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Berliner Zeitung 12.11.2019

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Egon Krenz und wir: Wemgebührt Dank für 1989? Eine Debatte – Meinung Seite 8<br />

Auf eine<br />

Curry mit<br />

Gregor Gysi<br />

Seite 12<br />

4°/8°<br />

Starkbewölkt<br />

Wetter Seite 2<br />

Bundeswehr: Streit über<br />

das öffentliche Gelöbnis<br />

Politik Seite 4<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Götz Aly über<br />

Monika Grütters<br />

Meinung Seite 8<br />

Dienstag,12. November 2019 Nr.263 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Bedingt abwehrbereit: die<br />

Fußball-Nationalmannschaft<br />

Sport Seite 18<br />

Hannover<br />

Ein Sieg<br />

des<br />

Brückenbauers<br />

VonKarlDoeleke<br />

Der neue Oberbürgermeister der<br />

Stadt Hannover heißt Belit<br />

Onay.Damit ist dieWahl, was die Äußerlichkeiten<br />

betrifft, in mehrfacher<br />

Hinsicht historisch: Der 38-Jährige<br />

ist der erste grüne Oberbürgermeister<br />

in der SPD-Hochburg Hannover.<br />

Underist der erste Oberbürgermeister<br />

einer Großstadt, der einer türkischen<br />

Migrantenfamilie entstammt.<br />

Und zum ersten<br />

Mal seit dem<br />

Krieg wird Hannover<br />

nicht von<br />

einem Sozialdemokraten<br />

regiert.<br />

Belit Onay<br />

ist OB mit türkischen<br />

Wurzeln.<br />

Nach dem<br />

Wahlsieg erhielt<br />

der neue Oberbürgermeister,<br />

der ein „Brückenbauer<br />

auch<br />

für eine Migrationsgesellschaft“<br />

sein will, zahlreiche Glückwünsche.<br />

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt<br />

sprach angesichts<br />

Onays Herkunft von einer „Sensation“.<br />

Auch Niedersachsens Ministerpräsident<br />

Stephan Weil (SPD),<br />

selbst einmal OB in Hannover, gratulierte<br />

dem neuen Rathauschef<br />

und fügte hinzu: „Dass ein Politiker<br />

mit türkischen Wurzeln Oberbürgermeister<br />

der größten Stadt Niedersachsens<br />

wird, ist im Übrigen<br />

ein gutes Zeichen für das Miteinander<br />

in unserem Land.“<br />

Dabei war die Kandidatur kein<br />

Selbstgänger.Als eine Grünen-Kommission<br />

den Landtagsabgeordneten<br />

Onay ins Rennen schickte, sprachen<br />

manche schon von einer verpassten<br />

Chance –gerade weil sich Grünen<br />

und CDU nach dem Rücktritt des<br />

SPD-Amtsinhabers nach einer Gehaltsaffäre<br />

erstmals eine realistische<br />

Möglichkeit zur Amtsübernahme<br />

darbot.<br />

Doch Onay –zunächst noch wenig<br />

bekannt –konnte mit seiner lockeren<br />

Artviele Hannoveraner überzeugen.<br />

Mit 52,9 Prozent setzte er<br />

sich in der Stichwahl gegen CDU-<br />

Konkurrenten Eckhard Scholz<br />

durch. Dem Verlierer schickte Onay<br />

am Montag tröstende Worte per<br />

Twitter:„Du bist ein toller Kerl.“<br />

Onay gehört seit 2013 dem niedersächsischen<br />

Landtag als Rechtsund<br />

Innenpolitiker an. Er gilt als eigenständiger<br />

Kopf. „Man muss Belit<br />

Onay von jeder einzelnen Position<br />

überzeugen“, sagt ein Parteifreund<br />

über ihn.<br />

Aufgewachsen ist der 38-Jährige<br />

als Sohn türkischer Elternimniedersächsischen<br />

Goslar. Studiert hat er<br />

Jura.Erund seine Frau Derya haben<br />

einen kleinen Sohn.<br />

Onay will in Hannover eine Verkehrswende<br />

erreichen und mittelfristig<br />

die Innenstadt für den Autoverkehr<br />

sperren. Große Wohnungsbaugebiete<br />

will er im Umland erschließen,<br />

damit im Stadtgebiet<br />

mehr Raum für Grünflächen bleibt.<br />

Außerdem will er das Rathaus für<br />

Bürger öffnen. „Das Rathaus gehört<br />

allen“, sagte er nach der Wahl.<br />

Früher warGeschlechtertrennung in Chören üblich, wie beim Postgesangsverein Liederkranz in Dresden (circa 1935). In Berlin gibt es auch heute noch 17 Männerchöre.<br />

VonAnnika Leister und Elmar Schütze<br />

Mann, oh Mann<br />

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat eine gesellschaftliche Debatte ausgelöst:<br />

Soll Vereinen, die keine Frauen aufnehmen, die Gemeinnützigkeit gestrichen<br />

werden? Berlins Justizsenator Dirk Behrendt begrüßt den Vorstoß<br />

Finanzminister Olaf Scholz<br />

(SPD) hat eine Debatte angestoßen,<br />

die für den <strong>Berliner</strong><br />

Ruderverein RG Wiking<br />

zum ernsthaften Problem werden<br />

könnte.Esgeht um die Frage,obein<br />

Verein gemeinnützig sein darf, wenn<br />

er ein Geschlecht ausschließt. Scholz<br />

spricht davon, dass es Hunderte Vereine<br />

treffen könnte,der Verein Deutsches<br />

Ehrenamt geht eher von mehrerenTausend<br />

aus.<br />

„Vereine, die grundsätzlich keine<br />

Frauen aufnehmen, sind aus meiner<br />

Sicht nicht gemeinnützig“, sagte<br />

Scholz der Bild am Sonntag und verkündete,<br />

dass man derzeit das Gemeinnützigkeitsrecht<br />

ändere. „Wer<br />

Frauen ausschließt, sollte keine<br />

Steuervorteile haben und Spendenquittungen<br />

ausstellen.“ Nach Informationen<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> wird<br />

im Finanzministerium zurzeit die<br />

Reformvorbereitet. Siesoll nicht nur<br />

reine Männer-Vereine,sondernauch<br />

reine Frauen-Vereine betreffen –<br />

wenn sie „ohne sachlichen Grund“<br />

ein bestimmtes Geschlecht von der<br />

Mitgliedschaft ausschließen. Wenn<br />

Vereine hingegen „bestehende geschlechtsbezogene<br />

Nachteile“ beseitigen<br />

wollen, wie zum Beispiel in<br />

Selbsthilfegruppen, sollen sie auch<br />

weiterhin ausschließlich Frauen<br />

oder ausschließlich Männer aufnehmen<br />

dürfen.<br />

Justizsenator Dirk Behrendt<br />

(Grüne) begrüßt Scholz’ Vorschlag.<br />

„Das Gemeinnützigkeitsrecht ist<br />

nicht mehr zeitgemäß und bedarfeiner<br />

Überarbeitung“, sagte Behrendt<br />

am Montag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Er<br />

warte gespannt auf Vorschläge.<br />

Der Generalsekretär der CSU,<br />

Markus Blume, schätzt die Lage<br />

gänzlich anders ein: „Vereine steuerlich<br />

zu benachteiligen, weil sie sich<br />

mit ihrem Angebot nur an Frauen<br />

oder nur an Männer wenden, ist<br />

grundfalsch“, sagte er. Er führte<br />

Männergesangsvereine, den Katholischen<br />

Frauenbund sowie Burschenvereine<br />

als Beispiele an. „Es ist<br />

absurd, Vereine nach Genderaspekten<br />

in gut und schlecht einzuteilen.“<br />

Für Vereine wie die RG Wiking<br />

könnte eine Reformder Gemeinnützigkeit<br />

gravierende Folgen haben.<br />

Denn der 250 Mitglieder starke Verein<br />

aus Berlin-Neukölln, gegründet<br />

1896, legt in seiner Satzung eindeutig<br />

fest:„Mitglied kann jede (…) männliche<br />

Person werden.“ Seit 123 Jahren<br />

schließt der Verein also Frauen von<br />

der Mitgliedschaft aus.<br />

„Wenn uns wirklich die Gemeinnützigkeit<br />

entzogen würde,müssten<br />

wir uns überlegen, ob wir so weiter<br />

machen können“, sagte Wiking-Finanz-Vorstand<br />

Wolfram Miller im<br />

Gespräch mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Denn der Verein lebt zu großen Teilen<br />

von öffentlichen Zuschüssen,<br />

etwa für die Bezahlung vonÜbungsleitern,<br />

die Beschaffung von Booten<br />

oder die Sanierung von Gebäuden –<br />

und diese Zuschüsse gibt es nur,<br />

wenn die Gemeinnützigkeit anerkannt<br />

wird.<br />

So schoss die öffentliche Hand<br />

zuletzt 20 Prozent zum Baueiner insgesamt<br />

84 000 Euro teuren Steganlage<br />

im Britzer Zweigkanal zu, weitere<br />

40Prozent wurden als zinsloses<br />

Darlehen gewährt. Die restlichen 40<br />

Prozent musste die RG Wiking selber<br />

aufbringen, etwa durch Spenden.<br />

Doch auch diese dürften wesentlich<br />

spärlicher fließen, wenn sie nicht<br />

mehr steuerlich geltend gemacht<br />

werden könnten, so Miller. Das sei<br />

umso bitterer,daman in den vergangenen<br />

Jahren stets eine deutlich höhere<br />

Spendensumme eingesammelt<br />

habe, als an Mitgliedsbeiträgen ein-<br />

„Das Gemeinnützigkeitsrecht ist<br />

nicht mehr zeitgemäß<br />

und bedarf einer Überarbeitung.<br />

Wir warten gespannt auf die Vorschläge.“<br />

Dirk Behrendt (Grüne), <strong>Berliner</strong> Justizsenator<br />

geflossen sei. „Die Gemeinnützigkeit<br />

ist für uns essenziell“, sagt Miller.<br />

Auch bei der RG Wiking in Neukölln<br />

sind in den vergangenen Jahren<br />

Gleichberechtigungsfragen debattiert<br />

worden. Doch eine Öffnung<br />

der Satzung fand keine Mehrheit.<br />

Das lag zum einen daran, dass es im<br />

Leistungssport-Rudern keine<br />

Mixed-Boote gibt, Frauen und Männer<br />

also getrennt starten. Zumanderen<br />

aber auch daran, dass „viele ältere<br />

Mitglieder das nicht akzeptiert<br />

hätten“, wie Vorstand Miller sagt.<br />

Also gründeten die interessierten<br />

und zum Teil ohnehin schon engagierten<br />

Frauen vor fünf Jahren den<br />

Neuköllner Ruderclub Berlin, einen<br />

reinen Frauenverein. Vomersten Tag<br />

an kooperierten die Frauen der<br />

NRCB mit den Männern der RG Wi-<br />

IMAGO IMAGES<br />

king. Beide Vereine teilen sich Infrastruktur<br />

und Trainer.<br />

Hart treffen könnte eine Reform<br />

zum Beispiel auch die Vereine im<br />

Bund der historischen deutschen<br />

Schützenbruderschaften (BhDS).<br />

1300 Bruderschaften sind darin organisiert,<br />

14 Prozent davon schließen<br />

Frauen per Satzung aus, sagt<br />

Sprecher Rolf Nieborg, und begründen<br />

das mit der christlichen Ausrichtung<br />

und jahrhundertealter Tradition:<br />

„Im Rahmen ihrer religiösen<br />

Selbstbestimmung dürfen Vereine<br />

frei über Mitgliedschaften entscheiden.<br />

Steuerrecht darfsich nicht über<br />

Renten steigen<br />

um mehr als<br />

drei Prozent<br />

39,20 Euro monatlich mehr<br />

im Osten, 31,50 im Westen<br />

Die rund 21 Millionen Rentner<br />

können sich auch im kommenden<br />

Jahr auf deutlich steigende Bezüge<br />

freuen. Zum1.Juli 2020 dürften<br />

die Renten in Westdeutschland um<br />

3,15 Prozent und in Ostdeutschland<br />

um 3,92 Prozent steigen. Das geht<br />

aus einem Entwurf für den Rentenversicherungsbericht<br />

2019 hervor.<br />

Eine monatliche Rente von 1000<br />

Euro,die nur auf West-Beiträgen beruht,<br />

dürfte sich dadurch um 31,50<br />

Euro erhöhen, eine gleich hohe<br />

Rente mit Ost-Beiträgen um 39,20<br />

Euro. Eshandelt sich bei den Angaben<br />

um Schätzungen zum jetzigen<br />

Zeitpunkt. Die exakten nötigen<br />

Werte für die Berechnung der Rentenerhöhung<br />

liegen erst im Frühjahr<br />

2020 vor. Dass die Annahmen zur<br />

Rentensteigerung am Tagnach der<br />

Einigung der Koalition zur Grundrente<br />

bekannt wurden, ist Zufall. Die<br />

Vorausberechnungen werden jedes<br />

Jahr um diese Zeit fertiggestellt.<br />

Demnach dürfte sich die Erhöhung<br />

auf dem Niveau dieses Jahres<br />

bewegen. Im Juli hatten die Renten<br />

im Westen um 3,18 Prozent, im Osten<br />

um 3,91 Prozent zugelegt. Die<br />

Rentenerhöhung folgt vor allem der<br />

Lohnentwicklung, die ihre Basis in<br />

der konjunkturellen Lage hat. Auch<br />

die Beitragsentwicklung und das<br />

Verhältnis von Beitragszahlern und<br />

Rentnernspielen eine Rolle.<br />

Insgesamt sollen die Renten laut<br />

dem Berichtab2020 bis 2033 um insgesamt<br />

rund 36,4 Prozent steigen.<br />

„Dies entspricht einer durchschnittlichen<br />

Steigerungsrate von rund 2,2<br />

Prozent proJahr.“<br />

Einigung auf die Grundrente<br />

Am Sonntag hatte sich der Koalitionsausschuss<br />

auf die Einführung einer<br />

Grundrente verständigt, die höher<br />

als die Grundsicherung liegt.<br />

Den Zuschlag sollen Rentner bekommen,<br />

die 35 Beitragsjahrehaben<br />

und deren Beitragsleistung unter 80<br />

Prozent, aber über 30 Prozent des<br />

Durchschnittseinkommens liegt.<br />

Geplant ist eine Einkommensprüfung,<br />

nicht aber eine vonder SPD abgelehnte<br />

Bedürftigkeitsprüfung. Mit<br />

Spannung wurden die Reaktionen<br />

der Bundestagsfraktionen von SPD<br />

und vor allem der Union an diesem<br />

Dienstag erwartet. (dpa)<br />

Seiten 2und 3<br />

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Entgelt bezahlt<br />

Verfassungsrecht hinwegsetzen“,<br />

sagte Nieborg der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Die Bruderschaften nähmen auch<br />

nur Christen auf –eine weitere Einschränkung.<br />

Scholz’ Vorschlag sei<br />

„reiner Populismus“, der Finanzminister<br />

versuche so, Wählerstimmen<br />

bei Frauen zu sammeln, sagt Nieborg.„Wir<br />

gehen davon aus,dass das<br />

nicht durchgesetzt wird.“<br />

Kein Problem dürften Gesangsvereine<br />

haben, die traditionell auch<br />

häufig geschlechtergetrennt proben.<br />

Im <strong>Berliner</strong> Chorverband sind 17<br />

Männer-, 18 Frauen- und 175 gemischte<br />

Chöre organisiert. Doch die<br />

Männerchöre, die die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

anrief, sind gelassen –weil sie<br />

Frauen in ihrer Satzung nicht explizit<br />

ausschließen. „Aktiv singen bei uns<br />

nur Männer“, sagt Roland Groth<br />

vom Männerchor Eintracht 1892<br />

Berlin-Mahlsdorf, „aber Frauen dürfen<br />

fördernde Mitglieder sein“.<br />

Übrigens: Finanzminister Scholz<br />

ist selbst Ruderer. Zuseiner Zeit als<br />

Hamburger Oberbürgermeister ruderte<br />

er im Klub Allemannia von<br />

1866 über die Alster. Einem Verein,<br />

der lange Zeit nur Männer an die<br />

Riemen ließ. Bis zueiner Satzungsänderung<br />

–imMärzdieses Jahres. 4 194050 501603<br />

21046


2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Die neue Grundrente<br />

„Ein vernünftiger Kompromiss“<br />

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans über die Einigung im Grundrentenstreit und die Querelen in der Partei<br />

Grundrente<br />

Werbekommt<br />

sie?<br />

Die Idee der Grundrente ist, diejenigen<br />

besserzustellen, die ein<br />

Leben lang gearbeitet und ins Rentensystem<br />

eingezahlt haben, aber nur<br />

über sehr geringe Rentenansprüche<br />

verfügen. Dabei geht es um Menschen,<br />

die mindestens 35 Jahre Beiträge<br />

gezahlt haben, Kindererziehungs-<br />

und Pflegezeiten einbezogen.<br />

Um zu vermeiden, dass jemand, der<br />

auf geringfügig weniger als 35 Beitragsjahre<br />

kommt, leer ausgeht, soll<br />

es eine Gleitzone geben. Darüber ist<br />

aber noch nichts Genaues bekannt.<br />

Laut Arbeitsministerium werden voraussichtlich<br />

1,2 bis 1,5 Millionen<br />

Menschen die Grundrente erhalten.<br />

Vier von fünf davon seien Frauen,<br />

heißt es im Ministerium. Denn sie<br />

hätten häufiger als Männer der Familie<br />

wegen nur Teilzeit gearbeitet –<br />

oder in Berufen, in denen vergleichsweise<br />

schlecht bezahlt wird. (pet.)<br />

AFP<br />

Aufschlag<br />

„Deutschland bekommt<br />

eine<br />

Grundrente, sozial<br />

und gerecht“, sagt<br />

Vizekanzler und Finanzminister<br />

Olaf<br />

Scholz (SPD).<br />

Wieviel Geld<br />

gibt es?<br />

Das hängt davon ab,wie viele Rentenpunkte<br />

Versicherte als Berufstätige<br />

gesammelt haben. Einen<br />

Punkt erhält, wer für ein durchschnittliches<br />

Jahreseinkommen (derzeit<br />

knapp 38 000 Euro) Rentenbeiträge<br />

zahlt. Bei der Grundrente gilt:<br />

Werüber die Jahreweniger als 80 Prozent<br />

des Durchschnittseinkommens<br />

verdient und damit weniger als 0,8<br />

Punkte proJahr gesammelt hat, erhält<br />

eine Aufwertung seiner Rentenansprüche.<br />

Man muss aber im Schnitt<br />

wenigstens 0,3 Punkte erreicht haben.<br />

Werimmer nur Minijobs hatte,<br />

profitiert nicht. Als Beispiel für die<br />

Grundrentenberechnung nennt das<br />

Arbeitsministerium eine Friseurin,<br />

die 40 Jahrefür 40 Prozent des Durchschnittslohns<br />

gearbeitet hat. Sie<br />

komme derzeit auf eine Rente von<br />

528,80 Euro.Mit Grundrente seien es<br />

künftig 933,66. (pet.)<br />

Er ist der jüngste Ministerpräsident<br />

Deutschlands<br />

und einer der engsten Vertrauten<br />

von CDU-Chefin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer. Als<br />

die Ministerpräsidentin im Saarland<br />

war, unterstützte sie Tobias<br />

Hans als Fraktionschef im Landtag.<br />

Die aktuellen Querelen betrachtet<br />

der 41-Jährige mit einiger Gelassenheit.<br />

Herr Hans, der Wirtschaftsflügel kritisiert<br />

den Grundrenten-Kompromiss,<br />

Fraktionschef Ralph Brinkhaus<br />

sagt, man werde noch viel erklären<br />

müssen. Begeisterung sieht anders<br />

aus, oder?<br />

Das Grundrenten-Paket ist ein<br />

vernünftiger Kompromiss mit wesentlicher<br />

Unions-Prägung. Dank<br />

der Union halten wir die Balance<br />

zwischen Anerkennung vonLebensleistung<br />

und Wachstumsimpulsen<br />

für die Wirtschaft. Die strenge Einkommensprüfung<br />

stellt sicher, dass<br />

die Grundrente sozial- und generationengerecht<br />

wird. Mit dem flankierenden<br />

Maßnahmenpaket wirken<br />

wir der Entstehung von Altersarmut<br />

entgegen und setzen gleichzeitig<br />

Wachstumsimpulse für Zukunftstechnologien.<br />

DieEinigung, die es jetzt gibt, war im<br />

Grundsatz schon vorMonaten im Gespräch.Warum<br />

ging das nicht schneller?<br />

Hatdie große Koalition zu wenig<br />

Kraft?<br />

Ichhabe mir gewünscht, dass wir<br />

noch eine Lösung vorden Landtagswahlen<br />

finden. Dass das nicht passiertist,<br />

lag auch daran, dass die SPD<br />

Vorschläge gemacht hat, die absolut<br />

nicht mit dem Koalitionsvertrag<br />

übereinstimmen. Die jetzt gefundene<br />

Lösung zeigt den Kompromissund<br />

Gestaltungswillen der großen<br />

Koalition.<br />

Wird Ihnen die Einigung auf dem<br />

Parteitag um die Ohrengehauen?<br />

Da der Kompromiss wesentliche<br />

Unions-Elemente enthält, bin ich<br />

davon überzeugt, dass der Parteitag<br />

hinter dem Grundrenten-Paket stehen<br />

wird.<br />

Hatdie CDU ein Führungsproblem?<br />

Nein. DieCDU hat kein Führungsproblem.<br />

Das Problem ist das fehlende<br />

Teamspiel. Wirmüssen also zusammenrücken<br />

und die Suche nach<br />

der scheinbar rettenden Lichtgestalt<br />

beenden. Wir dürfen hier nicht dieselben<br />

Fehler machen wie die SPD.<br />

Aber es gibt eine große Unzufriedenheit<br />

in der CDU, auch mit der Vorsitzenden.<br />

Wir sind immer noch in einer<br />

Umbruchphase. Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer hat die Abstimmung<br />

über den Parteivorsitz knapp gewonnen.<br />

Daslässt sich nicht binnen<br />

Wochen oder Monaten zusammenführen.<br />

Auch Angela Merkel war<br />

nicht vom ersten Tagandie unumstrittene<br />

Führungsfigur. Das<br />

braucht Zeit.<br />

Über die Grundrente hat die große Koalition lange gestritten.<br />

Wäre die Klärung der Kanzlerkandidatur<br />

eine Möglichkeit, die Unruhe<br />

zu beseitigen?<br />

Wir haben eine Bundeskanzlerin,<br />

die bis 2021 gewählt ist. Wir haben<br />

vor einem Jahr eine Parteivorsitzende<br />

gewählt. Und über die<br />

Kanzlerkandidatur werden wir im<br />

nächsten Jahr entscheiden, so haben<br />

wir dies gemeinsam vereinbart.<br />

Werglaubt, es müsse jetzt die Führungsfrage<br />

gestellt werden, sollte<br />

den Muthaben, dies auf dem Parteitag<br />

in Leipzig zu tun, statt in Interviews<br />

oder durch öffentliche Querschüsse.<br />

Dort ist der richtige Ort,<br />

dies zu diskutieren. Ich finde aber,<br />

weit wichtiger als verfrühte und unnötige<br />

Personaldebatten zu entfachen,<br />

ist es, Deutschland gut zu regieren.<br />

ZUR PERSON<br />

GETTY IMAGES; DPA<br />

Tobias Hans, geboren am 1. Februar 1978 in Neunkirchen, ist der Sohn des ehemaligen<br />

saarländischen CDU-Fraktionsvorsitzenden Peter Hans (1950–2007). Hans studierte an der<br />

Universität des Saarlandes Wirtschaftsinformatik, Informationswissenschaft und Anglistik,<br />

ohne jedoch einen Studienabschluss zu erreichen. 1994 trat Hans in die CDU ein. Seit März<br />

2018 ist er Ministerpräsident des Saarlandes.<br />

Mit einer Aufforderung zur öffentlichen<br />

Führungsdebatte auf dem Parteitag<br />

fordern Sie eine Entscheidung<br />

mit den Füßen heraus.<br />

Ichbin fest davon überzeugt, dass<br />

der Parteitag zu der Entscheidung<br />

stehen wird, die er voreinem Jahr getroffen<br />

hat. Deswegen halte ich die<br />

Debatte ja auch für überflüssig. Aber<br />

wenn sie nicht aufhört, muss man<br />

miteinander diskutieren. Verordnete<br />

Geschlossenheit wäre genauso<br />

schädlich wie Selbstzerfleischung.<br />

Aber die K-Frage lastet über allem.<br />

Die Union ist bislang hervorragend<br />

damit gefahren, dass sie das<br />

Erstzugriffsrecht der Parteivorsitzenden<br />

ernst genommen hat. Wir<br />

haben von 19Bundestagswahlen 16<br />

als stärkste Partei für uns entschieden.<br />

Nach 13 Wahlen haben wir<br />

dann auch regiert–und zwar jeweils<br />

mit dem oder der Parteivorsitzenden<br />

als Spitzenkandidat. In zwei Fällen<br />

hat der oder die Parteivorsitzende<br />

verzichtet, einmal Helmut Kohl und<br />

einmal Angela Merkel. Da haben wir<br />

dann die Wahlen verloren.<br />

Friedrich Merz hat eine Rede angekündigt.<br />

Ist das das nächste Duell?<br />

Undwer gewinnt es?<br />

Friedrich Merz wird seine Sicht<br />

der Dinge darlegen. Aber es ist keine<br />

Auseinandersetzung zwischen der<br />

Parteivorsitzenden und einem Delegierten.<br />

In die Aussprache auf dem<br />

Parteitag werden sicherlich mehrere<br />

eingreifen und eine grundsätzliche<br />

Debatte kann uns auch gut tun und<br />

uns als Partei starkmachen.<br />

Es gibt die Klage, dass nicht klar sei,<br />

wofür die CDU steht.<br />

In den letzten Jahren war bei<br />

mancher Debatte unser politischer<br />

Kompass nicht immer hinreichend<br />

kalibriert. Hier müssen wir ansetzen.<br />

Das schaffen wir aber nicht durch<br />

Personalquerelen, sondern nur<br />

durch inhaltliche Debatten. Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer hat dafür<br />

einige Impulse geliefert – von der<br />

Debatte um das verpflichtende<br />

Dienstjahr bis zum Anstoß für Sicherheitszonen<br />

in Syrien. Es ist jetzt<br />

eine riesige Chance für die CDU, sich<br />

zu emanzipieren und ihre Rolle neu<br />

zu finden –als Motor und nicht mehr<br />

als Getriebe der Regierung.<br />

Wiehalten Sieesmit Linkspartei und<br />

AfD? In Thüringen muss sich die<br />

CDU entscheiden, ob sie mit einer der<br />

beiden Parteien zusammenarbeitet.<br />

Es gibt einen Parteitagsbeschluss<br />

der CDU, der die Zusammenarbeit<br />

mit beiden Parteien ausschließt. Das<br />

kommt also nicht infrage. Zunächst<br />

hat jetzt Ministerpräsident Ramelow<br />

die Aufgabe, eine Mehrheit zu finden.<br />

Falls dies nicht klappt, könnte<br />

die Linkspartei auch eine Regierung<br />

aus CDU, SPD, Grünen und FDP tolerieren.<br />

Über allem steht dieVerantwortung<br />

der demokratischen Parteien<br />

zu verhindern, dass ein rechtsextremer<br />

Arm der AfD über die Geschicke<br />

eines Bundeslandes<br />

bestimmt.<br />

Wie erklären Sie sich, dass sich viele<br />

Wähler nicht davon abschrecken lassen,<br />

dass die AfD als in wesentlichen<br />

Teilen rechtsextrem gilt?<br />

Wir müssen dringend überlegen,<br />

wie wir die Lebensleistung der Menschen<br />

inden ostdeutschen Bundesländern<br />

besser würdigen. Auch<br />

wenn sich die Dingedortsehr positiv<br />

entwickelt haben, haben viele Menschen<br />

offenbar noch immer das Gefühl,<br />

nicht genügend anerkannt und<br />

wertgeschätzt zu werden. Wir müssen<br />

noch stärker anerkennen, dass<br />

es im Osten teils deutlich andere,<br />

aber ebenfalls gelungene Lebensleistungen<br />

gibt.<br />

DasGespräch führte DanielaVates.<br />

Bedarf<br />

Wiewird<br />

geprüft?<br />

Maßgeblich ist künftig allein das<br />

Einkommen. Diepersönlichen<br />

Vermögensverhältnisse,also Grundbesitz,<br />

Aktiendepots oder Sparkonten,<br />

spielen keine Rolle. Die volle<br />

Grundrente erhält, wer monatlich<br />

ein zu versteuerndes Einkommen<br />

von weniger als 1250 Euro (Paare:<br />

1950 Euro) hat. Liegt das Einkommen<br />

darüber,wirdesanteilig mit der<br />

Grundrente verrechnet – der Rentenanspruch<br />

sinkt dann also schrittweise<br />

ab. Details sind aber offen. Zu<br />

dem zu versteuernden Einkommen<br />

zählen unter anderem Arbeits- und<br />

Kapitaleinkommen sowie der steuerfrei<br />

gestellte Anteil der Rente. Die<br />

Daten sollen automatisch vom Finanzamt<br />

an die Rentenversicherung<br />

gemeldet werden. Vorher muss aber<br />

noch die Zinsbesteuerung geändert<br />

werden, denn wegen der bisher anonym<br />

erhobenen Abgeltungsteuer<br />

ist dem Finanzamt die Höhe der Kapitalerträge<br />

gar nicht bekannt. (tms.)<br />

DPA<br />

Grundsicherung<br />

CDU-Chefin und<br />

Verteidigungsministerin<br />

Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer<br />

sagt, das Ergebnis<br />

sei „mehr als<br />

ausgewogen“.<br />

Wasändert<br />

sich?<br />

Momentan macht es für denjenigen,<br />

der Grundsicherung im Alter<br />

bezieht, gar keinen Unterschied,<br />

ob er jahrzehntelang gearbeitet und<br />

in die Rentenversicherung eingezahlt<br />

hat –oder ob er nichts dergleichen getan<br />

hat. Denn gesetzliche Rentenansprüche<br />

werden bislang voll auf die<br />

Grundsicherung angerechnet. Künftig<br />

soll es in der Grundsicherung einen<br />

Freibetrag für diejenigen geben,<br />

die 35 Jahre inder gesetzlichen Rentenversicherung<br />

oder auch in anderen<br />

verpflichtenden Alterssicherungssystemen<br />

versichert waren –<br />

damit für sie zumindest ein bisschen<br />

etwas zusätzlich übrig bleibt. Der<br />

Freibetrag soll abhängig vonder individuellen<br />

Rente berechnet werden<br />

und laut Arbeitsministerium höchstens<br />

212 Euro betragen. (pet.)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute machen die Höchstwerte bei 8Grad halt. Dazu ist esgebietsweise<br />

stark bewölkt, vereinzelt jedoch auch freundlich. Der Wind weht schwach<br />

bis mäßig aus südwestlichen Richtungen. In der Nacht funkeln nur selten<br />

die Sterne, der Himmel ist stark bewölkt bis bedeckt. Eswerden Tiefstwerte<br />

von 3bis 0Grad erreicht.<br />

Biowetter: Die aktuelle Wetterlage<br />

wirkt sich negativ auf den gesunden<br />

Tiefschlaf und rheumatische Erkrankungen<br />

aus. Menschen mit hohem<br />

Wittenberge<br />

Blutdruck sollten einen Gang zurückschalten.<br />

3°/8°<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 18 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 19 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 24 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 79%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 8Grad.<br />

Wind: schwach aus Südwest.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

2°/8° 4°/8°<br />

Luckenwalde<br />

3°/8°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

bedeckt Regen bedeckt<br />

3°/7° 1°/6° 5°/10°<br />

Prenzlau<br />

3°/8°<br />

Cottbus<br />

3°/8°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

3°/8°<br />

Ein Tief über der Nordsee lenkt feuchte und wolkenreiche Luft von den Britischen<br />

Inseln nach Mitteleuropa. Nur in Richtung Oder und Donau gibt es noch<br />

ein paar größere Wolkenlücken. Zwischen dem Nordbalkan, Italien und Tunesien<br />

sorgen Starkregenfälle für Unwetter. InSkandinavien macht sich der Winter<br />

breit.<br />

Köln<br />

4°/8°<br />

Sylt<br />

3°/6°<br />

Saarbrücken<br />

1°/4°<br />

Hannover<br />

2°/7°<br />

Konstanz<br />

1°/7°<br />

Hamburg<br />

2°/6°<br />

Erfurt<br />

2°/5°<br />

Frankfurt/Main<br />

3°/6°<br />

Stuttgart<br />

3°/7°<br />

Rostock<br />

1°/7°<br />

Magdeburg<br />

2°/7°<br />

Nürnberg<br />

2°/8°<br />

München<br />

3°/7°<br />

Rügen<br />

2°/8°<br />

Dresden<br />

4°/7°<br />

Deutschland: Heute sorgen viele<br />

Wolken nur an wenigen Stellen auch<br />

für Regenfälle. Dabei werden während<br />

des Tages 4bis 8Grad erreicht,<br />

nachts kühlt es dann auf 4bis minus<br />

1Grad ab. Der Wind weht schwach<br />

bis mäßig aus Südwest. Morgen ist<br />

der Himmel über weite Strecken des<br />

Tages wechselnd bis stark bewölkt,<br />

und die Höchsttemperaturen sind bei<br />

3bis 9Grad anzutreffen. Der Wind<br />

weht nur schwach aus Süd.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 7°-10°<br />

Nordsee: 9°-12°<br />

Mittelmeer: 15°-26°<br />

Ost-Atlantik: 11°-18°<br />

Mondphasen: 12.11. 19.11. 26.11. 04.12.<br />

Sonnenaufgang: 07:22 Uhr Sonnenuntergang: 16:18 Uhr Mondaufgang: 16:41 Uhr Monduntergang: 06:47 Uhr<br />

Lissabon<br />

17°<br />

Las Palmas<br />

22°<br />

Madrid<br />

13°<br />

Reykjavik<br />

5°<br />

Dublin<br />

8°<br />

London<br />

8°<br />

Paris<br />

9°<br />

Bordeaux<br />

13°<br />

Palma<br />

17°<br />

Algier<br />

14°<br />

Nizza<br />

18°<br />

Trondheim<br />

6°<br />

Oslo<br />

3°<br />

Stockholm<br />

8°<br />

Kopenhagen<br />

7°<br />

Berlin<br />

8°<br />

Mailand<br />

13°<br />

Tunis<br />

16°<br />

Rom<br />

15°<br />

Warschau<br />

12°<br />

Wien<br />

7° Budapest<br />

11°<br />

Palermo<br />

15°<br />

Kiruna<br />

-12°<br />

Oulu<br />

-2°<br />

Dubrovnik<br />

23°<br />

Athen<br />

24°<br />

St. Petersburg<br />

6°<br />

Wilna<br />

8°<br />

Kiew<br />

10°<br />

Odessa<br />

16°<br />

Varna<br />

20°<br />

Istanbul<br />

24°<br />

Iraklio<br />

26°<br />

Archangelsk<br />

-5°<br />

Moskau<br />

8°<br />

Ankara<br />

21°<br />

Antalya<br />

28°<br />

Acapulco 32° Gewitter<br />

Bali 31° heiter<br />

Bangkok 31° wolkig<br />

Barbados 29° heiter<br />

Buenos Aires 22° bewölkt<br />

Casablanca 19° heiter<br />

Chicago -8° wolkig<br />

Dakar 30° sonnig<br />

Dubai 29° sonnig<br />

Hongkong 25° wolkig<br />

Jerusalem 23° sonnig<br />

Johannesburg 27° Gewitter<br />

Kairo 31° wolkig<br />

Kapstadt 24° wolkig<br />

Los Angeles 25° sonnig<br />

Manila 29° Gewitter<br />

Miami 29° Schauer<br />

Nairobi 29° bewölkt<br />

Neu Delhi 29° sonnig<br />

New York 15° Regen<br />

Peking 16° heiter<br />

Perth 30° sonnig<br />

Phuket 32° heiter<br />

Rio de Janeiro 25° Schauer<br />

San Francisco 20° wolkig<br />

Santo Domingo 29° heiter<br />

Seychellen 29° heiter<br />

Singapur 32° Gewitter<br />

Sydney 35° heiter<br />

Tokio 22° sonnig<br />

Toronto -4° Schnee


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 3 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Die neue Grundrente<br />

Finanzierung<br />

Start-ups<br />

Woher kommt<br />

das Geld?<br />

Die Mehrausgaben der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung für<br />

die Grundrente in Höhe von geschätzt<br />

1,5 Milliarden Euro werden<br />

nicht aus Beiträgen, sondern aus<br />

dem allgemeinen Bundeshaushalt<br />

bezahlt. Die Grundrente ist also<br />

steuerfinanziert. Dazu soll der Zuschuss<br />

des Bundes an die Rentenversicherung<br />

vonderzeit rund 100 Milliarden<br />

Euro entsprechend erhöht<br />

werden. Zur Gegenfinanzierung soll<br />

die seit langem diskutierte Finanztransaktionssteuer<br />

eingeführt werden.<br />

Sie könnte je nach Ausgestaltung<br />

Einnahmen von rund 1,1 Milliarden<br />

Euro pro Jahr bringen. Die<br />

restlichen 400 Millionen Euro muss<br />

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD)<br />

in seinem Haushalt einsparen, der<br />

immerhin ein Volumen von fast 150<br />

Milliarden Euro hat. (tms.)<br />

Es wird regiert<br />

Die Koalitionsrunde am Sonntag im Kanzleramt hat Handlungsfähigkeit bewiesen.<br />

GETTY IMAGES<br />

Woher kommt<br />

die Förderung?<br />

U<br />

mder Union –und vorallem dem<br />

Wirtschaftsflügel in der CDU –<br />

die Zustimmung zum Grundrenten-<br />

Kompromiss zu erleichtern, haben die<br />

Koalitionäre auch einige Reformen<br />

beschlossen, die die deutsche Wirtschaft<br />

stimulieren sollen. Einlange gehegter<br />

Wunsch wird nun Realität:<br />

mehr Geld für junge und innovative<br />

Firmen aus Deutschland. Anders als<br />

zum Beispiel in den USA haben Startups<br />

hierzulande bislang ab einer gewissen<br />

Größe Probleme, genügend<br />

Wagniskapital für ihrWachstum zu organisieren.<br />

Das soll sich nun ändern.<br />

Die große Koalition will einen Beteiligungsfonds<br />

für Zukunftstechnologien<br />

auflegen: Bis zuzehn Milliarden Euro<br />

sollen über die KfW-Bank für Firmen<br />

in den Bereichen Digitalisierung und<br />

Klimatechnologien zu Verfügung gestellt<br />

werden. (ani.)<br />

Finanztransaktionssteuer<br />

Wasbedeutet sie<br />

für die Anleger?<br />

Die Einführung einer Finanztransaktionssteuer<br />

ist bereits im Koalitionsvertrag<br />

fixiert. Finanzminister<br />

Olaf Scholz (SPD) hat dafür im<br />

Juni eine Grundsatzeinigung mit<br />

neun anderen EU-Staaten erreicht.<br />

Über die Steuer wirdseit einem Jahrzehnt<br />

gestritten –eigentlich sollte sie<br />

vor allem Spekulanten bremsen, die<br />

exzessiv mit Wertpapieren handeln.<br />

Doch dieser Effekt wird sich nicht<br />

einstellen: Denn nach den bisherigen<br />

Planungen sollen just Finanzinstrumente,<br />

die bei Zockern beliebt<br />

sind, wie Optionen und Derivate aller<br />

Art, verschont werden. Vorgesehen<br />

ist, auf Transaktionen mit Aktien<br />

0,2 Prozent des Werts zukassieren.<br />

Experten haben vielfach kritisiert,<br />

dass auch Fondssparer betroffen wären,<br />

die Geld für die Altersvorsorge<br />

anlegen. Ein anderes Problem: Die<br />

Umgehung ist einfach. Denn unter<br />

anderem Luxemburg macht bei der<br />

Steuer nicht mit. Finanzprofis werden<br />

ihre Geschäfte mutmaßlich<br />

dorthin verlagern. (ftw.)<br />

Betriebsrenten<br />

Wastun gegen<br />

doppelte Beiträge?<br />

Seit 2004 muss auf Betriebsrenten<br />

nicht nur der halbe, sondern der<br />

volle Beitragssatz für die gesetzliche<br />

Krankenversicherung gezahlt werden.<br />

Künftig gilt generell ein Freibetrag<br />

von aktuell 155,75 Euro im Monat.<br />

Die Betriebsrente bleibt also<br />

stets in dieser Höhe beitragsfrei. Das<br />

bedeutet für alle Betriebsrentner ein<br />

Plus von knapp 30 Euro monatlich.<br />

Damit müssen laut Koalition etwa 60<br />

Prozent der Betriebsrentner de facto<br />

nur noch den halben Beitragssatz<br />

zahlen, die anderen 40 Prozent werden<br />

zumindest teilweise entlastet.<br />

Der Freibetrag wird entsprechend<br />

der Lohnentwicklung dynamisiert.<br />

Die Mindereinnahmen von jährlich<br />

1,2 Milliarden Euro werden komplett<br />

aus Beiträgen und Rücklagen der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung finanziert.<br />

(tms.)<br />

Bei der CDU herrscht nach<br />

der Grundrenteneinigung<br />

dicke Luft: „Das wirdjaimmer<br />

verrückter in Berlin“,<br />

schimpft der Vorsitzende des<br />

Unions-Wirtschaftsflügels im Bundestag,<br />

Christian von Stetten, am<br />

Montagvormittag. „Die Parteivorsitzenden<br />

haben im Koalitionsausschuss<br />

beschlossen, die getroffenen<br />

Vereinbarungen im Koalitionsvertrag<br />

zu brechen, um die Koalition<br />

über den SPD-Parteitag hinaus zu<br />

retten.“<br />

In der Sitzung des CDU-Vorstands<br />

geht der Ärger weiter:Dreider<br />

26 Mitglieder stimmen dort gegen<br />

den Kompromiss mit der SPD –Olav<br />

Gutting, ein Finanzpolitiker aus Baden-Württemberg,<br />

der Vorsitzende<br />

der Jungen Union, Tilman Kuban,<br />

und der Chef der Mittelstandsvereinigung,<br />

Carsten Linnemann.<br />

Es gebe Gutes an dem Kompromiss,<br />

wie zum Beispiel den Zukunftsfonds,<br />

sagt Kuban. „Aber was<br />

falsch ist, wirdnicht dadurch richtig,<br />

dass man andere Dinge hinzufügt.“<br />

Die Grundrente bleibe ein Fehler.<br />

„Generationenungerechtigkeit“,<br />

dieses Wort findet Kuban dafür, der<br />

immer wieder gegen das Vorhaben<br />

gewetterthat.<br />

Es gibt noch einen anderen Link<br />

zwischen den drei von der Protestbank:<br />

Siegelten als Unterstützer von<br />

Friedrich Merz,als Befürworter einer<br />

Kanzlerkandidatur des Ex-Unions-<br />

Fraktionschefs.<br />

Milde Wortevon Merz<br />

Derhatte noch am Sonntag per Twitter<br />

erklärt, der Kompromiss könne<br />

„ein Weg“ zu einer Grundrente sein.<br />

Kein „grottenschlecht“ dieses Mal<br />

also vonseiner Seite,nachdem seine<br />

Abrechnung mit der Groko-Arbeit<br />

vor zwei Wochen in der Union einigen<br />

Verdruss hervorgerufen hatte.<br />

Eine Einschränkung machte Merz<br />

allerdings auch noch: Er müsse sich<br />

erst noch die Details der Regelung<br />

ansehen.<br />

CDU-Chefin Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer zeigt sich unverdrossen.<br />

Ausdrücklich lobt sie die Kompromisssuche<br />

mit den Koalitionspartnern.<br />

Sie sei außerdem mit den<br />

Gremiensitzungen „sehr zufrieden“.<br />

„In der überwiegenden Breite der<br />

Partei trägt die CDU das mit.“ Und<br />

auch aus dem Wirtschaftsflügel und<br />

von der Jungen Union seien einige<br />

für den Kompromiss. ImParteivorstand<br />

habe es „ein Votum der Vorsitzenden“<br />

der beiden Gruppen gegeben.<br />

„Ob es alle Mitglieder umfasst,<br />

lasse ich dahingestellt.“<br />

Für die Fraktionssitzung an diesem<br />

Dienstag wird dennoch eine<br />

25 %<br />

20 %<br />

15 % 16,0<br />

14,6<br />

10 %<br />

5%<br />

Nach der Einigung auf die<br />

Grundrente gibt es heftige Kritik in<br />

der CDU. In der SPD überwiegt<br />

Zufriedenheit. Fest steht: Die<br />

Koalition hat sich zusammengerauft.<br />

Grundsicherungsquote<br />

Anspruch in Prozent<br />

10,1<br />

9,8<br />

9,0<br />

6,5<br />

6,4<br />

2015–<br />

2019<br />

VonDaniela Vates und Andreas Niesmann<br />

Grundsicherungsschwelle für einen Ein-Personen Haushalt (2015-2019): 777 Euro/Monat<br />

unter 80 Jahre<br />

über 80 Jahre<br />

Migrationshintergrund 1. Generation<br />

Ohne Berufsabschluss<br />

2020–<br />

2024<br />

heftige Debatte erwartet –ein Kräftemessen<br />

auch für Unions-Fraktionschef<br />

Ralph Brinkhaus,der den Kompromiss<br />

unterstützt.<br />

Einen zentralen Nachbesserungsbedarf<br />

für die künftige Arbeit<br />

der Koalition meldete Kramp-Karrenbauer<br />

dennoch an. Die Kommunikation<br />

müsse deutlich besser werden,<br />

sonst entstehe immer der Eindruck,<br />

man habe „nur ein paar Krümel<br />

in der Hand“, selbst wenn es sich<br />

um ein „gutes Stück des Kuchens“<br />

handele.<br />

Beim Koalitionspartner SPD<br />

überwiegt am Tagnach dem Durchbruch<br />

die Erleichterung. Ohne Einigung<br />

bei der Grundrente wäre eine<br />

Fortsetzung der großen Koalition der<br />

SPD-Basis kaum vermittelbar gewesen.<br />

Selbst der Vizekanzler und<br />

GroKo-Befürworter Olaf Scholz<br />

hatte das vor dem Gipfel durchbli-<br />

Ostdeutsche<br />

Westdeutsche<br />

Gesamt<br />

2025–<br />

2029<br />

2030–<br />

2034<br />

22,8<br />

21,3<br />

16,0<br />

12,0<br />

11,9<br />

11,6<br />

10,1<br />

2035–<br />

2039<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: BERTELSMANN STIFTUNG, AFP<br />

cken lassen, als er in einem Interview<br />

zu Protokoll gab,dass eine Regierung<br />

„kein Selbstzweck“ sei, sondern gewählt<br />

werde, um„das Land zu führen<br />

und die drängenden Probleme zu lösen“.<br />

Werwollte,hatte in diesen Zeilen<br />

eine versteckte Drohung lesen<br />

können.<br />

Mit dem nun gefundenen Kompromiss<br />

aber stehen die Tore für eine<br />

Fortsetzung der Regierungsarbeit<br />

weit offen. Selbst notorisch GroKokritische<br />

linke Sozialdemokraten tun<br />

sich schwer, Kritik an der Einigung<br />

zu formulieren. „Man muss sicher<br />

eingestehen, dass das ein Riesenfortschritt<br />

ist, die SPD hat sich in den<br />

wesentlichen Punkten durchgesetzt“,<br />

sagt Karl Lauterbach am<br />

Montag. Zwar hätte er sich einen<br />

vollständigen Verzicht auf jede Form<br />

der Bedarfsprüfung gewünscht,<br />

doch sei die nun gefundene Lösung<br />

„viel besser als die im Koalitionsvertrag<br />

vereinbarte“, räumt er ein.<br />

Um 11 Uhrtritt im <strong>Berliner</strong> Willy-<br />

Brandt-Haus das erweiterte Parteipräsidium<br />

der SPD zusammen. Auch<br />

dort beglückwünschen sich die Genossen.<br />

Eigentlich stehen mit der<br />

Halbzeitbilanz der großen Koalition<br />

und dem Fahrplan zum SPD-Parteitag<br />

komplizierte Themen auf der<br />

Agenda, doch angesichts der allgemeinen<br />

Zufriedenheit ist die Laune<br />

der Genossen prächtig.<br />

Die Übergangsvorsitzende Malu<br />

Dreyer wirkt nach der Sitzung wie<br />

befreit. „Einmütig“ habe sich das<br />

Präsidium der SPD hinter den Kompromiss<br />

gestellt, betont Dreyer im<br />

Atrium der Parteizentrale. „Ich will<br />

noch einmal sehr klar sagen, dass die<br />

Halbzeitbilanz der Koalition mit der<br />

Grundrente richtig gut abgerundet<br />

worden ist“, fügt Dreyer hinzu. Sie<br />

benutzt fast wortgleich die Formulierung,<br />

die Bayerns Ministerpräsident<br />

und CSU-Chef Markus Söder<br />

am Vortag verwendet hatte. Zwar<br />

spart sich Dreyer den Nachsatz Söders,dass<br />

es nun keinen Grundmehr<br />

gebe, über den Fortbestand der Regierung<br />

zu diskutieren. Doch auch<br />

so ist klar,woaus Sichtder SPD-Chefin<br />

die Reise hingehen soll.<br />

EinAnreiz für den Verbleib<br />

Aussprechen kann Dreyer das an<br />

diesem Tag allerdings nicht, denn<br />

noch ist nicht klar,wer die SPD künftig<br />

führen wird. Neben dem GroKo-<br />

Befürworter Scholz und seiner Partnerin<br />

Klara Geywitz stehen auch die<br />

GroKo-Skeptiker Saskia Esken und<br />

NorbertWalter-Borjans in der Stichwahl<br />

um den Parteivorsitz. Am 19.<br />

November beginnt die Urwahl, am<br />

30. November wirddas Ergebnis verkündet.<br />

Bei der Formulierung des<br />

Leitantrags für den am 6. Dezember<br />

beginnenden SPD-Parteitag wird<br />

das neue Führungsduo ein gehöriges<br />

Wort mitzureden haben. Das gilt<br />

vor allem für die Frage, obder Vorstand<br />

die Fortsetzung oder die Aufkündigung<br />

der GroKo empfiehlt.<br />

Sollte das Duo Scholz und Geywitz<br />

die Wahl gewinnen, ist die<br />

GroKo gerettet. Bei einem Sieg von<br />

Esken und Walter-Borjans wäre das<br />

Ergebnis nicht so sicher. Allerdings<br />

hätte auch dieses Duonun einen Anreiz<br />

mehr, inder Koalition zu bleiben.<br />

Denn zum Parteitag werden die<br />

Grundrentenpläne noch nicht umgesetzt<br />

sein. Bricht die Koalition auseinander,ist<br />

dieGrundrente tot. Das<br />

aber will in der SPD niemand. Und<br />

deshalb ist es wahrscheinlich, dass<br />

die Kompromisse vom Sonntagnachmittag<br />

ihren Wegindas Gesetzblatt<br />

finden werden.<br />

Arbeitslosenversicherung<br />

Wieviel bleibt von<br />

der Senkung?<br />

Vor allem Bundeswirtschaftsminister<br />

Peter Altmaier (CDU) hat<br />

seit langem die Senkung des Beitrags<br />

zur Arbeitslosenversicherung gefordert.<br />

Altmaier bekommt nun seinen<br />

Willen –zumindest ein bisschen.Von<br />

derzeit 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens<br />

wird der Beitragssatz befristet<br />

bis Ende 2022 auf 2,4 Prozent<br />

gesenkt. Es ist eine Entlastung um<br />

0,1 Prozentpunkte, Wirtschaft und<br />

die Minister hatten 0,3 Prozentpunkte<br />

gefordert. Auch die Mini-<br />

Senkung hat einen Effekt. Sollte der<br />

Beitrag schon zum 1. Januar sinken,<br />

rechnet die Arbeitsagentur mit Mindereinnahmen<br />

von 1,2 Milliarden<br />

Euro im kommenden Jahr. Das Geld<br />

teilen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber.<br />

Ein Durchschnittsverdiener<br />

mit 35 000 Jahreseinkommen hätte<br />

aufs Jahr gerechnet 175 Euro mehr<br />

im Portemonnaie. (ani.)<br />

Zeitplan<br />

Wiegeht es<br />

weiter?<br />

Die Grundrente soll laut dem Beschluss<br />

der Koalitionsspitzen<br />

zum 1. Januar 2021 eingeführt werden<br />

–für Bestands- wie für Neurentner.<br />

Doch zuvor muss die Einigung<br />

noch in Gesetzesform gegossen und<br />

vom Bundestag beschlossen werden.<br />

Grundvoraussetzung dafür ist,<br />

dass die Unions-Fraktion den Kompromiss<br />

akzeptiert, bei dem die SPD<br />

erheblich mehr herausgeholt hat, als<br />

im Koalitionsvertrag vereinbart. Vor<br />

allem aber muss die große Koalition<br />

halten. Denn sollte die SPD auf ihrem<br />

Parteitag im Dezember oder<br />

auch kurz darauf beschließen, das<br />

Bündnis aufzukündigen, ist die<br />

Union nicht an die Umsetzung des<br />

Kompromisses gebunden. Dann<br />

gäbe es vermutlich Neuwahlen und<br />

neue Mehrheiten. Kommt die<br />

Grundrente tatsächlich, soll sie bis<br />

Ende 2025 durch die Bundesregierung<br />

daraufhin geprüft werden, ob<br />

die anvisierten Ziele mit ihr erreicht<br />

werden. (pet.)


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Zahl der Rechtsextremisten<br />

in Thüringen gestiegen<br />

DieZahl der Rechtsextremisten in<br />

Thüringen ist gestiegen. DieSicherheitsbehörden<br />

rechneten der rechtsextremistischen<br />

Szene im vergangenen<br />

Jahr rund 900 Menschen zu –<br />

nach 835 im Jahr davor,wie aus dem<br />

am Montag veröffentlichten Verfassungsschutzbericht<br />

hervorgeht.<br />

Rund 250 Menschen davon gehörendemnach<br />

zu den gewaltbereiten<br />

Rechtsextremisten. DieZahl rechtsextremistischer<br />

Straftaten sank im<br />

selben Zeitraum hingegen. Insgesamt<br />

wurden 2018 in Thüringen<br />

1228 rechte Delikte registriert, das<br />

waren etwa 120 weniger als im Vorjahr.Auch<br />

die Gewaltdelikte gingen<br />

demnach auf 67 zurück. Allerdings<br />

gab es beispielsweise 2012 nur 22<br />

rechtsextreme Gewaltdelikte. (AFP)<br />

Gründer der Weißhelme in<br />

Istanbul tot aufgefunden<br />

Deraus Großbritannien stammende<br />

Gründer der syrischen RettungsorganisationWeißhelme,James<br />

Le Mesurier,ist<br />

in Istanbul tot aufgefunden<br />

worden. DerenLeiter Raid al-Salih<br />

bestätigte den Todvon James Le Mesurier<br />

der Deutschen Presse-Agentur.Nach<br />

einem türkischen <strong>Zeitung</strong>sbericht<br />

wurde Le Mesurier vor<br />

seinem Wohnhaus mit gebrochenen<br />

Beinen und Brüchen am Schädel<br />

aufgefunden, berichtet die Agentur<br />

AFP). DieUmstände seines Todes<br />

waren zunächst unklar.LeMesurier<br />

habe zuletzt Medikamente gegen<br />

Depressionen und Schlafmittel genommen,<br />

da er unter Stress gestanden<br />

habe,erklärte die Polizei unter<br />

Berufung auf dessen Frau. (dpa)<br />

Morales soll Asyl<br />

in Mexikoerhalten<br />

Mexikobietet Boliviens Ex-Präsident Evo<br />

Morales Asyl.<br />

IMAGO IMAGES/AGENCIA EFE<br />

Einen Tagnach seinem Rücktritt als<br />

Präsident Boliviens hat EvoMorales<br />

nach Angaben der mexikanischen<br />

Regierung um Asyl in Mexiko gebeten.<br />

Morales habe ihn angerufen und<br />

am Telefon einen formellen Antrag<br />

gestellt, teilte Mexikos Außenminister<br />

Marcelo Ebrard am Montag mit.<br />

Mexiko werdeihm aus humanitären<br />

Gründen Asyl gewähren. DasLeben<br />

vonMorales sei in Bolivien in Gefahr,<br />

sagte Ebrard weiter.Morales war am<br />

Sonntag nur drei Wochen nach seiner<br />

umstrittenen Wiederwahl zurückgetreten.<br />

(dpa)<br />

Polizist schießt in Hongkong<br />

auf Demonstranten<br />

BeiDemonstrationen in Hongkong<br />

wurde ein 21 Jahrealter Demonstrant<br />

voneinem Polizisten angeschossen<br />

und in den Oberkörper getroffen.<br />

Nach Angaben vonHongkongs Regierungschefin<br />

Carrie Lam kamen<br />

am Montag mehr als 60Verletzte zur<br />

Behandlung im Krankenhaus.Darunter<br />

war auch ein Regierungsanhänger,der<br />

mit einer brennbaren<br />

Flüssigkeit übergossen und angezündet<br />

worden war.Die Polizei bestätigte<br />

denVorfall mit dem 21-Jährigen.Verantwortlich<br />

dafür seien die illegalen<br />

Taten der„Randalierer“ gewesen. Die<br />

Polizei suspendierte am Montag einen<br />

Beamten, der mit seinem Motorradineine<br />

Gruppe vonDemonstranten<br />

gefahren war. (dpa)<br />

„Das ist Symbolpolitik, reine Schau“<br />

Der Historiker Wolffsohn hältöffentliche Gelöbnisse für richtig. Die Problemeder Bundeswehr lösen sie nicht<br />

Der Historiker und Publizist<br />

Michael Wolffsohn<br />

glaubt nicht, dass die<br />

Personalprobleme der<br />

Bundeswehr mit mehr öffentlichen<br />

Gelöbnissen behoben werden. Man<br />

werde wieder über die Wehrpflicht<br />

reden müssen, sagt er im Gespräch.<br />

Herr Wolffsohn, an diesem Dienstag<br />

werden rund 400 Rekruten vor dem<br />

Reichstag öffentlich ihr Gelöbnis ablegen.<br />

Bei ähnlichen Gelegenheiten<br />

hatte es in den vergangenen Jahren<br />

immer wieder Proteste gegeben. Wo<br />

ist das Problem, wenn Soldaten einer<br />

Parlamentsarmee am Platz vor dem<br />

Parlamentssitz öffentlich vereidigt<br />

werden?<br />

Ichsehe keins.<br />

Kritiker monieren, hier werde Militarismus<br />

öffentlich zur Schau gestellt…<br />

Militarismus des bundesdeutschen<br />

Staates? Das ist Fake. Mit der<br />

Wirklichkeit hat das nichts zu tun.<br />

Wir haben eine Grundstimmung in<br />

Deutschland, die man postheroisch<br />

oder pazifistisch nennt. Unabhängig<br />

vom Begriff: Die Distanz zu allem<br />

Militärischen ist in Deutschland<br />

noch viel stärker ausgeprägt als in<br />

anderen west-, geschweige denn osteuropäischen<br />

Staaten. Das ist aus<br />

historisch-psychologischen Gründen<br />

auch verständlich und gut. Aber<br />

die Geschichte ist inzwischen weitergegangen.<br />

DieBundesrepublik ist<br />

nicht das NS-deutsche Reich.<br />

Gegner kritisieren aber,dass mit dem<br />

öffentlichen Gelöbnis die Tradition<br />

des Führereids aus der NS-Zeit fortgeführt<br />

wird. Lassen Sie das denn gelten?<br />

DerVergleich mit dem Führereid<br />

ist unsäglich. Werzuallem und jedem<br />

den NS-Vergleich zieht, verharmlost<br />

den Nationalsozialismus.<br />

Gleich, ob aus Dummheit oder Böswilligkeit.<br />

In anderen Ländern sind Soldaten an<br />

öffentlichen Plätzen und sogar Militärparaden<br />

völlig normal. In<br />

Deutschland dagegen sorgt schon ein<br />

Gelöbnis für Diskussionen. Ist das<br />

Ausdruck eines Antimilitarismus?<br />

Ja, und das ist absurd. Denn hier<br />

werden ja –anders als bei Militärparaden<br />

–keine Waffen gezeigt, es wird<br />

nicht mit Waffen geprotzt und kein<br />

Stechschritt vorgeführt. Im Gegenteil:<br />

Die Soldaten geloben ihre Verbundenheit<br />

mit der Demokratie der<br />

Bundesrepublik Deutschland, um<br />

den friedlichen Alltag der Bürger zu<br />

sichern. Gelöbnisse nur hinter Kasernenmauernabzuhalten,<br />

halte ich<br />

für falsch. Diese Soldaten schützen<br />

uns. Und dann erlauben wir ihnen<br />

kein öffentliches Gelöbnis? Absurd.<br />

Dass es nun erstmals seit neun Jahren<br />

ein öffentliches Gelöbnis vor dem<br />

Reichstag gibt, geht auf Verteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-<br />

Bundeswehr-Gelöbnis vor dem Reichstag.<br />

Karrenbauer zurück, die für eine<br />

sichtbare Bundeswehr im öffentlichen<br />

Raum eintritt, etwa auch durch<br />

kostenfreie Bahn-Tickets für Soldaten.<br />

Istdas ein Paradigmenwechsel?<br />

ZUR PERSON<br />

IMAGO IMAGES; IMAGO IMAGES/UWE STEINERT<br />

Michael Wolffsohn, Jahregang 1947, kam in TelAviv zur Welt. Seine Famile war 1939 nach<br />

Palästina geflüchtet. Mit seinen Elternkehrte er 1954 nach West-Berlin zurück. Er studierte<br />

Geschichte, Politikwissenschaft und Volkswirtschaft in Berlin, TelAviv und in NewYork.<br />

In München lehrte er in den Jahren 1981 bis 2012 an der Universität der Bundeswehr Neuere<br />

Geschichte.<br />

Folgende Bücher vonihm sind zuletzt erschienen: „Friedenskanzler?Willy Brandt zwischen<br />

Krieg und Terror“ und „Deutschjüdische Glückskinder“<br />

Nein, auch zahlende Soldaten<br />

fuhren Bahn. Der Kostenerlass ist<br />

dennoch eine gute Geste. Öffentliche<br />

Gelöbnisse sind keine Erfindung<br />

von Frau Kramp-Karrenbauer. Dass<br />

sie dieses Thema nun aufgreift,<br />

hängt mit ihrer angeschlagenen persönlichen<br />

Stellung zusammen. Auch<br />

der CDU-Schwäche, für die vor allem<br />

sie und Frau Merkel verantwortlich<br />

sind. Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

will zeigen: Ich kann auch<br />

konservativ.Damit zielt sie auf Wähler,<br />

die sie und Frau Merkel bislang<br />

verprellten. DemZick folgt Zack.<br />

Inwiefern?<br />

Frau Kramp-Karrenbauer<br />

möchte sich offenbar profilieren. Sie<br />

bringt zwei Ebenen durcheinander,<br />

die nicht zusammengehören. Nämlich<br />

ihre persönlichen Ambitionen<br />

auf der einen und die Notwendigkeit<br />

auf der anderen Seite, der Bevölkerung<br />

zu verdeutlichen, dass die Bundeswehr<br />

ein selbstverständlicher<br />

und notwendiger Teil der bundesdeutschen<br />

Politik ist. Ihre sicherheitspolitische<br />

ist aber so chaotisch,<br />

widersprüchlich und undurchdacht,<br />

dass sie das Verständnis für die Bundeswehr<br />

damit nicht erhöht.<br />

In Hessen wurde ein ebenfalls für<br />

Dienstag geplantes öffentliches Gelöbnis<br />

kurz vorher abgesagt. Es gab zu wenig<br />

Rekruten, die hätten vereidigt werden<br />

können. Wassagt das über den<br />

Zustand der Bundeswehr aus?<br />

DiePersonalprobleme sind schon<br />

lange offensichtlich, wenngleich<br />

amtlich ebenso lange bestritten.<br />

Ohne Personal können wir den Laden<br />

dicht machen. Dashat auch mit<br />

der Abschaffung der Wehrpflicht zu<br />

tun. Denn damit hat man erstens die<br />

Distanz der Bundesbürger zur Bundeswehr<br />

vergrößert. Zweitens hat<br />

man den Bürgern signalisiert, dass<br />

man die Bundeswehr ja eigentlich<br />

nicht brauche. Und drittens haben<br />

die Bundesbürger verstanden: „Ok,<br />

dann sollen die anderen hingehen,<br />

ich muss nicht und will sowieso<br />

nicht.“ Diese Einstellung hat sich<br />

verfestigt. Mit homöopathischen<br />

Mitteln wie einem öffentlichen Gelöbnis<br />

oder kostenfreien Bahnfahrten<br />

kann man das Bundeswehr-Rad<br />

nicht zurückdrehen.<br />

Warum nicht?<br />

Das sind schöne Gesten, sie ändernaber<br />

nichts Grundlegendes.Das<br />

ist Symbolpolitik, reine Schau. Erst<br />

wenn öffentliche Gelöbnisse zur Routine<br />

werden, nimmt die Häufigkeit<br />

der Proteste ab. Denn das, woran<br />

man sich gewöhnt hat, ruft in der Regel<br />

keinen Protest hervor. Aber je größer<br />

der Personalmangel der Bundeswehr<br />

und die politische Notwendigkeit<br />

militärischer Friedenseinsätze,<br />

desto wahrscheinlicher wirdohnehin<br />

eine Debatte um die Wiedereinführung<br />

der Wehrpflicht. Um die Diskussion<br />

werden wir nicht herumkommen,<br />

egal wie viele Pro- oder Contra-<br />

Demonstrationen es gibt.<br />

DasGespräch führte<br />

Alexander Holecek.<br />

Polizei schränkt Grundrecht am Bundestag ein<br />

Keine allgemeine Handlungsfreiheit: Störaktionen gegen das Bundeswehr-Gelöbnis sollen so unterbunden werden<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Sie werden geloben, „der Bundesrepublik<br />

Deutschland treu zu<br />

dienen und das Recht und die Freiheit<br />

des deutschen Volkes tapfer zu<br />

verteidigen“. Gegen dieses Gelöbnis<br />

von 400 Rekrutinnen und Rekruten<br />

der Bundeswehr am Dienstag gibt es<br />

nun lautstarken Protest. Die Polizei<br />

hat bereits reagiertund das „Grundrecht<br />

auf allgemeine Handlungsfreiheit“<br />

in dem Areal rund um den Bundestag<br />

am Dienstag per Allgemeinverfügung<br />

„eingeschränkt“, heißt es<br />

in einem Schreiben der Behörde.<br />

Eine linksgerichtete Gruppierung<br />

mit dem Namen „Rheinmetall Entwaffnen<br />

Berlin“ will mit einer Demonstration<br />

„unseren Protest gegen<br />

das militaristische Spektakel und die<br />

deutsche Kriegspolitik deutlich machen“,<br />

so die Veranstalter.„Militarismus<br />

und Krieg“ werdeinder Werbestrategie<br />

der Bundeswehr „oft als<br />

Computerspiel und Abenteuer propagiertund<br />

verharmlost“.<br />

Demonstration ab 9Uhr<br />

Konkret, heißt es in einer Mitteilung<br />

der Veranstalter weiter, gehe es<br />

darum zu verhindern, dass„die Bundeswehr<br />

ein selbstverständlicher Teil<br />

des Alltags“ werde. Gerade durch<br />

Veranstaltungen wie Gelöbnisse<br />

solle zudem „eine Normalität von<br />

Militär auf den Straßen geschaffen<br />

werden“.<br />

Die Demonstration am Dienstag<br />

startet um neun Uhr amPotsdamer<br />

Platz und wirdauch an der türkischen<br />

Botschaft vorbeigehen. Grund sind<br />

die Kämpfe zwischen Türken und<br />

Kurden, bei denen vonder türkischen<br />

Armee nach Angaben der Demo-Veranstalter<br />

auch aus Deutschland gelieferte<br />

Waffen wie der Leopard-2-Panzereingesetzt<br />

werden.<br />

Insgesamt hätten Waffenlieferungen<br />

von Deutschland an die Türkei<br />

im Jahr 2018 „mit 242,8 Millionen<br />

Euro fast ein Drittel aller deutschen<br />

Waffenexporte“ ausgemacht. Um<br />

mögliche Attacken auf die Botschaft<br />

zu verhindern, wird die Polizei die<br />

Demonstration am Dienstag mit einem<br />

massiven Aufgebot an Einsatzkräften<br />

begleiten.<br />

Beim Gelöbnis selber ist nach einer<br />

schriftlichen Einschätzung der<br />

Polizei zudem „mit an Sicherheit<br />

grenzender Wahrscheinlichkeit mit<br />

Störungen zu rechnen“.<br />

Aufgrund der in den letzten Jahren<br />

beobachteten „Angriffsintensität“<br />

der Bundeswehrgegner sei die<br />

Einschränkung der Grundrechte<br />

rund um den Veranstaltungsort am<br />

Platz der Republik per Allgemeinverfügung<br />

nötig. So würden „Störaktionen<br />

auch außerhalb von Versammlungen<br />

durch Einzelpersonen<br />

verübt“.<br />

Eine „weniger beeinträchtigende<br />

Maßnahme“ als die das Grundrecht<br />

einschränkende Allgemeinverfügung<br />

komme daher „nicht in Betracht“.<br />

Nursokönne „jedwedes Störerpotenzial<br />

rechtzeitig abgefangen“<br />

werden.<br />

Türkei will<br />

Dschihadisten<br />

abschieben<br />

Auch deutsche IS-Kämpfer<br />

sollen zurückkehren<br />

Die Türkei schiebt in dieser Woche<br />

mindestens sieben mutmaßliche<br />

Anhänger der Terrormiliz<br />

Islamischer Staat (IS) mit zwei Kindernnach<br />

Deutschland ab.Esist das<br />

erste Mal, dass militante Islamisten<br />

auf diesem Weg nach Deutschland<br />

zurückkehren. Bisher hatte die Bundesregierung<br />

nur bei der Rückholung<br />

einiger weniger IS-Kinder assistiert.<br />

Dutzende Anhänger der Terrormiliz<br />

kamen in den vergangenen<br />

Jahren auf eigene Faust zurück –<br />

viele von ihnen landeten später vor<br />

Gericht.<br />

Das Auswärtige Amt teilte am<br />

Montag mit, dass am Donnerstag<br />

sieben deutsche Staatsangehörige<br />

aus der Türkei ankommen sollen,<br />

am Freitag dann noch einmal zwei<br />

weitere Deutsche. Insgesamt kämen<br />

in dieser Woche fünf Frauen, drei<br />

Männer und zwei Kinder an.<br />

Bei einem Mann, der bereits am<br />

Montag aus der Türkei nach<br />

Deutschland abgeschoben werden<br />

sollte,gibt es nach Angaben der Bundesregierung<br />

keine Beziehung zu der<br />

Terrormiliz.<br />

Bei zwei der Frauen gebe es Anhaltspunkte,<br />

dass sie sich in Syrien<br />

aufgehalten hätten, sagte ein Sprecher<br />

des Auswärtigen Amtes.Bei den<br />

anderen Deutschen könne dies<br />

ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.<br />

Noch sei aber nicht klar, obes<br />

einen Bezug zum IS gebe.<br />

Wie die Deutsche Presse-Agentur<br />

erfuhr, sollen mindestens zwei<br />

der Frauen aus dem Lager Ain Issa<br />

in Syrien ausgebrochen sein. Vier<br />

der insgesamt fünf Frauen sollen in<br />

Der türkische Präsident Erdogan schickte<br />

seine Armee nach Nordsyrien. GETTY<br />

der vergangenen Woche in der Türkei<br />

festgenommen worden sein.<br />

Eine von ihnen ist dem Vernehmen<br />

nach eine Konvertitin aus Hamburg.<br />

Der Mann, mit dem sie einst<br />

ins IS-Gebiet ausgereist war, soll<br />

schon vor Jahren getötet worden<br />

sein.<br />

Einmarsch in Nordsyrien<br />

Zwei der Deutschen seien in Syrien<br />

gefasst worden, sagte der Sprecher<br />

des türkischen Innenministeriums,<br />

Ismail Catakli, nach Angaben der<br />

staatlichen Nachrichtenagentur<br />

Anadolu. Wo die anderen aufgegriffen<br />

wurden, sagte er nicht.<br />

Neben den Deutschen sind demnach<br />

15 weitere ausländische IS-<br />

Mitglieder betroffen. Ein Amerikaner<br />

und ein Däne wurden nach Angaben<br />

Cataklis bereits abgeschoben.<br />

Die Rückführung von elf französischen<br />

IS-Kämpfernund zwei Iren sei<br />

geplant. Sie seien ebenfalls in Syrien<br />

gefasst worden.<br />

Die Türkei war am 9. Oktober in<br />

Nordsyrien einmarschiert und hatte<br />

eine Offensive gegen die Kurdenmiliz<br />

YPG begonnen, die sie als Terrororganisation<br />

betrachtet. Während<br />

der Militäroffensivewurden nach offiziellen<br />

Angaben 287 IS-Anhänger<br />

festgenommen, darunter Frauen<br />

und Kinder.<br />

Nach Angaben des türkischen<br />

Präsidenten Recep Tayyip Erdogan<br />

sitzen derzeit mehr als 1000 Anhänger<br />

des IS in türkischen Gefängnissen,<br />

darunter 737 ausländische<br />

Staatsbürger. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Wagenknechts Erben<br />

Die Bundestagsfraktion der Linken wählt an diesem Dienstag ihre Vorsitzenden neu. Es geht um Freundschaften, Animositäten –und um das „Hufeisen“-Bündnis<br />

VonMarkus Decker<br />

Am Montag um 13.15 Uhr<br />

hat die Pressestelle der<br />

Linksfraktion eine E-Mail<br />

verschickt. Darin informiertsie<br />

über den Beginn der Fraktionssitzung<br />

an diesem Dienstag und<br />

über die Wahl eines neuen Fraktionsvorstandes.Weiter<br />

heißt es in der<br />

E-Mail: „Im Anschluss daran, voraussichtlich<br />

gegen 16 Uhr, äußern<br />

sich die neu gewählten Vorsitzenden<br />

in einem Pressestatement.“ Werdas<br />

sein wird, bleibt offen.<br />

Während Fraktionschef Dietmar<br />

Bartsch abermals antritt, hatte die<br />

Co-Vorsitzende Sahra Wagenknecht<br />

im März überraschend ihren Verzicht<br />

auf eine dritte Kandidatur erklärt.<br />

Zwar hätte Bartsch gern allein<br />

weitergemacht und die Wahl zumindest<br />

ein weiteres Mal bis auf den Januar<br />

verschoben. Mit beiden Vorhaben<br />

konnte sich der 61-Jährige aber<br />

nicht durchsetzen, so dass es jetzt<br />

darum geht, eine Nachfolgerin Wagenknechts<br />

zu küren.<br />

Dabei muss man wissen, dass die<br />

Fraktion aus drei Flügen besteht:<br />

dem Forum Demokratischer Sozialismus<br />

(FDS) um Bartsch, dem Flügel<br />

um Wagenknecht, der zuweilen<br />

als linker Flügel bezeichnet wird, sowie<br />

einer Gruppe namens „Mittelerde“,<br />

die zwischen beiden Flügeln<br />

zu Hause ist. Das Duo Bartsch/Wagenknecht<br />

wurde von einem sogenannten<br />

„Hufeisen“-Bündnis aus<br />

Sahra Wagenknecht kandidiertnicht erneut für den Fraktionsvorsitz, will aber „weiter politisch etwas bewegen“.<br />

FDS und Wagenknecht-Flügel getragen.<br />

Unklar ist derzeit, ob dieses<br />

Bündnis noch existiert.<br />

DasProblem der CarenLay<br />

Zunächst hatte die stellvertretende<br />

Fraktionsvorsitzende Caren Lay ihre<br />

Kandidatur publik gemacht. Das<br />

kam nicht überraschend. Die 46-<br />

Jährige ist seit langem dabei. Siewar<br />

einst Bundesgeschäftsführerin der<br />

Partei und sitzt seit 2009 im Bundestag.<br />

Überdies stammt die Soziologin<br />

zwar aus Rheinland-Pfalz, ist aber<br />

mittlerweile seit Jahren in Bautzen in<br />

Sachsen beheimatet. Lay ließ übrigens<br />

verlauten, sie wolle die Fraktion<br />

im Fall ihrer Wahl „aus der Mitte herausführen“.<br />

Ein Problem der Expertin für<br />

Wohnungs- und Mietfragen besteht<br />

darin, dass sie mit Parteichefin Katja<br />

Kipping befreundet ist. Kipping wiederum<br />

hat sowohl im FDS als auch<br />

im Wagenknecht-Flügel Gegner. Lay<br />

hat darum zuletzt Wert auf Distanz<br />

zu Kipping gelegt. Kipping und ihr<br />

Co-Parteichef Bernd Riexinger haben<br />

keine Wahlempfehlung für Lay<br />

abgegeben. Siewissen wohl, dass ihr<br />

das schaden würde.<br />

Lays Gegenkandidatin ist überraschend<br />

die Abgeordnete Amira Mohamed<br />

Ali. Sie wurde in Hamburg<br />

geboren, lebt in Oldenburg, ist<br />

Rechtsanwältin, gehört dem Bundestag<br />

erst seit 2017 an und kümmert<br />

sich um Tierschutz- und Landwirtschaftsfragen.<br />

In einem Brief an<br />

die Fraktion schrieb Ali: „Unsere<br />

Fraktion kann viel mehr erreichen,<br />

wenn wir gemeinsam unser Poten-<br />

DPA<br />

zial ausschöpfen, wenn wir mehr<br />

und konsequenter miteinander arbeiten,<br />

statt uns gegenseitig zu hemmen.“<br />

Zudem verwies sie auf die<br />

Notwendigkeit des Kampfes gegen<br />

Rassismus und ihreErfahrungen damit.<br />

Alis Vater ist Ägypter.<br />

Auch Abgeordnete von anderen<br />

Flügeln sagen, Ali sei „eine Nette“.<br />

Allerdings sei sie in den letzten zwei<br />

Jahren nicht mit Inhalten aufgefallen<br />

und habe sich kaum eingemischt in<br />

Debatten. Ihre Kritiker sagen ferner,<br />

dass Ali von Diether Dehm protegiertwerde.Manche<br />

mutmaßen gar,<br />

sie solle bloß eine Art Platzhalter-<br />

Rolle einnehmen –bis die unter einem<br />

Burnout leidendeWagenknecht<br />

zurückkehre. Fest steht, dass Ali die<br />

Medien scheut. Zwei Bitten um Gespräche<br />

wich sie aus.<br />

Knapper Ausgang erwartet<br />

Zwar bevorzugt Bartsch, der öffentlich<br />

nicht Position bezieht, dem Vernehmen<br />

nach Ali. Mitstreiter sagen,<br />

er wolle Lay „auf keinen Fall“; das sei<br />

„vermutlich persönlich begründet“.<br />

Dieselben Mitstreiter sagen jedoch<br />

ebenfalls, dass das „Hufeisen“-<br />

Bündnis aus FDS undWagenknecht-<br />

Flügel Geschichte sei. Bartsch kann<br />

sich also nicht sicher sein, dass seine<br />

bisherigen Gefolgsleute ihm auch zu<br />

Ali folgen. Somit rechnen alle Beteiligten<br />

mit einem knappen Ergebnis.<br />

Wagenknecht sagte unterdessen,<br />

dass sie trotz des Verzichts auf eine<br />

abermalige Kandidatur nicht von<br />

der Bühne verschwinden wolle.„Ich<br />

möchte weiter politisch etwas bewegen“,<br />

sagte die 50-Jährige am Montag,<br />

„und deswegen werdeich natürlich<br />

auch nach wie vor meine Positionen<br />

öffentlich vertreten und dafür<br />

werben.“<br />

Markus Decker<br />

ist gespannt auf das Ergebnis<br />

der Personaldebatte.<br />

Österreich vor schwieriger<br />

Regierungsbildung<br />

Konservative ÖVP und Grüne verhandeln über Koalition<br />

ÖVP und Grüne wagen den<br />

nächsten Schritt auf dem Weg<br />

zu einem möglichen Regierungsbündnis<br />

in Österreich. Nachdem die<br />

Grünen am Sonntag ihre Bereitschaft<br />

deutlich gemacht hatten, hat<br />

sich nun auch ÖVP-Chef Sebastian<br />

Kurz für Koalitionsverhandlungen<br />

ausgesprochen. „Dieser Prozess wird<br />

nicht einfach werden, weil die Positionen<br />

von Grünen und Volkspartei<br />

sehr, sehr unterschiedlich sind“,<br />

sagte der 33-Jährige am Montag in<br />

Wien. Seine Partei werde die anstehenden<br />

Gespräche „ergebnisoffen,<br />

aber ehrlich, respektvoll und mit vollem<br />

Engagement“ führen.<br />

Grünen-ChefWerner Kogler hatte<br />

Verhandlungen am Sonntag alsWagnis<br />

bezeichnet, das man aber eingehen<br />

wolle. Eine Regierung von ÖVP<br />

und Grünen wäre inÖsterreich auf<br />

Bundesebene eine Premiere.<br />

„Dieser Prozess<br />

wird nicht einfach<br />

werden,weil die Positionen<br />

von Grünen<br />

undVolkspartei<br />

sehr, sehr unterschiedlich<br />

sind.“<br />

Sebastian Kurz, ÖVP-Chef<br />

Die beiden Parteien waren die<br />

Wahlsieger vom 29. September. Die<br />

ÖVP erhielt 37,5 Prozent der Stimmen<br />

–ein Plus von sechs Prozentpunkten<br />

im Vergleich zur Wahl 2017. Die Grünen<br />

konnten 13,9 Prozent (plus 10,1<br />

Prozentpunkte) der Wähler von sich<br />

überzeugen und zogen damit nach<br />

der herben Niederlage vor zwei Jahren<br />

wieder in den Nationalrat ein.<br />

Während auch die SPÖ (21,2 Prozent)<br />

für Regierungsverhandlungen bereit<br />

gewesen wäre, sieht sich der vorhe-<br />

rige Koalitionspartner der ÖVP, die<br />

rechte FPÖ (16,2 Prozent), in den<br />

kommenden Jahren eher in der Opposition.<br />

Koalitionsverhandlungen zwischen<br />

ÖVP und Grünen galten unter<br />

diesen Umständen bereits seit dem<br />

Wahlabend als wahrscheinlich, auch<br />

wenn sich beide Parteien zuletzt<br />

nicht in die Karten schauen ließen.<br />

Aus den Mitte Oktober gestarteten<br />

Sondierungen wurden nur wenige<br />

Details bekannt, Kurz und Kogler betonten<br />

immer nur die große Bedeutung<br />

des persönlichen Kennenlernens.<br />

Inhaltliche Themen wurden<br />

aber zumindest auf mögliche Hürden<br />

abgeklopft. Tatsächlich dürfte es<br />

trotz aller Sympathien für beide Parteien<br />

nicht leicht werden, sich auf<br />

ein Bündnis zu verständigen. Kurz<br />

hatte von2017 bis 2019 mit der rechten<br />

FPÖ regiertund in dieser Zeit einen<br />

harten Anti-Migrationskurs verfolgt.<br />

Zudem sollte im Rahmen einer<br />

SteuerreformdieWirtschaft entlastet<br />

werden. Beide Punkte wurden von<br />

den Grünen ebenso kritisiert wie<br />

eine Reform der Mindestsicherung,<br />

die vor allem für kinderreiche Familien<br />

Einschnitte zur Folge hatte.<br />

„Wir verhandeln sicher nicht auf<br />

Scheitern, aber wir verhandeln auch<br />

nicht so, dass es mit Sicherheit ein<br />

Ergebnis gibt“, sagte Grünen-Chef<br />

Kogler am Sonntag. „Das ist ein ergebnisoffener<br />

Anfang eines durchaus<br />

herausfordernden Prozesses“,<br />

sagte Kurz am Montag<br />

Dass in Österreich derzeit überhaupt<br />

eine neue Regierung gebildet<br />

werden muss, ist Folge des Ibiza-<br />

Skandals rund um Ex-FPÖ-Chef<br />

Heinz-Christian Strache. Spiegel<br />

und Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> hatten im<br />

MaieinVideo veröffentlicht, auf dem<br />

Strache imGespräch mit einer vermeintlichen<br />

russischen Oligarchen-<br />

Nichte korruptionsanfällig wirkte.<br />

Strache trat einen Tagnach der Veröffentlichung<br />

von allen Ämtern zurück,<br />

die gesamte Regierung zerbracht,<br />

Ex-Kanzler Kurz rief Neuwahlen<br />

aus. Derzeit regiert inÖsterreich<br />

ein Expertenkabinett. (dpa)<br />

Vonhier:klimaneutrale Wärme<br />

fürs Quartier.<br />

Das Märkische Viertel ist das größte<br />

zusammenhängende Wohngebiet in<br />

Deutschland, das komplett mit Warmwasser<br />

und Wärme aus regionaler<br />

Biomasse versorgt wird. Zusammen mit<br />

der GESOBAU beliefert Vattenfall hier<br />

rund 13.500 Wohnungen.<br />

Für ein fossilfreies Leben innerhalb einer<br />

Generation.<br />

Mehr auf vattenfall.de/fossilfrei


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />

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Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

12.8.19<br />

12.8.19<br />

MÄRKTE<br />

▼ 13198,37 (–0,23 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

12.8.19<br />

Stand der Daten:11.11.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

11.11.19<br />

▼ 62,19 (–0,67 %)<br />

11.11.19<br />

▲ 1,1041 (+0,06 %)<br />

Quelle<br />

11.11.19<br />

aus DAXund MDAX vom11.11.zum Vortag<br />

Wirecard 119,85 +3,27 WWWWWWWWWWW<br />

Cancom 52,15 +3,06 WWWWWWWWWW<br />

ProSiebenSat.1 13,71 +2,28 WWWWWWWW<br />

HugoBoss NA 40,37 +2,20 WWWWWWWW<br />

Lufthansa vNA 17,80 +2,15 WWWWWWWW<br />

Qiagen 29,12 +1,82 WWWWWWW<br />

Verlierer<br />

aus DAXund MDAX vom11.11.zum Vortag<br />

Siltronic NA 82,20 WWWWWWWWWW –3,07<br />

DeliveryHero 43,00 WWWWWWWWW –2,56<br />

K+S NA 12,94 WWWWWWW –2,01<br />

thyssenkrupp 13,34 WWWWWWW –1,98<br />

Infineon NA 18,51 WWWWWW –1,72<br />

Fresenius M. C. St. 67,16 WWWWW –1,38<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 11.11. ±% z. 08.11.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –0,08<br />

3709/2909 3696,82<br />

CAC 40(FR) +0,07<br />

5906/4556 5893,82<br />

S&P UK(UK) – 0,40<br />

1562/1323 1479,15<br />

RTS (RU) – 0,50<br />

1488/1033 1460,84<br />

IBEX (ES) –0,06<br />

9588/8286 9388,50<br />

Dow Jones (US) –0,04<br />

27775/21713 27670,24<br />

Bovespa (BR) +0,02<br />

109672/83892107648,30<br />

Nikkei (JP) – 0,26<br />

23591/18949 23331,84<br />

Hang Seng (HK) –2,63<br />

30280/24897 26900,75<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,95<br />

1657/1390 1632,24<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

PSA Direktbank */**<br />

psa-direktbank.de 0,70 0,70 0,70<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,50 0,50 0,50<br />

Advanzia **<br />

advanzia.com - 0,40 0,40<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,31 0,31 0,31<br />

PrivatBank 1891 **<br />

privatbank1891.com 0,30 0,30 0,30<br />

ING *<br />

ing.de 0,25 0,25 0,25<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Santander<br />

santander.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda-Bank Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,13 0,14 0,13<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />

(Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Alle Jahre wieder füllen sich in derVorweihnachtszeit die Einkaufszentren der Republik.<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Jetzt beginnt sie wieder, die Saison<br />

des Konsumrauschs, und<br />

zwar mitunverminderterIntensität.VomfernenChinabisindie<br />

deutschen Provinzstädte.<br />

„Wenn nunauchnochdas Wetter mitspielt,<br />

dürfte es ein frohes Fest fürden<br />

Einzelhandel geben“, sagt Thomas<br />

Harms, Einzelhandelsexperte bei der<br />

Prüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />

EY.<br />

Derdurchschnittlicheerwachsene<br />

Konsument hierzulande zieht mit<br />

einem Geschenkebudget von<br />

281 Euro ins Weihnachtsgeschäft. Das<br />

ist nurein Euro weniger als im vorigen<br />

Jahr,alsEYeinenneuerRekordwertermittelte.<br />

Harms und seine Kollegen<br />

haben hochgerechnet, dass in den<br />

nächsten Wochen 18,4 Milliarden<br />

Euro für Geschenke ausgegeben werden.<br />

Dasgehtaus einerUmfrageunter<br />

1000 Verbrauchern hervor.<br />

Harmsunterstelltdabei ein Konsumentenverhalten,<br />

dasgängigenvolkswirtschaftlichen<br />

Modellen entspricht.<br />

DieKonjunkturflautesei fürdie meisten<br />

Verbraucher noch kaum spürbar.<br />

Die Löhne seien in den vergangenen<br />

Jahren deutlich gestiegen. Undangesichts<br />

niedriger Zinsen lohne sichdas<br />

Sparen nicht. „Alsobleiben die Deutschen<br />

vorläufig in Kauflaune“, so der<br />

Einzelhandelsexperte.<br />

Wobei es bei den Präferenzen der<br />

Bundesbürger bemerkenswerte Verschiebungen<br />

gibt. Etwa: von wegen<br />

Internetboom. Das durchschnittliche<br />

Budget fürs Onlineshopping geht<br />

In der Schwebe<br />

Die Lufthansa verhandelt mit der KabinengewerkschaftUfo weiterübereine Schlichtung desTarifkonflikts<br />

Von ChristianEbner<br />

Im Kaufrausch<br />

Der Konsument gibt durchschnittlich 281 Euro für Weihnachtsgeschenke aus<br />

China: Der Singles’ Dayam<br />

11. November ist in der<br />

Volksrepublik China mittlerweile<br />

der Tageiner gigantischen<br />

Konsumsause. Beinahe<br />

triumphierend berichtete<br />

die staatliche Nachrichtenagentur<br />

Xinhua am Montag,<br />

dass allein beim heimischen<br />

Onlinehandelsgiganten Alibaba<br />

rund 544 000 Bestellungen<br />

pro Sekunde eingingen.<br />

deutlich zurück –umfünf Euro auf<br />

83 Euro. Das hat damit zutun, dass<br />

eine Geschenkekategorie, die in den<br />

vergangenen Jahren insbesonderebei<br />

jungen Menschen deutlich gewachsen<br />

war, sich nun rückläufig entwickelt:<br />

Geschenke in Form von Veranstaltungen,<br />

Events und Reisen. Eine<br />

Erklärung dafür liefert EYnicht. Vielleichthat<br />

es mit gewachsenemKlimabewusstseinzutun.<br />

StattdessenstehtindiesemJahrder<br />

Genuss deutlich stärker im Vordergrund:DiegeplantenAusgabenfürLebensmittel<br />

und Süßwaren steigen von<br />

11auf16Euro,wenndieBefragtenihre<br />

Pläne tatsächlich umsetzen werden.<br />

Auch die Kinder können sich freuen,<br />

die Budgets für Spielsachen werden<br />

genderrund3500saisonalenFlugbegleiter<br />

zu sprechen. Diese sind ausschließlich<br />

an den Drehkreuzen<br />

München und Frankfurt stationiert<br />

und verdienen nach Verdi-Darstellungdeutlich<br />

weniger alsdie Stammbelegschaften<br />

in der Kabine.<br />

Ufo fordert indem Tarifkonflikt<br />

für die rund 21000 Lufthansa-Flugbegleiter<br />

höhereSpesen undZulagen<br />

sowie den besseren Zugang für Saisonkräfte<br />

zu regulären Anstellungsverhältnissen.<br />

In dem gesamten Konflikt geht es<br />

aberhauptsächlich um die Frage,ob<br />

Ufoüberhaupt nochTarifverträgefür<br />

das Kabinenpersonal durchsetzen<br />

kann. Lufthansahat mitgeteilt,künftig<br />

auch mit Verdi und der inGründung<br />

befindlichen Cabin Union<br />

GIGANTISCHE KONSUMSAUSE<br />

Umsatzrekord: In den ersten<br />

zwölf Stunden des<br />

11. November seien Umsätze<br />

vonumgerechnet 27 Milliarden<br />

Dollar zusammengekommen<br />

–imVorjahr waren<br />

es 30,7 Milliarden am gesamten<br />

Tag, wie Alibaba bereits<br />

gegen16Uhr Ortszeit<br />

verkündete. Und ein neuer<br />

Umsatzrekord auf Tagesbasis<br />

wurde damit freilich auch<br />

geschafft.<br />

Angebote: Der Onlinehändler<br />

ist für viele Chinesen wegenlangerArbeitszeiten<br />

der<br />

wichtigste Anlaufpunkt zum<br />

Einkaufen. Millionen von<br />

Konsumenten warten bei<br />

Anschaffungen auf den Singles’<br />

Day, weil sie auf preiswerteAngebote<br />

hoffen.<br />

Marktforscher sagen, viele<br />

Konsumenten hätten eine<br />

langePhase mit Reallohnsteigerungen<br />

erlebt.<br />

von23auf 29 Euro deutlichheraufgesetzt.<br />

Unschlagbarsind aber nach wie<br />

vorGutscheineundGeldalsbeliebteste<br />

Geschenkekategorie. Das hat nach<br />

Einschätzung der EY-Experten auch<br />

damit zu tun, dass gerade ältere Menschenimmer<br />

größere Schwierigkeiten<br />

haben, fürdie Jüngeren passende Präsente<br />

fürs Fest zu finden –wie sollen<br />

auchOma undOpa, Onkel undTante<br />

wissen, welches Computerspiel der<br />

14-jährige Enkel/Neffe noch dringend<br />

benötigt? Mehr als jeder Zweite will<br />

dem Beschenkten die Wahl des Präsents<br />

überlassen. Das dürfte die Einzelhändler<br />

erfreuen. Erzeugen Bares<br />

undGutscheineuntermWeihnachtsbaum<br />

doch in den Tagen nach dem<br />

Fest zusätzliche Publikumsfrequenz.<br />

sprechen zu wollen. Letztendlich<br />

strebe man aber einen einheitlichen<br />

Tarifvertrag für dieKabine an.<br />

Es lägen Fällevor,indenen saisonale<br />

Flugbegleiter nicht über den<br />

monatlichen Mindestsatz von 1500<br />

Euro bruttokämen, wasNettovergütungen<br />

von unter 950 Euro entspreche,<br />

schilderte Verdi-Verhandlungsführerein<br />

Mira Neumaier. „Mit diesem<br />

Niedriggehalt ist es in Ballungsräumen<br />

wie München undFrankfurt<br />

nahezu unmöglich, eine Wohnung<br />

zu finanzieren und die Existenz zu<br />

bestreiten.“<br />

Bislang hat Ufo die Tarifbedingungen<br />

für die rund 21000 Flugbegleiter<br />

der Lufthansa-Kernmarke<br />

ausgehandelt und nach eigenen Angaben<br />

die meisten Beschäftigten bei<br />

FOTO: BORIS ROESSLER/DPA<br />

Zudem werden viele Gutscheine gar<br />

nichteingelöst.<br />

Apropos Frequenz: Diewirdinden<br />

Einkaufsstraßen in den deutschen<br />

Städten indiesem Jahr noch zunehmen<br />

–vor allem dort, wo es nichtnur<br />

Kaufhäuser und Boutiquen, sondern<br />

auch einen schmucken Weihnachtsmarkt<br />

gibt. Der stationäre Handel<br />

macht im Konkurrenzkampfmit dem<br />

Internet Bodengut: „Wenn es um das<br />

sinnlicheEinkaufserlebnisgeht,istder<br />

stationäre Handel eindeutig imVorteil“,betontHarms.Weihnachtsatmosphäreund<br />

geschmückte Innenstädte<br />

seien eine große Chance, mehr Kunden<br />

zum Besuch der Innenstadt oder<br />

des Einkaufszentrums zu bewegen.<br />

Eine Art Startschuss für die Shopping-Saisonwurde<br />

am Montag im fernen<br />

Chinagegeben.Mit demSingles‘<br />

Day, der ursprünglich ein inoffizieller<br />

Feiertag für Menschen ohne festen<br />

Partnerwar.Mittlerweileistder11.November<br />

der Tagfür eine gigantische<br />

Konsum- und Schnäppchensause.<br />

Hierzulande sinddavon erste Ausläufer<br />

zu bemerken: VonLidl bis Hugo<br />

Boss gabeszahlreiche Sonderangebote<br />

zum Singles‘ Day.<br />

Viel bekannterist der Black Friday,<br />

der aus den USA kommt und in diesem<br />

Jahr auf den 29. November fällt.<br />

Die Konsumforscher der Nürnberger<br />

GfKgehendavonaus,dassdiediesjährigen<br />

Black-Friday-Kampagnen, die<br />

sich mittlerweile übereineWoche erstrecken,<br />

Umsätze bringen, die über<br />

dem Weihnachtsgeschäft liegen –allerdings<br />

vermischt sich beides auch<br />

immer mehr.<br />

Bei der Lufthansa herrscht weiterhin<br />

Ungewissheit über mögliche<br />

neue Streiks der Flugbegleiter. Das<br />

Unternehmen und die Kabinengewerkschaft<br />

Ufo setzten am Montag<br />

ihre Sondierungen über eine mögliche<br />

Schlichtung des Tarifkonflikts<br />

fort. Ergebnisse sollten nun erst an<br />

diesem Dienstag mitgeteilt werden,<br />

teilten beide Seiten am Montag in<br />

Frankfurt mit. Man versuche, einen<br />

Weg aus der Eskalationsspirale zu<br />

finden, hieß es.<br />

Gleichzeitig bestätigte Lufthansa,<br />

dass das Unternehmen am Montag<br />

offizielle Verhandlungen mit der<br />

Ufo-Konkurrenz Verdi aufgenommen<br />

hat, um über die Tarifbedingunsich<br />

organisiert.Lufthansa wollte bis<br />

zu dem zweitägigen Streik in der vergangenen<br />

Woche die Ufo-Führung<br />

nicht mehr anerkennen und hatte<br />

parallel Gespräche mit Verdigeführt.<br />

Die DGB-Gewerkschaft ist im Konzern<br />

vor allem bei den Bodendiensten<br />

sowie in der zum Verkauf stehenden<br />

Catering-Sparte verankert und<br />

stellt mit Christine Behle die stellvertretende<br />

Aufsichtsratsvorsitzende im<br />

Konzern.<br />

Ufohatteinder vergangenen Woche<br />

einen zweitägigen Streik bei der<br />

Kerngesellschaft Lufthansa organisiert,<br />

woraufhin rund 1500 Flüge abgesagt<br />

wurden. Sie ist nach Urabstimmungen<br />

auch in vier weiteren<br />

Lufthansa-Flugbetrieben streikbereit.<br />

(dpa)<br />

Factory<br />

ohne<br />

Speed<br />

Adidasbeendet Experiment<br />

in Deutschland<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Eswar der Traum, nach Asien abgewanderte<br />

Fertigung von Sportschuhen<br />

nach Deutschland und andere<br />

Endkundenländer zurückzuholen.<br />

Als innovatives Vehikel dafür<br />

wollte der Herzogenauracher Sportartikler<br />

Adidas sogenannte Speedfactories<br />

dafür nutzen, hochautomatisiert<br />

und bei niedrigen Lohnkosten<br />

Schuhe in 3-D-Druck herzustellen.<br />

Erste Prototypen dieser Roboterfabriken<br />

wurden vorgut drei Jahren erst<br />

im fränkischen Ansbach und dann in<br />

AtlantaindenUSAeröffnet.Etwaeine<br />

Million Paar Schuhe wurden dortzuletzt<br />

proJahr gedruckt.Damit istspätestens<br />

im April 2020 Schluss. Denn<br />

die dortige Produktion wird eingestellt,<br />

die Technologie Ende 2019 zu<br />

zwei Zulieferern nach China und Vietnam<br />

verlagert, kündigte Adidas-<br />

Vorstand Martin Shankland an.<br />

„Wir bedauern sehr, dass unsere<br />

Zusammenarbeit in Ansbach und Atlanta<br />

endet“, meinte der Manager.<br />

Betroffen ist in erster Linie Adidas-<br />

Technologiepartner Oechsler,der die<br />

beiden Fabriken betreibt und nun<br />

170 Stellen abbauen muss.Die Fabrik<br />

in Atlanta werde komplett geschlossen,dieinAnsbachproduziereweiter<br />

Sohlen, aber keine kompletten Schuhe<br />

mehr,sagte eine Oechsler-Sprecherin.<br />

„Wir bedauern diese Entscheidung“,<br />

stellte Oechsler-Chef Claudius<br />

Kozlik mit Blick auf Adidas klar.<br />

Revolution bleibt aus<br />

Technologisch habe alles funktioniert,<br />

beteuerteine Adidas-Sprecherin.<br />

Es habe sich aber gezeigt, dass es<br />

ökonomisch sinnvoller sei, die innovative<br />

Technologie in bestehende<br />

Zulieferstrukturen zu integrieren.<br />

Vordreieinhalb Jahren hatte sich das<br />

noch ganz anders angehört. „Mit der<br />

Speedfactoryrevolutionieren wir die<br />

Industrie“, hatte der damalige Adidas-Chef<br />

HerbertHainer gehofft. Auf<br />

mittlereSicht werdeman in allengroßen<br />

Absatzmärkten Adidas-Speedfactories<br />

finden, um die Produktion<br />

wieder hin in die Abnehmermärkte<br />

zu verlagern. Damit kämen Verbraucher<br />

schneller an individualisierte<br />

Wunschware. Adidas könne binnen<br />

Stunden nach Bestellung liefern. Zudem<br />

fielen lange Transportwege weg,<br />

was den Ausstoß klimaschädlicher<br />

Schadstoffe reduziere. „Made in Germany“<br />

sollte so zudem wieder zum<br />

Verkaufsargument werden.<br />

Daraus wirdnun nichts.Inasiatischen<br />

Zulieferstrukturen könne die<br />

Technologie aber auch die Fertigungszeiten<br />

verkürzen und die Produktion<br />

flexibilisieren, beteuern die<br />

Herzogenauracher.DurchdieSpeedfactory-Technik<br />

werdeesstatt bisher<br />

18 Monate nur wenige Wochen dauern,<br />

bis ein neues Modell entworfen<br />

und in den Endkundenmärkten angekommen<br />

ist. Adidas will in Asien<br />

künftig nicht nur Laufschuhe wie in<br />

Ansbach und Atlanta 3-D-drucken,<br />

sondern auch Lifestyle-Modelle und<br />

das3-D-Fertigungsvolumeninungenanntem<br />

Umfang ausweiten.<br />

Zuletzt haben die Franken gut<br />

400 Millionen Paar Schuhe aller Art<br />

zu weit über 90 Prozent bei asiatischen<br />

Zulieferernfertigen lassen. Die<br />

Speedfactory-Produktion mit insgesamt<br />

einer Million Paar war also erst<br />

ein kleines Pflänzchen, das nun in<br />

China und Vietnam weiterwächst.<br />

Die Speedfactory-Technologie ist<br />

erst voriges Jahr mit dem Deutschen<br />

Innovationspreis ausgezeichnet und<br />

als Forschungsprojekt hier zu Lande<br />

auch staatlich gefördertworden.<br />

Innovative Prozesstechnik erforscht<br />

Adidas indessen weiter im sogenannten<br />

Adidas-Lab in Scheinfeld<br />

nahe Herzogenaurach. Man kooperiere<br />

auch weiter technologisch mit<br />

Oechsler.Mit den Speedfactory-Vorzeigefabriken<br />

in Ansbach und Atlanta<br />

sei aber demnächst unwiderruflich<br />

Schluss.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

Wirtschaft<br />

warnt vor<br />

Corbyn<br />

DeutscheFirmen<br />

bevorzugen Johnson<br />

Von Benedikt von Imhoff<br />

Die deutsche Wirtschaft in Großbritannien<br />

warnt vor der Parlamentswahl<br />

voreinem Sieg der Oppositionspartei<br />

Labour und bevorzugt<br />

Premierminister Boris Johnson –<br />

trotz dessen Brexit-Plänen. „Es ist ein<br />

Abwägen des kleineren Übels“, sagte<br />

der Geschäftsführer der deutsch-britischen<br />

Handelskammer (AHK) in<br />

London, Ulrich Hoppe. Grund sind<br />

die wirtschaftspolitischen Vorhaben<br />

von Labour und Parteichef Jeremy<br />

Corbyn.<br />

„Die Wirtschaft steht den Plänen<br />

einer Regierung Corbyn kritisch<br />

gegenüber“, betonte Hoppe. „Aufgrund<br />

der angekündigten Verstaatlichungen<br />

und Umverteilungen fallen<br />

Anreize weg. Damit wird die Wirtschaftskraft<br />

geschwächt“, sagte Hoppe.<br />

„Das bedeutet, dass viele Verbraucher<br />

mittelfristig sicherlich<br />

noch weniger Geld in der Tasche haben,<br />

um Waren zukaufen –und darunterleidendannnatürlichauchdie<br />

deutschen Unternehmen, die den<br />

Marktbedienen.“<br />

Wegen des britischen Mehrheitswahlrechts<br />

ist es wahrscheinlich,<br />

dass entweder Johnsons Konservative<br />

oder Labour nach der Abstimmung<br />

den Premierminister stellen.<br />

Die Sozialdemokraten wollen unter<br />

anderem Steuern für Wohlhabende<br />

und Unternehmen erhöhen sowie<br />

verschiedene Bereiche der Grundversorgung<br />

wie Energie- und Wassernetze,<br />

Post und Bahn verstaatlichen.<br />

Außerdem sollen Betriebe mit mehr<br />

als 250 Mitarbeiternverpflichtet werden,10ProzentihrerAnteileineinem<br />

Fonds zu parken, aus dem den Beschäftigten<br />

Dividenden gezahlt werden.<br />

Premierminister Johnson hatte<br />

die Pläne mit Methoden vonSowjetdiktator<br />

Josef Stalin verglichen.<br />

Viele Unternehmen warten ab<br />

Unklar sei auch, wie sich unter einer<br />

Labour-Regierung das Wirtschaftsumfeldgestaltenwerde,<br />

sagteHoppe<br />

mit Blick auf Ankündigungen wie<br />

eine Viertagewoche. „Ist es dann<br />

noch wettbewerbsfähig, hier zu produzieren?<br />

Daswerden sich deutsche<br />

Unternehmen dann überlegen“,<br />

sagte Hoppe. Erkritisierte zugleich<br />

den geplanten Brexit. Seit dem Referendum<br />

2016 sei Großbritannien unattraktiver<br />

geworden, auch wegen<br />

des niedrigen Pfundkurses. „Es sind<br />

weniger Firmen, die sich nach Investitionsmöglichkeiten<br />

hierzulande<br />

erkundigen“, sagte Hoppe. Viele<br />

Unternehmen warteten ab, wie sich<br />

der Brexit nun konkret auswirken<br />

und welche Regularien es künftig geben<br />

werde. DieWirtschaft hoffe auf<br />

einen unternehmerfreundlichen<br />

Brexit, mit relativ enger Anbindung<br />

an die Zollunion und den Binnenmarkt.<br />

Auch die Gestaltung eines Freihandelsabkommens<br />

zwischen der<br />

EU und dem Vereinigten Königreich<br />

„steht in den Sternen“, sagte Hoppe.<br />

Ankündigungen von Premier Johnson,<br />

nach dem Brexit schnell ein<br />

Handelsabkommen mit der EU auszuhandeln,<br />

nannte Hoppe unrealistisch.<br />

(dpa)<br />

JeremyCorbyn,Vorsitzender der Labour-<br />

Partei.<br />

FOTO: MATT DUNHAM/AP<br />

Boeing am Boden<br />

Die Probleme des Flugzeugbauers gehen weitüber eine defekte Steuerungssoftware hinaus<br />

Von Karl Doemens<br />

Der Ratschlag kam ungebeten<br />

und kostenlos.<br />

„Wenn ich Boeing wäre,<br />

würde ich die Probleme<br />

bei der 737 Max lösen, ein paar tolle<br />

Funktionen hinzufügen und dem<br />

Flugzeug unter anderem Namen ein<br />

ganz neues Image verpassen“, verkündete<br />

Donald Trump. Das war im<br />

April, kurz nachdem gegen den Problemjet<br />

Boeing 737 Max ein weltweites<br />

Flugverbot verhängt wurde.<br />

Wenn das so einfach wäre: Acht<br />

Monate später stehen rund um den<br />

Globus 700 Jets dieses Typs immer<br />

noch am Boden. Etwa 4600 Bestellungen<br />

zum Stückpreis von 120 Millionen<br />

Dollar schlummern inden Auftragsbüchernvon<br />

Boeing. DieAufklärung<br />

des Absturzes zweier baugleicherMaschinenmit346Totenhatunfassbare<br />

Missstände ans Tageslicht<br />

gebracht. Und der Industriekonzern<br />

mit 144000 Beschäftigten in den USA<br />

erlebt die schwerste Krise seiner Geschichte.<br />

„Meine Wut ist nur noch größer<br />

geworden“, wetterte der demokratische<br />

Senator Richard Blumenthal<br />

nach einer Befragung von Boeing-<br />

Chef Dennis Muilenburg im Washingtoner<br />

Kongress vor zwei Wochen.<br />

Offen bezichtigte der Politiker<br />

aus Connecticut den Manager der<br />

Lüge.Seine linke Hand war zur Faust<br />

geballt: Nichts anderes als „fliegende<br />

Särge“ seien die Maschinen vomTyp<br />

737 Max, erregte sich Blumenthal,<br />

und sein Kollege JonTester pflichtete<br />

ihm bei: „Ich würde eher zu Fußlaufen,<br />

bevor ich in eine 737 Maxsteige.“<br />

Am Anfang der Boeing-Krise<br />

stand der Absturz zweier Flugzeuge,<br />

die von den Piloten nicht mehr beherrscht<br />

werden konnten. Tatsächlich<br />

entpuppt sich, was zunächst mit<br />

menschlichem Versagen erklärtwurde,<br />

inzwischen als eine skandalöse<br />

Verkettung von ungezügelter Profitgier,schweren<br />

Konstruktionsfehlern,<br />

mangelhafter Information und fahrlässiger<br />

Überprüfung.<br />

Den eigentlichen Kontrollverlust<br />

hat es offensichtlich nicht in den<br />

Cockpits, sondern inder Konzernzentrale<br />

in Chicago und bei der amerikanischen<br />

Luftfahrtbehörde FAA<br />

gegeben. Umso beunruhigender ist<br />

die Aussicht, dass am Ende anstatt<br />

die strukturellen Fehler zu beheben<br />

nur die Symptome kuriert werden<br />

könnten.<br />

EinJahr liegtdie erste Katastrophe<br />

zurück: Nur 13Minuten nach dem<br />

Start in Jakarta verschwand am<br />

29. Oktober 2018 der Lion-Air-Flug<br />

610 vom Bildschirm des Kontrollturms.<br />

Nach einer Sequenz mit wilden<br />

Auf- und Abwärtsbewegungen<br />

riss die Maschine vorder Küste Javas<br />

189 Menschen in den Tod. Fünf Monate<br />

später,am10. März, stürzte der<br />

Ethiopian-Airlines-Flug 302 auf dem<br />

„Ich würde eher<br />

zu Fuß laufen, bevor<br />

ich in eine 737 Max<br />

steige.“<br />

JonTester, US-Senator aus Montana<br />

Wegvon Addis Abeba nach Nairobi<br />

ähnlich abrupt ab. Alle 157 Insassen<br />

kamen ums Leben. Beide Maschinen<br />

gehörten zum TypBoeing 737 Max.<br />

Mehr als 40 Länder rund um den Globus<br />

verhängten unmittelbar nach<br />

der zweiten Katastrophe ein Flugverbot<br />

für diesen Kurz- und Mittelstreckenflieger.<br />

Die amerikanische FAA<br />

zögerte mehrere Tage und zog erst<br />

nach, als sich Piloten und Stewardessen<br />

weigerten, die Problemjets weiter<br />

zu betreten.<br />

Seither forschen Experten für<br />

Flugsicherheit in der ganzen Welt<br />

nach den Ursachen, während Boeing<br />

auf die Freigabe seiner Maschinen<br />

hinarbeitet. Hatte der Konzern an-<br />

Für Boeing arbeiten144 000Menschen. Die Probleme der 737Max stürzenden Konzernineine<br />

schwere Krise. Zum großen Teil ist sie selbst verschuldet. FOTO: TED WARREN/DPA<br />

fangs weitgehend die Piloten für die<br />

tödlichen Katastrophen verantwortlich<br />

gemacht, so räumte Vorstandschef<br />

Muilenburgbei der Kongressanhörung<br />

erstmals ein kleines Stück<br />

Mitverantwortung ein: „Wir wissen,<br />

dass wir Fehler und einige Dinge<br />

falsch gemacht haben.“ Zugleich versprach<br />

der Manager sicherzustellen,<br />

„dass Unfälle wie diese nie wieder<br />

passieren“. Doch der einzige konkrete<br />

Fehler, den der Boeing-Boss vor<br />

den Senatoren einräumte, war ein<br />

fehlendes Warnlicht für einen kaputten<br />

Sensor.<br />

Tatsächlich dürften der Sensor<br />

und eine von ihm fälschlich ausgelöste<br />

Steuerungssoftware nach den<br />

bisherigen Erkenntnissen den Absturz<br />

beider Maschinen technisch<br />

verursacht haben. Doch der offizielle<br />

Untersuchungsbericht der indonesischen<br />

Behörden zum Lion-Air-Unglück,<br />

die von der FAAbei externen<br />

Experten bestellte Unfallanalyse sowie<br />

inzwischen bekannt gewordener<br />

interner Schriftverkehr vonfrüheren<br />

Boeing-Mitarbeitern werfen drängende<br />

Fragen nach der tatsächlichen<br />

Verantwortung auf.<br />

Alles deutet darauf hin, dass die<br />

beiden Katastrophen zu vermeiden<br />

gewesen wären, wenn nicht bei der<br />

Entwicklung der Boeing 737 Max, bei<br />

ihrer Wartung, bei der Kontrolle und<br />

bei der Schulung der Piloten schwere<br />

Fehler gemacht worden wären.<br />

Um das zuverstehen, muss man<br />

sich ein wenig mit dem beinharten<br />

DuopolzwischenBoeingundseinem<br />

europäischen Wettbewerber Airbus<br />

beschäftigen. Als der KonzerninToulouse<br />

2010 unter dem Namen<br />

A320neoeineneueFlugzeugseriemit<br />

leiseren und verbrauchsärmeren<br />

Triebwerken ankündigte, gerieten<br />

die Manager in Chicago mächtig<br />

unter Druck. Die Neuentwicklung<br />

eines Konkurrenzprodukts hätte zu<br />

lange gedauert und wäre sehr teuer<br />

geworden. Also entschieden sich die<br />

Amerikaner, die erstmals 1967 gebaute<br />

Boeing 737 zu überarbeiten<br />

und mit allerhand Tricks technisch<br />

aufzumöbeln.<br />

Die wichtigste Neuerung der 737<br />

Maxwaren wesentlich größereTriebwerke,<br />

die den Treibstoffverbrauch<br />

deutlich verringern. Allerdings verändern<br />

die nach vorn verschobenen<br />

riesigen Antriebsgondeln auch das<br />

aerodynamische Verhalten der Maschine:<br />

Der von ihnen verursachte<br />

zusätzliche Auftrieb kann zum Absturz<br />

führen. Deshalb ersannen die<br />

Ingenieure eine spezielle Software:<br />

Das Maneuvring Characteristics<br />

Augmentation System (MCAS) soll<br />

kritische Flugsituationen erkennen<br />

und ähnlich einem Fahrassistenten<br />

im Auto korrigieren, indem es die<br />

Flugzeugnasenachuntendrückt.Die<br />

nötigen Informationen dafür erhält<br />

es von einem Außensensor, der den<br />

Flugwinkel misst.<br />

Im März2017 wurde der auf diese<br />

Weise aufgemotzte Oldtimer der Lüfte<br />

für den Flugbetrieb zertifiziert.<br />

Spätestens hier wird die Geschichte<br />

politisch. Im allgemeinen Deregulierungsfieber<br />

hatte 2005 die Luftaufsichtsbehörde<br />

FAABoeingund anderen<br />

Herstellern erlaubt, die Sicherheit<br />

ihrer Flugzeuge teilweise selbst<br />

zu überprüfen. Der Bericht des Expertengremiums<br />

belegt nun, dass die<br />

FAAeindeutig zu viele Aufgaben an<br />

Boeing abgegeben hatte und die<br />

technischen Änderungen unzureichend<br />

kontrollierte.<br />

Auffällig ist zum Beispiel, dass der<br />

Flugzeugbauer abweichend von den<br />

Grundprinzipien der Luftfahrt keinen<br />

zweiten Sensor für den Fall eines<br />

technischen Defekts einbaute. Auch<br />

soll der Konzerndie Behörde nur unzureichend<br />

über die komplexe Wirkung<br />

der MCAS-Software unterrichtet<br />

haben. Beibeiden Unglücken war<br />

der Sensor kaputt. Theoretisch hätten<br />

die Piloten die Automatik abschalten<br />

können, die ihreMaschinen<br />

kopfüber zum Absturz zwang, doch<br />

das MCAS ist in den Bordhandbüchern<br />

von Boeing kaum erwähnt.<br />

Deswegen wussten die Piloten nicht,<br />

wie sie sich verhalten sollen.<br />

Noch problematischer für Boeing<br />

sind Berichte, denen zufolge der<br />

Konzernvon dentödlichen Gefahren<br />

hätte wissen können. So sorgten sich<br />

Mitarbeiter bereits im Jahr 2015 in internen<br />

E-Mails, dass ein einzelner<br />

Sensor ausfallen könne. ImNovember<br />

2016 berichtete ein leitender<br />

technischer Pilot des Unternehmens<br />

einem Kollegen im Chat von seiner<br />

„ungeheuerlichen“ Erfahrung mit<br />

der MCAS-Automatik im Flugsimulator,als<br />

die Maschine kaum noch zu<br />

beherrschen gewesen sei. Man habe<br />

geglaubt, es handele sich um ein<br />

Problem des Simulators, redet sich<br />

Boeing nun heraus.<br />

Die PR-Abteilung des Konzerns<br />

muss derzeit Überstunden machen.<br />

Für absehbareSchadensersatzforderungen<br />

durch das 737-Max-Debakel<br />

musste der Konzern schon mehr als<br />

5 Milliarden Dollar zurückstellen.<br />

DerGewinn hat sich im dritten Quartal<br />

halbiert, der Umsatz ist um ein<br />

Fünftelgeschrumpft.Undnungibtes<br />

auch noch Ärger mit dem Max-Vorgängermodell<br />

737 NG: Die Fluggesellschaften<br />

Qantas und Ryanair haben<br />

bei einzelnen Maschinen Haarrisse<br />

zwischen dem Rumpf und den<br />

Tragflächen der Maschinen festgestellt.<br />

Andere Manager würden persönliche<br />

Konsequenzen ziehen. Doch<br />

Muilenburg, den viele für die Kultur<br />

der Profitmaximierung auf Kosten<br />

der Sicherheit verantwortlich machen,<br />

hält eisern anseinem Posten<br />

fest. In der Öffentlichkeit zeigt er gerade<br />

so viel Zerknirschung wie nötig:<br />

„Mit allem, was wir heute wissen,<br />

hätten wir anders gehandelt“, sagte<br />

er im Kongress. Erst nach massiven<br />

Protesten erklärte er sich bereit, auf<br />

seinen diesjährigen Bonus zu verzichten.<br />

Für 2018, das Jahr der Lion-<br />

Air-Katastrophe, hatte er zusätzlich<br />

zum Jahresgehalt von 1,7 Millionen<br />

Dollar noch ohneSkrupel 20,4 Millionen<br />

Dollar Zulage eingestrichen.<br />

Muilenburg will den Skandal so<br />

schnell wie möglich hinter sich lassen:<br />

Ende des Jahres sollen die Überarbeitung<br />

der fatalen MCAS-Software<br />

und weitereModifikationen an der<br />

737 Max abgeschlossen werden. Anfang<br />

des nächsten Jahres, schätzen<br />

Branchenkenner,könnte die FAAdas<br />

Flugverbot dann aufheben. Noch unklar<br />

ist, wie schnell die europäische<br />

Flugaufsicht EASA dann folgt.<br />

„Mit allem,<br />

was wir heute wissen,<br />

hätten wir anders<br />

gehandelt.“<br />

Dennis Muilenburg, Boeing-Chef<br />

In den USA jedenfalls muss Boeing<br />

kaum mit harten regulatorischen<br />

Auflagen rechnen. Zu gutsinddie Beziehungen<br />

des Konzerns zu Präsident<br />

Trump. Und zu bedeutsam ist<br />

das Unternehmen als größter industrieller<br />

Exporteur und zweitwichtigster<br />

Rüstungslieferant des Landes.<br />

So sieht der prominente Verbraucheranwalt<br />

Ralph Nader auch die<br />

Strafpredigten im Kongress skeptisch:<br />

„Das ist alles Theater.Jetzt fragensie<br />

hart. Anschließend heben sie<br />

das Flugverbot auf.“ Derfrüheregrüne<br />

Präsidentschaftskandidat redet<br />

aus eigener Betroffenheit: Seine 24-<br />

jährige Nichte verlor bei dem Lion-<br />

Air-AbsturzinÄthiopien ihr Leben.<br />

NACHRICHTEN<br />

Eisenbahn-Bundesamt<br />

beklagt Engpass<br />

DasEisenbahn-Bundesamt fordert<br />

vorden abschließenden Haushaltsberatungen<br />

im Bundestag eine erhebliche<br />

Aufstockung seines Personals.Das<br />

geht auseiner internen<br />

Aufstellung der Behörde hervor, die<br />

dem RedaktionsNetzwerkDeutschland<br />

(RND) vorliegt. Dievom Bund<br />

geplanten „erheblichen zusätzlichen<br />

Investitionen“ in die Bahninfrastruktur<br />

würden zusätzliches Personal<br />

erfordern. DasAmt sieht einen<br />

Bedarfvon mindestens 240 Stellen,<br />

150 davon hat es als „Minimumbedarf“<br />

zur Erfüllung der Aufgaben im<br />

nächsten Jahr angemeldet. DerRegierungsentwurfsieht<br />

jedoch lediglich<br />

41 zusätzliche Stellen vor. (dpa)<br />

Mobilfunkfirmen<br />

bündeln ihre Kräfte<br />

DieMobilfunkbetreiber Deutsche<br />

Telekom, Telefónica Deutschland<br />

und Vodafone wollen ihreKräfte<br />

beim Ausbau des schnellen Mobilfunks<br />

bündeln. DieUnternehmen<br />

wollen nach eigenen Angaben bis zu<br />

6000 neue Mobilfunkstandorte koordiniertaufbauen<br />

und nutzen. Ziel<br />

sei eine „bestmögliche mobile Breitbandversorgung“<br />

für die Kunden in<br />

ganz Deutschland, insbesondereauf<br />

dem Land und entlang der Verkehrswege<br />

auf Straßen, Schienen und<br />

Flüssen. DerenVersorgung war den<br />

BetreibernimZuge der 5G-Frequenzauktion<br />

auferlegt worden. Vorallem<br />

auf dem Land gibt es noch viele<br />

Funklöcher. (dpa)<br />

Stahlproduktion<br />

mit Wasserstoff<br />

Die Stahlproduktion soll sauberer werden.<br />

FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DP<br />

Derösterreichische TechnologiekonzernVoestalpine<br />

und der deutsche<br />

Stahlhersteller Thyssenkrupp<br />

wollen die Stahlproduktion mithilfe<br />

vonWasserstoff sauberer machen.<br />

Thyssenkrupp hat in seinem Duisburger<br />

Werk einen Versuch gestartet,<br />

in einem Hochofen Kohlenstaub<br />

teilweisedurch Wasserstoff zu<br />

ersetzen. Als erster Konzernweltweit<br />

blase Thyssenkrupp Wasserstoffstatt<br />

Kohle in einen laufenden<br />

Hochofen, so Thyssenkrupp.Am<br />

Ende des Umbaus der Produktion<br />

werde„grüner Stahl“ stehen. Auch<br />

Voestalpine hat am Montag eine Pilotanlagezur<br />

weniger umweltschädlichen<br />

Stahlproduktion in Betriebgenommen.<br />

(dpa)<br />

Basiskonten oft<br />

besonders teuer<br />

Für Menschen ohne festen Wohnsitz<br />

ist laut einer Untersuchung der Stiftung<br />

Warentest ein Bankkonto oft<br />

besonders teuer.Unter anderem Geflüchtete<br />

oder Wohnungslose „haben<br />

nur Anspruch auf ein Basiskonto<br />

und zahlen dafür besonders viel“,<br />

heißt es in einem Vergleich der Zeitschrift<br />

„Finanztest“. Beieinigen der<br />

124 untersuchten Kreditinstitute<br />

kostet die Führung eines Basiskontos<br />

demnach zurzeit mehr als<br />

200 Euro im Jahr.Aufgrund gestiegener<br />

Grundpreise und höherer Gebühren<br />

für Überweisungen in<br />

Papierformsei das teilweise mehr<br />

als noch vorzweiJahren, so die Stiftung.<br />

(dpa)


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Kolumne<br />

Nebulöses von<br />

Monika Grütters<br />

Götz Aly<br />

über die ethnologische<br />

Sammlung in Berlin<br />

Kaum war meine Kolumne über<br />

Monika Grütters am vergangenen<br />

Dienstag erschienen, beschwerte<br />

sich der Leiter ihrer<br />

„Stabsstelle Kommunikation“ und<br />

behauptete, mein Artikel enthalte<br />

„falsche Fakten“. (Gibt es<br />

„schwarze Schimmel“ oder „falsche<br />

Fakten“?) Ich widersprach<br />

postwendend, stellte konkretisierende<br />

Fragen und bat darum, diese<br />

rechtzeitig zu beantworten. Das<br />

gelang seit Mittwochmorgen vergangener<br />

Woche weder der Stabsnoch<br />

der Pressestelle von Staatsministerin<br />

Grütters (CDU). Wir<br />

warten also eine weitereWoche auf<br />

Antworten und wenden uns zwischenzeitlich<br />

dem Wortgewabere<br />

der Ministerin zu.<br />

Dafür eignet sich das Humboldt<br />

Forum beispielhaft. Bekanntlich<br />

wird die dort geplante Präsentation<br />

„ethnologischer Schätze“ inzwischen<br />

als eine „zweite Deutsche Kolonialausstellung“<br />

kritisiert; die erste<br />

hatte 1906 in (Berlin-)Treptowstattgefunden.<br />

Immerhin stammen, je<br />

nach Region, 70 bis 90 Prozent der<br />

Objekte des einstigen Völkerkundemuseums<br />

aus deutschen Kolonien.<br />

DieArt,wie all das hunderttausendfach<br />

zusammengerafft wurde, verdient<br />

genaue Betrachtung. Schließlich<br />

besitzen die Bürgerinnen und<br />

Bürger heutiger afrikanischer oder<br />

ozeanischer Staaten, die seinerzeit<br />

als „Wilde“, „Primitive“, „Ureinwohner“<br />

oder„Eingeborene“ ausgeplündert<br />

wurden, viele der in Berlin verwahrten<br />

Kultur- und Alltagsgegenstände<br />

nicht mehr. Das Humboldt<br />

Forum wirbt schon jetzt mit „weltweit<br />

einmaligen“ Stücken. Wassagt<br />

die politisch verantwortliche Staatsministerin<br />

Grütters dazu? Siemeint,<br />

der mit kolonialer Beute angefüllte<br />

Schlossnachbau werde ein „Kulturort,<br />

in dem Menschheitskulturgeschichte<br />

erzählt werden kann“. Ob<br />

das klappt?<br />

Es geht um Dokumentation<br />

Primär geht es nicht um Rückgabe,<br />

sondern um die Dokumentation<br />

der Herkunft jedes Objekts. Das<br />

aber möchte Grütters nicht. Wolkig<br />

sprach sie im Oktober von möglichen<br />

Fehlern inden Dateien und<br />

von angeblich „besonders sensiblen<br />

Objekten, bei denen die Herkunftsgesellschaften<br />

eine uneingeschränkte<br />

Bereitstellung (der Daten)<br />

überhaupt nicht wünschen“.<br />

Woher weiß sie das? Wenmeint sie<br />

mit „Herkunftsgesellschaften“?<br />

Damit vermeidet sie richtigerweise<br />

Ausdrücke wie „Stämme“, „Eingeborene“,<br />

„Indigene“ usw.Vor allem<br />

aber umgeht Grütters mit dieser<br />

Wortwahl absichtsvoll den völkerrechtlichen<br />

Begriff Staat. Denn aus<br />

Kolonien wurden mittlerweile<br />

Staaten, und mit deren Vertretern<br />

wäre zusprechen, so kompliziert<br />

das im Einzelfall sein mag.<br />

Um solchen staatlichen Verhandlungen<br />

auszuweichen,<br />

stemmt sich Grütters gegen eine<br />

allgemein zugängliche Dokumentation<br />

unserer kolonialen Museumsbestände,<br />

schwadroniert vom<br />

„Dialog auf Augenhöhe“ mit „Herkunftsgesellschaften“<br />

und erfindet:<br />

„Eine Freischaltung (der Datensätze)<br />

ohne Kontrolle –sowie<br />

es jetzt gefordert wird – könnte<br />

eventuell zu Irritationen führen,<br />

die wir alle gerne vermeiden<br />

möchten.“ Wersind „wir alle“? Ich<br />

nicht! Werkönnte denn außer den<br />

heutigen Besitzern des großteils<br />

Geraubten von der Veröffentlichung<br />

der originalen Eingangsbücher<br />

und Inventare(nicht nur von<br />

heutigen Dateien!) in „Irritationen“<br />

gestürzt werden? Bestimmt<br />

nicht die Nachfahren der „Herkunftsgesellschaften“,<br />

wohl aber<br />

die der kolonialistischen Beutegesellschaft.<br />

Doppelmoral hält besser.<br />

Am 8.November, kurz vor<br />

dem 30. Jahrestag des<br />

Mauerfalls, hat Egon<br />

Krenz etwas erhalten,<br />

worauf er dreißig Jahre lang verzichten<br />

musste: öffentlichen Dank<br />

für sein Handeln drei Jahrzehnte<br />

zuvor. Dank dafür, dass er als<br />

Staatsratsvorsitzender „Größe“ gezeigt<br />

habe, sein Ansehen und seinen<br />

sozialen Stand aufs Spiel gesetzt,<br />

indem er keinen Befehl zur<br />

Anwendung von Gewalt ausgab,<br />

als sich in der DDR die friedlichen<br />

Massen erhoben. DenDank ausgesprochen<br />

haben Silke und Holger<br />

Friedrich, die neuen Verleger der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, die sich den Lesern<br />

inihrer „<strong>Berliner</strong> Botschaft“<br />

vorgestellt haben. „Krenz hat mit<br />

dieser persönlichen Entscheidung<br />

Millionen Menschen<br />

selbstbestimmte, positive<br />

Lebenswege ermöglicht,<br />

die uns unter anderem<br />

diesenText in dieser<br />

<strong>Zeitung</strong> veröffentlichen<br />

lassen“, schrieben<br />

sie.<br />

Dankbarkeit ist eine<br />

höchst persönliche Regung,<br />

eigentlich verbietet<br />

sich Kritik. Aber öffentlich<br />

ausgesprochener Dank an<br />

eine Person der Zeitgeschichte<br />

kann sich ihr nicht entziehen.<br />

Darumdieser Einspruch.<br />

Dreißig Jahre sind eine lange<br />

Zeit, eine ganze Generation ist seit<br />

dem Mauerfall erwachsen geworden.<br />

Der Abstand hilft, manche<br />

Dinge zu vergessen und andere<br />

klarer zu sehen. Aber er ändert<br />

nichts an der Verantwortung, die<br />

Egon Krenz in der DDR getragen<br />

hat. Eine Verantwortung, für die er<br />

sich selbst entschieden hat –denn<br />

Egon Krenz gehörte zu jenen, die in<br />

der DDR selbst über ihren Lebenswegentscheiden<br />

konnten.<br />

Seiner führte ihn an die Spitze<br />

eines Landes, dessen Führung<br />

zwar um die Unterstützung der Bevölkerung<br />

warb –die aber ohne dokumentierte<br />

Skrupel jene einschüchterte,<br />

die sie ihr versagten<br />

und jene erschoss,die sich ihr ganz<br />

entziehen wollten. Krenz selbst<br />

sendete ein deutliches Signal an<br />

die Bürgerrechtsbewegung, als er<br />

sich 1989 vom Staatsbesuch in Peking<br />

zu Wort meldete.DreiMonate<br />

nach dem Massaker auf dem Platz<br />

des Himmlischen Friedens mit<br />

Egon Krenz und wir<br />

VonFrederik Bombosch<br />

Frederik<br />

Bombosch<br />

2600 Toten sagte Krenz in der chinesischen<br />

Hauptstadt: „Die Tugend<br />

an sich ist die, dass man in<br />

dieser Welt von heute alles, aber<br />

auch alles lassen muss,was Destabilisierung<br />

fördert.“<br />

Zum Wunder der Friedlichen<br />

Revolution gehört, dass diese<br />

Worte ihre Wirkung verfehlten.<br />

Krenz hatte schon keine Macht<br />

mehr,als er sie vonHonecker übernahm.<br />

Anerkennung kann man<br />

ihm dafür zollen, dass er seine Position<br />

in seinen wenigen Wochen<br />

im Amt zumindest nicht missbrauchte.<br />

Aber danken? Danken<br />

sollte man ihm vielleicht dafür,<br />

dass er als Verantwortlicher für die<br />

gefälschten Kommunalwahlen im<br />

Mai1989 der Revolution einen wesentlichen<br />

Impuls gegeben hat.<br />

Aber diesen Dank wirder<br />

wohl ausschlagen.<br />

Krenz zu danken ist<br />

auch deshalb so schwierig,<br />

weil er selbst so wenig<br />

Dankbarkeit zeigt. Hat er<br />

sich je bedankt bei den<br />

Revolutionären, dass sie<br />

friedlich geblieben sind?<br />

Dass sie sein kaputtes Regime<br />

mit Worten zu Fall<br />

gebracht haben und indem<br />

sie sich unter Lebensgefahr in<br />

die Öffentlichkeit gewagt haben?<br />

Hat ersich bedankt dafür, dass er<br />

seinen Lebensabend ganz friedlich<br />

und offenbar ohne die seelischen<br />

Qualen verbringen kann, die viele<br />

Opfer des SED-Regimes bis heute<br />

plagen? Im ausführlichen Interview,<br />

das die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am<br />

vorigen Freitag veröffentlichte, hat<br />

er das jedenfalls nicht getan.<br />

Schließlich sollte, wer Krenz<br />

würdigt, nicht jene ohne Dank lassen,<br />

die die Friedliche Revolution<br />

zustande gebracht haben: die<br />

Friedlichen. Es waren eben nicht<br />

die Starken, die Kämpferischen,<br />

die Brüller, die das Regime 1989<br />

herausgefordert haben. Es waren<br />

die Leisen, jene, die sonst nicht in<br />

der ersten Reihe standen. Sie hatten<br />

die Größe,alles zu riskieren. Sie<br />

haben gezeigt, dass aus Verzweiflung<br />

Macht erwachsen kann.<br />

Wir haben jeden Tag die<br />

Chance,ihnen zuzuhören statt den<br />

Mächtigen und den Brüllern. Das<br />

sollte die Inspiration und die Lehre<br />

sein, die wir aus dem Jahr 1989 mitnehmen.<br />

Krenz braucht unseren<br />

Dank nicht. Sieschon.<br />

VonClaudia Pietsch<br />

Bei der Demonstration am<br />

4. November 1989 auf<br />

dem <strong>Berliner</strong> Alexanderplatz<br />

war das Konterfei<br />

vonEgon Krenz eines der meistkarikierten.<br />

Blöd fand ich schon damals,<br />

ihn wegen seiner imposanten<br />

Schneidezähne zu verspotten.<br />

Aber einer der Hauptverantwortlichen<br />

für die miserablen Zustände<br />

in der DDR –das war er auch für<br />

mich. Neben Honecker, Mielke,<br />

Hager und Co. Diese Männer sind<br />

inzwischen tot, aber Krenz lebt<br />

und er ist offenbar klaren Verstandes.<br />

Wenn man ihn lässt, kann er<br />

viel erzählen, über die Führung der<br />

DDR in diesem historischen<br />

Herbst. Über getroffene Entscheidungen<br />

und unterlassene. Der<br />

Herbst 1989, der für meine und<br />

weitere Generationen<br />

zwischen Suhl und Warnemünde<br />

das wohl einschneidendste<br />

politische<br />

Ereignis in ihrem Leben<br />

brachte. Plötzlich schien<br />

alles möglich, von dem<br />

zuvor nur geträumt werden<br />

konnte.<br />

Die ergreifenden Bilder<br />

der Nachtdes Mauerfalls<br />

rühren viele bis<br />

heute. Was damals hinter den Kulissen<br />

geschah, ist noch nicht vollständig<br />

geklärt. Das darüber Geschriebene<br />

und Gesagte hängt oft<br />

von der subjektiven Sicht des Einzelnen<br />

auf die entscheidenden<br />

Stunden ab.<br />

Einer meiner Lieblingsfilme<br />

über die stürmischen Herbsttage<br />

1989 ist die Tragikomödie „Bornholmer<br />

Straße“. Sie erzählt davon,<br />

wie ein Häuflein Stasi-Leute die<br />

Nachtdes 9. November im Inneren<br />

der inzwischen berühmten Grenzanlage<br />

erlebt hat. Zentrales Motiv:<br />

Es gibt keinen Befehl. Niemand<br />

sagt den Männern, die sich bislang<br />

immer auf die Ansagen von oben<br />

verlassen konnten, was sie tun sollen:<br />

Die Grenze mit allen Mitteln<br />

verteidigen (ein Maschinengewehr<br />

steht im Wandschrank bereit) oder<br />

die vor dem Schlagbaum stehenden<br />

erwartungsvollen Menschen<br />

schlicht passieren lassen. Eine Entscheidung<br />

von shakespearischer<br />

Dimension, die Oberstleutnant<br />

Harald Jäger (der echte Diensthabende<br />

in dieser Nachtander Bornholmer)<br />

treffen muss. Egon Krenz<br />

und sein Apparat halfen dem<br />

Claudia<br />

Pietsch<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

Zwei Positionen zu der Frage, wer wem Dank schuldet –und welche Fragen noch unbeantwortet sind<br />

Mann dabei nicht. In unserem Interview<br />

in der Sonderausgabe sagt<br />

Krenz, er habe Wichtigeres zu tun<br />

gehabt, als zur Bornholmer Straße<br />

zu kommen. Dasnennt er heute einen<br />

Fehler.<br />

Das kann man glauben oder<br />

nicht, aber interessant ist allemal,<br />

wie Krenz sich an diese Nacht erinnert.<br />

Weil er damals an den Schalthebeln<br />

der DDR-Macht saß, würde<br />

ich ihm gern noch viele weitere<br />

Fragen stellen. Warum die DDR-<br />

Führung nicht merkte, dass in den<br />

80ernselbst die ihnen Wohlgesonnensten<br />

große Zweifel an ihrem<br />

Land hatten. Warum die Führung<br />

ernsthaft annahm, die Leute<br />

glaubten, was in der <strong>Zeitung</strong> stand.<br />

Warum sie meinte, allein darüber<br />

bestimmen zu können, was richtig<br />

und was falsch ist. Oder<br />

warum niemand an der<br />

DDR-Spitze merkte,<br />

wie sehr der Sänger<br />

Dirk Michaelis mit seinem<br />

Lied „Als ich fortging“<br />

die Seelenlage<br />

vieler traf.<br />

Antworten auf solche<br />

Fragen könnten<br />

heute helfen, gesellschaftliche<br />

Phänomene<br />

besser zu verstehen. Und die Debatte<br />

vielschichtiger machen.<br />

Vor 30 Jahren hatte Krenz als<br />

Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates<br />

der DDR die Kommandogewalt<br />

über alle „bewaffneten<br />

Organe“ des Landes,insbesondere<br />

Volksarmee und Volkspolizei.<br />

Dass die „November-Revolution“<br />

friedlich verlief, wird der Friedfertigkeit<br />

der Demonstranten zugeschrieben.<br />

Nur selten wird erwähnt,<br />

dass den „bewaffneten Organen“<br />

befohlen worden war,<br />

keine Schusswaffen gegen die Demonstranten<br />

einzusetzen. Dabei<br />

spielte Krenz als Oberbefehlshaber<br />

eine entscheidende Rolle. Das<br />

könnte man als historische Tatsache<br />

anerkennen. Ungeachtet dessen,<br />

dass Krenz bis 1989 eine geradlinige<br />

Funktionärslaufbahn bis<br />

an die Spitzeder DDR zurücklegte.<br />

Am aus heutiger Sicht wichtigsten<br />

Punkt seines Lebens traf er eine<br />

Entscheidung, die möglicherweise<br />

Menschenleben rettete,imKonflikt<br />

zwischen Demonstranten und<br />

DDR-Führung aber zumindest deeskalierend<br />

wirkte.Eswar eine Entscheidung,<br />

die bis heute nachwirkt.<br />

ZITAT<br />

„Es gibt Leute, die meine<br />

Gemälde nicht aushalten<br />

können. Ich finde andere<br />

Dinge brutaler, zum<br />

Beispiel, dass wir auf diese<br />

Welt kommen, ohne gefragt<br />

zu werden.“<br />

Oda Jaune, Malerin, im Spiegel-Interview über ihre<br />

Kunst und die Realität<br />

AUSLESE<br />

Die Grundrente<br />

und die GroKo<br />

Die große Koalition hat sich zu einem<br />

Kompromiss über die Grundrente<br />

geeinigt. „Warum dieses unerträglich<br />

lange Gezerre?“, fragt das Straubinger<br />

Tagblatt und wertet das Ergebnis der langen<br />

Verhandlungen als „einen teuren, als<br />

Sozialstaatsreform verkauften Kompromiss<br />

... ,wie er für die Koalition typisch ist.<br />

Es gibt zwar so etwas wie eine Bedürftigkeitsprüfung,<br />

die aber nicht so heißen<br />

darf.“ Die Stuttgarter <strong>Zeitung</strong> meint: „Es<br />

ging Schwarz-Rot halt nur darum, irgendwie<br />

die Koalition zu retten. Gerettet ist sie<br />

fürs erste: Doch überzeugend ist sie nach<br />

wie vornicht.“<br />

Die Welt sieht die SPD als größeren Sieger<br />

in der Sache. Vor allem Olaf Scholz<br />

profitiert inihren Augen. „Gegenüber einem<br />

Mitbewerber um den Parteivorsitz,<br />

der sogar die Notwendigkeit eines SPD-<br />

Kanzlerkandidaten anzweifelte, hat<br />

Scholz jetzt einen Vorteil“, kommentiert<br />

das Blatt. „Angela Merkel wird darüber<br />

nicht böse sein. Der nächste Koalitionskonflikt<br />

lauertjaimmer bereits hinter der<br />

nächsten Ecke.Wie gut, dass nun wenigstens<br />

die Grundrente geschafft ist.“<br />

„Der Kompromiss ... ebnet nun den<br />

Weg, Altersarmut zu bekämpfen“, wertet<br />

die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>. Es gebe zwar<br />

Mängel, wie den, dass all jene ausgeschlossen<br />

bleiben, die keine 35 Jahre eingezahlte<br />

haben. Dennoch: „Die Einigung<br />

ist ein Hoffnungsschimmer –für künftige<br />

Senioren genau wie für die angeschlagene<br />

GroKo.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Herausgeber: Dr.Michael Maier.<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz (ViSdP).<br />

Mitglieder der Chefredaktion: Elmar Jehn, Margit J. Mayer.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft):<br />

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Textchefin: Bettina Cosack.<br />

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Teams:<br />

Investigativ: Kai Schlieter.<br />

Kultur: Harry Nutt.<br />

Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />

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Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report:Bettina Cosack.<br />

Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />

verantwortliche Redakteure im Sinne des <strong>Berliner</strong> Pressegesetzes.<br />

Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Der <strong>Berliner</strong><br />

Wissenschaftspreis 2019<br />

geht an die<br />

Freie Universität<br />

Seite 16<br />

Krank: Ein Polizist und Schießtrainer hat das Land Berlin verklagt Seite 10<br />

Knapp: Weil es nicht genug Prüfstellen gibt, fehlen in Brandenburg Medizingeräte Seite 15<br />

Stadtbild<br />

So schön ist<br />

die Einheit<br />

Susanne Dübber<br />

war per Rad auf den Spuren<br />

der Mauer unterwegs.<br />

Zwei Freundinnen, zwei Fahrräder,<br />

ein Ziel: den Mauerweg<br />

abzufahren –160 Kilometer rund um<br />

Berlin. Diese Radtour war unser großer<br />

Spaß im Sommer 2019.<br />

Die Freundin Ost-, ich Westdeutsche,geboren<br />

beide nach dem Mauerbau,<br />

aufgewachsen bis ins Erwachsenenleben<br />

in den unterschiedlichen<br />

Hälften Deutschlands.<br />

Während ich immer den Fall der<br />

Mauer erhofft hatte,war es für sie nie<br />

Option. Dass wir nicht schnell vorankommen<br />

würden, wurde schon<br />

auf den ersten Meternder insgesamt<br />

acht Etappen klar.Zwar liegt das Sowjetische<br />

Ehrenmal 500 Meter vom<br />

Mauerverlauf im Treptower Park,<br />

aber dieser Abstecher gehörte für<br />

uns dazu. Zwei Stunden verweilten<br />

wir, weil uns die Gedenkstätte für<br />

7000 Soldaten so tief beeindruckte.<br />

Noch oft sind wir vonden Rädern<br />

abgestiegen und haben uns genau<br />

umgeschaut. Wie bei der Gropiusstadt,<br />

dem West-<strong>Berliner</strong> Neubaugebiet<br />

der 60er- und 70er-Jahre. Die<br />

Freundin rief plötzlich aus: „Was ist<br />

das? Ichhabe es als kleines Mädchen<br />

oft aus dem Autofenster auf dem Weg<br />

zum Flughafen Schönefeld gesehen.“<br />

Auch den Wegvon der Mauer weg<br />

zum Notaufnahmelager Marienfelde<br />

gönnten wir uns. Erstaunen rief bei<br />

ihr hervor, wie ausgiebig die westlichen<br />

Geheimdienste die DDR-<br />

Flüchtlinge überprüften. Gemeinsam<br />

lachten wir darüber, wie viele Lager-<br />

Mitarbeiter für die Stasi arbeiteten.<br />

Betroffen machte uns der Anblick<br />

winzig kleiner Zimmer für jeweils vier<br />

Menschen und die kaputten Fenster<br />

samt fehlender Gardinen am Asylbewerberheim,<br />

das dort heute wieder<br />

existiert. Weinen musste ich im Süden,<br />

am Grab eines Mauertoten von<br />

1966 leuchtete blau frisch gepflanztes<br />

Männertreu. Glücklich machte uns<br />

eine Hochzeit in der zarten Sacrower<br />

Kirche, die bis 1989 verlassen im Todesstreifen<br />

verfiel.<br />

Aufder Suche nach restlicher <strong>Berliner</strong><br />

Mauer muss man meist sehr genau<br />

hinschauen. An sehr vielen Stellen<br />

haben Bäume und Gebüsche in<br />

dreißig Jahren das Schreckliche<br />

überwuchert, sind wie in Staaken<br />

hübsche neue Häuser entstanden.<br />

Auf lange Strecken gibt es herrliche<br />

Landschaften, besonders auf dem<br />

Wegnach Hennigsdorfund bei Frohnau.<br />

Ewig wirduns die Schönheit der<br />

Einheit in Erinnerung bleiben. Der<br />

Schmerz der Teilung ist abgeschlossen<br />

und vorbei.<br />

Ohne Mauer,jetzt mit Aussicht: die<br />

Uferpromenade Nieder Neuendorf.<br />

PRIVAT<br />

Zukunftsvision: So stellt sich das Alliiertenmuseum seine Präsenz im Hangar 7des Flughafens Tempelhof vor.<br />

Wo der Rosinenbomber landet<br />

Wiedas neue Alliiertenmuseum in Tempelhof aussehen soll –und warum die Finanzierung ein Problem ist<br />

VonUlrich Paul<br />

Ein Panzer,ein Jeep und mittendrin<br />

ein ehemaliger Rosinenbomber<br />

–mit spektakulären<br />

Großobjekten unter<br />

einem Dach will sich das Alliiertenmuseum<br />

nach seinem Umzug<br />

vonDahlem zum Flughafen Tempelhof<br />

präsentieren. Und damit zu einem<br />

„Museum als Lernort der Demokratie“<br />

avancieren. Das geht aus<br />

dem Konzept des Museums hervor,<br />

das der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt.<br />

Der Direktor des Alliiertenmuseums,<br />

Jürgen Lillteicher, will die<br />

Pläne an diesem Mittwoch im Kulturausschuss<br />

des Bundestags präsentieren.<br />

Sein Ziel ist, um Unterstützung<br />

für den Umzug zu werben. Denn der<br />

Bundestags-Haushaltsausschuss hat<br />

zwar im November 2015 rund 27 Millionen<br />

Euro für den Umzug des Museums<br />

nach Tempelhof zugesagt, allerdings<br />

sind im nächsten Bundeshaushalt<br />

keine Mittel eingestellt. Hintergrund:<br />

Inzwischen ist klar,dass der<br />

Umzug teurer wird. Denn die ermittelten<br />

Kosten beruhten auf einer Kalkulation<br />

aus dem Jahr 2013.Wieteuer<br />

der Umzug wird, ist unklar. Eswerde<br />

noch gerechnet, sagt Museumsdirektor<br />

Lillteicher.Mittlerweile werden jedoch<br />

auch Berechnungen angestellt,<br />

welche Kosten bei einemVerbleib des<br />

Museums an der Clayallee anfallen.<br />

Folge: Es ist völlig offen, wie es weitergeht.<br />

Beirat warnt<br />

Der wissenschaftliche Beirat des<br />

Museums, in dem Wissenschaftler<br />

aus den USA, Großbritannien,<br />

Frankreich und Deutschland vertreten<br />

sind, zeigt sich alarmiert. „Der<br />

Beirat nimmt mit allergrößter Besorgnis<br />

zur Kenntnis,dass keine Entscheidung<br />

über die Unterbringung<br />

des Alliiertenmuseums in Tempelhof<br />

getroffen wurde, obwohl alle erforderlichen<br />

Planungsunterlagen vorliegen“,<br />

heißt es in einer Erklärung<br />

des Gremiums. Dabei sei die Botschaft<br />

des Museums –die Bedeutung<br />

internationaler Kooperationen und<br />

Bündnissysteme für den Erhalt von<br />

Freiheit, Frieden und Demokratie –<br />

aktueller denn je und verdiene einen<br />

Platz der<br />

Luftbrücke<br />

Tempelhof<br />

Tempelhofer Damm<br />

Gebäude des ehemaligen<br />

Flughafens Tempelhof<br />

Tempelhofer<br />

Feld<br />

Hangar 7<br />

Neues<br />

Alliiertenmuseum<br />

Columbiadamm<br />

Platz im Herzen der deutschen<br />

Hauptstadt. „Hier hat die Bundesregierung<br />

die einzigartige Gelegenheit,<br />

die Geschichte der Deutschen und<br />

der Alliierten bei der Etablierung<br />

und Festigung der bundesdeutschen<br />

Demokratie heutigen und zukünftiger<br />

Generationen zu präsentieren“,<br />

stellen die Wissenschaftler fest.<br />

Das Alliiertenmuseum soll nach<br />

bisherigen Plänen in den Hangar 7in<br />

Tempelhof einziehen. Auf einer Fläche<br />

von rund 7000 Quadratmetern<br />

sollen außer dem berühmten Rosinenbomber,<br />

der an die Luftbrücke<br />

während der Blockade West-Berlins<br />

erinnert, unter anderem ein Hubschrauber<br />

und die Reste eines Spionagetunnels<br />

präsentiertwerden.<br />

DieZeit des Kalten Kriegs und der<br />

Blockkonfrontation steht zwar im<br />

Mittelpunkt des Museums, doch<br />

geht es um mehr. „Die Befreiung<br />

200 m<br />

„Wir haben uns seit Jahren auf die Zusage<br />

verlassen, dass das Alliiertenmuseum von<br />

Dahlem nach Tempelhof umzieht. Unsere<br />

gesamte Planung ist darauf ausgerichtet.“<br />

Jürgen Lillteicher, Direktor des Alliiertenmuseums<br />

Geschichtsgalerie (ab 2022)<br />

Tower THF (ab 2021)<br />

BLZ/GALANTY<br />

Deutschlands vom Nationalsozialismus<br />

und die Entwicklung West-Berlins<br />

und Westdeutschlands hin zu<br />

Demokratie und Wohlstand wären<br />

undenkbar ohne das Engagement<br />

der Westmächte“, heißt es im Konzept<br />

für das Museum.<br />

Das 1998 eingeweihte Alliiertenmuseum<br />

erinnertandie Präsenz der<br />

Westmächte USA, Großbritannien<br />

und Frankreich in Berlin. Sein aktueller<br />

Sitz ist das ehemalige US-Kino<br />

Outpost an der Clayallee.InDahlem<br />

kommen jährlich rund 70 000 Besucher<br />

in das Museum. In Tempelhof<br />

versprechen sich die Museumsmacher<br />

eine Steigerung auf bis zu<br />

360 000 Besucher jährlich.<br />

„Wir haben uns seit Jahren auf die<br />

Zusage verlassen, dass das Alliiertenmuseum<br />

von Dahlem nach Tempelhof<br />

umzieht“, sagt Museumsdirektor<br />

Lillteicher.„Unseregesamte Planung<br />

ALLIIERTENMUSEUM/PRALLE SONNE<br />

ist darauf ausgerichtet.“ Am Standort<br />

Clayallee – am Zehlendorfer<br />

Waldrand –habe das Museum keine<br />

Zukunft mehr, sagt Lillteicher. „Wir<br />

bauen auf die Parlamentarier und<br />

hoffen sehr, dass sie die Mittel für<br />

den Umzug im nächsten Bundeshaushalt<br />

bereitstellen.“ In Zeiten<br />

von neuem Nationalismus würde<br />

damit ein Zeichen für die Bedeutung<br />

internationaler Zusammenarbeit<br />

und Bündnissysteme gesetzt, denn<br />

gemeinsame Geschichte verbinde.<br />

Im neuen Alliiertenmuseum in<br />

Tempelhof soll neben den Großobjekten<br />

ein Kindermuseum und eine<br />

Besuchermediathek zum spielerischen<br />

Entdecken und Erforschen<br />

der Geschichte einladen. Gemeinsam<br />

mit der vom Deutschen Technikmuseum<br />

geplanten Flugzeugschau<br />

im Nachbarhangar entstehe<br />

„ein einzigartiges Ausstellungskonglomerat<br />

zur Zeit- und Technikgeschichte“,<br />

heißt es in dem Konzept.<br />

Towereröffnet 2021<br />

DasAlliiertenmuseum soll der wichtigste<br />

neue Nutzer im stillgelegten<br />

Flughafen Tempelhof werden. Die<br />

Vergangenheit des Airports,der einst<br />

sowohl der Rüstungsproduktion als<br />

auch der Beschäftigung vonZwangsarbeitern<br />

diente, spielt dabei eine<br />

besondere Rolle. So soll auf dem<br />

Dach eine begehbare Geschichtsgalerie<br />

entstehen, die an diese Zeit erinnert.<br />

Eines der ersten Projekte, bei<br />

denen der Airportöffentlich zugänglich<br />

gemacht wird, ist die Sanierung<br />

des Towers und einer Dachterrasse.<br />

Siesollen2021 eröffnet werden.<br />

Der wissenschaftliche Beirat des<br />

Alliiertenmuseums wirbt eindringlich<br />

für den Wechsel nach Tempelhof.<br />

Ein Verbleib in der Clayallee<br />

würde das Museum „zunehmender<br />

Irrelevanz und die einzigartige<br />

Sammlung des Museums dem Verfall<br />

preisgeben“, warnen die Experten.<br />

„Es wäreein fatales Signal an die<br />

drei ehemaligen Westmächte.“<br />

Ulrich Paul<br />

wünscht dem Alliiertenmuseum<br />

mehr Besucher.<br />

NACHRICHTEN<br />

Missbrauchsverdacht:<br />

Jugendwart verhaftet<br />

Einehrenamtlicher Jugendwarteines<br />

Angelvereins soll über Jahremehrere<br />

Jungen sexuell missbraucht haben.<br />

Gegen den 50-Jährigen sei Haftbefehl<br />

erlassen worden, er sitzeinUntersuchungshaft,<br />

teilte die Staatsanwaltschaft<br />

mit. Demnach wurde derVerdächtige<br />

bereits am 1. November auf<br />

dem Gelände des Angelvereins in KladowinseinemWohnwagen<br />

festgenommen.<br />

DemMannwirdvielfacher,<br />

teils schwerer sexueller Missbrauch<br />

vonmindestens vier Jungen im Alter<br />

vonacht bis elf Jahren in den vergangenendreiJahrenzur<br />

Last gelegt. Die<br />

Staatsanwaltschaft sprach vonmehr<br />

als136 bekannt gewordenen Fällen.<br />

Beider Durchsuchung desWohnwagens<br />

stellten Polizisten umfangreiches<br />

Beweismaterial sicher.Darunter<br />

seien auch zahlreiche Gegenstände<br />

gewesen, die nach den Schilderungen<br />

der Kinder bei den Missbrauchshandlungen<br />

eingesetzt worden sein<br />

sollen. Auch Datenträger wurden beschlagnahmt.<br />

Geprüft werde, ob<br />

Missbrauchstaten inVideos undauf<br />

Bildernfestgehalten wurden. Etwaige<br />

weitereGeschädigte werden gebeten,<br />

sich beim Landeskriminalamt oder<br />

bei der Staatsanwaltschaft zu melden.<br />

Denn möglicherweise gibt es<br />

auch in anderenVereinen geschädigte<br />

Kinder.Der Mansei in den vergangenen<br />

20 Jahren in mehrerenVereinen<br />

tätig war,sagte der Sprecher<br />

Staatsanwaltschaft Martin Steltner<br />

der RBB-„Abendschau“. (tom./dpa)<br />

Eigentümer verkauft Hotel<br />

de Rome nach Singapur<br />

CommerzReal hat das <strong>Berliner</strong> Hotel<br />

de Rome veräußert. Käufer des Luxushotels<br />

ist das Investmentvehikel<br />

vonCaleus Capital Partners und<br />

dem Staatsfonds vonSingapur<br />

(GIC). DasFünf-Sterne-Haus an der<br />

Behrenstraße 37 im BezirkMitte<br />

wirdvon Rocco Fortebetrieben.<br />

1889 errichtet, beherbergte es zunächst<br />

die Dresdner Bank und später<br />

die DDR-Staatsbank. (BLZ)<br />

Humboldt-Uni sieht sich<br />

trotz Trojaner arbeitsfähig<br />

DerComputer-Trojaner Emotet hat<br />

an der Humboldt-Universität neun<br />

vonrund 43 000 Accounts infiziert.<br />

„Es wurde Strafanzeige gegen Unbekannt<br />

erstattet“, teilte ein Sprecher<br />

mit. DieUniversität sei aber vollkommen<br />

handlungs- und funktionsfähig.<br />

Dasspeziell gesicherteVerwaltungsnetz<br />

und die zentral betriebenen Systeme<br />

des Computerservice seien<br />

nicht betroffen. (dpa)<br />

AfD-Landesgeschäftsführer<br />

gibt seinen Posten ab<br />

DerAfD-Landesgeschäftsführer Alexander<br />

Bertram<br />

legt seinen Posten<br />

zum Ende des<br />

Monats nieder.<br />

AfD-Sprecher Ronald<br />

Gläser bestätigte<br />

einen<br />

entsprechenden<br />

Bericht des Tagesspiegel.<br />

Bertramhatte<br />

neben<br />

seiner Arbeit als<br />

Alexander<br />

Bertram<br />

AfD-Fraktionschef in Treptow-Köpenick<br />

auch die Planung zweier schließlich<br />

abgesagter Landesparteitage<br />

übernommen. (dpa)<br />

WW.IMAGO-IMAGES.DE


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />

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Berlin<br />

Auf maroden Schießständen der Polizei haben Trainer und Polizisten jahrelang giftige Pulverdämpfe eingeatmet.<br />

DPA/RAINER JENSEN<br />

Gefährlicher Nebel<br />

Ein Polizist und Schießtrainer wollte seine Schwermetallvergiftung als Berufskrankheit anerkannt wissen. Vordem Verwaltungsgericht unterlag er<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Polizist –das war der Traumberuf<br />

vonThomas K. Er war<br />

topfit und sportbegeistert,<br />

als er 1982 gleich nach der<br />

Schule mit der Ausbildung begann<br />

Er hat sich bei Polizeieinsätzen in<br />

Gefahr gebracht, 1987 etwa, bei den<br />

1.Mai-Krawallen, als in Kreuzberg<br />

ein Supermarkt brannte und Beamte<br />

angegriffen wurden. Er hat in der<br />

Mainzer Straße Hausbesetzungen<br />

mit beendet. Doch seit 2003 ist Thomas<br />

K. dienstunfähig, seit 2008 im<br />

Ruhestand. Thomas K. kann nicht<br />

mehr richtig laufen. Er hat Ausschläge<br />

auf seiner Haut. Er ist ein<br />

Opfer von Berlins maroden Schießständen.<br />

Thomas K. leidet unter einer<br />

Schwermetallvergiftung. An seinen<br />

Nerven und Knochen haben sich<br />

Blei, Quecksilber und Antimon abgelagert,<br />

die jede Bewegung schwer<br />

machen. Er wollte, dass dieses Leiden<br />

als Berufskrankheit anerkannt<br />

wird.<br />

Deswegen klagte Thomas K. vor<br />

dem <strong>Berliner</strong> Verwaltungsgericht –<br />

und verlor. Am Montagnachmittag<br />

wies die 5. Kammer die Klage des 54-<br />

Jährigen ab.Zwar kämen Erkrankungen,<br />

die auf eine Vergiftung durch<br />

bestimmte Schwermetalle beruhten,<br />

grundsätzlich als Berufskrankheit in<br />

Betracht. Doch habe der Kläger die<br />

gesetzlich festgelegten Meldefristen<br />

versäumt, urteilte die Kammer unter<br />

dem Vorsitzenden Richter Florian<br />

Rüsch.<br />

Demnach habe Thomas K. mehr<br />

als zehn Jahre von der Diagnose bis<br />

zur Meldung seiner Krankheit verstreichen<br />

lassen. Nach zehn Jahren<br />

ende die Frist, weil laut Gericht die<br />

Kausalität zwischen Dienst und Erkrankung<br />

nicht mehr nachgewiesen<br />

werden könne. Thomas K. habe die<br />

Krankheit erst im April 2016 seinem<br />

Dienstherren gemeldet, obwohl es<br />

schon im Jahr zuvor Medienberichte<br />

über kontaminierte Schießstände<br />

gegeben habe und der Beamte im<br />

Ruhestand einen Zusammenhang<br />

zu seiner Krankheit hätte herstellen<br />

können.<br />

Thomas K. zieht beim Laufen das<br />

rechte Bein nach –Folge seiner Erkrankung.<br />

Er hat als Gruppenleiter<br />

einer Direktionshundertschaft mehr<br />

als zehn Jahre lang das Schießtraining<br />

in der Friesenstraße in Kreuzberg<br />

geleitet: in einer umgebauten<br />

Kegelbahn im Keller ohne ordentliche<br />

Belüftung. „Manchmal war der<br />

Nebel im Schießstand durch den<br />

Pulverdampf so dicht, dass wir die<br />

Schießscheiben nicht mehr erkennen<br />

konnten und abwarten mussten“,<br />

erinnert sich Thomas K. Damals<br />

habe niemand von der Gefahr<br />

Klage: Marcel Luthe (FDP)<br />

hat den Innensenator Andreas<br />

Geisel verklagt. Aufdem<br />

Wege des Organstreitverfahrens<br />

will Luthe erzwingen,<br />

dass Geisel die Modalitäten<br />

der Verteilung der Mittel aus<br />

dem Ausgleichsfonds für die<br />

auf Schießständen vergifteten<br />

Polizisten offenlegt. Es<br />

geht um nichtbeantwortete<br />

Fragen auf eine parlamentarische<br />

Anfrage.<br />

KLAGE DER FDP<br />

Kommission: Die Kommission,<br />

die die Anträgevon auf<br />

Schießständen vergifteten<br />

Polizisten bearbeiten sollte,<br />

erhielt für ihre Arbeit<br />

27 510 Euro. Laut Antwort<br />

auf eine parlamentarische<br />

Anfrageprüfte die Kommission<br />

in insgesamt 17,5 Stunden<br />

(an drei Tagen) 786 Einzelfälle.<br />

Sie nahm sich also<br />

pro Fall im Durchschnitt 80<br />

Sekunden Zeit.<br />

Thomas K. mit seiner Anwältin vor dem Verwaltungsgericht<br />

Entschädigung: Daraus<br />

habe sich laut Luthe förmlich<br />

aufdrängen müssen, „dass<br />

eine Einzelfallprüfung wie<br />

vomParlament (...) beauftragt<br />

garnicht stattgefunden<br />

haben könne. Ausdem Ausgleichsfond<br />

mit mehr als drei<br />

Millionen Euro wurden 453<br />

Beamte entschädigt.Die<br />

einmaligen Zahlungen betrugenzwischen<br />

2000 und<br />

80 000 Euro.<br />

KATRIN BISCHOFF<br />

gewarnt. Kathi-Gesa Klafke, die Anwältin<br />

des Polizisten, sagt, ihr Mandant<br />

habe beim Schießtraining im<br />

Laufe der Jahrezusammengerechnet<br />

wohl „zwei Millionen Schuss“ eingeatmet.<br />

Sie nennt die Weigerung der<br />

Behörde, das Leiden vonThomas K.<br />

als Berufskrankheit anzuerkennen,<br />

einen Skandal.<br />

Thomas K. ist der erste Beamte,<br />

der wegen einer Schwermetallvergiftung<br />

gegen das Land Berlin geklagt<br />

hat. Über die Bemerkung der Vertreter<br />

des Landes Berlin in dem Verfahren,<br />

man bezweifle stark, dass der<br />

Nachweis einer Schwermetallvergiftung<br />

bei Thomas K. vorliege, kann<br />

der in Brandenburglebende Beamte<br />

nur den Kopf schütteln. Dereinstige<br />

Polizeioberkommissar erzählt, dass<br />

er wegen seiner Schmerzen und Bewegungsstörungen<br />

viele Ärzte aufgesucht<br />

habe. Ersei auf alle möglichen<br />

Nervenkrankheiten untersucht<br />

worden: Multiple Sklerose etwa oder<br />

Borreliose.Alles ohne Befund.<br />

Erst 2006/2007 erhielt Thomas K.<br />

die Diagnose einer Vergiftung mit<br />

Blei und Quecksilber. „Ich konnte<br />

der Ärztin nicht erklären, wie das<br />

Schwermetall in meinen Körper gelangte“,<br />

sagt Thomas K. Er seisich sicher<br />

gewesen, dass er nie mit Blei<br />

oder Quecksilber zu tun hatte.Nicht<br />

ein einziges Mal habe er damals an<br />

die Friesenstraße gedacht.<br />

Erst alssich die Meldungen häuften,<br />

dass Berlins Schießstände völlig<br />

marode und vergiftet seien, habe er<br />

langsam den Zusammenhang begriffen.<br />

Thomas K. hatte die giftigen<br />

Dämpfe lange Zeit eingeatmet,<br />

manchmal dreimal in der Woche.<br />

Thomas K. gibt nach der Entscheidung<br />

des Gerichts nicht auf. Er<br />

will zusammen mit seiner Anwältin<br />

Berufung einlegen. Er sagt, erhabe<br />

sich wegen der notwendigen Behandlung<br />

bereits verschuldet. Er<br />

wolle,dass die Kosten für seine Therapie<br />

vollständig übernommen werden.<br />

Zudem, so erzählt er,bekomme<br />

er seine volle Pension nur,wenn sein<br />

Leiden als Berufskrankheit anerkannt<br />

werde. Derzeit erhalte er nur<br />

etwa die Hälfte seiner Pension.<br />

Thomas K. hat Anfang des Jahres<br />

Geld aus dem Ausgleichsfonds für<br />

die auf Schießständen vergifteten<br />

Polizisten erhalten. Wie auch 452<br />

weitere geschädigte Beamte. Thomas<br />

K., Vater eines Sohnes, bekam<br />

3000 Euro zugesprochen. „Das hat<br />

für meine ausstehenden Behandlungskosten<br />

lange nicht gereicht“,<br />

sagt er.<br />

Katrin Bischoff würde es<br />

begrüßen, wenn Berlin den<br />

Geschädigten beisteht.<br />

Eine für alle Tage<br />

Ein <strong>Berliner</strong> Start-up will mit Periodenhöschen gegen Tampon und Binde antreten. Am Dienstagabend werben sie im Fernsehen um Investoren<br />

VonNadine Pensold<br />

Kati Ernst und Kristine Zeller haben<br />

ihre Jobs an den Nagel gehängt,<br />

um Schlüpfer zu produzieren.<br />

Bei ihrem Start-up mit dem Namen<br />

Ooshi geht es den beiden <strong>Berliner</strong>innen<br />

aber nicht etwa um Reizwäsche<br />

oder um ganz gewöhnliche Unterhosen.<br />

Ihre Periodenhöschen stellen<br />

eine Alternative zu Tampons und<br />

Binden dar, und sie sollen vor allem<br />

auch nachhaltig sein.<br />

Früher arbeiteten die beiden<br />

Frauen in Führungspositionen großer<br />

Unternehmen. Kati Ernst war bei<br />

der Unternehmensberatung McKinsey<br />

und beriet Mode- und Luxusunternehmen,<br />

Kristine Zeller verantwortete<br />

bei Zalando das Unterwäschesegment.<br />

Vor gut einem Jahr<br />

schmissen sie ihreJobs und starteten<br />

ihren Online-Shop für Unterwäsche,<br />

die Frauen während der Periode tragen.<br />

Diese Höschen können die Periode<br />

aufnehmen, gewaschen und<br />

dann wiederverwendet werden.<br />

Mehr als 40 000 Stück haben sie seither<br />

verkauft. „Wie schnell die Firma<br />

gewachsen ist, ist unglaublich. Damit<br />

haben wir nicht gerechnet“, sagt<br />

Kristine Zeller.<br />

Von diesem Dienstag an dürfte<br />

die Bekanntheit vonOoshi noch weiter<br />

steigen: Die <strong>Berliner</strong>innen sind<br />

zu Gast in der Vox-Sendung „Die<br />

Höhle der Löwen“, in der Gründer<br />

prominenten Investoren ihre Geschäftsideen<br />

vorstellen. Als Kandidatinnen<br />

der letzten Sendung der<br />

Staffel hoffen sie auf die Unterstützung<br />

eines Investors, der ihnen helfen<br />

kann, auch auf dem internationalen<br />

MarktFuß zu fassen.<br />

Für die Gründerinnen ist der Auftritt<br />

bei der Sendung in jedem Fall ein<br />

Gewinn. „Es ist das erste Periodenprodukt,<br />

das so prominent in einer<br />

Mainstream-Sendung vorgestellt<br />

wird“, freut sich Kati Ernst. Denn Ziel<br />

der Freundinnen ist es auch, mit ihrem<br />

Produkt das Thema Menstrua-<br />

Kristine Zeller und Kati Ernst haben ein Start-up gegründet, mit dem sie Tampons und<br />

Binden überflüssig machen wollen.<br />

OOSHI<br />

tion zu enttabuisieren. „Wir werden<br />

dazu erzogen, das Thema wegzutun,<br />

selbst wenn es um die eigene Periode<br />

geht“, sagt Kati Ernst.<br />

Mitihrer Geschäftsidee treffen sie<br />

den Zeitgeist, denn immer mehr<br />

Frauen setzen sich mit ihrer Periode<br />

auseinander. Autorinnen wie Eva<br />

Wünsch („Ebbe und Blut“) oder<br />

Luisa Stömer („Tage-Buch“) schreiben<br />

über den weiblichen Zyklus und<br />

werden prominent in Buchläden<br />

präsentiert.„Es gibt einen neuen Anspruch<br />

von Frauen, ihren Körper<br />

ganzheitlich zu verstehen und bewusste<br />

Entscheidungen für sich zu<br />

treffen“, sagt Kristine Zeller.<br />

Das führt auch dazu, dass Frauen<br />

bisherige Standards in Frage stellen.<br />

Dazu zählt auch die Besteuerung von<br />

Damenhygiene-Produkten mit 19<br />

Prozent Mehrwertsteuer. Mit einer<br />

Petition wurde der sogenannten<br />

Pink-Tax der Kampf angesagt. In der<br />

vergangenen Woche beschloss die<br />

Bundesregierung mit einer Senkung<br />

bei Tampons und Binden auf den verminderten<br />

Steuersatz vonsieben Prozent.<br />

Und auch der Markt reagiert auf<br />

diese Bewegung und den Trend zu<br />

einem nachhaltigeren Lebensstil.<br />

Immer öfter findet man Bio-Tampons<br />

und Binden aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen in Drogeriemärkten.<br />

Durchschnittlich 15 000 Tampons<br />

verbraucht eine Frau übrigens<br />

durchschnittlich in ihrem Leben, 45<br />

Milliarden Binden und Tampons<br />

landen weltweit im Müll –pro Jahr.<br />

Viele suchen daher nach anderen<br />

Möglichkeiten, mit ihrer monatlichen<br />

Blutung umzugehen. Und da<br />

kommt die Periodenunterwäsche<br />

ins Spiel.<br />

Für ihre Produkte verwenden die<br />

Gründerinnen gesundheitlich unbedenkliche<br />

Materialien. Das war von<br />

Beginn an die Idee,„und so sind wir<br />

auf Merinowolle gekommen“, sagt<br />

Kristine Zeller. Entwickelt wurde<br />

auch ein Membransystem, das zudem<br />

mit einem bakterienhemmendenWirkstoff<br />

auf Silber-und Zinkbasis<br />

ausgestattet ist. Dersoll circa zwei<br />

Jahrewirksam sein.<br />

Ob das die Investoren in „Die<br />

Höhle der Löwen“ überzeugen wird,<br />

kann man am Dienstag um<br />

20.15 Uhrauf Voxverfolgen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 11 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Entschuldigung<br />

bei Israels<br />

Botschafter<br />

Kulturprojekte-Chef und<br />

Senator bedauern Schriftzug<br />

Ein Schriftzug auf Hebräisch während<br />

der Bühnenshow zum<br />

30. Jahrestag des Mauerfalls hat Kritik<br />

ausgelöst. Beim Auftritt der Sängerin<br />

Anna Loos am Sonnabend auf<br />

der Bühne neben dem Brandenburger<br />

Tor war als Videoprojektion in<br />

hebräischen Buchstaben für kurze<br />

Zeit der Schriftzug „Schluss mit der<br />

Besatzung“ zu lesen. DerinIsrael bekannte<br />

Slogan<br />

kritisiertdie Politik<br />

in den Palästinensergebieten.<br />

„Ich bedauere<br />

zutiefst, dass<br />

eine anti-israelische<br />

Botschaft<br />

während der<br />

Moritz Feier in einer Videosequenz<br />

zu<br />

van Dülmen<br />

sehen war“,<br />

teilte Kultursenator Klaus Lederer<br />

(Linke) am Montag dazu mit. „Die Irritationen,<br />

die die Schriftzüge ausgelöst<br />

haben, kann ich mehr als nachvollziehen.<br />

Dashätte nicht passieren<br />

dürfen. Ich bitte um Entschuldigung.“<br />

Moritz vanDülmen, Chef der<br />

Agentur Kulturprojekte Berlin, die<br />

für die Bühnenshow verantwortlich<br />

zeichnete,entschuldigte sich für den<br />

Schriftzug nach eigenen Angaben<br />

am Montag beim israelischen Botschafter.<br />

Ihm sei die Bedeutung des<br />

Slogans nicht bewusst gewesen,<br />

sagte vanDülmen. „Das entschuldet<br />

es aber nicht.“<br />

Der israelische Botschafter, Jeremy<br />

Issacharoff, hatte der Bild-<strong>Zeitung</strong><br />

gesagt: „Am 9. November haben<br />

wir den Mauerfall gefeiert, aber<br />

auch würdevoll an die Pogromnacht<br />

vor81Jahren erinnert, die auch symbolisch<br />

für die Schrecken des damals<br />

nahenden Holocaust steht.“ Es sei<br />

eine Schande, dass einige es für angebracht<br />

gehalten hätten, dieses Ereignis<br />

für politische Zwecke gegen<br />

Israel zu instrumentalisieren.<br />

Er verstehe die Kritik, sagte van<br />

Dülmen. „Ich habe mit dem israelischen<br />

Botschafter telefoniert und<br />

mein Bedauern und meine Entschuldigung<br />

vorgetragen.“ Kulturprojekte<br />

Berlin hatte bereits am<br />

Sonntag auf Facebook erklärt, der<br />

Schriftzug in der vom ZDF übertragenen<br />

Bühnenshow sei Teil einer<br />

künstlerischen Videosequenz über<br />

rund 20 friedliche Protestaktionen<br />

weltweit gewesen, und sich für „eine<br />

etwaige missverständliche Interpretation“<br />

entschuldigt. (dpa)<br />

PAULUS PONIZAK<br />

Jeder Zweite für<br />

Giffey an der<br />

Senats-Spitze<br />

Umfrage: Zuspruch auch von<br />

Anhängern anderer Parteien<br />

F<br />

ast die Hälfte der <strong>Berliner</strong> fände<br />

es gut, wenn Bundesfamilienministerin<br />

Franziska Giffey (SPD) 2021<br />

für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin<br />

kandidieren würde. Dafür<br />

sprachen sich 47,9 Prozent der Teilnehmer<br />

einer repräsentativen Umfrage<br />

des Instituts Civey im Auftrag<br />

des Tagesspiegels aus. Dagegen lehnen<br />

34,2 Prozent der Befragten <strong>Berliner</strong><br />

eine Kandidatur Giffeys ab, 17,9<br />

Prozent sind unentschieden. Die<br />

größte Unterstützung bekommt die<br />

frühere Neuköllner Bezirksbürgermeisterin<br />

bei den Anhängernder eigenen<br />

Partei, vondenen 78,3 Prozent<br />

ihre Kandidatur gut fänden. Für die<br />

Online-Umfrage wurden 4015 <strong>Berliner</strong><br />

befragt. Aber auch bei den Wählern<br />

der Grünen ist mehr als die<br />

Hälfte (56,8 Prozent) dafür, genau<br />

wie bei Linken (58,5 Prozent) und<br />

der CDU (54,6 Prozent). (dpa)<br />

Plötzlich Prinzessin und Prinz sein<br />

Für wender drei auf dem obigen Foto ist es die größte Freude? Eins ist<br />

auf jeden Fall bekannt: ReinhardNaumann (SPD,2.von links), Bezirksbürgermeister<br />

von Charlottenburg, traf am Montag zur Feier des Karnevalsbeginns<br />

am 11.11. vor dem Rathaus mit dem Prinzenpaar der<br />

Stadt Berlin Prinzessin Jessica I. und Prinz Klaus zusammen. Es war zumindest<br />

eine fröhliche Begegnung, wie wir sehen. Die<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

„Ein Experiment mit ungewissem Ausgang“<br />

Der Senat beschließt, dass zwei Drittel der S-Bahn neu ausgeschrieben werden. Die Gewerkschaft EVG kritisiert den Plan<br />

VonPeter Neumann<br />

Der Senat stellt die Weichen<br />

für die S-Bahn Berlin<br />

neu. Aller Voraussicht<br />

nach wird erandiesem<br />

Dienstag beschließen, dass die bislang<br />

größte Ausschreibung in der<br />

Geschichte des <strong>Berliner</strong> Verkehrs in<br />

Kürze beginnt. Für die S-Bahn-Linien<br />

auf der Stadtbahn und im Nord-<br />

Süd-Tunnel werden Unternehmen<br />

gesucht, die von Ende 2026 an neue<br />

Züge bereitstellen und sie fahren.<br />

DasLand wirdEigentümer der mehr<br />

als 1300Wagen. Nach der Senatsvorlage,<br />

die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorab<br />

zuging, steht ein grundlegender Systemwechsel<br />

bevor – kein Wunder,<br />

dass sich die Gewerkschaft EVG am<br />

Montag kritisch dazu äußerte.<br />

Neu ist, dass für jedes der beiden<br />

S-Bahn-Teilnetze die Bereitstellung<br />

und der Betrieb der neuen Züge getrennt<br />

ausgeschrieben wird. Beides<br />

kann also auch getrennt vergeben<br />

werden. „Durch die Aufteilung befürchten<br />

wir deutliche Verschlechterungen<br />

bis hin zum völligen Chaos“,<br />

sagte RobertSeifert,Vorsitzender der<br />

EVG-Betriebsgruppe bei der S-Bahn<br />

Berlin GmbH.Wieangesichts der zusätzlichen<br />

Schnittstellen eine stabile<br />

und sichereBetriebsorganisation gewährleistet<br />

werden kann, sei unklar.<br />

Ausder Krise lernen<br />

Ihr Ziel, einer möglichen Aufteilung<br />

der S-Bahn einen Riegel vorzuschieben,<br />

haben die Gewerkschafter nicht<br />

erreicht.Wasder Senat nun beschließen<br />

wird, sei ein „absolutes Novum“,<br />

meinte Seifert. „Es wird ein Experiment<br />

mit ungewissem Ausgang.“<br />

Wie berichtet geht es um zwei<br />

Drittel des S-Bahn-Verkehrs in Berlin<br />

und Brandenburg –genauer gesagt<br />

um die Stadtbahn-Linien S3, S5, S7,<br />

S75 und S9 sowie um die Nord-Süd-<br />

Eine S-Bahn unterwegs auf der Linie S5 nach Spandau. Noch fährtdortdie S-Bahn Berlin<br />

GmbH, ein Unternehmen der bundeseigenen DB. Das könnte sich ändern. IMAGO IMAGES<br />

Strecken S1, S15, S2, S25 und S85. Am<br />

Ende des bald beginnenden Verfahrens<br />

soll Anfang 2022 feststehen, wer<br />

die neuen S-Bahnen für diese Teilnetzebereitstellt<br />

und wersie fährt.<br />

Spätestens im kommenden Jahr<br />

gründet das Land Berlin eine kreditfähige<br />

Fahrzeuggesellschaft, heißt es<br />

in der Vorlage,die Verkehrssenatorin<br />

Regine Günther (Grüne) dem Senat<br />

jetzt präsentieren wird. Die Gesellschaft<br />

wird alle neuen S-Bahnen in<br />

ihr Eigentum übernehmen. So entsteht<br />

ein landeseigener Fahrzeugpool,<br />

der 2,76 Milliarden Euro kostet.<br />

Die Finanzierung beginnt mit einer<br />

Anzahlung des Landes von 552<br />

Millionen Euro, danach folgen Zahlungen<br />

vonbis zu 280 Millionen Euro<br />

pro Jahr. Für Zugbetrieb und Wartung<br />

sind in den ersten 15 Jahren<br />

3,024 Milliarden Euro einzuplanen.<br />

Anders als sonst bei Ausschreibungen<br />

üblich muss ein Unternehmen,<br />

das Züge fahren will, sie nicht<br />

veröffentlicht hier die wichtigsten Abschnitte aus der Antrittsrede des<br />

königlichen Paares:„Seit nunmehr 30 Jahren können Ost-undWestberliner<br />

gemeinsam unser schönes Brauchtum Karneval feiern. Wirhaben<br />

viel erreicht, aber es gibt auch noch viel zu tun. Wir Karnevalisten haben<br />

das schon lange verstanden, nur gemeinsam bringen wir unser<br />

Brauchtum Fasching, Fastnacht, Karneval voran."<br />

mitbringen. Es ist möglich, dass jemand<br />

anders sie finanziertund wartet.<br />

Diese Aufteilung soll die Konkurrenz<br />

fördern–imInteresse der Fahrgäste<br />

und Steuerzahler. Eswird ein<br />

Verfahren gewählt, das „effektiven<br />

Wettbewerb eröffnet und damit dem<br />

Risiko von Monopolpreisen entgegen<br />

wirkt“, so die Senatsvorlage.„Am<br />

Ende wird die für die Länder wirtschaftlichste<br />

Angebotsausgestaltung<br />

den Zuschlag erhalten.“<br />

Der Senatsbeschluss ist der vorläufige<br />

Höhepunkt einer langen Debatte.<br />

Auf der einen Seite stehen die<br />

Grünen und ihreMitstreiter.Sie erinnernandie<br />

Krise vorzehn Jahren, als<br />

viele S-Bahnen aus dem Verkehr gezogen<br />

werden mussten. Hauptgrund<br />

war, dass der bundeseigene Bahnkonzern<br />

imZeichen des geplanten<br />

Börsengangs auch bei der S-Bahn<br />

Berlin GmbH in den Werkstätten<br />

sparte. Aus dem Desaster ließe sich<br />

nur der Schluss ziehen, bei Aus-<br />

DPA<br />

schreibungen die Zugangsschwellen<br />

niedrig zu gestalten, hieß es. Ziel<br />

müsse es sein, dass viele Firmen teilnehmen<br />

–anders als bei der Ausschreibung<br />

des Ringbahn-Verkehrs,<br />

bei der 2015 zuletzt nur die Bahn übrig<br />

blieb. Das soll auch „Monopolpreise“<br />

verhindern. Wie berichtet,<br />

erwartet der Senat über 15 Jahre Kostenvorteile<br />

von800 Millionen Euro.<br />

Kehrtein alter Bekannter zurück?<br />

Auf der anderen Seite stehen Gewerkschafter,SPD-<br />

und Linken-Politiker.<br />

Sie sehen das Senatskonzept<br />

kritisch –auch weil es dazu führen<br />

könnte, dass die bundeseigene S-<br />

Bahn Berlin GmbH Aufträge verliert.<br />

„Zwar haben wir in dieser Debatte<br />

einiges erreicht –zum Beispiel, dass<br />

neue Betreiber das Fahrpersonal<br />

und einen Großteil des Werkstattpersonals<br />

übernehmen müssen“, so<br />

Seifert. Doch viele Fragen seien noch<br />

offen – etwa, wo die zweite neue<br />

Werkstatt entsteht. Wie berichtet ist<br />

weiterhin Waßmannsdorfsüdöstlich<br />

von Berlin im Gespräch –nur über<br />

lange,teureAnfahrten zu erreichen.<br />

Unklar sei auch, wie viel dieWerkstatt<br />

Schönerlinder Straße und deren<br />

geplante zweite Anbindung über das<br />

Karower Kreuz kosten wird. „Darum<br />

ist uns schleierhaft, wie der Senat auf<br />

die 800 Millionen Euro Einsparung<br />

kommt“, sagte der Gewerkschafter.<br />

Je nachdem, wie der Wettbewerb<br />

ausgeht: Möglicherweise ist künftig<br />

ein alter Bekannter wieder für den S-<br />

Bahn-Betrieb in Berlin zuständig.<br />

Dem Vernehmen nach wollen sich<br />

Zugbetreiber wie Go-Ahead aus England<br />

und Transdev aus Frankreich an<br />

der Ausschreibung beteiligen.<br />

Deutschland-Geschäftsführer von<br />

Transdev ist Tobias Heinemann, der<br />

2007 Chef der S-Bahn Berlin GmbH<br />

wurde –bis er auf dem Höhepunkt<br />

der Krise 2009 abberufen wurde.<br />

Polizeiaktion<br />

startet<br />

schleppend<br />

Beamte lassen<br />

Falschparker „umsetzen“<br />

VonPhilippe Debionne<br />

und Klaus Oberst<br />

Hunderte vonAutofahrerninder<br />

Hauptstadt halten Tagfür Tag<br />

in zweiter Reihe, auf Busspuren<br />

oder auf Radwegen. Am Montag<br />

startete die Polizei deshalb eine<br />

fünftägige Schwerpunktaktion, bei<br />

der rücksichtlose Parksünder „in<br />

Gesprächen für ihr Fehlverhalten<br />

sensibilisiert“ werden sollen, so<br />

eine Polizeisprecherin. Unabhängig<br />

von diesen Gesprächen werden allerdings<br />

auch Verwarnungsgelder<br />

verhängt. Und Falschparker im Extremfall<br />

„konsequent gebührenpflichtig<br />

umgesetzt“, so die Sprecherin<br />

weiter.<br />

Bei einer vergleichbaren fünftägigen<br />

Verkehrssicherheitsaktion im<br />

Frühjahr 2019 hatte die Polizei nach<br />

eigener Aussage 6484 Halte- und<br />

Parkverstöße festgestellt und geahndet.<br />

Undin„288 Fällen mussten<br />

Kraftfahrzeuge zur Gefahrenabwehr<br />

kostenpflichtig umgesetzt werden“.<br />

Am Montag gab die Polizei an der<br />

Hauptstraße in Schöneberg den<br />

Startschuss für eine neuerliche<br />

Schwerpunktaktion. Um Punkt<br />

10.30 Uhr gingen die Einsatzkräfte<br />

auf die Jagd nach Zweite-Reihe-Parkern.<br />

Zunächst allerdings nur mit<br />

mäßigem Erfolg. Innerhalb von<br />

knapp zwei Stunden hielten oder<br />

parkten zwar dutzende Fahrzeuge<br />

in zweiter Reihe.Viele davon waren<br />

jedoch Lieferfahrzeuge, die ihre<br />

Ware auslieferten und dafür kein<br />

Knöllchen kassierten. Zudem schien<br />

es sich im Schöneberger Kiez schnell<br />

herumgesprochen zu haben, dass<br />

die Polizei auf der Lauer liegt: Anders<br />

als sonst an dieser Stelle standen nur<br />

wenige Privatfahrzeuge im Halteoder<br />

Parkverbot. Innerhalb vonzwei<br />

Stunden wurden daher nur fünf<br />

Fahrzeuge an der Hauptstraße umgesetzt.<br />

Zumindest bei diesen wünscht<br />

sich auch Berlins Innensenator<br />

Andreas Geisel (SPD) „einen Lerneffekt“,<br />

wie er mitteilte. „Parken in<br />

zweiter Reihe sowie auf Bus- und<br />

Radspuren ist egoistisch und rücksichtslos“,<br />

so Geisel weiter.<br />

Wirkung bei Falschparkern zeigen<br />

vermutlich die hohen Kosten,<br />

mit denen eine Umsetzung verbunden<br />

ist. Entscheidend für deren<br />

Höhe ist dabei nicht nur die Fahrzeugart,<br />

sondernauch, vonwem die<br />

Umsetzung angeordnet wird. Die<br />

BVGberechnet 97 Euro proerfolgter<br />

Umsetzung eines Pkw bis 3,5 Tonnen,<br />

die Polizei 136 Euro und das<br />

Ordnungsamt sogar 199 Euro. Bei<br />

Fahrzeugen über 3,5 Tonnen werden<br />

267 Euro (BVG), 306 Euro (Polizei)<br />

oder sogar 369 Euro (Ordnungsamt)<br />

fällig.<br />

Und während eine vermiedene<br />

Umsetzung – Einsatzkräfte ermitteln<br />

jemanden, der das betreffende<br />

Fahrzeug noch schnell wegfahren<br />

kann –beim Ordnungsamt 75 Euro<br />

kostet, berechnet die Polizei hier<br />

„nur“ 44 Euro. Der Grund hierfür<br />

sind nach Angaben der Polizei unterschiedlicher<br />

Personalaufwand<br />

bei Ordnungsamt und Polizei sowie<br />

unterschiedliche Personalkosten<br />

bei der jeweiligen Behörde.<br />

Falschparkerwerden im schlimmsten Fall<br />

abgeschleppt.<br />

KLAUS OBERST


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />

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Berlin<br />

Justizsenator<br />

bittet Kollegin<br />

um Verzeihung<br />

Dirk Behrendt irritierte mit<br />

Bemerkung über Hessen<br />

Justizsenator Dirk Behrendt<br />

(Grüne) hat sich nach Angaben<br />

seines Sprechers bei der hessischen<br />

Justizministerin Eva Kühne-Hörmann<br />

(CDU) entschuldigt. Er hatte<br />

am Donnerstag beim Treffen der Justizminister<br />

in Berlin mit Anmerkungen<br />

über Hessen für Irritationen gesorgt.<br />

Es sei aber falsch, dass Behrendt<br />

Hessen mit der DDR oder einem<br />

Unrechtsstaat verglichen habe,<br />

sagte der Sprecher der Justizverwaltung<br />

am Montag.<br />

Behrendt hatte dem Sprecher zufolge<br />

in einer Diskussion unter anderem<br />

über einen Antrag aus Hamburg<br />

zum Thema „Das Grundgesetz<br />

krisenfest machen“ kritisiert, dass<br />

in Hessen auch nicht alles in Ordnung<br />

sei und habe dabei auf rechte<br />

Netzwerke in der Polizei und den<br />

Mord am Kasseler Regierungspräsidenten<br />

Walter Lübcke im Juni verwiesen.<br />

„Der Justizsenator wusste nicht,<br />

dass die hessische Justizministerin<br />

mit Herrn Lübcke befreundet war“,<br />

sagte der Sprecher. „Es tut ihm leid,<br />

dass er sie verletzt hat.“ Behrendt<br />

habe sich noch am Donnerstagabend<br />

entschuldigt. Über die Irritationen<br />

bei der Justizministertagung<br />

hatten zuvor mehrere Medien berichtet.<br />

(dpa)<br />

Herr Gysi, wir haben vergangene Woche<br />

ein Foto veröffentlicht, das einen<br />

abgelassenen Teich im Volkspark<br />

Friedrichshain zeigt. Eine Müllkippe.<br />

In Sachen Sauberkeit stinkt doch was<br />

zum Himmel in Berlin, oder?<br />

Dass es in einer Metropole wie<br />

Berlin nicht überall wie in einem<br />

schwäbischen Örtchen aussehen<br />

kann, ist sicher verständlich. Aber<br />

Dreckecken wie dieser Teich im<br />

Friedrichshain müssen wirklich<br />

nicht sein. Nicht selten wird dann<br />

auf den Senat verwiesen, der angeblich<br />

seine Hausaufgaben nicht mache.<br />

Aber der Senat und die Behörden<br />

haben den Müll nicht in den<br />

Teich geworfen. Was esbraucht, ist<br />

ein Stück mehr Verantwortung jeder<br />

und jedes Einzelnen in unserer<br />

Stadt, den eigenen Dreck wegzuräumen.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Stadtreinigung<br />

muss allerdings wohl auch ausgebaut<br />

und aktiver werden.<br />

Ausgerechnet die Preußen scheinen<br />

die Ordnung den Süddeutschen zu<br />

überlassen. Dort sieht es zumindest<br />

anders aus in den Städten. Haben Sie<br />

eine Erklärung dafür?<br />

Keine Stadt in Süddeutschland<br />

hat die Größe und den Charakter<br />

Berlins. Man ist hier viel weniger<br />

„unter Beobachtung“ und das verführtoffenbar<br />

dazu, den Haufen des<br />

eigenen Hundes liegenzulassen oder<br />

den Kaffeebecher nicht in den Papierkorb,<br />

sondern mitunter direkt<br />

daneben hinzuwerfen. Wie gesagt,<br />

ein bisschen Unordnung, das Unfertige<br />

ist durchaus ein Teil des <strong>Berliner</strong><br />

Charmes, der ja auch viele Menschen<br />

aus Süddeutschland anzieht.<br />

Aber das darf nicht als Freibrief verstanden<br />

werden, Dinge verwahrlosen<br />

zu lassen.<br />

Die Interview-Kolumne<br />

Eine Curry<br />

mit Gysi<br />

Die Chefredakteure Jochen Arntz und Elmar<br />

Jehn reden jede Woche mit Gregor Gysi –<br />

über das, was die Stadt, das Land und die Welt<br />

bewegt. Kurz und klar,ein paar Minutennur,<br />

solange man eben zusammensteht für eine<br />

Curry am Mittag. Unser Thema in dieser Woche:<br />

Ordnung und Sauberkeit<br />

Elmar Jehn (l.), Gregor Gysi und Jochen Arntz<br />

Ist die äußere Verwahrlosung Ausdruck<br />

einer inneren Haltung?<br />

Zumindest von einer zu großen<br />

Gedankenlosigkeit und ja, auch von<br />

Egoismus mit der Haltung „Hier bin<br />

ich Mensch, hier schmeiß ich weg“.<br />

Dass man dafür jetzt mehr Strafe zahlen<br />

soll als bisher, könnte eventuell<br />

helfen, diese Haltung zu verändern.<br />

Die Gedankenlosigkeit muss abgebaut<br />

werden.Manchmal reicht schon<br />

ein netter Hinweis,woein Papierkorb<br />

steht.<br />

Warder Osten denn sauberer als der<br />

Westen?<br />

Auf jeden Fall gab es viel weniger<br />

Verpackungen, die man hätte wegwerfen<br />

können, und ein gut funktionierendes<br />

Recyclingsystem mit guter<br />

Zweitverwertung. Andererseits haben<br />

die Kohleheizungen und -kraftwerke<br />

genug Dreck gemacht, weil die Alternativen<br />

auch zu teuer erschienen.<br />

Wie wichtig sind Ihnen persönlich<br />

Ordnung und Sauberkeit?<br />

Es gibt ja den Spruch, dass nur<br />

das Genie das Chaos beherrsche.Da<br />

ich nicht wirklich ein genialer Wiederfinder<br />

von Dingen bin, die ich irgendwo<br />

hingelegt habe,versuche ich<br />

das Chaos so klein wie möglich zu<br />

halten. Und ineinem sauberen Zuhause<br />

wohnt es sich einfach angenehmer.<br />

Allerdings habe ich nicht<br />

den Anspruch, dass man jederzeit<br />

vom Fußboden essen können muss.<br />

In einem Garten zum Beispiel muss<br />

es auch solche Ecken geben, wo Igel<br />

oder Vögel Schutz finden.<br />

Wersorgt bei Ihnen zu Hause dafür?<br />

Na, eine Hilfe und ich. Für die<br />

Hilfe bin ich sehr dankbar,weil ich es<br />

allein nicht schaffte.<br />

Tödliche<br />

Schläge im<br />

Treptower Park<br />

Angeklagter schweigt<br />

zunächst<br />

Nach einem tödlichen Angriff auf<br />

einen 28 Jahre alten Mann im<br />

TreptowerParkinBerlin hat der mutmaßliche<br />

Täter vordem Landgericht<br />

geschwiegen. Der 43-Jährige werde<br />

sich möglicherweise zu einem späteren<br />

Zeitpunkt äußern, erklärte der<br />

Verteidiger zu Prozessbeginn am<br />

Montag. Die Anklage lautet auf Totschlag.<br />

Der aus Rumänien stammende<br />

Mann soll das Opfer im Mai<br />

2019 mit Flaschen oder einem anderen<br />

stumpfen Werkzeug attackiert<br />

haben. Der Geschädigte habe tödliche<br />

Kopfverletzungen erlitten.<br />

Spaziergänger hatten die Leiche<br />

im Gebüsch neben dem Hauptweg<br />

in der Nähe des Sowjetischen Ehrenmals<br />

entdeckt und die Polizei alarmiert.<br />

Der Getötete sei wenige Wochen<br />

zuvor von Augsburg (Bayern)<br />

nach Berlin gekommen und habe<br />

sich in der Hauptstadt im Obdachlosenmilieu<br />

des Treptower Parks aufgehalten,<br />

teilte die Polizei damals<br />

mit. Die Anklage geht davon aus,<br />

dass der 43-Jährige kurze Zeit nach<br />

dem Angriff zurückgekehrt sei, um<br />

auch noch den Rucksack des Getöteten<br />

mit Handy, Börse und EC-Karte<br />

an sich zu nehmen. Auch der Angeklagte<br />

sei obdachlos gewesen.<br />

Der Indizienprozess wird am21.<br />

November fortgesetzt. (dpa)<br />

Torsten Harmsen liest aus seinem neuen Buch<br />

Der Mond<br />

ist ein <strong>Berliner</strong><br />

Am 20. November 2019<br />

18.30 Uhr − 22.00 Uhr<br />

Newscafé, <strong>Berliner</strong> Verlag<br />

Alte Jakobstraße 105<br />

10969 Berlin<br />

JETZT KOSTENLOS REGISTRIEREN*<br />

torstenharmsen.eventbrite.de<br />

*wir schließen die Registrierung nach 100 Anmeldungen<br />

LESUNG<br />

Neue Busspuren<br />

lassen auf sich warten<br />

Senat kann sein Ziel für 2019 nicht mehr erreichen<br />

VonPeter Neumann<br />

Die Puschkinallee in Treptow<br />

steht auf der Liste, die Yorckstraße<br />

in Kreuzbergund die Prinzenallee<br />

in Wedding ebenfalls.Sie gehörenzuden<br />

Straßen, für die der Senat<br />

nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> auf Abschnitten die Markierung<br />

vonBusspuren angeordnet hat.<br />

Doch das Ziel, das Netz dieser Fahrstreifen<br />

in diesem Jahr um fast 20<br />

Prozent zu erweitern, lässt sich nicht<br />

mehr erreichen. Die meisten neuen<br />

Busspuren entstehen erst 2020 –eine<br />

gute Nachricht für die Fahrgäste der<br />

<strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG).<br />

„Wir arbeiten intensiv daran, die<br />

ersten 20 Kilometer neuer Busspuren<br />

soschnell wie möglich anzuordnen“,<br />

sagte Jan Thomsen, Sprecher<br />

der Verkehrssenatorin Regine Günther<br />

(Grüne). Allerdings seien die Abstimmungen,<br />

die zwischen der Verkehrslenkung<br />

Berlin (VLB), den Bezirken<br />

und der BVGlaufen, komplex.<br />

In jedem Fall seien detaillierte<br />

Prüfungen nötig, so Thomsen. Er betonte:<br />

„Die Umsetzung der Anordnungen<br />

liegt bei den Bezirken.“ Ihnen<br />

mangelt es Berichtenzufolge jedoch<br />

an Personal, um die Projekte<br />

rasch verwirklichen zu können. Beobachter<br />

erwarten, dass die meisten<br />

neuen Busspuren im späten Frühjahr<br />

oder Sommer 2020 fertig werden.<br />

Wenn es zu kalt oder zu nass ist,<br />

lässt sich die Farbe nicht auftragen.<br />

Netz ist kaum gewachsen<br />

Dabei ist die Sache klar: Jeschneller<br />

Bussevorankommen, desto besser –<br />

nicht nur für die Fahrgäste, auch für<br />

die landeseigene BVG. Je zügiger die<br />

Ziele erreicht werden, desto weniger<br />

Fahrzeuge und Busfahrer werden<br />

benötigt –was Kosten spart. Nicht<br />

zuletzt wirdder Nahverkehr attraktiver,<br />

was die Fahrgelderträge erhöht.<br />

Angesichts dessen ist es überraschend,<br />

dass das Netz der Bus-Sonderfahrstreifen<br />

in den vergangenen<br />

Jahren kaum gewachsen ist –auch<br />

unter dem rot-rot-grünen Senat<br />

nicht. Dabei hat er sich die Förderung<br />

umweltfreundlicher Verkehrsarten<br />

auf die Fahnen geschrieben.<br />

Seit Jahren bewegt sich die Zahl<br />

der Busspurkilometer kaum über die<br />

Hundertermarke hinaus –2016 waren<br />

es102,3. Und das heißt nicht,<br />

dass es wenigstens dortzügig vorangeht.<br />

Meist sind die Fahrstreifen drei<br />

bis 3,50 Meter breit. Wenn Busse auf<br />

Fahrräder treffen, wirdesoft eng.<br />

Täglich 24 Stunden für Autostabu<br />

Im Frühjahr 2017 nahm die BVG einen<br />

neuen Anlauf und legte ein Konzept<br />

für 100 Kilometer Busspuren vor.<br />

Sie sollten entweder neu geschaffen<br />

werden –oder deren Geltungsdauer<br />

sollte verlängertwerden. Im Sommer<br />

2019 teilte der Senat mit, dass angestrebt<br />

werde, in diesem Jahr 41 Fahrstreifen<br />

mit einer Länge von rund 19<br />

Kilometernzumarkieren.<br />

„Versprechungen<br />

des Senats haben<br />

für mich keinerlei<br />

Wert mehr.“<br />

Jens Wieseke, Sprecher des <strong>Berliner</strong><br />

Fahrgastverbands IGEB<br />

Dass es nun nicht dazu kommt,<br />

sieht Jens Wieseke vom Fahrgastverband<br />

IGEB skeptisch. „Ich habe jede<br />

Hoffnung verloren, dass die Busbeschleunigung<br />

kommen wird“, sagte<br />

er. „Versprechungen des Senats haben<br />

für mich keinerlei Wert mehr.“<br />

Immerhin: Für 25 Kilometer bestehender<br />

Busspuren legte der Senat<br />

fest, dass sie anders als bisher täglich<br />

24 Stunden für andere Kraftfahrzeuge<br />

tabu sind –Taxis, Reisebusse<br />

und Krankenfahrzeuge ausgenommen.<br />

Auch die neuen Regelungen<br />

sollen rund um die Uhr gelten. „Bedarfsgerechte<br />

Abweichungen werden<br />

zugelassen“, sagte Thomsen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Sohn von<br />

AfD-Politiker<br />

bedroht<br />

Schule schaltet<br />

Schulaufsicht ein<br />

Nach den Todesdrohungen, die<br />

der 16-jährigen Sohn eines AfD-<br />

Abgeordneten aus dem <strong>Berliner</strong> Landesparlament<br />

von Mitschülern bekommen<br />

haben soll, bemüht sich die<br />

Schule um Aufklärung. „Die Schulleitung<br />

führt nun mit allen beteiligten<br />

Schülern Einzelgespräche“, erklärte<br />

ein Sprecher der Senatsbildungsverwaltung<br />

am Montag. Danach werde<br />

ausgewertet, ob der Oberstufenausschuss<br />

einberufen werde. Auch die<br />

Eltern würden einbezogen. „Die<br />

Schulpsychologie und die Schulaufsicht<br />

sind eingeschaltet.“ Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres (SPD) sei<br />

ganz klar der Auffassung, dass kein<br />

Kind wegen der politischen Aktivitäten<br />

seiner Eltern inHaftung genommen<br />

oder bedroht werden dürfe, so<br />

der Sprecher.<br />

Bei dem bedrohten Jugendlichen<br />

handelt es sich um den 16-jährigen<br />

Sohn des <strong>Berliner</strong> AfD-Politikers<br />

Gunnar Lindemann. Lindemann gewann<br />

2016 ein Direktmandat im<br />

Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf, seither<br />

sitzt er im Abgeordnetenhaus und<br />

ist Sprecher der Fraktion für den Öffentlichen<br />

Personennahverkehr.<br />

Zwei Mitschüler hätten seinen<br />

Sohn bedroht, sagte Lindemann der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, und ihm unter anderem<br />

gesagt: „Ich stech’ dich ab!“<br />

Dafür habe es zwei Zeugen gegeben,<br />

die auch schon von der Polizei vernommen<br />

worden seien. Sein Sohn sei<br />

nun vorerst beurlaubt, so Lindemann<br />

weiter, erhabe Angst zur Schule zu<br />

gehen. Eine Lösung müsse schnell gefunden<br />

werden. Er sei Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres (SPD) sehr<br />

dankbar,dass ihreBehörde so schnell<br />

reagierte, sagt Lindemann: „Ich habe<br />

erst einmalVertrauen in die Schulaufsichtsbehörde,<br />

dass sie eine tragbare<br />

Lösung für uns findet.“<br />

Nach Informationen aus Polizeikreisen<br />

hat es gegenüber zwei Schülernbereits<br />

Gefährderansprachen gegeben,<br />

außerdem seien am Montag<br />

Vorladungen zur Zeugenvernehmung<br />

verschickt worden. Der16-Jährige<br />

habe sich am Freitag an die<br />

Schulleitung gewandt, die wiederum<br />

hatte die Polizei hinzugezogen.<br />

AfD-Landes- und Fraktionschef<br />

GeorgPazderski sagte,dass es zu keinen<br />

weiteren Übergriffen kommen<br />

dürfe. „Schule und Polizei müssen<br />

jetzt hart durchgreifen gegen die Täter.“<br />

(ann., dpa)<br />

Im Februar 2018 brannte in Neukölln das Auto des Bezirkspolitikersder Linkspartei, Ferat Kocak.<br />

Polizei gibt Fehler zu<br />

Bei der Aufklärung der rechtsextremen Anschlagsserie in Neukölln kommen die Behörden nicht weiter<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Am 15. Januar 2018 hören<br />

Verfassungsschützer die<br />

Telefone zweier Rechtsextremisten<br />

in Neukölln ab.In<br />

der Nähe der Hufeisensiedlung verfolgen<br />

diese einen Mann, der einen<br />

roten Smart fährt. Dass es sich bei<br />

dem Ausgespähten um einen Bezirksverordneten<br />

der Linkspartei<br />

handelt, wissen die Ermittler angeblich<br />

nicht. Zwei Wochen später<br />

brennt der Smart von Ferat Kocak.<br />

Das Auto steht unterm Carport, die<br />

Flammen schlagen hoch und greifen<br />

die Fassade seines Einfamilienhauses<br />

an.<br />

Es ist der Höhepunkt einer Serie<br />

von Anschlägen, die bereits seit 2016<br />

andauerte und Personen trifft, die<br />

sich gegen Rechtsextremismus engagieren,<br />

unter ihnen ein Buchhändler,<br />

Gewerkschafter und Kommunalpolitiker.Mittlerweile<br />

schreibt die Polizei<br />

den Täternseit 2016 14 Brandstiftungen,<br />

35 Sachbeschädigungen, zum<br />

Teil zusammen mit Beleidigung und<br />

Bedrohungen, und 14 Diebstähle von<br />

Stolpersteinen zu. Sie prüft weitere<br />

Taten, über die sie aus ermittlungstaktischen<br />

Gründen noch nicht redet.<br />

Die Täter sind bis heute nicht gefasst<br />

–Grund für die drei Regierungsparteien,<br />

das Thema im Innenausschuss<br />

zur Sprache zu bringen. Dabei<br />

kam heraus,dass esVersäumnisse bei<br />

der Fahndung gab.<br />

Zwei Tage, nachdem der Verfassungsschutz<br />

am 15. Januar 2018 das<br />

Gespräch der beiden Neonazis mitgeschnitten<br />

hatte,informierte er telefonisch<br />

den Staatsschutz im Landeskriminalamt<br />

darüber, dass zwei<br />

Rechtsextreme einen roten Smart<br />

verfolgt hatten. Nach Angaben des<br />

stellvertretenden LKA-Chefs Oliver<br />

Stepien konnte der Staatsschutz bis<br />

zum 30. Januar 2018 die Halter einiger<br />

roter Smarts identifizieren, darunter<br />

den Bezirkspolitiker. Erwurde aber<br />

nicht als gefährdet eingeschätzt –obwohl<br />

er der Linkspartei angehörtund<br />

sich gegen Rechtsextremismus engagierte.„Es<br />

gab eine falsch vorgenommene<br />

Einschätzung der Tätermotivation“,<br />

wie Stepien vordem Ausschuss<br />

gestand. „Einmal googlen hätte geholfen“,<br />

bemerkte dazu Benedikt Lux<br />

vonden Grünen spöttisch.<br />

Am 30. Januar übermittelte der<br />

Verfassungsschutz dem LKA ein Behördenzeugnis<br />

über seine Erkenntnisse.<br />

Esenthielt, wie es damals üblich<br />

war,einen Passus,dass die übermittelten<br />

Informationen nicht als<br />

Grundlage für eine warnende Gefährderansprache<br />

bei den Täternoder ein<br />

Sicherheitsgespräch beim potenziellen<br />

Opfer dienen dürften. Herauszufinden,<br />

was die beiden Neonazis<br />

planten, stand im Vordergrund, nicht<br />

jedoch der Opferschutz. In der Nacht<br />

„Leider haben diese Maßnahmen bisher nicht<br />

zu sichtbaren Ermittlungserfolgen geführt.“<br />

Andreas Geisel (SPD), Innensenator<br />

zum 1. Februar 2018 geschah dann<br />

der Brandanschlag auf Kocak.<br />

An diesemTaginformierte derVerfassungsschutz<br />

das LKA in einem<br />

weiteren Behördenzeugnis darüber,<br />

dass die Neonazis Kocak bereits im<br />

Januar 2017 zweimal thematisiert<br />

und ausgespäht hatten. Auch eine im<br />

Nachhinein eingerichtete Ermittlungsgruppe<br />

der Polizei stellte fest,<br />

dass einer der Verdächtigen schon im<br />

Februar 2017 an der Wohnung von<br />

Kocak festgestellt wurde.Die Gefährdung<br />

des Bezirkspolitikers wurde damals<br />

jedoch ausgeschlossen. Im September<br />

wurde er vondenTatverdächtigen<br />

ein weiteres Mal thematisiert.<br />

DIE LINKE BERLIN<br />

Diese Informationen, bedingt durch<br />

unterschiedliche Schreibweisen des<br />

Namens wurden nicht zusammengeführt,<br />

so Stepien. Um solche Probleme<br />

abzustellen, wurden nach Stepiens<br />

Worten die Vorschriften angepasst.<br />

„Als Konsequenz erstellt der <strong>Berliner</strong><br />

Verfassungsschutz die Behördenzeugnisse<br />

nun mehr grundsätzlich<br />

so, dass die übermittelten Informationen<br />

in jedem Fall als Grundlage<br />

für polizeiliche Maßnahmen unmittelbar<br />

verwendet werden können“,<br />

sagte Verfassungsschutz-Chef Michael<br />

Fischer, der damals noch nicht<br />

im Amt war. Opferschutz geht also<br />

künftig vorQuellenschutz.<br />

Die Ermittler haben zwei Hauptverdächtige,<br />

doch sie konnten ihnen<br />

bislang nichts Gerichtsfestes nachweisen.<br />

Nachdem sie im Februar ihre<br />

Wohnungen durchsucht hatten, kam<br />

es zu keinen weiteren Brandstiftungen,<br />

die dieser Seriezugerechnet werden.<br />

Allerdings gab es im März weitereSachbeschädigungen.<br />

Innensenator Andreas Geisel<br />

(SPD) räumte ein, dass die Zusammenarbeit<br />

zwischen Verfassungsschutz<br />

und Polizei nicht optimal gewesen<br />

sei. Aber besonders nach den<br />

Brandanschlägen Ende Januar 2018<br />

habe die Polizei ihr Vorgehen enorm<br />

ausgeweitet und neu organisiert.<br />

„Leider haben diese Maßnahmen<br />

bisher nicht zu sichtbaren Ermittlungserfolgen<br />

geführt.“<br />

POLIZEIREPORT<br />

Mordermittlung erfolgreich.<br />

Nachdem Verwandte am 3. August<br />

2019 im brandenburgischen Eberswalde<br />

die 30 Jahrealte Mutter dreier<br />

Kinder tot in ihrer Wohnung gefunden<br />

hatten, suchte eine Mordkommission<br />

nach dem Täter.Wie die Polizei<br />

am Montag mitteilte,konnte am<br />

Montag ein 37- Jähriger festgenommen<br />

werden. Gegen 15 Uhrerließ<br />

der Haftrichter einen Haftbefehl gegen<br />

den Mann.<br />

Denkmal beschmiert.<br />

Unbekannte haben erneut das<br />

Denkmal für die im Nationalsozialismus<br />

verfolgten Homosexuellen in<br />

Berlin-Mitte beschmiert. Wiedie Polizei<br />

am Montag mitteilte,entdeckte<br />

ein Sicherheitsdienst bereits am<br />

Sonntagabend einen schwulenfeindlichen<br />

Schriftzug auf dem<br />

Mahnmal in der Ebertstraße (Ecke<br />

Hannah-Arendt-Straße). DerPolizeiliche<br />

Staatsschutz ermittelt.<br />

Sturz wegen E-Scooter<br />

Ein82Jahrealter Fußgänger ist am<br />

Sonntagabend bei dem Versuch gestürzt,<br />

mehreren jungen Männern<br />

auszuweichen, die mit E-Scootern<br />

auf dem Gehweg fuhren. Wiedie Polizei<br />

am Montag mitteilte,erlitt der<br />

Senior bei dem Unfall auf dem Gehwegder<br />

Martin-Luther-Straße Verletzungen<br />

an Hüfte und Handgelenk.<br />

DasFahren vonE-Tretrollern<br />

ist auf Gehwegen verboten.<br />

Bombe entschärft.<br />

Spezialisten der Polizei haben am<br />

Montag eine 250-Kilo-Weltkriegsbombe<br />

in Hellersdorfunschädlich<br />

gemacht. Siehätten den Zünder herausgeschnitten<br />

und kontrolliertgesprengt,<br />

sagte ein Polizeisprecher<br />

am Montagnachmittag. „Damit ist<br />

jegliche Gefahr gebannt.“ Die<br />

Bombe selbst sollte zum Sprengplatz<br />

Grunewald transportiertund dortzu<br />

einem späteren Zeitpunkt gesprengt<br />

werden. (dpa)<br />

Entschärft: die in Hellersdorf gefundene<br />

Weltkriegsbombe.<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />

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Berlin<br />

Besuchten die Filmpremiere „VeryRalph“: Volker Bruch und Liv Lisa Fries Schon Stammgast bei der Aids-Gala: Jocelyn B. Smith CHRISTIAN SCHULZ (3) Familienbande bei der Gala: Andrej Hermlin (r.) mit seinen KindernDavid und Rachel<br />

Jeden Tagkommt einer dazu<br />

JOCELYN B. SMITH<br />

gehörte am Montagabend zu den<br />

„Künstlern gegen Aids“, die schon<br />

zum 19. MalimTheater des Westens<br />

mit ihren Auftritten die <strong>Berliner</strong><br />

Aids-Hilfe unterstützten. Wie sie<br />

stellten sich auch die Sängerinnen<br />

Simone Kermes und Angelika Milster,<br />

Rapper Romano („Köpenick“),<br />

Comedy-Zauberer Hieronymus sowie<br />

das Ensemble der aktuellen Inszenierung<br />

von „Mamma Mia“ und<br />

die Moderatoren Verena Wriedt und<br />

Jochen Schropp in den Dienst der<br />

guten Sache.Der Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller erinnerte an<br />

den Anlass des wohltätigen Abends:<br />

„Weltweit leben 38 Millionen Menschen<br />

mit dem HI-Virus, inunserer<br />

Stadt sind es um die 15000. Jeden Tag<br />

kommt einer dazu.“<br />

ANDREJ HERMLIN<br />

trat mit seinem Swing Dance Orchestraauf<br />

–wie alle anderen Künstler<br />

des Abends selbstverständlich<br />

ohne Gage.„Ichfreue mich sehr,dass<br />

wir dabei sein dürfen. Das Thema<br />

hat für mich eine ganz persönliche<br />

Bedeutung, weil ich Menschen sehr<br />

gut kenne, die an dieser Krankheit<br />

leiden.“ In seinem zweiten Heimatland<br />

Kenia, aus dem seine Frau<br />

stammt, ist Aids noch heute ein Killer:„Meine<br />

Frau und ich helfen dort<br />

Menschen, diese Krankheit zu überleben.“<br />

Für das Programm der Gala<br />

hatte Hermlin sich bewusst etwas<br />

Optimistisches vorgenommen:<br />

„Meine beiden Kinder Rachel und<br />

David sind mit dabei, und wir spielen<br />

Songs, zudenen gesungen und<br />

getanzt wird.“<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Im Theater des Westens singen<br />

und tanzen zum 19. Mal<br />

„Künstler gegen Aids“. Nebenan im<br />

Delphi-Filmpalast wird die Premiere<br />

von „Very Ralph“ gefeiert<br />

LIV LISA FRIES<br />

hatte die große Auswahl und entschied<br />

sich für ein elegantes schwarzes<br />

Samtkleid und einen passenden<br />

Mantel. So ist das,wenn man als Star<br />

einer international erfolgreichen Serie<br />

wie „Babylon Berlin“ zur Premiere<br />

eines Films über einen Modedesigner<br />

wie Ralph Lauren eingeladen<br />

wird und die Gastgeber Wert<br />

darauf legen, dass man in den richtigen<br />

Klamotten über den roten Teppich<br />

geht. Die Schauspielerin erzählte<br />

am Rande der Deutschlandpremierevon<br />

„VeryRalph“ am Montagabend<br />

im Delphi-Filmpalast, die<br />

sie gemeinsam mit dem „Babylon<br />

Berlin“-Kollegen Volker Bruch besuchte,<br />

warum sie mit den Entwürfen<br />

von Lauren so viel anfangen<br />

kann: „Ich mag klassische Mode,<br />

denn in klassischen Sachen kann<br />

man gut den Menschen sehen.“ Sie<br />

macht nicht jede Mode mit: „Ich<br />

habe auch noch alte Sachen im<br />

Schrank, die mir in fünf Jahren wieder<br />

gefallen.“ Ebenfalls im Premierengetümmel:<br />

Model Toni Garrn.<br />

MICHI BECK<br />

interessierte sich schon deshalb für<br />

den Film über Ralph Lauren, weil er<br />

sich mit seiner Kollektion „Beck to<br />

Beck“ ineinem sehr bescheidenen<br />

Maß für einen Kollegen hält. Beck<br />

kam perfekt vorbereitet: „Ich habe<br />

mir vorhin seine Geschichte durchgelesen.<br />

Ein Quereinsteiger in jungen<br />

Jahren, der ein Superimperium<br />

aufgebaut hat. Und der Mode gemacht<br />

hat, die eine Handschrift hat<br />

und nie aus der Mode gerät.“<br />

Traueranzeigen<br />

Die Deutsche Klassenlotterie Berlin trauert um ihr<br />

ehemaliges Vorstandsmitglied<br />

Hans-Jürgen Reißiger<br />

*9.Mai 1941 †24. Oktober 2019<br />

Mit großem Engagement hat er über zwei Jahrzehnte seine<br />

vielfältigen und verantwortungsvollen Aufgaben als Vorstandsmitglied<br />

der Deutschen Klassenlotterie Berlin sowie<br />

der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin wahrgenommen<br />

und deren Entwicklungen entscheidend mitgeprägt.<br />

Er vertrat die Interessen der Deutschen Klassenlotterie<br />

Berlin nicht nur national im Deutschen Lotto- und Totoblock,<br />

sondern auch international in den Organisationen<br />

der European Lotteries und World Lottery Association.<br />

Mit seinem Elan, seiner klaren Zielorientierung und seiner<br />

hohen Pflichtauffassung war er Vorbild und Leitbild zugleich.<br />

Sein Wirken bleibt uns unvergessen.<br />

Die Mitglieder des Verwaltungsrates und des Vorstandes<br />

werden Herrn Reißiger in dankbarer Erinnerung behalten.<br />

Unser Mitgefühl und unsere aufrichtige Anteilnahme<br />

gelten seiner Familie.<br />

Christian Gaebler Dr. Marion Bleß Hansjörg Höltkemeier<br />

Chef der Vorstandsmitglied Vorstandsmitglied<br />

Senatskanzlei<br />

Obdachlosenhilfe lehnt<br />

Preis des Bezirks Mitte ab<br />

Verein nennt von Dassels Politik „menschenverachtend“<br />

VonElmar Schütze<br />

Esgibt Lob, auf das man liebend<br />

gerne verzichtet. Zum Beispiel,<br />

wenn es von dem Falschen kommt.<br />

Ein solcher Fall liegt offenbar dem<br />

Streit um den diesjährigen Ehrenamtspreis<br />

des Bezirks Mitte zugrunde.<br />

Denn die Obdachlosenhilfe<br />

attestiert dem Bezirksamt Mitte und<br />

damit auch dem Bezirksbürgermeister<br />

Stephan von Dassel eine „oft<br />

menschenverachtende Politik“,<br />

heißt es in der Begründung der Ablehnung.<br />

Seit 2003 vergibt der Bezirk Mitte<br />

jährlich einen Ehrenamtspreis an<br />

Einzelpersonen und Institutionen,<br />

die sozialarbeiterische oder karitative<br />

Arbeit leisten. Wie auch die Berline<br />

Obdachlosenhilfe, die den Stifter<br />

massiv kritisiert. DasAmt sorge dafür,<br />

dass obdachlose Menschen„aus dem<br />

öffentlichen Raum geräumt und verdrängt“<br />

würden, ihr Besitz werde„wie<br />

Müll“ behandelt. Außerdem heißt es:<br />

„Dass der Bezirk nun mit großer<br />

Geste einen Preis anunseren Verein<br />

verleihen möchte,ist zynisch.“<br />

DerVereinhat besonders Bezirksbürgermeister<br />

Stephan von Dassel<br />

im Visier.„DieVerleihung durch Bezirksbürgermeister<br />

Stephan von<br />

Dassel, welcher mit rassistischen<br />

Aussagen über ,aggressive osteuropäische<br />

Obdachlose’ und mit Abschiebeforderungen<br />

populistische<br />

Klischees bedient, setzt dem ganzen<br />

noch die Krone auf“, schreibt der<br />

Verein in seiner Begründung. Harte<br />

Worte.<br />

Tatsächlich ist Grünen-Politiker<br />

vonDasselzuletzt immer wieder mit<br />

Äußerungen auffällig geworden, die<br />

so gar nicht zum Grünen-Milieu passen<br />

mögen. So schlug er vor, osteuropäische<br />

Obdachlose abschieben zu<br />

lassen. Im Januar diesen Jahres ließ<br />

der Bürgermeister ein Obdachlosenlager<br />

am Hauptbahnhof räumen.<br />

Dabei wurden Polizisten handgreiflich<br />

und warfen unter anderem einer<br />

um sich spuckenden Frau,die offenbar<br />

Kopfläuse hatte, einen sogenannten<br />

Spuckschutz über. Der Fall<br />

schlug Wellen, unter anderem kritisierte<br />

die SPD-Bundestagsabgeordnete<br />

Eva Högl den Einsatz, von dem<br />

nur ein Video-Ausschnitt öffentlich<br />

wurde. Damit hatte von Dassel endgültig<br />

seinen Ruf als wahlweise grüner<br />

Sheriff oder Boris Palmer von<br />

Mitteweg.<br />

Zu Unrecht, wie JörgRichertvom<br />

Verein Karuna, unter anderem staatlich<br />

anerkannter Träger der freien Jugendhilfe,sagt.<br />

Er habe Stephanvon<br />

Dassel als engagierten Sozialpolitiker<br />

erlebt, als „Kümmerer“, wie Richertsagt.<br />

In seinen Augen steht das<br />

Bezirksamt Mitte unter besonderem<br />

Druck, weil dort die meisten Obdachlosen<br />

anzutreffen seien –und<br />

demzufolge auch die meisten Beschwerden<br />

von Bürgern eingingen.<br />

Da müsseertätig werden.<br />

DasBezirksamt selber spricht von<br />

„pauschalen und unberechtigten<br />

Vorwürfen“, die jeder Grundlage<br />

entbehrten. Im Gegenteil existierten<br />

im Bezirk „verlässliche und gut aufeinander<br />

abgestimmte Verfahren,<br />

um obdachlosen Menschen denWeg<br />

in unser Hilfesystem zu ebnen“.<br />

Auch Sozialstaatssekretär Alexander<br />

Fischer hätte sich eine andere<br />

Debattenkultur gewünscht als die<br />

Zurückweisung des Preises und die<br />

scharfe Kritik am Bezirksbürgermeister.<br />

„Wir kommen nur voran,<br />

wenn wir versuchen, zusammen Lösungen<br />

zu finden“, twitterte Fischer.<br />

Leben unter der S-Bahnbrücke: ein Obdachloser<br />

in Berlin.<br />

WWW.IMAGO-IMAGES.DE


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 15 *<br />

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Brandenburg<br />

Die Medizingeräte werden knapp<br />

Eine EU-Verordnungverlangt, dassalles –vom Pflaster bis zumComputertomografen –neu zugelassen wird. Das könnteinBerlin und Brandenburg Problemebereiten<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Strenge Kontrollen sollten gerade<br />

im Gesundheitswesen<br />

besonders wichtig sein.<br />

Diese Forderung, die logisch<br />

klingt, kann jedoch ernsthafte Konsequenzen<br />

haben. Denn dadurch rechnet<br />

man auch in Brandenburg und<br />

Berlin in den nächsten Monaten mit<br />

Versorgungsengpässen bei medizintechnischen<br />

Produkten. Dasgeht aus<br />

einer Antwort des Potsdamer Gesundheitsministeriums<br />

auf eine Anfrage<br />

der AfD-Fraktion hervor.<br />

Das Ministerium bezieht sich auf<br />

Branchenvertreter, die mit „Schwierigkeiten<br />

bei der fristgerechten Umsetzung<br />

und Erfüllung“ einer EU-Verordnung<br />

rechnen. Diese tritt am 26.<br />

Mai 2020 in Kraft, dann müssen ein<br />

Großteil der bereits zugelassenen<br />

Medizinprodukte und alle Neuentwicklungen<br />

vor der Zertifizierung<br />

strenger als früher geprüft werden.<br />

VomRollstuhl bis zur Herzklappe<br />

Das Spektrum der medizintechnischen<br />

Produkte reicht von der Krücke<br />

bis zum Rollstuhl, vom Fieberthermometer<br />

bis zu chirurgischen<br />

Instrumenten, von Brustimplantaten<br />

bis zu Herzklappen.<br />

Die EU-Verordnung wurde bereits<br />

2017 mit einer dreijährigen<br />

Übergangsfrist erlassen. Das Problem<br />

ist, dass es trotz dieser Vorlaufzeit<br />

in ganz Europa nicht genügend<br />

zugelassene Prüfstellen gibt, die die<br />

neuen und härteren Kontrollen noch<br />

rechtzeitig schaffen können.<br />

In der Landesregierung heißt es,<br />

dass man sich der Problemlage bewusst<br />

sei. Das Ministerium schreibt:<br />

„Die Sicherstellung der Versorgung<br />

der Bevölkerung mit sicheren und<br />

effizienten Medizinprodukten ist für<br />

Alle medizintechnischen Geräte müssen neu zertifiziertwerden –egal, ob Gehhilfen und Schienen schon lange auf dem Markt sind oder eine Neuentwicklung sind.<br />

die Landesregierung vonhoher Priorität.“<br />

Potsdam begrüßt deshalb,<br />

dass sich der Bund bei der EU-Kommission<br />

dafür einsetzt, dass schnell<br />

eine „juristisch tragfähige und praktisch<br />

umsetzbare Lösung auf europäischer<br />

Ebene“ gefunden wird.<br />

Auslöser für die Verschärfung der<br />

Kontrollen war 2013 der Skandal um<br />

fehlerhafte Brustimplantate. Eine<br />

französische Firma hatte die Implantate<br />

jahrelang mit billigem Industriesilikon<br />

statt mit Spezialsilikon<br />

gefüllt. DieKissen waren rissanfällig<br />

und konnten Entzündungen<br />

Spektrum: Sehr viele Dinge<br />

zählen zu medizintechnischen<br />

Produkten, zum Beispiel<br />

Gehhilfen, Rollstühle,<br />

Schienen, Patientenbetten,<br />

Matratzen, Fieberthermometer,Stethoskope<br />

und chirurgische<br />

Instrumente.<br />

BREITE PRODUKTPALETTE<br />

Technik: Auch Krankenhaustechnik<br />

gehörtdazu, Geräte<br />

zurAnästhesie,Beatmung,<br />

Dialyse und zum Röntgen;<br />

Defibrillatoren, Ultraschall<br />

und Computertomografen sowieBlutbeutel,<br />

Implantate,<br />

künstliche Gelenke.<br />

Alltag: Auch alltäglich Dinge<br />

wie Pflaster,Verbandszeug<br />

und Kompressen sind dabei.<br />

Ebenso Hörgeräte, Kontaktlinsen<br />

und deren Reiniger<br />

sowie zahnmedizinische Materialien<br />

wie Kronen, aber<br />

auch Kondome.<br />

IMAGO IMAGES<br />

auslösen. Das hatte eine deutsche<br />

Prüfstelle nicht festgestellt. Weltweit<br />

wurden Zehntausenden Frauen<br />

diese Implantate eingesetzt.<br />

Vordem Skandal gab es europaweit<br />

80 Prüfstellen. Dann verschärfte<br />

die EU die Kriterien, und die Zahl<br />

sank auf 60 Stellen. Nun, nach der<br />

weiteren Verschärfung, haben sich<br />

nur knapp 40 für eine Neuzulassung<br />

beworben. Nursieben haben bislang<br />

eine neue Lizenz. Die EUhofft, dass<br />

es bis Jahresende 20 sind.<br />

„In diesem Bereich wurde alles<br />

komplett neu organisiert“, sagt Manfred<br />

Beeres vom Bundesverband<br />

Medizintechnologie der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. „Dabei wurden auch strengere<br />

Kriterien an die Qualifikation<br />

der Prüfer gestellt, und es ist offensichtlich<br />

schwierig, genügend entsprechendes<br />

Personal zu finden.“<br />

Beeres sagt, die Umstrukturierung<br />

sei so grundlegend, dass nicht<br />

nur alle Anforderungen für die Firmen<br />

und ihre Mitarbeiter verschärft<br />

wurden, sonderndass eben auch alle<br />

alten und neuen Produkte noch einmal<br />

mit verschärften Kriterien geprüft<br />

werden müssen. „Nach Schätzungen<br />

sind es bundesweit 500 000<br />

Produkte“, sagt Manfred Beeres. Es<br />

bestehe die reale Gefahr, dass es zu<br />

Lieferengpässen kommt, wenn keine<br />

Lösung gefunden wird. „Es ist gut,<br />

dass die Politik das Problem erkannt<br />

hat und dass versucht wird, schnell<br />

eine Lösung zu finden, denn es geht<br />

um die Patientenversorgung.“<br />

200 Produkte bei einer OP<br />

Fachleute gehen davon aus,dass bei<br />

einer Operation bis zu 200 medizintechnische<br />

Produkte eingesetzt werden.<br />

Und wenn bei einer solchen<br />

komplexen Kette bestimmte Produkte<br />

fehlen, weil sie nicht neu zertifiziert<br />

sind, müssten Operationen<br />

abgesagt werden. Deshalb soll nun<br />

versucht werden, dass zum Beispiel<br />

die chirurgischen Instrumente, die<br />

immer wieder benutzt werden, eine<br />

längere Übergangsfrist in der EU-<br />

Verordnung bekommen und auch<br />

nach dem 26. Mai 2020 eingesetzt<br />

werden dürfen.<br />

Jens Blankennagel<br />

wundertsich, wie wenig in<br />

drei Jahren geschafft wurde.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wissenschaft<br />

Seltenes<br />

Huftier<br />

wiederentdeckt<br />

Vietnam-Kantschil nach<br />

28 Jahren erstmals gesichtet<br />

VonAnne Brüning<br />

Erstand auf der Liste der 25 meistgesuchten<br />

verlorenen Spezies<br />

der Global Wildlife Conservation<br />

(GWC). Jetzt hat sich gezeigt, dass es<br />

den Vietnam-Kantschil, eine<br />

rehähnliche, katzengroße Art, die<br />

auch als vietnamesischer Maushirsch<br />

bekannt ist, doch noch gibt.<br />

Im Süden Vietnams wurde er von<br />

Wildtierkameras fotografiertund gefilmt,<br />

berichten Forscher des <strong>Berliner</strong><br />

Leibniz-Instituts für Zoo- und<br />

Wildtierforschung (IZW), des SouthernInstitute<br />

of Ecology in Vietnam<br />

und des GWC imFachmagazin NatureEcology<br />

&Evolution. Dieseltene<br />

Huftierart war seit 1990 nicht mehr<br />

gesichtet worden.<br />

Das Forscherteam hatte im vergangenen<br />

Jahr zunächst drei Wildtierkameras<br />

in der Annamiten-Bergregion<br />

im Süden Vietnams installiert.<br />

Bewohner dorthatten Sichtungen<br />

der Tiere gemeldet. Auf diese<br />

Weise entstanden in einem Zeitraum<br />

von fünf Monaten zunächst 275 Fotos<br />

der Art. Daraufhin richtete das<br />

Team weitere 29Kameras in derselben<br />

Gegend ein. Binnen weiterer<br />

fünf Monate kamen mehr als 1800<br />

Fotos des Vietnam-Kantschils zustande.<br />

„Für eine sehr lange Zeit existierte<br />

diese Art nur noch in unserer Vorstellung.<br />

Diese Entdeckung, die bestätigt,<br />

dass diese Huftiere tatsächlich<br />

noch in der Wildnis leben, ist der<br />

erste Schritt um sicherzustellen,<br />

dass wir sie nicht wieder verlieren“,<br />

sagt An Nguyen, der für die GWC<br />

forscht und das Projekt geleitet hat.<br />

„Wir müssen jetzt schnell handeln,<br />

um ein baldiges Aussterben nach der<br />

Wiederentdeckung zu verhindern“,<br />

ergänzt der Forscher, der am IZW<br />

derzeit Doktorand ist.<br />

Nurein paar Kilogramm schwer<br />

Kantschile – oder Maushirsche –<br />

sind die kleinsten Huftiere der Welt.<br />

EinTier wiegt meist weniger als fünf<br />

Kilogramm. Zehn Arten von Kantschilen<br />

sind bekannt, mehrheitlich<br />

haben sie ihre Heimat in Asien. Sie<br />

sind Einzelgänger, laufen auf der<br />

Spitze ihrer Hufe und haben zwei<br />

winzige Reißzähne.<br />

Erstmals beschrieben wurde der<br />

Vietnam-Kantschil im Jahr 1910 –<br />

anhand vonvier Individuen aus Südvietnam.<br />

Eine russische Expedition<br />

spürte im Jahr 1990 in Zentralvietnam<br />

ein fünftes Tier dieser Art auf.<br />

Seitdem wurde die Artnicht mehr erspäht.<br />

Forscher wissen daher nahezu<br />

nichts über die Biologie und<br />

Ökologie oder den Bedrohungsstatus<br />

dieser Art.<br />

Aus diesem Grund setzte das<br />

GWC das Vietnam-Kantschil auf die<br />

Liste der 25 meistgesuchten verlorenen<br />

Arten. Ein Forscherteam will<br />

nun bestimmen, wie groß und stabil<br />

die Population von Vietnam-Kantschilen<br />

in Südvietnam ist, um die genaue<br />

Verbreitung der Artund mögliche<br />

Ursachen ihrer Bedrohung besser<br />

zu verstehen. In Kürze errichten<br />

die Wissenschaftler Kamerafallen in<br />

zwei weiteren Regionen. Ihr Ziel ist<br />

es, einen Erhaltungsplan für den Vietnam-Kantschil<br />

zu entwickeln.<br />

Beweisfoto: Den Vietnam-Kantschil gibt<br />

es noch. SOUTHERN INST. OF ECOLOGY/GWC/IZW/NCNP<br />

Eine Seite aus der Fabelsammlung „Kalila und Dimna“ –ein Manuskript aus dem 13. Jahrhundert PARIS, BIBLIOTHÈQUE NATIONALE DE FRANCE, ARABE 3465, FOLIO 97 RECTO (2)<br />

„Es gab schon immer Austausch“<br />

Die Arabistin Beatrice Gründler von der Freien Universität erhält den <strong>Berliner</strong> Wissenschaftspreis 2019<br />

Tiere, die den Herrschern<br />

dieWelt erklären:Wenn Beatrice<br />

Gründler begeistert<br />

über die Fabeln aus dem<br />

Buch „Kalila und Dimna“ erzählt,<br />

zieht sie ihre Zuhörer gleich in den<br />

Bann. Auch in Europa war die arabische<br />

Fabelsammlung einst eine Art<br />

Bestseller.Sie zeigt eindrücklich, wie<br />

eng arabische und europäische Kulturen<br />

im Mittelalter miteinander<br />

verbunden waren. Heute ist das<br />

Werk bei uns in Vergessenheit geraten.<br />

Um das zu ändern, arbeitet Beatrice<br />

Gründler, Professorin für Arabistik<br />

an der Freien Universität (FU)<br />

Berlin, an der weltweit ersten wissenschaftlichen<br />

Edition des Textes,<br />

den arabischen Sprachraum inbegriffen.<br />

Jetzt erhielt Beatrice Gründler<br />

den <strong>Berliner</strong> Wissenschaftspreis.<br />

Frau Professor Gründler, wie schnell<br />

kann man Arabisch lernen? Sie haben<br />

ja schon als Jugendliche damit<br />

begonnen.<br />

Das Schreiben geht sehr schnell.<br />

Unseren Studierenden an der Freien<br />

Universität Berlin bringen wir das in<br />

einem Monat bei. Es gibt insgesamt<br />

28 Buchstaben, aber viele unterscheiden<br />

sich auch nur durch Punkte. Es<br />

sind eigentlich nur 22 Formen,<br />

plus/minus Punkte. Die Grammatik<br />

konnte ich damals nach etwa zwei<br />

Jahren. Das Vokabular ist sehr reichhaltig,<br />

da lernt man ein Leben lang.<br />

Washaben Sie als erstes auf Arabisch<br />

gelesen?<br />

Die älteste Literatur, die es gibt,<br />

nämlich die vorislamische Dichtung<br />

der Qasiden. Eine Qaside ist ein langes,<br />

formelles Gedicht. Mit der Hilfe<br />

vonarabischen Mitstudentinnen bin<br />

ich diese Dichtung damals Zeile für<br />

Zeile durchgegangen. Dashat mir in<br />

der Folge sehr geholfen, denn wenn<br />

man jemanden mit arabischem Hintergrund<br />

trifft und Dichtung zitieren<br />

kann, eröffnet sich gleich ein Gespräch.<br />

Arabische Muttersprachler<br />

und Muttersprachlerinnen sind<br />

auch heutzutage der Dichtung sehr<br />

viel näher als wir Deutschen.<br />

Wiezeigt sich das?<br />

WenSie auch treffen –jeder wird<br />

Ihnen die persönlichen Lieblingsverse<br />

aufsagen können. Und esgibt<br />

kaum arabische Muttersprachler, die<br />

noch nie selbst gedichtet haben. Sitzt<br />

man abends zwanglos zusammen,<br />

kann das leicht darin ausarten, dass<br />

man sich gegenseitigVerse rezitiert.<br />

Istesfür Sieschwieriger geworden, die<br />

Schönheit der arabischen Literatur zu<br />

vermitteln, weil die Menschen hier in<br />

den Nachrichten so häufig Beunruhigendes<br />

über die politischen Ereignisse<br />

in der arabischenWelt hören?<br />

Es ist eigentlich sogar leichter geworden.<br />

Natürlich muss ich auch mit<br />

viel falschem Wissen umgehen, was<br />

gelegentlich schwierig wird. Doch bei<br />

nicht wenigen ist das Interesse eben<br />

dadurch erst geweckt worden. Gewalt<br />

und Krieg sind grausame Tatsachen,<br />

zugleich aber sind sie nur das eine Extrem<br />

des Spektrums. Dagegen steht:<br />

Das Arabische hat eine 1400 Jahre<br />

lange Kulturgeschichte und ist eine<br />

Weltsprache, die heute von etwa 310<br />

Millionen Menschen auf drei Kontinenten<br />

gesprochen wird.<br />

Sollten wir uns in Zeiten, in denen<br />

viele Menschen aus dem Nahen Osten<br />

zu uns nach Deutschland gekommen<br />

sind, mehr für arabische Literatur<br />

und Kultur interessieren?<br />

In der Tat, wir verschenken die<br />

Chance,etwas über die Kultur unserer<br />

Mitmenschen zu erfahren. Es<br />

kommt noch ein weiterer Aspekt<br />

hinzu, wir kennen das ja von uns<br />

selbst: Wenn wir in der Schule deutsche<br />

Literatur lesen, gibt uns das ein<br />

besseres Verständnis von uns selbst<br />

und der Kultur,aus der wir kommen.<br />

Wirfinden uns dann besser in ihr zurecht.<br />

Daraus entsteht unser Selbstbewusstsein.<br />

Viele arabischstämmige<br />

Menschen, auch die, die in der<br />

ZUR PERSON<br />

Beatrice Gründler erhielt am Donnerstag den diesjährigen <strong>Berliner</strong> Wissenschaftspreis. Die<br />

Auszeichnung wird vomRegierenden Bürgermeister vergeben und ist mit 40 000 Euro dotiert.<br />

Beatrice Gründler wuchs in Kehl am Rhein auf. Sie studierte Orientalistik, Semitistik und Altorientalistik<br />

in Straßburg,Tübingen und Kairo, ging anschließend in die USA. Ab 2002 war sie<br />

Professorin für arabische Literatur an der Yale University.Seit 2014 hat sie den Lehrstuhl für<br />

Arabistik an der Freien Universität (FU) Berlin inne.<br />

Ein Text aus der Fabelsammlung „Kalila und Dimna“<br />

zweiten oder dritten Generation hier<br />

leben, haben diese Chance nicht.<br />

Wodurch genau?<br />

Als Kind lernt man zu Hause zunächst<br />

eine Variante des gesprochenen<br />

Arabisch, welches man allerdings<br />

nicht schreibt. Das Standardarabische<br />

und die Schrift werden<br />

erst in der Schule erlernt. Gesprochenes<br />

und geschriebenes Arabisch<br />

unterscheiden sich noch stärker als<br />

im Deutschen die Hochsprache und<br />

der Dialekt, also etwa Bayrisch und<br />

das Neuhochdeutsche. Arabischsprachige<br />

Kinder, die hier bei uns<br />

groß werden, haben meist keine<br />

Möglichkeit die Hochsprache zu lernen,<br />

weil dies in der Schule nicht angeboten<br />

wird. In Berlin organisieren<br />

Eltern zunehmend Privatunterricht<br />

für ihre Kinder, denn wie bei uns ist<br />

mit der Hochsprache Prestige verbunden:<br />

Wersie beherrscht, gilt als<br />

gebildet.<br />

Kann Literatur auch den Dialog zwischen<br />

Kulturen fördern?<br />

Wenn wir uns bewusst sind, dass<br />

unsere arabischstämmigen Mitbürger<br />

und Mitbürgerinnen auf eine<br />

mindestens ebenso lange und reichhaltige<br />

Kultur zurückblicken wie wir<br />

selbst, können wir einander anders<br />

begegnen. Es gab schon immer Austausch<br />

zwischen den arabischen<br />

und den europäischen Kulturen.<br />

Können Sieein Beispiel nennen?<br />

Im europäischen Mittelalter<br />

wurde oft aus dem Arabischen übersetzt.Vorallem<br />

die sogenannteWeisheitsliteratur<br />

war damals sehr beliebt.<br />

Derzeit forsche ich über die Fabelsammlung<br />

„Kalila und Dimna“,<br />

die im 15. Jahrhundert zum ersten<br />

Mal für einen württembergischen<br />

Grafen aus dem Arabischen über das<br />

Lateinische ins Deutsche übersetzt<br />

wurde.Bis ins 19. Jahrhunderthinein<br />

wurden diese Geschichten in Europa<br />

und Asien mit großer Begeisterung<br />

gelesen, kopiert und immer wieder<br />

neu- oder umgeschrieben. Natürlich<br />

wurde auch einiges an den jeweiligen<br />

kulturellen Kontext angepasst:<br />

Aus den gewitzten Schakalen wurden<br />

die schlauen Füchse, aus dem<br />

bei uns unbekannten Kamel der<br />

Esel.<br />

Welche Weisheiten kann man aus<br />

diesem Buch erfahren?<br />

Es ist eine Art Ratgeber für die<br />

Mächtigen, denen man ja sonst<br />

nicht unbedingt direkt die Meinung<br />

sagen kann. Hier werden die Ratschläge<br />

sehr geschickt „verpackt“ in<br />

Form von Tiergeschichten. So soll<br />

der Herrscher zum Beispiel bedächtig<br />

sein, nicht alles glauben, was man<br />

ihm berichtet, erst handeln, wenn er<br />

alle Informationen hat. Intrige und<br />

Verrat, Bewahrung von Geheimnissen<br />

und weitsichtiges Handeln,<br />

Bündnisse zwischen Feinden und<br />

wahre Freundschaft. Es dreht sich<br />

darum, wie in der hohen Politik aber<br />

auch im täglichen Leben die Menschen<br />

miteinander umgehen.<br />

Was wurde damals sonst noch aus<br />

dem Arabischen übersetzt?<br />

Im europäischen Mittelalter hatte<br />

man eine sehr hohe Meinung von<br />

arabischer Wissenschaft, vor allem<br />

wenn es um Philosophie und Medizin<br />

ging. Es gab ein sehr bekanntes<br />

Handbuch zur Medizin, das „Allumfassende<br />

Buch“ des Arztes und Philosophen<br />

al-Razi aus dem 9. Jahrhundert,<br />

das noch im Europa der Renaissance<br />

vielfach gedruckt und kommentiert<br />

wurde. Außerdem wurden<br />

dieWerkedes Aristoteles erst über die<br />

arabischen Übersetzungen überhaupt<br />

in Europa bekannt. An den ersten<br />

europäischen Universitäten Paris<br />

und Bologna unterrichtete man aristotelische<br />

Philosophie mit den lateinischen<br />

Übersetzungen der arabischen<br />

Kommentare; die griechischen<br />

Originaltexte waren bis in die Renaissance<br />

gar nicht erhältlich.<br />

DasGespräch führte Alice Ahlers.<br />

Großer Beitrag<br />

der Moore zur<br />

Erderwärmung<br />

Wiedervernässung fast aller<br />

Flächen wäre erforderlich<br />

Wenn Moore trockengelegt werden,<br />

setzen sie Treibhausgase<br />

frei. Zurzeit kommen auf diese Art<br />

etwa drei Prozent der gesamten globalen<br />

Treibhausgasemissionen zustande.<br />

Ein Forscherteam um Jens<br />

Leifeld vonder Climate and Agriculture<br />

Group im schweizerischen Zürich<br />

hat nun berechnet, wie groß der<br />

zukünftige Beitrag dieser Flächen<br />

zur globalen Erwärmung sein wird.<br />

Ihr Fazit, veröffentlicht im Fachmagazin<br />

Nature Climate Change, ist<br />

bedenklich: Ohne konsequente und<br />

großflächige Renaturierung von<br />

Mooren werden die Emissionen dort<br />

derartsteigen, dass allein aus diesen<br />

Gebieten bis zu 40 Prozent des für<br />

das Erreichen der Pariser Klimaschutzziele<br />

noch zur Verfügung stehenden<br />

Treibhausgas-Budgets kommen<br />

könnten.<br />

In absoluten Zahlen: Seit 1850<br />

wurden durch trockengelegte Moorflächen<br />

rund 80 Gigatonnen CO 2 -<br />

Äquivalente frei, bis Ende des Jahrhunderts<br />

drohen es zusammengenommen<br />

250 Gigatonnen zu werden,<br />

wenn nicht gegengesteuert<br />

wird. Zum Vergleich: Im Jahr 2017<br />

wurden weltweit 41,2 Gigatonnen<br />

CO 2 freigesetzt, von denen 88 Prozent<br />

aus der Verbrennung fossiler<br />

Brennstoffe stammen.<br />

„Die Studie bestätigt, dass man<br />

bis 2050 (fast) alle entwässerten<br />

Mooreauf der Erde wiedervernässen<br />

muss, wie wir Wissenschaftler das<br />

schon seit einigen Jahren fordern“,<br />

sagt Hans Joosten, Professor für<br />

Moorkunde und Paläoökologie an<br />

der Universität Greifswald. Aktuell<br />

finde neue Moorentwässerung großflächig<br />

in den Tropen statt. Seit einigen<br />

Jahrzehnten zum Beispiel für Ölpalm-Plantagen<br />

in Südostasien. Zunehmend<br />

ändere sich die Landnutzung<br />

aber auch in West-Amazonien<br />

sowie in Afrika. Wobei Ostafrika sich<br />

gerade zu einem neuen, bisher weitgehend<br />

übersehenen Hotspot entwickle.<br />

(abg.)<br />

Kreativ zu sein,<br />

ist gut für die<br />

Gesundheit<br />

Malen, Tanzen und Co. als<br />

Ergänzung zu Therapien<br />

Beschäftigungen wie Malen, Tanzenund<br />

Singen können sich positiv<br />

auf die körperliche und geistige<br />

Gesundheit auswirken – und zwar<br />

über das gesamte Leben hinweg. Zu<br />

diesem Schluss kommt ein Bericht,<br />

den die Weltgesundheitsorganisation<br />

am Montag in der finnischen<br />

Hauptstadt Helsinki vorstellte. Ausgewertet<br />

wurden mehr als 900 Publikationen<br />

zum gesundheitlichen<br />

Nutzen künstlerischer Aktivitäten.<br />

Tätigkeiten wie Basteln und Musikhören<br />

sind demnach dazu geeignet,<br />

medizinische Therapien sinnvoll zu<br />

ergänzen und zu vertiefen.<br />

Mehrere Länder befassen sich<br />

den Autoren zufolge bereits mit der<br />

Möglichkeit einer Verschreibung<br />

künstlerischer und geselliger Aktivitäten.<br />

Als ein Beispiel für die positive<br />

gesundheitliche Wirkung der Künste<br />

wird genannt, dass Kinder länger<br />

schlafen und sich in der Schule besser<br />

konzentrieren können, wenn ihre<br />

Eltern ihnen vor dem Einschlafen<br />

vorlesen. Singen verbessere unter<br />

anderem die Aufmerksamkeit und<br />

geistige Fähigkeiten. Bei Demenzkranken<br />

könne Musik das Erinnerungsvermögen<br />

fördern.<br />

Nach Ansicht der Autoren könnten<br />

künstlerische Tätigkeiten in der<br />

Gesundheitsversorgung eine ergänzende<br />

Rolle spielen. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 17 *<br />

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Sport<br />

Ziemlich<br />

irreale<br />

Geschichten<br />

Krawietz/Mies nehmen<br />

erstmals am ATP-Finale teil<br />

VonDoris Henkel, London<br />

Mit mehr als nur einem Blick für<br />

die Umgebung betraten sie die<br />

O2 Arena –schließlich haben sie sich<br />

vorgenommen, jeden einzelnen Moment<br />

ihrer Premiere bei den ATPFinals<br />

in London zu genießen. Seit ihremSieg<br />

bei den French Open in Paris<br />

Anfang Juni haben Kevin Krawietz<br />

und Andreas Mies an diesen Termin<br />

Mitte November gedacht, doch um zu<br />

begreifen, wie rasant sich das Tennisleben<br />

der deutschen Doppelspieler<br />

inzwischen verändert hat, hilft ein<br />

kleiner Blick zurück.<br />

Mitte November vergangenen Jahres<br />

spielte Mies bei einem Challengerturnier<br />

in Bratislava, stand in der<br />

Doppel-Weltrangliste auf Platz 73<br />

und verließ den Ort des Geschehens<br />

mit einem Preisgeld von 385 Dollar.<br />

Krawietz spielte mit einem anderen<br />

Partner in Bangalore/Indien, stand in<br />

der Rangliste auf Platz 69 und zogmit<br />

einem Preisgeld von 540 Dollar nach<br />

einer Niederlage in Runde eins von<br />

dannen. Hätte man ihnen damals gesagt,<br />

sie würden zwölf Monate später<br />

in einer der größtenTennisarenen der<br />

Welt um einen der wichtigsten Titel<br />

spielen? „Dann hätten wir den Typen<br />

für völlig bescheuert gehalten“, sagt<br />

Mies.Beim ersten Auftritt am Montag<br />

ließ die Realität jedenfalls nichts zu<br />

wünschen übrig; die beiden gewannen<br />

gegen den Holländer Jean-Julien<br />

Rojer und HoriaTecau aus Rumänien<br />

7:6, 4:6, 10:6.<br />

Doppel ist ein faszinierendes<br />

Spiel; oft genug ereignisreicher,kompromissloser<br />

und dynamischer als<br />

Einzel. Doch selbst bei wichtigen Turnieren<br />

ist auf der ganz großen Bühne<br />

für die Doppelspiele bisweilen kein<br />

Platz, und die Zahl der Zuschauer hält<br />

sich im sehr überschaubaren Rahmen.<br />

Bei den ATPFinals wird jedes<br />

Low Five: Kevin Krawietz (l.) und<br />

Andreas Mies.<br />

GETTY IMAGES/SETTERFIEDL<br />

Match auf dem CentreCourtgespielt,<br />

manchmal vor 17500 Zuschauern<br />

auf voll besetzten Rängen.<br />

Auch Polasek staunt<br />

Aber Krawietz und Mies sind nicht die<br />

Einzigen, die in dieser Woche in London<br />

mit offenen Augen das Leben auf<br />

der großen Bühne sehen. Filip Polasek<br />

aus der Slowakei stand voreinem<br />

Jahr in der Weltrangliste auf Platz 161,<br />

nun ist er mit dem Kroaten Ivan Dodig<br />

qualifiziert, und die ganze Geschichte<br />

kommt ihm auch deshalb<br />

ziemlich irreal vor, weil er seine Karriere<br />

vor sechs Jahren wegen anhaltender<br />

Rückenprobleme schon mal<br />

beendet hatte.Danach arbeitete er als<br />

Tennislehrer,ließ sich später zu gelegentlichen<br />

Einsätzen in der Mannschaft<br />

des TC Augsburg überreden,<br />

und so startete er Ende 2018 in den<br />

zweiten Teil seiner Karriere.<br />

Unddann ist da der Brite JoeSalisbury,<br />

Partner des Amerikaners Rajeev<br />

Ram. Derhatte seine KarriereimEinzel<br />

vor drei Jahren beendet, doch ein<br />

Studienaufenthalt in den USA führte<br />

ihn zum Tennis zurück. In den vergangenen<br />

Jahren hatte er bei jeder<br />

Ausgabe der ATPFinals wenigstens<br />

einmal eine Eintrittskarte gekauft,<br />

um die Besten derWelt in dieser spektakulären<br />

Atmosphärezusehen. Nun<br />

gehörterselbst dazu.<br />

Beim FC Internationale am Südkreuz wird nicht nur Fußball gespielt, es werden auch gute Ideen entwickelt.<br />

Anträge für einen Aufbruch<br />

Eine Initiative begehrt gegen den <strong>Berliner</strong> Fußball-Verband auf. Sie will Antworten auf drängende Fragen<br />

VonChristian Schwager<br />

Manchmal dauertes, bis<br />

eine Idee verstanden<br />

wird. ZumBeispiel damals,als<br />

Gerd Thomas<br />

auf einem Treffen des Unternehmer-<br />

Netzwerks Südkreuz erschien. Thomas<br />

ist 1. Vorsitzender des FC Internationale<br />

und wurde nun voneinem<br />

Geschäftsmann gefragt, was er in<br />

diesem Kreis eigentlich wolle. „Da<br />

habe ich zurückgefragt, wie viele<br />

Mitarbeiter er habe,und als er sagte,<br />

es seien 22, da habe ich geantwortet:<br />

,Mein Fußballverein hat 1200 Mitglieder’.“<br />

Inzwischen nimmt Gerd<br />

Thomas an Versammlungen der<br />

Schöneberger Unternehmer teil.<br />

Zwei Seiten profitieren<br />

Der Klubchef hat diese kleine Geschichte<br />

jetzt wieder erzählt, weil sie<br />

illustriert, warum sich er und Bernd<br />

Fiedler vomSFC Stern1900 am Montag<br />

in einem offenen Brief an dieVereine<br />

der Stadt gewandt haben. Am<br />

Sonnabend trifft der <strong>Berliner</strong> Fußball-Verband<br />

(BFV) zu einem Arbeits-Verbandstag<br />

zusammen. In ihrem<br />

Brief kündigen Thomas und<br />

Fiedler nun an, dass sie im Namen<br />

ihrer „<strong>Berliner</strong> Fußball-Interessengemeinschaft“<br />

an die 30 Anträge einbringen<br />

werden. „Es wird nur verwaltet,<br />

zu wenig nach vorne gedacht“,<br />

sagt Thomas. Sie aber wollten<br />

moderne Antworten auf Fragen<br />

der modernen Gesellschaft.<br />

DieGeschäftsleute vomSüdkreuz<br />

haben irgendwann verstanden, haben<br />

erkannt, dass unter den Mitgliedern<br />

des FC Internationale jene<br />

Fachkräfte sein könnten, die sie suchen.<br />

Oder Jugendliche, die sich für<br />

eine Lehrstelle eignen, die durch ihrenSport,<br />

den Fußball, immerhin<br />

schon mal die Bedeutung<br />

vonDisziplin und<br />

Einsatzbereitschaft kennengelernt<br />

haben. Der<br />

Verein wiederum profitiert<br />

von finanziellen Zuwendungen,<br />

vielleicht, ganz sicher<br />

aber vonverständnisvollen<br />

Chefs, die wissen,<br />

dass ein Übungsleiter aus<br />

ihrer Firmazubestimmten<br />

Zeiten beim Training sein muss.„Wir<br />

bringen Leute zusammen, die sonst<br />

nicht zusammenkämen.“<br />

WasimKleinen funktioniert, sagt<br />

Thomas, sollte auch im Großen gehen.<br />

Deshalb die Anträge, wobei die<br />

Herausforderungen der modernen,<br />

flexibilisierten Arbeitswelt für den<br />

Fußball besonders deutlich bei den<br />

Übungsleitern sichtbar werden. Ehrenamtliche<br />

Trainer zu finden, wird<br />

immer schwieriger. Das freiwillige<br />

Kritischer Geist:<br />

Gerd Thomas<br />

DPA/RAINER JENSEN<br />

Engagement geht zurück, der <strong>Berliner</strong><br />

Fußball sieht sich zugleich mit<br />

einer wachsenden Nachfrage konfrontiert.<br />

Rund 159 000 Mitglieder<br />

hatte der BFV im Januar, Tendenz<br />

steigend. Viele der 381 Vereine geraten<br />

an ihre Kapazitätsgrenze. „Wir<br />

fühlen uns vomVerband alleingelassen.“<br />

SagtThomas,wie er betont,„im<br />

Namen sehr vieler Vereinsvertreter“.<br />

Amateurfußball, auch das betont<br />

er, habe eine starke gesellschaftliche<br />

Funktion, nicht<br />

nur Vereine und Verband<br />

dürften sich dafür verantwortlich<br />

fühlen. „Wir wollen<br />

mitVertreternausWirtschaft<br />

und Politik gemeinsam<br />

nach Ansätzen suchen.“<br />

Beispiele, wie ein<br />

solcher Ansatz aussehen<br />

könnte, gibt es. Etwa im<br />

Basketball, wo unter der<br />

Leitung von Alba Berlin Klubs mit<br />

Wohnungsbaugesellschaften kooperieren.<br />

Basketball wird sozueinem<br />

Teil des Quartiers-Managements.<br />

Auch im Amateurfußball, sagt<br />

Thomas, übernehmen Trainer die<br />

Funktion von Sozialarbeitern mit, in<br />

schwierigen Kiezlagen zumal. Ein<br />

fertiges Konzept, wie sie besser unterstützt<br />

werden können, hat der<br />

Schöneberger nicht. „Es geht erst<br />

einmal darum, ins Gespräch zu<br />

Rot demütigt Himmelblau<br />

kommen“, sagt Thomas.Esgeht ums<br />

Ehrenamt, um Infrastruktur, um<br />

Schiedsrichter, umden Umgang mit<br />

E-Sport, um Lobbyarbeit gegenüber<br />

Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Medien.<br />

Und deswegen will die „<strong>Berliner</strong><br />

Fußball-Interessengemeinschaft“<br />

am Sonnabend über die Entscheidungsträger<br />

im Verband reden.<br />

Frauenquote von30Prozent<br />

Per Antrag möchte sie die Amtszeit<br />

eines BFV-Präsidenten verkürzen,<br />

wofür eine Zweidrittelmehrheit nötig<br />

ist.„Wir halten es für unerlässlich,<br />

dass nach spätestens drei Legislaturperioden<br />

vonder Spitzedes Verbandes<br />

neue Impulse gesetzt werden“,<br />

heißt es in dem offenen Brief. Präsident<br />

BerndSchultz amtiertseit 2004.<br />

„Eine Frauenquote von 30Prozent<br />

und mehr junge Leute im Vorstand“,<br />

zählt Thomas weiter auf: „Wir wollen<br />

uns zeitgemäß aufstellen.“<br />

Wieviele ihrer Anträge sie durchbringen,<br />

vermag er nicht zu schätzen.<br />

Einer dürfte es auf jeden Fall<br />

schaffen. „Wir sind uns mit der BFV-<br />

Spitze einig, dass künftig in vier Regional-Konferenzen<br />

mit jeweils drei<br />

<strong>Berliner</strong> Bezirken die Probleme der<br />

Fußball-Basis besprochen werden.“<br />

Ein Anfang, immerhin. Wie damals,<br />

als Gerd Thomas in einem Unternehmer-Meeting<br />

auftauchte.<br />

Der FC Liverpool gibt beim 3:1 gegen ManCity einen eindeutigen Hinweis auf die neuen Machtverhältnisse in der Premier League<br />

VonHendrik Buchheister,Liverpool<br />

Neun Punkte liegt Spitzenreiter<br />

FC Liverpool nach dem 3:1 im<br />

direkten Duell schon vor Manchester<br />

City,acht vorLeicester und Chelsea,<br />

die sich im Klassement der Premier<br />

League am Titelverteidiger vorbei<br />

gedrückt haben. DerErfolg gegen<br />

Pep Guardiolas Mannschaft war der<br />

Beweis dafür,dass die Elfvon Jürgen<br />

Klopp das Zeug dazu hat, in dieser<br />

Saison endlich auch das 30 Jahre<br />

lange Warten auf die englische Meisterschaft<br />

zu beenden. Allerdings sind<br />

gerade mal zwölf Spieltage vorbei, es<br />

ist noch lange nicht angebracht,<br />

schon von einer Entscheidung zu<br />

sprechen. Dasweiß auch Klopp.„Wir<br />

wollen im Mai Erster sein, nicht Anfang<br />

November“, sagte er nach dem<br />

beeindruckenden Auftritt seines<br />

Teams an der Anfield Road.<br />

Die Reds kommen nach der Demütigung<br />

des Titelverteidigers jedenfalls<br />

nicht mehr an der Favoritenrolle<br />

im Meisterrennen vorbei. Klopps<br />

Mannschaft hatte den Widersacher<br />

aus Manchester schon oft geärgertin<br />

der Vergangenheit, bei seinen jetzt<br />

fünf Besuchen in Anfield kassierte<br />

Guardiola vier Niederlagen, im vergangenen<br />

Jahr kam er mit einem 0:0<br />

davon. Bisher waren das aber immer<br />

nur vorübergehende Ärgernisse gewesen,<br />

kleine Makel in einer ansonsten<br />

glänzenden Bilanz des Meisters<br />

der abgelaufenen beiden Spielzeiten.<br />

Dieses 3:1 könnte eine andere Wirkung<br />

haben. Es könnte der<br />

Moment gewesen sein, an<br />

dem der FC Liverpool an<br />

Manchester City vorbei gezogen<br />

ist und die bestehenden<br />

Verhältnisse an der<br />

Spitze des englischen Fußballs<br />

geändert hat. Oder,<br />

wie es der Telegraph formulierte:„Am<br />

letzten Spieltag<br />

der Saison könnte<br />

Liverpool auf einen bitterkalten<br />

Nachmittag im November zurückschauen,<br />

an dem man PepGuardiolas<br />

Manchester City auseinandernahm.<br />

Wardas der Tagdes Machtwechsels?“<br />

Fest steht, dass diese 90 Minuten<br />

offenbarten, warum Liverpool elf der<br />

ersten zwölf Saisonspiele gewann<br />

(dazu kommt ein Remis) und City<br />

Auf Meisterschaftskurs:<br />

Klopp<br />

AP/SUPER<br />

schon früh den Anschluss zu verlieren<br />

droht. Klopps Mannschaft überrannte<br />

den Titelverteidiger mit ihren<br />

Konternund kam dank maximaler Effizienz<br />

zu drei Trefferndurch Fabinho<br />

und Mohamed Salah in der ersten<br />

Viertelstunde sowie Sadio Mané kurz<br />

nach der Pause.<br />

Die Gäste trugen allerdings zur eigenen<br />

Demontage bei. Anders<br />

als in den vergangenen<br />

beiden Spielzeiten gelingt es<br />

City nicht mehr,den Ausfall<br />

wichtiger Spieler zu kompensieren.<br />

Das betrifft weniger<br />

die Offensive, die bekanntlich<br />

ohne Leroy Sané<br />

auskommen muss,sondern<br />

die Abwehr.Sie wirkte ohne<br />

ihren verletzten Chef AymericLaporte<br />

gegen „die beste<br />

Mannschaft der Welt“ (Guardiola) so<br />

verloren wie Papierschiffchen auf dem<br />

Mersey-Fluss. Torwart Claudio Bravo,<br />

der den unpässlichen Ederson vertrat,<br />

trug zur allgemeinen Verunsicherung<br />

bei. DerMirror riet, bei den Spielen der<br />

Himmelblauen künftig in Deckung zu<br />

gehen: „Egal, wie ansehnlich sie im<br />

Ballbesitz sind – die Verteidigung<br />

BENJAMIN PRITZKULEIT<br />

schaut man sich am besten vonhinter<br />

dem Sofa an.“<br />

AusGuardiolas Sicht hatte die Niederlage<br />

andere Gründe. Erwar sichtlich<br />

erzürnt über Schiedsrichter Michael<br />

Oliver (und den VAR), weil seiner<br />

Mannschaft zwei mögliche Elfmeter<br />

vorenthalten worden waren,<br />

nachdem LiverpoolsVerteidigerTrent<br />

Alexander-Arnold im eigenen Strafraum<br />

zweimal den Ball an die Hand<br />

bekommen hatte. In dieser Saison<br />

hatte es schon für kleinere Vergehen<br />

Strafstoß gegeben. Guardiola tobte an<br />

der Seitenlinie, zwischen Wahnsinn<br />

und Verzweiflung, und streckte zwei<br />

Finger in die Höhe,als Zeichen für die<br />

vermeintliche doppelte Ungerechtigkeit.<br />

Nach dem Spiel schüttelte er<br />

Schiedsrichter Oliver mit so viel Kraft<br />

die Hand, dass man befürchten<br />

musste, erwollte sie ihm abreißen.<br />

„Thank you somuch!“, rief der Trainer.<br />

Hinterher behauptete er, diesen<br />

Dank ernst gemeint zu haben, das<br />

rundete seinen bizarren Auftritt ab.<br />

Auch Guardiola schien zu spüren,<br />

dass Manchester City an diesem rauschenden<br />

Nachmittag mehr verloren<br />

hatte als nur ein Spiel.<br />

NACHRICHTEN<br />

Frankfurts Abraham<br />

entschuldigt sich bei Streich<br />

FUSSBALL. Eintracht Frankfurts Kapitän<br />

David Abraham hat nach seinen<br />

Rempler gegen Trainer Christian<br />

Streich vomSCFreiburgReue gezeigt.„Ich<br />

möchte mich in aller Form<br />

entschuldigen. Ichbin sehr froh,<br />

dass wir nach dem Spiel gesprochen<br />

haben und alles gut zwischen uns<br />

ist“, wirdAbraham in einem Tweet<br />

der Hessen zitiert. Abraham hatte<br />

Streich beim 0:1 (0:0) kurzvor dem<br />

Ende der Begegnung zu Boden gecheckt<br />

und dafür Rotgesehen<br />

(90.+6). Im folgenden Handgemenge<br />

griff der bereits ausgewechselte VincenzoGrifo<br />

Abraham an den Kiefer<br />

und sah ebenfalls Rot(90.+10). Der<br />

Kontrollausschuss des Deutschen<br />

Fußball-Bundes (DFB) stellte in beiden<br />

Fällen einen Strafantrag.<br />

Salazar und Brown ziehen<br />

vor den Cas<br />

LEICHTATHLETIK. Alberto Salazar,<br />

61, zieht gegen seine vonder US-Antidoping-Behörde<br />

(Usada) ausgesprochene<br />

Dopingsperrevor den Internationalen<br />

Sportgerichtshof<br />

(Cas). Zudem reichte der ebenfalls<br />

gesperrte Endokrinologe Jeffrey<br />

Brown, der zahlreiche Athleten Salazars<br />

behandelt hatte,Einspruch ein.<br />

Salazar war Chefcoach des inzwischen<br />

eingestellten Nike Oregon<br />

Projects (NOP). Nach langjährigen<br />

Ermittlungen hatte die Usada Salazar<br />

Anfang Oktober gesperrt. Dem<br />

Trainer wirdvorgeworfen, auf gefährliche<br />

Weise die Leistung seiner<br />

Athleten gesteigertund damit gegen<br />

die Antidoping-Bestimmungen verstoßen<br />

zu haben.<br />

Seattle holt zum zweiten Mal<br />

den Titel in der MLS<br />

FUSSBALL. DieSeattle Sounders haben<br />

sich zum zweiten Malden Titel<br />

in der Major League Soccer (MLS)<br />

gesichert. Seattle gewann die Neuauflage<br />

der Finals von2016 und 2017<br />

gegen den Toronto FC 3:1 (0:0).<br />

Alba muss vorerst auf Siva<br />

und Cavanaugh verzichten<br />

BASKETBALL. Alba Berlin muss in<br />

den kommenden Partien auf Peyton<br />

Siva und Tyler Cavanaugh verzichten.<br />

Aufbauspieler Siva fehlt mit einer<br />

Muskelverletzung am linken<br />

Oberschenkel voraussichtlich zwei<br />

Wochen, sein US-Landsmann Cavanaugh<br />

muss mit einer schweren<br />

Bänderverletzung am rechten Knöchel<br />

bis zu drei Monate aussetzen.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

2. Bundesliga, 13. Spieltag<br />

FC St. Pauli−VfL Bochum 1:1<br />

Dyn. Dresden −SVWehen 1:0<br />

Kiel −Hamburger SV 1:1<br />

Sandhausen −Gr. Fürth 3:2<br />

VfL Osnabrück−VfB Stuttgart 1:0<br />

Nürnberg −Arm.Bielefeld 1:5<br />

Heidenheim −Hannover96 4:0<br />

Darmstadt 98 −Regensburg 2:2<br />

Karlsruher SC−Erzg.Aue 1:1<br />

1 Arm. Bielefeld 13 29: 14 28<br />

2 Hamburger SV 13 30: 12 26<br />

3 VfB Stuttgart 13 20: 18 23<br />

4 Heidenheim 13 21: 14 20<br />

5 Erzg.Aue 13 20: 19 20<br />

6 Gr.Fürth 13 16: 18 18<br />

7 Regensburg 13 24: 20 17<br />

8 Sandhausen 13 14: 14 17<br />

9 VfL Osnabrück 13 14: 12 16<br />

10 Karlsruher SC 13 22: 24 16<br />

11 FC St. Pauli 13 17: 17 15<br />

12 Kiel 13 15: 18 15<br />

13 Darmstadt 98 13 14: 18 15<br />

14 Nürnberg 13 21: 27 14<br />

15 Hannover96 13 14: 22 14<br />

16 VfL Bochum 13 24: 26 13<br />

17 Dyn. Dresden 13 14: 24 12<br />

18 SV Wehen 13 14: 26 10


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 – S eite 18 *<br />

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Sport<br />

Will nicht als Umfaller gelten: Bundestrainer Joachim Löw.<br />

GETTY IIMAGES/HASSENSTEIN<br />

Nur bedingt abwehrbereit<br />

Trotz der großen Personalnot in der Defensivabteilungder DFB-Elf denktBundestrainerLöw offenbar nichtanein Nationalmannschaftscomebackvon Mats Hummels<br />

VonFrank Hellmann<br />

Die Verbundenheit zur<br />

deutschen Nationalmannschaft<br />

bleibt. Und<br />

ist bei Mats Hummels<br />

auf seinen sozialen Kanälen dokumentiert.<br />

Fast 100 000 Personen gefiel<br />

am 11. Oktober der Beitrag, als<br />

sich der zu Jahresanfang ausgebootete<br />

Nationalspieler frohgelaunt auf<br />

dem eigenen Dortmunder Trainingsgelände<br />

in Brackel mit dem NationaltorwartMarc-André<br />

ter Stegen<br />

unterhielt. Hummels trug an jedem<br />

Tag die Trainingskleidung von Borussia<br />

Dortmund, denn die Begegnung<br />

war zufällig zustande gekommen,<br />

weil die deutschen Nationalspieler<br />

vor dem Freundschaftsspiel<br />

gegen Argentinien (2:2) auf dem<br />

BVB-Gelände übten. „Großartig so<br />

viele alte Freunde heute zu sehen“,<br />

schrieb der 30-Jährige unter seinem<br />

Instagram-Profil „aussenrist15“.<br />

Vermutlich würde der Fußballprofi<br />

jenen berühmten Fußmarsch<br />

unternehmen, um am heutigen<br />

Dienstag zum nächsten Treffpunkt<br />

der DFB-Auswahl im Hilton Hotel<br />

Düsseldorf zu gelangen. Doch obwohl<br />

die Abwehrnot vor den EM-<br />

Qualifikationsspielen gegen Weißrussland<br />

in Mönchengladbach<br />

(Sonnabend 20.45 Uhr/RTL) und<br />

Nordirland in Frankfurt am Main<br />

drei Tage später kaum größer sein<br />

könnte, denkt Bundestrainer Joachim<br />

Löw nicht über eine Rückholaktion<br />

des Weltmeisters nach. „Generell<br />

schenken wir den Spielern, die<br />

jetzt dabei sind, unser volles Vertrauen,<br />

ihnen gehört unsere Aufmerksamkeit“,<br />

teilte Löw zur Kadernominierung<br />

mit.<br />

Auch Rüdiger fällt aus<br />

Des Kickersneue Kleider:die Profis Werner,Gnabryund Schulz im EM-Trikot.<br />

DPA<br />

Der59-Jährige will nicht als Umfaller<br />

dastehen, nachdem er seinen langjährigen<br />

Klassensprecher ja vor allem<br />

aus atmosphärischen Gründen<br />

aussortierte: Eine dominante, weil<br />

wortgewandte und intelligente Figur<br />

wie Hummels besaß immensen Einfluss,und<br />

Löw wollte mit dessenVerzicht<br />

vor allem die internen Hierarchien<br />

neu ordnen. Das war gut gemeint,<br />

um speziell Niklas Süle mehr<br />

Verantwortung einzuräumen. Doch<br />

nach dem Kreuzbandriss des Bayern-Abwehrchefs<br />

müssten eigentlich<br />

die Karten für die Innenverteidigung<br />

neu gemischt werden.<br />

Die letzten beiden EM-Qualifikationsspiele,<br />

in denen die letzten<br />

Zweifel an der Direktzulassung für<br />

das paneuropäische Turnier 2020<br />

ausgeräumt werden sollen, finden<br />

erneut auch ohne Antonio Rüdiger<br />

(FC Chelsea) statt, der seine muskulären<br />

Probleme nach einer Knieoperation<br />

noch nicht überwunden hat.<br />

Und weil Niklas Stark (Hertha BSC)<br />

sich vergangenen Sonnabend beim<br />

Ligaspiel gegen RB Leipzig erneut<br />

kurzfristig eine Verletzung (Nasenbeinbruch)<br />

zugezogen hat,<br />

schrumpft die Zahl spielfähiger Abwehrspieler<br />

bedenklich. Jonathan<br />

Tah (Bayer Leverkusen), Matthias<br />

Ginter (Borussia Mönchengladbach)<br />

und Robin Koch (SC Freiburg) heißen<br />

die verbliebenen Innenverteidiger.<br />

Mit dieser Besetzung ist Deutschland<br />

nur bedingt abwehrbereit: Tah,<br />

23, ist im Nationalteam –speziell bei<br />

der 2:4-Lehrstunde gegen die Niederlande<br />

–bislang den Nachweis internationaler<br />

Klasse schuldig geblieben,<br />

Koch, 23, darfnur ein Perspektivspieler<br />

sein, und Ginter,25, könnte als Allzweckwaffe<br />

auf der rechten Seite<br />

wichtiger werden. So mag die<br />

Schmalspurvariante in der Abwehrzentrale<br />

gegen Weißrussland und<br />

Nordirland reichen, aber gewiss nicht<br />

für eine EM-Endrunde, zumal Löw<br />

bei seiner Neuausrichtung lieber auf<br />

eine Dreier-Abwehrkette setzt. Und<br />

so wird das Phantom Hummels so<br />

schnell nicht verschwinden. Löw sah<br />

am Sonnabend persönlich den Dortmunder<br />

Offenbarungseid bei den<br />

Bayern, als sich der Anführer Hummels<br />

als Einziger gegen den Untergang<br />

stemmte.Letztlich vergeblich.<br />

Löw ist keiner, der öffentlich diskutierte<br />

Personalfragen durch ein<br />

Machtwortbeendet –essei denn, sie<br />

dringen direkt zu ihm vor. „Daran<br />

habe ich gar nicht gedacht“, antwortete<br />

der Badener scheinbar verwundert<br />

vor dem Argentinien-Spiel auf<br />

die Frage, obereine Nachnominierung<br />

vonHummels in Erwägung ziehen<br />

würde.Trotzdem muss der 70-fache<br />

Nationalspieler, der am 19. November<br />

2018 –einem 2:2 gegen die<br />

Niederlande in der Nations League –<br />

das bislang letzte Maldas DFB-Trikot<br />

trug, nicht für immer außen vorbleiben.<br />

Der Bundestrainer hat in einem<br />

Videointerview angedeutet, dass im<br />

EM-Jahr eine Hintertür aufgehen<br />

könnte: „Das große Ziel heißt, eine<br />

schlagkräftige Mannschaft bei der<br />

EM eben dortauf den Platz schicken<br />

zu können. In welcher Konstellation,<br />

können wir heute noch nicht abschließend<br />

beurteilen und sagen.“<br />

Das Gute: Hummels war zwar über<br />

Löws Entscheidung gewaltig enttäuscht,<br />

aber verzichtete später auf<br />

jedwedes Nachtreten. Es wäre kein<br />

Gesichtsverlust für den Bundestrainer,indieser<br />

Frage eine Kehrtwende<br />

einzuleiten. UndMats Hummels hat<br />

die Arme zum Empfang nicht nur<br />

symbolisch auf seinen sozialen Kanälen<br />

geöffnet.<br />

„Aber man muss ja auch Ziele haben“<br />

Christopher Trimmels Traum von einer Teilnahme an der EM 2020 scheint sich tatsächlich zu erfüllen, weil dem Österreicher mit Union die Umstellung auf die Bundesliga gelungen ist<br />

VonMarkus Lotter und<br />

Mathias Bunkus<br />

Esgibt nicht wenige, die Christopher<br />

Trimmel das nicht zugetraut<br />

haben. Nicht wenige,die davon<br />

ausgegangen sind, dass der 32 Jahre<br />

alte Österreicher beim Versuch, sich<br />

in der Bundesliga zurechtzufinden,<br />

scheitern wird. Zu langsam! Zu eindimensional!<br />

Aber denkste.<br />

Trimmel, der seit Sommer 2014<br />

die eisernen Farben trägt, ist bei<br />

Union auch in der höchsten deutschen<br />

Spielklasse gesetzt und damit<br />

auch ein wichtiger Erfolgsfaktor.Mit<br />

Cleverness, die sich aus Erfahrung<br />

speist, und Spielintelligenz, die einem<br />

wohl vonNatur aus gegeben ist,<br />

kompensiert erseine Defizite in Sachen<br />

Tempo und Technik, ist weiterhin<br />

der erste Ansprechpartner für<br />

Trainer Urs Fischer, der ja schon im<br />

Sommer ein klares Bekenntnis abgegeben<br />

hatte: Trimmel bleibt mein<br />

Kapitän.<br />

UndTrimmel geht in dieser Rolle<br />

auf. Als zuverlässige, mit Sozialkompetenz<br />

ausgestattete Führungskraft<br />

im täglichen Miteinander der Profis,<br />

aber auch als eloquenter Ansprechpartner<br />

für die Medienvertreter.<br />

Nichts ist ihm dahingehend zu viel,<br />

er steht Rede und Antwort, spricht<br />

offen über die Mannschaft und sich,<br />

was sich in diesen Tagen in sportlicher<br />

Hinsicht ja gernmal deckt. Hören<br />

wir noch mal rein, was er nach<br />

dem 3:2 in Mainz, dem zweiten Sieg<br />

hintereinander,zum Besten gegeben<br />

hat: „Das ist natürlich sehr wichtig<br />

für die Psyche. Unsere Entwicklung<br />

Anpassungsfähig: Christopher Trimmel<br />

trainiertinAustria-Rot. IMAGO IMAGES/GEPA<br />

in den letzten Wochen ist sehr gut.<br />

Wir sind endlich angekommen in<br />

der Bundesliga! Wir hatten anfangs<br />

Spiele in Leverkusen oder gegen<br />

Leipzig, wo wir sehr passiv waren.<br />

Daswar nicht unser Spiel. Wirhaben<br />

aber erkannt, dass wir unser Ding<br />

durchziehen müssen. Das machen<br />

wir jetzt. Wir haben den Respekt abgelegt<br />

und uns an das Tempo gewöhnt.<br />

Wir machen jetzt so weiter<br />

wie in der Zweiten Liga. Undmit unserer<br />

Mentalität können wir jeden<br />

Gegner ärgern. Das müssen wir Woche<br />

für Woche bestätigen.“<br />

Exzellenter Vorarbeiter<br />

Gegen Mainz leistete er bei allen drei<br />

Treffern die Vorarbeit („Wenn der<br />

Ball richtig in die Zone kommt, dann<br />

ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass<br />

es ein Torgibt“), demonstrierte zudem<br />

in einem Fünfer-Mittelfeld,<br />

dass er mehr sein kann als ein<br />

Rechtsverteidiger. Und womöglich<br />

ist diese taktische Flexibilität auch<br />

der Grund dafür, dass Österreichs<br />

Nationaltrainer Franco Foda ihn<br />

auch für die anstehenden EM-Qualifikationsspiele<br />

gegen Nordmazedonien<br />

(am Sonnabend in Wien) und<br />

Lettland (am Dienstag in Riga) nominierthat.<br />

Er selbst hatte damit ja gar nicht<br />

gerechnet, weil Borussia Mönchengladbachs<br />

Stefan Lainer, für den er<br />

bei den Spielen gegen Israel (3:1)<br />

und Slowenien (1:0) in den Kader gerutscht<br />

war, wieder einsatzfähig ist.<br />

Trimmel sagt: „Mich freut es,dass es<br />

wieder geklappt hat. Ich werde jetzt<br />

alles geben. Und ich hoffe, dass wir<br />

mindestens ein Unentschieden gegen<br />

Nordmazedonien holen, dann<br />

sind wir qualifiziert. Das ist unser<br />

Ziel.“ Aber eben auch sein ganz persönliches<br />

Ziel.<br />

Auf gerade mal fünf Länderspieleinsätze<br />

ist er bis dato gekommen,<br />

war immer irgendwie auf dem<br />

Sprung, aber eben nie bei einem großen<br />

Turnier mit von der Partie.„Unabhängig<br />

vonVerletzungen ist es natürlich<br />

wichtig, dass man im Klub<br />

seine Leistungen kontinuierlich<br />

bringt. Das ist mir bislang gelungen.<br />

Ich mache einfach so weiter und<br />

dann schauen wir mal. Aber die EM<br />

ist ein Traum, natürlich“, sagt er nun.<br />

Und fährt fort: „Ich kann das schon<br />

einordnen. Das ist meine letzte<br />

Chance auf ein großes Turnier. Aber<br />

man muss ja auch Ziele haben.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 – S eite 19 *<br />

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Feuilleton<br />

Salonmarxismus<br />

und Salonambient<br />

in der Pop-Kolumne<br />

Seiten 22, 23<br />

„Die Vernunft, die glaubt, sie wäre ganz und gar vernünftig, ist keine.“<br />

Arno Widmannhat „Auch eine Geschichte der Philosophie“ von Jürgen Habermas gelesen Seite 20<br />

Peter Handke und Neil Young<br />

Pass und<br />

Prominenz<br />

Harry Nutt<br />

kontrolliertdie<br />

Ausweispapiere.<br />

In einem Song seines neuen Albums<br />

„Colorado“ beschwört der<br />

alte Rockbarde Neil Young in unmissverständlicher<br />

Klarheit und<br />

Schönheit das Festhalten an der Idee<br />

eines humanistischen Universalismus.Zwar<br />

sei in den USA derzeit viel<br />

vonMauerndie Rede und dass nicht<br />

genügend Raum für alle vorhanden<br />

sei. Aber niemandem werdeesgelingen,<br />

singt Young in „Rainbow ofColors“,<br />

die farbenprächtige Vielfalt<br />

„weißzuwaschen“. Der Song ist ein<br />

pathetisches Statement, leicht zu erkennen,<br />

an wen essich richtet. Um<br />

sein politisches Anliegen auch praktisch<br />

umzusetzen, hat der gebürtige<br />

Kanadier,der seit den 60er-Jahren in<br />

den USA lebt, nun die amerikanische<br />

Staatsbürgerschaft beantragt.<br />

Er möchte im kommenden Jahr<br />

an der Präsidentschaftswahl teilnehmen.<br />

Gegen Donald Trump, scheint<br />

Neil Young sagen zu wollen, zählt<br />

jede Stimme. Schon vor geraumer<br />

Zeit hatte Young Trump untersagt,<br />

den Hit„Rockin’The FreeWorld“ bei<br />

Wahlkampfveranstaltungen spielen<br />

zu lassen. Schwierigkeiten beim Erwerb<br />

eines neuen Passes bereitet allerdings<br />

Neil Youngs Lebenswandel.<br />

Wegen seines Cannabiskonsums<br />

gebe es weitereBefragungen.<br />

Passprobleme hat unterdessen<br />

auch der österreichische Literaturnobelpreisträger<br />

Peter Handke. Er<br />

soll in der Vergangenheit bei Reisen<br />

durch das ehemalige Jugoslawien einen<br />

Pass verwendet haben, den er<br />

1999 von der jugoslawischen Botschaft<br />

in Wien erhalten habe. Die<br />

Kärtner Landesregierung will nun<br />

prüfen, was es mit dem Handke-Pass<br />

auf sich hat. Grundsätzlich gilt, dass<br />

ein Österreicher,der durch eine Willenserklärung<br />

eine fremde Staatsbürgerschaft<br />

erwirbt, die österreichische<br />

verliert. Eine Ausnahme werde<br />

nur dann gewährt, wenn er vorher<br />

die Beibehaltung der österreichischen<br />

Staatsbürgerschaft erbeten<br />

habe. Inturbulenter Zeit, bedeutet<br />

das wohl, erscheint auch das Verhältnis<br />

von Staatszugehörigkeit und<br />

Prominenz in ganz neuem Licht.<br />

Gastarbeiter aus Vietnam sind am <strong>Berliner</strong> Ostbahnhof eingetroffen (1973).<br />

VonDennis Vetter<br />

Ein Konzertsaal zu Zeiten<br />

der DDR: Auf der einen<br />

Seite sitzen vietnamesische<br />

Vertragsarbeiter, auf der<br />

anderen musiziert die Lautengilde<br />

eines Thüringer Fernmeldewerks.<br />

Der Anlass ist die Begrüßung der<br />

neuen Kollegen, sie sollen mit ihrer<br />

Arbeit das Werk unterstützen. Unter<br />

dem Stichwort der internationalen<br />

Solidarität mit dem sozialistischen<br />

Vietnam wurden sie eingeladen und<br />

sollen nun zu Facharbeitern ausgebildet<br />

werden. Ein Reporter stellt<br />

den jungen Männern Fragen und<br />

wird dabei nicht müde, nachzubohren,<br />

werDeutsch sprechen kann.<br />

Der Beitrag, der im DDR-Fernsehen<br />

lief, wirkt gleichermaßen übergriffig<br />

wie utopisch. Die Gesichter<br />

der Musiker werden immer wieder<br />

den Gesichtern der Vertragsarbeiter<br />

gegenübergestellt, als blickten sie<br />

sich innig und voll unverbrüchlicher<br />

Freundschaft an. Merke: Im Sozialismus<br />

sind sich alle nah. Seit Anfang<br />

der 50er-Jahre hatten Vertragsarbeiter<br />

und -arbeiterinnen sowie ausländische<br />

Studierende zum internationalistischen<br />

Image und zum Wohlstand<br />

der DDR beigetragen. Mitdem<br />

Fall der Mauer wurden die Kollegen<br />

praktisch über Nacht Konkurrenten<br />

auf dem Arbeitsmarkt und nicht selten<br />

auch Adressaten von verbaler<br />

und physischer Gewalt.<br />

Man spricht Deutsch<br />

Die Filmreihe „Freundschaft auf Zeit“ über Vertragsarbeiter in der DDR im bi’bak-Kino im Wedding<br />

Unter dem Titel „Freundschaft auf<br />

Zeit“ sind bis zum 22. November im<br />

Kino bi’bak (Türkisch: Schau mal) im<br />

Wedding Dokumentarfilme und TV-<br />

Beiträge zum Schicksal der Vertragsarbeiter<br />

in der DDR zu sehen, vondenen<br />

zur Wendezeit zirka 150000 im<br />

Osten Deutschlands lebten. Zusammengestellt<br />

wurde die Reihe vonTobias<br />

Hering und Sun-ju Choi.<br />

Der Beitrag über die vietnamesischen<br />

Arbeiter in Thüringen lief am<br />

Eröffnungsabend in einer Filmrolle<br />

mit Fernsehbeiträgen aus der Zeit<br />

von1964 bis 1980. Im Spannungsfeld<br />

von Propaganda und DDR-Internationalismus<br />

entwickelte sich im Anschluss<br />

ein Gespräch mit Massimo<br />

Perinelli (Referent für Migration der<br />

Rosa-Luxemburg-Stiftung). Das Publikum<br />

des Abends fand im DDR-<br />

Fernsehen ambivalente Signale: Die<br />

Utopie der Völkerverständigung ist<br />

für einige bis heute spürbar, gleichermaßen<br />

wurden derlei Sendungen<br />

als politisches Mittel zum Zweck<br />

der politischen Indoktrination empfunden.<br />

Eine internationalistische<br />

Nähe wie in der Konzertmontage sei<br />

im Westfernsehen undenkbar gewesen,<br />

sagte ein Zuschauer.<br />

Rassismus gegenüber Vertragsarbeitern<br />

sei während der gesamten<br />

Zeit ihrer Anwesenheit in der DDR<br />

Alltag gewesen, lautete der Tenor der<br />

Mit dem Fall der Mauer wurden<br />

die ausländischen Kollegen<br />

praktisch über Nacht<br />

Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Diskussion. Ausländische Menschen<br />

in der DDR hätten in zugangsbeschränkten<br />

Wohnheimen gewohnt<br />

und seien nie in einen zwanglosen<br />

Kontakt mit der Bevölkerung gekommen.<br />

Emanzipatorische Bürgerbewegungen<br />

habe es nicht gegeben,<br />

die Einheitsgewerkschaft unterstützte<br />

nur deutsche Arbeitskräfte.<br />

Massimo Perinelli wies an dem<br />

Abend auf eine Rhetorik hin, die es<br />

zu brechen gelte, das Verharren auf<br />

der Parteipolitik als alleinigem Gradmesser<br />

für das Leben in der DDR. Es<br />

gelte stattdessen zu betrachten, wie<br />

DPA-ZB/HORST STURM<br />

Menschen unmittelbar miteinander<br />

umgingen –und welche Folgen damalige<br />

gesellschaftliche Strukturen<br />

bis heute für das Miteinander haben.<br />

Unter den aktuellen Positionen<br />

im Programm findet sich etwa die<br />

Webdokumentation „Eigensinn im<br />

Bruderland“ der Journalistin Julia<br />

Oelkers, die sie gemeinsam mit dem<br />

Sozialarbeiter Ibraimo Alberto vorstellte.<br />

Alberto kam 1981 aus Mosambik<br />

in die DDR und verschweigt<br />

im Gespräch nicht die Anfeindungen,<br />

die er dort erlebte. Als Boxer<br />

wusste er sich zu wehren, nach dem<br />

Mauerfall stand er für die untergehende<br />

DDR dann beruflich im Ring.<br />

Eine Schizophrenie, die Bilder allein<br />

kaum einfangen können.<br />

Im kuratierten Filmprogramm<br />

des bi’bak sind deutschsprachige<br />

Programme übrigens nicht selbstverständlich,<br />

erst seit 2014 bringen<br />

Can Mungu und Malve Lippmann<br />

dortmit großer Genauigkeit postmigrantische<br />

Perspektiven aus Kunst<br />

und Kino ans Licht. Ihr Zugang zum<br />

DDR-Thema fällt angenehm auf und<br />

setzt sich am 14. November mit einer<br />

Comiclesung von Birgit Weihe fort.<br />

Es gibt auch eine weitere Filmrolle<br />

mit Fernsehbeiträgen: Das Programm<br />

„Einheit/Zerfall“ reflektiert<br />

am 21. November die letzten Jahre<br />

der DDR. Gesprächsgast ist dann die<br />

Theologin Almuth Berger,die zu den<br />

Mitbegründerinnen der Bewegung<br />

„Frauenfür den Frieden“ zählte.<br />

NACHRICHTEN<br />

Kunsthistoriker Körner wird<br />

Direktor der Pückler-Stiftung<br />

DieStiftung Fürst-Pückler-Museum<br />

Park und Schloss Branitz in Cottbus<br />

hat ab dem kommenden Jahr mit<br />

Kunsthistoriker Stefan Körner einen<br />

neuen Direktor.Brandenburgs Kulturministerin<br />

Martina Münch (SPD)<br />

stellte ihn am Montag in Potsdam als<br />

Nachfolger vonGertStreidt vor, der<br />

in den Ruhestand geht. Im vergangenen<br />

Jahr zählten Schloss und Park<br />

Branitz etwa 300 000 Besucherinnen<br />

und Besucher.Körner wurde 1978 in<br />

Potsdam geboren und studierte unter<br />

anderem Kunstgeschichte und<br />

Publizistik. Von2004 bis 2009 war er<br />

leitender Kustos der Sammlungen<br />

der Fürsten Esterházy bei der<br />

Esterházy Privatstiftung. Seit 2012 ist<br />

er Leiter der Sparte „Orangerie-Ausgewählte<br />

Objekte“ und Auktionator<br />

des Kunst-Auktionshauses Grisebach<br />

GmbH in Berlin. (dpa)<br />

Die Ärzte gehen wieder<br />

auf Deutschland-Tour<br />

Nach sechs Jahren Pause gehen Die<br />

Ärzte im kommenden Jahr wieder<br />

auf Deutschlandtour.„Haben wir<br />

euch gefehlt?! “–mit dieser Frage<br />

kündigte die Band am Montag auf<br />

ihrer Seite die Rückkehr an. DieTour<br />

„IN THE äTONIGHT“ zum neuen Album<br />

beginnt am 7. November 2020 –<br />

und dauertbis Ende Dezember.Im<br />

Osten stehen Leipzig (10.11.), Erfurt<br />

(5.12.), Chemnitz (13.12.) und Berlin<br />

(18.12.) auf dem Programm. (dpa)<br />

Jean-Paul-Preis geht an<br />

Ursula Krechel<br />

DieLyrikerin und Romanautorin Ursula<br />

Krechel erhält in diesem Jahr<br />

den Jean-Paul-Preis des Freistaats<br />

Bayern.Inihren Büchernschildere<br />

sie die Anfangsjahreder Bundesrepublik<br />

mit großer Empathie für die<br />

Verleumdeten, die Geflohenen und<br />

die Entrechteten. Ihre Literatur leiste<br />

unverzichtbareErinnerungsarbeit,<br />

begründete die Jury ihreEntscheidung.<br />

Die71-Jährige,die in Berlin<br />

lebt, soll die mit 15 000 Euro dotierte<br />

Auszeichnung am 16. Dezember in<br />

München erhalten. Krechel wurde<br />

1947 in Trier geboren. Siestudierte<br />

Germanistik, Theaterwissenschaften<br />

und Kunstgeschichte. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Unsere Lehrer<br />

Deutsch:<br />

Frau Möwe<br />

VonKaroline Klemke<br />

ImJahr 1991, jeden Donnerstag um sieben<br />

Uhr inder Frühe, trafen wir uns zu einer<br />

Doppelstunde Deutsch mit unserer anbetungswürdigen<br />

Klassenlehrerin. Sie war<br />

gerade vonder Universität gekommen und<br />

trug zu dunklen Locken ein trauriges Porzellangesicht.<br />

Siewar jung wie wir.Mit den<br />

sehr schwierigen Dingen des Lebens beschäftigt<br />

wie wir. Gerade lief ihre Scheidung,<br />

ihr Ehemann war gewalttätig. Wir<br />

verabscheuten ihn.<br />

NADIA BUDDE<br />

Doch wir hatten nicht nur mit persönlichen<br />

Tragödien zu tun. Wirwaren frisch desillusionierte<br />

Revolutionäre. Das Volk hatte<br />

uns die Revolution soeben aus der Hand genommen,<br />

der Sozialismus war baden gegangen,<br />

kaum dass er aus den Händen der DDR-<br />

Bonzen gerutscht war, und ein verachteter<br />

Helmut Kohl hatte das Steuer einer Wiedervereinigung<br />

übernommen, die keiner von<br />

uns gewollt hatte. Halbwegs entsetzt waren<br />

wir überrollt worden und fanden uns draußen<br />

wieder.Der Trug jugendlicher Wirksamkeit<br />

löste sich fast über Nacht auf.<br />

Und zu allem Unglück organisierte ein<br />

Schulrat, der sich später als Mitglied von<br />

Scientology herausstellte und geschasst<br />

wurde,unsereZusammenführung mit Westberliner<br />

Schülern. Wir wollten durchaus<br />

nicht zusammengeführt werden. Die Diskussionsrunde<br />

wurde ein schweigendes Desaster.Für<br />

uns waren sie die anderen. Siewaren<br />

ordentlich gekleidet, sprachen in freier<br />

Rede,traten mit geradem Rücken vordas Podium,<br />

hielten Blickkontakt. „Sie haben gelernt,<br />

sich zu verkaufen“, dachten wir und redeten<br />

vorsichtshalber gar nicht. Dieanderen<br />

werden uns für sprachlose Diktaturopfer gehalten<br />

haben. Sie verstanden nichts. Denn<br />

ihreWelt war ganz geblieben.<br />

Frau Möwe stand an der Seite und<br />

schwieg. Vorallem sagte sie nicht: „Nun sagt<br />

doch endlich mal was, Kinder!“. Und dafür<br />

waren wir dankbar. Essind die nicht gesagten<br />

Sätzegelegentlich die wertvollsten.<br />

In einer diesem Treffen folgenden<br />

Deutschstunde lasen wir Borcherts Nachkriegsdrama<br />

„Draußen vor der Tür“ in verteilten<br />

Rollen: „Sehen Sie, Sie sind zu leise.<br />

Mal ehrlich, einer von denen die ein bisschen<br />

müde sind, ein bisschen weich, wie?<br />

Das ist einer von denen, die mit einem kleinen<br />

Knax nach Hause kommen, die kenne<br />

ich.“ Aufden Straßen rotteten ausgeschlachtete<br />

Trabis vorsich hin, Straßen wurden umbenannt,<br />

Schilder ausgetauscht, Denkmale<br />

abgebaut. Unddie DDR-Nazis der Endachtziger<br />

tauchten wieder auf. Grölende,geschorene<br />

Jungmännerhorden, die sich nachts<br />

durch die Straßen soffen. Sieschändeten den<br />

jüdischen Friedhof und brachten gelegentlich<br />

Leute aus der Nachbarschaft um. Der<br />

Kapitalismus brach sich durch unsere<br />

grauen Häuserzeilen, die Stück für Stück in<br />

Cremeweiß erstrahlten. Draußen vorder Tür.<br />

Ichbesuchte einen der glitzernden Konsumtempel<br />

am Kudamm, mir wurde übel vonall<br />

den aufgestapelten Gerüchen, Waren und<br />

Kunden. Ich rannte zum Ausgang mit dem<br />

Gefühl, in einer goldenen Kloake gelandet zu<br />

sein. Wir waren angeschossen −und die anderen<br />

propper,satt und sicher.<br />

Ich erinnere mich an die ungeheuere<br />

WuchtderWörter,die Borchertfand.Wieunter<br />

Faustschlägen schrumpfte unser Leiden<br />

zu einem winzig kleinen Punkt zusammen.<br />

Undwurde doch klar. Frau Möwe zeigte uns<br />

in aller Herrgottsfrühe und ohne einWort der<br />

Erklärung zu verlieren die rettende Kraft der<br />

Kunst. Ichbin ihr bis heute dankbar dafür.


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />

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Feuilleton<br />

Mehr als Vernunft: Mit neunzig Jahren legt Jürgen Habermas einen 1700-Seiten-Überblick über die Metaphysiken der Weltgeschichte vor.<br />

Natürlich ist eine Tageszeitung<br />

nicht der richtige<br />

Ort für eine Auseinandersetzung<br />

mit einer<br />

mehr als 1700 Seiten umfassenden<br />

Geschichte der Philosophie.Ich wäre<br />

auch nicht in der Lage dazu. Hinzu<br />

kommt: Es ist ein über viele Seiten<br />

extrem schwieriges Buch. Erstens:<br />

DerAutor verlangt solide Kenntnisse<br />

in den Fachsprachen verschiedener<br />

philosophischer Disziplinen derVergangenheit<br />

und Gegenwart. Zweitens:<br />

Die Argumentation spannt einen<br />

Bogen über dreitausend Jahre,<br />

und es kann einem leicht passieren,<br />

dass man sich mitten in einem Kapitel<br />

so verläuft, dass man nicht mehr<br />

weiß, worauf das Ganzehinausläuft.<br />

Drittens: Der Autor bewegt sich auf<br />

einem ihm selbst immer wieder wegrutschenden<br />

Terrain.<br />

Dennoch muss über das Buch gesprochen<br />

werden. Es ist eine Sensation.<br />

Am 18. Juni wurde Jürgen Habermas<br />

neunzig Jahrealt. Es gibt keinen<br />

Autor, der in diesem Alter etwas<br />

Vergleichbares vorgelegt hätte. Auf<br />

diesen vielen Seiten nirgends auch<br />

nur ein klitzekleines Anzeichen von<br />

Müdigkeit. Der systematisierende<br />

Zugriff hat dieselbe Kraft wie in den<br />

Werken der vergangenen Jahrzehnte.<br />

Man steht sprachlos vor einer<br />

solchen Lebenskraft. Aber das<br />

wäre nur ein Grund, einen Blick auf<br />

die Bände zu werfen. Lohnt es sich<br />

auch, sie zu lesen?<br />

Eine überraschend schwierige<br />

Frage. Bekennt Habermas doch<br />

selbst, vieles bisher nur„systematisch<br />

verarbeitet und gebraucht“, also gerade<br />

nicht gelesen zu haben. Er lässt<br />

sich in seinem neuen Buch nicht ein<br />

auf die einzelnen „Werke“. Alle von<br />

ihm herangezogenen Texte von den<br />

Upanishaden bis zu Plotin, ja Augustin<br />

werden abgeklopft auf ihren Lehrinhalt,<br />

überspitzt könnte man sagen,<br />

auf ihree Dogmatik. Diewirdreferiert,<br />

in Beziehung gesetzt zu anderen Texten.<br />

Die unterschiedlichen Darstellungsformen<br />

spielen kaum eine Rolle.<br />

Diewandernden Weisen wie Buddha<br />

und Konfuzius, von denen nur überliefertist,<br />

was sie ihren Schülernsagten,<br />

stehen neben systematisierenden<br />

Schreibathleten wie Thomas von<br />

Aquin. Habermas vermittelt dem Leser<br />

das Gefühl, an einer sich über<br />

Jahrtausende hinziehenden Debatte<br />

teilzuhaben.<br />

Die Achsenzeit zwischen 800<br />

v.u.Z. und 200 n.u.Z. interessiertihn,<br />

weil damals zwischen China und<br />

Griechenland von Konfuzius,<br />

Buddha, den Propheten Israels, den<br />

Vorsokratikern, Aristoteles und Plato<br />

bis zum Neoplatonismus Metaphysiken<br />

entworfen wurden. Götter und<br />

Geister hatten zur Welt gehört. Die<br />

neuen Philosophen stürzten sie vom<br />

Thron, indem sie zum Beispiel eine<br />

allumfassende Gottheit behaupteten,<br />

die nicht von dieser Welt war.<br />

Über das Transzendente lässt sich<br />

nichts sagen. Dasmacht seine Qualität<br />

aus. Etwas sagen kann man nur<br />

über die Welt. Gleichzeitig aber sind<br />

alle diese Metaphysiken sehr daran<br />

interessiert, wie man zu der Erfahrung<br />

des Ganz-Anderen kommt. Die<br />

uns geläufigsten Ideen sind die der<br />

Offenbarung und der Meditation.<br />

Erstere verlangt nach einer autoritären<br />

Hierarchie, nach „Glauben“ im<br />

strengen Sinne. Die Meditation dagegen<br />

behauptet, dass im Prinzip jedem<br />

Einzelnen die Erfahrung des<br />

Transzendenten offensteht. DiePropheten<br />

lehrten einen eifersüchtigen<br />

Gott. Kaum ein Gedanke lag Buddha<br />

ferner.Außerdem erscheint dieTranszendenz<br />

Jehovas neben der Buddhas<br />

als eine Petit-Point-Stickerei.<br />

Wie dieses Ganz-Andere zusammenhängt<br />

mit der Welt, wird inden<br />

Metaphysiken ganz unterschiedlich<br />

gesehen. Die uns geläufigste ist die<br />

der Schöpfungsgeschichten. In ihnen<br />

geschieht die Entstehung der<br />

Welt durch Anstöße von außen. In<br />

den mythischen Geschichten<br />

konnte ein Weltschöpfer zur Welt gehören.<br />

Der logische Konflikt, in den<br />

man dabei gerät, ist uns als der von<br />

Henne und Ei bekannt. Er wirdgelöst<br />

mit der Annahme eines gänzlich unbegreifbaren<br />

Transzendenten, das<br />

diese Welt nicht nur schuf, sondern<br />

Die rettende<br />

Wiedergeburt<br />

Um das Verhältnis von Glauben<br />

und Wissen geht es Jürgen Habermas<br />

in seinem neuesten Buch.<br />

VonArnoWidmann<br />

IMAGO/SEELIGER<br />

sich immer wieder in deren Abläufe<br />

einmischt. Dieeigentliche Pointe der<br />

Metaphysiken ist freilich, dass das<br />

Transzendente von der Welt nicht<br />

beeinflusst werden kann. Es gibt also<br />

keine magischen Praktiken, die es<br />

dem Menschen ermöglichen, das<br />

Transzendente dazu zu bringen, zu<br />

tun, was er will. Natürlich ist das eine<br />

idealtypische Gegenüberstellung.<br />

Wir alle wissen, dass Religion niemals<br />

frei ist von magischen Vorstellungen.<br />

Zum Glauben gehört wesentlich<br />

der Glaube daran, dass er etwas<br />

bewirkt bei der obersten Instanz.<br />

Theologen haben zu allen<br />

Zeiten über diesen Volksglauben gelächelt.<br />

Aber er ist der Kern der Religion.<br />

Durchihn wirddem Menschen<br />

seine Hilflosigkeit genommen.<br />

Interessant ist, dass Habermas,soweit<br />

ich sehe, ankeiner Stelle über<br />

Heraklits (520-460 v.u.Z.) Satz „Diese<br />

Weltordnung, dieselbige für alle Wesen,<br />

hat kein Gott und kein Mensch<br />

geschaffen, sondern sie war immerdar“<br />

schreibt. Dabei zeigt dieser Satz,<br />

dass die von Habermas skizzierten<br />

Metaphysiken von Anfang an Glauben<br />

und Wissen zu versöhnen suchten.<br />

Sie richteten sich damit gegen<br />

Ansichten, die nicht bereit waren, das<br />

Angebot der Metaphysik anzunehmen<br />

und die Götter,die ja nichts waren<br />

als vergrößerte Menschenbilder,<br />

einzutauschen gegen die Idee einer –<br />

sagen wir so –absoluten Transzendenz.<br />

Der Satz Heraklits zeigt: Schon<br />

die Metaphysiken entstanden gegen<br />

sogenannte „nachmetaphysische“<br />

Auffassungen.<br />

Am Ende seines Buches schreibt<br />

Habermas: „Die säkulare Moderne<br />

hat sich aus guten Gründen vom<br />

Transzendenten abgewendet, aber<br />

die Vernunft würde mit dem Verschwinden<br />

jeden Gedankens, der<br />

das in der Welt Seiende im Ganzen<br />

transzendiert, selber verkümmern.“<br />

Dasist eine aus der klassischen Kritischen<br />

Theorie vertraute Volte. Sie<br />

steht da als ein Warnschild. DieVernunft,<br />

die glaubt, sie wäre ganz und<br />

gar vernünftig, ist keine. Die Spannung<br />

von Glauben und Wissen besteht<br />

immer.Allerdings verändertsie<br />

fortwährend sich und die beiden.<br />

In den 30er-Jahren wurde berechnet,<br />

dass die Gravitationswirkung der<br />

sichtbaren Materie nicht ausreiche,<br />

um Galaxienhaufen zusammenzuhalten.<br />

Also postulierte man eine unbekannte<br />

dunkle Materie. Heute gibt<br />

es Wissenschaftler, die davon ausgehen,<br />

dass unsereatomareWelt nur 4,6<br />

Prozent ausmache,von dem„was der<br />

Fall ist“, die Dunkle Energie 72 und<br />

die Dunkle Materie 23 Prozent. Man<br />

liest diese Zahlen, fragt nach den fehlenden<br />

0,4 Prozent und denkt: Wie<br />

recht die Metaphysiker hatten, davon<br />

auszugehen, dass die Transzendenz<br />

unendlich viel größer sei als unsere<br />

Welt. Aber in Wahrheit hat sich ja<br />

nichts Transzendentes offenbart,<br />

sonderndieWelt ist größer geworden.<br />

Diese Vergrößerung der Welt ist<br />

ein Produkt der Arbeit der Nachmetaphysiker.<br />

Wie auch die Frage, ob<br />

man nicht doch auch ohne die Postulierung<br />

von Dunkler Materie und<br />

Dunkler Energie erklären könnte,<br />

was ist. Eine Frage vonGlauben und<br />

Wissen? Dergleichen spielt bei Habermas<br />

keine Rolle. Zufast keinem<br />

Zeitpunkt seines „kursorischen<br />

Durchgangs“. An manchen Stellen<br />

spricht Habermas −befreit von Systematik<br />

und Historie −wie mitten<br />

hinein in den Jahrestag des 9. November<br />

1989: „Die Erneuerung einer<br />

versöhnenden Balance zwischen<br />

den entzweiten Teilen und dem desintegrierten<br />

Ganzen lässt sich nicht<br />

einfach diktieren; sie kann nur vorübergehend<br />

durch die enthusiastische<br />

Verschmelzung vieler Einzelner<br />

gelingen …Auch im ambivalent erfahrenen<br />

schöpferischen Prozess der<br />

Zerstörung und Erneuerung von<br />

Identitäten stellt die Gesellschaft an<br />

der Schwelle des Untergangs einer<br />

alten Identität die rettende Wiedergeburt<br />

nur in der Gestalt einer<br />

neuen, aber noch unbestimmten<br />

Identität in Aussicht.“<br />

Jürgen Habermas:Auch eine Geschichte der<br />

Philosophie SuhrkampVerlag,Berlin 2019, 1752<br />

Seiten, Leinen 98 Euro,Taschenbuch 58 Euro.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 21 **<br />

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Feuilleton<br />

Altkluge<br />

Altberliner<br />

Atze<br />

Fil sorgt für Lachkrämpfe<br />

im Mehringhoftheater<br />

VonTorsten Wahl<br />

Hilfe, ich kann nicht mehr!“ ruft<br />

eine Frau im Publikum. Nicht<br />

nur sie hat Bauchkrämpfe vor Lachen,<br />

die Tränen fließen, dass die<br />

Brillen von innen beschlagen. Der<br />

TypimBasecap erklärt trocken, wer<br />

zu einem humoristischen Vortrag<br />

komme,müsse die körperlichen Folgen<br />

aushalten können. Unter dem<br />

Nonsensmotto „Die Expertise war<br />

bedeutend höher“ spielt Philipp Tägert,<br />

bekannt als Fil, sein neues Programm<br />

in seinem Stammhaus, dem<br />

Mehringhoftheater.<br />

Wie gewohnt kokettiert erdamit,<br />

dass sein Vortrag imLauf der Wochen<br />

immer besser werde. Dabei ist<br />

ja die Perfektion etwas, was man<br />

vom Multitalent Fil, dem Comiczeichner<br />

und Comedian, am wenigsten<br />

erwartet. Vielmehr wird er für<br />

seine scheinbar verspielte Art geliebt,<br />

vom Hundertsten ins Tausendste<br />

zu kommen und Gags ganz<br />

unvermittelt vonhinten abzufeuern.<br />

DerKerl, der so jungenhaft dahererzählt,<br />

ist nun auch schon 53 –und<br />

fragt sich, wie lange er noch von der<br />

Generation Greta als einer der ihren<br />

akzeptiert wird. Dabei hat er längst<br />

Töchter, die er natürlich nicht zu<br />

„Mädchen“ erziehen will, den das<br />

Wort stamme ja von„mad“ ab.Doch<br />

anders als viele Kollegen macht er<br />

aus seiner Vaterschaft kein Programm,<br />

sondernist immer noch der<br />

verpeilte Punk aus dem Märkischen<br />

Viertel, der „NoFuture“ auf seine Lederjacke<br />

schrieb –und sich wundert,<br />

warum nun die Gegenwart gerettet<br />

werden soll. Mit dem Zeitreise-Phänomen<br />

spielt er überhaupt gern, sogar<br />

bei einem aktuellen Thema wie<br />

den E-Rollern, die er in einem Song<br />

mit Dingen vergleicht, die mal hip<br />

waren, aber längst überholt sind, wie<br />

der Bubble-Tee, das Tamagotchi<br />

oder der Männerdutt.<br />

Der Lachpegel im Saal sinkt nur,<br />

als er mit derselben Verspieltheit ein<br />

heikles Thema anpackt, den Umgang<br />

mit den ganz Rechten. So hat er<br />

für die AfD einen Reggae parat –<br />

denn es sei die einzige Partei, deren<br />

Der Kerl,der so jungenhaft dahererzählt,<br />

ist nun auch schon 53: Fil. DANIEL PORSDORF<br />

Buchstaben aus Akkorden besteht.<br />

Unter dem Motto „Vom Gutmensch<br />

zum Herrenmensch“ spricht er Nazis<br />

direkt an. Doch sein kumpelhaften<br />

Aufruf „Nazischweine,lasst mich<br />

nicht alleine“ ist ja ohnehin nicht an<br />

die Adressaten gerichtet.<br />

Als Sänger überzeugt er mit einer<br />

Persiflage auf die Autotune-Manie im<br />

HipHop. Mit tiefgelegter Stimme<br />

macht er sich über Gangsterrapper<br />

und deren „negative Grundstimmung“<br />

lustig, mit hochgetunter<br />

Stimme spielt er eine altkluge Altberliner<br />

Atze. Inden Liebesliedern beschreibt<br />

er sein Außenseitertum als<br />

Heterosexueller,balzt um ein queeres<br />

Mädchen und verspricht ihr, die<br />

Gendersternchen vom Himmel zu<br />

holen. Fillegt bis heute Wert auf sein<br />

Außenseitertum. Dabei spielt er<br />

längst in einer Liga mit Rainald<br />

Grebe, Funny van Dannen oder<br />

Helge Schneider.<br />

Fil bis23.11., Mi-Sa, im Mehringhoftheater,im<br />

Januar Do–Sa<br />

Die Vorschreiberin<br />

Wieaus Leben Text wird: Doris Dörries neues Buch ist ein autobiografisches Literaturseminar<br />

VonChristina Bylow<br />

Eigentlich müsste man jetzt<br />

drauflosschreiben, ohne<br />

nachzudenken, zehn Minuten,<br />

ohne zu korrigieren,<br />

egal was, aber auf jeden Fall von<br />

Hand, denn „die Hand“, schreibt DorisDörrie,„sind<br />

wir selbst, die direkte<br />

Verbindung vonunserem Kopf in die<br />

Hand ist die Handschrift.“ Das ist einer<br />

der apodiktischen Sätze, die Dörrie<br />

inihrem jüngsten Buch „Leben,<br />

Schreiben, Atmen“ festhält. Ja, esist<br />

so: Papier und Stift lösen etwas aus,<br />

und bei manchen sind das nicht nur<br />

Notizen, sondern gleich Konvolute,<br />

die im besten Fall abgetippt werden.<br />

Aber warum muss man daraus eine<br />

Regel machen? Sind dann im Umkehrschluss<br />

Werke, die mit Hilfe der<br />

Schreibmaschine oder des Computers<br />

gefertigt wurden, ohne „direkte<br />

Verbindung zum Kopf“ entstanden?<br />

Befehlston<br />

Doris Dörrie, überaus erfolgreich als<br />

Geschichtenerzählerin in ihren Filmen<br />

und Texten, hat in ihrem jüngsten<br />

Buch einen Hang zum Imperativ,<br />

auch wenn sie ihre Ratschläge nicht<br />

immer mit Ausrufungszeichen versieht,<br />

wie etwa diesen:„Aber nicht abwaschen<br />

statt schreiben!“ Ihre„Einladung<br />

zum Schreiben“, wie es im Untertitel<br />

heißt, kommt in den Passagen,<br />

in denen sie zum Schreiben auffordert,<br />

in kumpelhaftem, aber dezidiertem<br />

Befehlston daher, die Leser werden<br />

dabei vertraulich geduzt.<br />

Seit vielen Jahren unterrichtet Doris<br />

Dörrie Schreiben an der Hochschule<br />

für Film und Fernsehen in<br />

München „CreativeWriting“, ein Etikett,<br />

das sie nicht mag, sei doch jedes<br />

Schreiben kreativ.Längst tourtsie mit<br />

ihrem „Werkzeugkasten“ des Schreibens,<br />

wie sie sagt, um die Welt, gibt<br />

Schreibseminare in Mexiko, wo sie<br />

zwar nicht immer alles versteht, aber<br />

wie produktiv dieses Nicht-Verstehen<br />

sein kann, hat sie ja auch mit ihren in<br />

Japan gedrehten Filmen bewiesen.<br />

Innerhalb vonzehn Minuten, sagt sie<br />

in einem Interview auf der diesjährigen<br />

Buchmesse,könne sie jemanden<br />

zum Schreiben bringen, allerdings<br />

müsse man ihre Regeln befolgen. Als<br />

Hauptregel gilt: Schau genau hin! Erinnere<br />

dich! An alles! Vorallem an<br />

dich selbst in allem, was du erlebt und<br />

gesehen hast, von der Wohnung deiner<br />

Kindheit bis hin zu den Orten von<br />

TodundVerlust.<br />

All das, was Dörries Werk durchzieht,<br />

findet auch hier seinen Niederschlag:<br />

Die Furcht vor Peinlichkeit<br />

und Nichtgefallen, der Popanz des Erfolgs,die<br />

Brüchigkeit vonBindungen,<br />

die Hoffnung auf Trost, der mal in einer<br />

Religion, mal in einer Therapie<br />

gesucht wird. Doris Dörrie stellt sich Doris Dörrie holt sich schreibend die Zeit zurück. IMAGO/ASTRID SCHMIDHUBER<br />

VonNikolaus Bernau<br />

Das Bürodes britischen Architekten<br />

David Chipperfield sollte in<br />

Shanghai ein Museum entwerfen, bei<br />

dem noch vollkommen unklar war,<br />

was es denn zeigen könnte.Von Kunst<br />

bis Automobilen war alles möglich.<br />

Drei Kuben sind es geworden, nicht<br />

besonders aufregend. Jetzt erhielten<br />

sie mit dem Einzug des Centre Pompidou<br />

ihreerste Füllung.<br />

Selbstkontrolle<br />

Schaufenster mit Sprung<br />

Das neue Centre Pompidou in Shanghai eröffnete mit einem Zensurfall<br />

Für vorerst fünf Jahre eröffnet das<br />

bereits in Metz, Malaga und Brüssel<br />

vertretene Pariser Museum nun in<br />

der chinesischem Metropole eine<br />

weitere Filiale. 100 Kunstwerke sind<br />

zu sehen, großteils europäische und<br />

nordamerikanische Klassische Moderne,<br />

aber auch neuere Werke chinesischer<br />

Künstler. Doch die Eröffnung<br />

wurde von einem Zensurfall<br />

überschattet: Der Direktor des CentrePompidou<br />

SergeLasvignes hat offiziell<br />

zugegeben, dass fünf Kunstwerke<br />

auf Ansinnen der chinesischen<br />

Behörden zurückgezogen<br />

wurden. Er sieht das leger, kenne ja<br />

die „Gesetze des Landes“: „Aber ich<br />

hatte hier die Freiheit zu tun, was ich<br />

wollte und was ich in Frankreich<br />

auch gemacht hätte.“ Und das ist<br />

mindestens ein Selbstbetrug.<br />

Zum einen, weil sich das Centre<br />

Pompidou die Ausstellung regelrecht<br />

abkaufen lässt: Ewig klamm, ist<br />

es auf die 2,8 Millionen Euro Leihgebühr<br />

durchaus angewiesen, die<br />

Shanghai zahlt. Und Lasvignes<br />

musste genau in dem kunst- und<br />

kulturpolitischen Rahmen agieren,<br />

den die Kommunistische Partei in<br />

China vorschreibt. Dieser Rahmen<br />

aber wird, wie seit einigen Jahren beobachtet<br />

wird, unter der Herrschaft<br />

vonXiJipeng immer enger gezogen.<br />

In China sind Museen keineswegs<br />

frei. Siesollen auch nicht, wie man in<br />

Europa, Nord-und Südamerika oder<br />

Japan als selbstverständlich voraussetzt,<br />

die Menschen zum selbstständigen<br />

Denken und Tunanregen. Das<br />

kann man beim Besuch auch nur eines<br />

Bruchteils der angeblich etwa<br />

5000 Museen erleben, die es derzeit<br />

in dem Riesenland geben soll.<br />

Egal ob es um Natur-, Medizin-,<br />

Technik-, Kultur- und Kunstgeschichte,<br />

umArchäologie oder moderne<br />

Kunst geht: Museen sind in<br />

China vor allem Instrumente, die<br />

den Machtanspruch der Kommunistischen<br />

Partei und sein neuestes<br />

Fundament, einen überbordenden<br />

Nationalismus, befestigen sollen.<br />

China muss immer an erster und<br />

herausragender Stelle stehen.<br />

Zwar ist in Erinnerung zu rufen:<br />

Auch die alte Bundesrepublik unter<br />

Brand, Schmidt und Kohl ging so<br />

manche Kompromisse ein, um in<br />

der DDR, in Polen oder der einstigen<br />

Sowjetunion kulturelle Schaufenster<br />

schreibwillige Leserinnen und Leser<br />

offenbar ein wenig so vor, wie viele ihrer<br />

Figuren: Gehindert am eigenen<br />

Leben, das nur im Geheimen gedeihen<br />

kann, wie es Trudi Angermeier –<br />

unvergessen Hannelore Elsner – in<br />

Dörries Film „Kirschblüten Hanami“<br />

mit ihrer Leidenschaft für den japanischen<br />

Butoh-Tanz erging.<br />

Nur sokann die Liste von Hinderungssätzen<br />

verstanden werden, die<br />

Dörrie anfangs als innereStimme des<br />

Schreibgehemmten benennt: „1: Ich<br />

bin zu blöd. 2: Ichbin zu uninspiriert.<br />

(…) 4: Mein Leben ist nicht interessant<br />

genug. (…) 11: Waswird meine<br />

Mutter sagen, wenn sie das liest.“ Es<br />

sind diese eingeübten Selbstbezichtigungen,<br />

die Dörrie mit sanftem<br />

Druck aushebeln will. Warum, das<br />

schreibt sie gegen Ende des Buchs:<br />

„Überall sind kleine Zeit- und Wartefenster<br />

versteckt, die wir inzwischen<br />

meist mit Daddeln auf dem Handy<br />

verbringen. Stattdessen zu schreiben<br />

ist eine Art Ermächtigung: Man holt<br />

sich die Zeit zurück. Verpasst sein eigenes<br />

Leben nicht mehr.“<br />

Wohlbefinden<br />

Ob dabei Literatur entstehe oder ob<br />

das eher Therapie sei, wurde Dörrie<br />

auf der Buchmesse gefragt. Dem ist<br />

sie clever, aber auch vielsagend ausgewichen:<br />

„Ich fühle mich einfach<br />

privilegiert, weil ich diesen Raum<br />

habe,inden ich gehen kann …und in<br />

diesem Augenblick, wo man in diesem<br />

Raum ist, ist man in Sicherheit.“<br />

Immer geht es ums eigene Befinden,<br />

um die eigene Angst, das ist der Unterton<br />

der kursiv gedruckten Anrede<br />

an die Leser, die Schreiber werden<br />

wollen. Nichts von Rhythmus, Ton,<br />

Klang, vomLesen selbst.<br />

Traurig bliebe dieses Buch, wären<br />

da nicht die wundersamen Prosastücke,die<br />

Doris Dörries Leben reflektieren,<br />

glänzend in ihrer Bildhaftigkeit<br />

und vorbildlich in ihrer Ökonomie.<br />

Sie folgen der Chronologie des Lebens,<br />

von der frühen Kindheit der<br />

Arzttochter aus Hannover bis hin zu<br />

Dreharbeiten in der verseuchten Erde<br />

von Fukushima. Sie zaubert diskrete<br />

Porträts ihrer Eltern und ihrer Männer<br />

hin, erinnert an gestorbene<br />

Freunde und Freundinnen und ihre<br />

nicht immer mutige Haltung in<br />

schwierigen Zeiten der anderen. Ergreifend<br />

ist die kleine Erzählung„Kindermuseum“,<br />

in der sie das Drama einer<br />

lange erfolglosen Sängerin in wenigen<br />

Sätzen umreißt. Am Ende<br />

bleibt diese ruhige, nachdenkliche<br />

Stimme, fast wie die Gegenspielerin<br />

zur Schreibdiktatorin, die Dorries<br />

Dörrie gewiss nur spielt.<br />

Doris Dörrie: Leben, Schreiben,Atmen.<br />

Eine Einladung zum Schreiben,<br />

Diogenes2019, 18 Euro<br />

zu eröffnen. Sie waren immer zugleich<br />

auch Löcher im Eisernen Vorhang.<br />

Etwa mit den Goethe-Instituten.<br />

Oder mit der Sammlung Ludwig<br />

im Ost-<strong>Berliner</strong> Alten Museum. Auch<br />

dort durfte seit 1982 nicht jedes<br />

Kunstwerk gezeigt werden. Doch<br />

wurden solche Einschränkungen<br />

immer informell ausgehandelt.<br />

Unterwerfung<br />

In Shanghai aber wurde die Zensur<br />

öffentlich. Und der französische<br />

Präsident Macron musste dennoch,<br />

schon aus protokollarischen Gründen,<br />

das Museum eröffnen und damit<br />

die Unterwerfung des Centre<br />

Pompidou unter den Machtanspruch<br />

der Kommunistischen Partei<br />

quasi beurkunden. Dievon Macron<br />

sooft beschworenen europäischen<br />

Werte, zu denen auch die<br />

Freiheit der Kunst und der Museen<br />

gehört, standen wieder einmal<br />

hintan in China.<br />

NACHRICHTEN<br />

Simon-Wiesenthal-Zentrum<br />

ehrtdeutsche Journalistin<br />

Diedeutsche Journalistin und AutorinSouad<br />

Mekhennet (41) wirdvom<br />

US-amerikanischen Simon-Wiesenthal-Zentrum<br />

geehrt. Diejüdische<br />

Menschenrechtsorganisation teilte<br />

am Montag mit, Mekhennet werde<br />

am 14. Januar im Museum für Toleranz<br />

in Los Angeles mit dem International<br />

Leadership Awardausgezeichnet.<br />

Damit werdeunter anderem<br />

Mekhennets Berichterstattung über<br />

den Arabischen Frühling und über<br />

islamistischen Terrorismus gewürdigt.<br />

Mekhennet sei zudem die erste<br />

Person mit muslimischen Wurzeln,<br />

die eine zentrale Rolle bei der Suche<br />

nach einem NS-Kriegsverbrecher<br />

gespielt habe. (dpa)<br />

Großbritannien restituiert<br />

buddhistische Skulpturen<br />

Knapp zwei Jahrzehnte nach der<br />

Zerstörung und Plünderung buddhistischer<br />

Kulturgüter durch die Taliban<br />

gibt Großbritannien mehrere<br />

Skulpturen an Afghanistan zurück.<br />

DieArtefakte waren bereits im Jahr<br />

2002 am Flughafen London Heathrowbeschlagnahmt<br />

worden, konnten<br />

aber wegen des anhaltenden<br />

Konflikts in dem Land bisher nicht<br />

zurückgebracht werden, wie Scotland<br />

Yard am Montag mitteilte.Die<br />

neun Bodhisattva-Köpfe und eine<br />

Figur sollen bis Ende Dezember<br />

noch im British Museum zu sehen<br />

sein. DieGipsarbeiten stammen aus<br />

dem 4. bis 6. Jahrhundertnach<br />

Christus,einer Zeit, als das heutige<br />

Afghanistan mehrheitlich buddhistisch<br />

geprägt war. (dpa)<br />

Cat Stevens kommt für zwei<br />

Konzerte nach Deutschland<br />

Derbritische Singer/Songwriter Cat<br />

Stevens („Morning HasBroken“) hat<br />

zwei Open-Air-Konzerte für<br />

Deutschland angekündigt. Im kommenden<br />

Jahr will der seit seinem<br />

Übertritt zum Islam auch als Yusuf<br />

Islam agierende Musiker in der Zitadelle<br />

Spandau in Berlin (24.7.) und<br />

dem Hamburger Stadtpark(26.7.)<br />

spielen. Zuletzt war der 71-Jährige<br />

nach Angaben seiner Agentur vor<br />

fünf Jahren in Deutschland aufgetreten.<br />

Für die Konzerte sind auch Erfolgstitel<br />

wie „Father &Son“, „Wild<br />

World“ oder „The First CutIsthe<br />

Deepest“ angekündigt. (dpa)<br />

Conchita Wurst<br />

verteidigt Heidi Klum<br />

Heidi Klum (46) ist ab Donnerstag als<br />

Jurorinander Seite vonBill Kaulitz<br />

(30) und Conchita Wurst (31) bei der<br />

neuen ProSieben-Show„Queen of<br />

Drags“ zu sehen −und wurde dafür<br />

vorabkritisiert. Conchita Wurst, hinter<br />

der der Künstler TomNeuwirth<br />

steckt, kann die Kritik nicht ganz<br />

nachvollziehen. „Ich nehme diese<br />

Chance wahr,umdie Dragthematik<br />

in den Mainstream zu bringen, und<br />

finde,dass Heidi, auch wenn sie<br />

nicht aus dieser Szene kommt, eine<br />

absolute Berechtigung hat, eine Performance<br />

zu beurteilen“, sagte Neuwirth<br />

Zeit Online. (dpa)<br />

TOP 10<br />

Sonntag,10. November<br />

1 Tatort ARD 8,54 24 %<br />

2 Tagesschau ARD 6,77 20 %<br />

3 Terra X ZDF 4,41 13 %<br />

4 IngaLindström ZDF 4,07 11 %<br />

5 heute-journal ZDF 3,98 13 %<br />

6 heute ZDF 3,88 13 %<br />

7 RTL aktuell RTL 3,73 13 %<br />

8 Berlin direkt ZDF 3,64 12 %<br />

9 Anne Will ARD 3,05 11 %<br />

10 Bauer sucht Frau RTL 2,91 9%<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />

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Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Ballhaus Ost (& 44 03 91 68)<br />

19.00: No Limits: Die Frühwirts (Mezzanin Theater,<br />

Graz)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

19.30: Othello<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Der Tatortreiniger<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

19.30: Zeiten des Aufruhrs<br />

Eschschloraque Rümschrümp (RosenthalerStr.39)<br />

22.00: Bande àPart–Tanzbare Veranstaltung für<br />

Außenseiter:Inside Out apiece<br />

HAU1(&25 90 04 27)<br />

19.00: No Limits: Marat/Sade (Monster Truck &<br />

Schauspielhaus Bochum)<br />

HAU2(&25 90 04 27)<br />

18.00, 21.00: No Limits: Exposure (JoBannon)<br />

20.30: No Limits: Ashed (Unmute Dance Company)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(& 88 59 11 88) 20.00: Alles was Sie wollen<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon: Der Russe ist einer,<br />

der Birken liebt<br />

Palais am Festungsgraben (Am Festungsgraben 1)<br />

18.00: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon: Lebensdorn<br />

Heilanstalten Haus 2(Maxim Gorki Theater –Ender/<br />

Kolosko)<br />

Prachtwerk Berlin (Ganghoferstr.2)<br />

20.00: Opera on Tap<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

19.30 Studio: The Human Condition<br />

20.00: status quo<br />

Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ruhe!Wir drehen!<br />

Scotty (Oranienstr.46)<br />

16.00: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon –DE-Heimatize it!:<br />

Atem (Mehtap Baydu)<br />

Sophiensaele (& 283 52 66)<br />

20.00 Hochzeitssaal: FanDeEllas (Catalina Fernández,<br />

Juliana Piquero, Alex Viteri)<br />

Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />

20.00: Ruhm<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Die 5glorreichen Sieben<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: Nachgelacht (Sisters of Comedy)<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: 8Songs (Gastspiel Gandini Juggling,London)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

20.00: Zirkus Angela<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />

20.00: Hauptsache nichts mit Menschen (Paul<br />

Bokowski)<br />

Quatsch Comedy Club (& 47 99 74 13)<br />

19.30: IngoAppelt –Solo-Special<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00: Jüdische Kulturtage: Lerne Lachen ohne zu<br />

weinen III<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />

vonABBA<br />

TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />

20.00: So, als ob du schwebtest (Ursli &Toni Pfister<br />

als Cindy&Bert)<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Früher war ich älter(Horst Evers)<br />

KLASSIK<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Jesuskirche Kaulsdorf (& 567 72 33)<br />

20.00: Kath. Kirchenchor St. Konrad Falkenberg,<br />

Ev.Kirchenchor Ahrensfelde, Camerata musica<br />

Ahrensfelde, Solist*innen, Ltg.Lothar Kirchbaum, Den<br />

Frieden sollt ihr wieein Licht beschirmen, J.S. Bach:<br />

Kantaten „Ein ungefärbt Gemüte“, „Allein zu dir,Herr<br />

Jesu Christ“; J.F. Fasch: KonzertD-Dur für Trompete<br />

&Orchester;F.Mendelssohn: Kantate „Verleih uns<br />

Frieden“; R. Führer:Dapacem Domineu.a.<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Xavier Aymonod (Klavier), Lunchkonzert,<br />

Bach: Fantasie und Fugec-Moll; Brahms: Sechs Klavierstückeop.<br />

118; Dutilleux: Klaviersonate 3. Satz,<br />

Choral und Variationen; Horowitz/Bizet: Variationen<br />

über ein Thema aus BizetsOper „Carmen“<br />

20.00: Staatskapelle Berlin, Ltg.Daniel Barenboim,<br />

Lisa Batiashvili (Violine), Christian Schmitt (Orgel),<br />

Camille Saint-Saëns: Konzertfür Violine undOrchester<br />

Nr.3h-Moll op. 61, Symphonie Nr.3c-Moll op.<br />

78 „Orgelsymphonie“<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />

20.00: Deutsches Kammerorchester Berlin, Ltg.<br />

Gabriel Adorján, Liv Migdal (Violine), Paul Ben-Haim:<br />

Concerto für Streicher op. 40, Drei Lieder ohne Worte<br />

op. 45; KarlAmadeus Hartmann: „Concerto funebre“<br />

für Violine und Streicher;MieczyslawWeinberg:<br />

Kammersymphonie Nr.3op. 151<br />

St. Matthias-Kirche Schöneberg (& 216 30 57)<br />

20.30: Felix Hielscher (Orgel), Kirchenmusik-Master<br />

zum Kirchenmusik-Herbst, Werkevon Oskar Lindberg,<br />

Oreste Ravanello, André Isoir,Max Reger<br />

Theater im Delphi (& 70 12 80 20)<br />

19.30: lautten compagney, :lounge–BabyIt’sCold<br />

Outside, Fusion aus Barock und aktueller Popmusik<br />

KINDER<br />

Archenhold-Sternwarte (& 536 06 37 19)<br />

10.15: Besuch im Sternenhaus<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00: Nur wir alle,TheaterFusion (ab 4J.)<br />

10.30: Die Ministerpräsidentin (ab 9J.)<br />

Brotfabrik (& 471 40 01)<br />

10.00: Aufder Suche nach der Dunkelheit, Kathrin<br />

Brunner<br />

Cabuwazi –Zelt Kreuzberg (& 29 04 78 40)<br />

16.00: „Im Kiez zu Hause“ bei CABUWAZI Kreuzberg,<br />

Mitmachzirkus für die ganze Familie (ab8J.)<br />

Das weite Theater (& 991 79 27)<br />

10.00: Piraten, Piraten (ab 4bis 10 J.)<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

11.00: Der kleine König Dezember(ab 6J.)<br />

FELD –Theater für Kinder und Erwachsene<br />

(& 54 08 69 48) 10.00: Die Wortfängerin, Theater<br />

7Schuh, Erzähltheater (ab 5J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />

10.30: PippiLangstrumpf (ab 5bis 11 J.)<br />

FEZ Berlin (& 530 71 -0)<br />

9.00: Der Krieg und ich –Kriegskinder 1939-1945,<br />

multimediale Familienausstellung (ab 10 J.)<br />

Fliegendes Theater (& 692 21 00)<br />

16.00: Schiffchens große Fahrt, Schatten- &Figurentheater<br />

(ab4bis9J.)<br />

Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Schnubbel (ab 6J.)<br />

Jaro Theater (& 341 04 42)<br />

10.30: Die Eichhörnchen Story, Theater Jaro, Puppenund<br />

Schauspiel (ab 3bis 8J.)<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

11.00: Teenagers In Trouble, Platypus Theater,English<br />

Children’sTheatre (ab 11 J.). Anm. erf.<br />

Lesung<br />

Sieben<br />

aus<br />

Sonnenstein<br />

Den Untertitel kann man<br />

schon einmal lieben,<br />

auch wenn die Sache ernst ist:<br />

Als „sieben hysterische Akte“<br />

kategorisiert die <strong>Berliner</strong> Dramatikerin<br />

Tine Rahel Völcker<br />

ihr Stück „Frauen in der Unterwelt“,<br />

dessen Uraufführung<br />

am 7. Dezember im Ballhaus<br />

Ostsie auch –ihreerste Regiearbeit!<br />

–selbst inszeniert. Im<br />

Rahmen des 4. Herbstsalons<br />

stellt sie das Stück als Lesung<br />

im Gorki-Theater vor. Die sieben<br />

Akte handeln von sieben<br />

Frauen, die in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

als psychisch<br />

oder seelisch Kranke in<br />

der früheren Heil- und Pflegeanstalt<br />

Pirna-Sonnenstein in<br />

Sachsen vergast wurden. Völcker<br />

zeigt sie als Frauen, die<br />

gegen ihre gesellschaftlichen<br />

Grenzen rebellierten und gebrochen<br />

wurden und sucht<br />

mit einem „weiblich-queeren<br />

Ensemble“ eine „neue Perspektive<br />

auf die ,hysterische’<br />

Frau“. PetraKohse<br />

Frauen derUnterwelt,18Uhr,Gorki-<br />

Theater,AmFestungsgraben<br />

Und welche Macke hast du?<br />

Live in Concert: Seltsam riechende Klänge aus den Schlafzimmern und<br />

Garagen der Welt, dazu Gegartes aus dem präparierten Klavier.<br />

Bradford Cox von der Band Deerhunter,die beim Synästhesie-Festival auftreten.<br />

Zum fünften Mal richtet das<br />

<strong>Berliner</strong> Label mit Clubbar<br />

8mm sein Synästhesie-Festival<br />

aus.Wenn mich die Erinnerung<br />

nicht täuscht, hatte man<br />

sich ursprünglich Krautrockiges aller<br />

Art auf die Fahnen geschrieben.<br />

Mittlerweile haben sie den Horizont<br />

aufs weite Feld der Psychedelia erweitert.<br />

Eindurchaus naheliegender<br />

Schritt, denn bei Synästhesie −die<br />

Kopplung eigentlich getrennter Formen<br />

sinnlicher Wahrnehmung im<br />

Gehirn −handelt es sich einerseits<br />

um eine, scheint’s, genetisch bedingte<br />

Eigenschaft. Wem es aber<br />

nicht vonder Natur gegeben ist, etwa<br />

Klänge als Farben oder Temperatur<br />

zu erleben, der kann das als<br />

Symptom durch den Gebrauch von<br />

halluzinogenen Drogen erzeugen.<br />

Dieser wiederum begründete bekanntlich<br />

in den Sechzigerndie psychedelische<br />

Tradition im Rock.Voilà.<br />

Das Line-up finde ich in diesem<br />

Sinne vorbildlich. Unter den gut 20<br />

Acts finden sich weitgereiste Nachwuchskräfte<br />

wie die Trance-Noiseler<br />

Tengger aus Seoul oder Stylish Nonsense<br />

aus Bangkok mit einer undurchsichtig<br />

verquietschten Elektro-<br />

Thaipop-Melange. Aber auch Berlin-<br />

Residenten wie Sofia Portanet mit ihrem<br />

Post-Punk zwischen Siouxie,<br />

Nico und Alexandraoder die schmurgelnde<br />

Grunge-Girlgroup Jealous,die<br />

auf dem Baby-Satan-Label gerade<br />

ihre Debüt-EP namens „What’s Your<br />

Damage?“ −„Welchen Schaden hast<br />

du?“− veröffentlicht haben.<br />

Eine gute Frage,die man auch gestandenen<br />

Praktikern wie den verrumpelten<br />

Garagentypen Black Lips<br />

aus Atlanta, Georgia, stellen könnte.<br />

Sie haben sich seit 1999 jenseits eines<br />

recht zügellosen und körperflüssigen<br />

Live-Treibens sowohl punkrockend<br />

wie auch countryaffin und<br />

balladisch betätigt. Zwischendurch<br />

versuchten sowohl Mark Ronson<br />

(der u.a. Amy Winehouse zum<br />

Durchbruch verholfen hat), als auch<br />

Pat Carney (Drummer der Black<br />

Keys) vergeblich,sie aus dem Underground<br />

zu holen.<br />

Seriöser arbeitet Bradford Cox<br />

mit Deerhunter (auch aus Atlanta)<br />

seit zehn Jahren an einem fragilen,<br />

verwaschenen und pessimistischen<br />

Dreampop. Sein aktuelles Album,<br />

das achte, ist, finde ich, eins der gelungensten<br />

Beispiele für seine geis-<br />

Markus Schneider<br />

schnuppert in diepsychedelischen<br />

Garküchen vonu.a. Black Lips,<br />

Deerhunter und Stereolab auf dem<br />

Synästhesie-Festival in der Kulturbrauerei<br />

und empfiehlt die unruhig bewölkten<br />

Ambientimprovisationen Arnold Kasars.<br />

Dazu: Musikhäppchen im Popsalon.<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Das perfekte<br />

Geheimnis 14.45,17.30,20.30<br />

Cinema Paris (& 881 3119) Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen 14.50, 17.40, 20.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Lara 15.00,<br />

17.30; Parasite 20.00<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40) Lara 20.00, 20.30;<br />

Parasite 14.40, 17.30; Das perfekte Geheimnis<br />

13.30, 16.15, 19.00, 21.40; Verteidiger des Glaubens<br />

–Defender of the Faith 13.50; 2040 –Wir<br />

retten die Welt! 16.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 18.10, 21.00; Systemsprenger 14.00,<br />

16.40; Deutschstunde 15.15, 19.20; Parasite –<br />

Gisaengchung (OmenglU) 22.00; Marianne &Leonard<br />

–Words ofLove (OmU) 14.00; Joker (OmU)<br />

17.15, 20.45; Das Kapital im 21. Jahrhundert<br />

14.50;Der Glanz derUnsichtbaren16.15;Downton<br />

Abbey (OmU) 18.40; Joker (OF) 21.20<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) ImNiemandsland<br />

17.00; Happy Ending –70ist das neue 70 18.45;<br />

DasWunder von Marseille 20.30; Ich war noch niemals<br />

in NewYork 17.30; Deutschstunde 20.00<br />

Kant Kino (& 319 9866) Das perfekte Geheimnis<br />

15.00, 17.45, 20.30; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 15.40; Joker 17.20, 20.00; Eshätte<br />

schlimmer kommen können –Mario Adorf 17.40;<br />

Zoros Solo 15.15, 20.00; Unsere Lehrerin, die<br />

Weihnachtshexe 15.00; Ich war noch niemals in<br />

New York 17.15, 20.00; Nurejew –The White Crow<br />

14.30,17.20, 20.00<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 2966) Atmos: Das perfekte<br />

Geheimnis 14.30, 20.10; Joker (OF) 17.15;<br />

Joker 23.00; Die Addams Family 15.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 17.30, 23.10; Joker 20.20; Maleficent:<br />

Mächteder Finsternis 15.00; Derletzte Bulle<br />

17.45,20.15, 22.50; Der letzte Bulle 15.15; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 22.50; Ich war noch<br />

niemals in New York 14.15; Terminator –Dark Fate<br />

17.10, 20.00, 23.00; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 15.00; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

17.00, 19.45,22.30; Ad Astra –Zuden Sternen<br />

14.45;Die Addams Family17.30; Ich warnoch niemals<br />

in NewYork 19.45; Joker (OF) 22.40<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Parasite<br />

11.00;Datsche(DFmenglU) 13.15;The DeadDon‘t<br />

Die (OmU) 14.45; Shaun dasSchaf: DerFilm: UFO-<br />

Alarm 16.30; 2040 –Wir retten die Welt! (OmU)<br />

18.00; Parasite – Gisaengchung (OmU) 19.40;<br />

Midsommar (OmU) 21.50; Born inEvin –Alles über<br />

Evin (OmU) 11.00; Memory Games (OmU) 12.45;<br />

Djon Africa (OmU) 14.15; Deutschstunde 15.50;Im<br />

Niemandsland (DFmenglU) 18.00; Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 19.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 21.40; Ama-San (OmU) 11.00; Nurejew<br />

–The White Crow (OmU) 13.00; M. C. Escher:<br />

Reise in die Unendlichkeit –Escher: Het oneindige<br />

zoeken: Journey Into Infinity (OmU) 15.10; After the<br />

Wedding (OmU) 16.35; The Report (OmU) 18.30;<br />

Joker (OmU) 20.30, 22.40<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 8129) Das Kapital im<br />

21.Jahrhundert–Capital in theTwenty-FirstCentury<br />

(OmU) 14.00; Systemsprenger (OmenglU) 16.00;<br />

2040 –Wir retten die Welt! (OmU) 18.15; Joker<br />

(OmU) 20.00; Parasite – Gisaengchung (OmU)<br />

22.15; Über Grenzen –Der Film einer langen Reise<br />

14.00; Und der Zukunft zugewandt 16.15; Verteidiger<br />

des Glaubens –Defender of the Faith 18.15;<br />

Frau Stern20.00;M.C.Escher: Reiseindie Unendlichkeit<br />

–Escher:Het oneindige zoeken: JourneyInto<br />

Infinity (OmU) 21.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Angry Birds 2: Der<br />

Film 13.45, 16.45; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 14.00; Das perfekte Geheimnis 14.00,<br />

16.30, 17.00, 19.10, 19.30, 20.00; Joker 14.10,<br />

17.10, 20.00, 20.40; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

14.20; IMAX 3D: Der König der Löwen<br />

14.20; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />

14.20, 18.00; Dora und die goldene Stadt 14.30;<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.45, 17.40;<br />

Ballon 14.45; Gemini Man 15.00; Everest: Ein Yeti<br />

will hoch hinaus 15.00; Invisible Sue –Plötzlich<br />

unsichtbar 15.15; Die Addams Family 15.15; Midway<br />

–Für die Freiheit 16.15, 19.40; Das Wunder<br />

vonMarseille 16.15, 21.00; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 17.10, 20.30; 3D: Die Addams Family<br />

17.30; Gut gegen Nordwind 17.45; Ich war noch<br />

niemals in New York 17.50; Spider-Man: Far From<br />

Home 18.00; Joker (OF) 19.15; Zombieland 2:<br />

Doppelt hält besser –Zombieland 2: Double Trap<br />

(OF) 19.40;Terminator –Dark Fate 20.10; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 20.40; Halloween<br />

Haunt 21.00<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Systemsprenger<br />

(OmenglU) 18.00; Joker (OmU) 20.20,22.40; Berlin<br />

Bouncer (OmenglU) 18.00; Der Glanz der Unsichtbaren<br />

–Les invisibles (OmU) 19.45; Easy Love<br />

(OmenglU) 21.45<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Dora und die goldene<br />

Stadt 13.30; Angry Birds 2: Der Film 13.40;<br />

Recep Ivedik VI (OmU) 13.50, 17.10, 20.10; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Bayala –<br />

Das magische Elfenabenteuer 14.10, 17.20;<br />

Die Addams Family 14.15, 16.50; Everest: Ein Yeti<br />

will hoch hinaus 14.20; Ich war noch niemals in<br />

New York 16.30, 19.45; Joker 16.40, 19.50; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.15; Terminator –<br />

Dark Fate 19.30; Scary Stories to Tell in the Dark<br />

19.40; 3D: Maleficent: Mächte derFinsternis 20.10<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) Lieber Antoine als gar<br />

keinen Ärger 14.00; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

16.00; Deutschstunde 17.40; Eine<br />

ganz heiße Nummer 2.0 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 41 09) Das letzte<br />

Mahl 10.30; DasperfekteGeheimnis 14.15, 16.50,<br />

19.50; Der König der Löwen 14.20; Angry Birds 2:<br />

Der Film 14.20; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

14.30, 17.40, 20.20; Die Addams Family 14.30,<br />

17.30; Ich war noch niemals in New York 14.40,<br />

17.20, 19.40; Der letzte Bulle 14.50, 17.15,<br />

20.15; Unsere Lehrerin, dieWeihnachtshexe 15.00;<br />

Bayala –Das magische Elfenabenteuer 15.10; Midway<br />

–Für die Freiheit 16.50, 20.00; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 17.00, 20.10; Joker 17.10,<br />

19.45; Terminator –Dark Fate 17.15, 20.00; Gemini<br />

Man 19.30<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Joker (OmU) 16.45,<br />

19.30,22.15; B Once Upon aTime in...Hollywood<br />

(OmU) 17.20, 20.40<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 2464) Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 17.30, 21.45; Lara (OmenglU)<br />

17.45, 19.45, 22.30; Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />

20.00<br />

Moviemento (& 692 4785) Invisible Sue –Plötzlich<br />

unsichtbar 14.00; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe16.15;<br />

Mietrebellen–Widerstand gegen<br />

den Ausverkauf der Stadt (OmenglU; m. Gästen)<br />

18.30; Midsommar (OmU) 20.45; Fritzi – Eine<br />

Wendewundergeschichte 10.00; Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingomit Flamingo!12.45; Wildhexe 15.00;<br />

Porträt einer jungen Frau in Flammen (OmU) 17.15,<br />

20.00; Systemsprenger 22.45; Systemsprenger<br />

10.30, 16.15, 19.00; Midsommar (OmU) 13.15;<br />

Once Upon aTime in...Hollywood (OmU) 21.45<br />

Sputnik (& 694 11 47) Systemsprenger 16.45; Im<br />

Niemandsland (m. Gast u.Gespräch) 19.00; Scary<br />

Stories toTell in the Dark (OmU) 21.00; Bonnie<br />

&Bonnie (OmenglU) 23.00; Born inEvin (OmU)<br />

16.15; Human Nature: Die CRISPR Revolution<br />

(OmU) 18.00; Parasite (OmU) 19.45; Joker (OmU)<br />

22.00; Kinobar imSputnik B-Movie: Lust &Sound<br />

in West-Berlin (OmenglU) 22.00<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Systemsprenger 14.30;Parasite17.10,20.00;<br />

New Lara 16.00, 18.20, 20.40<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 9590) Everest: Ein Yeti<br />

will hoch hinaus 14.00; Die Addams Family 14.00,<br />

16.00, 18.00; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

14.00, 16.00; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

14.45; Das perfekte Geheimnis 14.45,<br />

17.30, 20.00; Midway – Für die Freiheit 17.00,<br />

20.15; Maleficent: Mächte der Finsternis 17.15,<br />

20.00; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar 18.00;<br />

Terminator –Dark Fate 20.15; Joker 20.30<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Nurejew –The<br />

White Crow 13.00; Der Distelfink 13.00; Happy Ending<br />

–70ist das neue 7013.15, 18.15; Systemsprenger<br />

15.30; Im Niemandsland 15.45; Invisible<br />

Sue –Plötzlich unsichtbar 16.00; Lieber Antoine als<br />

gar keinen Ärger 18.00; Das perfekte Geheimnis<br />

18.00, 20.30; Parasite 20.30; Ich war noch niemals<br />

in NewYork 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.00, 16.45; Dem<br />

Horizont sonah 14.00; Das perfekte Geheimnis<br />

14.00,17.00, 20.00; Everest:Ein Yeti willhoch hinaus<br />

14.15; Dora und die goldene Stadt 14.30; Die<br />

Addams Family 14.30; Bayala –Das magische Elfenabenteuer14.30;<br />

Angry Birds2:Der Film 14.30;<br />

Midway –Für die Freiheit 16.30, 19.45; Terminator<br />

–Dark Fate 16.45,19.45; Ich war noch niemals in<br />

NewYork 16.50;Joker 17.00,20.00; Zombieland 2:<br />

Doppelt hält besser 17.15, 20.15; 3D: Die Addams<br />

Family 17.15; 3D: Maleficent: Mächteder Finsternis<br />

19.45; Gemini Man 20.00; Sneak Preview 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

17.00; Wild Plants (OmU) 19.00;<br />

Und der Zukunft zugewandt 21.15; Systemsprenger<br />

(OmenglU) 17.45; Kojot –Coyote (OmenglU)<br />

20.00; Russisch.dok: Herzlich Willkommen in Enurmino<br />

–Dobro pozhalovat vEnurmino (OmenglU)<br />

20.00; Das Kapital im 21.Jahrhundert –Capital in<br />

the Twenty-First Century (OmU) 22.15<br />

Babylon (& 242 5969) Die Khello Brüder 17.30;<br />

Systemsprenger (OmenglU) 17.45; Cine Mar –Surf<br />

Movie Night: Heavy Water 19.30; Im Niemandsland<br />

20.00; IndoGerman Film: Bala (Hindi) 20.00; Paranza:Der<br />

Clan derKinder–La paranzadei bambini<br />

(OmU) 22.00; Alpgeister –Mythen und Mysterien<br />

der Bayerischen Alpen 22.00<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Lieber<br />

Antoine als garkeinen Ärger(OmU) 13.15;Joker<br />

(OmU) 15.30, 18.15, 21.00; Zombieland 2:Doppelt<br />

hält besser (OF) 10.00, 14.00, 17.45, 20.00,<br />

22.15; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar 12.00;<br />

Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 16.00<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 11.00; Die Addams Family<br />

11.00, 13.15, 17.20; Das perfekte Geheimnis<br />

11.00, 14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 11.10, 15.30; Der Königder<br />

Löwen 11.10; AngryBirds 2: DerFilm 11.15;<br />

Bayala – Das magische Elfenabenteuer 11.30,<br />

14.00; Maleficent: Mächte der Finsternis 11.45,<br />

13.45, 16.45; Dora und die goldene Stadt 11.45;<br />

Joker 13.30, 16.30, 19.30, 22.55; Dem Horizont<br />

so nah 13.30; Ich war noch niemals in New York<br />

13.50, 16.20; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

14.30; Downton Abbey 14.45; Midway –Für die<br />

Freiheit 16.30, 20.00, 22.45; Scary Stories toTell<br />

in the Dark 17.30, 23.00; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 17.50, 20.30, 23.10; Der letzte Bulle<br />

17.50, 19.50, 23.15; Joker (OF) 19.40; Terminator<br />

–Dark Fate 19.45; 3D: Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 20.15; Halloween Haunt 20.30, 23.15;<br />

Es: Kapitel II 22.30; 3D: Gemini Man 22.40<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) Berlin Babylon<br />

(DFmenglU) 14.30; Marianne &Leonard –Words<br />

of Love (OmU) 16.30, 21.30; Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 19.00; Weitermachen Sanssouci (DFmenglU)<br />

14.45; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />

–Portrait de la jeune fille enfeu (OmU) 16.45,<br />

19.15; Easy Love 21.45; M. C. Escher: Reise indie<br />

Unendlichkeit (OmU) 14.30; Nurejew –The White<br />

Crow (OmU) 16.30; Parasite (OmU) 19.15, 22.00;<br />

Deutschstunde 14.30; Joker (OmU) 17.00, 19.30,<br />

22.00; Der Glanz der Unsichtbaren –Les invisibles<br />

(OmU) 15.15; Lara (DFmenglU) 17.30, 19.45,<br />

22.00<br />

International (& 24 75 60 11)Lara 15.00, 17.30;<br />

Preview: Official Secrets (OmU; anschl. Diskussion)<br />

20.00<br />

Z-inema (& 28 38 91 21) The Battery (OmU)<br />

20.00<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Geheimnis Tibet<br />

19.00<br />

NEUKÖLLN<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) TheReport(OmU) 10.00,<br />

20.00; Systemsprenger (DFmenglU) 12.10; Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 14.20; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 16.10; Joker (OmU)<br />

17.50; Parasite (OmenglU) 22.00<br />

Neues Off (& 62 70 95 50)Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille en feu<br />

(OmU) 16.20; Joker (OF) 19.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 21.40<br />

Passage (& 68 23 70 18) Joker (OmU) 17.45,<br />

20.30,21.20; Sneak Preview 22.30; Systemsprenger<br />

16.00, 18.40; Das perfekte Geheimnis 16.40,<br />

19.15; Der Glanz der Unsichtbaren 16.30, 21.00;<br />

2040 –Wir retten die Welt! (OmU) 18.50<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 17.00, 20.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 17.30, 20.30; Joker (OF) 18.00,<br />

20.45; Marianne &Leonard –Words of Love (OmU)<br />

19.00,21.15; Porträteiner jungen Frau in Flammen<br />

–Portrait delajeune fille en feu (OmenglU) 16.20,<br />

19.20,22.00<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34) Das<br />

perfekte Geheimnis14.00, 17.00, 20.05; Doraund<br />

die goldene Stadt 14.10; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer14.15; DemHorizont so nah 14.20;<br />

Die Addams Family 14.30; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 14.40, 17.30; Ich war noch niemals in<br />

NewYork 16.30; Joker16.45, 19.50; Zombieland 2:<br />

Doppelt hält besser 16.50, 20.30; 3D: Die Addams<br />

Family17.15; Gemini Man19.30;Terminator–Dark<br />

Fate 19.35; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

19.40<br />

Wolf (& 921 03 93 33) BabyWolfgang präsentiert:<br />

Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait de<br />

la jeune fille en feu (OmU) 11.00; Born inEvin –<br />

Alles über Evin (OmU) 12.00; Weitermachen Sanssouci<br />

(OmenglU) 14.10; Bait (OmU) 14.10; Momo<br />

16.00; Porträt einer jungen Frau inFlammen –Portrait<br />

de la jeune fille enfeu (OmU) 16.10, 21.00;<br />

DjonAfrica(OmU) 19.00; Neun Leben hatdie Katze<br />

–Restaurierte Fassung (OV; mit Gespräch) 19.00;<br />

Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 21.10<br />

PANKOW<br />

BlauerSternPankow (& 47 61 18 98) Lara15.15,<br />

18.00, 20.20; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

15.45; Ich war noch niemals in New York 17.30;<br />

Parasite 20.15<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88)Lara 15.20,<br />

17.40, 20.00; Premiere: Gundermann Revier (m.<br />

Gästen) 20.00; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

15.20; Joker (OmU) 17.30, 20.50; Systemsprenger<br />

14.15; Porträt einer jungen Frau inFlammen<br />

16.50; Das perfekte Geheimnis 15.00, 17.45,<br />

20.30; Parasite 15.10, 18.00, 20.15


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

terhafte, sehr originell arrangierte<br />

Weltmüdigkeit.<br />

Die ehemalige Krautrock-Fixierung<br />

vertritt unterdessen der Gitarrist<br />

Michael Rother, und zwar umso<br />

mehr, als er sich seinem Frühwerk<br />

mit den motorisch-melodischen<br />

Genrepionieren Neu! und Harmonia<br />

widmen wird.<br />

Meine Lieblinge der beiden Tage<br />

sind aber die wiedervereinten Stereolab<br />

um Laetitia Sadier und Tim<br />

Gane, die bis Mitte des letzten Jahrzehnts<br />

einen salonmarxistischen<br />

Postmodernismus vertreten haben.<br />

Sie mischen exotisches Easy Listening,<br />

tuckernde Krautbeats, Elektronisches,<br />

HipHop und Pop zueinem<br />

eleganten Indierock.<br />

Beim letzten Xjazz-Festival habe<br />

ich in der Emmauskirche sehr angetan<br />

das Solokonzertdes <strong>Berliner</strong> Musikers<br />

undToningenieurs Arnold Kasar<br />

gehört. Von Haus aus Pianist,<br />

wurde er im letzten Jahrzehnt durch<br />

den Elektrojazzpop von Micatone<br />

und Nylon mit Lisa Bassenge bekannt;<br />

zuletzt arbeitete er wiederum<br />

mit dem ehemaligen Harmoniaund<br />

Clustermusiker Hans-Joachim<br />

Roedelius sehr anregend zwischen<br />

POP<br />

Synästhesie Festival 16., 17.11.,<br />

Maschinenhaus in der Kulturbrauerei,<br />

www.8mmmusik.com<br />

Arnold Kasar 16.11.,<br />

Silent Green, 20 Uhr<br />

Popsalon Balzer/Müller 12.11.,<br />

Deutsches Theater,21Uhr<br />

MARIANO REGIDOR<br />

Elektrogeräusch, Ambient und Neoklassik.<br />

Aus dieser Richtung kann<br />

man auch sein neues Soloalbum<br />

„Resonanz“ verstehen. Zugrunde<br />

liegen schlichte und leise Klavierimprovisationen,<br />

die er, sosagt er, vor<br />

allem auf transeuropäischen Bahnfahrten<br />

und in seinem Schwarzwaldstudio<br />

geschnitten und mit Synthesizern<br />

bearbeitet hat. Es gibt dabei sowohl<br />

zärtlich minimalistische, nur<br />

sanft elektronisch bewölkte Klavierstücke,<br />

aber auch Tracks, aus denen<br />

die pianistischen Arpeggien sich erst<br />

aus dunkleren, schwallenden Modulationen<br />

herausarbeiten müssen.<br />

Auf diese Weise bleibt Kasar immer<br />

auf der spannenden Seite des<br />

Wohlklangs: Er zieht Unruhe,Störgeräusche,<br />

Unterströmungen ein, die<br />

bei aller meditativen Stimmung stets<br />

Aufmerksamkeit fordern und belohnen.<br />

Eine zarte und kluge Musik.<br />

Zwischen Salonmarxismus und<br />

Salonambient bleibt noch: Der Popsalon<br />

mit Jens Balzer und Tobi Müller,<br />

die sich zum Plaudern die Gebrüder<br />

Lippok (u.a. Ornament und Verbrechen,<br />

To Rococo Rot) sowie die Musik-<br />

und Medienprofesorin Susanne<br />

Binas-Preisendörfer einladen.<br />

Theater<br />

Gut spielen,<br />

schlecht<br />

leben<br />

Sorichtig ist mir die Befreiung<br />

aus der selbstreferenziellen<br />

Schwanzbeißerei, deren<br />

Zeuge erbei der Bühnenadaption<br />

von RichardYates’„Zeiten<br />

des Aufruhrs“ wurde,bis heute<br />

nicht gelungen. Verflixt! Eine<br />

junge desillusionierte Frau<br />

sucht Zerstreuung und tritt,<br />

alte Ambitionen auffrischend,<br />

bei einer Laienspielgruppe auf.<br />

Die Aufführung wird zum Desaster<br />

undzum Auslöser für einen<br />

vernichtenden Ehekrieg.<br />

In Jette Steckels Inszenierung<br />

für das Deutsche Theater mit<br />

Maren Eggert und Ulrich<br />

Khuon in den Hauptrollen wird<br />

auf besagter Hobby-Bühne<br />

ebendiese Eheschlacht als Laienspiel<br />

vorgeführt − mit den<br />

hochbegabten Bühnenprofis<br />

aus dem DT. Sie spielen sehr<br />

gut, dass sie schlecht spielen.<br />

Sie spielen sogut, dass sie gar<br />

nicht zu spielen scheinen −und<br />

unser aller Leben tatsächlich<br />

ein elendes Hobbytheaterstück<br />

ist. Ulrich Seidler<br />

Zeiten desAufruhrs 19.30Uhr,<br />

DeutschesTheater,Tel.: 28441225<br />

Schaubude (& 423 43 14)<br />

10.00: Das hässliche Entlein, Zirkusmaria (4 bis 8J.)<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30: Die lustigePaula, Johannes Gahl, Erzählung<br />

mit Musik (ab 6bis 8J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Bodo-Uhse-Bibliothek (& 512 21 02)<br />

19.00: 10. Krimimarathon Berlin-Brandenburg:<br />

„Lügenmeer“, Susanne Kliem, Buchvorstellung<br />

Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />

20.30: Schröder erzählt, Barbara Kalender und Jörg<br />

Schröder<br />

Geistesblüten (& 49 96 17 92)<br />

19.00: Unhaltbare Zustände, Alain Claude Sulzer,Stefan<br />

Kurt, Lesung und Gespräch mit Christian Dunker<br />

Krimibuchhandlung Totsicher (& 84 85 45 09)<br />

19.30: 10. Krimimarathon Berlin-Brandenburg:<br />

„RaubLust“, Susanne Rüster,Buchvorstellung<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

20.30: Peace, Love &Poetry–die Satire des modernen<br />

Dichterwettstreits!<br />

Kulturbund Treptow /Kulturring inBerlin e.V.<br />

(& 53 69 65 34) 19.00: 10. Krimimarathon<br />

Berlin-Brandenburg: „Durch die Hölle“, Bernd Hesse,<br />

Buchvorstellung<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (& 282 20 03)<br />

20.00: Rückwind, Burkhard Spinnen, Lesung und<br />

Gespräch, Mod: Thomas Stölzel<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

18.00 Goodness Temple: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon:<br />

Frauen der Unterwelt. Sieben hysterischeAkte, von<br />

Tine Rahel Völcker,mit Vernesa Berbo, Philipp Engelhardt,<br />

OlgaFeger,Lara Anais Martinez-Wiesselmann,<br />

Iris Minich, Nora Quest, Tucké Royale<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

20.00 Sternfoyer: TheLight That Failed –AReckoning,<br />

Ivan Krastev, Buchpremiere,inEnglisch mitdeutscher<br />

Konsekutivübersetzung vonJohannes Hampel<br />

Zimmer 16 (& 48 09 68 00)<br />

20.00: Rakete 2000 rockt Pankow<br />

Anzeige<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: BobbySparks II, Schizophrenia<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

19.30: Grigorij Leps<br />

Auster Club (& 611 33 02)<br />

20.00: Lukas Droese<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Hub Hildenbrand, Dialogues In The Garden Of<br />

Stolen Sounds<br />

BadenscherHof Jazzclub (& 861 00 80)<br />

21.00: Ekkehard Wölk Trio<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.30: GirlUltra, JaySom<br />

Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />

21.00: Girl Band<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

20.00: LiveonMars feat. Alex Thomas –ATribute to<br />

David Bowie<br />

Donau115 (Donaustr.115)<br />

20.30: Alex Hamburger and José Luiz Martins Duo<br />

Gretchen (& 25 92 27 02)<br />

21.00: CoryWong<br />

Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />

20.00: Thrice, Refused<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

20.00: Black Pumas<br />

Lido (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Radical Face<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: Shadow030<br />

Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />

22.30: Evelyn Huber(Quadro Nuevo)&Sirius Quartet<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mitHeinz Glass u. a.<br />

Rotbart (Böhmische Str.43)<br />

20.00: The Vampires<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: Azolia<br />

Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />

21.00: The Zig ZagJazzed Up Jam Session,host: Uri<br />

Gincel<br />

<strong>Berliner</strong> Festspiele<br />

#immersion<br />

HAUS DER BERLINER FESTSPIELE<br />

IMMERSION –<br />

PERFORMING ARTS 7 16.–24.11.19<br />

DIAMANTE<br />

DIE GESCHICHTE Mariano Pensotti /<br />

EINER MODELLSTADT Grupo Marea<br />

KINO<br />

Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />

WALL∑E –Der Letzte räumt die Erde auf 9.30; Nur<br />

eine Frau 10.00; Deutschstunde 14.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00, 16.30, 20.30, 22.20; Das<br />

Wunder von Marseille 14.00, 20.00; Lara 15.00,<br />

16.50, 19.45; Joker (OmU) 17.00, 20.00; 2040<br />

–Wir retten die Welt! (OmU) 18.20; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen 19.20; Parasite 19.30;<br />

Der Glanz der Unsichtbaren 19.45; Systemsprenger<br />

20.40; Porträt einer jungen Frau inFlammen –Portrait<br />

de la jeune fille en feu (OmU) 22.15; Once<br />

Upon aTime in...Hollywood (OmU) 22.20; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 22.40; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen (OmU) 22.40; Joker (OF) 23.00<br />

Krokodil (& 44 04 92 98)VictoryDay:Tag desSieges–Den‘<br />

Pobedy(OmU) 18.15; Preview: Gott existiert,<br />

ihr Name ist Petrunya –Gospod postoi, imeto i‘<br />

ePetrunija (OmU; m. Gast) 20.00<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Und banda de<br />

chicas –AGirl‘s Band (OmenglU) 18.30; Under the<br />

Underground (OmenglU) 20.00; ICan Go for That:<br />

The Smooth World ofYacht Rock (OF) 22.00<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 14.15; Der König der Löwen<br />

14.15; Ballon 14.15; Das perfekte Geheimnis<br />

14.20, 17.10, 20.00, 23.00; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 14.25; Die Addams Family 14.30;<br />

Dora und die goldene Stadt 14.35; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 14.40; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 14.45, 17.00; Midway –Für<br />

die Freiheit 16.35, 19.45, 22.40; Terminator –Dark<br />

Fate 16.40, 19.40, 22.50; Ich war noch niemals in<br />

New York 16.55; Joker 17.00, 19.55, 23.00; 3D:<br />

Die Addams Family 17.05; Zombieland 2:Doppelt<br />

hält besser 17.10, 19.55, 22.40; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.10, 20.00; Der letzte<br />

Bulle 17.10, 19.50,22.40; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 19.20; Scary Stories toTell in the Dark<br />

19.45; Systemsprenger 19.50; Midsommar 22.45;<br />

Halloween Haunt 22.55; 3D: Gemini Man 22.55<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) DieAddams<br />

Family 13.40, 17.05; Everest: Ein Yeti will hoch<br />

hinaus 13.50; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

14.00, 16.55; Das perfekte Geheimnis 14.00,<br />

17.00, 20.00; Dora und die goldene Stadt 14.05;<br />

Angry Birds 2: Der Film 14.15; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 14.30; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 14.40; Bayala – Das magische<br />

Elfenabenteuer 14.40; Midway –Für die Freiheit<br />

16.05, 19.30; Ich war noch niemals in New York<br />

16.30;<br />

Zombieland 2: Doppelt hält besser 16.45, 19.40;<br />

Joker 17.00,19.50; Der letzte Bulle 17.15, 20.15;<br />

Dem Horizont so nah 17.25; 3D: Gemini Man<br />

19.30; Terminator –Dark Fate 20.05; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 20.05; Scary Stories to<br />

Tell in the Dark 20.25<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Lieber Antoine als gar keinen Ärger 14.45; Downton<br />

Abbey 17.35, 20.25<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Deutschstunde 18.00;<br />

Systemsprenger 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Porträt einer jungen Frau<br />

in Flammen –Portrait delajeune fille en feu (OmU)<br />

15.30,20.30; Marianne &Leonard –Words of Love<br />

(OmU) 18.15<br />

Xenon (& 78 00 15 30)Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen 17.30; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />

–Portrait delajeune fille enfeu (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 10.00; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 12.05; Unsere Lehrerin, die<br />

Weihnachtshexe 12.10, 14.15; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 12.15, 14.20; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 12.25, 14.00; Die Addams Family<br />

12.30, 14.45; Das perfekte Geheimnis 14.30,<br />

17.15, 20.00; Joker 16.30, 19.45; Zombieland 2:<br />

Doppelt hält besser 16.45, 20.15; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.00; Midway –Für die Freiheit<br />

17.10, 19.30<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81)<br />

Und wer nimmt den Hund? 13.15; Downton Abbey<br />

15.15; Systemsprenger 17.45; Deutschstunde<br />

20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Ich war noch niemals<br />

in NewYork 14.00, 17.00, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 0520)<br />

Unsere Lehrerin, dieWeihnachtshexe 10.00, 12.15,<br />

14.15; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 10.00,<br />

12.00; Dora und die goldene Stadt 10.00, 12.15,<br />

14.50; Angry Birds 2: Der Film 10.00, 12.10;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 12.05; Die<br />

Addams Family 12.05, 14.20; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 12.10, 14.30; Joker 14.20, 17.00,<br />

20.05, 22.30; Das perfekte Geheimnis 14.30,<br />

16.35, 17.20, 20.00, 20.05, 23.00; Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 14.30; Midway – Für<br />

die Freiheit 16.50, 19.45, 22.50; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.15, 19.30;<br />

3D: DieAddams Family 17.15; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 17.20, 20.00, 22.45; Terminator –<br />

Dark Fate 19.45, 23.00; Halloween Haunt 22.45;<br />

Joker (OF) 22.50<br />

Thalia Movie Magic (& 774 3440) Everest: Ein<br />

Yeti will hoch hinaus 15.45; Dora und die goldene<br />

Stadt 15.45; Die Addams Family 15.45; Das perfekte<br />

Geheimnis15.45, 18.00, 20.30; Ich war noch<br />

niemals inNew York 17.45; Zombieland 2:Doppelt<br />

hält besser 18.15; Rambo 5: Last Blood 18.15,<br />

20.30; Terminator –Dark Fate 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Rithy Pahn: Eine Liebe<br />

nach dem Krieg – Un soir apres la guerre<br />

(Omdt+frzU) 20.00; Magical History Tour: Ich denke<br />

oft anHawaii –Ein Film für jedes Wohnzimmer<br />

19.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 12.30,<br />

16.40, 19.30, 22.30; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

12.30; Joker 12.50, 13.30, 16.20,<br />

16.50, 19.10,20.00, 22.30; Das perfekte Geheimnis<br />

13.00, 14.00, 16.15, 17.20, 20.30, 23.00;<br />

Angry Birds 2:Der Film 13.35; Unsere Lehrerin, die<br />

Weihnachtshexe 13.40; Shaundas Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 13.40; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

13.40; Dora und die goldene Stadt 13.40; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 13.45, 16.30; Das<br />

Wunder von Marseille 13.45, 16.20, 20.00; Playmobil:<br />

Der Film 14.00; Lara 14.00, 17.00, 19.40,<br />

22.45; Downton Abbey 14.00; Die Addams Family<br />

14.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.00; 2040 –Wir retten die Welt! 16.15, 18.45;<br />

Ich war noch niemals in New York 16.20, 19.30;<br />

Terminator –Dark Fate 16.30, 19.45, 23.00; Parasite<br />

16.30, 19.10, 22.40; Der letzte Bulle 16.30,<br />

19.20, 22.20; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

16.45, 19.40, 22.30; 3D: Die Addams Family<br />

16.45; Der König der Löwen 16.45, 19.30; Midway<br />

–Für dieFreiheit 17.10, 19.40,22.40;Gemini Man<br />

19.30; Everybody Everything –Eine Dokumentation<br />

über Lil Peep (OmU) 19.30; Halloween Haunt<br />

19.40, 22.15; Es: Kapitel II20.30; Scary Stories<br />

to Tell in the Dark 21.15, 22.45; AdAstra –Zuden<br />

Sternen 22.45; 47 Meters Down: Uncaged 22.45<br />

CineStar imSony Center (& 04 51/703 0200)<br />

Once Upon aTime in... Hollywood (OF) 10.30; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis –Maleficent: Mistress<br />

of Evil (OF) 13.30, 19.30; Dora und die goldene<br />

Stadt –Dora the Explorer (OF) 13.45; Terminator<br />

–Dark Fate (OF) 13.50, 19.15, 22.30; Midway –<br />

Für die Freiheit (OF) 14.00, 16.30, 19.45, 23.10;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm –Shaun<br />

the Sheep Movie: Farmageddon (OF) 14.15; Die<br />

Addams Family –The Addams Family (OF) 14.15,<br />

16.45; Zombieland 2:Doppelt hält besser –Zombieland<br />

2: Double Trap (OF) 16.30, 20.10, 22.50;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis –Maleficent:<br />

Mistress of Evil (OF) 16.30; Downton Abbey (OF)<br />

17.15; Scary Stories to Tell in the Dark (OF) 20.15,<br />

23.00; Parasite 22.30<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D, IMAX:<br />

Pandas 11.45; 3D, IMAX: Buckelwale: Giganten der<br />

Meere 13.20; 3D, IMAX: Galapagos: Wunderland<br />

der Natur 14.50; IMAX: Joker (OF) 16.30, 19.45,<br />

23.00<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Music for Cinemas:<br />

Geräusche #6: Film- und Musikprogramm<br />

19.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 1650) Die Addams Family 14.00,<br />

16.00; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />

14.00; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

14.30,18.00,20.00; Ich war noch niemals in New<br />

York 14.30, 17.15; Das perfekte Geheimnis 14.30,<br />

17.15, 20.00, 22.30; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

16.00; Midway –Für die Freiheit 17.00,<br />

20.00, 22.00; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

18.00, 20.00, 22.45;Terminator –Dark Fate 20.30;<br />

Joker 22.30; Halloween Haunt 23.00<br />

Casablanca (& 677 57 52) Spatzenkino –Hüben<br />

wie drüben 10.00; Deutschstunde 15.30; Ich war<br />

noch niemals in NewYork 18.00; M. C. Escher: Reise<br />

in die Unendlichkeit 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00, 17.00;<br />

Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Recep Ivedik<br />

VI (OmU) 14.15, 17.00, 19.45; Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 14.20; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 14.30;Angry Birds 2:Der Film<br />

14.30; Dora und die goldene Stadt 14.45; DieAddams<br />

Family 14.45, 17.15; Midway –Für die Freiheit<br />

16.35, 19.50; Ich war noch niemals inNew<br />

York 16.45; Joker 17.10, 20.15; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 17.15; Zombieland 2:Doppelt<br />

hält besser 17.30, 20.15; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 19.35; Terminator –Dark Fate 19.45;<br />

Sneak Preview (OF) 20.00; Scary Stories toTell in<br />

the Dark 20.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Die<br />

Addams Family 14.15, 17.10; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer14.15;Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 14.20; Das perfekte Geheimnis 14.20,<br />

17.15, 20.10; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

14.30; Dora und die goldene Stadt 14.40; Recep<br />

Ivedik VI(OmU) 14.45, 16.30, 17.30, 19.30,<br />

20.15; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

16.45, 20.30; Joker 16.50, 19.50; 7. Kogustaki<br />

Mucize –Das Wunder in Zelle Sieben (OmU) 17.20,<br />

19.50;Terminator –Dark Fate 19.30<br />

City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) Das Forum<br />

(OmU) 18.45; Parasite –Gisaengchung (OmU)<br />

21.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 40 01) Geschichten jener<br />

Nacht 18.00; ImNiemandsland 20.15<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Das perfekte Geheimnis<br />

15.45, 18.15, 20.45; Das perfekte Geheimnis<br />

12.30; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar<br />

15.00; Ich war noch niemals in New York 17.15,<br />

20.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Nurejew –The<br />

White Crow 15.30; Systemsprenger 18.00; Der<br />

Glanz der Unsichtbaren 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) The Report<br />

15.15; Ich war noch niemals in New York 17.45;<br />

Happy Ending –70ist das neue 7020.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 8114678) Fisherman‘s Friends –Vom Kutter<br />

indie Charts 18.00; Blinded bythe Light 20.30<br />

Capitol (& 831 64 17) Lara 15.00, 20.30; Parasite<br />

17.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12) Frau<br />

Stern 17.00; Supergirl –Das Mädchen von den<br />

Sternen (mit Gästen u. Gespräch) 19.00<br />

ThaliaPotsdam (& 03 31/743 70 20)Lara 10.30,<br />

14.00, 16.30, 18.45; Der Glanz der Unsichtbaren<br />

13.30; Deutschstunde 14.00; Verteidiger des Glaubens<br />

–Defender of the Faith 14.15; Das perfekte<br />

Geheimnis 15.30, 18.00, 20.45; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 16.15; Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen 16.15, 20.45; Marianne &Leonard<br />

–Words of Love (OmU) 18.30; Happy Ending –<br />

70 ist das neue 7018.45; Systemsprenger 20.45;<br />

Parasite 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 13.50, 16.40;<br />

Ich war noch niemals in New York 13.50, 16.50,<br />

20.15; Everest 13.50, 17.10; Das perfekte Geheimnis<br />

13.55, 16.55, 19.40, 19.55; Dem Horizont so<br />

nah 14.00; Die Addams Family 14.10; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.20; Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 14.30; Midway –Für die<br />

Freiheit 16.20, 19.40; Joker 16.50, 19.50; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 17.15, 20.15; 3D:<br />

Die Addams Family 17.20; Terminator –Dark Fate<br />

19.45;3D: Maleficent:Mächteder Finsternis 20.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Die AddamsFamily15.00;Das<br />

perfekte Geheimnis17.15,<br />

20.00<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Mein Leben mitAmanda 17.15; Idioten der Familie<br />

20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 14.30;Everest14.30;<br />

Dasperfekte Geheimnis 14.30, 17.00, 20.00; Dora<br />

und die goldene Stadt 14.45; Shaun das Schaf::<br />

UFO-Alarm 14.50; Maleficent 14.50, 17.15; Dem<br />

Horizont sonah 14.50; Bayala 14.50; Angry Birds<br />

2: Der Film 14.50; Die Addams Family 15.15,<br />

17.40; Terminator –Dark Fate 17.00, 20.15; Ich<br />

war noch niemals inNew York 17.00; Joker 17.15,<br />

20.00; Midway 17.30, 19.50; 3D: Maleficent<br />

17.30, 20.20; Preview: Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 17.40, 20.30; Der letzte Bulle 17.45,<br />

20.15; Scary Stories toTell in the Dark 20.10; 3D:<br />

Gemini Man 20.10; Halloween Haunt 20.30<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 15.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 15.00, 17.45, 20.30; Die Addams Family<br />

15.30; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

17.45, 20.30; Rambo 5:Last Blood 18.00; Systemsprenger<br />

20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 4828)<br />

Die Addams Family 14.30; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 14.45, 17.15; Das perfekte Geheimnis<br />

15.00, 17.30, 20.00; Angry Birds 2: Der Film<br />

15.30;3D: DieAddamsFamily 16.15;Ich warnoch<br />

niemalsinNew York 17.45; Joker18.00, 20.30;3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 19.45; Terminator<br />

–Dark Fate 20.15<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Angry Birds<br />

2: Der Film 15.00; Das perfekte Geheimnis 15.30,<br />

17.15, 20.00; Systemsprenger18.00;Ich warnoch<br />

niemals in NewYork 20.45


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

DOKUS<br />

Gefährdet<br />

Facebook die<br />

Demokratie?<br />

VonTorsten Wahl<br />

Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />

der vernetzten<br />

Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />

den technischen Veränderungen?<br />

Und was bringt die digitale Zukunft<br />

für die Menschheit? Mehrere Dokus<br />

fragen nach den Wechselwirkungen<br />

zwischen Netz und Politik.<br />

„Fake America Great Again“: Dass<br />

Donald Trump seine überraschende<br />

Wahl unter anderem den digitalen<br />

Helfernder FirmaCambridge Analytica<br />

zu verdanken hat, ist seit den<br />

Enthüllungen im Frühjahr 2018 bekannt.<br />

DieDoku vonArteFrankreich<br />

zeigt Hintergründe auf und erklärt,<br />

wer hinter der Firma stand: Robert<br />

Mercer hatte zuvor als IT-Genie Karriere<br />

gemacht, erst bei IBM, später<br />

bei einem Hedge-Fonds,der Börsenkurse<br />

erfolgreich analysierte. Detailliert<br />

erklärt Autor Robert Huchon<br />

auch, wie die schwankenden Wähler<br />

in den entscheidenden Bundesstaaten<br />

beeinflusst wurden: Die dank<br />

Millionen missbrauchter Facebook-<br />

Daten ermittelten Adressaten bekamen<br />

personalisierte Dark-Posts im<br />

Sinne von Trump, die nicht öffentlich<br />

wurden und schnell wieder verschwanden.<br />

Die Dokumentation „FakeAmerica GreatAgain.<br />

WieFacebook und Co die Demokratie gefährden“<br />

läuft heute um 21.10 Uhr beiArte und steht bis<br />

2022 in derArte-Mediathekbereit.<br />

„Digitalisierung –Gefahr oder Chance<br />

für die Demokratie?“: Ob die Digitalisierung<br />

auch positive Folgen für die<br />

Demokratie haben kann, danach<br />

fragt eine Ausgabe der Reihe „Respekt“<br />

im ARD-Bildungskanal Alpha.<br />

Reporter Sebastian Leidecker<br />

trifft Experten, die die Internetauftritte<br />

deutscher Parteien beobachten.<br />

Ebenso zu Wort kommen Akteure,<br />

die sich gegen den Missbrauch<br />

der neuen Tools engagieren. So hat<br />

Rayk Anders auf dem Portal Funk in<br />

seinem Video „Lösch dich!“ vorgeführt,<br />

wie sich rechtsnationale Hater<br />

organisieren und Kritiker bedrohen;<br />

Karolin Schwarz betreibt das Portal<br />

Hoax, das falsche Gerüchte über<br />

Flüchtlinge mit lokalen Medienberichten<br />

entkräftet.<br />

DieReportage „Digitalisierung –Gefahroder<br />

Chance für die Demokratie?“ steht nebenanderen<br />

Beiträgender Reihe „Respekt“ bis2024 in<br />

der ARD-Mediathek.<br />

„DarkTube“: Unter dem Motto<br />

„DarkTube“ setzt sich das von ARD<br />

und ZDF betriebene Jugendportal<br />

Funk mit dem Extremismus auf You-<br />

Tube auseinander.Sozeigen die „Jäger<br />

&Sammler“, wie der Vorschlagsalgorithmus<br />

die Vernetzung extremistischer<br />

Kräfte fördert und reden<br />

mit Mitarbeitern der Amadeu-Antonio-Stiftung.<br />

Die Aufklärer von<br />

„Simplicissimus“ zeigen, warum<br />

Verschwörungstheorien solch großen<br />

Zuspruch finden. Rechte Akteure<br />

behaupten beispielsweise,<br />

dass hinter dem Engagement von<br />

Rezo und 90 YouTubern inWirklichkeit<br />

die Grünen steckten.<br />

DieBeiträge sindauf funk.net und bei YouTube<br />

abrufbar.<br />

Torsten Wahl hat das<br />

TV-Programm nach Digitalthemen<br />

durchforstet.<br />

„Boom, bang –Licht aus!“<br />

Netflix war nur der Anfang –wie Streamingdienste unsere Sehgewohnheiten verändern<br />

VonImre Grimm<br />

Es sei doch erstaunlich, sagt<br />

Schauspieler Billy Crudup<br />

in einer NewYorker Szenebar,<br />

wie die ganzeWelt des<br />

Fernsehens in so wenigen Jahren so<br />

tief gefallen sei. „Boom, bang –Licht<br />

aus!“ Er nippt am Whisky. „Es sei<br />

denn, wir erfinden sie neu.“<br />

Crudup spielt in der von Apple<br />

produzierten Hochglanzserie „The<br />

Morning Show“ den Chef des fiktivenUS-Nachrichtenkanals<br />

UBA. Die<br />

Szene ist ein ironischer Seitenhieb<br />

auf die eigene Branche: Die alte TV-<br />

Welt stirbt –und globale Milliardenkonzerne<br />

wollen sie neu erfinden.<br />

Da verschmelzen Fiktion und Realität<br />

–denn es ist das Unternehmen<br />

Apple selbst, das zum weißen Ritter<br />

des Fernsehens werden möchte.<br />

Der TV-Markt steht vor einem<br />

massiven Umbruch. Schon wieder.<br />

Vorwenigen Tagen erst hat Apple in<br />

100 Ländern, darunter Deutschland,<br />

seinen Streamingdienst AppleTV+,<br />

gestartet –mit überschaubarem Angebot,<br />

aber um so größeren Ambitionen.<br />

Am heutigen Dienstag startet<br />

der Disney-Konzerninden USA sein<br />

Angebot Disney+. Im Frühjahr 2020<br />

kommt Disney+ nach Deutschland.<br />

Weitere US-Streamingdienste stehen<br />

in den Startlöchern. Das private<br />

lineareFernsehen kämpft ums Überleben<br />

–Streaming ist das Modell der<br />

Zukunft. Zu bequem, zu reichhaltig<br />

ist das Angebot.<br />

Vorbehalte bei Apple<br />

In der Branche ist bereits vom<br />

„Streaming War“ die Rede. Esist ein<br />

kreativer Krieg um die Aufmerksamkeit<br />

eines verwöhnten Publikums –<br />

und um die besten Geschichtenerzähler.Der<br />

große Verlierer heißt Hollywood,<br />

denn der Exodus von Autoren,<br />

Stars und Filmemachern hin zu<br />

den Streaming-Anbietern ist atemberaubend.<br />

Der neue Film von Martin<br />

Scorsese etwa –„The Irishman“<br />

mit RobertdeNiro, Al Pacino undJoe<br />

Pesci–ist eine Netflix-Produktion. Er<br />

startetam14. November.<br />

Netflix war bisher das popkulturelle<br />

Schlemmerbüffet der Stunde.<br />

Der Streaming-Pionier dominierte<br />

die Welt des abrufbaren Glamourfernsehens.<br />

Die Firma führte das<br />

„Golden Age of Television“ zu voller<br />

Blüte, verhalf dem Selektivglotzen<br />

zum Durchbruch und machte die<br />

TV-Hochglanzserie endgültig zur<br />

kulturell einflussreichsten Erzählform<br />

der Gegenwart, quasi zum Roman<br />

des 21. Jahrhunderts.<br />

Undnun?„DieWettbewerber bedrängen<br />

uns, das wird spannend“,<br />

teilte der 59-Jährige Netflix-Gründer<br />

Reed Hastings der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsbetzwerk<br />

Deutschland) mit. „Am Ende ist sicher<br />

kein Platz für 20 Streaminganbieter.Aber<br />

es werden mehreresein.<br />

Wirmüssen uns eben unverzichtbar<br />

machen.“ Hastings ist kein Mann<br />

der Furcht.<br />

Das Konzept von Netflix mit seinen<br />

158 Millionen Abonnenten weltweit<br />

(in Deutschland dürften es fünf<br />

bis sechs Millionen sein) hat die<br />

schlafenden Riesen geweckt. „Disney+<br />

ist das wichtigste Projekt meiner<br />

bisher 14-jährigen Amtszeit“,<br />

sagt Disney-Chef Bob Iger. Bis 2024<br />

will er auf 60 bis 90 Millionen Abonnenten<br />

kommen. Undanders als bei<br />

Netflix ist das Arsenal von Disney<br />

prallt gefüllt mit heißer Eigenware:<br />

Marvel-Filme, Pixar-Klassiker, die<br />

„Star Wars“-Episoden, die „Simpsons“,<br />

„Piraten der Karibik“ –all das<br />

gehört zum Disney-Arsenal. Apple<br />

dagegen startet bei Null.<br />

Der iPhone-Konzern will sein<br />

geschlossenes Ökosystem zur Verbesserung<br />

der Kundenloyalität mit<br />

Qualitätsentertainment füttern<br />

und gibt Käufern eines iPhones,<br />

iPads oder Macs AppleTV+ für ein<br />

Jahr kostenlos dazu, alle anderen<br />

zahlen 4,99 Euro im Monat (Netflix<br />

kostet ab 7,99 Euro, Disney+ wird<br />

wohl 6,99 Euro kosten). Bisher aber<br />

sind nur elf Serien abrufbar,darunter<br />

das bestürzend konventionelle<br />

Konkurrenz für Hollywood: RobertdeNiro spielt in „The Irishman“ (Netflix) mit.<br />

Staraufgebot bei Apple mit Jennifer Aniston und Steve Carell in „The Morning Show“. APPLE<br />

Auch Klassiker wie „Fantasia“ gehören zum Streaming-Angebot vonDisney.<br />

„Iron Man“ mit RobertDowneyJr. gilt als sehr beliebt bei Streaming-Fans.<br />

1997: Gemeinsam mit Marc<br />

Randolph gründete Reed<br />

Hastings in Los Gatos (Kalifornien)<br />

Netflix, zunächst als<br />

Online-Videothek. Im Jahr<br />

2007 stieg Netflix ins Videoon-Demand-Geschäft<br />

ein<br />

und machte die Inhalte per<br />

Streaming für Abonnenten<br />

zugänglich. Im März 2019<br />

hatte Netflix weltweit knapp<br />

158 Millionen Abonnenten.<br />

Comedy-Drama „The Morning<br />

Show“ mit Jennifer Aniston und<br />

ReeseWitherspoon über die Querelen<br />

hinter den Kulissen einer kriselnden<br />

TV-Show, die Weltraum-<br />

Reihe „For All Mankind“ von„Battlestar<br />

Galactica“-Macher Ron<br />

Moore, dazu „Dickinson“ mit Hailee<br />

Steinfeld („True Grit“) über die<br />

Jugend der Dichterin Emily Dickinson<br />

im 19. Jahrhundert und<br />

DIE HISTORIE<br />

Netflix-Gründer<br />

Reed Hastings.<br />

IMAGO<br />

DISYNEY<br />

MARVEL<br />

2019: Die US-Unternehmen<br />

Apple und Walt Disney<br />

haben die Streamingwelt für<br />

sich entdeckt. Voreiner Woche<br />

ging Apple TV+ an den<br />

Start, die Monatsgebühr beträgt<br />

4,99 Euro, Disneysoll<br />

angeblich 6,99 Euro verlangen,<br />

wenn dasAngebot im<br />

März 2020 nach Deutschland<br />

kommt. Heute geht es<br />

in den USA los.<br />

NETFLIX<br />

„See“, ein dystopisches Epos, in<br />

dem die Menschheit kollektiv erblindet.<br />

Ausgerechnet.<br />

Eine Milliarde Dollar investiert<br />

Apple angeblich pro Jahr in eigene<br />

TV-Inhalte. Das klingt nach viel.<br />

Aber:Netflix gibt jährlich rund acht<br />

Milliarden Dollar für Inhalte aus,<br />

Amazon Prime Video vier Milliarden,<br />

der US-Konkurrent Hulu etwa<br />

drei und der Pay-TV-Kanal HBO<br />

zwei Milliarden Dollar – immer<br />

noch doppelt so viel wie Apple.<br />

Apple hat große Stars vom Markt<br />

gekauft und neben Aniston auch<br />

OprahWinfrey und Steven Spielberg<br />

verpflichtet. Er sei „völlig hin und<br />

weg angesichts der herausragenden<br />

Storyteller,die jetzt bei Apple TV+zu<br />

Hause sind“, twitterte Apple-Chef<br />

Tim Cook. Wasernicht schrieb: Das<br />

magere Apple-Angebot erntete bisher<br />

mäßige Kritiken. Eine einzige<br />

Folge der optisch eher unaufwendigen<br />

Serie „The Morning Show“ soll<br />

bis zu 15 Millionen Dollar gekostet<br />

haben –das entspricht umgerechnet<br />

etwa zwölf ARD-Tatort-Folgen.<br />

Sieben Apple-Serien –das wirkt<br />

natürlich kümmerlich. Zum Vergleich:<br />

Netflix hat mehr als 1000 Serien<br />

und knapp 3000 Filme im Angebot,<br />

Amazon PrimeVideo kommt auf<br />

600 Serien und 3400 Spielfilme.<br />

Quantitativ kann da nur Disney mithalten.<br />

Für Netflix kommt die neue<br />

Konkurrenz zur Unzeit: Die Wachstumskurve<br />

ist abgeflacht. Die Kundschaft<br />

klagt immer öfter,Netflix leergeguckt<br />

zu haben. Immerhin startet<br />

am 17. November die dritte Staffel<br />

des Hits „The Crown“ über die britische<br />

Königin Elizabeth II.<br />

Fußballbei der Telekom<br />

Wasbedeutet das für die Zuschauer?<br />

DieOffensiveder globalen Märchenerzähler<br />

wirkt zunächst wie eine gute<br />

Nachricht: Das Angebot steigt, die<br />

Zahl der Produktionen ebenso.<br />

Große Auswahl gleich große Freiheit?<br />

Die Gleichung geht nicht auf.<br />

Apple-Chef Cook persönlich stoppte<br />

die geplante Serie„Vital Signs“ über<br />

die Hip-Hop-Ikone Dr. Dre, weil sie<br />

Orgienszenen und Kokainkonsum<br />

zeigen sollte. Apple-Manager Eddie<br />

Cue soll Produzenten gar angewiesen<br />

haben, den Wachstumsmarkt<br />

China nicht in zu negativem Licht zu<br />

zeigen. Kniefall vorPeking?<br />

Wie empfindlich Regierungen<br />

reagieren können, zeigte der polnische<br />

Regierungschef Mateusz Morawiecki.<br />

Er beklagte sich gesternüber<br />

zu viele historische Darstellungsfehler<br />

in „The Devil Next Door“. In der<br />

Dokumentarserie geht es um NS-<br />

Konzentrationslager und die Suche<br />

nach dem Kriegsverbrecher John<br />

Demjanjuk. „Für deren Schöpfer<br />

vielleicht nur unwichtige Irrtümer,<br />

aber für Polen sind sie sehr schädlich“,<br />

sagte der Regierungschef.<br />

„Die Disney-Maschinerie zwingt<br />

jedermann die gleichen lebensbestimmenden<br />

Träume auf“, schrieb<br />

der Filmkritiker Richard Schickel<br />

schon vor 50Jahren. „Unter kapitalistischen<br />

Vorzeichen betrachtet ist<br />

sie ein wahresWunderwerk,inkultureller<br />

Hinsicht hingegen im Wesentlichen<br />

ein Grauen.“ Möglich, dass<br />

sich die Geschichte wiederholt. „Es<br />

ist zu befürchten, dass man überhaupt<br />

nichts anderes mehr machen<br />

darf als Serien“, kritisiert auch Henk<br />

Handloegten, Regisseur von „Babylon<br />

Berlin“ im Gespräch mit der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland). Sicher ist: Der Markt<br />

wächst. Ein Drittel aller Deutschen<br />

nutzt bereits Streamingdienste.<br />

Und was machen die klassischen<br />

FernsehsenderinDeutschland? ARD<br />

und ZDF bauen immerhin ihre Mediatheken<br />

aus,damit aufwendig produzierte<br />

Dokumentationen und<br />

Spielfilme länger zu finden sind. Außerdem<br />

nutzen sie ihre verschiedenen<br />

Plattfformen wie die dritten Programme<br />

oder die Kooperation mit<br />

Arte, umihre Inhalte besser verfügbarzumachen.Wasallerdings<br />

zu der<br />

Konkurrenz aus Übersee dazukommt:<br />

Auch dieTelekom ist eingestiegen<br />

in den Wettbewerb um Bewegtbilder.<br />

Sosicherte sich das Unternehmen<br />

die Übertragungsrechte<br />

für die Fußball-Europameisterschaft<br />

2024 in Deutschland. „Wir sind stolz,<br />

die EM im eigenen Land bei MagentaTV<br />

und MagentaSport zeigen zu<br />

können. Wirwerden alles tun, damit<br />

die Heim-EM zu einem Fest für die<br />

Fans wird und alle dabei sein können“,<br />

erklärte Telekom-Manager MichaelHagspihl<br />

im Oktober.<br />

Mehr Straftaten<br />

im Bereich<br />

Cyberkriminalität<br />

BKA geht von Schäden<br />

in Milliardenhöhe aus<br />

Imvergangenen Jahr ist die Zahl<br />

der Straftaten durch Cyberkriminalität<br />

auf rund 350 000 Fälle angestiegen.<br />

Dabei fallen 87 106 Straftaten<br />

unter Cyberkriminalität im engeren<br />

Sinne, sagte Peter Henzler,Vizepräsident<br />

des Bundeskriminalamts<br />

(BKA), am Montag in Wiesbaden.<br />

Dazu gehören unter anderem Datenausspähung<br />

und Computersabotage<br />

–die Zahl stieg seit dem Vorjahr<br />

um 1,3 Prozent an. Darüber hinaus<br />

gab es fast 272 000 Straftaten, die<br />

über das Internet verübt wurden.<br />

Diese Straftaten kategorisiert das<br />

BKA als Cyberkriminalität im weiteren<br />

Sinne. Darunter fallen beispielsweise<br />

Vergehen, bei deren Planung<br />

Informations- und Kommunikationstechnik<br />

genutzt wurde. Demnach<br />

entstanden 2018 durch Cyberkriminalität<br />

mindestens 60,7 Millionen<br />

Euro Schaden, sagte Henzler. Er<br />

wies darauf hin, dass es bei der Cyberkriminalität<br />

einen massiven<br />

Dunkelbereich gebe: Schätzungen<br />

zufolge dürfte sich der Schaden allein<br />

für Unternehmen auf mehr als<br />

hundert Milliarden Euro belaufen.<br />

Unternehmen scheuen demnach<br />

häufig vor der Anzeige zurück, weil<br />

sie um ihre Reputation fürchten. Einige<br />

Unternehmen sind jedoch zur<br />

Meldung verpflichtet, da es sich bei<br />

ihnen um sogenannte Kritische Infrastrukturen<br />

handelt, erläuterte<br />

Henzler.Dazu gehören zum Beispiel<br />

die Sektoren Energie, Finanzwesen,<br />

Transport und Verkehr, Gesundheit<br />

sowie Medien und Kultur. Zwischen<br />

Juni 2017 und Mai 2018 gingen dahingehend<br />

145 Meldungen zu festgestellten<br />

Störungen ein, hieß es.<br />

Dabei habe der Schwerpunkt wie im<br />

Vorjahr im Sektor Informationstechnik<br />

und Telekommunikation gelegen.<br />

Hauptangriffstechnik sei der<br />

Versand von„Spear-Phishing-Mails“<br />

mit schadhaften Links oder Schadanhang.<br />

BKA-VizeHenzler ging davon<br />

aus, dass die Zahl der Straftaten<br />

der Cyberkriminalität in Deutschland<br />

auch in den kommenden Jahrenweiter<br />

steigen dürfte. (dpa)<br />

Die Kriminalität in der digitalen Welt<br />

nimmt zu.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Teamviewer<br />

erfolgreich<br />

Starkes<br />

Quartalswachstum<br />

D<br />

er seit kurzem ander Börse notierte<br />

Softwarekonzern Teamviewer<br />

ist im dritten Quartal rasant<br />

gewachsen. DieinRechnung gestellten<br />

Umsätzestiegen in den drei Monaten<br />

bis Ende September um 63<br />

Prozent auf 83 Millionen Euro, wie<br />

das Unternehmen am Montag in<br />

Göppingen mitteilte. Imlaufenden<br />

Jahr peilt der Hersteller vonSoftware<br />

zur Computer-Fernwartung und für<br />

Videokonferenzen bei diesem Wert<br />

weiter ein Wachstum von 35bis 39<br />

Prozent auf 310 Millionen Euro bis<br />

320 Millionen Euro an. Der umSondereffekte<br />

bereinigte Gewinn vor<br />

Zinsen, Steuern und Abschreibungen<br />

(Ebitda) sei im dritten Quartal<br />

um 95 Prozent auf 46 Millionen Euro<br />

geklettert. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn<br />

sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />

Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />

(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Fluss<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45 (für HG)<br />

Wissen voracht –Zukunft 19.50 (für HG) Wetter<br />

19.55 (für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens<br />

Arztserie. Schmerzhafte Entscheidung.Die<br />

Stimmung in der Belegschaft ist nach der<br />

Kündigung vonCheftierpfleger Conny<br />

angespannt. Seine Kollegen proben<br />

schließlich den Aufstand.<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Arztserie. Die wilde Heidi<br />

21.45 (für HG) Report Mainz<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Kölner Treff<br />

0.15 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens<br />

1.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

RTL<br />

5.25 Exclusiv –Das Starmagazin 5.35 Explosiv<br />

–Das Magazin 6.00 Guten Morgen Deutschland<br />

8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily<br />

Soap 9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht<br />

Report 11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt<br />

12 –Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Schätze<br />

aus Schrott 16.00 Mensch Papa! Väter allein zu<br />

Haus 17.00 Herz über Kopf. Telenovela 17.30<br />

Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das<br />

Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin<br />

18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –Das Wetter<br />

19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40<br />

(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Bachelor in Paradise<br />

Dateshow. Mit Steffi, Kimberleyund<br />

Janina Celine eroberndrei neue<br />

Single-Ladys das Paradies. Zeit für<br />

Romantik gibt es auf dem ersten<br />

Übernachtungsdate.<br />

22.15 Bauer sucht Frau<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Krimiserie. Der Mann in der Wand<br />

1.25 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Krimiserie. Der Mann in der Todeszelle<br />

MDR<br />

14.00 (für HG) MDR um 2 15.15 Die gefährlichsten<br />

Schulwegeder Welt 16.00 (für HG) MDR<br />

um 4 17.45 (für HG) MDR aktuell 18.05 (für HG)<br />

Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für<br />

HG) Unser Sandmännchen 19.00 Regionales<br />

19.30 (für HG) MDR aktuell 19.50 (für HG)<br />

Einfach genial 20.15 (für HG) Umschau 21.00<br />

(für HG) Pauker,Pioniere und Pennäler 21.45 (für<br />

HG) MDR aktuell 22.05 Waswurde aus der<br />

Volksbildung 22.48 MDR aktuell 22.50 (für HG)<br />

Polizeiruf 110: Doppeltes Spiel. Krimireihe, DDR<br />

1978 0.15 (für HG) WaPo Bodensee<br />

Bayern<br />

14.45 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 (für HG)<br />

Schnittgut 16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für<br />

HG) WirinBayern 17.30 Regionales 18.00 (für<br />

HG) Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau<br />

19.00 (für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG)<br />

Dahoam is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Tatort: Scherbenhaufen.<br />

Krimireihe, D2012 21.45 (für HG) Rundschau<br />

Magazin 22.00 (für HG)Capriccio 22.30 (für HG)<br />

Ein TagimLeben vonHans Magnus Enzensberger<br />

23.15 nacht:sicht 23.45 KlickKlack 0.15<br />

Bamberger Symphoniker spielen Mendelssohn<br />

Vox<br />

5.15 (für HG) CSI: NY 6.50 (für HG) CSI: Den<br />

Täternauf der Spur 8.45 Verklag mich doch!<br />

10.50 VoxNachrichten 10.55 Mein Kind, dein<br />

Kind 11.55 Shopping Queen 12.55 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind<br />

15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten und<br />

eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />

18.00 First Dates 19.00 Das perfekte Dinner<br />

20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Die Höhle der<br />

Löwen 22.55 Goodbye Deutschland! 23.55 Vox<br />

Nachrichten 0.15 (für HG) Medical Detectives –<br />

Geheimnisse der Gerichtsmedizin<br />

Super RTL<br />

8.55 PawPatrol 9.25 Die Oktonauten 9.45<br />

Calimero 10.05 Sammy 10.40 Grizzy &die<br />

Lemminge 11.05 Alvinnn!!! 11.35 Go Wild!<br />

12.05 Friends 12.25 Trolls 12.45 Polly Pocket<br />

13.15 Tomund Jerry 13.45 Bugs Bunny&<br />

LooneyTunes 14.15 Angelo! 14.45 Dragons<br />

15.15 Ninjago 15.40 Alvinnn!!! 16.10 Sally<br />

Bollywood 16.40 Die Nektons 17.10 Mighty<br />

Mops 17.40 Angelo! 18.10 Bugs Bunny&<br />

LooneyTunes 18.35 Woozle Goozle 19.05<br />

Alvinnn!!! 19.45 Tomund Jerry 20.15 Snapped<br />

0.00 Böse Mädchen 0.25 Infomercials<br />

Sport1<br />

6.00 Teleshopping 15.30 Normal 16.00 Cajun<br />

Pawn Stars –Pfandhaus Louisiana 16.30 Storage<br />

Wars –Die Geschäftemacher.Doku-Soap 16.55<br />

Eishockey.Champions Hockey League.<br />

Achtelfinale, Hinspiel: Yunost Minsk –EHC Red<br />

Bull München, live 19.25 Eishockey.Champions<br />

Hockey League. Achtelfinale, Hinspiel: Augsburger<br />

Panther –EHC Biel Bienne, live 22.00 Darts.<br />

Grand Slam of Darts. Gruppenspiele, 1. Runde,<br />

live 0.00 Magenta Sport: Arena 1.00 Die PS<br />

Profis –MehrPower aus dem Pott<br />

ZDF<br />

5.15 (für HG) hallo deutschland 5.30 (für HG)<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />

9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />

Gelöbnis in Berlin 12.25 drehscheibe 13.00 (für<br />

HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />

Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />

(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />

Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops 17.00 (für HG)<br />

heute 17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45<br />

(für HG) Leute heute 18.00 (für HG) Soko<br />

Hamburg.Unter Verdacht 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG) Die<br />

Rosenheim-Cops. Krimiserie. Ein ganz heißer Tipp<br />

20.15 (für HG) ZDFzeit<br />

Warumwir hassen –Eine Steven-Spielberg-Produktion.<br />

Menschen sind fähig zu<br />

Liebe und Mitgefühl –aber auch zu<br />

Grausamkeit und Hass. Waslässt sie ihre<br />

Menschlichkeit verlieren?<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) 37°: Dann wäre ich ein<br />

gemachter Mann<br />

22.45 (für HG) Markus Lanz<br />

0.00 heute+<br />

0.15 Neu im Kino<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />

–Die Familienhelfer.Ein 16-Jähriger leidet unter<br />

starken Kopfschmerzen und schwitzt unglaublich<br />

viel. Seine Mutter macht sich besorgt auf den<br />

Wegzur Praxis. /Ein Mädchen verbietet ihrer<br />

Familie, tierische Lebensmittel zu essen. 17.30<br />

Klinik am Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine<br />

18.00 Die Ruhrpottwache 19.00 Genial<br />

daneben –das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Navy CIS<br />

Krimiserie. Ex ist Ex. Major Ellen Wallace<br />

wurde nach dem 11. September 2001<br />

bei dem Terroranschlag aufs Pentagon für<br />

tot erklärt. Nun, 18 Jahre später,wird ihre<br />

Leiche auf einer Baustelle gefunden.<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Krimiserie. Nachtflug nach San Francisco<br />

22.10 Hawaii Five-0<br />

Krimiserie. Das Leben geht weiter<br />

23.10 Focus TV –Reportage<br />

Einmal dick, immer dick?<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

WDR<br />

12.45 (für HG) WDR aktuell 13.05 (für HG)<br />

Elefant, Tiger&Co. 13.55 (für HG) Lichters<br />

Schnitzeljagd 14.25 (für HG) Tierärztin Dr.<br />

Mertens 16.00 (für HG) WDR aktuell 16.15 Hier<br />

und heute 18.00 (für HG) WDR aktuell /<br />

Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für<br />

HG) Aktuelle Stunde 19.30 Regionales 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Abenteuer<br />

Erde 21.00 (für HG) Quarks 21.45 (für HG) WDR<br />

aktuell 22.10 (für HG) Die Auserwählten. Drama,<br />

D2014 23.40 (für HG) Jetzt.nicht. Drama, D<br />

2017 1.00 (für HG) Quarks<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />

Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />

die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) NaturNah<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Visite 21.15<br />

(für HG) Panorama 3 21.45 (für HG) NDR Info<br />

22.00 (für HG) Polizeiruf 110: Abwärts.<br />

Krimireihe, D2014 23.30 (für HG) Weltbilder<br />

0.00 Die Verwandlung<br />

Kabel eins<br />

5.00 Numb3rs 5.50 Without aTrace 6.40 (für<br />

HG) The Mentalist 7.35 Blue Bloods 9.25 (für<br />

HG) Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.10<br />

Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.05 (für HG)<br />

Castle 14.00 (für HG) The Mentalist 14.55 (für<br />

HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news 16.00<br />

Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />

Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55<br />

Achtung Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15<br />

(für HG) 16 Blocks. Actionfilm, USA/D 2006<br />

22.20 Hostage–Entführt. Thriller,D/USA 2005<br />

0.35 16 Blocks. Actionfilm, USA/D 2006<br />

RTLZWEI<br />

5.15 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 Die<br />

Straßencops Ruhrgebiet –Jugend im Visier 8.00<br />

Frauentausch 12.00 Die Geissens –Eine<br />

schrecklich glamouröse Familie! 13.00 Die<br />

Reimanns –Ein außergewöhnliches Leben 14.00<br />

Station B1 –Kinderärzte mit Herz 15.00 Die<br />

Wache Hamburg 16.00 Die Wache Hamburg<br />

17.00 News 17.04 Wetter 17.05 Krass Schule<br />

–Die jungen Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05<br />

Berlin –Tag &Nacht 20.15 Hartz und herzlich<br />

22.15 Hartz und herzlich 0.15 Autopsie –Mysteriöse<br />

Todesfälle 1.25 Die Forensiker<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Snooker.NorthernIreland Open in Belfast.<br />

Tag110.30 Rallye. FIA European Rally<br />

Championship (ERC) –Rally Hungary. Rückblick<br />

11.00 Motorsport 13.00 Snooker.Northern<br />

Ireland Open in Belfast. Tag113.45 Snooker.<br />

NorthernIreland Open in Belfast. Tag2,live<br />

19.10 Horse Excellence. Die Pferdesport-Highlights<br />

der Woche 19.40 Nachrichten 19.45<br />

Snooker.NorthernIreland Open in Belfast. Tag2,<br />

live 23.55 Nachrichten 0.00 Motorsport. 4<br />

Stunden vonShanghai 1.00 ERC All Access<br />

TV-Tipps<br />

ZDF, 20.15 UHR DOKU-REIHE<br />

ZDFzeit<br />

Inder von StevenSpielbergproduzierten Doku erklärtKonflikt-Forscherin<br />

Sasha Havlicek, wie Rassismus,religiöser Eifer oder nationalistischer Wahn<br />

entstehen können. In den USA sind die sogenanntenwhite supremacists<br />

schon seit Jahren das Gesicht des Terrors –eine wachsende Szene von Neonazis,Skinheads,Antisemiten<br />

und Ku-Klux-Klan-Mitgliedern. Nach dem 11.<br />

September 2001 waren rechte Extremisten für dreimal so viele Attentate auf<br />

amerikanischem Boden verantwortlich wie Islamisten. In der Doku erzählt<br />

unter anderem Aussteiger Frank Meeink von seiner Radikalisierung. Aufgewachsen<br />

in einem rauen Viertel von Philadelphia, war seine Jugend geprägt<br />

von Gewalt. Wasbringt Menschen dazu, sich hasserfüllten Ideologien anzuschließen<br />

und gegen Andersdenkende gewaltsam vorzugehen?<br />

(USA/2019)<br />

Foto: ZDF<br />

Anzeige<br />

Immer und überall.<br />

www.berliner-kurier.de/mobil<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL mittel<br />

6 8 1 3<br />

2 8 9<br />

9 5 2 4<br />

8 7<br />

3 2 1<br />

5<br />

6 2<br />

1 9 7<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

4<br />

7<br />

3 6<br />

5 9<br />

8 1<br />

9<br />

6 5 3<br />

1 5<br />

8 2<br />

Nur fürs<br />

Smartphone:<br />

Rätsel, Videos,<br />

Sonderausgaben<br />

u.v.m.<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM 11.11.2019<br />

MITTEL mittel<br />

6 3 4 9 7 5 2 1 8<br />

1 2 9 6 3 8 7 5 4<br />

5 7 8 1 4 2 9 6 3<br />

7 9 1 3 5 6 8 4 2<br />

2 4 6 8 1 7 5 3 9<br />

8 5 3 4 2 9 1 7 6<br />

3 6 2 7 8 1 4 9 5<br />

9 1 5 2 6 4 3 8 7<br />

4 8 7 5 9 3 6 2 1<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM<br />

11.11.2019<br />

11. 11. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

5 6 7 3 8 4 9 1 2<br />

1 3 8 6 2 9 4 7 5<br />

9 4 2 1 7 5 3 6 8<br />

2 8 4 9 5 6 7 3 1<br />

7 5 9 2 1 3 6 8 4<br />

3 1 6 8 4 7 2 5 9<br />

6 2 5 4 3 1 8 9 7<br />

8 9 1 7 6 2 5 4 3<br />

4 7 3 5 9 8 1 2 6<br />

RBB<br />

5.25 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.40 (für HG) Panda,<br />

Gorilla &Co. 6.30 zibb 7.30 Verborgene Schätze<br />

8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30 (für HG)<br />

Abendschau 9.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20 (für HG) Sturm<br />

der Liebe 12.10 (für HG) Julia –Eine ungewöhnliche<br />

Frau 13.00 rbb24 13.10 (für HG) Verrückt<br />

nach Fluss 14.00 (für HG) Therapie und Praxis.<br />

Komödie, D2002 15.30 (für HG) Tiere bis unters<br />

Dach 16.00 (für HG) rbb24 16.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG) rbb24 17.05<br />

(für HG) Panda, Gorilla &Co. 17.55 (für HG)<br />

Unser Sandmännchen 18.02 rbb UM6 18.27<br />

zibb 19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />

aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Geheimnisvolle Orte<br />

Wo heute an der <strong>Berliner</strong> Invalidenstraße<br />

Neubauten der Bahn eines der größten<br />

Unternehmen des Landes repräsentieren,<br />

befand sich früher ein prächtiger Bahnhof<br />

in fast verspielter Architektur.<br />

21.00 (für HG) U-Bahn unterm Sternenhimmel<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Nuhr im Ersten<br />

22.45 (für HG) Ladies Night<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 (für HG) U-Bahn unt. Sternenhimmel<br />

ProSieben<br />

5.05 2BrokeGirls. Sitcom. Funk und Trash 5.25<br />

The Middle. Comedyserie 6.05 (für HG) Twoand<br />

aHalf Men. Sitcom 7.30 (für HG) The Big Bang<br />

Theory. Sitcom 8.50 (für HG) HowIMet Your<br />

Mother.Sitcom 10.40 Fresh Off the Boat. Sitcom.<br />

VonMann zu Mann 11.05 Mike&Molly.Sitcom.<br />

Samuel fliegt raus 11.35 2BrokeGirls. Sitcom<br />

12.25 Mom. Sitcom 13.20 (für HG) Twoand a<br />

Half Men. Sitcom 14.35 The Middle. Comedyserie<br />

15.35 (für HG) The Big Bang Theory. Sitcom.<br />

Die Parkplatz-Eskalation /Strafe muss sein /<br />

Mädelsabend mit Kerl 17.00 taff 18.00<br />

Newstime 18.10 (für HG) DieSimpsons. Zeichentrickserie.<br />

Goodsimpsons /Mein Freund, der<br />

Wunderbaum 19.05 Galileo<br />

20.15 (für HG) Galileo Big Pictures:<br />

Gänsehaut –30Bilder,die nichts für<br />

schwache Nerven sind!<br />

Moderator Aiman Abdallah präsentiert30<br />

unglaubliche, emotionale und zugleich<br />

faszinierende Bilder.<br />

22.15 Galileo Big Pictures: Wunder –50<br />

Bilder,die Sie nicht für möglich halten<br />

Rankingshow<br />

1.30 (für HG) Galileo Big Pictures:<br />

Gänsehaut –30Bilder,die nichts für<br />

schwache Nerven sind!<br />

3.05 ProSieben Spätnachrichten<br />

Arte<br />

12.15 Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land<br />

Kunst 13.55 (für HG) Topas. Thriller,USA/GB<br />

1969 16.00 (für HG) Die Inseln der Queen<br />

16.50 Xenius 17.20 Fotografen auf Reisen<br />

17.50 (für HG) Der alte Mann und der Storch<br />

18.35 (für HG) Elefanten hautnah 19.20 Arte<br />

Journal 19.40 (für HG) Re: 20.15 S.O.S.<br />

Amazonas 21.10 Fake America Great Again<br />

22.10 Venezuela am Abgrund 23.05 Die<br />

Schlägertrupps des Präsidenten 23.55<br />

Guatemala: Gegen das Vergessen. Dokumentarfilm,<br />

F2015 1.00 Mit offenen Karten<br />

3Sat<br />

5.45 (für HG) Mykonos, da will ich hin! 6.15<br />

3satTextVision 6.20 Kulturzeit 7.00 nano 7.30<br />

Alpenpanorama 9.00 (für HG) ZIB 9.05 Kulturzeit<br />

9.45 nano 10.15 (für HG) Hartaber fair 11.35<br />

Natur im Garten 12.05 Aufden Schienen des<br />

Doppeladlers 13.00 (für HG) ZIB 13.15 Fernweh<br />

18.30 nano 19.00 (für HG) heute 19.20<br />

Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Brandmal. Kriminalfilm, D2015 21.45<br />

kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25 Iraqi<br />

Odyssey. Dokumentarfilm,IRQ/CH/D/UAE2014<br />

23.55 Wunderkinder 0.15 10 vor10<br />

Phoenix<br />

13.30 Streit um Nordstream 2 14.00 phoenix<br />

vorort 14.45 Aktuelles im Umfeld der Sitzungen<br />

der Bundestagsfraktionen 15.15 Unsere Welt in<br />

Zukunft 15.45 Der Apostel kommt aus Afrika<br />

16.00 Das Geschäft mit dem Plastik 16.45<br />

SchmutzigeReifen 17.30 phoenix der tag 18.00<br />

Deutschland im Rausch 18.30 Honeckers letzte<br />

Spione oder Junior und der Schwan. Dokumentarfilm,<br />

D2014 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Mysterien des Mittelalters 21.45<br />

(für HG) heute journal 22.15 Phoenix Runde<br />

23.00 phoenix der tag 0.00 Phoenix Runde<br />

Kika<br />

12.50 Ernest &Rebecca 13.15 Die Wilden Kerle<br />

13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10 Schloss<br />

Einstein –Erfurt 15.00 Ninja Nanny 15.25 Ein<br />

Fall für TKKG 15.50 (für HG) Mascha und der Bär<br />

16.05 (für HG) Chi Rho 16.50 (für HG)<br />

Geronimo Stilton 17.35 Der kleine Ritter Trenk<br />

18.00 Ein Fall für die Erdmännchen 18.15 Esme<br />

&Roy 18.35 (für HG) Weißt du eigentlich, wie<br />

lieb ich dich hab? 18.47 Baumhaus 18.50<br />

Unser Sandmännchen 19.00 Sherazade 19.25<br />

(für HG) pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für<br />

HG) Kika Live 20.10 (für HG) Find me in Paris<br />

Dmax<br />

5.25 Feueralarm! 6.00 Die Aquarium-Profis<br />

6.50 Infomercial 8.55 Hardcore Pawn 9.20<br />

Auction Hunters 9.50 Infomercial 10.15 Baggage<br />

Battles 11.15 Die Zwangsvollstrecker 13.15<br />

Dubai Airport 14.15 Ausgesetzt in der Wildnis<br />

15.15 Naked Survival XXL 16.15 Die Zwangsvollstrecker<br />

17.15 Combat Dealers 18.15 Steel<br />

Buddies 19.15 A8 –Abenteuer Autobahn 20.15<br />

Steel Buddies 21.15 Die Austausch-Cops 22.15<br />

112: Feuerwehr im Einsatz 23.10 DMAX News<br />

23.15 Outback Inferno 0.10 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

9.15 Viel Wirbel ums Wasser 10.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 10.15 Super.Markt<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />

ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Raus aus der DDR! 20.00<br />

Tagesschau 20.15 Hartaber fair 21.30<br />

Tagesschau 21.32 Die Kinder der friedlichen<br />

Revolution 22.00 Marktcheck 22.45 Tagesschau<br />

vor20Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30 Report<br />

Mainz 0.00 Tagesthemen 0.30 Umschau 1.15<br />

Die Säulen des Jupiter,Baalbek 1.30 7Tage...<br />

2.00 Abendschau 2.30 MDR Sachsenspiegel<br />

ONE<br />

5.20 Um Himmels Willen 6.10 Morden im<br />

Norden 7.00 Erlebnisreisen 7.05 Brisant 7.45<br />

Die Landärztin: Ein neues Leben. Arztreihe, D/A<br />

2008 9.15 Brisant 9.55 Hot in Cleveland 10.15<br />

Hot in Cleveland 10.35 Lindenstraße 11.05<br />

Morden im Norden 11.55 Sturmder Liebe 12.40<br />

Sturmder Liebe 13.30 Um Himmels Willen<br />

14.20 Besser als Du. Komödie, D2015 15.50<br />

Hubertund Staller 16.40 Hot in Cleveland 17.00<br />

Hot in Cleveland 17.20 Lindenstraße 17.50 Hart<br />

aber herzlich 18.40 Sturmder Liebe 19.25<br />

Sturmder Liebe 20.15 Doctor Who 21.05 Doctor<br />

Who 21.45 Doctor Who 22.35 Hustle 23.25<br />

Doctor Who 0.15 Doctor Who<br />

ZDF NEO<br />

5.45 (für HG) Weltwunder 6.30 (für HG) Eine<br />

Erde –viele Welten 7.15 (für HG) Eine Erde –viele<br />

Welten 8.00 Topfgeldjäger 9.00<br />

Lafer!Lichter!Lecker! 9.40 (für HG) Bares für<br />

Rares 10.30 (für HG) Bares für Rares 11.25<br />

Bares für Rares 12.10 (für HG) Monk 12.50 (für<br />

HG) Monk 13.35 Psych 14.15 Psych 14.55 (für<br />

HG) Monk 15.40 (für HG) Monk 16.20 Psych<br />

17.00 Psych 17.45 (für HG) Bares für Rares<br />

18.35 Bares für Rares 19.20 (für HG) Bares für<br />

Rares 20.15 (für HG) Kommissarin Heller:<br />

Hitzschlag.Krimireihe, D2015 21.45 (für HG)<br />

Professor T. 22.45 heute-show 23.15 Shapira<br />

Shapira 23.45 Blockbustaz 0.20 Blockbustaz<br />

ZDF INFO<br />

5.30 (für HG) Deutschland ’61 –Countdown zum<br />

Mauerbau 6.15 (für HG) Deutschland ’89 –<br />

Countdown zum Mauerfall 7.00 (für HG) Das<br />

Erbe der Treuhand 8.28 heute Xpress 8.30<br />

ZDF-History 11.15 Aufgeklärt–Spektakuläre<br />

Kriminalfälle 12.45 ZDF-History 13.30<br />

Schottland –Kampf der Clans 15.45 Die<br />

Geheimnisse der Tudor-Dynastie 18.00 Burgen<br />

–Monumente der Macht 18.45 Mordfall Martin<br />

Luther King 20.15 ZDF-History 21.00 Amerikas<br />

neue Nazis 22.30 Warumwir hassen 23.15<br />

Inside IS 0.00 ZDF-History 0.45 (für HG) heute<br />

journal 1.15 Syriens Herrscher –Das Haus Assad<br />

3.30 Der Schattengeneral<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musikstadt Berlin Streifzügedurch das<br />

klassische Musikleben der Hauptstadt. Mit Kai<br />

Luehrs-Kaiser,ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Ein Konzertzum 90. Geburtstag des<br />

Komponisten GeorgeCrumb: „ElevenEchoes of<br />

Autumn“ /„VoxBalaenae“ /„Night of the four<br />

Moons“ /„Voice of the Whale“, ca. 117 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Die Tageszeiten-Sinfonien von<br />

Joseph Haydn, ca. 56 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Marcia aus Vermont (1/4) vonPeter<br />

Stamm. Gelesen v. Christian Brückner,ca. 30 Min.<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Wendeländer (4/5): Ein Rom<br />

träumt vonder Champions League –Istvan Mezei<br />

und der Fußballverband der Roma in Ungarn. Von<br />

MirkoSchwanitz, ca. 45 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Hörspiel Die Stadt und die Stimmen: Hörstück<br />

vonKarl-Heinz Stevens mit Texten vonJürgen<br />

Becker.Sprecher:Jürgen Becker,ca. 50 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Feature Wohin mit dem Elend, wohin mit dem<br />

Leid. VonNadja Küchenmeister,ca. 57 Min.<br />

MAGAZIN<br />

9.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Im Gespräch Sopranistin Sarah Sun im<br />

Gespräch mit Katrin Heise, ca. 55 Min.<br />

10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Sprechstunde Wenn künstliche Gelenke<br />

Probleme bereiten. Gast: Prof. Markus Tingart,<br />

Direktor der Klinik für Orthopädie, ca. 80 Min.<br />

18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Weltzeit Südafrikas Afrophobie: Seit Jahren<br />

politisch geduldet? VonLeonie March, ca. 30 Min.<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Wiegeschlechtergerecht ist<br />

Wikipedia? VonIna Krauß, ca. 26 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Die <strong>Berliner</strong> Sängerin Erna Rot. Mit<br />

Ortrun Schütz, ca. 30 Min.<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Die ECM-Woche auf<br />

rbbKultur,Teil 2, ca. 56 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Konzert Florian Weber Quartett: Aufnahme vom<br />

25.5.2019 beim Jazzfest Bonn, ca. 55 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Daniel Brühl (41) macht sich mit zunehmendem<br />

Alter auch zunehmend<br />

Sorgen. Siebetreffen vorallem den<br />

dreijährigen Sohn des Schauspielers:<br />

„Der ultimativeAlbtraum ist ja, das<br />

eigene Kind zu verlieren. DieVerlustängste<br />

…werden immer stärker.“ Offenbar<br />

kommt Brühl allmählich in<br />

das Alter,woernoch einmal sein Leben<br />

ändernmöchte.Generell sei das<br />

viele Unterwegssein mit dem Familienleben<br />

nicht immer vereinbar.„Das<br />

haut dann schon rein, wenn man bei<br />

bestimmten Momenten nicht dabei<br />

sein kann, wenn etwasWichtiges passiertimLeben<br />

des Sohns.“<br />

Walter Freiwald (65) ist schwer an<br />

Krebs erkrankt. Dervon der RTL-<br />

Nachmittagsshow„DerPreis ist<br />

heiß“ bekannte Moderator hatte dies<br />

voreinigen Tagen bekannt gegeben<br />

und zeigt sich nun vonden Reaktionen<br />

überwältigt. PerFacebook lässt<br />

er uns wissen: „Danke für euer Mitgefühl.<br />

Ihrtut mir gut. Vergesst mich<br />

nicht!“ Freiwald ist ein Teleshopping-Urgestein,<br />

ein Dampfplauderer<br />

vordem Herrnund selbst ernannter<br />

„Dschungelkönig der Herzen!“ und<br />

jetzt auch, wo es um seine eigene<br />

Prognose geht, ein rückhaltloser<br />

Klartexter:Der Krebs ist ein Arschloch<br />

und wirdmich töten.“<br />

Claudia Emmanuela Santoso (19) wird<br />

uns wegen ihrer entzückenden Zahnspange<br />

in jedem Fall noch etwas in<br />

Erinnerung bleiben. Ansonsten lässt<br />

sich vonder Studentin der Musikwissenschaft<br />

sagen, dass sie am Sonntagabend<br />

vollkommen zu Recht zur Siegerin<br />

der Sat1-Castingsshow„Voice of<br />

Germany“ gekürtwurde –vor allem<br />

bei ihrer Interpretation<br />

vonWhitney Hustons<br />

Edelschnulze„Ihave<br />

Nothing“ überzeugte<br />

sie mit einer wirklich<br />

intonationssicheren,<br />

nuancenreichen,<br />

etwas ins<br />

Klagende neigenden,<br />

aber auch in<br />

den oberen Lagen<br />

noch einigermaßen<br />

kräftig jubilierenden<br />

Stimme.Hoffen<br />

wir,dass aus Santoso<br />

mehr als eine<br />

gute Musical-<br />

Darstellerin wird.<br />

(schl.)<br />

Siegerin mit entzückender<br />

Zahnspange.<br />

DPA<br />

TIERE<br />

Diese Münchner Ente ruht sich<br />

aus. Einfach so.<br />

DPA<br />

Große Anteilnahme in der kleinen<br />

Tierkastenredaktion: Eine Ente sitzt<br />

am Montag auf einem Rohr,das aus<br />

einer Mauer in den Auer Mühlbach<br />

unterhalb des bayerischen Landtags<br />

ragt. Zugegeben, das wärenicht weiter<br />

der Rede wert –Enten sitzen mal<br />

hier,mal dort, landauf und landab.<br />

Aber das weibliche Exemplar einer<br />

Stockente,das unser Bild hier zeigt,<br />

hat einen ungestörten Ortgefunden.<br />

Daszuden Gänsevögeln gehörende<br />

Tier ruht sich aus,esentflieht dem<br />

Gelärm. Undsinnbildlich ja auch der<br />

politischen Aufregung unserer Tage.<br />

Ach, wie schön! (schl.)<br />

VonWilli Germund, Bangkok<br />

Der Allgäu Airport in<br />

Memmingen hatte nach<br />

zweiwöchiger Erneuerung<br />

seiner Landepiste<br />

gerade erst den Betrieb aufgenommen,<br />

als es am 4. Oktober schon rappelte.<br />

Zwei Flugzeuge gerieten mit<br />

ihren Flügeln aneinander. AnBord<br />

der Boeing 737 aus Thailand, die an<br />

der bislang verheimlichten Kollision<br />

mit Blechschaden beteiligt war, befand<br />

sich ausgerechnet „904“, wie<br />

das Sicherheitskürzel für Thailands<br />

König Vajiralongkorn lautet. Er besitzt<br />

seit Jahren einen Pilotenschein<br />

für den zweistrahligen Düsenjet. Es<br />

ist unklar, obPhrabat Somdet Phra<br />

Vajira Klao Chao Yu Hua, so der offizielle<br />

Titel des Monarchen, selbst am<br />

Steuerknüppel saß.<br />

Thailands König verbringt den<br />

größten Teil seiner Zeit in Deutschland.<br />

Er ließ sogar die Verfassung ändern,<br />

um während seiner Visiten am<br />

Starnberger Seekeinen Stellvertreter<br />

ernennen zu müssen. Sein Grundstück<br />

in der Nachbarschaft des deutschen<br />

Sängers Peter Maffay trägt<br />

eine Plakette mit einer Aufschrift, die<br />

es als diplomatisches Gelände<br />

kennzeichnet –angeblich aus Sorge<br />

vor eifrigen deutschen Steuerfahndern.<br />

Dabei zeigt die Bundesregierung<br />

bislang wenig Interesse, dem<br />

thailändischen Monarchen –erbesitzt<br />

den 30 bis 40 Milliarden schwerenFond<br />

„Crown Property“ in seiner<br />

Heimat –zunahe zu treten.<br />

Todesstrafe in Deutschland<br />

Lediglich im letzten Jahr sah Berlin<br />

sich genötigt, den König auf deutsche<br />

Gesetzehinzuweisen. In Bangkok war<br />

ein Krimineller nach einem vergeblichen<br />

Gnadengesuch an König Vajiralongkron<br />

hingerichtet worden, während<br />

der Monarch in Deutschland<br />

weilte.Die Todesstrafe ist in Deutschland<br />

untersagt und fremde Staatsoberhäupter<br />

können zur Rechenschaft<br />

gezogen werden, wenn sie auf<br />

deutschem Boden gegen deutsche<br />

Gesetze verstoßen –selbst wenn es<br />

sich um Entscheidungen handelt, bei<br />

denen es um das Heimatland der Betreffenden<br />

geht.<br />

Doch zurück zum Flughafen von<br />

Memmingen: Die Versicherungen<br />

haben den Unfall längst geregelt. Eine<br />

prominente Passagierin, die wahrscheinlich<br />

bei der Kollision Anfang<br />

Oktober an Bord war, fehlte ganz bestimmt,<br />

als der König von Thailand<br />

Anfang November erneut nach<br />

Deutschland einflog: Die 34-jährige<br />

Nicht zimperlich<br />

Intrigen, Skandale und der Zorn von RamaX.:<br />

Wieder König von Thailand<br />

Sineenat Wongvajirapakdi, im Oktober<br />

noch offiziell ernannte Konkubine<br />

des Königs.WährendVajiralongkornzuseinen<br />

gewohnten Radtouren<br />

in Süddeutschland aufbricht, hockt<br />

Koi, so der Spitzname der begeisterten<br />

Sportlerin, auf einer Gefängnispritsche<br />

im Frauengefängnis Klong<br />

Phrem, der weiblichen Abteilung des<br />

mit 20000 Gefangenen überfüllten,<br />

auch als Bangkok Hilton bekannten<br />

Hochsicherheitsgefängnisses.<br />

Thailands König wirft Koivor,ihre<br />

Position genutzt zu haben, um die<br />

„Nation zu unterminieren“ – das<br />

ließe sich auch dahingehend interpretieren,<br />

dass sie selber Königin<br />

werden wollte.Wie auch immer,Anfang<br />

November gehörte wieder die<br />

41-jährige Königin Suthida zur Delegation,<br />

als Vajiralongkorn zuseinem<br />

jüngsten Aufenthalt in Deutschland<br />

ankam. Sie war bereits vor längerer<br />

Zeit zunächst in die Schweiz und<br />

später angeblich in ein italienisches<br />

Dorf umgezogen, um ihrer Nebenbuhlerin<br />

aus dem Wegzugehen. König<br />

Rama X. hatte sie drei Tage vor<br />

seiner offiziellen Krönung Anfang<br />

Mai geheiratet und auf den Thron<br />

befördert.<br />

Just am 67. Geburtstag des Königs<br />

im Juli verfolgte Königin Suthida mit<br />

seine Macht festigt<br />

Volles Ornat, hartes Regiment: Königin Suthida musste eine königliche Geliebte neben sich dulden –bis König Rama X. die Konkubine ins Gefängnis werfen ließ. IMAGO IMAGES (2)<br />

Einmal, da waren sie glücklich: Der König und seine Konkubine Sineenat.<br />

Nach der offiziellen Lesartbeseitigt derKönig<br />

alle „illoyalen“ und „undankbaren“ Kräfte am<br />

Hofe. Betroffen davon sind allerdings nicht<br />

nur seine offizielle Geliebte, sondern auch<br />

Familienmitglieder und Hofangestellte.<br />

Niemand soll Rama X. gefährlich werden.<br />

versteinerter Miene der Zeremonie,<br />

bei der ihre Nebenbuhlerin auf dem<br />

Boden liegend ihren offiziellen Titel<br />

als „königlich adelige Gemahlin“<br />

entgegennahm. Der Rang war zuletzt<br />

vor dem Jahr 1932, dem Ende<br />

der absoluten Monarchie, vergeben<br />

worden. Damals war es üblich, dass<br />

Thailands Könige Töchter von Untertanen<br />

als „Geschenk“ annahmen.<br />

Doch das Glück der 34-jährigen<br />

Thailänderin, die einen Generalsrang<br />

erhalten hatte, sich als Scharfschützin<br />

übte und einen Pilotenschein<br />

machte,dauerte nur ein paar<br />

Monate.<br />

Der königliche Palast nahm bei<br />

der Begründung für den plötzlichen<br />

tiefen Fall Ende Oktober der Geliebten<br />

von Rama X. kein Blatt vor den<br />

Mund. Siehabe sich illoyal verhalten<br />

und sei der Amtsanmaßung schuldig.<br />

In der Begründung in der amtlichen<br />

„Royal Gazette“ hieß es gar, Sineenat<br />

habe sich „undankbar“ aufgeführt,<br />

obwohl der König mit der<br />

Ernennung zur „königlich adligen<br />

Gemahlin“ versuchte,Frieden in seinem<br />

offenbar vonIntrigen durchwucherten<br />

Haushalt zu schaffen.<br />

Demtiefen Fall vonKoi folgte eine<br />

weitreichende Säuberung, die manche<br />

Beobachter an die Dramen von<br />

AFP<br />

William Shakespeare erinnern. Ihre<br />

Familie gilt inzwischen als unauffindbar.<br />

Der Mittelpunkt der Affäre<br />

scheint sich im und rund um das<br />

Schlafzimmer des Königs von Thailand<br />

abgespielt zu haben. Zwei<br />

Schlafzimmerpagen wurden gefeuert.<br />

Zwei weitere Höflinge wurden<br />

wegen „extrem üblem Verhalten“ geschasst.<br />

Ein Hofmeister –angeblich<br />

hatte er eine Geliebte zur Abtreibung<br />

gezwungen –verlor sein Amt.<br />

Rund ein Dutzend Personen aus<br />

dem engen Umfeld des Monarchen<br />

verloren ihre Ämter. Im Palast ist<br />

längst bekannt, dass der Monarch<br />

keine Gnade kennt, wenn sein Zorn<br />

erst einmal geweckt wird. Schon<br />

kurz nach der Amtsübernahme als<br />

König verbannte er langjährige Palastmitarbeiter<br />

seines verstorbenen<br />

Vaters Bhumibol Adulyadej, denen<br />

Korruption vorgeworfen wurde.<br />

Die große Säuberung<br />

Vajiralongkorns dritte Ehefrau Srirasmi<br />

Suwadee, Mutter des gegenwärtig<br />

in Deutschland zur Schule gehenden,<br />

2005 geborenen gemeinsamen<br />

Sohns Prince Dipangkorn Rasmijoti,<br />

verschwand völlig aus der<br />

Öffentlichkeit. Sieben Mitglieder ihrer<br />

Familie wanderten wegen Korruption<br />

hinter Gitter. Sirisima selbst<br />

wurde auf Anordnung des Königs<br />

mit rund 5,5 Millionen US-Dollar abgefunden.<br />

Angeblich, es machen allerlei<br />

Gerüchte die Runde.Eines lautet,<br />

dass beim neuesten Skandal die<br />

amtierende Königin hinter den Enthüllungen<br />

und Entlassungen stecke.<br />

Ein anderes will wissen, dass Vajiralongkorns<br />

älteste Tochter, die 1978<br />

geborene Prinzessin Bajrakitiyabha<br />

Narendira Debyavati, die Affäre um<br />

das Schlafzimmer des Königs ins<br />

Rollen brachte. Vielleicht, um die<br />

Dynastie zu retten?<br />

Den König muss all das nicht<br />

mehr kümmern, er kann sich in seiner<br />

Position gegenwärtig so sicher<br />

wie noch nie fühlen. Der Monarch<br />

brachte nämlich die wichtigsten<br />

Teile der Streitkräfte in Bangkok unter<br />

seine Kontrolle. Armeechef Anupong<br />

Paochinda gilt als Vertrauter<br />

Vajiralongkorns. Und seit März des<br />

vergangenen Jahres wird die Gefolgschaft<br />

in der Kaderschmiede „Freiwilliger<br />

Geist 904“ herangezogen<br />

und auf Linie gebracht. Ziel laut der<br />

Webseite des königlichen Palasts:<br />

„Entwicklung und Verteidigung des<br />

Landes sowie die Ausbildung von<br />

Leuten, die loyal zur Monarchie“ stehen.<br />

Bislang haben 3000 Thailänder<br />

die Kaderschmiede absolviert.<br />

NACHRICHTEN<br />

Tote Frau in Hamburg vor<br />

Haustür abgelegt<br />

In einem Hamburger Wohngebiet<br />

soll ein Unbekannter eine Frauenleiche<br />

aus einem Haus getragen und<br />

neben dem Gehweg abgelegt haben.<br />

EinGewaltverbrechen hat die Polizei<br />

nach ersten Erkenntnissen am Montag<br />

ausgeschlossen. Vielmehr sei die<br />

50-Jährige Anwohnernzufolge<br />

schon länger krank gewesen. Vorläufige<br />

Festnahmen hatte es in der<br />

Nacht zu Montag nach einem Großeinsatz<br />

vonPolizei, Feuerwehr und<br />

Landeskriminalamt dennoch gegeben.<br />

Werdie Tote warum vordem<br />

Haus im Hamburger Stadtteil Bramfeld<br />

abgelegt hatte,war jedoch zunächst<br />

unklar. (dpa)<br />

Zoll stellt Kuhhaut mit<br />

Maden am Flughafen sicher<br />

Sieben Kilogramm vergammelte<br />

und vonMaden befallene Kuhhaut<br />

hat der Zoll am Düsseldorfer Flughafen<br />

sichergestellt. DieBeamten hätten<br />

den unangenehmen Geruch aus<br />

dem Koffer einer Wuppertalerin<br />

schon vonweitem wahrnehmen<br />

können, berichtete ein Zollsprecher<br />

am Montag. AufNachfrage habe die<br />

Reisende angegeben, es handele sich<br />

um eine Delikatesse aus Kamerun.<br />

Ihre Familie werdedie „schön weiche“<br />

Haut essen. Dazu kam es nicht:<br />

DiezweiPlastiktüten mit dem anrüchigen<br />

Inhalt wurden sichergestellt.<br />

DieStadt Düsseldorfwerde die Haut<br />

vernichten. DieKosten dafür werde<br />

die Reisende tragen müssen. (dpa)<br />

Weißer Trüffel für 120000<br />

Euro versteigert<br />

Wuchtiger Edelpilz: Der Leckerschmecker<br />

wiegt ein Kilogramm. AFP/MIGUEL MEDINA<br />

Einweißer Trüffel mit einem Gewicht<br />

vonrund einem Kilogramm ist<br />

am Sonntag im italienischen Piemont<br />

für 120 000 Euro an einen anonymen<br />

Bieter versteigertworden.<br />

DieAuktion war der Höhepunkt des<br />

jährlichen weltbekannten Internationalen<br />

Festivals des Weißen Trüffels<br />

in der Stadt Alba nahe Turin.<br />

Dortwurden EdelpilzeimWertvon<br />

insgesamt etwa 420 000 Euro versteigert.<br />

Mitrund 120 Euro proGramm<br />

entspricht der Preis des Riesenexemplars<br />

bei weitem nicht dem derzeitigen<br />

Marktpreis,der laut italienischem<br />

Bauernverband Coldiretti die<br />

nationale Referenz ist. Dieser liegt<br />

derzeit bei rund 3,75 Euro pro<br />

Gramm. DieErlöse der Trüffel-Auktionen<br />

gehen traditionell an wohltätige<br />

Organisationen. (AFP)<br />

Frau bei Unglück mit<br />

Küchenmaschine erwürgt<br />

Beim Backen eines Geburtstagskuchens<br />

für ihren Sohn ist eine Französin<br />

auf tragische Weise ums Leben<br />

gekommen. WieFeuerwehr und Polizei<br />

am Sonntag mitteilten, verfing<br />

sich das Halstuch der 58-Jährigen in<br />

ihrer Küchenmaschine –die Frau<br />

wurde erwürgt. Rettungsversuche<br />

ihres 15-jährigen Sohnes blieben erfolglos.Der<br />

15-Jährige zognach dem<br />

Unglück am Sonntagmorgen auf Anraten<br />

der Notruf-Zentrale den Stecker<br />

des Mixers und schnitt das Halstuch<br />

seiner Mutter durch. (AFP)

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