Berliner Zeitung 12.11.2019
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Egon Krenz und wir: Wemgebührt Dank für 1989? Eine Debatte – Meinung Seite 8<br />
Auf eine<br />
Curry mit<br />
Gregor Gysi<br />
Seite 12<br />
4°/8°<br />
Starkbewölkt<br />
Wetter Seite 2<br />
Bundeswehr: Streit über<br />
das öffentliche Gelöbnis<br />
Politik Seite 4<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Götz Aly über<br />
Monika Grütters<br />
Meinung Seite 8<br />
Dienstag,12. November 2019 Nr.263 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Bedingt abwehrbereit: die<br />
Fußball-Nationalmannschaft<br />
Sport Seite 18<br />
Hannover<br />
Ein Sieg<br />
des<br />
Brückenbauers<br />
VonKarlDoeleke<br />
Der neue Oberbürgermeister der<br />
Stadt Hannover heißt Belit<br />
Onay.Damit ist dieWahl, was die Äußerlichkeiten<br />
betrifft, in mehrfacher<br />
Hinsicht historisch: Der 38-Jährige<br />
ist der erste grüne Oberbürgermeister<br />
in der SPD-Hochburg Hannover.<br />
Underist der erste Oberbürgermeister<br />
einer Großstadt, der einer türkischen<br />
Migrantenfamilie entstammt.<br />
Und zum ersten<br />
Mal seit dem<br />
Krieg wird Hannover<br />
nicht von<br />
einem Sozialdemokraten<br />
regiert.<br />
Belit Onay<br />
ist OB mit türkischen<br />
Wurzeln.<br />
Nach dem<br />
Wahlsieg erhielt<br />
der neue Oberbürgermeister,<br />
der ein „Brückenbauer<br />
auch<br />
für eine Migrationsgesellschaft“<br />
sein will, zahlreiche Glückwünsche.<br />
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt<br />
sprach angesichts<br />
Onays Herkunft von einer „Sensation“.<br />
Auch Niedersachsens Ministerpräsident<br />
Stephan Weil (SPD),<br />
selbst einmal OB in Hannover, gratulierte<br />
dem neuen Rathauschef<br />
und fügte hinzu: „Dass ein Politiker<br />
mit türkischen Wurzeln Oberbürgermeister<br />
der größten Stadt Niedersachsens<br />
wird, ist im Übrigen<br />
ein gutes Zeichen für das Miteinander<br />
in unserem Land.“<br />
Dabei war die Kandidatur kein<br />
Selbstgänger.Als eine Grünen-Kommission<br />
den Landtagsabgeordneten<br />
Onay ins Rennen schickte, sprachen<br />
manche schon von einer verpassten<br />
Chance –gerade weil sich Grünen<br />
und CDU nach dem Rücktritt des<br />
SPD-Amtsinhabers nach einer Gehaltsaffäre<br />
erstmals eine realistische<br />
Möglichkeit zur Amtsübernahme<br />
darbot.<br />
Doch Onay –zunächst noch wenig<br />
bekannt –konnte mit seiner lockeren<br />
Artviele Hannoveraner überzeugen.<br />
Mit 52,9 Prozent setzte er<br />
sich in der Stichwahl gegen CDU-<br />
Konkurrenten Eckhard Scholz<br />
durch. Dem Verlierer schickte Onay<br />
am Montag tröstende Worte per<br />
Twitter:„Du bist ein toller Kerl.“<br />
Onay gehört seit 2013 dem niedersächsischen<br />
Landtag als Rechtsund<br />
Innenpolitiker an. Er gilt als eigenständiger<br />
Kopf. „Man muss Belit<br />
Onay von jeder einzelnen Position<br />
überzeugen“, sagt ein Parteifreund<br />
über ihn.<br />
Aufgewachsen ist der 38-Jährige<br />
als Sohn türkischer Elternimniedersächsischen<br />
Goslar. Studiert hat er<br />
Jura.Erund seine Frau Derya haben<br />
einen kleinen Sohn.<br />
Onay will in Hannover eine Verkehrswende<br />
erreichen und mittelfristig<br />
die Innenstadt für den Autoverkehr<br />
sperren. Große Wohnungsbaugebiete<br />
will er im Umland erschließen,<br />
damit im Stadtgebiet<br />
mehr Raum für Grünflächen bleibt.<br />
Außerdem will er das Rathaus für<br />
Bürger öffnen. „Das Rathaus gehört<br />
allen“, sagte er nach der Wahl.<br />
Früher warGeschlechtertrennung in Chören üblich, wie beim Postgesangsverein Liederkranz in Dresden (circa 1935). In Berlin gibt es auch heute noch 17 Männerchöre.<br />
VonAnnika Leister und Elmar Schütze<br />
Mann, oh Mann<br />
Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat eine gesellschaftliche Debatte ausgelöst:<br />
Soll Vereinen, die keine Frauen aufnehmen, die Gemeinnützigkeit gestrichen<br />
werden? Berlins Justizsenator Dirk Behrendt begrüßt den Vorstoß<br />
Finanzminister Olaf Scholz<br />
(SPD) hat eine Debatte angestoßen,<br />
die für den <strong>Berliner</strong><br />
Ruderverein RG Wiking<br />
zum ernsthaften Problem werden<br />
könnte.Esgeht um die Frage,obein<br />
Verein gemeinnützig sein darf, wenn<br />
er ein Geschlecht ausschließt. Scholz<br />
spricht davon, dass es Hunderte Vereine<br />
treffen könnte,der Verein Deutsches<br />
Ehrenamt geht eher von mehrerenTausend<br />
aus.<br />
„Vereine, die grundsätzlich keine<br />
Frauen aufnehmen, sind aus meiner<br />
Sicht nicht gemeinnützig“, sagte<br />
Scholz der Bild am Sonntag und verkündete,<br />
dass man derzeit das Gemeinnützigkeitsrecht<br />
ändere. „Wer<br />
Frauen ausschließt, sollte keine<br />
Steuervorteile haben und Spendenquittungen<br />
ausstellen.“ Nach Informationen<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> wird<br />
im Finanzministerium zurzeit die<br />
Reformvorbereitet. Siesoll nicht nur<br />
reine Männer-Vereine,sondernauch<br />
reine Frauen-Vereine betreffen –<br />
wenn sie „ohne sachlichen Grund“<br />
ein bestimmtes Geschlecht von der<br />
Mitgliedschaft ausschließen. Wenn<br />
Vereine hingegen „bestehende geschlechtsbezogene<br />
Nachteile“ beseitigen<br />
wollen, wie zum Beispiel in<br />
Selbsthilfegruppen, sollen sie auch<br />
weiterhin ausschließlich Frauen<br />
oder ausschließlich Männer aufnehmen<br />
dürfen.<br />
Justizsenator Dirk Behrendt<br />
(Grüne) begrüßt Scholz’ Vorschlag.<br />
„Das Gemeinnützigkeitsrecht ist<br />
nicht mehr zeitgemäß und bedarfeiner<br />
Überarbeitung“, sagte Behrendt<br />
am Montag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Er<br />
warte gespannt auf Vorschläge.<br />
Der Generalsekretär der CSU,<br />
Markus Blume, schätzt die Lage<br />
gänzlich anders ein: „Vereine steuerlich<br />
zu benachteiligen, weil sie sich<br />
mit ihrem Angebot nur an Frauen<br />
oder nur an Männer wenden, ist<br />
grundfalsch“, sagte er. Er führte<br />
Männergesangsvereine, den Katholischen<br />
Frauenbund sowie Burschenvereine<br />
als Beispiele an. „Es ist<br />
absurd, Vereine nach Genderaspekten<br />
in gut und schlecht einzuteilen.“<br />
Für Vereine wie die RG Wiking<br />
könnte eine Reformder Gemeinnützigkeit<br />
gravierende Folgen haben.<br />
Denn der 250 Mitglieder starke Verein<br />
aus Berlin-Neukölln, gegründet<br />
1896, legt in seiner Satzung eindeutig<br />
fest:„Mitglied kann jede (…) männliche<br />
Person werden.“ Seit 123 Jahren<br />
schließt der Verein also Frauen von<br />
der Mitgliedschaft aus.<br />
„Wenn uns wirklich die Gemeinnützigkeit<br />
entzogen würde,müssten<br />
wir uns überlegen, ob wir so weiter<br />
machen können“, sagte Wiking-Finanz-Vorstand<br />
Wolfram Miller im<br />
Gespräch mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Denn der Verein lebt zu großen Teilen<br />
von öffentlichen Zuschüssen,<br />
etwa für die Bezahlung vonÜbungsleitern,<br />
die Beschaffung von Booten<br />
oder die Sanierung von Gebäuden –<br />
und diese Zuschüsse gibt es nur,<br />
wenn die Gemeinnützigkeit anerkannt<br />
wird.<br />
So schoss die öffentliche Hand<br />
zuletzt 20 Prozent zum Baueiner insgesamt<br />
84 000 Euro teuren Steganlage<br />
im Britzer Zweigkanal zu, weitere<br />
40Prozent wurden als zinsloses<br />
Darlehen gewährt. Die restlichen 40<br />
Prozent musste die RG Wiking selber<br />
aufbringen, etwa durch Spenden.<br />
Doch auch diese dürften wesentlich<br />
spärlicher fließen, wenn sie nicht<br />
mehr steuerlich geltend gemacht<br />
werden könnten, so Miller. Das sei<br />
umso bitterer,daman in den vergangenen<br />
Jahren stets eine deutlich höhere<br />
Spendensumme eingesammelt<br />
habe, als an Mitgliedsbeiträgen ein-<br />
„Das Gemeinnützigkeitsrecht ist<br />
nicht mehr zeitgemäß<br />
und bedarf einer Überarbeitung.<br />
Wir warten gespannt auf die Vorschläge.“<br />
Dirk Behrendt (Grüne), <strong>Berliner</strong> Justizsenator<br />
geflossen sei. „Die Gemeinnützigkeit<br />
ist für uns essenziell“, sagt Miller.<br />
Auch bei der RG Wiking in Neukölln<br />
sind in den vergangenen Jahren<br />
Gleichberechtigungsfragen debattiert<br />
worden. Doch eine Öffnung<br />
der Satzung fand keine Mehrheit.<br />
Das lag zum einen daran, dass es im<br />
Leistungssport-Rudern keine<br />
Mixed-Boote gibt, Frauen und Männer<br />
also getrennt starten. Zumanderen<br />
aber auch daran, dass „viele ältere<br />
Mitglieder das nicht akzeptiert<br />
hätten“, wie Vorstand Miller sagt.<br />
Also gründeten die interessierten<br />
und zum Teil ohnehin schon engagierten<br />
Frauen vor fünf Jahren den<br />
Neuköllner Ruderclub Berlin, einen<br />
reinen Frauenverein. Vomersten Tag<br />
an kooperierten die Frauen der<br />
NRCB mit den Männern der RG Wi-<br />
IMAGO IMAGES<br />
king. Beide Vereine teilen sich Infrastruktur<br />
und Trainer.<br />
Hart treffen könnte eine Reform<br />
zum Beispiel auch die Vereine im<br />
Bund der historischen deutschen<br />
Schützenbruderschaften (BhDS).<br />
1300 Bruderschaften sind darin organisiert,<br />
14 Prozent davon schließen<br />
Frauen per Satzung aus, sagt<br />
Sprecher Rolf Nieborg, und begründen<br />
das mit der christlichen Ausrichtung<br />
und jahrhundertealter Tradition:<br />
„Im Rahmen ihrer religiösen<br />
Selbstbestimmung dürfen Vereine<br />
frei über Mitgliedschaften entscheiden.<br />
Steuerrecht darfsich nicht über<br />
Renten steigen<br />
um mehr als<br />
drei Prozent<br />
39,20 Euro monatlich mehr<br />
im Osten, 31,50 im Westen<br />
Die rund 21 Millionen Rentner<br />
können sich auch im kommenden<br />
Jahr auf deutlich steigende Bezüge<br />
freuen. Zum1.Juli 2020 dürften<br />
die Renten in Westdeutschland um<br />
3,15 Prozent und in Ostdeutschland<br />
um 3,92 Prozent steigen. Das geht<br />
aus einem Entwurf für den Rentenversicherungsbericht<br />
2019 hervor.<br />
Eine monatliche Rente von 1000<br />
Euro,die nur auf West-Beiträgen beruht,<br />
dürfte sich dadurch um 31,50<br />
Euro erhöhen, eine gleich hohe<br />
Rente mit Ost-Beiträgen um 39,20<br />
Euro. Eshandelt sich bei den Angaben<br />
um Schätzungen zum jetzigen<br />
Zeitpunkt. Die exakten nötigen<br />
Werte für die Berechnung der Rentenerhöhung<br />
liegen erst im Frühjahr<br />
2020 vor. Dass die Annahmen zur<br />
Rentensteigerung am Tagnach der<br />
Einigung der Koalition zur Grundrente<br />
bekannt wurden, ist Zufall. Die<br />
Vorausberechnungen werden jedes<br />
Jahr um diese Zeit fertiggestellt.<br />
Demnach dürfte sich die Erhöhung<br />
auf dem Niveau dieses Jahres<br />
bewegen. Im Juli hatten die Renten<br />
im Westen um 3,18 Prozent, im Osten<br />
um 3,91 Prozent zugelegt. Die<br />
Rentenerhöhung folgt vor allem der<br />
Lohnentwicklung, die ihre Basis in<br />
der konjunkturellen Lage hat. Auch<br />
die Beitragsentwicklung und das<br />
Verhältnis von Beitragszahlern und<br />
Rentnernspielen eine Rolle.<br />
Insgesamt sollen die Renten laut<br />
dem Berichtab2020 bis 2033 um insgesamt<br />
rund 36,4 Prozent steigen.<br />
„Dies entspricht einer durchschnittlichen<br />
Steigerungsrate von rund 2,2<br />
Prozent proJahr.“<br />
Einigung auf die Grundrente<br />
Am Sonntag hatte sich der Koalitionsausschuss<br />
auf die Einführung einer<br />
Grundrente verständigt, die höher<br />
als die Grundsicherung liegt.<br />
Den Zuschlag sollen Rentner bekommen,<br />
die 35 Beitragsjahrehaben<br />
und deren Beitragsleistung unter 80<br />
Prozent, aber über 30 Prozent des<br />
Durchschnittseinkommens liegt.<br />
Geplant ist eine Einkommensprüfung,<br />
nicht aber eine vonder SPD abgelehnte<br />
Bedürftigkeitsprüfung. Mit<br />
Spannung wurden die Reaktionen<br />
der Bundestagsfraktionen von SPD<br />
und vor allem der Union an diesem<br />
Dienstag erwartet. (dpa)<br />
Seiten 2und 3<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
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Verfassungsrecht hinwegsetzen“,<br />
sagte Nieborg der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Die Bruderschaften nähmen auch<br />
nur Christen auf –eine weitere Einschränkung.<br />
Scholz’ Vorschlag sei<br />
„reiner Populismus“, der Finanzminister<br />
versuche so, Wählerstimmen<br />
bei Frauen zu sammeln, sagt Nieborg.„Wir<br />
gehen davon aus,dass das<br />
nicht durchgesetzt wird.“<br />
Kein Problem dürften Gesangsvereine<br />
haben, die traditionell auch<br />
häufig geschlechtergetrennt proben.<br />
Im <strong>Berliner</strong> Chorverband sind 17<br />
Männer-, 18 Frauen- und 175 gemischte<br />
Chöre organisiert. Doch die<br />
Männerchöre, die die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
anrief, sind gelassen –weil sie<br />
Frauen in ihrer Satzung nicht explizit<br />
ausschließen. „Aktiv singen bei uns<br />
nur Männer“, sagt Roland Groth<br />
vom Männerchor Eintracht 1892<br />
Berlin-Mahlsdorf, „aber Frauen dürfen<br />
fördernde Mitglieder sein“.<br />
Übrigens: Finanzminister Scholz<br />
ist selbst Ruderer. Zuseiner Zeit als<br />
Hamburger Oberbürgermeister ruderte<br />
er im Klub Allemannia von<br />
1866 über die Alster. Einem Verein,<br />
der lange Zeit nur Männer an die<br />
Riemen ließ. Bis zueiner Satzungsänderung<br />
–imMärzdieses Jahres. 4 194050 501603<br />
21046
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Die neue Grundrente<br />
„Ein vernünftiger Kompromiss“<br />
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans über die Einigung im Grundrentenstreit und die Querelen in der Partei<br />
Grundrente<br />
Werbekommt<br />
sie?<br />
Die Idee der Grundrente ist, diejenigen<br />
besserzustellen, die ein<br />
Leben lang gearbeitet und ins Rentensystem<br />
eingezahlt haben, aber nur<br />
über sehr geringe Rentenansprüche<br />
verfügen. Dabei geht es um Menschen,<br />
die mindestens 35 Jahre Beiträge<br />
gezahlt haben, Kindererziehungs-<br />
und Pflegezeiten einbezogen.<br />
Um zu vermeiden, dass jemand, der<br />
auf geringfügig weniger als 35 Beitragsjahre<br />
kommt, leer ausgeht, soll<br />
es eine Gleitzone geben. Darüber ist<br />
aber noch nichts Genaues bekannt.<br />
Laut Arbeitsministerium werden voraussichtlich<br />
1,2 bis 1,5 Millionen<br />
Menschen die Grundrente erhalten.<br />
Vier von fünf davon seien Frauen,<br />
heißt es im Ministerium. Denn sie<br />
hätten häufiger als Männer der Familie<br />
wegen nur Teilzeit gearbeitet –<br />
oder in Berufen, in denen vergleichsweise<br />
schlecht bezahlt wird. (pet.)<br />
AFP<br />
Aufschlag<br />
„Deutschland bekommt<br />
eine<br />
Grundrente, sozial<br />
und gerecht“, sagt<br />
Vizekanzler und Finanzminister<br />
Olaf<br />
Scholz (SPD).<br />
Wieviel Geld<br />
gibt es?<br />
Das hängt davon ab,wie viele Rentenpunkte<br />
Versicherte als Berufstätige<br />
gesammelt haben. Einen<br />
Punkt erhält, wer für ein durchschnittliches<br />
Jahreseinkommen (derzeit<br />
knapp 38 000 Euro) Rentenbeiträge<br />
zahlt. Bei der Grundrente gilt:<br />
Werüber die Jahreweniger als 80 Prozent<br />
des Durchschnittseinkommens<br />
verdient und damit weniger als 0,8<br />
Punkte proJahr gesammelt hat, erhält<br />
eine Aufwertung seiner Rentenansprüche.<br />
Man muss aber im Schnitt<br />
wenigstens 0,3 Punkte erreicht haben.<br />
Werimmer nur Minijobs hatte,<br />
profitiert nicht. Als Beispiel für die<br />
Grundrentenberechnung nennt das<br />
Arbeitsministerium eine Friseurin,<br />
die 40 Jahrefür 40 Prozent des Durchschnittslohns<br />
gearbeitet hat. Sie<br />
komme derzeit auf eine Rente von<br />
528,80 Euro.Mit Grundrente seien es<br />
künftig 933,66. (pet.)<br />
Er ist der jüngste Ministerpräsident<br />
Deutschlands<br />
und einer der engsten Vertrauten<br />
von CDU-Chefin<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer. Als<br />
die Ministerpräsidentin im Saarland<br />
war, unterstützte sie Tobias<br />
Hans als Fraktionschef im Landtag.<br />
Die aktuellen Querelen betrachtet<br />
der 41-Jährige mit einiger Gelassenheit.<br />
Herr Hans, der Wirtschaftsflügel kritisiert<br />
den Grundrenten-Kompromiss,<br />
Fraktionschef Ralph Brinkhaus<br />
sagt, man werde noch viel erklären<br />
müssen. Begeisterung sieht anders<br />
aus, oder?<br />
Das Grundrenten-Paket ist ein<br />
vernünftiger Kompromiss mit wesentlicher<br />
Unions-Prägung. Dank<br />
der Union halten wir die Balance<br />
zwischen Anerkennung vonLebensleistung<br />
und Wachstumsimpulsen<br />
für die Wirtschaft. Die strenge Einkommensprüfung<br />
stellt sicher, dass<br />
die Grundrente sozial- und generationengerecht<br />
wird. Mit dem flankierenden<br />
Maßnahmenpaket wirken<br />
wir der Entstehung von Altersarmut<br />
entgegen und setzen gleichzeitig<br />
Wachstumsimpulse für Zukunftstechnologien.<br />
DieEinigung, die es jetzt gibt, war im<br />
Grundsatz schon vorMonaten im Gespräch.Warum<br />
ging das nicht schneller?<br />
Hatdie große Koalition zu wenig<br />
Kraft?<br />
Ichhabe mir gewünscht, dass wir<br />
noch eine Lösung vorden Landtagswahlen<br />
finden. Dass das nicht passiertist,<br />
lag auch daran, dass die SPD<br />
Vorschläge gemacht hat, die absolut<br />
nicht mit dem Koalitionsvertrag<br />
übereinstimmen. Die jetzt gefundene<br />
Lösung zeigt den Kompromissund<br />
Gestaltungswillen der großen<br />
Koalition.<br />
Wird Ihnen die Einigung auf dem<br />
Parteitag um die Ohrengehauen?<br />
Da der Kompromiss wesentliche<br />
Unions-Elemente enthält, bin ich<br />
davon überzeugt, dass der Parteitag<br />
hinter dem Grundrenten-Paket stehen<br />
wird.<br />
Hatdie CDU ein Führungsproblem?<br />
Nein. DieCDU hat kein Führungsproblem.<br />
Das Problem ist das fehlende<br />
Teamspiel. Wirmüssen also zusammenrücken<br />
und die Suche nach<br />
der scheinbar rettenden Lichtgestalt<br />
beenden. Wir dürfen hier nicht dieselben<br />
Fehler machen wie die SPD.<br />
Aber es gibt eine große Unzufriedenheit<br />
in der CDU, auch mit der Vorsitzenden.<br />
Wir sind immer noch in einer<br />
Umbruchphase. Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer hat die Abstimmung<br />
über den Parteivorsitz knapp gewonnen.<br />
Daslässt sich nicht binnen<br />
Wochen oder Monaten zusammenführen.<br />
Auch Angela Merkel war<br />
nicht vom ersten Tagandie unumstrittene<br />
Führungsfigur. Das<br />
braucht Zeit.<br />
Über die Grundrente hat die große Koalition lange gestritten.<br />
Wäre die Klärung der Kanzlerkandidatur<br />
eine Möglichkeit, die Unruhe<br />
zu beseitigen?<br />
Wir haben eine Bundeskanzlerin,<br />
die bis 2021 gewählt ist. Wir haben<br />
vor einem Jahr eine Parteivorsitzende<br />
gewählt. Und über die<br />
Kanzlerkandidatur werden wir im<br />
nächsten Jahr entscheiden, so haben<br />
wir dies gemeinsam vereinbart.<br />
Werglaubt, es müsse jetzt die Führungsfrage<br />
gestellt werden, sollte<br />
den Muthaben, dies auf dem Parteitag<br />
in Leipzig zu tun, statt in Interviews<br />
oder durch öffentliche Querschüsse.<br />
Dort ist der richtige Ort,<br />
dies zu diskutieren. Ich finde aber,<br />
weit wichtiger als verfrühte und unnötige<br />
Personaldebatten zu entfachen,<br />
ist es, Deutschland gut zu regieren.<br />
ZUR PERSON<br />
GETTY IMAGES; DPA<br />
Tobias Hans, geboren am 1. Februar 1978 in Neunkirchen, ist der Sohn des ehemaligen<br />
saarländischen CDU-Fraktionsvorsitzenden Peter Hans (1950–2007). Hans studierte an der<br />
Universität des Saarlandes Wirtschaftsinformatik, Informationswissenschaft und Anglistik,<br />
ohne jedoch einen Studienabschluss zu erreichen. 1994 trat Hans in die CDU ein. Seit März<br />
2018 ist er Ministerpräsident des Saarlandes.<br />
Mit einer Aufforderung zur öffentlichen<br />
Führungsdebatte auf dem Parteitag<br />
fordern Sie eine Entscheidung<br />
mit den Füßen heraus.<br />
Ichbin fest davon überzeugt, dass<br />
der Parteitag zu der Entscheidung<br />
stehen wird, die er voreinem Jahr getroffen<br />
hat. Deswegen halte ich die<br />
Debatte ja auch für überflüssig. Aber<br />
wenn sie nicht aufhört, muss man<br />
miteinander diskutieren. Verordnete<br />
Geschlossenheit wäre genauso<br />
schädlich wie Selbstzerfleischung.<br />
Aber die K-Frage lastet über allem.<br />
Die Union ist bislang hervorragend<br />
damit gefahren, dass sie das<br />
Erstzugriffsrecht der Parteivorsitzenden<br />
ernst genommen hat. Wir<br />
haben von 19Bundestagswahlen 16<br />
als stärkste Partei für uns entschieden.<br />
Nach 13 Wahlen haben wir<br />
dann auch regiert–und zwar jeweils<br />
mit dem oder der Parteivorsitzenden<br />
als Spitzenkandidat. In zwei Fällen<br />
hat der oder die Parteivorsitzende<br />
verzichtet, einmal Helmut Kohl und<br />
einmal Angela Merkel. Da haben wir<br />
dann die Wahlen verloren.<br />
Friedrich Merz hat eine Rede angekündigt.<br />
Ist das das nächste Duell?<br />
Undwer gewinnt es?<br />
Friedrich Merz wird seine Sicht<br />
der Dinge darlegen. Aber es ist keine<br />
Auseinandersetzung zwischen der<br />
Parteivorsitzenden und einem Delegierten.<br />
In die Aussprache auf dem<br />
Parteitag werden sicherlich mehrere<br />
eingreifen und eine grundsätzliche<br />
Debatte kann uns auch gut tun und<br />
uns als Partei starkmachen.<br />
Es gibt die Klage, dass nicht klar sei,<br />
wofür die CDU steht.<br />
In den letzten Jahren war bei<br />
mancher Debatte unser politischer<br />
Kompass nicht immer hinreichend<br />
kalibriert. Hier müssen wir ansetzen.<br />
Das schaffen wir aber nicht durch<br />
Personalquerelen, sondern nur<br />
durch inhaltliche Debatten. Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer hat dafür<br />
einige Impulse geliefert – von der<br />
Debatte um das verpflichtende<br />
Dienstjahr bis zum Anstoß für Sicherheitszonen<br />
in Syrien. Es ist jetzt<br />
eine riesige Chance für die CDU, sich<br />
zu emanzipieren und ihre Rolle neu<br />
zu finden –als Motor und nicht mehr<br />
als Getriebe der Regierung.<br />
Wiehalten Sieesmit Linkspartei und<br />
AfD? In Thüringen muss sich die<br />
CDU entscheiden, ob sie mit einer der<br />
beiden Parteien zusammenarbeitet.<br />
Es gibt einen Parteitagsbeschluss<br />
der CDU, der die Zusammenarbeit<br />
mit beiden Parteien ausschließt. Das<br />
kommt also nicht infrage. Zunächst<br />
hat jetzt Ministerpräsident Ramelow<br />
die Aufgabe, eine Mehrheit zu finden.<br />
Falls dies nicht klappt, könnte<br />
die Linkspartei auch eine Regierung<br />
aus CDU, SPD, Grünen und FDP tolerieren.<br />
Über allem steht dieVerantwortung<br />
der demokratischen Parteien<br />
zu verhindern, dass ein rechtsextremer<br />
Arm der AfD über die Geschicke<br />
eines Bundeslandes<br />
bestimmt.<br />
Wie erklären Sie sich, dass sich viele<br />
Wähler nicht davon abschrecken lassen,<br />
dass die AfD als in wesentlichen<br />
Teilen rechtsextrem gilt?<br />
Wir müssen dringend überlegen,<br />
wie wir die Lebensleistung der Menschen<br />
inden ostdeutschen Bundesländern<br />
besser würdigen. Auch<br />
wenn sich die Dingedortsehr positiv<br />
entwickelt haben, haben viele Menschen<br />
offenbar noch immer das Gefühl,<br />
nicht genügend anerkannt und<br />
wertgeschätzt zu werden. Wir müssen<br />
noch stärker anerkennen, dass<br />
es im Osten teils deutlich andere,<br />
aber ebenfalls gelungene Lebensleistungen<br />
gibt.<br />
DasGespräch führte DanielaVates.<br />
Bedarf<br />
Wiewird<br />
geprüft?<br />
Maßgeblich ist künftig allein das<br />
Einkommen. Diepersönlichen<br />
Vermögensverhältnisse,also Grundbesitz,<br />
Aktiendepots oder Sparkonten,<br />
spielen keine Rolle. Die volle<br />
Grundrente erhält, wer monatlich<br />
ein zu versteuerndes Einkommen<br />
von weniger als 1250 Euro (Paare:<br />
1950 Euro) hat. Liegt das Einkommen<br />
darüber,wirdesanteilig mit der<br />
Grundrente verrechnet – der Rentenanspruch<br />
sinkt dann also schrittweise<br />
ab. Details sind aber offen. Zu<br />
dem zu versteuernden Einkommen<br />
zählen unter anderem Arbeits- und<br />
Kapitaleinkommen sowie der steuerfrei<br />
gestellte Anteil der Rente. Die<br />
Daten sollen automatisch vom Finanzamt<br />
an die Rentenversicherung<br />
gemeldet werden. Vorher muss aber<br />
noch die Zinsbesteuerung geändert<br />
werden, denn wegen der bisher anonym<br />
erhobenen Abgeltungsteuer<br />
ist dem Finanzamt die Höhe der Kapitalerträge<br />
gar nicht bekannt. (tms.)<br />
DPA<br />
Grundsicherung<br />
CDU-Chefin und<br />
Verteidigungsministerin<br />
Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer<br />
sagt, das Ergebnis<br />
sei „mehr als<br />
ausgewogen“.<br />
Wasändert<br />
sich?<br />
Momentan macht es für denjenigen,<br />
der Grundsicherung im Alter<br />
bezieht, gar keinen Unterschied,<br />
ob er jahrzehntelang gearbeitet und<br />
in die Rentenversicherung eingezahlt<br />
hat –oder ob er nichts dergleichen getan<br />
hat. Denn gesetzliche Rentenansprüche<br />
werden bislang voll auf die<br />
Grundsicherung angerechnet. Künftig<br />
soll es in der Grundsicherung einen<br />
Freibetrag für diejenigen geben,<br />
die 35 Jahre inder gesetzlichen Rentenversicherung<br />
oder auch in anderen<br />
verpflichtenden Alterssicherungssystemen<br />
versichert waren –<br />
damit für sie zumindest ein bisschen<br />
etwas zusätzlich übrig bleibt. Der<br />
Freibetrag soll abhängig vonder individuellen<br />
Rente berechnet werden<br />
und laut Arbeitsministerium höchstens<br />
212 Euro betragen. (pet.)<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute machen die Höchstwerte bei 8Grad halt. Dazu ist esgebietsweise<br />
stark bewölkt, vereinzelt jedoch auch freundlich. Der Wind weht schwach<br />
bis mäßig aus südwestlichen Richtungen. In der Nacht funkeln nur selten<br />
die Sterne, der Himmel ist stark bewölkt bis bedeckt. Eswerden Tiefstwerte<br />
von 3bis 0Grad erreicht.<br />
Biowetter: Die aktuelle Wetterlage<br />
wirkt sich negativ auf den gesunden<br />
Tiefschlaf und rheumatische Erkrankungen<br />
aus. Menschen mit hohem<br />
Wittenberge<br />
Blutdruck sollten einen Gang zurückschalten.<br />
3°/8°<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 18 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 19 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 24 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 79%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 8Grad.<br />
Wind: schwach aus Südwest.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
2°/8° 4°/8°<br />
Luckenwalde<br />
3°/8°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
bedeckt Regen bedeckt<br />
3°/7° 1°/6° 5°/10°<br />
Prenzlau<br />
3°/8°<br />
Cottbus<br />
3°/8°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
3°/8°<br />
Ein Tief über der Nordsee lenkt feuchte und wolkenreiche Luft von den Britischen<br />
Inseln nach Mitteleuropa. Nur in Richtung Oder und Donau gibt es noch<br />
ein paar größere Wolkenlücken. Zwischen dem Nordbalkan, Italien und Tunesien<br />
sorgen Starkregenfälle für Unwetter. InSkandinavien macht sich der Winter<br />
breit.<br />
Köln<br />
4°/8°<br />
Sylt<br />
3°/6°<br />
Saarbrücken<br />
1°/4°<br />
Hannover<br />
2°/7°<br />
Konstanz<br />
1°/7°<br />
Hamburg<br />
2°/6°<br />
Erfurt<br />
2°/5°<br />
Frankfurt/Main<br />
3°/6°<br />
Stuttgart<br />
3°/7°<br />
Rostock<br />
1°/7°<br />
Magdeburg<br />
2°/7°<br />
Nürnberg<br />
2°/8°<br />
München<br />
3°/7°<br />
Rügen<br />
2°/8°<br />
Dresden<br />
4°/7°<br />
Deutschland: Heute sorgen viele<br />
Wolken nur an wenigen Stellen auch<br />
für Regenfälle. Dabei werden während<br />
des Tages 4bis 8Grad erreicht,<br />
nachts kühlt es dann auf 4bis minus<br />
1Grad ab. Der Wind weht schwach<br />
bis mäßig aus Südwest. Morgen ist<br />
der Himmel über weite Strecken des<br />
Tages wechselnd bis stark bewölkt,<br />
und die Höchsttemperaturen sind bei<br />
3bis 9Grad anzutreffen. Der Wind<br />
weht nur schwach aus Süd.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 7°-10°<br />
Nordsee: 9°-12°<br />
Mittelmeer: 15°-26°<br />
Ost-Atlantik: 11°-18°<br />
Mondphasen: 12.11. 19.11. 26.11. 04.12.<br />
Sonnenaufgang: 07:22 Uhr Sonnenuntergang: 16:18 Uhr Mondaufgang: 16:41 Uhr Monduntergang: 06:47 Uhr<br />
Lissabon<br />
17°<br />
Las Palmas<br />
22°<br />
Madrid<br />
13°<br />
Reykjavik<br />
5°<br />
Dublin<br />
8°<br />
London<br />
8°<br />
Paris<br />
9°<br />
Bordeaux<br />
13°<br />
Palma<br />
17°<br />
Algier<br />
14°<br />
Nizza<br />
18°<br />
Trondheim<br />
6°<br />
Oslo<br />
3°<br />
Stockholm<br />
8°<br />
Kopenhagen<br />
7°<br />
Berlin<br />
8°<br />
Mailand<br />
13°<br />
Tunis<br />
16°<br />
Rom<br />
15°<br />
Warschau<br />
12°<br />
Wien<br />
7° Budapest<br />
11°<br />
Palermo<br />
15°<br />
Kiruna<br />
-12°<br />
Oulu<br />
-2°<br />
Dubrovnik<br />
23°<br />
Athen<br />
24°<br />
St. Petersburg<br />
6°<br />
Wilna<br />
8°<br />
Kiew<br />
10°<br />
Odessa<br />
16°<br />
Varna<br />
20°<br />
Istanbul<br />
24°<br />
Iraklio<br />
26°<br />
Archangelsk<br />
-5°<br />
Moskau<br />
8°<br />
Ankara<br />
21°<br />
Antalya<br />
28°<br />
Acapulco 32° Gewitter<br />
Bali 31° heiter<br />
Bangkok 31° wolkig<br />
Barbados 29° heiter<br />
Buenos Aires 22° bewölkt<br />
Casablanca 19° heiter<br />
Chicago -8° wolkig<br />
Dakar 30° sonnig<br />
Dubai 29° sonnig<br />
Hongkong 25° wolkig<br />
Jerusalem 23° sonnig<br />
Johannesburg 27° Gewitter<br />
Kairo 31° wolkig<br />
Kapstadt 24° wolkig<br />
Los Angeles 25° sonnig<br />
Manila 29° Gewitter<br />
Miami 29° Schauer<br />
Nairobi 29° bewölkt<br />
Neu Delhi 29° sonnig<br />
New York 15° Regen<br />
Peking 16° heiter<br />
Perth 30° sonnig<br />
Phuket 32° heiter<br />
Rio de Janeiro 25° Schauer<br />
San Francisco 20° wolkig<br />
Santo Domingo 29° heiter<br />
Seychellen 29° heiter<br />
Singapur 32° Gewitter<br />
Sydney 35° heiter<br />
Tokio 22° sonnig<br />
Toronto -4° Schnee
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 3 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Die neue Grundrente<br />
Finanzierung<br />
Start-ups<br />
Woher kommt<br />
das Geld?<br />
Die Mehrausgaben der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung für<br />
die Grundrente in Höhe von geschätzt<br />
1,5 Milliarden Euro werden<br />
nicht aus Beiträgen, sondern aus<br />
dem allgemeinen Bundeshaushalt<br />
bezahlt. Die Grundrente ist also<br />
steuerfinanziert. Dazu soll der Zuschuss<br />
des Bundes an die Rentenversicherung<br />
vonderzeit rund 100 Milliarden<br />
Euro entsprechend erhöht<br />
werden. Zur Gegenfinanzierung soll<br />
die seit langem diskutierte Finanztransaktionssteuer<br />
eingeführt werden.<br />
Sie könnte je nach Ausgestaltung<br />
Einnahmen von rund 1,1 Milliarden<br />
Euro pro Jahr bringen. Die<br />
restlichen 400 Millionen Euro muss<br />
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD)<br />
in seinem Haushalt einsparen, der<br />
immerhin ein Volumen von fast 150<br />
Milliarden Euro hat. (tms.)<br />
Es wird regiert<br />
Die Koalitionsrunde am Sonntag im Kanzleramt hat Handlungsfähigkeit bewiesen.<br />
GETTY IMAGES<br />
Woher kommt<br />
die Förderung?<br />
U<br />
mder Union –und vorallem dem<br />
Wirtschaftsflügel in der CDU –<br />
die Zustimmung zum Grundrenten-<br />
Kompromiss zu erleichtern, haben die<br />
Koalitionäre auch einige Reformen<br />
beschlossen, die die deutsche Wirtschaft<br />
stimulieren sollen. Einlange gehegter<br />
Wunsch wird nun Realität:<br />
mehr Geld für junge und innovative<br />
Firmen aus Deutschland. Anders als<br />
zum Beispiel in den USA haben Startups<br />
hierzulande bislang ab einer gewissen<br />
Größe Probleme, genügend<br />
Wagniskapital für ihrWachstum zu organisieren.<br />
Das soll sich nun ändern.<br />
Die große Koalition will einen Beteiligungsfonds<br />
für Zukunftstechnologien<br />
auflegen: Bis zuzehn Milliarden Euro<br />
sollen über die KfW-Bank für Firmen<br />
in den Bereichen Digitalisierung und<br />
Klimatechnologien zu Verfügung gestellt<br />
werden. (ani.)<br />
Finanztransaktionssteuer<br />
Wasbedeutet sie<br />
für die Anleger?<br />
Die Einführung einer Finanztransaktionssteuer<br />
ist bereits im Koalitionsvertrag<br />
fixiert. Finanzminister<br />
Olaf Scholz (SPD) hat dafür im<br />
Juni eine Grundsatzeinigung mit<br />
neun anderen EU-Staaten erreicht.<br />
Über die Steuer wirdseit einem Jahrzehnt<br />
gestritten –eigentlich sollte sie<br />
vor allem Spekulanten bremsen, die<br />
exzessiv mit Wertpapieren handeln.<br />
Doch dieser Effekt wird sich nicht<br />
einstellen: Denn nach den bisherigen<br />
Planungen sollen just Finanzinstrumente,<br />
die bei Zockern beliebt<br />
sind, wie Optionen und Derivate aller<br />
Art, verschont werden. Vorgesehen<br />
ist, auf Transaktionen mit Aktien<br />
0,2 Prozent des Werts zukassieren.<br />
Experten haben vielfach kritisiert,<br />
dass auch Fondssparer betroffen wären,<br />
die Geld für die Altersvorsorge<br />
anlegen. Ein anderes Problem: Die<br />
Umgehung ist einfach. Denn unter<br />
anderem Luxemburg macht bei der<br />
Steuer nicht mit. Finanzprofis werden<br />
ihre Geschäfte mutmaßlich<br />
dorthin verlagern. (ftw.)<br />
Betriebsrenten<br />
Wastun gegen<br />
doppelte Beiträge?<br />
Seit 2004 muss auf Betriebsrenten<br />
nicht nur der halbe, sondern der<br />
volle Beitragssatz für die gesetzliche<br />
Krankenversicherung gezahlt werden.<br />
Künftig gilt generell ein Freibetrag<br />
von aktuell 155,75 Euro im Monat.<br />
Die Betriebsrente bleibt also<br />
stets in dieser Höhe beitragsfrei. Das<br />
bedeutet für alle Betriebsrentner ein<br />
Plus von knapp 30 Euro monatlich.<br />
Damit müssen laut Koalition etwa 60<br />
Prozent der Betriebsrentner de facto<br />
nur noch den halben Beitragssatz<br />
zahlen, die anderen 40 Prozent werden<br />
zumindest teilweise entlastet.<br />
Der Freibetrag wird entsprechend<br />
der Lohnentwicklung dynamisiert.<br />
Die Mindereinnahmen von jährlich<br />
1,2 Milliarden Euro werden komplett<br />
aus Beiträgen und Rücklagen der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung finanziert.<br />
(tms.)<br />
Bei der CDU herrscht nach<br />
der Grundrenteneinigung<br />
dicke Luft: „Das wirdjaimmer<br />
verrückter in Berlin“,<br />
schimpft der Vorsitzende des<br />
Unions-Wirtschaftsflügels im Bundestag,<br />
Christian von Stetten, am<br />
Montagvormittag. „Die Parteivorsitzenden<br />
haben im Koalitionsausschuss<br />
beschlossen, die getroffenen<br />
Vereinbarungen im Koalitionsvertrag<br />
zu brechen, um die Koalition<br />
über den SPD-Parteitag hinaus zu<br />
retten.“<br />
In der Sitzung des CDU-Vorstands<br />
geht der Ärger weiter:Dreider<br />
26 Mitglieder stimmen dort gegen<br />
den Kompromiss mit der SPD –Olav<br />
Gutting, ein Finanzpolitiker aus Baden-Württemberg,<br />
der Vorsitzende<br />
der Jungen Union, Tilman Kuban,<br />
und der Chef der Mittelstandsvereinigung,<br />
Carsten Linnemann.<br />
Es gebe Gutes an dem Kompromiss,<br />
wie zum Beispiel den Zukunftsfonds,<br />
sagt Kuban. „Aber was<br />
falsch ist, wirdnicht dadurch richtig,<br />
dass man andere Dinge hinzufügt.“<br />
Die Grundrente bleibe ein Fehler.<br />
„Generationenungerechtigkeit“,<br />
dieses Wort findet Kuban dafür, der<br />
immer wieder gegen das Vorhaben<br />
gewetterthat.<br />
Es gibt noch einen anderen Link<br />
zwischen den drei von der Protestbank:<br />
Siegelten als Unterstützer von<br />
Friedrich Merz,als Befürworter einer<br />
Kanzlerkandidatur des Ex-Unions-<br />
Fraktionschefs.<br />
Milde Wortevon Merz<br />
Derhatte noch am Sonntag per Twitter<br />
erklärt, der Kompromiss könne<br />
„ein Weg“ zu einer Grundrente sein.<br />
Kein „grottenschlecht“ dieses Mal<br />
also vonseiner Seite,nachdem seine<br />
Abrechnung mit der Groko-Arbeit<br />
vor zwei Wochen in der Union einigen<br />
Verdruss hervorgerufen hatte.<br />
Eine Einschränkung machte Merz<br />
allerdings auch noch: Er müsse sich<br />
erst noch die Details der Regelung<br />
ansehen.<br />
CDU-Chefin Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer zeigt sich unverdrossen.<br />
Ausdrücklich lobt sie die Kompromisssuche<br />
mit den Koalitionspartnern.<br />
Sie sei außerdem mit den<br />
Gremiensitzungen „sehr zufrieden“.<br />
„In der überwiegenden Breite der<br />
Partei trägt die CDU das mit.“ Und<br />
auch aus dem Wirtschaftsflügel und<br />
von der Jungen Union seien einige<br />
für den Kompromiss. ImParteivorstand<br />
habe es „ein Votum der Vorsitzenden“<br />
der beiden Gruppen gegeben.<br />
„Ob es alle Mitglieder umfasst,<br />
lasse ich dahingestellt.“<br />
Für die Fraktionssitzung an diesem<br />
Dienstag wird dennoch eine<br />
25 %<br />
20 %<br />
15 % 16,0<br />
14,6<br />
10 %<br />
5%<br />
Nach der Einigung auf die<br />
Grundrente gibt es heftige Kritik in<br />
der CDU. In der SPD überwiegt<br />
Zufriedenheit. Fest steht: Die<br />
Koalition hat sich zusammengerauft.<br />
Grundsicherungsquote<br />
Anspruch in Prozent<br />
10,1<br />
9,8<br />
9,0<br />
6,5<br />
6,4<br />
2015–<br />
2019<br />
VonDaniela Vates und Andreas Niesmann<br />
Grundsicherungsschwelle für einen Ein-Personen Haushalt (2015-2019): 777 Euro/Monat<br />
unter 80 Jahre<br />
über 80 Jahre<br />
Migrationshintergrund 1. Generation<br />
Ohne Berufsabschluss<br />
2020–<br />
2024<br />
heftige Debatte erwartet –ein Kräftemessen<br />
auch für Unions-Fraktionschef<br />
Ralph Brinkhaus,der den Kompromiss<br />
unterstützt.<br />
Einen zentralen Nachbesserungsbedarf<br />
für die künftige Arbeit<br />
der Koalition meldete Kramp-Karrenbauer<br />
dennoch an. Die Kommunikation<br />
müsse deutlich besser werden,<br />
sonst entstehe immer der Eindruck,<br />
man habe „nur ein paar Krümel<br />
in der Hand“, selbst wenn es sich<br />
um ein „gutes Stück des Kuchens“<br />
handele.<br />
Beim Koalitionspartner SPD<br />
überwiegt am Tagnach dem Durchbruch<br />
die Erleichterung. Ohne Einigung<br />
bei der Grundrente wäre eine<br />
Fortsetzung der großen Koalition der<br />
SPD-Basis kaum vermittelbar gewesen.<br />
Selbst der Vizekanzler und<br />
GroKo-Befürworter Olaf Scholz<br />
hatte das vor dem Gipfel durchbli-<br />
Ostdeutsche<br />
Westdeutsche<br />
Gesamt<br />
2025–<br />
2029<br />
2030–<br />
2034<br />
22,8<br />
21,3<br />
16,0<br />
12,0<br />
11,9<br />
11,6<br />
10,1<br />
2035–<br />
2039<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: BERTELSMANN STIFTUNG, AFP<br />
cken lassen, als er in einem Interview<br />
zu Protokoll gab,dass eine Regierung<br />
„kein Selbstzweck“ sei, sondern gewählt<br />
werde, um„das Land zu führen<br />
und die drängenden Probleme zu lösen“.<br />
Werwollte,hatte in diesen Zeilen<br />
eine versteckte Drohung lesen<br />
können.<br />
Mit dem nun gefundenen Kompromiss<br />
aber stehen die Tore für eine<br />
Fortsetzung der Regierungsarbeit<br />
weit offen. Selbst notorisch GroKokritische<br />
linke Sozialdemokraten tun<br />
sich schwer, Kritik an der Einigung<br />
zu formulieren. „Man muss sicher<br />
eingestehen, dass das ein Riesenfortschritt<br />
ist, die SPD hat sich in den<br />
wesentlichen Punkten durchgesetzt“,<br />
sagt Karl Lauterbach am<br />
Montag. Zwar hätte er sich einen<br />
vollständigen Verzicht auf jede Form<br />
der Bedarfsprüfung gewünscht,<br />
doch sei die nun gefundene Lösung<br />
„viel besser als die im Koalitionsvertrag<br />
vereinbarte“, räumt er ein.<br />
Um 11 Uhrtritt im <strong>Berliner</strong> Willy-<br />
Brandt-Haus das erweiterte Parteipräsidium<br />
der SPD zusammen. Auch<br />
dort beglückwünschen sich die Genossen.<br />
Eigentlich stehen mit der<br />
Halbzeitbilanz der großen Koalition<br />
und dem Fahrplan zum SPD-Parteitag<br />
komplizierte Themen auf der<br />
Agenda, doch angesichts der allgemeinen<br />
Zufriedenheit ist die Laune<br />
der Genossen prächtig.<br />
Die Übergangsvorsitzende Malu<br />
Dreyer wirkt nach der Sitzung wie<br />
befreit. „Einmütig“ habe sich das<br />
Präsidium der SPD hinter den Kompromiss<br />
gestellt, betont Dreyer im<br />
Atrium der Parteizentrale. „Ich will<br />
noch einmal sehr klar sagen, dass die<br />
Halbzeitbilanz der Koalition mit der<br />
Grundrente richtig gut abgerundet<br />
worden ist“, fügt Dreyer hinzu. Sie<br />
benutzt fast wortgleich die Formulierung,<br />
die Bayerns Ministerpräsident<br />
und CSU-Chef Markus Söder<br />
am Vortag verwendet hatte. Zwar<br />
spart sich Dreyer den Nachsatz Söders,dass<br />
es nun keinen Grundmehr<br />
gebe, über den Fortbestand der Regierung<br />
zu diskutieren. Doch auch<br />
so ist klar,woaus Sichtder SPD-Chefin<br />
die Reise hingehen soll.<br />
EinAnreiz für den Verbleib<br />
Aussprechen kann Dreyer das an<br />
diesem Tag allerdings nicht, denn<br />
noch ist nicht klar,wer die SPD künftig<br />
führen wird. Neben dem GroKo-<br />
Befürworter Scholz und seiner Partnerin<br />
Klara Geywitz stehen auch die<br />
GroKo-Skeptiker Saskia Esken und<br />
NorbertWalter-Borjans in der Stichwahl<br />
um den Parteivorsitz. Am 19.<br />
November beginnt die Urwahl, am<br />
30. November wirddas Ergebnis verkündet.<br />
Bei der Formulierung des<br />
Leitantrags für den am 6. Dezember<br />
beginnenden SPD-Parteitag wird<br />
das neue Führungsduo ein gehöriges<br />
Wort mitzureden haben. Das gilt<br />
vor allem für die Frage, obder Vorstand<br />
die Fortsetzung oder die Aufkündigung<br />
der GroKo empfiehlt.<br />
Sollte das Duo Scholz und Geywitz<br />
die Wahl gewinnen, ist die<br />
GroKo gerettet. Bei einem Sieg von<br />
Esken und Walter-Borjans wäre das<br />
Ergebnis nicht so sicher. Allerdings<br />
hätte auch dieses Duonun einen Anreiz<br />
mehr, inder Koalition zu bleiben.<br />
Denn zum Parteitag werden die<br />
Grundrentenpläne noch nicht umgesetzt<br />
sein. Bricht die Koalition auseinander,ist<br />
dieGrundrente tot. Das<br />
aber will in der SPD niemand. Und<br />
deshalb ist es wahrscheinlich, dass<br />
die Kompromisse vom Sonntagnachmittag<br />
ihren Wegindas Gesetzblatt<br />
finden werden.<br />
Arbeitslosenversicherung<br />
Wieviel bleibt von<br />
der Senkung?<br />
Vor allem Bundeswirtschaftsminister<br />
Peter Altmaier (CDU) hat<br />
seit langem die Senkung des Beitrags<br />
zur Arbeitslosenversicherung gefordert.<br />
Altmaier bekommt nun seinen<br />
Willen –zumindest ein bisschen.Von<br />
derzeit 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens<br />
wird der Beitragssatz befristet<br />
bis Ende 2022 auf 2,4 Prozent<br />
gesenkt. Es ist eine Entlastung um<br />
0,1 Prozentpunkte, Wirtschaft und<br />
die Minister hatten 0,3 Prozentpunkte<br />
gefordert. Auch die Mini-<br />
Senkung hat einen Effekt. Sollte der<br />
Beitrag schon zum 1. Januar sinken,<br />
rechnet die Arbeitsagentur mit Mindereinnahmen<br />
von 1,2 Milliarden<br />
Euro im kommenden Jahr. Das Geld<br />
teilen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber.<br />
Ein Durchschnittsverdiener<br />
mit 35 000 Jahreseinkommen hätte<br />
aufs Jahr gerechnet 175 Euro mehr<br />
im Portemonnaie. (ani.)<br />
Zeitplan<br />
Wiegeht es<br />
weiter?<br />
Die Grundrente soll laut dem Beschluss<br />
der Koalitionsspitzen<br />
zum 1. Januar 2021 eingeführt werden<br />
–für Bestands- wie für Neurentner.<br />
Doch zuvor muss die Einigung<br />
noch in Gesetzesform gegossen und<br />
vom Bundestag beschlossen werden.<br />
Grundvoraussetzung dafür ist,<br />
dass die Unions-Fraktion den Kompromiss<br />
akzeptiert, bei dem die SPD<br />
erheblich mehr herausgeholt hat, als<br />
im Koalitionsvertrag vereinbart. Vor<br />
allem aber muss die große Koalition<br />
halten. Denn sollte die SPD auf ihrem<br />
Parteitag im Dezember oder<br />
auch kurz darauf beschließen, das<br />
Bündnis aufzukündigen, ist die<br />
Union nicht an die Umsetzung des<br />
Kompromisses gebunden. Dann<br />
gäbe es vermutlich Neuwahlen und<br />
neue Mehrheiten. Kommt die<br />
Grundrente tatsächlich, soll sie bis<br />
Ende 2025 durch die Bundesregierung<br />
daraufhin geprüft werden, ob<br />
die anvisierten Ziele mit ihr erreicht<br />
werden. (pet.)
4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Zahl der Rechtsextremisten<br />
in Thüringen gestiegen<br />
DieZahl der Rechtsextremisten in<br />
Thüringen ist gestiegen. DieSicherheitsbehörden<br />
rechneten der rechtsextremistischen<br />
Szene im vergangenen<br />
Jahr rund 900 Menschen zu –<br />
nach 835 im Jahr davor,wie aus dem<br />
am Montag veröffentlichten Verfassungsschutzbericht<br />
hervorgeht.<br />
Rund 250 Menschen davon gehörendemnach<br />
zu den gewaltbereiten<br />
Rechtsextremisten. DieZahl rechtsextremistischer<br />
Straftaten sank im<br />
selben Zeitraum hingegen. Insgesamt<br />
wurden 2018 in Thüringen<br />
1228 rechte Delikte registriert, das<br />
waren etwa 120 weniger als im Vorjahr.Auch<br />
die Gewaltdelikte gingen<br />
demnach auf 67 zurück. Allerdings<br />
gab es beispielsweise 2012 nur 22<br />
rechtsextreme Gewaltdelikte. (AFP)<br />
Gründer der Weißhelme in<br />
Istanbul tot aufgefunden<br />
Deraus Großbritannien stammende<br />
Gründer der syrischen RettungsorganisationWeißhelme,James<br />
Le Mesurier,ist<br />
in Istanbul tot aufgefunden<br />
worden. DerenLeiter Raid al-Salih<br />
bestätigte den Todvon James Le Mesurier<br />
der Deutschen Presse-Agentur.Nach<br />
einem türkischen <strong>Zeitung</strong>sbericht<br />
wurde Le Mesurier vor<br />
seinem Wohnhaus mit gebrochenen<br />
Beinen und Brüchen am Schädel<br />
aufgefunden, berichtet die Agentur<br />
AFP). DieUmstände seines Todes<br />
waren zunächst unklar.LeMesurier<br />
habe zuletzt Medikamente gegen<br />
Depressionen und Schlafmittel genommen,<br />
da er unter Stress gestanden<br />
habe,erklärte die Polizei unter<br />
Berufung auf dessen Frau. (dpa)<br />
Morales soll Asyl<br />
in Mexikoerhalten<br />
Mexikobietet Boliviens Ex-Präsident Evo<br />
Morales Asyl.<br />
IMAGO IMAGES/AGENCIA EFE<br />
Einen Tagnach seinem Rücktritt als<br />
Präsident Boliviens hat EvoMorales<br />
nach Angaben der mexikanischen<br />
Regierung um Asyl in Mexiko gebeten.<br />
Morales habe ihn angerufen und<br />
am Telefon einen formellen Antrag<br />
gestellt, teilte Mexikos Außenminister<br />
Marcelo Ebrard am Montag mit.<br />
Mexiko werdeihm aus humanitären<br />
Gründen Asyl gewähren. DasLeben<br />
vonMorales sei in Bolivien in Gefahr,<br />
sagte Ebrard weiter.Morales war am<br />
Sonntag nur drei Wochen nach seiner<br />
umstrittenen Wiederwahl zurückgetreten.<br />
(dpa)<br />
Polizist schießt in Hongkong<br />
auf Demonstranten<br />
BeiDemonstrationen in Hongkong<br />
wurde ein 21 Jahrealter Demonstrant<br />
voneinem Polizisten angeschossen<br />
und in den Oberkörper getroffen.<br />
Nach Angaben vonHongkongs Regierungschefin<br />
Carrie Lam kamen<br />
am Montag mehr als 60Verletzte zur<br />
Behandlung im Krankenhaus.Darunter<br />
war auch ein Regierungsanhänger,der<br />
mit einer brennbaren<br />
Flüssigkeit übergossen und angezündet<br />
worden war.Die Polizei bestätigte<br />
denVorfall mit dem 21-Jährigen.Verantwortlich<br />
dafür seien die illegalen<br />
Taten der„Randalierer“ gewesen. Die<br />
Polizei suspendierte am Montag einen<br />
Beamten, der mit seinem Motorradineine<br />
Gruppe vonDemonstranten<br />
gefahren war. (dpa)<br />
„Das ist Symbolpolitik, reine Schau“<br />
Der Historiker Wolffsohn hältöffentliche Gelöbnisse für richtig. Die Problemeder Bundeswehr lösen sie nicht<br />
Der Historiker und Publizist<br />
Michael Wolffsohn<br />
glaubt nicht, dass die<br />
Personalprobleme der<br />
Bundeswehr mit mehr öffentlichen<br />
Gelöbnissen behoben werden. Man<br />
werde wieder über die Wehrpflicht<br />
reden müssen, sagt er im Gespräch.<br />
Herr Wolffsohn, an diesem Dienstag<br />
werden rund 400 Rekruten vor dem<br />
Reichstag öffentlich ihr Gelöbnis ablegen.<br />
Bei ähnlichen Gelegenheiten<br />
hatte es in den vergangenen Jahren<br />
immer wieder Proteste gegeben. Wo<br />
ist das Problem, wenn Soldaten einer<br />
Parlamentsarmee am Platz vor dem<br />
Parlamentssitz öffentlich vereidigt<br />
werden?<br />
Ichsehe keins.<br />
Kritiker monieren, hier werde Militarismus<br />
öffentlich zur Schau gestellt…<br />
Militarismus des bundesdeutschen<br />
Staates? Das ist Fake. Mit der<br />
Wirklichkeit hat das nichts zu tun.<br />
Wir haben eine Grundstimmung in<br />
Deutschland, die man postheroisch<br />
oder pazifistisch nennt. Unabhängig<br />
vom Begriff: Die Distanz zu allem<br />
Militärischen ist in Deutschland<br />
noch viel stärker ausgeprägt als in<br />
anderen west-, geschweige denn osteuropäischen<br />
Staaten. Das ist aus<br />
historisch-psychologischen Gründen<br />
auch verständlich und gut. Aber<br />
die Geschichte ist inzwischen weitergegangen.<br />
DieBundesrepublik ist<br />
nicht das NS-deutsche Reich.<br />
Gegner kritisieren aber,dass mit dem<br />
öffentlichen Gelöbnis die Tradition<br />
des Führereids aus der NS-Zeit fortgeführt<br />
wird. Lassen Sie das denn gelten?<br />
DerVergleich mit dem Führereid<br />
ist unsäglich. Werzuallem und jedem<br />
den NS-Vergleich zieht, verharmlost<br />
den Nationalsozialismus.<br />
Gleich, ob aus Dummheit oder Böswilligkeit.<br />
In anderen Ländern sind Soldaten an<br />
öffentlichen Plätzen und sogar Militärparaden<br />
völlig normal. In<br />
Deutschland dagegen sorgt schon ein<br />
Gelöbnis für Diskussionen. Ist das<br />
Ausdruck eines Antimilitarismus?<br />
Ja, und das ist absurd. Denn hier<br />
werden ja –anders als bei Militärparaden<br />
–keine Waffen gezeigt, es wird<br />
nicht mit Waffen geprotzt und kein<br />
Stechschritt vorgeführt. Im Gegenteil:<br />
Die Soldaten geloben ihre Verbundenheit<br />
mit der Demokratie der<br />
Bundesrepublik Deutschland, um<br />
den friedlichen Alltag der Bürger zu<br />
sichern. Gelöbnisse nur hinter Kasernenmauernabzuhalten,<br />
halte ich<br />
für falsch. Diese Soldaten schützen<br />
uns. Und dann erlauben wir ihnen<br />
kein öffentliches Gelöbnis? Absurd.<br />
Dass es nun erstmals seit neun Jahren<br />
ein öffentliches Gelöbnis vor dem<br />
Reichstag gibt, geht auf Verteidigungsministerin<br />
Annegret Kramp-<br />
Bundeswehr-Gelöbnis vor dem Reichstag.<br />
Karrenbauer zurück, die für eine<br />
sichtbare Bundeswehr im öffentlichen<br />
Raum eintritt, etwa auch durch<br />
kostenfreie Bahn-Tickets für Soldaten.<br />
Istdas ein Paradigmenwechsel?<br />
ZUR PERSON<br />
IMAGO IMAGES; IMAGO IMAGES/UWE STEINERT<br />
Michael Wolffsohn, Jahregang 1947, kam in TelAviv zur Welt. Seine Famile war 1939 nach<br />
Palästina geflüchtet. Mit seinen Elternkehrte er 1954 nach West-Berlin zurück. Er studierte<br />
Geschichte, Politikwissenschaft und Volkswirtschaft in Berlin, TelAviv und in NewYork.<br />
In München lehrte er in den Jahren 1981 bis 2012 an der Universität der Bundeswehr Neuere<br />
Geschichte.<br />
Folgende Bücher vonihm sind zuletzt erschienen: „Friedenskanzler?Willy Brandt zwischen<br />
Krieg und Terror“ und „Deutschjüdische Glückskinder“<br />
Nein, auch zahlende Soldaten<br />
fuhren Bahn. Der Kostenerlass ist<br />
dennoch eine gute Geste. Öffentliche<br />
Gelöbnisse sind keine Erfindung<br />
von Frau Kramp-Karrenbauer. Dass<br />
sie dieses Thema nun aufgreift,<br />
hängt mit ihrer angeschlagenen persönlichen<br />
Stellung zusammen. Auch<br />
der CDU-Schwäche, für die vor allem<br />
sie und Frau Merkel verantwortlich<br />
sind. Annegret Kramp-Karrenbauer<br />
will zeigen: Ich kann auch<br />
konservativ.Damit zielt sie auf Wähler,<br />
die sie und Frau Merkel bislang<br />
verprellten. DemZick folgt Zack.<br />
Inwiefern?<br />
Frau Kramp-Karrenbauer<br />
möchte sich offenbar profilieren. Sie<br />
bringt zwei Ebenen durcheinander,<br />
die nicht zusammengehören. Nämlich<br />
ihre persönlichen Ambitionen<br />
auf der einen und die Notwendigkeit<br />
auf der anderen Seite, der Bevölkerung<br />
zu verdeutlichen, dass die Bundeswehr<br />
ein selbstverständlicher<br />
und notwendiger Teil der bundesdeutschen<br />
Politik ist. Ihre sicherheitspolitische<br />
ist aber so chaotisch,<br />
widersprüchlich und undurchdacht,<br />
dass sie das Verständnis für die Bundeswehr<br />
damit nicht erhöht.<br />
In Hessen wurde ein ebenfalls für<br />
Dienstag geplantes öffentliches Gelöbnis<br />
kurz vorher abgesagt. Es gab zu wenig<br />
Rekruten, die hätten vereidigt werden<br />
können. Wassagt das über den<br />
Zustand der Bundeswehr aus?<br />
DiePersonalprobleme sind schon<br />
lange offensichtlich, wenngleich<br />
amtlich ebenso lange bestritten.<br />
Ohne Personal können wir den Laden<br />
dicht machen. Dashat auch mit<br />
der Abschaffung der Wehrpflicht zu<br />
tun. Denn damit hat man erstens die<br />
Distanz der Bundesbürger zur Bundeswehr<br />
vergrößert. Zweitens hat<br />
man den Bürgern signalisiert, dass<br />
man die Bundeswehr ja eigentlich<br />
nicht brauche. Und drittens haben<br />
die Bundesbürger verstanden: „Ok,<br />
dann sollen die anderen hingehen,<br />
ich muss nicht und will sowieso<br />
nicht.“ Diese Einstellung hat sich<br />
verfestigt. Mit homöopathischen<br />
Mitteln wie einem öffentlichen Gelöbnis<br />
oder kostenfreien Bahnfahrten<br />
kann man das Bundeswehr-Rad<br />
nicht zurückdrehen.<br />
Warum nicht?<br />
Das sind schöne Gesten, sie ändernaber<br />
nichts Grundlegendes.Das<br />
ist Symbolpolitik, reine Schau. Erst<br />
wenn öffentliche Gelöbnisse zur Routine<br />
werden, nimmt die Häufigkeit<br />
der Proteste ab. Denn das, woran<br />
man sich gewöhnt hat, ruft in der Regel<br />
keinen Protest hervor. Aber je größer<br />
der Personalmangel der Bundeswehr<br />
und die politische Notwendigkeit<br />
militärischer Friedenseinsätze,<br />
desto wahrscheinlicher wirdohnehin<br />
eine Debatte um die Wiedereinführung<br />
der Wehrpflicht. Um die Diskussion<br />
werden wir nicht herumkommen,<br />
egal wie viele Pro- oder Contra-<br />
Demonstrationen es gibt.<br />
DasGespräch führte<br />
Alexander Holecek.<br />
Polizei schränkt Grundrecht am Bundestag ein<br />
Keine allgemeine Handlungsfreiheit: Störaktionen gegen das Bundeswehr-Gelöbnis sollen so unterbunden werden<br />
VonPhilippe Debionne<br />
Sie werden geloben, „der Bundesrepublik<br />
Deutschland treu zu<br />
dienen und das Recht und die Freiheit<br />
des deutschen Volkes tapfer zu<br />
verteidigen“. Gegen dieses Gelöbnis<br />
von 400 Rekrutinnen und Rekruten<br />
der Bundeswehr am Dienstag gibt es<br />
nun lautstarken Protest. Die Polizei<br />
hat bereits reagiertund das „Grundrecht<br />
auf allgemeine Handlungsfreiheit“<br />
in dem Areal rund um den Bundestag<br />
am Dienstag per Allgemeinverfügung<br />
„eingeschränkt“, heißt es<br />
in einem Schreiben der Behörde.<br />
Eine linksgerichtete Gruppierung<br />
mit dem Namen „Rheinmetall Entwaffnen<br />
Berlin“ will mit einer Demonstration<br />
„unseren Protest gegen<br />
das militaristische Spektakel und die<br />
deutsche Kriegspolitik deutlich machen“,<br />
so die Veranstalter.„Militarismus<br />
und Krieg“ werdeinder Werbestrategie<br />
der Bundeswehr „oft als<br />
Computerspiel und Abenteuer propagiertund<br />
verharmlost“.<br />
Demonstration ab 9Uhr<br />
Konkret, heißt es in einer Mitteilung<br />
der Veranstalter weiter, gehe es<br />
darum zu verhindern, dass„die Bundeswehr<br />
ein selbstverständlicher Teil<br />
des Alltags“ werde. Gerade durch<br />
Veranstaltungen wie Gelöbnisse<br />
solle zudem „eine Normalität von<br />
Militär auf den Straßen geschaffen<br />
werden“.<br />
Die Demonstration am Dienstag<br />
startet um neun Uhr amPotsdamer<br />
Platz und wirdauch an der türkischen<br />
Botschaft vorbeigehen. Grund sind<br />
die Kämpfe zwischen Türken und<br />
Kurden, bei denen vonder türkischen<br />
Armee nach Angaben der Demo-Veranstalter<br />
auch aus Deutschland gelieferte<br />
Waffen wie der Leopard-2-Panzereingesetzt<br />
werden.<br />
Insgesamt hätten Waffenlieferungen<br />
von Deutschland an die Türkei<br />
im Jahr 2018 „mit 242,8 Millionen<br />
Euro fast ein Drittel aller deutschen<br />
Waffenexporte“ ausgemacht. Um<br />
mögliche Attacken auf die Botschaft<br />
zu verhindern, wird die Polizei die<br />
Demonstration am Dienstag mit einem<br />
massiven Aufgebot an Einsatzkräften<br />
begleiten.<br />
Beim Gelöbnis selber ist nach einer<br />
schriftlichen Einschätzung der<br />
Polizei zudem „mit an Sicherheit<br />
grenzender Wahrscheinlichkeit mit<br />
Störungen zu rechnen“.<br />
Aufgrund der in den letzten Jahren<br />
beobachteten „Angriffsintensität“<br />
der Bundeswehrgegner sei die<br />
Einschränkung der Grundrechte<br />
rund um den Veranstaltungsort am<br />
Platz der Republik per Allgemeinverfügung<br />
nötig. So würden „Störaktionen<br />
auch außerhalb von Versammlungen<br />
durch Einzelpersonen<br />
verübt“.<br />
Eine „weniger beeinträchtigende<br />
Maßnahme“ als die das Grundrecht<br />
einschränkende Allgemeinverfügung<br />
komme daher „nicht in Betracht“.<br />
Nursokönne „jedwedes Störerpotenzial<br />
rechtzeitig abgefangen“<br />
werden.<br />
Türkei will<br />
Dschihadisten<br />
abschieben<br />
Auch deutsche IS-Kämpfer<br />
sollen zurückkehren<br />
Die Türkei schiebt in dieser Woche<br />
mindestens sieben mutmaßliche<br />
Anhänger der Terrormiliz<br />
Islamischer Staat (IS) mit zwei Kindernnach<br />
Deutschland ab.Esist das<br />
erste Mal, dass militante Islamisten<br />
auf diesem Weg nach Deutschland<br />
zurückkehren. Bisher hatte die Bundesregierung<br />
nur bei der Rückholung<br />
einiger weniger IS-Kinder assistiert.<br />
Dutzende Anhänger der Terrormiliz<br />
kamen in den vergangenen<br />
Jahren auf eigene Faust zurück –<br />
viele von ihnen landeten später vor<br />
Gericht.<br />
Das Auswärtige Amt teilte am<br />
Montag mit, dass am Donnerstag<br />
sieben deutsche Staatsangehörige<br />
aus der Türkei ankommen sollen,<br />
am Freitag dann noch einmal zwei<br />
weitere Deutsche. Insgesamt kämen<br />
in dieser Woche fünf Frauen, drei<br />
Männer und zwei Kinder an.<br />
Bei einem Mann, der bereits am<br />
Montag aus der Türkei nach<br />
Deutschland abgeschoben werden<br />
sollte,gibt es nach Angaben der Bundesregierung<br />
keine Beziehung zu der<br />
Terrormiliz.<br />
Bei zwei der Frauen gebe es Anhaltspunkte,<br />
dass sie sich in Syrien<br />
aufgehalten hätten, sagte ein Sprecher<br />
des Auswärtigen Amtes.Bei den<br />
anderen Deutschen könne dies<br />
ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.<br />
Noch sei aber nicht klar, obes<br />
einen Bezug zum IS gebe.<br />
Wie die Deutsche Presse-Agentur<br />
erfuhr, sollen mindestens zwei<br />
der Frauen aus dem Lager Ain Issa<br />
in Syrien ausgebrochen sein. Vier<br />
der insgesamt fünf Frauen sollen in<br />
Der türkische Präsident Erdogan schickte<br />
seine Armee nach Nordsyrien. GETTY<br />
der vergangenen Woche in der Türkei<br />
festgenommen worden sein.<br />
Eine von ihnen ist dem Vernehmen<br />
nach eine Konvertitin aus Hamburg.<br />
Der Mann, mit dem sie einst<br />
ins IS-Gebiet ausgereist war, soll<br />
schon vor Jahren getötet worden<br />
sein.<br />
Einmarsch in Nordsyrien<br />
Zwei der Deutschen seien in Syrien<br />
gefasst worden, sagte der Sprecher<br />
des türkischen Innenministeriums,<br />
Ismail Catakli, nach Angaben der<br />
staatlichen Nachrichtenagentur<br />
Anadolu. Wo die anderen aufgegriffen<br />
wurden, sagte er nicht.<br />
Neben den Deutschen sind demnach<br />
15 weitere ausländische IS-<br />
Mitglieder betroffen. Ein Amerikaner<br />
und ein Däne wurden nach Angaben<br />
Cataklis bereits abgeschoben.<br />
Die Rückführung von elf französischen<br />
IS-Kämpfernund zwei Iren sei<br />
geplant. Sie seien ebenfalls in Syrien<br />
gefasst worden.<br />
Die Türkei war am 9. Oktober in<br />
Nordsyrien einmarschiert und hatte<br />
eine Offensive gegen die Kurdenmiliz<br />
YPG begonnen, die sie als Terrororganisation<br />
betrachtet. Während<br />
der Militäroffensivewurden nach offiziellen<br />
Angaben 287 IS-Anhänger<br />
festgenommen, darunter Frauen<br />
und Kinder.<br />
Nach Angaben des türkischen<br />
Präsidenten Recep Tayyip Erdogan<br />
sitzen derzeit mehr als 1000 Anhänger<br />
des IS in türkischen Gefängnissen,<br />
darunter 737 ausländische<br />
Staatsbürger. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 5 *<br />
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Politik<br />
Wagenknechts Erben<br />
Die Bundestagsfraktion der Linken wählt an diesem Dienstag ihre Vorsitzenden neu. Es geht um Freundschaften, Animositäten –und um das „Hufeisen“-Bündnis<br />
VonMarkus Decker<br />
Am Montag um 13.15 Uhr<br />
hat die Pressestelle der<br />
Linksfraktion eine E-Mail<br />
verschickt. Darin informiertsie<br />
über den Beginn der Fraktionssitzung<br />
an diesem Dienstag und<br />
über die Wahl eines neuen Fraktionsvorstandes.Weiter<br />
heißt es in der<br />
E-Mail: „Im Anschluss daran, voraussichtlich<br />
gegen 16 Uhr, äußern<br />
sich die neu gewählten Vorsitzenden<br />
in einem Pressestatement.“ Werdas<br />
sein wird, bleibt offen.<br />
Während Fraktionschef Dietmar<br />
Bartsch abermals antritt, hatte die<br />
Co-Vorsitzende Sahra Wagenknecht<br />
im März überraschend ihren Verzicht<br />
auf eine dritte Kandidatur erklärt.<br />
Zwar hätte Bartsch gern allein<br />
weitergemacht und die Wahl zumindest<br />
ein weiteres Mal bis auf den Januar<br />
verschoben. Mit beiden Vorhaben<br />
konnte sich der 61-Jährige aber<br />
nicht durchsetzen, so dass es jetzt<br />
darum geht, eine Nachfolgerin Wagenknechts<br />
zu küren.<br />
Dabei muss man wissen, dass die<br />
Fraktion aus drei Flügen besteht:<br />
dem Forum Demokratischer Sozialismus<br />
(FDS) um Bartsch, dem Flügel<br />
um Wagenknecht, der zuweilen<br />
als linker Flügel bezeichnet wird, sowie<br />
einer Gruppe namens „Mittelerde“,<br />
die zwischen beiden Flügeln<br />
zu Hause ist. Das Duo Bartsch/Wagenknecht<br />
wurde von einem sogenannten<br />
„Hufeisen“-Bündnis aus<br />
Sahra Wagenknecht kandidiertnicht erneut für den Fraktionsvorsitz, will aber „weiter politisch etwas bewegen“.<br />
FDS und Wagenknecht-Flügel getragen.<br />
Unklar ist derzeit, ob dieses<br />
Bündnis noch existiert.<br />
DasProblem der CarenLay<br />
Zunächst hatte die stellvertretende<br />
Fraktionsvorsitzende Caren Lay ihre<br />
Kandidatur publik gemacht. Das<br />
kam nicht überraschend. Die 46-<br />
Jährige ist seit langem dabei. Siewar<br />
einst Bundesgeschäftsführerin der<br />
Partei und sitzt seit 2009 im Bundestag.<br />
Überdies stammt die Soziologin<br />
zwar aus Rheinland-Pfalz, ist aber<br />
mittlerweile seit Jahren in Bautzen in<br />
Sachsen beheimatet. Lay ließ übrigens<br />
verlauten, sie wolle die Fraktion<br />
im Fall ihrer Wahl „aus der Mitte herausführen“.<br />
Ein Problem der Expertin für<br />
Wohnungs- und Mietfragen besteht<br />
darin, dass sie mit Parteichefin Katja<br />
Kipping befreundet ist. Kipping wiederum<br />
hat sowohl im FDS als auch<br />
im Wagenknecht-Flügel Gegner. Lay<br />
hat darum zuletzt Wert auf Distanz<br />
zu Kipping gelegt. Kipping und ihr<br />
Co-Parteichef Bernd Riexinger haben<br />
keine Wahlempfehlung für Lay<br />
abgegeben. Siewissen wohl, dass ihr<br />
das schaden würde.<br />
Lays Gegenkandidatin ist überraschend<br />
die Abgeordnete Amira Mohamed<br />
Ali. Sie wurde in Hamburg<br />
geboren, lebt in Oldenburg, ist<br />
Rechtsanwältin, gehört dem Bundestag<br />
erst seit 2017 an und kümmert<br />
sich um Tierschutz- und Landwirtschaftsfragen.<br />
In einem Brief an<br />
die Fraktion schrieb Ali: „Unsere<br />
Fraktion kann viel mehr erreichen,<br />
wenn wir gemeinsam unser Poten-<br />
DPA<br />
zial ausschöpfen, wenn wir mehr<br />
und konsequenter miteinander arbeiten,<br />
statt uns gegenseitig zu hemmen.“<br />
Zudem verwies sie auf die<br />
Notwendigkeit des Kampfes gegen<br />
Rassismus und ihreErfahrungen damit.<br />
Alis Vater ist Ägypter.<br />
Auch Abgeordnete von anderen<br />
Flügeln sagen, Ali sei „eine Nette“.<br />
Allerdings sei sie in den letzten zwei<br />
Jahren nicht mit Inhalten aufgefallen<br />
und habe sich kaum eingemischt in<br />
Debatten. Ihre Kritiker sagen ferner,<br />
dass Ali von Diether Dehm protegiertwerde.Manche<br />
mutmaßen gar,<br />
sie solle bloß eine Art Platzhalter-<br />
Rolle einnehmen –bis die unter einem<br />
Burnout leidendeWagenknecht<br />
zurückkehre. Fest steht, dass Ali die<br />
Medien scheut. Zwei Bitten um Gespräche<br />
wich sie aus.<br />
Knapper Ausgang erwartet<br />
Zwar bevorzugt Bartsch, der öffentlich<br />
nicht Position bezieht, dem Vernehmen<br />
nach Ali. Mitstreiter sagen,<br />
er wolle Lay „auf keinen Fall“; das sei<br />
„vermutlich persönlich begründet“.<br />
Dieselben Mitstreiter sagen jedoch<br />
ebenfalls, dass das „Hufeisen“-<br />
Bündnis aus FDS undWagenknecht-<br />
Flügel Geschichte sei. Bartsch kann<br />
sich also nicht sicher sein, dass seine<br />
bisherigen Gefolgsleute ihm auch zu<br />
Ali folgen. Somit rechnen alle Beteiligten<br />
mit einem knappen Ergebnis.<br />
Wagenknecht sagte unterdessen,<br />
dass sie trotz des Verzichts auf eine<br />
abermalige Kandidatur nicht von<br />
der Bühne verschwinden wolle.„Ich<br />
möchte weiter politisch etwas bewegen“,<br />
sagte die 50-Jährige am Montag,<br />
„und deswegen werdeich natürlich<br />
auch nach wie vor meine Positionen<br />
öffentlich vertreten und dafür<br />
werben.“<br />
Markus Decker<br />
ist gespannt auf das Ergebnis<br />
der Personaldebatte.<br />
Österreich vor schwieriger<br />
Regierungsbildung<br />
Konservative ÖVP und Grüne verhandeln über Koalition<br />
ÖVP und Grüne wagen den<br />
nächsten Schritt auf dem Weg<br />
zu einem möglichen Regierungsbündnis<br />
in Österreich. Nachdem die<br />
Grünen am Sonntag ihre Bereitschaft<br />
deutlich gemacht hatten, hat<br />
sich nun auch ÖVP-Chef Sebastian<br />
Kurz für Koalitionsverhandlungen<br />
ausgesprochen. „Dieser Prozess wird<br />
nicht einfach werden, weil die Positionen<br />
von Grünen und Volkspartei<br />
sehr, sehr unterschiedlich sind“,<br />
sagte der 33-Jährige am Montag in<br />
Wien. Seine Partei werde die anstehenden<br />
Gespräche „ergebnisoffen,<br />
aber ehrlich, respektvoll und mit vollem<br />
Engagement“ führen.<br />
Grünen-ChefWerner Kogler hatte<br />
Verhandlungen am Sonntag alsWagnis<br />
bezeichnet, das man aber eingehen<br />
wolle. Eine Regierung von ÖVP<br />
und Grünen wäre inÖsterreich auf<br />
Bundesebene eine Premiere.<br />
„Dieser Prozess<br />
wird nicht einfach<br />
werden,weil die Positionen<br />
von Grünen<br />
undVolkspartei<br />
sehr, sehr unterschiedlich<br />
sind.“<br />
Sebastian Kurz, ÖVP-Chef<br />
Die beiden Parteien waren die<br />
Wahlsieger vom 29. September. Die<br />
ÖVP erhielt 37,5 Prozent der Stimmen<br />
–ein Plus von sechs Prozentpunkten<br />
im Vergleich zur Wahl 2017. Die Grünen<br />
konnten 13,9 Prozent (plus 10,1<br />
Prozentpunkte) der Wähler von sich<br />
überzeugen und zogen damit nach<br />
der herben Niederlage vor zwei Jahren<br />
wieder in den Nationalrat ein.<br />
Während auch die SPÖ (21,2 Prozent)<br />
für Regierungsverhandlungen bereit<br />
gewesen wäre, sieht sich der vorhe-<br />
rige Koalitionspartner der ÖVP, die<br />
rechte FPÖ (16,2 Prozent), in den<br />
kommenden Jahren eher in der Opposition.<br />
Koalitionsverhandlungen zwischen<br />
ÖVP und Grünen galten unter<br />
diesen Umständen bereits seit dem<br />
Wahlabend als wahrscheinlich, auch<br />
wenn sich beide Parteien zuletzt<br />
nicht in die Karten schauen ließen.<br />
Aus den Mitte Oktober gestarteten<br />
Sondierungen wurden nur wenige<br />
Details bekannt, Kurz und Kogler betonten<br />
immer nur die große Bedeutung<br />
des persönlichen Kennenlernens.<br />
Inhaltliche Themen wurden<br />
aber zumindest auf mögliche Hürden<br />
abgeklopft. Tatsächlich dürfte es<br />
trotz aller Sympathien für beide Parteien<br />
nicht leicht werden, sich auf<br />
ein Bündnis zu verständigen. Kurz<br />
hatte von2017 bis 2019 mit der rechten<br />
FPÖ regiertund in dieser Zeit einen<br />
harten Anti-Migrationskurs verfolgt.<br />
Zudem sollte im Rahmen einer<br />
SteuerreformdieWirtschaft entlastet<br />
werden. Beide Punkte wurden von<br />
den Grünen ebenso kritisiert wie<br />
eine Reform der Mindestsicherung,<br />
die vor allem für kinderreiche Familien<br />
Einschnitte zur Folge hatte.<br />
„Wir verhandeln sicher nicht auf<br />
Scheitern, aber wir verhandeln auch<br />
nicht so, dass es mit Sicherheit ein<br />
Ergebnis gibt“, sagte Grünen-Chef<br />
Kogler am Sonntag. „Das ist ein ergebnisoffener<br />
Anfang eines durchaus<br />
herausfordernden Prozesses“,<br />
sagte Kurz am Montag<br />
Dass in Österreich derzeit überhaupt<br />
eine neue Regierung gebildet<br />
werden muss, ist Folge des Ibiza-<br />
Skandals rund um Ex-FPÖ-Chef<br />
Heinz-Christian Strache. Spiegel<br />
und Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> hatten im<br />
MaieinVideo veröffentlicht, auf dem<br />
Strache imGespräch mit einer vermeintlichen<br />
russischen Oligarchen-<br />
Nichte korruptionsanfällig wirkte.<br />
Strache trat einen Tagnach der Veröffentlichung<br />
von allen Ämtern zurück,<br />
die gesamte Regierung zerbracht,<br />
Ex-Kanzler Kurz rief Neuwahlen<br />
aus. Derzeit regiert inÖsterreich<br />
ein Expertenkabinett. (dpa)<br />
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6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />
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Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
12.8.19<br />
12.8.19<br />
MÄRKTE<br />
▼ 13198,37 (–0,23 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
12.8.19<br />
Stand der Daten:11.11.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
11.11.19<br />
▼ 62,19 (–0,67 %)<br />
11.11.19<br />
▲ 1,1041 (+0,06 %)<br />
Quelle<br />
11.11.19<br />
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CAC 40(FR) +0,07<br />
5906/4556 5893,82<br />
S&P UK(UK) – 0,40<br />
1562/1323 1479,15<br />
RTS (RU) – 0,50<br />
1488/1033 1460,84<br />
IBEX (ES) –0,06<br />
9588/8286 9388,50<br />
Dow Jones (US) –0,04<br />
27775/21713 27670,24<br />
Bovespa (BR) +0,02<br />
109672/83892107648,30<br />
Nikkei (JP) – 0,26<br />
23591/18949 23331,84<br />
Hang Seng (HK) –2,63<br />
30280/24897 26900,75<br />
Stx Singap. 20 (SG) –0,95<br />
1657/1390 1632,24<br />
Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />
Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />
PSA Direktbank */**<br />
psa-direktbank.de 0,70 0,70 0,70<br />
Renault Bank direkt */**<br />
renault-bank-direkt.de 0,50 0,50 0,50<br />
Advanzia **<br />
advanzia.com - 0,40 0,40<br />
Akbank<br />
akbank.de 0,31 0,31 0,31<br />
PrivatBank 1891 **<br />
privatbank1891.com 0,30 0,30 0,30<br />
ING *<br />
ing.de 0,25 0,25 0,25<br />
Postbank<br />
postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Santander<br />
santander.de 0,01 0,01 0,01<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />
berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />
<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />
030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />
mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />
Sparda-Bank Berlin (Online)<br />
sparda-b.de - 0,001 0,001<br />
BBBank<br />
bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
Mittelwert von 85 Banken 0,13 0,14 0,13<br />
*Neukunden /Neuanlagen<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />
(Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Alle Jahre wieder füllen sich in derVorweihnachtszeit die Einkaufszentren der Republik.<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Jetzt beginnt sie wieder, die Saison<br />
des Konsumrauschs, und<br />
zwar mitunverminderterIntensität.VomfernenChinabisindie<br />
deutschen Provinzstädte.<br />
„Wenn nunauchnochdas Wetter mitspielt,<br />
dürfte es ein frohes Fest fürden<br />
Einzelhandel geben“, sagt Thomas<br />
Harms, Einzelhandelsexperte bei der<br />
Prüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />
EY.<br />
Derdurchschnittlicheerwachsene<br />
Konsument hierzulande zieht mit<br />
einem Geschenkebudget von<br />
281 Euro ins Weihnachtsgeschäft. Das<br />
ist nurein Euro weniger als im vorigen<br />
Jahr,alsEYeinenneuerRekordwertermittelte.<br />
Harms und seine Kollegen<br />
haben hochgerechnet, dass in den<br />
nächsten Wochen 18,4 Milliarden<br />
Euro für Geschenke ausgegeben werden.<br />
Dasgehtaus einerUmfrageunter<br />
1000 Verbrauchern hervor.<br />
Harmsunterstelltdabei ein Konsumentenverhalten,<br />
dasgängigenvolkswirtschaftlichen<br />
Modellen entspricht.<br />
DieKonjunkturflautesei fürdie meisten<br />
Verbraucher noch kaum spürbar.<br />
Die Löhne seien in den vergangenen<br />
Jahren deutlich gestiegen. Undangesichts<br />
niedriger Zinsen lohne sichdas<br />
Sparen nicht. „Alsobleiben die Deutschen<br />
vorläufig in Kauflaune“, so der<br />
Einzelhandelsexperte.<br />
Wobei es bei den Präferenzen der<br />
Bundesbürger bemerkenswerte Verschiebungen<br />
gibt. Etwa: von wegen<br />
Internetboom. Das durchschnittliche<br />
Budget fürs Onlineshopping geht<br />
In der Schwebe<br />
Die Lufthansa verhandelt mit der KabinengewerkschaftUfo weiterübereine Schlichtung desTarifkonflikts<br />
Von ChristianEbner<br />
Im Kaufrausch<br />
Der Konsument gibt durchschnittlich 281 Euro für Weihnachtsgeschenke aus<br />
China: Der Singles’ Dayam<br />
11. November ist in der<br />
Volksrepublik China mittlerweile<br />
der Tageiner gigantischen<br />
Konsumsause. Beinahe<br />
triumphierend berichtete<br />
die staatliche Nachrichtenagentur<br />
Xinhua am Montag,<br />
dass allein beim heimischen<br />
Onlinehandelsgiganten Alibaba<br />
rund 544 000 Bestellungen<br />
pro Sekunde eingingen.<br />
deutlich zurück –umfünf Euro auf<br />
83 Euro. Das hat damit zutun, dass<br />
eine Geschenkekategorie, die in den<br />
vergangenen Jahren insbesonderebei<br />
jungen Menschen deutlich gewachsen<br />
war, sich nun rückläufig entwickelt:<br />
Geschenke in Form von Veranstaltungen,<br />
Events und Reisen. Eine<br />
Erklärung dafür liefert EYnicht. Vielleichthat<br />
es mit gewachsenemKlimabewusstseinzutun.<br />
StattdessenstehtindiesemJahrder<br />
Genuss deutlich stärker im Vordergrund:DiegeplantenAusgabenfürLebensmittel<br />
und Süßwaren steigen von<br />
11auf16Euro,wenndieBefragtenihre<br />
Pläne tatsächlich umsetzen werden.<br />
Auch die Kinder können sich freuen,<br />
die Budgets für Spielsachen werden<br />
genderrund3500saisonalenFlugbegleiter<br />
zu sprechen. Diese sind ausschließlich<br />
an den Drehkreuzen<br />
München und Frankfurt stationiert<br />
und verdienen nach Verdi-Darstellungdeutlich<br />
weniger alsdie Stammbelegschaften<br />
in der Kabine.<br />
Ufo fordert indem Tarifkonflikt<br />
für die rund 21000 Lufthansa-Flugbegleiter<br />
höhereSpesen undZulagen<br />
sowie den besseren Zugang für Saisonkräfte<br />
zu regulären Anstellungsverhältnissen.<br />
In dem gesamten Konflikt geht es<br />
aberhauptsächlich um die Frage,ob<br />
Ufoüberhaupt nochTarifverträgefür<br />
das Kabinenpersonal durchsetzen<br />
kann. Lufthansahat mitgeteilt,künftig<br />
auch mit Verdi und der inGründung<br />
befindlichen Cabin Union<br />
GIGANTISCHE KONSUMSAUSE<br />
Umsatzrekord: In den ersten<br />
zwölf Stunden des<br />
11. November seien Umsätze<br />
vonumgerechnet 27 Milliarden<br />
Dollar zusammengekommen<br />
–imVorjahr waren<br />
es 30,7 Milliarden am gesamten<br />
Tag, wie Alibaba bereits<br />
gegen16Uhr Ortszeit<br />
verkündete. Und ein neuer<br />
Umsatzrekord auf Tagesbasis<br />
wurde damit freilich auch<br />
geschafft.<br />
Angebote: Der Onlinehändler<br />
ist für viele Chinesen wegenlangerArbeitszeiten<br />
der<br />
wichtigste Anlaufpunkt zum<br />
Einkaufen. Millionen von<br />
Konsumenten warten bei<br />
Anschaffungen auf den Singles’<br />
Day, weil sie auf preiswerteAngebote<br />
hoffen.<br />
Marktforscher sagen, viele<br />
Konsumenten hätten eine<br />
langePhase mit Reallohnsteigerungen<br />
erlebt.<br />
von23auf 29 Euro deutlichheraufgesetzt.<br />
Unschlagbarsind aber nach wie<br />
vorGutscheineundGeldalsbeliebteste<br />
Geschenkekategorie. Das hat nach<br />
Einschätzung der EY-Experten auch<br />
damit zu tun, dass gerade ältere Menschenimmer<br />
größere Schwierigkeiten<br />
haben, fürdie Jüngeren passende Präsente<br />
fürs Fest zu finden –wie sollen<br />
auchOma undOpa, Onkel undTante<br />
wissen, welches Computerspiel der<br />
14-jährige Enkel/Neffe noch dringend<br />
benötigt? Mehr als jeder Zweite will<br />
dem Beschenkten die Wahl des Präsents<br />
überlassen. Das dürfte die Einzelhändler<br />
erfreuen. Erzeugen Bares<br />
undGutscheineuntermWeihnachtsbaum<br />
doch in den Tagen nach dem<br />
Fest zusätzliche Publikumsfrequenz.<br />
sprechen zu wollen. Letztendlich<br />
strebe man aber einen einheitlichen<br />
Tarifvertrag für dieKabine an.<br />
Es lägen Fällevor,indenen saisonale<br />
Flugbegleiter nicht über den<br />
monatlichen Mindestsatz von 1500<br />
Euro bruttokämen, wasNettovergütungen<br />
von unter 950 Euro entspreche,<br />
schilderte Verdi-Verhandlungsführerein<br />
Mira Neumaier. „Mit diesem<br />
Niedriggehalt ist es in Ballungsräumen<br />
wie München undFrankfurt<br />
nahezu unmöglich, eine Wohnung<br />
zu finanzieren und die Existenz zu<br />
bestreiten.“<br />
Bislang hat Ufo die Tarifbedingungen<br />
für die rund 21000 Flugbegleiter<br />
der Lufthansa-Kernmarke<br />
ausgehandelt und nach eigenen Angaben<br />
die meisten Beschäftigten bei<br />
FOTO: BORIS ROESSLER/DPA<br />
Zudem werden viele Gutscheine gar<br />
nichteingelöst.<br />
Apropos Frequenz: Diewirdinden<br />
Einkaufsstraßen in den deutschen<br />
Städten indiesem Jahr noch zunehmen<br />
–vor allem dort, wo es nichtnur<br />
Kaufhäuser und Boutiquen, sondern<br />
auch einen schmucken Weihnachtsmarkt<br />
gibt. Der stationäre Handel<br />
macht im Konkurrenzkampfmit dem<br />
Internet Bodengut: „Wenn es um das<br />
sinnlicheEinkaufserlebnisgeht,istder<br />
stationäre Handel eindeutig imVorteil“,betontHarms.Weihnachtsatmosphäreund<br />
geschmückte Innenstädte<br />
seien eine große Chance, mehr Kunden<br />
zum Besuch der Innenstadt oder<br />
des Einkaufszentrums zu bewegen.<br />
Eine Art Startschuss für die Shopping-Saisonwurde<br />
am Montag im fernen<br />
Chinagegeben.Mit demSingles‘<br />
Day, der ursprünglich ein inoffizieller<br />
Feiertag für Menschen ohne festen<br />
Partnerwar.Mittlerweileistder11.November<br />
der Tagfür eine gigantische<br />
Konsum- und Schnäppchensause.<br />
Hierzulande sinddavon erste Ausläufer<br />
zu bemerken: VonLidl bis Hugo<br />
Boss gabeszahlreiche Sonderangebote<br />
zum Singles‘ Day.<br />
Viel bekannterist der Black Friday,<br />
der aus den USA kommt und in diesem<br />
Jahr auf den 29. November fällt.<br />
Die Konsumforscher der Nürnberger<br />
GfKgehendavonaus,dassdiediesjährigen<br />
Black-Friday-Kampagnen, die<br />
sich mittlerweile übereineWoche erstrecken,<br />
Umsätze bringen, die über<br />
dem Weihnachtsgeschäft liegen –allerdings<br />
vermischt sich beides auch<br />
immer mehr.<br />
Bei der Lufthansa herrscht weiterhin<br />
Ungewissheit über mögliche<br />
neue Streiks der Flugbegleiter. Das<br />
Unternehmen und die Kabinengewerkschaft<br />
Ufo setzten am Montag<br />
ihre Sondierungen über eine mögliche<br />
Schlichtung des Tarifkonflikts<br />
fort. Ergebnisse sollten nun erst an<br />
diesem Dienstag mitgeteilt werden,<br />
teilten beide Seiten am Montag in<br />
Frankfurt mit. Man versuche, einen<br />
Weg aus der Eskalationsspirale zu<br />
finden, hieß es.<br />
Gleichzeitig bestätigte Lufthansa,<br />
dass das Unternehmen am Montag<br />
offizielle Verhandlungen mit der<br />
Ufo-Konkurrenz Verdi aufgenommen<br />
hat, um über die Tarifbedingunsich<br />
organisiert.Lufthansa wollte bis<br />
zu dem zweitägigen Streik in der vergangenen<br />
Woche die Ufo-Führung<br />
nicht mehr anerkennen und hatte<br />
parallel Gespräche mit Verdigeführt.<br />
Die DGB-Gewerkschaft ist im Konzern<br />
vor allem bei den Bodendiensten<br />
sowie in der zum Verkauf stehenden<br />
Catering-Sparte verankert und<br />
stellt mit Christine Behle die stellvertretende<br />
Aufsichtsratsvorsitzende im<br />
Konzern.<br />
Ufohatteinder vergangenen Woche<br />
einen zweitägigen Streik bei der<br />
Kerngesellschaft Lufthansa organisiert,<br />
woraufhin rund 1500 Flüge abgesagt<br />
wurden. Sie ist nach Urabstimmungen<br />
auch in vier weiteren<br />
Lufthansa-Flugbetrieben streikbereit.<br />
(dpa)<br />
Factory<br />
ohne<br />
Speed<br />
Adidasbeendet Experiment<br />
in Deutschland<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Eswar der Traum, nach Asien abgewanderte<br />
Fertigung von Sportschuhen<br />
nach Deutschland und andere<br />
Endkundenländer zurückzuholen.<br />
Als innovatives Vehikel dafür<br />
wollte der Herzogenauracher Sportartikler<br />
Adidas sogenannte Speedfactories<br />
dafür nutzen, hochautomatisiert<br />
und bei niedrigen Lohnkosten<br />
Schuhe in 3-D-Druck herzustellen.<br />
Erste Prototypen dieser Roboterfabriken<br />
wurden vorgut drei Jahren erst<br />
im fränkischen Ansbach und dann in<br />
AtlantaindenUSAeröffnet.Etwaeine<br />
Million Paar Schuhe wurden dortzuletzt<br />
proJahr gedruckt.Damit istspätestens<br />
im April 2020 Schluss. Denn<br />
die dortige Produktion wird eingestellt,<br />
die Technologie Ende 2019 zu<br />
zwei Zulieferern nach China und Vietnam<br />
verlagert, kündigte Adidas-<br />
Vorstand Martin Shankland an.<br />
„Wir bedauern sehr, dass unsere<br />
Zusammenarbeit in Ansbach und Atlanta<br />
endet“, meinte der Manager.<br />
Betroffen ist in erster Linie Adidas-<br />
Technologiepartner Oechsler,der die<br />
beiden Fabriken betreibt und nun<br />
170 Stellen abbauen muss.Die Fabrik<br />
in Atlanta werde komplett geschlossen,dieinAnsbachproduziereweiter<br />
Sohlen, aber keine kompletten Schuhe<br />
mehr,sagte eine Oechsler-Sprecherin.<br />
„Wir bedauern diese Entscheidung“,<br />
stellte Oechsler-Chef Claudius<br />
Kozlik mit Blick auf Adidas klar.<br />
Revolution bleibt aus<br />
Technologisch habe alles funktioniert,<br />
beteuerteine Adidas-Sprecherin.<br />
Es habe sich aber gezeigt, dass es<br />
ökonomisch sinnvoller sei, die innovative<br />
Technologie in bestehende<br />
Zulieferstrukturen zu integrieren.<br />
Vordreieinhalb Jahren hatte sich das<br />
noch ganz anders angehört. „Mit der<br />
Speedfactoryrevolutionieren wir die<br />
Industrie“, hatte der damalige Adidas-Chef<br />
HerbertHainer gehofft. Auf<br />
mittlereSicht werdeman in allengroßen<br />
Absatzmärkten Adidas-Speedfactories<br />
finden, um die Produktion<br />
wieder hin in die Abnehmermärkte<br />
zu verlagern. Damit kämen Verbraucher<br />
schneller an individualisierte<br />
Wunschware. Adidas könne binnen<br />
Stunden nach Bestellung liefern. Zudem<br />
fielen lange Transportwege weg,<br />
was den Ausstoß klimaschädlicher<br />
Schadstoffe reduziere. „Made in Germany“<br />
sollte so zudem wieder zum<br />
Verkaufsargument werden.<br />
Daraus wirdnun nichts.Inasiatischen<br />
Zulieferstrukturen könne die<br />
Technologie aber auch die Fertigungszeiten<br />
verkürzen und die Produktion<br />
flexibilisieren, beteuern die<br />
Herzogenauracher.DurchdieSpeedfactory-Technik<br />
werdeesstatt bisher<br />
18 Monate nur wenige Wochen dauern,<br />
bis ein neues Modell entworfen<br />
und in den Endkundenmärkten angekommen<br />
ist. Adidas will in Asien<br />
künftig nicht nur Laufschuhe wie in<br />
Ansbach und Atlanta 3-D-drucken,<br />
sondern auch Lifestyle-Modelle und<br />
das3-D-Fertigungsvolumeninungenanntem<br />
Umfang ausweiten.<br />
Zuletzt haben die Franken gut<br />
400 Millionen Paar Schuhe aller Art<br />
zu weit über 90 Prozent bei asiatischen<br />
Zulieferernfertigen lassen. Die<br />
Speedfactory-Produktion mit insgesamt<br />
einer Million Paar war also erst<br />
ein kleines Pflänzchen, das nun in<br />
China und Vietnam weiterwächst.<br />
Die Speedfactory-Technologie ist<br />
erst voriges Jahr mit dem Deutschen<br />
Innovationspreis ausgezeichnet und<br />
als Forschungsprojekt hier zu Lande<br />
auch staatlich gefördertworden.<br />
Innovative Prozesstechnik erforscht<br />
Adidas indessen weiter im sogenannten<br />
Adidas-Lab in Scheinfeld<br />
nahe Herzogenaurach. Man kooperiere<br />
auch weiter technologisch mit<br />
Oechsler.Mit den Speedfactory-Vorzeigefabriken<br />
in Ansbach und Atlanta<br />
sei aber demnächst unwiderruflich<br />
Schluss.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
Wirtschaft<br />
warnt vor<br />
Corbyn<br />
DeutscheFirmen<br />
bevorzugen Johnson<br />
Von Benedikt von Imhoff<br />
Die deutsche Wirtschaft in Großbritannien<br />
warnt vor der Parlamentswahl<br />
voreinem Sieg der Oppositionspartei<br />
Labour und bevorzugt<br />
Premierminister Boris Johnson –<br />
trotz dessen Brexit-Plänen. „Es ist ein<br />
Abwägen des kleineren Übels“, sagte<br />
der Geschäftsführer der deutsch-britischen<br />
Handelskammer (AHK) in<br />
London, Ulrich Hoppe. Grund sind<br />
die wirtschaftspolitischen Vorhaben<br />
von Labour und Parteichef Jeremy<br />
Corbyn.<br />
„Die Wirtschaft steht den Plänen<br />
einer Regierung Corbyn kritisch<br />
gegenüber“, betonte Hoppe. „Aufgrund<br />
der angekündigten Verstaatlichungen<br />
und Umverteilungen fallen<br />
Anreize weg. Damit wird die Wirtschaftskraft<br />
geschwächt“, sagte Hoppe.<br />
„Das bedeutet, dass viele Verbraucher<br />
mittelfristig sicherlich<br />
noch weniger Geld in der Tasche haben,<br />
um Waren zukaufen –und darunterleidendannnatürlichauchdie<br />
deutschen Unternehmen, die den<br />
Marktbedienen.“<br />
Wegen des britischen Mehrheitswahlrechts<br />
ist es wahrscheinlich,<br />
dass entweder Johnsons Konservative<br />
oder Labour nach der Abstimmung<br />
den Premierminister stellen.<br />
Die Sozialdemokraten wollen unter<br />
anderem Steuern für Wohlhabende<br />
und Unternehmen erhöhen sowie<br />
verschiedene Bereiche der Grundversorgung<br />
wie Energie- und Wassernetze,<br />
Post und Bahn verstaatlichen.<br />
Außerdem sollen Betriebe mit mehr<br />
als 250 Mitarbeiternverpflichtet werden,10ProzentihrerAnteileineinem<br />
Fonds zu parken, aus dem den Beschäftigten<br />
Dividenden gezahlt werden.<br />
Premierminister Johnson hatte<br />
die Pläne mit Methoden vonSowjetdiktator<br />
Josef Stalin verglichen.<br />
Viele Unternehmen warten ab<br />
Unklar sei auch, wie sich unter einer<br />
Labour-Regierung das Wirtschaftsumfeldgestaltenwerde,<br />
sagteHoppe<br />
mit Blick auf Ankündigungen wie<br />
eine Viertagewoche. „Ist es dann<br />
noch wettbewerbsfähig, hier zu produzieren?<br />
Daswerden sich deutsche<br />
Unternehmen dann überlegen“,<br />
sagte Hoppe. Erkritisierte zugleich<br />
den geplanten Brexit. Seit dem Referendum<br />
2016 sei Großbritannien unattraktiver<br />
geworden, auch wegen<br />
des niedrigen Pfundkurses. „Es sind<br />
weniger Firmen, die sich nach Investitionsmöglichkeiten<br />
hierzulande<br />
erkundigen“, sagte Hoppe. Viele<br />
Unternehmen warteten ab, wie sich<br />
der Brexit nun konkret auswirken<br />
und welche Regularien es künftig geben<br />
werde. DieWirtschaft hoffe auf<br />
einen unternehmerfreundlichen<br />
Brexit, mit relativ enger Anbindung<br />
an die Zollunion und den Binnenmarkt.<br />
Auch die Gestaltung eines Freihandelsabkommens<br />
zwischen der<br />
EU und dem Vereinigten Königreich<br />
„steht in den Sternen“, sagte Hoppe.<br />
Ankündigungen von Premier Johnson,<br />
nach dem Brexit schnell ein<br />
Handelsabkommen mit der EU auszuhandeln,<br />
nannte Hoppe unrealistisch.<br />
(dpa)<br />
JeremyCorbyn,Vorsitzender der Labour-<br />
Partei.<br />
FOTO: MATT DUNHAM/AP<br />
Boeing am Boden<br />
Die Probleme des Flugzeugbauers gehen weitüber eine defekte Steuerungssoftware hinaus<br />
Von Karl Doemens<br />
Der Ratschlag kam ungebeten<br />
und kostenlos.<br />
„Wenn ich Boeing wäre,<br />
würde ich die Probleme<br />
bei der 737 Max lösen, ein paar tolle<br />
Funktionen hinzufügen und dem<br />
Flugzeug unter anderem Namen ein<br />
ganz neues Image verpassen“, verkündete<br />
Donald Trump. Das war im<br />
April, kurz nachdem gegen den Problemjet<br />
Boeing 737 Max ein weltweites<br />
Flugverbot verhängt wurde.<br />
Wenn das so einfach wäre: Acht<br />
Monate später stehen rund um den<br />
Globus 700 Jets dieses Typs immer<br />
noch am Boden. Etwa 4600 Bestellungen<br />
zum Stückpreis von 120 Millionen<br />
Dollar schlummern inden Auftragsbüchernvon<br />
Boeing. DieAufklärung<br />
des Absturzes zweier baugleicherMaschinenmit346Totenhatunfassbare<br />
Missstände ans Tageslicht<br />
gebracht. Und der Industriekonzern<br />
mit 144000 Beschäftigten in den USA<br />
erlebt die schwerste Krise seiner Geschichte.<br />
„Meine Wut ist nur noch größer<br />
geworden“, wetterte der demokratische<br />
Senator Richard Blumenthal<br />
nach einer Befragung von Boeing-<br />
Chef Dennis Muilenburg im Washingtoner<br />
Kongress vor zwei Wochen.<br />
Offen bezichtigte der Politiker<br />
aus Connecticut den Manager der<br />
Lüge.Seine linke Hand war zur Faust<br />
geballt: Nichts anderes als „fliegende<br />
Särge“ seien die Maschinen vomTyp<br />
737 Max, erregte sich Blumenthal,<br />
und sein Kollege JonTester pflichtete<br />
ihm bei: „Ich würde eher zu Fußlaufen,<br />
bevor ich in eine 737 Maxsteige.“<br />
Am Anfang der Boeing-Krise<br />
stand der Absturz zweier Flugzeuge,<br />
die von den Piloten nicht mehr beherrscht<br />
werden konnten. Tatsächlich<br />
entpuppt sich, was zunächst mit<br />
menschlichem Versagen erklärtwurde,<br />
inzwischen als eine skandalöse<br />
Verkettung von ungezügelter Profitgier,schweren<br />
Konstruktionsfehlern,<br />
mangelhafter Information und fahrlässiger<br />
Überprüfung.<br />
Den eigentlichen Kontrollverlust<br />
hat es offensichtlich nicht in den<br />
Cockpits, sondern inder Konzernzentrale<br />
in Chicago und bei der amerikanischen<br />
Luftfahrtbehörde FAA<br />
gegeben. Umso beunruhigender ist<br />
die Aussicht, dass am Ende anstatt<br />
die strukturellen Fehler zu beheben<br />
nur die Symptome kuriert werden<br />
könnten.<br />
EinJahr liegtdie erste Katastrophe<br />
zurück: Nur 13Minuten nach dem<br />
Start in Jakarta verschwand am<br />
29. Oktober 2018 der Lion-Air-Flug<br />
610 vom Bildschirm des Kontrollturms.<br />
Nach einer Sequenz mit wilden<br />
Auf- und Abwärtsbewegungen<br />
riss die Maschine vorder Küste Javas<br />
189 Menschen in den Tod. Fünf Monate<br />
später,am10. März, stürzte der<br />
Ethiopian-Airlines-Flug 302 auf dem<br />
„Ich würde eher<br />
zu Fuß laufen, bevor<br />
ich in eine 737 Max<br />
steige.“<br />
JonTester, US-Senator aus Montana<br />
Wegvon Addis Abeba nach Nairobi<br />
ähnlich abrupt ab. Alle 157 Insassen<br />
kamen ums Leben. Beide Maschinen<br />
gehörten zum TypBoeing 737 Max.<br />
Mehr als 40 Länder rund um den Globus<br />
verhängten unmittelbar nach<br />
der zweiten Katastrophe ein Flugverbot<br />
für diesen Kurz- und Mittelstreckenflieger.<br />
Die amerikanische FAA<br />
zögerte mehrere Tage und zog erst<br />
nach, als sich Piloten und Stewardessen<br />
weigerten, die Problemjets weiter<br />
zu betreten.<br />
Seither forschen Experten für<br />
Flugsicherheit in der ganzen Welt<br />
nach den Ursachen, während Boeing<br />
auf die Freigabe seiner Maschinen<br />
hinarbeitet. Hatte der Konzern an-<br />
Für Boeing arbeiten144 000Menschen. Die Probleme der 737Max stürzenden Konzernineine<br />
schwere Krise. Zum großen Teil ist sie selbst verschuldet. FOTO: TED WARREN/DPA<br />
fangs weitgehend die Piloten für die<br />
tödlichen Katastrophen verantwortlich<br />
gemacht, so räumte Vorstandschef<br />
Muilenburgbei der Kongressanhörung<br />
erstmals ein kleines Stück<br />
Mitverantwortung ein: „Wir wissen,<br />
dass wir Fehler und einige Dinge<br />
falsch gemacht haben.“ Zugleich versprach<br />
der Manager sicherzustellen,<br />
„dass Unfälle wie diese nie wieder<br />
passieren“. Doch der einzige konkrete<br />
Fehler, den der Boeing-Boss vor<br />
den Senatoren einräumte, war ein<br />
fehlendes Warnlicht für einen kaputten<br />
Sensor.<br />
Tatsächlich dürften der Sensor<br />
und eine von ihm fälschlich ausgelöste<br />
Steuerungssoftware nach den<br />
bisherigen Erkenntnissen den Absturz<br />
beider Maschinen technisch<br />
verursacht haben. Doch der offizielle<br />
Untersuchungsbericht der indonesischen<br />
Behörden zum Lion-Air-Unglück,<br />
die von der FAAbei externen<br />
Experten bestellte Unfallanalyse sowie<br />
inzwischen bekannt gewordener<br />
interner Schriftverkehr vonfrüheren<br />
Boeing-Mitarbeitern werfen drängende<br />
Fragen nach der tatsächlichen<br />
Verantwortung auf.<br />
Alles deutet darauf hin, dass die<br />
beiden Katastrophen zu vermeiden<br />
gewesen wären, wenn nicht bei der<br />
Entwicklung der Boeing 737 Max, bei<br />
ihrer Wartung, bei der Kontrolle und<br />
bei der Schulung der Piloten schwere<br />
Fehler gemacht worden wären.<br />
Um das zuverstehen, muss man<br />
sich ein wenig mit dem beinharten<br />
DuopolzwischenBoeingundseinem<br />
europäischen Wettbewerber Airbus<br />
beschäftigen. Als der KonzerninToulouse<br />
2010 unter dem Namen<br />
A320neoeineneueFlugzeugseriemit<br />
leiseren und verbrauchsärmeren<br />
Triebwerken ankündigte, gerieten<br />
die Manager in Chicago mächtig<br />
unter Druck. Die Neuentwicklung<br />
eines Konkurrenzprodukts hätte zu<br />
lange gedauert und wäre sehr teuer<br />
geworden. Also entschieden sich die<br />
Amerikaner, die erstmals 1967 gebaute<br />
Boeing 737 zu überarbeiten<br />
und mit allerhand Tricks technisch<br />
aufzumöbeln.<br />
Die wichtigste Neuerung der 737<br />
Maxwaren wesentlich größereTriebwerke,<br />
die den Treibstoffverbrauch<br />
deutlich verringern. Allerdings verändern<br />
die nach vorn verschobenen<br />
riesigen Antriebsgondeln auch das<br />
aerodynamische Verhalten der Maschine:<br />
Der von ihnen verursachte<br />
zusätzliche Auftrieb kann zum Absturz<br />
führen. Deshalb ersannen die<br />
Ingenieure eine spezielle Software:<br />
Das Maneuvring Characteristics<br />
Augmentation System (MCAS) soll<br />
kritische Flugsituationen erkennen<br />
und ähnlich einem Fahrassistenten<br />
im Auto korrigieren, indem es die<br />
Flugzeugnasenachuntendrückt.Die<br />
nötigen Informationen dafür erhält<br />
es von einem Außensensor, der den<br />
Flugwinkel misst.<br />
Im März2017 wurde der auf diese<br />
Weise aufgemotzte Oldtimer der Lüfte<br />
für den Flugbetrieb zertifiziert.<br />
Spätestens hier wird die Geschichte<br />
politisch. Im allgemeinen Deregulierungsfieber<br />
hatte 2005 die Luftaufsichtsbehörde<br />
FAABoeingund anderen<br />
Herstellern erlaubt, die Sicherheit<br />
ihrer Flugzeuge teilweise selbst<br />
zu überprüfen. Der Bericht des Expertengremiums<br />
belegt nun, dass die<br />
FAAeindeutig zu viele Aufgaben an<br />
Boeing abgegeben hatte und die<br />
technischen Änderungen unzureichend<br />
kontrollierte.<br />
Auffällig ist zum Beispiel, dass der<br />
Flugzeugbauer abweichend von den<br />
Grundprinzipien der Luftfahrt keinen<br />
zweiten Sensor für den Fall eines<br />
technischen Defekts einbaute. Auch<br />
soll der Konzerndie Behörde nur unzureichend<br />
über die komplexe Wirkung<br />
der MCAS-Software unterrichtet<br />
haben. Beibeiden Unglücken war<br />
der Sensor kaputt. Theoretisch hätten<br />
die Piloten die Automatik abschalten<br />
können, die ihreMaschinen<br />
kopfüber zum Absturz zwang, doch<br />
das MCAS ist in den Bordhandbüchern<br />
von Boeing kaum erwähnt.<br />
Deswegen wussten die Piloten nicht,<br />
wie sie sich verhalten sollen.<br />
Noch problematischer für Boeing<br />
sind Berichte, denen zufolge der<br />
Konzernvon dentödlichen Gefahren<br />
hätte wissen können. So sorgten sich<br />
Mitarbeiter bereits im Jahr 2015 in internen<br />
E-Mails, dass ein einzelner<br />
Sensor ausfallen könne. ImNovember<br />
2016 berichtete ein leitender<br />
technischer Pilot des Unternehmens<br />
einem Kollegen im Chat von seiner<br />
„ungeheuerlichen“ Erfahrung mit<br />
der MCAS-Automatik im Flugsimulator,als<br />
die Maschine kaum noch zu<br />
beherrschen gewesen sei. Man habe<br />
geglaubt, es handele sich um ein<br />
Problem des Simulators, redet sich<br />
Boeing nun heraus.<br />
Die PR-Abteilung des Konzerns<br />
muss derzeit Überstunden machen.<br />
Für absehbareSchadensersatzforderungen<br />
durch das 737-Max-Debakel<br />
musste der Konzern schon mehr als<br />
5 Milliarden Dollar zurückstellen.<br />
DerGewinn hat sich im dritten Quartal<br />
halbiert, der Umsatz ist um ein<br />
Fünftelgeschrumpft.Undnungibtes<br />
auch noch Ärger mit dem Max-Vorgängermodell<br />
737 NG: Die Fluggesellschaften<br />
Qantas und Ryanair haben<br />
bei einzelnen Maschinen Haarrisse<br />
zwischen dem Rumpf und den<br />
Tragflächen der Maschinen festgestellt.<br />
Andere Manager würden persönliche<br />
Konsequenzen ziehen. Doch<br />
Muilenburg, den viele für die Kultur<br />
der Profitmaximierung auf Kosten<br />
der Sicherheit verantwortlich machen,<br />
hält eisern anseinem Posten<br />
fest. In der Öffentlichkeit zeigt er gerade<br />
so viel Zerknirschung wie nötig:<br />
„Mit allem, was wir heute wissen,<br />
hätten wir anders gehandelt“, sagte<br />
er im Kongress. Erst nach massiven<br />
Protesten erklärte er sich bereit, auf<br />
seinen diesjährigen Bonus zu verzichten.<br />
Für 2018, das Jahr der Lion-<br />
Air-Katastrophe, hatte er zusätzlich<br />
zum Jahresgehalt von 1,7 Millionen<br />
Dollar noch ohneSkrupel 20,4 Millionen<br />
Dollar Zulage eingestrichen.<br />
Muilenburg will den Skandal so<br />
schnell wie möglich hinter sich lassen:<br />
Ende des Jahres sollen die Überarbeitung<br />
der fatalen MCAS-Software<br />
und weitereModifikationen an der<br />
737 Max abgeschlossen werden. Anfang<br />
des nächsten Jahres, schätzen<br />
Branchenkenner,könnte die FAAdas<br />
Flugverbot dann aufheben. Noch unklar<br />
ist, wie schnell die europäische<br />
Flugaufsicht EASA dann folgt.<br />
„Mit allem,<br />
was wir heute wissen,<br />
hätten wir anders<br />
gehandelt.“<br />
Dennis Muilenburg, Boeing-Chef<br />
In den USA jedenfalls muss Boeing<br />
kaum mit harten regulatorischen<br />
Auflagen rechnen. Zu gutsinddie Beziehungen<br />
des Konzerns zu Präsident<br />
Trump. Und zu bedeutsam ist<br />
das Unternehmen als größter industrieller<br />
Exporteur und zweitwichtigster<br />
Rüstungslieferant des Landes.<br />
So sieht der prominente Verbraucheranwalt<br />
Ralph Nader auch die<br />
Strafpredigten im Kongress skeptisch:<br />
„Das ist alles Theater.Jetzt fragensie<br />
hart. Anschließend heben sie<br />
das Flugverbot auf.“ Derfrüheregrüne<br />
Präsidentschaftskandidat redet<br />
aus eigener Betroffenheit: Seine 24-<br />
jährige Nichte verlor bei dem Lion-<br />
Air-AbsturzinÄthiopien ihr Leben.<br />
NACHRICHTEN<br />
Eisenbahn-Bundesamt<br />
beklagt Engpass<br />
DasEisenbahn-Bundesamt fordert<br />
vorden abschließenden Haushaltsberatungen<br />
im Bundestag eine erhebliche<br />
Aufstockung seines Personals.Das<br />
geht auseiner internen<br />
Aufstellung der Behörde hervor, die<br />
dem RedaktionsNetzwerkDeutschland<br />
(RND) vorliegt. Dievom Bund<br />
geplanten „erheblichen zusätzlichen<br />
Investitionen“ in die Bahninfrastruktur<br />
würden zusätzliches Personal<br />
erfordern. DasAmt sieht einen<br />
Bedarfvon mindestens 240 Stellen,<br />
150 davon hat es als „Minimumbedarf“<br />
zur Erfüllung der Aufgaben im<br />
nächsten Jahr angemeldet. DerRegierungsentwurfsieht<br />
jedoch lediglich<br />
41 zusätzliche Stellen vor. (dpa)<br />
Mobilfunkfirmen<br />
bündeln ihre Kräfte<br />
DieMobilfunkbetreiber Deutsche<br />
Telekom, Telefónica Deutschland<br />
und Vodafone wollen ihreKräfte<br />
beim Ausbau des schnellen Mobilfunks<br />
bündeln. DieUnternehmen<br />
wollen nach eigenen Angaben bis zu<br />
6000 neue Mobilfunkstandorte koordiniertaufbauen<br />
und nutzen. Ziel<br />
sei eine „bestmögliche mobile Breitbandversorgung“<br />
für die Kunden in<br />
ganz Deutschland, insbesondereauf<br />
dem Land und entlang der Verkehrswege<br />
auf Straßen, Schienen und<br />
Flüssen. DerenVersorgung war den<br />
BetreibernimZuge der 5G-Frequenzauktion<br />
auferlegt worden. Vorallem<br />
auf dem Land gibt es noch viele<br />
Funklöcher. (dpa)<br />
Stahlproduktion<br />
mit Wasserstoff<br />
Die Stahlproduktion soll sauberer werden.<br />
FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DP<br />
Derösterreichische TechnologiekonzernVoestalpine<br />
und der deutsche<br />
Stahlhersteller Thyssenkrupp<br />
wollen die Stahlproduktion mithilfe<br />
vonWasserstoff sauberer machen.<br />
Thyssenkrupp hat in seinem Duisburger<br />
Werk einen Versuch gestartet,<br />
in einem Hochofen Kohlenstaub<br />
teilweisedurch Wasserstoff zu<br />
ersetzen. Als erster Konzernweltweit<br />
blase Thyssenkrupp Wasserstoffstatt<br />
Kohle in einen laufenden<br />
Hochofen, so Thyssenkrupp.Am<br />
Ende des Umbaus der Produktion<br />
werde„grüner Stahl“ stehen. Auch<br />
Voestalpine hat am Montag eine Pilotanlagezur<br />
weniger umweltschädlichen<br />
Stahlproduktion in Betriebgenommen.<br />
(dpa)<br />
Basiskonten oft<br />
besonders teuer<br />
Für Menschen ohne festen Wohnsitz<br />
ist laut einer Untersuchung der Stiftung<br />
Warentest ein Bankkonto oft<br />
besonders teuer.Unter anderem Geflüchtete<br />
oder Wohnungslose „haben<br />
nur Anspruch auf ein Basiskonto<br />
und zahlen dafür besonders viel“,<br />
heißt es in einem Vergleich der Zeitschrift<br />
„Finanztest“. Beieinigen der<br />
124 untersuchten Kreditinstitute<br />
kostet die Führung eines Basiskontos<br />
demnach zurzeit mehr als<br />
200 Euro im Jahr.Aufgrund gestiegener<br />
Grundpreise und höherer Gebühren<br />
für Überweisungen in<br />
Papierformsei das teilweise mehr<br />
als noch vorzweiJahren, so die Stiftung.<br />
(dpa)
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Kolumne<br />
Nebulöses von<br />
Monika Grütters<br />
Götz Aly<br />
über die ethnologische<br />
Sammlung in Berlin<br />
Kaum war meine Kolumne über<br />
Monika Grütters am vergangenen<br />
Dienstag erschienen, beschwerte<br />
sich der Leiter ihrer<br />
„Stabsstelle Kommunikation“ und<br />
behauptete, mein Artikel enthalte<br />
„falsche Fakten“. (Gibt es<br />
„schwarze Schimmel“ oder „falsche<br />
Fakten“?) Ich widersprach<br />
postwendend, stellte konkretisierende<br />
Fragen und bat darum, diese<br />
rechtzeitig zu beantworten. Das<br />
gelang seit Mittwochmorgen vergangener<br />
Woche weder der Stabsnoch<br />
der Pressestelle von Staatsministerin<br />
Grütters (CDU). Wir<br />
warten also eine weitereWoche auf<br />
Antworten und wenden uns zwischenzeitlich<br />
dem Wortgewabere<br />
der Ministerin zu.<br />
Dafür eignet sich das Humboldt<br />
Forum beispielhaft. Bekanntlich<br />
wird die dort geplante Präsentation<br />
„ethnologischer Schätze“ inzwischen<br />
als eine „zweite Deutsche Kolonialausstellung“<br />
kritisiert; die erste<br />
hatte 1906 in (Berlin-)Treptowstattgefunden.<br />
Immerhin stammen, je<br />
nach Region, 70 bis 90 Prozent der<br />
Objekte des einstigen Völkerkundemuseums<br />
aus deutschen Kolonien.<br />
DieArt,wie all das hunderttausendfach<br />
zusammengerafft wurde, verdient<br />
genaue Betrachtung. Schließlich<br />
besitzen die Bürgerinnen und<br />
Bürger heutiger afrikanischer oder<br />
ozeanischer Staaten, die seinerzeit<br />
als „Wilde“, „Primitive“, „Ureinwohner“<br />
oder„Eingeborene“ ausgeplündert<br />
wurden, viele der in Berlin verwahrten<br />
Kultur- und Alltagsgegenstände<br />
nicht mehr. Das Humboldt<br />
Forum wirbt schon jetzt mit „weltweit<br />
einmaligen“ Stücken. Wassagt<br />
die politisch verantwortliche Staatsministerin<br />
Grütters dazu? Siemeint,<br />
der mit kolonialer Beute angefüllte<br />
Schlossnachbau werde ein „Kulturort,<br />
in dem Menschheitskulturgeschichte<br />
erzählt werden kann“. Ob<br />
das klappt?<br />
Es geht um Dokumentation<br />
Primär geht es nicht um Rückgabe,<br />
sondern um die Dokumentation<br />
der Herkunft jedes Objekts. Das<br />
aber möchte Grütters nicht. Wolkig<br />
sprach sie im Oktober von möglichen<br />
Fehlern inden Dateien und<br />
von angeblich „besonders sensiblen<br />
Objekten, bei denen die Herkunftsgesellschaften<br />
eine uneingeschränkte<br />
Bereitstellung (der Daten)<br />
überhaupt nicht wünschen“.<br />
Woher weiß sie das? Wenmeint sie<br />
mit „Herkunftsgesellschaften“?<br />
Damit vermeidet sie richtigerweise<br />
Ausdrücke wie „Stämme“, „Eingeborene“,<br />
„Indigene“ usw.Vor allem<br />
aber umgeht Grütters mit dieser<br />
Wortwahl absichtsvoll den völkerrechtlichen<br />
Begriff Staat. Denn aus<br />
Kolonien wurden mittlerweile<br />
Staaten, und mit deren Vertretern<br />
wäre zusprechen, so kompliziert<br />
das im Einzelfall sein mag.<br />
Um solchen staatlichen Verhandlungen<br />
auszuweichen,<br />
stemmt sich Grütters gegen eine<br />
allgemein zugängliche Dokumentation<br />
unserer kolonialen Museumsbestände,<br />
schwadroniert vom<br />
„Dialog auf Augenhöhe“ mit „Herkunftsgesellschaften“<br />
und erfindet:<br />
„Eine Freischaltung (der Datensätze)<br />
ohne Kontrolle –sowie<br />
es jetzt gefordert wird – könnte<br />
eventuell zu Irritationen führen,<br />
die wir alle gerne vermeiden<br />
möchten.“ Wersind „wir alle“? Ich<br />
nicht! Werkönnte denn außer den<br />
heutigen Besitzern des großteils<br />
Geraubten von der Veröffentlichung<br />
der originalen Eingangsbücher<br />
und Inventare(nicht nur von<br />
heutigen Dateien!) in „Irritationen“<br />
gestürzt werden? Bestimmt<br />
nicht die Nachfahren der „Herkunftsgesellschaften“,<br />
wohl aber<br />
die der kolonialistischen Beutegesellschaft.<br />
Doppelmoral hält besser.<br />
Am 8.November, kurz vor<br />
dem 30. Jahrestag des<br />
Mauerfalls, hat Egon<br />
Krenz etwas erhalten,<br />
worauf er dreißig Jahre lang verzichten<br />
musste: öffentlichen Dank<br />
für sein Handeln drei Jahrzehnte<br />
zuvor. Dank dafür, dass er als<br />
Staatsratsvorsitzender „Größe“ gezeigt<br />
habe, sein Ansehen und seinen<br />
sozialen Stand aufs Spiel gesetzt,<br />
indem er keinen Befehl zur<br />
Anwendung von Gewalt ausgab,<br />
als sich in der DDR die friedlichen<br />
Massen erhoben. DenDank ausgesprochen<br />
haben Silke und Holger<br />
Friedrich, die neuen Verleger der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, die sich den Lesern<br />
inihrer „<strong>Berliner</strong> Botschaft“<br />
vorgestellt haben. „Krenz hat mit<br />
dieser persönlichen Entscheidung<br />
Millionen Menschen<br />
selbstbestimmte, positive<br />
Lebenswege ermöglicht,<br />
die uns unter anderem<br />
diesenText in dieser<br />
<strong>Zeitung</strong> veröffentlichen<br />
lassen“, schrieben<br />
sie.<br />
Dankbarkeit ist eine<br />
höchst persönliche Regung,<br />
eigentlich verbietet<br />
sich Kritik. Aber öffentlich<br />
ausgesprochener Dank an<br />
eine Person der Zeitgeschichte<br />
kann sich ihr nicht entziehen.<br />
Darumdieser Einspruch.<br />
Dreißig Jahre sind eine lange<br />
Zeit, eine ganze Generation ist seit<br />
dem Mauerfall erwachsen geworden.<br />
Der Abstand hilft, manche<br />
Dinge zu vergessen und andere<br />
klarer zu sehen. Aber er ändert<br />
nichts an der Verantwortung, die<br />
Egon Krenz in der DDR getragen<br />
hat. Eine Verantwortung, für die er<br />
sich selbst entschieden hat –denn<br />
Egon Krenz gehörte zu jenen, die in<br />
der DDR selbst über ihren Lebenswegentscheiden<br />
konnten.<br />
Seiner führte ihn an die Spitze<br />
eines Landes, dessen Führung<br />
zwar um die Unterstützung der Bevölkerung<br />
warb –die aber ohne dokumentierte<br />
Skrupel jene einschüchterte,<br />
die sie ihr versagten<br />
und jene erschoss,die sich ihr ganz<br />
entziehen wollten. Krenz selbst<br />
sendete ein deutliches Signal an<br />
die Bürgerrechtsbewegung, als er<br />
sich 1989 vom Staatsbesuch in Peking<br />
zu Wort meldete.DreiMonate<br />
nach dem Massaker auf dem Platz<br />
des Himmlischen Friedens mit<br />
Egon Krenz und wir<br />
VonFrederik Bombosch<br />
Frederik<br />
Bombosch<br />
2600 Toten sagte Krenz in der chinesischen<br />
Hauptstadt: „Die Tugend<br />
an sich ist die, dass man in<br />
dieser Welt von heute alles, aber<br />
auch alles lassen muss,was Destabilisierung<br />
fördert.“<br />
Zum Wunder der Friedlichen<br />
Revolution gehört, dass diese<br />
Worte ihre Wirkung verfehlten.<br />
Krenz hatte schon keine Macht<br />
mehr,als er sie vonHonecker übernahm.<br />
Anerkennung kann man<br />
ihm dafür zollen, dass er seine Position<br />
in seinen wenigen Wochen<br />
im Amt zumindest nicht missbrauchte.<br />
Aber danken? Danken<br />
sollte man ihm vielleicht dafür,<br />
dass er als Verantwortlicher für die<br />
gefälschten Kommunalwahlen im<br />
Mai1989 der Revolution einen wesentlichen<br />
Impuls gegeben hat.<br />
Aber diesen Dank wirder<br />
wohl ausschlagen.<br />
Krenz zu danken ist<br />
auch deshalb so schwierig,<br />
weil er selbst so wenig<br />
Dankbarkeit zeigt. Hat er<br />
sich je bedankt bei den<br />
Revolutionären, dass sie<br />
friedlich geblieben sind?<br />
Dass sie sein kaputtes Regime<br />
mit Worten zu Fall<br />
gebracht haben und indem<br />
sie sich unter Lebensgefahr in<br />
die Öffentlichkeit gewagt haben?<br />
Hat ersich bedankt dafür, dass er<br />
seinen Lebensabend ganz friedlich<br />
und offenbar ohne die seelischen<br />
Qualen verbringen kann, die viele<br />
Opfer des SED-Regimes bis heute<br />
plagen? Im ausführlichen Interview,<br />
das die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am<br />
vorigen Freitag veröffentlichte, hat<br />
er das jedenfalls nicht getan.<br />
Schließlich sollte, wer Krenz<br />
würdigt, nicht jene ohne Dank lassen,<br />
die die Friedliche Revolution<br />
zustande gebracht haben: die<br />
Friedlichen. Es waren eben nicht<br />
die Starken, die Kämpferischen,<br />
die Brüller, die das Regime 1989<br />
herausgefordert haben. Es waren<br />
die Leisen, jene, die sonst nicht in<br />
der ersten Reihe standen. Sie hatten<br />
die Größe,alles zu riskieren. Sie<br />
haben gezeigt, dass aus Verzweiflung<br />
Macht erwachsen kann.<br />
Wir haben jeden Tag die<br />
Chance,ihnen zuzuhören statt den<br />
Mächtigen und den Brüllern. Das<br />
sollte die Inspiration und die Lehre<br />
sein, die wir aus dem Jahr 1989 mitnehmen.<br />
Krenz braucht unseren<br />
Dank nicht. Sieschon.<br />
VonClaudia Pietsch<br />
Bei der Demonstration am<br />
4. November 1989 auf<br />
dem <strong>Berliner</strong> Alexanderplatz<br />
war das Konterfei<br />
vonEgon Krenz eines der meistkarikierten.<br />
Blöd fand ich schon damals,<br />
ihn wegen seiner imposanten<br />
Schneidezähne zu verspotten.<br />
Aber einer der Hauptverantwortlichen<br />
für die miserablen Zustände<br />
in der DDR –das war er auch für<br />
mich. Neben Honecker, Mielke,<br />
Hager und Co. Diese Männer sind<br />
inzwischen tot, aber Krenz lebt<br />
und er ist offenbar klaren Verstandes.<br />
Wenn man ihn lässt, kann er<br />
viel erzählen, über die Führung der<br />
DDR in diesem historischen<br />
Herbst. Über getroffene Entscheidungen<br />
und unterlassene. Der<br />
Herbst 1989, der für meine und<br />
weitere Generationen<br />
zwischen Suhl und Warnemünde<br />
das wohl einschneidendste<br />
politische<br />
Ereignis in ihrem Leben<br />
brachte. Plötzlich schien<br />
alles möglich, von dem<br />
zuvor nur geträumt werden<br />
konnte.<br />
Die ergreifenden Bilder<br />
der Nachtdes Mauerfalls<br />
rühren viele bis<br />
heute. Was damals hinter den Kulissen<br />
geschah, ist noch nicht vollständig<br />
geklärt. Das darüber Geschriebene<br />
und Gesagte hängt oft<br />
von der subjektiven Sicht des Einzelnen<br />
auf die entscheidenden<br />
Stunden ab.<br />
Einer meiner Lieblingsfilme<br />
über die stürmischen Herbsttage<br />
1989 ist die Tragikomödie „Bornholmer<br />
Straße“. Sie erzählt davon,<br />
wie ein Häuflein Stasi-Leute die<br />
Nachtdes 9. November im Inneren<br />
der inzwischen berühmten Grenzanlage<br />
erlebt hat. Zentrales Motiv:<br />
Es gibt keinen Befehl. Niemand<br />
sagt den Männern, die sich bislang<br />
immer auf die Ansagen von oben<br />
verlassen konnten, was sie tun sollen:<br />
Die Grenze mit allen Mitteln<br />
verteidigen (ein Maschinengewehr<br />
steht im Wandschrank bereit) oder<br />
die vor dem Schlagbaum stehenden<br />
erwartungsvollen Menschen<br />
schlicht passieren lassen. Eine Entscheidung<br />
von shakespearischer<br />
Dimension, die Oberstleutnant<br />
Harald Jäger (der echte Diensthabende<br />
in dieser Nachtander Bornholmer)<br />
treffen muss. Egon Krenz<br />
und sein Apparat halfen dem<br />
Claudia<br />
Pietsch<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
Zwei Positionen zu der Frage, wer wem Dank schuldet –und welche Fragen noch unbeantwortet sind<br />
Mann dabei nicht. In unserem Interview<br />
in der Sonderausgabe sagt<br />
Krenz, er habe Wichtigeres zu tun<br />
gehabt, als zur Bornholmer Straße<br />
zu kommen. Dasnennt er heute einen<br />
Fehler.<br />
Das kann man glauben oder<br />
nicht, aber interessant ist allemal,<br />
wie Krenz sich an diese Nacht erinnert.<br />
Weil er damals an den Schalthebeln<br />
der DDR-Macht saß, würde<br />
ich ihm gern noch viele weitere<br />
Fragen stellen. Warum die DDR-<br />
Führung nicht merkte, dass in den<br />
80ernselbst die ihnen Wohlgesonnensten<br />
große Zweifel an ihrem<br />
Land hatten. Warum die Führung<br />
ernsthaft annahm, die Leute<br />
glaubten, was in der <strong>Zeitung</strong> stand.<br />
Warum sie meinte, allein darüber<br />
bestimmen zu können, was richtig<br />
und was falsch ist. Oder<br />
warum niemand an der<br />
DDR-Spitze merkte,<br />
wie sehr der Sänger<br />
Dirk Michaelis mit seinem<br />
Lied „Als ich fortging“<br />
die Seelenlage<br />
vieler traf.<br />
Antworten auf solche<br />
Fragen könnten<br />
heute helfen, gesellschaftliche<br />
Phänomene<br />
besser zu verstehen. Und die Debatte<br />
vielschichtiger machen.<br />
Vor 30 Jahren hatte Krenz als<br />
Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates<br />
der DDR die Kommandogewalt<br />
über alle „bewaffneten<br />
Organe“ des Landes,insbesondere<br />
Volksarmee und Volkspolizei.<br />
Dass die „November-Revolution“<br />
friedlich verlief, wird der Friedfertigkeit<br />
der Demonstranten zugeschrieben.<br />
Nur selten wird erwähnt,<br />
dass den „bewaffneten Organen“<br />
befohlen worden war,<br />
keine Schusswaffen gegen die Demonstranten<br />
einzusetzen. Dabei<br />
spielte Krenz als Oberbefehlshaber<br />
eine entscheidende Rolle. Das<br />
könnte man als historische Tatsache<br />
anerkennen. Ungeachtet dessen,<br />
dass Krenz bis 1989 eine geradlinige<br />
Funktionärslaufbahn bis<br />
an die Spitzeder DDR zurücklegte.<br />
Am aus heutiger Sicht wichtigsten<br />
Punkt seines Lebens traf er eine<br />
Entscheidung, die möglicherweise<br />
Menschenleben rettete,imKonflikt<br />
zwischen Demonstranten und<br />
DDR-Führung aber zumindest deeskalierend<br />
wirkte.Eswar eine Entscheidung,<br />
die bis heute nachwirkt.<br />
ZITAT<br />
„Es gibt Leute, die meine<br />
Gemälde nicht aushalten<br />
können. Ich finde andere<br />
Dinge brutaler, zum<br />
Beispiel, dass wir auf diese<br />
Welt kommen, ohne gefragt<br />
zu werden.“<br />
Oda Jaune, Malerin, im Spiegel-Interview über ihre<br />
Kunst und die Realität<br />
AUSLESE<br />
Die Grundrente<br />
und die GroKo<br />
Die große Koalition hat sich zu einem<br />
Kompromiss über die Grundrente<br />
geeinigt. „Warum dieses unerträglich<br />
lange Gezerre?“, fragt das Straubinger<br />
Tagblatt und wertet das Ergebnis der langen<br />
Verhandlungen als „einen teuren, als<br />
Sozialstaatsreform verkauften Kompromiss<br />
... ,wie er für die Koalition typisch ist.<br />
Es gibt zwar so etwas wie eine Bedürftigkeitsprüfung,<br />
die aber nicht so heißen<br />
darf.“ Die Stuttgarter <strong>Zeitung</strong> meint: „Es<br />
ging Schwarz-Rot halt nur darum, irgendwie<br />
die Koalition zu retten. Gerettet ist sie<br />
fürs erste: Doch überzeugend ist sie nach<br />
wie vornicht.“<br />
Die Welt sieht die SPD als größeren Sieger<br />
in der Sache. Vor allem Olaf Scholz<br />
profitiert inihren Augen. „Gegenüber einem<br />
Mitbewerber um den Parteivorsitz,<br />
der sogar die Notwendigkeit eines SPD-<br />
Kanzlerkandidaten anzweifelte, hat<br />
Scholz jetzt einen Vorteil“, kommentiert<br />
das Blatt. „Angela Merkel wird darüber<br />
nicht böse sein. Der nächste Koalitionskonflikt<br />
lauertjaimmer bereits hinter der<br />
nächsten Ecke.Wie gut, dass nun wenigstens<br />
die Grundrente geschafft ist.“<br />
„Der Kompromiss ... ebnet nun den<br />
Weg, Altersarmut zu bekämpfen“, wertet<br />
die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>. Es gebe zwar<br />
Mängel, wie den, dass all jene ausgeschlossen<br />
bleiben, die keine 35 Jahre eingezahlte<br />
haben. Dennoch: „Die Einigung<br />
ist ein Hoffnungsschimmer –für künftige<br />
Senioren genau wie für die angeschlagene<br />
GroKo.“ Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
Herausgeber: Dr.Michael Maier.<br />
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Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />
Seite 3/Report:Bettina Cosack.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Der <strong>Berliner</strong><br />
Wissenschaftspreis 2019<br />
geht an die<br />
Freie Universität<br />
Seite 16<br />
Krank: Ein Polizist und Schießtrainer hat das Land Berlin verklagt Seite 10<br />
Knapp: Weil es nicht genug Prüfstellen gibt, fehlen in Brandenburg Medizingeräte Seite 15<br />
Stadtbild<br />
So schön ist<br />
die Einheit<br />
Susanne Dübber<br />
war per Rad auf den Spuren<br />
der Mauer unterwegs.<br />
Zwei Freundinnen, zwei Fahrräder,<br />
ein Ziel: den Mauerweg<br />
abzufahren –160 Kilometer rund um<br />
Berlin. Diese Radtour war unser großer<br />
Spaß im Sommer 2019.<br />
Die Freundin Ost-, ich Westdeutsche,geboren<br />
beide nach dem Mauerbau,<br />
aufgewachsen bis ins Erwachsenenleben<br />
in den unterschiedlichen<br />
Hälften Deutschlands.<br />
Während ich immer den Fall der<br />
Mauer erhofft hatte,war es für sie nie<br />
Option. Dass wir nicht schnell vorankommen<br />
würden, wurde schon<br />
auf den ersten Meternder insgesamt<br />
acht Etappen klar.Zwar liegt das Sowjetische<br />
Ehrenmal 500 Meter vom<br />
Mauerverlauf im Treptower Park,<br />
aber dieser Abstecher gehörte für<br />
uns dazu. Zwei Stunden verweilten<br />
wir, weil uns die Gedenkstätte für<br />
7000 Soldaten so tief beeindruckte.<br />
Noch oft sind wir vonden Rädern<br />
abgestiegen und haben uns genau<br />
umgeschaut. Wie bei der Gropiusstadt,<br />
dem West-<strong>Berliner</strong> Neubaugebiet<br />
der 60er- und 70er-Jahre. Die<br />
Freundin rief plötzlich aus: „Was ist<br />
das? Ichhabe es als kleines Mädchen<br />
oft aus dem Autofenster auf dem Weg<br />
zum Flughafen Schönefeld gesehen.“<br />
Auch den Wegvon der Mauer weg<br />
zum Notaufnahmelager Marienfelde<br />
gönnten wir uns. Erstaunen rief bei<br />
ihr hervor, wie ausgiebig die westlichen<br />
Geheimdienste die DDR-<br />
Flüchtlinge überprüften. Gemeinsam<br />
lachten wir darüber, wie viele Lager-<br />
Mitarbeiter für die Stasi arbeiteten.<br />
Betroffen machte uns der Anblick<br />
winzig kleiner Zimmer für jeweils vier<br />
Menschen und die kaputten Fenster<br />
samt fehlender Gardinen am Asylbewerberheim,<br />
das dort heute wieder<br />
existiert. Weinen musste ich im Süden,<br />
am Grab eines Mauertoten von<br />
1966 leuchtete blau frisch gepflanztes<br />
Männertreu. Glücklich machte uns<br />
eine Hochzeit in der zarten Sacrower<br />
Kirche, die bis 1989 verlassen im Todesstreifen<br />
verfiel.<br />
Aufder Suche nach restlicher <strong>Berliner</strong><br />
Mauer muss man meist sehr genau<br />
hinschauen. An sehr vielen Stellen<br />
haben Bäume und Gebüsche in<br />
dreißig Jahren das Schreckliche<br />
überwuchert, sind wie in Staaken<br />
hübsche neue Häuser entstanden.<br />
Auf lange Strecken gibt es herrliche<br />
Landschaften, besonders auf dem<br />
Wegnach Hennigsdorfund bei Frohnau.<br />
Ewig wirduns die Schönheit der<br />
Einheit in Erinnerung bleiben. Der<br />
Schmerz der Teilung ist abgeschlossen<br />
und vorbei.<br />
Ohne Mauer,jetzt mit Aussicht: die<br />
Uferpromenade Nieder Neuendorf.<br />
PRIVAT<br />
Zukunftsvision: So stellt sich das Alliiertenmuseum seine Präsenz im Hangar 7des Flughafens Tempelhof vor.<br />
Wo der Rosinenbomber landet<br />
Wiedas neue Alliiertenmuseum in Tempelhof aussehen soll –und warum die Finanzierung ein Problem ist<br />
VonUlrich Paul<br />
Ein Panzer,ein Jeep und mittendrin<br />
ein ehemaliger Rosinenbomber<br />
–mit spektakulären<br />
Großobjekten unter<br />
einem Dach will sich das Alliiertenmuseum<br />
nach seinem Umzug<br />
vonDahlem zum Flughafen Tempelhof<br />
präsentieren. Und damit zu einem<br />
„Museum als Lernort der Demokratie“<br />
avancieren. Das geht aus<br />
dem Konzept des Museums hervor,<br />
das der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt.<br />
Der Direktor des Alliiertenmuseums,<br />
Jürgen Lillteicher, will die<br />
Pläne an diesem Mittwoch im Kulturausschuss<br />
des Bundestags präsentieren.<br />
Sein Ziel ist, um Unterstützung<br />
für den Umzug zu werben. Denn der<br />
Bundestags-Haushaltsausschuss hat<br />
zwar im November 2015 rund 27 Millionen<br />
Euro für den Umzug des Museums<br />
nach Tempelhof zugesagt, allerdings<br />
sind im nächsten Bundeshaushalt<br />
keine Mittel eingestellt. Hintergrund:<br />
Inzwischen ist klar,dass der<br />
Umzug teurer wird. Denn die ermittelten<br />
Kosten beruhten auf einer Kalkulation<br />
aus dem Jahr 2013.Wieteuer<br />
der Umzug wird, ist unklar. Eswerde<br />
noch gerechnet, sagt Museumsdirektor<br />
Lillteicher.Mittlerweile werden jedoch<br />
auch Berechnungen angestellt,<br />
welche Kosten bei einemVerbleib des<br />
Museums an der Clayallee anfallen.<br />
Folge: Es ist völlig offen, wie es weitergeht.<br />
Beirat warnt<br />
Der wissenschaftliche Beirat des<br />
Museums, in dem Wissenschaftler<br />
aus den USA, Großbritannien,<br />
Frankreich und Deutschland vertreten<br />
sind, zeigt sich alarmiert. „Der<br />
Beirat nimmt mit allergrößter Besorgnis<br />
zur Kenntnis,dass keine Entscheidung<br />
über die Unterbringung<br />
des Alliiertenmuseums in Tempelhof<br />
getroffen wurde, obwohl alle erforderlichen<br />
Planungsunterlagen vorliegen“,<br />
heißt es in einer Erklärung<br />
des Gremiums. Dabei sei die Botschaft<br />
des Museums –die Bedeutung<br />
internationaler Kooperationen und<br />
Bündnissysteme für den Erhalt von<br />
Freiheit, Frieden und Demokratie –<br />
aktueller denn je und verdiene einen<br />
Platz der<br />
Luftbrücke<br />
Tempelhof<br />
Tempelhofer Damm<br />
Gebäude des ehemaligen<br />
Flughafens Tempelhof<br />
Tempelhofer<br />
Feld<br />
Hangar 7<br />
Neues<br />
Alliiertenmuseum<br />
Columbiadamm<br />
Platz im Herzen der deutschen<br />
Hauptstadt. „Hier hat die Bundesregierung<br />
die einzigartige Gelegenheit,<br />
die Geschichte der Deutschen und<br />
der Alliierten bei der Etablierung<br />
und Festigung der bundesdeutschen<br />
Demokratie heutigen und zukünftiger<br />
Generationen zu präsentieren“,<br />
stellen die Wissenschaftler fest.<br />
Das Alliiertenmuseum soll nach<br />
bisherigen Plänen in den Hangar 7in<br />
Tempelhof einziehen. Auf einer Fläche<br />
von rund 7000 Quadratmetern<br />
sollen außer dem berühmten Rosinenbomber,<br />
der an die Luftbrücke<br />
während der Blockade West-Berlins<br />
erinnert, unter anderem ein Hubschrauber<br />
und die Reste eines Spionagetunnels<br />
präsentiertwerden.<br />
DieZeit des Kalten Kriegs und der<br />
Blockkonfrontation steht zwar im<br />
Mittelpunkt des Museums, doch<br />
geht es um mehr. „Die Befreiung<br />
200 m<br />
„Wir haben uns seit Jahren auf die Zusage<br />
verlassen, dass das Alliiertenmuseum von<br />
Dahlem nach Tempelhof umzieht. Unsere<br />
gesamte Planung ist darauf ausgerichtet.“<br />
Jürgen Lillteicher, Direktor des Alliiertenmuseums<br />
Geschichtsgalerie (ab 2022)<br />
Tower THF (ab 2021)<br />
BLZ/GALANTY<br />
Deutschlands vom Nationalsozialismus<br />
und die Entwicklung West-Berlins<br />
und Westdeutschlands hin zu<br />
Demokratie und Wohlstand wären<br />
undenkbar ohne das Engagement<br />
der Westmächte“, heißt es im Konzept<br />
für das Museum.<br />
Das 1998 eingeweihte Alliiertenmuseum<br />
erinnertandie Präsenz der<br />
Westmächte USA, Großbritannien<br />
und Frankreich in Berlin. Sein aktueller<br />
Sitz ist das ehemalige US-Kino<br />
Outpost an der Clayallee.InDahlem<br />
kommen jährlich rund 70 000 Besucher<br />
in das Museum. In Tempelhof<br />
versprechen sich die Museumsmacher<br />
eine Steigerung auf bis zu<br />
360 000 Besucher jährlich.<br />
„Wir haben uns seit Jahren auf die<br />
Zusage verlassen, dass das Alliiertenmuseum<br />
von Dahlem nach Tempelhof<br />
umzieht“, sagt Museumsdirektor<br />
Lillteicher.„Unseregesamte Planung<br />
ALLIIERTENMUSEUM/PRALLE SONNE<br />
ist darauf ausgerichtet.“ Am Standort<br />
Clayallee – am Zehlendorfer<br />
Waldrand –habe das Museum keine<br />
Zukunft mehr, sagt Lillteicher. „Wir<br />
bauen auf die Parlamentarier und<br />
hoffen sehr, dass sie die Mittel für<br />
den Umzug im nächsten Bundeshaushalt<br />
bereitstellen.“ In Zeiten<br />
von neuem Nationalismus würde<br />
damit ein Zeichen für die Bedeutung<br />
internationaler Zusammenarbeit<br />
und Bündnissysteme gesetzt, denn<br />
gemeinsame Geschichte verbinde.<br />
Im neuen Alliiertenmuseum in<br />
Tempelhof soll neben den Großobjekten<br />
ein Kindermuseum und eine<br />
Besuchermediathek zum spielerischen<br />
Entdecken und Erforschen<br />
der Geschichte einladen. Gemeinsam<br />
mit der vom Deutschen Technikmuseum<br />
geplanten Flugzeugschau<br />
im Nachbarhangar entstehe<br />
„ein einzigartiges Ausstellungskonglomerat<br />
zur Zeit- und Technikgeschichte“,<br />
heißt es in dem Konzept.<br />
Towereröffnet 2021<br />
DasAlliiertenmuseum soll der wichtigste<br />
neue Nutzer im stillgelegten<br />
Flughafen Tempelhof werden. Die<br />
Vergangenheit des Airports,der einst<br />
sowohl der Rüstungsproduktion als<br />
auch der Beschäftigung vonZwangsarbeitern<br />
diente, spielt dabei eine<br />
besondere Rolle. So soll auf dem<br />
Dach eine begehbare Geschichtsgalerie<br />
entstehen, die an diese Zeit erinnert.<br />
Eines der ersten Projekte, bei<br />
denen der Airportöffentlich zugänglich<br />
gemacht wird, ist die Sanierung<br />
des Towers und einer Dachterrasse.<br />
Siesollen2021 eröffnet werden.<br />
Der wissenschaftliche Beirat des<br />
Alliiertenmuseums wirbt eindringlich<br />
für den Wechsel nach Tempelhof.<br />
Ein Verbleib in der Clayallee<br />
würde das Museum „zunehmender<br />
Irrelevanz und die einzigartige<br />
Sammlung des Museums dem Verfall<br />
preisgeben“, warnen die Experten.<br />
„Es wäreein fatales Signal an die<br />
drei ehemaligen Westmächte.“<br />
Ulrich Paul<br />
wünscht dem Alliiertenmuseum<br />
mehr Besucher.<br />
NACHRICHTEN<br />
Missbrauchsverdacht:<br />
Jugendwart verhaftet<br />
Einehrenamtlicher Jugendwarteines<br />
Angelvereins soll über Jahremehrere<br />
Jungen sexuell missbraucht haben.<br />
Gegen den 50-Jährigen sei Haftbefehl<br />
erlassen worden, er sitzeinUntersuchungshaft,<br />
teilte die Staatsanwaltschaft<br />
mit. Demnach wurde derVerdächtige<br />
bereits am 1. November auf<br />
dem Gelände des Angelvereins in KladowinseinemWohnwagen<br />
festgenommen.<br />
DemMannwirdvielfacher,<br />
teils schwerer sexueller Missbrauch<br />
vonmindestens vier Jungen im Alter<br />
vonacht bis elf Jahren in den vergangenendreiJahrenzur<br />
Last gelegt. Die<br />
Staatsanwaltschaft sprach vonmehr<br />
als136 bekannt gewordenen Fällen.<br />
Beider Durchsuchung desWohnwagens<br />
stellten Polizisten umfangreiches<br />
Beweismaterial sicher.Darunter<br />
seien auch zahlreiche Gegenstände<br />
gewesen, die nach den Schilderungen<br />
der Kinder bei den Missbrauchshandlungen<br />
eingesetzt worden sein<br />
sollen. Auch Datenträger wurden beschlagnahmt.<br />
Geprüft werde, ob<br />
Missbrauchstaten inVideos undauf<br />
Bildernfestgehalten wurden. Etwaige<br />
weitereGeschädigte werden gebeten,<br />
sich beim Landeskriminalamt oder<br />
bei der Staatsanwaltschaft zu melden.<br />
Denn möglicherweise gibt es<br />
auch in anderenVereinen geschädigte<br />
Kinder.Der Mansei in den vergangenen<br />
20 Jahren in mehrerenVereinen<br />
tätig war,sagte der Sprecher<br />
Staatsanwaltschaft Martin Steltner<br />
der RBB-„Abendschau“. (tom./dpa)<br />
Eigentümer verkauft Hotel<br />
de Rome nach Singapur<br />
CommerzReal hat das <strong>Berliner</strong> Hotel<br />
de Rome veräußert. Käufer des Luxushotels<br />
ist das Investmentvehikel<br />
vonCaleus Capital Partners und<br />
dem Staatsfonds vonSingapur<br />
(GIC). DasFünf-Sterne-Haus an der<br />
Behrenstraße 37 im BezirkMitte<br />
wirdvon Rocco Fortebetrieben.<br />
1889 errichtet, beherbergte es zunächst<br />
die Dresdner Bank und später<br />
die DDR-Staatsbank. (BLZ)<br />
Humboldt-Uni sieht sich<br />
trotz Trojaner arbeitsfähig<br />
DerComputer-Trojaner Emotet hat<br />
an der Humboldt-Universität neun<br />
vonrund 43 000 Accounts infiziert.<br />
„Es wurde Strafanzeige gegen Unbekannt<br />
erstattet“, teilte ein Sprecher<br />
mit. DieUniversität sei aber vollkommen<br />
handlungs- und funktionsfähig.<br />
Dasspeziell gesicherteVerwaltungsnetz<br />
und die zentral betriebenen Systeme<br />
des Computerservice seien<br />
nicht betroffen. (dpa)<br />
AfD-Landesgeschäftsführer<br />
gibt seinen Posten ab<br />
DerAfD-Landesgeschäftsführer Alexander<br />
Bertram<br />
legt seinen Posten<br />
zum Ende des<br />
Monats nieder.<br />
AfD-Sprecher Ronald<br />
Gläser bestätigte<br />
einen<br />
entsprechenden<br />
Bericht des Tagesspiegel.<br />
Bertramhatte<br />
neben<br />
seiner Arbeit als<br />
Alexander<br />
Bertram<br />
AfD-Fraktionschef in Treptow-Köpenick<br />
auch die Planung zweier schließlich<br />
abgesagter Landesparteitage<br />
übernommen. (dpa)<br />
WW.IMAGO-IMAGES.DE
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />
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Berlin<br />
Auf maroden Schießständen der Polizei haben Trainer und Polizisten jahrelang giftige Pulverdämpfe eingeatmet.<br />
DPA/RAINER JENSEN<br />
Gefährlicher Nebel<br />
Ein Polizist und Schießtrainer wollte seine Schwermetallvergiftung als Berufskrankheit anerkannt wissen. Vordem Verwaltungsgericht unterlag er<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Polizist –das war der Traumberuf<br />
vonThomas K. Er war<br />
topfit und sportbegeistert,<br />
als er 1982 gleich nach der<br />
Schule mit der Ausbildung begann<br />
Er hat sich bei Polizeieinsätzen in<br />
Gefahr gebracht, 1987 etwa, bei den<br />
1.Mai-Krawallen, als in Kreuzberg<br />
ein Supermarkt brannte und Beamte<br />
angegriffen wurden. Er hat in der<br />
Mainzer Straße Hausbesetzungen<br />
mit beendet. Doch seit 2003 ist Thomas<br />
K. dienstunfähig, seit 2008 im<br />
Ruhestand. Thomas K. kann nicht<br />
mehr richtig laufen. Er hat Ausschläge<br />
auf seiner Haut. Er ist ein<br />
Opfer von Berlins maroden Schießständen.<br />
Thomas K. leidet unter einer<br />
Schwermetallvergiftung. An seinen<br />
Nerven und Knochen haben sich<br />
Blei, Quecksilber und Antimon abgelagert,<br />
die jede Bewegung schwer<br />
machen. Er wollte, dass dieses Leiden<br />
als Berufskrankheit anerkannt<br />
wird.<br />
Deswegen klagte Thomas K. vor<br />
dem <strong>Berliner</strong> Verwaltungsgericht –<br />
und verlor. Am Montagnachmittag<br />
wies die 5. Kammer die Klage des 54-<br />
Jährigen ab.Zwar kämen Erkrankungen,<br />
die auf eine Vergiftung durch<br />
bestimmte Schwermetalle beruhten,<br />
grundsätzlich als Berufskrankheit in<br />
Betracht. Doch habe der Kläger die<br />
gesetzlich festgelegten Meldefristen<br />
versäumt, urteilte die Kammer unter<br />
dem Vorsitzenden Richter Florian<br />
Rüsch.<br />
Demnach habe Thomas K. mehr<br />
als zehn Jahre von der Diagnose bis<br />
zur Meldung seiner Krankheit verstreichen<br />
lassen. Nach zehn Jahren<br />
ende die Frist, weil laut Gericht die<br />
Kausalität zwischen Dienst und Erkrankung<br />
nicht mehr nachgewiesen<br />
werden könne. Thomas K. habe die<br />
Krankheit erst im April 2016 seinem<br />
Dienstherren gemeldet, obwohl es<br />
schon im Jahr zuvor Medienberichte<br />
über kontaminierte Schießstände<br />
gegeben habe und der Beamte im<br />
Ruhestand einen Zusammenhang<br />
zu seiner Krankheit hätte herstellen<br />
können.<br />
Thomas K. zieht beim Laufen das<br />
rechte Bein nach –Folge seiner Erkrankung.<br />
Er hat als Gruppenleiter<br />
einer Direktionshundertschaft mehr<br />
als zehn Jahre lang das Schießtraining<br />
in der Friesenstraße in Kreuzberg<br />
geleitet: in einer umgebauten<br />
Kegelbahn im Keller ohne ordentliche<br />
Belüftung. „Manchmal war der<br />
Nebel im Schießstand durch den<br />
Pulverdampf so dicht, dass wir die<br />
Schießscheiben nicht mehr erkennen<br />
konnten und abwarten mussten“,<br />
erinnert sich Thomas K. Damals<br />
habe niemand von der Gefahr<br />
Klage: Marcel Luthe (FDP)<br />
hat den Innensenator Andreas<br />
Geisel verklagt. Aufdem<br />
Wege des Organstreitverfahrens<br />
will Luthe erzwingen,<br />
dass Geisel die Modalitäten<br />
der Verteilung der Mittel aus<br />
dem Ausgleichsfonds für die<br />
auf Schießständen vergifteten<br />
Polizisten offenlegt. Es<br />
geht um nichtbeantwortete<br />
Fragen auf eine parlamentarische<br />
Anfrage.<br />
KLAGE DER FDP<br />
Kommission: Die Kommission,<br />
die die Anträgevon auf<br />
Schießständen vergifteten<br />
Polizisten bearbeiten sollte,<br />
erhielt für ihre Arbeit<br />
27 510 Euro. Laut Antwort<br />
auf eine parlamentarische<br />
Anfrageprüfte die Kommission<br />
in insgesamt 17,5 Stunden<br />
(an drei Tagen) 786 Einzelfälle.<br />
Sie nahm sich also<br />
pro Fall im Durchschnitt 80<br />
Sekunden Zeit.<br />
Thomas K. mit seiner Anwältin vor dem Verwaltungsgericht<br />
Entschädigung: Daraus<br />
habe sich laut Luthe förmlich<br />
aufdrängen müssen, „dass<br />
eine Einzelfallprüfung wie<br />
vomParlament (...) beauftragt<br />
garnicht stattgefunden<br />
haben könne. Ausdem Ausgleichsfond<br />
mit mehr als drei<br />
Millionen Euro wurden 453<br />
Beamte entschädigt.Die<br />
einmaligen Zahlungen betrugenzwischen<br />
2000 und<br />
80 000 Euro.<br />
KATRIN BISCHOFF<br />
gewarnt. Kathi-Gesa Klafke, die Anwältin<br />
des Polizisten, sagt, ihr Mandant<br />
habe beim Schießtraining im<br />
Laufe der Jahrezusammengerechnet<br />
wohl „zwei Millionen Schuss“ eingeatmet.<br />
Sie nennt die Weigerung der<br />
Behörde, das Leiden vonThomas K.<br />
als Berufskrankheit anzuerkennen,<br />
einen Skandal.<br />
Thomas K. ist der erste Beamte,<br />
der wegen einer Schwermetallvergiftung<br />
gegen das Land Berlin geklagt<br />
hat. Über die Bemerkung der Vertreter<br />
des Landes Berlin in dem Verfahren,<br />
man bezweifle stark, dass der<br />
Nachweis einer Schwermetallvergiftung<br />
bei Thomas K. vorliege, kann<br />
der in Brandenburglebende Beamte<br />
nur den Kopf schütteln. Dereinstige<br />
Polizeioberkommissar erzählt, dass<br />
er wegen seiner Schmerzen und Bewegungsstörungen<br />
viele Ärzte aufgesucht<br />
habe. Ersei auf alle möglichen<br />
Nervenkrankheiten untersucht<br />
worden: Multiple Sklerose etwa oder<br />
Borreliose.Alles ohne Befund.<br />
Erst 2006/2007 erhielt Thomas K.<br />
die Diagnose einer Vergiftung mit<br />
Blei und Quecksilber. „Ich konnte<br />
der Ärztin nicht erklären, wie das<br />
Schwermetall in meinen Körper gelangte“,<br />
sagt Thomas K. Er seisich sicher<br />
gewesen, dass er nie mit Blei<br />
oder Quecksilber zu tun hatte.Nicht<br />
ein einziges Mal habe er damals an<br />
die Friesenstraße gedacht.<br />
Erst alssich die Meldungen häuften,<br />
dass Berlins Schießstände völlig<br />
marode und vergiftet seien, habe er<br />
langsam den Zusammenhang begriffen.<br />
Thomas K. hatte die giftigen<br />
Dämpfe lange Zeit eingeatmet,<br />
manchmal dreimal in der Woche.<br />
Thomas K. gibt nach der Entscheidung<br />
des Gerichts nicht auf. Er<br />
will zusammen mit seiner Anwältin<br />
Berufung einlegen. Er sagt, erhabe<br />
sich wegen der notwendigen Behandlung<br />
bereits verschuldet. Er<br />
wolle,dass die Kosten für seine Therapie<br />
vollständig übernommen werden.<br />
Zudem, so erzählt er,bekomme<br />
er seine volle Pension nur,wenn sein<br />
Leiden als Berufskrankheit anerkannt<br />
werde. Derzeit erhalte er nur<br />
etwa die Hälfte seiner Pension.<br />
Thomas K. hat Anfang des Jahres<br />
Geld aus dem Ausgleichsfonds für<br />
die auf Schießständen vergifteten<br />
Polizisten erhalten. Wie auch 452<br />
weitere geschädigte Beamte. Thomas<br />
K., Vater eines Sohnes, bekam<br />
3000 Euro zugesprochen. „Das hat<br />
für meine ausstehenden Behandlungskosten<br />
lange nicht gereicht“,<br />
sagt er.<br />
Katrin Bischoff würde es<br />
begrüßen, wenn Berlin den<br />
Geschädigten beisteht.<br />
Eine für alle Tage<br />
Ein <strong>Berliner</strong> Start-up will mit Periodenhöschen gegen Tampon und Binde antreten. Am Dienstagabend werben sie im Fernsehen um Investoren<br />
VonNadine Pensold<br />
Kati Ernst und Kristine Zeller haben<br />
ihre Jobs an den Nagel gehängt,<br />
um Schlüpfer zu produzieren.<br />
Bei ihrem Start-up mit dem Namen<br />
Ooshi geht es den beiden <strong>Berliner</strong>innen<br />
aber nicht etwa um Reizwäsche<br />
oder um ganz gewöhnliche Unterhosen.<br />
Ihre Periodenhöschen stellen<br />
eine Alternative zu Tampons und<br />
Binden dar, und sie sollen vor allem<br />
auch nachhaltig sein.<br />
Früher arbeiteten die beiden<br />
Frauen in Führungspositionen großer<br />
Unternehmen. Kati Ernst war bei<br />
der Unternehmensberatung McKinsey<br />
und beriet Mode- und Luxusunternehmen,<br />
Kristine Zeller verantwortete<br />
bei Zalando das Unterwäschesegment.<br />
Vor gut einem Jahr<br />
schmissen sie ihreJobs und starteten<br />
ihren Online-Shop für Unterwäsche,<br />
die Frauen während der Periode tragen.<br />
Diese Höschen können die Periode<br />
aufnehmen, gewaschen und<br />
dann wiederverwendet werden.<br />
Mehr als 40 000 Stück haben sie seither<br />
verkauft. „Wie schnell die Firma<br />
gewachsen ist, ist unglaublich. Damit<br />
haben wir nicht gerechnet“, sagt<br />
Kristine Zeller.<br />
Von diesem Dienstag an dürfte<br />
die Bekanntheit vonOoshi noch weiter<br />
steigen: Die <strong>Berliner</strong>innen sind<br />
zu Gast in der Vox-Sendung „Die<br />
Höhle der Löwen“, in der Gründer<br />
prominenten Investoren ihre Geschäftsideen<br />
vorstellen. Als Kandidatinnen<br />
der letzten Sendung der<br />
Staffel hoffen sie auf die Unterstützung<br />
eines Investors, der ihnen helfen<br />
kann, auch auf dem internationalen<br />
MarktFuß zu fassen.<br />
Für die Gründerinnen ist der Auftritt<br />
bei der Sendung in jedem Fall ein<br />
Gewinn. „Es ist das erste Periodenprodukt,<br />
das so prominent in einer<br />
Mainstream-Sendung vorgestellt<br />
wird“, freut sich Kati Ernst. Denn Ziel<br />
der Freundinnen ist es auch, mit ihrem<br />
Produkt das Thema Menstrua-<br />
Kristine Zeller und Kati Ernst haben ein Start-up gegründet, mit dem sie Tampons und<br />
Binden überflüssig machen wollen.<br />
OOSHI<br />
tion zu enttabuisieren. „Wir werden<br />
dazu erzogen, das Thema wegzutun,<br />
selbst wenn es um die eigene Periode<br />
geht“, sagt Kati Ernst.<br />
Mitihrer Geschäftsidee treffen sie<br />
den Zeitgeist, denn immer mehr<br />
Frauen setzen sich mit ihrer Periode<br />
auseinander. Autorinnen wie Eva<br />
Wünsch („Ebbe und Blut“) oder<br />
Luisa Stömer („Tage-Buch“) schreiben<br />
über den weiblichen Zyklus und<br />
werden prominent in Buchläden<br />
präsentiert.„Es gibt einen neuen Anspruch<br />
von Frauen, ihren Körper<br />
ganzheitlich zu verstehen und bewusste<br />
Entscheidungen für sich zu<br />
treffen“, sagt Kristine Zeller.<br />
Das führt auch dazu, dass Frauen<br />
bisherige Standards in Frage stellen.<br />
Dazu zählt auch die Besteuerung von<br />
Damenhygiene-Produkten mit 19<br />
Prozent Mehrwertsteuer. Mit einer<br />
Petition wurde der sogenannten<br />
Pink-Tax der Kampf angesagt. In der<br />
vergangenen Woche beschloss die<br />
Bundesregierung mit einer Senkung<br />
bei Tampons und Binden auf den verminderten<br />
Steuersatz vonsieben Prozent.<br />
Und auch der Markt reagiert auf<br />
diese Bewegung und den Trend zu<br />
einem nachhaltigeren Lebensstil.<br />
Immer öfter findet man Bio-Tampons<br />
und Binden aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen in Drogeriemärkten.<br />
Durchschnittlich 15 000 Tampons<br />
verbraucht eine Frau übrigens<br />
durchschnittlich in ihrem Leben, 45<br />
Milliarden Binden und Tampons<br />
landen weltweit im Müll –pro Jahr.<br />
Viele suchen daher nach anderen<br />
Möglichkeiten, mit ihrer monatlichen<br />
Blutung umzugehen. Und da<br />
kommt die Periodenunterwäsche<br />
ins Spiel.<br />
Für ihre Produkte verwenden die<br />
Gründerinnen gesundheitlich unbedenkliche<br />
Materialien. Das war von<br />
Beginn an die Idee,„und so sind wir<br />
auf Merinowolle gekommen“, sagt<br />
Kristine Zeller. Entwickelt wurde<br />
auch ein Membransystem, das zudem<br />
mit einem bakterienhemmendenWirkstoff<br />
auf Silber-und Zinkbasis<br />
ausgestattet ist. Dersoll circa zwei<br />
Jahrewirksam sein.<br />
Ob das die Investoren in „Die<br />
Höhle der Löwen“ überzeugen wird,<br />
kann man am Dienstag um<br />
20.15 Uhrauf Voxverfolgen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 11 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Entschuldigung<br />
bei Israels<br />
Botschafter<br />
Kulturprojekte-Chef und<br />
Senator bedauern Schriftzug<br />
Ein Schriftzug auf Hebräisch während<br />
der Bühnenshow zum<br />
30. Jahrestag des Mauerfalls hat Kritik<br />
ausgelöst. Beim Auftritt der Sängerin<br />
Anna Loos am Sonnabend auf<br />
der Bühne neben dem Brandenburger<br />
Tor war als Videoprojektion in<br />
hebräischen Buchstaben für kurze<br />
Zeit der Schriftzug „Schluss mit der<br />
Besatzung“ zu lesen. DerinIsrael bekannte<br />
Slogan<br />
kritisiertdie Politik<br />
in den Palästinensergebieten.<br />
„Ich bedauere<br />
zutiefst, dass<br />
eine anti-israelische<br />
Botschaft<br />
während der<br />
Moritz Feier in einer Videosequenz<br />
zu<br />
van Dülmen<br />
sehen war“,<br />
teilte Kultursenator Klaus Lederer<br />
(Linke) am Montag dazu mit. „Die Irritationen,<br />
die die Schriftzüge ausgelöst<br />
haben, kann ich mehr als nachvollziehen.<br />
Dashätte nicht passieren<br />
dürfen. Ich bitte um Entschuldigung.“<br />
Moritz vanDülmen, Chef der<br />
Agentur Kulturprojekte Berlin, die<br />
für die Bühnenshow verantwortlich<br />
zeichnete,entschuldigte sich für den<br />
Schriftzug nach eigenen Angaben<br />
am Montag beim israelischen Botschafter.<br />
Ihm sei die Bedeutung des<br />
Slogans nicht bewusst gewesen,<br />
sagte vanDülmen. „Das entschuldet<br />
es aber nicht.“<br />
Der israelische Botschafter, Jeremy<br />
Issacharoff, hatte der Bild-<strong>Zeitung</strong><br />
gesagt: „Am 9. November haben<br />
wir den Mauerfall gefeiert, aber<br />
auch würdevoll an die Pogromnacht<br />
vor81Jahren erinnert, die auch symbolisch<br />
für die Schrecken des damals<br />
nahenden Holocaust steht.“ Es sei<br />
eine Schande, dass einige es für angebracht<br />
gehalten hätten, dieses Ereignis<br />
für politische Zwecke gegen<br />
Israel zu instrumentalisieren.<br />
Er verstehe die Kritik, sagte van<br />
Dülmen. „Ich habe mit dem israelischen<br />
Botschafter telefoniert und<br />
mein Bedauern und meine Entschuldigung<br />
vorgetragen.“ Kulturprojekte<br />
Berlin hatte bereits am<br />
Sonntag auf Facebook erklärt, der<br />
Schriftzug in der vom ZDF übertragenen<br />
Bühnenshow sei Teil einer<br />
künstlerischen Videosequenz über<br />
rund 20 friedliche Protestaktionen<br />
weltweit gewesen, und sich für „eine<br />
etwaige missverständliche Interpretation“<br />
entschuldigt. (dpa)<br />
PAULUS PONIZAK<br />
Jeder Zweite für<br />
Giffey an der<br />
Senats-Spitze<br />
Umfrage: Zuspruch auch von<br />
Anhängern anderer Parteien<br />
F<br />
ast die Hälfte der <strong>Berliner</strong> fände<br />
es gut, wenn Bundesfamilienministerin<br />
Franziska Giffey (SPD) 2021<br />
für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin<br />
kandidieren würde. Dafür<br />
sprachen sich 47,9 Prozent der Teilnehmer<br />
einer repräsentativen Umfrage<br />
des Instituts Civey im Auftrag<br />
des Tagesspiegels aus. Dagegen lehnen<br />
34,2 Prozent der Befragten <strong>Berliner</strong><br />
eine Kandidatur Giffeys ab, 17,9<br />
Prozent sind unentschieden. Die<br />
größte Unterstützung bekommt die<br />
frühere Neuköllner Bezirksbürgermeisterin<br />
bei den Anhängernder eigenen<br />
Partei, vondenen 78,3 Prozent<br />
ihre Kandidatur gut fänden. Für die<br />
Online-Umfrage wurden 4015 <strong>Berliner</strong><br />
befragt. Aber auch bei den Wählern<br />
der Grünen ist mehr als die<br />
Hälfte (56,8 Prozent) dafür, genau<br />
wie bei Linken (58,5 Prozent) und<br />
der CDU (54,6 Prozent). (dpa)<br />
Plötzlich Prinzessin und Prinz sein<br />
Für wender drei auf dem obigen Foto ist es die größte Freude? Eins ist<br />
auf jeden Fall bekannt: ReinhardNaumann (SPD,2.von links), Bezirksbürgermeister<br />
von Charlottenburg, traf am Montag zur Feier des Karnevalsbeginns<br />
am 11.11. vor dem Rathaus mit dem Prinzenpaar der<br />
Stadt Berlin Prinzessin Jessica I. und Prinz Klaus zusammen. Es war zumindest<br />
eine fröhliche Begegnung, wie wir sehen. Die<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
„Ein Experiment mit ungewissem Ausgang“<br />
Der Senat beschließt, dass zwei Drittel der S-Bahn neu ausgeschrieben werden. Die Gewerkschaft EVG kritisiert den Plan<br />
VonPeter Neumann<br />
Der Senat stellt die Weichen<br />
für die S-Bahn Berlin<br />
neu. Aller Voraussicht<br />
nach wird erandiesem<br />
Dienstag beschließen, dass die bislang<br />
größte Ausschreibung in der<br />
Geschichte des <strong>Berliner</strong> Verkehrs in<br />
Kürze beginnt. Für die S-Bahn-Linien<br />
auf der Stadtbahn und im Nord-<br />
Süd-Tunnel werden Unternehmen<br />
gesucht, die von Ende 2026 an neue<br />
Züge bereitstellen und sie fahren.<br />
DasLand wirdEigentümer der mehr<br />
als 1300Wagen. Nach der Senatsvorlage,<br />
die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorab<br />
zuging, steht ein grundlegender Systemwechsel<br />
bevor – kein Wunder,<br />
dass sich die Gewerkschaft EVG am<br />
Montag kritisch dazu äußerte.<br />
Neu ist, dass für jedes der beiden<br />
S-Bahn-Teilnetze die Bereitstellung<br />
und der Betrieb der neuen Züge getrennt<br />
ausgeschrieben wird. Beides<br />
kann also auch getrennt vergeben<br />
werden. „Durch die Aufteilung befürchten<br />
wir deutliche Verschlechterungen<br />
bis hin zum völligen Chaos“,<br />
sagte RobertSeifert,Vorsitzender der<br />
EVG-Betriebsgruppe bei der S-Bahn<br />
Berlin GmbH.Wieangesichts der zusätzlichen<br />
Schnittstellen eine stabile<br />
und sichereBetriebsorganisation gewährleistet<br />
werden kann, sei unklar.<br />
Ausder Krise lernen<br />
Ihr Ziel, einer möglichen Aufteilung<br />
der S-Bahn einen Riegel vorzuschieben,<br />
haben die Gewerkschafter nicht<br />
erreicht.Wasder Senat nun beschließen<br />
wird, sei ein „absolutes Novum“,<br />
meinte Seifert. „Es wird ein Experiment<br />
mit ungewissem Ausgang.“<br />
Wie berichtet geht es um zwei<br />
Drittel des S-Bahn-Verkehrs in Berlin<br />
und Brandenburg –genauer gesagt<br />
um die Stadtbahn-Linien S3, S5, S7,<br />
S75 und S9 sowie um die Nord-Süd-<br />
Eine S-Bahn unterwegs auf der Linie S5 nach Spandau. Noch fährtdortdie S-Bahn Berlin<br />
GmbH, ein Unternehmen der bundeseigenen DB. Das könnte sich ändern. IMAGO IMAGES<br />
Strecken S1, S15, S2, S25 und S85. Am<br />
Ende des bald beginnenden Verfahrens<br />
soll Anfang 2022 feststehen, wer<br />
die neuen S-Bahnen für diese Teilnetzebereitstellt<br />
und wersie fährt.<br />
Spätestens im kommenden Jahr<br />
gründet das Land Berlin eine kreditfähige<br />
Fahrzeuggesellschaft, heißt es<br />
in der Vorlage,die Verkehrssenatorin<br />
Regine Günther (Grüne) dem Senat<br />
jetzt präsentieren wird. Die Gesellschaft<br />
wird alle neuen S-Bahnen in<br />
ihr Eigentum übernehmen. So entsteht<br />
ein landeseigener Fahrzeugpool,<br />
der 2,76 Milliarden Euro kostet.<br />
Die Finanzierung beginnt mit einer<br />
Anzahlung des Landes von 552<br />
Millionen Euro, danach folgen Zahlungen<br />
vonbis zu 280 Millionen Euro<br />
pro Jahr. Für Zugbetrieb und Wartung<br />
sind in den ersten 15 Jahren<br />
3,024 Milliarden Euro einzuplanen.<br />
Anders als sonst bei Ausschreibungen<br />
üblich muss ein Unternehmen,<br />
das Züge fahren will, sie nicht<br />
veröffentlicht hier die wichtigsten Abschnitte aus der Antrittsrede des<br />
königlichen Paares:„Seit nunmehr 30 Jahren können Ost-undWestberliner<br />
gemeinsam unser schönes Brauchtum Karneval feiern. Wirhaben<br />
viel erreicht, aber es gibt auch noch viel zu tun. Wir Karnevalisten haben<br />
das schon lange verstanden, nur gemeinsam bringen wir unser<br />
Brauchtum Fasching, Fastnacht, Karneval voran."<br />
mitbringen. Es ist möglich, dass jemand<br />
anders sie finanziertund wartet.<br />
Diese Aufteilung soll die Konkurrenz<br />
fördern–imInteresse der Fahrgäste<br />
und Steuerzahler. Eswird ein<br />
Verfahren gewählt, das „effektiven<br />
Wettbewerb eröffnet und damit dem<br />
Risiko von Monopolpreisen entgegen<br />
wirkt“, so die Senatsvorlage.„Am<br />
Ende wird die für die Länder wirtschaftlichste<br />
Angebotsausgestaltung<br />
den Zuschlag erhalten.“<br />
Der Senatsbeschluss ist der vorläufige<br />
Höhepunkt einer langen Debatte.<br />
Auf der einen Seite stehen die<br />
Grünen und ihreMitstreiter.Sie erinnernandie<br />
Krise vorzehn Jahren, als<br />
viele S-Bahnen aus dem Verkehr gezogen<br />
werden mussten. Hauptgrund<br />
war, dass der bundeseigene Bahnkonzern<br />
imZeichen des geplanten<br />
Börsengangs auch bei der S-Bahn<br />
Berlin GmbH in den Werkstätten<br />
sparte. Aus dem Desaster ließe sich<br />
nur der Schluss ziehen, bei Aus-<br />
DPA<br />
schreibungen die Zugangsschwellen<br />
niedrig zu gestalten, hieß es. Ziel<br />
müsse es sein, dass viele Firmen teilnehmen<br />
–anders als bei der Ausschreibung<br />
des Ringbahn-Verkehrs,<br />
bei der 2015 zuletzt nur die Bahn übrig<br />
blieb. Das soll auch „Monopolpreise“<br />
verhindern. Wie berichtet,<br />
erwartet der Senat über 15 Jahre Kostenvorteile<br />
von800 Millionen Euro.<br />
Kehrtein alter Bekannter zurück?<br />
Auf der anderen Seite stehen Gewerkschafter,SPD-<br />
und Linken-Politiker.<br />
Sie sehen das Senatskonzept<br />
kritisch –auch weil es dazu führen<br />
könnte, dass die bundeseigene S-<br />
Bahn Berlin GmbH Aufträge verliert.<br />
„Zwar haben wir in dieser Debatte<br />
einiges erreicht –zum Beispiel, dass<br />
neue Betreiber das Fahrpersonal<br />
und einen Großteil des Werkstattpersonals<br />
übernehmen müssen“, so<br />
Seifert. Doch viele Fragen seien noch<br />
offen – etwa, wo die zweite neue<br />
Werkstatt entsteht. Wie berichtet ist<br />
weiterhin Waßmannsdorfsüdöstlich<br />
von Berlin im Gespräch –nur über<br />
lange,teureAnfahrten zu erreichen.<br />
Unklar sei auch, wie viel dieWerkstatt<br />
Schönerlinder Straße und deren<br />
geplante zweite Anbindung über das<br />
Karower Kreuz kosten wird. „Darum<br />
ist uns schleierhaft, wie der Senat auf<br />
die 800 Millionen Euro Einsparung<br />
kommt“, sagte der Gewerkschafter.<br />
Je nachdem, wie der Wettbewerb<br />
ausgeht: Möglicherweise ist künftig<br />
ein alter Bekannter wieder für den S-<br />
Bahn-Betrieb in Berlin zuständig.<br />
Dem Vernehmen nach wollen sich<br />
Zugbetreiber wie Go-Ahead aus England<br />
und Transdev aus Frankreich an<br />
der Ausschreibung beteiligen.<br />
Deutschland-Geschäftsführer von<br />
Transdev ist Tobias Heinemann, der<br />
2007 Chef der S-Bahn Berlin GmbH<br />
wurde –bis er auf dem Höhepunkt<br />
der Krise 2009 abberufen wurde.<br />
Polizeiaktion<br />
startet<br />
schleppend<br />
Beamte lassen<br />
Falschparker „umsetzen“<br />
VonPhilippe Debionne<br />
und Klaus Oberst<br />
Hunderte vonAutofahrerninder<br />
Hauptstadt halten Tagfür Tag<br />
in zweiter Reihe, auf Busspuren<br />
oder auf Radwegen. Am Montag<br />
startete die Polizei deshalb eine<br />
fünftägige Schwerpunktaktion, bei<br />
der rücksichtlose Parksünder „in<br />
Gesprächen für ihr Fehlverhalten<br />
sensibilisiert“ werden sollen, so<br />
eine Polizeisprecherin. Unabhängig<br />
von diesen Gesprächen werden allerdings<br />
auch Verwarnungsgelder<br />
verhängt. Und Falschparker im Extremfall<br />
„konsequent gebührenpflichtig<br />
umgesetzt“, so die Sprecherin<br />
weiter.<br />
Bei einer vergleichbaren fünftägigen<br />
Verkehrssicherheitsaktion im<br />
Frühjahr 2019 hatte die Polizei nach<br />
eigener Aussage 6484 Halte- und<br />
Parkverstöße festgestellt und geahndet.<br />
Undin„288 Fällen mussten<br />
Kraftfahrzeuge zur Gefahrenabwehr<br />
kostenpflichtig umgesetzt werden“.<br />
Am Montag gab die Polizei an der<br />
Hauptstraße in Schöneberg den<br />
Startschuss für eine neuerliche<br />
Schwerpunktaktion. Um Punkt<br />
10.30 Uhr gingen die Einsatzkräfte<br />
auf die Jagd nach Zweite-Reihe-Parkern.<br />
Zunächst allerdings nur mit<br />
mäßigem Erfolg. Innerhalb von<br />
knapp zwei Stunden hielten oder<br />
parkten zwar dutzende Fahrzeuge<br />
in zweiter Reihe.Viele davon waren<br />
jedoch Lieferfahrzeuge, die ihre<br />
Ware auslieferten und dafür kein<br />
Knöllchen kassierten. Zudem schien<br />
es sich im Schöneberger Kiez schnell<br />
herumgesprochen zu haben, dass<br />
die Polizei auf der Lauer liegt: Anders<br />
als sonst an dieser Stelle standen nur<br />
wenige Privatfahrzeuge im Halteoder<br />
Parkverbot. Innerhalb vonzwei<br />
Stunden wurden daher nur fünf<br />
Fahrzeuge an der Hauptstraße umgesetzt.<br />
Zumindest bei diesen wünscht<br />
sich auch Berlins Innensenator<br />
Andreas Geisel (SPD) „einen Lerneffekt“,<br />
wie er mitteilte. „Parken in<br />
zweiter Reihe sowie auf Bus- und<br />
Radspuren ist egoistisch und rücksichtslos“,<br />
so Geisel weiter.<br />
Wirkung bei Falschparkern zeigen<br />
vermutlich die hohen Kosten,<br />
mit denen eine Umsetzung verbunden<br />
ist. Entscheidend für deren<br />
Höhe ist dabei nicht nur die Fahrzeugart,<br />
sondernauch, vonwem die<br />
Umsetzung angeordnet wird. Die<br />
BVGberechnet 97 Euro proerfolgter<br />
Umsetzung eines Pkw bis 3,5 Tonnen,<br />
die Polizei 136 Euro und das<br />
Ordnungsamt sogar 199 Euro. Bei<br />
Fahrzeugen über 3,5 Tonnen werden<br />
267 Euro (BVG), 306 Euro (Polizei)<br />
oder sogar 369 Euro (Ordnungsamt)<br />
fällig.<br />
Und während eine vermiedene<br />
Umsetzung – Einsatzkräfte ermitteln<br />
jemanden, der das betreffende<br />
Fahrzeug noch schnell wegfahren<br />
kann –beim Ordnungsamt 75 Euro<br />
kostet, berechnet die Polizei hier<br />
„nur“ 44 Euro. Der Grund hierfür<br />
sind nach Angaben der Polizei unterschiedlicher<br />
Personalaufwand<br />
bei Ordnungsamt und Polizei sowie<br />
unterschiedliche Personalkosten<br />
bei der jeweiligen Behörde.<br />
Falschparkerwerden im schlimmsten Fall<br />
abgeschleppt.<br />
KLAUS OBERST
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Justizsenator<br />
bittet Kollegin<br />
um Verzeihung<br />
Dirk Behrendt irritierte mit<br />
Bemerkung über Hessen<br />
Justizsenator Dirk Behrendt<br />
(Grüne) hat sich nach Angaben<br />
seines Sprechers bei der hessischen<br />
Justizministerin Eva Kühne-Hörmann<br />
(CDU) entschuldigt. Er hatte<br />
am Donnerstag beim Treffen der Justizminister<br />
in Berlin mit Anmerkungen<br />
über Hessen für Irritationen gesorgt.<br />
Es sei aber falsch, dass Behrendt<br />
Hessen mit der DDR oder einem<br />
Unrechtsstaat verglichen habe,<br />
sagte der Sprecher der Justizverwaltung<br />
am Montag.<br />
Behrendt hatte dem Sprecher zufolge<br />
in einer Diskussion unter anderem<br />
über einen Antrag aus Hamburg<br />
zum Thema „Das Grundgesetz<br />
krisenfest machen“ kritisiert, dass<br />
in Hessen auch nicht alles in Ordnung<br />
sei und habe dabei auf rechte<br />
Netzwerke in der Polizei und den<br />
Mord am Kasseler Regierungspräsidenten<br />
Walter Lübcke im Juni verwiesen.<br />
„Der Justizsenator wusste nicht,<br />
dass die hessische Justizministerin<br />
mit Herrn Lübcke befreundet war“,<br />
sagte der Sprecher. „Es tut ihm leid,<br />
dass er sie verletzt hat.“ Behrendt<br />
habe sich noch am Donnerstagabend<br />
entschuldigt. Über die Irritationen<br />
bei der Justizministertagung<br />
hatten zuvor mehrere Medien berichtet.<br />
(dpa)<br />
Herr Gysi, wir haben vergangene Woche<br />
ein Foto veröffentlicht, das einen<br />
abgelassenen Teich im Volkspark<br />
Friedrichshain zeigt. Eine Müllkippe.<br />
In Sachen Sauberkeit stinkt doch was<br />
zum Himmel in Berlin, oder?<br />
Dass es in einer Metropole wie<br />
Berlin nicht überall wie in einem<br />
schwäbischen Örtchen aussehen<br />
kann, ist sicher verständlich. Aber<br />
Dreckecken wie dieser Teich im<br />
Friedrichshain müssen wirklich<br />
nicht sein. Nicht selten wird dann<br />
auf den Senat verwiesen, der angeblich<br />
seine Hausaufgaben nicht mache.<br />
Aber der Senat und die Behörden<br />
haben den Müll nicht in den<br />
Teich geworfen. Was esbraucht, ist<br />
ein Stück mehr Verantwortung jeder<br />
und jedes Einzelnen in unserer<br />
Stadt, den eigenen Dreck wegzuräumen.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Stadtreinigung<br />
muss allerdings wohl auch ausgebaut<br />
und aktiver werden.<br />
Ausgerechnet die Preußen scheinen<br />
die Ordnung den Süddeutschen zu<br />
überlassen. Dort sieht es zumindest<br />
anders aus in den Städten. Haben Sie<br />
eine Erklärung dafür?<br />
Keine Stadt in Süddeutschland<br />
hat die Größe und den Charakter<br />
Berlins. Man ist hier viel weniger<br />
„unter Beobachtung“ und das verführtoffenbar<br />
dazu, den Haufen des<br />
eigenen Hundes liegenzulassen oder<br />
den Kaffeebecher nicht in den Papierkorb,<br />
sondern mitunter direkt<br />
daneben hinzuwerfen. Wie gesagt,<br />
ein bisschen Unordnung, das Unfertige<br />
ist durchaus ein Teil des <strong>Berliner</strong><br />
Charmes, der ja auch viele Menschen<br />
aus Süddeutschland anzieht.<br />
Aber das darf nicht als Freibrief verstanden<br />
werden, Dinge verwahrlosen<br />
zu lassen.<br />
Die Interview-Kolumne<br />
Eine Curry<br />
mit Gysi<br />
Die Chefredakteure Jochen Arntz und Elmar<br />
Jehn reden jede Woche mit Gregor Gysi –<br />
über das, was die Stadt, das Land und die Welt<br />
bewegt. Kurz und klar,ein paar Minutennur,<br />
solange man eben zusammensteht für eine<br />
Curry am Mittag. Unser Thema in dieser Woche:<br />
Ordnung und Sauberkeit<br />
Elmar Jehn (l.), Gregor Gysi und Jochen Arntz<br />
Ist die äußere Verwahrlosung Ausdruck<br />
einer inneren Haltung?<br />
Zumindest von einer zu großen<br />
Gedankenlosigkeit und ja, auch von<br />
Egoismus mit der Haltung „Hier bin<br />
ich Mensch, hier schmeiß ich weg“.<br />
Dass man dafür jetzt mehr Strafe zahlen<br />
soll als bisher, könnte eventuell<br />
helfen, diese Haltung zu verändern.<br />
Die Gedankenlosigkeit muss abgebaut<br />
werden.Manchmal reicht schon<br />
ein netter Hinweis,woein Papierkorb<br />
steht.<br />
Warder Osten denn sauberer als der<br />
Westen?<br />
Auf jeden Fall gab es viel weniger<br />
Verpackungen, die man hätte wegwerfen<br />
können, und ein gut funktionierendes<br />
Recyclingsystem mit guter<br />
Zweitverwertung. Andererseits haben<br />
die Kohleheizungen und -kraftwerke<br />
genug Dreck gemacht, weil die Alternativen<br />
auch zu teuer erschienen.<br />
Wie wichtig sind Ihnen persönlich<br />
Ordnung und Sauberkeit?<br />
Es gibt ja den Spruch, dass nur<br />
das Genie das Chaos beherrsche.Da<br />
ich nicht wirklich ein genialer Wiederfinder<br />
von Dingen bin, die ich irgendwo<br />
hingelegt habe,versuche ich<br />
das Chaos so klein wie möglich zu<br />
halten. Und ineinem sauberen Zuhause<br />
wohnt es sich einfach angenehmer.<br />
Allerdings habe ich nicht<br />
den Anspruch, dass man jederzeit<br />
vom Fußboden essen können muss.<br />
In einem Garten zum Beispiel muss<br />
es auch solche Ecken geben, wo Igel<br />
oder Vögel Schutz finden.<br />
Wersorgt bei Ihnen zu Hause dafür?<br />
Na, eine Hilfe und ich. Für die<br />
Hilfe bin ich sehr dankbar,weil ich es<br />
allein nicht schaffte.<br />
Tödliche<br />
Schläge im<br />
Treptower Park<br />
Angeklagter schweigt<br />
zunächst<br />
Nach einem tödlichen Angriff auf<br />
einen 28 Jahre alten Mann im<br />
TreptowerParkinBerlin hat der mutmaßliche<br />
Täter vordem Landgericht<br />
geschwiegen. Der 43-Jährige werde<br />
sich möglicherweise zu einem späteren<br />
Zeitpunkt äußern, erklärte der<br />
Verteidiger zu Prozessbeginn am<br />
Montag. Die Anklage lautet auf Totschlag.<br />
Der aus Rumänien stammende<br />
Mann soll das Opfer im Mai<br />
2019 mit Flaschen oder einem anderen<br />
stumpfen Werkzeug attackiert<br />
haben. Der Geschädigte habe tödliche<br />
Kopfverletzungen erlitten.<br />
Spaziergänger hatten die Leiche<br />
im Gebüsch neben dem Hauptweg<br />
in der Nähe des Sowjetischen Ehrenmals<br />
entdeckt und die Polizei alarmiert.<br />
Der Getötete sei wenige Wochen<br />
zuvor von Augsburg (Bayern)<br />
nach Berlin gekommen und habe<br />
sich in der Hauptstadt im Obdachlosenmilieu<br />
des Treptower Parks aufgehalten,<br />
teilte die Polizei damals<br />
mit. Die Anklage geht davon aus,<br />
dass der 43-Jährige kurze Zeit nach<br />
dem Angriff zurückgekehrt sei, um<br />
auch noch den Rucksack des Getöteten<br />
mit Handy, Börse und EC-Karte<br />
an sich zu nehmen. Auch der Angeklagte<br />
sei obdachlos gewesen.<br />
Der Indizienprozess wird am21.<br />
November fortgesetzt. (dpa)<br />
Torsten Harmsen liest aus seinem neuen Buch<br />
Der Mond<br />
ist ein <strong>Berliner</strong><br />
Am 20. November 2019<br />
18.30 Uhr − 22.00 Uhr<br />
Newscafé, <strong>Berliner</strong> Verlag<br />
Alte Jakobstraße 105<br />
10969 Berlin<br />
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*wir schließen die Registrierung nach 100 Anmeldungen<br />
LESUNG<br />
Neue Busspuren<br />
lassen auf sich warten<br />
Senat kann sein Ziel für 2019 nicht mehr erreichen<br />
VonPeter Neumann<br />
Die Puschkinallee in Treptow<br />
steht auf der Liste, die Yorckstraße<br />
in Kreuzbergund die Prinzenallee<br />
in Wedding ebenfalls.Sie gehörenzuden<br />
Straßen, für die der Senat<br />
nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> auf Abschnitten die Markierung<br />
vonBusspuren angeordnet hat.<br />
Doch das Ziel, das Netz dieser Fahrstreifen<br />
in diesem Jahr um fast 20<br />
Prozent zu erweitern, lässt sich nicht<br />
mehr erreichen. Die meisten neuen<br />
Busspuren entstehen erst 2020 –eine<br />
gute Nachricht für die Fahrgäste der<br />
<strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG).<br />
„Wir arbeiten intensiv daran, die<br />
ersten 20 Kilometer neuer Busspuren<br />
soschnell wie möglich anzuordnen“,<br />
sagte Jan Thomsen, Sprecher<br />
der Verkehrssenatorin Regine Günther<br />
(Grüne). Allerdings seien die Abstimmungen,<br />
die zwischen der Verkehrslenkung<br />
Berlin (VLB), den Bezirken<br />
und der BVGlaufen, komplex.<br />
In jedem Fall seien detaillierte<br />
Prüfungen nötig, so Thomsen. Er betonte:<br />
„Die Umsetzung der Anordnungen<br />
liegt bei den Bezirken.“ Ihnen<br />
mangelt es Berichtenzufolge jedoch<br />
an Personal, um die Projekte<br />
rasch verwirklichen zu können. Beobachter<br />
erwarten, dass die meisten<br />
neuen Busspuren im späten Frühjahr<br />
oder Sommer 2020 fertig werden.<br />
Wenn es zu kalt oder zu nass ist,<br />
lässt sich die Farbe nicht auftragen.<br />
Netz ist kaum gewachsen<br />
Dabei ist die Sache klar: Jeschneller<br />
Bussevorankommen, desto besser –<br />
nicht nur für die Fahrgäste, auch für<br />
die landeseigene BVG. Je zügiger die<br />
Ziele erreicht werden, desto weniger<br />
Fahrzeuge und Busfahrer werden<br />
benötigt –was Kosten spart. Nicht<br />
zuletzt wirdder Nahverkehr attraktiver,<br />
was die Fahrgelderträge erhöht.<br />
Angesichts dessen ist es überraschend,<br />
dass das Netz der Bus-Sonderfahrstreifen<br />
in den vergangenen<br />
Jahren kaum gewachsen ist –auch<br />
unter dem rot-rot-grünen Senat<br />
nicht. Dabei hat er sich die Förderung<br />
umweltfreundlicher Verkehrsarten<br />
auf die Fahnen geschrieben.<br />
Seit Jahren bewegt sich die Zahl<br />
der Busspurkilometer kaum über die<br />
Hundertermarke hinaus –2016 waren<br />
es102,3. Und das heißt nicht,<br />
dass es wenigstens dortzügig vorangeht.<br />
Meist sind die Fahrstreifen drei<br />
bis 3,50 Meter breit. Wenn Busse auf<br />
Fahrräder treffen, wirdesoft eng.<br />
Täglich 24 Stunden für Autostabu<br />
Im Frühjahr 2017 nahm die BVG einen<br />
neuen Anlauf und legte ein Konzept<br />
für 100 Kilometer Busspuren vor.<br />
Sie sollten entweder neu geschaffen<br />
werden –oder deren Geltungsdauer<br />
sollte verlängertwerden. Im Sommer<br />
2019 teilte der Senat mit, dass angestrebt<br />
werde, in diesem Jahr 41 Fahrstreifen<br />
mit einer Länge von rund 19<br />
Kilometernzumarkieren.<br />
„Versprechungen<br />
des Senats haben<br />
für mich keinerlei<br />
Wert mehr.“<br />
Jens Wieseke, Sprecher des <strong>Berliner</strong><br />
Fahrgastverbands IGEB<br />
Dass es nun nicht dazu kommt,<br />
sieht Jens Wieseke vom Fahrgastverband<br />
IGEB skeptisch. „Ich habe jede<br />
Hoffnung verloren, dass die Busbeschleunigung<br />
kommen wird“, sagte<br />
er. „Versprechungen des Senats haben<br />
für mich keinerlei Wert mehr.“<br />
Immerhin: Für 25 Kilometer bestehender<br />
Busspuren legte der Senat<br />
fest, dass sie anders als bisher täglich<br />
24 Stunden für andere Kraftfahrzeuge<br />
tabu sind –Taxis, Reisebusse<br />
und Krankenfahrzeuge ausgenommen.<br />
Auch die neuen Regelungen<br />
sollen rund um die Uhr gelten. „Bedarfsgerechte<br />
Abweichungen werden<br />
zugelassen“, sagte Thomsen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 13 *<br />
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Berlin<br />
Sohn von<br />
AfD-Politiker<br />
bedroht<br />
Schule schaltet<br />
Schulaufsicht ein<br />
Nach den Todesdrohungen, die<br />
der 16-jährigen Sohn eines AfD-<br />
Abgeordneten aus dem <strong>Berliner</strong> Landesparlament<br />
von Mitschülern bekommen<br />
haben soll, bemüht sich die<br />
Schule um Aufklärung. „Die Schulleitung<br />
führt nun mit allen beteiligten<br />
Schülern Einzelgespräche“, erklärte<br />
ein Sprecher der Senatsbildungsverwaltung<br />
am Montag. Danach werde<br />
ausgewertet, ob der Oberstufenausschuss<br />
einberufen werde. Auch die<br />
Eltern würden einbezogen. „Die<br />
Schulpsychologie und die Schulaufsicht<br />
sind eingeschaltet.“ Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres (SPD) sei<br />
ganz klar der Auffassung, dass kein<br />
Kind wegen der politischen Aktivitäten<br />
seiner Eltern inHaftung genommen<br />
oder bedroht werden dürfe, so<br />
der Sprecher.<br />
Bei dem bedrohten Jugendlichen<br />
handelt es sich um den 16-jährigen<br />
Sohn des <strong>Berliner</strong> AfD-Politikers<br />
Gunnar Lindemann. Lindemann gewann<br />
2016 ein Direktmandat im<br />
Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf, seither<br />
sitzt er im Abgeordnetenhaus und<br />
ist Sprecher der Fraktion für den Öffentlichen<br />
Personennahverkehr.<br />
Zwei Mitschüler hätten seinen<br />
Sohn bedroht, sagte Lindemann der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, und ihm unter anderem<br />
gesagt: „Ich stech’ dich ab!“<br />
Dafür habe es zwei Zeugen gegeben,<br />
die auch schon von der Polizei vernommen<br />
worden seien. Sein Sohn sei<br />
nun vorerst beurlaubt, so Lindemann<br />
weiter, erhabe Angst zur Schule zu<br />
gehen. Eine Lösung müsse schnell gefunden<br />
werden. Er sei Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres (SPD) sehr<br />
dankbar,dass ihreBehörde so schnell<br />
reagierte, sagt Lindemann: „Ich habe<br />
erst einmalVertrauen in die Schulaufsichtsbehörde,<br />
dass sie eine tragbare<br />
Lösung für uns findet.“<br />
Nach Informationen aus Polizeikreisen<br />
hat es gegenüber zwei Schülernbereits<br />
Gefährderansprachen gegeben,<br />
außerdem seien am Montag<br />
Vorladungen zur Zeugenvernehmung<br />
verschickt worden. Der16-Jährige<br />
habe sich am Freitag an die<br />
Schulleitung gewandt, die wiederum<br />
hatte die Polizei hinzugezogen.<br />
AfD-Landes- und Fraktionschef<br />
GeorgPazderski sagte,dass es zu keinen<br />
weiteren Übergriffen kommen<br />
dürfe. „Schule und Polizei müssen<br />
jetzt hart durchgreifen gegen die Täter.“<br />
(ann., dpa)<br />
Im Februar 2018 brannte in Neukölln das Auto des Bezirkspolitikersder Linkspartei, Ferat Kocak.<br />
Polizei gibt Fehler zu<br />
Bei der Aufklärung der rechtsextremen Anschlagsserie in Neukölln kommen die Behörden nicht weiter<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Am 15. Januar 2018 hören<br />
Verfassungsschützer die<br />
Telefone zweier Rechtsextremisten<br />
in Neukölln ab.In<br />
der Nähe der Hufeisensiedlung verfolgen<br />
diese einen Mann, der einen<br />
roten Smart fährt. Dass es sich bei<br />
dem Ausgespähten um einen Bezirksverordneten<br />
der Linkspartei<br />
handelt, wissen die Ermittler angeblich<br />
nicht. Zwei Wochen später<br />
brennt der Smart von Ferat Kocak.<br />
Das Auto steht unterm Carport, die<br />
Flammen schlagen hoch und greifen<br />
die Fassade seines Einfamilienhauses<br />
an.<br />
Es ist der Höhepunkt einer Serie<br />
von Anschlägen, die bereits seit 2016<br />
andauerte und Personen trifft, die<br />
sich gegen Rechtsextremismus engagieren,<br />
unter ihnen ein Buchhändler,<br />
Gewerkschafter und Kommunalpolitiker.Mittlerweile<br />
schreibt die Polizei<br />
den Täternseit 2016 14 Brandstiftungen,<br />
35 Sachbeschädigungen, zum<br />
Teil zusammen mit Beleidigung und<br />
Bedrohungen, und 14 Diebstähle von<br />
Stolpersteinen zu. Sie prüft weitere<br />
Taten, über die sie aus ermittlungstaktischen<br />
Gründen noch nicht redet.<br />
Die Täter sind bis heute nicht gefasst<br />
–Grund für die drei Regierungsparteien,<br />
das Thema im Innenausschuss<br />
zur Sprache zu bringen. Dabei<br />
kam heraus,dass esVersäumnisse bei<br />
der Fahndung gab.<br />
Zwei Tage, nachdem der Verfassungsschutz<br />
am 15. Januar 2018 das<br />
Gespräch der beiden Neonazis mitgeschnitten<br />
hatte,informierte er telefonisch<br />
den Staatsschutz im Landeskriminalamt<br />
darüber, dass zwei<br />
Rechtsextreme einen roten Smart<br />
verfolgt hatten. Nach Angaben des<br />
stellvertretenden LKA-Chefs Oliver<br />
Stepien konnte der Staatsschutz bis<br />
zum 30. Januar 2018 die Halter einiger<br />
roter Smarts identifizieren, darunter<br />
den Bezirkspolitiker. Erwurde aber<br />
nicht als gefährdet eingeschätzt –obwohl<br />
er der Linkspartei angehörtund<br />
sich gegen Rechtsextremismus engagierte.„Es<br />
gab eine falsch vorgenommene<br />
Einschätzung der Tätermotivation“,<br />
wie Stepien vordem Ausschuss<br />
gestand. „Einmal googlen hätte geholfen“,<br />
bemerkte dazu Benedikt Lux<br />
vonden Grünen spöttisch.<br />
Am 30. Januar übermittelte der<br />
Verfassungsschutz dem LKA ein Behördenzeugnis<br />
über seine Erkenntnisse.<br />
Esenthielt, wie es damals üblich<br />
war,einen Passus,dass die übermittelten<br />
Informationen nicht als<br />
Grundlage für eine warnende Gefährderansprache<br />
bei den Täternoder ein<br />
Sicherheitsgespräch beim potenziellen<br />
Opfer dienen dürften. Herauszufinden,<br />
was die beiden Neonazis<br />
planten, stand im Vordergrund, nicht<br />
jedoch der Opferschutz. In der Nacht<br />
„Leider haben diese Maßnahmen bisher nicht<br />
zu sichtbaren Ermittlungserfolgen geführt.“<br />
Andreas Geisel (SPD), Innensenator<br />
zum 1. Februar 2018 geschah dann<br />
der Brandanschlag auf Kocak.<br />
An diesemTaginformierte derVerfassungsschutz<br />
das LKA in einem<br />
weiteren Behördenzeugnis darüber,<br />
dass die Neonazis Kocak bereits im<br />
Januar 2017 zweimal thematisiert<br />
und ausgespäht hatten. Auch eine im<br />
Nachhinein eingerichtete Ermittlungsgruppe<br />
der Polizei stellte fest,<br />
dass einer der Verdächtigen schon im<br />
Februar 2017 an der Wohnung von<br />
Kocak festgestellt wurde.Die Gefährdung<br />
des Bezirkspolitikers wurde damals<br />
jedoch ausgeschlossen. Im September<br />
wurde er vondenTatverdächtigen<br />
ein weiteres Mal thematisiert.<br />
DIE LINKE BERLIN<br />
Diese Informationen, bedingt durch<br />
unterschiedliche Schreibweisen des<br />
Namens wurden nicht zusammengeführt,<br />
so Stepien. Um solche Probleme<br />
abzustellen, wurden nach Stepiens<br />
Worten die Vorschriften angepasst.<br />
„Als Konsequenz erstellt der <strong>Berliner</strong><br />
Verfassungsschutz die Behördenzeugnisse<br />
nun mehr grundsätzlich<br />
so, dass die übermittelten Informationen<br />
in jedem Fall als Grundlage<br />
für polizeiliche Maßnahmen unmittelbar<br />
verwendet werden können“,<br />
sagte Verfassungsschutz-Chef Michael<br />
Fischer, der damals noch nicht<br />
im Amt war. Opferschutz geht also<br />
künftig vorQuellenschutz.<br />
Die Ermittler haben zwei Hauptverdächtige,<br />
doch sie konnten ihnen<br />
bislang nichts Gerichtsfestes nachweisen.<br />
Nachdem sie im Februar ihre<br />
Wohnungen durchsucht hatten, kam<br />
es zu keinen weiteren Brandstiftungen,<br />
die dieser Seriezugerechnet werden.<br />
Allerdings gab es im März weitereSachbeschädigungen.<br />
Innensenator Andreas Geisel<br />
(SPD) räumte ein, dass die Zusammenarbeit<br />
zwischen Verfassungsschutz<br />
und Polizei nicht optimal gewesen<br />
sei. Aber besonders nach den<br />
Brandanschlägen Ende Januar 2018<br />
habe die Polizei ihr Vorgehen enorm<br />
ausgeweitet und neu organisiert.<br />
„Leider haben diese Maßnahmen<br />
bisher nicht zu sichtbaren Ermittlungserfolgen<br />
geführt.“<br />
POLIZEIREPORT<br />
Mordermittlung erfolgreich.<br />
Nachdem Verwandte am 3. August<br />
2019 im brandenburgischen Eberswalde<br />
die 30 Jahrealte Mutter dreier<br />
Kinder tot in ihrer Wohnung gefunden<br />
hatten, suchte eine Mordkommission<br />
nach dem Täter.Wie die Polizei<br />
am Montag mitteilte,konnte am<br />
Montag ein 37- Jähriger festgenommen<br />
werden. Gegen 15 Uhrerließ<br />
der Haftrichter einen Haftbefehl gegen<br />
den Mann.<br />
Denkmal beschmiert.<br />
Unbekannte haben erneut das<br />
Denkmal für die im Nationalsozialismus<br />
verfolgten Homosexuellen in<br />
Berlin-Mitte beschmiert. Wiedie Polizei<br />
am Montag mitteilte,entdeckte<br />
ein Sicherheitsdienst bereits am<br />
Sonntagabend einen schwulenfeindlichen<br />
Schriftzug auf dem<br />
Mahnmal in der Ebertstraße (Ecke<br />
Hannah-Arendt-Straße). DerPolizeiliche<br />
Staatsschutz ermittelt.<br />
Sturz wegen E-Scooter<br />
Ein82Jahrealter Fußgänger ist am<br />
Sonntagabend bei dem Versuch gestürzt,<br />
mehreren jungen Männern<br />
auszuweichen, die mit E-Scootern<br />
auf dem Gehweg fuhren. Wiedie Polizei<br />
am Montag mitteilte,erlitt der<br />
Senior bei dem Unfall auf dem Gehwegder<br />
Martin-Luther-Straße Verletzungen<br />
an Hüfte und Handgelenk.<br />
DasFahren vonE-Tretrollern<br />
ist auf Gehwegen verboten.<br />
Bombe entschärft.<br />
Spezialisten der Polizei haben am<br />
Montag eine 250-Kilo-Weltkriegsbombe<br />
in Hellersdorfunschädlich<br />
gemacht. Siehätten den Zünder herausgeschnitten<br />
und kontrolliertgesprengt,<br />
sagte ein Polizeisprecher<br />
am Montagnachmittag. „Damit ist<br />
jegliche Gefahr gebannt.“ Die<br />
Bombe selbst sollte zum Sprengplatz<br />
Grunewald transportiertund dortzu<br />
einem späteren Zeitpunkt gesprengt<br />
werden. (dpa)<br />
Entschärft: die in Hellersdorf gefundene<br />
Weltkriegsbombe.<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />
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Berlin<br />
Besuchten die Filmpremiere „VeryRalph“: Volker Bruch und Liv Lisa Fries Schon Stammgast bei der Aids-Gala: Jocelyn B. Smith CHRISTIAN SCHULZ (3) Familienbande bei der Gala: Andrej Hermlin (r.) mit seinen KindernDavid und Rachel<br />
Jeden Tagkommt einer dazu<br />
JOCELYN B. SMITH<br />
gehörte am Montagabend zu den<br />
„Künstlern gegen Aids“, die schon<br />
zum 19. MalimTheater des Westens<br />
mit ihren Auftritten die <strong>Berliner</strong><br />
Aids-Hilfe unterstützten. Wie sie<br />
stellten sich auch die Sängerinnen<br />
Simone Kermes und Angelika Milster,<br />
Rapper Romano („Köpenick“),<br />
Comedy-Zauberer Hieronymus sowie<br />
das Ensemble der aktuellen Inszenierung<br />
von „Mamma Mia“ und<br />
die Moderatoren Verena Wriedt und<br />
Jochen Schropp in den Dienst der<br />
guten Sache.Der Regierende Bürgermeister<br />
Michael Müller erinnerte an<br />
den Anlass des wohltätigen Abends:<br />
„Weltweit leben 38 Millionen Menschen<br />
mit dem HI-Virus, inunserer<br />
Stadt sind es um die 15000. Jeden Tag<br />
kommt einer dazu.“<br />
ANDREJ HERMLIN<br />
trat mit seinem Swing Dance Orchestraauf<br />
–wie alle anderen Künstler<br />
des Abends selbstverständlich<br />
ohne Gage.„Ichfreue mich sehr,dass<br />
wir dabei sein dürfen. Das Thema<br />
hat für mich eine ganz persönliche<br />
Bedeutung, weil ich Menschen sehr<br />
gut kenne, die an dieser Krankheit<br />
leiden.“ In seinem zweiten Heimatland<br />
Kenia, aus dem seine Frau<br />
stammt, ist Aids noch heute ein Killer:„Meine<br />
Frau und ich helfen dort<br />
Menschen, diese Krankheit zu überleben.“<br />
Für das Programm der Gala<br />
hatte Hermlin sich bewusst etwas<br />
Optimistisches vorgenommen:<br />
„Meine beiden Kinder Rachel und<br />
David sind mit dabei, und wir spielen<br />
Songs, zudenen gesungen und<br />
getanzt wird.“<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Im Theater des Westens singen<br />
und tanzen zum 19. Mal<br />
„Künstler gegen Aids“. Nebenan im<br />
Delphi-Filmpalast wird die Premiere<br />
von „Very Ralph“ gefeiert<br />
LIV LISA FRIES<br />
hatte die große Auswahl und entschied<br />
sich für ein elegantes schwarzes<br />
Samtkleid und einen passenden<br />
Mantel. So ist das,wenn man als Star<br />
einer international erfolgreichen Serie<br />
wie „Babylon Berlin“ zur Premiere<br />
eines Films über einen Modedesigner<br />
wie Ralph Lauren eingeladen<br />
wird und die Gastgeber Wert<br />
darauf legen, dass man in den richtigen<br />
Klamotten über den roten Teppich<br />
geht. Die Schauspielerin erzählte<br />
am Rande der Deutschlandpremierevon<br />
„VeryRalph“ am Montagabend<br />
im Delphi-Filmpalast, die<br />
sie gemeinsam mit dem „Babylon<br />
Berlin“-Kollegen Volker Bruch besuchte,<br />
warum sie mit den Entwürfen<br />
von Lauren so viel anfangen<br />
kann: „Ich mag klassische Mode,<br />
denn in klassischen Sachen kann<br />
man gut den Menschen sehen.“ Sie<br />
macht nicht jede Mode mit: „Ich<br />
habe auch noch alte Sachen im<br />
Schrank, die mir in fünf Jahren wieder<br />
gefallen.“ Ebenfalls im Premierengetümmel:<br />
Model Toni Garrn.<br />
MICHI BECK<br />
interessierte sich schon deshalb für<br />
den Film über Ralph Lauren, weil er<br />
sich mit seiner Kollektion „Beck to<br />
Beck“ ineinem sehr bescheidenen<br />
Maß für einen Kollegen hält. Beck<br />
kam perfekt vorbereitet: „Ich habe<br />
mir vorhin seine Geschichte durchgelesen.<br />
Ein Quereinsteiger in jungen<br />
Jahren, der ein Superimperium<br />
aufgebaut hat. Und der Mode gemacht<br />
hat, die eine Handschrift hat<br />
und nie aus der Mode gerät.“<br />
Traueranzeigen<br />
Die Deutsche Klassenlotterie Berlin trauert um ihr<br />
ehemaliges Vorstandsmitglied<br />
Hans-Jürgen Reißiger<br />
*9.Mai 1941 †24. Oktober 2019<br />
Mit großem Engagement hat er über zwei Jahrzehnte seine<br />
vielfältigen und verantwortungsvollen Aufgaben als Vorstandsmitglied<br />
der Deutschen Klassenlotterie Berlin sowie<br />
der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin wahrgenommen<br />
und deren Entwicklungen entscheidend mitgeprägt.<br />
Er vertrat die Interessen der Deutschen Klassenlotterie<br />
Berlin nicht nur national im Deutschen Lotto- und Totoblock,<br />
sondern auch international in den Organisationen<br />
der European Lotteries und World Lottery Association.<br />
Mit seinem Elan, seiner klaren Zielorientierung und seiner<br />
hohen Pflichtauffassung war er Vorbild und Leitbild zugleich.<br />
Sein Wirken bleibt uns unvergessen.<br />
Die Mitglieder des Verwaltungsrates und des Vorstandes<br />
werden Herrn Reißiger in dankbarer Erinnerung behalten.<br />
Unser Mitgefühl und unsere aufrichtige Anteilnahme<br />
gelten seiner Familie.<br />
Christian Gaebler Dr. Marion Bleß Hansjörg Höltkemeier<br />
Chef der Vorstandsmitglied Vorstandsmitglied<br />
Senatskanzlei<br />
Obdachlosenhilfe lehnt<br />
Preis des Bezirks Mitte ab<br />
Verein nennt von Dassels Politik „menschenverachtend“<br />
VonElmar Schütze<br />
Esgibt Lob, auf das man liebend<br />
gerne verzichtet. Zum Beispiel,<br />
wenn es von dem Falschen kommt.<br />
Ein solcher Fall liegt offenbar dem<br />
Streit um den diesjährigen Ehrenamtspreis<br />
des Bezirks Mitte zugrunde.<br />
Denn die Obdachlosenhilfe<br />
attestiert dem Bezirksamt Mitte und<br />
damit auch dem Bezirksbürgermeister<br />
Stephan von Dassel eine „oft<br />
menschenverachtende Politik“,<br />
heißt es in der Begründung der Ablehnung.<br />
Seit 2003 vergibt der Bezirk Mitte<br />
jährlich einen Ehrenamtspreis an<br />
Einzelpersonen und Institutionen,<br />
die sozialarbeiterische oder karitative<br />
Arbeit leisten. Wie auch die Berline<br />
Obdachlosenhilfe, die den Stifter<br />
massiv kritisiert. DasAmt sorge dafür,<br />
dass obdachlose Menschen„aus dem<br />
öffentlichen Raum geräumt und verdrängt“<br />
würden, ihr Besitz werde„wie<br />
Müll“ behandelt. Außerdem heißt es:<br />
„Dass der Bezirk nun mit großer<br />
Geste einen Preis anunseren Verein<br />
verleihen möchte,ist zynisch.“<br />
DerVereinhat besonders Bezirksbürgermeister<br />
Stephan von Dassel<br />
im Visier.„DieVerleihung durch Bezirksbürgermeister<br />
Stephan von<br />
Dassel, welcher mit rassistischen<br />
Aussagen über ,aggressive osteuropäische<br />
Obdachlose’ und mit Abschiebeforderungen<br />
populistische<br />
Klischees bedient, setzt dem ganzen<br />
noch die Krone auf“, schreibt der<br />
Verein in seiner Begründung. Harte<br />
Worte.<br />
Tatsächlich ist Grünen-Politiker<br />
vonDasselzuletzt immer wieder mit<br />
Äußerungen auffällig geworden, die<br />
so gar nicht zum Grünen-Milieu passen<br />
mögen. So schlug er vor, osteuropäische<br />
Obdachlose abschieben zu<br />
lassen. Im Januar diesen Jahres ließ<br />
der Bürgermeister ein Obdachlosenlager<br />
am Hauptbahnhof räumen.<br />
Dabei wurden Polizisten handgreiflich<br />
und warfen unter anderem einer<br />
um sich spuckenden Frau,die offenbar<br />
Kopfläuse hatte, einen sogenannten<br />
Spuckschutz über. Der Fall<br />
schlug Wellen, unter anderem kritisierte<br />
die SPD-Bundestagsabgeordnete<br />
Eva Högl den Einsatz, von dem<br />
nur ein Video-Ausschnitt öffentlich<br />
wurde. Damit hatte von Dassel endgültig<br />
seinen Ruf als wahlweise grüner<br />
Sheriff oder Boris Palmer von<br />
Mitteweg.<br />
Zu Unrecht, wie JörgRichertvom<br />
Verein Karuna, unter anderem staatlich<br />
anerkannter Träger der freien Jugendhilfe,sagt.<br />
Er habe Stephanvon<br />
Dassel als engagierten Sozialpolitiker<br />
erlebt, als „Kümmerer“, wie Richertsagt.<br />
In seinen Augen steht das<br />
Bezirksamt Mitte unter besonderem<br />
Druck, weil dort die meisten Obdachlosen<br />
anzutreffen seien –und<br />
demzufolge auch die meisten Beschwerden<br />
von Bürgern eingingen.<br />
Da müsseertätig werden.<br />
DasBezirksamt selber spricht von<br />
„pauschalen und unberechtigten<br />
Vorwürfen“, die jeder Grundlage<br />
entbehrten. Im Gegenteil existierten<br />
im Bezirk „verlässliche und gut aufeinander<br />
abgestimmte Verfahren,<br />
um obdachlosen Menschen denWeg<br />
in unser Hilfesystem zu ebnen“.<br />
Auch Sozialstaatssekretär Alexander<br />
Fischer hätte sich eine andere<br />
Debattenkultur gewünscht als die<br />
Zurückweisung des Preises und die<br />
scharfe Kritik am Bezirksbürgermeister.<br />
„Wir kommen nur voran,<br />
wenn wir versuchen, zusammen Lösungen<br />
zu finden“, twitterte Fischer.<br />
Leben unter der S-Bahnbrücke: ein Obdachloser<br />
in Berlin.<br />
WWW.IMAGO-IMAGES.DE
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 15 *<br />
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Brandenburg<br />
Die Medizingeräte werden knapp<br />
Eine EU-Verordnungverlangt, dassalles –vom Pflaster bis zumComputertomografen –neu zugelassen wird. Das könnteinBerlin und Brandenburg Problemebereiten<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Strenge Kontrollen sollten gerade<br />
im Gesundheitswesen<br />
besonders wichtig sein.<br />
Diese Forderung, die logisch<br />
klingt, kann jedoch ernsthafte Konsequenzen<br />
haben. Denn dadurch rechnet<br />
man auch in Brandenburg und<br />
Berlin in den nächsten Monaten mit<br />
Versorgungsengpässen bei medizintechnischen<br />
Produkten. Dasgeht aus<br />
einer Antwort des Potsdamer Gesundheitsministeriums<br />
auf eine Anfrage<br />
der AfD-Fraktion hervor.<br />
Das Ministerium bezieht sich auf<br />
Branchenvertreter, die mit „Schwierigkeiten<br />
bei der fristgerechten Umsetzung<br />
und Erfüllung“ einer EU-Verordnung<br />
rechnen. Diese tritt am 26.<br />
Mai 2020 in Kraft, dann müssen ein<br />
Großteil der bereits zugelassenen<br />
Medizinprodukte und alle Neuentwicklungen<br />
vor der Zertifizierung<br />
strenger als früher geprüft werden.<br />
VomRollstuhl bis zur Herzklappe<br />
Das Spektrum der medizintechnischen<br />
Produkte reicht von der Krücke<br />
bis zum Rollstuhl, vom Fieberthermometer<br />
bis zu chirurgischen<br />
Instrumenten, von Brustimplantaten<br />
bis zu Herzklappen.<br />
Die EU-Verordnung wurde bereits<br />
2017 mit einer dreijährigen<br />
Übergangsfrist erlassen. Das Problem<br />
ist, dass es trotz dieser Vorlaufzeit<br />
in ganz Europa nicht genügend<br />
zugelassene Prüfstellen gibt, die die<br />
neuen und härteren Kontrollen noch<br />
rechtzeitig schaffen können.<br />
In der Landesregierung heißt es,<br />
dass man sich der Problemlage bewusst<br />
sei. Das Ministerium schreibt:<br />
„Die Sicherstellung der Versorgung<br />
der Bevölkerung mit sicheren und<br />
effizienten Medizinprodukten ist für<br />
Alle medizintechnischen Geräte müssen neu zertifiziertwerden –egal, ob Gehhilfen und Schienen schon lange auf dem Markt sind oder eine Neuentwicklung sind.<br />
die Landesregierung vonhoher Priorität.“<br />
Potsdam begrüßt deshalb,<br />
dass sich der Bund bei der EU-Kommission<br />
dafür einsetzt, dass schnell<br />
eine „juristisch tragfähige und praktisch<br />
umsetzbare Lösung auf europäischer<br />
Ebene“ gefunden wird.<br />
Auslöser für die Verschärfung der<br />
Kontrollen war 2013 der Skandal um<br />
fehlerhafte Brustimplantate. Eine<br />
französische Firma hatte die Implantate<br />
jahrelang mit billigem Industriesilikon<br />
statt mit Spezialsilikon<br />
gefüllt. DieKissen waren rissanfällig<br />
und konnten Entzündungen<br />
Spektrum: Sehr viele Dinge<br />
zählen zu medizintechnischen<br />
Produkten, zum Beispiel<br />
Gehhilfen, Rollstühle,<br />
Schienen, Patientenbetten,<br />
Matratzen, Fieberthermometer,Stethoskope<br />
und chirurgische<br />
Instrumente.<br />
BREITE PRODUKTPALETTE<br />
Technik: Auch Krankenhaustechnik<br />
gehörtdazu, Geräte<br />
zurAnästhesie,Beatmung,<br />
Dialyse und zum Röntgen;<br />
Defibrillatoren, Ultraschall<br />
und Computertomografen sowieBlutbeutel,<br />
Implantate,<br />
künstliche Gelenke.<br />
Alltag: Auch alltäglich Dinge<br />
wie Pflaster,Verbandszeug<br />
und Kompressen sind dabei.<br />
Ebenso Hörgeräte, Kontaktlinsen<br />
und deren Reiniger<br />
sowie zahnmedizinische Materialien<br />
wie Kronen, aber<br />
auch Kondome.<br />
IMAGO IMAGES<br />
auslösen. Das hatte eine deutsche<br />
Prüfstelle nicht festgestellt. Weltweit<br />
wurden Zehntausenden Frauen<br />
diese Implantate eingesetzt.<br />
Vordem Skandal gab es europaweit<br />
80 Prüfstellen. Dann verschärfte<br />
die EU die Kriterien, und die Zahl<br />
sank auf 60 Stellen. Nun, nach der<br />
weiteren Verschärfung, haben sich<br />
nur knapp 40 für eine Neuzulassung<br />
beworben. Nursieben haben bislang<br />
eine neue Lizenz. Die EUhofft, dass<br />
es bis Jahresende 20 sind.<br />
„In diesem Bereich wurde alles<br />
komplett neu organisiert“, sagt Manfred<br />
Beeres vom Bundesverband<br />
Medizintechnologie der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>. „Dabei wurden auch strengere<br />
Kriterien an die Qualifikation<br />
der Prüfer gestellt, und es ist offensichtlich<br />
schwierig, genügend entsprechendes<br />
Personal zu finden.“<br />
Beeres sagt, die Umstrukturierung<br />
sei so grundlegend, dass nicht<br />
nur alle Anforderungen für die Firmen<br />
und ihre Mitarbeiter verschärft<br />
wurden, sonderndass eben auch alle<br />
alten und neuen Produkte noch einmal<br />
mit verschärften Kriterien geprüft<br />
werden müssen. „Nach Schätzungen<br />
sind es bundesweit 500 000<br />
Produkte“, sagt Manfred Beeres. Es<br />
bestehe die reale Gefahr, dass es zu<br />
Lieferengpässen kommt, wenn keine<br />
Lösung gefunden wird. „Es ist gut,<br />
dass die Politik das Problem erkannt<br />
hat und dass versucht wird, schnell<br />
eine Lösung zu finden, denn es geht<br />
um die Patientenversorgung.“<br />
200 Produkte bei einer OP<br />
Fachleute gehen davon aus,dass bei<br />
einer Operation bis zu 200 medizintechnische<br />
Produkte eingesetzt werden.<br />
Und wenn bei einer solchen<br />
komplexen Kette bestimmte Produkte<br />
fehlen, weil sie nicht neu zertifiziert<br />
sind, müssten Operationen<br />
abgesagt werden. Deshalb soll nun<br />
versucht werden, dass zum Beispiel<br />
die chirurgischen Instrumente, die<br />
immer wieder benutzt werden, eine<br />
längere Übergangsfrist in der EU-<br />
Verordnung bekommen und auch<br />
nach dem 26. Mai 2020 eingesetzt<br />
werden dürfen.<br />
Jens Blankennagel<br />
wundertsich, wie wenig in<br />
drei Jahren geschafft wurde.<br />
Leserreisen<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />
LESERREISEN
16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wissenschaft<br />
Seltenes<br />
Huftier<br />
wiederentdeckt<br />
Vietnam-Kantschil nach<br />
28 Jahren erstmals gesichtet<br />
VonAnne Brüning<br />
Erstand auf der Liste der 25 meistgesuchten<br />
verlorenen Spezies<br />
der Global Wildlife Conservation<br />
(GWC). Jetzt hat sich gezeigt, dass es<br />
den Vietnam-Kantschil, eine<br />
rehähnliche, katzengroße Art, die<br />
auch als vietnamesischer Maushirsch<br />
bekannt ist, doch noch gibt.<br />
Im Süden Vietnams wurde er von<br />
Wildtierkameras fotografiertund gefilmt,<br />
berichten Forscher des <strong>Berliner</strong><br />
Leibniz-Instituts für Zoo- und<br />
Wildtierforschung (IZW), des SouthernInstitute<br />
of Ecology in Vietnam<br />
und des GWC imFachmagazin NatureEcology<br />
&Evolution. Dieseltene<br />
Huftierart war seit 1990 nicht mehr<br />
gesichtet worden.<br />
Das Forscherteam hatte im vergangenen<br />
Jahr zunächst drei Wildtierkameras<br />
in der Annamiten-Bergregion<br />
im Süden Vietnams installiert.<br />
Bewohner dorthatten Sichtungen<br />
der Tiere gemeldet. Auf diese<br />
Weise entstanden in einem Zeitraum<br />
von fünf Monaten zunächst 275 Fotos<br />
der Art. Daraufhin richtete das<br />
Team weitere 29Kameras in derselben<br />
Gegend ein. Binnen weiterer<br />
fünf Monate kamen mehr als 1800<br />
Fotos des Vietnam-Kantschils zustande.<br />
„Für eine sehr lange Zeit existierte<br />
diese Art nur noch in unserer Vorstellung.<br />
Diese Entdeckung, die bestätigt,<br />
dass diese Huftiere tatsächlich<br />
noch in der Wildnis leben, ist der<br />
erste Schritt um sicherzustellen,<br />
dass wir sie nicht wieder verlieren“,<br />
sagt An Nguyen, der für die GWC<br />
forscht und das Projekt geleitet hat.<br />
„Wir müssen jetzt schnell handeln,<br />
um ein baldiges Aussterben nach der<br />
Wiederentdeckung zu verhindern“,<br />
ergänzt der Forscher, der am IZW<br />
derzeit Doktorand ist.<br />
Nurein paar Kilogramm schwer<br />
Kantschile – oder Maushirsche –<br />
sind die kleinsten Huftiere der Welt.<br />
EinTier wiegt meist weniger als fünf<br />
Kilogramm. Zehn Arten von Kantschilen<br />
sind bekannt, mehrheitlich<br />
haben sie ihre Heimat in Asien. Sie<br />
sind Einzelgänger, laufen auf der<br />
Spitze ihrer Hufe und haben zwei<br />
winzige Reißzähne.<br />
Erstmals beschrieben wurde der<br />
Vietnam-Kantschil im Jahr 1910 –<br />
anhand vonvier Individuen aus Südvietnam.<br />
Eine russische Expedition<br />
spürte im Jahr 1990 in Zentralvietnam<br />
ein fünftes Tier dieser Art auf.<br />
Seitdem wurde die Artnicht mehr erspäht.<br />
Forscher wissen daher nahezu<br />
nichts über die Biologie und<br />
Ökologie oder den Bedrohungsstatus<br />
dieser Art.<br />
Aus diesem Grund setzte das<br />
GWC das Vietnam-Kantschil auf die<br />
Liste der 25 meistgesuchten verlorenen<br />
Arten. Ein Forscherteam will<br />
nun bestimmen, wie groß und stabil<br />
die Population von Vietnam-Kantschilen<br />
in Südvietnam ist, um die genaue<br />
Verbreitung der Artund mögliche<br />
Ursachen ihrer Bedrohung besser<br />
zu verstehen. In Kürze errichten<br />
die Wissenschaftler Kamerafallen in<br />
zwei weiteren Regionen. Ihr Ziel ist<br />
es, einen Erhaltungsplan für den Vietnam-Kantschil<br />
zu entwickeln.<br />
Beweisfoto: Den Vietnam-Kantschil gibt<br />
es noch. SOUTHERN INST. OF ECOLOGY/GWC/IZW/NCNP<br />
Eine Seite aus der Fabelsammlung „Kalila und Dimna“ –ein Manuskript aus dem 13. Jahrhundert PARIS, BIBLIOTHÈQUE NATIONALE DE FRANCE, ARABE 3465, FOLIO 97 RECTO (2)<br />
„Es gab schon immer Austausch“<br />
Die Arabistin Beatrice Gründler von der Freien Universität erhält den <strong>Berliner</strong> Wissenschaftspreis 2019<br />
Tiere, die den Herrschern<br />
dieWelt erklären:Wenn Beatrice<br />
Gründler begeistert<br />
über die Fabeln aus dem<br />
Buch „Kalila und Dimna“ erzählt,<br />
zieht sie ihre Zuhörer gleich in den<br />
Bann. Auch in Europa war die arabische<br />
Fabelsammlung einst eine Art<br />
Bestseller.Sie zeigt eindrücklich, wie<br />
eng arabische und europäische Kulturen<br />
im Mittelalter miteinander<br />
verbunden waren. Heute ist das<br />
Werk bei uns in Vergessenheit geraten.<br />
Um das zu ändern, arbeitet Beatrice<br />
Gründler, Professorin für Arabistik<br />
an der Freien Universität (FU)<br />
Berlin, an der weltweit ersten wissenschaftlichen<br />
Edition des Textes,<br />
den arabischen Sprachraum inbegriffen.<br />
Jetzt erhielt Beatrice Gründler<br />
den <strong>Berliner</strong> Wissenschaftspreis.<br />
Frau Professor Gründler, wie schnell<br />
kann man Arabisch lernen? Sie haben<br />
ja schon als Jugendliche damit<br />
begonnen.<br />
Das Schreiben geht sehr schnell.<br />
Unseren Studierenden an der Freien<br />
Universität Berlin bringen wir das in<br />
einem Monat bei. Es gibt insgesamt<br />
28 Buchstaben, aber viele unterscheiden<br />
sich auch nur durch Punkte. Es<br />
sind eigentlich nur 22 Formen,<br />
plus/minus Punkte. Die Grammatik<br />
konnte ich damals nach etwa zwei<br />
Jahren. Das Vokabular ist sehr reichhaltig,<br />
da lernt man ein Leben lang.<br />
Washaben Sie als erstes auf Arabisch<br />
gelesen?<br />
Die älteste Literatur, die es gibt,<br />
nämlich die vorislamische Dichtung<br />
der Qasiden. Eine Qaside ist ein langes,<br />
formelles Gedicht. Mit der Hilfe<br />
vonarabischen Mitstudentinnen bin<br />
ich diese Dichtung damals Zeile für<br />
Zeile durchgegangen. Dashat mir in<br />
der Folge sehr geholfen, denn wenn<br />
man jemanden mit arabischem Hintergrund<br />
trifft und Dichtung zitieren<br />
kann, eröffnet sich gleich ein Gespräch.<br />
Arabische Muttersprachler<br />
und Muttersprachlerinnen sind<br />
auch heutzutage der Dichtung sehr<br />
viel näher als wir Deutschen.<br />
Wiezeigt sich das?<br />
WenSie auch treffen –jeder wird<br />
Ihnen die persönlichen Lieblingsverse<br />
aufsagen können. Und esgibt<br />
kaum arabische Muttersprachler, die<br />
noch nie selbst gedichtet haben. Sitzt<br />
man abends zwanglos zusammen,<br />
kann das leicht darin ausarten, dass<br />
man sich gegenseitigVerse rezitiert.<br />
Istesfür Sieschwieriger geworden, die<br />
Schönheit der arabischen Literatur zu<br />
vermitteln, weil die Menschen hier in<br />
den Nachrichten so häufig Beunruhigendes<br />
über die politischen Ereignisse<br />
in der arabischenWelt hören?<br />
Es ist eigentlich sogar leichter geworden.<br />
Natürlich muss ich auch mit<br />
viel falschem Wissen umgehen, was<br />
gelegentlich schwierig wird. Doch bei<br />
nicht wenigen ist das Interesse eben<br />
dadurch erst geweckt worden. Gewalt<br />
und Krieg sind grausame Tatsachen,<br />
zugleich aber sind sie nur das eine Extrem<br />
des Spektrums. Dagegen steht:<br />
Das Arabische hat eine 1400 Jahre<br />
lange Kulturgeschichte und ist eine<br />
Weltsprache, die heute von etwa 310<br />
Millionen Menschen auf drei Kontinenten<br />
gesprochen wird.<br />
Sollten wir uns in Zeiten, in denen<br />
viele Menschen aus dem Nahen Osten<br />
zu uns nach Deutschland gekommen<br />
sind, mehr für arabische Literatur<br />
und Kultur interessieren?<br />
In der Tat, wir verschenken die<br />
Chance,etwas über die Kultur unserer<br />
Mitmenschen zu erfahren. Es<br />
kommt noch ein weiterer Aspekt<br />
hinzu, wir kennen das ja von uns<br />
selbst: Wenn wir in der Schule deutsche<br />
Literatur lesen, gibt uns das ein<br />
besseres Verständnis von uns selbst<br />
und der Kultur,aus der wir kommen.<br />
Wirfinden uns dann besser in ihr zurecht.<br />
Daraus entsteht unser Selbstbewusstsein.<br />
Viele arabischstämmige<br />
Menschen, auch die, die in der<br />
ZUR PERSON<br />
Beatrice Gründler erhielt am Donnerstag den diesjährigen <strong>Berliner</strong> Wissenschaftspreis. Die<br />
Auszeichnung wird vomRegierenden Bürgermeister vergeben und ist mit 40 000 Euro dotiert.<br />
Beatrice Gründler wuchs in Kehl am Rhein auf. Sie studierte Orientalistik, Semitistik und Altorientalistik<br />
in Straßburg,Tübingen und Kairo, ging anschließend in die USA. Ab 2002 war sie<br />
Professorin für arabische Literatur an der Yale University.Seit 2014 hat sie den Lehrstuhl für<br />
Arabistik an der Freien Universität (FU) Berlin inne.<br />
Ein Text aus der Fabelsammlung „Kalila und Dimna“<br />
zweiten oder dritten Generation hier<br />
leben, haben diese Chance nicht.<br />
Wodurch genau?<br />
Als Kind lernt man zu Hause zunächst<br />
eine Variante des gesprochenen<br />
Arabisch, welches man allerdings<br />
nicht schreibt. Das Standardarabische<br />
und die Schrift werden<br />
erst in der Schule erlernt. Gesprochenes<br />
und geschriebenes Arabisch<br />
unterscheiden sich noch stärker als<br />
im Deutschen die Hochsprache und<br />
der Dialekt, also etwa Bayrisch und<br />
das Neuhochdeutsche. Arabischsprachige<br />
Kinder, die hier bei uns<br />
groß werden, haben meist keine<br />
Möglichkeit die Hochsprache zu lernen,<br />
weil dies in der Schule nicht angeboten<br />
wird. In Berlin organisieren<br />
Eltern zunehmend Privatunterricht<br />
für ihre Kinder, denn wie bei uns ist<br />
mit der Hochsprache Prestige verbunden:<br />
Wersie beherrscht, gilt als<br />
gebildet.<br />
Kann Literatur auch den Dialog zwischen<br />
Kulturen fördern?<br />
Wenn wir uns bewusst sind, dass<br />
unsere arabischstämmigen Mitbürger<br />
und Mitbürgerinnen auf eine<br />
mindestens ebenso lange und reichhaltige<br />
Kultur zurückblicken wie wir<br />
selbst, können wir einander anders<br />
begegnen. Es gab schon immer Austausch<br />
zwischen den arabischen<br />
und den europäischen Kulturen.<br />
Können Sieein Beispiel nennen?<br />
Im europäischen Mittelalter<br />
wurde oft aus dem Arabischen übersetzt.Vorallem<br />
die sogenannteWeisheitsliteratur<br />
war damals sehr beliebt.<br />
Derzeit forsche ich über die Fabelsammlung<br />
„Kalila und Dimna“,<br />
die im 15. Jahrhundert zum ersten<br />
Mal für einen württembergischen<br />
Grafen aus dem Arabischen über das<br />
Lateinische ins Deutsche übersetzt<br />
wurde.Bis ins 19. Jahrhunderthinein<br />
wurden diese Geschichten in Europa<br />
und Asien mit großer Begeisterung<br />
gelesen, kopiert und immer wieder<br />
neu- oder umgeschrieben. Natürlich<br />
wurde auch einiges an den jeweiligen<br />
kulturellen Kontext angepasst:<br />
Aus den gewitzten Schakalen wurden<br />
die schlauen Füchse, aus dem<br />
bei uns unbekannten Kamel der<br />
Esel.<br />
Welche Weisheiten kann man aus<br />
diesem Buch erfahren?<br />
Es ist eine Art Ratgeber für die<br />
Mächtigen, denen man ja sonst<br />
nicht unbedingt direkt die Meinung<br />
sagen kann. Hier werden die Ratschläge<br />
sehr geschickt „verpackt“ in<br />
Form von Tiergeschichten. So soll<br />
der Herrscher zum Beispiel bedächtig<br />
sein, nicht alles glauben, was man<br />
ihm berichtet, erst handeln, wenn er<br />
alle Informationen hat. Intrige und<br />
Verrat, Bewahrung von Geheimnissen<br />
und weitsichtiges Handeln,<br />
Bündnisse zwischen Feinden und<br />
wahre Freundschaft. Es dreht sich<br />
darum, wie in der hohen Politik aber<br />
auch im täglichen Leben die Menschen<br />
miteinander umgehen.<br />
Was wurde damals sonst noch aus<br />
dem Arabischen übersetzt?<br />
Im europäischen Mittelalter hatte<br />
man eine sehr hohe Meinung von<br />
arabischer Wissenschaft, vor allem<br />
wenn es um Philosophie und Medizin<br />
ging. Es gab ein sehr bekanntes<br />
Handbuch zur Medizin, das „Allumfassende<br />
Buch“ des Arztes und Philosophen<br />
al-Razi aus dem 9. Jahrhundert,<br />
das noch im Europa der Renaissance<br />
vielfach gedruckt und kommentiert<br />
wurde. Außerdem wurden<br />
dieWerkedes Aristoteles erst über die<br />
arabischen Übersetzungen überhaupt<br />
in Europa bekannt. An den ersten<br />
europäischen Universitäten Paris<br />
und Bologna unterrichtete man aristotelische<br />
Philosophie mit den lateinischen<br />
Übersetzungen der arabischen<br />
Kommentare; die griechischen<br />
Originaltexte waren bis in die Renaissance<br />
gar nicht erhältlich.<br />
DasGespräch führte Alice Ahlers.<br />
Großer Beitrag<br />
der Moore zur<br />
Erderwärmung<br />
Wiedervernässung fast aller<br />
Flächen wäre erforderlich<br />
Wenn Moore trockengelegt werden,<br />
setzen sie Treibhausgase<br />
frei. Zurzeit kommen auf diese Art<br />
etwa drei Prozent der gesamten globalen<br />
Treibhausgasemissionen zustande.<br />
Ein Forscherteam um Jens<br />
Leifeld vonder Climate and Agriculture<br />
Group im schweizerischen Zürich<br />
hat nun berechnet, wie groß der<br />
zukünftige Beitrag dieser Flächen<br />
zur globalen Erwärmung sein wird.<br />
Ihr Fazit, veröffentlicht im Fachmagazin<br />
Nature Climate Change, ist<br />
bedenklich: Ohne konsequente und<br />
großflächige Renaturierung von<br />
Mooren werden die Emissionen dort<br />
derartsteigen, dass allein aus diesen<br />
Gebieten bis zu 40 Prozent des für<br />
das Erreichen der Pariser Klimaschutzziele<br />
noch zur Verfügung stehenden<br />
Treibhausgas-Budgets kommen<br />
könnten.<br />
In absoluten Zahlen: Seit 1850<br />
wurden durch trockengelegte Moorflächen<br />
rund 80 Gigatonnen CO 2 -<br />
Äquivalente frei, bis Ende des Jahrhunderts<br />
drohen es zusammengenommen<br />
250 Gigatonnen zu werden,<br />
wenn nicht gegengesteuert<br />
wird. Zum Vergleich: Im Jahr 2017<br />
wurden weltweit 41,2 Gigatonnen<br />
CO 2 freigesetzt, von denen 88 Prozent<br />
aus der Verbrennung fossiler<br />
Brennstoffe stammen.<br />
„Die Studie bestätigt, dass man<br />
bis 2050 (fast) alle entwässerten<br />
Mooreauf der Erde wiedervernässen<br />
muss, wie wir Wissenschaftler das<br />
schon seit einigen Jahren fordern“,<br />
sagt Hans Joosten, Professor für<br />
Moorkunde und Paläoökologie an<br />
der Universität Greifswald. Aktuell<br />
finde neue Moorentwässerung großflächig<br />
in den Tropen statt. Seit einigen<br />
Jahrzehnten zum Beispiel für Ölpalm-Plantagen<br />
in Südostasien. Zunehmend<br />
ändere sich die Landnutzung<br />
aber auch in West-Amazonien<br />
sowie in Afrika. Wobei Ostafrika sich<br />
gerade zu einem neuen, bisher weitgehend<br />
übersehenen Hotspot entwickle.<br />
(abg.)<br />
Kreativ zu sein,<br />
ist gut für die<br />
Gesundheit<br />
Malen, Tanzen und Co. als<br />
Ergänzung zu Therapien<br />
Beschäftigungen wie Malen, Tanzenund<br />
Singen können sich positiv<br />
auf die körperliche und geistige<br />
Gesundheit auswirken – und zwar<br />
über das gesamte Leben hinweg. Zu<br />
diesem Schluss kommt ein Bericht,<br />
den die Weltgesundheitsorganisation<br />
am Montag in der finnischen<br />
Hauptstadt Helsinki vorstellte. Ausgewertet<br />
wurden mehr als 900 Publikationen<br />
zum gesundheitlichen<br />
Nutzen künstlerischer Aktivitäten.<br />
Tätigkeiten wie Basteln und Musikhören<br />
sind demnach dazu geeignet,<br />
medizinische Therapien sinnvoll zu<br />
ergänzen und zu vertiefen.<br />
Mehrere Länder befassen sich<br />
den Autoren zufolge bereits mit der<br />
Möglichkeit einer Verschreibung<br />
künstlerischer und geselliger Aktivitäten.<br />
Als ein Beispiel für die positive<br />
gesundheitliche Wirkung der Künste<br />
wird genannt, dass Kinder länger<br />
schlafen und sich in der Schule besser<br />
konzentrieren können, wenn ihre<br />
Eltern ihnen vor dem Einschlafen<br />
vorlesen. Singen verbessere unter<br />
anderem die Aufmerksamkeit und<br />
geistige Fähigkeiten. Bei Demenzkranken<br />
könne Musik das Erinnerungsvermögen<br />
fördern.<br />
Nach Ansicht der Autoren könnten<br />
künstlerische Tätigkeiten in der<br />
Gesundheitsversorgung eine ergänzende<br />
Rolle spielen. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 17 *<br />
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Sport<br />
Ziemlich<br />
irreale<br />
Geschichten<br />
Krawietz/Mies nehmen<br />
erstmals am ATP-Finale teil<br />
VonDoris Henkel, London<br />
Mit mehr als nur einem Blick für<br />
die Umgebung betraten sie die<br />
O2 Arena –schließlich haben sie sich<br />
vorgenommen, jeden einzelnen Moment<br />
ihrer Premiere bei den ATPFinals<br />
in London zu genießen. Seit ihremSieg<br />
bei den French Open in Paris<br />
Anfang Juni haben Kevin Krawietz<br />
und Andreas Mies an diesen Termin<br />
Mitte November gedacht, doch um zu<br />
begreifen, wie rasant sich das Tennisleben<br />
der deutschen Doppelspieler<br />
inzwischen verändert hat, hilft ein<br />
kleiner Blick zurück.<br />
Mitte November vergangenen Jahres<br />
spielte Mies bei einem Challengerturnier<br />
in Bratislava, stand in der<br />
Doppel-Weltrangliste auf Platz 73<br />
und verließ den Ort des Geschehens<br />
mit einem Preisgeld von 385 Dollar.<br />
Krawietz spielte mit einem anderen<br />
Partner in Bangalore/Indien, stand in<br />
der Rangliste auf Platz 69 und zogmit<br />
einem Preisgeld von 540 Dollar nach<br />
einer Niederlage in Runde eins von<br />
dannen. Hätte man ihnen damals gesagt,<br />
sie würden zwölf Monate später<br />
in einer der größtenTennisarenen der<br />
Welt um einen der wichtigsten Titel<br />
spielen? „Dann hätten wir den Typen<br />
für völlig bescheuert gehalten“, sagt<br />
Mies.Beim ersten Auftritt am Montag<br />
ließ die Realität jedenfalls nichts zu<br />
wünschen übrig; die beiden gewannen<br />
gegen den Holländer Jean-Julien<br />
Rojer und HoriaTecau aus Rumänien<br />
7:6, 4:6, 10:6.<br />
Doppel ist ein faszinierendes<br />
Spiel; oft genug ereignisreicher,kompromissloser<br />
und dynamischer als<br />
Einzel. Doch selbst bei wichtigen Turnieren<br />
ist auf der ganz großen Bühne<br />
für die Doppelspiele bisweilen kein<br />
Platz, und die Zahl der Zuschauer hält<br />
sich im sehr überschaubaren Rahmen.<br />
Bei den ATPFinals wird jedes<br />
Low Five: Kevin Krawietz (l.) und<br />
Andreas Mies.<br />
GETTY IMAGES/SETTERFIEDL<br />
Match auf dem CentreCourtgespielt,<br />
manchmal vor 17500 Zuschauern<br />
auf voll besetzten Rängen.<br />
Auch Polasek staunt<br />
Aber Krawietz und Mies sind nicht die<br />
Einzigen, die in dieser Woche in London<br />
mit offenen Augen das Leben auf<br />
der großen Bühne sehen. Filip Polasek<br />
aus der Slowakei stand voreinem<br />
Jahr in der Weltrangliste auf Platz 161,<br />
nun ist er mit dem Kroaten Ivan Dodig<br />
qualifiziert, und die ganze Geschichte<br />
kommt ihm auch deshalb<br />
ziemlich irreal vor, weil er seine Karriere<br />
vor sechs Jahren wegen anhaltender<br />
Rückenprobleme schon mal<br />
beendet hatte.Danach arbeitete er als<br />
Tennislehrer,ließ sich später zu gelegentlichen<br />
Einsätzen in der Mannschaft<br />
des TC Augsburg überreden,<br />
und so startete er Ende 2018 in den<br />
zweiten Teil seiner Karriere.<br />
Unddann ist da der Brite JoeSalisbury,<br />
Partner des Amerikaners Rajeev<br />
Ram. Derhatte seine KarriereimEinzel<br />
vor drei Jahren beendet, doch ein<br />
Studienaufenthalt in den USA führte<br />
ihn zum Tennis zurück. In den vergangenen<br />
Jahren hatte er bei jeder<br />
Ausgabe der ATPFinals wenigstens<br />
einmal eine Eintrittskarte gekauft,<br />
um die Besten derWelt in dieser spektakulären<br />
Atmosphärezusehen. Nun<br />
gehörterselbst dazu.<br />
Beim FC Internationale am Südkreuz wird nicht nur Fußball gespielt, es werden auch gute Ideen entwickelt.<br />
Anträge für einen Aufbruch<br />
Eine Initiative begehrt gegen den <strong>Berliner</strong> Fußball-Verband auf. Sie will Antworten auf drängende Fragen<br />
VonChristian Schwager<br />
Manchmal dauertes, bis<br />
eine Idee verstanden<br />
wird. ZumBeispiel damals,als<br />
Gerd Thomas<br />
auf einem Treffen des Unternehmer-<br />
Netzwerks Südkreuz erschien. Thomas<br />
ist 1. Vorsitzender des FC Internationale<br />
und wurde nun voneinem<br />
Geschäftsmann gefragt, was er in<br />
diesem Kreis eigentlich wolle. „Da<br />
habe ich zurückgefragt, wie viele<br />
Mitarbeiter er habe,und als er sagte,<br />
es seien 22, da habe ich geantwortet:<br />
,Mein Fußballverein hat 1200 Mitglieder’.“<br />
Inzwischen nimmt Gerd<br />
Thomas an Versammlungen der<br />
Schöneberger Unternehmer teil.<br />
Zwei Seiten profitieren<br />
Der Klubchef hat diese kleine Geschichte<br />
jetzt wieder erzählt, weil sie<br />
illustriert, warum sich er und Bernd<br />
Fiedler vomSFC Stern1900 am Montag<br />
in einem offenen Brief an dieVereine<br />
der Stadt gewandt haben. Am<br />
Sonnabend trifft der <strong>Berliner</strong> Fußball-Verband<br />
(BFV) zu einem Arbeits-Verbandstag<br />
zusammen. In ihrem<br />
Brief kündigen Thomas und<br />
Fiedler nun an, dass sie im Namen<br />
ihrer „<strong>Berliner</strong> Fußball-Interessengemeinschaft“<br />
an die 30 Anträge einbringen<br />
werden. „Es wird nur verwaltet,<br />
zu wenig nach vorne gedacht“,<br />
sagt Thomas. Sie aber wollten<br />
moderne Antworten auf Fragen<br />
der modernen Gesellschaft.<br />
DieGeschäftsleute vomSüdkreuz<br />
haben irgendwann verstanden, haben<br />
erkannt, dass unter den Mitgliedern<br />
des FC Internationale jene<br />
Fachkräfte sein könnten, die sie suchen.<br />
Oder Jugendliche, die sich für<br />
eine Lehrstelle eignen, die durch ihrenSport,<br />
den Fußball, immerhin<br />
schon mal die Bedeutung<br />
vonDisziplin und<br />
Einsatzbereitschaft kennengelernt<br />
haben. Der<br />
Verein wiederum profitiert<br />
von finanziellen Zuwendungen,<br />
vielleicht, ganz sicher<br />
aber vonverständnisvollen<br />
Chefs, die wissen,<br />
dass ein Übungsleiter aus<br />
ihrer Firmazubestimmten<br />
Zeiten beim Training sein muss.„Wir<br />
bringen Leute zusammen, die sonst<br />
nicht zusammenkämen.“<br />
WasimKleinen funktioniert, sagt<br />
Thomas, sollte auch im Großen gehen.<br />
Deshalb die Anträge, wobei die<br />
Herausforderungen der modernen,<br />
flexibilisierten Arbeitswelt für den<br />
Fußball besonders deutlich bei den<br />
Übungsleitern sichtbar werden. Ehrenamtliche<br />
Trainer zu finden, wird<br />
immer schwieriger. Das freiwillige<br />
Kritischer Geist:<br />
Gerd Thomas<br />
DPA/RAINER JENSEN<br />
Engagement geht zurück, der <strong>Berliner</strong><br />
Fußball sieht sich zugleich mit<br />
einer wachsenden Nachfrage konfrontiert.<br />
Rund 159 000 Mitglieder<br />
hatte der BFV im Januar, Tendenz<br />
steigend. Viele der 381 Vereine geraten<br />
an ihre Kapazitätsgrenze. „Wir<br />
fühlen uns vomVerband alleingelassen.“<br />
SagtThomas,wie er betont,„im<br />
Namen sehr vieler Vereinsvertreter“.<br />
Amateurfußball, auch das betont<br />
er, habe eine starke gesellschaftliche<br />
Funktion, nicht<br />
nur Vereine und Verband<br />
dürften sich dafür verantwortlich<br />
fühlen. „Wir wollen<br />
mitVertreternausWirtschaft<br />
und Politik gemeinsam<br />
nach Ansätzen suchen.“<br />
Beispiele, wie ein<br />
solcher Ansatz aussehen<br />
könnte, gibt es. Etwa im<br />
Basketball, wo unter der<br />
Leitung von Alba Berlin Klubs mit<br />
Wohnungsbaugesellschaften kooperieren.<br />
Basketball wird sozueinem<br />
Teil des Quartiers-Managements.<br />
Auch im Amateurfußball, sagt<br />
Thomas, übernehmen Trainer die<br />
Funktion von Sozialarbeitern mit, in<br />
schwierigen Kiezlagen zumal. Ein<br />
fertiges Konzept, wie sie besser unterstützt<br />
werden können, hat der<br />
Schöneberger nicht. „Es geht erst<br />
einmal darum, ins Gespräch zu<br />
Rot demütigt Himmelblau<br />
kommen“, sagt Thomas.Esgeht ums<br />
Ehrenamt, um Infrastruktur, um<br />
Schiedsrichter, umden Umgang mit<br />
E-Sport, um Lobbyarbeit gegenüber<br />
Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Medien.<br />
Und deswegen will die „<strong>Berliner</strong><br />
Fußball-Interessengemeinschaft“<br />
am Sonnabend über die Entscheidungsträger<br />
im Verband reden.<br />
Frauenquote von30Prozent<br />
Per Antrag möchte sie die Amtszeit<br />
eines BFV-Präsidenten verkürzen,<br />
wofür eine Zweidrittelmehrheit nötig<br />
ist.„Wir halten es für unerlässlich,<br />
dass nach spätestens drei Legislaturperioden<br />
vonder Spitzedes Verbandes<br />
neue Impulse gesetzt werden“,<br />
heißt es in dem offenen Brief. Präsident<br />
BerndSchultz amtiertseit 2004.<br />
„Eine Frauenquote von 30Prozent<br />
und mehr junge Leute im Vorstand“,<br />
zählt Thomas weiter auf: „Wir wollen<br />
uns zeitgemäß aufstellen.“<br />
Wieviele ihrer Anträge sie durchbringen,<br />
vermag er nicht zu schätzen.<br />
Einer dürfte es auf jeden Fall<br />
schaffen. „Wir sind uns mit der BFV-<br />
Spitze einig, dass künftig in vier Regional-Konferenzen<br />
mit jeweils drei<br />
<strong>Berliner</strong> Bezirken die Probleme der<br />
Fußball-Basis besprochen werden.“<br />
Ein Anfang, immerhin. Wie damals,<br />
als Gerd Thomas in einem Unternehmer-Meeting<br />
auftauchte.<br />
Der FC Liverpool gibt beim 3:1 gegen ManCity einen eindeutigen Hinweis auf die neuen Machtverhältnisse in der Premier League<br />
VonHendrik Buchheister,Liverpool<br />
Neun Punkte liegt Spitzenreiter<br />
FC Liverpool nach dem 3:1 im<br />
direkten Duell schon vor Manchester<br />
City,acht vorLeicester und Chelsea,<br />
die sich im Klassement der Premier<br />
League am Titelverteidiger vorbei<br />
gedrückt haben. DerErfolg gegen<br />
Pep Guardiolas Mannschaft war der<br />
Beweis dafür,dass die Elfvon Jürgen<br />
Klopp das Zeug dazu hat, in dieser<br />
Saison endlich auch das 30 Jahre<br />
lange Warten auf die englische Meisterschaft<br />
zu beenden. Allerdings sind<br />
gerade mal zwölf Spieltage vorbei, es<br />
ist noch lange nicht angebracht,<br />
schon von einer Entscheidung zu<br />
sprechen. Dasweiß auch Klopp.„Wir<br />
wollen im Mai Erster sein, nicht Anfang<br />
November“, sagte er nach dem<br />
beeindruckenden Auftritt seines<br />
Teams an der Anfield Road.<br />
Die Reds kommen nach der Demütigung<br />
des Titelverteidigers jedenfalls<br />
nicht mehr an der Favoritenrolle<br />
im Meisterrennen vorbei. Klopps<br />
Mannschaft hatte den Widersacher<br />
aus Manchester schon oft geärgertin<br />
der Vergangenheit, bei seinen jetzt<br />
fünf Besuchen in Anfield kassierte<br />
Guardiola vier Niederlagen, im vergangenen<br />
Jahr kam er mit einem 0:0<br />
davon. Bisher waren das aber immer<br />
nur vorübergehende Ärgernisse gewesen,<br />
kleine Makel in einer ansonsten<br />
glänzenden Bilanz des Meisters<br />
der abgelaufenen beiden Spielzeiten.<br />
Dieses 3:1 könnte eine andere Wirkung<br />
haben. Es könnte der<br />
Moment gewesen sein, an<br />
dem der FC Liverpool an<br />
Manchester City vorbei gezogen<br />
ist und die bestehenden<br />
Verhältnisse an der<br />
Spitze des englischen Fußballs<br />
geändert hat. Oder,<br />
wie es der Telegraph formulierte:„Am<br />
letzten Spieltag<br />
der Saison könnte<br />
Liverpool auf einen bitterkalten<br />
Nachmittag im November zurückschauen,<br />
an dem man PepGuardiolas<br />
Manchester City auseinandernahm.<br />
Wardas der Tagdes Machtwechsels?“<br />
Fest steht, dass diese 90 Minuten<br />
offenbarten, warum Liverpool elf der<br />
ersten zwölf Saisonspiele gewann<br />
(dazu kommt ein Remis) und City<br />
Auf Meisterschaftskurs:<br />
Klopp<br />
AP/SUPER<br />
schon früh den Anschluss zu verlieren<br />
droht. Klopps Mannschaft überrannte<br />
den Titelverteidiger mit ihren<br />
Konternund kam dank maximaler Effizienz<br />
zu drei Trefferndurch Fabinho<br />
und Mohamed Salah in der ersten<br />
Viertelstunde sowie Sadio Mané kurz<br />
nach der Pause.<br />
Die Gäste trugen allerdings zur eigenen<br />
Demontage bei. Anders<br />
als in den vergangenen<br />
beiden Spielzeiten gelingt es<br />
City nicht mehr,den Ausfall<br />
wichtiger Spieler zu kompensieren.<br />
Das betrifft weniger<br />
die Offensive, die bekanntlich<br />
ohne Leroy Sané<br />
auskommen muss,sondern<br />
die Abwehr.Sie wirkte ohne<br />
ihren verletzten Chef AymericLaporte<br />
gegen „die beste<br />
Mannschaft der Welt“ (Guardiola) so<br />
verloren wie Papierschiffchen auf dem<br />
Mersey-Fluss. Torwart Claudio Bravo,<br />
der den unpässlichen Ederson vertrat,<br />
trug zur allgemeinen Verunsicherung<br />
bei. DerMirror riet, bei den Spielen der<br />
Himmelblauen künftig in Deckung zu<br />
gehen: „Egal, wie ansehnlich sie im<br />
Ballbesitz sind – die Verteidigung<br />
BENJAMIN PRITZKULEIT<br />
schaut man sich am besten vonhinter<br />
dem Sofa an.“<br />
AusGuardiolas Sicht hatte die Niederlage<br />
andere Gründe. Erwar sichtlich<br />
erzürnt über Schiedsrichter Michael<br />
Oliver (und den VAR), weil seiner<br />
Mannschaft zwei mögliche Elfmeter<br />
vorenthalten worden waren,<br />
nachdem LiverpoolsVerteidigerTrent<br />
Alexander-Arnold im eigenen Strafraum<br />
zweimal den Ball an die Hand<br />
bekommen hatte. In dieser Saison<br />
hatte es schon für kleinere Vergehen<br />
Strafstoß gegeben. Guardiola tobte an<br />
der Seitenlinie, zwischen Wahnsinn<br />
und Verzweiflung, und streckte zwei<br />
Finger in die Höhe,als Zeichen für die<br />
vermeintliche doppelte Ungerechtigkeit.<br />
Nach dem Spiel schüttelte er<br />
Schiedsrichter Oliver mit so viel Kraft<br />
die Hand, dass man befürchten<br />
musste, erwollte sie ihm abreißen.<br />
„Thank you somuch!“, rief der Trainer.<br />
Hinterher behauptete er, diesen<br />
Dank ernst gemeint zu haben, das<br />
rundete seinen bizarren Auftritt ab.<br />
Auch Guardiola schien zu spüren,<br />
dass Manchester City an diesem rauschenden<br />
Nachmittag mehr verloren<br />
hatte als nur ein Spiel.<br />
NACHRICHTEN<br />
Frankfurts Abraham<br />
entschuldigt sich bei Streich<br />
FUSSBALL. Eintracht Frankfurts Kapitän<br />
David Abraham hat nach seinen<br />
Rempler gegen Trainer Christian<br />
Streich vomSCFreiburgReue gezeigt.„Ich<br />
möchte mich in aller Form<br />
entschuldigen. Ichbin sehr froh,<br />
dass wir nach dem Spiel gesprochen<br />
haben und alles gut zwischen uns<br />
ist“, wirdAbraham in einem Tweet<br />
der Hessen zitiert. Abraham hatte<br />
Streich beim 0:1 (0:0) kurzvor dem<br />
Ende der Begegnung zu Boden gecheckt<br />
und dafür Rotgesehen<br />
(90.+6). Im folgenden Handgemenge<br />
griff der bereits ausgewechselte VincenzoGrifo<br />
Abraham an den Kiefer<br />
und sah ebenfalls Rot(90.+10). Der<br />
Kontrollausschuss des Deutschen<br />
Fußball-Bundes (DFB) stellte in beiden<br />
Fällen einen Strafantrag.<br />
Salazar und Brown ziehen<br />
vor den Cas<br />
LEICHTATHLETIK. Alberto Salazar,<br />
61, zieht gegen seine vonder US-Antidoping-Behörde<br />
(Usada) ausgesprochene<br />
Dopingsperrevor den Internationalen<br />
Sportgerichtshof<br />
(Cas). Zudem reichte der ebenfalls<br />
gesperrte Endokrinologe Jeffrey<br />
Brown, der zahlreiche Athleten Salazars<br />
behandelt hatte,Einspruch ein.<br />
Salazar war Chefcoach des inzwischen<br />
eingestellten Nike Oregon<br />
Projects (NOP). Nach langjährigen<br />
Ermittlungen hatte die Usada Salazar<br />
Anfang Oktober gesperrt. Dem<br />
Trainer wirdvorgeworfen, auf gefährliche<br />
Weise die Leistung seiner<br />
Athleten gesteigertund damit gegen<br />
die Antidoping-Bestimmungen verstoßen<br />
zu haben.<br />
Seattle holt zum zweiten Mal<br />
den Titel in der MLS<br />
FUSSBALL. DieSeattle Sounders haben<br />
sich zum zweiten Malden Titel<br />
in der Major League Soccer (MLS)<br />
gesichert. Seattle gewann die Neuauflage<br />
der Finals von2016 und 2017<br />
gegen den Toronto FC 3:1 (0:0).<br />
Alba muss vorerst auf Siva<br />
und Cavanaugh verzichten<br />
BASKETBALL. Alba Berlin muss in<br />
den kommenden Partien auf Peyton<br />
Siva und Tyler Cavanaugh verzichten.<br />
Aufbauspieler Siva fehlt mit einer<br />
Muskelverletzung am linken<br />
Oberschenkel voraussichtlich zwei<br />
Wochen, sein US-Landsmann Cavanaugh<br />
muss mit einer schweren<br />
Bänderverletzung am rechten Knöchel<br />
bis zu drei Monate aussetzen.<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
2. Bundesliga, 13. Spieltag<br />
FC St. Pauli−VfL Bochum 1:1<br />
Dyn. Dresden −SVWehen 1:0<br />
Kiel −Hamburger SV 1:1<br />
Sandhausen −Gr. Fürth 3:2<br />
VfL Osnabrück−VfB Stuttgart 1:0<br />
Nürnberg −Arm.Bielefeld 1:5<br />
Heidenheim −Hannover96 4:0<br />
Darmstadt 98 −Regensburg 2:2<br />
Karlsruher SC−Erzg.Aue 1:1<br />
1 Arm. Bielefeld 13 29: 14 28<br />
2 Hamburger SV 13 30: 12 26<br />
3 VfB Stuttgart 13 20: 18 23<br />
4 Heidenheim 13 21: 14 20<br />
5 Erzg.Aue 13 20: 19 20<br />
6 Gr.Fürth 13 16: 18 18<br />
7 Regensburg 13 24: 20 17<br />
8 Sandhausen 13 14: 14 17<br />
9 VfL Osnabrück 13 14: 12 16<br />
10 Karlsruher SC 13 22: 24 16<br />
11 FC St. Pauli 13 17: 17 15<br />
12 Kiel 13 15: 18 15<br />
13 Darmstadt 98 13 14: 18 15<br />
14 Nürnberg 13 21: 27 14<br />
15 Hannover96 13 14: 22 14<br />
16 VfL Bochum 13 24: 26 13<br />
17 Dyn. Dresden 13 14: 24 12<br />
18 SV Wehen 13 14: 26 10
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 – S eite 18 *<br />
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Sport<br />
Will nicht als Umfaller gelten: Bundestrainer Joachim Löw.<br />
GETTY IIMAGES/HASSENSTEIN<br />
Nur bedingt abwehrbereit<br />
Trotz der großen Personalnot in der Defensivabteilungder DFB-Elf denktBundestrainerLöw offenbar nichtanein Nationalmannschaftscomebackvon Mats Hummels<br />
VonFrank Hellmann<br />
Die Verbundenheit zur<br />
deutschen Nationalmannschaft<br />
bleibt. Und<br />
ist bei Mats Hummels<br />
auf seinen sozialen Kanälen dokumentiert.<br />
Fast 100 000 Personen gefiel<br />
am 11. Oktober der Beitrag, als<br />
sich der zu Jahresanfang ausgebootete<br />
Nationalspieler frohgelaunt auf<br />
dem eigenen Dortmunder Trainingsgelände<br />
in Brackel mit dem NationaltorwartMarc-André<br />
ter Stegen<br />
unterhielt. Hummels trug an jedem<br />
Tag die Trainingskleidung von Borussia<br />
Dortmund, denn die Begegnung<br />
war zufällig zustande gekommen,<br />
weil die deutschen Nationalspieler<br />
vor dem Freundschaftsspiel<br />
gegen Argentinien (2:2) auf dem<br />
BVB-Gelände übten. „Großartig so<br />
viele alte Freunde heute zu sehen“,<br />
schrieb der 30-Jährige unter seinem<br />
Instagram-Profil „aussenrist15“.<br />
Vermutlich würde der Fußballprofi<br />
jenen berühmten Fußmarsch<br />
unternehmen, um am heutigen<br />
Dienstag zum nächsten Treffpunkt<br />
der DFB-Auswahl im Hilton Hotel<br />
Düsseldorf zu gelangen. Doch obwohl<br />
die Abwehrnot vor den EM-<br />
Qualifikationsspielen gegen Weißrussland<br />
in Mönchengladbach<br />
(Sonnabend 20.45 Uhr/RTL) und<br />
Nordirland in Frankfurt am Main<br />
drei Tage später kaum größer sein<br />
könnte, denkt Bundestrainer Joachim<br />
Löw nicht über eine Rückholaktion<br />
des Weltmeisters nach. „Generell<br />
schenken wir den Spielern, die<br />
jetzt dabei sind, unser volles Vertrauen,<br />
ihnen gehört unsere Aufmerksamkeit“,<br />
teilte Löw zur Kadernominierung<br />
mit.<br />
Auch Rüdiger fällt aus<br />
Des Kickersneue Kleider:die Profis Werner,Gnabryund Schulz im EM-Trikot.<br />
DPA<br />
Der59-Jährige will nicht als Umfaller<br />
dastehen, nachdem er seinen langjährigen<br />
Klassensprecher ja vor allem<br />
aus atmosphärischen Gründen<br />
aussortierte: Eine dominante, weil<br />
wortgewandte und intelligente Figur<br />
wie Hummels besaß immensen Einfluss,und<br />
Löw wollte mit dessenVerzicht<br />
vor allem die internen Hierarchien<br />
neu ordnen. Das war gut gemeint,<br />
um speziell Niklas Süle mehr<br />
Verantwortung einzuräumen. Doch<br />
nach dem Kreuzbandriss des Bayern-Abwehrchefs<br />
müssten eigentlich<br />
die Karten für die Innenverteidigung<br />
neu gemischt werden.<br />
Die letzten beiden EM-Qualifikationsspiele,<br />
in denen die letzten<br />
Zweifel an der Direktzulassung für<br />
das paneuropäische Turnier 2020<br />
ausgeräumt werden sollen, finden<br />
erneut auch ohne Antonio Rüdiger<br />
(FC Chelsea) statt, der seine muskulären<br />
Probleme nach einer Knieoperation<br />
noch nicht überwunden hat.<br />
Und weil Niklas Stark (Hertha BSC)<br />
sich vergangenen Sonnabend beim<br />
Ligaspiel gegen RB Leipzig erneut<br />
kurzfristig eine Verletzung (Nasenbeinbruch)<br />
zugezogen hat,<br />
schrumpft die Zahl spielfähiger Abwehrspieler<br />
bedenklich. Jonathan<br />
Tah (Bayer Leverkusen), Matthias<br />
Ginter (Borussia Mönchengladbach)<br />
und Robin Koch (SC Freiburg) heißen<br />
die verbliebenen Innenverteidiger.<br />
Mit dieser Besetzung ist Deutschland<br />
nur bedingt abwehrbereit: Tah,<br />
23, ist im Nationalteam –speziell bei<br />
der 2:4-Lehrstunde gegen die Niederlande<br />
–bislang den Nachweis internationaler<br />
Klasse schuldig geblieben,<br />
Koch, 23, darfnur ein Perspektivspieler<br />
sein, und Ginter,25, könnte als Allzweckwaffe<br />
auf der rechten Seite<br />
wichtiger werden. So mag die<br />
Schmalspurvariante in der Abwehrzentrale<br />
gegen Weißrussland und<br />
Nordirland reichen, aber gewiss nicht<br />
für eine EM-Endrunde, zumal Löw<br />
bei seiner Neuausrichtung lieber auf<br />
eine Dreier-Abwehrkette setzt. Und<br />
so wird das Phantom Hummels so<br />
schnell nicht verschwinden. Löw sah<br />
am Sonnabend persönlich den Dortmunder<br />
Offenbarungseid bei den<br />
Bayern, als sich der Anführer Hummels<br />
als Einziger gegen den Untergang<br />
stemmte.Letztlich vergeblich.<br />
Löw ist keiner, der öffentlich diskutierte<br />
Personalfragen durch ein<br />
Machtwortbeendet –essei denn, sie<br />
dringen direkt zu ihm vor. „Daran<br />
habe ich gar nicht gedacht“, antwortete<br />
der Badener scheinbar verwundert<br />
vor dem Argentinien-Spiel auf<br />
die Frage, obereine Nachnominierung<br />
vonHummels in Erwägung ziehen<br />
würde.Trotzdem muss der 70-fache<br />
Nationalspieler, der am 19. November<br />
2018 –einem 2:2 gegen die<br />
Niederlande in der Nations League –<br />
das bislang letzte Maldas DFB-Trikot<br />
trug, nicht für immer außen vorbleiben.<br />
Der Bundestrainer hat in einem<br />
Videointerview angedeutet, dass im<br />
EM-Jahr eine Hintertür aufgehen<br />
könnte: „Das große Ziel heißt, eine<br />
schlagkräftige Mannschaft bei der<br />
EM eben dortauf den Platz schicken<br />
zu können. In welcher Konstellation,<br />
können wir heute noch nicht abschließend<br />
beurteilen und sagen.“<br />
Das Gute: Hummels war zwar über<br />
Löws Entscheidung gewaltig enttäuscht,<br />
aber verzichtete später auf<br />
jedwedes Nachtreten. Es wäre kein<br />
Gesichtsverlust für den Bundestrainer,indieser<br />
Frage eine Kehrtwende<br />
einzuleiten. UndMats Hummels hat<br />
die Arme zum Empfang nicht nur<br />
symbolisch auf seinen sozialen Kanälen<br />
geöffnet.<br />
„Aber man muss ja auch Ziele haben“<br />
Christopher Trimmels Traum von einer Teilnahme an der EM 2020 scheint sich tatsächlich zu erfüllen, weil dem Österreicher mit Union die Umstellung auf die Bundesliga gelungen ist<br />
VonMarkus Lotter und<br />
Mathias Bunkus<br />
Esgibt nicht wenige, die Christopher<br />
Trimmel das nicht zugetraut<br />
haben. Nicht wenige,die davon<br />
ausgegangen sind, dass der 32 Jahre<br />
alte Österreicher beim Versuch, sich<br />
in der Bundesliga zurechtzufinden,<br />
scheitern wird. Zu langsam! Zu eindimensional!<br />
Aber denkste.<br />
Trimmel, der seit Sommer 2014<br />
die eisernen Farben trägt, ist bei<br />
Union auch in der höchsten deutschen<br />
Spielklasse gesetzt und damit<br />
auch ein wichtiger Erfolgsfaktor.Mit<br />
Cleverness, die sich aus Erfahrung<br />
speist, und Spielintelligenz, die einem<br />
wohl vonNatur aus gegeben ist,<br />
kompensiert erseine Defizite in Sachen<br />
Tempo und Technik, ist weiterhin<br />
der erste Ansprechpartner für<br />
Trainer Urs Fischer, der ja schon im<br />
Sommer ein klares Bekenntnis abgegeben<br />
hatte: Trimmel bleibt mein<br />
Kapitän.<br />
UndTrimmel geht in dieser Rolle<br />
auf. Als zuverlässige, mit Sozialkompetenz<br />
ausgestattete Führungskraft<br />
im täglichen Miteinander der Profis,<br />
aber auch als eloquenter Ansprechpartner<br />
für die Medienvertreter.<br />
Nichts ist ihm dahingehend zu viel,<br />
er steht Rede und Antwort, spricht<br />
offen über die Mannschaft und sich,<br />
was sich in diesen Tagen in sportlicher<br />
Hinsicht ja gernmal deckt. Hören<br />
wir noch mal rein, was er nach<br />
dem 3:2 in Mainz, dem zweiten Sieg<br />
hintereinander,zum Besten gegeben<br />
hat: „Das ist natürlich sehr wichtig<br />
für die Psyche. Unsere Entwicklung<br />
Anpassungsfähig: Christopher Trimmel<br />
trainiertinAustria-Rot. IMAGO IMAGES/GEPA<br />
in den letzten Wochen ist sehr gut.<br />
Wir sind endlich angekommen in<br />
der Bundesliga! Wir hatten anfangs<br />
Spiele in Leverkusen oder gegen<br />
Leipzig, wo wir sehr passiv waren.<br />
Daswar nicht unser Spiel. Wirhaben<br />
aber erkannt, dass wir unser Ding<br />
durchziehen müssen. Das machen<br />
wir jetzt. Wir haben den Respekt abgelegt<br />
und uns an das Tempo gewöhnt.<br />
Wir machen jetzt so weiter<br />
wie in der Zweiten Liga. Undmit unserer<br />
Mentalität können wir jeden<br />
Gegner ärgern. Das müssen wir Woche<br />
für Woche bestätigen.“<br />
Exzellenter Vorarbeiter<br />
Gegen Mainz leistete er bei allen drei<br />
Treffern die Vorarbeit („Wenn der<br />
Ball richtig in die Zone kommt, dann<br />
ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass<br />
es ein Torgibt“), demonstrierte zudem<br />
in einem Fünfer-Mittelfeld,<br />
dass er mehr sein kann als ein<br />
Rechtsverteidiger. Und womöglich<br />
ist diese taktische Flexibilität auch<br />
der Grund dafür, dass Österreichs<br />
Nationaltrainer Franco Foda ihn<br />
auch für die anstehenden EM-Qualifikationsspiele<br />
gegen Nordmazedonien<br />
(am Sonnabend in Wien) und<br />
Lettland (am Dienstag in Riga) nominierthat.<br />
Er selbst hatte damit ja gar nicht<br />
gerechnet, weil Borussia Mönchengladbachs<br />
Stefan Lainer, für den er<br />
bei den Spielen gegen Israel (3:1)<br />
und Slowenien (1:0) in den Kader gerutscht<br />
war, wieder einsatzfähig ist.<br />
Trimmel sagt: „Mich freut es,dass es<br />
wieder geklappt hat. Ich werde jetzt<br />
alles geben. Und ich hoffe, dass wir<br />
mindestens ein Unentschieden gegen<br />
Nordmazedonien holen, dann<br />
sind wir qualifiziert. Das ist unser<br />
Ziel.“ Aber eben auch sein ganz persönliches<br />
Ziel.<br />
Auf gerade mal fünf Länderspieleinsätze<br />
ist er bis dato gekommen,<br />
war immer irgendwie auf dem<br />
Sprung, aber eben nie bei einem großen<br />
Turnier mit von der Partie.„Unabhängig<br />
vonVerletzungen ist es natürlich<br />
wichtig, dass man im Klub<br />
seine Leistungen kontinuierlich<br />
bringt. Das ist mir bislang gelungen.<br />
Ich mache einfach so weiter und<br />
dann schauen wir mal. Aber die EM<br />
ist ein Traum, natürlich“, sagt er nun.<br />
Und fährt fort: „Ich kann das schon<br />
einordnen. Das ist meine letzte<br />
Chance auf ein großes Turnier. Aber<br />
man muss ja auch Ziele haben.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 – S eite 19 *<br />
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Feuilleton<br />
Salonmarxismus<br />
und Salonambient<br />
in der Pop-Kolumne<br />
Seiten 22, 23<br />
„Die Vernunft, die glaubt, sie wäre ganz und gar vernünftig, ist keine.“<br />
Arno Widmannhat „Auch eine Geschichte der Philosophie“ von Jürgen Habermas gelesen Seite 20<br />
Peter Handke und Neil Young<br />
Pass und<br />
Prominenz<br />
Harry Nutt<br />
kontrolliertdie<br />
Ausweispapiere.<br />
In einem Song seines neuen Albums<br />
„Colorado“ beschwört der<br />
alte Rockbarde Neil Young in unmissverständlicher<br />
Klarheit und<br />
Schönheit das Festhalten an der Idee<br />
eines humanistischen Universalismus.Zwar<br />
sei in den USA derzeit viel<br />
vonMauerndie Rede und dass nicht<br />
genügend Raum für alle vorhanden<br />
sei. Aber niemandem werdeesgelingen,<br />
singt Young in „Rainbow ofColors“,<br />
die farbenprächtige Vielfalt<br />
„weißzuwaschen“. Der Song ist ein<br />
pathetisches Statement, leicht zu erkennen,<br />
an wen essich richtet. Um<br />
sein politisches Anliegen auch praktisch<br />
umzusetzen, hat der gebürtige<br />
Kanadier,der seit den 60er-Jahren in<br />
den USA lebt, nun die amerikanische<br />
Staatsbürgerschaft beantragt.<br />
Er möchte im kommenden Jahr<br />
an der Präsidentschaftswahl teilnehmen.<br />
Gegen Donald Trump, scheint<br />
Neil Young sagen zu wollen, zählt<br />
jede Stimme. Schon vor geraumer<br />
Zeit hatte Young Trump untersagt,<br />
den Hit„Rockin’The FreeWorld“ bei<br />
Wahlkampfveranstaltungen spielen<br />
zu lassen. Schwierigkeiten beim Erwerb<br />
eines neuen Passes bereitet allerdings<br />
Neil Youngs Lebenswandel.<br />
Wegen seines Cannabiskonsums<br />
gebe es weitereBefragungen.<br />
Passprobleme hat unterdessen<br />
auch der österreichische Literaturnobelpreisträger<br />
Peter Handke. Er<br />
soll in der Vergangenheit bei Reisen<br />
durch das ehemalige Jugoslawien einen<br />
Pass verwendet haben, den er<br />
1999 von der jugoslawischen Botschaft<br />
in Wien erhalten habe. Die<br />
Kärtner Landesregierung will nun<br />
prüfen, was es mit dem Handke-Pass<br />
auf sich hat. Grundsätzlich gilt, dass<br />
ein Österreicher,der durch eine Willenserklärung<br />
eine fremde Staatsbürgerschaft<br />
erwirbt, die österreichische<br />
verliert. Eine Ausnahme werde<br />
nur dann gewährt, wenn er vorher<br />
die Beibehaltung der österreichischen<br />
Staatsbürgerschaft erbeten<br />
habe. Inturbulenter Zeit, bedeutet<br />
das wohl, erscheint auch das Verhältnis<br />
von Staatszugehörigkeit und<br />
Prominenz in ganz neuem Licht.<br />
Gastarbeiter aus Vietnam sind am <strong>Berliner</strong> Ostbahnhof eingetroffen (1973).<br />
VonDennis Vetter<br />
Ein Konzertsaal zu Zeiten<br />
der DDR: Auf der einen<br />
Seite sitzen vietnamesische<br />
Vertragsarbeiter, auf der<br />
anderen musiziert die Lautengilde<br />
eines Thüringer Fernmeldewerks.<br />
Der Anlass ist die Begrüßung der<br />
neuen Kollegen, sie sollen mit ihrer<br />
Arbeit das Werk unterstützen. Unter<br />
dem Stichwort der internationalen<br />
Solidarität mit dem sozialistischen<br />
Vietnam wurden sie eingeladen und<br />
sollen nun zu Facharbeitern ausgebildet<br />
werden. Ein Reporter stellt<br />
den jungen Männern Fragen und<br />
wird dabei nicht müde, nachzubohren,<br />
werDeutsch sprechen kann.<br />
Der Beitrag, der im DDR-Fernsehen<br />
lief, wirkt gleichermaßen übergriffig<br />
wie utopisch. Die Gesichter<br />
der Musiker werden immer wieder<br />
den Gesichtern der Vertragsarbeiter<br />
gegenübergestellt, als blickten sie<br />
sich innig und voll unverbrüchlicher<br />
Freundschaft an. Merke: Im Sozialismus<br />
sind sich alle nah. Seit Anfang<br />
der 50er-Jahre hatten Vertragsarbeiter<br />
und -arbeiterinnen sowie ausländische<br />
Studierende zum internationalistischen<br />
Image und zum Wohlstand<br />
der DDR beigetragen. Mitdem<br />
Fall der Mauer wurden die Kollegen<br />
praktisch über Nacht Konkurrenten<br />
auf dem Arbeitsmarkt und nicht selten<br />
auch Adressaten von verbaler<br />
und physischer Gewalt.<br />
Man spricht Deutsch<br />
Die Filmreihe „Freundschaft auf Zeit“ über Vertragsarbeiter in der DDR im bi’bak-Kino im Wedding<br />
Unter dem Titel „Freundschaft auf<br />
Zeit“ sind bis zum 22. November im<br />
Kino bi’bak (Türkisch: Schau mal) im<br />
Wedding Dokumentarfilme und TV-<br />
Beiträge zum Schicksal der Vertragsarbeiter<br />
in der DDR zu sehen, vondenen<br />
zur Wendezeit zirka 150000 im<br />
Osten Deutschlands lebten. Zusammengestellt<br />
wurde die Reihe vonTobias<br />
Hering und Sun-ju Choi.<br />
Der Beitrag über die vietnamesischen<br />
Arbeiter in Thüringen lief am<br />
Eröffnungsabend in einer Filmrolle<br />
mit Fernsehbeiträgen aus der Zeit<br />
von1964 bis 1980. Im Spannungsfeld<br />
von Propaganda und DDR-Internationalismus<br />
entwickelte sich im Anschluss<br />
ein Gespräch mit Massimo<br />
Perinelli (Referent für Migration der<br />
Rosa-Luxemburg-Stiftung). Das Publikum<br />
des Abends fand im DDR-<br />
Fernsehen ambivalente Signale: Die<br />
Utopie der Völkerverständigung ist<br />
für einige bis heute spürbar, gleichermaßen<br />
wurden derlei Sendungen<br />
als politisches Mittel zum Zweck<br />
der politischen Indoktrination empfunden.<br />
Eine internationalistische<br />
Nähe wie in der Konzertmontage sei<br />
im Westfernsehen undenkbar gewesen,<br />
sagte ein Zuschauer.<br />
Rassismus gegenüber Vertragsarbeitern<br />
sei während der gesamten<br />
Zeit ihrer Anwesenheit in der DDR<br />
Alltag gewesen, lautete der Tenor der<br />
Mit dem Fall der Mauer wurden<br />
die ausländischen Kollegen<br />
praktisch über Nacht<br />
Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt.<br />
Diskussion. Ausländische Menschen<br />
in der DDR hätten in zugangsbeschränkten<br />
Wohnheimen gewohnt<br />
und seien nie in einen zwanglosen<br />
Kontakt mit der Bevölkerung gekommen.<br />
Emanzipatorische Bürgerbewegungen<br />
habe es nicht gegeben,<br />
die Einheitsgewerkschaft unterstützte<br />
nur deutsche Arbeitskräfte.<br />
Massimo Perinelli wies an dem<br />
Abend auf eine Rhetorik hin, die es<br />
zu brechen gelte, das Verharren auf<br />
der Parteipolitik als alleinigem Gradmesser<br />
für das Leben in der DDR. Es<br />
gelte stattdessen zu betrachten, wie<br />
DPA-ZB/HORST STURM<br />
Menschen unmittelbar miteinander<br />
umgingen –und welche Folgen damalige<br />
gesellschaftliche Strukturen<br />
bis heute für das Miteinander haben.<br />
Unter den aktuellen Positionen<br />
im Programm findet sich etwa die<br />
Webdokumentation „Eigensinn im<br />
Bruderland“ der Journalistin Julia<br />
Oelkers, die sie gemeinsam mit dem<br />
Sozialarbeiter Ibraimo Alberto vorstellte.<br />
Alberto kam 1981 aus Mosambik<br />
in die DDR und verschweigt<br />
im Gespräch nicht die Anfeindungen,<br />
die er dort erlebte. Als Boxer<br />
wusste er sich zu wehren, nach dem<br />
Mauerfall stand er für die untergehende<br />
DDR dann beruflich im Ring.<br />
Eine Schizophrenie, die Bilder allein<br />
kaum einfangen können.<br />
Im kuratierten Filmprogramm<br />
des bi’bak sind deutschsprachige<br />
Programme übrigens nicht selbstverständlich,<br />
erst seit 2014 bringen<br />
Can Mungu und Malve Lippmann<br />
dortmit großer Genauigkeit postmigrantische<br />
Perspektiven aus Kunst<br />
und Kino ans Licht. Ihr Zugang zum<br />
DDR-Thema fällt angenehm auf und<br />
setzt sich am 14. November mit einer<br />
Comiclesung von Birgit Weihe fort.<br />
Es gibt auch eine weitere Filmrolle<br />
mit Fernsehbeiträgen: Das Programm<br />
„Einheit/Zerfall“ reflektiert<br />
am 21. November die letzten Jahre<br />
der DDR. Gesprächsgast ist dann die<br />
Theologin Almuth Berger,die zu den<br />
Mitbegründerinnen der Bewegung<br />
„Frauenfür den Frieden“ zählte.<br />
NACHRICHTEN<br />
Kunsthistoriker Körner wird<br />
Direktor der Pückler-Stiftung<br />
DieStiftung Fürst-Pückler-Museum<br />
Park und Schloss Branitz in Cottbus<br />
hat ab dem kommenden Jahr mit<br />
Kunsthistoriker Stefan Körner einen<br />
neuen Direktor.Brandenburgs Kulturministerin<br />
Martina Münch (SPD)<br />
stellte ihn am Montag in Potsdam als<br />
Nachfolger vonGertStreidt vor, der<br />
in den Ruhestand geht. Im vergangenen<br />
Jahr zählten Schloss und Park<br />
Branitz etwa 300 000 Besucherinnen<br />
und Besucher.Körner wurde 1978 in<br />
Potsdam geboren und studierte unter<br />
anderem Kunstgeschichte und<br />
Publizistik. Von2004 bis 2009 war er<br />
leitender Kustos der Sammlungen<br />
der Fürsten Esterházy bei der<br />
Esterházy Privatstiftung. Seit 2012 ist<br />
er Leiter der Sparte „Orangerie-Ausgewählte<br />
Objekte“ und Auktionator<br />
des Kunst-Auktionshauses Grisebach<br />
GmbH in Berlin. (dpa)<br />
Die Ärzte gehen wieder<br />
auf Deutschland-Tour<br />
Nach sechs Jahren Pause gehen Die<br />
Ärzte im kommenden Jahr wieder<br />
auf Deutschlandtour.„Haben wir<br />
euch gefehlt?! “–mit dieser Frage<br />
kündigte die Band am Montag auf<br />
ihrer Seite die Rückkehr an. DieTour<br />
„IN THE äTONIGHT“ zum neuen Album<br />
beginnt am 7. November 2020 –<br />
und dauertbis Ende Dezember.Im<br />
Osten stehen Leipzig (10.11.), Erfurt<br />
(5.12.), Chemnitz (13.12.) und Berlin<br />
(18.12.) auf dem Programm. (dpa)<br />
Jean-Paul-Preis geht an<br />
Ursula Krechel<br />
DieLyrikerin und Romanautorin Ursula<br />
Krechel erhält in diesem Jahr<br />
den Jean-Paul-Preis des Freistaats<br />
Bayern.Inihren Büchernschildere<br />
sie die Anfangsjahreder Bundesrepublik<br />
mit großer Empathie für die<br />
Verleumdeten, die Geflohenen und<br />
die Entrechteten. Ihre Literatur leiste<br />
unverzichtbareErinnerungsarbeit,<br />
begründete die Jury ihreEntscheidung.<br />
Die71-Jährige,die in Berlin<br />
lebt, soll die mit 15 000 Euro dotierte<br />
Auszeichnung am 16. Dezember in<br />
München erhalten. Krechel wurde<br />
1947 in Trier geboren. Siestudierte<br />
Germanistik, Theaterwissenschaften<br />
und Kunstgeschichte. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Unsere Lehrer<br />
Deutsch:<br />
Frau Möwe<br />
VonKaroline Klemke<br />
ImJahr 1991, jeden Donnerstag um sieben<br />
Uhr inder Frühe, trafen wir uns zu einer<br />
Doppelstunde Deutsch mit unserer anbetungswürdigen<br />
Klassenlehrerin. Sie war<br />
gerade vonder Universität gekommen und<br />
trug zu dunklen Locken ein trauriges Porzellangesicht.<br />
Siewar jung wie wir.Mit den<br />
sehr schwierigen Dingen des Lebens beschäftigt<br />
wie wir. Gerade lief ihre Scheidung,<br />
ihr Ehemann war gewalttätig. Wir<br />
verabscheuten ihn.<br />
NADIA BUDDE<br />
Doch wir hatten nicht nur mit persönlichen<br />
Tragödien zu tun. Wirwaren frisch desillusionierte<br />
Revolutionäre. Das Volk hatte<br />
uns die Revolution soeben aus der Hand genommen,<br />
der Sozialismus war baden gegangen,<br />
kaum dass er aus den Händen der DDR-<br />
Bonzen gerutscht war, und ein verachteter<br />
Helmut Kohl hatte das Steuer einer Wiedervereinigung<br />
übernommen, die keiner von<br />
uns gewollt hatte. Halbwegs entsetzt waren<br />
wir überrollt worden und fanden uns draußen<br />
wieder.Der Trug jugendlicher Wirksamkeit<br />
löste sich fast über Nacht auf.<br />
Und zu allem Unglück organisierte ein<br />
Schulrat, der sich später als Mitglied von<br />
Scientology herausstellte und geschasst<br />
wurde,unsereZusammenführung mit Westberliner<br />
Schülern. Wir wollten durchaus<br />
nicht zusammengeführt werden. Die Diskussionsrunde<br />
wurde ein schweigendes Desaster.Für<br />
uns waren sie die anderen. Siewaren<br />
ordentlich gekleidet, sprachen in freier<br />
Rede,traten mit geradem Rücken vordas Podium,<br />
hielten Blickkontakt. „Sie haben gelernt,<br />
sich zu verkaufen“, dachten wir und redeten<br />
vorsichtshalber gar nicht. Dieanderen<br />
werden uns für sprachlose Diktaturopfer gehalten<br />
haben. Sie verstanden nichts. Denn<br />
ihreWelt war ganz geblieben.<br />
Frau Möwe stand an der Seite und<br />
schwieg. Vorallem sagte sie nicht: „Nun sagt<br />
doch endlich mal was, Kinder!“. Und dafür<br />
waren wir dankbar. Essind die nicht gesagten<br />
Sätzegelegentlich die wertvollsten.<br />
In einer diesem Treffen folgenden<br />
Deutschstunde lasen wir Borcherts Nachkriegsdrama<br />
„Draußen vor der Tür“ in verteilten<br />
Rollen: „Sehen Sie, Sie sind zu leise.<br />
Mal ehrlich, einer von denen die ein bisschen<br />
müde sind, ein bisschen weich, wie?<br />
Das ist einer von denen, die mit einem kleinen<br />
Knax nach Hause kommen, die kenne<br />
ich.“ Aufden Straßen rotteten ausgeschlachtete<br />
Trabis vorsich hin, Straßen wurden umbenannt,<br />
Schilder ausgetauscht, Denkmale<br />
abgebaut. Unddie DDR-Nazis der Endachtziger<br />
tauchten wieder auf. Grölende,geschorene<br />
Jungmännerhorden, die sich nachts<br />
durch die Straßen soffen. Sieschändeten den<br />
jüdischen Friedhof und brachten gelegentlich<br />
Leute aus der Nachbarschaft um. Der<br />
Kapitalismus brach sich durch unsere<br />
grauen Häuserzeilen, die Stück für Stück in<br />
Cremeweiß erstrahlten. Draußen vorder Tür.<br />
Ichbesuchte einen der glitzernden Konsumtempel<br />
am Kudamm, mir wurde übel vonall<br />
den aufgestapelten Gerüchen, Waren und<br />
Kunden. Ich rannte zum Ausgang mit dem<br />
Gefühl, in einer goldenen Kloake gelandet zu<br />
sein. Wir waren angeschossen −und die anderen<br />
propper,satt und sicher.<br />
Ich erinnere mich an die ungeheuere<br />
WuchtderWörter,die Borchertfand.Wieunter<br />
Faustschlägen schrumpfte unser Leiden<br />
zu einem winzig kleinen Punkt zusammen.<br />
Undwurde doch klar. Frau Möwe zeigte uns<br />
in aller Herrgottsfrühe und ohne einWort der<br />
Erklärung zu verlieren die rettende Kraft der<br />
Kunst. Ichbin ihr bis heute dankbar dafür.
20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />
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Feuilleton<br />
Mehr als Vernunft: Mit neunzig Jahren legt Jürgen Habermas einen 1700-Seiten-Überblick über die Metaphysiken der Weltgeschichte vor.<br />
Natürlich ist eine Tageszeitung<br />
nicht der richtige<br />
Ort für eine Auseinandersetzung<br />
mit einer<br />
mehr als 1700 Seiten umfassenden<br />
Geschichte der Philosophie.Ich wäre<br />
auch nicht in der Lage dazu. Hinzu<br />
kommt: Es ist ein über viele Seiten<br />
extrem schwieriges Buch. Erstens:<br />
DerAutor verlangt solide Kenntnisse<br />
in den Fachsprachen verschiedener<br />
philosophischer Disziplinen derVergangenheit<br />
und Gegenwart. Zweitens:<br />
Die Argumentation spannt einen<br />
Bogen über dreitausend Jahre,<br />
und es kann einem leicht passieren,<br />
dass man sich mitten in einem Kapitel<br />
so verläuft, dass man nicht mehr<br />
weiß, worauf das Ganzehinausläuft.<br />
Drittens: Der Autor bewegt sich auf<br />
einem ihm selbst immer wieder wegrutschenden<br />
Terrain.<br />
Dennoch muss über das Buch gesprochen<br />
werden. Es ist eine Sensation.<br />
Am 18. Juni wurde Jürgen Habermas<br />
neunzig Jahrealt. Es gibt keinen<br />
Autor, der in diesem Alter etwas<br />
Vergleichbares vorgelegt hätte. Auf<br />
diesen vielen Seiten nirgends auch<br />
nur ein klitzekleines Anzeichen von<br />
Müdigkeit. Der systematisierende<br />
Zugriff hat dieselbe Kraft wie in den<br />
Werken der vergangenen Jahrzehnte.<br />
Man steht sprachlos vor einer<br />
solchen Lebenskraft. Aber das<br />
wäre nur ein Grund, einen Blick auf<br />
die Bände zu werfen. Lohnt es sich<br />
auch, sie zu lesen?<br />
Eine überraschend schwierige<br />
Frage. Bekennt Habermas doch<br />
selbst, vieles bisher nur„systematisch<br />
verarbeitet und gebraucht“, also gerade<br />
nicht gelesen zu haben. Er lässt<br />
sich in seinem neuen Buch nicht ein<br />
auf die einzelnen „Werke“. Alle von<br />
ihm herangezogenen Texte von den<br />
Upanishaden bis zu Plotin, ja Augustin<br />
werden abgeklopft auf ihren Lehrinhalt,<br />
überspitzt könnte man sagen,<br />
auf ihree Dogmatik. Diewirdreferiert,<br />
in Beziehung gesetzt zu anderen Texten.<br />
Die unterschiedlichen Darstellungsformen<br />
spielen kaum eine Rolle.<br />
Diewandernden Weisen wie Buddha<br />
und Konfuzius, von denen nur überliefertist,<br />
was sie ihren Schülernsagten,<br />
stehen neben systematisierenden<br />
Schreibathleten wie Thomas von<br />
Aquin. Habermas vermittelt dem Leser<br />
das Gefühl, an einer sich über<br />
Jahrtausende hinziehenden Debatte<br />
teilzuhaben.<br />
Die Achsenzeit zwischen 800<br />
v.u.Z. und 200 n.u.Z. interessiertihn,<br />
weil damals zwischen China und<br />
Griechenland von Konfuzius,<br />
Buddha, den Propheten Israels, den<br />
Vorsokratikern, Aristoteles und Plato<br />
bis zum Neoplatonismus Metaphysiken<br />
entworfen wurden. Götter und<br />
Geister hatten zur Welt gehört. Die<br />
neuen Philosophen stürzten sie vom<br />
Thron, indem sie zum Beispiel eine<br />
allumfassende Gottheit behaupteten,<br />
die nicht von dieser Welt war.<br />
Über das Transzendente lässt sich<br />
nichts sagen. Dasmacht seine Qualität<br />
aus. Etwas sagen kann man nur<br />
über die Welt. Gleichzeitig aber sind<br />
alle diese Metaphysiken sehr daran<br />
interessiert, wie man zu der Erfahrung<br />
des Ganz-Anderen kommt. Die<br />
uns geläufigsten Ideen sind die der<br />
Offenbarung und der Meditation.<br />
Erstere verlangt nach einer autoritären<br />
Hierarchie, nach „Glauben“ im<br />
strengen Sinne. Die Meditation dagegen<br />
behauptet, dass im Prinzip jedem<br />
Einzelnen die Erfahrung des<br />
Transzendenten offensteht. DiePropheten<br />
lehrten einen eifersüchtigen<br />
Gott. Kaum ein Gedanke lag Buddha<br />
ferner.Außerdem erscheint dieTranszendenz<br />
Jehovas neben der Buddhas<br />
als eine Petit-Point-Stickerei.<br />
Wie dieses Ganz-Andere zusammenhängt<br />
mit der Welt, wird inden<br />
Metaphysiken ganz unterschiedlich<br />
gesehen. Die uns geläufigste ist die<br />
der Schöpfungsgeschichten. In ihnen<br />
geschieht die Entstehung der<br />
Welt durch Anstöße von außen. In<br />
den mythischen Geschichten<br />
konnte ein Weltschöpfer zur Welt gehören.<br />
Der logische Konflikt, in den<br />
man dabei gerät, ist uns als der von<br />
Henne und Ei bekannt. Er wirdgelöst<br />
mit der Annahme eines gänzlich unbegreifbaren<br />
Transzendenten, das<br />
diese Welt nicht nur schuf, sondern<br />
Die rettende<br />
Wiedergeburt<br />
Um das Verhältnis von Glauben<br />
und Wissen geht es Jürgen Habermas<br />
in seinem neuesten Buch.<br />
VonArnoWidmann<br />
IMAGO/SEELIGER<br />
sich immer wieder in deren Abläufe<br />
einmischt. Dieeigentliche Pointe der<br />
Metaphysiken ist freilich, dass das<br />
Transzendente von der Welt nicht<br />
beeinflusst werden kann. Es gibt also<br />
keine magischen Praktiken, die es<br />
dem Menschen ermöglichen, das<br />
Transzendente dazu zu bringen, zu<br />
tun, was er will. Natürlich ist das eine<br />
idealtypische Gegenüberstellung.<br />
Wir alle wissen, dass Religion niemals<br />
frei ist von magischen Vorstellungen.<br />
Zum Glauben gehört wesentlich<br />
der Glaube daran, dass er etwas<br />
bewirkt bei der obersten Instanz.<br />
Theologen haben zu allen<br />
Zeiten über diesen Volksglauben gelächelt.<br />
Aber er ist der Kern der Religion.<br />
Durchihn wirddem Menschen<br />
seine Hilflosigkeit genommen.<br />
Interessant ist, dass Habermas,soweit<br />
ich sehe, ankeiner Stelle über<br />
Heraklits (520-460 v.u.Z.) Satz „Diese<br />
Weltordnung, dieselbige für alle Wesen,<br />
hat kein Gott und kein Mensch<br />
geschaffen, sondern sie war immerdar“<br />
schreibt. Dabei zeigt dieser Satz,<br />
dass die von Habermas skizzierten<br />
Metaphysiken von Anfang an Glauben<br />
und Wissen zu versöhnen suchten.<br />
Sie richteten sich damit gegen<br />
Ansichten, die nicht bereit waren, das<br />
Angebot der Metaphysik anzunehmen<br />
und die Götter,die ja nichts waren<br />
als vergrößerte Menschenbilder,<br />
einzutauschen gegen die Idee einer –<br />
sagen wir so –absoluten Transzendenz.<br />
Der Satz Heraklits zeigt: Schon<br />
die Metaphysiken entstanden gegen<br />
sogenannte „nachmetaphysische“<br />
Auffassungen.<br />
Am Ende seines Buches schreibt<br />
Habermas: „Die säkulare Moderne<br />
hat sich aus guten Gründen vom<br />
Transzendenten abgewendet, aber<br />
die Vernunft würde mit dem Verschwinden<br />
jeden Gedankens, der<br />
das in der Welt Seiende im Ganzen<br />
transzendiert, selber verkümmern.“<br />
Dasist eine aus der klassischen Kritischen<br />
Theorie vertraute Volte. Sie<br />
steht da als ein Warnschild. DieVernunft,<br />
die glaubt, sie wäre ganz und<br />
gar vernünftig, ist keine. Die Spannung<br />
von Glauben und Wissen besteht<br />
immer.Allerdings verändertsie<br />
fortwährend sich und die beiden.<br />
In den 30er-Jahren wurde berechnet,<br />
dass die Gravitationswirkung der<br />
sichtbaren Materie nicht ausreiche,<br />
um Galaxienhaufen zusammenzuhalten.<br />
Also postulierte man eine unbekannte<br />
dunkle Materie. Heute gibt<br />
es Wissenschaftler, die davon ausgehen,<br />
dass unsereatomareWelt nur 4,6<br />
Prozent ausmache,von dem„was der<br />
Fall ist“, die Dunkle Energie 72 und<br />
die Dunkle Materie 23 Prozent. Man<br />
liest diese Zahlen, fragt nach den fehlenden<br />
0,4 Prozent und denkt: Wie<br />
recht die Metaphysiker hatten, davon<br />
auszugehen, dass die Transzendenz<br />
unendlich viel größer sei als unsere<br />
Welt. Aber in Wahrheit hat sich ja<br />
nichts Transzendentes offenbart,<br />
sonderndieWelt ist größer geworden.<br />
Diese Vergrößerung der Welt ist<br />
ein Produkt der Arbeit der Nachmetaphysiker.<br />
Wie auch die Frage, ob<br />
man nicht doch auch ohne die Postulierung<br />
von Dunkler Materie und<br />
Dunkler Energie erklären könnte,<br />
was ist. Eine Frage vonGlauben und<br />
Wissen? Dergleichen spielt bei Habermas<br />
keine Rolle. Zufast keinem<br />
Zeitpunkt seines „kursorischen<br />
Durchgangs“. An manchen Stellen<br />
spricht Habermas −befreit von Systematik<br />
und Historie −wie mitten<br />
hinein in den Jahrestag des 9. November<br />
1989: „Die Erneuerung einer<br />
versöhnenden Balance zwischen<br />
den entzweiten Teilen und dem desintegrierten<br />
Ganzen lässt sich nicht<br />
einfach diktieren; sie kann nur vorübergehend<br />
durch die enthusiastische<br />
Verschmelzung vieler Einzelner<br />
gelingen …Auch im ambivalent erfahrenen<br />
schöpferischen Prozess der<br />
Zerstörung und Erneuerung von<br />
Identitäten stellt die Gesellschaft an<br />
der Schwelle des Untergangs einer<br />
alten Identität die rettende Wiedergeburt<br />
nur in der Gestalt einer<br />
neuen, aber noch unbestimmten<br />
Identität in Aussicht.“<br />
Jürgen Habermas:Auch eine Geschichte der<br />
Philosophie SuhrkampVerlag,Berlin 2019, 1752<br />
Seiten, Leinen 98 Euro,Taschenbuch 58 Euro.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 21 **<br />
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Feuilleton<br />
Altkluge<br />
Altberliner<br />
Atze<br />
Fil sorgt für Lachkrämpfe<br />
im Mehringhoftheater<br />
VonTorsten Wahl<br />
Hilfe, ich kann nicht mehr!“ ruft<br />
eine Frau im Publikum. Nicht<br />
nur sie hat Bauchkrämpfe vor Lachen,<br />
die Tränen fließen, dass die<br />
Brillen von innen beschlagen. Der<br />
TypimBasecap erklärt trocken, wer<br />
zu einem humoristischen Vortrag<br />
komme,müsse die körperlichen Folgen<br />
aushalten können. Unter dem<br />
Nonsensmotto „Die Expertise war<br />
bedeutend höher“ spielt Philipp Tägert,<br />
bekannt als Fil, sein neues Programm<br />
in seinem Stammhaus, dem<br />
Mehringhoftheater.<br />
Wie gewohnt kokettiert erdamit,<br />
dass sein Vortrag imLauf der Wochen<br />
immer besser werde. Dabei ist<br />
ja die Perfektion etwas, was man<br />
vom Multitalent Fil, dem Comiczeichner<br />
und Comedian, am wenigsten<br />
erwartet. Vielmehr wird er für<br />
seine scheinbar verspielte Art geliebt,<br />
vom Hundertsten ins Tausendste<br />
zu kommen und Gags ganz<br />
unvermittelt vonhinten abzufeuern.<br />
DerKerl, der so jungenhaft dahererzählt,<br />
ist nun auch schon 53 –und<br />
fragt sich, wie lange er noch von der<br />
Generation Greta als einer der ihren<br />
akzeptiert wird. Dabei hat er längst<br />
Töchter, die er natürlich nicht zu<br />
„Mädchen“ erziehen will, den das<br />
Wort stamme ja von„mad“ ab.Doch<br />
anders als viele Kollegen macht er<br />
aus seiner Vaterschaft kein Programm,<br />
sondernist immer noch der<br />
verpeilte Punk aus dem Märkischen<br />
Viertel, der „NoFuture“ auf seine Lederjacke<br />
schrieb –und sich wundert,<br />
warum nun die Gegenwart gerettet<br />
werden soll. Mit dem Zeitreise-Phänomen<br />
spielt er überhaupt gern, sogar<br />
bei einem aktuellen Thema wie<br />
den E-Rollern, die er in einem Song<br />
mit Dingen vergleicht, die mal hip<br />
waren, aber längst überholt sind, wie<br />
der Bubble-Tee, das Tamagotchi<br />
oder der Männerdutt.<br />
Der Lachpegel im Saal sinkt nur,<br />
als er mit derselben Verspieltheit ein<br />
heikles Thema anpackt, den Umgang<br />
mit den ganz Rechten. So hat er<br />
für die AfD einen Reggae parat –<br />
denn es sei die einzige Partei, deren<br />
Der Kerl,der so jungenhaft dahererzählt,<br />
ist nun auch schon 53: Fil. DANIEL PORSDORF<br />
Buchstaben aus Akkorden besteht.<br />
Unter dem Motto „Vom Gutmensch<br />
zum Herrenmensch“ spricht er Nazis<br />
direkt an. Doch sein kumpelhaften<br />
Aufruf „Nazischweine,lasst mich<br />
nicht alleine“ ist ja ohnehin nicht an<br />
die Adressaten gerichtet.<br />
Als Sänger überzeugt er mit einer<br />
Persiflage auf die Autotune-Manie im<br />
HipHop. Mit tiefgelegter Stimme<br />
macht er sich über Gangsterrapper<br />
und deren „negative Grundstimmung“<br />
lustig, mit hochgetunter<br />
Stimme spielt er eine altkluge Altberliner<br />
Atze. Inden Liebesliedern beschreibt<br />
er sein Außenseitertum als<br />
Heterosexueller,balzt um ein queeres<br />
Mädchen und verspricht ihr, die<br />
Gendersternchen vom Himmel zu<br />
holen. Fillegt bis heute Wert auf sein<br />
Außenseitertum. Dabei spielt er<br />
längst in einer Liga mit Rainald<br />
Grebe, Funny van Dannen oder<br />
Helge Schneider.<br />
Fil bis23.11., Mi-Sa, im Mehringhoftheater,im<br />
Januar Do–Sa<br />
Die Vorschreiberin<br />
Wieaus Leben Text wird: Doris Dörries neues Buch ist ein autobiografisches Literaturseminar<br />
VonChristina Bylow<br />
Eigentlich müsste man jetzt<br />
drauflosschreiben, ohne<br />
nachzudenken, zehn Minuten,<br />
ohne zu korrigieren,<br />
egal was, aber auf jeden Fall von<br />
Hand, denn „die Hand“, schreibt DorisDörrie,„sind<br />
wir selbst, die direkte<br />
Verbindung vonunserem Kopf in die<br />
Hand ist die Handschrift.“ Das ist einer<br />
der apodiktischen Sätze, die Dörrie<br />
inihrem jüngsten Buch „Leben,<br />
Schreiben, Atmen“ festhält. Ja, esist<br />
so: Papier und Stift lösen etwas aus,<br />
und bei manchen sind das nicht nur<br />
Notizen, sondern gleich Konvolute,<br />
die im besten Fall abgetippt werden.<br />
Aber warum muss man daraus eine<br />
Regel machen? Sind dann im Umkehrschluss<br />
Werke, die mit Hilfe der<br />
Schreibmaschine oder des Computers<br />
gefertigt wurden, ohne „direkte<br />
Verbindung zum Kopf“ entstanden?<br />
Befehlston<br />
Doris Dörrie, überaus erfolgreich als<br />
Geschichtenerzählerin in ihren Filmen<br />
und Texten, hat in ihrem jüngsten<br />
Buch einen Hang zum Imperativ,<br />
auch wenn sie ihre Ratschläge nicht<br />
immer mit Ausrufungszeichen versieht,<br />
wie etwa diesen:„Aber nicht abwaschen<br />
statt schreiben!“ Ihre„Einladung<br />
zum Schreiben“, wie es im Untertitel<br />
heißt, kommt in den Passagen,<br />
in denen sie zum Schreiben auffordert,<br />
in kumpelhaftem, aber dezidiertem<br />
Befehlston daher, die Leser werden<br />
dabei vertraulich geduzt.<br />
Seit vielen Jahren unterrichtet Doris<br />
Dörrie Schreiben an der Hochschule<br />
für Film und Fernsehen in<br />
München „CreativeWriting“, ein Etikett,<br />
das sie nicht mag, sei doch jedes<br />
Schreiben kreativ.Längst tourtsie mit<br />
ihrem „Werkzeugkasten“ des Schreibens,<br />
wie sie sagt, um die Welt, gibt<br />
Schreibseminare in Mexiko, wo sie<br />
zwar nicht immer alles versteht, aber<br />
wie produktiv dieses Nicht-Verstehen<br />
sein kann, hat sie ja auch mit ihren in<br />
Japan gedrehten Filmen bewiesen.<br />
Innerhalb vonzehn Minuten, sagt sie<br />
in einem Interview auf der diesjährigen<br />
Buchmesse,könne sie jemanden<br />
zum Schreiben bringen, allerdings<br />
müsse man ihre Regeln befolgen. Als<br />
Hauptregel gilt: Schau genau hin! Erinnere<br />
dich! An alles! Vorallem an<br />
dich selbst in allem, was du erlebt und<br />
gesehen hast, von der Wohnung deiner<br />
Kindheit bis hin zu den Orten von<br />
TodundVerlust.<br />
All das, was Dörries Werk durchzieht,<br />
findet auch hier seinen Niederschlag:<br />
Die Furcht vor Peinlichkeit<br />
und Nichtgefallen, der Popanz des Erfolgs,die<br />
Brüchigkeit vonBindungen,<br />
die Hoffnung auf Trost, der mal in einer<br />
Religion, mal in einer Therapie<br />
gesucht wird. Doris Dörrie stellt sich Doris Dörrie holt sich schreibend die Zeit zurück. IMAGO/ASTRID SCHMIDHUBER<br />
VonNikolaus Bernau<br />
Das Bürodes britischen Architekten<br />
David Chipperfield sollte in<br />
Shanghai ein Museum entwerfen, bei<br />
dem noch vollkommen unklar war,<br />
was es denn zeigen könnte.Von Kunst<br />
bis Automobilen war alles möglich.<br />
Drei Kuben sind es geworden, nicht<br />
besonders aufregend. Jetzt erhielten<br />
sie mit dem Einzug des Centre Pompidou<br />
ihreerste Füllung.<br />
Selbstkontrolle<br />
Schaufenster mit Sprung<br />
Das neue Centre Pompidou in Shanghai eröffnete mit einem Zensurfall<br />
Für vorerst fünf Jahre eröffnet das<br />
bereits in Metz, Malaga und Brüssel<br />
vertretene Pariser Museum nun in<br />
der chinesischem Metropole eine<br />
weitere Filiale. 100 Kunstwerke sind<br />
zu sehen, großteils europäische und<br />
nordamerikanische Klassische Moderne,<br />
aber auch neuere Werke chinesischer<br />
Künstler. Doch die Eröffnung<br />
wurde von einem Zensurfall<br />
überschattet: Der Direktor des CentrePompidou<br />
SergeLasvignes hat offiziell<br />
zugegeben, dass fünf Kunstwerke<br />
auf Ansinnen der chinesischen<br />
Behörden zurückgezogen<br />
wurden. Er sieht das leger, kenne ja<br />
die „Gesetze des Landes“: „Aber ich<br />
hatte hier die Freiheit zu tun, was ich<br />
wollte und was ich in Frankreich<br />
auch gemacht hätte.“ Und das ist<br />
mindestens ein Selbstbetrug.<br />
Zum einen, weil sich das Centre<br />
Pompidou die Ausstellung regelrecht<br />
abkaufen lässt: Ewig klamm, ist<br />
es auf die 2,8 Millionen Euro Leihgebühr<br />
durchaus angewiesen, die<br />
Shanghai zahlt. Und Lasvignes<br />
musste genau in dem kunst- und<br />
kulturpolitischen Rahmen agieren,<br />
den die Kommunistische Partei in<br />
China vorschreibt. Dieser Rahmen<br />
aber wird, wie seit einigen Jahren beobachtet<br />
wird, unter der Herrschaft<br />
vonXiJipeng immer enger gezogen.<br />
In China sind Museen keineswegs<br />
frei. Siesollen auch nicht, wie man in<br />
Europa, Nord-und Südamerika oder<br />
Japan als selbstverständlich voraussetzt,<br />
die Menschen zum selbstständigen<br />
Denken und Tunanregen. Das<br />
kann man beim Besuch auch nur eines<br />
Bruchteils der angeblich etwa<br />
5000 Museen erleben, die es derzeit<br />
in dem Riesenland geben soll.<br />
Egal ob es um Natur-, Medizin-,<br />
Technik-, Kultur- und Kunstgeschichte,<br />
umArchäologie oder moderne<br />
Kunst geht: Museen sind in<br />
China vor allem Instrumente, die<br />
den Machtanspruch der Kommunistischen<br />
Partei und sein neuestes<br />
Fundament, einen überbordenden<br />
Nationalismus, befestigen sollen.<br />
China muss immer an erster und<br />
herausragender Stelle stehen.<br />
Zwar ist in Erinnerung zu rufen:<br />
Auch die alte Bundesrepublik unter<br />
Brand, Schmidt und Kohl ging so<br />
manche Kompromisse ein, um in<br />
der DDR, in Polen oder der einstigen<br />
Sowjetunion kulturelle Schaufenster<br />
schreibwillige Leserinnen und Leser<br />
offenbar ein wenig so vor, wie viele ihrer<br />
Figuren: Gehindert am eigenen<br />
Leben, das nur im Geheimen gedeihen<br />
kann, wie es Trudi Angermeier –<br />
unvergessen Hannelore Elsner – in<br />
Dörries Film „Kirschblüten Hanami“<br />
mit ihrer Leidenschaft für den japanischen<br />
Butoh-Tanz erging.<br />
Nur sokann die Liste von Hinderungssätzen<br />
verstanden werden, die<br />
Dörrie anfangs als innereStimme des<br />
Schreibgehemmten benennt: „1: Ich<br />
bin zu blöd. 2: Ichbin zu uninspiriert.<br />
(…) 4: Mein Leben ist nicht interessant<br />
genug. (…) 11: Waswird meine<br />
Mutter sagen, wenn sie das liest.“ Es<br />
sind diese eingeübten Selbstbezichtigungen,<br />
die Dörrie mit sanftem<br />
Druck aushebeln will. Warum, das<br />
schreibt sie gegen Ende des Buchs:<br />
„Überall sind kleine Zeit- und Wartefenster<br />
versteckt, die wir inzwischen<br />
meist mit Daddeln auf dem Handy<br />
verbringen. Stattdessen zu schreiben<br />
ist eine Art Ermächtigung: Man holt<br />
sich die Zeit zurück. Verpasst sein eigenes<br />
Leben nicht mehr.“<br />
Wohlbefinden<br />
Ob dabei Literatur entstehe oder ob<br />
das eher Therapie sei, wurde Dörrie<br />
auf der Buchmesse gefragt. Dem ist<br />
sie clever, aber auch vielsagend ausgewichen:<br />
„Ich fühle mich einfach<br />
privilegiert, weil ich diesen Raum<br />
habe,inden ich gehen kann …und in<br />
diesem Augenblick, wo man in diesem<br />
Raum ist, ist man in Sicherheit.“<br />
Immer geht es ums eigene Befinden,<br />
um die eigene Angst, das ist der Unterton<br />
der kursiv gedruckten Anrede<br />
an die Leser, die Schreiber werden<br />
wollen. Nichts von Rhythmus, Ton,<br />
Klang, vomLesen selbst.<br />
Traurig bliebe dieses Buch, wären<br />
da nicht die wundersamen Prosastücke,die<br />
Doris Dörries Leben reflektieren,<br />
glänzend in ihrer Bildhaftigkeit<br />
und vorbildlich in ihrer Ökonomie.<br />
Sie folgen der Chronologie des Lebens,<br />
von der frühen Kindheit der<br />
Arzttochter aus Hannover bis hin zu<br />
Dreharbeiten in der verseuchten Erde<br />
von Fukushima. Sie zaubert diskrete<br />
Porträts ihrer Eltern und ihrer Männer<br />
hin, erinnert an gestorbene<br />
Freunde und Freundinnen und ihre<br />
nicht immer mutige Haltung in<br />
schwierigen Zeiten der anderen. Ergreifend<br />
ist die kleine Erzählung„Kindermuseum“,<br />
in der sie das Drama einer<br />
lange erfolglosen Sängerin in wenigen<br />
Sätzen umreißt. Am Ende<br />
bleibt diese ruhige, nachdenkliche<br />
Stimme, fast wie die Gegenspielerin<br />
zur Schreibdiktatorin, die Dorries<br />
Dörrie gewiss nur spielt.<br />
Doris Dörrie: Leben, Schreiben,Atmen.<br />
Eine Einladung zum Schreiben,<br />
Diogenes2019, 18 Euro<br />
zu eröffnen. Sie waren immer zugleich<br />
auch Löcher im Eisernen Vorhang.<br />
Etwa mit den Goethe-Instituten.<br />
Oder mit der Sammlung Ludwig<br />
im Ost-<strong>Berliner</strong> Alten Museum. Auch<br />
dort durfte seit 1982 nicht jedes<br />
Kunstwerk gezeigt werden. Doch<br />
wurden solche Einschränkungen<br />
immer informell ausgehandelt.<br />
Unterwerfung<br />
In Shanghai aber wurde die Zensur<br />
öffentlich. Und der französische<br />
Präsident Macron musste dennoch,<br />
schon aus protokollarischen Gründen,<br />
das Museum eröffnen und damit<br />
die Unterwerfung des Centre<br />
Pompidou unter den Machtanspruch<br />
der Kommunistischen Partei<br />
quasi beurkunden. Dievon Macron<br />
sooft beschworenen europäischen<br />
Werte, zu denen auch die<br />
Freiheit der Kunst und der Museen<br />
gehört, standen wieder einmal<br />
hintan in China.<br />
NACHRICHTEN<br />
Simon-Wiesenthal-Zentrum<br />
ehrtdeutsche Journalistin<br />
Diedeutsche Journalistin und AutorinSouad<br />
Mekhennet (41) wirdvom<br />
US-amerikanischen Simon-Wiesenthal-Zentrum<br />
geehrt. Diejüdische<br />
Menschenrechtsorganisation teilte<br />
am Montag mit, Mekhennet werde<br />
am 14. Januar im Museum für Toleranz<br />
in Los Angeles mit dem International<br />
Leadership Awardausgezeichnet.<br />
Damit werdeunter anderem<br />
Mekhennets Berichterstattung über<br />
den Arabischen Frühling und über<br />
islamistischen Terrorismus gewürdigt.<br />
Mekhennet sei zudem die erste<br />
Person mit muslimischen Wurzeln,<br />
die eine zentrale Rolle bei der Suche<br />
nach einem NS-Kriegsverbrecher<br />
gespielt habe. (dpa)<br />
Großbritannien restituiert<br />
buddhistische Skulpturen<br />
Knapp zwei Jahrzehnte nach der<br />
Zerstörung und Plünderung buddhistischer<br />
Kulturgüter durch die Taliban<br />
gibt Großbritannien mehrere<br />
Skulpturen an Afghanistan zurück.<br />
DieArtefakte waren bereits im Jahr<br />
2002 am Flughafen London Heathrowbeschlagnahmt<br />
worden, konnten<br />
aber wegen des anhaltenden<br />
Konflikts in dem Land bisher nicht<br />
zurückgebracht werden, wie Scotland<br />
Yard am Montag mitteilte.Die<br />
neun Bodhisattva-Köpfe und eine<br />
Figur sollen bis Ende Dezember<br />
noch im British Museum zu sehen<br />
sein. DieGipsarbeiten stammen aus<br />
dem 4. bis 6. Jahrhundertnach<br />
Christus,einer Zeit, als das heutige<br />
Afghanistan mehrheitlich buddhistisch<br />
geprägt war. (dpa)<br />
Cat Stevens kommt für zwei<br />
Konzerte nach Deutschland<br />
Derbritische Singer/Songwriter Cat<br />
Stevens („Morning HasBroken“) hat<br />
zwei Open-Air-Konzerte für<br />
Deutschland angekündigt. Im kommenden<br />
Jahr will der seit seinem<br />
Übertritt zum Islam auch als Yusuf<br />
Islam agierende Musiker in der Zitadelle<br />
Spandau in Berlin (24.7.) und<br />
dem Hamburger Stadtpark(26.7.)<br />
spielen. Zuletzt war der 71-Jährige<br />
nach Angaben seiner Agentur vor<br />
fünf Jahren in Deutschland aufgetreten.<br />
Für die Konzerte sind auch Erfolgstitel<br />
wie „Father &Son“, „Wild<br />
World“ oder „The First CutIsthe<br />
Deepest“ angekündigt. (dpa)<br />
Conchita Wurst<br />
verteidigt Heidi Klum<br />
Heidi Klum (46) ist ab Donnerstag als<br />
Jurorinander Seite vonBill Kaulitz<br />
(30) und Conchita Wurst (31) bei der<br />
neuen ProSieben-Show„Queen of<br />
Drags“ zu sehen −und wurde dafür<br />
vorabkritisiert. Conchita Wurst, hinter<br />
der der Künstler TomNeuwirth<br />
steckt, kann die Kritik nicht ganz<br />
nachvollziehen. „Ich nehme diese<br />
Chance wahr,umdie Dragthematik<br />
in den Mainstream zu bringen, und<br />
finde,dass Heidi, auch wenn sie<br />
nicht aus dieser Szene kommt, eine<br />
absolute Berechtigung hat, eine Performance<br />
zu beurteilen“, sagte Neuwirth<br />
Zeit Online. (dpa)<br />
TOP 10<br />
Sonntag,10. November<br />
1 Tatort ARD 8,54 24 %<br />
2 Tagesschau ARD 6,77 20 %<br />
3 Terra X ZDF 4,41 13 %<br />
4 IngaLindström ZDF 4,07 11 %<br />
5 heute-journal ZDF 3,98 13 %<br />
6 heute ZDF 3,88 13 %<br />
7 RTL aktuell RTL 3,73 13 %<br />
8 Berlin direkt ZDF 3,64 12 %<br />
9 Anne Will ARD 3,05 11 %<br />
10 Bauer sucht Frau RTL 2,91 9%<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />
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Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Ballhaus Ost (& 44 03 91 68)<br />
19.00: No Limits: Die Frühwirts (Mezzanin Theater,<br />
Graz)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />
19.30: Othello<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />
20.00: Der Tatortreiniger<br />
Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />
19.30: Zeiten des Aufruhrs<br />
Eschschloraque Rümschrümp (RosenthalerStr.39)<br />
22.00: Bande àPart–Tanzbare Veranstaltung für<br />
Außenseiter:Inside Out apiece<br />
HAU1(&25 90 04 27)<br />
19.00: No Limits: Marat/Sade (Monster Truck &<br />
Schauspielhaus Bochum)<br />
HAU2(&25 90 04 27)<br />
18.00, 21.00: No Limits: Exposure (JoBannon)<br />
20.30: No Limits: Ashed (Unmute Dance Company)<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(& 88 59 11 88) 20.00: Alles was Sie wollen<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
19.30: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon: Der Russe ist einer,<br />
der Birken liebt<br />
Palais am Festungsgraben (Am Festungsgraben 1)<br />
18.00: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon: Lebensdorn<br />
Heilanstalten Haus 2(Maxim Gorki Theater –Ender/<br />
Kolosko)<br />
Prachtwerk Berlin (Ganghoferstr.2)<br />
20.00: Opera on Tap<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
19.30 Studio: The Human Condition<br />
20.00: status quo<br />
Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Ruhe!Wir drehen!<br />
Scotty (Oranienstr.46)<br />
16.00: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon –DE-Heimatize it!:<br />
Atem (Mehtap Baydu)<br />
Sophiensaele (& 283 52 66)<br />
20.00 Hochzeitssaal: FanDeEllas (Catalina Fernández,<br />
Juliana Piquero, Alex Viteri)<br />
Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />
20.00: Ruhm<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: Die 5glorreichen Sieben<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: Nachgelacht (Sisters of Comedy)<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: 8Songs (Gastspiel Gandini Juggling,London)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
20.00: Zirkus Angela<br />
Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />
20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />
(Karsten Kaie)<br />
Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />
20.00: Hauptsache nichts mit Menschen (Paul<br />
Bokowski)<br />
Quatsch Comedy Club (& 47 99 74 13)<br />
19.30: IngoAppelt –Solo-Special<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00: Jüdische Kulturtage: Lerne Lachen ohne zu<br />
weinen III<br />
Stachelschweine (& 261 47 95)<br />
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />
StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />
19.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />
vonABBA<br />
TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />
20.00: So, als ob du schwebtest (Ursli &Toni Pfister<br />
als Cindy&Bert)<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Früher war ich älter(Horst Evers)<br />
KLASSIK<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />
Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />
Jahrhunderts<br />
Jesuskirche Kaulsdorf (& 567 72 33)<br />
20.00: Kath. Kirchenchor St. Konrad Falkenberg,<br />
Ev.Kirchenchor Ahrensfelde, Camerata musica<br />
Ahrensfelde, Solist*innen, Ltg.Lothar Kirchbaum, Den<br />
Frieden sollt ihr wieein Licht beschirmen, J.S. Bach:<br />
Kantaten „Ein ungefärbt Gemüte“, „Allein zu dir,Herr<br />
Jesu Christ“; J.F. Fasch: KonzertD-Dur für Trompete<br />
&Orchester;F.Mendelssohn: Kantate „Verleih uns<br />
Frieden“; R. Führer:Dapacem Domineu.a.<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
13.00 Foyer: Xavier Aymonod (Klavier), Lunchkonzert,<br />
Bach: Fantasie und Fugec-Moll; Brahms: Sechs Klavierstückeop.<br />
118; Dutilleux: Klaviersonate 3. Satz,<br />
Choral und Variationen; Horowitz/Bizet: Variationen<br />
über ein Thema aus BizetsOper „Carmen“<br />
20.00: Staatskapelle Berlin, Ltg.Daniel Barenboim,<br />
Lisa Batiashvili (Violine), Christian Schmitt (Orgel),<br />
Camille Saint-Saëns: Konzertfür Violine undOrchester<br />
Nr.3h-Moll op. 61, Symphonie Nr.3c-Moll op.<br />
78 „Orgelsymphonie“<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />
20.00: Deutsches Kammerorchester Berlin, Ltg.<br />
Gabriel Adorján, Liv Migdal (Violine), Paul Ben-Haim:<br />
Concerto für Streicher op. 40, Drei Lieder ohne Worte<br />
op. 45; KarlAmadeus Hartmann: „Concerto funebre“<br />
für Violine und Streicher;MieczyslawWeinberg:<br />
Kammersymphonie Nr.3op. 151<br />
St. Matthias-Kirche Schöneberg (& 216 30 57)<br />
20.30: Felix Hielscher (Orgel), Kirchenmusik-Master<br />
zum Kirchenmusik-Herbst, Werkevon Oskar Lindberg,<br />
Oreste Ravanello, André Isoir,Max Reger<br />
Theater im Delphi (& 70 12 80 20)<br />
19.30: lautten compagney, :lounge–BabyIt’sCold<br />
Outside, Fusion aus Barock und aktueller Popmusik<br />
KINDER<br />
Archenhold-Sternwarte (& 536 06 37 19)<br />
10.15: Besuch im Sternenhaus<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.00: Nur wir alle,TheaterFusion (ab 4J.)<br />
10.30: Die Ministerpräsidentin (ab 9J.)<br />
Brotfabrik (& 471 40 01)<br />
10.00: Aufder Suche nach der Dunkelheit, Kathrin<br />
Brunner<br />
Cabuwazi –Zelt Kreuzberg (& 29 04 78 40)<br />
16.00: „Im Kiez zu Hause“ bei CABUWAZI Kreuzberg,<br />
Mitmachzirkus für die ganze Familie (ab8J.)<br />
Das weite Theater (& 991 79 27)<br />
10.00: Piraten, Piraten (ab 4bis 10 J.)<br />
Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />
11.00: Der kleine König Dezember(ab 6J.)<br />
FELD –Theater für Kinder und Erwachsene<br />
(& 54 08 69 48) 10.00: Die Wortfängerin, Theater<br />
7Schuh, Erzähltheater (ab 5J.)<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />
10.30: PippiLangstrumpf (ab 5bis 11 J.)<br />
FEZ Berlin (& 530 71 -0)<br />
9.00: Der Krieg und ich –Kriegskinder 1939-1945,<br />
multimediale Familienausstellung (ab 10 J.)<br />
Fliegendes Theater (& 692 21 00)<br />
16.00: Schiffchens große Fahrt, Schatten- &Figurentheater<br />
(ab4bis9J.)<br />
Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />
10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />
Werkstatt des Malers<br />
Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />
10.00: Schnubbel (ab 6J.)<br />
Jaro Theater (& 341 04 42)<br />
10.30: Die Eichhörnchen Story, Theater Jaro, Puppenund<br />
Schauspiel (ab 3bis 8J.)<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
11.00: Teenagers In Trouble, Platypus Theater,English<br />
Children’sTheatre (ab 11 J.). Anm. erf.<br />
Lesung<br />
Sieben<br />
aus<br />
Sonnenstein<br />
Den Untertitel kann man<br />
schon einmal lieben,<br />
auch wenn die Sache ernst ist:<br />
Als „sieben hysterische Akte“<br />
kategorisiert die <strong>Berliner</strong> Dramatikerin<br />
Tine Rahel Völcker<br />
ihr Stück „Frauen in der Unterwelt“,<br />
dessen Uraufführung<br />
am 7. Dezember im Ballhaus<br />
Ostsie auch –ihreerste Regiearbeit!<br />
–selbst inszeniert. Im<br />
Rahmen des 4. Herbstsalons<br />
stellt sie das Stück als Lesung<br />
im Gorki-Theater vor. Die sieben<br />
Akte handeln von sieben<br />
Frauen, die in der Zeit des Nationalsozialismus<br />
als psychisch<br />
oder seelisch Kranke in<br />
der früheren Heil- und Pflegeanstalt<br />
Pirna-Sonnenstein in<br />
Sachsen vergast wurden. Völcker<br />
zeigt sie als Frauen, die<br />
gegen ihre gesellschaftlichen<br />
Grenzen rebellierten und gebrochen<br />
wurden und sucht<br />
mit einem „weiblich-queeren<br />
Ensemble“ eine „neue Perspektive<br />
auf die ,hysterische’<br />
Frau“. PetraKohse<br />
Frauen derUnterwelt,18Uhr,Gorki-<br />
Theater,AmFestungsgraben<br />
Und welche Macke hast du?<br />
Live in Concert: Seltsam riechende Klänge aus den Schlafzimmern und<br />
Garagen der Welt, dazu Gegartes aus dem präparierten Klavier.<br />
Bradford Cox von der Band Deerhunter,die beim Synästhesie-Festival auftreten.<br />
Zum fünften Mal richtet das<br />
<strong>Berliner</strong> Label mit Clubbar<br />
8mm sein Synästhesie-Festival<br />
aus.Wenn mich die Erinnerung<br />
nicht täuscht, hatte man<br />
sich ursprünglich Krautrockiges aller<br />
Art auf die Fahnen geschrieben.<br />
Mittlerweile haben sie den Horizont<br />
aufs weite Feld der Psychedelia erweitert.<br />
Eindurchaus naheliegender<br />
Schritt, denn bei Synästhesie −die<br />
Kopplung eigentlich getrennter Formen<br />
sinnlicher Wahrnehmung im<br />
Gehirn −handelt es sich einerseits<br />
um eine, scheint’s, genetisch bedingte<br />
Eigenschaft. Wem es aber<br />
nicht vonder Natur gegeben ist, etwa<br />
Klänge als Farben oder Temperatur<br />
zu erleben, der kann das als<br />
Symptom durch den Gebrauch von<br />
halluzinogenen Drogen erzeugen.<br />
Dieser wiederum begründete bekanntlich<br />
in den Sechzigerndie psychedelische<br />
Tradition im Rock.Voilà.<br />
Das Line-up finde ich in diesem<br />
Sinne vorbildlich. Unter den gut 20<br />
Acts finden sich weitgereiste Nachwuchskräfte<br />
wie die Trance-Noiseler<br />
Tengger aus Seoul oder Stylish Nonsense<br />
aus Bangkok mit einer undurchsichtig<br />
verquietschten Elektro-<br />
Thaipop-Melange. Aber auch Berlin-<br />
Residenten wie Sofia Portanet mit ihrem<br />
Post-Punk zwischen Siouxie,<br />
Nico und Alexandraoder die schmurgelnde<br />
Grunge-Girlgroup Jealous,die<br />
auf dem Baby-Satan-Label gerade<br />
ihre Debüt-EP namens „What’s Your<br />
Damage?“ −„Welchen Schaden hast<br />
du?“− veröffentlicht haben.<br />
Eine gute Frage,die man auch gestandenen<br />
Praktikern wie den verrumpelten<br />
Garagentypen Black Lips<br />
aus Atlanta, Georgia, stellen könnte.<br />
Sie haben sich seit 1999 jenseits eines<br />
recht zügellosen und körperflüssigen<br />
Live-Treibens sowohl punkrockend<br />
wie auch countryaffin und<br />
balladisch betätigt. Zwischendurch<br />
versuchten sowohl Mark Ronson<br />
(der u.a. Amy Winehouse zum<br />
Durchbruch verholfen hat), als auch<br />
Pat Carney (Drummer der Black<br />
Keys) vergeblich,sie aus dem Underground<br />
zu holen.<br />
Seriöser arbeitet Bradford Cox<br />
mit Deerhunter (auch aus Atlanta)<br />
seit zehn Jahren an einem fragilen,<br />
verwaschenen und pessimistischen<br />
Dreampop. Sein aktuelles Album,<br />
das achte, ist, finde ich, eins der gelungensten<br />
Beispiele für seine geis-<br />
Markus Schneider<br />
schnuppert in diepsychedelischen<br />
Garküchen vonu.a. Black Lips,<br />
Deerhunter und Stereolab auf dem<br />
Synästhesie-Festival in der Kulturbrauerei<br />
und empfiehlt die unruhig bewölkten<br />
Ambientimprovisationen Arnold Kasars.<br />
Dazu: Musikhäppchen im Popsalon.<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 85 51) Das perfekte<br />
Geheimnis 14.45,17.30,20.30<br />
Cinema Paris (& 881 3119) Porträt einer jungen<br />
Frau in Flammen 14.50, 17.40, 20.30<br />
Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Lara 15.00,<br />
17.30; Parasite 20.00<br />
Delphi LUX (& 322 93 10 40) Lara 20.00, 20.30;<br />
Parasite 14.40, 17.30; Das perfekte Geheimnis<br />
13.30, 16.15, 19.00, 21.40; Verteidiger des Glaubens<br />
–Defender of the Faith 13.50; 2040 –Wir<br />
retten die Welt! 16.00; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmU) 18.10, 21.00; Systemsprenger 14.00,<br />
16.40; Deutschstunde 15.15, 19.20; Parasite –<br />
Gisaengchung (OmenglU) 22.00; Marianne &Leonard<br />
–Words ofLove (OmU) 14.00; Joker (OmU)<br />
17.15, 20.45; Das Kapital im 21. Jahrhundert<br />
14.50;Der Glanz derUnsichtbaren16.15;Downton<br />
Abbey (OmU) 18.40; Joker (OF) 21.20<br />
Filmkunst 66 (& 882 17 53) ImNiemandsland<br />
17.00; Happy Ending –70ist das neue 70 18.45;<br />
DasWunder von Marseille 20.30; Ich war noch niemals<br />
in NewYork 17.30; Deutschstunde 20.00<br />
Kant Kino (& 319 9866) Das perfekte Geheimnis<br />
15.00, 17.45, 20.30; Shaun das Schaf: Der Film:<br />
UFO-Alarm 15.40; Joker 17.20, 20.00; Eshätte<br />
schlimmer kommen können –Mario Adorf 17.40;<br />
Zoros Solo 15.15, 20.00; Unsere Lehrerin, die<br />
Weihnachtshexe 15.00; Ich war noch niemals in<br />
New York 17.15, 20.00; Nurejew –The White Crow<br />
14.30,17.20, 20.00<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 2966) Atmos: Das perfekte<br />
Geheimnis 14.30, 20.10; Joker (OF) 17.15;<br />
Joker 23.00; Die Addams Family 15.00; Das perfekte<br />
Geheimnis 17.30, 23.10; Joker 20.20; Maleficent:<br />
Mächteder Finsternis 15.00; Derletzte Bulle<br />
17.45,20.15, 22.50; Der letzte Bulle 15.15; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 22.50; Ich war noch<br />
niemals in New York 14.15; Terminator –Dark Fate<br />
17.10, 20.00, 23.00; Shaun das Schaf: Der Film:<br />
UFO-Alarm 15.00; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
17.00, 19.45,22.30; Ad Astra –Zuden Sternen<br />
14.45;Die Addams Family17.30; Ich warnoch niemals<br />
in NewYork 19.45; Joker (OF) 22.40<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Parasite<br />
11.00;Datsche(DFmenglU) 13.15;The DeadDon‘t<br />
Die (OmU) 14.45; Shaun dasSchaf: DerFilm: UFO-<br />
Alarm 16.30; 2040 –Wir retten die Welt! (OmU)<br />
18.00; Parasite – Gisaengchung (OmU) 19.40;<br />
Midsommar (OmU) 21.50; Born inEvin –Alles über<br />
Evin (OmU) 11.00; Memory Games (OmU) 12.45;<br />
Djon Africa (OmU) 14.15; Deutschstunde 15.50;Im<br />
Niemandsland (DFmenglU) 18.00; Systemsprenger<br />
(DFmenglU) 19.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 21.40; Ama-San (OmU) 11.00; Nurejew<br />
–The White Crow (OmU) 13.00; M. C. Escher:<br />
Reise in die Unendlichkeit –Escher: Het oneindige<br />
zoeken: Journey Into Infinity (OmU) 15.10; After the<br />
Wedding (OmU) 16.35; The Report (OmU) 18.30;<br />
Joker (OmU) 20.30, 22.40<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 8129) Das Kapital im<br />
21.Jahrhundert–Capital in theTwenty-FirstCentury<br />
(OmU) 14.00; Systemsprenger (OmenglU) 16.00;<br />
2040 –Wir retten die Welt! (OmU) 18.15; Joker<br />
(OmU) 20.00; Parasite – Gisaengchung (OmU)<br />
22.15; Über Grenzen –Der Film einer langen Reise<br />
14.00; Und der Zukunft zugewandt 16.15; Verteidiger<br />
des Glaubens –Defender of the Faith 18.15;<br />
Frau Stern20.00;M.C.Escher: Reiseindie Unendlichkeit<br />
–Escher:Het oneindige zoeken: JourneyInto<br />
Infinity (OmU) 21.45<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Angry Birds 2: Der<br />
Film 13.45, 16.45; Shaun das Schaf: Der Film:<br />
UFO-Alarm 14.00; Das perfekte Geheimnis 14.00,<br />
16.30, 17.00, 19.10, 19.30, 20.00; Joker 14.10,<br />
17.10, 20.00, 20.40; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />
14.20; IMAX 3D: Der König der Löwen<br />
14.20; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />
14.20, 18.00; Dora und die goldene Stadt 14.30;<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 14.45, 17.40;<br />
Ballon 14.45; Gemini Man 15.00; Everest: Ein Yeti<br />
will hoch hinaus 15.00; Invisible Sue –Plötzlich<br />
unsichtbar 15.15; Die Addams Family 15.15; Midway<br />
–Für die Freiheit 16.15, 19.40; Das Wunder<br />
vonMarseille 16.15, 21.00; Zombieland 2: Doppelt<br />
hält besser 17.10, 20.30; 3D: Die Addams Family<br />
17.30; Gut gegen Nordwind 17.45; Ich war noch<br />
niemals in New York 17.50; Spider-Man: Far From<br />
Home 18.00; Joker (OF) 19.15; Zombieland 2:<br />
Doppelt hält besser –Zombieland 2: Double Trap<br />
(OF) 19.40;Terminator –Dark Fate 20.10; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 20.40; Halloween<br />
Haunt 21.00<br />
Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Systemsprenger<br />
(OmenglU) 18.00; Joker (OmU) 20.20,22.40; Berlin<br />
Bouncer (OmenglU) 18.00; Der Glanz der Unsichtbaren<br />
–Les invisibles (OmU) 19.45; Easy Love<br />
(OmenglU) 21.45<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Dora und die goldene<br />
Stadt 13.30; Angry Birds 2: Der Film 13.40;<br />
Recep Ivedik VI (OmU) 13.50, 17.10, 20.10; Das<br />
perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Bayala –<br />
Das magische Elfenabenteuer 14.10, 17.20;<br />
Die Addams Family 14.15, 16.50; Everest: Ein Yeti<br />
will hoch hinaus 14.20; Ich war noch niemals in<br />
New York 16.30, 19.45; Joker 16.40, 19.50; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 17.15; Terminator –<br />
Dark Fate 19.30; Scary Stories to Tell in the Dark<br />
19.40; 3D: Maleficent: Mächte derFinsternis 20.10<br />
Kino Kiste (& 998 74 81) Lieber Antoine als gar<br />
keinen Ärger 14.00; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />
16.00; Deutschstunde 17.40; Eine<br />
ganz heiße Nummer 2.0 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 41 09) Das letzte<br />
Mahl 10.30; DasperfekteGeheimnis 14.15, 16.50,<br />
19.50; Der König der Löwen 14.20; Angry Birds 2:<br />
Der Film 14.20; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
14.30, 17.40, 20.20; Die Addams Family 14.30,<br />
17.30; Ich war noch niemals in New York 14.40,<br />
17.20, 19.40; Der letzte Bulle 14.50, 17.15,<br />
20.15; Unsere Lehrerin, dieWeihnachtshexe 15.00;<br />
Bayala –Das magische Elfenabenteuer 15.10; Midway<br />
–Für die Freiheit 16.50, 20.00; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser 17.00, 20.10; Joker 17.10,<br />
19.45; Terminator –Dark Fate 17.15, 20.00; Gemini<br />
Man 19.30<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Joker (OmU) 16.45,<br />
19.30,22.15; B Once Upon aTime in...Hollywood<br />
(OmU) 17.20, 20.40<br />
fsk am Oranienplatz (& 614 2464) Parasite –Gisaengchung<br />
(OmU) 17.30, 21.45; Lara (OmenglU)<br />
17.45, 19.45, 22.30; Porträt einer jungen Frau in<br />
Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />
20.00<br />
Moviemento (& 692 4785) Invisible Sue –Plötzlich<br />
unsichtbar 14.00; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe16.15;<br />
Mietrebellen–Widerstand gegen<br />
den Ausverkauf der Stadt (OmenglU; m. Gästen)<br />
18.30; Midsommar (OmU) 20.45; Fritzi – Eine<br />
Wendewundergeschichte 10.00; Mein Lotta-Leben<br />
–Alles Bingomit Flamingo!12.45; Wildhexe 15.00;<br />
Porträt einer jungen Frau in Flammen (OmU) 17.15,<br />
20.00; Systemsprenger 22.45; Systemsprenger<br />
10.30, 16.15, 19.00; Midsommar (OmU) 13.15;<br />
Once Upon aTime in...Hollywood (OmU) 21.45<br />
Sputnik (& 694 11 47) Systemsprenger 16.45; Im<br />
Niemandsland (m. Gast u.Gespräch) 19.00; Scary<br />
Stories toTell in the Dark (OmU) 21.00; Bonnie<br />
&Bonnie (OmenglU) 23.00; Born inEvin (OmU)<br />
16.15; Human Nature: Die CRISPR Revolution<br />
(OmU) 18.00; Parasite (OmU) 19.45; Joker (OmU)<br />
22.00; Kinobar imSputnik B-Movie: Lust &Sound<br />
in West-Berlin (OmenglU) 22.00<br />
Yorck (& 78 91 32 40) Systemsprenger 14.30;Parasite17.10,20.00;<br />
New Lara 16.00, 18.20, 20.40<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 9590) Everest: Ein Yeti<br />
will hoch hinaus 14.00; Die Addams Family 14.00,<br />
16.00, 18.00; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />
14.00, 16.00; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />
14.45; Das perfekte Geheimnis 14.45,<br />
17.30, 20.00; Midway – Für die Freiheit 17.00,<br />
20.15; Maleficent: Mächte der Finsternis 17.15,<br />
20.00; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar 18.00;<br />
Terminator –Dark Fate 20.15; Joker 20.30<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Nurejew –The<br />
White Crow 13.00; Der Distelfink 13.00; Happy Ending<br />
–70ist das neue 7013.15, 18.15; Systemsprenger<br />
15.30; Im Niemandsland 15.45; Invisible<br />
Sue –Plötzlich unsichtbar 16.00; Lieber Antoine als<br />
gar keinen Ärger 18.00; Das perfekte Geheimnis<br />
18.00, 20.30; Parasite 20.30; Ich war noch niemals<br />
in NewYork 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 14.00, 16.45; Dem<br />
Horizont sonah 14.00; Das perfekte Geheimnis<br />
14.00,17.00, 20.00; Everest:Ein Yeti willhoch hinaus<br />
14.15; Dora und die goldene Stadt 14.30; Die<br />
Addams Family 14.30; Bayala –Das magische Elfenabenteuer14.30;<br />
Angry Birds2:Der Film 14.30;<br />
Midway –Für die Freiheit 16.30, 19.45; Terminator<br />
–Dark Fate 16.45,19.45; Ich war noch niemals in<br />
NewYork 16.50;Joker 17.00,20.00; Zombieland 2:<br />
Doppelt hält besser 17.15, 20.15; 3D: Die Addams<br />
Family 17.15; 3D: Maleficent: Mächteder Finsternis<br />
19.45; Gemini Man 20.00; Sneak Preview 20.30<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />
17.00; Wild Plants (OmU) 19.00;<br />
Und der Zukunft zugewandt 21.15; Systemsprenger<br />
(OmenglU) 17.45; Kojot –Coyote (OmenglU)<br />
20.00; Russisch.dok: Herzlich Willkommen in Enurmino<br />
–Dobro pozhalovat vEnurmino (OmenglU)<br />
20.00; Das Kapital im 21.Jahrhundert –Capital in<br />
the Twenty-First Century (OmU) 22.15<br />
Babylon (& 242 5969) Die Khello Brüder 17.30;<br />
Systemsprenger (OmenglU) 17.45; Cine Mar –Surf<br />
Movie Night: Heavy Water 19.30; Im Niemandsland<br />
20.00; IndoGerman Film: Bala (Hindi) 20.00; Paranza:Der<br />
Clan derKinder–La paranzadei bambini<br />
(OmU) 22.00; Alpgeister –Mythen und Mysterien<br />
der Bayerischen Alpen 22.00<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Lieber<br />
Antoine als garkeinen Ärger(OmU) 13.15;Joker<br />
(OmU) 15.30, 18.15, 21.00; Zombieland 2:Doppelt<br />
hält besser (OF) 10.00, 14.00, 17.45, 20.00,<br />
22.15; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar 12.00;<br />
Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 16.00<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Everest:<br />
Ein Yeti will hoch hinaus 11.00; Die Addams Family<br />
11.00, 13.15, 17.20; Das perfekte Geheimnis<br />
11.00, 14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Shaun das<br />
Schaf: Der Film: UFO-Alarm 11.10, 15.30; Der Königder<br />
Löwen 11.10; AngryBirds 2: DerFilm 11.15;<br />
Bayala – Das magische Elfenabenteuer 11.30,<br />
14.00; Maleficent: Mächte der Finsternis 11.45,<br />
13.45, 16.45; Dora und die goldene Stadt 11.45;<br />
Joker 13.30, 16.30, 19.30, 22.55; Dem Horizont<br />
so nah 13.30; Ich war noch niemals in New York<br />
13.50, 16.20; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />
14.30; Downton Abbey 14.45; Midway –Für die<br />
Freiheit 16.30, 20.00, 22.45; Scary Stories toTell<br />
in the Dark 17.30, 23.00; Zombieland 2: Doppelt<br />
hält besser 17.50, 20.30, 23.10; Der letzte Bulle<br />
17.50, 19.50, 23.15; Joker (OF) 19.40; Terminator<br />
–Dark Fate 19.45; 3D: Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 20.15; Halloween Haunt 20.30, 23.15;<br />
Es: Kapitel II 22.30; 3D: Gemini Man 22.40<br />
Hackesche Höfe (& 283 46 03) Berlin Babylon<br />
(DFmenglU) 14.30; Marianne &Leonard –Words<br />
of Love (OmU) 16.30, 21.30; Systemsprenger<br />
(DFmenglU) 19.00; Weitermachen Sanssouci (DFmenglU)<br />
14.45; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />
–Portrait de la jeune fille enfeu (OmU) 16.45,<br />
19.15; Easy Love 21.45; M. C. Escher: Reise indie<br />
Unendlichkeit (OmU) 14.30; Nurejew –The White<br />
Crow (OmU) 16.30; Parasite (OmU) 19.15, 22.00;<br />
Deutschstunde 14.30; Joker (OmU) 17.00, 19.30,<br />
22.00; Der Glanz der Unsichtbaren –Les invisibles<br />
(OmU) 15.15; Lara (DFmenglU) 17.30, 19.45,<br />
22.00<br />
International (& 24 75 60 11)Lara 15.00, 17.30;<br />
Preview: Official Secrets (OmU; anschl. Diskussion)<br />
20.00<br />
Z-inema (& 28 38 91 21) The Battery (OmU)<br />
20.00<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Geheimnis Tibet<br />
19.00<br />
NEUKÖLLN<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) TheReport(OmU) 10.00,<br />
20.00; Systemsprenger (DFmenglU) 12.10; Unsere<br />
Lehrerin, die Weihnachtshexe 14.20; Shaun das<br />
Schaf: Der Film: UFO-Alarm 16.10; Joker (OmU)<br />
17.50; Parasite (OmenglU) 22.00<br />
Neues Off (& 62 70 95 50)Porträt einer jungen<br />
Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille en feu<br />
(OmU) 16.20; Joker (OF) 19.00; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 21.40<br />
Passage (& 68 23 70 18) Joker (OmU) 17.45,<br />
20.30,21.20; Sneak Preview 22.30; Systemsprenger<br />
16.00, 18.40; Das perfekte Geheimnis 16.40,<br />
19.15; Der Glanz der Unsichtbaren 16.30, 21.00;<br />
2040 –Wir retten die Welt! (OmU) 18.50<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Parasite –Gisaengchung<br />
(OmU) 17.00, 20.00; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 17.30, 20.30; Joker (OF) 18.00,<br />
20.45; Marianne &Leonard –Words of Love (OmU)<br />
19.00,21.15; Porträteiner jungen Frau in Flammen<br />
–Portrait delajeune fille en feu (OmenglU) 16.20,<br />
19.20,22.00<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34) Das<br />
perfekte Geheimnis14.00, 17.00, 20.05; Doraund<br />
die goldene Stadt 14.10; Bayala –Das magische<br />
Elfenabenteuer14.15; DemHorizont so nah 14.20;<br />
Die Addams Family 14.30; Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 14.40, 17.30; Ich war noch niemals in<br />
NewYork 16.30; Joker16.45, 19.50; Zombieland 2:<br />
Doppelt hält besser 16.50, 20.30; 3D: Die Addams<br />
Family17.15; Gemini Man19.30;Terminator–Dark<br />
Fate 19.35; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
19.40<br />
Wolf (& 921 03 93 33) BabyWolfgang präsentiert:<br />
Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait de<br />
la jeune fille en feu (OmU) 11.00; Born inEvin –<br />
Alles über Evin (OmU) 12.00; Weitermachen Sanssouci<br />
(OmenglU) 14.10; Bait (OmU) 14.10; Momo<br />
16.00; Porträt einer jungen Frau inFlammen –Portrait<br />
de la jeune fille enfeu (OmU) 16.10, 21.00;<br />
DjonAfrica(OmU) 19.00; Neun Leben hatdie Katze<br />
–Restaurierte Fassung (OV; mit Gespräch) 19.00;<br />
Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 21.10<br />
PANKOW<br />
BlauerSternPankow (& 47 61 18 98) Lara15.15,<br />
18.00, 20.20; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />
15.45; Ich war noch niemals in New York 17.30;<br />
Parasite 20.15<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88)Lara 15.20,<br />
17.40, 20.00; Premiere: Gundermann Revier (m.<br />
Gästen) 20.00; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />
15.20; Joker (OmU) 17.30, 20.50; Systemsprenger<br />
14.15; Porträt einer jungen Frau inFlammen<br />
16.50; Das perfekte Geheimnis 15.00, 17.45,<br />
20.30; Parasite 15.10, 18.00, 20.15
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
terhafte, sehr originell arrangierte<br />
Weltmüdigkeit.<br />
Die ehemalige Krautrock-Fixierung<br />
vertritt unterdessen der Gitarrist<br />
Michael Rother, und zwar umso<br />
mehr, als er sich seinem Frühwerk<br />
mit den motorisch-melodischen<br />
Genrepionieren Neu! und Harmonia<br />
widmen wird.<br />
Meine Lieblinge der beiden Tage<br />
sind aber die wiedervereinten Stereolab<br />
um Laetitia Sadier und Tim<br />
Gane, die bis Mitte des letzten Jahrzehnts<br />
einen salonmarxistischen<br />
Postmodernismus vertreten haben.<br />
Sie mischen exotisches Easy Listening,<br />
tuckernde Krautbeats, Elektronisches,<br />
HipHop und Pop zueinem<br />
eleganten Indierock.<br />
Beim letzten Xjazz-Festival habe<br />
ich in der Emmauskirche sehr angetan<br />
das Solokonzertdes <strong>Berliner</strong> Musikers<br />
undToningenieurs Arnold Kasar<br />
gehört. Von Haus aus Pianist,<br />
wurde er im letzten Jahrzehnt durch<br />
den Elektrojazzpop von Micatone<br />
und Nylon mit Lisa Bassenge bekannt;<br />
zuletzt arbeitete er wiederum<br />
mit dem ehemaligen Harmoniaund<br />
Clustermusiker Hans-Joachim<br />
Roedelius sehr anregend zwischen<br />
POP<br />
Synästhesie Festival 16., 17.11.,<br />
Maschinenhaus in der Kulturbrauerei,<br />
www.8mmmusik.com<br />
Arnold Kasar 16.11.,<br />
Silent Green, 20 Uhr<br />
Popsalon Balzer/Müller 12.11.,<br />
Deutsches Theater,21Uhr<br />
MARIANO REGIDOR<br />
Elektrogeräusch, Ambient und Neoklassik.<br />
Aus dieser Richtung kann<br />
man auch sein neues Soloalbum<br />
„Resonanz“ verstehen. Zugrunde<br />
liegen schlichte und leise Klavierimprovisationen,<br />
die er, sosagt er, vor<br />
allem auf transeuropäischen Bahnfahrten<br />
und in seinem Schwarzwaldstudio<br />
geschnitten und mit Synthesizern<br />
bearbeitet hat. Es gibt dabei sowohl<br />
zärtlich minimalistische, nur<br />
sanft elektronisch bewölkte Klavierstücke,<br />
aber auch Tracks, aus denen<br />
die pianistischen Arpeggien sich erst<br />
aus dunkleren, schwallenden Modulationen<br />
herausarbeiten müssen.<br />
Auf diese Weise bleibt Kasar immer<br />
auf der spannenden Seite des<br />
Wohlklangs: Er zieht Unruhe,Störgeräusche,<br />
Unterströmungen ein, die<br />
bei aller meditativen Stimmung stets<br />
Aufmerksamkeit fordern und belohnen.<br />
Eine zarte und kluge Musik.<br />
Zwischen Salonmarxismus und<br />
Salonambient bleibt noch: Der Popsalon<br />
mit Jens Balzer und Tobi Müller,<br />
die sich zum Plaudern die Gebrüder<br />
Lippok (u.a. Ornament und Verbrechen,<br />
To Rococo Rot) sowie die Musik-<br />
und Medienprofesorin Susanne<br />
Binas-Preisendörfer einladen.<br />
Theater<br />
Gut spielen,<br />
schlecht<br />
leben<br />
Sorichtig ist mir die Befreiung<br />
aus der selbstreferenziellen<br />
Schwanzbeißerei, deren<br />
Zeuge erbei der Bühnenadaption<br />
von RichardYates’„Zeiten<br />
des Aufruhrs“ wurde,bis heute<br />
nicht gelungen. Verflixt! Eine<br />
junge desillusionierte Frau<br />
sucht Zerstreuung und tritt,<br />
alte Ambitionen auffrischend,<br />
bei einer Laienspielgruppe auf.<br />
Die Aufführung wird zum Desaster<br />
undzum Auslöser für einen<br />
vernichtenden Ehekrieg.<br />
In Jette Steckels Inszenierung<br />
für das Deutsche Theater mit<br />
Maren Eggert und Ulrich<br />
Khuon in den Hauptrollen wird<br />
auf besagter Hobby-Bühne<br />
ebendiese Eheschlacht als Laienspiel<br />
vorgeführt − mit den<br />
hochbegabten Bühnenprofis<br />
aus dem DT. Sie spielen sehr<br />
gut, dass sie schlecht spielen.<br />
Sie spielen sogut, dass sie gar<br />
nicht zu spielen scheinen −und<br />
unser aller Leben tatsächlich<br />
ein elendes Hobbytheaterstück<br />
ist. Ulrich Seidler<br />
Zeiten desAufruhrs 19.30Uhr,<br />
DeutschesTheater,Tel.: 28441225<br />
Schaubude (& 423 43 14)<br />
10.00: Das hässliche Entlein, Zirkusmaria (4 bis 8J.)<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
10.30: Die lustigePaula, Johannes Gahl, Erzählung<br />
mit Musik (ab 6bis 8J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Bodo-Uhse-Bibliothek (& 512 21 02)<br />
19.00: 10. Krimimarathon Berlin-Brandenburg:<br />
„Lügenmeer“, Susanne Kliem, Buchvorstellung<br />
Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />
20.30: Schröder erzählt, Barbara Kalender und Jörg<br />
Schröder<br />
Geistesblüten (& 49 96 17 92)<br />
19.00: Unhaltbare Zustände, Alain Claude Sulzer,Stefan<br />
Kurt, Lesung und Gespräch mit Christian Dunker<br />
Krimibuchhandlung Totsicher (& 84 85 45 09)<br />
19.30: 10. Krimimarathon Berlin-Brandenburg:<br />
„RaubLust“, Susanne Rüster,Buchvorstellung<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
20.30: Peace, Love &Poetry–die Satire des modernen<br />
Dichterwettstreits!<br />
Kulturbund Treptow /Kulturring inBerlin e.V.<br />
(& 53 69 65 34) 19.00: 10. Krimimarathon<br />
Berlin-Brandenburg: „Durch die Hölle“, Bernd Hesse,<br />
Buchvorstellung<br />
Literaturforum im Brecht-Haus (& 282 20 03)<br />
20.00: Rückwind, Burkhard Spinnen, Lesung und<br />
Gespräch, Mod: Thomas Stölzel<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
18.00 Goodness Temple: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon:<br />
Frauen der Unterwelt. Sieben hysterischeAkte, von<br />
Tine Rahel Völcker,mit Vernesa Berbo, Philipp Engelhardt,<br />
OlgaFeger,Lara Anais Martinez-Wiesselmann,<br />
Iris Minich, Nora Quest, Tucké Royale<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
19.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
20.00 Sternfoyer: TheLight That Failed –AReckoning,<br />
Ivan Krastev, Buchpremiere,inEnglisch mitdeutscher<br />
Konsekutivübersetzung vonJohannes Hampel<br />
Zimmer 16 (& 48 09 68 00)<br />
20.00: Rakete 2000 rockt Pankow<br />
Anzeige<br />
KONZERT<br />
A-Trane (& 313 25 50)<br />
21.00: BobbySparks II, Schizophrenia<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
19.30: Grigorij Leps<br />
Auster Club (& 611 33 02)<br />
20.00: Lukas Droese<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: Hub Hildenbrand, Dialogues In The Garden Of<br />
Stolen Sounds<br />
BadenscherHof Jazzclub (& 861 00 80)<br />
21.00: Ekkehard Wölk Trio<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.30: GirlUltra, JaySom<br />
Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />
21.00: Girl Band<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: LiveonMars feat. Alex Thomas –ATribute to<br />
David Bowie<br />
Donau115 (Donaustr.115)<br />
20.30: Alex Hamburger and José Luiz Martins Duo<br />
Gretchen (& 25 92 27 02)<br />
21.00: CoryWong<br />
Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />
20.00: Thrice, Refused<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
20.00: Black Pumas<br />
Lido (& 69 56 68 40)<br />
20.00: Radical Face<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Shadow030<br />
Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />
22.30: Evelyn Huber(Quadro Nuevo)&Sirius Quartet<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: Bluesrock-Session mitHeinz Glass u. a.<br />
Rotbart (Böhmische Str.43)<br />
20.00: The Vampires<br />
Schlot (& 448 21 60)<br />
21.00: Azolia<br />
Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />
21.00: The Zig ZagJazzed Up Jam Session,host: Uri<br />
Gincel<br />
<strong>Berliner</strong> Festspiele<br />
#immersion<br />
HAUS DER BERLINER FESTSPIELE<br />
IMMERSION –<br />
PERFORMING ARTS 7 16.–24.11.19<br />
DIAMANTE<br />
DIE GESCHICHTE Mariano Pensotti /<br />
EINER MODELLSTADT Grupo Marea<br />
KINO<br />
Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />
WALL∑E –Der Letzte räumt die Erde auf 9.30; Nur<br />
eine Frau 10.00; Deutschstunde 14.00; Das perfekte<br />
Geheimnis 14.00, 16.30, 20.30, 22.20; Das<br />
Wunder von Marseille 14.00, 20.00; Lara 15.00,<br />
16.50, 19.45; Joker (OmU) 17.00, 20.00; 2040<br />
–Wir retten die Welt! (OmU) 18.20; Porträt einer<br />
jungen Frau in Flammen 19.20; Parasite 19.30;<br />
Der Glanz der Unsichtbaren 19.45; Systemsprenger<br />
20.40; Porträt einer jungen Frau inFlammen –Portrait<br />
de la jeune fille en feu (OmU) 22.15; Once<br />
Upon aTime in...Hollywood (OmU) 22.20; Parasite<br />
–Gisaengchung (OmU) 22.40; Ad Astra –Zuden<br />
Sternen (OmU) 22.40; Joker (OF) 23.00<br />
Krokodil (& 44 04 92 98)VictoryDay:Tag desSieges–Den‘<br />
Pobedy(OmU) 18.15; Preview: Gott existiert,<br />
ihr Name ist Petrunya –Gospod postoi, imeto i‘<br />
ePetrunija (OmU; m. Gast) 20.00<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Und banda de<br />
chicas –AGirl‘s Band (OmenglU) 18.30; Under the<br />
Underground (OmenglU) 20.00; ICan Go for That:<br />
The Smooth World ofYacht Rock (OF) 22.00<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)Everest:<br />
Ein Yeti will hoch hinaus 14.15; Der König der Löwen<br />
14.15; Ballon 14.15; Das perfekte Geheimnis<br />
14.20, 17.10, 20.00, 23.00; Maleficent: Mächte<br />
der Finsternis 14.25; Die Addams Family 14.30;<br />
Dora und die goldene Stadt 14.35; Unsere Lehrerin,<br />
die Weihnachtshexe 14.40; Shaun das Schaf:<br />
Der Film: UFO-Alarm 14.45, 17.00; Midway –Für<br />
die Freiheit 16.35, 19.45, 22.40; Terminator –Dark<br />
Fate 16.40, 19.40, 22.50; Ich war noch niemals in<br />
New York 16.55; Joker 17.00, 19.55, 23.00; 3D:<br />
Die Addams Family 17.05; Zombieland 2:Doppelt<br />
hält besser 17.10, 19.55, 22.40; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 17.10, 20.00; Der letzte<br />
Bulle 17.10, 19.50,22.40; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 19.20; Scary Stories toTell in the Dark<br />
19.45; Systemsprenger 19.50; Midsommar 22.45;<br />
Halloween Haunt 22.55; 3D: Gemini Man 22.55<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) DieAddams<br />
Family 13.40, 17.05; Everest: Ein Yeti will hoch<br />
hinaus 13.50; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
14.00, 16.55; Das perfekte Geheimnis 14.00,<br />
17.00, 20.00; Dora und die goldene Stadt 14.05;<br />
Angry Birds 2: Der Film 14.15; Unsere Lehrerin,<br />
die Weihnachtshexe 14.30; Shaun das Schaf: Der<br />
Film: UFO-Alarm 14.40; Bayala – Das magische<br />
Elfenabenteuer 14.40; Midway –Für die Freiheit<br />
16.05, 19.30; Ich war noch niemals in New York<br />
16.30;<br />
Zombieland 2: Doppelt hält besser 16.45, 19.40;<br />
Joker 17.00,19.50; Der letzte Bulle 17.15, 20.15;<br />
Dem Horizont so nah 17.25; 3D: Gemini Man<br />
19.30; Terminator –Dark Fate 20.05; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 20.05; Scary Stories to<br />
Tell in the Dark 20.25<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />
Lieber Antoine als gar keinen Ärger 14.45; Downton<br />
Abbey 17.35, 20.25<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Deutschstunde 18.00;<br />
Systemsprenger 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) Porträt einer jungen Frau<br />
in Flammen –Portrait delajeune fille en feu (OmU)<br />
15.30,20.30; Marianne &Leonard –Words of Love<br />
(OmU) 18.15<br />
Xenon (& 78 00 15 30)Porträt einer jungen Frau in<br />
Flammen 17.30; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />
–Portrait delajeune fille enfeu (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Everest:<br />
Ein Yeti will hoch hinaus 10.00; Shaun das Schaf:<br />
Der Film: UFO-Alarm 12.05; Unsere Lehrerin, die<br />
Weihnachtshexe 12.10, 14.15; Maleficent: Mächte<br />
der Finsternis 12.15, 14.20; Bayala –Das magische<br />
Elfenabenteuer 12.25, 14.00; Die Addams Family<br />
12.30, 14.45; Das perfekte Geheimnis 14.30,<br />
17.15, 20.00; Joker 16.30, 19.45; Zombieland 2:<br />
Doppelt hält besser 16.45, 20.15; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 17.00; Midway –Für die Freiheit<br />
17.10, 19.30<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81)<br />
Und wer nimmt den Hund? 13.15; Downton Abbey<br />
15.15; Systemsprenger 17.45; Deutschstunde<br />
20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Ich war noch niemals<br />
in NewYork 14.00, 17.00, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 0520)<br />
Unsere Lehrerin, dieWeihnachtshexe 10.00, 12.15,<br />
14.15; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 10.00,<br />
12.00; Dora und die goldene Stadt 10.00, 12.15,<br />
14.50; Angry Birds 2: Der Film 10.00, 12.10;<br />
Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 12.05; Die<br />
Addams Family 12.05, 14.20; Maleficent: Mächte<br />
der Finsternis 12.10, 14.30; Joker 14.20, 17.00,<br />
20.05, 22.30; Das perfekte Geheimnis 14.30,<br />
16.35, 17.20, 20.00, 20.05, 23.00; Bayala –Das<br />
magische Elfenabenteuer 14.30; Midway – Für<br />
die Freiheit 16.50, 19.45, 22.50; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 17.15, 19.30;<br />
3D: DieAddams Family 17.15; Zombieland 2: Doppelt<br />
hält besser 17.20, 20.00, 22.45; Terminator –<br />
Dark Fate 19.45, 23.00; Halloween Haunt 22.45;<br />
Joker (OF) 22.50<br />
Thalia Movie Magic (& 774 3440) Everest: Ein<br />
Yeti will hoch hinaus 15.45; Dora und die goldene<br />
Stadt 15.45; Die Addams Family 15.45; Das perfekte<br />
Geheimnis15.45, 18.00, 20.30; Ich war noch<br />
niemals inNew York 17.45; Zombieland 2:Doppelt<br />
hält besser 18.15; Rambo 5: Last Blood 18.15,<br />
20.30; Terminator –Dark Fate 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Rithy Pahn: Eine Liebe<br />
nach dem Krieg – Un soir apres la guerre<br />
(Omdt+frzU) 20.00; Magical History Tour: Ich denke<br />
oft anHawaii –Ein Film für jedes Wohnzimmer<br />
19.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />
3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 12.30,<br />
16.40, 19.30, 22.30; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />
12.30; Joker 12.50, 13.30, 16.20,<br />
16.50, 19.10,20.00, 22.30; Das perfekte Geheimnis<br />
13.00, 14.00, 16.15, 17.20, 20.30, 23.00;<br />
Angry Birds 2:Der Film 13.35; Unsere Lehrerin, die<br />
Weihnachtshexe 13.40; Shaundas Schaf: Der Film:<br />
UFO-Alarm 13.40; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />
13.40; Dora und die goldene Stadt 13.40; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 13.45, 16.30; Das<br />
Wunder von Marseille 13.45, 16.20, 20.00; Playmobil:<br />
Der Film 14.00; Lara 14.00, 17.00, 19.40,<br />
22.45; Downton Abbey 14.00; Die Addams Family<br />
14.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
14.00; 2040 –Wir retten die Welt! 16.15, 18.45;<br />
Ich war noch niemals in New York 16.20, 19.30;<br />
Terminator –Dark Fate 16.30, 19.45, 23.00; Parasite<br />
16.30, 19.10, 22.40; Der letzte Bulle 16.30,<br />
19.20, 22.20; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />
16.45, 19.40, 22.30; 3D: Die Addams Family<br />
16.45; Der König der Löwen 16.45, 19.30; Midway<br />
–Für dieFreiheit 17.10, 19.40,22.40;Gemini Man<br />
19.30; Everybody Everything –Eine Dokumentation<br />
über Lil Peep (OmU) 19.30; Halloween Haunt<br />
19.40, 22.15; Es: Kapitel II20.30; Scary Stories<br />
to Tell in the Dark 21.15, 22.45; AdAstra –Zuden<br />
Sternen 22.45; 47 Meters Down: Uncaged 22.45<br />
CineStar imSony Center (& 04 51/703 0200)<br />
Once Upon aTime in... Hollywood (OF) 10.30; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis –Maleficent: Mistress<br />
of Evil (OF) 13.30, 19.30; Dora und die goldene<br />
Stadt –Dora the Explorer (OF) 13.45; Terminator<br />
–Dark Fate (OF) 13.50, 19.15, 22.30; Midway –<br />
Für die Freiheit (OF) 14.00, 16.30, 19.45, 23.10;<br />
Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm –Shaun<br />
the Sheep Movie: Farmageddon (OF) 14.15; Die<br />
Addams Family –The Addams Family (OF) 14.15,<br />
16.45; Zombieland 2:Doppelt hält besser –Zombieland<br />
2: Double Trap (OF) 16.30, 20.10, 22.50;<br />
3D: Maleficent: Mächte der Finsternis –Maleficent:<br />
Mistress of Evil (OF) 16.30; Downton Abbey (OF)<br />
17.15; Scary Stories to Tell in the Dark (OF) 20.15,<br />
23.00; Parasite 22.30<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D, IMAX:<br />
Pandas 11.45; 3D, IMAX: Buckelwale: Giganten der<br />
Meere 13.20; 3D, IMAX: Galapagos: Wunderland<br />
der Natur 14.50; IMAX: Joker (OF) 16.30, 19.45,<br />
23.00<br />
Filmrauschpalast (& 394 43 44) Music for Cinemas:<br />
Geräusche #6: Film- und Musikprogramm<br />
19.30<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 1650) Die Addams Family 14.00,<br />
16.00; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />
14.00; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
14.30,18.00,20.00; Ich war noch niemals in New<br />
York 14.30, 17.15; Das perfekte Geheimnis 14.30,<br />
17.15, 20.00, 22.30; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />
16.00; Midway –Für die Freiheit 17.00,<br />
20.00, 22.00; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />
18.00, 20.00, 22.45;Terminator –Dark Fate 20.30;<br />
Joker 22.30; Halloween Haunt 23.00<br />
Casablanca (& 677 57 52) Spatzenkino –Hüben<br />
wie drüben 10.00; Deutschstunde 15.30; Ich war<br />
noch niemals in NewYork 18.00; M. C. Escher: Reise<br />
in die Unendlichkeit 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00, 17.00;<br />
Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.00; Das perfekte<br />
Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Recep Ivedik<br />
VI (OmU) 14.15, 17.00, 19.45; Bayala –Das<br />
magische Elfenabenteuer 14.20; Unsere Lehrerin,<br />
die Weihnachtshexe 14.30;Angry Birds 2:Der Film<br />
14.30; Dora und die goldene Stadt 14.45; DieAddams<br />
Family 14.45, 17.15; Midway –Für die Freiheit<br />
16.35, 19.50; Ich war noch niemals inNew<br />
York 16.45; Joker 17.10, 20.15; Shaun das Schaf:<br />
Der Film: UFO-Alarm 17.15; Zombieland 2:Doppelt<br />
hält besser 17.30, 20.15; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 19.35; Terminator –Dark Fate 19.45;<br />
Sneak Preview (OF) 20.00; Scary Stories toTell in<br />
the Dark 20.00<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Die<br />
Addams Family 14.15, 17.10; Bayala –Das magische<br />
Elfenabenteuer14.15;Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 14.20; Das perfekte Geheimnis 14.20,<br />
17.15, 20.10; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />
14.30; Dora und die goldene Stadt 14.40; Recep<br />
Ivedik VI(OmU) 14.45, 16.30, 17.30, 19.30,<br />
20.15; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
16.45, 20.30; Joker 16.50, 19.50; 7. Kogustaki<br />
Mucize –Das Wunder in Zelle Sieben (OmU) 17.20,<br />
19.50;Terminator –Dark Fate 19.30<br />
City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) Das Forum<br />
(OmU) 18.45; Parasite –Gisaengchung (OmU)<br />
21.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 40 01) Geschichten jener<br />
Nacht 18.00; ImNiemandsland 20.15<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Das perfekte Geheimnis<br />
15.45, 18.15, 20.45; Das perfekte Geheimnis<br />
12.30; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar<br />
15.00; Ich war noch niemals in New York 17.15,<br />
20.00<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Nurejew –The<br />
White Crow 15.30; Systemsprenger 18.00; Der<br />
Glanz der Unsichtbaren 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) The Report<br />
15.15; Ich war noch niemals in New York 17.45;<br />
Happy Ending –70ist das neue 7020.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 8114678) Fisherman‘s Friends –Vom Kutter<br />
indie Charts 18.00; Blinded bythe Light 20.30<br />
Capitol (& 831 64 17) Lara 15.00, 20.30; Parasite<br />
17.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12) Frau<br />
Stern 17.00; Supergirl –Das Mädchen von den<br />
Sternen (mit Gästen u. Gespräch) 19.00<br />
ThaliaPotsdam (& 03 31/743 70 20)Lara 10.30,<br />
14.00, 16.30, 18.45; Der Glanz der Unsichtbaren<br />
13.30; Deutschstunde 14.00; Verteidiger des Glaubens<br />
–Defender of the Faith 14.15; Das perfekte<br />
Geheimnis 15.30, 18.00, 20.45; Unsere Lehrerin,<br />
die Weihnachtshexe 16.15; Porträt einer jungen<br />
Frau in Flammen 16.15, 20.45; Marianne &Leonard<br />
–Words of Love (OmU) 18.30; Happy Ending –<br />
70 ist das neue 7018.45; Systemsprenger 20.45;<br />
Parasite 20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 13.50, 16.40;<br />
Ich war noch niemals in New York 13.50, 16.50,<br />
20.15; Everest 13.50, 17.10; Das perfekte Geheimnis<br />
13.55, 16.55, 19.40, 19.55; Dem Horizont so<br />
nah 14.00; Die Addams Family 14.10; Shaun das<br />
Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.20; Bayala –Das<br />
magische Elfenabenteuer 14.30; Midway –Für die<br />
Freiheit 16.20, 19.40; Joker 16.50, 19.50; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser 17.15, 20.15; 3D:<br />
Die Addams Family 17.20; Terminator –Dark Fate<br />
19.45;3D: Maleficent:Mächteder Finsternis 20.00<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Die AddamsFamily15.00;Das<br />
perfekte Geheimnis17.15,<br />
20.00<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />
Mein Leben mitAmanda 17.15; Idioten der Familie<br />
20.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Unsere<br />
Lehrerin, die Weihnachtshexe 14.30;Everest14.30;<br />
Dasperfekte Geheimnis 14.30, 17.00, 20.00; Dora<br />
und die goldene Stadt 14.45; Shaun das Schaf::<br />
UFO-Alarm 14.50; Maleficent 14.50, 17.15; Dem<br />
Horizont sonah 14.50; Bayala 14.50; Angry Birds<br />
2: Der Film 14.50; Die Addams Family 15.15,<br />
17.40; Terminator –Dark Fate 17.00, 20.15; Ich<br />
war noch niemals inNew York 17.00; Joker 17.15,<br />
20.00; Midway 17.30, 19.50; 3D: Maleficent<br />
17.30, 20.20; Preview: Zombieland 2: Doppelt<br />
hält besser 17.40, 20.30; Der letzte Bulle 17.45,<br />
20.15; Scary Stories toTell in the Dark 20.10; 3D:<br />
Gemini Man 20.10; Halloween Haunt 20.30<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 15.00; Das perfekte<br />
Geheimnis 15.00, 17.45, 20.30; Die Addams Family<br />
15.30; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
17.45, 20.30; Rambo 5:Last Blood 18.00; Systemsprenger<br />
20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 4828)<br />
Die Addams Family 14.30; Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 14.45, 17.15; Das perfekte Geheimnis<br />
15.00, 17.30, 20.00; Angry Birds 2: Der Film<br />
15.30;3D: DieAddamsFamily 16.15;Ich warnoch<br />
niemalsinNew York 17.45; Joker18.00, 20.30;3D:<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 19.45; Terminator<br />
–Dark Fate 20.15<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Angry Birds<br />
2: Der Film 15.00; Das perfekte Geheimnis 15.30,<br />
17.15, 20.00; Systemsprenger18.00;Ich warnoch<br />
niemals in NewYork 20.45
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
DOKUS<br />
Gefährdet<br />
Facebook die<br />
Demokratie?<br />
VonTorsten Wahl<br />
Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />
der vernetzten<br />
Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />
den technischen Veränderungen?<br />
Und was bringt die digitale Zukunft<br />
für die Menschheit? Mehrere Dokus<br />
fragen nach den Wechselwirkungen<br />
zwischen Netz und Politik.<br />
„Fake America Great Again“: Dass<br />
Donald Trump seine überraschende<br />
Wahl unter anderem den digitalen<br />
Helfernder FirmaCambridge Analytica<br />
zu verdanken hat, ist seit den<br />
Enthüllungen im Frühjahr 2018 bekannt.<br />
DieDoku vonArteFrankreich<br />
zeigt Hintergründe auf und erklärt,<br />
wer hinter der Firma stand: Robert<br />
Mercer hatte zuvor als IT-Genie Karriere<br />
gemacht, erst bei IBM, später<br />
bei einem Hedge-Fonds,der Börsenkurse<br />
erfolgreich analysierte. Detailliert<br />
erklärt Autor Robert Huchon<br />
auch, wie die schwankenden Wähler<br />
in den entscheidenden Bundesstaaten<br />
beeinflusst wurden: Die dank<br />
Millionen missbrauchter Facebook-<br />
Daten ermittelten Adressaten bekamen<br />
personalisierte Dark-Posts im<br />
Sinne von Trump, die nicht öffentlich<br />
wurden und schnell wieder verschwanden.<br />
Die Dokumentation „FakeAmerica GreatAgain.<br />
WieFacebook und Co die Demokratie gefährden“<br />
läuft heute um 21.10 Uhr beiArte und steht bis<br />
2022 in derArte-Mediathekbereit.<br />
„Digitalisierung –Gefahr oder Chance<br />
für die Demokratie?“: Ob die Digitalisierung<br />
auch positive Folgen für die<br />
Demokratie haben kann, danach<br />
fragt eine Ausgabe der Reihe „Respekt“<br />
im ARD-Bildungskanal Alpha.<br />
Reporter Sebastian Leidecker<br />
trifft Experten, die die Internetauftritte<br />
deutscher Parteien beobachten.<br />
Ebenso zu Wort kommen Akteure,<br />
die sich gegen den Missbrauch<br />
der neuen Tools engagieren. So hat<br />
Rayk Anders auf dem Portal Funk in<br />
seinem Video „Lösch dich!“ vorgeführt,<br />
wie sich rechtsnationale Hater<br />
organisieren und Kritiker bedrohen;<br />
Karolin Schwarz betreibt das Portal<br />
Hoax, das falsche Gerüchte über<br />
Flüchtlinge mit lokalen Medienberichten<br />
entkräftet.<br />
DieReportage „Digitalisierung –Gefahroder<br />
Chance für die Demokratie?“ steht nebenanderen<br />
Beiträgender Reihe „Respekt“ bis2024 in<br />
der ARD-Mediathek.<br />
„DarkTube“: Unter dem Motto<br />
„DarkTube“ setzt sich das von ARD<br />
und ZDF betriebene Jugendportal<br />
Funk mit dem Extremismus auf You-<br />
Tube auseinander.Sozeigen die „Jäger<br />
&Sammler“, wie der Vorschlagsalgorithmus<br />
die Vernetzung extremistischer<br />
Kräfte fördert und reden<br />
mit Mitarbeitern der Amadeu-Antonio-Stiftung.<br />
Die Aufklärer von<br />
„Simplicissimus“ zeigen, warum<br />
Verschwörungstheorien solch großen<br />
Zuspruch finden. Rechte Akteure<br />
behaupten beispielsweise,<br />
dass hinter dem Engagement von<br />
Rezo und 90 YouTubern inWirklichkeit<br />
die Grünen steckten.<br />
DieBeiträge sindauf funk.net und bei YouTube<br />
abrufbar.<br />
Torsten Wahl hat das<br />
TV-Programm nach Digitalthemen<br />
durchforstet.<br />
„Boom, bang –Licht aus!“<br />
Netflix war nur der Anfang –wie Streamingdienste unsere Sehgewohnheiten verändern<br />
VonImre Grimm<br />
Es sei doch erstaunlich, sagt<br />
Schauspieler Billy Crudup<br />
in einer NewYorker Szenebar,<br />
wie die ganzeWelt des<br />
Fernsehens in so wenigen Jahren so<br />
tief gefallen sei. „Boom, bang –Licht<br />
aus!“ Er nippt am Whisky. „Es sei<br />
denn, wir erfinden sie neu.“<br />
Crudup spielt in der von Apple<br />
produzierten Hochglanzserie „The<br />
Morning Show“ den Chef des fiktivenUS-Nachrichtenkanals<br />
UBA. Die<br />
Szene ist ein ironischer Seitenhieb<br />
auf die eigene Branche: Die alte TV-<br />
Welt stirbt –und globale Milliardenkonzerne<br />
wollen sie neu erfinden.<br />
Da verschmelzen Fiktion und Realität<br />
–denn es ist das Unternehmen<br />
Apple selbst, das zum weißen Ritter<br />
des Fernsehens werden möchte.<br />
Der TV-Markt steht vor einem<br />
massiven Umbruch. Schon wieder.<br />
Vorwenigen Tagen erst hat Apple in<br />
100 Ländern, darunter Deutschland,<br />
seinen Streamingdienst AppleTV+,<br />
gestartet –mit überschaubarem Angebot,<br />
aber um so größeren Ambitionen.<br />
Am heutigen Dienstag startet<br />
der Disney-Konzerninden USA sein<br />
Angebot Disney+. Im Frühjahr 2020<br />
kommt Disney+ nach Deutschland.<br />
Weitere US-Streamingdienste stehen<br />
in den Startlöchern. Das private<br />
lineareFernsehen kämpft ums Überleben<br />
–Streaming ist das Modell der<br />
Zukunft. Zu bequem, zu reichhaltig<br />
ist das Angebot.<br />
Vorbehalte bei Apple<br />
In der Branche ist bereits vom<br />
„Streaming War“ die Rede. Esist ein<br />
kreativer Krieg um die Aufmerksamkeit<br />
eines verwöhnten Publikums –<br />
und um die besten Geschichtenerzähler.Der<br />
große Verlierer heißt Hollywood,<br />
denn der Exodus von Autoren,<br />
Stars und Filmemachern hin zu<br />
den Streaming-Anbietern ist atemberaubend.<br />
Der neue Film von Martin<br />
Scorsese etwa –„The Irishman“<br />
mit RobertdeNiro, Al Pacino undJoe<br />
Pesci–ist eine Netflix-Produktion. Er<br />
startetam14. November.<br />
Netflix war bisher das popkulturelle<br />
Schlemmerbüffet der Stunde.<br />
Der Streaming-Pionier dominierte<br />
die Welt des abrufbaren Glamourfernsehens.<br />
Die Firma führte das<br />
„Golden Age of Television“ zu voller<br />
Blüte, verhalf dem Selektivglotzen<br />
zum Durchbruch und machte die<br />
TV-Hochglanzserie endgültig zur<br />
kulturell einflussreichsten Erzählform<br />
der Gegenwart, quasi zum Roman<br />
des 21. Jahrhunderts.<br />
Undnun?„DieWettbewerber bedrängen<br />
uns, das wird spannend“,<br />
teilte der 59-Jährige Netflix-Gründer<br />
Reed Hastings der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsbetzwerk<br />
Deutschland) mit. „Am Ende ist sicher<br />
kein Platz für 20 Streaminganbieter.Aber<br />
es werden mehreresein.<br />
Wirmüssen uns eben unverzichtbar<br />
machen.“ Hastings ist kein Mann<br />
der Furcht.<br />
Das Konzept von Netflix mit seinen<br />
158 Millionen Abonnenten weltweit<br />
(in Deutschland dürften es fünf<br />
bis sechs Millionen sein) hat die<br />
schlafenden Riesen geweckt. „Disney+<br />
ist das wichtigste Projekt meiner<br />
bisher 14-jährigen Amtszeit“,<br />
sagt Disney-Chef Bob Iger. Bis 2024<br />
will er auf 60 bis 90 Millionen Abonnenten<br />
kommen. Undanders als bei<br />
Netflix ist das Arsenal von Disney<br />
prallt gefüllt mit heißer Eigenware:<br />
Marvel-Filme, Pixar-Klassiker, die<br />
„Star Wars“-Episoden, die „Simpsons“,<br />
„Piraten der Karibik“ –all das<br />
gehört zum Disney-Arsenal. Apple<br />
dagegen startet bei Null.<br />
Der iPhone-Konzern will sein<br />
geschlossenes Ökosystem zur Verbesserung<br />
der Kundenloyalität mit<br />
Qualitätsentertainment füttern<br />
und gibt Käufern eines iPhones,<br />
iPads oder Macs AppleTV+ für ein<br />
Jahr kostenlos dazu, alle anderen<br />
zahlen 4,99 Euro im Monat (Netflix<br />
kostet ab 7,99 Euro, Disney+ wird<br />
wohl 6,99 Euro kosten). Bisher aber<br />
sind nur elf Serien abrufbar,darunter<br />
das bestürzend konventionelle<br />
Konkurrenz für Hollywood: RobertdeNiro spielt in „The Irishman“ (Netflix) mit.<br />
Staraufgebot bei Apple mit Jennifer Aniston und Steve Carell in „The Morning Show“. APPLE<br />
Auch Klassiker wie „Fantasia“ gehören zum Streaming-Angebot vonDisney.<br />
„Iron Man“ mit RobertDowneyJr. gilt als sehr beliebt bei Streaming-Fans.<br />
1997: Gemeinsam mit Marc<br />
Randolph gründete Reed<br />
Hastings in Los Gatos (Kalifornien)<br />
Netflix, zunächst als<br />
Online-Videothek. Im Jahr<br />
2007 stieg Netflix ins Videoon-Demand-Geschäft<br />
ein<br />
und machte die Inhalte per<br />
Streaming für Abonnenten<br />
zugänglich. Im März 2019<br />
hatte Netflix weltweit knapp<br />
158 Millionen Abonnenten.<br />
Comedy-Drama „The Morning<br />
Show“ mit Jennifer Aniston und<br />
ReeseWitherspoon über die Querelen<br />
hinter den Kulissen einer kriselnden<br />
TV-Show, die Weltraum-<br />
Reihe „For All Mankind“ von„Battlestar<br />
Galactica“-Macher Ron<br />
Moore, dazu „Dickinson“ mit Hailee<br />
Steinfeld („True Grit“) über die<br />
Jugend der Dichterin Emily Dickinson<br />
im 19. Jahrhundert und<br />
DIE HISTORIE<br />
Netflix-Gründer<br />
Reed Hastings.<br />
IMAGO<br />
DISYNEY<br />
MARVEL<br />
2019: Die US-Unternehmen<br />
Apple und Walt Disney<br />
haben die Streamingwelt für<br />
sich entdeckt. Voreiner Woche<br />
ging Apple TV+ an den<br />
Start, die Monatsgebühr beträgt<br />
4,99 Euro, Disneysoll<br />
angeblich 6,99 Euro verlangen,<br />
wenn dasAngebot im<br />
März 2020 nach Deutschland<br />
kommt. Heute geht es<br />
in den USA los.<br />
NETFLIX<br />
„See“, ein dystopisches Epos, in<br />
dem die Menschheit kollektiv erblindet.<br />
Ausgerechnet.<br />
Eine Milliarde Dollar investiert<br />
Apple angeblich pro Jahr in eigene<br />
TV-Inhalte. Das klingt nach viel.<br />
Aber:Netflix gibt jährlich rund acht<br />
Milliarden Dollar für Inhalte aus,<br />
Amazon Prime Video vier Milliarden,<br />
der US-Konkurrent Hulu etwa<br />
drei und der Pay-TV-Kanal HBO<br />
zwei Milliarden Dollar – immer<br />
noch doppelt so viel wie Apple.<br />
Apple hat große Stars vom Markt<br />
gekauft und neben Aniston auch<br />
OprahWinfrey und Steven Spielberg<br />
verpflichtet. Er sei „völlig hin und<br />
weg angesichts der herausragenden<br />
Storyteller,die jetzt bei Apple TV+zu<br />
Hause sind“, twitterte Apple-Chef<br />
Tim Cook. Wasernicht schrieb: Das<br />
magere Apple-Angebot erntete bisher<br />
mäßige Kritiken. Eine einzige<br />
Folge der optisch eher unaufwendigen<br />
Serie „The Morning Show“ soll<br />
bis zu 15 Millionen Dollar gekostet<br />
haben –das entspricht umgerechnet<br />
etwa zwölf ARD-Tatort-Folgen.<br />
Sieben Apple-Serien –das wirkt<br />
natürlich kümmerlich. Zum Vergleich:<br />
Netflix hat mehr als 1000 Serien<br />
und knapp 3000 Filme im Angebot,<br />
Amazon PrimeVideo kommt auf<br />
600 Serien und 3400 Spielfilme.<br />
Quantitativ kann da nur Disney mithalten.<br />
Für Netflix kommt die neue<br />
Konkurrenz zur Unzeit: Die Wachstumskurve<br />
ist abgeflacht. Die Kundschaft<br />
klagt immer öfter,Netflix leergeguckt<br />
zu haben. Immerhin startet<br />
am 17. November die dritte Staffel<br />
des Hits „The Crown“ über die britische<br />
Königin Elizabeth II.<br />
Fußballbei der Telekom<br />
Wasbedeutet das für die Zuschauer?<br />
DieOffensiveder globalen Märchenerzähler<br />
wirkt zunächst wie eine gute<br />
Nachricht: Das Angebot steigt, die<br />
Zahl der Produktionen ebenso.<br />
Große Auswahl gleich große Freiheit?<br />
Die Gleichung geht nicht auf.<br />
Apple-Chef Cook persönlich stoppte<br />
die geplante Serie„Vital Signs“ über<br />
die Hip-Hop-Ikone Dr. Dre, weil sie<br />
Orgienszenen und Kokainkonsum<br />
zeigen sollte. Apple-Manager Eddie<br />
Cue soll Produzenten gar angewiesen<br />
haben, den Wachstumsmarkt<br />
China nicht in zu negativem Licht zu<br />
zeigen. Kniefall vorPeking?<br />
Wie empfindlich Regierungen<br />
reagieren können, zeigte der polnische<br />
Regierungschef Mateusz Morawiecki.<br />
Er beklagte sich gesternüber<br />
zu viele historische Darstellungsfehler<br />
in „The Devil Next Door“. In der<br />
Dokumentarserie geht es um NS-<br />
Konzentrationslager und die Suche<br />
nach dem Kriegsverbrecher John<br />
Demjanjuk. „Für deren Schöpfer<br />
vielleicht nur unwichtige Irrtümer,<br />
aber für Polen sind sie sehr schädlich“,<br />
sagte der Regierungschef.<br />
„Die Disney-Maschinerie zwingt<br />
jedermann die gleichen lebensbestimmenden<br />
Träume auf“, schrieb<br />
der Filmkritiker Richard Schickel<br />
schon vor 50Jahren. „Unter kapitalistischen<br />
Vorzeichen betrachtet ist<br />
sie ein wahresWunderwerk,inkultureller<br />
Hinsicht hingegen im Wesentlichen<br />
ein Grauen.“ Möglich, dass<br />
sich die Geschichte wiederholt. „Es<br />
ist zu befürchten, dass man überhaupt<br />
nichts anderes mehr machen<br />
darf als Serien“, kritisiert auch Henk<br />
Handloegten, Regisseur von „Babylon<br />
Berlin“ im Gespräch mit der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland). Sicher ist: Der Markt<br />
wächst. Ein Drittel aller Deutschen<br />
nutzt bereits Streamingdienste.<br />
Und was machen die klassischen<br />
FernsehsenderinDeutschland? ARD<br />
und ZDF bauen immerhin ihre Mediatheken<br />
aus,damit aufwendig produzierte<br />
Dokumentationen und<br />
Spielfilme länger zu finden sind. Außerdem<br />
nutzen sie ihre verschiedenen<br />
Plattfformen wie die dritten Programme<br />
oder die Kooperation mit<br />
Arte, umihre Inhalte besser verfügbarzumachen.Wasallerdings<br />
zu der<br />
Konkurrenz aus Übersee dazukommt:<br />
Auch dieTelekom ist eingestiegen<br />
in den Wettbewerb um Bewegtbilder.<br />
Sosicherte sich das Unternehmen<br />
die Übertragungsrechte<br />
für die Fußball-Europameisterschaft<br />
2024 in Deutschland. „Wir sind stolz,<br />
die EM im eigenen Land bei MagentaTV<br />
und MagentaSport zeigen zu<br />
können. Wirwerden alles tun, damit<br />
die Heim-EM zu einem Fest für die<br />
Fans wird und alle dabei sein können“,<br />
erklärte Telekom-Manager MichaelHagspihl<br />
im Oktober.<br />
Mehr Straftaten<br />
im Bereich<br />
Cyberkriminalität<br />
BKA geht von Schäden<br />
in Milliardenhöhe aus<br />
Imvergangenen Jahr ist die Zahl<br />
der Straftaten durch Cyberkriminalität<br />
auf rund 350 000 Fälle angestiegen.<br />
Dabei fallen 87 106 Straftaten<br />
unter Cyberkriminalität im engeren<br />
Sinne, sagte Peter Henzler,Vizepräsident<br />
des Bundeskriminalamts<br />
(BKA), am Montag in Wiesbaden.<br />
Dazu gehören unter anderem Datenausspähung<br />
und Computersabotage<br />
–die Zahl stieg seit dem Vorjahr<br />
um 1,3 Prozent an. Darüber hinaus<br />
gab es fast 272 000 Straftaten, die<br />
über das Internet verübt wurden.<br />
Diese Straftaten kategorisiert das<br />
BKA als Cyberkriminalität im weiteren<br />
Sinne. Darunter fallen beispielsweise<br />
Vergehen, bei deren Planung<br />
Informations- und Kommunikationstechnik<br />
genutzt wurde. Demnach<br />
entstanden 2018 durch Cyberkriminalität<br />
mindestens 60,7 Millionen<br />
Euro Schaden, sagte Henzler. Er<br />
wies darauf hin, dass es bei der Cyberkriminalität<br />
einen massiven<br />
Dunkelbereich gebe: Schätzungen<br />
zufolge dürfte sich der Schaden allein<br />
für Unternehmen auf mehr als<br />
hundert Milliarden Euro belaufen.<br />
Unternehmen scheuen demnach<br />
häufig vor der Anzeige zurück, weil<br />
sie um ihre Reputation fürchten. Einige<br />
Unternehmen sind jedoch zur<br />
Meldung verpflichtet, da es sich bei<br />
ihnen um sogenannte Kritische Infrastrukturen<br />
handelt, erläuterte<br />
Henzler.Dazu gehören zum Beispiel<br />
die Sektoren Energie, Finanzwesen,<br />
Transport und Verkehr, Gesundheit<br />
sowie Medien und Kultur. Zwischen<br />
Juni 2017 und Mai 2018 gingen dahingehend<br />
145 Meldungen zu festgestellten<br />
Störungen ein, hieß es.<br />
Dabei habe der Schwerpunkt wie im<br />
Vorjahr im Sektor Informationstechnik<br />
und Telekommunikation gelegen.<br />
Hauptangriffstechnik sei der<br />
Versand von„Spear-Phishing-Mails“<br />
mit schadhaften Links oder Schadanhang.<br />
BKA-VizeHenzler ging davon<br />
aus, dass die Zahl der Straftaten<br />
der Cyberkriminalität in Deutschland<br />
auch in den kommenden Jahrenweiter<br />
steigen dürfte. (dpa)<br />
Die Kriminalität in der digitalen Welt<br />
nimmt zu.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Teamviewer<br />
erfolgreich<br />
Starkes<br />
Quartalswachstum<br />
D<br />
er seit kurzem ander Börse notierte<br />
Softwarekonzern Teamviewer<br />
ist im dritten Quartal rasant<br />
gewachsen. DieinRechnung gestellten<br />
Umsätzestiegen in den drei Monaten<br />
bis Ende September um 63<br />
Prozent auf 83 Millionen Euro, wie<br />
das Unternehmen am Montag in<br />
Göppingen mitteilte. Imlaufenden<br />
Jahr peilt der Hersteller vonSoftware<br />
zur Computer-Fernwartung und für<br />
Videokonferenzen bei diesem Wert<br />
weiter ein Wachstum von 35bis 39<br />
Prozent auf 310 Millionen Euro bis<br />
320 Millionen Euro an. Der umSondereffekte<br />
bereinigte Gewinn vor<br />
Zinsen, Steuern und Abschreibungen<br />
(Ebitda) sei im dritten Quartal<br />
um 95 Prozent auf 46 Millionen Euro<br />
geklettert. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />
(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn<br />
sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />
HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />
Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />
(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />
Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Fluss<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />
Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45 (für HG)<br />
Wissen voracht –Zukunft 19.50 (für HG) Wetter<br />
19.55 (für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens<br />
Arztserie. Schmerzhafte Entscheidung.Die<br />
Stimmung in der Belegschaft ist nach der<br />
Kündigung vonCheftierpfleger Conny<br />
angespannt. Seine Kollegen proben<br />
schließlich den Aufstand.<br />
21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
Arztserie. Die wilde Heidi<br />
21.45 (für HG) Report Mainz<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Kölner Treff<br />
0.15 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens<br />
1.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
RTL<br />
5.25 Exclusiv –Das Starmagazin 5.35 Explosiv<br />
–Das Magazin 6.00 Guten Morgen Deutschland<br />
8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily<br />
Soap 9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG)<br />
Alles was zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht<br />
Report 11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt<br />
12 –Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Schätze<br />
aus Schrott 16.00 Mensch Papa! Väter allein zu<br />
Haus 17.00 Herz über Kopf. Telenovela 17.30<br />
Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das<br />
Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin<br />
18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –Das Wetter<br />
19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40<br />
(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Bachelor in Paradise<br />
Dateshow. Mit Steffi, Kimberleyund<br />
Janina Celine eroberndrei neue<br />
Single-Ladys das Paradies. Zeit für<br />
Romantik gibt es auf dem ersten<br />
Übernachtungsdate.<br />
22.15 Bauer sucht Frau<br />
0.00 RTL Nachtjournal<br />
0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />
0.30 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
Krimiserie. Der Mann in der Wand<br />
1.25 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
Krimiserie. Der Mann in der Todeszelle<br />
MDR<br />
14.00 (für HG) MDR um 2 15.15 Die gefährlichsten<br />
Schulwegeder Welt 16.00 (für HG) MDR<br />
um 4 17.45 (für HG) MDR aktuell 18.05 (für HG)<br />
Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für<br />
HG) Unser Sandmännchen 19.00 Regionales<br />
19.30 (für HG) MDR aktuell 19.50 (für HG)<br />
Einfach genial 20.15 (für HG) Umschau 21.00<br />
(für HG) Pauker,Pioniere und Pennäler 21.45 (für<br />
HG) MDR aktuell 22.05 Waswurde aus der<br />
Volksbildung 22.48 MDR aktuell 22.50 (für HG)<br />
Polizeiruf 110: Doppeltes Spiel. Krimireihe, DDR<br />
1978 0.15 (für HG) WaPo Bodensee<br />
Bayern<br />
14.45 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 (für HG)<br />
Schnittgut 16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für<br />
HG) WirinBayern 17.30 Regionales 18.00 (für<br />
HG) Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau<br />
19.00 (für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG)<br />
Dahoam is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Tatort: Scherbenhaufen.<br />
Krimireihe, D2012 21.45 (für HG) Rundschau<br />
Magazin 22.00 (für HG)Capriccio 22.30 (für HG)<br />
Ein TagimLeben vonHans Magnus Enzensberger<br />
23.15 nacht:sicht 23.45 KlickKlack 0.15<br />
Bamberger Symphoniker spielen Mendelssohn<br />
Vox<br />
5.15 (für HG) CSI: NY 6.50 (für HG) CSI: Den<br />
Täternauf der Spur 8.45 Verklag mich doch!<br />
10.50 VoxNachrichten 10.55 Mein Kind, dein<br />
Kind 11.55 Shopping Queen 12.55 Zwischen<br />
Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind<br />
15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten und<br />
eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />
18.00 First Dates 19.00 Das perfekte Dinner<br />
20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Die Höhle der<br />
Löwen 22.55 Goodbye Deutschland! 23.55 Vox<br />
Nachrichten 0.15 (für HG) Medical Detectives –<br />
Geheimnisse der Gerichtsmedizin<br />
Super RTL<br />
8.55 PawPatrol 9.25 Die Oktonauten 9.45<br />
Calimero 10.05 Sammy 10.40 Grizzy &die<br />
Lemminge 11.05 Alvinnn!!! 11.35 Go Wild!<br />
12.05 Friends 12.25 Trolls 12.45 Polly Pocket<br />
13.15 Tomund Jerry 13.45 Bugs Bunny&<br />
LooneyTunes 14.15 Angelo! 14.45 Dragons<br />
15.15 Ninjago 15.40 Alvinnn!!! 16.10 Sally<br />
Bollywood 16.40 Die Nektons 17.10 Mighty<br />
Mops 17.40 Angelo! 18.10 Bugs Bunny&<br />
LooneyTunes 18.35 Woozle Goozle 19.05<br />
Alvinnn!!! 19.45 Tomund Jerry 20.15 Snapped<br />
0.00 Böse Mädchen 0.25 Infomercials<br />
Sport1<br />
6.00 Teleshopping 15.30 Normal 16.00 Cajun<br />
Pawn Stars –Pfandhaus Louisiana 16.30 Storage<br />
Wars –Die Geschäftemacher.Doku-Soap 16.55<br />
Eishockey.Champions Hockey League.<br />
Achtelfinale, Hinspiel: Yunost Minsk –EHC Red<br />
Bull München, live 19.25 Eishockey.Champions<br />
Hockey League. Achtelfinale, Hinspiel: Augsburger<br />
Panther –EHC Biel Bienne, live 22.00 Darts.<br />
Grand Slam of Darts. Gruppenspiele, 1. Runde,<br />
live 0.00 Magenta Sport: Arena 1.00 Die PS<br />
Profis –MehrPower aus dem Pott<br />
ZDF<br />
5.15 (für HG) hallo deutschland 5.30 (für HG)<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />
9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />
Gelöbnis in Berlin 12.25 drehscheibe 13.00 (für<br />
HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />
Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />
(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />
Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />
(für HG) Die Rosenheim-Cops 17.00 (für HG)<br />
heute 17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45<br />
(für HG) Leute heute 18.00 (für HG) Soko<br />
Hamburg.Unter Verdacht 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG) Die<br />
Rosenheim-Cops. Krimiserie. Ein ganz heißer Tipp<br />
20.15 (für HG) ZDFzeit<br />
Warumwir hassen –Eine Steven-Spielberg-Produktion.<br />
Menschen sind fähig zu<br />
Liebe und Mitgefühl –aber auch zu<br />
Grausamkeit und Hass. Waslässt sie ihre<br />
Menschlichkeit verlieren?<br />
21.00 (für HG) Frontal 21<br />
21.45 (für HG) heute journal<br />
22.15 (für HG) 37°: Dann wäre ich ein<br />
gemachter Mann<br />
22.45 (für HG) Markus Lanz<br />
0.00 heute+<br />
0.15 Neu im Kino<br />
Sat.1<br />
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />
13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />
am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />
–Die Familienhelfer.Ein 16-Jähriger leidet unter<br />
starken Kopfschmerzen und schwitzt unglaublich<br />
viel. Seine Mutter macht sich besorgt auf den<br />
Wegzur Praxis. /Ein Mädchen verbietet ihrer<br />
Familie, tierische Lebensmittel zu essen. 17.30<br />
Klinik am Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine<br />
18.00 Die Ruhrpottwache 19.00 Genial<br />
daneben –das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />
20.15 (für HG) Navy CIS<br />
Krimiserie. Ex ist Ex. Major Ellen Wallace<br />
wurde nach dem 11. September 2001<br />
bei dem Terroranschlag aufs Pentagon für<br />
tot erklärt. Nun, 18 Jahre später,wird ihre<br />
Leiche auf einer Baustelle gefunden.<br />
21.15 Navy CIS: L.A.<br />
Krimiserie. Nachtflug nach San Francisco<br />
22.10 Hawaii Five-0<br />
Krimiserie. Das Leben geht weiter<br />
23.10 Focus TV –Reportage<br />
Einmal dick, immer dick?<br />
0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />
WDR<br />
12.45 (für HG) WDR aktuell 13.05 (für HG)<br />
Elefant, Tiger&Co. 13.55 (für HG) Lichters<br />
Schnitzeljagd 14.25 (für HG) Tierärztin Dr.<br />
Mertens 16.00 (für HG) WDR aktuell 16.15 Hier<br />
und heute 18.00 (für HG) WDR aktuell /<br />
Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für<br />
HG) Aktuelle Stunde 19.30 Regionales 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Abenteuer<br />
Erde 21.00 (für HG) Quarks 21.45 (für HG) WDR<br />
aktuell 22.10 (für HG) Die Auserwählten. Drama,<br />
D2014 23.40 (für HG) Jetzt.nicht. Drama, D<br />
2017 1.00 (für HG) Quarks<br />
NDR<br />
13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />
Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />
die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) NaturNah<br />
18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Visite 21.15<br />
(für HG) Panorama 3 21.45 (für HG) NDR Info<br />
22.00 (für HG) Polizeiruf 110: Abwärts.<br />
Krimireihe, D2014 23.30 (für HG) Weltbilder<br />
0.00 Die Verwandlung<br />
Kabel eins<br />
5.00 Numb3rs 5.50 Without aTrace 6.40 (für<br />
HG) The Mentalist 7.35 Blue Bloods 9.25 (für<br />
HG) Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.10<br />
Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.05 (für HG)<br />
Castle 14.00 (für HG) The Mentalist 14.55 (für<br />
HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news 16.00<br />
Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />
Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55<br />
Achtung Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15<br />
(für HG) 16 Blocks. Actionfilm, USA/D 2006<br />
22.20 Hostage–Entführt. Thriller,D/USA 2005<br />
0.35 16 Blocks. Actionfilm, USA/D 2006<br />
RTLZWEI<br />
5.15 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 Die<br />
Straßencops Ruhrgebiet –Jugend im Visier 8.00<br />
Frauentausch 12.00 Die Geissens –Eine<br />
schrecklich glamouröse Familie! 13.00 Die<br />
Reimanns –Ein außergewöhnliches Leben 14.00<br />
Station B1 –Kinderärzte mit Herz 15.00 Die<br />
Wache Hamburg 16.00 Die Wache Hamburg<br />
17.00 News 17.04 Wetter 17.05 Krass Schule<br />
–Die jungen Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05<br />
Berlin –Tag &Nacht 20.15 Hartz und herzlich<br />
22.15 Hartz und herzlich 0.15 Autopsie –Mysteriöse<br />
Todesfälle 1.25 Die Forensiker<br />
Eurosport 1<br />
8.30 Snooker.NorthernIreland Open in Belfast.<br />
Tag110.30 Rallye. FIA European Rally<br />
Championship (ERC) –Rally Hungary. Rückblick<br />
11.00 Motorsport 13.00 Snooker.Northern<br />
Ireland Open in Belfast. Tag113.45 Snooker.<br />
NorthernIreland Open in Belfast. Tag2,live<br />
19.10 Horse Excellence. Die Pferdesport-Highlights<br />
der Woche 19.40 Nachrichten 19.45<br />
Snooker.NorthernIreland Open in Belfast. Tag2,<br />
live 23.55 Nachrichten 0.00 Motorsport. 4<br />
Stunden vonShanghai 1.00 ERC All Access<br />
TV-Tipps<br />
ZDF, 20.15 UHR DOKU-REIHE<br />
ZDFzeit<br />
Inder von StevenSpielbergproduzierten Doku erklärtKonflikt-Forscherin<br />
Sasha Havlicek, wie Rassismus,religiöser Eifer oder nationalistischer Wahn<br />
entstehen können. In den USA sind die sogenanntenwhite supremacists<br />
schon seit Jahren das Gesicht des Terrors –eine wachsende Szene von Neonazis,Skinheads,Antisemiten<br />
und Ku-Klux-Klan-Mitgliedern. Nach dem 11.<br />
September 2001 waren rechte Extremisten für dreimal so viele Attentate auf<br />
amerikanischem Boden verantwortlich wie Islamisten. In der Doku erzählt<br />
unter anderem Aussteiger Frank Meeink von seiner Radikalisierung. Aufgewachsen<br />
in einem rauen Viertel von Philadelphia, war seine Jugend geprägt<br />
von Gewalt. Wasbringt Menschen dazu, sich hasserfüllten Ideologien anzuschließen<br />
und gegen Andersdenkende gewaltsam vorzugehen?<br />
(USA/2019)<br />
Foto: ZDF<br />
Anzeige<br />
Immer und überall.<br />
www.berliner-kurier.de/mobil<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL mittel<br />
6 8 1 3<br />
2 8 9<br />
9 5 2 4<br />
8 7<br />
3 2 1<br />
5<br />
6 2<br />
1 9 7<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT –SCHWER<br />
4<br />
7<br />
3 6<br />
5 9<br />
8 1<br />
9<br />
6 5 3<br />
1 5<br />
8 2<br />
Nur fürs<br />
Smartphone:<br />
Rätsel, Videos,<br />
Sonderausgaben<br />
u.v.m.<br />
AUFLÖSUNG Auflösung<br />
vom VOM 11.11.2019<br />
MITTEL mittel<br />
6 3 4 9 7 5 2 1 8<br />
1 2 9 6 3 8 7 5 4<br />
5 7 8 1 4 2 9 6 3<br />
7 9 1 3 5 6 8 4 2<br />
2 4 6 8 1 7 5 3 9<br />
8 5 3 4 2 9 1 7 6<br />
3 6 2 7 8 1 4 9 5<br />
9 1 5 2 6 4 3 8 7<br />
4 8 7 5 9 3 6 2 1<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
vom<br />
VOM<br />
11.11.2019<br />
11. 11. 2019<br />
SCHWER schwer<br />
5 6 7 3 8 4 9 1 2<br />
1 3 8 6 2 9 4 7 5<br />
9 4 2 1 7 5 3 6 8<br />
2 8 4 9 5 6 7 3 1<br />
7 5 9 2 1 3 6 8 4<br />
3 1 6 8 4 7 2 5 9<br />
6 2 5 4 3 1 8 9 7<br />
8 9 1 7 6 2 5 4 3<br />
4 7 3 5 9 8 1 2 6<br />
RBB<br />
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Gorilla &Co. 6.30 zibb 7.30 Verborgene Schätze<br />
8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30 (für HG)<br />
Abendschau 9.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20 (für HG) Sturm<br />
der Liebe 12.10 (für HG) Julia –Eine ungewöhnliche<br />
Frau 13.00 rbb24 13.10 (für HG) Verrückt<br />
nach Fluss 14.00 (für HG) Therapie und Praxis.<br />
Komödie, D2002 15.30 (für HG) Tiere bis unters<br />
Dach 16.00 (für HG) rbb24 16.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG) rbb24 17.05<br />
(für HG) Panda, Gorilla &Co. 17.55 (für HG)<br />
Unser Sandmännchen 18.02 rbb UM6 18.27<br />
zibb 19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />
aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Geheimnisvolle Orte<br />
Wo heute an der <strong>Berliner</strong> Invalidenstraße<br />
Neubauten der Bahn eines der größten<br />
Unternehmen des Landes repräsentieren,<br />
befand sich früher ein prächtiger Bahnhof<br />
in fast verspielter Architektur.<br />
21.00 (für HG) U-Bahn unterm Sternenhimmel<br />
21.45 (für HG) rbb24<br />
22.00 (für HG) Nuhr im Ersten<br />
22.45 (für HG) Ladies Night<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 (für HG) U-Bahn unt. Sternenhimmel<br />
ProSieben<br />
5.05 2BrokeGirls. Sitcom. Funk und Trash 5.25<br />
The Middle. Comedyserie 6.05 (für HG) Twoand<br />
aHalf Men. Sitcom 7.30 (für HG) The Big Bang<br />
Theory. Sitcom 8.50 (für HG) HowIMet Your<br />
Mother.Sitcom 10.40 Fresh Off the Boat. Sitcom.<br />
VonMann zu Mann 11.05 Mike&Molly.Sitcom.<br />
Samuel fliegt raus 11.35 2BrokeGirls. Sitcom<br />
12.25 Mom. Sitcom 13.20 (für HG) Twoand a<br />
Half Men. Sitcom 14.35 The Middle. Comedyserie<br />
15.35 (für HG) The Big Bang Theory. Sitcom.<br />
Die Parkplatz-Eskalation /Strafe muss sein /<br />
Mädelsabend mit Kerl 17.00 taff 18.00<br />
Newstime 18.10 (für HG) DieSimpsons. Zeichentrickserie.<br />
Goodsimpsons /Mein Freund, der<br />
Wunderbaum 19.05 Galileo<br />
20.15 (für HG) Galileo Big Pictures:<br />
Gänsehaut –30Bilder,die nichts für<br />
schwache Nerven sind!<br />
Moderator Aiman Abdallah präsentiert30<br />
unglaubliche, emotionale und zugleich<br />
faszinierende Bilder.<br />
22.15 Galileo Big Pictures: Wunder –50<br />
Bilder,die Sie nicht für möglich halten<br />
Rankingshow<br />
1.30 (für HG) Galileo Big Pictures:<br />
Gänsehaut –30Bilder,die nichts für<br />
schwache Nerven sind!<br />
3.05 ProSieben Spätnachrichten<br />
Arte<br />
12.15 Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land<br />
Kunst 13.55 (für HG) Topas. Thriller,USA/GB<br />
1969 16.00 (für HG) Die Inseln der Queen<br />
16.50 Xenius 17.20 Fotografen auf Reisen<br />
17.50 (für HG) Der alte Mann und der Storch<br />
18.35 (für HG) Elefanten hautnah 19.20 Arte<br />
Journal 19.40 (für HG) Re: 20.15 S.O.S.<br />
Amazonas 21.10 Fake America Great Again<br />
22.10 Venezuela am Abgrund 23.05 Die<br />
Schlägertrupps des Präsidenten 23.55<br />
Guatemala: Gegen das Vergessen. Dokumentarfilm,<br />
F2015 1.00 Mit offenen Karten<br />
3Sat<br />
5.45 (für HG) Mykonos, da will ich hin! 6.15<br />
3satTextVision 6.20 Kulturzeit 7.00 nano 7.30<br />
Alpenpanorama 9.00 (für HG) ZIB 9.05 Kulturzeit<br />
9.45 nano 10.15 (für HG) Hartaber fair 11.35<br />
Natur im Garten 12.05 Aufden Schienen des<br />
Doppeladlers 13.00 (für HG) ZIB 13.15 Fernweh<br />
18.30 nano 19.00 (für HG) heute 19.20<br />
Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />
HG) Brandmal. Kriminalfilm, D2015 21.45<br />
kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25 Iraqi<br />
Odyssey. Dokumentarfilm,IRQ/CH/D/UAE2014<br />
23.55 Wunderkinder 0.15 10 vor10<br />
Phoenix<br />
13.30 Streit um Nordstream 2 14.00 phoenix<br />
vorort 14.45 Aktuelles im Umfeld der Sitzungen<br />
der Bundestagsfraktionen 15.15 Unsere Welt in<br />
Zukunft 15.45 Der Apostel kommt aus Afrika<br />
16.00 Das Geschäft mit dem Plastik 16.45<br />
SchmutzigeReifen 17.30 phoenix der tag 18.00<br />
Deutschland im Rausch 18.30 Honeckers letzte<br />
Spione oder Junior und der Schwan. Dokumentarfilm,<br />
D2014 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Mysterien des Mittelalters 21.45<br />
(für HG) heute journal 22.15 Phoenix Runde<br />
23.00 phoenix der tag 0.00 Phoenix Runde<br />
Kika<br />
12.50 Ernest &Rebecca 13.15 Die Wilden Kerle<br />
13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10 Schloss<br />
Einstein –Erfurt 15.00 Ninja Nanny 15.25 Ein<br />
Fall für TKKG 15.50 (für HG) Mascha und der Bär<br />
16.05 (für HG) Chi Rho 16.50 (für HG)<br />
Geronimo Stilton 17.35 Der kleine Ritter Trenk<br />
18.00 Ein Fall für die Erdmännchen 18.15 Esme<br />
&Roy 18.35 (für HG) Weißt du eigentlich, wie<br />
lieb ich dich hab? 18.47 Baumhaus 18.50<br />
Unser Sandmännchen 19.00 Sherazade 19.25<br />
(für HG) pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für<br />
HG) Kika Live 20.10 (für HG) Find me in Paris<br />
Dmax<br />
5.25 Feueralarm! 6.00 Die Aquarium-Profis<br />
6.50 Infomercial 8.55 Hardcore Pawn 9.20<br />
Auction Hunters 9.50 Infomercial 10.15 Baggage<br />
Battles 11.15 Die Zwangsvollstrecker 13.15<br />
Dubai Airport 14.15 Ausgesetzt in der Wildnis<br />
15.15 Naked Survival XXL 16.15 Die Zwangsvollstrecker<br />
17.15 Combat Dealers 18.15 Steel<br />
Buddies 19.15 A8 –Abenteuer Autobahn 20.15<br />
Steel Buddies 21.15 Die Austausch-Cops 22.15<br />
112: Feuerwehr im Einsatz 23.10 DMAX News<br />
23.15 Outback Inferno 0.10 DMAX News<br />
Tagesschau 24<br />
5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
9.15 Viel Wirbel ums Wasser 10.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 10.15 Super.Markt<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />
ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Raus aus der DDR! 20.00<br />
Tagesschau 20.15 Hartaber fair 21.30<br />
Tagesschau 21.32 Die Kinder der friedlichen<br />
Revolution 22.00 Marktcheck 22.45 Tagesschau<br />
vor20Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30 Report<br />
Mainz 0.00 Tagesthemen 0.30 Umschau 1.15<br />
Die Säulen des Jupiter,Baalbek 1.30 7Tage...<br />
2.00 Abendschau 2.30 MDR Sachsenspiegel<br />
ONE<br />
5.20 Um Himmels Willen 6.10 Morden im<br />
Norden 7.00 Erlebnisreisen 7.05 Brisant 7.45<br />
Die Landärztin: Ein neues Leben. Arztreihe, D/A<br />
2008 9.15 Brisant 9.55 Hot in Cleveland 10.15<br />
Hot in Cleveland 10.35 Lindenstraße 11.05<br />
Morden im Norden 11.55 Sturmder Liebe 12.40<br />
Sturmder Liebe 13.30 Um Himmels Willen<br />
14.20 Besser als Du. Komödie, D2015 15.50<br />
Hubertund Staller 16.40 Hot in Cleveland 17.00<br />
Hot in Cleveland 17.20 Lindenstraße 17.50 Hart<br />
aber herzlich 18.40 Sturmder Liebe 19.25<br />
Sturmder Liebe 20.15 Doctor Who 21.05 Doctor<br />
Who 21.45 Doctor Who 22.35 Hustle 23.25<br />
Doctor Who 0.15 Doctor Who<br />
ZDF NEO<br />
5.45 (für HG) Weltwunder 6.30 (für HG) Eine<br />
Erde –viele Welten 7.15 (für HG) Eine Erde –viele<br />
Welten 8.00 Topfgeldjäger 9.00<br />
Lafer!Lichter!Lecker! 9.40 (für HG) Bares für<br />
Rares 10.30 (für HG) Bares für Rares 11.25<br />
Bares für Rares 12.10 (für HG) Monk 12.50 (für<br />
HG) Monk 13.35 Psych 14.15 Psych 14.55 (für<br />
HG) Monk 15.40 (für HG) Monk 16.20 Psych<br />
17.00 Psych 17.45 (für HG) Bares für Rares<br />
18.35 Bares für Rares 19.20 (für HG) Bares für<br />
Rares 20.15 (für HG) Kommissarin Heller:<br />
Hitzschlag.Krimireihe, D2015 21.45 (für HG)<br />
Professor T. 22.45 heute-show 23.15 Shapira<br />
Shapira 23.45 Blockbustaz 0.20 Blockbustaz<br />
ZDF INFO<br />
5.30 (für HG) Deutschland ’61 –Countdown zum<br />
Mauerbau 6.15 (für HG) Deutschland ’89 –<br />
Countdown zum Mauerfall 7.00 (für HG) Das<br />
Erbe der Treuhand 8.28 heute Xpress 8.30<br />
ZDF-History 11.15 Aufgeklärt–Spektakuläre<br />
Kriminalfälle 12.45 ZDF-History 13.30<br />
Schottland –Kampf der Clans 15.45 Die<br />
Geheimnisse der Tudor-Dynastie 18.00 Burgen<br />
–Monumente der Macht 18.45 Mordfall Martin<br />
Luther King 20.15 ZDF-History 21.00 Amerikas<br />
neue Nazis 22.30 Warumwir hassen 23.15<br />
Inside IS 0.00 ZDF-History 0.45 (für HG) heute<br />
journal 1.15 Syriens Herrscher –Das Haus Assad<br />
3.30 Der Schattengeneral<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musikstadt Berlin Streifzügedurch das<br />
klassische Musikleben der Hauptstadt. Mit Kai<br />
Luehrs-Kaiser,ca. 56 Min.<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Ein Konzertzum 90. Geburtstag des<br />
Komponisten GeorgeCrumb: „ElevenEchoes of<br />
Autumn“ /„VoxBalaenae“ /„Night of the four<br />
Moons“ /„Voice of the Whale“, ca. 117 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Klassik-Werkstatt Die Tageszeiten-Sinfonien von<br />
Joseph Haydn, ca. 56 Min.<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Marcia aus Vermont (1/4) vonPeter<br />
Stamm. Gelesen v. Christian Brückner,ca. 30 Min.<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Wendeländer (4/5): Ein Rom<br />
träumt vonder Champions League –Istvan Mezei<br />
und der Fußballverband der Roma in Ungarn. Von<br />
MirkoSchwanitz, ca. 45 Min.<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Hörspiel Die Stadt und die Stimmen: Hörstück<br />
vonKarl-Heinz Stevens mit Texten vonJürgen<br />
Becker.Sprecher:Jürgen Becker,ca. 50 Min.<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Feature Wohin mit dem Elend, wohin mit dem<br />
Leid. VonNadja Küchenmeister,ca. 57 Min.<br />
MAGAZIN<br />
9.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Im Gespräch Sopranistin Sarah Sun im<br />
Gespräch mit Katrin Heise, ca. 55 Min.<br />
10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Sprechstunde Wenn künstliche Gelenke<br />
Probleme bereiten. Gast: Prof. Markus Tingart,<br />
Direktor der Klinik für Orthopädie, ca. 80 Min.<br />
18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Weltzeit Südafrikas Afrophobie: Seit Jahren<br />
politisch geduldet? VonLeonie March, ca. 30 Min.<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Wiegeschlechtergerecht ist<br />
Wikipedia? VonIna Krauß, ca. 26 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Die <strong>Berliner</strong> Sängerin Erna Rot. Mit<br />
Ortrun Schütz, ca. 30 Min.<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Kontinente Die ECM-Woche auf<br />
rbbKultur,Teil 2, ca. 56 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Konzert Florian Weber Quartett: Aufnahme vom<br />
25.5.2019 beim Jazzfest Bonn, ca. 55 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 263 · D ienstag, 12. November 2019 – S eite 26 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Daniel Brühl (41) macht sich mit zunehmendem<br />
Alter auch zunehmend<br />
Sorgen. Siebetreffen vorallem den<br />
dreijährigen Sohn des Schauspielers:<br />
„Der ultimativeAlbtraum ist ja, das<br />
eigene Kind zu verlieren. DieVerlustängste<br />
…werden immer stärker.“ Offenbar<br />
kommt Brühl allmählich in<br />
das Alter,woernoch einmal sein Leben<br />
ändernmöchte.Generell sei das<br />
viele Unterwegssein mit dem Familienleben<br />
nicht immer vereinbar.„Das<br />
haut dann schon rein, wenn man bei<br />
bestimmten Momenten nicht dabei<br />
sein kann, wenn etwasWichtiges passiertimLeben<br />
des Sohns.“<br />
Walter Freiwald (65) ist schwer an<br />
Krebs erkrankt. Dervon der RTL-<br />
Nachmittagsshow„DerPreis ist<br />
heiß“ bekannte Moderator hatte dies<br />
voreinigen Tagen bekannt gegeben<br />
und zeigt sich nun vonden Reaktionen<br />
überwältigt. PerFacebook lässt<br />
er uns wissen: „Danke für euer Mitgefühl.<br />
Ihrtut mir gut. Vergesst mich<br />
nicht!“ Freiwald ist ein Teleshopping-Urgestein,<br />
ein Dampfplauderer<br />
vordem Herrnund selbst ernannter<br />
„Dschungelkönig der Herzen!“ und<br />
jetzt auch, wo es um seine eigene<br />
Prognose geht, ein rückhaltloser<br />
Klartexter:Der Krebs ist ein Arschloch<br />
und wirdmich töten.“<br />
Claudia Emmanuela Santoso (19) wird<br />
uns wegen ihrer entzückenden Zahnspange<br />
in jedem Fall noch etwas in<br />
Erinnerung bleiben. Ansonsten lässt<br />
sich vonder Studentin der Musikwissenschaft<br />
sagen, dass sie am Sonntagabend<br />
vollkommen zu Recht zur Siegerin<br />
der Sat1-Castingsshow„Voice of<br />
Germany“ gekürtwurde –vor allem<br />
bei ihrer Interpretation<br />
vonWhitney Hustons<br />
Edelschnulze„Ihave<br />
Nothing“ überzeugte<br />
sie mit einer wirklich<br />
intonationssicheren,<br />
nuancenreichen,<br />
etwas ins<br />
Klagende neigenden,<br />
aber auch in<br />
den oberen Lagen<br />
noch einigermaßen<br />
kräftig jubilierenden<br />
Stimme.Hoffen<br />
wir,dass aus Santoso<br />
mehr als eine<br />
gute Musical-<br />
Darstellerin wird.<br />
(schl.)<br />
Siegerin mit entzückender<br />
Zahnspange.<br />
DPA<br />
TIERE<br />
Diese Münchner Ente ruht sich<br />
aus. Einfach so.<br />
DPA<br />
Große Anteilnahme in der kleinen<br />
Tierkastenredaktion: Eine Ente sitzt<br />
am Montag auf einem Rohr,das aus<br />
einer Mauer in den Auer Mühlbach<br />
unterhalb des bayerischen Landtags<br />
ragt. Zugegeben, das wärenicht weiter<br />
der Rede wert –Enten sitzen mal<br />
hier,mal dort, landauf und landab.<br />
Aber das weibliche Exemplar einer<br />
Stockente,das unser Bild hier zeigt,<br />
hat einen ungestörten Ortgefunden.<br />
Daszuden Gänsevögeln gehörende<br />
Tier ruht sich aus,esentflieht dem<br />
Gelärm. Undsinnbildlich ja auch der<br />
politischen Aufregung unserer Tage.<br />
Ach, wie schön! (schl.)<br />
VonWilli Germund, Bangkok<br />
Der Allgäu Airport in<br />
Memmingen hatte nach<br />
zweiwöchiger Erneuerung<br />
seiner Landepiste<br />
gerade erst den Betrieb aufgenommen,<br />
als es am 4. Oktober schon rappelte.<br />
Zwei Flugzeuge gerieten mit<br />
ihren Flügeln aneinander. AnBord<br />
der Boeing 737 aus Thailand, die an<br />
der bislang verheimlichten Kollision<br />
mit Blechschaden beteiligt war, befand<br />
sich ausgerechnet „904“, wie<br />
das Sicherheitskürzel für Thailands<br />
König Vajiralongkorn lautet. Er besitzt<br />
seit Jahren einen Pilotenschein<br />
für den zweistrahligen Düsenjet. Es<br />
ist unklar, obPhrabat Somdet Phra<br />
Vajira Klao Chao Yu Hua, so der offizielle<br />
Titel des Monarchen, selbst am<br />
Steuerknüppel saß.<br />
Thailands König verbringt den<br />
größten Teil seiner Zeit in Deutschland.<br />
Er ließ sogar die Verfassung ändern,<br />
um während seiner Visiten am<br />
Starnberger Seekeinen Stellvertreter<br />
ernennen zu müssen. Sein Grundstück<br />
in der Nachbarschaft des deutschen<br />
Sängers Peter Maffay trägt<br />
eine Plakette mit einer Aufschrift, die<br />
es als diplomatisches Gelände<br />
kennzeichnet –angeblich aus Sorge<br />
vor eifrigen deutschen Steuerfahndern.<br />
Dabei zeigt die Bundesregierung<br />
bislang wenig Interesse, dem<br />
thailändischen Monarchen –erbesitzt<br />
den 30 bis 40 Milliarden schwerenFond<br />
„Crown Property“ in seiner<br />
Heimat –zunahe zu treten.<br />
Todesstrafe in Deutschland<br />
Lediglich im letzten Jahr sah Berlin<br />
sich genötigt, den König auf deutsche<br />
Gesetzehinzuweisen. In Bangkok war<br />
ein Krimineller nach einem vergeblichen<br />
Gnadengesuch an König Vajiralongkron<br />
hingerichtet worden, während<br />
der Monarch in Deutschland<br />
weilte.Die Todesstrafe ist in Deutschland<br />
untersagt und fremde Staatsoberhäupter<br />
können zur Rechenschaft<br />
gezogen werden, wenn sie auf<br />
deutschem Boden gegen deutsche<br />
Gesetze verstoßen –selbst wenn es<br />
sich um Entscheidungen handelt, bei<br />
denen es um das Heimatland der Betreffenden<br />
geht.<br />
Doch zurück zum Flughafen von<br />
Memmingen: Die Versicherungen<br />
haben den Unfall längst geregelt. Eine<br />
prominente Passagierin, die wahrscheinlich<br />
bei der Kollision Anfang<br />
Oktober an Bord war, fehlte ganz bestimmt,<br />
als der König von Thailand<br />
Anfang November erneut nach<br />
Deutschland einflog: Die 34-jährige<br />
Nicht zimperlich<br />
Intrigen, Skandale und der Zorn von RamaX.:<br />
Wieder König von Thailand<br />
Sineenat Wongvajirapakdi, im Oktober<br />
noch offiziell ernannte Konkubine<br />
des Königs.WährendVajiralongkornzuseinen<br />
gewohnten Radtouren<br />
in Süddeutschland aufbricht, hockt<br />
Koi, so der Spitzname der begeisterten<br />
Sportlerin, auf einer Gefängnispritsche<br />
im Frauengefängnis Klong<br />
Phrem, der weiblichen Abteilung des<br />
mit 20000 Gefangenen überfüllten,<br />
auch als Bangkok Hilton bekannten<br />
Hochsicherheitsgefängnisses.<br />
Thailands König wirft Koivor,ihre<br />
Position genutzt zu haben, um die<br />
„Nation zu unterminieren“ – das<br />
ließe sich auch dahingehend interpretieren,<br />
dass sie selber Königin<br />
werden wollte.Wie auch immer,Anfang<br />
November gehörte wieder die<br />
41-jährige Königin Suthida zur Delegation,<br />
als Vajiralongkorn zuseinem<br />
jüngsten Aufenthalt in Deutschland<br />
ankam. Sie war bereits vor längerer<br />
Zeit zunächst in die Schweiz und<br />
später angeblich in ein italienisches<br />
Dorf umgezogen, um ihrer Nebenbuhlerin<br />
aus dem Wegzugehen. König<br />
Rama X. hatte sie drei Tage vor<br />
seiner offiziellen Krönung Anfang<br />
Mai geheiratet und auf den Thron<br />
befördert.<br />
Just am 67. Geburtstag des Königs<br />
im Juli verfolgte Königin Suthida mit<br />
seine Macht festigt<br />
Volles Ornat, hartes Regiment: Königin Suthida musste eine königliche Geliebte neben sich dulden –bis König Rama X. die Konkubine ins Gefängnis werfen ließ. IMAGO IMAGES (2)<br />
Einmal, da waren sie glücklich: Der König und seine Konkubine Sineenat.<br />
Nach der offiziellen Lesartbeseitigt derKönig<br />
alle „illoyalen“ und „undankbaren“ Kräfte am<br />
Hofe. Betroffen davon sind allerdings nicht<br />
nur seine offizielle Geliebte, sondern auch<br />
Familienmitglieder und Hofangestellte.<br />
Niemand soll Rama X. gefährlich werden.<br />
versteinerter Miene der Zeremonie,<br />
bei der ihre Nebenbuhlerin auf dem<br />
Boden liegend ihren offiziellen Titel<br />
als „königlich adelige Gemahlin“<br />
entgegennahm. Der Rang war zuletzt<br />
vor dem Jahr 1932, dem Ende<br />
der absoluten Monarchie, vergeben<br />
worden. Damals war es üblich, dass<br />
Thailands Könige Töchter von Untertanen<br />
als „Geschenk“ annahmen.<br />
Doch das Glück der 34-jährigen<br />
Thailänderin, die einen Generalsrang<br />
erhalten hatte, sich als Scharfschützin<br />
übte und einen Pilotenschein<br />
machte,dauerte nur ein paar<br />
Monate.<br />
Der königliche Palast nahm bei<br />
der Begründung für den plötzlichen<br />
tiefen Fall Ende Oktober der Geliebten<br />
von Rama X. kein Blatt vor den<br />
Mund. Siehabe sich illoyal verhalten<br />
und sei der Amtsanmaßung schuldig.<br />
In der Begründung in der amtlichen<br />
„Royal Gazette“ hieß es gar, Sineenat<br />
habe sich „undankbar“ aufgeführt,<br />
obwohl der König mit der<br />
Ernennung zur „königlich adligen<br />
Gemahlin“ versuchte,Frieden in seinem<br />
offenbar vonIntrigen durchwucherten<br />
Haushalt zu schaffen.<br />
Demtiefen Fall vonKoi folgte eine<br />
weitreichende Säuberung, die manche<br />
Beobachter an die Dramen von<br />
AFP<br />
William Shakespeare erinnern. Ihre<br />
Familie gilt inzwischen als unauffindbar.<br />
Der Mittelpunkt der Affäre<br />
scheint sich im und rund um das<br />
Schlafzimmer des Königs von Thailand<br />
abgespielt zu haben. Zwei<br />
Schlafzimmerpagen wurden gefeuert.<br />
Zwei weitere Höflinge wurden<br />
wegen „extrem üblem Verhalten“ geschasst.<br />
Ein Hofmeister –angeblich<br />
hatte er eine Geliebte zur Abtreibung<br />
gezwungen –verlor sein Amt.<br />
Rund ein Dutzend Personen aus<br />
dem engen Umfeld des Monarchen<br />
verloren ihre Ämter. Im Palast ist<br />
längst bekannt, dass der Monarch<br />
keine Gnade kennt, wenn sein Zorn<br />
erst einmal geweckt wird. Schon<br />
kurz nach der Amtsübernahme als<br />
König verbannte er langjährige Palastmitarbeiter<br />
seines verstorbenen<br />
Vaters Bhumibol Adulyadej, denen<br />
Korruption vorgeworfen wurde.<br />
Die große Säuberung<br />
Vajiralongkorns dritte Ehefrau Srirasmi<br />
Suwadee, Mutter des gegenwärtig<br />
in Deutschland zur Schule gehenden,<br />
2005 geborenen gemeinsamen<br />
Sohns Prince Dipangkorn Rasmijoti,<br />
verschwand völlig aus der<br />
Öffentlichkeit. Sieben Mitglieder ihrer<br />
Familie wanderten wegen Korruption<br />
hinter Gitter. Sirisima selbst<br />
wurde auf Anordnung des Königs<br />
mit rund 5,5 Millionen US-Dollar abgefunden.<br />
Angeblich, es machen allerlei<br />
Gerüchte die Runde.Eines lautet,<br />
dass beim neuesten Skandal die<br />
amtierende Königin hinter den Enthüllungen<br />
und Entlassungen stecke.<br />
Ein anderes will wissen, dass Vajiralongkorns<br />
älteste Tochter, die 1978<br />
geborene Prinzessin Bajrakitiyabha<br />
Narendira Debyavati, die Affäre um<br />
das Schlafzimmer des Königs ins<br />
Rollen brachte. Vielleicht, um die<br />
Dynastie zu retten?<br />
Den König muss all das nicht<br />
mehr kümmern, er kann sich in seiner<br />
Position gegenwärtig so sicher<br />
wie noch nie fühlen. Der Monarch<br />
brachte nämlich die wichtigsten<br />
Teile der Streitkräfte in Bangkok unter<br />
seine Kontrolle. Armeechef Anupong<br />
Paochinda gilt als Vertrauter<br />
Vajiralongkorns. Und seit März des<br />
vergangenen Jahres wird die Gefolgschaft<br />
in der Kaderschmiede „Freiwilliger<br />
Geist 904“ herangezogen<br />
und auf Linie gebracht. Ziel laut der<br />
Webseite des königlichen Palasts:<br />
„Entwicklung und Verteidigung des<br />
Landes sowie die Ausbildung von<br />
Leuten, die loyal zur Monarchie“ stehen.<br />
Bislang haben 3000 Thailänder<br />
die Kaderschmiede absolviert.<br />
NACHRICHTEN<br />
Tote Frau in Hamburg vor<br />
Haustür abgelegt<br />
In einem Hamburger Wohngebiet<br />
soll ein Unbekannter eine Frauenleiche<br />
aus einem Haus getragen und<br />
neben dem Gehweg abgelegt haben.<br />
EinGewaltverbrechen hat die Polizei<br />
nach ersten Erkenntnissen am Montag<br />
ausgeschlossen. Vielmehr sei die<br />
50-Jährige Anwohnernzufolge<br />
schon länger krank gewesen. Vorläufige<br />
Festnahmen hatte es in der<br />
Nacht zu Montag nach einem Großeinsatz<br />
vonPolizei, Feuerwehr und<br />
Landeskriminalamt dennoch gegeben.<br />
Werdie Tote warum vordem<br />
Haus im Hamburger Stadtteil Bramfeld<br />
abgelegt hatte,war jedoch zunächst<br />
unklar. (dpa)<br />
Zoll stellt Kuhhaut mit<br />
Maden am Flughafen sicher<br />
Sieben Kilogramm vergammelte<br />
und vonMaden befallene Kuhhaut<br />
hat der Zoll am Düsseldorfer Flughafen<br />
sichergestellt. DieBeamten hätten<br />
den unangenehmen Geruch aus<br />
dem Koffer einer Wuppertalerin<br />
schon vonweitem wahrnehmen<br />
können, berichtete ein Zollsprecher<br />
am Montag. AufNachfrage habe die<br />
Reisende angegeben, es handele sich<br />
um eine Delikatesse aus Kamerun.<br />
Ihre Familie werdedie „schön weiche“<br />
Haut essen. Dazu kam es nicht:<br />
DiezweiPlastiktüten mit dem anrüchigen<br />
Inhalt wurden sichergestellt.<br />
DieStadt Düsseldorfwerde die Haut<br />
vernichten. DieKosten dafür werde<br />
die Reisende tragen müssen. (dpa)<br />
Weißer Trüffel für 120000<br />
Euro versteigert<br />
Wuchtiger Edelpilz: Der Leckerschmecker<br />
wiegt ein Kilogramm. AFP/MIGUEL MEDINA<br />
Einweißer Trüffel mit einem Gewicht<br />
vonrund einem Kilogramm ist<br />
am Sonntag im italienischen Piemont<br />
für 120 000 Euro an einen anonymen<br />
Bieter versteigertworden.<br />
DieAuktion war der Höhepunkt des<br />
jährlichen weltbekannten Internationalen<br />
Festivals des Weißen Trüffels<br />
in der Stadt Alba nahe Turin.<br />
Dortwurden EdelpilzeimWertvon<br />
insgesamt etwa 420 000 Euro versteigert.<br />
Mitrund 120 Euro proGramm<br />
entspricht der Preis des Riesenexemplars<br />
bei weitem nicht dem derzeitigen<br />
Marktpreis,der laut italienischem<br />
Bauernverband Coldiretti die<br />
nationale Referenz ist. Dieser liegt<br />
derzeit bei rund 3,75 Euro pro<br />
Gramm. DieErlöse der Trüffel-Auktionen<br />
gehen traditionell an wohltätige<br />
Organisationen. (AFP)<br />
Frau bei Unglück mit<br />
Küchenmaschine erwürgt<br />
Beim Backen eines Geburtstagskuchens<br />
für ihren Sohn ist eine Französin<br />
auf tragische Weise ums Leben<br />
gekommen. WieFeuerwehr und Polizei<br />
am Sonntag mitteilten, verfing<br />
sich das Halstuch der 58-Jährigen in<br />
ihrer Küchenmaschine –die Frau<br />
wurde erwürgt. Rettungsversuche<br />
ihres 15-jährigen Sohnes blieben erfolglos.Der<br />
15-Jährige zognach dem<br />
Unglück am Sonntagmorgen auf Anraten<br />
der Notruf-Zentrale den Stecker<br />
des Mixers und schnitt das Halstuch<br />
seiner Mutter durch. (AFP)