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Berliner Zeitung 13.12.2019

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Dokumentiert: Der Bericht von Marianne Birthler und Ilko-Sascha Kowalczuk – Seiten 9bis 14<br />

Rudernauf<br />

dem<br />

Trockenen<br />

Seite 20<br />

0°/5°<br />

Sonne und Wolken<br />

Wetter Seite 2<br />

Die schwere Last der<br />

<strong>Berliner</strong> Paketboten<br />

Made in Berlin Seite 6<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Der Dresdner Juwelenraub<br />

und die Spur zu den Clans<br />

Berlin Seite 17<br />

Freitag,13. Dezember 2019 Nr.290 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Harry Nutt über<br />

das Ende der Art Berlin<br />

Feuilleton Seite 23<br />

Marvel-Bösewicht<br />

Trump<br />

und der<br />

Berserker<br />

VonChristian Schlüter<br />

Thanos<br />

kennt als todbringender<br />

Titan keine Gnade.<br />

Donald Trump bläst zum Armageddon,<br />

zur Endzeitschlacht in<br />

einem Krieg, an dessen grausamem<br />

Höhepunkt sich der Menschheit ein<br />

strafender Gott offenbart und ihn,<br />

den von Gott geschickten US-Präsidenten,<br />

zu seinem letzten Vollstrecker<br />

macht, zum zornigen Todesengel<br />

…Halt, jetzt mal langsam. Wovon<br />

ist hier die Rede? Verbreiten wir, wie<br />

Trump gern und oft behauptet, mal<br />

wieder fiese Fake News?<br />

Nein! Es geht<br />

vielmehr um die<br />

reichlich kurzschlüssige<br />

Liaison<br />

zwischen<br />

Thanos, dem ultimativen<br />

Erzbösewicht<br />

aus dem<br />

Marvel-Universum,<br />

und dem<br />

Wahlkampfteam<br />

von Donald<br />

Trump, das bei<br />

Twitter unter dem martialischen Namen<br />

@TrumpWarRoom firmiertund<br />

einen 21-sekündigen Videoclip veröffentlicht<br />

hat. Daringeht es um das<br />

von den Demokraten betriebene<br />

Amtsenthebungsverfahren gegen<br />

den Präsidenten.<br />

In dem Clip wurde für eine Szene<br />

der Kopf Trumps auf den riesigen,<br />

muskelbewehrten Körper von Thanos<br />

montiert. Als der mit den Fingern<br />

schnippt, werden in der folgenden<br />

Szene die drei Spitzendemokraten<br />

Nancy Pelosi, Adam Schiff und Jerry<br />

Nadler voneiner dunklen Wolke hinweggefegt.<br />

Ein netter, etwas kindischer<br />

Witz, könnte man denken. Erst<br />

kürzlich setzte sich der britische Premier<br />

BorisJohnson ja mit dem Superhelden<br />

Hulk gleich.<br />

BeiThanos läuft die Sache nun allerdings<br />

ziemlich blöd für Trump: Der<br />

Clip zeigt nämlich jene Szene aus<br />

dem Originalfilm, auf die alsbald jener<br />

Moment folgt, in dem der berserkernde<br />

Bösewicht seine endgültige<br />

Niederlage erleidet, den Tod. Überdies<br />

und ganz grundsätzlich ist der<br />

Thanos-Vergleich auch deswegen –<br />

gelinde gesagt –schwierig, weil Thanos<br />

in dem besagten Originalfilm<br />

(„Avengers: Endgame“, 2019) mit seinem<br />

Fingerschnippen die Hälfte aller<br />

Lebewesen auslöscht.<br />

Was soll das? Der Künstler Jim<br />

Starlin, der in den Siebzigerjahren<br />

die Thanos-Figur erfand, hat da eine<br />

glasklareMeinung, die er uns per Instagram<br />

mitteilt: „Der Anführer meines<br />

Landes genießt es tatsächlich,<br />

sich mit einem Massenmörder zu<br />

vergleichen. Wiekrank ist das?“<br />

VonStefan Scholl, Moskau<br />

Der Mord an einem Georgier<br />

in Berlin hat zu einem<br />

diplomatischen<br />

Zerwürfnis zwischen<br />

Berlin und Moskau geführt. Am<br />

Donnerstagvormittag bestellte das<br />

russische Außenministerium den<br />

deutschen Botschafter Géza Andreas<br />

von Geyr ein, um ihm die Ausweisung<br />

zweier deutscher Diplomaten<br />

zu verkünden. „Sie haben das Gebiet<br />

unseres Landes im Verlauf von sieben<br />

Tagen zu verlassen“, heißt es in<br />

einer Presseerklärung des Außenministeriums.Russland<br />

reagierte damit<br />

auf die Ausweisung zweier russischer<br />

Diplomaten aus Deutschland.<br />

Der Generalbundesanwalt verfolgt<br />

den Anfangsverdacht, dass staatliche<br />

Stellen in Russland hinter dem<br />

Mord stecken, der im Sommer in der<br />

deutschen Hauptstadt begangen<br />

wurde. Die russischen Behörden<br />

aber hätten trotz mehrfacher Aufforderungen<br />

nicht hinreichend bei der<br />

Aufklärung des Mordes mitgewirkt.<br />

Außenminister Heiko Maas (SPD)<br />

sagte im Bundestag, die Entscheidung<br />

zur Ausweisung deutscher Diplomaten<br />

sende „das falsche Signal“<br />

und sei „völlig ungerechtfertigt“.<br />

Es ist ein Schlagabtausch mit<br />

schwerem diplomatischen Geschütz,<br />

den sich Berlin und Moskau<br />

liefern, und der mit dem Mord an<br />

dem georgisch-tschetschenischen<br />

Flüchtling Tornike Kawtarawschwili,<br />

auch bekannt unter seinem früheren<br />

Namen Selimchan Changoschwili,<br />

im August im <strong>Berliner</strong> Tiergarten begann.<br />

Moskau beharrtdarauf, das Opfer<br />

Changoschwili sei selbst ein Terrorist<br />

gewesen. Russlands Präsident Wladi-<br />

„Sie haben das Gebiet unseres Landes im<br />

Verlauf von sieben Tagen zu verlassen.“<br />

Aus der Presseerklärung<br />

des russischen Außenministeriums<br />

Der große Riss<br />

Nach dem Mord an einem Georgier<br />

in Berlin ist das deutsch-russische<br />

Verhältnis stark beschädigt. Nun<br />

kündigte Moskau die Ausweisung<br />

zweier deutscher Diplomaten an.<br />

mir Putin bezeichnete ihn am Montag<br />

am Rande des Normandie-Gipfels<br />

in Paris als „grausamen und blutigen<br />

Menschen“, er sei unter anderem Organisator<br />

der Sprengstoffanschläge in<br />

der Moskauer Metrogewesen.<br />

Aber der Kreml ist offenbar nicht<br />

daran interessiert, dass der Konflikt<br />

mit Berlin eskaliert. Die Ausweisung<br />

der deutschen Diplomaten sei eine<br />

erzwungene Gegenmaßnahme, erklärte<br />

Präsidentensprecher Dmitri<br />

Peskow gestern. „Wir hoffen, diese<br />

Maßnahme wirdnicht zum Negativfaktor<br />

für die weitere Entwicklung<br />

unseres sehr konstruktiven Dialogs<br />

mit der BRD werden.“<br />

Auch die meisten Moskauer Politologen<br />

glauben deshalb, der Streit<br />

werde nicht eskalieren. „Die gegenseitige<br />

Ausweisung von Diplomaten<br />

ist übliche Praxis“, sagt Aschdar Kurtow,<br />

Chefredakteur der Zeitschrift<br />

Problemy Nacionalnoj Strategii, der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Er hoffe,beide Seiten<br />

ließen es damit bewenden. „Zumal<br />

Präsident Putin ja in ParisInformationen<br />

über das Mordopfer publik<br />

gemacht hat, die der deutschen<br />

Öffentlichkeit nicht bekannt waren.“<br />

Allerdings wusste auch Russlands<br />

Öffentlichkeit bisher kaum etwas<br />

über den toten Changoschwili. Die<br />

Sicherheitsorgane machten nicht<br />

ihn, sondernrussische und dagestanische<br />

Islamisten für die Anschläge<br />

in der Moskauer Metro verantwortlich,<br />

bei denen 2004 und 2010 insgesamt<br />

über 80 Menschen starben.<br />

IMAGO STOCK&PEOPLE<br />

„Wenn dieser Mann wirklich Chefterrorist<br />

und Massenmörder gewesen<br />

ist, warum verkündet der russische<br />

Präsident das erst jetzt?“, fragt<br />

der Moskauer Publizist und Kaukasusexperte<br />

Maxim Schewtschenko.<br />

Die<strong>Berliner</strong> Ermittlungsbehörden<br />

irritiertvor allem, dass Changoschwilis<br />

mutmaßlicher Mörder, der Russe<br />

Wadim Krasikow, der 2013 schon einen<br />

ähnlichen Mord in Moskau begangen<br />

hatte, damals zur Fahndung<br />

ausgeschrieben wurde, später aber<br />

aus den russischen Ermittlungslisten<br />

und mehreren Datenbanken der russischen<br />

Polizei verschwand.<br />

Andererseits bezweifeln auch einige<br />

Gegner Russlands, dass Putins<br />

Sicherheitsdienste den Killer ausgeschickt<br />

haben, um Changoschwili zu<br />

töten. „Das ähnelt nicht der Handschrift<br />

der russischen Geheimdienste“,<br />

erklärt der ukrainische Geheimdienstexperte<br />

Oleksi Kuropjatnyk.<br />

„Der Täter flog sofort und auf<br />

sehr dumme Weise auf, alle Indizien<br />

liegen auf der Hand, die enormen<br />

politischen Risiken aber hat niemand<br />

einkalkuliert.“ Kuropjatnyk<br />

vermutet, Tschetschenenchef Ramsan<br />

Kadyrow und seine Leute hätten<br />

den Mord auf eigene Rechnung<br />

durchgeführt, und das mithilfe einzelner<br />

Beamter in den Sicherheitsorganen.<br />

(mit AFP) Leitartikel Seite 8<br />

Deutschland<br />

ist<br />

geteilt<br />

Kluft zwischen armen und<br />

reichen Regionen wächst<br />

Die Verteilung von Armut in<br />

Deutschland hat sich nach einer<br />

Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands<br />

in den vergangenen<br />

Jahren deutlich verändert. In seinem<br />

am Donnerstag veröffentlichten„Armutsbericht<br />

2019“ stellt der Verband<br />

eine wachsende Kluft zwischen<br />

Wohlstands- und Armutsregionen<br />

nicht mehr nur entlang der alten<br />

Ost-West-Linie fest, sondern imgesamten<br />

Land. Außerdem gebe es einen<br />

starken Anstieg von Armut in<br />

der Gruppe der Rentner.<br />

Dem Bericht zufolge ballt sich Armut<br />

im Osten und in Nordrhein-<br />

Westfalen und in mehreren Regionen<br />

entlang eines „Nordwestgürtels“, der<br />

sich von Schleswig-Holstein über<br />

Hessen bis nach Rheinland-Pfalz<br />

zieht. Demstünden die „wohlhabenden“<br />

Länder Bayern und Baden-<br />

Württemberg gegenüber. Das Ruhrgebiet<br />

bleibe mit einer Armutsquote<br />

von 21,1 Prozent „Problemregion<br />

Nummer 1“.<br />

Der Paritätische Wohlfahrtsverband<br />

hat Daten zur sogenannten Armutsgefährdung<br />

des Statistischen<br />

Bundesamts regionalisiert, die auf<br />

Bevölkerungsbefragungen zum Einkommen<br />

basieren. Bundesweit sei<br />

die Armutsgefährdungsquote 2018<br />

zwar auf 15,5 Prozent zurückgegangen.<br />

Trotzdem „zeichnen sich besorgniserregende<br />

Entwicklungen<br />

und neue Problemregionen insbesondere<br />

in Westdeutschland ab“,<br />

heißt es in dem Bericht.<br />

Die Armutsgefährdungsquote<br />

gibt den Anteil der Bevölkerung an,<br />

der mit weniger als 60 Prozent des<br />

mittleren Einkommens auskommen<br />

muss.Eine Familie mit zwei Kindern<br />

gilt als armutsgefährdet, wenn sie<br />

weniger als 2174 Euro im Monat für<br />

Wohn- und Lebenshaltungskosten<br />

zur Verfügung hat. (dpa)<br />

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2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Breitscheidplatz<br />

Unterschlug das BKA<br />

wichtige Hinweise?<br />

Unter<br />

vier<br />

Augen<br />

VonMarkus Decker<br />

Monatelang wussten deutsche Behörden, dass Anis Amri einen Anschlag plante. Doch sie griffen nicht ein.<br />

DPA/BERND VON JUTRCZENKA<br />

Im Untersuchungsausschuss<br />

des Bundestages zum Anschlag<br />

auf dem <strong>Berliner</strong> Breitscheidplatz<br />

am 19. Dezember 2016<br />

verdichten sich die Hinweise, dass<br />

dessenVerhinderung unter anderem<br />

am Bundeskriminalamt (BKA) gescheitert<br />

ist. Dies legt die Vernehmung<br />

des Oberstaatsanwalts beim<br />

Bundesgerichtshof in Karlsruhe,<br />

Dieter Killmer, am Donnerstag<br />

ebenso nahe wie jetzt bekannt gewordene<br />

E-Mails.<br />

Ein Ermittler des Landeskriminalamtes<br />

(LKA) Nordrhein-Westfalen<br />

hatte im Ausschuss Ende November<br />

erklärt, ein BKA-Beamter habe<br />

ihm am Rande einer Dienstbesprechung<br />

am 23. Februar 2016 in einem<br />

Vier-Augen-Gespräch gesagt, ein<br />

Vorgesetzter und das Bundesinnenministerium<br />

wollten, dass ein in der<br />

Islamisten-Szene aktiver V-Mann<br />

„aus dem Spiel genommen“ werde.<br />

Der V-Mann hatte offenbar intime<br />

Kenntnisse der Szene und lieferte<br />

dem LKA über Monate hinweg Informationen<br />

zu dem Wunsch des Tunesiers<br />

Anis Amri, einen Anschlag zu<br />

begehen, sowie zu Aktivitäten weiterer<br />

radikaler Islamisten aus der<br />

Gruppe um den Hassprediger Abu<br />

Walaa aus Hildesheim, der derzeit in<br />

Celle vor Gericht steht. Das BKA<br />

stellte den V-Mann gleichwohl als<br />

unglaubwürdig dar.<br />

Das Bundesinnenministerium<br />

hat der Darstellung des nordrheinwestfälischen<br />

LKA-Ermittlers zwar<br />

im Anschluss an dessen Vernehmung<br />

widersprochen. Der jetzt ins<br />

Zwielicht geratene BKA-Beamte<br />

selbst führte in einer dienstlichen Erklärung<br />

aus, dieses „Vier-Augen-Gespräch<br />

fand nicht statt“. Und: „Ich<br />

habe keine Aussagen getätigt, die<br />

den Schluss zulassen könnten, dass<br />

das Ergebnis der Bewertung von einem<br />

vorgesetzten Beamten oder einer<br />

vorgesetzten Dienststelle festgelegt<br />

oder vorgegeben worden sei.“<br />

Später relativierte er dies und sagte,<br />

es sei denkbar, dass ein Gespräch<br />

stattgefunden habe.<br />

Killmer stützte in der Ausschuss-<br />

Sitzung am Donnerstag die Darstellung<br />

des LKA-Beamten aus Nordrhein-Westfalen.<br />

Er kenne diesen<br />

seit Jahren als engagiert, kenntnisreich<br />

und persönlich integer, sagte<br />

der Oberstaatsanwalt aus Karlsruhe<br />

– als Ausnahmeerscheinung, die<br />

nicht so schnell locker lasse. „Ich<br />

persönlich habe keinen Zweifel<br />

daran, dass es diesesVier-Augen-Gespräch<br />

gegeben hat.“ Schließlich<br />

habe der Ermittler nicht nur ihm,<br />

sondern auch mehreren anderen<br />

Kollegen darüber berichtet und sei<br />

wegen der Schwere des Vorgangs<br />

entsprechend erbost gewesen.<br />

Außerdem hätte er damals –lange<br />

vordem Anschlag –wohl keinen Anlass<br />

gehabt, dieses vertrauliche Gespräch<br />

zu erfinden. Killmer äußerte<br />

ferner Respekt für den V-Mann, den<br />

er für „grundsätzlich glaubhaft“ gehalten<br />

und der sich durch seine V-<br />

Mann-Tätigkeit Gefahren ausgesetzt<br />

habe –„für uns alle“.<br />

DerV-Mann hatte recht<br />

Der Oberstaatsanwalt betonte zwar<br />

grundsätzlich: „Gefährdungsbewertung<br />

ist ein sehr heikles Geschäft, bei<br />

dem man im Grunde genommen<br />

nur verlieren kann.“ Sowohl, wenn<br />

es zu einem Anschlag komme, als<br />

auch, wenn es nicht dazu komme.Er<br />

stimmte jedoch der Anmerkung des<br />

SPD-Obmanns Fritz Felgentreu zu,<br />

der sagte, hätte das BKA seinerzeit<br />

auf den V-Mann gehört, dann wären<br />

die Chancen sehr viel größer gewesen,<br />

den Anschlag auf dem Breitscheidplatz<br />

zu verhindern.„Rückblickend<br />

betrachtet ist das so“, sagte<br />

Killmer. Die Einschätzung des V-<br />

Manns habe sich „voll bestätigt“.<br />

Der Eindruck, dass das BKA damals<br />

wie auch heute etwas vertuschte,<br />

wird erhärtet durch E-Mails<br />

vom Tag nach der Dienstbesprechung<br />

am 23. Februar 2016. „Es ist<br />

wirklich insgesamt eine Frechheit<br />

und hochgradig unprofessionell, wie<br />

NRW hier agiert“, schrieb ein BKA-<br />

Beamter am 24. Februar an vier Kollegen.<br />

Denn diese hätten Amri als<br />

„Gefährder“ eingestuft – also als<br />

jemanden, dem ein Anschlag zuzutrauen<br />

ist –und drängten auf eine<br />

intensive Überwachung des Tunesiers.<br />

MitanderenWorten: DasBKA unternahm<br />

augenscheinlich den massiven<br />

Versuch, die Glaubwürdigkeit<br />

desV-Mannes und die Gefährlichkeit<br />

Amris herunter zu spielen –und das<br />

ohne bisher ersichtlichen Grund.<br />

Unklar ist, ob der damalige Bundesinnenminister<br />

Thomas de Maizière<br />

(CDU) in dem Zusammenhang eine<br />

Rolle spielte.<br />

Amrihatte am 19. Dezember 2016<br />

einen Lastwagenfahrer erschossen<br />

und war mit dessen Fahrzeug über<br />

denWeihnachtsmarkt auf dem <strong>Berliner</strong><br />

Breitscheidplatz gerast. Insgesamt<br />

tötete er zwölf Menschen. Nach<br />

seiner Flucht wurde er in Italien von<br />

der Polizei erschossen.<br />

Über Anis Amri wussten alle viel.<br />

Doch niemand fügte die Hunderte<br />

Mosaikstein-Fakten über den<br />

Tunesier zu einem Bild. Nicht die<br />

Verfassungsschutz-Ämter, nicht der<br />

Bundesnachrichtendienst oder das<br />

Bundeskriminalamt, die Landeskriminalämter<br />

Berlins, Nordrhein-<br />

Westfalens und Baden-Württembergs.<br />

Und auch nicht die Verwaltungen<br />

etlicher Kommunen, wo<br />

Amri mit mindestens 14 verschiedenen<br />

Identitäten Asyl beantragt und<br />

Geld kassierthatte.<br />

Eigentlich hatten Behörden Amri<br />

schon seit dessen Einreise nach Europa<br />

im Jahr 2011 auf dem Schirm.<br />

Doch verloren sie ihn angesichts des<br />

Flickenteppichs von Zuständigkeiten<br />

immer wieder aus den Augen.<br />

Amri, der sich bereits kurz nach seiner<br />

Einreise nach Deutschland im<br />

„Da wurde alles falsch gemacht, was man falsch machen kann“<br />

Jahr 2015 auf ein länderübergreifendes<br />

islamistisches Netzwerk stützen<br />

konnte, arbeitete von Anfang an auf<br />

einen Anschlag hin. Er war agiler<br />

und mobiler als die vielen Behörden,<br />

denen er hier und da unterkam.<br />

Kurz nach seiner Ankunft in<br />

Nordrhein-Westfalen nahm er Kontakt<br />

zum Dschihadisten-Netzwerk<br />

des Hasspredigers AbuWalaa in Hildesheim<br />

auf. Die Polizei ermittelte<br />

gegen ihn, doch ohne Ergebnis.<br />

Im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum<br />

vonBund und Ländernwar<br />

er mehrmals Thema. Dass er einen<br />

Anschlag plante, hielten die Beamten<br />

für unwahrscheinlich.<br />

Das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />

schickte im Januar 2016 ein<br />

Behördenzeugnis an die Landeskriminalämter<br />

Berlin und Düsseldorf<br />

und ans BKA. Amri wolle sich<br />

Gedenkstätte für die Opfer des Anschlags<br />

Chronik des Versagens<br />

IMAGO STOCK&PEOPLE<br />

Schnellfeuergewehre besorgen für<br />

einen Terroranschlag. Er lebte inzwischen<br />

in Berlin. Das <strong>Berliner</strong> LKA<br />

hörte nach einigen Monaten aber<br />

auf, ihn zu observieren. DieFahnder<br />

hatten festgestellt, dass Amrisich als<br />

Drogendealer betätigte. Das passte<br />

nicht ins Bild eines überzeugten<br />

Dschihadisten. In einem internen<br />

LKA-Bericht wurde aus dem banden-<br />

und gewerbsmäßigen Dealer<br />

ein Kleindealer. Wäre er intensiver<br />

observiert worden, dann hätte man<br />

ihn wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels<br />

möglicherweise in Haft<br />

nehmen können, wie der später von<br />

Berlin eingesetzte Sonderermittler<br />

BrunoJost 2017 sagte.<br />

Noch heute decken Untersuchungsausschüsse<br />

monatlich neue<br />

Pannen auf: Auf Amris Handy, das<br />

Anfang 2016 beschlagnahmt wurde,<br />

übersahen Fahnder Fotos,auf denen<br />

er mit einer Schusswaffe posierte.Als<br />

Polizisten ihn in Friedrichshafen an<br />

der Schweizer Grenze mit falschen<br />

Papieren bei der versuchten Ausreise<br />

festsetzten, wurden sie nicht stutzig.<br />

Wegen der Verwendung falscher<br />

Pässe hätte er in Haft genommen<br />

werden können.<br />

Weitgehend folgenlos blieben<br />

auch Warnungen des marokkanischen<br />

Geheimdienstes, dass Amri<br />

Kontakt zur Terrormiliz IS habe. Mit<br />

Blick auf die Landeskriminalämter<br />

Berlin, NRW und Baden-Württembertg<br />

sagte Sonderermittler Jost später:<br />

„Da wurde alles falsch gemacht,<br />

was man falsch machen kann.“<br />

Es bleibt spannend, was noch alles<br />

herauskommt. Denn dass Amri<br />

den Terroranschlag allein verübte,<br />

glauben nur noch wenige. (kop.)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute schieben sich zwischendurch auch einige Wolken vor die Sonne.<br />

Dabei werden 3bis 5Grad erwartet, und der Wind weht schwach bis<br />

mäßig aus südöstlichen Richtungen. In der Nacht fallen die Tiefstwerte<br />

auf 3bis 0Grad. Dazu regnet esvielerorts bei bedecktem Himmel.<br />

Biowetter: Das allgemeine Wohlbefinden<br />

wird auf die Probe gestellt.<br />

Schwindelgefühle und Kopfschmerzen<br />

sind keine Seltenheit. Auch Migräneattacken<br />

machen des Öfteren 0°/4°<br />

Wittenberge<br />

zu schaffen.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 9µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 31 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 22 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 94%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 0Grad.<br />

Wind: schwach aus Südost.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

0°/5° 0°/4°<br />

Luckenwalde<br />

-1°/4°<br />

Sonnabend<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

Regen Regen wolkig<br />

2°/7° 2°/9° 2°/7°<br />

Prenzlau<br />

0°/3°<br />

Cottbus<br />

-1°/4°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

-1°/5°<br />

Ein Tief liegt über der südlichen Nordsee und dem westlichen Mitteleuropa. Es<br />

schiebt milde Meeresluft mit Regen ostwärts, die dabei auf kältere Luft prallt.<br />

Im Übergangsbereich dieser Luftmassen kommt es zu Schneeregen oder gefrierender<br />

Nässe, nach Osten hin und im Bergland zuleichten Schneefällen.<br />

Köln<br />

3°/7°<br />

Sylt<br />

1°/3°<br />

Saarbrücken<br />

2°/5°<br />

Hannover<br />

1°/4°<br />

Konstanz<br />

0°/4°<br />

Hamburg<br />

2°/3°<br />

Erfurt<br />

-1°/3°<br />

Frankfurt/Main<br />

1°/6°<br />

Stuttgart<br />

1°/6°<br />

Rostock<br />

0°/3°<br />

Magdeburg<br />

0°/6°<br />

Nürnberg<br />

-1°/4°<br />

München<br />

-1°/6°<br />

Rügen<br />

1°/3°<br />

Dresden<br />

-1°/3°<br />

Deutschland: Heute wird eswinterlich<br />

nasskalt mit zeitweiligem Regen<br />

oder Schneeregen, und die Temperaturen<br />

klettern amTage auf 3bis<br />

7Grad. Nachts sinken die Werte<br />

dann auf 4bis minus 2Grad. Der<br />

Wind weht mäßig aus südöstlichen<br />

Richtungen. Morgen fällt teilweise<br />

Regen aus dichten Wolken. Die<br />

Höchsttemperaturen liegen bei 7bis<br />

10 Grad, und der Wind weht mancherorts<br />

mit Sturmböen aus Südwest.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 5°-8°<br />

Nordsee: 6°-9°<br />

Mittelmeer: 13°-23°<br />

Ost-Atlantik: 10°-16°<br />

Mondphasen: 19.12. 26.12. 03.01. 10.01.<br />

Sonnenaufgang: 08:08 Uhr Sonnenuntergang: 15:52 Uhr Mondaufgang: 17:04 Uhr Monduntergang: 09:14 Uhr<br />

Lissabon<br />

17°<br />

Las Palmas<br />

17°<br />

Madrid<br />

16°<br />

Reykjavik<br />

-10°<br />

Dublin<br />

7°<br />

London<br />

8°<br />

Paris<br />

10°<br />

Bordeaux<br />

15°<br />

Palma<br />

20°<br />

Algier<br />

21°<br />

Nizza<br />

16°<br />

Trondheim<br />

4°<br />

Oslo<br />

2°<br />

Stockholm<br />

5°<br />

Kopenhagen<br />

7°<br />

Berlin<br />

4°<br />

Mailand<br />

4°<br />

Tunis<br />

17°<br />

Rom<br />

11°<br />

Warschau<br />

6°<br />

Wien<br />

3° Budapest<br />

6°<br />

Palermo<br />

14°<br />

Kiruna<br />

-1°<br />

Oulu<br />

1°<br />

Dubrovnik<br />

15°<br />

Athen<br />

17°<br />

St. Petersburg<br />

3°<br />

Wilna<br />

3°<br />

Kiew<br />

2°<br />

Odessa<br />

9°<br />

Varna<br />

12°<br />

Istanbul<br />

16°<br />

Iraklio<br />

18°<br />

Archangelsk<br />

-1°<br />

Moskau<br />

1°<br />

Ankara<br />

10°<br />

Antalya<br />

15°<br />

Acapulco 32° wolkig<br />

Bali 28° Gewitter<br />

Bangkok 31° heiter<br />

Barbados 28° heiter<br />

Buenos Aires 25° heiter<br />

Casablanca 20° sonnig<br />

Chicago 4° bewölkt<br />

Dakar 29° heiter<br />

Dubai 25° wolkig<br />

Hongkong 22° heiter<br />

Jerusalem 12° sonnig<br />

Johannesburg 29° heiter<br />

Kairo 19° heiter<br />

Kapstadt 28° heiter<br />

Los Angeles 20° sonnig<br />

Manila 32° heiter<br />

Miami 27° bedeckt<br />

Nairobi 29° wolkig<br />

Neu Delhi 20° Gewitter<br />

New York 11° Regen<br />

Peking 8° wolkig<br />

Perth 41° sonnig<br />

Phuket 32° heiter<br />

Rio de Janeiro 33° wolkig<br />

San Francisco 15° bedeckt<br />

Santo Domingo 28° heiter<br />

Seychellen 30° wolkig<br />

Singapur 32° heiter<br />

Sydney 21° bedeckt<br />

Tokio 10° bewölkt<br />

Toronto 4° bedeckt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 3<br />

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Seite 3<br />

Kampf ums Stadion<br />

Die Stadion-Baustelle im Freiburger Westen im August<br />

DPA/PATRICK SEEGER<br />

Im Freiburger Stadtteil Mooswald, wo<br />

die Straßen Hasenweg, Schneckengraben<br />

oder Am Vogelbach heißen, reihen<br />

sich Einfamilienhäuser mit gepflegten<br />

Vorgärten aneinander, auf viele Dächer sind<br />

Photovoltaikanlagen montiert. Im nahe gelegenen<br />

Millenniumswald gedeihen Spitzahorn,<br />

Speierling und die Kaukasische Flügelnuss.Die<br />

Anhöhe Monte Scherbelino nutzennicht<br />

nur Jogger und Hundebesitzer zum<br />

Auslauf mit ihren Tieren. Von hier aus genießt<br />

man auch eine herrliche Aussicht über<br />

den Mittleren Schwarzwald mit seinen Bergen<br />

Roßkopf und Kandel.<br />

DerAussichtspunkt ermöglicht zudem einen<br />

unverstellten Blick auf den Freiburger<br />

Flugplatz. Hier heben kleine Motor- und Segelflugzeuge<br />

ab, die Umrisse der Technischen<br />

Fakultät der Universität sind zu erkennen,<br />

auf der anderen Seite des Areals steht<br />

eine Mehrzweckhalle, in der Messen und<br />

Konzerte stattfinden. Und direkt am Fuße<br />

des Berges ragen Kräne auf einer gewaltigen<br />

Baustelle in die Höhe.<br />

Seit Märzentsteht hier das neue Fußballstadion<br />

des SC Freiburg. Ab der kommenden<br />

Saison möchte der Verein, am Sonnabend<br />

beim Hauptstadtklub Hertha BSC zu Gast, in<br />

der Arena kicken. Rund 130 Millionen Euro<br />

kostet das Projekt. Seit zehn Jahren beschäftigt<br />

dieses Fußballstadion nun schon die<br />

Stadt, mit teils heftigen Kontroversen. Man<br />

kann vor diesem Hintergrund erahnen, was<br />

für ein weiter Wegvor Hertha BSC noch liegt,<br />

bis der Verein eines Tages irgendwo in Berlin<br />

oder im Umland ein reines Fußballstadion<br />

als sportliches Zuhause hat.<br />

Streit um die Anstoßzeiten<br />

In Freiburgwirdschon eifrig gebaut. Baubürgermeister<br />

Martin Haag (parteilos) sagt nach<br />

jetzt neun Monaten: „Eineinhalb Jahre sind<br />

sehr sportlich, aber bislang läuft alles nach<br />

Plan.“ Dass dennoch alle Beteiligten mit einer<br />

gewissen Anspannung zu kämpfen haben,<br />

liegt zum einen daran, dass bei derlei<br />

großen Infrastrukturprojekten immer etwas<br />

schiefgehen kann, weil auch jedes noch so<br />

kleine Teil abgenommen werden muss. Vor<br />

allem wartet ganz Freiburggespannt auf eine<br />

Nachricht aus Mannheim. Der dort ansässige<br />

Verwaltungsgerichtshof des Landes Baden-Württembergmuss<br />

bestätigen, dass das<br />

Stadion auch wirklich zu allen Anstoßzeiten<br />

nutzbar ist. Dasgalt bis vorkurzemnoch keinesfalls<br />

als gesichert.<br />

Im Oktober versetzte das Gericht Stadtverwaltung,Verein<br />

und Fans in Schockstarre,<br />

zumindest kurzfristig. Aufgrund der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

wurde dem<br />

Sport-Club untersagt, während der Ruhezeiten<br />

zwischen 20 und 22 Uhr, nachts ab 22<br />

Uhrsowie sonntags zwischen 13 und 15 Uhr<br />

Spiele auszutragen. Zahlreiche Partien hätten<br />

unter diesen Umständen also nicht statt-<br />

Der SC Freiburg, Herthas Bundesliga-Gegner am Sonnabend,<br />

darf in der heimischen Arena nur dank einer Sondergenehmigung<br />

spielen. Deshalb wird derzeit eine neue Spielstätte gebaut.<br />

Es hat heftige Diskussionen über das Projekt gegeben,<br />

jetzt wird gebaut und zugleich prozessiert. Auchfür den Hauptstadtklub<br />

Hertha BSC wird der Wegzum neuen Stadion noch schwer werden<br />

VonBenedikt Paetzholdt, Freiburg<br />

finden können. Die Klubs sind allerdings<br />

dazu verpflichtet, für alle Anstoßzeiten und<br />

Termine ein Stadion bereitzuhalten −oder<br />

eine Ausweichspielstätte zu benennen. Andernfalls<br />

gibt es keine Lizenz der Deutschen<br />

Fußball Liga (DFL).<br />

Freiburgs Stürmer Nils Petersen, der mit<br />

seinen Kollegen derzeit noch auf der anderenSeite<br />

der Stadt spielt, sagt:„Imersten Moment<br />

hat das hier jeden irritiert. Ich baue<br />

derzeit selber ein Haus und merke, was damit<br />

verbunden ist, welche Wartezeiten dabei<br />

vorkommen können und welche Genehmigungen<br />

notwendig sind. Es war für mich<br />

schwer vorstellbar, dass die Verantwortlichen<br />

bei einem solchen wichtigen Projekt etwas<br />

Entscheidendes verpasst haben. “<br />

Noch am selben Tagwurden eilig die umfassenden<br />

Dokumente gesichtet, die als<br />

Grundlage für den Stadionbau dienen. Und<br />

dabei fiel einem Mitarbeiter des Freiburger<br />

Rechtsamts auf, dass die Richter nicht die aktuelle<br />

Sportstättenlärmschutzverordnung<br />

angewendet hatten. 2017 hat der Deutsche<br />

Bundestag beschlossen, die Richtwerte für<br />

die abendlichen Ruhezeiten sowie die Ruhezeiten<br />

an Sonn- und Feiertagen von13bis 15<br />

Uhrvon 50 auf 55 Dezibel zu erhöhen. Wolf-<br />

Dieter Winkler, der als Stadtrat der stadionkritischen<br />

Wählerliste Freiburg Lebenswert<br />

zugleich im Aufsichtsrat der Stadion-Gesellschaft<br />

sitzt, sagt: „Man mag sich wundern,<br />

dass ausgerechnet beim Lärm die Grenzwerteverwässertwurden,<br />

während sie in anderen<br />

Bereichen verschärft werden.“ Dennoch<br />

ist für ihn klar, dass der Verein zu allen<br />

relevanten Anstoßzeiten in seinem Stadion<br />

spielen kann.<br />

Auch wenn den Richternein ungewöhnlicher<br />

Fehler unterlaufen ist, den Streitparteien<br />

dieser auch eingestanden wurde,bleibt<br />

eine gewisse Unsicherheit zum Jahreswechsel<br />

bestehen. Denn die Richter,die im Eilverfahren<br />

den Beschluss getroffen hatten, können<br />

diesen nicht einfach rückgängig machen.<br />

DasUrteil gilt als unanfechtbar.Esbedarf<br />

eines Rechtsmittels namens<br />

Anhörungsrüge. Auf diesem Weg kann ein<br />

Betroffener auf Defizite in der Urteilsfindung<br />

aufmerksam machen.<br />

Nachdem das Regierungspräsidium Freiburg,<br />

das den Stadionbau genehmigt hat,<br />

seine Argumente vorgetragen hat, sind derzeit<br />

die sechs Kläger an der Reihe, die aus<br />

Gründen des Lärmschutzes geklagt hatten.<br />

Am 15. Januar endet ihre Frist für eine Stellungnahme.<br />

Erst dann wird es endgültige<br />

Klarheit geben. Baubürgermeister Haag sagt:<br />

„Ich baue selber ein<br />

Haus und merke, was<br />

damit verbunden ist,<br />

welche Wartezeiten dabei<br />

vorkommenkönnen,<br />

welche Genehmigungen<br />

notwendig sind.“<br />

Nils Petersen, Stürmer des SC Freiburg<br />

„Wir werden keinen Druck auf das Gericht<br />

ausüben. Wirmüssen nun einfach abwarten,<br />

bis es eine Entscheidung gibt.“<br />

DieKläger selbst wollen sich nicht zu dieser<br />

Lärmschutzposse äußern. Ursula Jautz, 1.<br />

Vorsitzende der stadionkritischen Bürgerinitiative<br />

Pro Wolfswinkel und zugleich Vorsitzende<br />

des Bürgervereins Mooswald, antwortete<br />

auf Anfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> nur:<br />

„Während der Dauer des schwebenden Verfahrens<br />

gebe ich keinerlei Stellungnahme<br />

zur Stadionthematik ab.“<br />

Ohnehin hat es den Anschein, dass sich<br />

viele Anwohner, die bei 35 000 Zuschauern<br />

neben dem Lärm vor allem den zunehmenden<br />

Verkehr fürchten, inzwischen damit abgefunden<br />

haben. Bereits vorknapp fünf Jahrenstimmten<br />

58,2 Prozent der Freiburger bei<br />

einem Bürgerentscheid für diesen Standort.<br />

Protestplakate,auf denen„Nein zum SC-Stadion<br />

im Wolfswinkel“ oder „Hände wegvom<br />

Mooswald“ steht, sind an immer weniger<br />

Häuserfassaden oder Zäunen zu finden. Die<br />

Verkäuferin in einer nahe gelegenen Bäckerei<br />

sagt: „Ich arbeite hier schon lange, aber<br />

ich kann überhaupt nicht feststellen, dass es<br />

hier großen Protest gibt.“<br />

Anders als in Berlin, wo es ein umfassend<br />

nutzbares Olympiastadion gibt, weiß man in<br />

Freiburg seit langem, dass die bisherige<br />

Spielstätte zwischen dem FlussDreisam und<br />

der Schwarzwaldstraße nur begrenzt nutzbar<br />

ist. Während die Anwohner der neuen<br />

Arena immerhin rund 300 Meter entfernt<br />

wohnen, wackeln aktuell sprichwörtlich die<br />

Wände,wenn die Heimelf ein Torerzielt. Die<br />

Distanz zur Südtribüne beträgt gerade mal<br />

zwanzig Meter. Die Zuschauerkapazität ist<br />

auf 25 000 gedeckelt, der neue Standortfasst<br />

10 000 Besucher mehr.<br />

Zudem spielen die Freiburger mit einer<br />

Sondergenehmigung. Die Spielfläche beträgt<br />

101 mal 68 Meter, eigentlich muss das<br />

Feld vier Meter länger sein. Undder Höhenunterschied<br />

zwischen den beiden Toren einen<br />

Meter. Freiburgs Sportvorstand Jochen<br />

Saier sagt: „Ausnahmegenehmigungen sind<br />

kein Dauerzustand. Bei der nächsten Baumaßnahme<br />

hätten wir das lösen müssen.Wir<br />

sind zudem seit Jahren ausverkauft und<br />

komplett ausvermarktet.“ Einneues Stadion<br />

ist demnach die einzige Option, um dieWettbewerbsfähigkeit<br />

des Klubs langfristig zu erhalten.<br />

Als der Verein 2009 damit begonnen hatte,<br />

laut über eine Alternative nachzudenken,<br />

wurde auch über einen Standort jenseits der<br />

Stadtgrenze diskutiert, ähnlich wie die Variante<br />

Ludwigsfelde bei Hertha BSC. Einunrealistischer<br />

Vorschlag für Freiburger Verhältnisse.Eine<br />

Arena, die nur mit dem Auto zu erreichen<br />

ist, passt nicht zum Klub, den viele<br />

Fans mit dem Fahrrad und dem ÖPNV ansteuern.<br />

Zudem gehört der Sport-Club nach<br />

Ansicht des Baubürgermeisters zu den Symbolen<br />

der Stadt: „Das ist für viele typisch Freiburg,<br />

so wie das Münster oder die Bächle.“<br />

Freiburg ist aber auch bekannt als erste<br />

deutsche Großstadt, die einen Bürgermeister<br />

der Grünen stellte und sich als besonders<br />

ökologisch versteht. Kein Wunder also, dass<br />

die Regierenden zunächst mal wenig Begeisterung<br />

für ein solches Großbauprojekt aufbrachten.<br />

Zumal auch in Freiburgpotenzielles<br />

Bauland rar ist. Dennoch wurde 2011<br />

schließlich ein Gutachten mit 25 potenziellen<br />

Standorten in Auftrag geben. Zwei Jahre<br />

später kristallisierte sich der sogenannte<br />

Wolfswinkel, der lange kritisch gesehen<br />

wurde, als Wunschlösung der Städteplaner<br />

heraus. Es folgten Bürgerversammlungen,<br />

Dialogforen und Sitzungen des Freiburger<br />

Gemeinderats,die Augenzeugen als teils äußerst<br />

ruppig beschreiben.<br />

Gestörte Idylle<br />

Christoph Maschowski war bei vielen hitzigen<br />

Diskussionen anwesend. Als Mitglied<br />

der Akademischen Fliegergruppe kämpfte<br />

auch er zusammen mit seinen Mitstreitern<br />

anfangs heftig gegen diesen Standort. Denn<br />

die Hobbypiloten der Region, die mit ihren<br />

Motor- und Segelflugzeugen hier abheben,<br />

„haben die Hälfte ihres Flughafens verloren“.<br />

DieFlugsportler gehen ihrem Hobbyin<br />

der Regel weitgehend geräuschlos nach. In<br />

den vergangenen Jahren gelang es ihnen<br />

aber trotzdem, Gehör zufinden. Nach der<br />

Ankündigung, gegen den Bau amFlughafen<br />

klagen zu wollen, ließ die Stadt eine neue<br />

Grasbahn bauen, die noch nicht offiziell genehmigt<br />

ist, aber trotzdem genutzt werden<br />

darf. „Wenn jetzt alles so läuft wie versprochen,<br />

können wir gut damit leben“, sagt er.<br />

Und damit stehen die Freizeitsportler<br />

sinnbildlich für viele Freiburger. Seit dem<br />

Bürgerentscheid vom 1.Februar 2015 ist die<br />

Akzeptanz gewachsen, viele Kritiker haben<br />

das Votum akzeptiert. Einige Anwohner wollen<br />

dennoch nicht kleinbeigeben. „Wir finden<br />

das überhaupt nicht amüsant“, sagt Maschowski,<br />

„wir wollen uns mit den Klägern<br />

nicht identifizieren.“ DieIdylle rund um den<br />

Mooswald ist wohl nachhaltig gestört, auch<br />

wenn der SC zukünftig nur zweimal im Monat,<br />

meist nachmittags,hier spielen wird.<br />

Benedikt Paetzholdt<br />

ist überrascht, wie sich seine alte<br />

Heimat Freiburg veränderthat.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Untersuchungsausschuss<br />

zur Pkw-Maut startet<br />

Sechs Monate nach dem Scheitern<br />

der Pkw-Maut vordem Europäischen<br />

Gerichtshof prüft nun ein Untersuchungsausschuss<br />

die Vergabe<br />

und die Kündigung der Betreiberverträge.Der<br />

Ausschuss startete am<br />

Donnerstag mit seiner ersten Sitzung.<br />

Sein Vorsitzender UdoSchiefner<br />

(SPD) kündigte eine umfassende<br />

und objektiveAufklärung an. Verkehrsminister<br />

Andreas Scheuer<br />

(CSU) steht starkunter Druck.<br />

Scheuer hatte die Verträge zur Erhebung<br />

und Kontrolle der Maut mit<br />

den Betreibernnoch 2018 geschlossen.<br />

DerAusschuss will unter anderemprüfen,<br />

ob die Regierung gegen<br />

das Vergaberecht oder das Haushaltsrecht<br />

verstoßen hat. (AFP)<br />

Steinmeier lässt Geschichte<br />

seines Amtes erforschen<br />

Bundespräsident Frank-Walter<br />

Steinmeier will die Geschichte des<br />

Bundespräsidialamts auf Verbindungen<br />

zum Nationalsozialismus<br />

untersuchen lassen. Historiker sollen<br />

dabei unter anderem aufarbeiten,<br />

in wie weit das Bundespräsidialamt<br />

nach seiner Gründung 1949 Mitarbeiter<br />

mit Bezug zum Nationalsozialismus<br />

beschäftigte,heißt es in<br />

einer Erklärung vomDonnerstag.<br />

Auch mögliche „ideelle Kontinuitäten“<br />

zur NS-Zeit sollten geprüft werden.<br />

(AFP)<br />

AfD-Kandidat scheitertfür<br />

Vizepräsidentenposten<br />

DieAfD ist im Bundestag erneut mit<br />

dem Versuch gescheitert, den Posten<br />

eines Vizepräsidenten zu besetzen.<br />

IhrAbgeordneter Paul Viktor Podolay<br />

erhielt am Donnerstag auch im<br />

dritten und damit letztmöglichen<br />

Wahlgang nicht die erforderlichen<br />

355 Stimmen. Zuvorwar er bereits<br />

im November und im September gescheitert.<br />

(dpa)<br />

Geldstrafe für Ärztin Hänel<br />

wegen Abtreibungswerbung<br />

Die Ärztin Kristina Hänel kämpft gegen<br />

den Abtreibungsparagrafen 219a. DPA<br />

In einem neuen Berufungsprozess<br />

wegen desVorwurfs der verbotenen<br />

Werbung für Schwangerschaftsabbrüche<br />

ist die Ärztin Kristina Hänel<br />

vomLandgericht Gießen erneut zu<br />

einer Geldstrafe verurteilt worden.<br />

DasGericht setzte in seinem Urteil<br />

vomDonnerstag 25 Tagessätzezuje<br />

100 Euro fest. DieVorsitzende RichterinRegine<br />

Enders-Kunzesagte zugleich,<br />

die Strafkammer sei nicht der<br />

Ansicht, dass der im Märzreformierte<br />

Paragraf 219a, der dem Urteil zugrunde<br />

liegt,„strafrechtlich in irgendeiner<br />

Hinsicht gelungen ist“. (AFP)<br />

Israel wählt im März 2020<br />

ein neues Parlament<br />

DieBemühungen um eine Regierungsbildung<br />

in Israel sind nach der<br />

Wahl im September gescheitert. Das<br />

Parlament stimmte am frühen Donnerstagmorgen<br />

für seine Auflösung,<br />

die Neuwahl wirdam2.März2020<br />

stattfinden, wie das Parlament in Jerusalem<br />

mitteilte.Dies wirddann<br />

nach Aprilund September 2019 die<br />

dritte Wahl innerhalb eines Jahres<br />

sein. (dpa)<br />

„Eine Frage globaler Gerechtigkeit“<br />

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth fordert, die Klimakrise als Ursache von Flucht anzuerkennen<br />

Auf Initiativeder Grünen-Politikerin<br />

Claudia Roth debattiert<br />

der Bundestag an<br />

diesem Freitag über die Folgen<br />

klimabedingter Vertreibung. Die<br />

Bundestagsvizepräsidentin fordert<br />

eine Überarbeitung des Völkerrechts<br />

–auch mit Blick auf Menschen, deren<br />

Heimat dem Untergang geweiht ist.<br />

Mit einem „Klimapass“ sollen sie<br />

frühzeitig umsiedeln können.<br />

Frau Roth, Sie bringen einen Antrag<br />

zu klimabedingter Migration und<br />

Flucht in den Bundestag ein. Führt<br />

der Klimawandel zu Vertreibung?<br />

Die Klimakrise ist Ursache von<br />

Migration und Flucht – gerade im<br />

globalen Süden, der am wenigsten<br />

zur Erderwärmung beigetragen hat.<br />

Klimaschutz ist deshalb eine Frage<br />

globaler Gerechtigkeit. Das dürfen<br />

wir nicht länger verdrängen.<br />

Aber wir reden doch über kein anderesThema<br />

so viel wie über den Klimawandel.<br />

Wir reden über CO 2 -Preise und<br />

Pendlerpauschalen. Wir reden aber<br />

nicht darüber, dass innerstaatlich<br />

schon heute mehr Menschen durch<br />

klima- und umweltbedingte Katastrophen<br />

als durch Gewalt und Konflikte<br />

vertrieben werden.<br />

Wiegroßist das Problem?<br />

DieWeltbank –nun wahrlich kein<br />

grüner Kreisverband –sagt voraus,<br />

dass bis 2050 mehr als 140 Millionen<br />

Menschen allein in Sub-Sahara-<br />

Afrika, Südasien und Südamerika<br />

klimabedingt ihr Zuhause verlieren<br />

könnten. Sie sagt aber auch: Ein<br />

Großteil dieserVertreibung ließe sich<br />

noch verhindern. Manche denken<br />

da vielleicht: Nach mir die Sintflut.<br />

Dasaber wäredas Ende wertebasierter<br />

Politik.<br />

Muss es nicht erst mal darum gehen,<br />

dass Menschen in ihrer Heimat bleiben<br />

können?<br />

Unbedingt, das muss oberste<br />

Priorität haben –und fängt bei uns<br />

an: erneuerbare Energien, sozialökologische<br />

Transformation, Verkehrswende.<br />

Gleichzeitig dürfen wir<br />

besonders betroffene Staaten nicht<br />

allein lassen. Für manche Menschen<br />

ist es derweil schon zu spät. Siemüssen<br />

bereits heute umsiedeln oder<br />

fliehen.<br />

Undsie sollen herkommen dürfen?<br />

Die wenigsten wollen das. Natürlich<br />

will die Kaffeebäuerin aus dem<br />

Benin nicht nach Bambergins Anker-<br />

Zentrum. Wenn sie schon umsiedeln<br />

muss, dann wenigstens regional. Es<br />

Nach Dadaab in Kenia flüchten viele Menschen vor der Dürre in Somalia.<br />

ZUR PERSON<br />

DPA/ROESSLER<br />

Claudia Roth wurde 1955 in Ulm geboren. Sie studierte Theaterwissenschaften in München<br />

und war von1982 bis 1985 Managerin der Band TonSteine Scherben um Rio Reiser.<br />

Als Pressesprecherin der ersten Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag wechselte sie<br />

1985 in die Politik. Sie war mehrere Jahre Parteivorsitzende vonBündnis 90/Die Grünen und<br />

ist seit 2013 Bundestagsvizepräsidentin.<br />

geht also primär darum, Mechanismen<br />

und Lösungsansätze vor Ort zu<br />

unterstützen –inder afrikanischen<br />

Tschad-Region zum Beispiel, wo<br />

große Dürreherrscht, oder in Bangladesch,<br />

wo ganze Landstriche vom<br />

Meer verschluckt werden. Viele Menschen<br />

verlieren alles, die betroffenen<br />

Staaten sind überfordert. Unter anderem<br />

schlagen wir deshalb einen Verursacherfonds<br />

vor, in den die Länder<br />

mit hohem CO 2 -Ausstoß einzahlen.<br />

Greift hier internationales Recht?<br />

Das Völkerrecht hat erhebliche<br />

Schutzlücken. Das gilt insbesondere<br />

für Menschen, die nach immer häufiger<br />

auftretenden Extremwetterereignissen<br />

fliehen müssen. Für die Betroffenen<br />

greift die Genfer Flüchtlingskonvention<br />

nicht. Deshalb brauchen<br />

wir neue Instrumente.Zugleich<br />

stellen sich ganz grundlegende Fragen.<br />

Wiegehen wir etwa mit den Bürgerinnen<br />

und Bürgernpazifischer Inselstaaten<br />

wie Tuvalu oder Kiribati<br />

um, deren Land vollständig im Meer<br />

zu verschwinden droht?<br />

Wiewollen Sieihnen helfen?<br />

Ein Lösungsvorschlag ist der Klimapass,<br />

wie ihn auch der wissenschaftliche<br />

Beirat der Bundesregierung<br />

empfiehlt. Er könnte den Betroffenen<br />

eine selbstbestimmte und<br />

frühzeitige Umsiedlung in sichere<br />

Länder ermöglichen – und ihnen<br />

dort staatsbürgerähnliche Rechte<br />

gewähren.<br />

Sollen die Betroffenen bei Ankunft in<br />

Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft<br />

erhalten?<br />

Das internationale Recht fordert<br />

dazu auf, Staatenlosigkeit zu vermeiden.<br />

Genau solche Fragen müssen<br />

wir also dringend international diskutieren.<br />

Eine Staatsbürgerschaft im<br />

aufnehmenden Land kann eine Option<br />

sein.<br />

Aber Deutschland ist nur für 2,1 Prozent<br />

der weltweiten CO 2 -Emissionen<br />

verantwortlich.<br />

Und trotzdem gehört Deutschland<br />

zu den sechs größten Emittenten,<br />

noch dazu mit sehr hohem Ausstoß<br />

pro Kopf. Als viertgrößte Volkswirtschaft<br />

der Welt haben wir zudem<br />

einen ganz anderen Einfluss, entsprechende<br />

Verantwortung, Vorbildcharakter.<br />

Vor allem aber haben wir<br />

das Klimaabkommen von Paris unterschrieben.<br />

Klimaschutz ist also<br />

keine Wohltat, sondern völkerrechtliche<br />

Verpflichtung.<br />

DasGesprächführte<br />

Marina Kormbaki.<br />

Widerstände gegen ehrgeizige Klimapläne<br />

Beim EU-Gipfel streiten die Regierungschefs um den „Green Deal“. Es geht dabei vor allem ums Geld<br />

VonDamir Fras, Brüssel<br />

Der Weg zu ihrer Premiere ist<br />

kurz. Ursula von der Leyen,<br />

neue Präsidentin der EU-Kommission,<br />

muss am Donnerstagnachmittag<br />

nur ein paar Schritte von ihrem<br />

Bürozum EU-Ratsgebäude im Brüsseler<br />

Europaviertel machen. Dort<br />

warten, bis auf den britischen Wahlkämpfer<br />

Boris Johnson, schon die<br />

Staats- und Regierungschefs aus der<br />

EU auf sie. Der erste EU-Gipfel von<br />

der Leyens ist zugleich der erste Test,<br />

wie groß die Chancen sind, dass ihre<br />

ehrgeizigen Klimapläne Wirklichkeit<br />

werden. Die Widerstände dagegen<br />

sind groß –vor allem im Osten der<br />

EU.<br />

Europa soll bis zum Jahr 2050<br />

zum ersten klimaneutralen Kontinent<br />

werden. Dasheißt, ab dann darf<br />

nur noch so viel klimaschädliches<br />

Treibhaus in die Atmosphäre geblasen<br />

werden, wie an anderer Stelle<br />

eingespart oder etwa in Wäldern gespeichert<br />

wird. Das erfordert, so einer<br />

der Spiegelstriche in von der<br />

Leyens Klimaplan, einen Komplettumbau<br />

der Energieversorgung.<br />

Die neue Kommissionspräsidentin<br />

sagt zu Beginn des EU-Gipfels,<br />

der sogenannte Green Deal sei ein<br />

„Masterplan gegen den zerstörerischen<br />

Klimawandel“. Werjetzt nicht<br />

handle,werde in Zukunft noch mehr<br />

Geld ausgeben müssen, um die Folgen<br />

der globalen Erwärmung auf<br />

dem Planeten in den Griff zu bekommen.<br />

„Ich hoffe auf eine breite Unterstützung“,<br />

sagt vonder Leyen.<br />

Die neue Kommissionspräsidentin<br />

kann schon vor Beginn des Gipfeltreffens<br />

auf die Hilfe von Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel und des<br />

französischen Präsidenten Emmanuel<br />

Macron bauen. Merkel sagt, sie<br />

hoffe natürlich, dass sich die Runde<br />

der Chefs einigen werde: „Das wäre<br />

ein starkes Zeichen, dass Europa<br />

wirklich der Kontinent ist, der dann<br />

2050 klimaneutral ist.“ Macron äußerte<br />

sich bei der Ankunft in Brüssel<br />

ähnlich.<br />

Doch bei anderen Regierungschefs<br />

ist die Freude über von der<br />

Leyens Plan –gelinde gesagt –sehr<br />

verhalten. Vorallem die Regierungschefs<br />

von Tschechien, Ungarn und<br />

Polen wollen für die Umstellung ihrerEnergieversorgung<br />

mehr Geld sehen.<br />

In diesen Staaten gibt es viele<br />

Kohlekraftwerke.<br />

100-Milliarden-Euro-Fonds<br />

Der Streit ums Geld könnte das Klimaprojekt<br />

der EU noch in ernsthafte<br />

Gefahr bringen. Der nächste mehrjährige<br />

Haushalt der EU wirdvoraussichtlich<br />

erst Ende nächsten Jahres<br />

beschlossen. Undein für die Umstellung<br />

der Energieversorgung geplanter<br />

Entschädigungsfonds soll zunächst<br />

mit 100 Milliarden Euro gefüllt<br />

werden.<br />

Dem polnischen Ministerpräsidenten<br />

Mateusz Morawiecki reicht<br />

das nicht aus. Errechne alleine für<br />

sein Land mit Kosten von mehr als<br />

500 Milliarden Euro.Ungarns Ministerpräsident<br />

Viktor Orbán erklärt,<br />

der Klimawandel sei ein großes<br />

Problem. Aber die Brüsseler Bürokratie<br />

solle nicht bestimmen dürfen,<br />

dass „arme Menschen und arme<br />

Länder“ den Kampf dagegen bezahlen<br />

müssten. Er wolle, so Orbán,<br />

klare finanzielle Zusagen und darüber<br />

hinaus die Versicherung, dass<br />

die Kritik an der Atomkraft „ein für<br />

alle Mal“ aufhöre: „Ohne Atomkraft<br />

wirdeskeine klimaneutrale europäische<br />

Wirtschaft geben.“<br />

Das freut den tschechischen Regierungschef<br />

Andrej Babis. Erhabe<br />

da einmal nachgesehen und festgestellt,<br />

sagt Babis: Allein nach Österreich<br />

seien am frühen Donnerstagmorgen<br />

25 Prozent der Energie aus<br />

dem tschechischen Atomkraftwerk<br />

geflossen. Dabei sei Österreich gegen<br />

Atomkraft, sagt Babis: „Das ist<br />

doch witzig.“<br />

Der EU-Gipfel beginnt im Streit.<br />

Auch draußen vor der Tür werden<br />

Proteste von Greenpeace-Aktivisten<br />

laut. Siezünden am Morgen bengalisches<br />

Feuer und hängen ein großes<br />

Banner an das EU-Ratsgebäude. Es<br />

trägt die Aufschrift: „Klima-Notstand“.<br />

Diplomaten in Brüssel stellen<br />

sich auf eine lange Nachtein.<br />

Bloß nicht<br />

provozieren<br />

lassen<br />

US-Sanktionen wegen Nord<br />

Stream 2ärgern Maas<br />

VonDaniela Vates<br />

ImStreit um die Gaspipeline Nord<br />

Stream 2hat die Union Forderungen<br />

aus der deutschen Wirtschaft<br />

nach Sanktionen gegen die USA widersprochen.<br />

„Ich bin dagegen, die<br />

jetzt geplanten Sanktionen mit Gegensanktionen<br />

zu beantworten“,<br />

sagte der außenpolitische Sprecher<br />

der Unionsfraktion, Jürgen Hardt<br />

(CDU), der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland). Ein<br />

sich ausweitender transatlantischer<br />

Handelskrieg würde dem russischen<br />

Präsidenten Wladimir Putin noch<br />

viel mehr gefallen als Gasverkäufe an<br />

die EU.<br />

Das Bundeswirtschaftsministerium<br />

reagierte zunächst zurückhaltend.<br />

Manbedauredie US-Entscheidung,<br />

sagte eine Sprecherin von<br />

Wirtschaftsminister Peter Altmaier<br />

(CDU). Nun werde genau beobachtet,<br />

wie der US-Senat sich verhalte.<br />

„Unsere Haltung zu extraterritorialen<br />

Sanktionen ist klar: Wir lehnen<br />

diese ab“, betonte sie. Auch der Außenminister<br />

blieb allgemein: „Die<br />

europäische Energiepolitik wird in<br />

Europa entschieden, nicht in den<br />

USA“, sagte Heiko Maas (SPD). „Eingriffe<br />

vonaußen und Sanktionen mit<br />

extraterritorialerWirkung lehnen wir<br />

grundsätzlich ab.“<br />

FDP und Grünelehnten die Sanktionen<br />

ab,machten aber gleichzeitig<br />

der Bundesregierung Vorwürfe.„Die<br />

außenpolitische Einbettung und die<br />

europapolitische Flankierung des<br />

Projekts sind vollkommen misslungen“,<br />

sagte FDP-Vize-Fraktionschef<br />

Alexander Graf Lambsdorff. „Man<br />

muss sich fragen, was die Bundesregierung<br />

getan oder unterlassen hat,<br />

dass es so weit kommen konnte.“<br />

Nord Stream Gaspipeline<br />

Nord Stream (Betrieb seit 2011/2013)<br />

Nord Stream 2(Betrieb ab Ende 2019<br />

geplant)<br />

SCHWEDEN<br />

Greifswald<br />

DEUTSCHLAND<br />

Ostsee<br />

POLEN<br />

FINNLAND<br />

Wyborg<br />

LITAUEN<br />

RUS.<br />

Ust-Luga<br />

ESTLAND<br />

LETTLAND<br />

RUSSLAND<br />

100 km<br />

BLZ/REEG; QUELLE: AFP<br />

Der Grünen-Außenpolitiker<br />

Omid Nouripour bekräftigte erneut<br />

das Nein der Grünen zu der Gaspipeline:<br />

„Nord Stream spaltet die EU<br />

und ist deshalb ein falsches Projekt<br />

der Bundesregierung.“ DieUS-Sanktionen<br />

seien dennoch „nicht hinnehmbar“,<br />

sagte er.„Freunde sollten<br />

einander nicht wie Schurkenstaaten<br />

behandeln.“<br />

Hardtgriff außerdem Ex-Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder (SPD) für<br />

sein Engagement bei Nord Stream 2<br />

an. „Die sachliche Diskussion über<br />

Nord Stream 2 und europäische<br />

Energiesicherheit wird leider dadurch<br />

erschwert, dass ein früherer<br />

deutscher Bundeskanzler mit Nord<br />

Stream 2private Wirtschaftsinteressen<br />

verbindet. Dies schadet unserem<br />

Ansehen und ist den Gegnern russischen<br />

Gasesineuropäischen Netzen<br />

ein wohlfeiles Argument.“ Schröder<br />

ist Präsident des Verwaltungsrats<br />

vonNordStream 2.<br />

Das Vorgehen der USA bezeichnete<br />

Hardt als von Wirtschaftsinteressen<br />

geleitet. „Ausgerechnet jetzt,<br />

wo die USA durch Fracking mehr Gas<br />

produzieren, als sie selbst verbrauchen,<br />

verschärfen sie ihre Kritik an<br />

Nord Stream 2“, sagte er. „Dass US-<br />

Senator TedCruz aus dem wichtigsten<br />

gasproduzierenden US-Bundesstaat<br />

Texas einer der führenden Initiatoren<br />

für das Sanktionsgesetz ist,<br />

verstärkt meinen Argwohn.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 5<br />

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Politik<br />

Guter Ton. Auch für Orgelbauer wird die Meisterpflicht wieder eingeführt. Das soll für Qualität bürgen.<br />

DPA/MARCUS BRANDT<br />

Gutes Handwerk, teures Handwerk?<br />

Für zwölf Gewerke hat der Bundestag die Wiedereinführung der Meisterpflicht beschlossen. Die Monopolkommission warnt vor steigenden Preisen<br />

VonChristian Burmeister<br />

Der Bundestag hat die<br />

Rückkehr zur Meisterpflicht<br />

in vielen Berufen<br />

beschlossen. Das Parlament<br />

verabschiedete am Donnerstag<br />

eine entsprechende Änderung<br />

der Handwerksordnung, die im ersten<br />

Quartal des nächsten Jahres in<br />

Kraft treten soll.<br />

Die Meisterpflicht wird für insgesamt<br />

zwölf Gewerke wieder eingeführt<br />

–darunter sind Fliesen- und<br />

Parkettleger, Rollladentechniker,<br />

Glasveredler, Raumausstatter oder<br />

Orgelbauer. Inden vorausgegangenen<br />

Anhörungen hatte sich die<br />

große Mehrheit der insgesamt 53 Gewerkefür<br />

eine Rückkehr zur Meisterpflicht<br />

ausgesprochen. Diese ist 2004<br />

für mehr als 50 Berufe abgeschafft<br />

worden. Mit der Reform der Handwerksordnung<br />

wollte die damalige<br />

Bundesregierung einfachere Tätigkeiten<br />

für Selbstständige öffnen. Bis<br />

dahin durften diese Betriebe nur von<br />

ausgebildeten Handwerksmeistern<br />

geführtwerden.<br />

Die schwarz-rote Koalition hatte<br />

nun argumentiert, die Rückkehr zur<br />

Meisterpflicht stärke das Handwerk.<br />

„Unser Ziel ist, mehr Qualität für die<br />

Kundschaft und mehr Nachwuchs<br />

im Handwerk durch eine bessere<br />

Ausbildung“, hatten Unions-Fraktionsvize<br />

Carsten Linnemann und<br />

SPD-Fraktionsvize Sören Bartol Anfang<br />

September mitgeteilt. Hintergrund:<br />

Jährlich bleiben etwa 20 000<br />

AusbildungsplätzeimHandwerkunbesetzt.<br />

Die Auslastung der etwa<br />

eine Million Betriebe ist mit 84 Prozent<br />

laut Zentralverband des Deutschen<br />

Handwerks (ZDH) aber auf einem<br />

Rekordhoch.<br />

Warumkommt die Meisterpflicht<br />

nun ausgerechnet in zwölf Bereichen<br />

zurück? „Wir haben in unseren<br />

Überlegungen drei Kriterien angelegt“,<br />

erklärte Karl Holmeier (CSU)<br />

für die große Koalition im Bundestag:<br />

„Erstens: Die Gefahrengeneigtheit,<br />

also die Frage, obbei Fehlern<br />

1<br />

Million Handwerksbetriebe<br />

gibt es in Deutschland.<br />

RÜCKGRAT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT<br />

Auswirkungen für Leben und Gesundheit<br />

bestehen. Zweitens: Die<br />

Frage nach dem kulturellen Erbe<br />

und der technischen Einzigartigkeit<br />

des Gewerbes.Und drittens: Ob eine<br />

Rückkehr zur Meisterpflicht für das<br />

jeweilige Gewerbe vereinbar mit<br />

dem Verfassungs- und Europarecht<br />

ist.“<br />

Wirtschaftsminister Peter Altmaier<br />

(CDU) bezeichnete die teilweise<br />

Wiedereinführung der Meisterpflicht<br />

als gute Nachricht für das<br />

368 000<br />

Lehrlingeerhalten in den Betrieben<br />

eine Ausbildung.<br />

612<br />

Milliarden Euro wurden im<br />

Jahr 2018 umgesetzt.<br />

Handwerk und die Kunden. Die Zustimmung<br />

zum Handwerk werde in<br />

der Bevölkerung weiter wachsen,<br />

gab er sich zuversichtlich.<br />

Doch so positiv sieht das nicht jeder.Ausgerechnet<br />

die Monopolkommission,<br />

ein von der Bundesregierung<br />

eingesetztes unabhängiges Experten-Gremium<br />

warnte vor negativen<br />

Folgen für Kunden: „Aus Sicht<br />

der Verbraucher wird der Zugang zu<br />

Handwerksleistungen schwieriger.<br />

DieWartezeiten und die Preise können<br />

steigen“, erklärte der Vorsitzende<br />

Achim Wambach der dpa.<br />

„Zwar genießen die bereits gegründeten<br />

Nicht-Meister-Betriebe einen<br />

zeitlich unbegrenzten Bestandsschutz.<br />

Markteintritte durch neue<br />

Betriebe werden aber deutlich<br />

schwieriger, da das Ablegen einer<br />

Meisterprüfung kosten- und zeitintensiv<br />

ist. Dieses Gesetz ist ein<br />

Schritt zurück“, sagte Wambach.<br />

„Die hohe Dynamik, die nach der<br />

Abschaffung des Meisterzwangs in<br />

den deregulierten Handwerksbereichen<br />

zu beobachten war, wird nun<br />

ohne Notausgebremst.“<br />

Auch Marcel Fratzscher,Präsident<br />

des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW), kritisiert<br />

den Beschluss: „Die Wiedereinführung<br />

der Meisterpflicht ist fehlgeleitet<br />

und falsch. Siewirdzuweniger Wettbewerb<br />

und höheren Preisen für die<br />

Verbraucher führen“, sagte er der<br />

Rheinischen Post. „Das wird den betroffenen<br />

Branchen schaden und<br />

dort die Investitionen und Arbeitsplätze<br />

reduzieren.“ Eine Qualitätssicherung<br />

könne besser durch andere<br />

Instrumente, vor allem durch kluge<br />

Regulierung erreicht werden. „Die<br />

Wiedereinführung der Meisterpflicht<br />

ist hoch protektionistisch und gibt<br />

auch internationalen Kritikern recht,<br />

die seit langem auf höhereInvestitionen<br />

in Deutschland pochen.“<br />

DieOpposition im Bundestag bezeichnet<br />

das Vorhaben mehrheitlich<br />

als Schritt in die richtige Richtung,<br />

kritisierte aber einzelne Aspekte.Die<br />

AfD verlangt eine Rückkehr aller Gewerke<br />

zur Meisterpflicht. Politiker<br />

der großen Koalition halten dem vor<br />

allem rechtliche Bedenken entgegen:<br />

„Die Entscheidungen müssen<br />

gerichtsfest sein.“ Claudia Müller<br />

(Grüne) wies auf das niedrige Lohnniveau<br />

im Handwerk hin, das oft zu<br />

einer Abwanderung vonFachkräften<br />

in die besser zahlende Großindustrie<br />

führe. Sie forderte deshalb eine bessere<br />

Durchsetzung der Tarifbindung<br />

in der Branche. Diese liegt aktuell<br />

nur bei etwa 30 Prozent.<br />

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6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

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Made in Berlin<br />

BERLINER BEKANNTE<br />

VonBremsen,<br />

Kleidern und<br />

Leih-Büros<br />

VonJochen Knoblach<br />

Friedrichshain, Neue Bahnhofstraße:<br />

In dem langgestreckten<br />

roten Backsteinbau auf der Ostseite<br />

der Straße kurz vor Ostkreuz steckt<br />

über ein Jahrhundert Industriegeschichte.Esgibt<br />

nicht viele Gebäude<br />

in dieser Stadt, in denen sich der<br />

wirtschaftliche Wandel Berlins so<br />

deutlich ablesen lässt. Vormehr als<br />

100 Jahren wurde an diesem Ort tatsächlich<br />

ein Teil der <strong>Berliner</strong> Industrie<br />

geboren. Der Ingenieur Georg<br />

Knorr gründete in der Neuen Bahnhofstraße<br />

die Knorr-Bremse GmbH.<br />

Knorr hatte 1900 eine neuartige<br />

Bremse für Eisenbahnzüge entwickelt,<br />

die sich schnell bei den deutschen<br />

Bahnen durchsetzte und bald<br />

als Einheitsbremse bei allen europäischen<br />

Bahnen eingeführt wurde.<br />

DieProduktion dafür begann 1905 in<br />

der Neuen Bahnhofstraße. Knorr<br />

gründete sein Unternehmen und erweiterte<br />

die Fertigung in den Jahren<br />

1913 bis 1916 um eben jenes heute<br />

noch existierende Fabrikgebäude.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte<br />

Knorr seinen Sitz nach München.<br />

Aus der <strong>Berliner</strong> Produktionsstätte<br />

wurde der VEB <strong>Berliner</strong> Bremsenwerk.<br />

Später bezog der VEB<br />

Messelektronik Berlin das Gebäude<br />

in der Neuen Bahnhofstraße.<br />

Theorie statt Praxis<br />

Als nach der Wende der Zusammenbruch<br />

der Industrie vor allem Ost-<br />

Berlins begann und binnen eines<br />

Jahrzehnts 540 <strong>Berliner</strong> Industriebetriebe<br />

dicht machten, wurde auch in<br />

der Neuen Bahnhofstraße nicht<br />

mehr produziert. In der Folgezeit<br />

wechselten die Mieter. Theoretiker<br />

statt Praktiker. Die <strong>Berliner</strong> Hochschule<br />

für Wirtschaft und Recht gehörte<br />

dazu, bis sie 2012 ausziehen<br />

musste. Seinerzeit hatte die Berggruen<br />

Holding des Immobilienunternehmers<br />

Nicolas Berggruen das<br />

ehemalige Knorr-Gebäude bei einer<br />

Zwangsversteigerung erstanden.<br />

Berggruen kaufte den Baufür 16 Millionen<br />

Euro, modernisierte und vermietete<br />

ihn komplett an Zalando.<br />

Danach ging es erstmals seit vielen<br />

Jahren wieder um Produkte.<br />

Diesmal waren es nicht Bremsen,<br />

sondern Kleider. Genäht wurde an<br />

der Neuen Bahnhofstraße allerdings<br />

nicht. DerOnlinemodehändler bündelte<br />

dort seinen Modebereich, ließ<br />

Schuhe, Kleider und Blusen aber<br />

nicht nur ein- und weiterverkaufen,<br />

sondern auch kreieren. Modedesigner<br />

entwarfen dortKleidung für die<br />

seinerzeit 17 Eigenmarken Zalandos.<br />

Die Datenbank des Onlinehändlers<br />

verriet, was gefragt und beliebt ist.<br />

Das Haus in der Neuen Bahnhofstraße<br />

galt seinerzeit als das größte<br />

Modeatelier der Stadt. Produziert<br />

wurde im Ausland.<br />

Inzwischen ist auch Zalando dort<br />

wieder ausgezogen. Hauptmieter ist<br />

nun der US-amerikanische Büroanbieter<br />

Wework, der an der Neuen<br />

Bahnhofstraße ein Coworking-Space<br />

mit 13 500 Quadratmetern einrichten<br />

will. Ende offen. Denn Wework<br />

strauchelt mit Milliardenverlusten.<br />

Die Rückkehr von Produktion bleibt<br />

dennoch unwahrscheinlich.<br />

Wo produziert, gelernt und entworfen wurde:<br />

Neue Bahnhofstraße 11–17. IMAGO STOCK<br />

Zusteller haben ihre<br />

Päckchen zu tragen<br />

Schwere Pakete, mehr Sendungen: In der Vorweihnachtszeit<br />

steigt die Arbeitsbelastung von Postmitarbeitern.<br />

Die Arbeitsbedingungen der Wettbewerber unterscheiden sich<br />

VonTheresa Dräbing (Text) und Sabine Hecher (Infografik)<br />

Der ohnehin schon boomende Paketversand<br />

steigt auch in diesem Jahr in der Vorweihnachtszeit<br />

noch einmal sprunghaft<br />

an. „Im Vergleich zum Vorjahr erwarten<br />

wir einen Anstieg der Paketsendungsmengen im Dezember<br />

um sechs bis acht Prozent, sodass wir an den<br />

Tagen direkt vor Heiligabend mit neuen Rekordmengen<br />

von über elf Millionen Paketsendungen täglich<br />

rechnen“, sagt Tina Birke, Sprecherin der Deutschen<br />

Post DHL Group in Berlin. Andere Paketdienstleister<br />

wie Hermes oder DPD geben ähnliche Prognosen ab.<br />

Zu Hochzeiten tragen Zusteller mehr als 200 Pakete<br />

am Tagaus.Das zulässige Höchstgewicht beträgt 31,5<br />

Kilogramm.<br />

Die gesetzlich vorgeschriebene Arbeitszeit von<br />

maximal zehn Stunden am Tagwerde aber auch in der<br />

Adventszeit nicht überschritten, sagt Birke. Man verkleineredeshalb<br />

jetzt die Brief- als auch die Paketzustellbezirke<br />

und setzt mehr Mitarbeiter und Fahrzeuge<br />

ein. Auch die anderen Unternehmen rüsten auf: mit<br />

mehr Fahrzeugen, Übergangsfilialen, aber auch<br />

Zehntausenden zusätzlichen Aushilfen bundesweit –<br />

allerdings zu jeweils unterschiedlichen Anstellungsverhältnissen<br />

und Arbeitsbedingungen.<br />

Während DHL fast ausschließlich mit eigenen Zustellernarbeitet,<br />

kooperieren Hermes,DPD oder UPS<br />

mit Subunternehmen und haben nur wenige eigene<br />

Zusteller. Das ist historisch bedingt. So gründete sich<br />

DPD beispielsweise aus einem Zusammenschluss<br />

von Transportunternehmen und mittelständischen<br />

Speditionen. Einige Partnerschaften mit Subunternehmen<br />

bestehen so beispielsweise seit 30 Jahren.<br />

Der große Unterschied dabei: Die bei den Paketdienstleistern<br />

direkt angestellten Mitarbeiter werden<br />

nach Tarifbezahlt, die anderen nicht.<br />

So bekommen Paketzusteller der Deutschen Post<br />

einen Stundenlohn von mindestens 13,65 Euro plus<br />

Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Tariflich Beschäftigte<br />

vonHermes,DPD und UPS erhalten in Berlin derzeit<br />

zwar auch 13,08 Euro, allerdings ist jeweils nur eine<br />

Mitarbeiterzahl im einstelligen Prozentbereich tariflich<br />

beschäftigt. Der Mindestlohn für nicht-tariflich<br />

Beschäftigte liegt bei 9,19 Euro. „In den meisten Regionen<br />

Deutschlands liegt der Zustellerverdienst<br />

deutlich über dem Mindestlohnniveau“, betont Peter<br />

Ray, Sprecher von DPD. Nur wer ordentliche Konditionen<br />

biete,finde schließlich auch die händeringend<br />

gesuchten Zusteller. Der Fachkräftemangel in der<br />

Branche ist groß.<br />

Benita Unger von Verdi Berlin-Brandenburg berichtet<br />

dennoch auch vonvielen schwarzenSchafen.<br />

So werde der Mindestlohn vielfach noch umgangen,<br />

und der Anteil der illegalen Beschäftigung in<br />

der Branche sei hoch. Genaue Zahlen, wie groß<br />

das Problem wirklich ist, hat der Zoll: Bei einer<br />

bundesweiten Razzia im Februar dieses Jahres<br />

sind rund 12 000 Paketzusteller überprüft<br />

worden. Daraufhin sind 92 Strafverfahren<br />

wegen Vorenthaltung von Sozialversicherungsbeiträgen<br />

und illegaler Beschäftigung<br />

von Ausländern eingeleitet worden<br />

sowie 168 Bußgeldverfahren wegen<br />

Verstößen gegen sozialversicherungsrechtliche<br />

Meldepflichten<br />

und ausländerrechtliche Bestimmungen.<br />

„Die Zahl der Strafverfahren sind<br />

vergleichsweise gering, eine pauschale<br />

Verurteilung der Branche<br />

halte ich deshalb für nicht angemessen“,<br />

sagt Marten Bosselmann,<br />

Vorstand des Bundesverband<br />

Paket und Expresslogistik<br />

(Biek). Lägen Verstöße wie<br />

etwa gegen das Mindestlohngesetz<br />

vor, müsse dem<br />

nachgegangen werden,<br />

solche Fälle seien aber<br />

eher eine Ausnahme.<br />

Dennoch hat sich<br />

auch die Bundesregierung<br />

des The-<br />

1,69 2,33<br />

mas angenommen<br />

und erst im<br />

November das<br />

Paketboten-<br />

Schutz-Gesetz<br />

verabschiedet.<br />

„Bei Subunter-<br />

nehmernkam es in der Vergangenheit immer wieder zu<br />

Schwarzgeldzahlung, Sozialleistungs- und Sozialversicherungsbetrug<br />

zulasten der Beschäftigten“, heißt es<br />

aus dem Bundesarbeitsministerium. Das Gesetz legt<br />

nun fest, dass die Paketdienstleister haften, wenn<br />

Beiträge von den Subunternehmern nicht abgeführtwerden.<br />

Andere Themen wie die Einhaltung des Mindestlohns<br />

oder Erleichterungen bei der Zustellung<br />

im Joballtag behandelt die Neuregelung<br />

hingegen nicht. Gerade in einer Stadt wie Berlin<br />

haben Arbeitnehmer in der Branche aber<br />

auch mit einer hohen Verkehrsdichte, vielen<br />

mehrgeschossigen Wohnanlagen und<br />

mangelndem Parkraum mehr Stressfaktoren<br />

als Kollegen in ländlichen Regionen.<br />

Laut einem aktuellen Gesundheitsreport<br />

der Krankenkasse Barmer<br />

waren Paket- und Postzusteller<br />

vergangenes Jahr mit<br />

durchschnittlich 34,6 Krankheitstagen<br />

weit häufiger<br />

krankgeschrieben als Beschäftigte<br />

anderer Berufsgruppen.<br />

Über alle Berufsgruppen<br />

hinweg liegt der<br />

Schnitt laut Barmer bei<br />

19,8 Tagen.<br />

Um die Arbeitsbelastung<br />

weiter zu<br />

verringern –darin<br />

sind sich alle Seiten<br />

einig – bräuchte<br />

es noch mehr Mitarbeiter.<br />

Doch Bewerber<br />

gibt es zu<br />

wenig.<br />

QUELLE: BIEK, ARBEITSAGENTUR BERLIN, BARMA, ENTGELTATLAS 2018<br />

3,52<br />

davon<br />

83,9 %<br />

Paketsendungen<br />

*eine Hälfte der<br />

Menschen verdient<br />

weniger, die andere<br />

mehr. Im Vergleich zum<br />

Durchschnitt fallen Extremwerte<br />

weniger ins Gewicht<br />

92<br />

Strafverfahren<br />

wegen Vorenthaltung von Sozialversicherungsbeiträgen<br />

und illegaler<br />

Beschäftigung von Ausländern<br />

Krankheitstage:<br />

Durchschnittlich<br />

34,6 Tage<br />

(Zum Vergleich: Über alle Berufsgruppen<br />

hinweg lag eine durchschnittliche<br />

Krankschreibung bei 19,8 Tagen je Person.)<br />

Sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte<br />

in Berlin<br />

Bruttomonatsverdienst in Euro, Median*<br />

2564<br />

Hoher Krankenstand von Paket- und Postzustellern, 2018<br />

Stetig steigende Sendungsvolumen<br />

in Milliarden Stück<br />

3,66<br />

** 4,43**<br />

2000 2010 2018 2019 2023<br />

Berlin<br />

Boomende<br />

Branche:<br />

Kurier-,<br />

Express- und<br />

Paketdienste<br />

(KEP)<br />

7748<br />

2018<br />

2013<br />

13 652<br />

2564<br />

Brandenburg<br />

2676 2595 2693<br />

Deutschland Ostdeutschland Westdeutschland<br />

Zoll bemängelt Verstöße im Arbeitsrecht<br />

Bundesweite Schwerpunktprüfung von 12 135 Paketfahrern im Februar 2019<br />

168<br />

Bußgeldverfahren<br />

wegen Verstößen gegen sozialversicherungsrechtliche<br />

Meldepflichten<br />

und ausländerrechtliche Bestimmungen<br />

Krankschreibungsdauer:<br />

22,5 Tage<br />

(Der Durchschnitt über alle Berufsgruppen<br />

hinweg lag bei 15,1 Tagen.)<br />

**Prognose<br />

NEU IN DER STADT<br />

Versicherungen<br />

anders<br />

vergleichen<br />

VonTheresa Dräbing<br />

Über Vergleichsportale können<br />

sich Verbraucher einen Überblick<br />

über Tarife verschiedenster Anbieter<br />

und Branchen verschaffen –<br />

vonKfz-Versicherungen, über All-inclusive-Reisen<br />

bis hin zu Kreditangeboten.<br />

Marktführer sind neben zahlreichen<br />

anderen Mitbewerbern derzeit<br />

Check24 und Verivox. Nun will<br />

das <strong>Berliner</strong> Portal Joonko um das<br />

Team von Carolin Gabor, Andreas<br />

Schroeter und Eric Lange den Markt<br />

aufmischen und nach eigenen Angaben<br />

vieles besser machen als die<br />

Konkurrenz.<br />

Die ist insbesondere imvergangenem<br />

Jahr in die Kritik geraten, als<br />

das Bundeskartellamt bei der Untersuchung<br />

von 150 Anbietern teils erhebliche<br />

Mängel festgestellt hat. Unter<br />

anderem würde eine voreingestellte<br />

Darstellung der Suchergebnisse<br />

die Verbraucher beeinflussen,<br />

auch seien die Provisionen, die die<br />

Portale bekommen, wenn ein Verbraucher<br />

über dieWebsite einenVertrag<br />

abschließt, nicht immer transparent<br />

dargestellt.<br />

Die Gründer von Joonko starten<br />

nun mit einem Transparenzbeirat,<br />

dem unter anderem die ehemalige<br />

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte<br />

Zypries angehört. Für Kritik wie die<br />

des Bundeskartellamts will man so<br />

keinen Anlass bieten. Zum Konzept<br />

gehört auch, dass es keine gekauften<br />

Ranking-Platzierungen geben soll.<br />

Finanzieren will sich Joonko zwar<br />

auch über Provisionen, allerdings<br />

nicht über Einmalzahlungen bei Versicherungsabschluss,<br />

sondern über<br />

Bestandsprovisionen. Heißt: Schließt<br />

einVerbraucher über das Portal einen<br />

Vertrag ab, zahlt der Versicherungsnehmer<br />

jährlich eine Provision an<br />

Joonko anstatt einmalig eine höhere<br />

bei Vertragsabschluss. „Wir wollen<br />

damit eine langfristige Kundenbeziehung<br />

fördern“, erklärt eine Sprecherin.<br />

Verhindert werden soll der Eindruck,<br />

man wolle einmalig hohe Provisionszahlungen<br />

abgreifen und Verbraucher<br />

jährlich zum Wechseln<br />

animieren, anstatt einen langfristig<br />

guten Tarifzuvermitteln.<br />

WeitereBranchen sollen folgen<br />

„Der Ansatz des Portals klingt durchaus<br />

spannend“, sagt Sally Peters vom<br />

Institut für Finanzdienstleistungen,<br />

einem Verbraucherschutzportal, das<br />

die Praktiken vonVergleichsportalen<br />

in der Vergangenheit ebenfalls kritisch<br />

beleuchtet hat. „Wenn tatsächlich<br />

ausgeschlossen wird, dass Anbieter<br />

durch Mehrzahlungen gute Rankingpositionen<br />

kaufen können, ist<br />

das positiv für Verbraucher“, so Peters.Kritisch<br />

sieht sie die derzeit noch<br />

eingeschränkte Anbieterauswahl. Solange<br />

es keine umfassende Breite an<br />

Versicherungen gebe,könne das Versprechen,<br />

für jeden Nutzer den besten<br />

Tarif zufinden, im Zweifel nicht<br />

eingehalten werden.<br />

Joonko befindet sich derzeit allerdings<br />

auch noch in der Beta-Phase.<br />

Noch sind nur Kfz-Versicherungen<br />

für einen Vergleich gelistet, man<br />

wolle Produktfeedback der Kunden<br />

einholen. Kommendes Jahr sollen<br />

weitere Versicherungs- und Finanzprodukte<br />

hinzukommen.<br />

Währenddessen rüsten allerdings<br />

auch Mitbewerber auf und wehren<br />

sich gegen das schlechte Image.Verivox<br />

beispielsweise legte sich eine<br />

Selbstverpflichtung auf, die auf mehr<br />

Transparenz aus ist. Auch anderePortale<br />

geloben, nachzubessern.<br />

ISTOCKPHOTO


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

13.9.19<br />

13.9.19<br />

MÄRKTE<br />

▲ 13221,64 (+0,57 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

13.9.19<br />

Stand der Daten: 12.12.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

12.12.19<br />

▲ 64,47 (+0,81 %)<br />

12.12.19<br />

▲ 1,1137 (+0,56 %)<br />

Quelle<br />

12.12.19<br />

aus DAX und MDAX vom 12.12. zum Vortag<br />

Dürr 29,36 +8,70 WWWWWWWWWWW<br />

Aurubis 53,06 +7,71 WWWWWWWWWW<br />

Siltronic NA 87,86 +5,15 WWWWWWW<br />

Commerzbank 5,44 +5,00 WWWWWWW<br />

Fuchs Petrolub Vz. 42,30 +4,19 WWWWWW<br />

DeutscheBank NA 6,78 +3,38 WWWWW<br />

Verlierer<br />

ausDAX und MDAXvom 12.12. zumVortag<br />

MTUAero Engines 253,00 WWWWW –3,29<br />

Alstria Office 16,42 WWWW –2,26<br />

Metro St. 14,05 WWW –1,99<br />

Evotec 20,91 WWW –1,74<br />

CTSEventim 54,20 WWW –1,45<br />

United Internet NA 29,49 WW –1,11<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 12.12. ±% z. 11.12.<br />

Euro Stoxx 50(EU) +0,51<br />

3733/2909 3706,35<br />

CAC 40 (FR) + 0,40<br />

5967/4556 5884,26<br />

S&P UK (UK) + 0,80<br />

1562/1323 1467,04<br />

RTS (RU) +2,31<br />

1503/1033 1496,96<br />

IBEX (ES) +0,81<br />

9588/8286 9468,50<br />

Dow Jones (US) +0,92<br />

28225/21713 28167,29<br />

Bovespa (BR) +1,04<br />

112100/83892112022,30<br />

Nikkei (JP) +0,14<br />

23608/18949 23424,81<br />

Hang Seng (HK) +1,33<br />

30280/24897 26983,18<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,39<br />

1657/1395 1613,80<br />

Edel- und NE-Metalle<br />

Barren &Münzen in € Ankauf Verkauf<br />

(Endkundenpreise) 12.12. 12.12.<br />

Gold (10 g) 420,5 450,0<br />

Gold (1 oz) 1312,5 1372,2<br />

Gold (100 g) 4206,0 4385,5<br />

Gold (250 g) 10517,0 10932,0<br />

Silber (1 kg) 478,0 638,7<br />

Platin (100 g) 2647,0 3429,0<br />

Austr.Nugget (1 oz) 1310,8 1383,0<br />

Britannia (1 oz) 1311,0 1387,0<br />

Krügerrand (1/4 oz) 327,5 371,1<br />

Krügerrand (1/2 oz) 655,0 718,7<br />

Krügerrand (1 oz) 1311,0 1400,0<br />

Maple Leaf (1/4 oz) 327,5 368,1<br />

Maple Leaf (1/2 oz) 655,0 720,4<br />

Maple Leaf (1 oz) 1311,0 1389,0<br />

Philharmoniker (1 oz) 1310,5 1392,0<br />

Quelle Edelmetalle: Degussa Goldhandel GmbH.<br />

Die An- und Verkaufspreise gelten für sehr gut erhaltene Stücke.<br />

NE-Metalle in €/100 kg 12.12. 11.12.<br />

Blei in Kabeln 200,61 200,09<br />

Kupfer (DEL-Notiz) 556,27 558,12<br />

Messing MS 63/37 540,00 542,00<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />

Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Imglobalen Rennen um die Elektromobilität<br />

macht die Automobilnation<br />

Deutschland mühsame<br />

Fortschritte. Das geht aus einer<br />

Studie der Unternehmensberatung<br />

Roland Berger und der Forschungsgemeinschaft<br />

Kraftfahrwesen (FKA) hervor,<br />

in der siebenLänder in drei Teilbereichen<br />

verglichen wurden. Sie attestiert,dassChinaelektromobilklarführt<br />

und sich von den USA abgesetzt hat.<br />

Deutschland hat Südkorea überholt<br />

und ist nun Gesamtdritter.ImBereich<br />

TechniksinddeutscheAutobauermittlerweile<br />

sogar Spitze. Siehaben französische<br />

Konkurrenten im Vergleich zu<br />

einer Vorgängerstudie von 2018 vom<br />

Thron gestoßen.<br />

China bleibt führend hinsichtlich<br />

industrieller Aufstellung und dem<br />

Markt für Elektromobilität. Technologisch<br />

kommen chinesische Autobauer<br />

zudem näher. Die Volksrepublik ist in<br />

Jede<br />

Menge<br />

Baustellen<br />

EZB steht vor einer<br />

Neujustierung<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Eins war schon einmal klar zu erkennen.Bei<br />

der EZB gibt es einen Stilwechsel.Freundlichundgutgelauntso<br />

präsentierte sich am Donnerstag die<br />

neuePräsidentinChristineLagardeauf<br />

ihrer Debütpressekonferenz nach<br />

einer Zinssitzung der Europäischen<br />

Zentralbank. Ihr Vorgänger Mario<br />

Draghi war berüchtigt für seine finanztechnischen,<br />

klinisch reinen und humorfreien<br />

Einlassungen, die mit<br />

höchsternsterMienevorgetragenwurden.<br />

Lagarde betonte denn auch, sie<br />

habe ihren eigenen Stil, warnte jedoch<br />

vor einer Überinterpretationen ihres<br />

Habitus.<br />

Aber:Die Neue will für Kontinuität<br />

inpunctoderultralockerenGeldpolitik<br />

sorgen. DerLeitzins bleibt auf dem Rekordtief<br />

vonnull Prozent, und das Aufkaufen<br />

von Staats- und Unternehmensanleihen<br />

mit einem Volumen<br />

von 20Milliarden Euro im Monat soll<br />

fortgeführt werden. Dies soll die nach<br />

wie vor schwächelnde Konjunktur in<br />

der Eurozone ankurbeln.Und, wie ihr<br />

Vorgänger, leierte sie zur Begründung<br />

der Entscheidung des EZB-Rats zunächst<br />

einmal makroökonomische<br />

Kennziffern runter, einige davon habensich<br />

in jüngster Zeit leicht verbessert.<br />

Doch Handelskonflikte und eine<br />

schwächere Weltwirtschaft drückten<br />

nach wie vor die Konjunktur in der<br />

Eurozone. Solange keine nachhaltige<br />

Veränderung zu erkennen sei, werde<br />

der eingeschlagene Weg weiterverfolgt,<br />

so Lagarde.<br />

Klimawandel als Herausforderung<br />

Mancher in der Finanzbranche befürchtet,<br />

dass Lagarde ihren Joballzu<br />

populär,respektiveökopopulistischanpackt.<br />

Vertreter der Notenbankorthodoxie<br />

hat sie mit fortgesetzten Andeutungen<br />

aufgeschreckt, dass bei künftigen<br />

Entscheidungen über die Geldpolitik<br />

auch die Aufgabedes Klimaschutzes<br />

bedacht werden soll. Immerhin hat<br />

auch die Schweizer Nationalbank, die<br />

nichtunbedingt im Verdacht der Ökospinnereisteht,dieBegrenzungderErderwärmung<br />

in ihren Aufgabenkatalog<br />

aufgenommen. Es gibt noch jede Menge<br />

weitereBaustellenfür die Notenbanker.DieEZB<br />

stehtvoreinergrundlegenden<br />

Neujustierung ihrer Strategie.<br />

Nicht nur die Herausforderung des<br />

Klimawandels,auch die rasante Digitalisierung<br />

unddie wachsende Ungleichheit<br />

in den Gesellschaften müssten bei<br />

der neuenStrategie bedacht werden, so<br />

Lagarde. Ende nächsten Jahres soll ein<br />

Konzept vorgelegt werden.<br />

Deutschland fährt hinterher<br />

Bei der Elektromobilitätführt China inzwischen klar vor den USA<br />

VW will im kommenden Jahr denMarkt für E-Autosaufmischen.<br />

der Kategorie Technik mit minimalem<br />

Abstand nun erstmals Zweiter hinter<br />

Deutschland, nachdem chinesische<br />

Konzerne 2018 in der Hinsicht noch<br />

deutlich distanziert auf Rang sieben<br />

geführt wurden. Zudem sagen Berger<br />

und FKA den Chinesen einen weiteren<br />

Vormarsch voraus,was vorallem auch<br />

FOTO: IMAGO IMAGES/STPP<br />

mit der Produktion vonBatteriezellen<br />

als Schlüsselkomponente vonElektroautos<br />

zu tun hat. „Keine andereNation<br />

planteinensogroßenAusbauihrerheimischen<br />

Zellproduktion“, stellt FKA-<br />

Berater Alexander Busse klar.<br />

Das Reich der Mitte dürfte seinen<br />

Vorsprung bei Batteriezellen deshalb<br />

weiterausbauen.2022erwartenBerger<br />

und FKA unter den sechs größten Batteriezellherstellernmit<br />

CATL, BYD und<br />

FarasisdreiChinesenundmitLGsowie<br />

Samsung zwei Südkoreaner. Dazu<br />

kommt Tesla aus den USA mit einem<br />

für dann prognostizierten Weltmarktanteil<br />

inder Zellfertigung von 6Prozent.<br />

Fast das Dreifache würde Weltmarktführer<br />

CATL erreichen, der in<br />

Thüringen gerade eine erste europäische<br />

Zellfabrik baut.<br />

Im Bereich Batteriezelle drohe<br />

Europa endgültig den Anschluss zu<br />

verlieren, warnen Berger und FKA.<br />

Europäische Firmen würden entlang<br />

der Batterie-Wertschöpfungskette nur<br />

eine untergeordnete, bei der ZellproduktiongarkeineRollespielen.Umdas<br />

langfristig zu ändern, müssten europäische<br />

Autobauer verstärkt mit chemisch<br />

versierten Zulieferernkooperieren,<br />

weil nur so nötige Investitionenzu<br />

stemmen und ausreichendes Technologieverständnis<br />

zu erreichen seien.<br />

Osram-Chef:<br />

Risiken bei<br />

Übernahme<br />

D ieÜbernahmedesLichtkonzerns<br />

Osram durch den österreichischen<br />

Sensorhersteller AMS ist nach<br />

Ansicht von Osram-Chef Olaf Berlien<br />

mitRisikenverbunden:„Meinegrößte<br />

Sorgeist, dassdie Integrationnichtgelingt“,<br />

sagte Berlien dem „Handelsblatt“.<br />

Bei der Übernahme würden<br />

sehr unterschiedliche Firmenkulturen<br />

aufeinandertreffen. „Hier ist das<br />

113 Jahre alte Unternehmen Osram,<br />

ingenieurgetrieben und manchmal<br />

etwas langsam. Und daist AMS mit<br />

einer Start-up-Mentalität“, so Berlien<br />

weiter.Wenndereinedenanderendominierenwolle,gehedasschief.Daher<br />

strebe man jetzt eine Fusion unter<br />

Gleichen an. Im Übrigen müsse auch<br />

gefragtwerden,wasdieAlternativegewesen<br />

wäre. „Am Schluss haben etwa<br />

45 Prozent der Osram-Aktien Hedgefonds<br />

gehört. Da bin ich über einen<br />

stabilen Mehrheitsaktionär ganz<br />

froh“, sagte der Konzernchef. (dpa)


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

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Meinung<br />

Doppelhaushalt<br />

ZITAT<br />

Traurige Bilanz<br />

für die SPD<br />

Annika Leister<br />

findet, dass die Sozialdemokraten<br />

an altem Denken festhalten.<br />

Der Doppelhaushalt 2020/21 legt fest,<br />

welche Politik der rot-rot-grüne Senat<br />

in den kommenden Jahren machen<br />

wird. Underzeigt recht eindrücklich, welche<br />

Partei noch neue Ideen für diese Stadt<br />

hat: Beiden Linken und Grünen geht einiges,bei<br />

der SPD hingegen nicht sehr viel.<br />

Die Grünen haben eine Initiative für<br />

mehr Stadtgrün herausverhandelt, die<br />

endlich Schluss machen soll mit der chronischen<br />

Unterfinanzierung der Bezirke.<br />

Nah amGrünen-Wähler, nah an den Bedürfnissen<br />

der Stadt, die in sechs Jahren<br />

laut BUND mehr als 22 000 Stadtbäume<br />

verloren hat.<br />

Die Linken haben unter anderem für<br />

einen Hunderte Millionen schweren Bodenankauf-Fonds<br />

gesorgt, mit dem die<br />

Bodenpolitik des Landes neu ausgerichtet<br />

werden soll. Die dringend nötigen Flächen<br />

für Kitas, Schulen und Verwaltung<br />

sollen nicht mehr auf den letzten Drücker,<br />

sondern mit Weitblick gekauft werden –<br />

und so auch billiger für das Land werden.<br />

Der Haupthaushälter der SPD hingegen<br />

versteckte sich schon Tage vor der<br />

Plenardebatte vor der Presse –mit gutem<br />

Grund. Denn als großes und zugleich<br />

ganz neues Projekt lässt sich auf Seite der<br />

SPD nur ein Vorschlag identifizieren: die<br />

Hauptstadtzulage,die Beamten und Landesangestellten<br />

150 Euro mehr proMonat<br />

verschaffen soll. Kein Projekt für die ganze<br />

Stadt, eher ein Geschenk für traditionelle<br />

SPD-Wähler. Ansonsten kleckert die SPD<br />

statt zu klotzen, ein großer, innovativer<br />

Wurf ist nicht in Sicht.<br />

Traurige Bilanz für die SPD –und die 16<br />

Prozent der Wähler, die ihr zurzeit noch<br />

die Treue halten. Soll sich das Blatt für die<br />

Sozialdemokraten wenden, muss auch<br />

die Partei sich wenden: hin zu neuen<br />

Ideen, raus aus den alten Schubladen.<br />

Meisterpflicht<br />

Macht die Prüfung<br />

kostenfrei!<br />

Christian Burmeister<br />

findet die Rückkehr alter Regeln<br />

fürs Handwerk zwiespältig.<br />

Die Halbwertszeit der Regelung betrug<br />

ziemlich genau 15 Jahre: 2004 hatte<br />

der Bundestag in der Hoffnung auf mehr<br />

Arbeitsplätze und Auszubildende den<br />

Meisterzwang für viele Handwerksberufe<br />

abgeschafft. Am Donnerstag führte das<br />

Parlament ihn für zunächst zwölf Gewerke<br />

wieder ein. Die Politik kommt damit<br />

vor allem dem Drängen der Branchen-Verbände<br />

entgegen. Neue Unternehmen<br />

zu gründen wird so erheblich<br />

schwieriger, weil das Ablegen einer Meisterprüfung<br />

kosten- und zeitintensiv ist.<br />

DenPreis dafür dürften am Ende die Kunden<br />

bezahlen. Für sie bedeutet das mittelfristig:<br />

Die Qualität der Handwerksleistungen<br />

wirdimSchnitt zwar steigen. Aber<br />

die Wartezeiten und Preise wegen eines<br />

geringeren Angebots ebenso. Ausgerechnet<br />

eine Expertenkommission der Bundesregierung<br />

warnt genau davor.<br />

Die Bedeutung des Handwerks ist<br />

nicht zu unterschätzen. Es stellt hierzulande<br />

fünf Millionen Jobs und sorgt für ein<br />

Viertel aller Ausbildungsplätze. Die Auftragslage<br />

ist gut, aber die Branche plagen<br />

Nachwuchssorgen. Genau die werden<br />

sich mit einem neuen Meisterzwang bestenfalls<br />

teilweise beheben lassen. Viel<br />

wichtiger wäre es, die Ausbildung zum<br />

Meister ebenso wie ein Studium von Seiten<br />

des Staates kostenfrei zu stellen und<br />

dafür zu sorgen, dass die Löhne steigen.<br />

Das würde junge Menschen wieder stärker<br />

motivieren, in die Betriebe statt an die<br />

Universitäten zu gehen.<br />

All das ist durch das neue Gesetz nicht<br />

gewährleistet. Aber immerhin: Man kann<br />

die Neuordnung der Handwerksordnung<br />

als Signal werten, dass sich der Bundestag<br />

der Wichtigkeit des Gewerbes wenigstens<br />

bewusst ist.<br />

Aussteiger<br />

Esist Deutschlands gutes Recht, souverän<br />

zu entscheiden, aus welchen<br />

Ländern esseine Energie bezieht.<br />

Es ist sinnvoll, dabei auf Russland<br />

zu setzen –wegen geografischer Nähe und<br />

weil funktionierende Handelsbeziehungen<br />

in spannungsreichen Zeit ein deeskalierendes<br />

Potenzial in sich tragen. DieGaspipeline<br />

Nord Stream 2ist zudem ein ökonomisch<br />

sinnvolles Projekt, schon allein deshalb,weil<br />

sie sich selbst trägt.<br />

Trotzdem wärediese Röhrebesser nie gebaut<br />

worden. Der politische Schaden, den<br />

sie angerichtet hat, überschreitet ihren wirtschaftlichen<br />

Nutzen bei weitem.<br />

Der Nutzen ist vor allem billiges Gas. Es<br />

geht nicht primär umVersorgungssicherheit,<br />

auch wenn das immer wieder behauptet<br />

wird. Es geht vor allem um den Preis. Zwar<br />

stimmt es, dass die Niederlande wegen zunehmender<br />

Erdbeben in der Region Groningen<br />

mittelfristig als Lieferant ausfallen.<br />

Alternativen hätte es reichlich gegeben: Norwegen<br />

wäre gern als Lieferant eingesprungen,<br />

man hätte die inzwischen gestoppte Nabucco-Pipeline<br />

nach Aserbaidschan bauen<br />

können und die schon heute große Zahl der<br />

Flüssiggasterminals an europäischen Küsten<br />

wird auch dank zweier deutscher Projekte<br />

steigen.<br />

Doch niemand liefert so billig Gas wie<br />

Russlands PräsidentWladimir Putin, und deshalb<br />

hat sich die Bundesregierung trotz massiver<br />

internationaler Kritik entschieden, den<br />

beiden Röhren von Nord Stream 1auf dem<br />

Grund der Ostsee zwei weitere von Nord<br />

Stream 2hinzufügen. Wirtschaftlich war die<br />

Entscheidung klug. Politisch nicht.<br />

Die nun vom US-Repräsentantenhaus<br />

beschlossenen Wirtschaftssanktionen sind<br />

dabei noch das geringste Problem. DiePipe-<br />

Hand aufs Herz: Ich vermisse Deutschland<br />

so gut wie nie, seit ich in Amsterdam<br />

wohne. Wir führen eine recht lieblose<br />

Fernbeziehung, die nur einmal im Jahr wirklich<br />

aufflammt: im Dezember. In Holland<br />

wurde letzte Woche Sinterklaas gefeiert, ein<br />

Fest, das Sievermutlich nur deshalb kennen,<br />

weil sich einige Holländer dann mit Schuhcreme<br />

das Gesicht bemalen und krauslockige<br />

Perücken aufsetzen und viele andere<br />

Holländer das inzwischen ziemlich rassistisch<br />

finden.<br />

Am Tagnach Sinterklaas liegen Kruidnoten<br />

(sehen aus wie diese kleinen, harten,<br />

runden Kekse, die man oft zum Kaffee bekommt,<br />

schmecken aber nach Lebkuchen)<br />

und Speculaaspopjes (eine Mischung aus<br />

Stutenkerl und Spekulatiuskeks) im Supermarkt<br />

dann schon stark reduziert in der<br />

Grabbelkiste vor der Kasse. Dass man an<br />

Weihnachten vielleicht noch mal den<br />

Raclettegrill anschmeißt, um mit den<br />

Schwiegereltern Dosengemüse mit Käse zu<br />

überbacken, ist nach dem 5. Dezember der<br />

einzige bescheidene Höhepunkt, auf den<br />

man sich im niederländischen Dezember<br />

freuen kann. Hatman aber wie ich keine niederländischen<br />

Schwiegereltern, bleibt einem<br />

nur,den Dezember als einen verfrühten<br />

und doppelt so langen Januar zu empfinden,<br />

der bekanntlich der Montag unter den Monaten<br />

ist. Während ich also zurzeit meinem<br />

täglichen Leben im nassgrauen Amsterdam<br />

nachgehe, denke ich also öfter mal etwas<br />

wehmütig an Deutschland –absoluter Ad-<br />

Nord Stream 2<br />

Der Preis<br />

ist zu hoch<br />

Andreas Niesmann<br />

glaubt, dass die Bundesregierung wegender Aussicht auf<br />

billiges russisches Gas Europa weiter spaltet.<br />

KOLUMNE<br />

Keine Zeit<br />

für<br />

Besinnlichkeit<br />

Yulian Ide<br />

Autor<br />

ventszeitweltmeister, wenn Sie mich fragen.<br />

Als Kind konnte ich morgens gar nicht früh<br />

genug aufstehen, um das nächste Türchen in<br />

dem Adventskalender zu öffnen, den meine<br />

Mutter mir und meinen Geschwistern jedes<br />

Jahr gebastelt hat. Wenn meine Eltern dann<br />

eine Tanne im Wohnzimmer aufstellten, verbrachte<br />

ich Stunden damit, denWeihnachtsbaumschmuck<br />

gewissenhaft an den Zweigen<br />

zu drapieren. In den Tagen danach saß<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

line ist fast fertig, 2100 Kilometer sind bereits<br />

verlegt, nur 300 fehlen noch. Einreisesperren<br />

gegen Mitarbeiter jener Firmen, die<br />

dieVerlegeschiffe betreiben, werden das Projekt<br />

kaum stoppen.<br />

Auch ist die Argumentation der Amerikaner,dass<br />

sich Deutschland in eine Abhängigkeit<br />

von Russland begeben würde, anden<br />

Haaren herbeigezogen. Erstens hat Russland<br />

seine Lieferverträge mit Deutschland selbst<br />

in kältesten Zeiten des Kalten Krieges zuverlässig<br />

erfüllt. Zweitens bestünde ja die Möglichkeit,<br />

auf Flüssiggas auszuweichen, wenn<br />

der Herr im Kreml doch auf die Idee kommen<br />

sollte, Gas als politisches Druckmittel<br />

gegen den Westen einzusetzen. Und<br />

Deutschland kuscht mitnichten vor Russland.<br />

DerStreit zwischen Berlin und Moskau<br />

um einen in Deutschland erschossenen<br />

Georgier schaukelt sich gerade hoch. Die<br />

Bundesregierung vermutet staatliche russische<br />

Stellen hinter dem Mord, beide Länder<br />

haben bereits Angehörige der jeweils anderen<br />

Botschaft ausgewiesen. Diplomatisch<br />

droht eine Eiszeit, das sibirische Gas aber<br />

strömt wie eh und je von Wyborg nach<br />

Greifswald.<br />

In Wahrheit verfolgen die USA handfeste<br />

wirtschaftliche Interessen. Ihnen geht es<br />

darum, Absatzmärkte für ihr – wesentlich<br />

teureres und wesentlich umweltschädlicheres<br />

– Fracking-Gas zu erschließen. Der<br />

Trump-Administration ist dazu jedes Mittel<br />

recht. Dass auch die oppositionellen Demokraten<br />

im US-Kongress mitgestimmt haben,<br />

hat allerdings noch einen anderen Grund:<br />

Polen und Balten haben massiv in Washington<br />

für Sanktionen gegen Nord Stream 2geworben.<br />

Misstrauen gegenüber Russland<br />

spielt dabei eine Rolle, allerdings verfolgen<br />

auch die Osteuropäer eigene wirtschaftliche<br />

Interessen. Sie setzten auf ein baltisches<br />

Pipeline-Projekt, das norwegisches Gasüber<br />

Dänemark nach Polen, Estland, Lettland<br />

und Litauen bringen soll.<br />

Deutschland hat sich im Geflecht der unterschiedlichen<br />

und zum Teil widersprüchlich<br />

europäischen Interessen verheddert. Es<br />

ist einen Handel zu Lasten der Ukraine eingegangen,<br />

hat weite Teile Osteuropas gegen<br />

sich aufgebracht. In Energiefragen ist die EU<br />

von einer einheitlichen Politik weiter entfernt<br />

denn je. Die Bundesregierung ist dafür<br />

mitverantwortlich. Ihr Egotrip bei den Gaslieferungen<br />

hat die Europäer noch tiefer gespalten.<br />

Das ist der eigentliche Preis, den<br />

Deutschland für Nord Stream 2bezahlt hat.<br />

Er ist eindeutig zu hoch.<br />

ich dann gerne so lange im Schneidersitz vor<br />

dem Baum, bis sich bei mir in aller Bewunderung<br />

für das Funkeln und Glitzernein vorweihnachtlicher<br />

Trancezustand einstellte.<br />

Diese Besinnlichkeit –übrigens ein Wort,<br />

das in der niederländischen Sprache nicht<br />

existiert –erfasste mich auch als Student in<br />

Berlin regelmäßig im Dezember:Ziemlich sicher,<br />

wenn ich mich mit Freunden auf dem<br />

Weihnachtsmarkt am Schloss Charlottenburg<br />

oder am Rixdorfer Richardplatz verabrede,<br />

mich nach einer Weile recht beduselt<br />

frage,warum wir bei der Eiseskälte eigentlich<br />

hier draußen im Dunkeln rumstehen und irgendeinen<br />

aufgewärmten Fusel saufen, mir<br />

dann aber wieder einfällt, dass das halt einfach<br />

unsere verdammte Tradition ist, und<br />

überhaupt, was für schöne Lichter überall,<br />

ich vondieser Erkenntnis etwas sentimental<br />

werde, schließlich noch einen weiteren<br />

Glühwein mit Schuss bestelle,weil hey,man<br />

muss die Feste feiern wie sie fallen und im<br />

Dezember in Berlin ist das halt jeden Abend.<br />

Auch Holländer probieren hier und da, einen<br />

Weihnachtsmarkt zu veranstalten. Das<br />

Ergebnis ist aber in der Regel so trostlos,dass<br />

selbst der Trash-Weihnachtsmarkt am Alex<br />

im Vergleich noch als pittoresk durchgeht.<br />

Wenn Sie also demnächst beim Geschenkekaufen<br />

im Alexa übelst genervt sind, stellen<br />

Sie sich ruhig vor, dass ich vielleicht gerade<br />

gedankenverloren aus einem Amsterdamer<br />

Treppengiebelhaus auf eine malerische<br />

Gracht starre und Sie darum beneide, dass<br />

SieamAlexanderplatz sind.<br />

„Es wird nie einen<br />

wahren Frieden geben,<br />

wenn wir nicht in der<br />

Lage sind, ein gerechteres<br />

Wirtschaftssystem<br />

aufzubauen.“<br />

Papst Franziskus hat am Donnerstag bereits eine<br />

erste offzielle Stellungnahme zum Weltfriedenstag<br />

am 1. Januar abgegeben.<br />

AUSLESE<br />

Steuergeld für<br />

Thomas Cook<br />

Kunden, die beim pleitegegangenen<br />

Reiseanbieter Thomas Cook auf ihren<br />

Kosten sitzengeblieben sind, werden nun<br />

vom Staat entschädigt. Die Bundesregierung<br />

wird dafür harsch kritisiert. „Jedem<br />

Thomas-Cook-Kunden ... sei die staatliche<br />

Entschädigung gegönnt“, schreibt<br />

das Handelsblatt. Dass der Staat bei einem<br />

Unternehmen einspringe, kenne<br />

man zur Genüge: „Die Liste reicht von<br />

Holzmann bis Air Berlin. Natürlich ist jeder<br />

Einzelfall anders,aber die Zeche zahlt<br />

jedes Malder Steuerzahler.“<br />

Der Tagesspiegel sieht es ähnlich.„Dass<br />

der Staat die Differenz ausgleicht, ist ...<br />

eine Wiedergutmachung für Staatsversagen“,<br />

heißt es dort.„Denn eigentlich hätte<br />

die Regierung per Gesetz dafür sorgen<br />

müssen, dass die Kunden für den Fall der<br />

Pleite vollständig geschützt sind. Stattdessen<br />

hat man zugelassen, dass die Zurich<br />

maximal 110 Millionen Euro zahlt.<br />

Anwälte haben mit Klagen gedroht. Um<br />

das zu verhindern, springt der Staat jetzt<br />

ein.“ DieKoalition müsse„die Reiseveranstalter<br />

zwingen, Versicherungen für Schäden<br />

in unbegrenzter Höhe abzuschließen“,<br />

meint das Straubinger Tagblatt. Alternativ<br />

könne man einen nationalen<br />

Fonds einzurichten, in den die Reiseanbieter<br />

einzahlen. „Pauschalreisen werden<br />

dadurch ein bisschen teurer.Aber es kann<br />

auf Dauer nicht sein, dass der Staat das<br />

ganzeRisiko trägt, nur damit ein paar Reiseanbieter<br />

Versicherungsprämien sparen.“<br />

Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Herausgeber: Dr.Michael Maier.<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz (ViSdP).<br />

Mitglieder der Chefredaktion: Elmar Jehn, Margit J. Mayer.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft):<br />

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Textchefin: Bettina Cosack.<br />

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Investigativ: Kai Schlieter.<br />

Kultur: Harry Nutt.<br />

Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />

Service: Klaus Kronsbein.<br />

Sport: Markus Lotter.<br />

Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report:Bettina Cosack.<br />

Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />

verantwortliche Redakteure im Sinne des <strong>Berliner</strong> Pressegesetzes.<br />

Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />

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Newsleader Regio: Stefan Henseke, Susanne Rost, Marcus Weingärtner.<br />

Newsleader Sport: Matthias Fritzsche, Christian Schwager.<br />

Hauptstadtredaktion: Gordon Repinski (Ltg.), StevenGeyer (Stv.).<br />

RND Berlin GmbH, GF: UweDulias, Marco Fenske.<br />

Autoren: Joachim Frank, Holger Schmale, Dieter Schröder,ArnoWidmann.<br />

Istanbul: Frank Nordhausen, Moskau: Stefan Scholl,<br />

Rom: Regina Kerner,<br />

TelAviv: Anja Reich, Washington: KarlDoemens.<br />

Redaktion: <strong>Berliner</strong> Newsroom GmbH, Berlin24 Digital GmbH,<br />

Geschäftsführung: Aljoscha Brell, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />

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<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, Geschäftsführer:Holger Friedrich, Dr.Michael Maier.<br />

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Geschäftsführer Steffen Helmschrott<br />

Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin,<br />

Internet: www.berliner-zeitungsdruck.de<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis monatlich<br />

45,90 €einschl. 7% Mehrwertsteuer,außerhalb vonBerlin und Brandenburg<br />

49,50 €; AboPlus, inklusiveStadtmagazin tip 54,19 €(nur in Berlin und<br />

Brandenburg). Bezugspreis des Studentenabonnements monatlich 27,60 €,<br />

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monatlich 18,99 €.Im Falle höherer Gewalt und bei Arbeitskampf<br />

(Streik/Aussperrung) besteht kein Belieferungs- und<br />

Entschädigungsanspruch. Erfüllung und Gerichtsstand Berlin-Mitte.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotomaterial<br />

wird keine Haftung übernommen.<br />

Die Auflageder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> wird vonder unabhängigen Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung vonWerbeträgerngeprüft.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist die reichweitenstärkste Abonnementzeitung Berlins<br />

und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />

Brandenburg täglich 274 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 – S eite 9<br />

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Dokumentation<br />

Marianne Birthler,die frühere Leiterin<br />

der Stasi-Unterlagen-Behörde<br />

Ilko-Sascha Kowalczuk,<br />

Historiker<br />

BLZ/PONIZAK; IMAGO IMAGES<br />

Liebe<br />

Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

Berlin, den 10. Dezember 2019<br />

HerrnJochen Arntz<br />

Chefredakteur der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Herr Elmar Jehn<br />

Chefredakteur <strong>Berliner</strong> Kurier<br />

I<br />

die Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

hat sich in den vergangenen drei<br />

Jahrzehnten immer wieder sehr<br />

ernsthaft und unabhängig mit der<br />

DDR-Vergangenheit und deren Aufarbeitung<br />

beschäftigt. Als vorknapp<br />

vier Wochen bekannt wurde, dass<br />

auch der neue Eigentümer des <strong>Berliner</strong><br />

Verlags Stasi-Kontakte hatte,<br />

haben wir eine unabhängige Untersuchung<br />

auch dieser Vorgänge angekündigt.<br />

DieRedaktion konnte die frühere<br />

Leiterin der Stasi-Unterlagen-Behörde,<br />

Marianne Birthler, und den<br />

Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk für<br />

die Analyse der Akten gewinnen. Der<br />

Redaktion war es wichtig, dass den<br />

beiden unabhängigen Experten<br />

beide Akten vorliegen. Dies ist geschehen.<br />

Holger Friedrich stellte sowohl<br />

seine sogenannte Täterakte als<br />

auch die sogenannte Opferakte zur<br />

Verfügung. Letztere konnte nur mit<br />

seinem Einverständnis freigegeben<br />

werden, dieses hat Friedrich erteilt.<br />

Er hat die sogenannte Opferakte, als<br />

sie vorlag, Kowalczuk und Birthler<br />

persönlich zur Einsicht übergeben.<br />

Nun liegt der Bericht der unabhängigen<br />

Experten vor, und die Redaktion<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> dokumentiert<br />

ihn. In einem Brief an die<br />

Chefredakteur, den Birthler und Kowalczuk<br />

ihrer Analyse voranstellen,<br />

schreiben sie:„Absichtlich haben wir<br />

darauf verzichtet, den sich aus den<br />

Unterlagen ergebenden Befund politisch<br />

oder moralisch zu bewerten<br />

und ihm damit quasi ein Etikett zu<br />

verpassen. Alle, die sich die Mühe<br />

machen, werden auf der Grundlage<br />

der vorliegenden Erläuterungen zu<br />

ihren eigenen Einschätzungen kommen.<br />

Diese werden wahrscheinlich<br />

unterschiedlich ausfallen: Wieinanderen<br />

Fällen spielt hier nicht nur die<br />

Aktenlage eine Rolle, sondern auch<br />

Grundhaltungen zum Thema DDR-<br />

Aufarbeitung und die Frage des Umgangs<br />

mit der Angelegenheit in den<br />

zurückliegenden drei Jahrzehnten.“<br />

Die Redaktion bedankt sich ausdrücklich<br />

bei Marianne Birthler und<br />

Ilko-Sascha Kowalczuk für ihre Arbeit,<br />

die sie ehrenamtlich und unabhängig<br />

geleistet haben.<br />

Die<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und der <strong>Berliner</strong><br />

Kurier werden diesen Bericht<br />

und seine Ergebnisse darüber hinaus<br />

zum Anlass nehmen, in den<br />

kommenden Tagen und Wochen das<br />

Thema einer adäquaten Aufarbeitung<br />

der DDR-Geschichte publizistisch<br />

und mit Diskussions-Veranstaltungen<br />

zu begleiten.<br />

Herzlich, Jochen Arntz,<br />

Chefredakteur der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Elmar Jehn,<br />

Chefredakteur des <strong>Berliner</strong> Kuriers<br />

Sehr geehrter Herr Arntz,<br />

sehr geehrter Herr Jehn,<br />

Gern waren wir auf Ihre Bitte hin bereit, die „<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>“ und den „<strong>Berliner</strong> Kurier“<br />

dabei zu unterstützen, die Kontakte des Verlegers Holger Friedrich zum „Ministerium für<br />

Staatssicherheit“ (MfS) auf der Grundlage der uns zurVerfügung gestellten Unterlagen zu<br />

analysieren. Damit, dass wir dies unentgeltlich und ohne Vertraggetan haben, zuvor nie<br />

Kontakt zu HerrnFriedrich hatten und außer als gelegentliche Leser Ihrer<strong>Zeitung</strong>en auch<br />

in keiner sonstigen Beziehung zum <strong>Berliner</strong>Verlag stehen, waren dieVoraussetzungen für<br />

eine unabhängige Expertise gegeben. Zudem gab es zwischen Ihnen und uns keinerlei<br />

einschränkende Absprachen.<br />

Diezweite Voraussetzung war,dass wir uneingeschränkten Zugang zu jenen Unterlagen<br />

erhalten, die Sieals Redaktion und Herr Friedrich als Antragsteller auf persönliche Akteneinsicht<br />

vom BStU zur Einsicht vorgelegt bekamen. Dies war wichtig, weil erst die vollständige<br />

Sichtung dieser Unterlagen eine angemessene Beurteilung erlaubt. Diese Akteneinsicht<br />

ist erfolgt.<br />

In der Anlage übermitteln wir Ihnen unsere Analyse. Der Umfang der Expertise ist dem<br />

Bemühen geschuldet, einen komplizierten Sachverhalt so zu beschreiben, dass auch<br />

Nicht-Fachleute ihn verstehen können. Außerdem haben wir in derVergangenheit viel zu<br />

oft erfahren müssen, dass verkürzte Darstellungen zu pauschalen und vorschnellen Verurteilungen<br />

bzw.Entlastungen führen.<br />

Absichtlich haben wir darauf verzichtet, den sich aus den Unterlagen ergebenden Befund<br />

politisch oder moralisch zu bewerten und ihm damit quasi ein Etikett zu verpassen. Alle,<br />

die sich die Mühe machen, werden auf der Grundlage der vorliegenden Erläuterungen zu<br />

ihren eigenen Einschätzungen kommen. Diese werden wahrscheinlich unterschiedlich<br />

ausfallen: Wie inanderen Fällen spielt hier nicht nur die Aktenlage eine Rolle, sondern<br />

auch Grundhaltungen zum Thema DDR-Aufarbeitung und die Frage des Umgangs mit<br />

der Angelegenheit in den zurückliegenden drei Jahrzehnten.<br />

Wirmöchten abschließend unseren Respekt gegenüber den Redaktionen zum Ausdruck<br />

bringen, die in einer schwierigen Situation versucht haben, trotz bestehender Abhängigkeitsverhältnisse<br />

so unabhängig wie irgend möglich vorzugehen und vorallem den Leserinnen<br />

undLeserndie Möglichkeit zu geben, sich ein eigenes Urteil zu bilden.<br />

Angesichts des überregionalen Interesses, umder Transparenz willen und schließlich<br />

auch, um letzte Zweifel auszuräumen, dass die Redaktionen der „<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>“ und<br />

des „<strong>Berliner</strong> Kuriers“ mit der Veröffentlichung interessengeleitete Ziele verfolgen oder<br />

nur Ausschnitte publizieren könnten, haben wir die Robert-Havemann-Gesellschaft gebeten,<br />

diesen Brief und die Anlage zeitgleich auf ihrer Website (http://www.havemanngesellschaft.de/Aktuelles)<br />

zu veröffentlichen.<br />

Mitfreundlichen Grüßen<br />

Marianne Birthler<br />

Dr.Ilko-Sascha Kowalczuk


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

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Dokumentation<br />

II<br />

Aktenlage. Die Überlieferung vonUnterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) zu<br />

Holger Friedrich (geb.22. September 1966 in Berlin)<br />

DerquantitativeUmfang der Akten<br />

Am 18. November 2019 haben wir vonder Redaktion der „<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>“ zur Begutachtung<br />

80 Kopien aus den zwei überlieferten Bänden des archivierten Vorgangs zum Inoffiziellen Mitarbeiter<br />

(IM) „Peter Bernstein“ erhalten (Signatur:BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, und:<br />

BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1). Am 29. November 2019 konnte Holger Friedrich in der<br />

Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen<br />

DDR (BStU) die ihn betreffenden Akten einsehen. Am 3. Dezember 2019 stellte er uns zur<br />

Begutachtung sämtliche an ihn herausgegebene Unterlagen des MfS zur Verfügung. Im Einzelnen<br />

handelte sich um:<br />

1) 10 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, HA VIII 2727;<br />

2) 35 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, HA VIII 2882;<br />

3) 59 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1;<br />

4) 23 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1;<br />

5) 250 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1;<br />

6) 295 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 2;<br />

7) 42 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 3<br />

sowie<br />

8) 24 Kopien vonKarteikarten u. ä. aus den MfS-Beständen beim BStU.<br />

Insgesamt lagen 738 Kopien aus drei Signaturen (7 Bände) und einigen MfS-Speichernzur Begutachtung<br />

vor. Gemäß dem „Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der<br />

ehemaligen DDR“ (StUG) vom 20Dezember 1991 in der Fassung vom 15. November 2019 erfolgte,<br />

sofern die Angaben Dritte betrafen, die Herausgabe der Kopien anonymisiert bzw. gar<br />

nicht. So erklärtsich die Diskrepanz zwischen tatsächlichem Umfang der Akten und uns vorliegenden<br />

Kopien. Im Einzelnen umfassen die Akten<br />

1) BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1insgesamt 107 paginierte Blätter, von denen uns 59<br />

vorlagen;<br />

2) BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1insgesamt 23 paginierte Blätter, von denen uns 23<br />

vorlagen;<br />

3) BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1insgesamt 354 paginierte Blätter, von denen uns 250 vorlagen;<br />

4) BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 2insgesamt 386 paginierte Blätter, von denen uns 295 vorlagen;<br />

5) BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 3insgesamt 58 paginierte Blätter,von denen uns 42 vorlagen.<br />

Inwiefern uns alle in den Archiven des BStU vorhandenen und überlieferten Karteikarten zu<br />

Holger Friedrich zur Verfügung standen, lässt sich aufgrund des komplizierten MfS-Überlieferungszustandes<br />

nicht mit letzter Bestimmtheit sagen. Dieinden beiden Akten „BStU, MfS, HA<br />

VIII 2727“ sowie„BStU, MfS, HAVIII 2882“ vereinten Unterlagen sind nach 1990 vonden Mitarbeiter*innen<br />

des BStU aus den früheren Handbeständen der zuständigen MfS-Mitarbeiter so<br />

genannten Sachakten zugeordnet worden. Diese Unterlagen sind meistens im Zuge der Auflösung<br />

des MfS gesichert und dann nach Archivgrundsätzen geordnet worden. Ebenso ist der<br />

Band „BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 3“ kein in dieser Zusammenstellung originaler MfS-Aktenband.<br />

Auch dieser ist den beiden vomMfS noch archivierten Bänden„BStU, MfS, AOP2051/88,<br />

Bd. 1“ und„BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 2“ als Band 3beigefügt worden, da er offenkundig zum<br />

Vorgang hinzugezählt werden kann.<br />

Die Überlieferung von einem Vorgang „Inoffizieller Mitarbeiter“ und einem „Operativen Vorgang“<br />

zu Holger Friedrich mit den dazugehörigen Kartei- und Suchmitteln des MfS sowie der<br />

Überlieferung zusätzlicher bzw.doppelter Dokumente in zwei dezentralen Vorgängen (Sachakten)<br />

ist vorallem dem Umstand zu verdanken, dass dieseVorgänge noch 1989 abgeschlossen und<br />

archiviertworden sind. D.h. dieseVorgänge sind im Archiv des MfS (Abt. XII) abgelegt worden. Als<br />

das MfS ab November 1989 begann, neben schon lange vordem Herbst 1989 geplanten Aktenreduzierungen<br />

(Kassationsverfahren, wie sie in allen Bürokratien üblich sind) ungeplante und<br />

„wilde“ Aktenvernichtungen durchzuführen, um möglichst viele Spuren zu verwischen, konzentrierten<br />

sich diese Aktenvernichtungen vor allem auf offene Vorgänge, d.h. auf Unterlagen, die<br />

nochnicht in den Archiven abgelegt worden waren. Infolgedessen gibt es dort, also in der (Archiv-)<br />

Abteilung XII des MfS, die geringsten Aktenverluste. Die Unterlagen zu Holger Friedrich<br />

sind also vermutlich nur deshalb überliefert, weil sie bereits archiviertworden waren.<br />

Eine notwendige methodische Vorbemerkung<br />

Bevornachfolgend die überlieferten MfS-Unterlagen zu Holger Friedrich vorgestellt und analysiertwerden,<br />

sei auf einen Umstand hingewiesen, der sich simpel anhört, der aber bei der Bewertung<br />

vonhistorischen Archivunterlagen zu beachten ist, gerade auch bei MfS-Unterlagen:<br />

Diese Unterlagen sind nicht mit dem Wissen angelegt worden, dass sie einmal für die historische<br />

Forschung oder politische Aufarbeitung des SED-Regimes genutzt werden würden. Innerhalb<br />

des MfS gab es sehr klareRegeln, wie solche Vorgänge geführt, welche Formblätter wofür<br />

und wann genutzt werden müssen, wie die Vorgänge durch die dienstlichen Vorgesetzten zu<br />

kontrollieren oder in welchen Zeiträumen welche Aufgaben zu erledigen seien. DasMfS orientierte<br />

schon frühzeitig darauf, solche Vorgänge zu „objektivieren“, wie es oft in den Vorgängen<br />

selbst oder in den Arbeitsaufträgen an die MfS-Mitarbeiter hieß. Jede Akte war danach so zu<br />

führen, dass sie jederzeit von einem anderen Mitarbeiter übernommen und ohne große Zeitverluste<br />

weitergeführt werden könne. Gleichwohl enthalten auch MfS-Unterlagen subjektive<br />

Einschätzungen und Eigenwilligkeiten in der Aktenführung. Vieles in solchen Vorgängen betrifft<br />

außerdem dritte Personen (daher auch die oben erwähnte Diskrepanz zwischen uns zur<br />

Verfügung gestellten Kopien und dem tatsächlichen Aktenumfang). Ein erheblicher Teil besteht<br />

aus MfS-internen Analysen, Dokumenten, Arbeitsaufträgen usw. Anstelle unmittelbarer<br />

finden sich oft nur indirekte Informationen: ZumBeispiel wurden abgehörte Telefongespräche<br />

nur selten abgeschrieben, meist finden sich „nur“ Zusammenfassungen solcher Telefonate in<br />

den Vorgängen. Diese können in erheblichem Maße vom tatsächlichen Inhalt des Gesprächs<br />

abweichen. Auch viele IM-Berichte sind zum Beispiel voneinem Führungsoffizier geschrieben<br />

und nach Tonbandaufzeichnungen zusammengefasst worden.<br />

IM- oder OV-Vorgänge stellten immer auch einen Arbeitsnachweis der damit befassten MfS-<br />

Offizieredar,der innerhalb ihrer Institution (MfS) und ihren Dienstvorgesetzten gegenüber dokumentieren<br />

sollte,wie sie ihrer Arbeit nachgekommen und ihreAufgaben erledigt hatten. Mit<br />

anderen Worten: Viele Bewertungen durch die MfS-Mitarbeiter hatten einen Adressaten, nämlich<br />

den jeweiligen Dienstvorgesetzten. Dieser kontrollierte permanent die Arbeit seiner Untergebenen<br />

und prüfte –auch im Vergleich mit anderen Unterlagen –die Angemessenheit und<br />

Zielstrebigkeit des Vorgehens seiner Untergebenen auch anhand der Akteninhalte. Aber auch<br />

diese Kontrollen unterlagen Beschränkungen: aus vielerlei praktischen Gründen, vor allem<br />

aber auch, weil die politisch-ideologische Einschätzung durch die MfS-Mitarbeiter die vermuteten<br />

Erwartungen der Vorgesetzten vorwegnahm. Nicht selten stand da also eher, was diese<br />

womöglich gernhörten und lasen, als die realen Ermittlungsergebnisse.Mit nochmals anderen<br />

Worten:Wiebei jeder geschichtswissenschaftlichen Untersuchung verlangen auch die MfS-Akten<br />

Quellenkritik, denn niemand sollte davon ausgehen, in den Akten die reineWahrheit zu finden.<br />

Genauso wenig aber wirdinsolchen Akten geschwindelt oder gelogen, einmal abgesehen<br />

von extremen Ausnahmefällen, die das MfS zumeist selbst fast immer durch das dichte Kontrollsystem<br />

ermittelte und hartahndete.Die MfS-Mitarbeiter waren also angehalten und überwiegend<br />

bestrebt, „objektiveWahrheiten“ niederzuschreiben. Allerdings war dies in der Realität<br />

kaum möglich, da sie in ihren Analysen zugleich die politisch-ideologischen Grundsätzedes<br />

SED-Staates und die der SED-Sicherheitsdoktrin aktiv zu berücksichtigen hatten.<br />

DerOperativeVorgang „Habicht“ (BStU, MfS, AOP2051/88)<br />

In den Unterlagen des MfS gibt es einen ersten Hinweis auf Holger Friedrich, als der sechzehnjährige<br />

<strong>Berliner</strong> am 29. Juni 1983 in der Ungarischen Volksrepublik bei einem „Aufenthalt im<br />

Grenzgebiet“ (VSH-Karteikarte der Abt. X, 30.6.83) registriert worden ist. Die Abteilung X, die<br />

das in ihren Speichernvermerkte,war für die internationalen Beziehungen des MfS, insbesonderefür<br />

die Zusammenarbeit mit den Geheimpolizeien in den anderen kommunistischen Ländernzuständig.<br />

Vermutlich ist Friedrich im Sperrgebiet zur österreichischen Grenzevon ungarischen<br />

Organen festgestellt worden. Dasist vielen jungen Menschen aus der DDR in der CSSR,<br />

in Ungarn, Rumänien und Bulgarien passiert. Für DDR-Bürger existierte eine durch zwischenstaatliche<br />

Abkommen geregelte erweiterte Sperrzone an den Außengrenzen der Warschauer-<br />

Pakt-Staaten. Da es keine weiteren Unterlagen über dieses Vorkommnis gibt, kann davon ausgegangen<br />

werden, dass Friedrich lediglich das Grenzgebiet zu verlassen hatte und die ungarischen<br />

Grenzer und das MfS keine ernsthaften Fluchtabsichten vermuteten. Wahrscheinlich ist<br />

das MfS nur vonden Ungarninformiertworden und wurde selbst nicht aktiv.<br />

Friedrich beendete 1983 die Polytechnische Oberschule (POS) und erlernte anschließend bis<br />

1985 den Berufeines Maschinen- und Anlagenmonteurs.Bis zu seiner Einberufung zur Nationalen<br />

Volksarmee (NVA) am 2. November 1986 arbeitete er in der Arbeitsorganisation seines<br />

ursprünglichen Ausbildungsbetriebes VEB Kühlautomat. Dafür hatte er eine Zusatzqualifikation<br />

erworben. 1986 trat er der SED bei. In späteren MfS-Einschätzungen erscheint Friedrich<br />

dennoch nur bedingt anpassungsbereit. So trampte er nach Ungarn, ohne Urlaub bewilligt bekommen<br />

zu haben. Mehrfach kam es zu Auseinandersetzungen auf seiner Arbeitsstelle,weil er<br />

sich nicht an die Regeln hielt. Sein Eintritt in die SED und seine Verpflichtung, drei Jahre als<br />

Unteroffizier zur NVAzugehen, widersprechen allerdings dem vomMfS gezeichneten Persönlichkeitsbild.<br />

Über die SED-Mitgliedschaft ist aus den Akten lediglich zu erfahren, dass er sich<br />

nicht aktiv am Parteileben beteiligte und durch nichtparteiliche Ansichten und schwankende<br />

Haltungen auffiel. Warumersich drei Jahrefür die NVAverpflichtete,geht nicht eindeutig aus<br />

den Unterlagen hervor. Möglicherweise folgten beide Entscheidungen der Annahme, ohne<br />

eine SED-Mitgliedschaft und ohne Verpflichtung für einen längeren Wehrdienst könnten Karriereabsichten<br />

und Zukunftspläne nicht umsetzbar sein.Viele junge Männer und Frauen in der<br />

DDR dachten in den späten 1980er Jahren noch so -auch wenn sie vom System längst nicht<br />

mehr überzeugt waren. Inwieferndies auf Holger Friedrich zutraf, lässt sich aus den überlieferten<br />

Unterlagen nicht rekonstruieren.<br />

Dasnächste Dokument vomMfS, das sich auf Friedrich bezieht, stammt vom22. April1987, da<br />

war er schon fast ein halbes Jahr bei der NVA. EinDienstvorgesetzter war am 19. April1987 darüber<br />

informiert worden, dass sich Friedrich „unerlaubt vom Standort entfernt“ habe. Umdie<br />

möglichen Aufenthaltsadressen festzustellen, war Friedrichs Schrank in der Kaserne geöffnet<br />

worden. „Dabei wurden durch mich persönlich mehrere Briefe und Adressen festgestellt,<br />

welche ich an mich nahm und durcharbeitete.Aus den Briefen geht hervor, daß Friedrich eine<br />

politisch negative Einstellung zur NVA sowie zur DDR insgesamt besitzt und sich selbst mit<br />

dem Gedanken des ungesetzlichen Verlassens der DDR nach Westberlin trägt.“ (BStU, MfS,<br />

AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 16) Außerdem fiel durch diese Schrankkontrolle ein mit Friedrich befreundeter<br />

Unteroffizier in einer anderen Einheit an einem anderen Standort auf, mit dem<br />

Friedrich einen engen Briefkontakt pflegte.Diesem wurden in der Folge ähnliche Vorwürfe gemacht<br />

(Fluchtabsichten und politisch-negative Einstellungen), und wie Friedrich wurde er<br />

vomMfS entsprechend bearbeitet. Die„unerlaubte Entfernung“ endete damit, dass Friedrich<br />

am 19. April1987 in Berlin voneinem Berufsunteroffizier aufgespürt, „gestellt und zur Dienststelle<br />

zurückgeführt“ wurde.<br />

DerDienstvorgesetzte vonFriedrich war als IMK/S „Bernd“ für das MfS verpflichtet. Innerhalb<br />

des MfS war für die Bearbeitung der NVA und der Grenztruppen die Hauptabteilung I(HA I)<br />

zuständig. 1989 verfügte die HA Iüber rund 2300 Mitarbeiter, mit denen die NVA und die<br />

Grenztruppen überwacht und kontrolliertwurden. Innerhalb der Armee war die HA Ials „Verwaltung<br />

2000“ bekannt. Praktisch jedem Armeeangehörigen, auch den Soldaten und Unteroffizieren<br />

im Pflichtwehrdienst, war die Existenz dieser „Verbindungsoffiziere“ als „2000er“ bekannt.<br />

Oft wussten sie auch, wo diese im Standort ihre Büros hatten. Die HAIverfügte Ende<br />

1988 über 12.509 IM, über 2820 IMK sowie 6832 GMS. „IM“ waren Inoffizielle Mitarbeiter.<br />

„IMK“ waren Inoffizielle Mitarbeiter „zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens“,<br />

die nur selten Berichte lieferten. „GMS“ waren „Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit“,<br />

deren staatsloyale und überzeugte Haltung und Einstellung allgemein bekannt war;fast<br />

alle GMS waren SED-Mitglieder.Sie sollten die Arbeit der IM und der hauptamtlichen Mitarbeiter<br />

entlasten, sie arbeiteten zumeist offen in ihrer dienstlichen Position und konspirativ als<br />

GMS mit dem MfS zusammen. IMK/S „Bernd“ war ein Inoffizieller Mitarbeiter,der die konspirative<br />

Tätigkeit des MfS absicherte. Sein konkreter Aufgabenbereich als NVA-Angehöriger<br />

(wahrscheinlich der Kompaniefeldwebel/„Spieß“, der zum Beispiel Schrankkontrollen durchführte)<br />

machte ihn generell für das MfS interessant, da er mit vielen sicherheitsrelevanten Aspekten<br />

in Berührung kam.<br />

DasMfS war innerhalb der NVA, den Grenztruppen sowie im Ministerium des Innern(MdI), die<br />

als besonders schützenswerte Einrichtungen galten, überproportional vertreten. Hier war das<br />

Netz vonhauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeiternsehr dicht. In der NVAwar etwa jeder<br />

13. Angehörige IM/GMS des MfS. Mehr als zehn Prozent aller IM und fast zwanzig Prozent aller<br />

GMS des gesamten MfS arbeiteten Ende der 1980er Jahre innerhalb der NVA. Hier gab es zugleich<br />

die höchste Fluktuation aufgrund der ständigenWechsel im Grundwehrdienst (1,5 Jahre)<br />

und bei den Unteroffizieren auf Zeit (drei Jahre).<br />

In den Kasernen hatte das MfS in den Augen vieler Wehrpflichtiger eine andereBedeutung als<br />

außerhalb der Armee.Der Experte für die HA I, Stephan Wolf, schreibt dazu in seinem Beitrag<br />

zum MfS-Handbuch, dass sich der MfS-Offizier in den NVA-Objekten uniformiertbewegte und<br />

so für den Wehrpflichtigen in dessen Offiziersfunktion erkannt worden sei. Eine Zusammenarbeit<br />

mit ihm erschien daher vielen„als Befehl, dem er sich nur schwer entziehen konnte,wollte<br />

er nicht eine Befehlsverweigerung riskieren. Die Operativen Mitarbeiter (des MfS) ihrerseits<br />

nutzten diese Zwangssituation aus.“ (Stephan Wolf: Hauptabteilung I: NVAund Grenztruppen.<br />

MfS-Handbuch, Teil III/13, 2. Aufl., Berlin 2005, S. 44) Der bundesdeutsche Gesetzgeber berücksichtigte<br />

später diese besondereDruck- und Zwangssituation und fügte 1996 in das StUG


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 11 *<br />

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Dokumentation<br />

ein, dass eine MfS-Tätigkeit während des Grundwehrdienstes dann als nicht mitteilens- und<br />

herausgebenswertanDritte (auf Anfrage öffentlicher wie nicht-öffentlicher Stellen) anzusehen<br />

ist, wenn „keine personenbezogenen Informationen geliefert worden sind und die Tätigkeit<br />

nach Ablauf des Dienstes nicht fortgesetzt worden ist“ (StUG §19, Abs. 8).<br />

DerGrundwehrdienst und der dreijährige Unteroffizierdienst gehörten in der DDR wie die vormilitärische<br />

Ausbildung und der schulische Wehrkundeunterricht zum politisch-ideologischen<br />

System. Dieses verfolgte das Ziel, insbesonderejunge Männer ihrer Individualität zu berauben<br />

und für das kollektivistische System dienstbar zu machen. Hunderttausende junge<br />

Männer erlebten die NVA als Institution, in der sie politisch genormt werden und ins System<br />

gepresst werden sollten. Insofernzeigte sich hier für viele junge Männer,die sonst mit dem Regime<br />

politisch nicht in Konflikt gerieten, die SED-Diktatur in ihrer offensten und gewalttätigsten<br />

Form. Hier agierte das MfS auch offen als Teil dieses Systems, war anders wahrnehmbar<br />

und weniger verdeckt als im zivilen Leben. Wie Wolf feststellt, erschien vielen jungen Wehrpflichtigen<br />

das MfS innerhalb der NVAals logischer und systemimmanenter Teil, dem man sich<br />

aufgrund der Befehlslage schwerer entziehen konnte –obwohl dieser Zusammenhang zumindest<br />

theoretisch nicht existierte.<br />

DieMeldung vonIMK/S „Bernd“ nach der erfolgten Schrankkontrolle über die aufgefundenen<br />

Briefe vonHolger Friedrich an das MfS stand also im Zusammenhang mit der inoffiziellen MfS-<br />

Mitarbeit dieses NVA-Angehörigen. Zugleich aber ist sie ein Beispiel dafür,wie das MfS innerhalb<br />

der NVAfast flächendeckend arbeitete.<br />

Am 22. April1987 verfasste die zuständige Unterabteilung der HA I, der Verbindungsoffizier im<br />

Objekt, eine „OperativeErstinformation“ über die Funde in Friedrichs Spind. „Aus den vorliegenden<br />

inoffiziellen Informationen und gesicherten Beweismitteln gehen Hinweise auf eine<br />

Fluchtwilligkeit des Uffz.-Schülers Friedrich hervor. Kurzfristig sind die Aktivitäten und Handlungen<br />

zur Durchführung eines möglichen ungesetzlichen Verlassens der DDR herauszuarbeiten“<br />

(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.31). Derzuständige MfS-Offizier bestätigte,dass gegen<br />

Holger Friedrich nach Strafgesetzbuch (StGB) §254 zu ermitteln sei. Dieser Paragraph bestimmte,dass<br />

Fahnenflucht im besonders schweren Fall mit bis zu zehn Jahren bestraft werden<br />

könne. Der Verdacht auf einen besonders schweren Fall war bei Friedrich in den Augen der<br />

MfS-Offiziere gegeben, da das „Fluchtverbrechen mit spektakulären Mitteln und Methoden“<br />

begangen werden könnte (ebd.).<br />

In einem nur wenige Tage später erarbeiteten Papier teilte der zuständige MfS-Mitarbeiter mit,<br />

dass Friedrich „eine ablehnende bzw.pol(itisch)-neg(ative) Haltung und Einstellung zu Teilbereichen<br />

der soz(ialistischen) Gesellschaft in der DDR sowie zum Wehrdienst in der NVA besitzt“,<br />

er sich auch mit Fluchtabsichten aus der DDR befasse,aber ob er auch eine Fahnenflucht<br />

in Betracht ziehe, sei nicht belegt, auch wenn sie nicht ausgeschlossen werden könne (BStU,<br />

MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.27).<br />

Alle diese internen Verdachtsmomente gründeten ausschließlich auf Briefentwürfen und privaten<br />

Aufzeichnungen vonHolger Friedrich. Dortfanden sich auch Belege dafür,dass Friedrich<br />

bereits am 19. November 1986, also nur wenige Tage nach der Einberufung feststellte,dass sein<br />

Entschluss,dreiJahrezur Armee zu gehen, „ein ganz falscher ist“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd.<br />

1, Bl.8,11). Seinen Aufzeichnungen zufolge gab es erste heftige Auseinandersetzungen. Außerdem<br />

ergab die Postkontrolle des MfS (Abt. M), dass er im November oder Dezember 1986 in<br />

einem Brief geschrieben hatte:„draufgehen tue ich hier nicht, eher klaue ich vomKC(=Kompaniechef)den<br />

Trabbi und setzemich in die Antarktis ab“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.<br />

12). Der zuständige Oberleutnant des MfS sah darin einen Anfangsverdacht gegeben, nach §<br />

254 StGB zu ermitteln.<br />

DasMfS erfüllte neben vielen verdeckten auch Aufgaben als ein reguläres Untersuchungsorgan<br />

und hatte neben der Kriminalpolizei die Befugnis, polizeiliche Ermittlungen vorzunehmen.<br />

DasMfS verfügte für solche Ermittlungen über zweiWege: Zumeinen mittels konspirativer Methoden<br />

Verdachtsmomente zu erhärten bzw.zuentkräften und zugleich Beweismittel zu erheben.<br />

Zum anderen mittels gesetzeskonformer Methoden die konspirativ erhobenen Beweismittel<br />

zu offizialisieren. Im Regelfall folgte die offizielle der konspirativen Phase, manchmal<br />

kam es gleich zur zweiten Phase.Bei Holger Friedrich ist die klassische MfS-Arbeitsweise zum<br />

Einsatz gekommen. Zunächst sollte nur konspirativ gearbeitet werden. So stellte das MfS fest,<br />

dass offiziell kaum etwas bis zum „unerlaubten Entfernen“ im April 1987 auffällig war. Am7.<br />

Dezember hatte Friedrich sogar entsprechend den Weisungen nach einem Urlaub eine schriftliche<br />

Meldung abgegeben, dass er in Berlin einen alten Bekannten aus der Bundesrepublik zufällig<br />

auf der Straße getroffen habe,mit ihm kurzgeredet, aber keinerlei Verabredungen getroffen<br />

hatte (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 2, Bl. 2). Friedrich nannte dabei weder Namen noch<br />

Adresse des Bekannten. Alle Armeeangehörigen, also auch Wehrpflichtige, waren nach den<br />

Vorschriften der NVA/des MdI verpflichtet, sämtliche Westkontakte während ihrer Armeezeit<br />

zu unterlassen. Sollte es doch zu solchen Kontakten kommen, so seien diese unverzüglich zu<br />

melden.<br />

WarumHolger Friedrich diesen harmlosen Kontakt meldete,geht aus den Akten nicht hervor.<br />

Bekannt ist, dass viele Wehrpflichtige solche Meldungen einfach unterlassen haben, erst recht<br />

solche zufälligen Begegnungen auf der Straße.<br />

DieUnterlagen, die bei der Schrankkontrolle vonFriedrich zunächst eingezogen wurden, waren<br />

vom MfS abgeschrieben worden und ihm später von einem Dienstvorgesetzten (zugleich<br />

IMK/S „Bernd“) nach Absprache mit dem MfS zurückgegeben worden. Derden Vorgang bearbeitende<br />

MfS-Oberleutnant ordnete erstens an, dass die künftige Post an Friedrich durch einen<br />

GMS kontrolliertwürde,zweitens dass IMK/S „Bernd“ auf ihn „politisch-erzieherisch“ Einfluss<br />

nehmen solle und drittens,dass die Abt. XXII des MfS Friedrich und seinen ebenfalls unterVerdacht<br />

geratenen Freund überprüfen solle.Diese MfS-Abteilung (seit 1989 Hauptabteilung) war<br />

für „Terrorabwehr“ zuständig. In einem Brief hatte Friedrich geschrieben, ein Bekannter, der<br />

ein „Potentialterrorist“ sei, nehme „vorsorglich an einem Panzerfaustlehrgang teil, um seine<br />

Forderungen etwas nachdrücklicher anbringen zu können“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.<br />

19). DerBrief sei konspirativ gestaltet gewesen und habe suggeriert, es gebe eine Gruppe.Um<br />

besser zu verstehen, was Friedrich schrieb und was das MfS daraus machte, sei ein längerer<br />

Briefauszug aus dieser Zeit November bis April (genaues Datum unbekannt) zitiert: „Ich darf<br />

dich begrüßen in unserer Mitte der Kämpfer gegen Geld und zu viel Macht! Momentan finden<br />

wir für Dich zwar keine Verwendung, da Panzerfäuste wie hinlänglich bekannt zwar demoralisierend<br />

wirken, aber auf un- bzw. wenig gepanzerte Fahrzeuge, wie sie unsere Zielgruppe benutzt,<br />

keine nennenswerten, sprich tödlichen Wirkungen zeigen. Einschlägige Erfahrungen<br />

von„Aktion Direkt“ der RAF beim Bund bzw.der „Roten Brigaden“ bewiesen dies,was zusätzlich<br />

auch in einschlägiger Fachliteratur der Erfahrungen des zweiten Weltkrieges nachzulesen<br />

ist. Allerdings planen wir einige großflächige Aktionen gegen die flächendeckende Videoaufklärung<br />

der B(erliner)-Innenstadt und gegen die Zentralen des MdI. Du kannst Dich in den Aktionen<br />

als Vorkämpfer beweisen. Wirverlassen uns auf Dich! Du weißt, wir haben nur die Alternative<br />

des Märtyrertums.“ (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 20). Dieser Brief ist nie abgeschickt<br />

worden. Friedrich hat solche Entwürfe und Notizen häufig und viel geschrieben. Ihm<br />

war ganz offensichtlich bewusst, auf welchem dünnen Eis ersich bewegte, denn unmittelbar<br />

nach der zitierter Passage kam folgender Einschub: „Schnitt: Falls irgend jemand diese Zeilen<br />

liest, für den sie nicht bestimmt sind, so möge ihm verkündet sein, dies ist ein Scherz, ich gebe<br />

zu ein schlechter,füge noch hinzu ein sehr,sehr schlechter!“ (ebd.)<br />

Das hielt das MfS nicht davon ab, den „schlechten Scherz“ als Ausgangspunkt umfangreicher<br />

Ermittlungen zu nehmen. Einweiterer IM berichtete über Friedrich, dass dieser nur drei Jahre<br />

diene,umspäter den angestrebten Studienplatz sicher zu bekommen.„Mittlerweile hat er aber<br />

schon bereut, drei Jahrezur Armee gegangen zu sein.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.89)<br />

Aus Briefen an seinen Freund in einem anderen Standort, entnimmt das MfS, dass Friedrich<br />

ziemlich häufig „schlechte Scherze“macht und nicht mehr zu unterscheiden sei, was er ernst<br />

und was er nicht ernst meine. InBriefen und Aufzeichnungen spielen Fluchtgedanken und<br />

Waffen immer wieder eine Rolle.Friedrich ist offenbar frustriert, da er mittlerweile keine Waffenberechtigung<br />

mehr hat und er seinen Dienst in der Armee ohne Zugang zu Waffen als sinnlos<br />

erachte. Interessiert und leicht nervös nimmt das MfS auch zur Kenntnis, dass Friedrich<br />

gern Pilot werden würde. Dies könne, sodie Interpretation, nur mit Fluchtabsichten zusammenhängen.<br />

Der Kompaniechef, der sowohl offiziell wie inoffiziell mit dem MfS kooperierte,<br />

meldete zudem am 7. Mai 1987, Friedrich neige zu linksradikalen Ansichten. So sei „das Leistungsprinzip<br />

... bei uns nicht durchgesetzt, man müßte mehr vomMonopolimperialismus lernen,<br />

Wolfsgesetz...“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.110). Immer wieder registriertdas MfS<br />

angebliche Fluchtgedanken von Friedrich. Gegenüber dem Kompaniechef erwähnt Friedrich<br />

auch, dass er gernnach Nicaragua gehen würde,umdortwas zu erleben, um sich dort„auszutoben“,<br />

wie festgehalten wird. Auch würde er gernals Agrarflieger bei der „Interflug“ (die DDR-<br />

Fluggesellschaft) arbeiten (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 115). All dies genügt dem MfS<br />

schließlich, um am 13. Mai1987 eine„OperativePersonenkontrolle“ (OPK) gegen Holger Friedrich<br />

einzuleiten (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 117). Ihm und dem Vorgang wurde der<br />

Deckname „Habicht“, seinem Freund der Deckname „Greif“ zugeordnet.<br />

Um die innere Konspiration im MfS zu gewährleisten sind nicht nur IM/GMS, sondern auch<br />

alle Vorgänge und alle in Beobachtungsvorgängen erfasste und ermittelte Personen mit Decknamen<br />

belegt worden. Eine OPK wurde in der Regel eingeleitet, um entweder Verdachtsmomente<br />

zu Verbrechen und anderen Straftaten zu überprüfen und weitereBeweise zu ermitteln,<br />

oder aber um Personen in sicherheitsrelevanten Positionen vorbeugend zu überprüfen bzw.<br />

abzusichern. Daher sind auch viele systemtreue Personen zeitweilig in einer OPK bearbeitet<br />

worden.<br />

In dem OPK-Eröffnungsbericht sind alle bisherigen Erkenntnisse zusammengefasst worden.<br />

Ermittelt wurde nun nicht mehr nur nach §254 StGB,sondernauch nach den §§ 101 und 206.<br />

Paragraph 101 besagte: „Wer bewaffnete Anschläge oder Geiselnahmen oder Sprengungen<br />

durchführt, Brände legt oder Zerstörungen oder Havarien herbeiführtoder andereGewaltakte<br />

begeht, um gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der Deutschen Demokratischen<br />

RepublikWiderstand zu leisten oder Unruhe hervorzurufen, wirdmit Freiheitsstrafe<br />

nicht unter drei Jahren bestraft.“ Bereits Vorbereitung und Versuch seien strafbar.Inschweren<br />

Fällen drohte lebenslängliche und bis Ende 1987 sogar die Todesstrafe.§206 bestrafte den unbefugten<br />

Waffen- und Sprengmittelbesitz, auch hier war der Versuch strafbar.Die Höchststrafe<br />

betrug fünf Jahre.<br />

Ebenso hielt das MfS fest, die Objektivität der bisherigen Ermittlungsergebnisse sei gegeben<br />

(BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 119). Es wurde festgelegt, Friedrichs Post zu überwachen,<br />

zwei IM zielgerichtet in Einsatz zu bringen, den Schrank zu kontrollieren und in Zusammenarbeit<br />

mit der Kreisdienststelle Berlin-TreptowFriedrichs privaten Wohn- und Verbindungskreis<br />

aufzuklären.<br />

In den folgenden Wochen trug das MfS weiter scheinbar belastendes Material zusammen.<br />

Friedrich singe Freiheitslieder.Nach der Landung vonMatthias Rust unweit des Roten Platzes<br />

in Moskau mit einer Privatmaschine vomTyp Cessna am 28. Mai 1987 äußerte er, wenn dort<br />

solche Sicherheitslücken existierten, müsste es die doch in der DDR auch geben (BStU, MfS,<br />

AOP2051/88, Bd. 1, Bl.137). Immer häufiger scheint er nun über Flugzeuge gesprochen zu haben,<br />

was das MfS aufmerksam notierte. Kommentarlos blieb ein Bericht, nach dem Friedrich<br />

nichts dagegen habe,„wenn Leute mit der Staatssicherheit zusammenarbeiten, wenn es ihnen<br />

gefällt. Es ist nur erschütternd zu sehen, welche Leute das immer sind...“ (BStU, MfS, AOP<br />

2051/88, Bd. 1, Bl.144).<br />

Pfingsten 1987 kam es vordem Brandenburger TorzuUnruhen. Junge Leute wollten westlichen<br />

Rockstars zuhören, die auf der Westseite vor dem Reichstag Konzerte gaben. Unter jenen, die<br />

von Polizei und MfS abgedrängt wurden, war auch eine gute Bekannte von Friedrich. Gegenüber<br />

einem NVA-Angehörigen, der als GMS auch dem MfS dient, erzählt er,„daß sie bei den<br />

Unruhen an der Mauer von einem Gummiknüppel am Kopf getroffen wurde und nun nicht<br />

mehr weiß, was sie vonunserem Staat halten soll. In diesem Zusammenhang äußerte Friedrich,<br />

daß in unserem Staat sowieso alles erstunken und erlogen wäreund stimmte den Berichten aus<br />

westlichen Medien, die Losungen wie ... die Mauer muß weg ..., und Gorbatschow, Gorbatschowverbreiteten,<br />

zu.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.151) Wenige Tage später berichtet<br />

derselbe GMS, Friedrich habe gesagt, „wenn ihr mir irgendwann mal eine Waffe gebt, dann<br />

müßt ihr mir auch einen Posten mitschicken, damit ich nicht abhaue ...“ (BStU, MfS, AOP<br />

2051/88, Bd. 1, Bl.154).<br />

Ende Juni 1987 hält der zuständige MfS-Offizier in einem Monatsbericht zur OPK „Habicht“<br />

fest, dass keine Vorbereitungshandlungen gemäß §254 erkannt werden konnten (BStU, MfS,<br />

AOP2051/88, Bd. 1, Bl.156).<br />

Gegenüber GMS „Frank“ ist Friedrich ausgesprochen redselig. Ob er zu diesem offenkundigen<br />

SED-Parteigänger besonderesVertrauen hatte oder gerade ihn provozieren wollte,lässt sich aus<br />

den Akten nicht ablesen. Er erzählt ihm, dass er einen zweiten Personalausweis hat (BStU, MfS,<br />

AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 217). Das war eine Straftat. Mit der Einberufung mussten alle Wehrpflichtigen<br />

ihren Personalausweis abgeben und verfügten fortan nur noch über den Wehrpass.<br />

Somit konnten sie nicht in die CSSR fahren. Zugleich durfte man nur mit Genehmigung im Urlaub<br />

die Uniform nicht tragen. Daher haben viele junge Männer vor der Einberufung einen<br />

neuen Personalausweis beantragt und den bisherigen als Verlust gemeldet. So konnten sie mit<br />

dem zweiten Personalausweis wenigstens im Urlaub unbehelligt vonder Militärpolizei und anderen<br />

Organen bei eventuellen Kontrollen, die gerade auf Bahnhöfen relativ häufig erfolgten,<br />

Zivilkleidung tragen. Friedrich erzählte aber auch, er müsse die Mauer überwinden, um nach<br />

Nicaragua zu kommen. Das sei für ihn nur von West-Berlin aus möglich (BStU, MfS, AOP<br />

2051/88, Bd. 1, Bl. 215). Noch gefährlicher für ihn wurde folgende Äußerung gegenüber dem<br />

GMS „Frank“ am 26. Juni 1987: „Was würdest Du machen, wenn ich Dich jetzt niederschlage,<br />

Der<br />

Akten-Bericht<br />

von Marianne<br />

Birthler und<br />

Ilko-Sascha<br />

Kowalczuk<br />

III


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

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Dokumentation<br />

IV<br />

den Waffenkammerschlüssel an mich nehme und dann in die Waffenkammer eindringe, um<br />

mir eine Panzerbüchse herauszuholen. Mit dieser Panzerbüchse würde ich dann alle Titten<br />

(Offiziere) abknallen.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.211) Zwar erschien knapp zwei Jahre<br />

später, imFebruar 1989, das Album „Februar“ der Band „Silly“ bei Amiga, in dem es in dem<br />

Song „S.O.S.“ hieß: „...immer noch haben wir den Schlüssel von der Waffenkammer nicht...“,<br />

doch anders als „Silly“ befand sich Friedrich in Reichweite zu einer Waffenkammer,obwohl er<br />

weiterhin keinen Waffenzugang hatte. MfS und NVA gerieten erneut in Alarmstimmung, die<br />

sich noch steigerte,als GMS„Frank“ mitteilte,dass Friedrich voreinem geplanten Urlaub Mitte<br />

Juli seinen Schrank leergeräumt habe (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.219).<br />

Die exemplarisch erwähnten Äußerungen von Holger Friedrich und viele weitere führten<br />

schließlich dazu, dass der vorgangsführende MfS-Offizier aufgrund akuter Gefahrenlage entschied,<br />

Holger Friedrich unter einer Legende voneinem soeben begonnenen zehntägigen Erholungsurlaub<br />

aus Berlin zurückholen zu lassen, und zwar in Absprache mit dessen Dienstvorgesetzten.<br />

Einentsandter NVA-Offizier traf Friedrich nicht an, dieser reagierte aber auf ein Telegramm<br />

und stellte sich kurze Zeit darauf selbst in seinem Dienstobjekt (BStU, MfS, AOP<br />

2051/88, Bd. 1, Bl.227). Er vermutete sofort, dies sei die Rache dafür,dass er „in letzter Zeit ein<br />

bißchen zu sehr die große Klappe gehabt“ (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 221) habe und<br />

vermutete,dass dahinter wohl die „Stasi“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.222) stünde.<br />

Zuständige Offiziere der HA Isprachen sich am 24. Juli 1987 mit dem stellvertretenden Leiter<br />

der Abteilung IX der Bezirksverwaltung Schwerin ab und kamen zu dem Schluss,dass sich der<br />

Anfangsverdacht gemäß der erwähnten §§ 101 ff., 206 und 254 StGB erhärtet habe und weitere<br />

„konspirative Straftaten“ nicht auszuschließen seien. Daher empfahlen sie, um„offizielle Beweise“<br />

zu „erarbeiten“, einen „Operativen Vorgang“ (OV) anzulegen (BStU, MfS, AOP2051/88,<br />

Bd. 1, Bl.228-230).<br />

OV legte das MfS an, um im Rahmen von verdeckten wie offenen Ermittlungen gegen Verdachtspersonen<br />

vorgehen zu können. Ausgangspunkte des OV waren Hinweise auf strafrechtlich<br />

relevante Tatbestände (Verstöße gegen die in der DDR geltenden politischen Normen und<br />

geltenden Gesetze). OV sind nach geregelten Abfolgen bearbeitet worden. Solche„Maßnahmepläne“<br />

konnten auch Zersetzungspläne beinhalten, die vor allem dann angewandt wurden,<br />

wenn eine Inhaftierung aus politisch-taktischen Erwägungen als nicht opportun galt. Dastraf<br />

in den 1980er Jahren vorallem auf kirchliche Mitarbeiter sowie bekannte Oppositionelle zu. In<br />

solchen Fällen entsprachen die OV nicht mehr den MfS-internen Normen, sondernhatten eher<br />

die Funktion vonMaterialablagen, die eine Beobachtung aller Aspekte des Lebens dieser Personen<br />

dokumentierte. ImOVermittelte das MfS nicht nur gegen die betreffende Person, es<br />

wurden auch Erkundungen zum familiären Umfeld, zum Freundes- und Kollegenkreis usw.<br />

eingeholt. Häufig ging dem OV eine OPK voraus.OVwaren mitVorschlägen zur Ahndung nachgewiesener<br />

Straftaten abzuschließen -zum Beispiel mit der Eröffnung eines offiziellen Ermittlungsverfahrens,mit<br />

der Anwerbung als IM oder mit Zersetzungsmaßnahmen. Bestätigte sich<br />

der Ausgangsverdacht dagegen nicht, wurde die Bearbeitung abgeschlossen.<br />

In den 1980er Jahren bearbeitete das MfS proJahr durchschnittlich 4000 bis 5000 OV,2000 sind<br />

im Jahresdurchschnitt beendet und ebenso viele neu eröffnet worden. Die meisten Ermittlungsverfahren,<br />

die das MfS als offizielles Untersuchungsorgan in der DDR eröffnete,sind ohne<br />

OV aufgrund des Verdachts auf „Republikflucht“ eingeleitet worden. Innerhalb der HA Igab es<br />

trotz der Größe dieser MfS-Struktureinheit nur relativ wenige OV und OPK. Im Jahre1988 bearbeitete<br />

die HA I59OVund 312 OPK.<br />

Vonall dem ahnte Holger Friedrich nichts.Kein DDR-Bürger außerhalb des MfS wusste etwas<br />

vonOVoder OPK. Allerdings vermutete er,insVisier des MfS geraten zu sein, was wiederum das<br />

MfS wusste (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 229-230). Gleichwohl plauderte er weiter. Das<br />

MfS schloss daraus,Friedrich wolle provozieren, um so „die Konspiration durch das MfS zu dekonspirieren“<br />

(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.230).<br />

Mittlerweile schienen sich Friedrichs Absichten zu verdichten. Er drückte nicht nur offen seinen<br />

Hass auf die Mauer aus (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.231). Mitten in einer Nacht Ende<br />

Juli 1987 holte er einen anderen Unteroffizier aus dem Bett und „befragte“ diesen, ob er für die<br />

„Stasie“ (sic!) (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 2, Bl. 69) arbeite. Außerdem habe er sich anhand<br />

von Kartenmaterial konkret für zwei Abschnitte der Westgrenze interessiert (das Kartenmaterial<br />

mit Markierungen, für welche geographischen Punkte er sich interessierte: BStU, MfS, AOP<br />

2051/88, Bd. 2, Bl. 74-75). Schließlich gab er gegenüber anderen Unteroffizieren an, dass er<br />

nicht länger drei Jahredienen und daher beantragen wolle,seine Dienstzeit auf die gesetzlich<br />

vorgeschriebenen 1,5 Jahrezureduzieren. Als er aus einem Urlaub eine Schreibmaschine mitbrachte,<br />

sicherte das MfS konspirativ über einen IM sofort das Schriftbild (BStU, MfS, AOP<br />

2051/88, Bd. 1, Bl.238-239).<br />

Am 13. August 1987, zufällig dem 26. Jahrestag des Mauerbaus,wirdgegen Holger Friedrich der<br />

OV „Habicht“ eröffnet mit dem Ziel, „vorbeugend“ eine Fahnenflucht zu verhindern und die<br />

Beweismittel für die Erfüllung der §§ 101ff., 206 und 254 StGB zu sichern (BStU, MfS, AOP<br />

2051/88, Bd. 1, Bl.263-272). In einem Operativ- und Maßnahmeplan legen die zuständigen Offiziere<br />

fest, gegen Friedrich eine breite Palette von Beobachtungs- und Aufklärungsmaßnahmen<br />

anzuwenden. Auch eine Zersetzungsmaßnahme planen sie (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd.<br />

1, Bl.273-279).<br />

Holger Friedrich selbst schien angesichts des vonihm vermuteten MfS-Interesses für ihn nervös<br />

geworden zu sein. Er meldete einem diensthabenden Offizier am 10. August 1987, dass ein<br />

anderer Unteroffizier entgegen den striktenWeisungenWestfernsehen geschaut habe.Das MfS<br />

vermutet, die „Zimmerbesatzung“ habe eine „kollektive“ Strafmaßnahme gegen diesen Gemeldeten<br />

durchgeführt(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.280). DasMfS kommt immer mehr<br />

zu dem Schluss, Friedrich habe seine „Pläne“ nicht ernsthaft erwogen (BStU, MfS, AOP<br />

2051/88, Bd. 1, Bl.299). Derihm am nächsten stehende IM wirddaher beauftragt, die Ernsthaftigkeit<br />

der Pläne zu überprüfen. Zugleich sorgt sich das MfS um diesen IM, da er in Kenntnis<br />

vonFriedrichs Plänen bis zu fünf JahreHaft erhalten könnte,wenn er diese Pläne nicht offiziell<br />

anzeigt (§ 225 StGB) (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.299) und Friedrich tatsächlich fahnenflüchtig<br />

würde.Das MfS konstatiertinzwischen, dass Friedrich mittlerweile etwas vorsichtiger<br />

geworden sei. Zwar wolle er immer noch die NVAverlassen und notfalls als Druckmittel einen<br />

Ausreiseantrag stellen, aber ernsthafte Fluchtpläne kann das MfS immer noch nicht bestätigen.<br />

Außerdem scheine ihm sehr wichtig zu sein, keine strafbaren Handlungen zu begehen.„Operativ<br />

beachtenswertist die Erkenntnis des F.,daß er weiß, wie weit er gehen darf, um keine strafbaren<br />

Handlungen zu begehen.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.308) DerIMhatte ihn darauf<br />

hingewiesen, dass ein Ausreiseantrag „Schwedt“ bedeute (dortbefand sich die Disziplinareinheit<br />

mit dem Armeegefängnis der NVA, wo bis zu drei Monaten Disziplinarstrafe bzw.bis zu<br />

zwei Jahren Haft zu verbüßen waren), was Friedrich mit denWorten abwehrte,solange er keine<br />

Botschaft der Bundesrepublik aufsuche und keinen Kontakt mit Personen aus kapitalistischen<br />

Staaten unterhalte,könne ihm nichts passieren (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.307).<br />

Ende August 1987 wurde dem MfS neuerlich eine Äußerung vonHolger Friedrich gemeldet, die<br />

verdächtig klang. Er hätte vonTerrorismus geredet, den es nicht nur im Westen gäbe,und hätte<br />

sodann den IM, der offenbar Zutritt zurWaffenkammer hatte,gefragt:„... findest Du nicht auch,<br />

daß die Herren, die hier das Sagen haben, schon ein bißchen zu alt sind? Wenn jemand das<br />

ganzeZK(=Zentralkomitee der SED) erledigen würde,wäredas sicherlich für uns alle vonNutzen...<br />

Du brauchst ja nur daran zu denken, wie es damals in der SU (= Sowjetunion) war,wenn<br />

da die Alten nicht gestorben wären, wäreein Gorbatschow(=seit 1985) heute noch nicht an der<br />

Macht (...) In unserem verknöcherten System müßte auch mal jemand gehörig aufräumen und<br />

dann die Jugend an die Macht ... Auf den Einzelnen kann ich dabei keine Rücksicht nehmen,<br />

wenn Du imWegbist, wirste Du beiseite geschafft und mein eigenes Leben ist dabei auch nicht<br />

wichtig (...) ich hatte ja gesagt, Du würdest mich nicht verstehen, wenn man mit 14 Jahren das<br />

erste Mal von der Stasie verprügelt wird, dann kommt man eben zu so einer Feststellung ...“<br />

(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.313-314).<br />

Trotz solcher und vieler andereInformationen sah das MfS die eigenenVerdachtsmomente gegen<br />

Holger Friedrich als immer stärker entkräftet an (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 319).<br />

Da er in seinem Dienst sehr gute Arbeitsergebnisse vorweise,verdächtigten andereUnteroffiziere<br />

mittlerweile Friedrich, dass er ein „Zuträger“ sei und sich bei seinen Vorgesetzten „einkratze“<br />

(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.318).<br />

Vom18. bis 24. September 1987 verbrachte Friedrich einen Erholungsurlaub in Berlin. In dieser<br />

Zeit wurden er und seine Freundin nahezu lückenlos vom MfS überwacht (BStU, MfS, AOP<br />

2051/88, Bd. 1, Bl.228-249). ZumEinsatz kamen 16 MfS-Mitarbeiter,mehrereAutos,Foto- und<br />

Funktechnik. Außerdem wurden ein Polizeirevier sowie zwei Klubhäuser und deren stellvertretende<br />

Vorsitzenden in die Überwachung einbezogen (BStU, MfS, HA VIII 2882, Bl. 74-107).<br />

Mehrfach verloren die MfS-Offiziere Friedrich aus den Augen. Daher konstatierten sie später,<br />

die Aktion sei zu schlecht vorbereitet gewesen, sie hätten zu wenige Informationen über Friedrich<br />

bekommen und außerdem seien zu wenige MfS-Angehörige eingesetzt und zu wenige Beobachtungsstützpunkte<br />

eingerichtet worden.<br />

Schließlich fand am 22. Oktober 1987 von 8.30 Uhr bis 9.45 Uhr eine konspirative Durchsuchung<br />

der Ostberliner Wohnung von Holger Friedrich mit einem Nachschlüssel statt (BStU,<br />

MfS, AOP 2051/88, Bd. 2, Bl. 254-253). Dort haben die MfS-Offiziere Aufzeichnungen, Briefe,<br />

Dokumente und auch Fotos vonFriedrich kopiert(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 2, Bl.254-385).<br />

Weder die fast einwöchige Dauerbeobachtung noch die Wohnungsdurchsuchung konnten die<br />

Verdachtsmomente gegen Friedrich erhärten.<br />

Am 2. November 1987 kam es zu einem Treffen zwischen der Abteilung IX der Bezirksverwaltung<br />

Schwerin und der HA I. Sie stellten fest, dass die angeblichen Absichten von Friedrich<br />

nicht bestätigt, aber auch nicht eindeutig ausgeschlossen werden konnten. Nunmehr wolle das<br />

MfS ihn mit den bisherigen Ermittlungsergebnissen konfrontieren („Offizialisierung der Verdachtsgründe“)<br />

und Friedrich als IM gewinnen (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.323).<br />

Zwei Wochen später lag der Abschlussbericht zum OV „Habicht“ vor(BStU, MfS, AOP2051/88,<br />

Bd. 1, Bl.324-329). Nachdem die wesentlichen Arbeitsergebnisse dargestellt wurden, heißt es:<br />

„Es wird vorgeschlagen, den Op.-Vorgang abzuschließen und mit „Habicht“ ein op. Gespräch<br />

im Zeitraum vom30. 11. bis 01.12.87 im konspirativen Objekt „Altes Haff“ durchzuführen. Ziel<br />

der op(erativen) Gesprächsführung ist es,die Verdachtshinweise zu offizialisieren, einen pol.-<br />

erzieherischen Einfluß auf „Habicht“ mit dem Ziel der Rückgewinnung auszunutzen und eine<br />

mögliche inoffizielle Nutzung von„Habicht“ zu prüfen.“ (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl.<br />

328). Unter Maßnahmen heißt es dann weiter,Friedrich solle die Ernsthaftigkeit der Situation<br />

und die sich daraus ergebenden strafrechtlichen Konsequenzen vorAugen geführtwerden. Außerdem<br />

erfolge eine Belehrung im Hinblick auf die Eignung als IM (ebd.). In den Überlegungen<br />

des MfS spielte bei seiner „Rückgewinnung“ auch die Familie der damaligen Freundin von<br />

Friedrich eine Rolle (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 329). Wasdas konkret bedeutet, lässt<br />

sich anhand der Aktenlage nicht einmal vermuten, da das mögliche Spektrum von Maßnahmen<br />

sehr breit ausfiel und weitaus mehr als eine mögliche IM-Tätigkeit umfasste.<br />

Am 30. November und 1. Dezember 1987 wurde Holger Friedrich konspirativ unter Mithilfe eines<br />

„IM in Schlüsselposition“ aus seiner Diensteinheit herausgelöst und nach einer etwa fünfstündigen<br />

Irrfahrt mit dem Auto (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 342) in ein konspiratives<br />

Objekt des MfS gebracht. Dortwurde ihm klar gemacht, was das MfS alles über seine Pläne und<br />

Gedanken wusste,und was es heißen würde,nach §§ 254 und 213 (Republikflucht) StGB strafrechtlich<br />

zur Verantwortung gezogen zu werden (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 330-331).<br />

Ausden Dokumenten geht nicht hervor, wie es dem jungen Mann in dieser für ihn wohl überraschenden<br />

Isolation erging. In schriftlichen Ausarbeitungen legte Friedrich nieder, warum<br />

und wie er zu seinen „Fluchtabsichten“ kam, unter Zwang bestätigte er die Untersuchungsergebnisse<br />

des MfS (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.332, 336). Dabei belastete er niemanden<br />

und nannte auch keine Namen. Ihmwurde auferlegt, die §§ 220 (Staatsverleumdung) und 254<br />

StGB abzuschreiben (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 333). Das war eine übliche MfS-Methode,umder<br />

unter Druck stehenden Person ihreLage eindringlich vorAugen zu führen und<br />

um zu verdeutlichen, dass das Angebot, mit dem MfS zu kooperieren, diese aufgezeigte strafrechtliche<br />

Konsequenz verhindernkönne.<br />

Das MfS hielt als Ergebnis der zweitägigen konspirativen Befragung fest: „In Einsicht dessen,<br />

daß derartige Fehlhandlungen durch persönliche Initiativeund besondereEinsatzbereitschaft<br />

wieder gut gemacht werden müssen, bot „Habicht“ dem MfS seine Unterstützung zur Klärung<br />

solcher oder ähnlicher Sachverhalte an und erarbeitete selbständig eine schriftliche Erklärung<br />

zur Wiedergutmachung seines Fehlverhaltens.“ (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 330) Wie<br />

aus dem zitierten Treffen vom 2.November 1987 ersichtlich wurde, bestand die Strategie des<br />

MfS darin, den OV in eine Werbung „unter Druck“ münden zu lassen. Holger Friedrich schrieb<br />

am 1. Dezember 1987, dass er bereit sei, „im Rahmen meiner Möglichkeiten die Arbeit der Genossen<br />

des MfS zu unterstützen“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.337). Als Armeeangehöriger<br />

war man per Befehl gezwungen, alle Uniformträger und Angehörigen der „Schutz- und Sicherheitsorgane“<br />

als„Genossen“ anzusprechen. Er bestätigte,dass er über Personen und Sachverhalte<br />

offen und ehrlich „Ausführungen machen“ werde(ebd.). Wenn die Notwendigkeit bestehe,wirderdiese<br />

Auskünfte auch schriftlich geben. Über die Verbindung zum MfS werdeer<br />

„strengstes Stillschweigen“ wahren (ebd.). Ihm sei bewusst, dass er bei Verstoß gegen diese<br />

Schweigeverpflichtung nach StGB §§ 245 (Geheimnisverrat) und 272 (Verrat militärischer Geheimnisse)<br />

strafrechtlich belangt werden könne.Inder Geschichte des MfS gab es nur sehr wenige<br />

Verurteilungen allein wegen der Verletzung einer solchen Schweigeverpflichtung –aber<br />

das konnte Holger Friedrich nicht wissen. Er musste vielmehr in seiner handschriftlichen Erklärung<br />

hinzufügen: „Eine Nichteinhaltung dieser Schweigepflicht zieht auch eine strafrechtliche<br />

Verantwortlichkeit der bisher begangenen Straftaten gemäß der §§ 254 und 220 StGB nach<br />

sich.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.338)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 13<br />

· ·<br />

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Dokumentation<br />

Am 1. Dezember 1987 abends gegen 21.15 Uhrerschien Holger Friedrich wieder in seiner NVA-<br />

Dienststelle.IMS „Frank“ (er war vomGMS zum IMS „aufgestiegen“; es gab verschiedene IM-<br />

Kategorien, die mit einem Buchstaben hinter der Abkürzung„IM“ gekennzeichnet wurden; die<br />

häufigste Kategorie waren IMS –sie waren zur„politisch-operativen Durchdringung und Sicherung<br />

des Verantwortungsbereiches“ einzusetzen) berichtete zwei Tage später darüber u.a.: „Er<br />

machte einen sehr zerknirschten Eindruck und antwortete auf alle Fragen nur sehr kurzangebunden.<br />

Nach einer Weile ... schilderte er kurz und knapp, was passiert sei. Als er in Parchim<br />

ankam, wurde er sofortinein Stasie-Auto geladen und ohne vielWortesind sie mit ihm mindestens<br />

fünf Stunden durch die Gegend gefahren. Als sie endlich irgendwo in der Nähe der Ostsee<br />

angekommen waren, erwartete sie dortein weiterer “Herr in Zivil„. Unddann ging es gleich los.<br />

Diehaben alles über mich gewußt, erzählte Friedrich weiter.(...) Zuerst wollte ich ein bißchen<br />

tricksen und dachte,ich kann mich da noch herauswinden, aber schon nach kurzerZeit habe<br />

ich gemerkt, daß das keinen Sinn hat. Also mußte ich wohl oder übel so nach und nach alles<br />

zugeben. Ichhabe mir zwar alles aus der Nase ziehen lassen, aber erzählen mußte ich nachher<br />

doch alles.Und dann wurde es ganz schön mulmig für mich, da dachte ich schon, jetzt geht es<br />

ab nach Schwedt. Aber weil ich alles erzählt habe vonmir und das auch mit den Fakten, die die<br />

„Stasie„ hatte,wahrscheinlich übereingestimmt hat, haben sie mich nur belehrtüber Fahnenflucht<br />

und noch mal ordentlich zusammengedonnert.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.342)<br />

ZurBestrafung –aus den Akten geht nicht hervor, wofür genau –bekam Holger Friedrich zehn<br />

Tage NVA-Kasernen-Arrest. Mit ihm in der Zelle saß eine IM-Kandidat, der am 16. Dezember<br />

1987 berichtete:„Aus Gesprächen des Unteroffiziers (d.i. Holger Friedrich) mit einem Gefreiten<br />

der heutigen Wache, was ich unbeteiligt verfolgte, erkannte ich, daß er aus seiner Bestrafung<br />

keine Lehren gezogen hat und auch nach wie vorauf seiner polit. Meinung beharrt. (...) In dem<br />

Gespräch ging es um ein Buch, welches vor 1945 geschrieben sein soll, von einem Autor namens<br />

Hessay oder so ähnlich. DerGefreite äußerte dabei, daß man den Inhalt nicht nur polit.<br />

werten kann, was der Uffz. aber tat und auf die heutige Gesellschaft bezog. Das Buch selbst<br />

habe ich nicht gesehen.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.344) DerIMmeinte offenbar den<br />

dystopischen Roman „Schöne neue Welt“ (Brave NewWorld), den der britische Schriftsteller<br />

Aldous Huxley 1932 veröffentlicht hatte.Dieser 1978 und dann 1988 nochmals in der DDR aufgelegte<br />

Roman erfreute sich insbesondere unter systemkritischen Leuten großer Beliebtheit,<br />

weil ähnlich wie in dem verbotenen Roman „1984“ vonGeorge Orwell bei der LektüreVergleiche<br />

mit der DDR nahe lagen.<br />

Im Abschlussbericht des OV „Habicht“ vom8.Januar 1988 hieß es,dass Friedrich sich zur „Unterstützung<br />

des MfS verpflichtet“ habe.„DieimAnschluß an die Realisierung des OV eingeleitete<br />

Reaktionskontrolle zeigte,daß “Habicht„ sich konsequent an die vereinbarten Verhaltenslinien<br />

hielt. In den bisher durchgeführten Kontaktgesprächen berichtete „Habicht„ objektiv<br />

und ehrlich gegenüber dem MfS und belastete Personen.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.<br />

351) DerOVwirdgeschlossen, die Unterlagen werden archiviertund die Gespräche mit Friedrich<br />

waren fortzuführen, um seine Eignung als IM weiter zu prüfen und um gleichzeitig seine<br />

Bindung an die DDR „auszubauen“. Der bisher wichtigste IM in seiner Umgebung, IMS<br />

„Frank“, sollte weiterhin den IM-Kandidaten auf „Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit“ hin überprüfen<br />

(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.353).<br />

DerIM-Vorgang „Peter Bernstein“ (BStU, MfS, AIM 12523/89)<br />

Der MfS-Offizier, der den OV „Habicht“ über Holger Friedrich geführt hatte, wurde nun auch<br />

der Bearbeiter (Führungsoffizier) des IM-Vorgangs „Peter Bernstein“. Da die Identität vonHolger<br />

Friedrich mit dem IM„Peter Bernstein“ zweifelsfrei gegeben ist, wirdimFolgenden der Einfachheit<br />

halber vonHolger Friedrich gesprochen und nicht von„Peter Bernstein“.<br />

Bevoreine Person als IM des MfS verpflichtet wurde,gab es einzuhaltende Abläufe,umdie tatsächliche<br />

Eignung zu prüfen. Dafür wurden u.a. Kontaktgespräche geführt. Die letztendliche<br />

Entscheidung trafen die Dienstvorgesetzten des Führungsoffiziers.<br />

Holger Friedrich ist am 13. Dezember 1987 aus einer Arrestzelle unter einer Legende durch einen<br />

IM, der als Offizier vomDienst (OvD) tätig war,indie Diensträume des MfS-Verbindungsoffiziers<br />

gebracht worden. Ohne sein Wissen war ihm der Deckname „Bernstein“ gegeben worden<br />

(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.65). In solchen Gesprächen ging es zunächst um<br />

persönliche und allgemeine Fragen, erst dann um konkrete Aufgabenstellungen. In diesem ersten<br />

Gespräch wurde Friedrich befragt, wer„die Ablaßschrauben für Öl“ aus einem Militär-LKW<br />

herausgedreht haben könnte (ebd.). Er gab dazu eine schriftliche Stellungnahme ab und<br />

schrieb, dass anzunehmen sei, dass Unteroffizier XYZ daran beteiligt gewesen sei „oder aber<br />

andereGenossen dazu angehalten hat“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.67). Er zeichnete<br />

ein Bild vondiesem Unteroffizier,das vonGeltungssucht gegenüber Vorgesetzten charakterisiertsei.<br />

Allerdings blieb das in Friedrichs Schilderungen alles sehr vage.<br />

Am 30. Januar 1988 berichtete ein GMS „spontan ohne Auftrag“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil<br />

I, Bd. 1, Bl. 70) über Friedrich, dass dieser erzählt habe, ersei vom MfS „ausgefragt“ und ihm<br />

seien dabei alle seine Sätze„im Mund umgedreht“ worden (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd.<br />

1, Bl.69). Er hinterfragte außerdem den Sinn des dreijährigen Waffendienstes und meinte mit<br />

Bezug auf die Armee,die „Technik ist zu veraltet, um damit einen Krieg zu gewinnen“. Außerdem<br />

sei er gegen die Abschaffung der Atomwaffen, ein Lieblingsprojekt vonPartei- und Staatschef<br />

Erich Honecker, „da sie seines Erachtens ein Druckmittel darstellen“ (BStU, MfS, AIM<br />

12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.69).<br />

Am 3. Februar 1988 fand laut Akten das zweite Kontaktgespräch statt. DasGespräch dauerte 1,5<br />

Stunden und wurde auf Tonband dokumentiert (nicht überliefert). Friedrich erhielt zwei Aufgaben.<br />

Er sollte gezielt mit zwei Personen das Gespräch suchen, um deren Einstellungen herauszufinden.<br />

Miteiner Person sollte er über die Friedensbewegung, die Grünen in der Bundesrepublik<br />

und „unsereKKW“ (= Kernkraftwerke) sprechen (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd.<br />

1, Bl.72). Über einen Soldaten berichtet er handschriftlich. Dieser habe einen zweiten (ungültigen)<br />

Personalausweis,den er im Urlaub nutze(das war eine strafrechtlich relevante Information).<br />

Dessen Ehefrau habe Westverwandtschaft, ob er mit dieser während der Armeezeit Kontakt<br />

habe,wisse er nicht. Außerdem habe der Soldat seinen Privat-PKW am Standortbei einem<br />

Angehörigen der Dienststelle abgestellt (was für Soldaten ungewöhnlich und ohne Berechtigung<br />

nicht erlaubt war) (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.73).<br />

Am 22. Februar fand das dritte Kontaktgespräch statt. Es dauerte drei Stunden. In der ersten<br />

Stunde ging es um aktuell-politische Ereignisse im Zusammenhang mit den oppositionellen<br />

Protesten am Rande der offiziellen Liebknecht-Luxemburg-Demonstration am 15. Januar 1988<br />

in Ost-Berlin und den damit im Zusammenhang stehenden Festnahmen undVerhaftungen sowie<br />

den Ausweisungen. Der Führungsoffizier notierte, dass Friedrich „Personen aus seinem<br />

Umgangskreis“ schriftlich belaste „und kann so fester an unser Organ gebunden werden“<br />

(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.76). Friedrich beantworte alles sehr ausführlich,„wobei<br />

er teilweise viele Dinge sehr allgemein darlegt, da sie für ihn kaum Bedeutung haben“<br />

(ebd.). Als Aufgabe stand, den Kontakt zu einer Person auszubauen. Da diese Person kirchlich<br />

gebunden sei, machte Friedrich den Vorschlag, bestehende Kontakte zur „Jungen Gemeinde“<br />

und zur Kirche in Parchim dafür zu nutzen (ebd.). Schriftlich gab er Auskunft über einen Zivilbeschäftigten,<br />

dem er drei Rollen Dachpappe „reservierte“. Unklar bleibt, was damit gemeint<br />

war, ob„reserviert“ für den (wahrscheinlich) privaten oder dienstlichen Gebrauch bedeutete.<br />

DerZivilbeschäftigte äußerte,die Dienststelle „ist ein einzigster (sic!) Saustall“ (BStU, MfS, AIM<br />

12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl. 77). Aus diesem Bericht schlussfolgerte der Führungsoffizier, dieser<br />

Zivilbeschäftigte habe„einen Hang“, sich mit Umweltproblemen zu beschäftigen. Ob er in eine<br />

entsprechende Gruppe integriertsei, könne aber nicht eingeschätzt werden, notierte der Führungsoffizier<br />

(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.78).<br />

Dasnächste,sehr kurze Kontaktgespräch am 26. Februar 1988 ergab nichts weiter (BStU, MfS,<br />

AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.79-80). Am 1. Märztrafen sich Friedrich und der Führungsoffizier<br />

erneut. Friedrich musste einräumen, keine Aufgabe erfüllt zu haben. Der Offizier belehrt ihn,<br />

dass er die Aufträge unbedingt erfüllen müsse (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.81-82).<br />

Friedrich schrieb eine Personeneinschätzung über einen Gefreiten. DerMann war ihm bereits<br />

seit Mai1986, also vorseiner Einberufung, bekannt. In seinem kurzenBericht kommt keine belastende<br />

Information vor, das meiste entziehe sich seiner Kenntnis, erbeschreibt eine angenehme<br />

und unauffällige Persönlichkeit (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl. 83). Das<br />

nächste dokumentierte Kontaktgespräch fand am 18. April1988 statt. Wiederum konnte Friedrich<br />

keinen erteilten Auftrag erfüllen (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.85-86). Mündlich<br />

informierte er nach Aufforderung über zwei Soldaten, die katholisch bzw. evangelischen<br />

Glaubens seien und zur Kirche gingen (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.87). Diese Informationen<br />

sind an den Kompaniechef der beiden weitergegeben worden (BStU, MfS, AIM<br />

12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.88).<br />

Bereits am 8. März1988 schlug der Führungsoffizier vor, Holger Friedrich am 18. März1988 als<br />

IMS „Peter Bernstein“ anzuwerben. In diesem Dokument unterstrich der Führungsoffizier,<br />

dass Friedrich als potentieller IM kontaktiert worden sei, weil sich das aus dem OV ergeben<br />

habe und Friedrich so die Gelegenheit erhalte,Wiedergutmachung zu leisten (BStU, MfS, AIM<br />

12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.89-93). Erst am 19. Mai1988 zwischen 9Uhr und 12.30 Uhrkam es zur<br />

Werbung. Dienotwendige Bestätigung für die Anwerbung durch den zuständigenVorgesetzten<br />

des Führungsoffizier hatte bis dahin nicht vorgelegen. In dem Bericht über die Anwerbung<br />

heißt es: „... wurde ... nochmals die Notwendigkeit der konspirativen inoffiziellen Tätigkeit des<br />

MfS bei der Aufklärung der Motive und Absichten operativer Personen aufgezeigt. Genannter<br />

stimmte den Ausführungen des Mitarbeiters zu und bemerkte, dass es notwendig ist, einen<br />

Menschen nicht nur nach dem Papier zu beurteilen, sondernauch sein Umfeld und besonders<br />

seine Persönlichkeit dabei zu beachten. Ausdiesem Grunde sei er auch bereit, das MfS zu unterstützen.<br />

Auf Grund der erneuten positiven Haltung des IMS zu dieser Problematik erfolgte<br />

die Befragung zur inoffiziellen Zusammenarbeit mit dem MfS. Genannter bezeichnete die<br />

schriftliche Verpflichtung als einen rein bürokratischen Akt, wobei er aber einsieht, daß auch<br />

eine derartige schriftliche Verpflichtung notwendig ist, damit beide Seiten wissen, woran sie<br />

sind. DerIMS versuchte aber nicht, die schriftliche Verpflichtung zu umgehen bzw.irgendwelche<br />

Zusätzeeinzufügen. Beider Erarbeitung der Verpflichtung wurden ihm alle darin enthaltenen<br />

Probleme und Fragen erläutert.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl. 94) Diese zitierte<br />

Passage deutet an, dass das Zögern des Vorgesetzten des Führungsoffiziers, Friedrichs<br />

Anwerbung als IM zu bestätigen, damit zusammengehangen haben könnte,dass er nicht restlos<br />

vonFriedrichs Eignung für eine IM-Tätigkeit überzeugt war.Der Führungsoffizier versuchte<br />

eventuelle Vorbehalte mit seinen Formulierungen auszuräumen. Außerdem wird deutlich,<br />

dass Friedrich die schriftliche Verpflichtungserklärung diktiert bekommen hat (das war üblich).<br />

Diese ist überliefert(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.98-99). ZumAbschluss des<br />

Gesprächs erhielt Friedrich die Aufgabe, den Kontakt zu einem Unteroffizier zu intensivieren<br />

und ihm zu erzählen, dass er,Friedrich, Kontakte zu kirchlichen Kreisen in Berlin pflege.Außerdem<br />

schrieb er einen Bericht über einen Unteroffizier (unklar,obesderselbe ist), der aus Langeweile<br />

chemische Gemische herstelle und diese explodieren lasse (BStU, MfS, AIM 12523/89,<br />

Teil I, Bd. 1, Bl. 96). Diese Information sollte dem zuständigen Kompaniechef unter Wahrung<br />

des Quellenschutzes weitergegeben werden, damit dieser den Unteroffizier besser auslaste<br />

und der Unteroffizier keine strafbaren Handlungen begehe.<br />

Als IMS „Peter Bernstein“ hat Holger Friedrich dann vier Treffen mit seinem Führungsoffizier<br />

gehabt. Daserste Treffen fand am 1. Juni 1988 zwischen 5und 6Uhr morgens in einer konspirativen<br />

Wohnung (KW)statt. Aus„objektiven Gründen“ konnte der IMS, hielt der Führungsoffizier<br />

fest, die gestellten Aufgaben nicht erfüllen. Es seien keine „erzieherischen Maßnahmen“<br />

notwendig,„finanzielle Aufwendungen“ erfolgten nicht (BStU, MfS, AIM 12523/89,Teil II, Bd. 1,<br />

Bl. 3a). Friedrich erhielt den Auftrag, den Kontakt zu einem Soldaten zu festigen und auszubauen<br />

und mit ihm über Kirche,Wehrersatzdienst, Bausoldaten sowie über die Bundesrepublik<br />

zu sprechen. An den beiden kommenden Sonntagen sollte Friedrich in die Kirche gehen (ebd.).<br />

Am 21. Juni 1988 fand in einer anderen konspirativen Wohnung der zweite Treff zwischen 22<br />

und 24 Uhrstatt. Ursprünglich war er für eine Woche zuvor geplant gewesen. DerFührungsoffizier<br />

notierte,Friedrich habe zwei- bis dreimal wie abgesprochen die Kirche aufgesucht (BStU,<br />

MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.4). Er berichtete zudem auftragsgemäß über einen Soldaten,<br />

der konfessionell gebunden sei und auf den er vomFührungsoffizier schon mehrfach angesprochen<br />

worden war.Friedrich berichtete,der Soldat erfülle seine Aufgaben, damit er keine<br />

Schwierigkeiten bekomme. Dieser pflege teilweise mit einem Soldaten engeren Kontakt, der<br />

„keine eigene Meinung“ habe und„als relativ primitiv und beeinflußbar einzuschätzen“ sei.„In<br />

der Einheit wirdXYZ als Trottel und Nichtskönner bezeichnet.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil<br />

II, Bd. 1, Bl.5)Der Führungsoffizier legte fest, Friedrich solle weiter den Kontakt zu dem kirchlich<br />

gebundenen Soldaten aufrechterhalten. In einem zweiten, ebenfalls vomTonband durch<br />

den Führungsoffizier abgeschriebenen und zusammengefassten Bericht, erzählte Friedrich<br />

auftragsgemäß über einen Unteroffizier.Dieser Bericht vom21. Juni 1988 sei komplett zur Veranschaulichung<br />

zitiert:„Unteroffizier XYZ ist in der Startbatterie der FRA-134 als Kfz-Gruppenführer<br />

eingesetzt. Die ihm übertragenen Aufgaben dienstlich und gesellschaftlich erfüllt er in<br />

guter Qualität. XYZ ist vonder Persönlichkeit her recht unauffällig. Er tritt durch keine besonderenLeistungen<br />

in denVordergrund, fiel bisher aber auch nicht negativ auf. Im Soldatenkollektiv<br />

und bei den Unteroffizieren hat XYZ einen positiven Leumund und wirdgeachtet. Gegenüber<br />

denVorgesetzten tritt er höflich und korrekt auf. Ihmübertragene Aufgaben erfüllt er gewissenhaft<br />

und auf der Grundlage guter theoretischer Kenntnisse.Erist in der Lage,seine Unterstellten<br />

anzuleiten und die Aufgabenstellungen durchzusetzen. Verstöße gegen die Dienstvorschriften<br />

sowie den Geheimnisschutz wurden bisher zu XYZ nicht bekannt. XYZ ist zuverlässig<br />

und hält Ordnung. In politischer Hinsicht würde ich XYZ als loyal einschätzen. Er tritt in dieser<br />

Hinsicht weder mit positiven noch mit negativen Äußerungen in Erscheinung. Nach Angaben<br />

anderer AA (= Armeeangehöriger) äußertersich im Politunterricht nach Aufforderung zu den<br />

bestehenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR positiv.Über besondereInteressen<br />

und Neigungen ist mir nichts bekannt. Zu bestehenden Kontakten und Beziehungen<br />

in die BRD/WB bzw. inandere nichtsozialistische Länder äußerte XYZ sich bisher<br />

nicht. Konfessionelle Bindungen oder eine Sektentätigkeit bestehen bei XYZ nicht.“ (BStU,<br />

MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl. 6a) Der Führungsoffizier konstatiert, dieser Bericht enthalte„keine<br />

operativ negativen Elemente“, der Unteroffizier könne„in der vorgesehenen Funk-<br />

Der<br />

Akten-Bericht<br />

von Marianne<br />

Birthler und<br />

Ilko-Sascha<br />

Kowalczuk<br />

V


14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

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Dokumentation<br />

tion“ eingesetzt werden (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl. 7). Hier zeigt sich, dass<br />

Friedrich als IM für Sicherheitsüberprüfungen herangezogen wurde,was er freilich weder ahnen<br />

noch wissen konnte,dagenerell den IM nicht mitgeteilt wurde,wozuihreInformationen<br />

benutzt werden würden. Darinlag auch die Gefahr eines jeden IM-Berichts,weil kein IM steuernoder<br />

beeinflussen konnte,wie seine Informationen tatsächlich verwertet werden würden.<br />

So konnten scheinbareNebensächlichkeiten und dem IM als irrelevant erscheinende oder gar<br />

als grundsätzlich positiv dargestellte Zusammenhänge und Charaktereigenschaften in bestimmten<br />

MfS-Zusammenhängen das berühmte fehlende Teil im Puzzle darstellen. Allerdings<br />

hatte kein IM Kenntnisse über die tatsächliche Arbeitsweise des MfS, so dass kaum jemandem<br />

diese Funktion von IM-Berichten bewusst war. Die Auswirkungen von IM-Berichten lassen<br />

sich fast nie aus den IM-Vorgängen erkennen. Dafür müssten vielmehr jene Aktenvorgänge<br />

herangezogen werden, die über die beobachteten Personen geführt worden sind. Die oft von<br />

IM zu hörende Einschätzung,„man habe niemanden geschadet“, müsste korrekt heißen:„man<br />

habe niemanden schaden wollen“. Derzitierte Bericht vonFriedrich fiele in eine solche Kategorie;<br />

die wenigen Angaben über den konfessionell gebundenen Soldaten im Prinzip auch, da<br />

dessen Kirchengebundenheit bekannt war und diese wiederum in der DDR zwar nicht gerngesehen<br />

war,viele Christen und Christinnen deswegen auch Nachteile erdulden mussten oder in<br />

den 1950er Jahren sogar harten Verfolgungen ausgesetzt gewesen sind, aber rein formaljuristisch<br />

auch in der DDR nicht verfolgt werden konnte.<br />

Dasdritte Treffen fand am 18. Juli 1988 von18bis 20.30 Uhrwahrscheinlich im Dienstzimmer<br />

des Führungsoffiziers, zumindest aber im NVA-Dienstobjekt statt. Nun intensivierte der MfS-<br />

Offizier die Bearbeitung des christlichen Soldaten, dem er nun aufgrund der Berichte von<br />

Friedrich vorwarf, „christliches Gedankengut in die Einheit“ hineinzutragen (BStU, MfS, AIM<br />

12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl. 8). Nüchtern betrachtet nähert sich dieser Vorwurf dem Verdacht<br />

ideologischer Einflussnahme durch den Soldaten, was zumindest mit der Disziplinarordnung<br />

der NVA, im schweren Fall auch mit dem StGB der DDR hätte geahndet werden können. Friedrichs<br />

Beitrag dazu wäre minimal gewesen, aber er hätte mit seinen Informationen und Einschätzungen<br />

einen Mosaikstein dafür geliefert. Unter Anleitung des Führungsoffiziers schrieb<br />

Friedrich zwei Berichte.Imersten geht es um den Soldaten, mit dem er die katholische Kirche<br />

in Pritzwalk besuchte. Ernannte drei weitere Personen namentlich (zwei Soldaten und den<br />

schon erwähnten Zivilbeschäftigten), die ebenfalls anwesend waren. Voneinem Soldaten war<br />

die Freundin dabei, die er in der Kirche kennengelernt hatte. Erberichtete, dass eine „Junge<br />

Gemeinde“ nicht„funktioniere“. Dervon Friedrich zu beobachtende Soldat erzählte ihm,„dass<br />

sein jüngerer Bruder sich mit Ausreisegedanken Richtung BRD bzw.Westberlin trägt. Gleichzeitig<br />

aber machte er deutlich, dass er sich gegen diese Unternehmung ausgesprochen hat und<br />

einen solchen Schritt mißbilligen würde.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl. 10) Ein<br />

zweiter Bericht betrifft einen Unteroffizier. Friedrich schildertWachprobleme und Spannungen<br />

mit Vorgesetzten, wie sie aus vielen NVA-Kasernen überliefert sind. Der Unteroffizier erzählte,der<br />

Vorgesetzte wende „hinterhältige Methoden“ an. Beinächster Gelegenheit würde er<br />

diesen Hauptmann erwarten, „auf Anruf zu Boden zwingen und dann durch Warnschüsse erschrecken“<br />

(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.12). Solche Fantasien hegten viele Soldaten<br />

und Unteroffiziere, zuweilen wurden sie auch umgesetzt. In der anschließenden Untersuchung<br />

ging es dann immer um die Frage,obderWachhabende sich korrekt verhalten hatte,was<br />

überwiegend bejaht wurde.Indiesem vonFriedrich geschilderten Fall ist ohne weitereAktenrecherche<br />

nicht erkennbar,obdiese Idee in die Tatumgesetzt worden ist.<br />

Weiter schilderte Friedrich über diesen Unteroffizier, dass er die Konflikte, die er mit seinem<br />

Vorgesetzten habe, zur Eskalation bringen wolle. Der Hauptmann würde „die restliche seiner<br />

Dienstzeit mit ihm nicht mehr glücklich werden. Er meinte Aktionen in der Größenordnung<br />

Hptm. (= Hauptmann) XYZ durchzuführen. Ebenso Demonstrativhandlungen durchzuführen,<br />

die darauf hinauslaufen, dem (?) restlichen Personalbestand seine Unerschrockenheit und die<br />

Beherrschung des Hptm. XYZ durch ihn zu beweisen.“ DerUnteroffizier sei nicht gewillt,„seine<br />

Person den Erfordernissen des militärischen Alltags einzuordnen. Ausdruck würde dies darin<br />

finden, dass Dienst nach Vorschrift praktiziertwird, was bedeutet,“ dass Technik nicht einsatzbereit<br />

sei oder Dienstabläufe verschleppt würden. „Öffentliche Verunglimpfung der Offiziere<br />

wurde nicht ausgeschlossen.“ Unter Alkoholeinfluss sei der Unteroffizier schnell aggressiv und<br />

habe auch schon randaliert(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.12-13). Wasweiter mit<br />

diesen den Unteroffizier belastenden Informationen geschah, ist aus den Unterlagen nicht ersichtlich.<br />

Am 25. August 1988 fand von19bis 20 Uhrdas vierte Treffen vonHolger Friedrich mit seinem<br />

Führungsoffizier, vermutlich wieder in dessen Dienstzimmer, statt. Zwei Berichte von Friedrich<br />

sind vondiesem Treffen überliefert. In einem eigenhändigen, den er mit einer veränderten<br />

Handschrift (durchgängig große Druckbuchstaben) verfasste,geht es um einen Soldaten, den<br />

Friedrich als „egozentrisch“ bezeichnet, der seine Ansprüche notfalls mit Gewalt durchsetze:<br />

„Hauptsächlich deutlich wird dies in seinen Bemühungen, so oft als möglich in den Ausgang<br />

bzw.Urlaub zu kommen.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.16) Weitaus belastender<br />

war Friedrichs Mitteilung, der Soldat äußerte nur wenige Tage zuvor „nach Nichtgewährung<br />

von Ausgang in den letzten 10 Tagen ..., daß er am nächsten Morgen den OvD und den Kommandeur<br />

der Abteilung erschießen würde.Weiterhin wurde erzählt, daß er auf einer vorherigen<br />

Wache hinter dem Eingang zum Med.-Punkt mit gezogenem Seitengewehr (= Bajonett) auf den<br />

OvD wartete,umdiesen zu erstechen.“ (ebd.) Mitsolchen Informationen könnte Friedrich versucht<br />

haben, sich selbst zu schützen, da er selbst strafrechtlich hätte belangt werden können,<br />

wenn die Tatausgeübt worden wäre und er zuvor den Verdacht nicht gemeldet hätte. Das traf<br />

auch auf andereInformationen zu, die er als IM weitergab.Allerdings hätte er solche Meldungen<br />

offiziell abgeben können (müssen), ohne IM gewesen zu sein. Derbetroffene Soldat jedenfalls,der<br />

als unüberlegt und unkontrollierthandelnd offenbar bekannt war,ist vomMfS strafrechtlich<br />

belehrtworden. Zugleich erfolgte eine Überprüfung des Mannes in den Speicherndes<br />

MfS (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.17). Einzweiter Bericht vonFriedrich ist nach<br />

einem Tonbandmitschnitt (nicht überliefert) vom Führungsoffizier zusammenfassend geschrieben<br />

worden (ein häufig angewandtes Verfahren von Führungsoffizieren). Dabei ging es<br />

um einen Soldaten, den er als sehr selbstbewusst bezeichnete und der sich vonniemanden einschüchtern<br />

ließe. Über politische Äußerungen oder private Lebensverhältnisse gab Friedrich<br />

in diesem Fall nichts zu Protokoll. Er betonte außerdem, dass der Soldat seinen dienstlichen<br />

Pflichten nachkomme (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.18).Wieder Führungsoffizier<br />

in seiner Auswertung betonte, sei dieser Bericht zielgerichtet angefordert und erarbeitet worden,<br />

„um die Eignung vonXYZ als IMS zu prüfen. Ausdem Bericht gehen keine Hinweise hervor,<br />

welche einen Einsatz des genannten als IMS entgegenstehen.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89,<br />

Teil II, Bd. 1, Bl.19) Friedrich war also ohne Kenntnis einbezogen in den Versuch, einen Soldaten<br />

als potentiellen IM zu überprüfen.<br />

Ohne dass ein weiteres Treffen überliefertist, obwohl eines für den 8., ersatzweise 9. September<br />

verabredet gewesen sein soll, ist der IMS „Peter Bernstein“ am 21. Dezember 1988 an einen<br />

neuen Führungsoffizier übergeben worden (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.100-101).<br />

Dieser kannte den gesamten Werdegang des IM, auch den Umstand, dass er unter Druck angeworben<br />

worden war.Der erste Treff mit dem neuen Führungsoffizier fand erst am 16. Februar<br />

1989 im Dienstzimmer des MfS-Verbindungsoffiziers statt. Es dauerte nur 15 Minuten. Friedrich<br />

stand dem neuen Führungsoffizier ablehnend gegenüber.Indem maschinenschriftlichen<br />

Bericht über dieses Treffen, der sich nur unwesentlich von dem handschriftlichen des Führungsoffiziers<br />

unterscheidet, heißt es: „Die Zuführung des IMS erfolgte legendiert durch den<br />

Kdr. (=Kommandeur) der Abteilung Hptm. XYZ mit weiteren NVA-Angehörigen. Nach dem<br />

Vorstellen des MA (= Mitarbeiters; d.i. der neue Führungsoffizier) entwickelte sich nur sehr<br />

langsam ein Gespräch. DerMAteilte dem IMS mit, daß er über die vorangegangenen Probleme<br />

informiertsei. Es mache sich notwendig, in der Zukunft wieder intensiver in Kontakt zu treten.<br />

Während des gesamten Gespräches war der IMS in seinem Auftreten kühl und zurückhaltend.<br />

Er bekundete nochmals,daß er die Sache nicht freiwillig angefangen hat und sich daran in Zukunft<br />

nichts ändernwird. Freiwillig arbeitet er nicht mit unserem Organ zusammen. Trotz der<br />

ablehnenden Einstellung wurde mit dem IMS ein neuer Trefftermin vereinbart. Er wurde auf<br />

den 7.3.89 um 19 Uhrfestgelegt.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89,Teil II, Bd. 1, Bl.22) Handschriftlich<br />

schrieb der MfS-Vorgesetzte des neuen Führungsoffiziers unter diesen Bericht: „Nach dem<br />

nächsten Grundsatztreff entscheiden wir, obwir die inoff(izielle) ZA (= Zusammenarbeit) mit<br />

dem IMS weiterführen oder einstellen.“ (ebd.)<br />

Nach Aktenlage war die Zusammenarbeit zwischen Holger Friedrich und dem MfS danach beendet.<br />

Als Grund notierte das MfS „Ablehnung der Zusammenarbeit“ (BStU, MfS, AIM<br />

12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.103). In dem Abschlussbericht zum IM-Vorgang vom15. September<br />

1989 hielt der zuständige MfS-Mitarbeiter fest, dass in der „Kontaktierungsphase ... der Kandidat<br />

ehrlich und zuverlässig“ arbeitete.„EinvertraulichesVerhältnis konnte zwischen dem Kandidaten<br />

und dem Mitarbeiter nicht aufgebaut werden. Am 19.5.1988 erfolgte die Werbung auf<br />

der Grundlage polit(ischer) Überzeugung. Ausgehend voneinemWechsel des Mitarbeiters entzogsich<br />

der IMS der weiteren Zusammenarbeit unter dienstlichenVorwänden. Gegenüber diesem<br />

neuen Mitarbeiter äußerte der IMS, daß er eine Zusammenarbeit nur realisiert, weil er<br />

muß.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl. 15) Und auch in diesem Abschlussbericht<br />

heißt es rückblickend erneut: „Während der Treffdurchführung verhält sich der IMS reserviert,<br />

kühl und betonte mehrmals,daß er die Zusammenarbeit mit dem MfS nicht auf freiwilliger Basis<br />

angefangen hat und auch noch auf diesem Standpunkt steht. Bei Beachtung dieser Umstände<br />

und bei einer ruhigen, sachlichen Diskussion zu operativen Problemen ist der IMS auskunftsbereit<br />

und berichtet zu seinem unmittelbaren Umgangs- und Verbindungskreis auf der<br />

Grundlage der Aufgabenstellungen. In der weiteren Zusammenarbeit bildete sich beim IMS<br />

immer mehr eine ablehnende Haltung gegenüber dem MfS heraus und die Einstellung, daß<br />

seine Handlung nicht mehr mit seinem Gewissen zu vereinbaren ist. Gesellschaftlich war der<br />

IMS nicht aktiv.Erist Mitglied der SED.Auf Versammlungen und Diskussionen vertraternicht<br />

konsequent die Politik der Partei.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.106) Dieformelhafte<br />

Beschwörung, der IM habe auf der Grundlage politisch-ideologischer Überzeugung mit<br />

dem MfS zusammengearbeitet –eine MfS-Standardformulierung –verweist vorallem darauf,<br />

dass der IM nicht erpresst worden sei und keine finanziell-materiellen oder sonstigeVergünstigungen<br />

als Motive zur Zusammenarbeit hatte. Dass Holger Friedrich zur Zusammenarbeit<br />

nicht erpresst, aber sehr wohl genötigt wurde, war wiederum Teil des Plans, den OV zu beenden.<br />

Daswurde vomMfS häufig als „Wiedergutmachung“ bezeichnet.<br />

DerIM-Vorgang „Peter Bernstein“ ist im September 1989 beendet und im November 1989 ordnungsgemäß<br />

im Archiv des MfS (Abt. XII) abgelegt worden. Holger Friedrich ist am 28. August<br />

1989 aus dem Armeedienst entlassen worden (BStU, MfS, Karteikarte HA I/Äußere Abwehr/ZPDP).<br />

Nach eigenen Angaben begann er an der Pädagogischen Hochschule Potsdam<br />

einen Lehrgang, um in kürzester Zeit die Hochschulreife zu erwerben. Ausdieser Zeit stammt<br />

auch die letzte bekannte Notiz des MfS über Holger Friedrich. In einer Information der Bezirksverwaltung<br />

Potsdam des MfS (ZMA A1365), die sich auf einer Karteikarte handschriftlich niederschlägt,<br />

vermerkte ein MfS-Mitarbeiter am 1. November 1989: „macht an PäHoPdm politische<br />

Schwierigkeiten“ (BStU, MfS, Karteikarte HA 1/LSK -Rückseite). Acht Tage später fiel die<br />

Mauer.<br />

Bewertung<br />

1. Der OV„Habicht“ endete mit dem Beschluss, Holger Friedrich zur IM-Tätigkeit zu gewinnen.<br />

Diese erfolgte unter dem Druck, ansonsten strafrechtlich zur Verantwortung gezogen zu<br />

werden. Friedrich konnte nicht ahnen, dass das MfS internzuder Einsicht gekommen war,dass<br />

sich der Verdacht nach §254 StGB nicht bestätigt hatte,weil keine gerichtsnotorischen Beweismittel<br />

präsentiertwerden konnten.<br />

2. Der IM-Vorgang belegt, dass Holger Friedrich insbesondere inder „Kontaktierungsphase“<br />

den Eindruck zu vermitteln bemüht war, den Anforderungen des MfS an eine inoffizielle Zusammenarbeit<br />

gerecht zu werden.<br />

3. Zu konstatieren ist auch, dass Friedrich als IM überwiegend Offenkundiges berichtete. Es<br />

gibt zudem eine Diskrepanz zwischen den Einschätzungen des Führungsoffiziers über die abgegebenen<br />

Informationen Friedrichs und den in dem Vorgang dokumentierten Informationen<br />

in Form vonBerichten (eigenhändig oder Abschriften vomTonband).<br />

4. Die Informationen von Friedrich haben in einem Fall zu einer strafrechtlichen Belehrung<br />

eines Anderen geführt. Damit war u.U. ein erhebliches Einschüchterungspotential für den Betroffenen<br />

verbunden. WeitereFolgen, die durch Friedrichs Informationen zu konstatieren wären,<br />

ließen sich nur mit Akten, die über Dritte eventuell existieren, ersehen. Sehr wahrscheinlich<br />

erscheint das nicht.<br />

5. Die Informationen von Friedrich trugen keinen „politisch-ideologischen Charakter“. Entsprechende<br />

Aussagen zu Lasten Dritter finden sich in den Unterlagen nicht.<br />

6. Neben dem Umstand, wie Holger Friedrich zum IM gepresst wurde,ist bei der Beurteilung<br />

zu berücksichtigen, dass es nur wenige Treffen als IM gab,dass diese unter der besonderen Situation<br />

in einer Armeeeinheit zustande kamen (siehe dazu oben) und dass Holger Friedrich<br />

diese Zusammenarbeit, als ein neuer Führungsoffizier für ihn tätig wurde,beendete und dabei<br />

sofortbetonte,dass er diese nie freiwillig eingegangen wäre. DieZusammenarbeit als IM dauerte<br />

vonJuni bis August 1988. Es kam zu vier Treffen, vondenen insgesamt sechs Berichte überliefertsind.<br />

Zuvorkam es zu sieben Treffen in der „Kontaktierungsphase“ vonDezember 1987<br />

bis Mai1988.<br />

Empfehlung<br />

Wirempfehlen dem <strong>Berliner</strong> Verlag und den Redaktionen der „<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>“ und des „<strong>Berliner</strong><br />

Kuriers“, die MfS-Unterlagen über Holger Friedrich, die beim BStU verwahrtwerden, vollständig<br />

unter Beachtung des StUG und soweit erforderlich mit Zustimmung vonHolger Friedrich<br />

in geeigneter Form öffentlich zu machen.<br />

Marianne Birthler<br />

Berlin, den 10. Dezember 2019<br />

Dr.Ilko-Sascha Kowalczuk<br />

Der<br />

Akten-Bericht<br />

von Marianne<br />

Birthler und<br />

Ilko-Sascha<br />

Kowalczuk<br />

VI


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 – S eite 15<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Sie singt wieder –<br />

das Comeback der<br />

Jeanette Biedermann<br />

Seite 18<br />

Neue Investitionen: Die Kenia-Koalition genehmigt sich eine Finanzspritze Seite 19<br />

Neue Hinweise: Die Verbindung zwischen Dresdner Juwelenraubund Clanmilieu Seite 17<br />

Stadtbild<br />

Vorsicht<br />

Kontrolle!<br />

Lutz Schnedelbach<br />

warnt voreiner neuen<br />

Masche vonBetrügern<br />

Der BötzowkiezinFriedrichshain<br />

ist sehr beliebt bei seinen Bewohnern<br />

– leider auch bei Betrügern.<br />

Diesind mal wieder unterwegs.<br />

Ihre Masche ist neu. Bislang baten<br />

sie um ein Glas Wasser oder um einen<br />

Zettel. So wollen sie in die Wohnungen,<br />

um dann Wertsachen zu<br />

stehlen. Nungeben sie sich als Prüfer<br />

von Rauchmeldern aus –denn die<br />

sind ab Ende 2020 endgültig Pflicht.<br />

Nuntrafeseinen Bekannten. Der<br />

ist genau wie ich handwerklich äußerst<br />

unbegabt. Immer wieder müssen<br />

wir uns den Spruch vonden zwei<br />

linken Händen mit nur Daumen anhören.<br />

Wirkönnen nur nicken.<br />

Die Bösewichte trugen Uniformen,<br />

die auf dem ersten Blick denen<br />

der Feuerwehr ähnlich sahen. Sie<br />

hatten eine große Tasche dabei wie<br />

Handelsvertreter. Sie klingelten an<br />

der Wohnungstür des Bekannten<br />

und sagten, sie seien im Auftrag der<br />

Feuerwehr unterwegs, um die<br />

Rauchmelder zu überprüfen. Er<br />

glaubte ihnen, denn ein paar Tage<br />

zuvor hatte der Hausmeister bei ihm<br />

Rauchmelder installiert. Unklar ist,<br />

woher die Täter das wussten.<br />

Einer der beiden angeblichen<br />

Fachleute stieg im Wohnzimmer auf<br />

eine Leiter,hantierte kurzmit einem<br />

Schraubendreher herum und schüttelte<br />

den Kopf. Derweil war sein<br />

Komplize allein im Schlafzimmer<br />

und suchte nach Wertsachen.<br />

Die Polizei kennt diese Masche<br />

und warnt davor.Sie kann aber nicht<br />

viel gegen die Betrüger tun. Sie sind<br />

kaum zu fassen. Es sei denn, ein Mieter<br />

könnte sie detailliertbeschreiben<br />

und erstattet auch noch Anzeige.<br />

Aber das machen nur die wenigsten.<br />

Denmeisten ist es peinlich, auf diese<br />

Artübertölpelt worden zu sein.<br />

Mein Bekannter bescheinigte den<br />

Betrügern ein gewisses schauspielerisches<br />

Talent. Als sie im Schlafzimmer<br />

nichts gefunden hatten, griffen<br />

sie zu Masche Nr.2.Sie beanstandeten<br />

die miese Qualität der Rauchmelder.<br />

Es seien alte Modelle, die<br />

nichts taugen. Damit nicht genug.<br />

Sie empfahlen andere Geräte –die<br />

sie natürlich ganz zufälligerweise im<br />

großen Koffer dabei hatten.<br />

Mein Bekannter ließ seine nagelneuen<br />

Geräte austauschen. Er zahlte<br />

50 Euro pro Stück. Später erfuhr er,<br />

dass die Dinger im Baumarkt nur 20<br />

Euro kosten. Und dass sie viel<br />

schlechter sind, als jene Geräte, die<br />

ihm der Hausmeister eingebaut<br />

hatte und die die Betrüger mitgenommen<br />

hatten. Natürlich.<br />

Ich habe noch keine Rauchmelder.<br />

Meine Hausverwaltung hat gesagt,<br />

dass sie den Besuch des Hausmeisters<br />

rechtzeitig anmelden wird.<br />

Immerhin weiß ich nun: Es gibt<br />

keine staatlichen Rauchmelderüberprüfer,<br />

die hinterher vorbeikommen.<br />

Auch Feuerwehrleute kommen<br />

nicht einfach ungebeten ins Haus<br />

und besuchen die Mieter. Polizisten<br />

übrigens auch nicht.<br />

Mein Bekannter hat gesagt, er<br />

habe sich die Rauchmelder aufschwatzen<br />

lassen, weil er Angst vor<br />

Feuer hat. Die Betrüger kamen ihm<br />

dann noch mit Masche Nr. 3. Er<br />

sollte einen langjährigen Wartungsvertrag<br />

für die Dinger unterschreiben<br />

und natürlich bar im Voraus bezahlen.<br />

Dashat er dann nicht getan.<br />

Milliarden für Berlin<br />

Die größten und wichtigsten Projekte der drei Regierungsparteien im Doppelhaushalt 2020/21<br />

VonAnnika Leister<br />

Mammutsitzung für das<br />

Abgeordnetenhaus –<br />

am Donnerstag wurde<br />

der Doppelhaushalt<br />

für die Jahre 2020/21 diskutiert. Es<br />

ging um ein Milliardenpaket, das<br />

diktiert, welche Politik der rot-rotgrüne<br />

Senat in den kommenden<br />

zwei Jahren für Berlin machen wird.<br />

ÖPNV ausbauen<br />

Der Ausbau des Nahverkehrs ist ein Anliegen<br />

der Koalition, besonderes Interesse daran haben<br />

aber die Grünen –denn zurzeit ist das häufigste<br />

und stichhaltigste Argument gegen ihreAnti-Auto-<br />

Politik: Es fehlen die Alternativen. DiePläne stehen<br />

zum Teil schon: Biszu1500 U-Bahnwagen müssen<br />

neu angeschafft werden, die Taktungen sollen so<br />

erhöht werden. Auch bei der S-Bahn müssen mehr<br />

als 1300 neue Wagen her,Betrieb und Instandhaltung<br />

für große Teile des Streckennetzes werden gerade<br />

ausgeschrieben –inder größten Ausschreibung,<br />

die es für die <strong>Berliner</strong> S-Bahn jemals gab.Für<br />

die Jahre 2020 und 2021 hat Berlin für das Riesenprojekt<br />

zur Stärkung des ÖPNV 3,3 Milliarden Euro<br />

in den Haushalt eingestellt. Doch die erbitterten<br />

Diskussionen werden weitergehen: Verwendet<br />

man das Geld auch für den Bau neuer U-Bahn-<br />

Tunnel? Oder fließt mehr in neue Straßenbahnen?<br />

Mieten deckeln<br />

Der Mietendeckel ist zurzeit das Projekt des Senats<br />

mit der bundesweit größten Strahlkraft.<br />

Ursprünglich kam die Idee zum Deckel aus der<br />

SPD,mit der Bausenatorin Katrin Lompscher sind<br />

aber jetzt die Linken mit der Umsetzung betraut –<br />

und werden auch für eine schlechte Bilanz den<br />

Kopf hin halten müssen. Haushaltspolitisch ist der<br />

Deckel kein einfaches Unterfangen, schließlich ist<br />

die Idee spontan aus der Not der Wohnungskrise<br />

entstanden, der Entwurf wurde in Marathonsitzungen<br />

in wenigen Monaten durch das Parlament<br />

gepeitscht. Früh merkten Kritiker an: Um den Deckel<br />

nicht zur reinen PR-Kampagne verkommen<br />

zu lassen, müssten dringend neue Stellen geschaffen<br />

werden, die auch kontrollieren, was im Gesetz<br />

steht. Dieser Doppelhaushalt soll dieses Personal<br />

liefern: 48 Stellen sollen in den Bezirken entstehen,<br />

130 in der Hauptverwaltung und 20 weitere<br />

für Querschnittsthemen. Kostenpunkt: elf Millionen<br />

Euro in 2020, 40 Millionen in 2021.<br />

Beamte entlasten<br />

Das einzige wirklich große und zugleich neue<br />

Projekt der SPD in diesem Haushalt ist die<br />

Hauptstadtzulage. Mehr als 230 Millionen Euro<br />

wurden dafür eingestellt. Nach Vorstellung der<br />

SPD sollen Beamte und Landesangestellte ein<br />

BVG-Ticket erhalten und eine Zulage von150 Euro<br />

proMonat. Grund: DieBeamten und Angestellten<br />

hätten in den Sparjahren lange gedarbt, keine Gehaltserhöhungen<br />

erhalten, stünden im Ländervergleich<br />

immer noch schlecht da –was auch dazu<br />

führe, dass die <strong>Berliner</strong> Verwaltung neue Stellen<br />

nur schlecht besetzt bekommt. Vondem unverhofften<br />

Geldsegen wollen allerdings viele, viele<br />

Gruppen profitieren, der Streit darum ist gerade<br />

erst entbrannt. Der Geldtopf aber ist begrenzt.<br />

Unddie Koalitionspartner könnten den Sozialdemokraten<br />

noch einen Strich durch die Rechnung<br />

machen –die Grünen nämlich halten zwar viel<br />

vomBVG-Ticket, aber nicht vonder Mittelverteiligung<br />

nach dem „Gießkannenprinzip“.<br />

Insgesamt sieht der Doppelhaushalt<br />

Ausgaben von 31 Milliarden<br />

Euro im nächsten und von32,3 Milliarden<br />

Euro im übernächsten Jahr<br />

vor. Größter Posten dabei sind die<br />

Personalausgaben, die pro Jahr mit<br />

mehr als 10 Milliarden zu Buche<br />

schlagen. Für die Schuldentilgung<br />

sind in beiden Jahren zusammen<br />

etwa 460 Millionen Euro vorgesehen<br />

–noch hat Berlin Verbindlichkeiten<br />

GRÜNE<br />

DIE LINKE<br />

SPD<br />

in Höhe von 57Milliarden Euro zu<br />

begleichen. Doch es gibt auch Raum<br />

für Investitionen: 5,3 Milliarden Euro<br />

sind für beide Jahreeingeplant.<br />

Besonders um diese Posten haben<br />

die drei Regierungsparteien in den<br />

vergangenen Monaten hart gerungen<br />

–und einige ganz neue und kostenintensiveProjekte<br />

hineinverhandelt. Die<br />

SPD spricht von dem „größten Konjunkturpaket,<br />

das Berlin je gesehen<br />

hat“, die Grünenvon dem„mutigsten<br />

Ökopaket aller Zeiten“, die Linke von<br />

einem wichtigen Schritt hin zur „solidarischen<br />

Stadt“. DieOpposition kritisierte<br />

den Doppelhaushalt am Donnerstag<br />

scharf als zu teuer und als an<br />

den Problemen der Stadt vorbei geplant.<br />

Unten die wichtigsten, neusten<br />

und größten Projekte der rot-rot-grünen<br />

Regierung im Überblick.<br />

Bäume pflanzen<br />

Lange haben die Grünen dafür gekämpft, in diesem<br />

Jahr haben sie es geschafft: Jeder Baum,<br />

den die zwölf Bezirke neu pflanzen, wird inZukunft<br />

kostendeckend mit 80 Euro vomLand gefördert.<br />

Aus Sicht der Grünen ist das schon lange<br />

überfällig. Bisher zahlte das Land den Bezirken<br />

nur 40 Euro proBaum. Rote Zahlen schrieben also<br />

automatisch jene, die sich Mühe gaben. Zugleich<br />

war das Personal in den Amtsstuben zu knapp.Die<br />

Grünen hoffen, die Abwärtsspirale mit der stattlichen<br />

Finanzspritze von insgesamt 14,8 Millionen<br />

Euro proJahr zu durchbrechen. Undwissen auch:<br />

Der Baum vor der eigenen Haustür hat nicht nur<br />

für die Grünen-Basis eine besondere emotionale<br />

Bezugsgröße. Die größte Sorge der Grünen ist,<br />

dass das Geld vom Land im Beton versickert,<br />

wenn CDU- oder SPD-Stadträte nötig sind, um es<br />

in Stadtgrün zu investieren.<br />

Boden kaufen<br />

Der Bodenankauf-Fonds kommt aus der<br />

Ideenschmiede der Linken und soll in Zukunft<br />

einen Paradigmenwechsel in der Bodenpolitik<br />

des Landes bewirken: Eine öffentliche Gesellschaft<br />

soll in den nächsten Monaten neu gegründet<br />

werden, die in Zukunft Grundstücke aufkaufen<br />

soll, auf denen Kitas, Schulen, Parks,<br />

Verwaltungsgebäude oder Einrichtungen für<br />

Kunst und Kultur errichtet werden könnten. Die<br />

Linke will Grundstücke auch gezielt „auf Vorrat“<br />

kaufen lassen, zurzeit muss das Land immer einen<br />

unmittelbaren Bedarfnachweisen. Durchdas vorausschauende<br />

Aufkaufen von Grundstücken, so<br />

hoffen die Linken, werden auch die Preise für den<br />

Landeshaushalt sinken. Der Zeitplan zur Gründung<br />

der neuen Gesellschaft ist noch unkonkret,<br />

in der Finanzverwaltung kursieren erste Papiere<br />

dazu. Im Doppelhaushalt ist schon jetzt eine Verpflichtungsermächtigung<br />

in Höhe von250 Millionen<br />

Euro für den Fonds eingeplant.<br />

Schulen stärken<br />

Die SPD stellt seit Mitte der 90er-Jahre ohne<br />

Unterbrechung den Bildungssenator. Indiesem<br />

Jahr startete sie einige Kostenlos-Initiativen,<br />

die im Haushalt weiterfinanziertwerden müssen,<br />

zum Beispiel das Gratis-Schulessen bis zur sechsten<br />

Klasse. Die Schulen aber beklagen: Sie haben<br />

oft Probleme, die neuen Esser unterzubringen,<br />

der Platz fehlt. Deshalb hat Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres vorab dafür gesorgt, dass im<br />

Doppelhaushalt fünf Millionen Euro extra für ein<br />

Mensa-Programm eingestellt werden. Sauberer<br />

sollen die Schulen auch werden –16Millionen<br />

Euro zahlt das Land den Bezirken dafür jetzt zusätzlich.<br />

Ebenfalls neu und in 2020 und 2021 jeweils<br />

fünf Millionen Euro teuer: die „Berlin Challenge“.<br />

Hier können sich aus den Brennpunkt-Bezirken<br />

Mitte,Marzahn, Neukölln und Spandau jeweils<br />

vier Schulen bewerben, um zusätzliche<br />

Förderung zu erhalten und sich externes Personal<br />

holen, um Defizite auszugleichen.<br />

NACHRICHTEN<br />

Protest gegen Umbau der<br />

Hedwigskathedrale<br />

Im Streit um die Hedwigskathedrale<br />

haben die Gegner des Umbaus eine<br />

Parlamentsuntersuchung gefordert.<br />

Dievon Politik und Verwaltung genehmigten<br />

„illegalen Eingriffe“ in<br />

der Hauptkirche der Katholiken<br />

müssten bis zu einer anhängigen<br />

Gerichtsentscheidung gestoppt werden,<br />

erklärte der Verein der Freunde<br />

der Hedwigskathedrale am Donnerstag.<br />

Mitdem geplanten Abriss<br />

des Innenraumes werdeein zentraler<br />

Kirchenbau der Nachkriegszeit<br />

unwiederbringlich zerstört. (dpa)<br />

Paypal-Konkurrent Klarna<br />

will sich in Berlin ansiedeln<br />

DerZahlungsanbieter Klarna eröffnet<br />

nächstes Jahr einen neuen<br />

Standortfür mehr als 500 Beschäftigte<br />

in Berlin –und zwar in einem<br />

früheren Parkhaus in Mitte.Das<br />

teilte das schwedische Unternehmen<br />

am Donnerstag mit. (dpa)<br />

Tegel behält Hubschrauber<br />

der Flugbereitschaft<br />

In Tegel sollen auch nach der Schließung<br />

des Flughafens Hubschrauber<br />

der Flugbereitschaft der Bundesregierung<br />

starten und landen. Diedrei<br />

Cougar-Maschinen sollen voraussichtlich<br />

bis 2029 auf dem militärischen<br />

Teil des heutigen Flughafenareals<br />

bleiben, sagte ein Sprecher der<br />

Flugbereitschaft. (dpa)<br />

Reinickendorfer BVV<br />

gegen Mietendeckel<br />

DieBezirksverordnetenversammlung<br />

(BVV)von Reinickendorfhat<br />

sich gegen den Mietendeckel ausgesprochen.<br />

Das„fragwürdige und<br />

nach Einschätzung vonExperten<br />

verfassungswidrige Gesetz“ verhindereInvestitions-<br />

und Modernisierungsmaßnahmen,<br />

heißt es in dem<br />

Beschluss vomMittwoch. DerSenat<br />

wirdaufgerufen, das Gesetz zurückzunehmen.<br />

CDU, AfD und FDP<br />

stimmten für den Beschluss. (ulp.)<br />

Radfahr-Unfälle: eine Tote<br />

und ein Schwerverletzter<br />

Erneut ist eine Radfahrerin tödlich<br />

verunglückt: Die69-jährige Frau<br />

starb am Mittwochnachmittag,<br />

nachdem ein Autofahrer an der<br />

Charlottenburger Schlossbrücke<br />

eine rote Ampel überfahren und sie<br />

erfasst hatte.Für Freitag um<br />

17.30 Uhrist eine Mahnwache am<br />

Unglücksortgeplant. Am Donnerstag<br />

erfasste ein Lkw beim Rechtsabbiegen<br />

in Treptoweinen Radfahrer.<br />

Er kam mit schweren Verletzungen<br />

in eine Klinik. (dpa)<br />

Der Radfahrer wurde von dem Lkw erfasst<br />

und eingeklemmt.<br />

MORRIS PUDWELL


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

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Berlin<br />

Drei Prozent<br />

der Schüler<br />

depressiv<br />

DAK-Studie: <strong>Berliner</strong> Kinder<br />

stärker betroffen als andere<br />

Ein Viertel der <strong>Berliner</strong> Schüler<br />

geht laut einer Studie der DAK-<br />

Krankenkasse unter ihren Versicherten<br />

wegen psychischer Erkrankungen<br />

zum Arzt. Für ihren Report hat<br />

die Kasse die Abrechnungsdaten von<br />

rund 16 100 <strong>Berliner</strong> Kindernund Jugendlichen<br />

zwischen 10 und 17 Jahren<br />

für das Jahr 2017 ausgewertet.<br />

Am häufigsten waren Diagnosen zu<br />

Entwicklungs- und Verhaltensstörungen.<br />

Bei rund 3Prozent der Kinder<br />

und Jugendlichen wurde 2017<br />

eine Depression diagnostiziert, bei<br />

2,4 Prozent eine Angststörung.<br />

Die bundesweiten Ergebnisse<br />

dieser Studie hatte die Kasse bereits<br />

im November vorgestellt. Demnach<br />

diagnostizierten Ärzte nur bei<br />

1,9 Prozent der DAK-versicherten<br />

Schüler in diesem Alter eine zumeist<br />

mittelschwere depressive Episode<br />

und bei 2,2 Prozent eine Angststörung.<br />

Im Vergleich dazu liegen die<br />

<strong>Berliner</strong> Zahlen höher.<br />

Alle psychischen Erkrankungen<br />

bei Kindern und Teenagern zusammen<br />

machten im Bundesschnitt<br />

rund ein Viertel (24 Prozent) aller<br />

Diagnosen bei DAK-Versicherten<br />

aus. InBerlin waren es mit 25 Prozent<br />

(4014 Fälle) ähnlich viele.<br />

In der Hauptstadt fielen vorallem<br />

jüngere Schulkinder am häufigsten<br />

durch Entwicklungsstörungen auf,<br />

heißt es im DAK-Bericht. Dazu gehören<br />

zum Beispiel Sprach- und<br />

Sprechstörungen. Ebenfalls sehr verbreitet<br />

bei den Diagnosen seien auch<br />

Verhaltensstörungen wie etwa das<br />

Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom<br />

(ADHS).<br />

Leidensdruck mit 17 besonders arg<br />

Beiden affektiven Störungen, zu denen<br />

Depressionen gehören, sei der<br />

Leidensdruck bei den 17-Jährigen<br />

besonders hoch. Unter den DAK-<br />

Versicherten waren 6,5 Prozent dieser<br />

Teenager deshalb in Behandlung.<br />

Dazu kamen 4,4 Prozent mit der Diagnose<br />

Angststörung. Der Verschreibungsanteil<br />

von Antidepressiva lag<br />

bei Mädchen um 75 Prozent höher<br />

als bei Jungen. Jeder zehnte depressive<strong>Berliner</strong><br />

Teenager wirdnach den<br />

DAK-Daten mindestens einmal im<br />

Jahr im Krankenhaus behandelt –im<br />

Durchschnitt rund einen Monat<br />

lang.<br />

Dass Depressionen nicht allein<br />

ein Thema für Erwachsene sind, ist<br />

bekannt. „Wir gehen von etwa zwei<br />

betroffenen Kindernpro Schulklasse<br />

aus“, sagt Ulrich Hegerl, Vorsitzender<br />

der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.<br />

Der Psychiater schätzt die<br />

Zahlen der Kasse als realistisch ein.<br />

DieStiftung geht davon aus,dass im<br />

Vorschulalter ein Prozent der Kinder<br />

und im Grundschulalter rund zwei<br />

Prozent betroffen sind. BeiJugendlichen<br />

stiegen die Raten dann an: Zwischen<br />

12 und 17 Jahren seien es drei<br />

bis zehn Prozent Betroffene.<br />

Bei Teenagern kann es für Laien<br />

schwer sein, Anzeichen für eine Depression<br />

vom normalem „Pubertieren“<br />

mit heftigen Stimmungsschwankungen<br />

zu unterscheiden.<br />

Für Fachleute sei es jedoch recht gut<br />

möglich, zum Beispiel Gefühle von<br />

innerer Versteinerung zu erkennen,<br />

so Hegerl.<br />

Insgesamt flossen in den regionalisierten<br />

Reportfür das Land Berlin<br />

die Abrechnungsdaten von rund<br />

38 000 Kindern und Jugendlichen<br />

im Alter von 0bis 17 Jahren sowie<br />

deren Eltern aus den Jahren 2016<br />

und 2017 ein. Das entspricht nach<br />

Angaben der Kasse rund 6,5 Prozent<br />

aller <strong>Berliner</strong> Kinder und Jugendlichen.<br />

Insgesamt zählten im Report bei<br />

Kindern und Jugendlichen Atemwegsprobleme<br />

(51 Prozent) und Infektionen<br />

(33 Prozent) zu den häufigsten<br />

Erkrankungen bei den 10- bis<br />

17-Jährigen. Psychische Erkrankungen<br />

folgten mit 25 Prozent auf dem<br />

dritten Platz. (dpa)<br />

Weihnachten unter Wasser<br />

Nur die Taufe zählt<br />

Streit um Kirchensteuer: Eine 66-jährige Frau muss zahlen, obwohl ihre Eltern austraten, als sie ein Kind war<br />

VonJulia Haak<br />

Gabriele V. kann sich nicht<br />

daran erinnern, jemals<br />

Mitglied der evangelischen<br />

Kirche gewesen zu<br />

sein. Fast 60 Jahre lang hat sie daran<br />

geglaubt, nicht gläubig zu sein. So<br />

stellt sie ihr Verhältnis zur Religion<br />

selbst dar.Das <strong>Berliner</strong> Verwaltungsgericht<br />

machte ihr allerdings am<br />

gestrigen Donnerstag klar, dass sie<br />

zumindest formaljuristisch in dieser<br />

Sache falsch liegt. Weil ihre Eltern in<br />

den 50er Jahren zwar selbst aus der<br />

Kirche austraten, für ihr kleines Kind<br />

allerdings nicht eigens den Austritt<br />

erklärten, muss Gabriele V. jetzt Kirchensteuer<br />

nachzahlen.<br />

Das Verwaltungsgericht in Moabit<br />

hat schon häufig mit Kirchensteuerfragen<br />

zu tun gehabt. Oft ziehen<br />

ehemalige DDR-Bürger vor Gericht,<br />

weil die Kirchen zu DDR-Zeiten<br />

auf dem Staatsgebiet der<br />

sozialistischen Republik nur sehr<br />

eingeschränkt Steuern erheben<br />

konnten und die Nachwirkungen<br />

sich noch immer bemerkbar machen.<br />

Der Fall von Gabriele V. ist allerdings<br />

ein besonderer.<br />

Sozialistisch und atheistisch<br />

Wahrscheinlich war es ein eigenartiger<br />

Moment für Gabriele V.,als sie<br />

vor ein paar Jahren vom Finanzamt<br />

Prenzlauer Berg, der Bezirk, in dem<br />

sie wohnt, einen Fragebogen erhielt,<br />

mit dem ihre Zugehörigkeit zu einer<br />

Religionsgemeinschaft abgefragt<br />

wurde.GabrieleV. ist 66 Jahrealt. Geboren<br />

und aufgewachsen ist sie in<br />

Bitterfeld. Sie sei sozialistisch, weltlich<br />

und atheistisch erzogen worden,<br />

ging zur Jugendweihe, heiratete<br />

standesamtlich, gab ihr Anwalt am<br />

Donnerstag vor Gericht an. Sie habe<br />

gar keinen Anlass gehabt, etwas anderes<br />

anzunehmen, als dass sie konfessionslos<br />

sei. So gab sie es jedenfalls<br />

auf besagtem Fragebogen an.<br />

Als die Kirchensteuerstelle ihre<br />

Angaben allerdings überprüfte,<br />

stellte sich heraus, dass Gabriele V.,<br />

Einnahmen aus Kirchensteuern der EKBO*<br />

*Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz<br />

Angaben in Millionen Euro<br />

197,40<br />

210,19<br />

229,39<br />

2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

Dem Stachelrochen ist wohl noch nicht feierlich zumute, wohl aber<br />

den TauchernimSea Life Aquarium in Mitte.Zur Freude der Zuschauer<br />

wurden die Fische am Donnerstag nämlich in vorweihnachtlicher Atmosphäregefüttert–die<br />

Taucher waren verkleidet als Engel und Weihnachtsmann,<br />

oder Nikolaus. Sogenau kann man es nicht sagen, aber<br />

den Fischen dürfte das wohl auch herzlich egal sein, Hauptsache,Futter!<br />

Gefüttert wird täglich um 11.30 Uhr, um 13.30 Uhr und um 15.30<br />

Uhr. (BLZ)<br />

238,80<br />

249,23<br />

258,85<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: EKBO<br />

getauft ist. Die Taufe erfolgte 1953,<br />

zwei Monate nach ihrer Geburt. Ihre<br />

Eltern traten 1956 und 1958 aus der<br />

Kirche aus. Die Tochter kann sie<br />

heute nicht mehr befragen. Sie sind<br />

nicht mehr am Leben. Details hätten<br />

an der Sachlage aber vermutlich<br />

auch nichts verändert.<br />

Im Oktober 2011 bestätigte die<br />

Evangelische Kirchengemeinde Bitterfeld<br />

der Kirchensteuerstelle auf<br />

deren Anfrage, dass die Klägerin<br />

1953 getauft worden sei. Daraufhin<br />

verlangte das Finanzamt für 2012<br />

und 2013 Kirchensteuern von Gabriele<br />

V.,zusammen fast 2000 Euro.<br />

Infolge ihrer Taufe und mangels Kirchenaustritts<br />

sei sie Kirchenmitglied<br />

und damit kirchensteuerpflichtig,<br />

befand das Amt. Gabriele V. widersprach.<br />

Als sie so nicht weiter kam,<br />

klagte sie vor dem Verwaltungsgericht.<br />

Für GabrieleV. steht fest, dass ihre<br />

Eltern seinerzeit mit ihrem Austritt<br />

auch den ihrer Tochter miterklärten.<br />

Sie sei schließlich erst fünf Jahre alt<br />

gewesen, als der zweite Elternteil die<br />

Kirche verließ und damit weit entfernt<br />

voneiner eigenen Geschäftsfähigkeit.<br />

Eine Kirchenmitgliedschaft<br />

sei ihr all die Jahre auch nicht bewusst<br />

gewesen. Überdies verstoße<br />

die Anbindung der Kirchenmitgliedschaft<br />

an die Säuglingstaufe gegen<br />

das Gesetz über die religiöse Kindererziehung.<br />

Wollte man dies anders<br />

sehen, sei ihre Kirchensteuerpflicht<br />

jedenfalls mit dem Untergang der<br />

DDR untergegangen. Sie erhebt ferner<br />

Einwände gegen die Informationserhebung<br />

der Kirchensteuerstelle<br />

bei ihr und der genannten Kirchengemeinde.<br />

VorGericht wird die Begründung<br />

der Klage verlesen. DieFormulierungen<br />

darin sind drastisch. Die Erhebung<br />

und Weitergabe der Daten sei<br />

unzulässig. Es ist voneinem planmäßigen<br />

Vorgehen der Kirche die Rede<br />

und von einem Eingriff in die negative<br />

Religionsfreiheit – also das<br />

Grundrecht darauf, keiner Religion<br />

anzugehören. Es fallen die Worte<br />

Amtsanmaßung, Betrug und Urkundenfälschung.<br />

Die Klägerin greift<br />

grundsätzliche Regelungen an, wie<br />

etwa, dass die evangelischen Kirchen<br />

im Bereich der Neuen Länder<br />

mit der Wiedervereinigung überhaupt<br />

noch Teil der Evangelischen<br />

Kirche Deutschlands sind. Sie sieht<br />

den Datenschutz und ihr Recht auf<br />

informelle Selbstbestimmung verletzt.<br />

Der Vertreter der Kirche sieht<br />

all das anders. Die Klägerin habe<br />

Kenntnis vomAustrittder Elternaus<br />

der Kirche gehabt. Die Gesetzeslage<br />

sei klar. Die Klägerin trage die Beweispflicht,<br />

sie muss also nachweisen,<br />

dass sie aus der Kirche ausgetreten<br />

ist. Auch zu DDR-Zeiten habe es<br />

Formularegegeben, womit Elternerklären<br />

konnten, dass ihreKinder aus<br />

der Kirche austreten sollen. Im Körperschaftsrecht<br />

und dem Kirchenstaatsvertrag<br />

seien alle Zuständigkeiten<br />

und auch die Beitreibung der<br />

Kirchensteuer durch die Finanzämter<br />

hinreichend geregelt.<br />

Am Nachmittag teilt das Gericht<br />

das Urteil mit: Die Klage wird abgewiesen.<br />

Durch die Taufe sei Gabriele<br />

V. Mitglied der evangelischen Kirche<br />

geworden und der Austritt der Eltern<br />

habe nicht automatisch zur Folge gehabt,<br />

dass sie ebenfalls die Kirche<br />

verlässt. Siesei deshalb steuerpflichtig.<br />

Gabriele V. wirddas Kirchensteuergeld<br />

deshalb nicht zurück bekommen.<br />

Für das Jahr 2012 zahlt sie<br />

981,45 Euro und für 2013 sind es<br />

896,22 Euro. 2014 ist sie dann formaljuristisch<br />

korrekt aus der Kirche<br />

ausgetreten.<br />

Staat und Kirche<br />

GETTY<br />

DerVerein„Institut fürWeltanschauungsrecht“<br />

begleitet den Fall vonGabriele<br />

V.. Auf der Internetseite<br />

schreibt der Verein: „Ziel dieses Verfahrens<br />

ist es insbesondere, das Vorgehen<br />

der Kirche als Verstoß gegen<br />

die nationalen und europäischen<br />

Datenschutzgesetze zuqualifizieren<br />

und die in Berlin gängige Praxis der<br />

Ansiedlung der Kirchensteuerstellen<br />

in den Finanzämtern als verfassungswidrigen<br />

Verstoß gegen das<br />

Trennungsgebot zu beenden.“ Das<br />

ist mit diesem Verfahren allerdings<br />

nicht gelungen.<br />

Julia Haak<br />

berichtet seit Jahren über<br />

Kirche und Religion<br />

POLIZEIREPORT<br />

Betrunkener attackiertBeamte.<br />

EinBetrunkener hat einem Polizisten<br />

in Mitte mit einer Armbanduhr<br />

aus Metall um die Faust ins Gesicht<br />

geschlagen. Der26Jahrealte Beamte<br />

erlitt bei der Attacke in der Nacht<br />

zum Donnerstag am Schiffbauerdamm<br />

eine Platzwunde am Kopf,<br />

wie die Polizei mitteilte.Der Verdächtige<br />

verletzte zudem eine Polizistin<br />

an der Hand, einen weiteren<br />

Polizisten an der Schulter.Die Beamten<br />

wollten den Mann laut Polizei<br />

aus einem Lokal hinausgeleiten, um<br />

eine Körperverletzung aufzuklären.<br />

Doch er leistete Widerstand und beleidigte<br />

die Polizisten. Er wurde festgenommen.<br />

Ihmwurde Blut abgenommen.<br />

Passanten antisemitisch beleidigt.<br />

EinBetrunkener hat am Mittwochabend<br />

in Mitte wahllos Passanten<br />

antisemitisch beleidigt. Alarmierten<br />

Polizisten verweigerte der 43-Jährige<br />

in der Reinickendorfer Straße die<br />

Herausgabe seiner Personalien,<br />

teilte die Polizei am Donnerstag mit.<br />

Er forderte sie stattdessen auf, mit<br />

ihnen zu kämpfen und beschimpfte<br />

sie.Der 43-Jährige wurde festgenommen.<br />

Gegen ihn wirdwegen des<br />

Verdachts auf Volksverhetzung ermittelt.<br />

Bankgebäude mit Farbe beschmiert.<br />

Unbekannte haben die Fassadeund<br />

den Eingangsbereich eines Bankgebäudes<br />

in Friedrichshain beschmiert.<br />

EinMitarbeiter des Sicherheitsdienstes<br />

rief die Beamten in der<br />

NachtzuDonnerstag zu dem Gebäude<br />

in die Mollstraße,wie die Polizeimitteilte.Insgesamt<br />

wurde eine<br />

Fläche vonzehn mal 5Meternbeschmiert.<br />

DerStaatsschutz ermittelt.<br />

Die Feuerwehr musste in Neukölln einen<br />

Wohnungsbrand löschen. MORRIS PUDWELL<br />

Container blockiertFeuerwehr.<br />

EinAdventskranz hat in der Nachtzu<br />

Donnerstag einen Wohnungsbrand<br />

in Neukölln ausgelöst. Dabei wurde<br />

ein Mensch vonden Flammen in der<br />

Küche eingeschlossen. Als die Feuerwehr<br />

den Bewohner des Mehrgeschossers<br />

in der Heidelbergerstraße<br />

retten wollte,wurde sie vonzweiin<br />

der Feuerwehrzufahrt abgestellten<br />

Schuttcontainernblockiert. Der<br />

Mieter konnte deshalb nicht per<br />

Drehleiter gerettet werden. DieFeuerwehrleute<br />

mussten stattdessen die<br />

Wohnungstür aufbrechen und sich<br />

durch Rauch, Qualm und Feuer<br />

kämpfen.Der Eingeschlossene<br />

wurde schwer verletzt und mit einem<br />

Rettungswagen in eine Spezialklinik<br />

gebracht. Zudem wurden nach<br />

Angaben eines Sprechersacht weitereMieter<br />

aus dem völlig verqualmten<br />

Haus in Sicherheit gebracht. Wegen<br />

der Container wurde Anzeige erstattet,<br />

die Baufirma räumte sie am<br />

Donnerstag weg.<br />

Haft für tödliche Messerattacke.<br />

Nach einemtödlichen Messerangriff<br />

auf einen 40 Jahrealten Mann in<br />

Neukölln vorknapp elf Monaten ist<br />

ein Angeklagter zu elf Jahren Gefängnis<br />

verurteilt worden. Der38-Jährige<br />

habe sich des Totschlags schuldig gemacht,<br />

begründete das Landgericht<br />

am Donnerstag. Er habe denGeschädigten,<br />

den er seit vielen Jahren<br />

kannte, aufeinem Gehweg mitder<br />

Faustgeschlagen und dann vier Mal<br />

auf das Opfer eingestochen. Einmitangeklagter<br />

Bruder des38-Jährigen<br />

erhielt wegen gefährlicher Körperverletzung<br />

ein Jahr Gefängnis.Er<br />

habe in Richtung des Geschädigten<br />

getreten, so das Gericht. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 17<br />

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Berlin<br />

Eine Spur führt ins Clanmilieu<br />

Die Dresdner Juwelendiebe benutzten ein Spezial-Werkzeug. Ein Mitglied einer <strong>Berliner</strong> Großfamilie wurde kürzlich wegen Einbruchs beim Hersteller verurteilt<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Nach dem Einbruch im<br />

Grünen Gewölbe in Dresden<br />

führt eine der vielen<br />

Spuren nach Berlin. Einem<br />

Bericht der <strong>Berliner</strong> Morgenpost<br />

zufolge gibt es Hinweise auf eine<br />

mögliche Beteiligung arabischer<br />

Clans. Bei der Tatam25. November<br />

hatten die Einbrecher Spezialwerkzeug<br />

verwendet. Das ergaben kriminaltechnische<br />

Untersuchungen der<br />

Spuren, die das Werkzeug an den<br />

Fenstergittern des Grünen Gewölbes<br />

hinterlassen hat.<br />

Das Werkzeug war zuvor möglicherweise<br />

bei Einbrüchen gestohlen<br />

worden. Die Sonderkommission<br />

„Epaulette“ der Dresdner Polizei<br />

stellte bereits am 5. Dezember eine<br />

bundesweite Anfrage an alle Länderpolizeien<br />

und das Bundeskriminalamt.<br />

DieErmittler wollten wissen, wo<br />

Straftaten bekannt sind, bei denen<br />

Schneid-, Spreiz- oder Kombigeräte<br />

der Erlanger Firma Lukas Hydraulik<br />

GmbH entwendet wurden. In dem<br />

Fernschreiben heißt es auch: „Gibt es<br />

zu diesen Straftaten Täterhinweise<br />

oder gesicherte Spuren?“<br />

Werkzeuge wie hydraulische<br />

Spreizer,die bis zu 8400 Euro kosten,<br />

verwenden die Feuerwehren, um eingeklemmte<br />

Unfallopfer aus Autowracks<br />

zu befreien. Geräte jener<br />

Marke, wie sie in Dresden verwendet<br />

wurden, sind bei Einbrüchen in <strong>Berliner</strong><br />

Feuerwachen weggekommen. Allein<br />

in diesem Jahr gab es fünf Einbrüche<br />

– in Feuerwachen in Marzahn<br />

Beim Einbruch ins Grüne Gewölbe entwendeten die Diebe mit Diamanten besetzte Schmuckstückeaus dem 18. Jahrhundert.<br />

und Gatow und am Groß-<strong>Berliner</strong><br />

Damm in Johannisthal. Dort verschwanden<br />

neben Kettensägen und<br />

Trennschleifern auch Spreizer. Am<br />

Nikolaus-Groß-Weg in Charlottenburgwurde<br />

ein Hydraulikspreizer der<br />

MarkeLukas gestohlen.<br />

Auch die Herstellerfirma selbst<br />

wurde bereits bestohlen. Im November<br />

wurde in Erlangen ein <strong>Berliner</strong><br />

Mitglied des Remmo-Clans zu zweieinhalb<br />

Jahren Haft verurteilt. Das<br />

„Wir ermitteln<br />

zurzeit in alle Richtungen.<br />

Einzelheiten zum verwendeten<br />

Werkzeug sind Täterwissen.“<br />

Ein Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft dazu,<br />

warum sie zu dem Einbruch im Grünen Gewölbe keine<br />

weiteren Aussagen macht.<br />

DPA/SEBASTIAN KAHNERT<br />

Amtsgericht Erlangen befand, dass<br />

der 22-Jährige im Herbst 2018 bei der<br />

Lukas Hydraulik GmbH einbrach und<br />

sechs Hydraulikspreizer entwendete.<br />

Sie sind bis heute verschwunden.<br />

„Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig,<br />

weil Staatsanwaltschaft und Verteidigung<br />

Berufung eingelegt haben“,<br />

sagt GerichtssprecherWolfgang Pelzl.<br />

Der 22-Jährige steht derzeit auch<br />

in Berlin vor Gericht. Dort ist er zusammen<br />

mit drei weiteren Männern<br />

wegen des Diebstahls einer 100 Kilo<br />

schweren Goldmünzeaus dem Bodemuseum<br />

im Jahr 2017 angeklagt.<br />

Ein hydraulischer Spreizer wurde<br />

auch bei dem Überfall auf einen<br />

Geldtransporter 2018 in der Nähe des<br />

Alexanderplatzes eingesetzt. Auch<br />

wegen dieserTatermittelt die <strong>Berliner</strong><br />

Polizei gegen mehrereMitglieder aus<br />

dem Umfeld des Remmo-Clans.<br />

Nach Angaben der Dresdner<br />

Staatsanwaltschaft steht die Sonderkommission<br />

mit Berlin in Kontakt,<br />

um mögliche Parallelen mit dem<br />

Anzeige<br />

Lesen Sie am Wochenende<br />

Mobile Welten<br />

Der neueVWe-Up:<br />

Klein, flott und sparsam<br />

Eine Industrie im Umbruch:<br />

Die neuen Autosfür 2020<br />

Diebstahl der Goldmünze aus dem<br />

Bode-Museum abzugleichen. Wie<br />

konkret die Spuren ins Clanmilieu<br />

sind, wollte die Dresdner Staatsanwaltschaft<br />

nicht sagen.„Wir ermitteln<br />

in alle Richtungen“, sagte ein Sprecher.<br />

Details zu den verwendeten<br />

Werkzeugen wollte er aus ermittlungstaktischen<br />

Gründen nicht sagen.<br />

Dies seiTäterwissen.<br />

Beidem Einbruch im Grünen Gewölbe<br />

hatten die Täter Brillanten besetzten<br />

Schmuck gestohlen.VomDiebesgut<br />

fehlt bis heute jede Spur.<br />

ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

VORGESTELLT<br />

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Magische Farbenpracht und unvergessliche Ausflüge inverschneite Landschaften: Polarlichter und Schlittenfahrten mit Huskies gehören zuden unvergesslichen Erlebnissen einer Reise nach Finnland.<br />

GETTYIMAGES/NUKLEERKEDI<br />

REISE NACH LAPPLAND<br />

UnterwegsimWinterwunderland beim Weihnachtsmann<br />

Wann wird’s mal wieder richtig Winter? –können<br />

wir dieser Tage angelehnt an den Hit von Rudi<br />

Carell fragen. Nun, für deutsche Gefilde wird eine<br />

Vorhersage schwer, im nordischen Finnland ist<br />

tiefer, tiefer Schnee dagegen in den kommenden<br />

Monaten so sicher wie der Bart beim Weihnachtsmann.<br />

Als Winterwunderland gilt das Reiseziel<br />

unter Touristen: Polarlichter zaubern bunte<br />

Feuer an das Firmament, malerische Winterlandschaften<br />

in trockener Kälte und sternenklare<br />

Nächte. Finnland ist so groß wie Deutschland<br />

hat aber nur 5,5 Millionen Einwohner–also nicht<br />

einmal das Doppelte von Berlin. Von Oktober bis<br />

Mai halten die Wintermonate an. Von betörender<br />

Schönheit ist vor allem auch Lappland, die Heimat<br />

des Weihnachtsmannes. Dorthin führt auch<br />

eine abwechslungsreiche Sechs-Tage-Reise, die<br />

Wörlitz Tourist für den Zeitraum 26. Februar bis<br />

2. März 2020 anbietet.<br />

Flug nach Kuusamo<br />

Mit dem Flieger geht es von Berlin aus los in<br />

den magischen Winter. Angekommen in Kuusamo<br />

steht der Transfer zum Hotel bereit. Dort<br />

empfängt die Reiseleitung die Gäste von Wörlitz<br />

Tourist mit allerhand Wissenswertem zu Land<br />

und Leuten.<br />

Schneeschuhe und Rentiere<br />

Am nächsten Tag geht es dann mit Schneeschuhen<br />

durch die verschneite Landschaft: weite Wälder,<br />

zugefrorene Seen und Lichtungen. Szenen wie<br />

aus einem romantischen Stillleben sorgen für magische<br />

Momente in winterlicher Kälte.AmNachmittag<br />

steht ein Besuch bei den Zugtieren des Weihnachtsmannes<br />

an. Auf einer Rentierfarm erfahren<br />

die Besucher viel über das Leben mit Rentieren in<br />

Lappland –und selbstverständlich fehlt auch eine<br />

Schlittenfahrt nicht.<br />

Im Weihnachtsmanndorf<br />

Ein Ausflug nach Rovaniemi am dritten Tag ist<br />

nicht nur märchenhaft, weil hier der Weihnachtsmann<br />

zu Hause sein soll. Insbesondere bietet ein<br />

Besuch des Arktikums mit dem „Zentrum der Wissenschaft<br />

für die Arktis“ und dem „Museum zur<br />

Geschichte Finnisch-Lapplands“ interessante Einblicke<br />

in die Lebensgewohnheiten der Menschen.<br />

Schlittenfahrt mit Huskies<br />

GETTYIMAGES/LIGHTCATCHERISTOCKPHOTO<br />

Eisiges Bad und Schneemobil<br />

Am vierten Tag ist die Gestaltung frei. Wörlitz<br />

Tourist bietet Interessierten eine Tour mit<br />

Motorschlitten in die Weiten der lappländischen<br />

Natur. Zudem lädt eine Blockbohlen-Sauna zum<br />

Schwitzen und Erholen ein. Ganz Hartgesottene<br />

können im Anschluss noch ins Eisloch eines<br />

Sees eintauchen.<br />

Kalte Schnauze mit viel Kraft<br />

War am Vortag noch der knatternde Motorantrieb<br />

zu hören, so ist am fünften Tag die<br />

Kraft der vier Pfoten angesagt: Wer möchte,<br />

kann sich mit dem Bus auf den Weg zu einer<br />

Husky-Farm begeben. Die Gäste von Wörlitz<br />

Tourist werden dort in die Geheimnisse der<br />

Hundeschlitten eingewiesen. Und dann ziehen<br />

sie los, die Vierbeiner mit den kalten Schnauzen.<br />

Es ist schon ein faszinierendes Erlebnis<br />

in unglaublicher Stille durch die Landschaft<br />

zu brausen, nur begleitet vom Geräusch des<br />

Schlittens sowie dem Atmen der Hunde. Der<br />

Rückflug am sechsten Reisetag führt dann direkt<br />

zurück nach Berlin.<br />

KOMFORT UND AUSWAHL<br />

Das Vier-Sterne-HotelinKuusamo liegt eingebettet in eine<br />

malerischeLandschaft. Stadtzentrum undSki-Piste sindper<br />

Buserreichbar.ImHotel gibt es zwei Restaurants,Bar/<br />

Loungesowie ein Wellnessbereichmit Hallenbad undSauna.<br />

AlleZimmersind komfortabel eingerichtet und verfügenüber<br />

Bad oder Du/WC, Föhnund TV.Die Apartments verfügen<br />

überzweiZimmer,Küche, Kaminund eine Privatsauna. Im<br />

Angebot ab knapp 1300Euro sind inbegriffen: Flug,Transfers<br />

und AusflügeimlandestypischenReisebus, fünf Übernachtungen<br />

mit Frühstücksbuffet und Abendessen. Schneeschuhwanderung,Rentierfarm,<br />

der Besuch in Rovaniemi sowieder<br />

Saunabesuchplus Eisschwimmensind ebenfalls im Reisepreis<br />

inbegriffen. Ausflügemit demSchneemobilund Schlittenfahrt<br />

mit Huskys können zusätzlich gebucht werden. Möglichist<br />

auch dieBuchung eines Doppelzimmers oder eines<br />

Apartmentsmit Sauna. Letztere müssen mindestens mitzwei<br />

oderdrei Personen belegt werden.<br />

Weitere Reiseinformationen und Buchung:<br />

direkt bei www.woerlitztourist.de, Tel. 030 422 195 10<br />

Reiseveranstalter im Sinne des Gesetzes: Wörlitz Tourist<br />

GmbH &Co. KG, Oderbruchstr.14, 10369 Berlin


18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

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Berlin<br />

Jeanette Biedermann und Heiner Knapp fotografiertimHaus des Rundfunks an der Masurenallee. CHRISTIAN SCHULZ (2) OL ist Olaf Schwarzbach (li.) und Marcus Weimer ist Rattelschneck, fotografiertamWeihnachtsmarkt auf dem Alexanderplatz.<br />

Junggesellenabschied und Comeback<br />

OL &RATTELSCHNECK<br />

denken streng publikumsorientiert,<br />

wenn es um ihreneueste Show geht.<br />

„Letztes Mal imMärz inder Wabe<br />

war es gut voll, Publikum Ü55. Also<br />

haben wir mit Marc, dem Waben-<br />

Chef vereinbart, das Ganze nach einem<br />

halben Jahr zu wiederholen,<br />

weil die Gäste dann altersbedingt<br />

das Programm schon wieder vergessen<br />

haben.“ Trotzdem hat OL –der<br />

Olaf Schwarzbach heißt und den Lesernder<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> durch Cartoon-Serien<br />

wie „Die Mütter vom<br />

Kollwitzplatz“ und „Jürgen der Trinker“<br />

bestens bekannt ist – sicherheitshalber<br />

für die Show am 17. Dezember<br />

um 20 Uhr neue Sachen zusammengestellt<br />

und neue Quizfragen<br />

ausgedacht.<br />

Seine Laptopshows mit dem alten<br />

Freund Rattelschneck, der eigentlich<br />

Marcus Weimer heißt, sind<br />

legendäre Abende mit alten und<br />

neuen Witzen, die an die Wand geworfen<br />

werden, mit Alkohol und<br />

Vergnügen. Diesmal könnte es, was<br />

den Alkohol anbelangt, für den Weizenbiertrinker<br />

Rattelschneck<br />

schwierig werden. Er feiert in der<br />

Wabe mit der „Weihnachtsmannstirbt-Show“<br />

nämlich in seinen 56.<br />

Geburtstag hinein. Und als ob das<br />

nicht schon anstrengend genug<br />

wäre, wenn einem zu so einem Anlass<br />

alle fünf Minuten einer ausgegeben<br />

wird, darfder Abend auch als<br />

sein Junggesellenabschied gelten,<br />

denn Weimer heiratet Ende des Jahres.<br />

OL stellt sicherheitshalber klar:<br />

„Nicht mich, sondern die langjährige<br />

Lebensgefährtin.“ OLs jüngste<br />

Tochter hätte das mit einer für ihre<br />

sechs Jahre erschütternd altklugen<br />

Bemerkung fast noch verhindert:<br />

„Marcus, duweißt, du mußt nicht<br />

heiraten, wenn du nicht willst, Papa<br />

heiratet auch nicht.<br />

OL darf sich in diesem Jahr zum<br />

zweiten Mal(und das ist dann ja fast<br />

schon eine Tradition) „offizieller<br />

Weihnachtskartenlieferant des <strong>Berliner</strong><br />

Kultursenators“ nennen, denn<br />

Klaus Lederer verschickt als Weihnachtsgruß<br />

ein Auftragswerk des<br />

<strong>Berliner</strong> Cartoonisten. Spricht das<br />

jetzt eigentlich mehr für die Güte<br />

von OLs Arbeit oder den Geschmack<br />

des Senators? Oder etwa<br />

für beides?<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Sängerin Jeanette Biedermann<br />

geht wieder auf Tournee.<br />

OL und Rattelschneck werfen<br />

in der Wabe<br />

Witze an die Wand<br />

JEANETTE BIEDERMANN<br />

musste kurz vor der Aufzeichnung,<br />

bei einer Tomatensuppe in der Garderobe,<br />

eine gewisse Hilflosigkeit<br />

konstatieren: „Ich bin dem Herrn<br />

Knapp total ausgeliefert.“ Inhaltliche<br />

Absprachen für „Knapp daneben“,<br />

die Talkshow mit Musik im<br />

Kleinen Sendesaal des RBB im Haus<br />

des Rundfunks, hatte es nämlich<br />

keine gegeben, nur ein kurzer<br />

Soundcheck war erfolgt. Der war<br />

auch nötig, denn die Sängerin<br />

kämpft mit einer Erkältung, eine Flasche<br />

mit Fenchelhonig stand auf der<br />

Bühne in Reichweite und kam kurz<br />

vor einem schwierigen Lied auch<br />

zum –hörbar wirkungsvollen! –Einsatz.<br />

Heiner Knapp,dessen Faible für<br />

Musik und dessen feine Sprechstimme<br />

Hörer von Radio 88,8 kennen,<br />

zog dann auch aus dem anschließend<br />

glockenhellen Gesang<br />

den völlig falschen Schluss, dass mit<br />

Fenchelhonig sogar aus ihm ein passabler<br />

Sänger werden könnte.<br />

Zuletzt war es ein wenig ruhig um<br />

Jeanette Biedermann geworden. Die<br />

Künstlerin, die nach dem Gewinn eines<br />

Gesangswettbewerbs 1998 eine<br />

Lehre imSalon von Udo Walz abgebrochen<br />

hat, meldet sich aber gerade<br />

bei den Fans zurück. Sie war in der<br />

sechsten Staffel von „Sing meinen<br />

Song“ dabei und nach zehn Jahren<br />

ohne neues Album gibt es seit September<br />

„DNA“. Was Menschen, die<br />

im Bio-Unterricht nicht durchgeschlafen<br />

haben, Desoxyribonukleinsäureaussprechen.<br />

Für die Sängerin<br />

aber bedeutet die Abkürzung etwas<br />

anderes: „Das heißt ,Das Neue Album!‘“<br />

So einfach ist es manchmal.<br />

Jeanette Biedermann verarbeitet mit<br />

den Liedern darauf vieles, was ihr in<br />

ihrem Leben begegnet oder passiert<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

Karriere<br />

Ohne Vorbereitung geht es nicht:<br />

Das 1x1 für Freelancer<br />

Zwischenzeugnis beantragen:<br />

So vermeidenSie Unmut<br />

ist. Bei „Deine Geschichten“, dem<br />

Lied über ihren 2016 verstorbenen<br />

Vater Bernd, füllte sich so manches<br />

Auge im Saal flott mit Tränenflüssigkeit.<br />

Vom20. Januar an geht Jeanette<br />

Biedermann mit ihren „DNA“-Songs<br />

auf Tournee,die sie am 9. Februar ins<br />

<strong>Berliner</strong> Huxleys führen wird. Nachdem<br />

sie gerade ihren kompletten<br />

Schoko-Adventskalender innerhalb<br />

von 15Minuten niedergemacht hat,<br />

gilt zu Hause ein Kaufverbot für einen<br />

neuen: „Ich überlege, ob ich<br />

meiner Katze einen anschaffe, denn<br />

da besteht wenigstens nicht die Gefahr,dass<br />

ich ihr den leer futtere.“<br />

Veranstaltungen<br />

schlemmen &geniessen<br />

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offenen Küche ihres familiär gestalteten Lokals<br />

mit großer Terrasse wirbeln sehen. Alle Speisen<br />

sind hundertprozentig selbstgemacht und aus<br />

besten Zutaten frisch zubereitet. Neben Pizzen<br />

in allen erdenklichen Varianten –von der „klassischen“<br />

mit frei wählbarem Belag über Rollo, Saltimbocca,<br />

Calzone bis Focaccia –locken weitere<br />

Speisenwie Lasagne,Salat oder SfogliatellezuEspresso.<br />

Neuerdings stehen auch Pizzen mit hausgemachter<br />

Pistaziencreme, Paprikacremeund cremigerBurrata<br />

aufder Speisekarte,die sich ständig<br />

um neue Spezialitäten aus alten Familienrezepten<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 19<br />

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Brandenburg<br />

NACHRICHTEN<br />

Weltkriegsbombe in<br />

Oranienburg entschärft<br />

Eine 500 Kilogramm schwereWeltkriegsbombe<br />

ist am Donnerstag in<br />

Oranienburgentschärft worden. Das<br />

teilte die Stadtverwaltung mit. Sechs<br />

Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes<br />

(KMBD) hatten die<br />

Bombe mit chemischem Langzeitzünder<br />

unschädlich gemacht. In<br />

Kürze soll den Angaben zufolge auch<br />

der Sperrkreis aufgehoben werden.<br />

Vier Kitas,ein Hort,eine Grundschule,ein<br />

Seniorenheim und das<br />

Medizinische Versorgungszentrum<br />

befanden sich im gesperrten Gebiet.<br />

Etwa 5200 Einwohner waren betroffen.<br />

DerBlindgänger war im November<br />

in Ufernähe des Oder-Havel-Kanals<br />

gefunden worden, der bereits<br />

am Montag gesperrtwurde.Der Kanal<br />

gilt als Hauptwasserstraße von<br />

Norden und Osten nach Berlin und<br />

umgekehrt. (dpa)<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

Reise<br />

Mit Zwergen im Flachkahn:<br />

Winterzeit im Spreewald<br />

Montanregion Erzgebirge:<br />

SkiwandernimUnescoWelterbe<br />

Zäune gegen Schweinepest:<br />

Entscheidung erwartet<br />

Wird sich Brandenburgmit Zäunen<br />

entlang der deutsch-polnischen<br />

Grenzegegen die Afrikanische<br />

Schweinepest schützen? Eine Entscheidung<br />

darüber könnte nach Angaben<br />

des Verbraucherschutzministeriums<br />

Brandenburgnoch Ende<br />

dieser Woche fallen. Am Freitag treffen<br />

sich Experten des Bundes,aus<br />

Polen, und aus den an Polen angrenzenden<br />

Bundesländernzuder Seuche,wie<br />

VerbraucherschutzministerinUrsula<br />

Nonnemacher (Grüne)<br />

ankündigte.Anschließend soll es<br />

eine Entscheidung geben, ob Brandenburgdie<br />

Zäune aufstellt. (dpa)<br />

Mitarbeiterin mit Messer<br />

bedroht<br />

EinRäuber hat in Guben die Mitarbeiterin<br />

eines Lottoshops mit einem<br />

Messer bedroht und Geld aus der<br />

Kasse gestohlen. Die24-Jährige erlitt<br />

bei dem Überfall am Mittwochabend<br />

einen Schock. Siewurde in ein<br />

Krankenhaus gebracht. DerRäuber<br />

entkam mit der Beute. (dpa)<br />

Die Milliarde soll auch für den Ausbau von Gleisen ausgeben werden. Zum Beispiel soll die Raffinerie in Schwedt an die StreckeBerlin–Stettin angeschlossen werden.<br />

Die schnelle Milliarde<br />

Kurz vor der Schuldenbremse genehmigt sich die neue Kenia-Koalition noch mal Geld für Investitionen<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Am Ende ging es ganz<br />

schnell: Gerade einmal<br />

fünf Minuten waren für die<br />

erste ganz große Bewährungsprobe<br />

der neuen Kenia-Koalition<br />

angesetzt: Es ging um die Aufnahme<br />

von einer Milliarde Euro<br />

Schulden in Form eines sogenannten<br />

Zukunftsinvestitionsfonds. Das<br />

Geld will die Landesregierung in den<br />

nächsten zehn Jahren ausgeben.<br />

Die dritte Lesung des Gesetzes<br />

war der erste Tagesordnungspunkt<br />

bei der Sitzung des Landtages am<br />

Donnerstag. Nach der Debatte vom<br />

Mittwoch stand dann nach fünf Minuten<br />

das Ergebnis fest: Die Mehrheit<br />

der Abgeordneten der Koalition<br />

aus SPD, CDU und Grünen stimmten<br />

dafür.Die vorher mitregierenden<br />

Linken und die AfD waren dagegen,<br />

die Freien Wähler enthielten sich.<br />

18 Tage vorder Schuldenbremse<br />

Tadel: Bei der Vorstellung des<br />

Jahresberichtes des Rechnungshofs kritisierte<br />

dessen Chef Christoph Weiser kürzlich,<br />

dass nun erstmals seit 2010 die Gesamtverschuldung<br />

in Brandenburg wieder steigen<br />

wird. Er sagte außerdem: „Sie erreicht<br />

Zugleich einen neuen Höchststand seit der<br />

Gründung des Landes Brandenburg.“<br />

Damit war das Gesetz zur Aufnahme<br />

von einer Milliarde Euro neuer<br />

Schulden beschlossen – genau 18<br />

Tage, bevor in Brandenburg die<br />

Schuldenbremse in Kraft tritt.<br />

Der Fonds ist umstritten und<br />

wurde vorder Beschlussfassung vom<br />

Landesrechnungshof recht heftig<br />

kritisiert. Doch JörgVogelsänger,der<br />

finanzpolitische Sprecher der SPD-<br />

Fraktion, sagte: „In Zeiten niedriger<br />

Zinsen und guter Konjunktur sind<br />

gezielte Investitionen das beste Instrument,<br />

um die positive Entwicklung<br />

unseres Landes fortzusetzen<br />

und zu verstetigen.“<br />

Das Regierungslager verweist<br />

darauf, dass auch die meisten Ökonomen,<br />

die Wirtschaftsweisen sowie<br />

die Gewerkschaften und Industrieverbände<br />

empfehlen, mehr Geld in<br />

Ausbau und Modernisierung der Infrastruktur<br />

und in technologische<br />

Innovationen zu stecken.<br />

Für die CDU sagte Fraktionschef<br />

Jan Redmann im Landtag: „Für die<br />

CDU steht der Zukunftsfonds unter<br />

der klaren Bedingung, dass er ausschließlich<br />

Investitionen dient, die<br />

künftig einen hohen Nutzen entfalten.<br />

Jeder einzelne Cent.“<br />

DieRegierung aus SPD,CDU und<br />

Grünen hatte sich während ihrer<br />

recht kurzen, aber sehr intensiv geführten<br />

Koalitionsverhandlungen<br />

DIE KRITIK<br />

Lob: Der Rechnungshof lobt die Sparpolitik<br />

der vorherigen rot-roten Regierung mit den<br />

Finanzministernder Linkspartei. Die hätten<br />

in fast zehn Jahren gespartund alte Schulden<br />

getilgt. So stiegen die finanziellen Rücklagen<br />

der Regierung auf ein Rekordniveau<br />

vonzweiMilliarden Euro. Insgesamt hat das<br />

Land derzeit 18 Milliarden Euro Schulden.<br />

etwas ganz besonderes ausgedacht:<br />

Die neue Regierung hat viele neue<br />

Ideen und die müssen auch finanziert<br />

werden. Dummerweise gilt ab<br />

1. Januar 2020 eine Schuldenbremse.<br />

Das heißt, die Regierung darf nur<br />

noch im Notfall zusätzliches Geld<br />

aufnehmen. Also wurde die Idee eines<br />

Zukunftsinvestitionsfonds geboren<br />

und umgesetzt. Mit äußerster<br />

Eile. Eswar sogar nötig, dass einiges<br />

im üblichen parlamentarischen Alltag<br />

geändertwerden musste.Ein Gesetz<br />

benötigt üblicherweise zwei Lesungen<br />

oder –wie in diesem Fall –<br />

auch drei. Damit das Gesetz aber<br />

überhaupt noch vor der Weihnachtspause<br />

durchs Parlament gebracht<br />

werden konnte,fand die erste<br />

Lesung statt, bevor der neue Regierungschef<br />

vom Parlament gewählt<br />

und die Regierung vereidigt war.<br />

GETTY<br />

Die Linken sprechen von einem<br />

„Schattenhaushalt“, weil nicht klar<br />

ist, wofür das Geld verwendet wird.<br />

Der finanzpolitische Sprecher<br />

Ronny Kretschmer kritisierte zudem,<br />

dass erst einmal 14 neue und<br />

hoch bezahlte Stellen in der neuen<br />

Regierung geschaffen wurden, zum<br />

Beispiel mehr Staatssekretäre. „Damit<br />

wird der Landeshaushalt zum<br />

Selbstbedienungsladen der Koalition<br />

gemacht, aber ganz bestimmt<br />

keine Aufbruchsstimmung im Land<br />

herbeigeredet.“<br />

Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />

(SPD) hatte in seiner Regierungserklärung<br />

geworben: „Der Zukunftsinvestitionsfonds<br />

ist kein Widerspruch<br />

zu einer soliden nachhaltigen<br />

Finanzpolitik. Er ergänzt sie<br />

und erweitertunsereMöglichkeiten,<br />

Brandenburg zukunftsfähig zu machen.“<br />

Allgemein spricht die Regierung<br />

von nötigen Investitionen, um<br />

Funklöcher zu stopfen, den Nahverkehr<br />

zu stärken, die ärztliche Versorgung<br />

zu verbessern, bezahlbare<br />

Wohnungen zu schaffen und für<br />

mehr Klimaschutz zu sorgen.<br />

Konkret ist nur bekannt, dass das<br />

Geld verwendet werden soll, um eine<br />

Nachfolge für das Kommunale Investitionsprogramm<br />

aufzulegen.<br />

Undessollen etwa die Raffinerie des<br />

PCK in Schwedt an die Bahnstrecke<br />

Berlin–Stettin angeschlossen werden.<br />

Auch soll damit der Eigenanteil<br />

des Landes bei Fördermitteln vom<br />

Bund aufgebracht werden.<br />

Kein Wohnrecht<br />

für<br />

Hohenzollern<br />

Ministerin will Einigung<br />

mit Bund und Berlin<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

ImStreit zwischen dem Staat und<br />

dem Adelshaus Hohenzollern<br />

über deren Güter hat die Volksinitiative<br />

der Linkspartei namens „Keine<br />

Geschenke den Hohenzollern“ inzwischen<br />

14 000 Unterschriften gesammelt.<br />

Die Initiative läuft seit August<br />

und hat ein Jahr Zeit, um 20 000<br />

Unterschriften einsammeln. Linke-<br />

Chefin Anja Mayer sagte: „Offenbar<br />

haben die vielfältigen aktuellen Berichte<br />

über die maßlosen Forderungen<br />

der Hohenzollern-Erben unserer<br />

Volksinitiative nochmals Wind<br />

unter die Segel gebracht.“<br />

Am Donnerstag forderte Kulturministerin<br />

Manja Schüle (SPD) im<br />

Landtag, dass sich die drei Verhandlungspartner<br />

der öffentlichen Hand<br />

–der Bund sowie die Länder Berlin<br />

und Brandenburg –schnell auf eine<br />

gemeinsame Verhandlungslinie verständigen.<br />

Brandenburg hatte die<br />

Verhandlungen mit den HohenzollernimSommer<br />

abgebrochen.<br />

Bei den Auseinandersetzungen<br />

mit den Nachfahren des letzten Kaisers<br />

in Deutschland geht es um Immobilien<br />

sowie Kunstschätze inöffentlichen<br />

Museen und Stiftungen.<br />

Außerdem fordert das ehemalige<br />

Herrscherhaus ein Wohnrecht im<br />

Potsdamer Schloss Cecilienhof.<br />

Schüle: „Die Königsdisziplin der Politik<br />

ist es,Konflikte zu lösen.“ Darauf<br />

sei sie auch aus.„Ich habe auch viel<br />

Fantasie, aber ich habe nicht so viel<br />

Fantasie, dass unser Schloss Cecilienhof<br />

–ich betone unser Schloss Cecilienhof<br />

– wieder privat bewohnt<br />

wird.“<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

Mittwoch-Lotto:<br />

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QUOTEN<br />

Klasse 1: unbesetzt 13201707,90 Euro<br />

Klasse 2: 2x457367,80 Euro<br />

Klasse 3: 46 x9942,70 Euro<br />

Klasse 4: 271 x5063,10 Euro<br />

Klasse 5: 2190 x208,80 Euro<br />

Klasse 6: 17942 x50,90 Euro<br />

Klasse 7: 41216 x22,10 Euro<br />

Klasse 8: 347674 x11,80 Euro<br />

Klasse 9: 330440 x5,00 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

Hamburg und die Elbphilharmonie<br />

LESERREISEN<br />

Konzert mit Werken von Haydn, Mozart u.Gershwin inder „Elphi“ und weitere Attraktionen<br />

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3-tägige Reise im First-Class-Hotel<br />

inkl. Bahnanreise nach Hamburg<br />

Die „Elphi“ ist das neue Wahrzeichen der Hansestadt<br />

und die Konzerte im Großen Saal begeistern die Zuhörer.<br />

Grund genug Hamburg und seiner neuen Perle<br />

einen Besuch abzustatten. Während Ihres Aufenthalts<br />

zeigen wir Ihnen darüber hinaus zahlreiche Sehenswürdigkeiten,<br />

und wer möchte besucht den Hamburger<br />

Hafen während einer Rundfahrt. Am ersten Abend<br />

dann ein kulinarischer Höhepunkt, Sie besuchen eine<br />

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·Bahnanreise 2. Klasse nach Hamburg u. zurück ·2xÜF<br />

im Hotel Reichshof ·1x3-Gang-Menü in Tim Mälzers<br />

Bullerei (ohne Getränke) ·Konzert in der Elbphilharmonie<br />

(Preiskat. 5) ·Stadtrundfahrt ·Reiseleitung während Ihres<br />

Aufenthalts in Hamburg ·Reiseliteratur<br />

Zusätzliche Kosten p. P.:<br />

·EZ-Zuschlag: €200,–<br />

·Konzert Preiskat. 1: +€60,– p.P. /Preiskat. 3: +€40,– p.P.<br />

·Hafenrundfahrt: +€20,– p.P. /Miniaturwelten: +€20,– p.P.<br />

·Tourismustaxe der Stadt Hamburg (3 –4€ p.P./Nacht),<br />

diese muss persönlich im Hotel bezahlt werden.<br />

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Mehr Informationen auch unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen |leserreisen@berliner-zeitung.de<br />

Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sie vor Buchung vom Reiseveranstalter.<br />

Reiseveranstalter (i. S. d. G.): Globalis Erlebnisreisen GmbH, Uferstraße 24, 61137 Schöneck


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

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Lokalsport<br />

Wenn 2000 Meter im Stehen bewältigt werden: Mehrere hundertRuderer werden an diesem Sonnabend im Kuppelsaal auf dem Olympiagelände zur 23. Auflage der Indoor Rowing Open erwartet.<br />

DPA<br />

Ziehen, ohne vorbeizuziehen<br />

Rudern auf dem Ergometer hat sich zu einem Sport im Sport entwickelt. Die Indoor Rowing Open in Berlin haben Pionierarbeit geleistet<br />

VonJakob Lobach<br />

Rudern, das ist ein Boot auf<br />

dem Wasser mit Sportlern<br />

an Riemen oder Skulls.Rudern,<br />

das sind Goldmedaillen<br />

des Deutschlandachters bei<br />

Olympischen Spielen. Den allerwenigsten<br />

dürfte hingegen die Art des<br />

Ruderns in den Sinn kommen, die an<br />

diesem Sonnabend im historischen<br />

Kuppelsaal auf dem Olympiagelände<br />

zu beobachten sein wird: auf<br />

einem Ergometer. Auch bekannt als<br />

Indoor Rowing.<br />

Zum 23. Mal finden von 9bis 17<br />

Uhr die <strong>Berliner</strong> Indoor Rowing<br />

Open statt. Mehrere hundert Teilnehmer<br />

werden sich nach und<br />

nach auf den 16 aufgebauten Ruder-Ergometerninden<br />

verschiedenen<br />

Altersklassen miteinander<br />

messen.<br />

Sie hocken also in keinem Boot<br />

auf einem Rollsitz und halten auch<br />

keine Skulls oder Riemen in den<br />

Händen. Eine längliche Maschine<br />

ist ihr Sportgerät, sie stoßen sich<br />

immer wieder mit den Füßen von<br />

einem Trittbrett ab, ziehen mit den<br />

Armen an einem Griff, der über eine<br />

Kette ein Schwungrad antreibt.<br />

Einst wurden die Geräte hauptsächlich<br />

vorund nach der Winterzeit<br />

zur Leistungsdiagnostik benutzt: Ruderer<br />

müssen über die fiktive Renndistanz<br />

von 2 000 Metern, somit<br />

mehr als sechs Minuten den Ergometer<br />

in Gang halten. Eine Tortur,so<br />

hartwie ein Rennen auf dem Wasser.<br />

Am Ende wird die Wattzahl und die<br />

Pulsfrequenz ermittelt, wird festgehalten,<br />

wie schnell das Herz von<br />

mehr als 200 Schlägen proMinute in<br />

einen ruhigen Takt zurückfindet, wie<br />

gut trainiertder Proband ist.<br />

Wenn das Trainingsrevier zugefroren<br />

ist, sind die Foltergeräte zudem<br />

ein passabler Ersatz fürs Boot.<br />

Doch irgendwann etablierten sich<br />

eigenständige Wettbewerbe wie die<br />

Weltmeisterschaft 2020 in Parisoder<br />

eben die <strong>Berliner</strong> Indoor Rowing<br />

Open.<br />

Einer, der sich am Wochenende<br />

zwar nicht selbst auf das Ergometer<br />

setzen wird, aber für die <strong>Berliner</strong> Indoor<br />

Rowing Open trotzdem vonelementarer<br />

Bedeutung ist, ist Michael<br />

Hehlke. Der Geschäftsführer des<br />

Landesruderverbands Berlin ist für<br />

die Organisation des Events zuständig.<br />

Mehr noch: Hehlke war es, der<br />

das Ergometer-Rudern in Wettbewerbsform<br />

einst gemeinsam mit einem<br />

zweiten Trainerkollegen in<br />

Deutschland etablierte. Knapp 25<br />

Jahreist das mittlerweile her.Damals<br />

existierten die ersten Ruder-Ergometer<br />

mit kleinen Displays zur Überprüfung<br />

der Leistungsdaten hierzulande<br />

gerade ein paar Jahre. „Für den<br />

Winter sind sie das perfekte Trainingsgerät“,<br />

sagt Hehlke. Eine Einschätzung,<br />

mit der er bei weitem<br />

nicht allein dasteht.<br />

Im Winter gehörtdas Training auf<br />

den Maschinen in jedem Ruderclub<br />

zum Pflichtprogramm. Das war<br />

schon Ende der 70er Jahresound ist<br />

bis heute unverändert. „Von den Bewegungsabläufen<br />

und der Muskelbelastung<br />

ist das Rudernauf dem Ergometer<br />

dem Rudern imBoot sehr,<br />

„Für den Winter sind sie das<br />

perfekte Trainingsgerät.“<br />

Michael Hehlke, Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong> Ruderverbandes, über die Vorzüge von<br />

Ergometern als Alternative zum Sport imBoot und auf dem Wasser.<br />

sehr ähnlich“, beantwortet Michael<br />

Hehlke die Frage nach dem Warum.<br />

Die Leistungen auf dem Ergometer<br />

sind allerdings vonWind und Wellen<br />

unabhängig. Für die Leistungsdiagnostik<br />

und auch die Indoor-Rowing-<br />

Wettbewerbe ein ganz entscheidenderVorteil,<br />

der es einfach macht, sich<br />

untereinander zu vergleichen.<br />

Der Wille sich mit anderen zu<br />

messen war es auch, der Mitte der<br />

90er-Jahre zur Entstehung der <strong>Berliner</strong><br />

Indoor Rowing Open geführthat.<br />

„Wir haben uns damals im Leistungszentrum<br />

gedacht, dass man die<br />

Ruderer eigentlich auch auf dem Ergometer<br />

gegeneinander fahren lassen<br />

müsste“, erinnert sich Hehlke.<br />

Dass sich an dieser Einschätzung<br />

auch knapp 25 Jahre später nichts<br />

geändert hat, beweist die Tatsache,<br />

dass sein <strong>Berliner</strong> Wettkampf noch<br />

immer existiert.<br />

Wassich hingegen sehr wohl geänderthat,<br />

ist die grafische Aufarbeitung<br />

der Rennen. Nachdem die Zeiten<br />

der Teilnehmer anfangs noch<br />

mit der Stoppuhr genommen und<br />

erst im Anschluss verglichen wurden,<br />

hat inzwischen die Digitalisierung<br />

Einzug in die Veranstaltung<br />

erhalten. So fahren die Athleten an<br />

diesem Sonnabend ihre Rennen<br />

nicht nur gleichzeitig und nebeneinander<br />

aus, sie können auch in<br />

Echtzeit sehen, auf welcher Position<br />

sie gerade rudern und mit wie<br />

viel Vorsprung oder Rückstand auf<br />

ihreWidersacher sie dies tun. Während<br />

beim Rudern auf dem Wasser<br />

hierfür je ein Blick nach rechts und<br />

links und ein gutes Auge gebraucht<br />

werden, reicht beim Indoor Rowing<br />

im Kuppelsaal ein Blick auf die großen<br />

Leinwände im Saal. Dort nämlich<br />

werden die Leistungsdaten der<br />

einzelnen an den Ergometern installierten<br />

Computer in Echtzeit in<br />

kleine grafische Boote verwandelt,<br />

die nebeneinander über die Leinwand<br />

in Richtung der symbolischen<br />

Ziellinie fahren.<br />

Für die Ruderer sind Wettkämpfe<br />

wie die Indoor Rowing Open deshalb<br />

eine willkommene Abwechslung zur<br />

Leistungsdiagnostik. Diese ist nämlich<br />

nicht nur körperlich unglaublich<br />

anstrengend, sondern ungemein<br />

eintönig. Beider virtuellen 2000 Meter<br />

langen Fahrt verausgaben sich<br />

die Ruderer, ohne einen Millimeter<br />

voranzukommen.<br />

Selbstverständlich wird auch an<br />

diesem Sonnabend der ein oder andere<br />

Teilnehmer bis zur absoluten<br />

Erschöpfung rudern und anschließend<br />

im wahrsten Sinne des Wortes<br />

vom Ergometer kippen. Er tut dies<br />

dann aber zumindest in Gesellschaft<br />

und mit der Motivation, ein Rennen<br />

zu gewinnen.<br />

Zwar hat Michael Hehlke recht,<br />

wenn er sagt:„Indoor Rowing isteben<br />

wasanderes als Rudern auf demWasser.“<br />

Doch es ist nicht so unwahrscheinlich,<br />

dass zukünftig ein paar<br />

Menschen auch an Ergometer denken,<br />

wenn sie dasWort Rudernhören.<br />

JakobLobach<br />

hat Respekt vorder Tortur<br />

auf dem Ergometer.<br />

Rollentausch im Sand<br />

Olympiasiegerin Kira Walkenhorst hat sich für ihr Comeback Melanie Gernert als Beachvolleyball-Partnerin ausgesucht. Werist diese <strong>Berliner</strong>in?<br />

VonAnnika Schultz<br />

Kurze blonde Haare, das dunkelblaue<br />

Cap falsch herum auf,<br />

dazu Kniebandagen an beiden Beinen,<br />

Sonnenbrille: So ist Melanie<br />

Gernert, 32, als Beachvolleyballerin<br />

im Sommer überaus erfolgreich auf<br />

den Sandplätzen der deutschen Turniere<br />

unterwegs. Ihre Bekanntheit<br />

könnte steigen: Kira Walkenhorst,<br />

Olympiasiegerin und Weltmeisterin<br />

im Beachvolleyball, feiert ihr Comeback<br />

–und hat sich für Gernert als<br />

neue Partnerin entschieden.<br />

Werist die Neue an Walkenhorsts<br />

Seite? Gernert wurde in Forst in der<br />

Lausitz geboren, sie wuchs in Weißwasser<br />

auf. Der Ort war in der DDR<br />

für seinen erfolgreichen Eishockey-<br />

Klub bekannt, auch Gernerts Großvater<br />

spielte für den Verein. Als Kind<br />

versuchte sich die 32-Jährige deswegen<br />

ebenfalls in dem Sport, aber „die<br />

ganze Ausrüstung war ganz schön<br />

teuer“, erzählt sie in einem Café in<br />

Berlin-Prenzlauer Berg. Mit 13 Jahren<br />

probierte sie es mit Volleyball –<br />

und lag damit genau richtig.<br />

Mit ihrem großen Talent und einer<br />

Leichtigkeit, die zugleich Fluch<br />

und Segen ist, fiel Gernertmit 20 Jahren<br />

erstmals dem Deutschen Volleyball-Verband<br />

auf. Dadurch, dass sie<br />

Dinge schnell abschließt und sich<br />

nie in Momente hineinsteigert, gelang<br />

es der 1,77 Meter großen Abwehrspielerin<br />

oft, ihr bestes Beachvolleyball<br />

abzurufen. Sie erhielt ein<br />

Angebot, zu Chef-Nachwuchstrainer<br />

Jörg Ahmann nach Stuttgart zugehen.<br />

Sie lehnte ab. Stattdessen ging<br />

sie an den Olympia-Stützpunkt in<br />

Berlin, weil sie dachte,dortähnliche<br />

Entwicklungsmöglichkeiten wie in<br />

Stuttgartzuhaben. KurzeZeit später<br />

verlor sie ihren Nationalkader-Status.<br />

„Talent hat man mir immer zugesprochen,<br />

aber vielleicht nicht den<br />

Kopf“, sagt sie. „Ich habe immer<br />

mein Ding gemacht. Man hat in mir<br />

nicht den vorbildlichen, fleißigen<br />

Athleten gesehen.“ Sie hätte sich<br />

mehr Unterstützung gewünscht.<br />

Ohne die finanzielle und organisatorische<br />

Hilfe, die ein Nationalspieler<br />

genießt, war eine internationale<br />

Karriere unmöglich. Versucht<br />

hat sie es dennoch. „Aber aufgrund<br />

der Finanzen nie mit 100 Prozent.<br />

Natürlich denkt man da manchmal<br />

zurück und fragt sich, was wäre<br />

wenn?“, gibt Gernert zu. Sie bereut<br />

aber nichts, „alleine schon, weil ich<br />

Will jetzt von der Jüngeren lernen: Melanie Gernert.<br />

IMAGO IMAGES/FELIX KÖNIG<br />

ten Erfolg, als sie mit Tatjana Zautys<br />

Zweite bei den Deutschen Meisterschaften<br />

wurde.Auf der Tour istGernert<br />

beliebt, seit 2018 vertritt sie die<br />

Interessen ihrer Mitstreiter als Spielervertreterin<br />

und setzt sich für die<br />

Weiterentwicklung des Beachvolleyballs<br />

ein.<br />

„Mir war es wichtig, bei meinem<br />

Comeback eine erfahrene und<br />

gleichzeitig sehr ambitionierte Parthier<br />

meine Verlobte kennengelernt<br />

habe. Ich bin ein Herzensmensch.“<br />

Sie fing ein BWL-Studium an der<br />

Humboldt-Uni in Berlin an und konzentrierte<br />

sich auf die Beach-TurniereinDeutschland.<br />

In der nationalen Serie gibt es<br />

keine Spielerin, die so erfolgreich ist<br />

wie Gernert. 43 Medaillen hat die<br />

Athletin gesammelt, darunter zwölf<br />

goldene. 2017 feierte sie ihren größnerin<br />

an meiner Seite zu haben, so<br />

dass ich mich zunächst einmal voll<br />

auf mein Spiel konzentrieren kann“,<br />

schrieb KiraWalkenhorst bei derVerkündung<br />

ihrer Wahl. Als ihrefrühere<br />

Partnerin Laura Ludwig, mit der sie<br />

alle Titel gewann, eine Babypause<br />

einlegte, spielte Walkenhorst mit<br />

Nachwuchs-Hoffnung Leonie Körtzinger.<br />

Inder Konstellation war sie<br />

die Erfahrene, die die Jüngere leiten<br />

sollte. Mit Melanie Gernert wählte<br />

die 29-Jährige die sichereVariante.<br />

„Für mich muss sie keine Leitfigur<br />

sein, bei mir muss sie nicht auf irgendwelche<br />

Gefühle oder Techniken<br />

achten“, sagt Gernert. Dazu kommt,<br />

dass die beiden Spielerinnen, seit sie<br />

2011 schon mal sieben Turniere gemeinsam<br />

absolvierten, gut befreundet<br />

sind. „Damals war Kira noch der<br />

Neulingund ich die Erfahrene,“ erinnert<br />

sich Gernert, „in der Zwischenzeit<br />

hat sie einfach alles gewonnen,<br />

jetzt kann ich vonihr lernen. Darauf<br />

freue ich mich am meisten: zu<br />

schauen, wie es die Großen machen.“<br />

Um regelmäßig mit Walkenhorst<br />

trainieren zu können, schraubt die<br />

<strong>Berliner</strong>in ihren Jobbei einem Cashback-Portal<br />

auf eine Teilzeit-Stelle<br />

zurück. Walkenhorst, in Hamburg<br />

Mutter von Drillingen, und Gernert<br />

wollen abwechselnd in beiden Städten<br />

trainieren, Anfang März soll es<br />

ins Trainingslager gehen. Zunächst<br />

wird der Fokus auf der nationalen<br />

Tour liegen. „Wir wollen aber auch<br />

auf die Turniereimnäheren Ausland<br />

schauen. So ein internationales Kräftemessen<br />

wäre interessant, um auszutesten,<br />

wo man steht“, so Gernert.<br />

Für KiraWalkenhorst könnte 2020<br />

ein Übergangsjahr werden, auch um<br />

zu sehen, wie weit es noch gehen<br />

kann. Im Januar 2019 hatte sie nach<br />

anhaltenden körperlichen Problemen<br />

ihr Karriereende angekündigt.<br />

EinEssener Heilpraktiker behob ihre<br />

Schmerzen. DieOlympischen Spiele<br />

2024 sind das Fernziel der Weltmeisterin<br />

von 2017. Ob sie die mit Melanie<br />

Gernert angeht, ist offen. Erfahrungsgemäß<br />

werden sich nach<br />

Olympia im kommenden Jahr viele<br />

Spielerinnen neu sortieren, einige<br />

ihre Karrieren beenden. Gernerts<br />

Zusammenarbeit mit Walkenhorst<br />

ist zunächst auf ein Jahr ausgelegt:<br />

„Wir wollen da einfach guten Beachvolleyball<br />

spielen, Spaß haben und<br />

schauen, was dabei herauskommt“,<br />

sagt die <strong>Berliner</strong>in.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 21 *<br />

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Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

Spandaus Wasserballer<br />

gegen Szolnok unter Druck<br />

WASSERBALL. DieWasserfreunde<br />

Spandau 04 stehen vordem letzten<br />

Spiel des Jahres zum Abschluss der<br />

Champions-League-Hinrunde gegen<br />

das ungarische Spitzenteam<br />

Szolnoki Dosza unter Druck. Wie<br />

den Gästen würde den <strong>Berliner</strong>nam<br />

Freitag (19 Uhr, Schwimmhalle<br />

Schöneberg) ein Sieg helfen, um<br />

Chancen auf einen Top-Vier-Rang zu<br />

wahren, der zum Einzug in das Finale<br />

des Königswettbewerbs 2020<br />

berechtigt. Aktuell ist SzolnokVierter<br />

(9 Punkte), Spandau Fünfter (5).<br />

Erneute Chance für<br />

Eisenbichler in Klingenthal<br />

SKISPRINGEN. Diedeutschen Skispringer<br />

treten beim Heim-Weltcup<br />

in Klingenthal mit dem formschwachen<br />

Markus Eisenbichler an. „Wir<br />

werden mit Markus geduldig weiterarbeiten.<br />

Er braucht noch etwas<br />

Zeit“, sagte Bundestrainer Stefan<br />

Horngacher vorden Springen am<br />

Wochenende.Dreifach-Weltmeister<br />

Eisenbichler hat in den bisherigen<br />

vier Einzelwettbewerben der Saison<br />

dreimal Durchgang zwei verpasst.<br />

Ferrari stellt neues Auto am<br />

11. Februar vor<br />

FORMEL 1. Sebastian Vettel und Ferrari<br />

werden ihren Formel-1-Wagen<br />

für die neue Saison am 11. Februar<br />

des kommenden Jahres präsentieren.<br />

„Wir stellen das Auto früher als<br />

die anderen Teams vor, weil wir ein<br />

intensives Testprogramm geplant<br />

haben“, sagte Teamchef Mattia Binotto<br />

im Interview mit SkySportam<br />

Donnerstag. DieScuderia ist der bisher<br />

einzige Rennstall, der seinen Präsentationstermin<br />

bekanntgegeben<br />

hat. Dasneue Auto sei eine Entwicklung<br />

des Boliden der Anfang Dezember<br />

abgelaufenen Saison.<br />

Einen Sieg gegen Kiel feierndie Füchse schon mal etwas ausgiebiger.<br />

Ein besonderer Abend<br />

Die Handballer der Füchse Berlin schlagen zum ersten Mal seit neun Jahren den THW Kiel<br />

VonCarolin Paul<br />

Es dauerte genau 83 Sekunden,<br />

bis das Trikot des<br />

Kielers Harald Reinkind bei<br />

der Zerreißprobe scheiterte,nachdem<br />

ihn Mijajlo Marsenic<br />

aggressiv in seinem Angriff gestoppt<br />

hatte. Zwei Minuten später erhielt<br />

der Serbe von den Füchsen nach einer<br />

weiteren Abwehraktion die<br />

Gelbe Karte. Marsenic und seine Kollegen<br />

machten von Beginn an deutlich,<br />

dass sie bereit für einen großen<br />

Kampf waren. Der Rekordmeister<br />

nahm die Herausforderung an, doch<br />

am Ende behielt Berlin die Oberhand<br />

und gewann dieses Spitzenspiel<br />

29:28(12:17).<br />

„Ich will heute nichts analysieren<br />

oder viel erklären. Ich bin einfach<br />

nur glücklich und stolz, diese Mannschaft<br />

trainieren zu dürfen“, sagte<br />

Trainer Velimir Petkovic nach dem<br />

ersten Sieg der Füchse gegen Kiel<br />

nach neun Jahren.<br />

Petkovics Schützlinge waren gut<br />

in der Defensivegestartet. Siezwangen<br />

die Kieler mehrmals zum Zeitspiel,<br />

dennoch gelang den Gästen<br />

wiederholt ein Torerfolg. Aus dem<br />

Rückraum, von Außen, im Gegenstoß<br />

–die Füchse fanden kein Mittel.<br />

Nach 15 Minuten war der Rückstand<br />

bereits bei vier Treffern angelangt<br />

und stieg trotz eines Zwischenspurts<br />

bis zur Halbzeit weiter an.<br />

Fünf Minuten vor der Pause signalisierte<br />

die Anzeigetafel nur noch<br />

ein TorRückstand, doch die Füchse<br />

verloren wieder den Faden. Auch der<br />

Torhüterwechsel von Martin Ziemer<br />

auf Fredrik Genz blieb ohne die erhoffte<br />

Impulsgebung. Sogar der mit<br />

Knieproblemen verletzte Silvio Heinevetter<br />

mischte sich ein und gab<br />

dem 22-Jährigen vonderTribüne aus<br />

Hilfestellung. Es half alles nichts.<br />

In der zweiten Halbzeit stand Ziemer<br />

wieder zwischen den Pfosten,<br />

und es schien, als ob die Mannschaft<br />

ihren anfänglichen Kampfgeist wiederentdeckt<br />

habe. Der zuvor durch<br />

Frustschreie auffällige Hans Lindberg<br />

traf zum 13:17, bevor der frisch<br />

eingewechselte Kevin Struck zweifach<br />

im Gegenstoß erhöhte.<br />

Rotfür Marsenic<br />

Dann folgte wieder ein harter Moment.<br />

Marsenic holte den nächsten<br />

Kieler aus der Luft und sah Rot –für<br />

ein Foul, das wenige Minuten zuvor<br />

auf der anderen Seite nicht geahndet<br />

worden war.Die Strafe war entscheidend,<br />

jedoch nicht auf die erwartete<br />

Weise. Die Schiedsrichter machten<br />

sich unbeliebter, die Halle wurde<br />

laut. Danach quittierte das Publikum<br />

jede Entscheidung mit Buhrufen<br />

und Pfiffen, die eigene Mannschaft<br />

wurde umso energischer angefeuert.<br />

IMAGO IMAGES/MARIO STIEHL<br />

DieFüchse sogen die Unterstützung<br />

auf und kämpften sich weiter heran.<br />

In der 48. Minute gelang der Ausgleich,<br />

auch weil Ziemer im Toreinige<br />

wichtige Bälle festhalten konnte<br />

und Tempogegenstöße dadurch ermöglichte.Inder<br />

50. Minute parierte<br />

er einen Strafwurf und sicherte das<br />

24:24. Anschließend verwandelte Jacob<br />

Holm drei Würfe in Serie und<br />

erarbeitete die erste zwei Tore-Führung<br />

(27:25).<br />

„Die Rote Kartehat bei uns etwas<br />

bewirkt. Danach haben wir als<br />

Mannschaft enger zusammengestanden.<br />

Und mit dem Publikum<br />

hier ist es immer etwas Besonderes“,<br />

sagte Holm, der mit acht Treffernerfolgreichster<br />

Schütze der Partie war.<br />

Doch der entscheidende Augenblick<br />

gehörte dem Schlussmann. In der<br />

letzten Sekunde hielt er einen Wurf<br />

von Nikola Bylik und wurde zum<br />

Held des Abends.<br />

Abstand zu<br />

Play-off-Platz<br />

wächst<br />

Alba unterliegt in der<br />

Euroleague Khimki Moskau<br />

Alba Berlin hat in der Basketball-<br />

Euroleague die neunte Niederlage<br />

kassiert. Das Team von Trainer<br />

Aito Garcia Reneses unterlag dem<br />

russischen Spitzenklub Khimki Moskau<br />

am Donnerstagabend auswärts<br />

87:104 (51:54). Bei einer Bilanz von<br />

4:9-Siegen stehen die <strong>Berliner</strong> nun<br />

bereits drei Erfolge hinter den Playoff-Plätzen.<br />

Bester <strong>Berliner</strong> Werfer<br />

war Rokas Giedraitis mit 17 Punkten,<br />

bei Khimki bot der ehemalige Bayern-Profi<br />

Devin Booker mit 24 Zählern<br />

und zehn Rebounds eine überragende<br />

Vorstellung.<br />

Auch ohne die weiterhin verletzten<br />

Tim Schneider, Johannes Thiemann,<br />

Tyler Cavanaugh und Stefan<br />

Peno startete Alba couragiert indie<br />

Partie und hielt zunächst starkdagegen.<br />

Anfang des zweiten Viertels erspielte<br />

sich der Bundesligist sogar<br />

eine zweistellige Führung (35:23).<br />

Doch nun kamen die offensivstarken<br />

Russen um die früheren NBA-Profis<br />

Alexej Schwed und Jonas Jerebko<br />

besser ins Spiel. Sie drehten den<br />

Rückstand noch in eine Pausenführung.<br />

Schwache Trefferquote<br />

„Sie haben vonder Dreierlinie besser<br />

getroffen und waren plötzlich im<br />

Flow.Und wir hatten ein paar unnötige<br />

Fouls“, sagte Alba-Kapitän Niels<br />

Giffey auf Magentasportzuder Moskauer<br />

Aufholjagd. Die<strong>Berliner</strong> konnten<br />

auch nach der Halbzeitpause<br />

nicht an die Leistung der Anfangsphase<br />

anknüpfen, trafen nur noch<br />

schwach aus dem Feld und gerieten<br />

nach einem 8:0-Lauf der Gastgeber<br />

mit elf Punkten ins Hintertreffen<br />

(51:62). Alba gab sich in der Folge<br />

zwar nicht auf, der Moskauer Erfolg<br />

geriet nun aber zu keinem Zeitpunkt<br />

mehr in Gefahr. (dpa)<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

Bundesliga, 15. Spieltag<br />

Hoffenheim −FCAugsburg Fr., 20.30<br />

München−SVWerderBremen Sa., 15.30<br />

Hertha BSC−SCFreiburg Sa., 15.30<br />

Mainz 05 −Bor.Dortmund Sa., 15.30<br />

1. FC Köln−Leverkusen Sa., 15.30<br />

SC Paderborn−Union Berlin Sa., 15.30<br />

Düsseldorf−RBLeipzig Sa., 18.30<br />

VfL Wolfsburg−M'gladbach So., 15.30<br />

FC Schalke04−Eintr.Frankfurt So., 18.00<br />

1 M'gladbach 14 30: 16 31<br />

2 RB Leipzig 14 39: 16 30<br />

3 Bor.Dortmund 14 33: 19 26<br />

4 FC Schalke04 14 25: 18 25<br />

5 SC Freiburg 14 24: 17 25<br />

6 Leverkusen 14 22: 18 25<br />

7 München 14 35: 20 24<br />

8 Hoffenheim 14 19: 23 21<br />

9 VfL Wolfsburg 14 15: 14 20<br />

10 Union Berlin 14 18: 19 19<br />

11 Eintr.Frankfurt 14 24: 22 18<br />

12 FC Augsburg 14 20: 26 17<br />

13 Mainz 05 14 20: 34 15<br />

14 SV Werder Bremen 14 22: 29 14<br />

15 Hertha BSC 14 20: 29 12<br />

16 Düsseldorf 14 16: 29 12<br />

17 SC Paderborn 14 17: 32 8<br />

18 1. FC Köln 14 12: 30 8<br />

Zweite Bundesliga, 17. Spieltag<br />

VfL BochumHannover96<br />

Fr.,18.30<br />

Erzg.AueRegensburg Fr., 18.30<br />

HeidenheimArm. Bielefeld Sa., 13.00<br />

FC St. PauliSV Wehen Sa., 13.00<br />

Karlsruher SCGr.Fürth Sa., 13.00<br />

NürnbergKiel So., 13.30<br />

SandhausenHamburger SV So., 13.30<br />

VfL OsnabrückDyn. Dresden So., 13.30<br />

Darmstadt 98VfB Stuttgart Mo., 20.30<br />

Regionalliga, 19. Spieltag<br />

Auerbach−Altglienicke<br />

Fr.,18.30<br />

Viktoria −Chemie Leipzig Fr., 19.00<br />

Cottbus−Hertha II Sa., 13.30<br />

Rathenow−Lichtenberg 47 Sa., 13.30<br />

Meuselwitz−Halberstadt Sa., 13.30<br />

Lok Leipzig −RWErfurt So., 13.30<br />

Nordhausen−Babelsberg So., 13.30<br />

<strong>Berliner</strong> AK−Fürstenwalde So., 13.30<br />

Dynamo −Bischofswerda So., 13.30<br />

Späte Erlösung<br />

Die Eisbären bezwingen die Düsseldorfer EG 3:1<br />

VonChristian Kattner<br />

Der Monat Dezember war bislang<br />

kein guter gewesen für die Eisbären.<br />

Alle drei Spiele hatten die <strong>Berliner</strong><br />

vordem Donnerstagabend verloren<br />

und dabei 16 Gegentore hinnehmen<br />

müssen. Gut vier Minuten<br />

vor dem Ende des Spiels gegen die<br />

Düsseldorfer EG war klar, dass diese<br />

Negativserie endet. Im Schlussdrittel<br />

traf zunächst James Sheppard doppelt,<br />

bevor Maxim Lapierre mit seinem<br />

Treffer zum 3:1 für die Entscheidung<br />

und den Sieg sorgte.<br />

Noch nach dem Abschlusstraining<br />

hatte Trainer Serge Aubin betont,<br />

dass die drei Niederlagen zuvor<br />

nicht über die bisher positiveSaison<br />

hinwegtäuschen sollten. Die jüngsten<br />

Defensivprobleme seiner Mannschaft<br />

konnte aber selbst er nicht<br />

schönreden. Denn auch gegen die<br />

DEG waren diese zu beobachten, zumindest<br />

am Anfang. Nach gerade<br />

mal 71 Sekunden lag sein Team 0:1<br />

hinten. Ryan McKiernans Pass von<br />

der eigenen blauen Linie geriet ein<br />

wenig zu ungenau, und Luke Adam<br />

hatte im Duell mit dem zuletzt stark<br />

kritisierten Torwart Sebastian Dahm<br />

keine Probleme.<br />

Undauch nach dem 0:1 taten sich<br />

die Eisbären-Verteidiger weiterhin<br />

im eigenen Spielaufbau schwer, zudem<br />

konnte der Angriff für keine<br />

Entlastung sorgen. In den vorangegangenen<br />

drei Spielen brachte der<br />

Angriff ordentlich Unterhaltung, an<br />

diesem Abend war von der gefürchteten<br />

EHC-Offensive anfangs nicht<br />

viel zu sehen. Erst gegen Ende des<br />

ersten Drittels wurden die Gastgeber<br />

etwas genauer, scheiterten aber mit<br />

ihren Schüssen. Das machte auch<br />

Frank Hördler Mut, doch der Eisbären-Verteidiger<br />

mahnte auf demWeg<br />

in die Kabine zur Vorsicht: „Vor dem<br />

Torsind sie gefährlich, da müssen<br />

wir aufpassen.“<br />

Genau das versuchten die Eisbären<br />

nach der Drittelpause umzusetzen.<br />

Und auch die Angriffsbemühungen<br />

wirkten nun etwas zielstrebiger.Das<br />

Problem der Eisbären trug<br />

in den ersten beiden Dritteln aber<br />

ein gelbes Trikot mit der Nummer 35.<br />

Werauch immer aufseiten der <strong>Berliner</strong><br />

auf den Kasten schoss, der ehemalige<br />

EHC-Keeper Mathias Niederberger<br />

parierte alle 25 Versuche und<br />

schien an diesem Abend zunächst<br />

unüberwindbar zu sein. Trotzdem<br />

sah das Spiel der Eisbären nicht nur<br />

offensiv,sondernauch defensiv besser<br />

aus.Auch im Vergleich zu den vorangegangenen<br />

Spielen, in denen<br />

die <strong>Berliner</strong> nach zwei Abschnitten<br />

schon jeweils mehr Tore kassierthatten.<br />

Sheppardtrifft doppelt<br />

Die Kontrolle über die Partie hatten<br />

die <strong>Berliner</strong> im zweiten Drittel gewonnen,<br />

im Schlussabschnitt sollte<br />

es dann endlich auch mit den eigenen<br />

Toren klappen. Diesmal war es<br />

Fehler im Aufbauspiel der Gäste,der<br />

für einen schnellen Gegenangriff der<br />

Eisbären sorgte und an dessen Ende<br />

James Sheppard zum mittlerweile<br />

verdienten Ausgleich traf (44.). Die<br />

<strong>Berliner</strong> blieben am Drücker und<br />

feuerten einen Schuss nach dem anderen<br />

ab. Das nun deutlich verbesserte<br />

Spiel wurde durch die 2:1-Führung<br />

durch einen Überzahltreffer<br />

von Sheppard belohnt (49.). Maxim<br />

Lapierre sorgte gut vier Minuten vor<br />

dem Ende für die Entscheidung.<br />

Unsere Ärztin Katharina von Goldacker<br />

untersucht im Südsudan ihre Patientin<br />

Nyajuok Thot Tap, die im achten Monat<br />

schwanger ist. ©Peter Bräunig<br />

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das sterile Material für fünf Geburten. Ohne dieses<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 – S eite 22 *<br />

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Sport<br />

Olympia in Berlin<br />

Halbnackte<br />

Tatsachen<br />

Christian Schwager<br />

sagt weitreichende<br />

Reformen im Sportvoraus.<br />

Inspiriertvon der weltumspannenden<br />

Bewegung „Fridays for Future“<br />

zieht der organisierte Sport<br />

jetzt nach. Noch ist es nicht offiziell,<br />

aber ein Name offenbar bereits gefunden:<br />

„Thursdays for future“. Am<br />

Donnerstag jedenfalls gaben die Organisatoren<br />

der Olympischen Spiele<br />

2024 in Paris bekannt, dass sie die<br />

Wettbewerbe im Surfen nach Tahiti<br />

verlegen werden. Die Zustimmung<br />

des IOC gilt als Formsache,somit hat<br />

sich der Ort Teahupoo gegen die<br />

Konkurrenten Biarritz, Lacanau,<br />

Landes und La Torche an der französischen<br />

Atlantikküste durchgesetzt.<br />

„Auf diese Art wird Polynesien,<br />

wo das Surfen begann, ein Stück<br />

Ehre zurückgegeben“, sagt Lionel<br />

Teihotu, Präsident des Surfverbandes<br />

Tahitis, und unterstreicht damit,<br />

dass die 15 760 Kilometer, die nach<br />

der Eröffnungsfeier in Paris von den<br />

olympischen Surfern bis nach Französisch-Polynesien<br />

zurückzulegen<br />

sind, das globale Klima deutlich verbessern.<br />

Zunächst vor allem unter<br />

Sportfunktionären, die sich darüber<br />

freuen, kostspielige Veranstaltungen<br />

beherbergen zu dürfen.<br />

Bobfahren in St.Petersburg<br />

Bereits am kommenden Donnerstag<br />

könnten die Aktivisten von „Thursdays<br />

for future“ mit einer weiteren<br />

spektakulären Aktion für Aufsehen<br />

sorgen. Sollten sich Gerüchte aus Hilo<br />

bewahrheiten, finden dortauf BigIsland,<br />

Hawaii, die Winterspiele 2030<br />

statt. Damit wäre sichergestellt, dass<br />

die Bob-Wettbewerbe im 12 000 Kilometer<br />

entfernten St. Petersburg ausgetragen<br />

werden können, wo sie<br />

schließlich im 17. Jahrhunderterfunden<br />

wurden. Vordiesem Hintergrund<br />

ist nun auch endlich klar,warum Berlin<br />

seine halbherzigen Bemühungen<br />

um die Spiele 2036 noch einmal überdenkt.<br />

In einer Distanz von15000 Kilometernfand<br />

das Bewerbungskomitee<br />

bisher kein Land, das die Erfindung<br />

einer nennenswerten sportlichen<br />

Betätigung für sich reklamiert.<br />

Dagegen soll eine Organisation<br />

namens Swiss Olympic für Donnerstag,<br />

den 26. Dezember, eine weitreichende<br />

Initiative angedroht haben.<br />

Diese zielt darauf ab,Olympia dauerhaft<br />

stationär in die Schweiz zu verlegen,<br />

weil die ohnehin alles erfunden<br />

hat. Während Kritiker präventiv<br />

davor warnen, leichtfertig in Klischees<br />

zu verfallen, regt sich unter<br />

den hartnäckigsten Befürwortern<br />

von überteuerten Großprojekten in<br />

Berlin wieder leise Hoffnung.<br />

Umfragen zufolge hält sich über<br />

Deutsche im Ausland ja dasVorurteil,<br />

sie würden präzise arbeiten, permanent<br />

Bier trinken und öfter nackt sein<br />

als nötig. Vielleicht wird esdoch etwas<br />

mit Olympia in der deutschen<br />

Hauptstadt, 2040 womöglich. Vorausgesetzt,<br />

Darts ist bis dahin olympisch.<br />

Grüne Welle: ein Surfer in gewagter Fahrt<br />

vor der Küste von Tahiti.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Unions Christopher Trimmel sieht bei seiner Mannschaft eine Entwicklung,die noch lange nicht abgeschlossen ist.<br />

Hunger auf Entwicklung<br />

Warum der 1. FC Union das Spiel in Paderborn nicht auf die leichte Schulter nehmen will<br />

VonMathias Bunkus<br />

Gegenwart: Nach auskurierten<br />

Muskelproblemen steht<br />

Innenverteidiger NevenSubotic<br />

wieder zur Verfügung.<br />

Dafür dürfte Routinier<br />

Michael Parensen wohl wieder<br />

auf der Bank Platz nehmen.<br />

SUBOTIC KEHRT ZURÜCK<br />

Vergangenheit: Paderborn<br />

ist nach Düsseldorf der Klub,<br />

mit dem sich Union seit der<br />

Wiedervereinigung am meisten<br />

duellierte. Die Bilanz dabei<br />

ist negativ: Fünf Siegen<br />

stehen neun Niederlagen in<br />

18 Partien gegenüber.<br />

Zukunft: In der ewigen Bundesligatabelle<br />

könnte Union<br />

bei einem Dreier in Ostwestfalen<br />

einen Sprung machen.<br />

Mit 22 Zählernwürdensie<br />

dann Lok Leipzig (20), Blau-<br />

Weiß ’90und Fürth<br />

(je 21 Zähler) überflügeln.<br />

Es gibt sie zu hauf, diese<br />

Fußballerfloskeln und<br />

Sprüche. Und natürlich ist<br />

das der in diesen Tagen<br />

beim 1. FC Union, in den Ländereien<br />

zwischen Wuhle und Müggelsee,<br />

auch nicht anders.Dortwirddie viel<br />

benutzte Mahnung vom schwersten<br />

Spiel bemüht. Ist jabekanntlich immer<br />

das nächste.<br />

Das war ja zuletzt schon gegen<br />

den 1. FC Köln der Fall, wie Christian<br />

Gentner nach dem mit 2:0 erfolgreich<br />

bestrittenen Match gegen die<br />

Domstädter in der Alten Försterei<br />

zugab. „Das war das wichtigste und<br />

von der Herangehensweise<br />

schwerste Spiel der Saison. Weil wir<br />

zum ersten Mal sorichtig in die Favoritenrolle<br />

geschoben wurden“,<br />

sagt der 34-Jährige.<br />

Gleiches droht den Eisernen natürlich<br />

an diesem Sonnabend (15.30<br />

Uhr), wenn sie bei Mitaufsteiger Paderborn<br />

gastieren. Die gefielen bislang<br />

zwar mit erfrischendem Offensivspiel,<br />

weniger aber mit ihrer<br />

Punktausbeute. Mühsam verdrängten<br />

sie am letzten Wochenende die<br />

Kölner auf den letzten Platz. Mitnur<br />

acht Zählern hecheln sie der Musik<br />

ziemlich hinterher und weisen derzeit<br />

gar elf Punkte Rückstand auf die<br />

Köpenicker auf. Ein Sieg an der<br />

Pader,und Union hätte wohl endgültig<br />

ein Team im Schlussranking hinter<br />

sich gelassen und müsste nur<br />

noch zwei weitere Kandidaten finden,<br />

um ein weiteres Jahr in<br />

Deutschlands Eliteliga reüssieren zu<br />

dürfen.<br />

Nun haben die Köpenicker trotz<br />

der tabellarischen Favoritenlage erneut<br />

das schwerste,weil ja nächstes,<br />

Spiel vorder Brust. Eine Bemerkung,<br />

die beim Kapitän ein Lächeln hervorruft.<br />

„Wir denken ja eh nur von<br />

Spiel zu Spiel. Manmuss mit der Favoritenrolle<br />

umgehen können. Aber<br />

wir unterscheiden nicht bei den<br />

Gegnern, egal ob das ein Großer oder<br />

ein vermeintlich Kleiner ist, der in<br />

der Tabelle hinter uns steht. Wir<br />

müssen jeden, der kommt, ernst<br />

nehmen“, sagt Christopher Trimmel.<br />

Ähnlich klingt das aus dem Mund<br />

seines Chefübungsleiters.„Noch haben<br />

wir gar nichts erreicht. Unser<br />

Ziel ist nach wie vor der Klassenerhalt“,<br />

wird Urs Fischer nicht müde<br />

zu betonen. Selbst die bisher geholten<br />

19 Punkte aus den ersten 14 Spielen<br />

– für Trimmel nicht die Miete<br />

„auch wenn das ein Superschritt<br />

war“ −sieht Fischer keinesfalls als<br />

Beruhigungspille an. Er verweist auf<br />

die erste Spielzeit der Ostwestfalen,<br />

die 2014/2015 die Halbserie auf Rang<br />

10 mit 19 Zählernbeendeten und am<br />

Ende als Schlusslicht mit 31 Punkten<br />

doch wieder in der Zweitklassigkeit<br />

mussten.<br />

Einsicherlich nicht ganz uninteressanter<br />

Hinweis. Aber einer der<br />

nicht berücksichtigt, dass zwischen<br />

Platz 10 und Rang 17 seinerzeit nur<br />

vier Zähler Differenz waren und sich<br />

mit Freiburg und Dortmund zwei<br />

Erfolg trotz Niederlage<br />

GETTY/SCHEIDEMANN<br />

qualitativ höherklassige Teams auf<br />

den Plätzen unter dem Strich tummelten.<br />

Fischer hat ohne Zweifel recht mit<br />

der Annahme, dass die Aufgabe gegen<br />

das Team von Steffen Baumgart<br />

alles andere als ein Selbstgänger<br />

wird. Favoritenlage hin oder her.Davon<br />

zeugen schon die letzten drei<br />

Partien, als der SCP gegen Dortmund<br />

beim 3:3 kurz vor einem Auswärtsdreier<br />

stand, in der Woche darauf<br />

Leipzig beim 2:3 nach der Pause<br />

phasenweise herspielte oder jüngst<br />

in Bremen mit einem 1:0 drei Punkte<br />

entführt wurden. „Das ist eine<br />

Mannschaft mit horrendem Tempo.<br />

Die vier da vorne sind alle sehr, sehr<br />

schnell. Gerade ihr Umschaltspiel ist<br />

sehr gefährlich. Da brauchst du eine<br />

Antwort drauf“, sagt Fischer mahnend.<br />

DasGuteaber ist, dass Union nun<br />

gewarnt ist, dass ein Schlendrian<br />

eher nicht Einzug halten wird. Die<br />

Eisernen haben noch lange nicht genug<br />

und sehen sich noch nicht am<br />

Limit, wenn man den Worten ihres<br />

Kapitäns Glauben schenken darf:<br />

„Dieser Hunger, sich weiter zu entwickeln,<br />

ist einfach da und wenn du<br />

dich weiter entwickelst, macht das<br />

noch mehr Spaß. Wir werden nicht<br />

nachlassen. Wir ziehen jetzt auch<br />

über 90 Minuten unser Ding durch,<br />

war ja nicht immer so der Fall“,<br />

meinte Trimmel mit Blick auf das<br />

erste Saisonviertel.<br />

Eintracht Frankfurt reicht ein 2:3 gegen Vitoria Guimarães, um in die nächste Runde der Europa League einzuziehen<br />

Eintracht Frankfurt ist mit viel<br />

Glück und trotz einer 2:3 (2:1)-<br />

Niederlage gegen Vitoria Guimarães<br />

in die K.-o.-Runde der Europa<br />

League eingezogen. Da der FC Arsenal<br />

im Parallelspiel ein 2:2 bei Standard<br />

Lüttich erkämpfte, reichte es<br />

mit neun Punkten zum zweiten Rang<br />

für die Frankfurter in Gruppe Fhinter<br />

den Londonernmit elf Punkten.<br />

Im 20. Europa-League-Spiel der<br />

Hessen in diesem Jahr hatten Danny<br />

da Costa (31.) und Daichi Kamada<br />

(38.) am Donnerstag innerhalb von<br />

sieben Minuten die Partie zwischenzeitlich<br />

gedreht, doch nach einer<br />

desaströsen Schlussphase reichte es<br />

nicht einmal zum Punktgewinn, weil<br />

Musrati (85.) und Marcus Edwards<br />

(87.) mit ihren TorenFrankfurter Abwehrschwächen<br />

bestraften.<br />

Gleich zu Beginn hatte Rochinha<br />

(8.) den 47 000 Zuschauern inder<br />

ausverkauften Frankfurter Arena einen<br />

kräftigen Schock versetzt, als er<br />

nach einem nicht geahndeten Foul<br />

an Sebastian Rode in der Frankfurter<br />

Hälfte zur Führung der in der Gruppenphase<br />

bisher sieglosen Gäste aus<br />

Portugal eingeschossen hatte. Die<br />

Proteste der Eintracht-Profis verhallten<br />

ungehört, einen Video-Assistenten<br />

gibt es in der Europa League erst<br />

ab der K.o-Runde.<br />

Sebastian Rode, inder Startaufstellung,<br />

obwohl er beim vergangenen<br />

Bundesliga-Spiel gegen Hertha<br />

BSC (2:2) verletzt ausgewechselt<br />

worden war, trieb sein Team bis zu<br />

seiner Auswechslung nach 78 Minuten<br />

immer wieder an. Doch erst nach<br />

einer halben Stunde ließ Vitoria-<br />

Keeper Miguel Silva einen Kopfball<br />

von da Costa aus rund 17 Metern<br />

durch die Hände ins eigene Torflutschen.<br />

Vondaanlief es besser für die<br />

Eintracht, nachdem lange Zeit den<br />

Pässen die Präzision gefehlt hatte.<br />

Kamada verwertete noch in der ersten<br />

Halbzeit eine flache Eingabe von<br />

Filip Kostic zurFührung.<br />

Das gesamte Spiel über stand die<br />

Frankfurter Bank inVerbindung zum<br />

Duell vonStandardLüttich mit Arsenal,<br />

da die Belgier den Frankfurtern<br />

den Einzug in die K.-o.-Runde der<br />

besten 32 Teams hätten verderben<br />

können. Der wird sich nun für die<br />

Eintracht auch finanziell lohnen,<br />

denn der zweite Gruppenrang wird<br />

500 000 Euro, der Einzug ins Sechzehntelfinale<br />

mit weiteren 500 000<br />

Euro belohnt. Die Auslosung erfolgt<br />

am Montag. Damit addieren sich die<br />

Einnahmen aus der Gruppenphase<br />

und dem Antrittsgeld für die Europa<br />

League von2,75 Millionen auf insgesamt<br />

rund 5,5 Millionen Euro. (dpa)<br />

„Wir hatten im<br />

Sommer Zeit,<br />

alles zu lernen“<br />

Herthas Marvin Plattenhardt<br />

gibt sich selbstkritisch<br />

Herr Plattenhardt, Hertha hat mit<br />

Jürgen Klinsmann einen neuen Trainer<br />

und Sie spielen plötzlich wieder.<br />

Das müsste Ihnen bekannt vorkommen.<br />

Vorfünf Jahren war es ähnlich.<br />

Bei Jos Luhukay kamen Sie kaum zu<br />

Einsätzen, unter Nachfolger PalDardai<br />

wurden SieNationalspieler …<br />

Damals war es eine andereSituation.<br />

Das kann man nicht Eins-zueins<br />

vergleichen. Unter Ante Covic<br />

hatte ich zwar wenig Spielzeit. Ich<br />

hatte aber auch viel mit Verletzungen<br />

zu tun, die haben mich in den<br />

entscheidenden Phasen zurückgeworfen.<br />

Klinsmann ist ein großer Name im<br />

Weltfußball. Wasmacht er anders?<br />

Wir Spieler hören zu und versuchen<br />

das umzusetzen, was vomTrainer<br />

gefordert wird. Es gibt ein paar<br />

neue Pläne,ein paar neue Trainingsmethoden.<br />

Er istfür Siebereits der vierte Hertha-<br />

Coach. Worin unterscheiden sich Luhukay,<br />

Dardai,Covic und er?<br />

Das ist eine schwierige Frage. Ich<br />

will auch gar nicht so sehr vergleichen.<br />

Es gibt sicher Trainer,die mehr<br />

auf einen stehen und es gibt Trainer,<br />

die vielleicht weniger auf dich stehen.<br />

So war es am Anfang, als ich zu<br />

Hertha kam. Jeder Trainer hat seine<br />

eigenen Ansätze, seineStärken, jeder<br />

hat seine eigene Spielphilosophie.<br />

WirSpieler müssen das umsetzen.<br />

Sie hatten 2017 und 2018 ihren großen<br />

Karrieresprung, Confed Cupund<br />

WM. Wiedenken Siejetzt darüber?<br />

DieWMwar unglücklich, weil wir<br />

früh ausgeschieden sind. Ich durfte<br />

einmal gegen Mexiko spielen. Für<br />

mich war das trotzdem eine interessante<br />

Zeit, obwohl es mit dem frühen<br />

Ausscheiden ein negatives Ende<br />

nahm. Mich hat espersönlich weitergebracht.<br />

So ein großes Turnier<br />

spielen zu dürfen, schafft auch nicht<br />

jeder.Darauf bin ich stolz.<br />

DasDFB-Team war in der Krise, Hertha<br />

ist es jetzt. Können Sie sich erklären,<br />

warum die Blau-Weißen so weit<br />

unten in der Tabelle stehen?<br />

Wir hatten im Sommer die Zeit<br />

das neue, offensivere System einzustudieren.Wirhaben<br />

in einigen Spielen<br />

auch gezeigt, dass wir es umsetzen<br />

können. Nur ging es letztlich<br />

nicht so richtig auf. Woran esgenau<br />

gelegen hat, kann ich nicht sagen.<br />

Sonst hätten wir ja etwas dagegen<br />

gemacht. Und dann hätten wir jetzt<br />

auch nicht so viel Trubel.<br />

Morgen geht es im Olympiastadion<br />

gegen den SC Freiburg. Wie gelingt<br />

der wichtige Sieg?<br />

Wir wollen die drei Punkte in jedem<br />

Fall in Berlin behalten. Danach<br />

haben wir mit Leverkusen und Gladbach<br />

zwei weitere schwierige Gegner.<br />

Aber wir gehen positiv in die<br />

letzten Wochen des Jahres. (WH.)<br />

Marvin Plattenhardt gehörtwieder zu<br />

Herthas Stammbesetzung. IMAGO/HUEBNER


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 – S eite 23<br />

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Feuilleton<br />

Neo-Noir:<br />

Edward Nortos Film<br />

„Motherless Brooklyn“<br />

Seite 26<br />

„Woist das Rufen, das Kichern, das Weinen?“<br />

Ulrich Seidler über die Dramatisierung der Texte von Ronald M. Schernikau in der Volksbühne Seite 26<br />

Weihnachten<br />

Unter<br />

dem Eis<br />

Susanne Lenz<br />

über hungernde<br />

Rentiere in Lappland<br />

Weihnachten ist längst ein globales<br />

Fest geworden. Das hat<br />

mit dem Kolonialismus der Briten zu<br />

tun und mit den US-Truppen im<br />

Zweiten Weltkrieg. Die angloamerikanische<br />

Kulturindustrie hat ihre<br />

Weihnachtsbräuche auch in Europa<br />

etabliert, am augenfälligsten in der<br />

Figur des dicken, rotgewandeten<br />

Santa Claus und seinem vonRentierengezogenen<br />

Schlitten.<br />

Keine Betriebsweihnachtsfeier,<br />

ohne dass sich nicht wenigstens einer<br />

einen Rentierhaarreif aufgesetzt<br />

hat, das Tier ziert Wollpullover, und<br />

auf Ebay finden sich unter dem<br />

Stichwort„Weihnachtliche Außendirektion“<br />

Rentiere mit Schlitten aus<br />

LED-Streifen, die in den Farben<br />

Warmweiß und Kaltweiß stimmungsvoll<br />

die dunklen Tage erleuchten<br />

sollen. Dafür braucht man nicht<br />

mal einen Vorgarten. In meiner<br />

Straße in Neukölln zieren diese Rentierschlitten<br />

bereits ein paar Balkone.Und<br />

„Rudy,the rednosed reindeer“<br />

ist als Weihnachtslied viel, viel<br />

bekannter als etwa „Dort zwischen<br />

Ochs und Eselein“.<br />

In der Realität aber geht es den<br />

Rentieren schlecht. Sie hungern,<br />

daran ist der Klimawandel schuld. In<br />

Lappland sind die durchschnittlichen<br />

Wintertemperaturen schneller<br />

gestiegen als sonst auf der Welt, um<br />

fast drei Grad. Das bedeutet, dass es<br />

in diesen Dezembertagen nicht nur<br />

schneit, sondern zwischendurch<br />

auch regnet. DieEisschicht, die dann<br />

auf dem Boden entsteht, ist für die<br />

Rentiere lebensgefährlich. Moose<br />

und Flechten sind noch da, die Tiere<br />

können ihr Futter aber nicht mehr<br />

erreichen. Die norwegische Regierung<br />

schickt Psychologen in die samischen<br />

Dörfer, denn dort steigt die<br />

Selbstmordrate. Und das nicht nur,<br />

weil der Futtermangel der Herden<br />

ein ökonomisches Problem ist. Es ist<br />

die Zerstörung ihrer Welt, die diese<br />

Menschen niederdrückt.<br />

Weiße Weihnachten, der Schneemann,<br />

das Rentier –die Ikonographie<br />

der Festtagszeit hat ihre Unschuld<br />

längst verloren.<br />

VonHarry Nutt<br />

Die am Mittwoch verkündete<br />

Einstellung der<br />

Kunstmesse Art Berlin<br />

hat selbst in den einschlägigen<br />

Fachkreisen nur noch ein<br />

Schulterzucken ausgelöst. Die Mitteilung<br />

der Kunstmesse Köln, ihr<br />

<strong>Berliner</strong> Engagement nach drei Jahren<br />

wieder zu beenden, folgt einer<br />

nachvollziehbaren und insgeheim<br />

schon erwarteten Konsequenz. Der<br />

Art Berlin, die unter dem Kölner Patronat<br />

auf die Messe ABC folgte, war<br />

es nie vergönnt, eine eigene Tradition,<br />

geschweige denn Anziehungskraft<br />

zu entfalten. Vielmehr blieb sie<br />

ein vonökonomischen Erwartungen<br />

angetriebener Satellit.<br />

Die demissionierenden Veranstalter<br />

halten sich denn auch mit leidenschaftlichen<br />

Bekundungen des<br />

Bedauerns zurück. Unter den gegebenen<br />

Bedingungen, ließ Gerald<br />

Böse,der Vorsitzende der Geschäftsführung<br />

der Koelnmesse verlauten,<br />

sehe man keine Möglichkeit, eine<br />

Veranstaltung zu realisieren,„die unseren<br />

Vorstellungen gerecht wird“.<br />

Ausschlaggebend für die Entscheidung<br />

seien die aktuellen Rahmenbedingungen<br />

in Berlin gewesen, „die<br />

insbesondere Planungssicherheit<br />

vermissen lassen“.<br />

Fremdeln in Tempelhof<br />

<strong>Berliner</strong> Flaute<br />

Aus für die Art Berlin: Die Kölner Messegesellschaft zieht sich zurück<br />

Für die ArtBerlin weist kein Wegmehr in die Zukunft.<br />

So formuliert man das wohl in Geschäftskreisen.<br />

Bei dem Versuch, die<br />

Verantwortung zu teilen, kam denn<br />

auch der <strong>Berliner</strong> Senat nicht ungeschoren<br />

davon. So sei die Nutzung<br />

des Standorts Tempelhof ab 2020<br />

nicht gesichert und das finanzielle<br />

Ergebnis nicht befriedigend gewesen.<br />

VonKöln aus betrachtet muss es<br />

immer ein wenig befremdlich gewirkt<br />

haben, dass selbst großen <strong>Berliner</strong><br />

Kulturereignissen die Gunst der<br />

öffentlichen Aufmerksamkeit nicht<br />

frei Haus zufliegt.<br />

Wasden Standort betrifft, waren<br />

gerade die weitläufigen räumlichen<br />

Arrangements in den Flughafenhallen<br />

eine eher gewöhnungsbedürftige<br />

Heimstatt für einen Ort des Kunsthandels.Dabei<br />

hatte gerade die Vorgängermesse<br />

ABC bewiesen, dass es<br />

durchaus möglich ist, den Charme<br />

einer Veranstaltung aus den wechselnden<br />

Örtlichkeiten des <strong>Berliner</strong><br />

Prinzips Zwischennutzung zu beziehen.<br />

In Tempelhof jedoch wurde<br />

man nie ganz den Eindruck los,dass<br />

das Messepublikum mit dem Standort<br />

fremdelt. Im Rahmen der <strong>Berliner</strong><br />

ArtWeek, die sich als ein Konglomerat<br />

von nebeneinander existierenden<br />

Einzelveranstaltungen präsentiert,<br />

fehlte es der Art Berlin fast<br />

zwangsläufig an Wiedererkennbarkeit<br />

und Eigensinn. Die Kölner Entscheidung<br />

dürfte alle weiteren Be-<br />

IMAGO<br />

mühungen erschweren, den Kunststandort<br />

Berlin auch als attraktiven<br />

Marktplatz zu etablieren, auch wenn<br />

seitens der ebenfalls im Rahmen der<br />

ArtWeek stattfindenden Messe Positions<br />

umgehend Bedauern ausgedrückt<br />

worden ist. „Mit jedem Jahr<br />

wuchs das Vertrauen in den <strong>Berliner</strong><br />

Kunstmarkt, den es in dieser Form<br />

erst seit Mitte der 90er-Jahre gibt“,<br />

hieß es in einer Stellungnahme.Jetzt<br />

sei der Zeitpunkt, „an dem Berlin die<br />

Zügel wieder in die Hand nehmen<br />

muss und sich zu seinem noch jungen,<br />

doch auch vielversprechenden<br />

und wachsenden Kunstmarktplatz<br />

bekennen sollte“. Daraus spricht vor<br />

allem der Versuch, sich selbst zu ermutigen.<br />

In der Vergangenheit jedenfalls<br />

hatte es hinter den Kulissen<br />

durchaus handfeste Rangeleien zwischen<br />

den beiden konkurrierenden<br />

Kunstmessen gegeben.<br />

Das vollmundig artikulierte Aufbruchsignal<br />

verkennt denn auch,<br />

dass sich gerade der Kunststandort<br />

Berlin nicht in der Situation vieler<br />

Start-up-Unternehmen befindet,<br />

sich mit ein paar guten Ideen und ein<br />

bisschen Mut einem wirtschaftlichen<br />

Wagnis hinzugeben.<br />

Kein Käufermarkt<br />

Bislang jedenfalls sind alle Bemühungen<br />

gescheitert, aus der Stadt der<br />

Künstler und Galerien auch eine bevorzugte<br />

Adresse für Sammler und<br />

Käufer zu machen. Im ökonomischen<br />

Jargon sprichtman voneinem<br />

Käufermarkt, den es in der Kunststadt<br />

Berlin seit der Vernichtung eines<br />

freien Kunstmarktes während<br />

der Zeit des Nationalsozialismus<br />

nicht mehr gegeben hat. Hinsichtlich<br />

des Kunsthandels befindet sich<br />

Berlin mit einem Bein noch tief in<br />

der Nachkriegsgeschichte, inderen<br />

Verlauf die großen Kunstgeschäfte in<br />

Köln und Basel oder auch in Miami<br />

gemacht wurden.<br />

Inzwischen lässt sogar die Anziehungskraft<br />

auf Künstler nach,<br />

weil der <strong>Berliner</strong> Immobilienmarkt<br />

kaum noch günstige Ateliers<br />

hergibt, die bis vor wenigen<br />

Jahren opulente Arbeitsbedingungen<br />

geboten haben. Was bleibt, ist<br />

die Neugier des <strong>Berliner</strong> Publikums,<br />

das immer wieder bereit ist,<br />

sich zu den entsprechenden Ereignissen<br />

wie dem jährlich stattfindenden<br />

GalleryWeekend –das wie<br />

die Art Berlin von Maike Cruse geleitet<br />

wird–und der alle zwei Jahre<br />

von wechselnden Kuratoren angeleiteten<br />

Berlin-Biennale einfach<br />

treiben zu lassen.<br />

HarryNutt<br />

betrachtet das Ausder Art<br />

Berlin als Marktsymptom.<br />

NACHRICHTEN<br />

Fünf deutsche Städte auf<br />

Shortlist für Kulturmetropole<br />

Fünf deutsche Städte haben es auf<br />

die Shortlist für die europäische Kulturhauptstadt<br />

2025 geschafft. Um<br />

den Titel können sich Chemnitz,<br />

Hannover, Hildesheim, Magdeburg<br />

und Nürnbergweiter bewerben. Die<br />

bisher noch vertretenen Städte Dresden,<br />

Gera und Zittau wurden nach<br />

Angaben der Jury vomDonnerstag in<br />

Berlin nicht berücksichtigt. Im<br />

Herbst 2020 soll dann die Stadt bestimmt<br />

werden, die für Deutschland<br />

im Jahr 2025 eine der beiden Kulturhauptstädte<br />

Europas sein soll. Die<br />

Empfehlung der Jury muss schließlich<br />

vonBundund Ländernineine<br />

formelle Ernennung umgewandelt<br />

werden. Diezweite Kulturhauptstadt<br />

2025 stellt Slowenien. Für nächstes<br />

Jahr bereiten sich Rijeka in Kroatien<br />

und Galway in Irland vor. (dpa)<br />

Geige wird „Instrument des<br />

Jahres 2020“<br />

DieGeige wird2020 das Instrument<br />

des Jahres.Dies beschlossen die Landesmusikräte<br />

vonzehn Bundesländerneinstimmig,<br />

wie der Landesmusikrat<br />

Schleswig-Holstein am<br />

Donnerstag in Kiel mitteilte.Injedem<br />

der zehn Bundesländer wird<br />

das Projekt durch eigene Schirmherrenunterstützt.<br />

DasProjekt Instrument<br />

des Jahres war 2008 auf Initiativedes<br />

Landesmusikrats Schleswig-<br />

Holstein entstanden. In diesem Jahr<br />

war das Saxofon an der Reihe. (dpa)<br />

Champions League künftig<br />

bei DAZN, Amazon und ZDF<br />

DerSender Skyhat die Rechte an der<br />

Champions League verloren. Wiedie<br />

Bild-<strong>Zeitung</strong> berichtet, laufen die<br />

Spiele ab der Saison 2021/22 in<br />

Deutschland bei den StreaminganbieternDAZNund<br />

Amazon Prime<br />

Video.Das ZDF darfneben DAZN<br />

das Finale übertragen und vermutlich<br />

am Mittwochabend eine Zusammenfassung<br />

aller Spiele anbieten.<br />

Hauptgewinner der Rechtevergabe<br />

ist DAZN, dortlaufen ab 2021<br />

alle Live-Spiele der Königsklasse im<br />

europäischen Fußball inklusivedes<br />

Endspiels.Amazon hat sich die<br />

Rechte am jeweiligen Topspiel am<br />

Dienstagabend gesichert. (SID)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Maulfeil<br />

Mehr Fun für<br />

Nymphe Germania<br />

VonUte Cohen<br />

Drei Kugeln Pistazie, bitte! Ja, esgibt sie<br />

noch, die Vanillas unter den Eisschleckern,<br />

die Rote-Bete-Eis getrost den Eiscreme-Kinks<br />

überlassen. Vanillas setzen sich<br />

ins Café, bestellen eine Karaffe Wasser,lesen<br />

ein Magazin, schmunzeln über Makramee-<br />

Blumenampeln und bestellen Mokka mit<br />

Zucker.Capito?<br />

Na also, das klingt heimelig, nicht wahr,<br />

obwohl die Sätze vor Fremd- und Lehnwörtern<br />

nur so strotzen. Die Pistazie zum Beispiel<br />

haben wir aus dem Mittelpersischen<br />

übernommen, Karaffe,Magazin, Zucker und<br />

Makramee aus dem Arabischen, capito aus<br />

dem Italienischen. Die Vanille, eine tropische<br />

Orchidee, deren Marktwert gerade ins<br />

Unermessliche wächst und an Rentabilität<br />

den illegalen Cannabis-Anbau zu übertreffen<br />

verspricht, haben wir den französischen<br />

Gourmets abgeknöpft.<br />

Ursprünglich stammt der Begriff von lateinisch<br />

vagina ab und bedeutet Ährenhülse,<br />

Scheide.DieVagina wiederum ersetzt aus diversen<br />

Gründen inzwischen die Scheide,obwohl<br />

sie wie etymologische Korinthenkacker<br />

gern feststellen mit dieser identisch ist. Die<br />

Poesie des Wortes,ihr syllabischer Dreiklang<br />

lässt die Herkunft des Wortes und die kriegerische<br />

Konnotation jedoch in den Hintergrund<br />

treten. Fraglich ist, ob man sich vom<br />

Klang einlullen lässt oder ob man der Ratio<br />

Geltung verschaffen soll?<br />

Die Stimme der Vernunft ist oft der Rettungsanker,<br />

wenn es zu Irrungen und Wirrungen<br />

kommt. In Phasen gesellschaftspolitischen<br />

Übereifers gerät die Sprache schnell<br />

ins Hintertreffen. Dabei ist sie doch nicht nur<br />

ein Sensorium für Wandel, sondern hilft<br />

KARL BURKHARD TIMM<br />

auch beim Austarieren. Wenn vermehrt<br />

Stimmen laut werden, den Begriff des<br />

„Fremdwortes“ abzuschaffen, da es rassistisch<br />

sei, sollte man sich die Frage stellen,<br />

was es mit Fremdwörternauf sich hat.<br />

Fremd lässt sich aus dem Althochdeutschen<br />

herleiten und bedeutet da nichts Anderes<br />

als fern, entfernt. Etwas Fernes ist noch<br />

nichts Negatives,sondernschlichtweg unbekannt.<br />

Unter einem Fremdwortversteht man<br />

Wörter, die im Zuge des Sprachkontakts aus<br />

anderen Sprachen übernommen werden.<br />

Die Sprachwissenschaft ist übrigens<br />

längst nicht so konservativ wie häufig angenommen.<br />

DerBegriff des Lehnwortes ersetzt<br />

häufig den des Fremdwortes,wie es im Französischen<br />

(emprunts) oder Englischen<br />

(loanwords) längst der Fall ist. Sprache ist in<br />

erster Linie Bewegung. Wersich nicht vom<br />

Fleck bewegt, wird entweder weggeschubst<br />

oder geht ein. Mitdem Sprachwandel verhält<br />

es sich wie mit dem Rechtswandel. Er ist ein<br />

Epiphänomen. Dasdarfman sich als eine Art<br />

Trampelpfad vorstellen, der entsteht, wenn<br />

viele Menschen Wege abseits der ausgetretenen<br />

Pfade betreten. Irgendwann findet er<br />

Eingang ins System und wird Bestandteil eines<br />

sprachlichen Organismus.<br />

Denkann man sich als Garten vorstellen,<br />

in dem Ahornstab und Dahlie, Giersch und<br />

Edelrose nebeneinander gedeihen. Vergessen<br />

sollte man aber nicht den Blick auf die<br />

Historie, denn diktatorisch-göttliche Wortsetzungen<br />

fruchten genauso wenig wie die<br />

Lamentationen des Barockgelehrten Schottelius:<br />

„Die Nymphe Germania stirbt, und<br />

zwar im Bewusstsein, dass ihre seit Jahrtausenden<br />

rein erhaltene Sprache von ihren<br />

Kindern geschändet, befleckt, beschmiert,<br />

zerstückelt, verdreht und zerschnitten wird.“<br />

Cool down, Schottel. Funist immernoch die<br />

beste Devise beim Sprechen undHandeln.


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Ballhaus Ost (& 44 03 91 68)<br />

20.00: On HeLa –The Colour Of Cells (Company<br />

Christoph Winkler)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

19.30: Glaube undHeimat<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

19.30: Der Nussknacker (Staatsballett Berlin)<br />

DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />

20.00 Box: Die Pest<br />

20.00: Wolken.Heim.<br />

GarnTheater (& 78 95 13 46)<br />

20.30: Die Sanfte<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

19.30: Linie 1<br />

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Weltretten für Anfänger<br />

HEUTE–15.12<br />

GUTSCHEINE verschenken<br />

Kabarett-TheaterDISTEL|www.distel-berlin.de<br />

HAU1(&25 90 04 27)<br />

20.00: Aurora<br />

HAU2(&25 90 04 27)<br />

19.00: Celestial Sorrow (Meg Stuart&Jompet<br />

Kuswidananto/Damaged Goods)<br />

Kleines Theater (& 821 20 21)<br />

20.00: Eine blassblaue Frauenschrift<br />

Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />

19.30: La traviata<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(& 88 59 11 88) 20.00: Skylight<br />

Kulturhaus Spandau (& 33 34 02 1/ 22)<br />

19.00 Theatersaal: Eine Weihnachtsgeschichte<br />

(Schlossfestspiele Ribbek)<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: Jugend ohne Gott; 20.00:Verrücktes Blut<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

19.00 Glaspalast: Schneewittchen /Rotkäppchen<br />

(Hexenberg Ensemble)<br />

20.30 Glaspalast: Knüppel aus’m Sack /Der gestiefelte<br />

Kater (Hexenberg Ensemble)<br />

22.00 Glaspalast: Gevatter Tod/Hase undIgel<br />

(Hexenberg Ensemble)<br />

Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />

19.00: Firlefanz und Glühwein<br />

RambaZamba Theater (& 44 04 90 44)<br />

19.30 Probebühne: Don Juan<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00: Extrawurst<br />

Schaubude (& 423 43 14)<br />

20.00: Unknown (Antonio Cerezo)<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

19.30 Studio: Der kaukasische Kreidekreis<br />

20.00: Dämonen<br />

Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Monsieur Claude undseine Töchter<br />

Sophiensaele (& 283 52 66)<br />

19.30: Onon (Public in Private /Clément Layes)<br />

21.00: One Hundred More<br />

Späth’sche Baumschulen (& 63 90 03 32)<br />

19.30 Märchenhütte: Märchen für Erwachsene<br />

(Hexenberg Ensemble)<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

19.30: Salome<br />

Theater im Palais (& 201 06 93)<br />

16.30: DasPflichtmandat–Mord ausMangel an<br />

Humor<br />

Theater Thikwa (& 61 20 26 20)<br />

20.00: Aftershow(Juli Reinartz &Thikwa Ensemble)<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

19.00 3. Stock: Final Fantasy; 19.30: legende<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Arena Glashaus (& 533 20 30)<br />

19.30: Alle Kassen, auch privat (HeikeFest). Anm. erf.<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: Wenn Ediths Glockenläuten, Vol. 16<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

17.00, 20.00: Weltrettenfür Anfänger<br />

19.30 Studio: Der Zweck heiligtden Abend<br />

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MANDELA<br />

THE OFFICIAL EXHIBITION<br />

FREIHEIT IST<br />

WEDERSCHWARZ<br />

NOCH WEIß<br />

19|10|19 – 15|03|20 BIKINI BERLIN<br />

Tickets unter www.mandelaexhibition.de<br />

Film<br />

Mit<br />

einem<br />

Auge<br />

Zuerst ein Mord, dann das<br />

Verhör und zuletzt ein Geständnis.<br />

Kommissar Buron<br />

hat sich zu später Stunde den<br />

Mordverdächtigen Fugain in<br />

sein Büro geladen. Zunächst<br />

wirddie Aussage –mit einigen<br />

ungewöhnlichen Angewohnheiten<br />

– protokolliert, dann<br />

soll der Tatverdächtige Rede<br />

und Antwort stehen. Doch<br />

dann platzen weitere Beamte<br />

wie der einäugige Philippe in<br />

den Raum, das Verhör verzögert<br />

sich immer mehr. Fugain<br />

packt der Hunger. Buron will<br />

hingegen weiterhin wissen,<br />

warum Fugain siebenmal in<br />

der Tatnacht seine Wohnung<br />

verlassen hat. Und als Buron<br />

für längereZeit woanders hinbestellt<br />

wird, soll Philippe sein<br />

eines Auge auf den Verdächtigen<br />

werfen. Schon bald überschlagen<br />

sich die Ereignisse.<br />

Skurriles Kammerspiel von<br />

Quentin Dupieux („Rubber“,<br />

„Die anonymen Romantiker“).<br />

Frank Junghänel<br />

DieWache 21 Uhr,Kino in der Brotfabrik,<br />

Caligariplatz1<br />

Stillleben mit Tonkrug,Pfingstrosen und Apfelsinen, Mai/Juni 1906<br />

Ingeborg Ruthe<br />

kann angesichts der Stillleben<br />

und Porträts, vorallem der um 1903 und<br />

1906 gemalten Blumen- und<br />

Kinderbilder Paula Modersohn-Beckers,<br />

nachvollziehen, wie sie damals viele<br />

Kunstfreunde in ihren Bann schlug.<br />

KH WERNER<br />

Eigentlich ist es ein Monument:<br />

DerTonkrug mit den<br />

drei zartrosa Blüten steht<br />

wie ein riesiger Fels im Bild,<br />

so erdverhaftet wie die erdigen<br />

Früchte davor. Paula Modersohn-<br />

Becker hat das Stillleben nicht arrangiert<br />

wie auf einem Tisch, eher sehr<br />

merkwürdig wie auf einem braunen<br />

Feldweg mitten in einem Weizenfeld<br />

und vorblauem Himmel.<br />

Dasein wenig dunklereMiniatur-<br />

Pendant des Kruges mit nunmehr<br />

fünf Pfingstrosen dahinter steht als<br />

korrespondierendes –aber auch irritierendes<br />

–Element mitten in dem<br />

durch breite Pinselstriche bewegten<br />

Flecken Natur. Das Motiv „Stillleben<br />

mitTonkrug, Pfingstrosen und Apfelsinen“<br />

entstand 1906, im Frühsommer.<br />

Die ländliche Idylle Worpsweder<br />

lässt grüßen. Aber mit Merkmalen<br />

eines expressiven Ausdrucks.<br />

Diese von der Malerin geordnete<br />

Dingwelt, still und doch prall vonLeben,<br />

klar im Aufbau und von gedämpfter<br />

Farbkraft, ist deutlich lesbar<br />

als eine Referenz an van Gogh<br />

und Cézanne. Die beiden hatten<br />

Ende des 19. Jahrhunderts die wichtigsten<br />

Beiträge zur Gattung der Stillleben<br />

geleistet. Und die junge deutsche<br />

Malerin, lebend in der damals<br />

berühmten Jugendstil-Künstlerkolonie<br />

Worpswede im Kreis um Otto<br />

Modersohn, Heinrich Vogeler, Clara<br />

Westhoff und dem Dichter Rilke<br />

hatte bei ihren Paris-Aufenthalten<br />

die Botschaft der Pariser Maler aufgenommen:<br />

Nämlich, dass die<br />

Dinge ihr Eigenleben haben und<br />

dass die Natur und deren von den<br />

Menschen genutzte Früchte Ehrfurcht,<br />

Dankbarkeit und Achtsamkeit<br />

verdienen.<br />

In aller Kargheit und Strenge feierte<br />

auch die gebürtige Dresdnerin<br />

Paula Modersohn-Becker das Ländlich-Einfache,Schöne.Sie<br />

gab ihrem<br />

Motiv, wie auch dem schon drei<br />

Jahre zuvor gemalten „Sitzenden<br />

Mädchen, den Kopf auf die rechte<br />

Hand gestützt“, dunkle, wie von innen<br />

kommende Leuchtkraft. Das<br />

Stille, Gedämpfte, das Erdhafte der<br />

Farbgebung ist ebenso offensichtlich<br />

wie deren spirituelle Eindringlichkeit.<br />

Sie verleiht dem Wesentlichen<br />

Nachdruck. Der Einklang von<br />

Mensch und Natur ist der Nährboden,<br />

aus dem diese Malerei ihre<br />

Kräfte bezog. Die Figurenwelt bleibt<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Die schönste<br />

Zeit unseres Lebens Fr 14.45; Das perfekte Geheimnis<br />

Fr17.30, 20.15<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Alles außer gewöhnlich<br />

Fr 15.00,20.30; Alles außer gewöhnlich –Hors<br />

normes (OmU) Fr 17.45<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) ARainy Day In<br />

NewYork Fr 15.50, 18.10, 20.30<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40) Aquarela (OmU) Fr<br />

15.30; Wild Rose (OmU) Fr 17.40, 20.00, 22.20;<br />

Motherless Brooklyn (OmU) Fr 14.20, 17.30,<br />

20.40; Lara Fr 15.20, 17.40, 20.00; Hustlers<br />

(OmU) Fr 22.15; Parasite Fr 15.40; Der Leuchtturm<br />

(OmU) Fr 18.30, 21.00; Mein Ende. Dein Anfang.<br />

Fr 14.20; ARainy Day In New York (OF) Fr16.45,<br />

19.00; Parasite –Gisaengchung (OmU) Fr21.15;<br />

Aretha Franklin: Amazing Grace (OmU) Fr 14.30,<br />

20.20; Bis dann, mein Sohn Fr 16.40; Auerhaus Fr<br />

15.15; Schönheit &Vergänglichkeit Fr 17.40; Die<br />

Wache Fr 19.30,21.15<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53)Aretha Franklin: Amazing<br />

Grace (OmU) Fr18.15; Motherless Brooklyn<br />

Fr 20.00; Die zwei Päpste –The Two Popes (OmU)<br />

Fr 22.45; The Good Liar Fr 18.00; The Kindness of<br />

Strangers Fr 20.15; Kamikaze 1989 (OmenglU) Fr<br />

22.30<br />

Kant Kino (& 319 98 66) Wild Rose Fr 15.30,<br />

18.00, 20.30; Die Eiskönigin IIFr15.45, 18.10,<br />

20.40; Der kleine Rabe Socke 3Fr 16.00; ARainy<br />

Day InNew York Fr 17.45, 20.00; Official Secrets<br />

Fr 15.30; Nurejew –The White Crow Fr18.00; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens Fr 14.45, 17.20,<br />

20.00; Das perfekte Geheimnis Fr 20.30<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Die Eiskönigin<br />

II Fr 14.30, 17.15; 3D: Jumanji –The Next Level Fr<br />

20.00, 22.55; Jumanji –The Next Level Fr14.45;<br />

3D: Jumanji –The Next Level Fr17.30; Das perfekte<br />

Geheimnis Fr20.15; Joker Fr 23.00; Das perfekte<br />

Geheimnis Fr15.10, 18.00; Le Mans 66 Fr 20.45;<br />

3D: Die Eiskönigin II Fr 15.00, 17.40, 20.20; Jumanji<br />

(OF) Fr 23.00; Last Christmas Fr 15.00,<br />

17.40; Hustlers Fr20.20, 23.10; The Good Liar Fr<br />

14.20; Joker Fr 17.00; Last Christmas Fr 19.50; Le<br />

Mans 66 (OF) Fr 22.30; Die schönste Zeit unseres<br />

Lebens Fr 17.40, 20.20; Last Christmas Fr 23.00<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Gott existiert,<br />

ihr Name ist Petrunya –Gospod postoi, imeto i‘ e<br />

Petrunija (OmenglU) Fr11.00; Deutschstunde Fr<br />

12.45; Aretha Franklin: Amazing Grace (OmU) Fr<br />

15.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr16.45;<br />

Marriage Story (OmU) Fr18.00;Der Leuchtturm<br />

(OmU) Fr 20.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) Fr 22.10; Ordinary Time –Tempo comum<br />

(OmU) Fr 11.00; Arrival (OmU) Fr 12.00; Morgen<br />

sind wir frei Fr14.15; Land des Honigs –Medena<br />

Zemja: Honeyland (OmU)Fr16.00; Systemsprenger<br />

(DFmenglU)Fr17.30; DieWache–Au poste!(OmU)<br />

Fr 19.30; Joker(OmU) Fr 20.45;Midsommar(OmU)<br />

Fr 22.45; Arrival Fr11.50; Mein Ende. DeinAnfang.<br />

(DFmenglU) Fr 13.45; Alva (OmU) Fr 15.45; Der<br />

Grinch Fr17.15; Official Secrets (OmU) Fr 18.40;<br />

Parasite –Gisaengchung(OmenglU) Fr 20.30; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser –Zombieland 2:<br />

DoubleTrap (OF) Fr 22.45<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Once Upon a<br />

Time in...Hollywood (OmU) Fr14.00; Systemsprenger<br />

Fr17.15; Parasite –Gisaengchung (OmU) Fr<br />

19.30; The Irishman (OmU) Fr 22.00; Und der ZukunftzugewandtFr14.00;Land<br />

des Honigs–Medena<br />

Zemja: Honeyland (OmU) Fr16.00; Schönheit &<br />

Vergänglichkeit Fr17.45;Winterland (OF) Fr 19.15;<br />

Midsommar (OmU) Fr 20.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm Fr13.45; Jumanji –The Next<br />

LevelFr13.45, 14.20, 16.45,17.20, 19.45, 22.50;<br />

3D: Die Eiskönigin II Fr 13.50, 16.30; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis Fr 14.00; IMAX 3D: Jumanji –<br />

The Next Level Fr14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Die<br />

Eiskönigin II Fr 14.00,14.30,16.50,17.10,19.50;<br />

Last Christmas Fr14.10, 16.45, 19.30; Joker Fr<br />

14.10, 20.00, 23.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr<br />

14.15, 16.20; Das perfekte Geheimnis Fr 14.20,<br />

17.20, 19.30, 22.30; The Kindness of Strangers<br />

Fr 14.30; The Good Liar –Das alte Böse Fr 14.30;<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance Fr 16.00, 19.30,<br />

22.10; Hustlers Fr 17.00, 19.45, 22.20; Black<br />

Christmas Fr 17.00, 19.40, 23.10; Alles außer<br />

gewöhnlich Fr 17.10; 3D: Jumanji –The Next Level<br />

(OF) Fr 17.15; Motherless Brooklyn Fr 19.00,<br />

22.15; 3D: Jumanji –The Next Level Fr19.15; Terminator<br />

–Dark Fate Fr 20.15; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser Fr20.20, 23.10; Stephen Kings<br />

Doctor Sleeps Erwachen Fr 20.20, 22.15; Gemini<br />

ManFr22.30;Midnight Movie: Blood Fest Fr 23.00;<br />

Black and Blue Fr 23.15<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Mein Ende. Dein<br />

Anfang. (OmenglU) Fr18.00; Die Wache –Au poste!(OmU)<br />

Fr 20.10;Joker (OmU) Fr 21.40; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) Fr23.55; Die Glitzernden<br />

Garnelen (OmU) Fr18.00; Porträt einer jungen Frau<br />

in Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />

Fr 20.00; Nevrland (OmU) Fr 22.20; Die Kinder der<br />

Toten Fr23.55<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis Fr 13.30; Jumanji –The Next Level<br />

Fr 13.30; 3D: Die Eiskönigin II Fr 13.50, 16.30,<br />

20.10; Die Addams Family Fr 14.00; Der kleine<br />

Rabe Socke 3Fr 14.00, 16.50; Everest: Ein Yeti will<br />

hoch hinaus Fr14.10; Die Eiskönigin IIFr14.20,<br />

17.10, 19.30, 22.30; Das perfekte Geheimnis Fr<br />

16.30, 19.20, 22.30; Last Christmas Fr 16.40,<br />

19.40; 3D: Jumanji –The Next Level Fr 17.00,<br />

20.00, 23.00; Black Christmas Fr 17.15, 20.10,<br />

22.40; Joker Fr 19.30, 22.40; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser Fr22.50; Hustlers Fr22.50<br />

Kino Kiste (& 998 7481) Das perfekte Geheimnis<br />

Fr 13.50; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar Fr<br />

15.50; Auguste Rodin Fr 17.30; Camille Claudel Fr<br />

19.40<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 4109) Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer Fr14.00; Das perfekte<br />

Geheimnis Fr 14.15, 17.00, 19.50, 22.40; Die Eiskönigin<br />

II Fr 14.20, 15.10, 16.00, 17.00, 19.30,<br />

22.10; Der König der Löwen Fr14.20; 3D: Jumanji<br />

–The Next Level Fr14.30, 20.15; 3D: Die Eiskönigin<br />

IIFr14.50, 17.30, 20.00, 23.00; Der kleine<br />

Rabe Socke Fr15.10,17.10; Die Addams Family Fr<br />

15.15; Ich war noch niemals in NewYork Fr 17.15;<br />

Jumanji –The Next Level Fr17.20, 19.40, 22.30;<br />

Last Christmas Fr17.30, 20.10; Black Christmas<br />

Fr 17.40, 20.00, 23.00; Le Mans 66: Gegen jede<br />

ChanceFr19.45; HustlersFr20.20, 22.45;Joker Fr<br />

22.20;Terminator –Dark Fate Fr 22.30<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Der Leuchtturm (OmU)<br />

Fr 16.40, 21.20; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />

(OmU) Fr19.10; B Joker (OmU) Fr 16.10, 21.30;<br />

Parasite –Gisaengchung (OmU) Fr18.45<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 24 64) „Mir ist es<br />

egal, wenn wirals Barbarenindie Geschichte eingehen“<br />

–„Imi este indiferent daca inistorie vom intra<br />

ca barbari“ (OmU) Fr 15.00; Living the Light: Die<br />

Bilderweltendes Robby Müller (OmU) Fr 18.00; Madame<br />

Fr 18.30; The Kindness of Strangers (OmU)<br />

Fr 19.45, 22.00; Marriage Story (OmU) Fr 20.30<br />

Moviemento (& 692 4785) Die Wache –Auposte!<br />

(OmU) Fr17.45,19.30, 23.45; Der Leuchtturm<br />

(OmU) Fr 21.15; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

Fr 10.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr 14.45,<br />

16.30; Alles außer gewöhnlich – Hors normes<br />

(OmU) Fr 18.15; Systemsprenger Fr 20.45; Searching<br />

Eva (OmenglU) Fr 23.30;<br />

Kinderfilm des Monats: SANTA & CO. Fr10.00,<br />

14.30; Fritzi Fr 16.45; Prachtige Films: Dr. Pulder<br />

sät Klatschmohn –Dr. Pulder zaait Papavers<br />

(OmenglU) Fr 19.00; Yung (OmenglU) Fr 21.30; Der<br />

Leuchtturm (OmU) Fr 23.45<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Asche ist reinesWeiß<br />

–Ash Is Purest White (OmU) Fr 20.30<br />

Sputnik (& 694 1147) Morgen, Findus, wird‘s<br />

was geben Fr 15.00; Systemsprenger Fr 16.30;<br />

Bis dann, mein Sohn (OmU) Fr 18.45; Booksmart<br />

(OmU) Fr22.00; Morgen,Findus, wird‘s was geben<br />

Fr 15.30; Joker (OmU) Fr 16.45; Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen (OmU) Fr 21.00; Kinobar im<br />

Sputnik PJ Harvey (OmU) Fr 19.30;Aretha Franklin:<br />

Amazing Grace (OmU) Fr 21.30<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Marianne &Leonard –<br />

Words of Love (OmU) Fr 15.30; Aretha Franklin:<br />

Amazing Grace (OmU) Fr 17.45; Parasite Fr20.00;<br />

New Der kleineRabeSocke3Fr15.00; ARainyDay<br />

In NewYork Fr16.45, 19.00, 21.15<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Rotschühchen und<br />

die sieben Zwerge Fr 14.00; Der kleine Rabe Socke<br />

3Fr14.00,15.45; Jumanji Fr 14.30; Ich war noch<br />

niemals in New York Fr 14.45; Die Eiskönigin IIFr<br />

15.00,16.00, 17.30, 20.30; 3D: Jumanji Fr 17.15,<br />

20.00; Das perfekte Geheimnis Fr17.30, 20.15;<br />

Last Christmas Fr 17.45,20.00; DieAddamsFamily<br />

Fr 18.30; Hustlers Fr 20.15<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Die schönste<br />

Zeit unseres Lebens Fr 13.00, 20.15; Alles außer<br />

gewöhnlichFr13.00, 22.30; 3D:Die EisköniginIIFr<br />

13.15, 15.30, 17.45, 20.00; Booksmart Fr15.30;<br />

2040 –Wir retten die Welt! Fr 15.30; Hustlers Fr<br />

17.45; Aquarela Fr22.15<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Hustlers<br />

Fr 14.00, 19.55; Der kleine Rabe Socke 3Fr<br />

14.00, 15.50; Das perfekte Geheimnis Fr14.00,<br />

17.00, 20.00, 23.00; Jumanji – The Next Level<br />

Fr 14.10, 17.00; 3D: Die Eiskönigin II Fr 14.10,<br />

16.50; Dora und die goldene Stadt Fr 14.15;<br />

Rotschühchen und die sieben Zwerge Fr 14.30;<br />

Die Eiskönigin IIFr14.30, 17.15, 20.15, 22.45;<br />

Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen Fr 16.45,<br />

22.45; Maleficent: Mächte der Finsternis Fr 17.00;<br />

Last Christmas Fr17.15, 20.15; Black Christmas Fr<br />

17.45, 20.15,23.00; 3D: Jumanji –The Next Level<br />

Fr 19.45, 23.00; Joker Fr 19.50, 23.00; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser Fr 20.15, 23.00; Midnight<br />

Movie: Blood Fest Fr23.00<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm Fr 17.00; Parasite Fr 18.45; Lara<br />

(OmenglU) Fr21.15; But Beautiful –Nichts existiert<br />

unabhängig (OmU) Fr 18.00; Morgen sind wirfreiFr<br />

20.00; Marianne &Leonard –Words of Love (OmU)<br />

Fr 22.00<br />

Babylon (& 242 59 69) Gundermann Revier<br />

(OmenglU) Fr 18.00; Greek Rock Revolution<br />

(OmenglU; m. Konzert) Fr 19.30; Stille Nacht:<br />

Horror Nacht –Silent Night, Deadly Night (OV; m.<br />

Einführung) Fr 20.00; Xavier Dolan: Einfach das<br />

Ende der Welt –Juste la fin du monde (OmenglU)<br />

Fr 20.00; Cinema! Italia!: Una questione privata<br />

–Eine private Angelegenheit: Rainbow –APrivate<br />

Affair (OmU) Fr 22.00; The Favourite –Intrigen und<br />

Irrsinn (OmU) Fr 22.00<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73)<br />

Der kleine Rabe Socke 3Fr10.00, 11.45, 13.30,<br />

15.15; Fritzi – Eine Wendewundergeschichte Fr<br />

17.00; Yung (OmenglU) Fr 19.00; Swimmingpool<br />

am Golan – Eine deutsche Familiengeschichte<br />

(OmU; m. Gast) Fr 21.15; Der Leuchtturm (OmU) Fr<br />

12.30,15.00,17.30,20.00,22.30<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Die Eiskönigin<br />

II Fr 11.00, 14.00, 17.00, 19.15, 22.45;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm Fr11.10;<br />

Dora und die goldene Stadt Fr11.10; Die Addams<br />

Family Fr11.10; Jumanji –The Next Level Fr11.30,<br />

13.45; 3D: Die Eiskönigin II Fr 11.40, 13.40,<br />

16.30, 20.10; Der kleine Rabe Socke 3Fr11.50,<br />

14.00, 15.40; Hustlers Fr13.30, 19.30, 23.10;<br />

Last Christmas Fr 14.20, 16.15, 19.40; Das perfekte<br />

Geheimnis Fr 14.30, 16.50, 19.45, 22.50;<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis Fr 16.30; 3D:<br />

Jumanji –The Next Level Fr17.00, 19.50, 23.00;<br />

Black Christmas Fr 17.30, 20.15, 23.10; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besserFr17.50, 20.30, 23.15;<br />

Joker Fr20.00, 23.00; Midway –Für die Freiheit Fr<br />

22.15; LeMans 66: Gegen jede Chance Fr22.40<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) Bis dann, mein<br />

Sohn –Dijiu tian chang (OmU) Fr 14.00; ARainy<br />

Day InNew York (OmU) Fr 17.30, 19.30; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune<br />

fille enfeu (OmU) Fr21.30; Marianne &Leonard<br />

–Words ofLove (OmU) Fr14.30; Aquarela (OmU)<br />

Fr 17.00; Lara (DFmenglU) Fr19.00; Bernadette<br />

(OmU) Fr 21.15; Systemsprenger Fr14.15; Alles<br />

außer gewöhnlich –Hors normes (OmU) Fr 16.45,<br />

19.15; Parasite –Gisaengchung (OmU) Fr21.45;<br />

Was gewesen wäre Fr 14.30, 21.30; The Kindness<br />

of Strangers (OmU) Fr 16.00, 19.30; Wild Rose<br />

(OmU) Fr 17.00,19.15,21.30<br />

International (& 24 75 60 11) Aretha Franklin:<br />

Amazing Grace (OmU)Fr15.00; ARainyDay In New<br />

York Fr 17.15; ARainy Day In New York (OmU) Fr<br />

19.30; Motherless Brooklyn (OmU) Fr 21.45<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Homo Botanicus<br />

(OmenglU) Fr 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

Die Eiskönigin II Fr 14.05, 14.40, 16.45, 23.00;<br />

Recep Ivedik VI Fr 14.15, 17.10, 20.00, 22.55;<br />

Jumanji Fr 14.15; Die Eiskönigin II (OF) Fr14.20;<br />

Der kleine Rabe Socke 3Fr14.20, 17.20; 3D: Die<br />

Eiskönigin IIFr14.25, 17.30, 20.00; Aman Reis<br />

Duymasin (OmU) Fr 14.30, 17.30, 20.00, 22.40;<br />

Die Addams Family Fr 15.00; Black Christmas Fr<br />

16.40,19.30, 23.15; 3D: Jumanji Fr 16.50, 19.55,<br />

23.00; Das perfekte Geheimnis Fr 16.50; Hustlers<br />

Fr17.10, 22.45; Mucize Ask (OmU) Fr19.30,<br />

22.30; 7. Kogustaki Mucize Fr19.30, 22.15; Joker<br />

Fr 19.50, 22.35; Jumanji (OF) Fr20.10<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Systemsprenger<br />

(DFmenglU) Fr 10.10; Bis dann, mein Sohn<br />

(Omdt+englU) Fr12.30; Unsere Lehrerin,die Weihnachtshexe<br />

Fr 16.00; Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen (OmU) Fr 17.50; Parasite (OmenglU) Fr<br />

20.45; Joker (OmU) Fr 23.10<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Wild Rose (OmU) Fr<br />

17.10,19.30, 21.50<br />

Passage (& 68 23 70 18) Motherless Brooklyn<br />

(OmU) Fr 15.00, 18.00,21.00; Alles außer gewöhnlich<br />

Fr16.00, 18.30; Joker (OmU) Fr 20.50; Systemsprenger<br />

Fr 15.00; Die Wache Fr 17.40, 19.30,<br />

21.20; ARainy Day In New York (OmU) Fr16.50,<br />

19.00,21.15<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Parasite (OmenglU)<br />

Fr 17.30, 20.30, 21.30; Black Christmas (OF)<br />

Fr 17.45, 20.00, 22.15; Aquarela (OmenglU) Fr<br />

17.20; Der Leuchtturm (OF) Fr 19.30, 22.00;<br />

Booksmart (OmU) Fr 17.00; ARainy Day In New<br />

York (OF) Fr19.20; Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen (OmenglU) Fr 16.30; Hustlers (OmU) Fr<br />

19.00,21.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

Die Eiskönigin IIFr13.50, 14.30, 16.30, 17.15,<br />

19.45; Jumanji Fr14.00; Der kleine Rabe Socke<br />

3Fr14.00, 15.55; Dora Fr 14.15; 3D: Die Eiskönigin<br />

II Fr 14.50; Das perfekte Geheimnis Fr 16.50,<br />

19.50, 23.00; 3D:Jumanji Fr 17.00, 19.55, 23.00;<br />

Last Christmas Fr 17.30, 20.10; Black Christmas<br />

Fr 17.50, 20.10, 22.45; Hustlers Fr 20.10, 23.00;<br />

Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen Fr22.35;<br />

Zombieland 2: Doppelt hält besser Fr 23.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Worpswede<br />

mit einer<br />

Prise Paris<br />

Die Galerie Werner in Berlin<br />

erinnert mit Gemälden<br />

von Paula Modersohn-Becker<br />

an das Werk<br />

dieser ungewöhnlichen Frau<br />

MEIN BILD DER WOCHE<br />

Die Künstlerin: Paula Modersohn-Becker,geboren<br />

1876 in Dresden, gestorben<br />

am Kindbettfieber 1907 in der<br />

Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen,<br />

war eine der bedeutendsten Vertreterinnen<br />

des frühen Expressionismus und der<br />

deutschen Moderne. In den knapp 14<br />

Jahren, in denen sie künstlerisch tätig<br />

war,schuf sie 750 Gemälde, etwa 1000<br />

Zeichnungen und 13 Radierungen.<br />

Die Ausstellung: Die Galerie des Kunsthandels<br />

Wolfgang Werner zeigt eine erlesene<br />

Auswahl der Stillleben, Porträts,<br />

Zeichnungen und Kompositionsstudien<br />

der Malerin. Fasanenstr.72. Bis 22. Februar,Di–Fr<br />

10–18/Sa 11–15 Uhr.<br />

Tel.: 882 7616<br />

Info: www.kunsthandel-werner.de<br />

Sitzendes Mädchen, um 1903<br />

KH WERNER<br />

der nächsten Umwelt verhaftet:<br />

grobe Bäuerinnen, Kinder in derber<br />

Kleidung, öfter auch Paulas eigenes<br />

Abbild, das sie immer wieder neu zu<br />

ergründen versuchte. Es ist dieser<br />

persönliche,oft mit einer feinen Nuance<br />

Schwermut belegte Klang, der<br />

diese Ausstellung in der <strong>Berliner</strong> Galerie<br />

des Kunsthandels Werner zu<br />

solch einem starken Erlebnis macht.<br />

Die alle Sinne packende Zusammenstellung<br />

der Gemälde, großer<br />

Zeichnungen und auch Kompositionsstudien<br />

hat einen historischen<br />

Hintergrund. Vorgenau 100 Jahren<br />

hatte der Begründer des Kunsthandelsunternehmers<br />

Werner mit Galerien<br />

in Bremen und Berlin am Kurfürstendamm<br />

eine Gedächtnisausstellung<br />

für die junge, nach der Geburtihres<br />

ersten Kindes verstorbene<br />

Malerin ausgerichtet.<br />

Kunsthandelsgründer J. B. Neumann<br />

stellte damals Paulas Hauptwerke<br />

aus und führte damit auch<br />

vor, wie eine Frau, die zu ihrer Zeit<br />

noch keinen offiziellen Zugang zu einer<br />

staatlichen Kunstakademie hatte<br />

–das war erst 1919 durch ein Gesetz<br />

der Weimarer Republik möglich –<br />

dennoch ihren Wegging und sich ihrenMalerkollegen<br />

als ebenbürtig erwies.Die<br />

Ausstellung belegte damals<br />

zudem, welchen Verlust die deutsche<br />

Moderne mit dem frühen Tod<br />

der Malerin erlitten hatte. Und erstmals<br />

überhaupt nahmen aufgrund<br />

dieser Schau 1919 große Teile des<br />

Kunstbetriebes in den Metropolen<br />

Notiz vom Werk der Künstlerin und<br />

erkannten deren Eigenheit, die<br />

Schönheit der erdigen Motive. Modersohn-Becker<br />

hinterließ 750 Gemälde<br />

und 1000 Zeichnungen.<br />

Bei vier Paris-Aufenthalten, ertrotzt<br />

von ihrem strengen und der<br />

französischen Moderne gegenüber<br />

skeptischen Ehemann Otto Modersohn,<br />

hatte sie die Bilder der naturnahen,<br />

wilden Maler der „Nabis“ um<br />

Maurice Denis erlebt. Sie sah van<br />

Goghs,Gauguins und Cézannes Motive.<br />

Zusehends wurde ihr Stil freier,<br />

heftiger, moderner. Und doch<br />

herrscht in den beiden hier abgebildeten<br />

Arbeiten eine tiefe, geerdete<br />

Ruhe.Essind Worpsweder Balladen,<br />

unromantisch schön und herb. Versehen<br />

mit einer Prise Pariser Ungehorsam<br />

und der tiefen Sehnsucht<br />

nach einer neuen Naturnähe und<br />

hin zur Expression und Reduktion.<br />

House<br />

Ist alles<br />

so schön<br />

bunt hier<br />

Ihear music in colours“, sang<br />

einst der große Stephen<br />

Duffy in seinem vielleicht<br />

schönsten Song. Der deutsche<br />

Stephen Duffy heißt Frans<br />

Zimmer, bei der Arbeit nennt<br />

er sich programmatisch Alle<br />

Farben. Denn er hat eine,<br />

wenn auch leichte, Form der<br />

Synästhesie – so nennt man<br />

die Kopplung normalerweise<br />

getrennter Sinnesmodalitäten.<br />

In seinem Fall heißt das,er<br />

hat tatsächlich die Fähigkeit,<br />

Klänge als Farben wahrzunehmen.<br />

Entsprechend schillernd<br />

und wohlproportioniert sind<br />

seine Tracks,die aus dem handelsüblichen<br />

House-Gewummer<br />

weit herausragen – und<br />

den aus Kreuzberg stammenden<br />

Musiker zum international<br />

gefragten Platin-Abonnenten<br />

gemacht haben. Mit seinem<br />

sehr brillanten Album<br />

„Sticker On My Suitcase“ in<br />

der Plattenkiste gibt er heute<br />

Abend seit langem mal wieder<br />

ein Heimspiel. Christian Seidl<br />

Alle Farben live 20 Uhr,Verti Music Hall,<br />

Mühlenstraße 76<br />

Estrel Showtheater (& 68 31 68 31)<br />

17.00, 20.00: Stars in Concertmit Christmas-Special<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: AufNimmerwiedersehen 2019 –Ein Jahr kommt<br />

unter die Räder (DieBrauseboys)<br />

Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />

16.00, 20.00: Jahresendzeitprogramm 2019<br />

Neuköllner Oper (& 68 89 07 77)<br />

20.00: Drachenherz<br />

Palazzo (& 018 06 38 88 83)<br />

19.30: Family Affairs<br />

Quatsch Comedy Club (& 47 99 74 13)<br />

19.00, 22.00: Die LiveShow<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: Mamma Mia!<br />

Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />

20.00 Kl.Arena: Punchline! Das ultimativeWitze-Battle<br />

(Olli &Niza)<br />

ufaFabrik (& 75 50 30)<br />

20.00 Theatersaal: Endstation Pfanne –was bleibt ist<br />

eine Gänsehaut (SchwarzeGrütze)<br />

Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />

16.00, 21.00: Zauber Zauber –Nichts ist, wie es<br />

scheint<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Ich helfe gern (Andreas Rebers)<br />

KLASSIK<br />

Christuskirche Oberschöneweide (& 535 31 55)<br />

19.00: Ernst-Moritz-Arndt-Chor<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(& 20 64 99 22) 20.00: The Playfords, Nova!Nova!,<br />

Europäische Weihnachtslieder aus dem 14.-18.<br />

Jahrhundert<br />

Haus am Waldsee (& 801 89 35)<br />

20.00: Johannes Roloff (Klavier) und Rahel Rilling<br />

(Violine), Weihnachtskonzert, Johann Sebastian Bach:<br />

Sechs Sonaten fürVioline und Klavier<br />

Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />

20.00 Gr.Saal: Konzertchor der Musikakademie<br />

Berndt &Heinrich, Tobias Berndt (Orgel), Christina<br />

Bischoff (Sopran), Ltg.Tobias Heinrich, Festliches<br />

Weihnachtskonzert, Werkevon Franck, Guilmant,<br />

Stanford u. a.<br />

Parochialkirche (& 2475950)<br />

19.00: BenjamineHervier (Klavier), Klassiche Klavierwerke–Benefizkonzertfür<br />

Tibet<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

20.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Stéphanie d’Oustrac<br />

(Mezzosopran), Ltg.Jakub Hrusa, MiloslavKabelác:<br />

„Mysterium casu –Mysterium der Zeit“, Passacaglia<br />

für großes Orchester op. 31: A. Dvorák: „Othello“,<br />

Konzertouvertüre op. 93; H. Berlioz: „Cléopâtre“,<br />

Scène lyrique; B. Bartók: „Der wunderbare Mandarin“,<br />

Suite<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />

20.00: Karl-Forster-Chor Berlin, ensemble polisono,<br />

Barbara Berg,Elisabeth Starzinger,Nico Eckert, Pierre<br />

Chastel, Ltg.Volker Hedtfeld, Johann Sebastian Bach:<br />

Weihnachtsoratorium, Kantaten 1-3 und6<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

19.30: Belcea Quartet, Beethoven: Die Streichquartette<br />

I, Ludwig vanBeethoven: Streichquartett D-Dur<br />

op. 18/3, Streichquartett F-Dur op. 135, Streichquartett<br />

e-Moll op. 59/2<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

20.00: Benefizkonzertmit YegorYegorov, Werkevon<br />

Frédéric Chopin –Spendenzugunsten schwerkranker<br />

Kinder aus den ehem. UdSSR-Ländern<br />

Sophienkirche Mitte (& 44 04 36 44)<br />

20.00: Musici Medici Berlin, Kammerorchester der<br />

Charité, Ltg.Jürgen Bruns, Weihnachtskonzert, Karl<br />

Weigl: Bilder &Geschichten für kleines Orchester;<br />

Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr.38D-Dur<br />

„Prager“; Franz Schreker:Intermezzo op.8 und<br />

Scherzo<br />

Stadtkloster Segen (Schönhauser Allee 161)<br />

19.00: Vokalquartett Niniwe, Advents- undWeihnachtslieder<br />

Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />

20.00: Klassik Radio–LiveinConcert<br />

ZitadelleSpandau (& 35 49 44 29 7/)<br />

20.00 Gotischer Saal: Waltraud Heinrich (Alt), Ursula<br />

Meyer(Klavier), Westen. Ein Licht tanzt freundlich vor<br />

mir her,Franz Schubert: Winterreise<br />

KINDER<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)<br />

Puppentheater Berlin (& 342 19 50)<br />

10.00: Weihnachten bei uns zu Haus (ab 3J.)<br />

Puppentheater Prenzlkasper (& 21 79 10 60)<br />

17.00: Die Bremer Stadtmusikanten, Ulrich Müller-<br />

Hönow<br />

Staatsoper Unter den Linden (& 20 35 45 55)<br />

18.00 alter Orchesterprobensaal: Schneewittchen<br />

(ab 6J.)<br />

Urania (& 218 90 91)<br />

16.30: Berlin ist cool, KinderMusicalTheaterBerlin<br />

e.V., Musical vonKindernfür Kinder mit 120 Darsteller*innen<br />

aus 10 Nationen (ab 5J.)<br />

Varia Vineta (& 43 72 32 44)<br />

16.00: Hänsel &Gretel, Traditionelle Märcheninszenierung<br />

(ab 3J.). Anm. erf.<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Atelier Martina Dempf (& 614 99 78)<br />

19.30: Der Gestrandete, Volker Kaminski, Lesung.<br />

Anm. erf.<br />

Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />

20.30: Rainer Maria Rilkeund Marina Zwetajewa.<br />

Briefwechsel, vorgestellt vonHeikound Dorothea<br />

Steffens<br />

Periplaneta Kreativzentrum (& 44 67 34 33)<br />

20.00: Zug um Zug –neue Geschichten und Lieder<br />

vonHerrn Beer &Herrn Theussl<br />

Theater o.N. (& 440 92 14)<br />

20.00: Literatursalon am Kollwitzplatz: Jahresendlese,<br />

Lena Tietgen, Valeska Geesdorf, MariolaGrzyb,<br />

ElkeCremer,Lesung und Gespräch, Mod.: Martin<br />

Jankowski<br />

Wirtshaus Moorlake (& 805 58 09)<br />

19.00: Weihnachtsmänner und -frauen, Pechvögel<br />

und Glückskekse, mit Carmen-Maja Antoni und<br />

Jennipher Antoni, Literarisch-kulinarischer Abend mit<br />

Dreigangmenu. Anm. erf.<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: SydneyEllis meets GaryWiggins<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

20.00: Herman vanVeen, Neue Saiten Tour 2019<br />

Apostel-Paulus-Kirche Schöneberg (& 781 12 80)<br />

20.00: Donna Brown&the Golden GospelPearls,<br />

Harlem Gospel Night –OHappyDay!<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.30: Kenneth Dahl KnudsenWorld Orchestra<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str. 70)<br />

20.30: Wucan, Motorowl<br />

Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Donvtello &Tightill, Ratzen &Rennen<br />

Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />

20.00: Erik Cohen +Support<br />

Gretchen (& 25 92 27 02)<br />

20.00: Sons Of Kemet<br />

Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />

20.00: Laing<br />

Metropol (Nollendorfpl. 5)<br />

20.00: Bishop Briggs<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

20.00: Peter and the Test Tube Babies<br />

VertiMusic Hall (& 20 60 70 88 11)<br />

20.00: Alle Farben<br />

KINO<br />

Wolf (& 921 03 93 33) Angelo (OmU) Fr12.00;<br />

Porträt einer jungen Frau in Flammen (OmU) Fr<br />

12.10; Aquarela (OmU) Fr 14.10, 21.00; Alva<br />

(OmU) Fr 14.40; Götter von Molenbeek: Gods of<br />

Molenbeek (OmU) Fr 16.00; Neues von uns Kindern<br />

aus Bullerbü Fr16.40; OrdinaryTime –Tempo<br />

comum (OmU) Fr 17.30; All INever Wanted (OmU;<br />

m. Gespräch) Fr 19.00; Der Leuchtturm (OmU)<br />

Fr 21.10; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) Fr<br />

22.50<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Die Eiskönigin<br />

II Fr 15.45, 18.10, 21.00; Der kleine Rabe<br />

Socke 3Fr14.30; Gundermann Revier Fr16.15;<br />

Das perfekte Geheimnis Fr 18.30,20.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Die Eiskönigin<br />

II Fr 16.00; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />

(OmU) Fr 18.20; Motherless Brooklyn (OmU) Fr<br />

20.30; Schönheit &Vergänglichkeit Fr 15.50; Wild<br />

Rose (OmU) Fr 17.40; Parasite Fr20.00; Gundermann<br />

Revier Fr 16.20; Die Eiskönigin II Fr 18.40,<br />

21.00; ARainy Day In New York Fr14.45, 19.00,<br />

21.00; Aquarela (OmU) Fr 17.00; Der Leuchtturm<br />

(OmU)Fr21.15; Derkleine RabeSocke3Fr14.45;<br />

Alles außer gewöhnlich Fr 16.30; Die Wache Fr<br />

19.00;Wild Rose (OmU) Fr 20.50<br />

Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm Fr 13.30;<br />

Die schönste Zeit unseres Lebens Fr13.30, 19.30;<br />

Bernadette Fr 13.30; Systemsprenger Fr13.45; Auerhaus<br />

Fr 13.45;Der kleineRabeSocke3Fr 14.00,<br />

16.10; Das perfekte Geheimnis Fr 14.00, 17.00,<br />

20.00; Die Eiskönigin II Fr 14.20, 17.10; Lara Fr<br />

15.40;Allesaußer gewöhnlichFr16.15,19.45;Parasite<br />

Fr 16.20; ARainy Day In New York Fr 16.30,<br />

19.00; Joker (OmU) Fr 16.45, 19.00; Aquarela<br />

(OmU) Fr 18.00; Wild Rose Fr 18.15; Der Leuchtturm<br />

Fr20.00;The Kindness of Strangers Fr20.15;<br />

Motherless Brooklyn (OmU) Fr 20.50; Die Wache Fr<br />

21.30; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) Fr<br />

22.00; Le Mans 66: Gegen jede Chance –Ford v<br />

Ferrari(OmU) Fr 22.20; Joker(OF)Fr22.30; Official<br />

Secrets (OmU) Fr 22.45; Die Eiskönigin II–Frozen<br />

2(OmU) Fr 23.00; Der Leuchtturm (OmU) Fr 23.00<br />

Krokodil (& 44 04 92 98)VictoryDay:Tag desSieges<br />

–Den‘ Pobedy (OmU) Fr 18.00; Schönheit &<br />

Vergänglichkeit Fr 19.45; Bis dann,mein Sohn –Di<br />

jiu tian chang (OmU) Fr 21.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)Die Eiskönigin<br />

II Fr 14.15, 17.35, 20.10; Der kleine Rabe<br />

Socke 3Fr14.15, 16.45; Das perfekte Geheimnis<br />

Fr 14.15, 17.05, 19.55, 22.50; Last Christmas Fr<br />

14.20, 17.00, 20.00; Angry Birds 2: Der Film Fr<br />

14.20; 3D: Die Eiskönigin IIFr14.30, 17.15; Jumanji<br />

–The Next Level Fr14.35; Dora und die goldene<br />

Stadt Fr 14.35; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm Fr14.45; Die Addams Family Fr14.45;<br />

Alles außer gewöhnlich Fr 16.40; Le Mans 66:<br />

Gegen jede Chance Fr 16.50, 19.50; 3D: Jumanji<br />

–The Next Level Fr16.55, 19.55, 23.00; Joker<br />

Fr 17.00, 20.15; Black Christmas Fr 17.10,19.45,<br />

22.30; Motherless Brooklyn Fr 19.25, 22.40; Systemsprenger<br />

Fr19.30; Hustlers Fr 19.55; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen Fr 22.30; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser Fr 22.50; Sneak Preview<br />

Fr23.00; Midnight Movie: Blood Fest Fr 23.00<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

The Good Liar –Das alte Böse Fr 14.00; Le Mans<br />

66: Gegen jede Chance Fr16.45,20.15<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Joker Fr 18.00; Parasite<br />

Fr 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) ARainy Day InNew York<br />

(OmU) Fr 16.00, 20.30; Aretha Franklin: Amazing<br />

Grace (OmU) Fr 18.15<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Yung Fr 18.00; Die Glitzernden<br />

Garnelen (OmU) Fr 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe Fr 10.00; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-AlarmFr10.00;Die Eiskönigin<br />

II Fr 10.00, 12.25, 14.50, 17.30; Der kleine Rabe<br />

Socke 3Fr 10.00, 12.00, 14.15, 15.30; 3D: Die<br />

EisköniginIIFr11.45, 14.15, 16.50, 19.30, 22.30;<br />

Die Addams Family Fr 12.10, 16.30; Jumanji –The<br />

Next Level Fr12.15, 13.45; 3D: Jumanji –The Next<br />

Level Fr16.50, 19.55, 23.00; Das perfekte Geheimnis<br />

Fr 17.30, 19.45, 22.50; Last Christmas Fr<br />

20.15; Black Christmas Fr 20.15, 22.45; Joker Fr<br />

22.45<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 6081) Ich<br />

warnoch niemalsinNew York Fr 13.15;Die schönste<br />

Zeit unseres Lebens Fr 15.45, 20.15; Lara Fr<br />

18.00<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Last Christmas Fr<br />

14.30, 20.15; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />

Fr 17.15<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

Jumanji –The Next Level Fr 10.00, 14.00; Die Eiskönigin<br />

IIFr10.00, 11.30, 14.15, 15.00, 17.00,<br />

22.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr10.00, 12.00,<br />

14.35, 17.15; Rotschühchen und die sieben Zwerge<br />

Fr 12.10; 3D: Die Eiskönigin II Fr 13.45,17.15,<br />

19.50; Die Eiskönigin II–Frozen 2(OF) Fr 14.35;<br />

Alles außer gewöhnlich Fr 16.40; 3D: Jumanji –The<br />

NextLevelFr16.45, 20.00, 23.00; Black Christmas<br />

Fr 17.00, 19.30, 22.45; Jumanji –The Next Level<br />

(OF) Fr 19.30; Hustlers Fr 19.30,22.45<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Der kleine<br />

Rabe Socke 3Fr14.45, 16.30; Jumanji –The Next<br />

Level Fr15.30; Die Eiskönigin II Fr 15.30, 18.15,<br />

20.30; Last Christmas Fr 15.45; 3D: Jumanji –The<br />

Next LevelFr18.00, 20.30; Dasperfekte Geheimnis<br />

Fr 18.00, 20.30; Black Christmas Fr18.00, 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Kenji Mizoguchi: Ugetsu<br />

monogatari –Erzählungen unter dem Regenmond<br />

(OmenglU) Fr 19.00; Kenji Mizoguchi: Eine Frau<br />

von der man spricht –Uwasa no onna (OmenglU)<br />

Fr 21.00; Neu imVerleih: Dani Gal: Filmprogramm<br />

(OV/OmenglU; m.Gast) Fr 20.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

Die Eiskönigin IIFr12.30, 14.00, 16.15, 16.20,<br />

17.00, 19.00, 19.20; Der kleine Rabe Socke 3Fr<br />

12.30, 13.50, 16.15; Das perfekte Geheimnis Fr<br />

12.40, 16.00, 16.45, 20.00, 22.30; 3D: Die Eiskönigin<br />

IIFr13.00, 14.10, 14.40, 17.30, 19.45,<br />

22.40; Last Christmas Fr 13.10, 16.30, 19.30;<br />

Rotschühchen und die sieben Zwerge Fr 13.30;<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis Fr13.30, 15.50;<br />

Joker Fr13.30,16.30,21.00,22.40; Jumanji –The<br />

Next Level Fr13.40, 16.20, 19.15, 19.20, 22.45;<br />

Alles außer gewöhnlich Fr 13.40, 16.30, 19.30; A<br />

RainyDay In NewYorkFr13.50,19.45; Die Addams<br />

Family Fr 14.00; 3D: Jumanji –The Next Level Fr<br />

14.45, 17.00, 20.30, 22.30; Hustlers Fr 15.40,<br />

17.00, 20.00, 23.00; Die schönste Zeit unseres<br />

Lebens Fr16.40, 19.00; Black Christmas Fr17.00,<br />

20.20, 22.50; Auerhaus Fr 17.00; Downton Abbey<br />

Fr 17.50; Motherless Brooklyn Fr 19.00; Le Mans<br />

66: Gegen jede Chance Fr 19.30, 22.30; Parasite<br />

Fr 19.45,23.00; Der Leuchtturm Fr 19.50; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser Fr 20.15, 23.00; Terminator<br />

–Dark Fate Fr 22.20; Stephen Kings Doctor<br />

Sleeps Erwachen Fr 22.30; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood Fr 22.30; Black and Blue Fr 22.50; Gemini<br />

Man Fr23.10<br />

CineStar imSony Center (& 04 51/703 0200)<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis – Maleficent:<br />

Mistress of Evil (OF) Fr 13.30; Last Christmas (OF)<br />

Fr 13.40, 16.20, 20.30; Die Eiskönigin II –Frozen<br />

2(OF) Fr 14.00, 16.40, 19.20, 22.00; The Good<br />

Liar – Das alte Böse (OF) Fr 14.10; Jumanji –<br />

The Next Level (OF) Fr14.20; 3D: Die Eiskönigin<br />

II –Frozen 2(OF) Fr14.30, 17.10; Hustlers (OF)<br />

Fr 14.40, 19.50; Der Leuchtturm (OF) Fr 16.50,<br />

19.40, 22.30; Le Mans 66: Gegen jede Chance Fr<br />

17.00,19.00; 3D: Jumanji –The Next Level (OF) Fr<br />

17.10, 20.00, 23.00; Joker (OF) Fr 17.20, 20.15,<br />

23.10;Stephen Kings DoctorSleeps Erwachen (OF)<br />

Fr 22.20;Zombieland 2: Doppelthält besser –Zombieland<br />

2: Double Trap (OF) Fr 22.45; Parasite –Gisaengchung<br />

(OF) Fr 23.05<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Jumanji<br />

–The Next Level(OF)Fr13.00, 16.10, 19.20; IMAX,<br />

3D: Jumanji –The Next Level (OF) Fr 22.30<br />

Filmrauschpalast (& 394 4344) Die Kinder der<br />

Toten (OmU) Fr 19.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Die Eiskönigin II Fr 14.00,<br />

16.30, 19.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr14.00,<br />

16.00; Rotschühchen und die sieben Zwerge Fr<br />

15.00; Jumanji –The Next Level Fr15.00, 17.30;<br />

3D: Die Eiskönigin II Fr 15.00, 17.30, 20.00,<br />

22.30; Das perfekte Geheimnis Fr 17.30, 20.00,<br />

22.30;Last Christmas Fr 18.00,20.15; 3D:Jumanji<br />

–The Next Level Fr20.00, 22.30; Joker Fr21.15;<br />

Zombieland 2: Doppelt hält besser Fr 22.30<br />

Casablanca (& 677 5752) Aretha Franklin: Amazing<br />

Grace Fr 16.30; Lara Fr 18.30; Das perfekte<br />

Geheimnis Fr 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />

Rotschühchen und die sieben Zwerge Fr 14.00; Die<br />

Eiskönigin II Fr 14.00, 16.45, 19.30, 22.45; Das<br />

perfekte Geheimnis Fr 14.10, 16.40, 20.00,22.40;<br />

Last Christmas Fr 14.15, 17.10, 20.15; Jumanji –<br />

The Next Level Fr14.15; Ich war noch niemals in<br />

NewYork Fr 14.20;Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

Fr 14.30; 3D: Die Eiskönigin IIFr14.30, 17.15,<br />

20.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr14.35, 16.45;<br />

Die AddamsFamily Fr 17.00; 3D: Jumanji –The Next<br />

Level Fr17.15, 20.15, 22.30; Black Christmas Fr<br />

17.20,20.00, 23.00; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

Fr 17.25; Joker Fr19.30, 23.00; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser Fr 19.45, 23.15; Hustlers Fr<br />

19.45, 22.45; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

Fr 22.30; Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />

Fr 22.30<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Jumanji<br />

–The Next Level Fr14.00; Der kleine Rabe<br />

Socke 3Fr14.15, 15.15; Aman Reis Duymasin Fr<br />

14.15, 17.00, 20.00, 23.15; Die Eiskönigin IIFr<br />

14.25, 15.00, 17.00, 17.45; 3D: Die Eiskönigin II<br />

Fr 15.10, 17.40, 20.00; Recep Ivedik VI (OmU) Fr<br />

16.30, 20.00, 22.50; 3D: Jumanji –The Next Level<br />

Fr 17.00,20.00, 23.00; Black Christmas Fr 17.20,<br />

19.45, 22.30; Das perfekte Geheimnis Fr19.30;<br />

Mucize Ask (OmU) Fr 20.30, 22.20; Joker Fr22.30<br />

City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) Pferde<br />

stehlen Fr 18.45; Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen –Portrait delajeune fille en feu (OmU)<br />

Fr 21.15<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 4001) Michael Klier: Kurzfilmprogramm<br />

(1970-1989) Fr18.00; DieWache –<br />

Au poste! (OmU) Fr 21.00<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Kinderfilm des<br />

Monats: SANTA &CO. –Wer rettet Weihnachten?<br />

Fr 10.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr 12.15; Die<br />

Eiskönigin II Fr 14.00,16.30,19.00;Kinderfilm des<br />

Monats: SANTA &CO. –Wer rettet Weihnachten? Fr<br />

10.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr 15.15; Alles außer<br />

gewöhnlich Fr 17.15; Das perfekte Geheimnis<br />

Fr 20.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Marianne &<br />

Leonard–Words of Love (OmU) Fr 16.00; IamLove:<br />

Ich bindie Liebe –Iosonol‘amore (OmU) Fr 18.00;<br />

Lara Fr20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Der kleine Rabe<br />

Socke 3Fr13.30; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />

(OmU) Fr 15.30; Aquarela Fr 17.45; Das perfekte<br />

Geheimnis Fr 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Rotschühchen und die sieben<br />

Zwerge Fr 16.00; Cinema! Italia!: Una questione<br />

privata –Eine private Angelegenheit: Rainbow –A<br />

Private Affair (OmU) Fr 20.30<br />

Capitol (& 831 6417) ARainy Day InNew York<br />

Fr 16.00, 20.30; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />

(OmU) Fr 18.15<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 8112) Und<br />

der Zukunft zugewandt Fr17.00; Ein Licht zwischen<br />

denWolken –Streha mes reve (OmU) Fr 19.00; All I<br />

NeverWanted Fr21.00<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) DieWache<br />

Fr 14.00; Was gewesen wäre Fr14.00; Der kleine<br />

Rabe Socke 3Fr 14.15, 16.15; Lara Fr 14.30;<br />

fridays for future: Das Forum (OmU) Fr 16.00; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens Fr 16.00, 20.45;<br />

Schönheit &Vergänglichkeit Fr 16.45; Der Leuchtturm<br />

Fr 18.15; Das perfekte Geheimnis Fr18.15;<br />

Alles außer gewöhnlich Fr18.30, 21.00; Gundermann<br />

Revier Fr18.45;The Kindness of Strangers Fr<br />

20.45; Motherless Brooklyn Fr20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />

Der kleine Rabe Socke 3Fr13.30, 15.30; Die Eiskönigin<br />

IIFr13.40, 13.50, 14.10, 16.50, 17.00;<br />

Jumanji –The Next Level Fr13.50; Das perfekte<br />

Geheimnis Fr13.50, 16.40, 19.50; 3D: Die Eiskönigin<br />

II Fr 14.00, 16.50, 20.10, 23.00; 3D:<br />

Jumanji –The Next Level Fr16.55, 19.40, 23.00;<br />

HustlersFr17.00, 23.00; Black ChristmasFr17.30,<br />

20.15,23.00; Motherless Brooklyn Fr 19.30; Joker<br />

Fr 19.40, 23.00; Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />

Fr 20.00; Last Christmas Fr 20.00; Zombieland 2:<br />

Doppelt hältbesser Fr 23.00; Midway –Für dieFreiheit<br />

Fr23.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Die Eiskönigin<br />

IIFr14.30, 17.15, 20.00<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Bernadette Fr17.15; Last Christmas Fr 20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Jumanji<br />

–The Next Level Fr14.15, 20.15, 23.15; 3D: Die<br />

Eiskönigin II Fr 14.15, 17.00, 19.45; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm Fr 14.30; Last Christmas<br />

Fr 14.30, 17.15, 20.00; Die Addams Family<br />

Fr 14.40, 17.30; Das perfekte Geheimnis Fr 14.40,<br />

17.15, 20.10, 22.30; Die Eiskönigin II Fr 14.45,<br />

17.30, 20.15; Rotschühchen und die sieben Zwerge<br />

Fr 15.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus Fr<br />

15.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr15.00, 17.20;<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis Fr 17.00; 3D: Jumanji<br />

–The Next Level Fr17.10; Hustlers Fr17.40,<br />

20.20; Black Christmas Fr 17.45, 23.00; Le Mans<br />

66: Gegen jede Chance Fr 19.50, 22.40; Joker Fr<br />

19.50, 23.00; Zombieland 2:Doppelt hält besser<br />

Fr 20.30, 23.00; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

Fr 22.40; Terminator –Dark Fate Fr 23.00;<br />

Midway –Für die Freiheit Fr 23.00; Scary Stories to<br />

Tell in the Dark Fr 23.10<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Die Eiskönigin<br />

IIFr15.00, 17.30, 20.30; Unsere Lehrerin, die<br />

Weihnachtshexe Fr 15.45; Deutschstunde Fr 18.00;<br />

Das perfekte Geheimnis Fr 20.00


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />

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Feuilleton<br />

Seitenblicke<br />

in die<br />

Alltagswelt<br />

Der Kunsthistoriker<br />

Martin Warnke ist gestorben<br />

VonGier<br />

und<br />

Verlust<br />

Meg Stuart und Jompet<br />

Kuswidananto im HAU 2<br />

VonNikolaus Bernau<br />

Schon im späten 19. Jahrhundert<br />

brachten reich bebilderte Magazine<br />

die Welt in dieWohnungen der<br />

Industriestaaten. Doch erst als mit<br />

Radio und Fernseher Moderatoren,<br />

Showmaster und Stars zu informellen<br />

Familienmitgliedern wurden, figurierte<br />

sich auch das Wohnzimmer<br />

neu: Das Sofa wurde zum Fernsehmöbel,<br />

der Fernseher zum Zentrum<br />

des Raumes.Wer einmal den kleinen<br />

Aufsatz des Kunsthistorikers Martin<br />

Warnke über diese Veränderung unserer<br />

Lebenswelt<br />

gelesen hat, fragt<br />

sich unwillkürlich:<br />

Was sagt es<br />

über mich, wie<br />

ich die Sessel<br />

aufstelle?<br />

Am Mittwoch<br />

Martin Warnke<br />

(1937–2019)<br />

TOP 10<br />

Mittwoch, 11. Dezember<br />

1 Aktenzeichen XY ZDF 5,03 17 %<br />

2 Tagesschau ARD 4,90 17 %<br />

3 heute-journal ZDF 3,78 14 %<br />

4 heute ZDF 3,73 15 %<br />

5 Der König von Köln ARD 3,70 12 %<br />

6 SokoWismar ZDF 3,64 17 %<br />

7 Wer weiß denn ...? ARD 3,48 17 %<br />

8 Milliarden-Maurer ARD 3,29 12 %<br />

9 Heldt ZDF 2,93 11 %<br />

10 RTL aktuell RTL 2,91 12 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %<br />

Freitags<br />

ab sechs<br />

ist Martin<br />

Warnke im Alter<br />

von 82Jahren in<br />

Halle an der<br />

Saale gestorben. Man hätte von ihm<br />

gernnoch den Aufsatz über die neuerliche<br />

Veränderung der Wohnkultur<br />

durch Laptop und Netflix gelesen. Es<br />

waren nämlich auch solche kunsthistorischen<br />

Seitenblicke in die Alltagswelt,<br />

die ihn seit den 70er-Jahren<br />

zu einem der wichtigsten Reformer<br />

der deutschen Geisteswissenschaften<br />

machten. Immer ging es ihm um<br />

die Bedeutung der Formen, der sozialen<br />

und wirtschaftlichen Interessen,<br />

die sich der Kunst als Konkurrenzmittel<br />

bedienten, um die Politik.<br />

2003 emeritiert, lebte Warnke schon<br />

lange zurückgezogen, hinterließ<br />

aber eine derart reiche Schülerzahl,<br />

dass sein Einfluss noch lange in der<br />

Wissenschaft abzulesen sein wird.<br />

AUSDER REDAKTION<br />

Berlin Mitte,<br />

der Podcast<br />

von<br />

Jochen Arntz<br />

GERDA HENKEL STIFTUNG<br />

Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />

auch was zum Hören –direkt<br />

aus der Chefredaktion. „Berlin<br />

Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />

Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />

morgens Neues aus der Redaktion<br />

und Neues aus Berlin präsentiere.<br />

Diesmal spreche ich mit unserer<br />

Textchefin Bettina Cosack über ein<br />

journalistisches Projekt zu den Erfahrungen<br />

der Wendekinder, die Mitte<br />

der 80er-Jahregeboren wurden.<br />

Wirhören uns,<br />

Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />

bei Twitter @JochenArntz<br />

Lionel (Edward Norton, l.) und Paul (Willem Dafoe) in „Motherless Brooklyn“<br />

Im Dickicht<br />

Edward Nortons „Motherless Brooklyn“ taucht tief in die Strukturen der New Yorker Stadtentwicklung ein<br />

VonPhilipp Bühler<br />

Motherless Brooklyn“ ist<br />

das Duell zweier Männer,<br />

beide besessen<br />

von Ordnung. Der<br />

eine baut Straßen, Brücken und<br />

ganze Wohnviertel, rupft der Stadt<br />

das Unkraut aus dem Leib zur Lichtung<br />

der Verhältnisse. Alles muss<br />

perfekt sein, stromlinienförmig, autogerecht.<br />

Der andere versucht, in<br />

seinem Kopf wieder zusammenzusetzen,<br />

was dabei zerstört wurde,<br />

gräbt unter den Schneisen der Verwüstung<br />

nach Spuren eines riesigen<br />

Verbrechens.Das Opfer ist die ganze<br />

Stadt, die ganze Gesellschaft des alten<br />

NewYorkCity,und das alles geht<br />

deutlich über seinen Verstand. Vielleicht<br />

muss er deshalb so viel reden.<br />

Für einen klassischen Hardboiled-Detektiv<br />

jedenfalls redet Lionel<br />

Essrog enormviel. Lionel hat das<br />

Tourette-Syndrom, er selbst nennt es<br />

seinen„kleinen Anarchisten“, und es<br />

wäre gegen alle Regeln, bekäme Edward<br />

Norton dafür keine Oscarnominierung.<br />

Der kleine Kerl tobt<br />

durch seinen Kopf und bringt alles<br />

durcheinander, was sein fotografisches<br />

Gedächtnis –die Krankheit hat<br />

ihre gute Seite – mühsam zusammengesetzt<br />

hat. Lionel ist ein Wortverdreher,<br />

kein Schandmaul, aber<br />

mit seinen zuckenden Ticks macht<br />

er sich immer wieder zum Affen.<br />

Schlecht beim Flirten, oder beim<br />

Überbringen einer Todesnachricht.<br />

Das Spiel mit der Sprache ist herausragend<br />

in Jonathan Lethems dem<br />

Film zugrundliegendem Roman, erschienen<br />

1999. Wohl auch deshalb<br />

hat es den Schauspieler EdwardNorton<br />

besonders gejuckt, bei der Verfilmung<br />

nicht nur Regie zu führen<br />

–zum zweiten Mal inseiner Karriere<br />

–, sondern auch die Hauptrolle zu<br />

übernehmen. Seine Idee, die Handlung<br />

in die späten 50er-Jahre zuverlegen,<br />

stieß auf das Wohlwollen des<br />

Autors, der eigentlich für Science-<br />

Fiction-Romane bekannt ist.<br />

Norton konnte ihn überzeugen,<br />

dass sich die Hardboiled-Chiffren<br />

vonlässigen Schlapphüten und mysteriösen<br />

Femme fatales in einer zeitgenössischen<br />

Erzählung prima hinter<br />

der Sprache verstecken lassen,<br />

dasselbe aber in einem Film unfreiwillig<br />

ulkig wirken würde. Man einigte<br />

sich also auf einen Film noir.<br />

Norton erfindet das Genre nicht<br />

neu, aber enthüllt doch neue Facetten.<br />

Lionel will den Mord an seinem<br />

Freund und Mentor Frank (in einer<br />

schönen kurzen Rolle: Bruce Willis)<br />

aufklären. Ihm verdankt die Vollwaise<br />

den Spitznamen: Motherless<br />

Brooklyn. Bei seinen Recherchen<br />

stößt er auf einen übelriechenden<br />

Morast aus Korruption, sexueller<br />

Ausbeutung und auch Rassismus.<br />

Tatsächlich ein Streichholzbriefchen<br />

–soviel Klischee muss sein –führt<br />

Lionel in die ihm fremde Welt<br />

schwarzer Jazzclubs und Bürgerversammlungen,<br />

wo die städtische Baupolitik<br />

auf heftigen Argwohn stößt.<br />

Kann es sein, dass der Kampf gegen<br />

die Slums inWahrheit der schwarzen<br />

Bevölkerung gilt? Und was hat das<br />

mit Lionels Fall zu tun?<br />

Ohne Not<br />

Man weiß, dass etwas faul ist,<br />

wenn Alec Baldwin wutentbrannt in<br />

die Kamera brüllt. In letzter Zeit tat<br />

er dies vorwiegend als Trump-Imitator,<br />

und diese Assoziation ist hier<br />

fraglos gewollt. In Anlehnung an den<br />

Immobilien-Tycoon Robert Moses<br />

spielt Baldwin einen Mann namens<br />

Moses Randolph, der hier in New<br />

York alle Fäden in der Hand hält.<br />

Derechte Moses war in den 50ern<br />

als Stadtentwickler für den sozialen<br />

Wohnungsbau zuständig und realisierte<br />

diesen vor allem durch den<br />

Abriss von Altbausubstanz. Sein<br />

Wiedergänger im Film meint einmal<br />

zu Lionel, auch für den Central Park<br />

haben einst Menschen weichen<br />

müssen. Mit Stadtparks wurde er<br />

selbst zum Volksheld. Die Opfer?<br />

Sind für ihn nur Verlierer, Unsichtbare,<br />

nicht einmal existent.<br />

Edward Norton, selbst Enkel eines<br />

Philanthropen und Stadtentwicklers,<br />

in dessen Musterstadt er<br />

sogar aufwuchs,ist diese Geschichte<br />

spürbar wichtig. Vielleicht deshalb<br />

wirkt sein Ermittler etwas zu gutmütig<br />

für dieses Genre, in dem Zwischentöne<br />

alles sind. Leider ist auch<br />

seine Regie etwas zu flach, um die<br />

unbestreitbaren Qualitäten seines<br />

Films richtig zur Geltung zu bringen.<br />

Denn tatsächlich ist ja alles da:<br />

„Motherless Brooklyn“ ist ein Hochamt<br />

prachtvollen 50er-Jahre-Designs<br />

in Ausstattung und Mode, inspiriert<br />

von der Straßenfotografie<br />

Robert Franks und Vivian Maiers.<br />

Für eine der vielen schönen Verfolgungsjagden<br />

ließ Norton sogar die<br />

alte New Yorker Penn Station nachbauen,<br />

ein Prunkstück der Beaux-<br />

Arts-Architektur,das 1963 den Stadtplanern<br />

zum Opfer fiel. Setdesign<br />

und Dekor sind hier deutlich mehr<br />

als Mittel zum Zweck –sie zeigen,<br />

worum es eigentlich geht.<br />

Wenn aber Edward Norton als<br />

Lionel durch ein paar grobkörnige<br />

Schwarz-Weiß-Fotos seines Falls<br />

blättert, sieht man unwillkürlich den<br />

Film vor sich, den er als Regisseur<br />

verpasst hat. Sein Liebhaberprojekt<br />

ist doch etwas glatt geraten, nicht<br />

nur,aber auch durch die digitale Fotografie.Als<br />

ihrVorteil gilt, alles zu erfassen.<br />

DasGeheimnis des Film noir,<br />

penibel beachtet in Neo-Noirs wie<br />

„Chinatown“ und „L.A. Confidential“,<br />

liegt indes gerade darin, dass er<br />

die dunklen Ecken dunkel ließ. Die<br />

Kamera erklärt zu viel in diesem<br />

überlangen Film, genau wie das etwas<br />

geschwätzige Drehbuch.<br />

Passabel geraten ist Nortons<br />

Zweitwerk dennoch. Zur tollen Besetzung<br />

zählt Willem Dafoe als<br />

schratiger Sonderling mit wertvollen<br />

Hinweisen. Der stimmungsvolle<br />

Jazz-Soundtrack wurde von der<br />

Trompeterlegende Wynton Marsalis<br />

eingespielt, bei einem Stück musiziert<br />

ergemeinsam mit dem Radiohead-Sänger<br />

Thom Yorke. Der Jazz<br />

übrigens liefert die einzigen Szenen,<br />

in denen Lionels Ticks eine Rolle<br />

spielen.Wenn alles zuckt und muckt,<br />

zuckt er einfach mit.<br />

Motherless Brooklyn USA2019. Buchund Regie:Edward<br />

Norton, Darsteller:EdwardNorton,<br />

Bruce Willis,Gugu Mbatha-Raw, Alec Baldwin,<br />

Willem Dafoe u.a.; 144Min. Farbe. FSK ab 12<br />

„Legende“: Stefan Pucher schnürt dem Lebenswerk von Ronald M. Schernikau in der Volksbühne die Luft ab<br />

VonUlrich Seidler<br />

Woist denn alles hin? Wo ist der<br />

schwarze Sarkasmus? Der verzweifelte<br />

Humor? Die blutige Not?<br />

Wo ist das Rufen, das Kichern, das<br />

Weinen? An der Volksbühne hat Stefan<br />

Pucher Ronald M. Schernikaus<br />

„Legende“ auf die Bühne gebracht,<br />

das gerade im Verbrecherverlag liebevoll<br />

herausgegebene Tausendseiten-Textkonvolut<br />

und Lebenswerk<br />

des 1991 mit 31 Jahren an Aids gestorbenen<br />

bekennenden Kommunisten<br />

und Homosexuellen Ronald<br />

M. Schernikau (siehe <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

vom 6.12.). Dreieinhalb trostund<br />

seelenlose Stunden lang wird<br />

Text von der Rampe geschoben, mal<br />

mit mehr,mal mit weniger Talent zur<br />

Satire. Musik gibt es auch, am Ende<br />

gar zwei gut gesungene Schlagerparodien.<br />

Und bevor endlich das Licht<br />

ausgeht, dürfen wir noch einmal in<br />

Schernikaus Gesicht blicken, da<br />

singt er zart angeschickert, im kleinen<br />

Schwarzenein Friedenslied.<br />

Der Schokoladenfabrikantensohn Janfilip Geldsack (Sebastian Grünewald) und die Stewardess<br />

Mariane Komenski (Sylvana Seddig)<br />

IMAGO/MARTIN MÜLLER<br />

Mal abgesehen davon, dass es für<br />

dasTheater irgendwie armselig ist, einem<br />

verstörenden, nervenden, aber<br />

vor allem eigenständigen literarischen<br />

Kunstwerk etwas Leben abzusaugen,<br />

statt ihm Gegenwart einzuhauchen<br />

− aber nicht einmal das<br />

klappt. Brav stehen die Allegorien des<br />

Spätkapitalismus, der Sozialdemo-<br />

kratie,des Marktes,des Apparatkommunismus<br />

und der pseudogöttlichen<br />

Heilsbringer Kunst und Revolution<br />

einander im Wegund sagen in Retro-<br />

Kostümen und VIP-Lounge-Atmosphäre<br />

ordentlich Text auf, als ginge<br />

es darum, die Handlung einer Thesen-Soap-Opera<br />

aus den Achtzigern<br />

zu rekapitulieren.<br />

WARNER BROS.<br />

Blöd ist, dass diese braveFantasielosigkeit<br />

auf das Original zurückschlägt,<br />

das man gar nicht mehr in die<br />

Hand nehmen will. Kapitalismuskritik<br />

aus gemütlicheren Zeiten, wozu<br />

soll man sich das heute noch antun,<br />

da sich die Konflikte längst zugespitzt<br />

haben, und alles noch schneller noch<br />

schlimmer wurde,als es so ein furchtloser<br />

und radikaler Kopf wie der von<br />

Schernikau vorhersehen konnte?Woher<br />

diese Furchtlosigkeit und Radikalität<br />

kamen, ist diesem Textbrocken<br />

zu entnehmen, in dem sich auch die<br />

seelischen Nöte einer mehrfach gebrochenen<br />

Biografie ausdrücken, in<br />

dem Blut pulsiert und in dem sich<br />

Vergangenheit in Details materialisiert,<br />

die man fast zu riechen und anfassen<br />

zu können glaubt. Ausgerechnet<br />

im Theater,woZeichen und Figuren<br />

konkret und lebendig sein müssten,<br />

bleibt nichts als weltabgewandte,<br />

tote und abstrakte Ironie übrig.<br />

Legende 13., 20.12.,19.30Uhr,Volksbühne am<br />

Rosa-Luxemburg-Platz, Tel.: 24065777<br />

VonMichaela Schlagenwerth<br />

Meg Stuart mag es ungemütlich.<br />

Nicht immer. Aber immer mal<br />

wieder sitzt man ratlos in einem ihrer<br />

Stücke, sowie jetzt bei „Celestial<br />

Sorrow“imHAU 2. Warumnur,fragt<br />

man sich, muss Jule Flierl so enervierend<br />

heulen? Warumdarfdie fantastische<br />

Installation von Jompet Kuswidananto<br />

− Hunderte von Glühbirnen,<br />

die wie ein Sternenhimmel von<br />

der Decke hängen – das verheißungsvolle<br />

Versprechen, das sie in<br />

sich birgt, fast gar nicht entfalten?<br />

Warumwirkt vieles so leer und abgeschmackt?<br />

Schon gleich am Anfang, wenn<br />

die Musikerin Mieko Suzuki mit einem<br />

glühenden Räucherstäbchen<br />

einmal die Bühne abschreitet. Die<br />

Behauptung eines Rituals, dass aber<br />

kurz und schnell und ohne weitere<br />

Bedeutung erledigt wird. Oder diese<br />

wirklich lustige, fantastisch in 1000<br />

blinkende Lämpchen eingemummte<br />

Figur,die still und leise ein<br />

ebenfalls lustig blinkendes Holzauto<br />

vorsich herschiebt. Eine Erinnerung<br />

an Kinderträume, anden Wunsch,<br />

im Theater verzaubert zu werden.<br />

Nur mal kurz als Nummer eingeschoben.<br />

MegStuartkann so etwas,verzaubern<br />

und die Verzauberung gleichzeitig<br />

intelligent und durchaus böse<br />

infrage zu stellen. In „Celestial Sorrow“,<br />

was übersetzt so viel wie<br />

„Himmlische Trauer“ bedeutet, passiert<br />

aber etwas anderes. Ein Gefühl<br />

von Überdruss und Abwehr stellt<br />

sich ein. Ja, aber auch von Gier. Gier<br />

auf die schönen, magischen Momente,<br />

die hier immer wieder kurz<br />

aufleuchten und die man sich nicht<br />

nehmen lassen will, aber die einfach<br />

zusammenhanglos auf die Bühne<br />

gefegt werden.<br />

Die Live-Musikerin MiekoSuzuki und der<br />

Performer Gaëtan Rusquet LAURA VAN SEVEREN<br />

DasStück setzesich in seinen Arbeiten<br />

mit der Geschichte Indonesiens<br />

auseinander und untersuche die<br />

Komplexität unserer Existenz in der<br />

globalisierten Welt, heißt es im Programmheft.<br />

Ausgehend von fiktiven<br />

Traumata, erklären Stuart und Kuswidananto,wollen<br />

sie eine poetische<br />

Welt aus Licht und Bewegung entwerfen.<br />

Sicher, die drei Performer, neben<br />

Flierl stehen noch Claire Vivianne<br />

Sobottke und Gaëtan Rusquet mit<br />

auf der Bühne,sind mit Furordabei.<br />

Ebenso die beiden Musiker Mieko<br />

Suzuki und Ikbal Simamora Lubys.<br />

Einzelne Momente entfalten kurz<br />

Kraft, aber eben nur, umgleich wieder<br />

unterlaufen zu werden. Woran<br />

sich dieser Abend zu versuchen<br />

scheint, ist ein Gefühl des Verlusts.<br />

Aber Verlust wovon? Am Ende von<br />

Theater selbst. Vonall den Dingen,<br />

die dort mal so hervorragend funktioniert<br />

haben: Witze, wie Sobottke<br />

sie mit den Zuschauern macht, Musicalträume,<br />

die Rusquet besingt,<br />

dramatische Kämpfe, die tanzend<br />

ausgefochten werden − der ganze<br />

große Theaterzauber eben. Das ist<br />

nichts Neues.Aber dieWeise desVerlusts,die<br />

verändertsich.<br />

Celestial Sorrow 13.,14. 12., 19Uhr,<br />

HebbelamUfer (HAU2), T.:25900427


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 27<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.00 (für HG) Kontraste 5.30 (für HG)<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) Tagesschau<br />

9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55 (für HG)<br />

Sturmder Liebe. Telenovela 10.45 (für HG)<br />

Meister des Alltags 11.15 (für HG) Sportschau.<br />

Biathlon-Weltcup: 7,5 km Sprint Damen, live<br />

13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 (für<br />

HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Sportschau.<br />

Biathlon-Weltcup: 10 km Sprint Herren /Weltcup<br />

Skispringen: Qualifikation Herren 17.00 (für HG)<br />

Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für<br />

HG) Werweiß denn sowas? 18.50 (für HG)<br />

Quizduell-Olymp 19.45 (für HG) Sportschau vor<br />

acht 19.50 (für HG) Wetter voracht 19.55 (für<br />

HG) Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Der beste Papa der Welt<br />

Drama, A2018. Mit Oliver Mommsen.<br />

Dass man im Leben mit den Aufgaben<br />

wächst, gilt auch –oder sogar besonders<br />

–für die Vaterrolle. Darum dreht sich<br />

der bewegende Fernsehfilm.<br />

21.45 (für HG) Tagesthemen<br />

22.00 (für HG) Tatort: Mitgehangen<br />

Krimireihe, D2018. Mit Klaus J. Behrendt<br />

23.30 (für HG) Der Island-Krimi: Todder<br />

Elfenfrau<br />

Krimireihe, D2016. Mit Franka Potente<br />

1.00 (für HG) Tagesschau<br />

RTL<br />

5.25 Exclusiv –Das Starmagazin 5.35 Explosiv<br />

–Das Magazin 6.00 Guten Morgen Deutschland<br />

8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily<br />

Soap 9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht<br />

Report 11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt<br />

12 –Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 16.00 Mensch<br />

Papa! Väter allein zu Haus 17.00 Herz über Kopf.<br />

Telenovela 17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00<br />

Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />

Starmagazin 18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell<br />

–Das Wetter 19.05 (für HG) Alles was zählt<br />

19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

20.15 Die ultimative Chart Show –<br />

Die erfolgreichsten Hits 2019!<br />

Gäste: Die Ehrlich Brothers, Giovanni<br />

Zarrella, Valentina Pahde, Cheyenne<br />

Pahde. Oliver Geissen lässt das Musikjahr<br />

Revue passieren.<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 Die ultimative Chart Show –<br />

Die erfolgreichsten Hits 2019!<br />

Musikshow<br />

4.05 Der Blaulicht Report<br />

Pfarrer gerät in Lebensgefahr<br />

MDR<br />

11.45 (für HG) In aller Freundschaft 12.30 (für<br />

HG) Utta Danella –Wenn Träume fliegen.<br />

Liebesmelodram, D2008 13.58 (für HG) MDR<br />

aktuell 14.00 (für HG) MDR um 2 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um 4<br />

17.45 (für HG) MDR aktuell 18.05 (für HG)<br />

Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für<br />

HG) Unser Sandmännchen 19.00 Regionales<br />

19.30 (für HG) MDR aktuell 19.50 Elefant, Tiger<br />

&Co. 20.15 Das Beste zum Fest 21.45 MDR<br />

aktuell 22.00 (für HG) Riverboat 23.58 MDR<br />

aktuell 0.00 MDR Kultur –Filmmagazin<br />

Bayern<br />

13.45 Sternstunden aktuell 13.50 Das Herz der<br />

Stadt 14.40 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.25<br />

Sternstunden aktuell 15.30 Schnittgut 15.58<br />

Sternstunden 16.00 (für HG) Rundschau 16.15<br />

(für HG) WirinBayern 17.30 Regionales 18.00<br />

(für HG) Abendschau 18.28 Sternstunden 18.30<br />

(für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Unser Land<br />

19.30 (für HG) Sternstunden-Gala 2019 22.30<br />

(für HG) RundschauMagazin 22.45 (für HG)<br />

Heißmann +Rassau 23.28 Sternstunden 23.30<br />

Treffpunkt für zwei Pistolen. Western, USA 1964<br />

1.00 Rundschau Nacht 1.05 Sternstunden<br />

Vox<br />

5.20 CSI: NY 6.55 CSI: Den Täternauf der Spur<br />

8.45 Verklag mich doch! 10.50 VoxNachrichten<br />

10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 11.55 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />

erziehst du denn? 15.00 Shopping Queen 16.00<br />

4Hochzeiten und eine Traumreise 17.00<br />

Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates –Ein<br />

Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner 20.00<br />

Prominent! 20.15 Readytobeef 21.15 (für HG)<br />

Bones –Die Knochenjägerin 0.00 VoxNachrichten<br />

0.15 (für HG) Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

9.35 Weihnachtsmann Junior 10.10 Sammy<br />

10.40 Grizzy &die Lemminge 11.10 Alvinnn!!!<br />

11.40 Go Wild! 12.10 Friends 12.30 Trolls<br />

12.50 Polly Pocket 13.15 Tomund Jerry 13.45<br />

Weihnachtsmann &Co. KG 14.15 Angelo! 14.45<br />

Dragons 15.15 Ninjago 15.40 Alvinnn!!! 16.10<br />

Sally Bollywood 16.40 Barbie 17.10 Grizzy &die<br />

Lemminge 17.40 Angelo! 18.10 Weihnachtsmann<br />

&Co. KG 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />

Alvinnn!!! 19.40 Super ToyClub 20.15 Die<br />

Weihnachtsgeschichte.Zeichentrickfilm, USA<br />

1997 21.35 CSI: Miami 0.25 Infomercials<br />

Sport1<br />

5.50 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30 Darts.<br />

WM: Highlights 18.50 Wetten? Was! Fußball&<br />

mehr! Powered by Hpybet 19.00 Sport1 News<br />

Live. Darts Spezial 20.00 Darts. WM: 1. &2.Runde,<br />

live. Beim einzigartigen Pfeile-Spektakel aus<br />

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Alexandra Palace in London der neue Darts-<br />

Weltmeistergesucht. 0.00 Sky SportNewsHD:<br />

Die 2. Bundesliga. 17. Spieltag 1.00 SportClips<br />

1.05 Teleshopping Nacht 1.20 SportClips 1.50<br />

Teleshopping Nacht 2.00 SportClips<br />

ZDF<br />

5.15 (für HG) hallo deutschland 5.30 (für HG)<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />

9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />

HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SokoWien 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG) Bettys<br />

Diagnose. Krankenhausserie. Herzschläge<br />

20.15 (für HG) Ein Fall für zwei<br />

Krimiserie.Adem. Benni und Leo ermitteln<br />

im Fall des ermordeten 18-jährigen Adem<br />

Jasari. Bennis Mandant, Nico Rautenberg,<br />

soll ihn betrunken angegangen sein und<br />

tödlich verletzt haben.<br />

21.15 (für HG) Soko Leipzig<br />

22.00 (für HG) heute journal<br />

22.30 (für HG) heute-show –<br />

Der Jahresrückblick<br />

23.15 Der satirische Jahresrückblick 2019<br />

23.45 Neo Magazin Royale<br />

0.30 heute+<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring.Ein Einser-Schüler geht nicht mehr<br />

zur Schule. Sind Magenschmerzen der Grund? /<br />

Ein pensionierter Taxifahrer fährtmit seinem Pkw<br />

in ein Geschäft. /Eine ältere Frau stürzt, während<br />

sie ihr Enkelkind trägt. 17.00 Klinik am Südring<br />

–Die Familienhelfer 17.30 Klinik am Südring /<br />

oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00 AufStreife<br />

–Die Spezialisten 19.00 Genial daneben –das<br />

Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Dancing on Ice<br />

Peer Kusmagk musste den Wettbewerb in<br />

der vergangenen Woche nach fünf Shows<br />

verlassen. Heute steht das große<br />

Halbfinale an. Daniel Boschmann und<br />

Marlene Lufen moderieren.<br />

22.45 Rabenmütter<br />

23.15 Rabenmütter<br />

23.45 Switch reloaded<br />

0.15 Switch reloaded<br />

0.45 Sechserpack<br />

1.15 Sechserpack<br />

1.40 Sechserpack<br />

WDR<br />

13.05 (für HG) Elefant, Tiger&Co. 13.55 (für<br />

HG) Und es schmeckt doch!? 14.25 (für HG) Um<br />

Himmels Willen 16.00 (für HG) WDR aktuell<br />

16.15 Hier und heute 18.00 (für HG) WDR<br />

aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />

–Liveaus Hattingen 18.45 (für HG) Aktuelle<br />

Stunde 19.30 Regionales 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Der beste Chor im<br />

Westen 21.45 (für HG) WDR aktuell 21.55 (für<br />

HG) Der beste Chor im Westen 22.10 (für HG)<br />

Kölner Treff 23.40 (für HG) Der Clou. Komödie,<br />

USA 1973 1.45 Erlebnisreisen 2.00 Lokalzeit<br />

NDR<br />

12.00 (für HG) Brisant 12.20 (für HG) In aller<br />

Freundschaft 13.10 (fürHG) In aller Freundschaft<br />

–Die jungen Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info<br />

14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) NDR Info 16.20<br />

(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG)<br />

Leopard, Seebär &Co. 18.00 Regionales 18.15<br />

(für HG) Hofgeschichten 18.45 (für HG) DAS!<br />

19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Hand in Hand für Norddeutschland<br />

21.45 (für HG) NDR Info 22.00 (für HG)<br />

NDR Talk Show 0.10 Käpt’ns Dinner<br />

Kabel eins<br />

5.50 Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.25<br />

(für HG) Navy CIS: L.A. 10.15 Navy CIS 11.10<br />

Without aTrace–Spurlos verschwunden 12.05<br />

Numb3rs –Die Logik des Verbrechens 13.00 (für<br />

HG) Castle 13.55 (für HG) The Mentalist 14.50<br />

(für HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news<br />

16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />

17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />

18.55 Achtung Kontrolle! Wirkümmernuns<br />

drum 20.15 Navy CIS 22.15 Navy CIS: New<br />

Orleans 23.10 (für HG) Navy CIS: L.A. 0.10 Navy<br />

CIS 1.00 kabel eins late news 1.05 Navy CIS<br />

RTLZWEI<br />

5.15 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 Die<br />

Straßencops West –Jugend im Visier 8.00<br />

Frauentausch 14.00 Daniela Katzenberger –Mit<br />

Lucas im Hochzeitsfieber 15.00 Babys! Kleines<br />

Wunder –Großes Glück 17.00 News 17.04<br />

Wetter 17.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer<br />

18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht<br />

20.15 Mr.&Mrs. Smith. Actionkomödie, USA<br />

2005 22.35 Homefront. Actionfilm, USA 2013<br />

0.35 Crank. Actionfilm, USA 2006 2.15 Ohne<br />

Limit. Thriller,USA 2011 3.55 Homefront.<br />

Actionfilm, USA 2013<br />

Eurosport 1<br />

10.30 Biathlon 11.20 Biathlon. 7,5 km Sprint<br />

der Frauen, live 12.50 Snowboard. Snowboardcross,<br />

live 14.15 Biathlon. 10 km Sprint der<br />

Männer,live 15.40 Skispringen. Qualifikation, live<br />

17.00 Biathlon. 7,5 km Sprint der Frauen 17.55<br />

Biathlon. 10 km Sprint der Männer 19.00<br />

Fußball 19.15 Fußball. Bundesligader Frauen: 1.<br />

FFC Frankfurt–FCBayernMünchen, live 21.15<br />

Fußball 21.30 Snooker.Scottish Open in<br />

Glasgow.Viertelfinale, live 23.00 Nachrichten<br />

23.10 Judo 0.45 Nachrichten 0.55 Skispringen<br />

TV-Tipps<br />

ARD, 20.15 UHR DRAMA<br />

Der beste Papa der Welt<br />

Der ehrgeizige Arzt Clemens Hoffmann (Oliver Mommsen) möchte sich<br />

vor seinem nächsten Karriereschritt eine Auszeit gönnen und seinen<br />

langgehegten Traum erfüllen: auf einem Boot ein Jahr um die Welt segeln.<br />

Kurz vor der Abreise durchkreuzt ein Unglück seine Pläne.Clemens’ alleinerziehende<br />

Schwester Doro kommt bei einer Gasexplosion ums Leben. Ihr<br />

Letzter Wille enthält eine faustdicke Überraschung, denn ausgerechnet der<br />

freiheitsliebende Mediziner soll sich um ihreKinder Kristina, Benni und Judy<br />

kümmern. Auf seine Lebensgefährtin, die ihm zuliebe auf eigenen Nachwuchs<br />

verzichtet hat, kann Clemens jedoch nicht zählen. Der Mediziner tut<br />

sich erst einmal schwer mit der ungewohnten Aufgabe ... Der„Tatort“-Kommissar<br />

Mommsen kann sich hier von einer anderen Seite zeigen.<br />

(A/2018)<br />

Foto: ARD<br />

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12.12.2019<br />

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4 5 3 2 6 7 8 9 1<br />

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6 7 9 8 4 2 1 5 3<br />

5 1 2 7 3 9 6 4 8<br />

RBB<br />

5.20 Berlin erwacht –Winter 5.30 (für HG)<br />

Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb 7.20 (für HG)<br />

Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30<br />

(für HG) Abendschau 9.00 (für HG) In aller<br />

Freundschaft. Arztserie 10.30 (für HG) Rote<br />

Rosen 11.20 (für HG) Sturmder Liebe 12.10<br />

(für HG) Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10<br />

(für HG) Verrückt nach Fluss 14.00 (für HG) Alles<br />

Samba. Episodenfilm, D2003 15.30 (für HG)<br />

Tiere bis unters Dach 16.00 (für HG) rbb24<br />

16.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 17.00 (für HG)<br />

rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb<br />

UM6 18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />

Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) 50 Gründe, Südtirol zu lieben<br />

Die Dolomiten, Meran und Bozen,<br />

Apfelstrudel und ein Speckfest –esgibt<br />

viele Gründe, Südtirol zu lieben. Der<br />

Beitrag unternimmt eine Reise in die<br />

atemberaubende Berglandschaft.<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) NDR Talk Show<br />

0.10 100% Live<br />

Rick Astleyexklusiv<br />

1.05 (für HG) Kontraste<br />

1.35 (für HG) Abendshow<br />

2.20 (für HG) Abendschau<br />

ProSieben<br />

5.00 2BrokeGirls. Sitcom 5.40 The Middle.<br />

Comedyserie 6.20 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />

Sitcom 7.40 (für HG) The Big Bang Theory.<br />

Sitcom 8.55 (für HG) HowIMet Your Mother.<br />

Sitcom 10.45 Fresh Off the Boat. Sitcom. Mister<br />

Volleyball 11.10 Mike&Molly.Sitcom. Molly lügt<br />

nicht 11.35 2BrokeGirls. Sitcom 12.35 Mom.<br />

Sitcom 13.20 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />

Sitcom 14.40 The Middle. Comedyserie.Der<br />

Infiltrator /Der Sombrero 15.40 (für HG) The Big<br />

Bang Theory. Sitcom.Die Helium-Krise /Die<br />

Spockumentation /Spione wie wir 17.00 taff<br />

18.00 Newstime 18.10 (für HG) Die Simpsons.<br />

Zeichentrickserie.Fight Club /Air Force Grampa<br />

19.05 Galileo. Magazin<br />

20.15 (für HG) X-Men Origins: Wolverine<br />

Comicadaption, USA 2009. Mit Hugh<br />

Jackman, LievSchreiber.James Logan<br />

alias Wolverine zieht mit seinem<br />

Halbbruder Victor alias Sabretooth um<br />

die Welt, um zu kämpfen.<br />

22.25 (für HG) X-Men: Erste Entscheidung<br />

Comicadaption, USA 2011. Mit James<br />

McAvoy,Laurence Belcher<br />

1.00 (für HG) Final Destination<br />

Horrorfilm, USA/CDN 2000. Mit Devon<br />

Sawa, Ali Larter<br />

2.50 Watch Me –das Kinomagazin<br />

Arte<br />

8.00 Madagaskar 8.45 Stadt Land Kunst 9.30<br />

Kuba im globalen Spiel 10.30 Kuba im globalen<br />

Spiel 11.30 (für HG) Drachenrätsel 12.15 (für<br />

HG) Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land<br />

Kunst 14.00 (für HG) Die Beichte.Drama, F<br />

2016 15.50 (für HG) Bulgariens Bergwelten<br />

16.40 Xenius 17.10 Amerika mit David Yetman<br />

17.35 Polynesien 18.30 (für HG) Kuba 19.20<br />

Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG) Die<br />

Glasbläserin.Historienfilm, D2016 21.45 Wer<br />

vier sind 22.40 Die Fantastischen Vier 23.40<br />

Tracks 0.25 High Energy–Disco auf Hochtouren<br />

3Sat<br />

6.20 Kulturzeit 7.00 nano 7.30 Alpenpanorama<br />

9.00 (für HG) ZIB 9.30 Kulturzeit 10.10 nano<br />

10.40 (für HG) MarkusLanz 11.55 (für HG) Berg<br />

und See in Eis und Schnee 12.30 (für HG)<br />

Selbstbestimmt –Das Magazin 13.00 (für HG)<br />

ZIB 13.20 Wilde Überlebenskünstler 14.50<br />

Schutzprojekt Erde 18.30 nano spezial 19.00<br />

(für HG) heute 19.20 Kulturzeit extra 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Wohnungslos<br />

21.00 makro 21.30 auslandsjournal extra 22.00<br />

(für HG) ZIB 2 22.25 (für HG) The Wolf of Wall<br />

Street. Satire, USA 2013 1.15 (für HG) Zapp<br />

Phoenix<br />

5.15 Das Atomwaffen-Kartell 6.00 SpyWars<br />

6.45 SpyWars 7.30 Angriff auf die Demokratie<br />

8.00 phoenix vorort 8.45 Bundestagsgespräch<br />

9.00 Bundestag live 14.00 phoenix vorort<br />

15.30 Bundestaglive 16.00 Maybrit Illner 17.30<br />

phoenix der tag 18.00 phoenix persönlich 18.30<br />

Pulverfass Nordirland 19.15 Wales 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) 17 000<br />

KilometerKanada 21.00 (für HG) 17 000<br />

KilometerKanada 21.45 Extrem Straßen –Unterwegs<br />

am Limit 22.30 Alaska Highway 23.00<br />

phoenix der tag 0.00 phoenix persönlich<br />

Kika<br />

14.10 (für HG) SchlossEinstein –Erfurt 15.00<br />

(für HG) Tinkas Weihnachtsabenteuer 15.25 (für<br />

HG) Schneewelt 15.50 (für HG) Mascha und der<br />

Bär 16.05 (für HG) Lassie 16.50 (für HG) Peter<br />

Pan–Neue Abenteuer 17.35 (für HG) Der kleine<br />

Prinz 18.00 (für HG) Beutolomäus und der wahre<br />

Weihnachtsmann 18.15 (für HG) Belle und<br />

Sebastian 18.40 Inui 18.47 Baumhaus 18.50<br />

Unser Sandmännchen 19.00 (für HG)<br />

SimsalaGrimm 19.25 (für HG) logo! 19.30<br />

Mitten in der Winternacht. Familienfilm, NL/S/B<br />

2013 20.50 Hope Works –Projekt Hoffnung<br />

Dmax<br />

6.00 Chris &Mäx: Die Oldtimer-Spezialisten<br />

6.55 Infomercial 8.55 Hardcore Pawn 9.25<br />

Auction Hunters 9.55 Infomercial 10.15 Toy<br />

Hunter 11.15 Die Zwangsvollstrecker 12.15<br />

SteelBuddies 13.15 Airplane Repo 14.15<br />

Australian Gold 16.15 Outback Opal Hunters<br />

17.15 SteelBuddies 18.15 Helden der<br />

Baustelle 19.15 Deutschland 24/7 20.15 Dark<br />

Waters mit Jeremy Wade 22.15 Expedition am<br />

Limit mit Steve Backshall 23.15 DMAX News<br />

23.20 Naked Survival 0.10 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrich<br />

ten 9.15 Zapp 9.45 Shift 10.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 10.15 quer 11.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 19.15 Mex –Das<br />

Marktmagazin 20.00 Tagesschau 20.15<br />

Kontraste 20.45 Kirchen im Ausverkauf 21.15<br />

Tagesschau 21.17 Inside HVA 22.00 Tagesthemen<br />

22.15 mehr/wert 22.45 Extra 23.00<br />

Tagesthemen 23.15 Schmeckt’snoch? 0.00<br />

Tagesthemen 0.15 Münchner Runde 1.00<br />

Wrangel Island –ImTreibhaus der Arktis 1.15<br />

Tagesschau 1.25 mehr/wert 1.55 Extra<br />

ONE<br />

5.20 Um Himmels Willen 6.05 Hubertund<br />

Staller 6.55 Brisant 7.35 Aufeinmal war es<br />

Liebe. Romanze, D2019 9.05 Brisant 9.45 Meu<br />

chelbeck 10.35 Lindenstraße 11.05 Hubertund<br />

Staller 11.55 Sturmder Liebe 12.40 Sturmder<br />

Liebe 13.30 Um Himmels Willen 14.20 Partyof<br />

Five 15.00 PartyofFive 15.45 Hubertund<br />

Staller 16.35 Meuchelbeck 17.25 Lindenstraße<br />

17.55 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />

19.25 Sturmder Liebe 20.15 Ladies Night<br />

21.00 Wilde Maus. Satire, A/D 2017 22.35<br />

Grand Hotel 23.20 Grand Hotel 0.05 Saboteure<br />

im Eis 0.50 Saboteure im Eis 1.35 Saboteure im<br />

Eis 2.20 Wilde Maus. Satire, A/D 2017<br />

ZDF NEO<br />

6.10 Dr.Böhmermanns Struwwelpeter 6.40<br />

Gätjens großes Kino 6.50 Vera –Ein ganz<br />

speziellerFall: Schwarzer Engel. Krimireihe, GB<br />

2017 8.20 Topfgeldjäger 9.15 (für HG)<br />

Lafer!Lichter!Lecker! 10.00 (für HG) Bares für<br />

Rares 10.50 (für HG) Bares für Rares 11.45 Du<br />

&Ich –Unverbesserlich!? 12.30 (für HG) Monk<br />

13.10 (für HG) Monk 13.50 Psych 14.30 Psych<br />

15.05 Monk 15.45 Monk 16.25 Psych 17.05<br />

Psych 17.45 (für HG) Bares für Rares 18.35 Du<br />

&Ich –Unverbesserlich!? 19.20 (für HG) Bares<br />

für Rares 20.15 Agatha Raisin 21.00 Agatha<br />

Raisin 21.45 Agatha Raisin 22.30 Agatha Raisin<br />

23.20 Agatha Raisin 0.05 Agatha Raisin<br />

ZDF INFO<br />

7.45 forum am freitag 7.58 heute Xpress 8.00<br />

(für HG) Frontal 21 8.45 auslandsjournal 9.15<br />

Die Killer vonLong Island 10.00 Zerrissene<br />

Familie 11.30 Kinder in Käfigen 12.15<br />

Menschenhandelund Ausbeutung 13.00 Die<br />

Neureichenvon San Francisco 13.45 Parteienkrieg<br />

am Supreme Court 14.30 Die Trumps<br />

15.15 Citizen Trump 16.00 Das überwachte Volk<br />

16.30 Rote Spitzel 17.15 Die Macht des<br />

Drachen 18.15 (für HG) Todesflug MH17 18.45<br />

(für HG) Superbauten der Geschichte 20.15 (für<br />

HG) Deutschland vonunten 21.45 (für HG)<br />

Deutschlands Supergrabungen 23.15 ZDF-<br />

History 0.45 (für HG) heute journal<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Hackbrett für die Hochkultur –Das<br />

Salterio. Mit Bernhard Schrammek, ca. 46 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Konzert Liveaus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis<br />

kirche Berlin: Benjamin Britten /Wilhelm<br />

Killmayer/Gabriel Rheinberger /Johannes<br />

Brahms /Michael Praetorius, ca. 117 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Konzert Brandenburgische Sommerkonzerte:<br />

Regensburger Domspatzen, ca. 116 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Die Zuneigung ist etwas Rätselvolles –<br />

eine Ehe in Briefen (20/20). VonTheodor<br />

Fontane /Gelesenvon Jennifer Antoni und Max<br />

vonPufendorf, ca. 30 Min.<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Mikrokosmos –Die Kulturreportage Theater<br />

im Gefängnis: „Knastkultur“. VonMarius Elfering,<br />

ca. 45 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Free as abird –Warum wollte<br />

Nathan sterben? VonIngoHaeb und Roel Nollet<br />

/Regie: die Autoren, ca. 50 Min.<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Hörspiel Zum 80. Geburtstag vonBarbara<br />

Plensat: Die 14. Provinz. VonVolker Braun /<br />

Komposition:Peter Kaizar /Regie: Barbara<br />

Plensat, ca. 56 Min.<br />

MAGAZIN<br />

15.50 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Schalom Jüdisches Leben heute –Kindertransporte<br />

nach Belgien –eine Ausstellung in Köln. Vo<br />

Constanze Baumgart, ca. 10 Min.<br />

19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen Schweigen gilt nicht! Indische Autorin<br />

nen verschaffen sich Gehör.Von Margarete<br />

Blüme, ca. 30 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Musikfeuilleton „Von der stolzen Gewissheit<br />

durchdrungen, die beste Harfenistin auf Erden zu<br />

sein“: Vicki Baum –Weltbestsellerautorin und<br />

Musikerin. VonRichard Schroetter,ca. 57 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Der Jazz-Sänger David Rose. Mit<br />

Susanne Papawassiliu, ca. 30 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

On Stage Musikalische Gerüchteküche (2/2):<br />

The Ragtime Rumours. Aufnahme vom18.5.201<br />

beim Bluesfest Eutin /AmMikrofon: Tim<br />

Schauen, ca. 55 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 – S eite 28<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Florian Silbereisen (38) will als neuer<br />

„Traumschiff“-Kapitän offenbar<br />

bella figuramachen. In der Gala berichtet<br />

der Moderator und Schauspieler,dass<br />

er sich mit Stehpaddeln<br />

fit hält: „Durch das ständige Gleichgewichthalten<br />

und Ausbalancieren<br />

beim Stand-up-Paddling trainiert<br />

man den ganzen Körper.“ Um nicht<br />

als übereifriger Fitnesshonk rüberzukommen,<br />

ruderteraber gleich<br />

darauf ein wenig zurück: „Meistens<br />

benutzt man die Bretter eher als entspannte<br />

Liegefläche.“<br />

Maha Vajiralongkorn (67) kann sich<br />

ebenfalls für die Fortbewegung auf<br />

dem Wasser erwärmen –allerdings<br />

müssen für Thailands König andere<br />

schwitzen. Beieiner großen Bootsparade<br />

zum Ausklang der Krönungsfeierlichkeiten<br />

ließ sich Rama X. am<br />

Donnerstag in einer goldenen Gondel<br />

über den Fluss Chao Phraya rudern–vorbei<br />

an pittoresken Tempeln<br />

und Palästen. Insgesamt waren<br />

52 Boote unterwegs,2200 Ruderer<br />

mussten Schwerstarbeit leisten. Ob<br />

das der richtige Wegist, an die Beliebtheit<br />

seines verstorbenen Vaters<br />

Bhumibol anzuknüpfen?<br />

Asap Rocky (31) saß nach einer gewalttätigen<br />

Auseinandersetzung im<br />

Sommer in Stockholm vier Wochen<br />

lang in U-Haft, kam dann aber doch<br />

um eine längereStrafe herum. Die<br />

Zeit hinter schwedischen Gardinen<br />

weiß der US-Rapper nun geschickt<br />

zu vermarkten: Erst kündigte er an,<br />

in einem Gefängnis in der schwedischen<br />

Hauptstadt auftreten zu wollen.<br />

Dass dies aus Sicherheitsgründen<br />

abgelehnt wurde,hielt Asap<br />

Rocky nicht davon ab,inStockholm<br />

ein Konzertzugeben. DieBühne in<br />

der Mehrzweckhalle Globen glich einer<br />

großen Zelle. DieKonzerteinnahmen<br />

will der 31-Jährige spenden,<br />

viele Karten hat er zudem<br />

verschenkt. DerMann<br />

weiß, wie’s geht. (avo.)<br />

Zurück in der Zelle: Für<br />

Asap Rockywar’sdiesmal<br />

nur Show. AFP<br />

TIERE<br />

13.<br />

Dezember<br />

Nach Abzug aller Wutausbrüche und<br />

anderer aufwühlender Ereignisse<br />

wie Wachstumsschub und Wackelzahn<br />

sind Kleinkinder ja vorallem<br />

lustig. Mansollte aber nicht allzu oft<br />

über sie lachen, weil: siehe oben.<br />

Sehr lustig sind vorallem die Zwischenschritte<br />

auf dem Wegzum<br />

Spracherwerb.Ihren Schnuller<br />

nannte unsereTochter „Uschi“, sie<br />

rollte mit der Zunge und trank „RO-<br />

Saft“, um die Dopplung phonetisch<br />

hervorzuheben, sagt sie heute noch<br />

„Zwillillinge“, außerdem „fotofiert“<br />

sie gerne.Und dann wohnt bei uns<br />

das „Klopatier“ im Bad. DasKlopatier<br />

soll ein entfernter Verwandter<br />

des Backpatiers und Malpatiers sein.<br />

Wahrscheinlich ist es viel lustiger als<br />

das Pubertier. Paul Linke<br />

HarveyWeinstein (M.) lässt sich bei einer Kautionsanhörung vor Gericht stützen –esheißt, er leide an den Folgen eines Autounfalls. AP/MARK LENNIHAN<br />

Es war ein herber Rückschlagfür<br />

die MeToo-Bewegung,<br />

was da am Mittwoch<br />

an die Öffentlichkeit gelangte<br />

–eine Ohrfeige für alle, die<br />

hofften, das amerikanische Rechtssystem<br />

könne Opfern sexuellen<br />

Missbrauchs Gerechtigkeit bringen.<br />

„Was bedeutet #MeToo denn überhaupt<br />

noch?“, ließ die Journalistin<br />

Courtney Dowling auf Twitter ihrer<br />

Frustration freien Lauf.<br />

Die Versicherung zahlt<br />

Der Grund für die Enttäuschung:<br />

Harvey Weinstein, der Mann, der die<br />

MeToo-Bewegung durch seine<br />

Übergriffe angestoßen hatte, kann<br />

sich nach Informationen der New<br />

York Times zivilrechtlich aller Konsequenzen<br />

seines Tuns entziehen.<br />

Weinsteins Anwälte handelten mit<br />

seinen Anklägerinnen einen Vergleich<br />

über 25 Millionen Dollar aus.<br />

Der komplette Betrag wird von den<br />

Versicherungen seiner in Insolvenz<br />

befindlichen Firmabeglichen.<br />

Die Grundsatzvereinbarung über<br />

Entschädigungszahlungen ist das<br />

Ergebnis vonzweiJahren harter Verhandlung<br />

zwischen Weinsteins Anwälten<br />

und rund 30 Schauspielerinnen<br />

und Angestellten des 67-Jährigen,<br />

deren Klagen von sexuellem<br />

Fehlverhalten bis zu Vergewaltigung<br />

reichten. Die 25 Millionen Dollar<br />

wiederum sind Teil einer Einigung<br />

vonWeinsteins bankrotten früheren<br />

Filmstudios mit allen Gläubigern<br />

über 47 Millionen Dollar. Weil die<br />

Firmaoffiziell Insolvenz angemeldet<br />

hatte, mussten sich die Klägerinnen<br />

bei den übrigen Schuldnernder<br />

Firmaeinreihen.<br />

Eine der Ungeheuerlichkeiten<br />

der Abmachung<br />

ist, dass Weinsteins Anwälte,<br />

darunter sein Bruder,<br />

beinahe die Hälfte der<br />

25 Millionen für ihre Bemühungen<br />

bekommen.<br />

6,2 Millionen Dollar werden<br />

unter 18 Opfernaufgeteilt,<br />

keine von ihnen bekommt<br />

mehr als 500 000 Dollar. 18,5<br />

Millionen sind für Forderungen aus<br />

allen weiteren Klagen beiseitegelegt<br />

worden. Wenn die Abmachung in<br />

den nächsten Tagen von einem New<br />

Yorker Gericht genehmigt wird, verteilt<br />

ein vom Gericht bestellter Beamter<br />

die Gelder. Ein wichtiger<br />

Punkt: Weinstein müsste bei diesem<br />

Deal kein Fehlverhalten zugeben.<br />

Viele der Klägerinnen zeigten sich<br />

zutiefst enttäuscht vonder Einigung.<br />

So sagte die Schauspielerin Katherine<br />

Kendall (50), die von Weinstein<br />

während einer angeblichen Arbeitsbesprechung<br />

nackt durch seine<br />

AshleyJudd: ihre<br />

Klage scheiterte.<br />

Wohnung gejagt worden sein soll, sie<br />

möge die Einigung überhaupt nicht,<br />

wisse aber nicht, was sie tun könne.<br />

Die Anwälte der Frauen behaupten<br />

hingegen, jeder Versuch, noch einen<br />

besseren Deal herauszuschlagen,<br />

wäre gescheitert. „Wir haben wirklich<br />

unser Bestes getan“,<br />

sagte etwa Genie Harrison,<br />

die Sandeep Rehal vertrat.<br />

Rehal war eine persönliche<br />

AssistentinWeinsteins und<br />

behauptete, er habe sie<br />

vergewaltigt.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Auf der Jagd<br />

EinStrafprozess folgt<br />

Harrison beschrieb, dass<br />

ihre Position in den Verhandlungen<br />

durch eine<br />

Kombination rechtlicher Faktoren<br />

geschwächt gewesen sei. Zum einen<br />

habe es in vorangegangen Urteilen<br />

Rückschläge gegeben, wie im Fall der<br />

Schauspielerin Ashley Judd (51).<br />

Judds Klage wurde abgewiesen, weil<br />

sie juristisch gesehen in keinem Abhängigkeitsverhältnis<br />

zu Weinstein<br />

stand. Zudem, so Harrison, gebe es<br />

strenge Gesetze inden USA, die Firmenvorstände<br />

vorKlagen schützen.<br />

Undsoist diese Einigung eine ernüchternde<br />

Bestandsaufnahme der<br />

Rechtsmittel, die Opfern sexuellen<br />

Missbrauchs in den USA zur Verfügung<br />

stehen. MeToohat zwar zahlreiche<br />

Karrieren mächtiger Männer<br />

unterbrochen, darunter die des TV-<br />

Moderators Bill O’Reilly. Außergerichtliche<br />

Einigungen gab es in solchen<br />

Fällen bereits zu Dutzenden –<br />

aber an Gerichtsurteilen mangelt es.<br />

Was die bekannt gewordenen prominenten<br />

Fälle angeht, so musste<br />

bislang lediglich Bill Cosby eine Gefängnisstrafe<br />

antreten.<br />

Immerhin weigern sich zwei Klägerinnen,<br />

Weinsteins Angebot anzunehmen.<br />

Ihr Anwalt Douglas Wigdor<br />

störte sich an der Klausel, dass eine<br />

Million des Fonds an Weinsteins Anwälte<br />

geht, falls die beiden Frauen<br />

nicht unterschreiben. „Man versucht,<br />

uns zu erpressen“, so Wigdor.<br />

Trotz allem muss sich Harvey<br />

Weinstein im Januar vorGericht verantworten.<br />

Es stehen noch zwei Anklagen<br />

wegen Vergewaltigung voreinem<br />

New Yorker Richter im Raum.<br />

DenFrauen, die nun an der Einigung<br />

teilgenommen haben, steht jedoch<br />

derWegfür eine strafrechtliche Klage<br />

nicht mehr offen. Weinstein muss<br />

unterdessen knapp einen Monat vor<br />

dem Prozess eine deutlich höhere<br />

Kaution hinterlegen, um auf freiem<br />

Fußzubleiben –sie wurde voneiner<br />

auf fünf Millionen Dollar erhöht. Die<br />

Staatsanwaltschaft hatte zahlreiche<br />

VerstößeWeinsteins beim Tragen der<br />

elektronischen Fußfessel moniert.<br />

In einer Höhle in Indonesien entdecken Forscher 44 000 Jahre alte Felsmalereien –eine wissenschaftliche Sensation<br />

In einer Höhle auf der indonesischen<br />

Insel Sulawesi haben Forscher<br />

fast 44 000 Jahrealte Felsmalereien<br />

gefunden. Es handele sich dabei<br />

vermutlich um das älteste gegenständliche<br />

Kunstwerk der<br />

Menschheit, schreiben die Forscher<br />

im Fachmagazin Nature vom Mittwoch.<br />

Die Wissenschaftler von der<br />

australischen Griffith-Universität<br />

datierten die Darstellung einer Jagdszene<br />

auf ein Alter von mindestens<br />

43 900 Jahren.<br />

Das 4,50 Meter breite Bild aus<br />

dem Jungpaläolithikum, das Jäger<br />

und Tierezeigt, war den Angaben zufolge<br />

vor zwei Jahren in der Kalksteinhöhle<br />

Bulu Sipong 4auf der indonesischen<br />

Insel Sulawesi entdeckt<br />

worden. „Diese Jagdszene ist –nach<br />

Der Millionen-Deal<br />

Ex-Filmmogul Harvey Weinstein steht vor der Einigung mit Dutzenden Klägerinnen<br />

unserem Wissen –derzeit<br />

die älteste Darstellung einer<br />

erzählten Geschichte<br />

und das älteste gegenständliche<br />

Kunstwerk der<br />

Welt“, schrieben die Forscher.<br />

Zuvor hatten Forscher<br />

bereits in einer<br />

Höhle auf Borneo eine<br />

VonSebastian Moll, New York<br />

Eine Jagdszene<br />

auf der Felswand.<br />

AFP/RATNO SARDI<br />

Tierzeichnung gefunden,<br />

deren Alter auf mindestens<br />

40 000 Jahregeschätzt wurde.<br />

Zuvor war jahrelang angenommen<br />

worden, die Wiege der Höhlenmalerei<br />

befinde sich in Europa. Die<br />

Funde in Indonesien haben diese<br />

Theorie aber widerlegt. Die Felsmalereien<br />

aus der Chauvet-Höhle in<br />

Frankreich sind etwa 35 300 Jahrealt,<br />

die Kunst aus der berühmten Steinzeithöhle<br />

von Lascaux ist<br />

20 000 Jahrealt.<br />

Doch allein auf Sulawesi<br />

gibt es den Forschern<br />

zufolge mindestens 242<br />

Höhlen und andere prähistorische<br />

Behausungen,<br />

in denen Felsmalereien gefunden<br />

worden –und jedes<br />

Jahr kommen neue<br />

Funde hinzu. Die neu entdeckte<br />

Höhlenmalerei zeigt mit dunkelroter<br />

Farbe gemalte Jäger, die<br />

menschliche Körper und Tierköpfe<br />

haben und offenbar mit Speeren und<br />

Seilen Tiere wie wilde Schweine und<br />

kleine Büffel jagen.<br />

Das Bild ist zwar in einem<br />

schlechten Zustand, lässt nach Abgaben<br />

der Forscher aber darauf<br />

schließen, dass in Indonesien vor<br />

rund 44 000 Jahren bereits eine hoch<br />

entwickelte Kultur existierte, die<br />

durch folkloristische Traditionen, religiöse<br />

Mythen und einen spirituellen<br />

Glauben gekennzeichnet war.<br />

Die Jagdszene sei möglicherweise<br />

nicht nur das älteste gegenständliche<br />

Kunstwerkder Menschheit, sondern<br />

auch der älteste Nachweis für<br />

die Übermittlung einer Erzählung,<br />

betonen die Forscher.<br />

Dies sei insofern „bemerkenswert“,<br />

als die Fähigkeit, erfundene<br />

Geschichten zu erzählen, als die entscheidende<br />

Phase in der Evolutionsgeschichte<br />

der menschlichen Sprache<br />

und bei der Entstehung moderner<br />

Wahrnehmungsmuster angesehen<br />

werde. (AFP)<br />

Bergung der Vermissten auf<br />

Vulkaninsel geplant<br />

Neuseelands Militär will vier Tage<br />

nach dem Vulkanausbruch auf der<br />

Insel White Island einen riskanten<br />

Einsatz zur Bergung der Toten starten.<br />

Trotz der Warnungen vonVulkanforschernvor<br />

einer möglichen<br />

neuen Eruption sollen die Bergungsteams<br />

nach Polizeiangaben am Freitagmorgen<br />

(Ortszeit) auf die Vulkaninsel<br />

gehen und nach den Leichnamen<br />

suchen –obwohl die Gefahr eines<br />

neuen Ausbruchs zuletzt sogar<br />

noch gestiegen war.Zusammen mit<br />

den acht Toten, die noch auf White<br />

Island vermutet werden, geht die Polizei<br />

mittlerweile von16Toten aus.<br />

Zwei Menschen erlagen nach Polizeiangaben<br />

in der Nachtzum Donnerstag<br />

im Krankenhaus ihren<br />

schweren Verletzungen. (AFP)<br />

Maria, Josef und das<br />

Christkind gestohlen<br />

Maria, Josef und das Christkind sind<br />

aus der Heidenheimer Fußgängerzone<br />

gestohlen worden. Unbekannte<br />

entwendeten die etwa 60 Kilogramm<br />

schwereKrippenfigur bereits<br />

Mitte November,wie das Polizeipräsidium<br />

UlmamDonnerstag<br />

mitteilte.Die Figur stand anlässlich<br />

des Heidenheimer Winterdorfs in einer<br />

als Krippe gestalteten Holzhütte<br />

auf der Straße.Die Polizei geht davon<br />

aus,dass mindestens zwei Täter die<br />

rund 1,20 Meter hohen und fest miteinander<br />

verbundenen Krippenfigurenaus<br />

Tonabtransportierten. Das<br />

Ensemble war dementsprechend<br />

schwer und sperrig. (AFP)<br />

Großbrand auf Russlands<br />

einzigem Flugzeugträger<br />

Das Deck der Admiral Kusnezow ist in<br />

dichten Rauch gehüllt.<br />

AufRusslands einzigem Flugzeugträger<br />

Admiral Kusnezowist am<br />

Donnerstag ein Großfeuer ausgebrochen.<br />

Mindestens zehn Menschen<br />

wurden durch das Feuer auf<br />

dem Flaggschiff der russischen Marine<br />

verletzt, sechs vonihnen<br />

schwer,wie russische Nachrichtenagenturen<br />

berichteten. DasKriegsschiff<br />

aus Sowjetzeiten wirdseit<br />

mehr als zwei Jahren im Hafen von<br />

Murmansk an der Barentssee repariert.<br />

DerBrand sei bei Schweißarbeiten<br />

ausgebrochen, sagte eine<br />

Quelle in derWerftSwesdotschka der<br />

staatlichen Nachrichtenagentur Ria<br />

Nowosti. Mehr als 400 Menschen<br />

hätten sich zu diesem Zeitpunkt an<br />

Bord befunden, zitierte die Nachrichtenagentur<br />

Tass einen Sprecher<br />

derWerft. (AFP)<br />

Mindestens 13 Tote bei Feuer<br />

in illegaler Plastikfabrik<br />

Beieinem verheerenden Brand in einer<br />

illegalen Plastikfabrik in Bangladesch<br />

sind mindestens 13 Menschen<br />

ums Leben gekommen. 20 weitere<br />

Arbeiter wurden lebensgefährlich<br />

verletzt, als die Fabrik nahe der<br />

Hauptstadt Dhaka am Mittwoch in<br />

Brand geriet, wie die Polizei am Donnerstag<br />

mitteilte.Die Feuerwehr<br />

hatte die Flammen erst nach drei<br />

Stunden unter Kontrolle. (AFP)<br />

AP

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