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Berliner Kurier 20.11.2019

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PANORAMA<br />

SEITE33<br />

BERLINER KURIER, Mittwoch, 20. November 2019<br />

NACHRICHTEN<br />

SydneyinRauch gehüllt<br />

Sydney –Essieht aus wie<br />

eine Szene aus einem Katastrophen-Film,doch<br />

es ist<br />

Realität: Die heftigen Buschbrände<br />

in Australien werden<br />

nun auch für die Metropole<br />

Sydney gefährlich: Ein dicker<br />

Rauchschleier hängt<br />

über der Stadt. Menschen<br />

mit Atemproblemen sollen<br />

das Hausnicht verlassen.<br />

Nur ein Oktober heißer<br />

New York –Der vergangene<br />

Monat ist laut US-Klimabehördeglobal<br />

der zweitwärmsteOktober<br />

seit Beginn<br />

der Aufzeichnungen<br />

gewesen. Im Schnitthabe<br />

die Temperatur um 0,98<br />

Grad Celsiusüber dem<br />

Durchschnittswert des 20.<br />

Jahrhunderts gelegen. Nur<br />

2015 war es noch heißer.<br />

Schüsse auf Flüchtlinge<br />

Schöningen –Von ihrem<br />

Balkon in Niedersachsen<br />

haben vier betrunkene Männer<br />

mit Leuchtmunition auf<br />

vierFlüchtlinge von der Elfenbeinküste,<br />

darunterein<br />

Säugling, geschossen.Als ihnen<br />

zweiMenschen zu Hilfe<br />

kamen, wurden auch diese<br />

beschossen.<br />

Explosion in Kohlegrube<br />

Peking –Bei einer Gasexplosion<br />

in einemKohlebergwerk<br />

in Nordchina sind 15<br />

Kumpel ums Leben gekommen,<br />

neun weitere wurden<br />

verletzt. Die Ursacheist unklar.<br />

Jedes Jahr sterben tausende<br />

Bergleute in Chinas<br />

Gruben.Viele Unglücke<br />

werden vertuscht.<br />

Krankes Kind gerettet<br />

Heiligenblut –Infolge heftiger<br />

Schneefälle musste ein<br />

Dreijähriger mit einem<br />

Blinddarmdurchbruch per<br />

Hubschrauber aus dem eingeschneiten<br />

Heiligenblut in<br />

Österreich geflogen werden.<br />

Anwohner präparierten einen<br />

provisorischen Landeplatz.<br />

Nach niederschlagsreichenTagen<br />

entspannt<br />

sich die Lage aktuell.<br />

KENO-ZAHLEN<br />

5, 7, 10, 12, 15, 19, 28, 31, 32, 38,<br />

39, 43, 46, 49, 50, 51, 60, 61, 62,<br />

65; plus-5-Gewinnzahl:<br />

86816 (ohne Gewähr)<br />

Foto: dpa<br />

Die Bon-Pflicht kommt.<br />

Sinnvoll oder für die Tonne?<br />

Der Handel rechnet mit enormer Papierflut an den Kassen<br />

Berlin – Eine Papierlawine mit<br />

Ansage – im nächsten Jahr<br />

kommt die Kassenbon-Pflicht<br />

auf Deutschlands Händler zu.<br />

Für jedes Brötchen beim Bäcker<br />

und jede Banane beim Gemüseladen<br />

wird dem Kunden<br />

dann ein Bon über die Theke<br />

gereicht –obder das wünscht<br />

oder nicht ...<br />

Mit der Verpflichtung zur Ausgabe<br />

eines Bons will der Gesetzgeber<br />

vor allem eins: Steuerbetrug<br />

durch Datenmanipulation<br />

an der Ladenkasse verhindern.<br />

Laut Bundesrechnungshof werden<br />

pro Jahr zehn Milliarden<br />

Euro an Steuern an Ladenkassen<br />

hinterzogen. Ursprünglich sollten<br />

alle Kassen bis zum Jahresbeginn<br />

2020 die neuen Vorschriften<br />

erfüllen, das Finanzmi-<br />

nisterium räumte nun Zeit bis<br />

Ende September ein.<br />

Ist die Bon-Pflicht sinnvoll<br />

oder für die Tonne? Händler laufen<br />

jetzt schon Sturm gegen die<br />

Regelung. Einen enormen bürokratischen<br />

Aufwand und erhebliche<br />

Kosten befürchtet der<br />

Handelsverband<br />

Deutschland<br />

(HDE) durch die neue Pflicht.<br />

„Im Einzelhandel in Deutschland<br />

rechnen wir mit mehr als<br />

zwei Millionen Kilometern<br />

zusätzlicher<br />

Länge an Kassenbons<br />

im Jahr“, sagt HDE-<br />

Steuerexperte Ralph<br />

Brügelmann. Die Anzahl<br />

und Länge der auszugebenden<br />

Kassenzettel wird spürbar<br />

zunehmen.<br />

Kassenzettel-Zwang<br />

spaltet Kundschaft<br />

Die Kassenbon-Pflicht spaltet<br />

Supermarkt-Kunden im<br />

Rheinland. „Eine gute Idee,<br />

der Schwarzmarkt sollte<br />

unterbunden werden“ sagen<br />

die einen bei Umfrage,<br />

„Kassenbons schmeiße ich<br />

eh direkt in die Mülltonne“<br />

die anderen. Wieder andere<br />

irritiert die neue Regel vor<br />

allem vor dem Hintergrund<br />

des momentanen Umweltbewusstseins:<br />

„Solch ein<br />

Gesetz einzuführen, ist<br />

doch total schräg“, meint eine<br />

Mutter.<br />

Rolf Buschmann,<br />

Abfall-Experte beim BUND<br />

Die Papierlawine ist umweltpolitisch<br />

kaum zu verantworten,<br />

der Zentralverband des deutschen<br />

Bäckerhandwerks beklagte<br />

schon die Müllberge aus gesundheitlich<br />

umstrittenen Ther-<br />

mopapier, die da auf uns zukommen.<br />

Der „Bund für Umwelt und<br />

Naturschutz Deutschland“<br />

(BUND) weist darauf hin, dass<br />

der hohe Ressourcenverbrauch<br />

auch nicht notwendig sei. „Alternativ<br />

kann die Rechnung auch<br />

auf einer Kundenkarte oder in<br />

einer E-Mail dokumentiert werden“,<br />

so Rolf Buschmann, Experte<br />

für Abfall und Ressourcen<br />

beim BUND, gegenüber KU-<br />

RIER.<br />

Die Kassenbon-Pflicht ist Teil<br />

der „Verordnung zur Bestimmung<br />

der technischen Anforderungen<br />

an elektronische Aufzeichnungs-und<br />

Sicherungssysteme<br />

im Geschäftsverkehr“<br />

(kurz: Kassensicherungsverordnung).<br />

Die Verordnung schreibt<br />

vor, dass Kassen durch eine<br />

technische Sicherheitseinrichtung<br />

(TSE) fälschungssicher<br />

werden. Der HDE bemängelte,<br />

die Umstellungauf die benötigte<br />

Technik sei kostspielig. „Erste<br />

grobe Kostenschätzungen liegen<br />

einschließlich Installation zwischen<br />

300 und 500 Euro pro<br />

Kasse.“<br />

Stefan Löcher, Chef der Lanxess-Arena,einer<br />

großen Veranstaltungshalle<br />

in Köln, steht der<br />

Bon-Pflicht<br />

gegenüber: „An all<br />

unseren Ausgaben<br />

für Getränke<br />

und<br />

gelassen<br />

Speisenstehen Registrierkassen,<br />

die natürlich auch Bons auswerfen.<br />

Da haben wir keine Probleme.<br />

Allerdings verkaufen wir in<br />

der Halle auch Kölsch aus 12,5-<br />

Liter-Bier-Rucksäcken oder Eis<br />

aus dem Bauchladen, die haben<br />

ja nur ein Portemonnaie dabei.“<br />

Für kleine Händler rechnet der<br />

Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />

(DIHK) mit erheblichen<br />

Mehrkosten für Papier,<br />

Druck und Entsorgung der<br />

liegengebliebenen Bons.<br />

Laut HDE-Experte Brügelmann<br />

könne die Umstellung der<br />

Kassen Steuerbetrug zwar eindämmen,<br />

die Beleg-Pflichttrage<br />

aber nicht dazu bei.<br />

„Denn mit dem ersten Tastendruck<br />

beim Kassieren wird eine<br />

Transaktion eröffnet, die sich<br />

bei einer mit einer TSE ausge-<br />

rüsteten Kasse nicht mehr ohne<br />

Spuren löschen lässt. Ob dann<br />

der Kunde einen Beleg bekommt<br />

oder nicht, ist unerheblich.“<br />

Frank Sawatzki<br />

Mit der Kassenbon-<br />

Pflicht fällt viel mehr<br />

Papiermüll an.<br />

Fotos: Getty Images/iStockphoto/Neumann/BUND

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