systemstrukturen der Termiten.<br />

kann!“. Saal für Saal, Raum für Raum<br />

im Haus am Waldsee versucht er<br />

zeichnend, aquarellierend, schreibend,<br />

druckend, bastelnd, faltend<br />

und klebend die großen Fragen der<br />

Kunst zu klären. Zu erleben ist eine<br />

Mixtur aus Kunst und Design. Dass<br />

er in seinemWerk Autorenschaft und<br />

Originalität nur geringe Bedeutung<br />

beimisst, ist längst bekannt. Dass<br />

seine Plastiken, die Bilder und Objekte<br />

mit schelmischem Witz und<br />

viel Hintersinn daherkommen,<br />

auch. Konzentriert ausgedacht und<br />

geformt, kreisen all seine Arbeiten<br />

seit Jahren um Phänomene der Lesart,<br />

der Entschlüsselung. Undnatürlich<br />

auch der formalen Umsetzung.<br />

Meine Auswahl für eine nähere<br />

Betrachtung all der farbkräftigen<br />

Plastiken fiel auf eine markante<br />

Dreier-Gruppe: Termitenhügel. Rot,<br />

blau, gelb. Ganz abgesehen davon,<br />

dass dies die Farben der Staatsflaggen<br />

Kolumbiens und Armeniens<br />

sind, hatte schon der amerikanische<br />

Modernist Barnett Newman<br />

mit seinem Bild „Wer hat Angst vor<br />

Rot, Gelb, Blau?“ (es gehört der Nationalgalerie<br />

Berlin und wurde bereits<br />

zweimal attackiert) sich einen<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Gut gegen<br />

Nordwind 14.45; Once Upon aTime in...Hollywood<br />

17.00,20.30<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Nurejew 14.50,<br />

17.40; Gelobt sei Gott 20.30<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 1026) Deutschstunde<br />

14.50, 17.40, 20.30<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Memory Games<br />

(OmU) 14.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 17.00, 20.30, 21.30; Systemsprenger<br />

14.30,17.15,20.00;Gelobtsei Gott (OmU) 15.00;<br />

Filmreihe #2030: Trashed –Weggeworfen (OmU)<br />

18.00; Ad Astra (OmU) 20.45; Ein Licht zwischen<br />

den Wolken 13.30; Nurejew (OmU) 14.15, 18.40,<br />

21.20; Der Distelfink (OmU) 15.30; Und der Zukunft<br />

zugewandt 13.20,16.30, 19.00; Midsommar<br />

(OmU) 21.30; Skin (OmU) 15.40, 18.20, 21.00;<br />

Synonymes 14.15; Ein Licht zwischen den Wolken<br />

(OmU) 16.50; Synonymes (OmU) 18.50<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Deutschstunde<br />

17.30; Zwischen uns die Mauer (m. Gästen) 20.15;<br />

Blinded by the Light 22.30; Systemsprenger 17.45;<br />

Deutschstunde 20.00; Kamikaze 1989 (OmenglU)<br />

22.30<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Shaun das Schaf: UFO-<br />

Alarm 14.00,16.00; Gelobt sei Gott 15.15, 17.50;<br />

Nurejew 20.40; Everest 13.30, 15.40; Downton<br />

Abbey 14.30, 18.00, 20.40; Late Night 18.00; Der<br />

Distelfink 20.15; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 14.50; Der Distelfink 17.00; Leid<br />

und Herrlichkeit 20.00; Gut gegen Nordwind 17.00;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 19.30<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Angry Birds 2<br />

12.00; Downton Abbey 14.15; Gemini Man 17.10,<br />

20.00, 23.00; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 12.20,<br />

14.30; Downton Abbey 16.50, 19.45; Es: Kapitel<br />

II 22.40; Deutschstunde 12.00, 14.50, 17.40,<br />

20.30;Angel Has Fallen 23.15;Gemini Man 12.30,<br />

15.10; AdAstra 17.50; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 20.40; AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 12.15, 14.45; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 17.10; AdAstra 20.10, 23.00; Playmobil<br />

12.45; Ad Astra 15.00; Shaun das Schaf: UFO-<br />

Alarm 17.50; Gut gegen Nordwind 20.00; Once<br />

Upon aTime in...Hollywood (OmU) 22.50; Die drei<br />

!!! 11.15, 13.10; Angry Birds 215.10; Der Distelfink<br />

17.30; Es: Kapitel II20.45<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Ramen Shop<br />

–Ramen Teh (OmU) 11.00; Systemsprenger (DFmenglU)<br />

12.30; Sunset –Napszallta (OmU) 14.35;<br />

Angry Birds 216.50; Datsche (OmenglU) 18.30;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 20.00;<br />

The Dead Don‘t Die (OmU) 22.45; Und der Zukunft<br />

zugewandt (DFmenglU) 11.00; Push –Push (OmU)<br />

12.45;Schwimmen(DFmenglU) 14.15;Synonymes<br />

(OmU) 15.50; Memory Games (DFmenglU) 18.00;<br />

Midsommar (OmU) 19.30; Es: Kapitel II –It: Chapter<br />

Two (OF) 22.00; Die Agentin –The Operative<br />

(OmU) 11.00; Yesterday (OmU) 13.00; Mein Leben<br />

mitAmanda 15.00; Wer 4sind –Die Fantastischen<br />

Vier 16.45; Ama-San (OmU) 18.30; Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 20.30; 3From Hell –Three From<br />

Hell (OmU) 22.40<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Mein Lotta-<br />

Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.00; Systemsprenger<br />

15.45, 20.00; Und der Zukunft zugewandt<br />

18.00; Midsommar (OmU) 22.30; Über Grenzen –<br />

Der Film einer langen Reise 14.00; Congo Calling<br />

(OmU) 16.15; Celebration (OmU) 18.00; Barstow,<br />

California (OmU; m. Filmgespräch) 19.30; Memory<br />

Games (OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz UglyDolls 13.45,<br />

17.00; Spider-Man: Far From Home 13.45; Es:<br />

Kapitel II 13.50, 16.40, 20.30, 22.20; IMAX 3D:<br />

Gemini Man 14.00, 16.50, 19.45, 22.45; 3D: Der<br />

König der Löwen 14.00, 19.30; Ad Astra 14.00,<br />

17.10, 20.10, 23.15; Everest 14.15, 16.45; AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando 14.15; Gemini<br />

Man 14.20, 17.20, 20.15; Shaun das Schaf:<br />

UFO-Alarm 14.30, 17.40; Fast &Furious: Hobbs &<br />

Shaw 14.30; Enzo und die wundersame Welt der<br />

Menschen 14.30; Good Boys 14.40, 23.30; Angry<br />

Birds 214.50,17.20; Ready or Not? –Auf die Plätze,<br />

fertig, tot 16.10, 20.15, 22.50; Deutschstunde<br />

16.50, 19.50; Angel Has Fallen 17.10, 20.10,<br />

23.15; Downton Abbey 17.20, 19.30; Leaving the<br />

Frame–Eine Weltreise ohne Drehbuch 17.30; Rambo<br />

5: Last Blood 17.45, 20.00,22.50; Midsommar<br />

19.00, 22.40; Ad Astra (OF) 19.50; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 20.45; Sneak Preview 22.30;<br />

Skin 22.45; MidnightMovie:Dead Night 23.00;Gemini<br />

Man (OF) 23.15<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria (OmU) 18.00; Skin (OmU)<br />

20.15; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />

22.30; Berlin Bouncer (OmenglU) 18.00; Synonymes<br />

(OmU) 19.45; Das melancholische Mädchen<br />

(OmenglU) 22.15; Endzeit (OmenglU) 23.45<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) AToy Story 13.30;<br />

Everest 13.40, 16.30; Der König der Löwen 13.40;<br />

AngryBirds213.50; 3D: Gemini Man 14.00, 17.10,<br />

20.00, 22.50; Pets II 14.10; Shaun das Schaf<br />

14.15, 16.50; 3D: Angry Birds 216.20; Downton<br />

Abbey16.30,19.40;GoodBoys16.40,23.00; 3D:<br />

Everest 17.00; Es: Kapitel II19.10,22.30;AdAstra<br />

19.20; Gut gegen Nordwind 19.30; Fast &Furious<br />

19.45,22.30; Rambo 5: Last Blood 20.10,22.50;<br />

Midsommar 22.40; Angel Has Fallen 22.50<br />

Kino Kiste (✆ 998 7481) Blinded by the Light<br />

13.30; 3D: Der König der Löwen 15.35; Systemsprenger<br />

17.40; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

19.50<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Die drei !!!<br />

11.50; 3D: Der König der Löwen 12.00; UglyDolls<br />

12.10, 14.30, 17.10; Shaun das Schaf 12.10,<br />

15.10,17.20;AToy Story 12.15, 14.40; Jim Knopf<br />

und Lukasder Lokomotivführer 12.20; Der König der<br />

Löwen 12.30, 17.10; Angry Birds 212.30, 15.00,<br />

17.30; Everest 12.40, 14.50, 17.20; Enzo und die<br />

wundersame Welt der Menschen 14.20, 19.30; Gut<br />

gegen Nordwind 14.30; Gemini Man 14.45, 20.20;<br />

Good Boys 15.00; 3D: Everest 16.50; Downton<br />

Abbey 17.00, 19.30; 3D: Gemini Man 17.15,<br />

20.00, 22.50; Get Lucky 17.40; Rambo 5:Last<br />

Blood 19.40, 23.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

19.45; Es: KapitelII19.50,22.00;Angel HasFallen<br />

20.00, 22.40; AdAstra 20.10; Once Upon aTime<br />

in...Hollywood 22.10; Midsommar 22.20; Ready or<br />

Not? –Auf die Plätze,fertig,tot 22.50<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Once Upon aTimein...<br />

Hollywood (OmU) 17.10,20.30; B Ad Astra (OmU)<br />

17.00, 19.30, 22.00<br />

fsk amOranienplatz (✆ 614 24 64) Shaun das<br />

Schaf: UFO-Alarm 16.00, 17.45; Gelobt sei Gott<br />

(OmU) 17.45, 20.30; Systemsprenger 19.30,<br />

21.45<br />

Moviemento (✆ 692 4785) Kinderfilm des Monats:<br />

Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

10.00; Der kleine Maulwurf (1963-1975) 12.15;<br />

Systemsprenger 13.45, 21.30; Benjamin Blümchen<br />

13.00; Ein Licht zwischen den Wolken 15.15;<br />

Systemsprenger 17.15; Skin (OmU) 20.00; Midsommar<br />

(OmU) 22.30; Skin (OmU) 10.00, 16.45;<br />

Memory Games (OmU) 12.30, 19.15; Kinderfilm<br />

des Monats: Mein Lotta-Leben 14.30; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood (OmU) 21.15<br />

Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17) Der Funktionär<br />

19.30; Familie Brasch 21.15<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Pippi Langstrumpf 14.30;<br />

Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!<br />

16.15; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU)<br />

18.00; Systemsprenger 20.00; Once Upon aTime<br />

in...Hollywood (OmU)22.15; Normal (OmU) 14.45;<br />

CatVideoFest 2019 (OmU) 16.00; Cleo (OmenglU)<br />

17.30; Zwischen uns die Mauer 19.30; AdAstra<br />

(OmU) 21.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Shaun das Schaf: UFO-<br />

Alarm 14.00, 16.00; Systemsprenger 17.15,<br />

20.00; New Nurejew 14.30, 20.30; Und der Zukunft<br />

zugewandt 18.00<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Shaun das Schaf:<br />

UFO-Alarm 10.00, 12.00, 14.00, 16.00, 18.15;<br />

MeinLotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 10.15,<br />

12.45;Angry Birds 210.15, 12.30,15.15; Everest<br />

10.30,12.45, 15.15; UglyDolls 11.00,13.00; Gemini<br />

Man 15.00, 17.30, 20.15; AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 15.00; Systemsprenger<br />

17.15, 20.15; 3D: Everest 17.30; Downton Abbey<br />

17.45,20.00; Es: Kapitel II19.45;AdAstra 20.30<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Skin 13.00,<br />

20.30;Shaun das Schaf:UFO-Alarm 13.00, 15.30;<br />

Nurejew 13.00, 17.30; Downton Abbey 15.00,<br />

17.30, 20.00; Angry Birds 2 15.40; Gut gegen<br />

Nordwind 17.50; Es: Kapitel II 20.15<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Der<br />

König der Löwen 11.30, 14.20; Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 11.45; Jim Knopf und<br />

Lukas der Lokomotivführer 11.45; Everest 11.45,<br />

14.40, 17.15; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

11.45, 14.10; Shaundas Schaf: UFO-Alarm<br />

12.00, 14.30, 17.15; Angry Birds 212.00, 14.30,<br />

16.50; 3D: Gemini Man 14.00, 17.00, 20.00,<br />

23.00; Good Boys 14.15, 19.50; UglyDolls 14.30,<br />

17.00; Gut gegen Nordwind 17.00; Downton Abbey<br />

17.10, 20.10; Leaving the Frame –Eine Weltreise<br />

ohne Drehbuch 17.30; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 19.20; Es: Kapitel II 19.30, 22.30; Ad<br />

Astra 19.45, 23.00; Rambo 5:Last Blood 20.15,<br />

22.45; AngelHas Fallen 20.15; ReadyorNot? –Auf<br />

die Plätze, fertig, tot 23.00; Midnight Movie: Dead<br />

Night 23.00; 3From Hell 23.00<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Alfons Zitterbacke –Das<br />

Chaos ist zurück 17.00; Systemsprenger 18.45;<br />

Cleo (OmenglU) 21.00; Memory Games (OmU)<br />

18.00; Mein Leben mit Amanda 19.45;Das Wunder<br />

im Meer von Sargasso –Tothavma tis thalassas ton<br />

Sargasson: The Miracle of the Sargasso Sea (OmU)<br />

21.45<br />

Babylon (✆ 242 59 69) Brecht in echt: Katzgraben<br />

(+ Outtakes) 17.15; Brecht in echt, Brecht arbeitet<br />

I: Mann ist Mann /Galileo (m. Einführung u. Moderation)<br />

18.00; Brecht in echt: Jürgen Kuttner Live:<br />

Hofmeister 19.30; Brecht in echt: Mutter Courage<br />

und ihre Kinder 19.45;Brecht in echt:Kuhle Wampe<br />

oder Wem gehört die Welt? 19.45; Brecht in echt:<br />

Dokumentarfilmprogramm (Die Mutter u.a.; m. Live-<br />

Klavierbegleitung) 21.30; Brecht in echt: Mutter<br />

Courageund ihreKinder 22.00; Brechtinecht: Herr<br />

Puntila und sein Knecht Matti 22.30<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Yesterday<br />

(OmU) 13.30, 18.00; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 15.45; Midsommar (OmU)<br />

20.30; Midsommar (OmU) 11.30, 16.00; Memory<br />

Games (OmU) 14.15, 19.00; Es: Kapitel II –It:<br />

ChapterTwo (OF) 21.00<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Everest<br />

11.00, 13.45; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

11.10; Enzo und die wundersame Welt der<br />

Menschen 11.15, 14.00; Shaun das Schaf: UFO-<br />

Alarm 11.20, 13.40, 17.10; Jim Knopf und Lukas<br />

der Lokomotivführer 11.20; 3D:Gemini Man11.40,<br />

14.30, 17.20, 20.00, 23.15; Angry Birds 211.40,<br />

14.20; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

11.50; Der König der Löwen12.00; Get Lucky –<br />

Sex verändert alles 13.50; UglyDolls 14.10, 16.40;<br />

Downton Abbey 14.30, 16.30, 19.40, 23.10; Good<br />

Boys 14.50; Es: Kapitel II16.10, 19.20, 22.30; Ad<br />

Astra 16.20, 20.10, 23.10; 3D: Everest 16.45; 3D:<br />

Angry Birds 217.15; Gut gegen Nordwind 17.30,<br />

19.30; Once Upon aTime in... Hollywood 19.10;<br />

Rambo 5: Last Blood 19.50, 22.45; Midsommar<br />

19.50,22.55;Ready or Not?–Aufdie Plätze, fertig,<br />

tot 20.30, 23.15; Angel Has Fallen 22.40; Spider-<br />

Man: Far From Home 23.00<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Systemsprenger<br />

14.30,19.45,22.15;Gelobtsei Gott (OmU) 17.00;<br />

Und der Zukunft zugewandt 14.45,22.00; Deutschstunde<br />

17.00,19.30; Nurejew (OmU) 14.30; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OmU) 17.15, 20.30;<br />

Berlin Babylon (OmU) 14.00; Der Distelfink (OmU)<br />

16.00, 19.00; EinleichtesMädchen –Une fille facile<br />

(OmU) 22.00; Skin (OmU) 14.00,16.30, 21.30;<br />

Nurejew (OmU) 19.00<br />

International (✆ 24 75 60 11)Und derZukunft<br />

gewandt 13.50; Nurejew 16.15, 19.00; Once U<br />

aTime in...Hollywood (OmU) 21.45<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Wiederentde<br />

Corinna Schmidt 18.30;Tull 21.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06<br />

UglyDolls 12.00, 14.10, 17.00; Shaun das Sc<br />

12.00, 14.30, 17.00; Playmobil 12.00; Pets<br />

12.00; Mein Lotta-Leben 12.00, 14.30; Eve<br />

12.00, 14.30, 17.30; Der König der Löwen 12.<br />

14.45, 16.30; Angry Birds 212.00, 14.15, 17.<br />

AToy Story 12.00, 14.20, 17.05; Downton Ab<br />

14.15, 19.30; 3D: Gemini Man 14.20, 17.<br />

20.00, 22.45; 3D: Everest 16.45; Ad Astra 17.<br />

19.30, 22.30; Gemini Man 19.30; Es II 19.<br />

22.35; Gemini Man (OF) 19.45; Firincinin K<br />

si (OmU) 20.00, 22.50; Midsommar 22.30; F<br />

&Furious: Hobbs &Shaw 22.30; Rambo 5: L<br />

Blood 22.50; Ready or Not? 23.00<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Normal (Omeng<br />

10.10; Synonymes (OmenglU) 12.00, 23.50;<br />

ego Maradona (OmenglU) 14.20; Nurejew (Om<br />

16.50; The White Arrow (OmU; mit Gast und<br />

spräch) 19.00; Once Upon aTime in... Hollywo<br />

(OmU) 21.00<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Midsommar (Om<br />

16.00,19.15,22.30<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Frau Stern 14.50; O<br />

Upon aTime in... Hollywood (OmU) 16.40, 20.<br />

Gelobt sei Gott (OmU) 15.10; Downton Ab<br />

(OmU) 17.20,20.00; Deutschstunde14.50,17.<br />

20.30<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Skin (OmU) 17.<br />

19.50, 22.30; Skin (OF) 21.40; Nurejew (Om<br />

18.00; Once Upon a Time in... Hollywood (<br />

20.40; Ad Astra (OF) 16.20, 19.30; Leid und H<br />

lichkeit –Dolor ygloria (OmenglU) 17.00, 22.<br />

Systemsprenger (OmenglU) 19.00; Der Distel<br />

(OmU) 17.15; Synonymes (OmenglU) 20.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Knopf und Lukas der Lokomotivführer 11.30; M<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 11.<br />

Shaun das Schaf: UFO-Alarm 11.50, 14.45,17.<br />

Everest 12.00, 14.30, 17.00;Angry Birds 212.<br />

14.55, 17.25; 3D: Gemini Man 14.00, 16.<br />

20.00, 23.00; UglyDolls 14.15; Downton Ab<br />

14.40, 19.50; Es: Kapitel II 16.30, 19.30, 22.<br />

Leaving the Frame –Eine Weltreise ohne Drehb<br />

17.30;AdAstra 19.40, 23.00; Gut gegen Nordw<br />

19.55; Angel Has Fallen 20.15; Once Upon aT<br />

in...Hollywood 22.45


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 25 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Soziale Plastik<br />

Oder: Die Entdeckung des Papiers. Der Bildhauer<br />

“ sind. HAUS AM WALDSEE/ROMAN MÄRZ<br />

Spaß und eine Provokation geleistet.<br />

Dies, indem er das reduzierte<br />

Farb-Universum des holländischen<br />

De Stijl-Meisters Piet Mondrian persiflierte.<br />

Rehberger indes erzählt uns<br />

nichts über die europäische Moderne,<br />

sondern von einer kleinen<br />

Stadt in China. Chinapapier, aus<br />

dem Holz des Maulbeerbaumes,aus<br />

Reis, Hanf, Bambus gewonnen, hat<br />

in der Kunst seit Jahrhunderten einen<br />

besonderen Ruf. Es gilt als<br />

weich, saugfähig für Tusche,Wasserfarben<br />

und für Grafik geeignet.<br />

Es liegt auch nahe, dass Rehberger<br />

auf die mit 1,41 Milliarden Menschen<br />

bevölkerungsreichste Nation<br />

der Welt als systematisch organisierte<br />

Lebensstruktur abhebt, indem<br />

er aus Papiermasse (eine Art<br />

Pappmaché) Termitenhügel formte,<br />

diese staatenbildende Ordnung rätselhafter<br />

Insekten, deren imposante<br />

Hügelbauten exotische, bizarre, surreale<br />

und mythische Formen aufweisen.<br />

Termitenhügel bestehen hauptsächlich<br />

aus ausgegrabener, mit<br />

Speichel vermauerter Erde oder verdautem<br />

Holz. Sie sind sehr fest, haben<br />

innen zahllose Zellen und<br />

Tobias Rehberger im Haus am Waldsee<br />

KUNSTWERK DER WOCHE<br />

Der Künstler: Tobias Rehberger,geboren<br />

1966 in Esslingen am Neckar,lehrtals<br />

Professor an der Städelschule Frankfurt<br />

am Main. Dorthat auch er bis 1992 bei<br />

Thomas Bayrle und Martin Kippenberger<br />

studiert. Bekannt ist er –spätestens seit<br />

der Venedig Biennale 1997 und der Berlin<br />

Biennale 1998 vorallem für seine<br />

raumfüllenden Installationen. 2009 bekam<br />

er auf der Biennale Venedigden<br />

Goldenen Löwen.<br />

Die Ausstellung: Haus am Waldsee, Argentinische<br />

Allee 30. Bis 17. November,<br />

Kuratorin: Katja Blomberg,Di–So 11–18<br />

Uhr.Tel.: 801 89 35<br />

www.@hausamwaldsee.de<br />

Gänge,von denen ersterefür die Brut,<br />

letztere der Kommunikation dienen.<br />

Solche Hügel können kathedralenartig<br />

aufragen. Undder Baugeht unterirdisch<br />

weiter,zweibis drei Millionen<br />

Insekten leben darin –ingetrennten<br />

Kasten.Der Hügel bietet allen ein reguliertes<br />

Mikroklima, zudem Schutz<br />

vorFressfeinden.<br />

So gesehen, sind Rehberges lustvoll<br />

pop-farbene Gebilde eine Metapher<br />

–für jene „soziale Plastik“, von<br />

der einst Joseph Beuys sprach.Termiten<br />

zählen zu den ältesten und robustesten<br />

Organismen der Erde.Ihre<br />

Behausungen entstehen durch den<br />

fortwährenden Verdauungsprozess.<br />

DerBildhauer und Konzeptualist erkennt<br />

darin eine erstaunliche, auch<br />

gleichnishafte Transformation: Natur<br />

wirdKunst.<br />

Undsoreden wir auch voneinem<br />

Maßstab für das, was Kunst sein<br />

könnte. Denn in ihrer Leichtigkeit<br />

deuten Rehbergers Werkeaus Papier<br />

auch Grenzen der Kunst an. Der<br />

einstige Bayrle- und Kippenberger-<br />

Schüler arbeitet zugleich gegen und<br />

mit der Vereinfachung der Dinge,indem<br />

er sie in einen neuen Kontext<br />

setzt und fragt: Wasist wann Kunst?<br />

Pankower Sammlung<br />

Wasbleibt aber,<br />

stiften die<br />

Dichter<br />

Den Hölderlin-Spruch haben<br />

die Ausstellungsmacher<br />

der Kunstsammlung Pankow<br />

bewusst zum Titel der<br />

Schau erklärt. Zu sehen ist die<br />

vermutlich kleinste und<br />

jüngste öffentliche Sammlung<br />

Berlins, inzwischen auf 4000<br />

Werkevor allem auf Papier angewachsen.<br />

Dahinter steht die<br />

Arbeit von 650 <strong>Berliner</strong> und<br />

ostdeutschen Künstlern, inklusive<br />

des 4000 Blätter umfassenden<br />

Nachlasses des<br />

Zeichneroriginals Egmont<br />

Schäfer (1908–2004). 1993<br />

wurde die Kommunale Kollektion<br />

–Bestand aus ehemaligen<br />

Ämtern, Behörden, Einrichtungen<br />

– vom Kulturamt Prenzlauer<br />

Berg gegründet. Maßgeblichen<br />

Anteil an der Sammlung<br />

hat Kathleen Krenzlin, Leiterin<br />

der Galerie Parterre. Die Schau<br />

mit Bildern von 60 Künstlerinnen<br />

und Künstlernbildet nicht<br />

zuletzt einen Teil des kunsthistorischen<br />

Gedächtnisses der<br />

Stadt. Ingeborg Ruthe<br />

GalerieParterre, Danziger Str. 101, bis<br />

24.11. Mi–So 13–21/Do bis22Uhr<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

19.00: Einführung (<strong>Berliner</strong> Philharmoniker)<br />

20.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Ltg.Adam Fischer<br />

(Klavier), Julia Lezhneva (Sopran), Wolfgang Amadeus<br />

Mozart: Symphonie Nr.36C-Dur „Linzer“, „Ch’io mi<br />

scordi di te“, Rezitativ und Arie für Sopran, obligates<br />

Klavier und Orchester;Joseph Haydn: „Berenice,<br />

che fai“, Kantate für Sopran und Orchester Nr.10,<br />

Symphonie Nr.104 D-Dur<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />

20.00: Deutsches Kammerorchester Berlin, Ltg.<br />

Gabriel Adorján (Violine), Sheva Tehoval(Sopran), Johann<br />

Sebastian Bach: Goldberg-Variationen, Fassung<br />

für Streicher;Felix Mendelssohn Bartholdy: „oder soll<br />

es Todbedeuten?“, Acht Lieder und ein Fragment;<br />

RobertSchumann: Sechs Gesängeop. 107<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

11.00 Zeltbühne: Zweifür mich, einer für dich, (ab<br />

3J.)<br />

15.00 Studio: Darüber spricht man nicht (ab 6J.)<br />

Berlin mit Kindern (✆ 33 02 98 70)<br />

11.00: Familienführung: Verfolgung im Nationalsozialismus,<br />

Treff: Pariser Platz (ab12bis 17 J.). Anm. erf.<br />

Cabuwazi –Zelt Kreuzberg (✆ 29 04 78 40)<br />

17.15: „Im Kiez zu Hause“ bei CABUWAZIKreuzberg,<br />

Mitmachzirkus für die ganze Familie (ab 8J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />

15.00: Das Glück,das nicht vomBaum fallen wollte<br />

(ab 3J.)<br />

FEZ Berlin (✆ 530 71 -0)<br />

9.00: Der Krieg und ich–Kriegskinder 1939-1945,<br />

multimediale Familienausstellung(ab 10 J.)<br />

10.00: Berlins beste Herbstferien! PHÄNOMENIEN –<br />

Erstaunliches fürNeugierige,Aktionen undWorkshops<br />

(ab 4bis 10 J.)<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

17.00: Aschenputtel –Mitspieltheater (ab 4J.)<br />

Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />

9.00:1,2,3,Kultummel–Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

9.00: Natürlichheute!, Umweltausstellung für Kinder<br />

MACHmit! Museumfür Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: Schmückdichmit Bäumen, MACHmit! Aktion<br />

11.00: „Kanelbullens dag –Tag der Zimtschnecken“<br />

im Museumscafé<br />

14.00: Zirbenseife selbst gemacht,MACHmit! Aktion,<br />

Kosten 2€<br />

Planetarium am Insulaner (✆ 790 09 30)<br />

16.00: Das kleine 1x1 der Sterne<br />

Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />

10.00: Dornröschen (ab 4J.)<br />

Puppentheater Firlefanz (✆ 283 35 60)<br />

16.00: Der gestiefelte Kater,Puppentheater-Märchen<br />

(ab 4J.)<br />

Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />

17.00: Frau Holle, UlrichMüller-Hönow<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Die Grille, transit-theater-berlin (ab 4J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

20.00: Das Schloss, von Kafka, mit Sven Regner,<br />

Autor/in: vonFranz Kafka<br />

Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />

19.00: CreativeWriting Group,<br />

Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />

20.00: Fuchsgesichter –Ein Abend mit Prosa, Lyrik<br />

&Klavier,Lesung und Konzertmit Isobel Markus,<br />

Bernd Lüttgerding &Amine Mesnaoui, Moderation:<br />

Lukas Franke<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />

20.00: rbb-Hörspielkino:Die Vermessung der Welt.<br />

Happy Humboldt Mit: Michael Rotschopf Udo<br />

KONZERT<br />

Arcanoa (✆ 67 96 26 51)<br />

21.30: LutzSteinbrück+Dave<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

19.00: Hands Off Gretel,Systemo<br />

Charlottchen (✆ 324 47 17)<br />

19.00: Tony Jack<br />

Columbiahalle (✆ 69 81 75 86)<br />

20.00: The SistersofMercy, A.A. Williams<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

20.00: Alexa Feser<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

20.30: Yemen Blues<br />

Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />

20.00: Ezhel<br />

JunctionBar (✆ 694 66 02)<br />

22.00: Unique Giants<br />

Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

20.00: Hanba<br />

Metropol (Nollendorfpl. 5)<br />

21.00: Kiefer Sutherland<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr. 48)<br />

19.30: Broncho,PinkyPinky<br />

Planetarium am Insulaner (✆ 790 09 30)<br />

20.00: HilaryO’Neill<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: City CalmDown, support:Lazy day<br />

Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />

22.30: Nighthawks<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: 20 JahreFrüchte desZorns<br />

Tommy-Weisbecker-Haus (✆ 251 85 39)<br />

21.00 Schicksaal: Les Calcatoggios, Roskapankki,<br />

Offbeat Xplosion<br />

ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />

20.00 Varieté Salon: Simon &Jan, Alleswirdgut<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

21.00 Grüner Salon: Dea xMachina<br />

CLUB<br />

Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />

23.59 Panorama Bar:Get perlonized!, Fumiya Tanaka,<br />

Margaret Dygas, Sammy Dee, Zip<br />

Bohnengold (ReichenbergerStr.153)<br />

23.00: Fjernstyrt,Boogiemann, Jarle Bråthen (disco,<br />

house, tech)<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00 Ballsaal: Schwoof, Clärchen&Freunde<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

23.59: Afrohaus, Marsoul, Premps, JC, Chris K, Afro<br />

Haus Soundsystem<br />

Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />

22.00: Young Love<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

22.00: Rebel Yell –Lovethe 80s!, ‚diefeder’<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

23.30: Fridays withJakarta, Suff Daddy, Habibi Funk<br />

Ritter Butzke (Ritterstr. 24)<br />

23.59 4Floors: Neverland xRagnarøk,Umami, David<br />

Dorad, Daniel Dreier, Dekai, BjörnZimmermann,<br />

exploSpirit,Yannik Müller,Elixenia, Zaza, Orim, Retro<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr. 53)<br />

21.00: DJ Lobotomy<br />

Tresor Club (KöpenickerStr.70)<br />

23.59: Tresor Records. 28 Years. Part I, Psyk,Alan<br />

Oldham, Claudia Anderson,HGR<br />

BALLROOM<br />

FreizeitforumMarzahn (✆ 542 70 91)<br />

15.00: Schwof für die reife Jugend<br />

Haus der Sinne (✆ 44 04 91 55)<br />

21.30: Tangobar<br />

Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />

KINO<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) Systemsprenger (OmenglU)<br />

12.00, 18.50; Ad Astra (OmU) 12.00, 21.10;<br />

Synonymes (OmenglU) 14.20, 23.00; Ama-San<br />

(OmU) 14.20; Tonari no Totoro –Mein Nachbar Totoro<br />

16.30; Wajib –Die Hochzeitseinladung (OmU)<br />

16.50; Heimat ist ein Raum aus Zeit (OmenglU)<br />

19.00; Heute oder morgen (OmenglU) 23.30<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Shaun das<br />

Schaf: UFO-Alarm 14.00, 16.00; Deutschstunde<br />

18.00, 20.40; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />

Flamingo! 13.30, 15.40; Und der Zukunft zugewandt<br />

17.50; Nurejew 20.15<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Shaun das<br />

Schaf: UFO-Alarm 14.00, 16.00; Und der Zukunft<br />

zugewandt 18.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 20.30; Systemsprenger 14.30, 17.15,<br />

20.00; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

14.40; Downton Abbey (OmU) 16.50, 19.30;<br />

Midsommar (OmU) 22.00; Everest 13.40, 15.50;<br />

Gelobt sei Gott 18.00; Ad Astra (OmU) 20.50;<br />

Deutschstunde 15.00, 17.40, 20.20<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Nurejew (OmU) 19.00;<br />

Und der Zukunft zugewandt 21.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Downton<br />

Abbey 14.15, 17.10, 20.00; 3D: Gemini Man<br />

14.20, 17.15, 20.10, 23.00; Der König der Löwen<br />

14.25, 17.10; Angry Birds 214.25, 16.55;<br />

AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 14.25;<br />

Shaun das Schaf: UFO-Alarm 14.30, 16.45; Everest<br />

14.30, 16.55; UglyDolls 14.50, 17.00; Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.50;<br />

Deutschstunde 17.05, 20.00; Leaving the Frame –<br />

Eine Weltreise ohne Drehbuch 17.30; Es: Kapitel II<br />

19.10,22.15; Rambo 5: Last Blood 19.30, 23.00;<br />

Gut gegen Nordwind 19.30; 3D: Der König der Löwen19.45;Systemsprenger19.55;AdAstra<br />

19.55,<br />

23.00; Once Upon aTime in... Hollywood 22.15;<br />

Ready or Not? –Auf die Plätze, fertig, tot 22.55;<br />

Sneak Preview 23.00; Midnight Movie: Dead Night<br />

23.00<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Jim Knopf<br />

und Lukas der Lokomotivführer 11.15; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 11.15, 14.00; Der<br />

König der Löwen 11.20, 17.00; Shaun das Schaf:<br />

UFO-Alarm 11.30, 14.20, 17.00, 19.30; Pets II<br />

11.40, 14.30; Playmobil 11.50; Everest 11.50,<br />

14.30,17.10; Angry Birds 212.10, 14.50, 17.30;<br />

Mein Lotta-Leben 12.20; UglyDolls 14.00, 17.30;<br />

3D: Gemini Man 14.15, 17.15, 20.15, 23.15;<br />

Downton Abbey 14.20, 16.40, 19.30; Good Boys<br />

15.00; 3D: Everest 16.45; Rambo 5:Last Blood<br />

17.30, 20.20, 23.10; Gut gegen Nordwind 19.45;<br />

Es II 19.45, 22.00; Ad Astra 20.00; Angel Has Fallen<br />

20.10, 23.15; Ready orNot? 20.30, 23.10;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 22.30; Midsommar<br />

22.50; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 23.10<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Systemsprenger 14.35, 17.30, 20.25<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Und wer nimmt den<br />

Hund? 18.00; Und der Zukunft zugewandt 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Downton Abbey (OmU)<br />

15.00,20.30; Nurejew (OmU) 17.40<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Leid und Herrlichkeit –<br />

Dolor ygloria (OmU) 18.00; Nurejew (OmU) 20.30<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Ugly-<br />

Dolls 10.00,12.15, 14.45; Shaun das Schaf: UFO-<br />

Alarm 10.00, 12.00, 14.10, 17.15; Everest 10.00,<br />

12.15, 14.45; Angry Birds 210.00, 12.10, 14.30,<br />

16.55; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

10.00, 12.15; 3D: Gemini Man 14.30, 17.15,<br />

20.00, 22.45; 3D: Everest 16.30; Downton Abbey<br />

17.10, 20.05; Es: Kapitel II 19.30,22.50; Ad Astra<br />

19.45, 23.05; Midsommar 22.45<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />

Geheimnis eines Lebens 14.00; Und wer nimmt<br />

den Hund? 16.15; Gloria: Das Leben wartet nicht<br />

18.15; Und der Zukunft zugewandt 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Downton Abbey<br />

14.20,17.10, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 0520)<br />

UglyDolls 10.00, 12.15, 14.45; Shaun das Schaf:<br />

UFO-Alarm 10.00, 12.10, 14.25, 17.00; Playmobil<br />

10.00; Everest 10.00, 12.10, 15.00; Benjamin<br />

Blümchen 10.00; Angry Birds 2 10.00, 12.10,<br />

14.35,17.00;AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

10.00, 12.10, 14.45; Der König der Löwen<br />

12.05, 14.55, 20.10; 3D: Angry Birds 212.15;<br />

3D: Gemini Man 14.30, 17.15, 20.00, 22.45; Ad<br />

Astra 17.05, 20.00, 23.00; Deutschstunde 17.10,<br />

20.00; Good Boys 17.45; 3D: Everest 17.45; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 19.30, 22.55; Es: Kapitel<br />

II19.30, 23.00; Gut gegen Nordwind 20.10;<br />

Midsommar 22.50; Ready orNot? –Auf die Plätze,<br />

fertig, tot 23.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

23.00<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Shaun das<br />

Schaf: UFO-Alarm 10.00, 12.00, 14.00, 16.00,<br />

18.30; Playmobil 10.00, 13.45; Everest 10.00,<br />

14.00, 16.00; Angry Birds 210.00, 14.00, 16.00;<br />

Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!<br />

12.00;3D: Everest 12.00;3D: Angry Birds 212.00;<br />

Gemini Man 16.00,17.45, 20.30; Gut gegen Nordwind<br />

18.00; Downton Abbey 18.00, 20.30; Sneak<br />

Preview 20.15; Rambo 5: Last Blood 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00)JocelyneSaab: Ein Leben<br />

in der Schwebe: Samars erste Liebe –Une vie suspendue<br />

(OmenglU; Eröffnung m. Gast) 20.00; Filme<br />

von Wolfgang Höpfner und Peter Goedel: Der ewige<br />

Tag19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Spider-Man: Far From Home 13.10, 23.00; Pets II<br />

13.30; Gloria: Das Leben wartet nicht 13.30; Mein<br />

Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo! 13.40;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 13.45, 17.05,<br />

20.00,22.20; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 13.50,<br />

17.15; Rambo 5: Last Blood 13.50, 16.40, 19.20,<br />

22.30; Es: Kapitel II 13.50, 17.50, 19.20, 20.15,<br />

22.10; UglyDolls 14.00, 16.40; Systemsprenger<br />

14.00, 17.00, 20.00; Gemini Man 14.00; Downton<br />

Abbey 14.00, 16.30, 19.50; Der König der<br />

Löwen 14.00, 17.00; Angry Birds 214.00; Good<br />

Boys 14.10, 17.20, 19.50, 22.50; Everest 14.10,<br />

16.40; Enzo und die wundersame Welt der Menschen<br />

14.10, 17.00; AToy Story:Alles hört auf kein<br />

Kommando 14.15; Get Lucky –Sex verändert alles<br />

14.30; Der Distelfink 15.50; Skin 16.40, 19.50,<br />

22.50; 3D: Gemini Man 16.40, 19.50, 23.00; Ad<br />

Astra 16.45, 19.50, 22.30; 3D: Everest 17.15;<br />

3D: Angry Birds 217.15; Zwischen uns die Mauer<br />

17.20, 19.45; Yesterday 19.15; Angel Has Fallen<br />

19.30, 22.40; 3D: Der König der Löwen 20.00,<br />

23.00; Gut gegen Nordwind 20.10; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 20.45, 22.45; Midsommar 22.30;<br />

Stuber –5SterneUndercover23.00; ReadyorNot?<br />

–Auf diePlätze, fertig, tot 23.00; John Wick:Kapitel<br />

III 23.00; 3From Hell 23.00<br />

CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Enzo und die wundersameWelt der Menschen –The<br />

Art ofRacing inthe Rain (OF) 13.20; 3D: Gemini<br />

Man (OF) 13.30, 16.40, 19.40, 22.45; Angry Birds<br />

2–TheAngry Birds Movie II (OF) 13.30; Good Boys<br />

(OF) 13.40; Downton Abbey (OF) 13.50, 16.10,<br />

19.20; Shaun das Schaf: UFO-Alarm –Shaun the<br />

Sheep Movie: Farmageddon (OF) 14.00, 16.30;<br />

UglyDolls (OF) 14.15, 16.40; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OF) 16.20, 19.10, 22.45;<br />

DerKönigder Löwen–TheLionKing(OF) 16.30;Ad<br />

Astra (OF) 17.00, 20.00, 23.00; Es: Kapitel II –It:<br />

Chapter Two (OF) 19.00, 22.30; Midsommar (OF)<br />

19.30; Skin (OF) 20.15, 23.15; ReadyorNot? –Auf<br />

die Plätze, fertig, tot (OF) 23.00; Rambo 5:Last<br />

Blood (OF) 23.10<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 0200) 3D: Pandas<br />

11.45; Gemini Man (OF) 13.15,16.15, 19.20,<br />

22.30<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Normal (OmU)<br />

20.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) UglyDolls 10.00, 12.00,<br />

14.00,16.00; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 10.00,<br />

12.00, 14.00, 16.00, 18.00; Playmobil 10.00;<br />

Everest 10.00, 12.00,14.00,16.00;Angry Birds 2<br />

10.00,12.00, 14.00,16.00; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 12.30; Gemini Man 15.00,<br />

17.30,20.00, 22.30; Rambo 5: Last Blood 18.00,<br />

20.15, 22.30; 3D: Everest 18.00; Downton Abbey<br />

18.00, 20.00, 22.30; AdAstra 20.00, 22.30; Es:<br />

Kapitel II20.30<br />

Casablanca (✆ 677 5752) Benjamin Blümchen<br />

13.45; Gut gegen Nordwind 15.45; Über Grenzen –<br />

Der Film einer langen Reise 18.15; Und der Zukunft<br />

zugewandt 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />

Angry Birds 211.30,14.50, 16.50; Aladdin 11.30;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 11.30,<br />

17.00; Benjamin Blümchen 11.35; Pets II 11.40;<br />

Everest 11.45,14.15, 16.50; Jim Knopf und Lukas<br />

der Lokomotivführer 11.50; Shaun das Schaf: UFO-<br />

Alarm 12.00, 14.30, 17.15; Die drei !!! 12.00;<br />

3D: Gemini Man 14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Der<br />

König der Löwen 14.00; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 14.05; Playmobil 14.20; Good<br />

Boys 14.35; UglyDolls 14.40, 17.10; Es: Kapitel<br />

II 16.30, 19.40, 22.30; Downton Abbey 17.00,<br />

19.40; Rambo 5:Last Blood 17.30, 20.15,23.10;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 19.20, 22.30;<br />

Gut gegen Nordwind 19.30; Midsommar 19.45,<br />

22.45; Ready or Not? –Auf die Plätze, fertig, tot<br />

20.10; AdAstra 20.10, 23.10; Angel Has Fallen<br />

22.50; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 22.55<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 0311) Everest<br />

14.12; 3D: Gemini Man 14.15, 17.00, 20.00,<br />

22.50; Der König der Löwen 14.20; UglyDolls<br />

14.30, 17.00; Angry Birds 214.30, 17.10; Shaun<br />

das Schaf: UFO-Alarm 14.50, 17.00; 3D: Everest<br />

16.50; Downton Abbey 17.00, 19.30; Rambo 5:<br />

Last Blood 19.30, 23.00;<br />

Gemini Man 19.30; Es: Kapitel II 19.30, 22.20;Annem<br />

(OmU) 19.50, 22.30; Ad Astra 20.10, 23.00;<br />

Firincinin Karisi (OmU) 22.00; Midsommar 22.20<br />

City KinoWedding (✆ 01 77/270 19 76) Systemsprenger<br />

18.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 21.15<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Systemsprenger<br />

18.00;Idioten der Familie 20.30;CocksuckerBlues<br />

(OF) 22.30<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Everest 13.30,<br />

15.45; Gut gegen Nordwind 18.00; Systemsprenger<br />

20.45; Everest 10.00; Downton Abbey 12.15,<br />

15.00, 20.15; Und der Zukunft zugewandt 17.45<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Deutschstunde<br />

15.30, 18.00, 20.30; Systemsprenger 18.00,<br />

20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Nurejew 12.30,<br />

17.45; Deutschstunde 15.00,20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Mia und der weiße Löwe<br />

16.00;Thinking LikeaMountain 18.00; Alpgeister –<br />

Mythen und Mysterien der Bayerischen Alpen 20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17)Nurejew 15.00, 20.30; Systemsprenger<br />

17.45<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Ich<br />

war zuhause, aber... 17.00; Stan &Ollie (OmU)<br />

19.00; Leid und Herrlichkeit 21.00<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 7020) Systemsprenger<br />

13.00, 18.00, 20.30; Angry Birds 2<br />

13.30; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

13.45; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 14.15,<br />

16.30; Downton Abbey (OmU) 15.30; Welcome to<br />

Sodom –Dein Smartphone ist schon hier (OmU)<br />

15.45; Nurejew 15.45; Und der Zukunft zugewandt<br />

18.00; CatVideoFest 2019 (OmU) 18.15; Im Licht<br />

der Hoffnung –Frieden für die Tiere! (m. Gästen)<br />

19.00; Zwischen uns die Mauer 20.30; Deutschstunde<br />

20.30; Skin 21.00<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70) 3D:<br />

Gemini Man 13.40, 16.50, 20.00, 23.00; Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 13.45;<br />

Der König der Löwen 13.50, 16.40; Everest 14.00,<br />

17.10; Angry Birds 214.00, 17.00; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 14.00; Shaun das<br />

Schaf: UFO-Alarm 14.15, 16.50; UglyDolls 14.20,<br />

17.10; Downton Abbey 16.40, 20.00; Leaving the<br />

Frame –Eine Weltreise ohne Drehbuch 17.30;<br />

Midsommar 19.30, 22.55; Gut gegen Nordwind<br />

19.40; Once Upon aTime in... Hollywood 19.45;<br />

Es: Kapitel II19.45,22.50;AdAstra 19.50; Rambo<br />

5: Last Blood 20.10,22.45; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 23.00; Angel Has Fallen 23.00<br />

UMLAND<br />

ALAFalkensee (✆ 033 22/2798877) AngryBirds<br />

215.00; Downton Abbey 17.30, 20.20<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

AToy Story 15.00; Gut gegen Nordwind 17.15; Wer<br />

4sind –Die Fantastischen Vier 20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 0200) Playmobil<br />

12.00; Gut gegen Nordwind 12.00, 20.00; Enzo<br />

und die wundersame Welt der Menschen 12.00,<br />

14.40, 17.00; UglyDolls 12.05, 14.10, 16.15;<br />

Everest 12.10, 14.30; Shaun das Schaf 12.15,<br />

14.55, 17.10, 18.25; Der König der Löwen 12.15,<br />

15.00;Angry Birds 212.20, 14.45; Jim Knopf und<br />

Lukas der Lokomotivführer 12.30; Benjamin Blümchen<br />

12.30; 3D: GeminiMan 14.20, 17.10,20.00,<br />

23.00;GoodBoys14.45,23.10; AToy Story14.45;<br />

Pets II 15.00; 3D: Everest 17.00; Mein Lotta-Leben<br />

17.15; Downton Abbey 17.15, 20.00; 3D: Der König<br />

der Löwen 17.15; Rambo 5: Last Blood 17.30,<br />

20.00, 23.10; 3D: Angry Birds 2 17.40; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 19.45; Es II 19.45,<br />

22.30;Angel Has Fallen 19.50,23.00; Midsommar<br />

20.00,22.45; Ready orNot? 20.10,23.30; Ad Astra<br />

20.30, 23.15; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

22.45; Stuber –5Sterne Undercover 23.15<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Playmobil<br />

10.00; Everest 10.00, 14.00, 16.00; Shaun<br />

das Schaf: UFO-Alarm10.00, 14.00, 16.00,18.15;<br />

Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!<br />

12.00;3D: Angry Birds 212.00;3D: Everest12.00;<br />

Angry Birds 215.00; Gemini Man 17.00, 20.30;<br />

Sneak Preview 20.15; Downton Abbey 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />

Angry Birds 212.00; Shaun das Schaf: UFO-Alarm<br />

12.20,14.15, 16.10; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 13.00; 3D: Angry Birds 214.00,<br />

16.00; Everest 15.00; 3D: Everest 17.15; Downton<br />

Abbey 18.00, 20.15; Ad Astra 18.00; Es: Kapitel II<br />

19.45; Gut gegen Nordwind 20.20; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 23.00; Angel Has Fallen 23.00; Gemini<br />

Man 23.15<br />

Kino-Cafe Dahme (✆ 03 54 51/343) Angry Birds<br />

217.00; Systemsprenger 20.00<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Everest<br />

15.00; Der König der Löwen 15.30; 3D: Everest<br />

17.30; Ad Astra 18.00; Rambo 5: Last Blood<br />

20.00; Gut gegen Nordwind 20.30


26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019<br />

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fürs ganze<br />

Haus<br />

VonDaniel Dangelmaier<br />

User, die in einer Wohnung mit<br />

dicken Wänden wohnen oder<br />

eine WLAN-Verbindung über Etagen<br />

hinweg aufbauen wollen, kennen<br />

das Problem: DasSignal des Routers<br />

kommt – wenn überhaupt – so<br />

schwach beim Empfänger an, dass<br />

das Surfen im Internet zur Qual und<br />

das Streamen von Videos praktisch<br />

unmöglich wird. Wastun?<br />

Eine ebenso schnelle wie simple<br />

Lösung bietet ein Repeater. Dieses<br />

handgroße Gerät nimmt die Funksignale<br />

einer kabellosen Datenübermittlung<br />

auf und gibt sie weiter. Dadurch<br />

erweitert sich der Radius des<br />

bestehenden WLAN-Signals und gibt<br />

Anwendern die Möglichkeit, Hindernisse<br />

zu überwinden. In der Regel<br />

verfügen diese Apparate über eine<br />

WPS-Taste,über die sich eine Verbindung<br />

zum heimischen Router mit einem<br />

Knopfdruck herstellen lässt.<br />

Günstige Repeater sind bereits<br />

unter zehn Euro zu haben. Werdas<br />

Gerät dauerhaft nutzen will, sollte<br />

beim Kauf allerdings nicht knauserig<br />

sein. TeurereModelle wie der viel gelobte<br />

und leistungsstarke<br />

FRITZ!WLAN Repeater 1750E (ca. 60<br />

Euro)haben eine höhereReichweite,<br />

einen niedrigeren Stromverbrauch<br />

und eine wesentlich bessere Datenübertragungsrate.<br />

Eine Alternative zu Repeater-<br />

Übertragungen ist die sogenannte<br />

Powerline-Technologie,die die hausinterne<br />

Stromleitung nutzt. Dazu<br />

wird ein Adapter in eine Steckdose<br />

gesteckt und mit dem Router per<br />

Ethernet-Kabel verbunden. Er sendet<br />

die Datenpakete durch das Stromnetz<br />

zu einer kompatiblen Einheit,<br />

die die Informationen an onlinefähige<br />

Geräte weitergibt. Auch Powerline-Geräte<br />

sind in diversen Ausführungen<br />

erhältlich. Die Unterschiede<br />

der Sets,die meist aus zwei Adaptern<br />

bestehen, liegen vor allem im Übertragungstempo<br />

und in der Funktionalität.<br />

BeiSets ab etwa 30 Euro ist lediglich<br />

ein kabelgebundener Zugang<br />

zum Internet möglich, während<br />

hochwertigere Komponenten (ab ca.<br />

50 Euro) die Daten vom Router zusätzlich<br />

in WLAN-Signale umwandeln<br />

und weitergeben können. Die<br />

performantesten Adapter (ab ca. 120<br />

Euro) nutzen gleich zwei WLAN-<br />

Funkfrequenzen, um Überlastungen<br />

zu vermeiden und die schnellstmöglicheVerbindung<br />

zu gewährleisten.<br />

Als dritte Option zur Verbesserung<br />

des Internetempfangs bieten<br />

sich Mash-Systeme an, die ein eigenes<br />

dezentrales Funknetz aufbauen.<br />

Dafür muss lediglich eine Mash-Station<br />

mit dem Internet verbunden<br />

sein. Jede weitere Station bildet einen<br />

Netzwerk-Knotenpunkt, über<br />

denWLAN-fähige Endgeräte insWeb<br />

kommen. Die Geräte lassen sich<br />

theoretisch überall im Haushalt platzieren.<br />

Der Anwender muss aber<br />

darauf achten, dass alle Komponenten<br />

miteinander kommunizieren<br />

können, damit das Funknetz aufrecht<br />

erhalten wird. Innerhalb eines<br />

Mash-Systems ist es ein Leichtes,<br />

Funktionen wie Webfilter, Firewalls<br />

oder Zugangsbeschränkungen einzurichten.<br />

Daskomfortable Konzept<br />

hat seinen Preis: Empfehlenswerte<br />

Module kosten oft mehr als 100 Euro.<br />

Daniel Dangelmaier<br />

schreibt seit 17 Jahren über<br />

Digitales.<br />

Blick in die Werkstatt, wo Pagan Peak entstand.<br />

Hütte mit Horror<br />

Ein kleines Studio in Berlins Mitte hat es mit seinem Spiel bis zu den Festspielen nach Venedig gebracht<br />

VonThomas Lindemann<br />

Das Spiel: Bei „Pagan<br />

Peak“ geht es darum, sich<br />

aus der Gewalt eines Serienkillers<br />

zu befreien. Das<br />

Spiel erscheintimOktober<br />

für Steam, Oculus und Viveport,<br />

also für die wichtigsten<br />

gängigen VR-Brillen.<br />

Der Spieler wacht in einer<br />

Almhütte auf, das letzte<br />

Sonnenlicht des Tages<br />

fällt auf das Holz der Tische<br />

und Vertäfelungen. Ein Wildschweinkopf<br />

hängt an der Wand, die<br />

Sitzbänke sind rustikal, es gibt eine<br />

gemütliche Schlafnische. Draußen<br />

das Gebirge –offenbar ein schönes<br />

Alpenpanorama. Bloß, dem Idyll<br />

wohnt der Horror schon inne: Wenn<br />

man aus dem einen Fenster schaut,<br />

sieht man einen Erhängten am<br />

Baum aufgeknüpft. Undesgibt noch<br />

ein Problem –wir sind eingeschlossen.<br />

Keine der Türen bewegt sich<br />

auch nur einen Zentimeter.<br />

So beginnt „Pagan Peak“, aber<br />

was es ist, ist gar nicht leicht zu sagen.<br />

Ein Spiel? Ein interaktiver Horrorfilm?<br />

Eine Art Installation, die<br />

man verlassen muss,also ein räumliches<br />

Erlebnis? Am ehesten: von all<br />

dem Genannten ein wenig. Es ist jedenfalls<br />

so, dass ein Nachahmer des<br />

Serienkillers aus der Serie„DerPass“<br />

(Sky) eine dunkle, abgelegene Hütte<br />

für sein Opfer ausgesucht hat. Wie<br />

sich aus dieser bedrohlichen Situation<br />

nur befreien? „Pagan Peak“ war<br />

zuletzt bei den Filmfestspielen inVenedig<br />

in der Kategorie „Virtual Reality“<br />

nominiert. Als absolut großartig<br />

bezeichnete die Geschäftsführerin<br />

der FirmaAnotherworldVR Ioulia Isserlis<br />

die Nominierung, denn die Kuratoren<br />

in Venedig haben den Ruf,<br />

sich intensiv mit Virtual Reality zu<br />

beschäftigen, mehr noch als die Macher<br />

der Festivals in den USA. Und<br />

Helge Jürgens, Geschäftsführer vom<br />

Medienboard Berlin-Brandenburg,<br />

das das Projekt mit 100 000 Euro unterstützt<br />

hat, bezeichnete die Nominierung<br />

als hilfreiches Zeichen für<br />

den Standort Berlin. Denn Virtual<br />

Reality hat es noch schwer, sich bei<br />

den Konsumenten zu etablieren.<br />

Wer trägt schon gerne eine so<br />

schwere, dicke Brille, uminfremde<br />

Welten abzutauchen?<br />

Das Spiel erscheint offiziell am<br />

31. Oktober zu Halloween. Aber nun<br />

hat die Welt in Venedig es gesehen –<br />

unter anderem die Musikerin Laurie<br />

Anderson, die der VR-Jury der<br />

Mostra Internazionale d’Arte Cinematografica<br />

in diesem Jahr vorstand.<br />

Also wie gut ist die Kreation aus Berlins<br />

Mitte? Erstellt wurde die unheimliche<br />

Welt von„Pagan Peak VR“<br />

vonder FirmaAnotherworldVR.<br />

KOOPERATION MIT DER BAHN<br />

Die Macher: Ioulia Isserlis<br />

und Max Sacker haben vor<br />

drei Jahren die FirmaAnotherworldVR<br />

in Berlin-Mitte,<br />

Nähe Rosenthalter Platz, gegründet.<br />

Beide kommen aus<br />

dem Filmbereich und haben<br />

dortschon jahrelang zusammengearbeitet.<br />

Andere Projekte: Bisher hat<br />

die Firmaschon VR-Welten<br />

für Kunden wie Microsoft<br />

und die Deutsche Bahn entworfen.<br />

So entstand ein<br />

Bahnhof, an dessen Modell<br />

geplante bauliche Veränderungen<br />

vorab betrachtet werden<br />

konnten.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Entwickler verwenden<br />

die Technik der Fotogrammetrie,<br />

die im Videospielbereich gerade<br />

erst entdeckt wird. Dabei wird ein<br />

realer Ort invielen Perspektiven fotografiert.<br />

Das Programm, das den<br />

virtuellen Raum erzeugt, baut all<br />

diese Bilder zusammen, und so haben<br />

Gegenstände und Oberflächen<br />

ein besonders echtes Aussehen. In<br />

Polen wird gerade an dem Game<br />

„Chernobylite“ gearbeitet, das dieselbe<br />

Technik verwendet, um das innere<br />

des kontaminierten Kraftwerks<br />

vonTschernobyl zu zeigen. Aber das<br />

ist erst in Arbeit. „Pagan Peak VR“ ist<br />

nun eines der ersten Spiele, das den<br />

frappierenden Effekt dieser Technik<br />

zeigt: Die Welt des Spiels wirkt sehr<br />

real und sehr ungewöhnlich. Während<br />

Videospiele sich meist sehr<br />

glatter Texturen bedienen und ein<br />

wenig immer alle gleich aussehen,<br />

Merkwürdige Mails<br />

ANOTHWERWORLDVR<br />

hat man hier das Gefühl, etwas ganz<br />

eigenes zu sehen. Die rustikalen<br />

Oberflächen, die sich sozusagen<br />

ganz nach deutsch-österreichischem<br />

Bergbarock anfühlen, erzeugen<br />

eine interessante Brechung mit<br />

dem sehr modernen Setting eines<br />

VR-Spiels.<br />

„Eine Hütte haben wir wirklich gescannt“,<br />

erklärtIsserlis.„Unddanach<br />

wurde die virtuelle Welt noch digital<br />

weiter bearbeitet. Es steckt viel Arbeit<br />

drin, bevor man sich wie selbstverständlich<br />

darin bewegen kann.“ Dazu<br />

leuchtet das <strong>Berliner</strong> Team seine Sets<br />

so aus, dass es kaum Schatten gibt –<br />

baut diese dann später wieder ein.<br />

Damit können sie wandern, ein<br />

Wechsel vonTag und Nacht wirdrealistisch<br />

möglich (und tatsächlich<br />

bricht bei Pagan Peak VR auch bald<br />

die Dämmerung herein, was alles<br />

noch viel unheimlicher macht). Objekte<br />

werden eingefügt, die man aufheben<br />

und bewegen kann. Und der<br />

Sound muss auch stimmen – im<br />

Kopfhörer soll alles räumlich so klingen,<br />

wie es auch positioniertist. Anotherworld<br />

hat daher auch ein eigenes<br />

Soundstudio im Keller.<br />

Trotzdem ist das,was die<strong>Berliner</strong><br />

mit ihren zehn Angestellten machen,<br />

ganz klar dem „Independent“-Bereich<br />

der Videospielwelt zuzuordnen.<br />

In Venedig soll „Pagan Peak VR“<br />

gut angekommen sein –die Station<br />

war die ganze Zeit ausgebucht. Und<br />

viele Reaktionen waren laut, manch<br />

einer hat sich erschreckt und geschrien<br />

bei den gruseligen Momenten.<br />

DerHorrorfunktioniert.<br />

Betrüger versuchen mit fingierten Nachrichten an persönliche Daten zu kommen. Es gibt Merkmale, wie man sie erkennt<br />

VonMaximilian Konrad<br />

Banken, Amazon oder Paypal:<br />

Phishing-Warnungen der Verbraucherzentralen<br />

betreffen viele<br />

Unternehmen. Eine Masche: Mithilfe<br />

einer inszenierten Mail wollen<br />

Betrüger private und sensible Daten<br />

abgreifen. Sie haben vor allem Banken<br />

und Finanzdienstleister im Fokus,<br />

weil sie dort schnelles Geld wittern.<br />

Verbraucher sollten wachsam<br />

sein. Solche Betrugsversuche werden<br />

als Phishing bezeichnet, abgeleitet<br />

von den englischen Wörtern<br />

Passwordund fishing.<br />

Zum Glück lässt sich ein Täuschungsversuch<br />

via E-Mail an einigen<br />

Faktoren erkennen. Häufig sind<br />

die Absenderadressen gefälscht.<br />

Dies lässt sich mithilfe des Mail-Headers,<br />

also dem Quelltest einer Mail,<br />

herausfinden. Das geht je nach Programm<br />

über das Menü „Ansicht“<br />

tige Grundregel: Banken und seriöse<br />

Dienstleisterfordernnie per Mail die<br />

Preisgabe vertraulicher Daten, wie<br />

das BSI betont.<br />

Erkennt man eine Phishing-Mail,<br />

lautet die Devise: löschen! Vorher<br />

empfiehlt es sich, die Nachricht an<br />

phishing@verbraucherzentrale.nrw<br />

und an den echten Anbieter weiterzuleiten,<br />

wenn das möglich ist. Die<br />

Verbraucherschützer wiederum<br />

werten dieMailaus und warnen andere<br />

Internetnutzer gegebenenfalls<br />

in ihrem Phishing-Radar davor.<br />

Jürgen Schmidt vonder Fachzeitschrift<br />

c't rät: „Wenn das Mail-Programm<br />

beziehungsweise der Mail-<br />

Provider es anbietet, lohnt es sich<br />

auch, diese als Spam zu markieren.<br />

Dann lernt das Programm, solche<br />

Mails zu erkennen und gleich auszusortieren.“<br />

Keinesfalls sollten Nutzer<br />

aufLinks in den Mails klicken. Angehängte<br />

Dokumente lädt man nicht<br />

oder „Optionen“, erläutert die Verbraucherzentrale<br />

Nordrhein-Westfalen.<br />

Stehe im Header eine kryptische<br />

E-Mail-Adresse, sei das schon<br />

ein Hinweis auf eine Phishing-Mail.<br />

Ein Beispiel für das Vorgehen der<br />

Abzocker sind gefälschte Behördenschreiben:<br />

Diese enthalten zum Teil<br />

eine persönliche Anrede, dazu wird<br />

ein dringender Handlungsbedarf signalisiertoder<br />

es wirdgedroht. Diese<br />

Schockmomente sollen sitzen, so<br />

dass der Empfänger überhastet alles<br />

richtig machen oder korrigieren will<br />

und die erhofften Daten ohne weiteresNachdenken<br />

preisgibt.<br />

Weitereklassische Merkmale sind<br />

Links oder Formulare, die geöffnet<br />

werden sollen, und wo Nutzer persönliche<br />

Daten eintragen sollen. Die<br />

Nachrichten sind immer wieder in<br />

schlechtem Deutsch verfasst, so das<br />

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik<br />

(BSI). Eine wichherunter.Wer<br />

sich nicht sicher ist, ob<br />

eine E-Mail seriös ist, dem empfiehlt<br />

Schmidt, beim angeblichen Absender<br />

telefonisch die Echtheit nachzufragen,<br />

ehe man Anhänge öffnet.<br />

Wereinem Link folgt, gelangt oft<br />

zu gefälschten Websites, wodie Eingabe<br />

persönlicher Daten verlangt<br />

wird. Die Fälschungen ähneln oft<br />

echten Internetseiten, weisen jedoch<br />

unübliche Hinzufügungen wie<br />

ein zusätzliches „x“ oder eine angehängte<br />

Zahl auf, wie das BSI erklärt.<br />

WemimNachhinein auffällt, dass<br />

er möglicherweise in eine Phishing-<br />

Falle getappt ist, der sollte zunächst<br />

prüfen, welche Daten betroffen sind.<br />

Im nächsten Schritt ändert man die<br />

Zugangsdaten beim jeweiligen Anbieter.<br />

Kontoauszüge sowie zugesandte<br />

Briefe sollte man genau prüfen.<br />

Es geht vor allem darum, den<br />

Schaden zu verhindern oder so gering<br />

wie möglich zu halten. (dpa)<br />

Es war die Überraschung des Herbstevents<br />

vonMicrosoft in NewYorkCity.<br />

DerKonzern, der erst vorwenigen<br />

Jahren die eigenenWindows-Telefone<br />

aufgegeben hatte,will wieder in<br />

den Smartphone-Markt zurückkehren.<br />

DasGerät mit dem Namen Surface<br />

Duosoll sich dabei starkvon<br />

klassischen Smartphones wie Apples<br />

iPhone abheben: Es kommt mit zwei<br />

Displays mit je 5,6-Zoll Diagonale, die<br />

zu einemgroßen Bildschirmaufgeklappt<br />

werden können. Es handelt<br />

sich nicht um ein großes,biegsames<br />

Faltdisplay wie bei Samsungoder<br />

Huawei.Diese Bildschirme können<br />

Probleme bereiten –Samsung musste<br />

den StartseinesModells Galaxy Fold<br />

um Monate verschieben. Microsoft<br />

setzt auf klassische LCD-Displays mit<br />

extrem dünnem Rand und stabilen<br />

Metallscharnieren. Siesollen den<br />

Eindruck einer einzigen großen Arbeitsfläche<br />

vermitteln. (dpa)<br />

Gericht: Facebook muss<br />

Beleidigungen suchen<br />

Online-Dienste wie Facebook können<br />

gezwungen werden, bei einer<br />

rechtswidrigen Beleidigung nach<br />

weiteren wortgleichen oder ähnlichen<br />

Äußerungen zu suchen und<br />

diese zu löschen. DasEU-Recht<br />

stehe entsprechenden Entscheidungen<br />

nationaler Gerichte nicht entgegen,<br />

entschied der Europäische Gerichtshof<br />

(EuGH) am Donnerstag in<br />

Luxemburg. Unter Berücksichtigung<br />

des relevanten internationalen<br />

Rechts könne sogar eine weltweite<br />

Löschung veranlasst werden. Hintergrund<br />

der Entscheidung ist der<br />

Fall der ehemaligen österreichischen<br />

Grünen-Politikerin EvaGlawischnig-Piesczek.<br />

Siehatte nach einer<br />

Unterlassungsverfügung auch eine<br />

Löschung wortgleicher und sinngleicher<br />

Beleidigungen gefordert. (dpa)<br />

Finanzminister Scholz ist für<br />

Einführung des E-Euro<br />

Angesichts der Pläne des Internetriesen<br />

Facebook für die digitale Währung<br />

LibraplädiertBundesfinanzminister<br />

Olaf Scholz für die Einführung<br />

eines E-Euro. „Wir sollten das Feld<br />

nicht China, Russland, den USA oder<br />

irgendwelchen Privatanbietern<br />

überlassen“, sagte der SPD-Politiker<br />

der Wirtschaftswoche.„Einsolches<br />

Zahlungssystem wäregut für den Finanzplatz<br />

Europa und seine Einbindung<br />

ins Weltfinanzsystem.“ DieFacebook-Pläne<br />

mit Librasehe er<br />

„sehr,sehr kritisch.“ DieStaatengemeinschaft<br />

dürfe keine private Weltwährung<br />

zulassen. (dpa)<br />

AUSDER REDAKTION<br />

Berlin Mitte,<br />

der Podcast<br />

von<br />

Jochen Arntz<br />

Freitags<br />

ab sechs<br />

Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />

auch was zum Hören –direkt<br />

aus der Chefredaktion. „Berlin<br />

Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />

Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />

morgens Neues aus der Redaktion<br />

und Neues aus Berlin präsentiere.<br />

Diesmal spreche ich mit Ulrich Paul<br />

und Melanie Reinsch aus der Berlin-<br />

Redaktion über die Debatte um den<br />

Mietendeckel im <strong>Berliner</strong> Senat.<br />

Wirhören uns,<br />

Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />

bei Twitter @JochenArntz


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 27<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

9.00 (für HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live<br />

nach Neun 9.55 (für HG) Sturmder Liebe 10.44<br />

(für HG) Tagesschau 10.45 (für HG) Meister des<br />

Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />

ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />

Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />

HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />

16.10 (für HG) Verrückt nach Meer 17.00 (für<br />

HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00<br />

(für HG) Werweiß denn sowas? 18.50 (für HG)<br />

Quizduell-Olymp 19.45 (für HG) Sportschau vor<br />

acht 19.50 (für HG) Wetter voracht 19.55 (für<br />

HG) Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Fischer sucht Frau<br />

Komödie, D2018. Sebastian Fräsdorf<br />

kehrtals Wahlhamburger Alex in seinen<br />

ungeliebten Geburtsortander Küste<br />

zurück und übernimmt dorteine fast<br />

unmöglicheAufgabe.<br />

21.45 (für HG) Tagesthemen<br />

22.00 (für HG) Tatort: Der rote Schatten<br />

Krimireihe, D2017. Mit RichyMüller<br />

23.30 (für HG) Mörderisches Tal–Pregau:<br />

Der Fehler<br />

Krimireihe, D/A 2016. Mit Ursula Strauss<br />

1.00 (für HG) Tagesschau<br />

RTL<br />

5.25 Exclusiv –Das Starmagazin 5.35 Explosiv<br />

–Das Magazin 6.00 Guten Morgen Deutschland<br />

8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily<br />

Soap 9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht<br />

Report. Reality-Soap 11.00 Der Blaulicht Report.<br />

Reality-Soap 12.00 Punkt 12 –Das RTL-Mittagsjournal<br />

14.00 Die Superhändler XXL 16.00<br />

Mensch Papa! Väter allein zu Haus 17.00 Herz<br />

über Kopf. Telenovela 17.30 Unter uns. Daily<br />

Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30<br />

Exclusiv –Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell<br />

19.03 RTL Aktuell –Das Wetter 19.05 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 19.40 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 (für HG) Ninja Warrior Germany –<br />

Die stärkste Show Deutschlands<br />

Spielshow. Vierte Vorrunde der vierten<br />

Staffel: Auch heute treten wieder<br />

hochmotivierte Athleten mit dem Ziel an,<br />

1. Ninja Warrior Germanyzuwerden.<br />

23.05 Darf er das? Live! Die ChrisTall Show<br />

Comedyshow<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.35 (für HG) Ninja Warrior Germany –<br />

Die stärkste Show Deutschlands<br />

2.55 Darf er das? Live! Die ChrisTall Show<br />

MDR<br />

11.45 (für HG) In aller Freundschaft 12.30 Der<br />

Fluch des Tut-Ench-Amun. Horrorfilm, USA 1980<br />

13.58 (für HG) Aktuell 14.00 (für HG) MDR um<br />

2 15.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 16.00 (für HG)<br />

MDR um 4 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für<br />

HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann 19.00<br />

Regionales 19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für<br />

HG) Elefant, Tiger&Co. 20.15 (für HG) Die<br />

Schlager des Monats 21.45 (für HG) Aktuell<br />

22.00 (für HG) Riverboat 23.58 Aktuell 0.00 (für<br />

HG) Der Ranger –Paradies Heimat: Vaterliebe.<br />

Familienreihe, D2018 1.28 Aktuell<br />

Bayern<br />

14.15 Felix und die wilden Tiere 14.45 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 15.30 (für HG) Schnittgut 16.00<br />

(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern<br />

17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Unser<br />

Land 19.30 (für HG) Landgasthäuser Alpenseen<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Hubertund Staller 21.00 (für HG) Die<br />

Bergpolizei. Krimiserie 21.50 (für HG) Rundschau<br />

Magazin 22.05 (für HG) Bayernsbeste Witze<br />

22.50 (für HG) Die Gewaltigen. Western, USA<br />

1967 0.30 Rundschau Nacht<br />

Vox<br />

5.15 (für HG) CSI: NY 6.00 CSI: NY 6.55 (für<br />

HG) CSI: Vegas 7.50 (für HG) CSI: Vegas 8.50<br />

Verklag mich doch! 9.50 Verklag mich doch!<br />

10.50 VoxNachrichten 10.55 Mein Kind, dein<br />

Kind –Wie erziehst du denn? 12.00 Shopping<br />

Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00<br />

Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn?<br />

15.00 Shopping Queen 16.00 Die schönste<br />

Braut 17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00<br />

First Dates 19.00 Das perfekteDinner 20.00<br />

Prominent! 20.15 (für HG)Bones –Die Knochenjägerin<br />

0.00 VoxNachrichten<br />

Super RTL<br />

10.05 Die Tomund JerryShow 14.35 Zak Storm<br />

14.55 Dragons 15.20 Mr.Bean –Die<br />

Cartoon-Serie 15.50 Alvinnn!!! und die<br />

Chipmunks 16.20 Zig &Sharko 16.45 Die<br />

Nektons 17.10 Mr.Magoo 17.40 Zak Storm<br />

18.10 Die Tomund JerryShow 18.45 Woozle<br />

Goozle und die Weltentdecker 19.10 Alvinnn!!!<br />

und die Chipmunks 19.40 Super ToyClub 20.15<br />

(für HG) TadStones und das Geheimnis von<br />

König Midas.Animationsfilm, E2017 21.50<br />

Columbo: Undercover. Krimireihe, USA 1994<br />

23.50 Comedytotal 0.15 Infomercials<br />

Sport1<br />

6.00 Teleshopping 15.30 StorageHunters<br />

16.30 Lost &Sold. Doku-Soap. Schmucklos<br />

17.00 Lost &Sold. Doku-Soap. Lost &Found<br />

17.30 Lost &Sold. Doku-Soap. Höher,schneller,<br />

weiter 18.00 Poker. PCA 2018 Main Event<br />

19.00 Sport1 News 19.30 FC Bayern Inside<br />

20.00 Die PS Profis –MehrPower aus dem Pott.<br />

Eine Karre für T-ZON /Best of 2012 22.00<br />

Sport1 News 22.30 Die 2. Bundesliga. 9.<br />

Spieltag 23.30 Der bet-at-home.com Quotentalk<br />

23.45 Sport1 News 0.00 SportClips<br />

ZDF<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />

täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Immer<br />

Ärger mit Nele 11.15 (für HG) SokoWismar.<br />

Tödliche Tulpen 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />

13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute<br />

–inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />

15.00 (für HG) heute Xpress 15.05 (für HG)<br />

Bares für Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa<br />

16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops. Ein Fall für<br />

Marie Hofer 17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland mondän 17.45 (für HG) So<br />

tickt der Alex 18.00 (für HG) SokoWien. Die<br />

Entführung des Markus P. 19.00 (für HG) heute<br />

19.15 (für HG) Wetter<br />

19.20 (für HG) ZDF Sportextra<br />

Leichtathletik-WM. U. a.: 1500 m<br />

Männer,Halbfinale /Hochsprung<br />

Männer,Finale /4x100 mStaffel<br />

Frauen, Vorläufe /Diskuswurf Frauen,<br />

Finale<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) heute-show<br />

22.45 Sketch History<br />

23.10 aspekte<br />

23.55 heute+<br />

0.10 (für HG) Neo Magazin Royale mit Jan<br />

Böhmermann<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte im<br />

Einsatz 14.00 AufStreife 15.00 AufStreife –Die<br />

Spezialisten 16.00 Klinik am Südring.<br />

Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring –Die<br />

Familienhelfer.Doku-Soap. Eine Grundschülerin<br />

verschmutzt absichtlich das Haus ihrer Familie<br />

und macht auch vordem Zimmer ihrer älteren<br />

Teenie-Schwester keinen Halt. Fühlt das Mädchen<br />

sich vonihrer Schwester vernachlässigt? 17.30<br />

Klinik am Südring –Die Familienhelfer /oder<br />

Sat.1 Regional-Magazine 18.00 Die Ruhrpottwache.<br />

Doku-Soap 19.00 Genial daneben –das<br />

Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 Luke! Die Greatnightshow<br />

LukeMockridgeverspricht die größte,<br />

beste, früheste und längste Late-Night-<br />

Showaller Zeiten: mit neuem Studio,<br />

toller Band, großartigen Gästen und<br />

überraschenden Aktionen.<br />

22.30 Mord mit Ansage –<br />

Die Krimi-Impro Show<br />

Restaurant<br />

23.30 Nightwash<br />

Comedyshow<br />

0.25 Switch reloaded<br />

1.20 Sechserpack<br />

WDR<br />

12.40 Erlebnisreisen 12.45 (für HG) Aktuell<br />

13.05 (für HG) Elefant, Tiger&Co. 13.55<br />

Erlebnisreisen 14.00 Lecker an Bord 14.30 (für<br />

HG) In aller Freundschaft 16.00 (für HG) Aktuell<br />

16.15 Hier und heute 18.00 (für HG) Aktuell /<br />

Lokalzeit 18.15 (für HG) Mission Traumurlaub<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30<br />

Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Mit Nussecken zum ESC –1998 21.00<br />

(für HG) Das Beste im Westen 21.45 (für HG)<br />

Aktuell 22.00 (für HG) Kölner Treff 23.30 (für<br />

HG) Kölner Treff 1.00 (für HG) nuhr gefragt<br />

NDR<br />

12.00 (für HG) Brisant classix 12.25 (für HG) In<br />

aller Freundschaft 13.10 (für HG) In aller<br />

Freundschaft –Die jungen Ärzte 14.00 (für HG)<br />

Aktuell 14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für<br />

HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) Aktuell<br />

16.20 (für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG)<br />

Leopard, Seebär &Co. 18.00 Regionales 18.15<br />

(für HG) Hofgeschichten 18.45 (für HG) DAS!<br />

19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) die nordstory 21.15 (für HG) Der<br />

Umwelt-Surfer 21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für<br />

HG) NDR Talk Show 0.00 Käpt’ns Dinner<br />

Kabel eins<br />

5.10 Navy CIS 6.00 Without aTrace 6.45 (für<br />

HG) The Mentalist 7.40 Blue Bloods 9.30 (für<br />

HG) Navy CIS: L.A. 10.30 Navy CIS 11.20<br />

Without aTrace 12.15 Numb3rs 13.05 (für HG)<br />

Castle 14.00 (für HG) The Mentalist 15.00 (für<br />

HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news 16.00<br />

Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />

Mein Lokal, Dein Lokal –Spezial 18.55 Achtung<br />

Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15 (für HG)<br />

Elementary 21.15 Navy CIS 22.05 Navy CIS:<br />

NewOrleans 23.00 Navy CIS: L.A. 23.55 Navy<br />

CIS 0.45 kabel eins late news 0.50 Navy CIS<br />

RTL 2<br />

5.15 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 Die<br />

Straßencops West –Jugend im Visier 8.00<br />

Frauentausch 12.00 Die Kochprofis –Einsatz<br />

undercover 14.00 Traumfrau gesucht 16.00 Hilf<br />

mir! Die volle Dröhnung 17.00 RTL II News /<br />

Wetter 17.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer<br />

18.05 Köln 50667 19.00 Love Island Flash<br />

19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Der<br />

Staatsfeind Nr.1.Actionfilm, USA 1998 22.55<br />

Love Island –Heiße Flirts und wahre Liebe 23.55<br />

Cabin Fever. Horrorfilm, USA 2002 1.40 The Fog<br />

–Nebel des Grauens.Horrorfilm, USA 2005<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Sportzapping 9.00 Radsport 10.30<br />

Snooker 12.30 Radsport. UCIStraßen-WM.<br />

Männer 14.00 Radsport. Tour of Croatia. 3.<br />

Etappe 15.00 Radsport. Tour of Croatia. 4.<br />

Etappe, live 17.00 Sportzapping 17.30<br />

Legenden Hautnah 18.00 Camps to Champs<br />

18.30 Radsport. UCI Straßen-WM. Männer<br />

20.00 Nachrichten 20.05 Snooker.China<br />

Championship. Finale 21.55 Nachrichten 22.00<br />

Radsport. Tour of Croatia. 4. Etappe 23.00<br />

Snooker 0.00 Radsport<br />

TV-Tipps<br />

ARTE, 20.15 UHR ROMANZE<br />

Ein unvergesslicher Sommer<br />

Sommerferien, die erste große Liebe und ein Familiengeheimnis: Als der<br />

14-jährige Pariser Ali (Talid Ariss) mit seinem kleinen Bruder Selim im<br />

Bus zuseinen Großeltern aufs Land fährt, ist er alles andereals begeistert.<br />

Aber da weiß Ali auch noch nicht, dass er durch seinen Kindheitsfreund<br />

Pierredie hübsche Réjane treffen wird und dass sein Großvater André etwas<br />

vor der ganzen Familie verheimlicht. Am Ende wird esein unvergesslicher<br />

Sommer,indem Ali aber auch gezwungen ist, erwachsen zu werden und Verantwortung<br />

zu übernehmen ... Regisseurin Hélène Angel gewann mit ihrem<br />

ersten Langfilm „Peau d‘homme coeur de bête“ 1999 neben anderen Preisen<br />

den Goldenen Leoparden beim Festival in Locarno.Danach folgten mehrere<br />

weitere, wie die Arte-Produktion „Hôtel des longues peines“.<br />

(F/2018)<br />

Foto: ARTE France<br />

Anzeige<br />

Advent und Silvester<br />

Für die strahlende und festliche<br />

Zeit im Jahr haben wir für Sie<br />

die schönsten Advent- und Silvesterreisen<br />

zusammengestellt.<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

6 8 4<br />

1 9 3<br />

8 7<br />

7 9 4 5<br />

6 2<br />

1<br />

5 3 6<br />

7<br />

2 3 9<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

7 2 4<br />

4 6<br />

3 8<br />

5<br />

9<br />

8 4 2<br />

6 1 9<br />

8<br />

LESERREISEN<br />

INFO-MATERIALANFORDERN<br />

030–23 27 66 33<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

/leserreisen<br />

Auflösung<br />

AUFLÖSUNG<br />

VOM vom2./3. 2.10.2019<br />

2019<br />

mittel MITTEL<br />

2 9 1 5 4 8 6 7 3<br />

6 7 8 3 1 9 4 5 2<br />

4 3 5 7 6 2 9 1 8<br />

3 8 7 4 2 1 5 9 6<br />

5 4 9 6 8 7 3 2 1<br />

1 2 6 9 5 3 7 8 4<br />

8 6 4 1 7 5 2 3 9<br />

9 5 2 8 3 6 1 4 7<br />

7 1 3 2 9 4 8 6 5<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 2./3. 10. 2019<br />

vom 2.10.2019<br />

schwer<br />

SCHWER<br />

5 9 8 3 7 6 2 1 4<br />

7 6 4 2 1 5 3 9 8<br />

2 1 3 8 9 4 7 6 5<br />

3 2 5 9 4 1 6 8 7<br />

4 7 9 6 2 8 1 5 3<br />

6 8 1 5 3 7 4 2 9<br />

1 4 6 7 5 9 8 3 2<br />

9 3 7 1 8 2 5 4 6<br />

8 5 2 4 6 3 9 7 1<br />

RBB<br />

6.20 zibb 7.20 (für HG) Brisant 8.00 (für HG)<br />

Brandenburg aktuell 8.30 (für HG) Abendschau<br />

9.00 (für HG) In aller Freundschaft 10.30 (für<br />

HG) Rote Rosen11.20 (für HG) Sturmder Liebe<br />

12.10 (für HG) Julia –Eine ungewöhnliche Frau<br />

13.00 rbb24 13.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />

14.00 (für HG) Gartengeschichten 14.45<br />

Inselwein und Winzersteak 15.15 (für HG)<br />

Unbekanntes Bulgarien 16.00 (für HG) rbb24<br />

16.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 17.00 (für HG)<br />

rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.00 rbb<br />

UM6 18.27 rbb wetter 18.30 zibb 19.27 rbb<br />

wetter 19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />

aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Best of Hape Kerkeling<br />

Hape Kerkeling hat deutsche Fernsehund<br />

Kinogeschichte geschrieben. Seit<br />

über 30 Jahren bringt er sein Publikum<br />

zum Lachen. Das Amüsanteste aus<br />

seinenAnfangsjahrenzeigt die Sendung.<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Hier spricht Berlin<br />

Talkshow<br />

23.30 (für HG) Knapp daneben<br />

Zu Gast: Gregor Meyle<br />

1.00 (für HG) Abendschau<br />

1.30 (für HG) Brandenburg aktuell<br />

ProSieben<br />

5.05 2BrokeGirls 5.45 The Middle 6.25 (für<br />

HG) Twoand aHalf Men. Sitcom 7.40 (für HG)<br />

The Big Bang Theory. Sitcom 8.55 (für HG) HowI<br />

Met Your Mother.Sitcom 10.45 Fresh Off the<br />

Boat. Sitcom 11.40 Mike&Molly 12.00 2Broke<br />

Girls. Sitcom 12.55 Mom 13.20 (für HG) Two<br />

and aHalf Men. Sitcom. Mr.Pinky und Mr.Pipi /<br />

Oh Gehörnter! /Ich kann ihren Skrupel sehen<br />

14.40 The Middle. Comedyserie. Der Frühjahrsputz<br />

/Das Vermächtnis 15.40 (für HG) The Big<br />

Bang Theory. Sitcom.Die Grillenwette /Sex oder<br />

Pralinen /Für ihn oder mit ihm 17.00 taff 18.00<br />

Newstime 18.10 (für HG) Die Simpsons.<br />

Zeichentrickserie.Der Teufel trägt Nada /Lwie<br />

Looser 19.05 Galileo<br />

20.15 (für HG) Star Wars: Die Rache der Sith<br />

Science-Fiction-Film, USA 2005. Mit<br />

Ewan McGregor,Natalie Portman. Die<br />

Galaktische Republik wird durch das<br />

Misstrauen zwischen dem Jedi-Rat und<br />

Kanzler Palpatine gespalten.<br />

23.00 (für HG) Sucker Punch<br />

Actionfilm, USA 2011. Mit Emily<br />

Browning,Abbie Cornish<br />

1.05 (für HG) Final Destination 4<br />

Horrorfilm, USA 2009. Mit BobbyCampo,<br />

ShantelVanSanten<br />

2.35 Watch Me –das Kinomagazin<br />

Arte<br />

9.45 Blackrock –Die unheimliche Macht eines<br />

Finanzkonzerns. Doku-Film, D2018 11.20 Das<br />

Rätsel des künstlichen Hirns 12.15 Re: 12.50<br />

Arte Journal 13.00 Stadt Land Kunst 13.55 (für<br />

HG) Bronco Billy.Komödie, USA 1980 15.50<br />

+/- 5Meter 16.40 (für HG) Xenius 17.10 Wie<br />

das Land, so der Mensch 17.40 Nausicaá 18.30<br />

(für HG) Die Grand Tour de Suisse 19.20 Arte<br />

Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG) Ein unvergesslicher<br />

Sommer.Romanze, F2018 21.50 Forever<br />

and aDay:Scorpions. Doku-Film, D, 2015<br />

23.30 Tracks 0.15 Roger Waters –The Wall<br />

3Sat<br />

9.00 (für HG) ZIB 9.05 Kulturzeit 9.45 nano<br />

10.15 (für HG) Markus Lanz 11.30 (für HG)<br />

Stöckl. 12.30 (für HG) Besonders normal 13.00<br />

(für HG) ZIB 13.20 (für HG) WieElefanten<br />

denken 14.00 (für HG) Der sechste Sinn der<br />

Tiere 14.45 Indonesien –ungezähmt 18.30 nano<br />

19.00 (für HG) heute 19.15 Kulturzeit 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Die Rückkehr<br />

der Wölfe –Schießenoder schützen? 21.00<br />

makro 21.30 auslandsjournal –die doku 22.00<br />

(für HG) ZIB 2 22.25 Die neun Pforten. Thriller,<br />

F/E/USA 1999 0.35 (für HG) Zapp<br />

Phoenix<br />

11.30 Juncker–einLeben für Europa 12.00<br />

phoenix vorort 12.45 phoenix plus 14.00<br />

phoenix vorort 14.45 Faszination Bienen 15.30<br />

Die Rückkehr des Wolfes 16.00 Maybrit Illner<br />

16.45 Die Öko-Rebellen vomHimalaya 17.15<br />

augstein und blome 17.30 phoenix der tag<br />

18.00 phoenix persönlich 18.30 Mexikos<br />

zapotekisches Erbe 19.15 Die Anden der Inkas<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Aufgedeckt –Rätsel der Geschichte 22.30 (für<br />

HG) Eisenbahn-Romantik 23.00 phoenix der tag<br />

0.00 phoenix persönlich<br />

Kika<br />

9.00 Zacki und die Zoobande 9.45 Mein Freund,<br />

die Giraffe. Familienfilm, NL 2017 10.55 (für<br />

HG) Mascha und der Bär 11.45 Tib&Tumtum<br />

12.45 (für HG) Belle und Sebastian 13.45 Der<br />

Fall Mäuserich. Kinderfilm, NL 2016 15.00 (für<br />

HG) Anna auf der Alm 16.15 (für HG) Lassie<br />

17.50 Der kleine Nick 18.15 Kleine lustige<br />

Krabbler 18.35 Elefantastisch! 18.47 Baumhaus<br />

18.50 Unser Sandmännchen 19.00 Tib&<br />

Tumtum 19.25 (für HG) logo! 19.30 (für HG)<br />

Überflieger–Kleine Vögel, großes Geklapper.<br />

Animationsfilm, B/D/L/N2017<br />

Dmax<br />

9.50 Infomercial 10.15 BaggageBattles 11.15<br />

HighwayCops 12.15 Border Control 13.15<br />

Dubai Airport 14.15 Ausgesetzt in der Wildnis<br />

15.15 Ed Stafford: Allein gegendie Wildnis<br />

16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15 Asphalt-<br />

Cowboys 18.15 Steel Buddies 20.15 Monsterfische<br />

am Haken 21.15 YukonMen 22.15<br />

Caravaning &Cooking: Brian auf großer Tour<br />

22.40 DMAX News 22.45 Jack Maxwell:<br />

Hochprozentig um die Welt 23.35 Man vs. Food<br />

mit CaseyWebb 0.00 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 Nachrichten 9.15<br />

Zapp 9.45 Shift 10.00 Nachrichten 10.15 Die<br />

Wahrheit über ... 11.00 Nachrichten 13.00<br />

ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Nachrichten 19.15<br />

Mex –Das Marktmagazin 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Der Deal mit den Dealern–Drogenpolitik<br />

in Berlin 20.45 Wetter extrem –Hitzewellen und<br />

Wassermassen 21.15 Tagesschau 21.17 Die<br />

Kinder der Stunde Null 22.00 Tagesthemen<br />

22.15 Der Mordfall Lübckeund rechter Terror in<br />

Deutschland 23.00 Tagesthemen 23.15<br />

Euroblick 23.45 Tagesschau vor20Jahren 0.00<br />

Tagesthemen 0.15 Fakt ist! 1.15 Tagesschau<br />

ONE<br />

5.20 Hustle –Unehrlich währtamlängsten 6.10<br />

Vier gegendie Bank. Krimikomödie,D1976<br />

7.45 Monty –Der Millionenerbe. Komödie, USA<br />

1982 9.10 Hollywood’sBest Film Directors 9.35<br />

Hartaber herzlich 11.55 Vier gegendie Bank.<br />

Krimikomödie, D1976 13.30 Um Himmels<br />

Willen 14.20 PartyofFive 15.50 Großstadtrevie<br />

16.40 Hot in Cleveland 17.20 Lindenstraße<br />

17.50 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />

20.14 Nuhr im Ersten 21.00 Die Blumen von<br />

gestern. Tragikomödie, D/A/F 2016 22.55<br />

Grand Hotel. Dramaserie. Verzweiflungstat /Das<br />

Duell 0.25 Hot in Cleveland. Sitcom. Aufs Dach<br />

gestiegen /ZweiFrauen und ein Nashorn<br />

ZDF NEO<br />

5.25 Neo Magazin Royale Classics 5.55 Scott &<br />

Bailey 6.40 (für HG) Vera –Ein ganz spezieller<br />

Fall: Lebenslügen. Krimireihe,GB2011 8.10<br />

Topfgeldjäger 9.00 (für HG) Lafer!Lichter!Lecker!<br />

9.45 (für HG) Bares für Rares 12.15 (für HG)<br />

Monk 13.40 Psych. Krimiserie.Wofür braucht ein<br />

Toter auch zwei Füße? /Wahrere Lügen 15.00<br />

(für HG) Monk. Mr.Monk hütet das Bett /Mr.<br />

Monk als Bürohengst 16.20 Psych. Wofür<br />

braucht ein Toter auch zwei Füße? /Wahrere<br />

Lügen 17.45 Bares für Rares 20.15 Death in<br />

Paradise. Bittere Bohnen /Geheimnisvolle Tiefen<br />

(1/2) 22.00 Countdown Copenhagen II.<br />

Thriller-Serie 0.50 From Darkness. Erinnerung<br />

ZDF INFO<br />

8.45 Trump gegenChina 9.30 Stadt frisst<br />

Mensch 10.15 Die Macht des Drachen 11.15<br />

Rote Spitzel 12.00 Das überwachte Volk 12.45<br />

Momente der Geschichte 14.15 Fernsehen in de<br />

DDR 15.00 Traumstraße der DDR 15.45<br />

ZDF-History 16.30 Die sieben Geheimnisse der<br />

NVA 17.15 Deutschland ’61 –Countdown zum<br />

Mauerbau 18.00 Deutschland’89 –Countdown<br />

zum Mauerfall 18.45 Berlin Berlin 19.30<br />

Geheimes Paris 21.00 Die geheimen Bunker der<br />

DDR und der Schweiz 21.45 Geheime<br />

Unterweltender Krim 22.30 Geheimes Russland<br />

23.15 Das unsichtbare Venedig 0.00 Das<br />

unsichtbare Athen 0.45 (für HG) heute journal<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Lauteninstrumente aus Renaissance<br />

und Barock. Mit Bernhard Schrammek, ca. 46<br />

Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Konzert Heinrich Schütz Musikfest. Liveaus der<br />

Johanneskirche Gera. Heinrich Schütz: „Der<br />

Schwanengesang.Des Königs und Propheten<br />

Davids 119. Psalm“ SWV 482-494 /Giovanni<br />

Gabrieli: Magnificat a14/Giovanni Bassano:<br />

Ricercare,ca. 117 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Blindverkostung Aufdem Programm steht<br />

diesesMal die Sinfonie Nr.39Es-Dur,KV543<br />

vonWolfgang Amadeus Mozart, ca. 116 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Sparen ist keine Kunst! Neue Nach<br />

richten aus dem Bonner Stadttheater.Von Ulrike<br />

Bajohr,ca. 50 Min.<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Hörspiel Dope! (1/6). VonTim Staffel. Mit Lucie<br />

Hollmann,Murat Dikenci, Florian Steffens, Mateja<br />

Meded, Martin Engler u. a., ca. 56 Min.<br />

MAGAZIN<br />

10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lebenszeit LebenslangeVerbundenheit. Die<br />

Geschwisterbeziehung,ca. 80 Min.<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Propaganda (19/29). VonSteffen<br />

Kopetzky.Gelesenvon Johann vonBülow,<br />

ca. 30 Min.<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Mikrokosmos –Die Kulturreportage Urbane<br />

Freiräume für Kunst: Berlin Allesandersplatz. Von<br />

Manfred Götzke, ca. 45 Min.<br />

19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Zeitfragen. Literatur „In der großen Schwere<br />

das unglaublich leichte Licht“. Begegnungen mit<br />

dem norwegischen Schriftsteller JonFosse ,ca.<br />

30 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

On Stage UnterhaltenderKünstler vs. kunstvolle<br />

Unterhaltung: Der kanadische Pianist Chilly<br />

Gonzales, ca. 55 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Musikfeuilleton „Ein geheimnisvoller Grund<br />

unsererSeele“. Die Freundschaft vonMarcel<br />

Proust und Reynaldo Hahn. VonSabine Fringes,<br />

ca. 57 Min.<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lied- und Folkgeschichte(n) Mit nackten<br />

Füßen, Groove und großer Stimme: Die Musikerin<br />

Teresa Bergman, ca. 45 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 – S eite 28 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Nina Kunzendorf (47) erliegt manchmal<br />

einem merkwürdigen Zwang, er<br />

grenzt an Aberglaube.Die Schauspielerin<br />

gibt folgendes Beispiel:<br />

„Wenn ich zu einer Theatervorstellung<br />

fahremit dem Fahrrad, dann<br />

können solche Gedanken kommen<br />

wie: ,Wenn die Ampel da vornegrün<br />

ist, wenn ich hinkomme,dann wird<br />

es eine gute Vorstellung‘.“ Ha,daist<br />

die Kunzendorfnicht allein, das kennen<br />

wir,diese aparte Mischung aus<br />

zwanghaftem und abergläubischem<br />

Verhalten –sie schafft im alltäglichen<br />

Einerlei eine sinnvolle Ordnung, sie<br />

stellt überall dortSinn her,wogar<br />

keiner ist. Wenn Sie, geneigte Leserin,<br />

geneigter Leser,diese Leute-Kolumne<br />

zu Ende lesen, dann wirddas<br />

ein prima Tagfür Sie…<br />

James Blunt (45) findet soziale Medien<br />

überflüssig. Derbritische Sänger<br />

hat nämlich herausgefunden:<br />

„Menschen posten Sachen auf Instagram,<br />

und das führtdann dazu, dass<br />

andereMenschen das Gefühl haben,<br />

ihr Leben wärenicht so schön oder<br />

unbedeutend.“ Undauf Twitter sagten<br />

Menschen einfach unfreundliche<br />

Sachen zueinander.„Ichfinde,es<br />

ist ein wirklich seltsames Umfeld.“<br />

Ja,dahat der Mann vollkommen<br />

recht: Es ist seltsam, ein Menschheitsmysterium<br />

–esnennt sich freiwillige<br />

Unterwerfung.<br />

Ein glückliches, gut aussehendes Paar:<br />

Justin und HaileyBieber. JUSTIN BIEBER/INSTAGRAM<br />

Justin Bieber (25) und seine Frau<br />

Hailey (22) haben unlängst geheiratet<br />

und nun auch die entsprechenden<br />

Bilder veröffentlicht. Wo?Na<br />

klar,auf Instagram, dem Neidanreizund-Unterwerfungs-Portal<br />

unserer<br />

Herzen. Wohlan: DerBräutigam<br />

schaut begeistertdrein, die Braut<br />

reckt keck die Zunge.Absolut überzeugend,<br />

diese Biebers. (schl.)<br />

TIERE<br />

Der Guppy, hier ein Männchen,<br />

frisst Mückenlarven. IMAGO IMAGES<br />

Gut auszusehen und ansonsten in<br />

seinem Aquarium dösig hin und her<br />

zu flosseln: Oh nein, darin liegt keineswegs<br />

die einzige Bestimmung des<br />

Guppys.Der fraglos sehr beliebte<br />

Süßwasserzierfisch mit dem wissenschaftlichen<br />

Namen Poecilia reticulata<br />

ist auch ein hervorragender Mückenlarvenvertilger.Und<br />

genau deswegen<br />

kommt er neuerdings auf<br />

Kuba zum Einsatz, wie die Parteizeitung<br />

Granma am Mittwoch berichtete.ImZentrum<br />

der Karibikinsel<br />

habe man bereits zahlreiche dieser<br />

Fische ausgesetzt, sie sollen helfen<br />

beim Kampf gegen die Mücken, die<br />

gefährliche Krankheiten wie das Dengue-Fieber<br />

übertragen. Allerdings<br />

warnen Biologen vorder Aussetzung<br />

der Guppys: Dervermehrungsfreudige<br />

Schönling verdränge andere<br />

Wasserbewohner und veränderedas<br />

Ökosystem. Ob das gut geht? (schl.)<br />

Der Alleskönner<br />

Die goldene Stimme aus Prag ist für immer verstummt: Zum Toddes großen Sängers Karel Gott<br />

VonElmar Kraushaar<br />

Ein alter Mann sitzt im Fond<br />

einer dunklen Limousine,<br />

fährt durch eine sonnendurchflutete<br />

Landschaft aus<br />

Feldern, Wiesen und Wäldern, immer<br />

die gleichen Zeilen auf den Lippen:<br />

„Für immer jung, ein Leben lang für<br />

immer jung, /ich werde einfach immer<br />

alles geben. Für immer jung.“<br />

Der alte Mann, das ist Karel Gott, die<br />

Bilder sind Sequenzen aus seinem<br />

letzten erfolgreichen Musikvideo,der<br />

Refrain ist Teil eines musikalischen<br />

Dialogs mit dem Krawallrapper Bushido<br />

über das Altwerden.<br />

„Für immer jung“ –sooft hat KarelGott<br />

dieses Lied in den vergangenen<br />

zwanzig Jahren gesungen, auf<br />

tschechisch, auf deutsch, zusammen<br />

mit den Machern des Hits, der<br />

deutschen Popband Alphaville, mal<br />

schneller,mal langsam in Rhythmus<br />

und Tempo. Soals seien diese wenigen<br />

Zeilen seine Bilanz eines langen<br />

Lebens, sein Motto für die weit über<br />

50 Jahre andauernde Karriere, die<br />

1960 ihren Anfang nahm und jetzt<br />

mit seinem Todendete.<br />

Politische Anpassung im Osten<br />

Als der am 14. Juli 1939 im böhmischen<br />

Plzen (Pilsen) geborene Karel<br />

Gottova, so sein richtiger Name,<br />

Ende der 50er-Jahreerste Bühnenerfahrungen<br />

sammelt, geht alles ein<br />

bisschen durcheinander. Mit der<br />

Stimme eines lyrischen Tenors, ausgebildet<br />

am Prager Konservatorium,<br />

will er eigentlich singen wie seine<br />

Vorbilder, die großen Crooner aus<br />

den USA, Frank Sinatra oder Dean<br />

Martin. Beliebt beim jugendlichen<br />

Publikum in seiner Heimat aber wird<br />

er mit dem Sound der Zeit,<br />

Rock’n’Roll und Beat, so wie er aus<br />

dem Westen kommt.<br />

Die charakteristische Stimme<br />

bleibt über all die Jahre danach<br />

ebenso wie der ständige Wechsel in<br />

den Genres, in den Schubladen.<br />

Nicht nur in seiner tschechischen<br />

Heimat, auch in den sogenannten<br />

sozialistischen Bruderländern und<br />

schließlich im Westen Europas demonstriert<br />

Karel Gott die ganze<br />

Bandbreite seines Könnens: stimmungsvolle<br />

Balladen, domestizierter<br />

Rock, Schlager für den schnellen<br />

Gebrauch, böhmische Folklore, Jazz-<br />

Standards, Popversionen aus den<br />

Charts geklaut.<br />

Allein 900 Titel hat er –nach eigenen<br />

Angaben –indeutsch eingesungen.<br />

Wieviele Alben vonihm erschienen<br />

sind, weiß man nicht genau, weit<br />

über 120 müssen es gewesen sein.<br />

Ebenso ungenau lässt sich die Zahl<br />

der verkauftenTonträger festmachen,<br />

Schätzungen gehen von mindestens<br />

50 Millionen Exemplaren aus. Karel<br />

Gott wurde mit mehr als 50 Diamant-,<br />

Platin-, Goldenen und Silbernen Platten<br />

als erfolgreichster Künstler von<br />

Supraphon, Melodija, Polydor, Philips,<br />

PolyGram, Universal und anderenVerlagen<br />

geehrt.<br />

Schon sehr früh wird Karel Gott<br />

zum musikalischen Mittler zwischen<br />

dem sozialistischen Osten und dem<br />

kapitalistischen Westen. 1967 darf er<br />

bereits in Las Vegas auftreten, angekündigt<br />

als „echter Kommunist aus<br />

dem Reich hinter dem Eisernen Vorhang“,<br />

und 1968 vertritt er Österreich<br />

beim Eurovision Song Contest mit einer<br />

Komposition von Udo Jürgens.<br />

1971 will er ganz in der Bundesrepublik<br />

bleiben, Familie und Freunde bekommen<br />

deshalb große Schwierigkeiten<br />

mit den tschechischen Behörden,<br />

der Sänger macht daraufhin einen<br />

Rückzieher und pendelt weiter<br />

zwischen den Blöcken.<br />

Im Westen wird erals die „Goldene<br />

Stimme aus Prag“ vermarktet,<br />

in Tschechien erhält er den populären<br />

Publikumspreis „Goldene Nachtigall“<br />

insgesamt 42-mal.Trotz seiner<br />

Schlager,Rock, Jazz oder böhmische Folklore: Karel Gott sang alles.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Die „Biene Maja“ warKarel Gotts größter Erfolg in Deutschland. DPA/BERND WÜSTNECK<br />

Karel Gott arbeitete auch mit dem Krawallrapper Bushido zusammen. DPA/JENS KALAENE<br />

exponierten Position will der Künstler<br />

sich immer als einen Unpolitischen<br />

verstanden wissen: „Ich versuchte<br />

stets, auch wenn das nicht<br />

wirklich einfach war,mich vonallem<br />

Politischen abzuschotten“, schreibt<br />

er in seiner 2014 erschienen Autobiografie,<br />

„und mir meine eigene<br />

Welt zu suchen, die der Melodie,der<br />

Töne,der positiven Nachrichten.“<br />

Seine Anpassung geht so weit,<br />

dass er 1977 nicht die Charta 77 unterschreibt,<br />

mit der tschechische<br />

Künstler und Intellektuelle gegen die<br />

Staatsführung protestieren. Aber er<br />

gehört zuden ersten, die die Anticharta<br />

unterschreiben, die Antwort<br />

der Parteitreuen. „Ich musste mich<br />

den Umständen in meinem Land anpassen,<br />

wenn ich nicht Berufs- oder<br />

Auftrittsverbot bekommen wollte.“<br />

Maler wollte er werden<br />

Seinen größten Erfolg in Deutschland<br />

verdankt der Alleskönner der<br />

kleinen Biene Maja, Hauptfigur in einer<br />

österreichisch-japanisch-deutschen<br />

Zeichentrickserie. Zur Interpretation<br />

der Titelmelodie kommt<br />

KarelGott ganz nebenbei. Eigentlich<br />

wollte er einen Kaffee trinken gehen,<br />

als ihn eines Tages sein Freund, der<br />

Komponist des Liedes, Karel Svoboda,<br />

auffordert, ihn kurz ins Studio<br />

zu begleiten, um ein kleines Lied<br />

aufzunehmen.<br />

„Ich war tatsächlich nach einer<br />

halben Stunde fertig“, erinnert sich<br />

Gott 40 Jahre später. „Und dafür<br />

wurde ich bezahlt. Ich habe nicht<br />

daran gedacht, irgendeine Option in<br />

den Vertrag aufnehmen zu lassen.“<br />

Dass ihm dadurch eine Menge Honorar<br />

entgangen sei, habe ihn allerdings<br />

nie geschmerzt: „Wenn eine<br />

Riesen-Halle mit mir ,Biene Maja‘<br />

singt, dann ist das das beste Honorar.“<br />

Dasprach der selbstbewusste<br />

Massenunterhalter.<br />

„Die Träume in mir kann kein<br />

Wind mehr verwehen, /man muss<br />

jeden Tagneue Wege gehen.“ So lautet<br />

eine weitere Zeile in Karel Gotts<br />

Originaltext von „Für immer jung“.<br />

Seine musikalische Karriere lässt<br />

ihm kaum Zeit, anderen Träumen<br />

nachzugehen. Erst zu Beginn der<br />

2000er-Jahre zeigt er sich erstmals<br />

mit seinen Gemälden der Öffentlichkeit.<br />

Denn Maler wollte er eigentlich<br />

werden, noch vor seinem Gesangsstudium,<br />

schaffte aber nicht die Aufnahmeprüfung<br />

auf die Kunstakademie.<br />

Besondere Beachtung ist den<br />

zumeist farbenfrohen Fantasien<br />

über den weiblichen Körper nicht<br />

beschieden, der populäre Name<br />

aber ermöglicht ihm Ausstellungen<br />

in Prag und Bratislava, in München<br />

und NewYork.<br />

Auch für die Gründung einer Familie<br />

findet der Vielbeschäftigte erst<br />

Zeit mit den Jahren. 2006 wirderVater<br />

einer Tochter,die Mutter des Kindes<br />

heiratet er 2008, im gleichen Jahr<br />

wird eine zweite Tochter geboren.<br />

Trotz der Familie und der Malerei als<br />

zweitem Talent hat Karel Gott nie<br />

seine Bühnentätigkeit vernachlässigt,<br />

Abschiedstourneen waren mit<br />

ihm nicht zu planen, sein Publikum<br />

hatte bis zum Schluss einen Anspruch<br />

darauf, von ihm unterhalten<br />

zu werden. Es ist noch nicht so lange<br />

her, 2014, da hat er in einem Interview<br />

gesagt: „Es gibt nur ein einziges<br />

Attest, das zur Absage eines Konzerts<br />

berechtigt: die Sterbeurkunde.“<br />

Die Fans machten sich zuletzt<br />

wiederholt Sorgen aufgrund der<br />

Nachrichten über seinen schlechten<br />

Gesundheitszustand. Vonmehreren<br />

chemotherapeutischen Behandlungen<br />

einer Krebserkrankung, die 2015<br />

diagnostiziert worden war, hatte er<br />

sich zunächst wieder erholt. Zuletzt<br />

jedoch hatte sich sein Zustand dramatisch<br />

verschlechtert. In der Nacht<br />

zum Mittwoch ist Karel Gott nun im<br />

Alter von80Jahren gestorben.<br />

NACHRICHTEN<br />

Fünf Tote bei Attackein<br />

Pariser Polizeipräfektur<br />

Beieinem Messerangriff im Pariser<br />

Polizeipräsidium sind mindestens<br />

vier Polizisten getötet worden. Ein<br />

Mitarbeiter des Präsidiums griff Sicherheitskräfte<br />

mit einem Messer<br />

an, wie die Ermittler am Donnerstag<br />

mitteilten. Er wurde daraufhin im<br />

Hofdes Präsidiums mit einer<br />

Schusswaffe tödlich verletzt. DieErmittler<br />

gehen nach eigenen Angaben<br />

Hinweisen nach, der Täter habe einen<br />

Konflikt mit Kollegen gehabt; er<br />

soll mehr als 20 Jahreals „vorbildlicher<br />

Angestellter ohne Vorgeschichte“<br />

in dem Präsidium gearbeitet<br />

haben. Derfranzösische Staatschef<br />

Emmanuel Macron begab sich<br />

zu dem Polizei-Hauptquartier,das in<br />

der Nähe der Pariser Kathedrale<br />

Notre-Dame liegt. DieUmgebung<br />

wurde unterdessen vonSicherheitskräften<br />

abgeriegelt. (AFP)<br />

Harry und Meghan klagen<br />

gegen Boulevardzeitung<br />

Prinz Harry(35) und Herzogin Meghan<br />

(38) fühlen sich durch eine„skrupellose<br />

Kampagne“ der britischen<br />

Boulevardpresse bedroht –und gehen<br />

in die juristische Gegenoffensive.<br />

Dasteilte der Prinz in einem emotionalen<br />

und zugleich scharfformulierten<br />

Schreiben auf seinerWebseite<br />

mit. Auslöser war ein privater Brief<br />

Meghans an ihrenVater,den die Mail<br />

on Sunday in Auszügen veröffentlicht<br />

und kommentierthatte.Deshalb<br />

habe man nun Klage eingereicht: Sie<br />

richtet sich gegen die <strong>Zeitung</strong> und die<br />

Mutterfirma Associate Newspapers,<br />

teilte das Anwaltsbürodes Paares mit.<br />

DieMediengruppe habe falsche und<br />

„vorsätzlich abfällige“ Berichte über<br />

den Herzog und die Herzogin von<br />

Sussex geschrieben. (dpa)<br />

Plastikmüll-Fänger erzielt im<br />

Pazifik erste Erfolge<br />

Sauber:Mit Schiff und Schläuchen das<br />

Plastik aus dem Pazifik holen.<br />

DPA<br />

Nach einer einjährigen Testphase hat<br />

der Plastikmüll-Fänger der Organisation„The<br />

Ocean Cleanup“ nun im Pazifik<br />

erste Erfolge erzielt. DasSystem<br />

treibe Plastikmüll zusammen und<br />

sammele diesen ein, teilte der Initiator<br />

und Leiter der Organisation, der<br />

Niederländer Boyan Slat, am Mittwoch<br />

in Rotterdam mit.„Unser Ziel<br />

ist erreichbar.“ DasSystem habe Müll<br />

und industrielle Fischernetze, aber<br />

auch Mikro-Plastik eingefangen. Die<br />

technischen Probleme,die Ende vergangenen<br />

Jahres zunächst zu einem<br />

Abbruch des Einsatzes geführthatten,<br />

wurden nach Angaben der Initiatoren<br />

behoben. (dpa)<br />

Sieben Tote nach Absturz<br />

von Weltkriegsbomber<br />

Beim Absturzeines Oldtimer-Militärflugzeugs<br />

sind im US-Bundesstaat<br />

Connecticut mindestens sieben<br />

Menschen ums Leben gekommen.<br />

Sieben weiterewurden teils schwer<br />

verletzt, wie die Polizei am Mittwochabend<br />

(Ortszeit) mitteilte.Der Boeing<br />

B-17 Bomber krachte bei der kurz<br />

nach dem Starteingeleiteten Landung<br />

auf dem Flughafen Bradley auf<br />

die Piste,schlitterte in eine Enteisungsanlage<br />

und fing Feuer. (dpa)

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