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Dokumentiert: Der Bericht von Marianne Birthler und Ilko-Sascha Kowalczuk – Seiten 9bis 14<br />
Rudernauf<br />
dem<br />
Trockenen<br />
Seite 20<br />
0°/5°<br />
Sonne und Wolken<br />
Wetter Seite 2<br />
Die schwere Last der<br />
<strong>Berliner</strong> Paketboten<br />
Made in Berlin Seite 6<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Der Dresdner Juwelenraub<br />
und die Spur zu den Clans<br />
Berlin Seite 17<br />
Freitag,13. Dezember 2019 Nr.290 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Harry Nutt über<br />
das Ende der Art Berlin<br />
Feuilleton Seite 23<br />
Marvel-Bösewicht<br />
Trump<br />
und der<br />
Berserker<br />
VonChristian Schlüter<br />
Thanos<br />
kennt als todbringender<br />
Titan keine Gnade.<br />
Donald Trump bläst zum Armageddon,<br />
zur Endzeitschlacht in<br />
einem Krieg, an dessen grausamem<br />
Höhepunkt sich der Menschheit ein<br />
strafender Gott offenbart und ihn,<br />
den von Gott geschickten US-Präsidenten,<br />
zu seinem letzten Vollstrecker<br />
macht, zum zornigen Todesengel<br />
…Halt, jetzt mal langsam. Wovon<br />
ist hier die Rede? Verbreiten wir, wie<br />
Trump gern und oft behauptet, mal<br />
wieder fiese Fake News?<br />
Nein! Es geht<br />
vielmehr um die<br />
reichlich kurzschlüssige<br />
Liaison<br />
zwischen<br />
Thanos, dem ultimativen<br />
Erzbösewicht<br />
aus dem<br />
Marvel-Universum,<br />
und dem<br />
Wahlkampfteam<br />
von Donald<br />
Trump, das bei<br />
Twitter unter dem martialischen Namen<br />
@TrumpWarRoom firmiertund<br />
einen 21-sekündigen Videoclip veröffentlicht<br />
hat. Daringeht es um das<br />
von den Demokraten betriebene<br />
Amtsenthebungsverfahren gegen<br />
den Präsidenten.<br />
In dem Clip wurde für eine Szene<br />
der Kopf Trumps auf den riesigen,<br />
muskelbewehrten Körper von Thanos<br />
montiert. Als der mit den Fingern<br />
schnippt, werden in der folgenden<br />
Szene die drei Spitzendemokraten<br />
Nancy Pelosi, Adam Schiff und Jerry<br />
Nadler voneiner dunklen Wolke hinweggefegt.<br />
Ein netter, etwas kindischer<br />
Witz, könnte man denken. Erst<br />
kürzlich setzte sich der britische Premier<br />
BorisJohnson ja mit dem Superhelden<br />
Hulk gleich.<br />
BeiThanos läuft die Sache nun allerdings<br />
ziemlich blöd für Trump: Der<br />
Clip zeigt nämlich jene Szene aus<br />
dem Originalfilm, auf die alsbald jener<br />
Moment folgt, in dem der berserkernde<br />
Bösewicht seine endgültige<br />
Niederlage erleidet, den Tod. Überdies<br />
und ganz grundsätzlich ist der<br />
Thanos-Vergleich auch deswegen –<br />
gelinde gesagt –schwierig, weil Thanos<br />
in dem besagten Originalfilm<br />
(„Avengers: Endgame“, 2019) mit seinem<br />
Fingerschnippen die Hälfte aller<br />
Lebewesen auslöscht.<br />
Was soll das? Der Künstler Jim<br />
Starlin, der in den Siebzigerjahren<br />
die Thanos-Figur erfand, hat da eine<br />
glasklareMeinung, die er uns per Instagram<br />
mitteilt: „Der Anführer meines<br />
Landes genießt es tatsächlich,<br />
sich mit einem Massenmörder zu<br />
vergleichen. Wiekrank ist das?“<br />
VonStefan Scholl, Moskau<br />
Der Mord an einem Georgier<br />
in Berlin hat zu einem<br />
diplomatischen<br />
Zerwürfnis zwischen<br />
Berlin und Moskau geführt. Am<br />
Donnerstagvormittag bestellte das<br />
russische Außenministerium den<br />
deutschen Botschafter Géza Andreas<br />
von Geyr ein, um ihm die Ausweisung<br />
zweier deutscher Diplomaten<br />
zu verkünden. „Sie haben das Gebiet<br />
unseres Landes im Verlauf von sieben<br />
Tagen zu verlassen“, heißt es in<br />
einer Presseerklärung des Außenministeriums.Russland<br />
reagierte damit<br />
auf die Ausweisung zweier russischer<br />
Diplomaten aus Deutschland.<br />
Der Generalbundesanwalt verfolgt<br />
den Anfangsverdacht, dass staatliche<br />
Stellen in Russland hinter dem<br />
Mord stecken, der im Sommer in der<br />
deutschen Hauptstadt begangen<br />
wurde. Die russischen Behörden<br />
aber hätten trotz mehrfacher Aufforderungen<br />
nicht hinreichend bei der<br />
Aufklärung des Mordes mitgewirkt.<br />
Außenminister Heiko Maas (SPD)<br />
sagte im Bundestag, die Entscheidung<br />
zur Ausweisung deutscher Diplomaten<br />
sende „das falsche Signal“<br />
und sei „völlig ungerechtfertigt“.<br />
Es ist ein Schlagabtausch mit<br />
schwerem diplomatischen Geschütz,<br />
den sich Berlin und Moskau<br />
liefern, und der mit dem Mord an<br />
dem georgisch-tschetschenischen<br />
Flüchtling Tornike Kawtarawschwili,<br />
auch bekannt unter seinem früheren<br />
Namen Selimchan Changoschwili,<br />
im August im <strong>Berliner</strong> Tiergarten begann.<br />
Moskau beharrtdarauf, das Opfer<br />
Changoschwili sei selbst ein Terrorist<br />
gewesen. Russlands Präsident Wladi-<br />
„Sie haben das Gebiet unseres Landes im<br />
Verlauf von sieben Tagen zu verlassen.“<br />
Aus der Presseerklärung<br />
des russischen Außenministeriums<br />
Der große Riss<br />
Nach dem Mord an einem Georgier<br />
in Berlin ist das deutsch-russische<br />
Verhältnis stark beschädigt. Nun<br />
kündigte Moskau die Ausweisung<br />
zweier deutscher Diplomaten an.<br />
mir Putin bezeichnete ihn am Montag<br />
am Rande des Normandie-Gipfels<br />
in Paris als „grausamen und blutigen<br />
Menschen“, er sei unter anderem Organisator<br />
der Sprengstoffanschläge in<br />
der Moskauer Metrogewesen.<br />
Aber der Kreml ist offenbar nicht<br />
daran interessiert, dass der Konflikt<br />
mit Berlin eskaliert. Die Ausweisung<br />
der deutschen Diplomaten sei eine<br />
erzwungene Gegenmaßnahme, erklärte<br />
Präsidentensprecher Dmitri<br />
Peskow gestern. „Wir hoffen, diese<br />
Maßnahme wirdnicht zum Negativfaktor<br />
für die weitere Entwicklung<br />
unseres sehr konstruktiven Dialogs<br />
mit der BRD werden.“<br />
Auch die meisten Moskauer Politologen<br />
glauben deshalb, der Streit<br />
werde nicht eskalieren. „Die gegenseitige<br />
Ausweisung von Diplomaten<br />
ist übliche Praxis“, sagt Aschdar Kurtow,<br />
Chefredakteur der Zeitschrift<br />
Problemy Nacionalnoj Strategii, der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Er hoffe,beide Seiten<br />
ließen es damit bewenden. „Zumal<br />
Präsident Putin ja in ParisInformationen<br />
über das Mordopfer publik<br />
gemacht hat, die der deutschen<br />
Öffentlichkeit nicht bekannt waren.“<br />
Allerdings wusste auch Russlands<br />
Öffentlichkeit bisher kaum etwas<br />
über den toten Changoschwili. Die<br />
Sicherheitsorgane machten nicht<br />
ihn, sondernrussische und dagestanische<br />
Islamisten für die Anschläge<br />
in der Moskauer Metro verantwortlich,<br />
bei denen 2004 und 2010 insgesamt<br />
über 80 Menschen starben.<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
„Wenn dieser Mann wirklich Chefterrorist<br />
und Massenmörder gewesen<br />
ist, warum verkündet der russische<br />
Präsident das erst jetzt?“, fragt<br />
der Moskauer Publizist und Kaukasusexperte<br />
Maxim Schewtschenko.<br />
Die<strong>Berliner</strong> Ermittlungsbehörden<br />
irritiertvor allem, dass Changoschwilis<br />
mutmaßlicher Mörder, der Russe<br />
Wadim Krasikow, der 2013 schon einen<br />
ähnlichen Mord in Moskau begangen<br />
hatte, damals zur Fahndung<br />
ausgeschrieben wurde, später aber<br />
aus den russischen Ermittlungslisten<br />
und mehreren Datenbanken der russischen<br />
Polizei verschwand.<br />
Andererseits bezweifeln auch einige<br />
Gegner Russlands, dass Putins<br />
Sicherheitsdienste den Killer ausgeschickt<br />
haben, um Changoschwili zu<br />
töten. „Das ähnelt nicht der Handschrift<br />
der russischen Geheimdienste“,<br />
erklärt der ukrainische Geheimdienstexperte<br />
Oleksi Kuropjatnyk.<br />
„Der Täter flog sofort und auf<br />
sehr dumme Weise auf, alle Indizien<br />
liegen auf der Hand, die enormen<br />
politischen Risiken aber hat niemand<br />
einkalkuliert.“ Kuropjatnyk<br />
vermutet, Tschetschenenchef Ramsan<br />
Kadyrow und seine Leute hätten<br />
den Mord auf eigene Rechnung<br />
durchgeführt, und das mithilfe einzelner<br />
Beamter in den Sicherheitsorganen.<br />
(mit AFP) Leitartikel Seite 8<br />
Deutschland<br />
ist<br />
geteilt<br />
Kluft zwischen armen und<br />
reichen Regionen wächst<br />
Die Verteilung von Armut in<br />
Deutschland hat sich nach einer<br />
Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands<br />
in den vergangenen<br />
Jahren deutlich verändert. In seinem<br />
am Donnerstag veröffentlichten„Armutsbericht<br />
2019“ stellt der Verband<br />
eine wachsende Kluft zwischen<br />
Wohlstands- und Armutsregionen<br />
nicht mehr nur entlang der alten<br />
Ost-West-Linie fest, sondern imgesamten<br />
Land. Außerdem gebe es einen<br />
starken Anstieg von Armut in<br />
der Gruppe der Rentner.<br />
Dem Bericht zufolge ballt sich Armut<br />
im Osten und in Nordrhein-<br />
Westfalen und in mehreren Regionen<br />
entlang eines „Nordwestgürtels“, der<br />
sich von Schleswig-Holstein über<br />
Hessen bis nach Rheinland-Pfalz<br />
zieht. Demstünden die „wohlhabenden“<br />
Länder Bayern und Baden-<br />
Württemberg gegenüber. Das Ruhrgebiet<br />
bleibe mit einer Armutsquote<br />
von 21,1 Prozent „Problemregion<br />
Nummer 1“.<br />
Der Paritätische Wohlfahrtsverband<br />
hat Daten zur sogenannten Armutsgefährdung<br />
des Statistischen<br />
Bundesamts regionalisiert, die auf<br />
Bevölkerungsbefragungen zum Einkommen<br />
basieren. Bundesweit sei<br />
die Armutsgefährdungsquote 2018<br />
zwar auf 15,5 Prozent zurückgegangen.<br />
Trotzdem „zeichnen sich besorgniserregende<br />
Entwicklungen<br />
und neue Problemregionen insbesondere<br />
in Westdeutschland ab“,<br />
heißt es in dem Bericht.<br />
Die Armutsgefährdungsquote<br />
gibt den Anteil der Bevölkerung an,<br />
der mit weniger als 60 Prozent des<br />
mittleren Einkommens auskommen<br />
muss.Eine Familie mit zwei Kindern<br />
gilt als armutsgefährdet, wenn sie<br />
weniger als 2174 Euro im Monat für<br />
Wohn- und Lebenshaltungskosten<br />
zur Verfügung hat. (dpa)<br />
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Tagesthema<br />
Breitscheidplatz<br />
Unterschlug das BKA<br />
wichtige Hinweise?<br />
Unter<br />
vier<br />
Augen<br />
VonMarkus Decker<br />
Monatelang wussten deutsche Behörden, dass Anis Amri einen Anschlag plante. Doch sie griffen nicht ein.<br />
DPA/BERND VON JUTRCZENKA<br />
Im Untersuchungsausschuss<br />
des Bundestages zum Anschlag<br />
auf dem <strong>Berliner</strong> Breitscheidplatz<br />
am 19. Dezember 2016<br />
verdichten sich die Hinweise, dass<br />
dessenVerhinderung unter anderem<br />
am Bundeskriminalamt (BKA) gescheitert<br />
ist. Dies legt die Vernehmung<br />
des Oberstaatsanwalts beim<br />
Bundesgerichtshof in Karlsruhe,<br />
Dieter Killmer, am Donnerstag<br />
ebenso nahe wie jetzt bekannt gewordene<br />
E-Mails.<br />
Ein Ermittler des Landeskriminalamtes<br />
(LKA) Nordrhein-Westfalen<br />
hatte im Ausschuss Ende November<br />
erklärt, ein BKA-Beamter habe<br />
ihm am Rande einer Dienstbesprechung<br />
am 23. Februar 2016 in einem<br />
Vier-Augen-Gespräch gesagt, ein<br />
Vorgesetzter und das Bundesinnenministerium<br />
wollten, dass ein in der<br />
Islamisten-Szene aktiver V-Mann<br />
„aus dem Spiel genommen“ werde.<br />
Der V-Mann hatte offenbar intime<br />
Kenntnisse der Szene und lieferte<br />
dem LKA über Monate hinweg Informationen<br />
zu dem Wunsch des Tunesiers<br />
Anis Amri, einen Anschlag zu<br />
begehen, sowie zu Aktivitäten weiterer<br />
radikaler Islamisten aus der<br />
Gruppe um den Hassprediger Abu<br />
Walaa aus Hildesheim, der derzeit in<br />
Celle vor Gericht steht. Das BKA<br />
stellte den V-Mann gleichwohl als<br />
unglaubwürdig dar.<br />
Das Bundesinnenministerium<br />
hat der Darstellung des nordrheinwestfälischen<br />
LKA-Ermittlers zwar<br />
im Anschluss an dessen Vernehmung<br />
widersprochen. Der jetzt ins<br />
Zwielicht geratene BKA-Beamte<br />
selbst führte in einer dienstlichen Erklärung<br />
aus, dieses „Vier-Augen-Gespräch<br />
fand nicht statt“. Und: „Ich<br />
habe keine Aussagen getätigt, die<br />
den Schluss zulassen könnten, dass<br />
das Ergebnis der Bewertung von einem<br />
vorgesetzten Beamten oder einer<br />
vorgesetzten Dienststelle festgelegt<br />
oder vorgegeben worden sei.“<br />
Später relativierte er dies und sagte,<br />
es sei denkbar, dass ein Gespräch<br />
stattgefunden habe.<br />
Killmer stützte in der Ausschuss-<br />
Sitzung am Donnerstag die Darstellung<br />
des LKA-Beamten aus Nordrhein-Westfalen.<br />
Er kenne diesen<br />
seit Jahren als engagiert, kenntnisreich<br />
und persönlich integer, sagte<br />
der Oberstaatsanwalt aus Karlsruhe<br />
– als Ausnahmeerscheinung, die<br />
nicht so schnell locker lasse. „Ich<br />
persönlich habe keinen Zweifel<br />
daran, dass es diesesVier-Augen-Gespräch<br />
gegeben hat.“ Schließlich<br />
habe der Ermittler nicht nur ihm,<br />
sondern auch mehreren anderen<br />
Kollegen darüber berichtet und sei<br />
wegen der Schwere des Vorgangs<br />
entsprechend erbost gewesen.<br />
Außerdem hätte er damals –lange<br />
vordem Anschlag –wohl keinen Anlass<br />
gehabt, dieses vertrauliche Gespräch<br />
zu erfinden. Killmer äußerte<br />
ferner Respekt für den V-Mann, den<br />
er für „grundsätzlich glaubhaft“ gehalten<br />
und der sich durch seine V-<br />
Mann-Tätigkeit Gefahren ausgesetzt<br />
habe –„für uns alle“.<br />
DerV-Mann hatte recht<br />
Der Oberstaatsanwalt betonte zwar<br />
grundsätzlich: „Gefährdungsbewertung<br />
ist ein sehr heikles Geschäft, bei<br />
dem man im Grunde genommen<br />
nur verlieren kann.“ Sowohl, wenn<br />
es zu einem Anschlag komme, als<br />
auch, wenn es nicht dazu komme.Er<br />
stimmte jedoch der Anmerkung des<br />
SPD-Obmanns Fritz Felgentreu zu,<br />
der sagte, hätte das BKA seinerzeit<br />
auf den V-Mann gehört, dann wären<br />
die Chancen sehr viel größer gewesen,<br />
den Anschlag auf dem Breitscheidplatz<br />
zu verhindern.„Rückblickend<br />
betrachtet ist das so“, sagte<br />
Killmer. Die Einschätzung des V-<br />
Manns habe sich „voll bestätigt“.<br />
Der Eindruck, dass das BKA damals<br />
wie auch heute etwas vertuschte,<br />
wird erhärtet durch E-Mails<br />
vom Tag nach der Dienstbesprechung<br />
am 23. Februar 2016. „Es ist<br />
wirklich insgesamt eine Frechheit<br />
und hochgradig unprofessionell, wie<br />
NRW hier agiert“, schrieb ein BKA-<br />
Beamter am 24. Februar an vier Kollegen.<br />
Denn diese hätten Amri als<br />
„Gefährder“ eingestuft – also als<br />
jemanden, dem ein Anschlag zuzutrauen<br />
ist –und drängten auf eine<br />
intensive Überwachung des Tunesiers.<br />
MitanderenWorten: DasBKA unternahm<br />
augenscheinlich den massiven<br />
Versuch, die Glaubwürdigkeit<br />
desV-Mannes und die Gefährlichkeit<br />
Amris herunter zu spielen –und das<br />
ohne bisher ersichtlichen Grund.<br />
Unklar ist, ob der damalige Bundesinnenminister<br />
Thomas de Maizière<br />
(CDU) in dem Zusammenhang eine<br />
Rolle spielte.<br />
Amrihatte am 19. Dezember 2016<br />
einen Lastwagenfahrer erschossen<br />
und war mit dessen Fahrzeug über<br />
denWeihnachtsmarkt auf dem <strong>Berliner</strong><br />
Breitscheidplatz gerast. Insgesamt<br />
tötete er zwölf Menschen. Nach<br />
seiner Flucht wurde er in Italien von<br />
der Polizei erschossen.<br />
Über Anis Amri wussten alle viel.<br />
Doch niemand fügte die Hunderte<br />
Mosaikstein-Fakten über den<br />
Tunesier zu einem Bild. Nicht die<br />
Verfassungsschutz-Ämter, nicht der<br />
Bundesnachrichtendienst oder das<br />
Bundeskriminalamt, die Landeskriminalämter<br />
Berlins, Nordrhein-<br />
Westfalens und Baden-Württembergs.<br />
Und auch nicht die Verwaltungen<br />
etlicher Kommunen, wo<br />
Amri mit mindestens 14 verschiedenen<br />
Identitäten Asyl beantragt und<br />
Geld kassierthatte.<br />
Eigentlich hatten Behörden Amri<br />
schon seit dessen Einreise nach Europa<br />
im Jahr 2011 auf dem Schirm.<br />
Doch verloren sie ihn angesichts des<br />
Flickenteppichs von Zuständigkeiten<br />
immer wieder aus den Augen.<br />
Amri, der sich bereits kurz nach seiner<br />
Einreise nach Deutschland im<br />
„Da wurde alles falsch gemacht, was man falsch machen kann“<br />
Jahr 2015 auf ein länderübergreifendes<br />
islamistisches Netzwerk stützen<br />
konnte, arbeitete von Anfang an auf<br />
einen Anschlag hin. Er war agiler<br />
und mobiler als die vielen Behörden,<br />
denen er hier und da unterkam.<br />
Kurz nach seiner Ankunft in<br />
Nordrhein-Westfalen nahm er Kontakt<br />
zum Dschihadisten-Netzwerk<br />
des Hasspredigers AbuWalaa in Hildesheim<br />
auf. Die Polizei ermittelte<br />
gegen ihn, doch ohne Ergebnis.<br />
Im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum<br />
vonBund und Ländernwar<br />
er mehrmals Thema. Dass er einen<br />
Anschlag plante, hielten die Beamten<br />
für unwahrscheinlich.<br />
Das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
schickte im Januar 2016 ein<br />
Behördenzeugnis an die Landeskriminalämter<br />
Berlin und Düsseldorf<br />
und ans BKA. Amri wolle sich<br />
Gedenkstätte für die Opfer des Anschlags<br />
Chronik des Versagens<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
Schnellfeuergewehre besorgen für<br />
einen Terroranschlag. Er lebte inzwischen<br />
in Berlin. Das <strong>Berliner</strong> LKA<br />
hörte nach einigen Monaten aber<br />
auf, ihn zu observieren. DieFahnder<br />
hatten festgestellt, dass Amrisich als<br />
Drogendealer betätigte. Das passte<br />
nicht ins Bild eines überzeugten<br />
Dschihadisten. In einem internen<br />
LKA-Bericht wurde aus dem banden-<br />
und gewerbsmäßigen Dealer<br />
ein Kleindealer. Wäre er intensiver<br />
observiert worden, dann hätte man<br />
ihn wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels<br />
möglicherweise in Haft<br />
nehmen können, wie der später von<br />
Berlin eingesetzte Sonderermittler<br />
BrunoJost 2017 sagte.<br />
Noch heute decken Untersuchungsausschüsse<br />
monatlich neue<br />
Pannen auf: Auf Amris Handy, das<br />
Anfang 2016 beschlagnahmt wurde,<br />
übersahen Fahnder Fotos,auf denen<br />
er mit einer Schusswaffe posierte.Als<br />
Polizisten ihn in Friedrichshafen an<br />
der Schweizer Grenze mit falschen<br />
Papieren bei der versuchten Ausreise<br />
festsetzten, wurden sie nicht stutzig.<br />
Wegen der Verwendung falscher<br />
Pässe hätte er in Haft genommen<br />
werden können.<br />
Weitgehend folgenlos blieben<br />
auch Warnungen des marokkanischen<br />
Geheimdienstes, dass Amri<br />
Kontakt zur Terrormiliz IS habe. Mit<br />
Blick auf die Landeskriminalämter<br />
Berlin, NRW und Baden-Württembertg<br />
sagte Sonderermittler Jost später:<br />
„Da wurde alles falsch gemacht,<br />
was man falsch machen kann.“<br />
Es bleibt spannend, was noch alles<br />
herauskommt. Denn dass Amri<br />
den Terroranschlag allein verübte,<br />
glauben nur noch wenige. (kop.)<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute schieben sich zwischendurch auch einige Wolken vor die Sonne.<br />
Dabei werden 3bis 5Grad erwartet, und der Wind weht schwach bis<br />
mäßig aus südöstlichen Richtungen. In der Nacht fallen die Tiefstwerte<br />
auf 3bis 0Grad. Dazu regnet esvielerorts bei bedecktem Himmel.<br />
Biowetter: Das allgemeine Wohlbefinden<br />
wird auf die Probe gestellt.<br />
Schwindelgefühle und Kopfschmerzen<br />
sind keine Seltenheit. Auch Migräneattacken<br />
machen des Öfteren 0°/4°<br />
Wittenberge<br />
zu schaffen.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 9µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 31 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 22 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 94%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 0Grad.<br />
Wind: schwach aus Südost.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
0°/5° 0°/4°<br />
Luckenwalde<br />
-1°/4°<br />
Sonnabend<br />
Sonntag<br />
Montag<br />
Regen Regen wolkig<br />
2°/7° 2°/9° 2°/7°<br />
Prenzlau<br />
0°/3°<br />
Cottbus<br />
-1°/4°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
-1°/5°<br />
Ein Tief liegt über der südlichen Nordsee und dem westlichen Mitteleuropa. Es<br />
schiebt milde Meeresluft mit Regen ostwärts, die dabei auf kältere Luft prallt.<br />
Im Übergangsbereich dieser Luftmassen kommt es zu Schneeregen oder gefrierender<br />
Nässe, nach Osten hin und im Bergland zuleichten Schneefällen.<br />
Köln<br />
3°/7°<br />
Sylt<br />
1°/3°<br />
Saarbrücken<br />
2°/5°<br />
Hannover<br />
1°/4°<br />
Konstanz<br />
0°/4°<br />
Hamburg<br />
2°/3°<br />
Erfurt<br />
-1°/3°<br />
Frankfurt/Main<br />
1°/6°<br />
Stuttgart<br />
1°/6°<br />
Rostock<br />
0°/3°<br />
Magdeburg<br />
0°/6°<br />
Nürnberg<br />
-1°/4°<br />
München<br />
-1°/6°<br />
Rügen<br />
1°/3°<br />
Dresden<br />
-1°/3°<br />
Deutschland: Heute wird eswinterlich<br />
nasskalt mit zeitweiligem Regen<br />
oder Schneeregen, und die Temperaturen<br />
klettern amTage auf 3bis<br />
7Grad. Nachts sinken die Werte<br />
dann auf 4bis minus 2Grad. Der<br />
Wind weht mäßig aus südöstlichen<br />
Richtungen. Morgen fällt teilweise<br />
Regen aus dichten Wolken. Die<br />
Höchsttemperaturen liegen bei 7bis<br />
10 Grad, und der Wind weht mancherorts<br />
mit Sturmböen aus Südwest.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 5°-8°<br />
Nordsee: 6°-9°<br />
Mittelmeer: 13°-23°<br />
Ost-Atlantik: 10°-16°<br />
Mondphasen: 19.12. 26.12. 03.01. 10.01.<br />
Sonnenaufgang: 08:08 Uhr Sonnenuntergang: 15:52 Uhr Mondaufgang: 17:04 Uhr Monduntergang: 09:14 Uhr<br />
Lissabon<br />
17°<br />
Las Palmas<br />
17°<br />
Madrid<br />
16°<br />
Reykjavik<br />
-10°<br />
Dublin<br />
7°<br />
London<br />
8°<br />
Paris<br />
10°<br />
Bordeaux<br />
15°<br />
Palma<br />
20°<br />
Algier<br />
21°<br />
Nizza<br />
16°<br />
Trondheim<br />
4°<br />
Oslo<br />
2°<br />
Stockholm<br />
5°<br />
Kopenhagen<br />
7°<br />
Berlin<br />
4°<br />
Mailand<br />
4°<br />
Tunis<br />
17°<br />
Rom<br />
11°<br />
Warschau<br />
6°<br />
Wien<br />
3° Budapest<br />
6°<br />
Palermo<br />
14°<br />
Kiruna<br />
-1°<br />
Oulu<br />
1°<br />
Dubrovnik<br />
15°<br />
Athen<br />
17°<br />
St. Petersburg<br />
3°<br />
Wilna<br />
3°<br />
Kiew<br />
2°<br />
Odessa<br />
9°<br />
Varna<br />
12°<br />
Istanbul<br />
16°<br />
Iraklio<br />
18°<br />
Archangelsk<br />
-1°<br />
Moskau<br />
1°<br />
Ankara<br />
10°<br />
Antalya<br />
15°<br />
Acapulco 32° wolkig<br />
Bali 28° Gewitter<br />
Bangkok 31° heiter<br />
Barbados 28° heiter<br />
Buenos Aires 25° heiter<br />
Casablanca 20° sonnig<br />
Chicago 4° bewölkt<br />
Dakar 29° heiter<br />
Dubai 25° wolkig<br />
Hongkong 22° heiter<br />
Jerusalem 12° sonnig<br />
Johannesburg 29° heiter<br />
Kairo 19° heiter<br />
Kapstadt 28° heiter<br />
Los Angeles 20° sonnig<br />
Manila 32° heiter<br />
Miami 27° bedeckt<br />
Nairobi 29° wolkig<br />
Neu Delhi 20° Gewitter<br />
New York 11° Regen<br />
Peking 8° wolkig<br />
Perth 41° sonnig<br />
Phuket 32° heiter<br />
Rio de Janeiro 33° wolkig<br />
San Francisco 15° bedeckt<br />
Santo Domingo 28° heiter<br />
Seychellen 30° wolkig<br />
Singapur 32° heiter<br />
Sydney 21° bedeckt<br />
Tokio 10° bewölkt<br />
Toronto 4° bedeckt
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 3<br />
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Seite 3<br />
Kampf ums Stadion<br />
Die Stadion-Baustelle im Freiburger Westen im August<br />
DPA/PATRICK SEEGER<br />
Im Freiburger Stadtteil Mooswald, wo<br />
die Straßen Hasenweg, Schneckengraben<br />
oder Am Vogelbach heißen, reihen<br />
sich Einfamilienhäuser mit gepflegten<br />
Vorgärten aneinander, auf viele Dächer sind<br />
Photovoltaikanlagen montiert. Im nahe gelegenen<br />
Millenniumswald gedeihen Spitzahorn,<br />
Speierling und die Kaukasische Flügelnuss.Die<br />
Anhöhe Monte Scherbelino nutzennicht<br />
nur Jogger und Hundebesitzer zum<br />
Auslauf mit ihren Tieren. Von hier aus genießt<br />
man auch eine herrliche Aussicht über<br />
den Mittleren Schwarzwald mit seinen Bergen<br />
Roßkopf und Kandel.<br />
DerAussichtspunkt ermöglicht zudem einen<br />
unverstellten Blick auf den Freiburger<br />
Flugplatz. Hier heben kleine Motor- und Segelflugzeuge<br />
ab, die Umrisse der Technischen<br />
Fakultät der Universität sind zu erkennen,<br />
auf der anderen Seite des Areals steht<br />
eine Mehrzweckhalle, in der Messen und<br />
Konzerte stattfinden. Und direkt am Fuße<br />
des Berges ragen Kräne auf einer gewaltigen<br />
Baustelle in die Höhe.<br />
Seit Märzentsteht hier das neue Fußballstadion<br />
des SC Freiburg. Ab der kommenden<br />
Saison möchte der Verein, am Sonnabend<br />
beim Hauptstadtklub Hertha BSC zu Gast, in<br />
der Arena kicken. Rund 130 Millionen Euro<br />
kostet das Projekt. Seit zehn Jahren beschäftigt<br />
dieses Fußballstadion nun schon die<br />
Stadt, mit teils heftigen Kontroversen. Man<br />
kann vor diesem Hintergrund erahnen, was<br />
für ein weiter Wegvor Hertha BSC noch liegt,<br />
bis der Verein eines Tages irgendwo in Berlin<br />
oder im Umland ein reines Fußballstadion<br />
als sportliches Zuhause hat.<br />
Streit um die Anstoßzeiten<br />
In Freiburgwirdschon eifrig gebaut. Baubürgermeister<br />
Martin Haag (parteilos) sagt nach<br />
jetzt neun Monaten: „Eineinhalb Jahre sind<br />
sehr sportlich, aber bislang läuft alles nach<br />
Plan.“ Dass dennoch alle Beteiligten mit einer<br />
gewissen Anspannung zu kämpfen haben,<br />
liegt zum einen daran, dass bei derlei<br />
großen Infrastrukturprojekten immer etwas<br />
schiefgehen kann, weil auch jedes noch so<br />
kleine Teil abgenommen werden muss. Vor<br />
allem wartet ganz Freiburggespannt auf eine<br />
Nachricht aus Mannheim. Der dort ansässige<br />
Verwaltungsgerichtshof des Landes Baden-Württembergmuss<br />
bestätigen, dass das<br />
Stadion auch wirklich zu allen Anstoßzeiten<br />
nutzbar ist. Dasgalt bis vorkurzemnoch keinesfalls<br />
als gesichert.<br />
Im Oktober versetzte das Gericht Stadtverwaltung,Verein<br />
und Fans in Schockstarre,<br />
zumindest kurzfristig. Aufgrund der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />
wurde dem<br />
Sport-Club untersagt, während der Ruhezeiten<br />
zwischen 20 und 22 Uhr, nachts ab 22<br />
Uhrsowie sonntags zwischen 13 und 15 Uhr<br />
Spiele auszutragen. Zahlreiche Partien hätten<br />
unter diesen Umständen also nicht statt-<br />
Der SC Freiburg, Herthas Bundesliga-Gegner am Sonnabend,<br />
darf in der heimischen Arena nur dank einer Sondergenehmigung<br />
spielen. Deshalb wird derzeit eine neue Spielstätte gebaut.<br />
Es hat heftige Diskussionen über das Projekt gegeben,<br />
jetzt wird gebaut und zugleich prozessiert. Auchfür den Hauptstadtklub<br />
Hertha BSC wird der Wegzum neuen Stadion noch schwer werden<br />
VonBenedikt Paetzholdt, Freiburg<br />
finden können. Die Klubs sind allerdings<br />
dazu verpflichtet, für alle Anstoßzeiten und<br />
Termine ein Stadion bereitzuhalten −oder<br />
eine Ausweichspielstätte zu benennen. Andernfalls<br />
gibt es keine Lizenz der Deutschen<br />
Fußball Liga (DFL).<br />
Freiburgs Stürmer Nils Petersen, der mit<br />
seinen Kollegen derzeit noch auf der anderenSeite<br />
der Stadt spielt, sagt:„Imersten Moment<br />
hat das hier jeden irritiert. Ich baue<br />
derzeit selber ein Haus und merke, was damit<br />
verbunden ist, welche Wartezeiten dabei<br />
vorkommen können und welche Genehmigungen<br />
notwendig sind. Es war für mich<br />
schwer vorstellbar, dass die Verantwortlichen<br />
bei einem solchen wichtigen Projekt etwas<br />
Entscheidendes verpasst haben. “<br />
Noch am selben Tagwurden eilig die umfassenden<br />
Dokumente gesichtet, die als<br />
Grundlage für den Stadionbau dienen. Und<br />
dabei fiel einem Mitarbeiter des Freiburger<br />
Rechtsamts auf, dass die Richter nicht die aktuelle<br />
Sportstättenlärmschutzverordnung<br />
angewendet hatten. 2017 hat der Deutsche<br />
Bundestag beschlossen, die Richtwerte für<br />
die abendlichen Ruhezeiten sowie die Ruhezeiten<br />
an Sonn- und Feiertagen von13bis 15<br />
Uhrvon 50 auf 55 Dezibel zu erhöhen. Wolf-<br />
Dieter Winkler, der als Stadtrat der stadionkritischen<br />
Wählerliste Freiburg Lebenswert<br />
zugleich im Aufsichtsrat der Stadion-Gesellschaft<br />
sitzt, sagt: „Man mag sich wundern,<br />
dass ausgerechnet beim Lärm die Grenzwerteverwässertwurden,<br />
während sie in anderen<br />
Bereichen verschärft werden.“ Dennoch<br />
ist für ihn klar, dass der Verein zu allen<br />
relevanten Anstoßzeiten in seinem Stadion<br />
spielen kann.<br />
Auch wenn den Richternein ungewöhnlicher<br />
Fehler unterlaufen ist, den Streitparteien<br />
dieser auch eingestanden wurde,bleibt<br />
eine gewisse Unsicherheit zum Jahreswechsel<br />
bestehen. Denn die Richter,die im Eilverfahren<br />
den Beschluss getroffen hatten, können<br />
diesen nicht einfach rückgängig machen.<br />
DasUrteil gilt als unanfechtbar.Esbedarf<br />
eines Rechtsmittels namens<br />
Anhörungsrüge. Auf diesem Weg kann ein<br />
Betroffener auf Defizite in der Urteilsfindung<br />
aufmerksam machen.<br />
Nachdem das Regierungspräsidium Freiburg,<br />
das den Stadionbau genehmigt hat,<br />
seine Argumente vorgetragen hat, sind derzeit<br />
die sechs Kläger an der Reihe, die aus<br />
Gründen des Lärmschutzes geklagt hatten.<br />
Am 15. Januar endet ihre Frist für eine Stellungnahme.<br />
Erst dann wird es endgültige<br />
Klarheit geben. Baubürgermeister Haag sagt:<br />
„Ich baue selber ein<br />
Haus und merke, was<br />
damit verbunden ist,<br />
welche Wartezeiten dabei<br />
vorkommenkönnen,<br />
welche Genehmigungen<br />
notwendig sind.“<br />
Nils Petersen, Stürmer des SC Freiburg<br />
„Wir werden keinen Druck auf das Gericht<br />
ausüben. Wirmüssen nun einfach abwarten,<br />
bis es eine Entscheidung gibt.“<br />
DieKläger selbst wollen sich nicht zu dieser<br />
Lärmschutzposse äußern. Ursula Jautz, 1.<br />
Vorsitzende der stadionkritischen Bürgerinitiative<br />
Pro Wolfswinkel und zugleich Vorsitzende<br />
des Bürgervereins Mooswald, antwortete<br />
auf Anfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> nur:<br />
„Während der Dauer des schwebenden Verfahrens<br />
gebe ich keinerlei Stellungnahme<br />
zur Stadionthematik ab.“<br />
Ohnehin hat es den Anschein, dass sich<br />
viele Anwohner, die bei 35 000 Zuschauern<br />
neben dem Lärm vor allem den zunehmenden<br />
Verkehr fürchten, inzwischen damit abgefunden<br />
haben. Bereits vorknapp fünf Jahrenstimmten<br />
58,2 Prozent der Freiburger bei<br />
einem Bürgerentscheid für diesen Standort.<br />
Protestplakate,auf denen„Nein zum SC-Stadion<br />
im Wolfswinkel“ oder „Hände wegvom<br />
Mooswald“ steht, sind an immer weniger<br />
Häuserfassaden oder Zäunen zu finden. Die<br />
Verkäuferin in einer nahe gelegenen Bäckerei<br />
sagt: „Ich arbeite hier schon lange, aber<br />
ich kann überhaupt nicht feststellen, dass es<br />
hier großen Protest gibt.“<br />
Anders als in Berlin, wo es ein umfassend<br />
nutzbares Olympiastadion gibt, weiß man in<br />
Freiburg seit langem, dass die bisherige<br />
Spielstätte zwischen dem FlussDreisam und<br />
der Schwarzwaldstraße nur begrenzt nutzbar<br />
ist. Während die Anwohner der neuen<br />
Arena immerhin rund 300 Meter entfernt<br />
wohnen, wackeln aktuell sprichwörtlich die<br />
Wände,wenn die Heimelf ein Torerzielt. Die<br />
Distanz zur Südtribüne beträgt gerade mal<br />
zwanzig Meter. Die Zuschauerkapazität ist<br />
auf 25 000 gedeckelt, der neue Standortfasst<br />
10 000 Besucher mehr.<br />
Zudem spielen die Freiburger mit einer<br />
Sondergenehmigung. Die Spielfläche beträgt<br />
101 mal 68 Meter, eigentlich muss das<br />
Feld vier Meter länger sein. Undder Höhenunterschied<br />
zwischen den beiden Toren einen<br />
Meter. Freiburgs Sportvorstand Jochen<br />
Saier sagt: „Ausnahmegenehmigungen sind<br />
kein Dauerzustand. Bei der nächsten Baumaßnahme<br />
hätten wir das lösen müssen.Wir<br />
sind zudem seit Jahren ausverkauft und<br />
komplett ausvermarktet.“ Einneues Stadion<br />
ist demnach die einzige Option, um dieWettbewerbsfähigkeit<br />
des Klubs langfristig zu erhalten.<br />
Als der Verein 2009 damit begonnen hatte,<br />
laut über eine Alternative nachzudenken,<br />
wurde auch über einen Standort jenseits der<br />
Stadtgrenze diskutiert, ähnlich wie die Variante<br />
Ludwigsfelde bei Hertha BSC. Einunrealistischer<br />
Vorschlag für Freiburger Verhältnisse.Eine<br />
Arena, die nur mit dem Auto zu erreichen<br />
ist, passt nicht zum Klub, den viele<br />
Fans mit dem Fahrrad und dem ÖPNV ansteuern.<br />
Zudem gehört der Sport-Club nach<br />
Ansicht des Baubürgermeisters zu den Symbolen<br />
der Stadt: „Das ist für viele typisch Freiburg,<br />
so wie das Münster oder die Bächle.“<br />
Freiburg ist aber auch bekannt als erste<br />
deutsche Großstadt, die einen Bürgermeister<br />
der Grünen stellte und sich als besonders<br />
ökologisch versteht. Kein Wunder also, dass<br />
die Regierenden zunächst mal wenig Begeisterung<br />
für ein solches Großbauprojekt aufbrachten.<br />
Zumal auch in Freiburgpotenzielles<br />
Bauland rar ist. Dennoch wurde 2011<br />
schließlich ein Gutachten mit 25 potenziellen<br />
Standorten in Auftrag geben. Zwei Jahre<br />
später kristallisierte sich der sogenannte<br />
Wolfswinkel, der lange kritisch gesehen<br />
wurde, als Wunschlösung der Städteplaner<br />
heraus. Es folgten Bürgerversammlungen,<br />
Dialogforen und Sitzungen des Freiburger<br />
Gemeinderats,die Augenzeugen als teils äußerst<br />
ruppig beschreiben.<br />
Gestörte Idylle<br />
Christoph Maschowski war bei vielen hitzigen<br />
Diskussionen anwesend. Als Mitglied<br />
der Akademischen Fliegergruppe kämpfte<br />
auch er zusammen mit seinen Mitstreitern<br />
anfangs heftig gegen diesen Standort. Denn<br />
die Hobbypiloten der Region, die mit ihren<br />
Motor- und Segelflugzeugen hier abheben,<br />
„haben die Hälfte ihres Flughafens verloren“.<br />
DieFlugsportler gehen ihrem Hobbyin<br />
der Regel weitgehend geräuschlos nach. In<br />
den vergangenen Jahren gelang es ihnen<br />
aber trotzdem, Gehör zufinden. Nach der<br />
Ankündigung, gegen den Bau amFlughafen<br />
klagen zu wollen, ließ die Stadt eine neue<br />
Grasbahn bauen, die noch nicht offiziell genehmigt<br />
ist, aber trotzdem genutzt werden<br />
darf. „Wenn jetzt alles so läuft wie versprochen,<br />
können wir gut damit leben“, sagt er.<br />
Und damit stehen die Freizeitsportler<br />
sinnbildlich für viele Freiburger. Seit dem<br />
Bürgerentscheid vom 1.Februar 2015 ist die<br />
Akzeptanz gewachsen, viele Kritiker haben<br />
das Votum akzeptiert. Einige Anwohner wollen<br />
dennoch nicht kleinbeigeben. „Wir finden<br />
das überhaupt nicht amüsant“, sagt Maschowski,<br />
„wir wollen uns mit den Klägern<br />
nicht identifizieren.“ DieIdylle rund um den<br />
Mooswald ist wohl nachhaltig gestört, auch<br />
wenn der SC zukünftig nur zweimal im Monat,<br />
meist nachmittags,hier spielen wird.<br />
Benedikt Paetzholdt<br />
ist überrascht, wie sich seine alte<br />
Heimat Freiburg veränderthat.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Untersuchungsausschuss<br />
zur Pkw-Maut startet<br />
Sechs Monate nach dem Scheitern<br />
der Pkw-Maut vordem Europäischen<br />
Gerichtshof prüft nun ein Untersuchungsausschuss<br />
die Vergabe<br />
und die Kündigung der Betreiberverträge.Der<br />
Ausschuss startete am<br />
Donnerstag mit seiner ersten Sitzung.<br />
Sein Vorsitzender UdoSchiefner<br />
(SPD) kündigte eine umfassende<br />
und objektiveAufklärung an. Verkehrsminister<br />
Andreas Scheuer<br />
(CSU) steht starkunter Druck.<br />
Scheuer hatte die Verträge zur Erhebung<br />
und Kontrolle der Maut mit<br />
den Betreibernnoch 2018 geschlossen.<br />
DerAusschuss will unter anderemprüfen,<br />
ob die Regierung gegen<br />
das Vergaberecht oder das Haushaltsrecht<br />
verstoßen hat. (AFP)<br />
Steinmeier lässt Geschichte<br />
seines Amtes erforschen<br />
Bundespräsident Frank-Walter<br />
Steinmeier will die Geschichte des<br />
Bundespräsidialamts auf Verbindungen<br />
zum Nationalsozialismus<br />
untersuchen lassen. Historiker sollen<br />
dabei unter anderem aufarbeiten,<br />
in wie weit das Bundespräsidialamt<br />
nach seiner Gründung 1949 Mitarbeiter<br />
mit Bezug zum Nationalsozialismus<br />
beschäftigte,heißt es in<br />
einer Erklärung vomDonnerstag.<br />
Auch mögliche „ideelle Kontinuitäten“<br />
zur NS-Zeit sollten geprüft werden.<br />
(AFP)<br />
AfD-Kandidat scheitertfür<br />
Vizepräsidentenposten<br />
DieAfD ist im Bundestag erneut mit<br />
dem Versuch gescheitert, den Posten<br />
eines Vizepräsidenten zu besetzen.<br />
IhrAbgeordneter Paul Viktor Podolay<br />
erhielt am Donnerstag auch im<br />
dritten und damit letztmöglichen<br />
Wahlgang nicht die erforderlichen<br />
355 Stimmen. Zuvorwar er bereits<br />
im November und im September gescheitert.<br />
(dpa)<br />
Geldstrafe für Ärztin Hänel<br />
wegen Abtreibungswerbung<br />
Die Ärztin Kristina Hänel kämpft gegen<br />
den Abtreibungsparagrafen 219a. DPA<br />
In einem neuen Berufungsprozess<br />
wegen desVorwurfs der verbotenen<br />
Werbung für Schwangerschaftsabbrüche<br />
ist die Ärztin Kristina Hänel<br />
vomLandgericht Gießen erneut zu<br />
einer Geldstrafe verurteilt worden.<br />
DasGericht setzte in seinem Urteil<br />
vomDonnerstag 25 Tagessätzezuje<br />
100 Euro fest. DieVorsitzende RichterinRegine<br />
Enders-Kunzesagte zugleich,<br />
die Strafkammer sei nicht der<br />
Ansicht, dass der im Märzreformierte<br />
Paragraf 219a, der dem Urteil zugrunde<br />
liegt,„strafrechtlich in irgendeiner<br />
Hinsicht gelungen ist“. (AFP)<br />
Israel wählt im März 2020<br />
ein neues Parlament<br />
DieBemühungen um eine Regierungsbildung<br />
in Israel sind nach der<br />
Wahl im September gescheitert. Das<br />
Parlament stimmte am frühen Donnerstagmorgen<br />
für seine Auflösung,<br />
die Neuwahl wirdam2.März2020<br />
stattfinden, wie das Parlament in Jerusalem<br />
mitteilte.Dies wirddann<br />
nach Aprilund September 2019 die<br />
dritte Wahl innerhalb eines Jahres<br />
sein. (dpa)<br />
„Eine Frage globaler Gerechtigkeit“<br />
Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth fordert, die Klimakrise als Ursache von Flucht anzuerkennen<br />
Auf Initiativeder Grünen-Politikerin<br />
Claudia Roth debattiert<br />
der Bundestag an<br />
diesem Freitag über die Folgen<br />
klimabedingter Vertreibung. Die<br />
Bundestagsvizepräsidentin fordert<br />
eine Überarbeitung des Völkerrechts<br />
–auch mit Blick auf Menschen, deren<br />
Heimat dem Untergang geweiht ist.<br />
Mit einem „Klimapass“ sollen sie<br />
frühzeitig umsiedeln können.<br />
Frau Roth, Sie bringen einen Antrag<br />
zu klimabedingter Migration und<br />
Flucht in den Bundestag ein. Führt<br />
der Klimawandel zu Vertreibung?<br />
Die Klimakrise ist Ursache von<br />
Migration und Flucht – gerade im<br />
globalen Süden, der am wenigsten<br />
zur Erderwärmung beigetragen hat.<br />
Klimaschutz ist deshalb eine Frage<br />
globaler Gerechtigkeit. Das dürfen<br />
wir nicht länger verdrängen.<br />
Aber wir reden doch über kein anderesThema<br />
so viel wie über den Klimawandel.<br />
Wir reden über CO 2 -Preise und<br />
Pendlerpauschalen. Wir reden aber<br />
nicht darüber, dass innerstaatlich<br />
schon heute mehr Menschen durch<br />
klima- und umweltbedingte Katastrophen<br />
als durch Gewalt und Konflikte<br />
vertrieben werden.<br />
Wiegroßist das Problem?<br />
DieWeltbank –nun wahrlich kein<br />
grüner Kreisverband –sagt voraus,<br />
dass bis 2050 mehr als 140 Millionen<br />
Menschen allein in Sub-Sahara-<br />
Afrika, Südasien und Südamerika<br />
klimabedingt ihr Zuhause verlieren<br />
könnten. Sie sagt aber auch: Ein<br />
Großteil dieserVertreibung ließe sich<br />
noch verhindern. Manche denken<br />
da vielleicht: Nach mir die Sintflut.<br />
Dasaber wäredas Ende wertebasierter<br />
Politik.<br />
Muss es nicht erst mal darum gehen,<br />
dass Menschen in ihrer Heimat bleiben<br />
können?<br />
Unbedingt, das muss oberste<br />
Priorität haben –und fängt bei uns<br />
an: erneuerbare Energien, sozialökologische<br />
Transformation, Verkehrswende.<br />
Gleichzeitig dürfen wir<br />
besonders betroffene Staaten nicht<br />
allein lassen. Für manche Menschen<br />
ist es derweil schon zu spät. Siemüssen<br />
bereits heute umsiedeln oder<br />
fliehen.<br />
Undsie sollen herkommen dürfen?<br />
Die wenigsten wollen das. Natürlich<br />
will die Kaffeebäuerin aus dem<br />
Benin nicht nach Bambergins Anker-<br />
Zentrum. Wenn sie schon umsiedeln<br />
muss, dann wenigstens regional. Es<br />
Nach Dadaab in Kenia flüchten viele Menschen vor der Dürre in Somalia.<br />
ZUR PERSON<br />
DPA/ROESSLER<br />
Claudia Roth wurde 1955 in Ulm geboren. Sie studierte Theaterwissenschaften in München<br />
und war von1982 bis 1985 Managerin der Band TonSteine Scherben um Rio Reiser.<br />
Als Pressesprecherin der ersten Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag wechselte sie<br />
1985 in die Politik. Sie war mehrere Jahre Parteivorsitzende vonBündnis 90/Die Grünen und<br />
ist seit 2013 Bundestagsvizepräsidentin.<br />
geht also primär darum, Mechanismen<br />
und Lösungsansätze vor Ort zu<br />
unterstützen –inder afrikanischen<br />
Tschad-Region zum Beispiel, wo<br />
große Dürreherrscht, oder in Bangladesch,<br />
wo ganze Landstriche vom<br />
Meer verschluckt werden. Viele Menschen<br />
verlieren alles, die betroffenen<br />
Staaten sind überfordert. Unter anderem<br />
schlagen wir deshalb einen Verursacherfonds<br />
vor, in den die Länder<br />
mit hohem CO 2 -Ausstoß einzahlen.<br />
Greift hier internationales Recht?<br />
Das Völkerrecht hat erhebliche<br />
Schutzlücken. Das gilt insbesondere<br />
für Menschen, die nach immer häufiger<br />
auftretenden Extremwetterereignissen<br />
fliehen müssen. Für die Betroffenen<br />
greift die Genfer Flüchtlingskonvention<br />
nicht. Deshalb brauchen<br />
wir neue Instrumente.Zugleich<br />
stellen sich ganz grundlegende Fragen.<br />
Wiegehen wir etwa mit den Bürgerinnen<br />
und Bürgernpazifischer Inselstaaten<br />
wie Tuvalu oder Kiribati<br />
um, deren Land vollständig im Meer<br />
zu verschwinden droht?<br />
Wiewollen Sieihnen helfen?<br />
Ein Lösungsvorschlag ist der Klimapass,<br />
wie ihn auch der wissenschaftliche<br />
Beirat der Bundesregierung<br />
empfiehlt. Er könnte den Betroffenen<br />
eine selbstbestimmte und<br />
frühzeitige Umsiedlung in sichere<br />
Länder ermöglichen – und ihnen<br />
dort staatsbürgerähnliche Rechte<br />
gewähren.<br />
Sollen die Betroffenen bei Ankunft in<br />
Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft<br />
erhalten?<br />
Das internationale Recht fordert<br />
dazu auf, Staatenlosigkeit zu vermeiden.<br />
Genau solche Fragen müssen<br />
wir also dringend international diskutieren.<br />
Eine Staatsbürgerschaft im<br />
aufnehmenden Land kann eine Option<br />
sein.<br />
Aber Deutschland ist nur für 2,1 Prozent<br />
der weltweiten CO 2 -Emissionen<br />
verantwortlich.<br />
Und trotzdem gehört Deutschland<br />
zu den sechs größten Emittenten,<br />
noch dazu mit sehr hohem Ausstoß<br />
pro Kopf. Als viertgrößte Volkswirtschaft<br />
der Welt haben wir zudem<br />
einen ganz anderen Einfluss, entsprechende<br />
Verantwortung, Vorbildcharakter.<br />
Vor allem aber haben wir<br />
das Klimaabkommen von Paris unterschrieben.<br />
Klimaschutz ist also<br />
keine Wohltat, sondern völkerrechtliche<br />
Verpflichtung.<br />
DasGesprächführte<br />
Marina Kormbaki.<br />
Widerstände gegen ehrgeizige Klimapläne<br />
Beim EU-Gipfel streiten die Regierungschefs um den „Green Deal“. Es geht dabei vor allem ums Geld<br />
VonDamir Fras, Brüssel<br />
Der Weg zu ihrer Premiere ist<br />
kurz. Ursula von der Leyen,<br />
neue Präsidentin der EU-Kommission,<br />
muss am Donnerstagnachmittag<br />
nur ein paar Schritte von ihrem<br />
Bürozum EU-Ratsgebäude im Brüsseler<br />
Europaviertel machen. Dort<br />
warten, bis auf den britischen Wahlkämpfer<br />
Boris Johnson, schon die<br />
Staats- und Regierungschefs aus der<br />
EU auf sie. Der erste EU-Gipfel von<br />
der Leyens ist zugleich der erste Test,<br />
wie groß die Chancen sind, dass ihre<br />
ehrgeizigen Klimapläne Wirklichkeit<br />
werden. Die Widerstände dagegen<br />
sind groß –vor allem im Osten der<br />
EU.<br />
Europa soll bis zum Jahr 2050<br />
zum ersten klimaneutralen Kontinent<br />
werden. Dasheißt, ab dann darf<br />
nur noch so viel klimaschädliches<br />
Treibhaus in die Atmosphäre geblasen<br />
werden, wie an anderer Stelle<br />
eingespart oder etwa in Wäldern gespeichert<br />
wird. Das erfordert, so einer<br />
der Spiegelstriche in von der<br />
Leyens Klimaplan, einen Komplettumbau<br />
der Energieversorgung.<br />
Die neue Kommissionspräsidentin<br />
sagt zu Beginn des EU-Gipfels,<br />
der sogenannte Green Deal sei ein<br />
„Masterplan gegen den zerstörerischen<br />
Klimawandel“. Werjetzt nicht<br />
handle,werde in Zukunft noch mehr<br />
Geld ausgeben müssen, um die Folgen<br />
der globalen Erwärmung auf<br />
dem Planeten in den Griff zu bekommen.<br />
„Ich hoffe auf eine breite Unterstützung“,<br />
sagt vonder Leyen.<br />
Die neue Kommissionspräsidentin<br />
kann schon vor Beginn des Gipfeltreffens<br />
auf die Hilfe von Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel und des<br />
französischen Präsidenten Emmanuel<br />
Macron bauen. Merkel sagt, sie<br />
hoffe natürlich, dass sich die Runde<br />
der Chefs einigen werde: „Das wäre<br />
ein starkes Zeichen, dass Europa<br />
wirklich der Kontinent ist, der dann<br />
2050 klimaneutral ist.“ Macron äußerte<br />
sich bei der Ankunft in Brüssel<br />
ähnlich.<br />
Doch bei anderen Regierungschefs<br />
ist die Freude über von der<br />
Leyens Plan –gelinde gesagt –sehr<br />
verhalten. Vorallem die Regierungschefs<br />
von Tschechien, Ungarn und<br />
Polen wollen für die Umstellung ihrerEnergieversorgung<br />
mehr Geld sehen.<br />
In diesen Staaten gibt es viele<br />
Kohlekraftwerke.<br />
100-Milliarden-Euro-Fonds<br />
Der Streit ums Geld könnte das Klimaprojekt<br />
der EU noch in ernsthafte<br />
Gefahr bringen. Der nächste mehrjährige<br />
Haushalt der EU wirdvoraussichtlich<br />
erst Ende nächsten Jahres<br />
beschlossen. Undein für die Umstellung<br />
der Energieversorgung geplanter<br />
Entschädigungsfonds soll zunächst<br />
mit 100 Milliarden Euro gefüllt<br />
werden.<br />
Dem polnischen Ministerpräsidenten<br />
Mateusz Morawiecki reicht<br />
das nicht aus. Errechne alleine für<br />
sein Land mit Kosten von mehr als<br />
500 Milliarden Euro.Ungarns Ministerpräsident<br />
Viktor Orbán erklärt,<br />
der Klimawandel sei ein großes<br />
Problem. Aber die Brüsseler Bürokratie<br />
solle nicht bestimmen dürfen,<br />
dass „arme Menschen und arme<br />
Länder“ den Kampf dagegen bezahlen<br />
müssten. Er wolle, so Orbán,<br />
klare finanzielle Zusagen und darüber<br />
hinaus die Versicherung, dass<br />
die Kritik an der Atomkraft „ein für<br />
alle Mal“ aufhöre: „Ohne Atomkraft<br />
wirdeskeine klimaneutrale europäische<br />
Wirtschaft geben.“<br />
Das freut den tschechischen Regierungschef<br />
Andrej Babis. Erhabe<br />
da einmal nachgesehen und festgestellt,<br />
sagt Babis: Allein nach Österreich<br />
seien am frühen Donnerstagmorgen<br />
25 Prozent der Energie aus<br />
dem tschechischen Atomkraftwerk<br />
geflossen. Dabei sei Österreich gegen<br />
Atomkraft, sagt Babis: „Das ist<br />
doch witzig.“<br />
Der EU-Gipfel beginnt im Streit.<br />
Auch draußen vor der Tür werden<br />
Proteste von Greenpeace-Aktivisten<br />
laut. Siezünden am Morgen bengalisches<br />
Feuer und hängen ein großes<br />
Banner an das EU-Ratsgebäude. Es<br />
trägt die Aufschrift: „Klima-Notstand“.<br />
Diplomaten in Brüssel stellen<br />
sich auf eine lange Nachtein.<br />
Bloß nicht<br />
provozieren<br />
lassen<br />
US-Sanktionen wegen Nord<br />
Stream 2ärgern Maas<br />
VonDaniela Vates<br />
ImStreit um die Gaspipeline Nord<br />
Stream 2hat die Union Forderungen<br />
aus der deutschen Wirtschaft<br />
nach Sanktionen gegen die USA widersprochen.<br />
„Ich bin dagegen, die<br />
jetzt geplanten Sanktionen mit Gegensanktionen<br />
zu beantworten“,<br />
sagte der außenpolitische Sprecher<br />
der Unionsfraktion, Jürgen Hardt<br />
(CDU), der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland). Ein<br />
sich ausweitender transatlantischer<br />
Handelskrieg würde dem russischen<br />
Präsidenten Wladimir Putin noch<br />
viel mehr gefallen als Gasverkäufe an<br />
die EU.<br />
Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
reagierte zunächst zurückhaltend.<br />
Manbedauredie US-Entscheidung,<br />
sagte eine Sprecherin von<br />
Wirtschaftsminister Peter Altmaier<br />
(CDU). Nun werde genau beobachtet,<br />
wie der US-Senat sich verhalte.<br />
„Unsere Haltung zu extraterritorialen<br />
Sanktionen ist klar: Wir lehnen<br />
diese ab“, betonte sie. Auch der Außenminister<br />
blieb allgemein: „Die<br />
europäische Energiepolitik wird in<br />
Europa entschieden, nicht in den<br />
USA“, sagte Heiko Maas (SPD). „Eingriffe<br />
vonaußen und Sanktionen mit<br />
extraterritorialerWirkung lehnen wir<br />
grundsätzlich ab.“<br />
FDP und Grünelehnten die Sanktionen<br />
ab,machten aber gleichzeitig<br />
der Bundesregierung Vorwürfe.„Die<br />
außenpolitische Einbettung und die<br />
europapolitische Flankierung des<br />
Projekts sind vollkommen misslungen“,<br />
sagte FDP-Vize-Fraktionschef<br />
Alexander Graf Lambsdorff. „Man<br />
muss sich fragen, was die Bundesregierung<br />
getan oder unterlassen hat,<br />
dass es so weit kommen konnte.“<br />
Nord Stream Gaspipeline<br />
Nord Stream (Betrieb seit 2011/2013)<br />
Nord Stream 2(Betrieb ab Ende 2019<br />
geplant)<br />
SCHWEDEN<br />
Greifswald<br />
DEUTSCHLAND<br />
Ostsee<br />
POLEN<br />
FINNLAND<br />
Wyborg<br />
LITAUEN<br />
RUS.<br />
Ust-Luga<br />
ESTLAND<br />
LETTLAND<br />
RUSSLAND<br />
100 km<br />
BLZ/REEG; QUELLE: AFP<br />
Der Grünen-Außenpolitiker<br />
Omid Nouripour bekräftigte erneut<br />
das Nein der Grünen zu der Gaspipeline:<br />
„Nord Stream spaltet die EU<br />
und ist deshalb ein falsches Projekt<br />
der Bundesregierung.“ DieUS-Sanktionen<br />
seien dennoch „nicht hinnehmbar“,<br />
sagte er.„Freunde sollten<br />
einander nicht wie Schurkenstaaten<br />
behandeln.“<br />
Hardtgriff außerdem Ex-Bundeskanzler<br />
Gerhard Schröder (SPD) für<br />
sein Engagement bei Nord Stream 2<br />
an. „Die sachliche Diskussion über<br />
Nord Stream 2 und europäische<br />
Energiesicherheit wird leider dadurch<br />
erschwert, dass ein früherer<br />
deutscher Bundeskanzler mit Nord<br />
Stream 2private Wirtschaftsinteressen<br />
verbindet. Dies schadet unserem<br />
Ansehen und ist den Gegnern russischen<br />
Gasesineuropäischen Netzen<br />
ein wohlfeiles Argument.“ Schröder<br />
ist Präsident des Verwaltungsrats<br />
vonNordStream 2.<br />
Das Vorgehen der USA bezeichnete<br />
Hardt als von Wirtschaftsinteressen<br />
geleitet. „Ausgerechnet jetzt,<br />
wo die USA durch Fracking mehr Gas<br />
produzieren, als sie selbst verbrauchen,<br />
verschärfen sie ihre Kritik an<br />
Nord Stream 2“, sagte er. „Dass US-<br />
Senator TedCruz aus dem wichtigsten<br />
gasproduzierenden US-Bundesstaat<br />
Texas einer der führenden Initiatoren<br />
für das Sanktionsgesetz ist,<br />
verstärkt meinen Argwohn.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 5<br />
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Politik<br />
Guter Ton. Auch für Orgelbauer wird die Meisterpflicht wieder eingeführt. Das soll für Qualität bürgen.<br />
DPA/MARCUS BRANDT<br />
Gutes Handwerk, teures Handwerk?<br />
Für zwölf Gewerke hat der Bundestag die Wiedereinführung der Meisterpflicht beschlossen. Die Monopolkommission warnt vor steigenden Preisen<br />
VonChristian Burmeister<br />
Der Bundestag hat die<br />
Rückkehr zur Meisterpflicht<br />
in vielen Berufen<br />
beschlossen. Das Parlament<br />
verabschiedete am Donnerstag<br />
eine entsprechende Änderung<br />
der Handwerksordnung, die im ersten<br />
Quartal des nächsten Jahres in<br />
Kraft treten soll.<br />
Die Meisterpflicht wird für insgesamt<br />
zwölf Gewerke wieder eingeführt<br />
–darunter sind Fliesen- und<br />
Parkettleger, Rollladentechniker,<br />
Glasveredler, Raumausstatter oder<br />
Orgelbauer. Inden vorausgegangenen<br />
Anhörungen hatte sich die<br />
große Mehrheit der insgesamt 53 Gewerkefür<br />
eine Rückkehr zur Meisterpflicht<br />
ausgesprochen. Diese ist 2004<br />
für mehr als 50 Berufe abgeschafft<br />
worden. Mit der Reform der Handwerksordnung<br />
wollte die damalige<br />
Bundesregierung einfachere Tätigkeiten<br />
für Selbstständige öffnen. Bis<br />
dahin durften diese Betriebe nur von<br />
ausgebildeten Handwerksmeistern<br />
geführtwerden.<br />
Die schwarz-rote Koalition hatte<br />
nun argumentiert, die Rückkehr zur<br />
Meisterpflicht stärke das Handwerk.<br />
„Unser Ziel ist, mehr Qualität für die<br />
Kundschaft und mehr Nachwuchs<br />
im Handwerk durch eine bessere<br />
Ausbildung“, hatten Unions-Fraktionsvize<br />
Carsten Linnemann und<br />
SPD-Fraktionsvize Sören Bartol Anfang<br />
September mitgeteilt. Hintergrund:<br />
Jährlich bleiben etwa 20 000<br />
AusbildungsplätzeimHandwerkunbesetzt.<br />
Die Auslastung der etwa<br />
eine Million Betriebe ist mit 84 Prozent<br />
laut Zentralverband des Deutschen<br />
Handwerks (ZDH) aber auf einem<br />
Rekordhoch.<br />
Warumkommt die Meisterpflicht<br />
nun ausgerechnet in zwölf Bereichen<br />
zurück? „Wir haben in unseren<br />
Überlegungen drei Kriterien angelegt“,<br />
erklärte Karl Holmeier (CSU)<br />
für die große Koalition im Bundestag:<br />
„Erstens: Die Gefahrengeneigtheit,<br />
also die Frage, obbei Fehlern<br />
1<br />
Million Handwerksbetriebe<br />
gibt es in Deutschland.<br />
RÜCKGRAT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT<br />
Auswirkungen für Leben und Gesundheit<br />
bestehen. Zweitens: Die<br />
Frage nach dem kulturellen Erbe<br />
und der technischen Einzigartigkeit<br />
des Gewerbes.Und drittens: Ob eine<br />
Rückkehr zur Meisterpflicht für das<br />
jeweilige Gewerbe vereinbar mit<br />
dem Verfassungs- und Europarecht<br />
ist.“<br />
Wirtschaftsminister Peter Altmaier<br />
(CDU) bezeichnete die teilweise<br />
Wiedereinführung der Meisterpflicht<br />
als gute Nachricht für das<br />
368 000<br />
Lehrlingeerhalten in den Betrieben<br />
eine Ausbildung.<br />
612<br />
Milliarden Euro wurden im<br />
Jahr 2018 umgesetzt.<br />
Handwerk und die Kunden. Die Zustimmung<br />
zum Handwerk werde in<br />
der Bevölkerung weiter wachsen,<br />
gab er sich zuversichtlich.<br />
Doch so positiv sieht das nicht jeder.Ausgerechnet<br />
die Monopolkommission,<br />
ein von der Bundesregierung<br />
eingesetztes unabhängiges Experten-Gremium<br />
warnte vor negativen<br />
Folgen für Kunden: „Aus Sicht<br />
der Verbraucher wird der Zugang zu<br />
Handwerksleistungen schwieriger.<br />
DieWartezeiten und die Preise können<br />
steigen“, erklärte der Vorsitzende<br />
Achim Wambach der dpa.<br />
„Zwar genießen die bereits gegründeten<br />
Nicht-Meister-Betriebe einen<br />
zeitlich unbegrenzten Bestandsschutz.<br />
Markteintritte durch neue<br />
Betriebe werden aber deutlich<br />
schwieriger, da das Ablegen einer<br />
Meisterprüfung kosten- und zeitintensiv<br />
ist. Dieses Gesetz ist ein<br />
Schritt zurück“, sagte Wambach.<br />
„Die hohe Dynamik, die nach der<br />
Abschaffung des Meisterzwangs in<br />
den deregulierten Handwerksbereichen<br />
zu beobachten war, wird nun<br />
ohne Notausgebremst.“<br />
Auch Marcel Fratzscher,Präsident<br />
des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW), kritisiert<br />
den Beschluss: „Die Wiedereinführung<br />
der Meisterpflicht ist fehlgeleitet<br />
und falsch. Siewirdzuweniger Wettbewerb<br />
und höheren Preisen für die<br />
Verbraucher führen“, sagte er der<br />
Rheinischen Post. „Das wird den betroffenen<br />
Branchen schaden und<br />
dort die Investitionen und Arbeitsplätze<br />
reduzieren.“ Eine Qualitätssicherung<br />
könne besser durch andere<br />
Instrumente, vor allem durch kluge<br />
Regulierung erreicht werden. „Die<br />
Wiedereinführung der Meisterpflicht<br />
ist hoch protektionistisch und gibt<br />
auch internationalen Kritikern recht,<br />
die seit langem auf höhereInvestitionen<br />
in Deutschland pochen.“<br />
DieOpposition im Bundestag bezeichnet<br />
das Vorhaben mehrheitlich<br />
als Schritt in die richtige Richtung,<br />
kritisierte aber einzelne Aspekte.Die<br />
AfD verlangt eine Rückkehr aller Gewerke<br />
zur Meisterpflicht. Politiker<br />
der großen Koalition halten dem vor<br />
allem rechtliche Bedenken entgegen:<br />
„Die Entscheidungen müssen<br />
gerichtsfest sein.“ Claudia Müller<br />
(Grüne) wies auf das niedrige Lohnniveau<br />
im Handwerk hin, das oft zu<br />
einer Abwanderung vonFachkräften<br />
in die besser zahlende Großindustrie<br />
führe. Sie forderte deshalb eine bessere<br />
Durchsetzung der Tarifbindung<br />
in der Branche. Diese liegt aktuell<br />
nur bei etwa 30 Prozent.<br />
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6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />
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Made in Berlin<br />
BERLINER BEKANNTE<br />
VonBremsen,<br />
Kleidern und<br />
Leih-Büros<br />
VonJochen Knoblach<br />
Friedrichshain, Neue Bahnhofstraße:<br />
In dem langgestreckten<br />
roten Backsteinbau auf der Ostseite<br />
der Straße kurz vor Ostkreuz steckt<br />
über ein Jahrhundert Industriegeschichte.Esgibt<br />
nicht viele Gebäude<br />
in dieser Stadt, in denen sich der<br />
wirtschaftliche Wandel Berlins so<br />
deutlich ablesen lässt. Vormehr als<br />
100 Jahren wurde an diesem Ort tatsächlich<br />
ein Teil der <strong>Berliner</strong> Industrie<br />
geboren. Der Ingenieur Georg<br />
Knorr gründete in der Neuen Bahnhofstraße<br />
die Knorr-Bremse GmbH.<br />
Knorr hatte 1900 eine neuartige<br />
Bremse für Eisenbahnzüge entwickelt,<br />
die sich schnell bei den deutschen<br />
Bahnen durchsetzte und bald<br />
als Einheitsbremse bei allen europäischen<br />
Bahnen eingeführt wurde.<br />
DieProduktion dafür begann 1905 in<br />
der Neuen Bahnhofstraße. Knorr<br />
gründete sein Unternehmen und erweiterte<br />
die Fertigung in den Jahren<br />
1913 bis 1916 um eben jenes heute<br />
noch existierende Fabrikgebäude.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte<br />
Knorr seinen Sitz nach München.<br />
Aus der <strong>Berliner</strong> Produktionsstätte<br />
wurde der VEB <strong>Berliner</strong> Bremsenwerk.<br />
Später bezog der VEB<br />
Messelektronik Berlin das Gebäude<br />
in der Neuen Bahnhofstraße.<br />
Theorie statt Praxis<br />
Als nach der Wende der Zusammenbruch<br />
der Industrie vor allem Ost-<br />
Berlins begann und binnen eines<br />
Jahrzehnts 540 <strong>Berliner</strong> Industriebetriebe<br />
dicht machten, wurde auch in<br />
der Neuen Bahnhofstraße nicht<br />
mehr produziert. In der Folgezeit<br />
wechselten die Mieter. Theoretiker<br />
statt Praktiker. Die <strong>Berliner</strong> Hochschule<br />
für Wirtschaft und Recht gehörte<br />
dazu, bis sie 2012 ausziehen<br />
musste. Seinerzeit hatte die Berggruen<br />
Holding des Immobilienunternehmers<br />
Nicolas Berggruen das<br />
ehemalige Knorr-Gebäude bei einer<br />
Zwangsversteigerung erstanden.<br />
Berggruen kaufte den Baufür 16 Millionen<br />
Euro, modernisierte und vermietete<br />
ihn komplett an Zalando.<br />
Danach ging es erstmals seit vielen<br />
Jahren wieder um Produkte.<br />
Diesmal waren es nicht Bremsen,<br />
sondern Kleider. Genäht wurde an<br />
der Neuen Bahnhofstraße allerdings<br />
nicht. DerOnlinemodehändler bündelte<br />
dort seinen Modebereich, ließ<br />
Schuhe, Kleider und Blusen aber<br />
nicht nur ein- und weiterverkaufen,<br />
sondern auch kreieren. Modedesigner<br />
entwarfen dortKleidung für die<br />
seinerzeit 17 Eigenmarken Zalandos.<br />
Die Datenbank des Onlinehändlers<br />
verriet, was gefragt und beliebt ist.<br />
Das Haus in der Neuen Bahnhofstraße<br />
galt seinerzeit als das größte<br />
Modeatelier der Stadt. Produziert<br />
wurde im Ausland.<br />
Inzwischen ist auch Zalando dort<br />
wieder ausgezogen. Hauptmieter ist<br />
nun der US-amerikanische Büroanbieter<br />
Wework, der an der Neuen<br />
Bahnhofstraße ein Coworking-Space<br />
mit 13 500 Quadratmetern einrichten<br />
will. Ende offen. Denn Wework<br />
strauchelt mit Milliardenverlusten.<br />
Die Rückkehr von Produktion bleibt<br />
dennoch unwahrscheinlich.<br />
Wo produziert, gelernt und entworfen wurde:<br />
Neue Bahnhofstraße 11–17. IMAGO STOCK<br />
Zusteller haben ihre<br />
Päckchen zu tragen<br />
Schwere Pakete, mehr Sendungen: In der Vorweihnachtszeit<br />
steigt die Arbeitsbelastung von Postmitarbeitern.<br />
Die Arbeitsbedingungen der Wettbewerber unterscheiden sich<br />
VonTheresa Dräbing (Text) und Sabine Hecher (Infografik)<br />
Der ohnehin schon boomende Paketversand<br />
steigt auch in diesem Jahr in der Vorweihnachtszeit<br />
noch einmal sprunghaft<br />
an. „Im Vergleich zum Vorjahr erwarten<br />
wir einen Anstieg der Paketsendungsmengen im Dezember<br />
um sechs bis acht Prozent, sodass wir an den<br />
Tagen direkt vor Heiligabend mit neuen Rekordmengen<br />
von über elf Millionen Paketsendungen täglich<br />
rechnen“, sagt Tina Birke, Sprecherin der Deutschen<br />
Post DHL Group in Berlin. Andere Paketdienstleister<br />
wie Hermes oder DPD geben ähnliche Prognosen ab.<br />
Zu Hochzeiten tragen Zusteller mehr als 200 Pakete<br />
am Tagaus.Das zulässige Höchstgewicht beträgt 31,5<br />
Kilogramm.<br />
Die gesetzlich vorgeschriebene Arbeitszeit von<br />
maximal zehn Stunden am Tagwerde aber auch in der<br />
Adventszeit nicht überschritten, sagt Birke. Man verkleineredeshalb<br />
jetzt die Brief- als auch die Paketzustellbezirke<br />
und setzt mehr Mitarbeiter und Fahrzeuge<br />
ein. Auch die anderen Unternehmen rüsten auf: mit<br />
mehr Fahrzeugen, Übergangsfilialen, aber auch<br />
Zehntausenden zusätzlichen Aushilfen bundesweit –<br />
allerdings zu jeweils unterschiedlichen Anstellungsverhältnissen<br />
und Arbeitsbedingungen.<br />
Während DHL fast ausschließlich mit eigenen Zustellernarbeitet,<br />
kooperieren Hermes,DPD oder UPS<br />
mit Subunternehmen und haben nur wenige eigene<br />
Zusteller. Das ist historisch bedingt. So gründete sich<br />
DPD beispielsweise aus einem Zusammenschluss<br />
von Transportunternehmen und mittelständischen<br />
Speditionen. Einige Partnerschaften mit Subunternehmen<br />
bestehen so beispielsweise seit 30 Jahren.<br />
Der große Unterschied dabei: Die bei den Paketdienstleistern<br />
direkt angestellten Mitarbeiter werden<br />
nach Tarifbezahlt, die anderen nicht.<br />
So bekommen Paketzusteller der Deutschen Post<br />
einen Stundenlohn von mindestens 13,65 Euro plus<br />
Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Tariflich Beschäftigte<br />
vonHermes,DPD und UPS erhalten in Berlin derzeit<br />
zwar auch 13,08 Euro, allerdings ist jeweils nur eine<br />
Mitarbeiterzahl im einstelligen Prozentbereich tariflich<br />
beschäftigt. Der Mindestlohn für nicht-tariflich<br />
Beschäftigte liegt bei 9,19 Euro. „In den meisten Regionen<br />
Deutschlands liegt der Zustellerverdienst<br />
deutlich über dem Mindestlohnniveau“, betont Peter<br />
Ray, Sprecher von DPD. Nur wer ordentliche Konditionen<br />
biete,finde schließlich auch die händeringend<br />
gesuchten Zusteller. Der Fachkräftemangel in der<br />
Branche ist groß.<br />
Benita Unger von Verdi Berlin-Brandenburg berichtet<br />
dennoch auch vonvielen schwarzenSchafen.<br />
So werde der Mindestlohn vielfach noch umgangen,<br />
und der Anteil der illegalen Beschäftigung in<br />
der Branche sei hoch. Genaue Zahlen, wie groß<br />
das Problem wirklich ist, hat der Zoll: Bei einer<br />
bundesweiten Razzia im Februar dieses Jahres<br />
sind rund 12 000 Paketzusteller überprüft<br />
worden. Daraufhin sind 92 Strafverfahren<br />
wegen Vorenthaltung von Sozialversicherungsbeiträgen<br />
und illegaler Beschäftigung<br />
von Ausländern eingeleitet worden<br />
sowie 168 Bußgeldverfahren wegen<br />
Verstößen gegen sozialversicherungsrechtliche<br />
Meldepflichten<br />
und ausländerrechtliche Bestimmungen.<br />
„Die Zahl der Strafverfahren sind<br />
vergleichsweise gering, eine pauschale<br />
Verurteilung der Branche<br />
halte ich deshalb für nicht angemessen“,<br />
sagt Marten Bosselmann,<br />
Vorstand des Bundesverband<br />
Paket und Expresslogistik<br />
(Biek). Lägen Verstöße wie<br />
etwa gegen das Mindestlohngesetz<br />
vor, müsse dem<br />
nachgegangen werden,<br />
solche Fälle seien aber<br />
eher eine Ausnahme.<br />
Dennoch hat sich<br />
auch die Bundesregierung<br />
des The-<br />
1,69 2,33<br />
mas angenommen<br />
und erst im<br />
November das<br />
Paketboten-<br />
Schutz-Gesetz<br />
verabschiedet.<br />
„Bei Subunter-<br />
nehmernkam es in der Vergangenheit immer wieder zu<br />
Schwarzgeldzahlung, Sozialleistungs- und Sozialversicherungsbetrug<br />
zulasten der Beschäftigten“, heißt es<br />
aus dem Bundesarbeitsministerium. Das Gesetz legt<br />
nun fest, dass die Paketdienstleister haften, wenn<br />
Beiträge von den Subunternehmern nicht abgeführtwerden.<br />
Andere Themen wie die Einhaltung des Mindestlohns<br />
oder Erleichterungen bei der Zustellung<br />
im Joballtag behandelt die Neuregelung<br />
hingegen nicht. Gerade in einer Stadt wie Berlin<br />
haben Arbeitnehmer in der Branche aber<br />
auch mit einer hohen Verkehrsdichte, vielen<br />
mehrgeschossigen Wohnanlagen und<br />
mangelndem Parkraum mehr Stressfaktoren<br />
als Kollegen in ländlichen Regionen.<br />
Laut einem aktuellen Gesundheitsreport<br />
der Krankenkasse Barmer<br />
waren Paket- und Postzusteller<br />
vergangenes Jahr mit<br />
durchschnittlich 34,6 Krankheitstagen<br />
weit häufiger<br />
krankgeschrieben als Beschäftigte<br />
anderer Berufsgruppen.<br />
Über alle Berufsgruppen<br />
hinweg liegt der<br />
Schnitt laut Barmer bei<br />
19,8 Tagen.<br />
Um die Arbeitsbelastung<br />
weiter zu<br />
verringern –darin<br />
sind sich alle Seiten<br />
einig – bräuchte<br />
es noch mehr Mitarbeiter.<br />
Doch Bewerber<br />
gibt es zu<br />
wenig.<br />
QUELLE: BIEK, ARBEITSAGENTUR BERLIN, BARMA, ENTGELTATLAS 2018<br />
3,52<br />
davon<br />
83,9 %<br />
Paketsendungen<br />
*eine Hälfte der<br />
Menschen verdient<br />
weniger, die andere<br />
mehr. Im Vergleich zum<br />
Durchschnitt fallen Extremwerte<br />
weniger ins Gewicht<br />
92<br />
Strafverfahren<br />
wegen Vorenthaltung von Sozialversicherungsbeiträgen<br />
und illegaler<br />
Beschäftigung von Ausländern<br />
Krankheitstage:<br />
Durchschnittlich<br />
34,6 Tage<br />
(Zum Vergleich: Über alle Berufsgruppen<br />
hinweg lag eine durchschnittliche<br />
Krankschreibung bei 19,8 Tagen je Person.)<br />
Sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte<br />
in Berlin<br />
Bruttomonatsverdienst in Euro, Median*<br />
2564<br />
Hoher Krankenstand von Paket- und Postzustellern, 2018<br />
Stetig steigende Sendungsvolumen<br />
in Milliarden Stück<br />
3,66<br />
** 4,43**<br />
2000 2010 2018 2019 2023<br />
Berlin<br />
Boomende<br />
Branche:<br />
Kurier-,<br />
Express- und<br />
Paketdienste<br />
(KEP)<br />
7748<br />
2018<br />
2013<br />
13 652<br />
2564<br />
Brandenburg<br />
2676 2595 2693<br />
Deutschland Ostdeutschland Westdeutschland<br />
Zoll bemängelt Verstöße im Arbeitsrecht<br />
Bundesweite Schwerpunktprüfung von 12 135 Paketfahrern im Februar 2019<br />
168<br />
Bußgeldverfahren<br />
wegen Verstößen gegen sozialversicherungsrechtliche<br />
Meldepflichten<br />
und ausländerrechtliche Bestimmungen<br />
Krankschreibungsdauer:<br />
22,5 Tage<br />
(Der Durchschnitt über alle Berufsgruppen<br />
hinweg lag bei 15,1 Tagen.)<br />
**Prognose<br />
NEU IN DER STADT<br />
Versicherungen<br />
anders<br />
vergleichen<br />
VonTheresa Dräbing<br />
Über Vergleichsportale können<br />
sich Verbraucher einen Überblick<br />
über Tarife verschiedenster Anbieter<br />
und Branchen verschaffen –<br />
vonKfz-Versicherungen, über All-inclusive-Reisen<br />
bis hin zu Kreditangeboten.<br />
Marktführer sind neben zahlreichen<br />
anderen Mitbewerbern derzeit<br />
Check24 und Verivox. Nun will<br />
das <strong>Berliner</strong> Portal Joonko um das<br />
Team von Carolin Gabor, Andreas<br />
Schroeter und Eric Lange den Markt<br />
aufmischen und nach eigenen Angaben<br />
vieles besser machen als die<br />
Konkurrenz.<br />
Die ist insbesondere imvergangenem<br />
Jahr in die Kritik geraten, als<br />
das Bundeskartellamt bei der Untersuchung<br />
von 150 Anbietern teils erhebliche<br />
Mängel festgestellt hat. Unter<br />
anderem würde eine voreingestellte<br />
Darstellung der Suchergebnisse<br />
die Verbraucher beeinflussen,<br />
auch seien die Provisionen, die die<br />
Portale bekommen, wenn ein Verbraucher<br />
über dieWebsite einenVertrag<br />
abschließt, nicht immer transparent<br />
dargestellt.<br />
Die Gründer von Joonko starten<br />
nun mit einem Transparenzbeirat,<br />
dem unter anderem die ehemalige<br />
Bundeswirtschaftsministerin Brigitte<br />
Zypries angehört. Für Kritik wie die<br />
des Bundeskartellamts will man so<br />
keinen Anlass bieten. Zum Konzept<br />
gehört auch, dass es keine gekauften<br />
Ranking-Platzierungen geben soll.<br />
Finanzieren will sich Joonko zwar<br />
auch über Provisionen, allerdings<br />
nicht über Einmalzahlungen bei Versicherungsabschluss,<br />
sondern über<br />
Bestandsprovisionen. Heißt: Schließt<br />
einVerbraucher über das Portal einen<br />
Vertrag ab, zahlt der Versicherungsnehmer<br />
jährlich eine Provision an<br />
Joonko anstatt einmalig eine höhere<br />
bei Vertragsabschluss. „Wir wollen<br />
damit eine langfristige Kundenbeziehung<br />
fördern“, erklärt eine Sprecherin.<br />
Verhindert werden soll der Eindruck,<br />
man wolle einmalig hohe Provisionszahlungen<br />
abgreifen und Verbraucher<br />
jährlich zum Wechseln<br />
animieren, anstatt einen langfristig<br />
guten Tarifzuvermitteln.<br />
WeitereBranchen sollen folgen<br />
„Der Ansatz des Portals klingt durchaus<br />
spannend“, sagt Sally Peters vom<br />
Institut für Finanzdienstleistungen,<br />
einem Verbraucherschutzportal, das<br />
die Praktiken vonVergleichsportalen<br />
in der Vergangenheit ebenfalls kritisch<br />
beleuchtet hat. „Wenn tatsächlich<br />
ausgeschlossen wird, dass Anbieter<br />
durch Mehrzahlungen gute Rankingpositionen<br />
kaufen können, ist<br />
das positiv für Verbraucher“, so Peters.Kritisch<br />
sieht sie die derzeit noch<br />
eingeschränkte Anbieterauswahl. Solange<br />
es keine umfassende Breite an<br />
Versicherungen gebe,könne das Versprechen,<br />
für jeden Nutzer den besten<br />
Tarif zufinden, im Zweifel nicht<br />
eingehalten werden.<br />
Joonko befindet sich derzeit allerdings<br />
auch noch in der Beta-Phase.<br />
Noch sind nur Kfz-Versicherungen<br />
für einen Vergleich gelistet, man<br />
wolle Produktfeedback der Kunden<br />
einholen. Kommendes Jahr sollen<br />
weitere Versicherungs- und Finanzprodukte<br />
hinzukommen.<br />
Währenddessen rüsten allerdings<br />
auch Mitbewerber auf und wehren<br />
sich gegen das schlechte Image.Verivox<br />
beispielsweise legte sich eine<br />
Selbstverpflichtung auf, die auf mehr<br />
Transparenz aus ist. Auch anderePortale<br />
geloben, nachzubessern.<br />
ISTOCKPHOTO
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 7 *<br />
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Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
13.9.19<br />
13.9.19<br />
MÄRKTE<br />
▲ 13221,64 (+0,57 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
13.9.19<br />
Stand der Daten: 12.12.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
12.12.19<br />
▲ 64,47 (+0,81 %)<br />
12.12.19<br />
▲ 1,1137 (+0,56 %)<br />
Quelle<br />
12.12.19<br />
aus DAX und MDAX vom 12.12. zum Vortag<br />
Dürr 29,36 +8,70 WWWWWWWWWWW<br />
Aurubis 53,06 +7,71 WWWWWWWWWW<br />
Siltronic NA 87,86 +5,15 WWWWWWW<br />
Commerzbank 5,44 +5,00 WWWWWWW<br />
Fuchs Petrolub Vz. 42,30 +4,19 WWWWWW<br />
DeutscheBank NA 6,78 +3,38 WWWWW<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 12.12. zumVortag<br />
MTUAero Engines 253,00 WWWWW –3,29<br />
Alstria Office 16,42 WWWW –2,26<br />
Metro St. 14,05 WWW –1,99<br />
Evotec 20,91 WWW –1,74<br />
CTSEventim 54,20 WWW –1,45<br />
United Internet NA 29,49 WW –1,11<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 12.12. ±% z. 11.12.<br />
Euro Stoxx 50(EU) +0,51<br />
3733/2909 3706,35<br />
CAC 40 (FR) + 0,40<br />
5967/4556 5884,26<br />
S&P UK (UK) + 0,80<br />
1562/1323 1467,04<br />
RTS (RU) +2,31<br />
1503/1033 1496,96<br />
IBEX (ES) +0,81<br />
9588/8286 9468,50<br />
Dow Jones (US) +0,92<br />
28225/21713 28167,29<br />
Bovespa (BR) +1,04<br />
112100/83892112022,30<br />
Nikkei (JP) +0,14<br />
23608/18949 23424,81<br />
Hang Seng (HK) +1,33<br />
30280/24897 26983,18<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,39<br />
1657/1395 1613,80<br />
Edel- und NE-Metalle<br />
Barren &Münzen in € Ankauf Verkauf<br />
(Endkundenpreise) 12.12. 12.12.<br />
Gold (10 g) 420,5 450,0<br />
Gold (1 oz) 1312,5 1372,2<br />
Gold (100 g) 4206,0 4385,5<br />
Gold (250 g) 10517,0 10932,0<br />
Silber (1 kg) 478,0 638,7<br />
Platin (100 g) 2647,0 3429,0<br />
Austr.Nugget (1 oz) 1310,8 1383,0<br />
Britannia (1 oz) 1311,0 1387,0<br />
Krügerrand (1/4 oz) 327,5 371,1<br />
Krügerrand (1/2 oz) 655,0 718,7<br />
Krügerrand (1 oz) 1311,0 1400,0<br />
Maple Leaf (1/4 oz) 327,5 368,1<br />
Maple Leaf (1/2 oz) 655,0 720,4<br />
Maple Leaf (1 oz) 1311,0 1389,0<br />
Philharmoniker (1 oz) 1310,5 1392,0<br />
Quelle Edelmetalle: Degussa Goldhandel GmbH.<br />
Die An- und Verkaufspreise gelten für sehr gut erhaltene Stücke.<br />
NE-Metalle in €/100 kg 12.12. 11.12.<br />
Blei in Kabeln 200,61 200,09<br />
Kupfer (DEL-Notiz) 556,27 558,12<br />
Messing MS 63/37 540,00 542,00<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />
Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Imglobalen Rennen um die Elektromobilität<br />
macht die Automobilnation<br />
Deutschland mühsame<br />
Fortschritte. Das geht aus einer<br />
Studie der Unternehmensberatung<br />
Roland Berger und der Forschungsgemeinschaft<br />
Kraftfahrwesen (FKA) hervor,<br />
in der siebenLänder in drei Teilbereichen<br />
verglichen wurden. Sie attestiert,dassChinaelektromobilklarführt<br />
und sich von den USA abgesetzt hat.<br />
Deutschland hat Südkorea überholt<br />
und ist nun Gesamtdritter.ImBereich<br />
TechniksinddeutscheAutobauermittlerweile<br />
sogar Spitze. Siehaben französische<br />
Konkurrenten im Vergleich zu<br />
einer Vorgängerstudie von 2018 vom<br />
Thron gestoßen.<br />
China bleibt führend hinsichtlich<br />
industrieller Aufstellung und dem<br />
Markt für Elektromobilität. Technologisch<br />
kommen chinesische Autobauer<br />
zudem näher. Die Volksrepublik ist in<br />
Jede<br />
Menge<br />
Baustellen<br />
EZB steht vor einer<br />
Neujustierung<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Eins war schon einmal klar zu erkennen.Bei<br />
der EZB gibt es einen Stilwechsel.Freundlichundgutgelauntso<br />
präsentierte sich am Donnerstag die<br />
neuePräsidentinChristineLagardeauf<br />
ihrer Debütpressekonferenz nach<br />
einer Zinssitzung der Europäischen<br />
Zentralbank. Ihr Vorgänger Mario<br />
Draghi war berüchtigt für seine finanztechnischen,<br />
klinisch reinen und humorfreien<br />
Einlassungen, die mit<br />
höchsternsterMienevorgetragenwurden.<br />
Lagarde betonte denn auch, sie<br />
habe ihren eigenen Stil, warnte jedoch<br />
vor einer Überinterpretationen ihres<br />
Habitus.<br />
Aber:Die Neue will für Kontinuität<br />
inpunctoderultralockerenGeldpolitik<br />
sorgen. DerLeitzins bleibt auf dem Rekordtief<br />
vonnull Prozent, und das Aufkaufen<br />
von Staats- und Unternehmensanleihen<br />
mit einem Volumen<br />
von 20Milliarden Euro im Monat soll<br />
fortgeführt werden. Dies soll die nach<br />
wie vor schwächelnde Konjunktur in<br />
der Eurozone ankurbeln.Und, wie ihr<br />
Vorgänger, leierte sie zur Begründung<br />
der Entscheidung des EZB-Rats zunächst<br />
einmal makroökonomische<br />
Kennziffern runter, einige davon habensich<br />
in jüngster Zeit leicht verbessert.<br />
Doch Handelskonflikte und eine<br />
schwächere Weltwirtschaft drückten<br />
nach wie vor die Konjunktur in der<br />
Eurozone. Solange keine nachhaltige<br />
Veränderung zu erkennen sei, werde<br />
der eingeschlagene Weg weiterverfolgt,<br />
so Lagarde.<br />
Klimawandel als Herausforderung<br />
Mancher in der Finanzbranche befürchtet,<br />
dass Lagarde ihren Joballzu<br />
populär,respektiveökopopulistischanpackt.<br />
Vertreter der Notenbankorthodoxie<br />
hat sie mit fortgesetzten Andeutungen<br />
aufgeschreckt, dass bei künftigen<br />
Entscheidungen über die Geldpolitik<br />
auch die Aufgabedes Klimaschutzes<br />
bedacht werden soll. Immerhin hat<br />
auch die Schweizer Nationalbank, die<br />
nichtunbedingt im Verdacht der Ökospinnereisteht,dieBegrenzungderErderwärmung<br />
in ihren Aufgabenkatalog<br />
aufgenommen. Es gibt noch jede Menge<br />
weitereBaustellenfür die Notenbanker.DieEZB<br />
stehtvoreinergrundlegenden<br />
Neujustierung ihrer Strategie.<br />
Nicht nur die Herausforderung des<br />
Klimawandels,auch die rasante Digitalisierung<br />
unddie wachsende Ungleichheit<br />
in den Gesellschaften müssten bei<br />
der neuenStrategie bedacht werden, so<br />
Lagarde. Ende nächsten Jahres soll ein<br />
Konzept vorgelegt werden.<br />
Deutschland fährt hinterher<br />
Bei der Elektromobilitätführt China inzwischen klar vor den USA<br />
VW will im kommenden Jahr denMarkt für E-Autosaufmischen.<br />
der Kategorie Technik mit minimalem<br />
Abstand nun erstmals Zweiter hinter<br />
Deutschland, nachdem chinesische<br />
Konzerne 2018 in der Hinsicht noch<br />
deutlich distanziert auf Rang sieben<br />
geführt wurden. Zudem sagen Berger<br />
und FKA den Chinesen einen weiteren<br />
Vormarsch voraus,was vorallem auch<br />
FOTO: IMAGO IMAGES/STPP<br />
mit der Produktion vonBatteriezellen<br />
als Schlüsselkomponente vonElektroautos<br />
zu tun hat. „Keine andereNation<br />
planteinensogroßenAusbauihrerheimischen<br />
Zellproduktion“, stellt FKA-<br />
Berater Alexander Busse klar.<br />
Das Reich der Mitte dürfte seinen<br />
Vorsprung bei Batteriezellen deshalb<br />
weiterausbauen.2022erwartenBerger<br />
und FKA unter den sechs größten Batteriezellherstellernmit<br />
CATL, BYD und<br />
FarasisdreiChinesenundmitLGsowie<br />
Samsung zwei Südkoreaner. Dazu<br />
kommt Tesla aus den USA mit einem<br />
für dann prognostizierten Weltmarktanteil<br />
inder Zellfertigung von 6Prozent.<br />
Fast das Dreifache würde Weltmarktführer<br />
CATL erreichen, der in<br />
Thüringen gerade eine erste europäische<br />
Zellfabrik baut.<br />
Im Bereich Batteriezelle drohe<br />
Europa endgültig den Anschluss zu<br />
verlieren, warnen Berger und FKA.<br />
Europäische Firmen würden entlang<br />
der Batterie-Wertschöpfungskette nur<br />
eine untergeordnete, bei der ZellproduktiongarkeineRollespielen.Umdas<br />
langfristig zu ändern, müssten europäische<br />
Autobauer verstärkt mit chemisch<br />
versierten Zulieferernkooperieren,<br />
weil nur so nötige Investitionenzu<br />
stemmen und ausreichendes Technologieverständnis<br />
zu erreichen seien.<br />
Osram-Chef:<br />
Risiken bei<br />
Übernahme<br />
D ieÜbernahmedesLichtkonzerns<br />
Osram durch den österreichischen<br />
Sensorhersteller AMS ist nach<br />
Ansicht von Osram-Chef Olaf Berlien<br />
mitRisikenverbunden:„Meinegrößte<br />
Sorgeist, dassdie Integrationnichtgelingt“,<br />
sagte Berlien dem „Handelsblatt“.<br />
Bei der Übernahme würden<br />
sehr unterschiedliche Firmenkulturen<br />
aufeinandertreffen. „Hier ist das<br />
113 Jahre alte Unternehmen Osram,<br />
ingenieurgetrieben und manchmal<br />
etwas langsam. Und daist AMS mit<br />
einer Start-up-Mentalität“, so Berlien<br />
weiter.Wenndereinedenanderendominierenwolle,gehedasschief.Daher<br />
strebe man jetzt eine Fusion unter<br />
Gleichen an. Im Übrigen müsse auch<br />
gefragtwerden,wasdieAlternativegewesen<br />
wäre. „Am Schluss haben etwa<br />
45 Prozent der Osram-Aktien Hedgefonds<br />
gehört. Da bin ich über einen<br />
stabilen Mehrheitsaktionär ganz<br />
froh“, sagte der Konzernchef. (dpa)
8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />
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Meinung<br />
Doppelhaushalt<br />
ZITAT<br />
Traurige Bilanz<br />
für die SPD<br />
Annika Leister<br />
findet, dass die Sozialdemokraten<br />
an altem Denken festhalten.<br />
Der Doppelhaushalt 2020/21 legt fest,<br />
welche Politik der rot-rot-grüne Senat<br />
in den kommenden Jahren machen<br />
wird. Underzeigt recht eindrücklich, welche<br />
Partei noch neue Ideen für diese Stadt<br />
hat: Beiden Linken und Grünen geht einiges,bei<br />
der SPD hingegen nicht sehr viel.<br />
Die Grünen haben eine Initiative für<br />
mehr Stadtgrün herausverhandelt, die<br />
endlich Schluss machen soll mit der chronischen<br />
Unterfinanzierung der Bezirke.<br />
Nah amGrünen-Wähler, nah an den Bedürfnissen<br />
der Stadt, die in sechs Jahren<br />
laut BUND mehr als 22 000 Stadtbäume<br />
verloren hat.<br />
Die Linken haben unter anderem für<br />
einen Hunderte Millionen schweren Bodenankauf-Fonds<br />
gesorgt, mit dem die<br />
Bodenpolitik des Landes neu ausgerichtet<br />
werden soll. Die dringend nötigen Flächen<br />
für Kitas, Schulen und Verwaltung<br />
sollen nicht mehr auf den letzten Drücker,<br />
sondern mit Weitblick gekauft werden –<br />
und so auch billiger für das Land werden.<br />
Der Haupthaushälter der SPD hingegen<br />
versteckte sich schon Tage vor der<br />
Plenardebatte vor der Presse –mit gutem<br />
Grund. Denn als großes und zugleich<br />
ganz neues Projekt lässt sich auf Seite der<br />
SPD nur ein Vorschlag identifizieren: die<br />
Hauptstadtzulage,die Beamten und Landesangestellten<br />
150 Euro mehr proMonat<br />
verschaffen soll. Kein Projekt für die ganze<br />
Stadt, eher ein Geschenk für traditionelle<br />
SPD-Wähler. Ansonsten kleckert die SPD<br />
statt zu klotzen, ein großer, innovativer<br />
Wurf ist nicht in Sicht.<br />
Traurige Bilanz für die SPD –und die 16<br />
Prozent der Wähler, die ihr zurzeit noch<br />
die Treue halten. Soll sich das Blatt für die<br />
Sozialdemokraten wenden, muss auch<br />
die Partei sich wenden: hin zu neuen<br />
Ideen, raus aus den alten Schubladen.<br />
Meisterpflicht<br />
Macht die Prüfung<br />
kostenfrei!<br />
Christian Burmeister<br />
findet die Rückkehr alter Regeln<br />
fürs Handwerk zwiespältig.<br />
Die Halbwertszeit der Regelung betrug<br />
ziemlich genau 15 Jahre: 2004 hatte<br />
der Bundestag in der Hoffnung auf mehr<br />
Arbeitsplätze und Auszubildende den<br />
Meisterzwang für viele Handwerksberufe<br />
abgeschafft. Am Donnerstag führte das<br />
Parlament ihn für zunächst zwölf Gewerke<br />
wieder ein. Die Politik kommt damit<br />
vor allem dem Drängen der Branchen-Verbände<br />
entgegen. Neue Unternehmen<br />
zu gründen wird so erheblich<br />
schwieriger, weil das Ablegen einer Meisterprüfung<br />
kosten- und zeitintensiv ist.<br />
DenPreis dafür dürften am Ende die Kunden<br />
bezahlen. Für sie bedeutet das mittelfristig:<br />
Die Qualität der Handwerksleistungen<br />
wirdimSchnitt zwar steigen. Aber<br />
die Wartezeiten und Preise wegen eines<br />
geringeren Angebots ebenso. Ausgerechnet<br />
eine Expertenkommission der Bundesregierung<br />
warnt genau davor.<br />
Die Bedeutung des Handwerks ist<br />
nicht zu unterschätzen. Es stellt hierzulande<br />
fünf Millionen Jobs und sorgt für ein<br />
Viertel aller Ausbildungsplätze. Die Auftragslage<br />
ist gut, aber die Branche plagen<br />
Nachwuchssorgen. Genau die werden<br />
sich mit einem neuen Meisterzwang bestenfalls<br />
teilweise beheben lassen. Viel<br />
wichtiger wäre es, die Ausbildung zum<br />
Meister ebenso wie ein Studium von Seiten<br />
des Staates kostenfrei zu stellen und<br />
dafür zu sorgen, dass die Löhne steigen.<br />
Das würde junge Menschen wieder stärker<br />
motivieren, in die Betriebe statt an die<br />
Universitäten zu gehen.<br />
All das ist durch das neue Gesetz nicht<br />
gewährleistet. Aber immerhin: Man kann<br />
die Neuordnung der Handwerksordnung<br />
als Signal werten, dass sich der Bundestag<br />
der Wichtigkeit des Gewerbes wenigstens<br />
bewusst ist.<br />
Aussteiger<br />
Esist Deutschlands gutes Recht, souverän<br />
zu entscheiden, aus welchen<br />
Ländern esseine Energie bezieht.<br />
Es ist sinnvoll, dabei auf Russland<br />
zu setzen –wegen geografischer Nähe und<br />
weil funktionierende Handelsbeziehungen<br />
in spannungsreichen Zeit ein deeskalierendes<br />
Potenzial in sich tragen. DieGaspipeline<br />
Nord Stream 2ist zudem ein ökonomisch<br />
sinnvolles Projekt, schon allein deshalb,weil<br />
sie sich selbst trägt.<br />
Trotzdem wärediese Röhrebesser nie gebaut<br />
worden. Der politische Schaden, den<br />
sie angerichtet hat, überschreitet ihren wirtschaftlichen<br />
Nutzen bei weitem.<br />
Der Nutzen ist vor allem billiges Gas. Es<br />
geht nicht primär umVersorgungssicherheit,<br />
auch wenn das immer wieder behauptet<br />
wird. Es geht vor allem um den Preis. Zwar<br />
stimmt es, dass die Niederlande wegen zunehmender<br />
Erdbeben in der Region Groningen<br />
mittelfristig als Lieferant ausfallen.<br />
Alternativen hätte es reichlich gegeben: Norwegen<br />
wäre gern als Lieferant eingesprungen,<br />
man hätte die inzwischen gestoppte Nabucco-Pipeline<br />
nach Aserbaidschan bauen<br />
können und die schon heute große Zahl der<br />
Flüssiggasterminals an europäischen Küsten<br />
wird auch dank zweier deutscher Projekte<br />
steigen.<br />
Doch niemand liefert so billig Gas wie<br />
Russlands PräsidentWladimir Putin, und deshalb<br />
hat sich die Bundesregierung trotz massiver<br />
internationaler Kritik entschieden, den<br />
beiden Röhren von Nord Stream 1auf dem<br />
Grund der Ostsee zwei weitere von Nord<br />
Stream 2hinzufügen. Wirtschaftlich war die<br />
Entscheidung klug. Politisch nicht.<br />
Die nun vom US-Repräsentantenhaus<br />
beschlossenen Wirtschaftssanktionen sind<br />
dabei noch das geringste Problem. DiePipe-<br />
Hand aufs Herz: Ich vermisse Deutschland<br />
so gut wie nie, seit ich in Amsterdam<br />
wohne. Wir führen eine recht lieblose<br />
Fernbeziehung, die nur einmal im Jahr wirklich<br />
aufflammt: im Dezember. In Holland<br />
wurde letzte Woche Sinterklaas gefeiert, ein<br />
Fest, das Sievermutlich nur deshalb kennen,<br />
weil sich einige Holländer dann mit Schuhcreme<br />
das Gesicht bemalen und krauslockige<br />
Perücken aufsetzen und viele andere<br />
Holländer das inzwischen ziemlich rassistisch<br />
finden.<br />
Am Tagnach Sinterklaas liegen Kruidnoten<br />
(sehen aus wie diese kleinen, harten,<br />
runden Kekse, die man oft zum Kaffee bekommt,<br />
schmecken aber nach Lebkuchen)<br />
und Speculaaspopjes (eine Mischung aus<br />
Stutenkerl und Spekulatiuskeks) im Supermarkt<br />
dann schon stark reduziert in der<br />
Grabbelkiste vor der Kasse. Dass man an<br />
Weihnachten vielleicht noch mal den<br />
Raclettegrill anschmeißt, um mit den<br />
Schwiegereltern Dosengemüse mit Käse zu<br />
überbacken, ist nach dem 5. Dezember der<br />
einzige bescheidene Höhepunkt, auf den<br />
man sich im niederländischen Dezember<br />
freuen kann. Hatman aber wie ich keine niederländischen<br />
Schwiegereltern, bleibt einem<br />
nur,den Dezember als einen verfrühten<br />
und doppelt so langen Januar zu empfinden,<br />
der bekanntlich der Montag unter den Monaten<br />
ist. Während ich also zurzeit meinem<br />
täglichen Leben im nassgrauen Amsterdam<br />
nachgehe, denke ich also öfter mal etwas<br />
wehmütig an Deutschland –absoluter Ad-<br />
Nord Stream 2<br />
Der Preis<br />
ist zu hoch<br />
Andreas Niesmann<br />
glaubt, dass die Bundesregierung wegender Aussicht auf<br />
billiges russisches Gas Europa weiter spaltet.<br />
KOLUMNE<br />
Keine Zeit<br />
für<br />
Besinnlichkeit<br />
Yulian Ide<br />
Autor<br />
ventszeitweltmeister, wenn Sie mich fragen.<br />
Als Kind konnte ich morgens gar nicht früh<br />
genug aufstehen, um das nächste Türchen in<br />
dem Adventskalender zu öffnen, den meine<br />
Mutter mir und meinen Geschwistern jedes<br />
Jahr gebastelt hat. Wenn meine Eltern dann<br />
eine Tanne im Wohnzimmer aufstellten, verbrachte<br />
ich Stunden damit, denWeihnachtsbaumschmuck<br />
gewissenhaft an den Zweigen<br />
zu drapieren. In den Tagen danach saß<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
line ist fast fertig, 2100 Kilometer sind bereits<br />
verlegt, nur 300 fehlen noch. Einreisesperren<br />
gegen Mitarbeiter jener Firmen, die<br />
dieVerlegeschiffe betreiben, werden das Projekt<br />
kaum stoppen.<br />
Auch ist die Argumentation der Amerikaner,dass<br />
sich Deutschland in eine Abhängigkeit<br />
von Russland begeben würde, anden<br />
Haaren herbeigezogen. Erstens hat Russland<br />
seine Lieferverträge mit Deutschland selbst<br />
in kältesten Zeiten des Kalten Krieges zuverlässig<br />
erfüllt. Zweitens bestünde ja die Möglichkeit,<br />
auf Flüssiggas auszuweichen, wenn<br />
der Herr im Kreml doch auf die Idee kommen<br />
sollte, Gas als politisches Druckmittel<br />
gegen den Westen einzusetzen. Und<br />
Deutschland kuscht mitnichten vor Russland.<br />
DerStreit zwischen Berlin und Moskau<br />
um einen in Deutschland erschossenen<br />
Georgier schaukelt sich gerade hoch. Die<br />
Bundesregierung vermutet staatliche russische<br />
Stellen hinter dem Mord, beide Länder<br />
haben bereits Angehörige der jeweils anderen<br />
Botschaft ausgewiesen. Diplomatisch<br />
droht eine Eiszeit, das sibirische Gas aber<br />
strömt wie eh und je von Wyborg nach<br />
Greifswald.<br />
In Wahrheit verfolgen die USA handfeste<br />
wirtschaftliche Interessen. Ihnen geht es<br />
darum, Absatzmärkte für ihr – wesentlich<br />
teureres und wesentlich umweltschädlicheres<br />
– Fracking-Gas zu erschließen. Der<br />
Trump-Administration ist dazu jedes Mittel<br />
recht. Dass auch die oppositionellen Demokraten<br />
im US-Kongress mitgestimmt haben,<br />
hat allerdings noch einen anderen Grund:<br />
Polen und Balten haben massiv in Washington<br />
für Sanktionen gegen Nord Stream 2geworben.<br />
Misstrauen gegenüber Russland<br />
spielt dabei eine Rolle, allerdings verfolgen<br />
auch die Osteuropäer eigene wirtschaftliche<br />
Interessen. Sie setzten auf ein baltisches<br />
Pipeline-Projekt, das norwegisches Gasüber<br />
Dänemark nach Polen, Estland, Lettland<br />
und Litauen bringen soll.<br />
Deutschland hat sich im Geflecht der unterschiedlichen<br />
und zum Teil widersprüchlich<br />
europäischen Interessen verheddert. Es<br />
ist einen Handel zu Lasten der Ukraine eingegangen,<br />
hat weite Teile Osteuropas gegen<br />
sich aufgebracht. In Energiefragen ist die EU<br />
von einer einheitlichen Politik weiter entfernt<br />
denn je. Die Bundesregierung ist dafür<br />
mitverantwortlich. Ihr Egotrip bei den Gaslieferungen<br />
hat die Europäer noch tiefer gespalten.<br />
Das ist der eigentliche Preis, den<br />
Deutschland für Nord Stream 2bezahlt hat.<br />
Er ist eindeutig zu hoch.<br />
ich dann gerne so lange im Schneidersitz vor<br />
dem Baum, bis sich bei mir in aller Bewunderung<br />
für das Funkeln und Glitzernein vorweihnachtlicher<br />
Trancezustand einstellte.<br />
Diese Besinnlichkeit –übrigens ein Wort,<br />
das in der niederländischen Sprache nicht<br />
existiert –erfasste mich auch als Student in<br />
Berlin regelmäßig im Dezember:Ziemlich sicher,<br />
wenn ich mich mit Freunden auf dem<br />
Weihnachtsmarkt am Schloss Charlottenburg<br />
oder am Rixdorfer Richardplatz verabrede,<br />
mich nach einer Weile recht beduselt<br />
frage,warum wir bei der Eiseskälte eigentlich<br />
hier draußen im Dunkeln rumstehen und irgendeinen<br />
aufgewärmten Fusel saufen, mir<br />
dann aber wieder einfällt, dass das halt einfach<br />
unsere verdammte Tradition ist, und<br />
überhaupt, was für schöne Lichter überall,<br />
ich vondieser Erkenntnis etwas sentimental<br />
werde, schließlich noch einen weiteren<br />
Glühwein mit Schuss bestelle,weil hey,man<br />
muss die Feste feiern wie sie fallen und im<br />
Dezember in Berlin ist das halt jeden Abend.<br />
Auch Holländer probieren hier und da, einen<br />
Weihnachtsmarkt zu veranstalten. Das<br />
Ergebnis ist aber in der Regel so trostlos,dass<br />
selbst der Trash-Weihnachtsmarkt am Alex<br />
im Vergleich noch als pittoresk durchgeht.<br />
Wenn Sie also demnächst beim Geschenkekaufen<br />
im Alexa übelst genervt sind, stellen<br />
Sie sich ruhig vor, dass ich vielleicht gerade<br />
gedankenverloren aus einem Amsterdamer<br />
Treppengiebelhaus auf eine malerische<br />
Gracht starre und Sie darum beneide, dass<br />
SieamAlexanderplatz sind.<br />
„Es wird nie einen<br />
wahren Frieden geben,<br />
wenn wir nicht in der<br />
Lage sind, ein gerechteres<br />
Wirtschaftssystem<br />
aufzubauen.“<br />
Papst Franziskus hat am Donnerstag bereits eine<br />
erste offzielle Stellungnahme zum Weltfriedenstag<br />
am 1. Januar abgegeben.<br />
AUSLESE<br />
Steuergeld für<br />
Thomas Cook<br />
Kunden, die beim pleitegegangenen<br />
Reiseanbieter Thomas Cook auf ihren<br />
Kosten sitzengeblieben sind, werden nun<br />
vom Staat entschädigt. Die Bundesregierung<br />
wird dafür harsch kritisiert. „Jedem<br />
Thomas-Cook-Kunden ... sei die staatliche<br />
Entschädigung gegönnt“, schreibt<br />
das Handelsblatt. Dass der Staat bei einem<br />
Unternehmen einspringe, kenne<br />
man zur Genüge: „Die Liste reicht von<br />
Holzmann bis Air Berlin. Natürlich ist jeder<br />
Einzelfall anders,aber die Zeche zahlt<br />
jedes Malder Steuerzahler.“<br />
Der Tagesspiegel sieht es ähnlich.„Dass<br />
der Staat die Differenz ausgleicht, ist ...<br />
eine Wiedergutmachung für Staatsversagen“,<br />
heißt es dort.„Denn eigentlich hätte<br />
die Regierung per Gesetz dafür sorgen<br />
müssen, dass die Kunden für den Fall der<br />
Pleite vollständig geschützt sind. Stattdessen<br />
hat man zugelassen, dass die Zurich<br />
maximal 110 Millionen Euro zahlt.<br />
Anwälte haben mit Klagen gedroht. Um<br />
das zu verhindern, springt der Staat jetzt<br />
ein.“ DieKoalition müsse„die Reiseveranstalter<br />
zwingen, Versicherungen für Schäden<br />
in unbegrenzter Höhe abzuschließen“,<br />
meint das Straubinger Tagblatt. Alternativ<br />
könne man einen nationalen<br />
Fonds einzurichten, in den die Reiseanbieter<br />
einzahlen. „Pauschalreisen werden<br />
dadurch ein bisschen teurer.Aber es kann<br />
auf Dauer nicht sein, dass der Staat das<br />
ganzeRisiko trägt, nur damit ein paar Reiseanbieter<br />
Versicherungsprämien sparen.“<br />
Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
Herausgeber: Dr.Michael Maier.<br />
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Story: Christian Seidl.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 – S eite 9<br />
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Dokumentation<br />
Marianne Birthler,die frühere Leiterin<br />
der Stasi-Unterlagen-Behörde<br />
Ilko-Sascha Kowalczuk,<br />
Historiker<br />
BLZ/PONIZAK; IMAGO IMAGES<br />
Liebe<br />
Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
Berlin, den 10. Dezember 2019<br />
HerrnJochen Arntz<br />
Chefredakteur der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Herr Elmar Jehn<br />
Chefredakteur <strong>Berliner</strong> Kurier<br />
I<br />
die Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
hat sich in den vergangenen drei<br />
Jahrzehnten immer wieder sehr<br />
ernsthaft und unabhängig mit der<br />
DDR-Vergangenheit und deren Aufarbeitung<br />
beschäftigt. Als vorknapp<br />
vier Wochen bekannt wurde, dass<br />
auch der neue Eigentümer des <strong>Berliner</strong><br />
Verlags Stasi-Kontakte hatte,<br />
haben wir eine unabhängige Untersuchung<br />
auch dieser Vorgänge angekündigt.<br />
DieRedaktion konnte die frühere<br />
Leiterin der Stasi-Unterlagen-Behörde,<br />
Marianne Birthler, und den<br />
Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk für<br />
die Analyse der Akten gewinnen. Der<br />
Redaktion war es wichtig, dass den<br />
beiden unabhängigen Experten<br />
beide Akten vorliegen. Dies ist geschehen.<br />
Holger Friedrich stellte sowohl<br />
seine sogenannte Täterakte als<br />
auch die sogenannte Opferakte zur<br />
Verfügung. Letztere konnte nur mit<br />
seinem Einverständnis freigegeben<br />
werden, dieses hat Friedrich erteilt.<br />
Er hat die sogenannte Opferakte, als<br />
sie vorlag, Kowalczuk und Birthler<br />
persönlich zur Einsicht übergeben.<br />
Nun liegt der Bericht der unabhängigen<br />
Experten vor, und die Redaktion<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> dokumentiert<br />
ihn. In einem Brief an die<br />
Chefredakteur, den Birthler und Kowalczuk<br />
ihrer Analyse voranstellen,<br />
schreiben sie:„Absichtlich haben wir<br />
darauf verzichtet, den sich aus den<br />
Unterlagen ergebenden Befund politisch<br />
oder moralisch zu bewerten<br />
und ihm damit quasi ein Etikett zu<br />
verpassen. Alle, die sich die Mühe<br />
machen, werden auf der Grundlage<br />
der vorliegenden Erläuterungen zu<br />
ihren eigenen Einschätzungen kommen.<br />
Diese werden wahrscheinlich<br />
unterschiedlich ausfallen: Wieinanderen<br />
Fällen spielt hier nicht nur die<br />
Aktenlage eine Rolle, sondern auch<br />
Grundhaltungen zum Thema DDR-<br />
Aufarbeitung und die Frage des Umgangs<br />
mit der Angelegenheit in den<br />
zurückliegenden drei Jahrzehnten.“<br />
Die Redaktion bedankt sich ausdrücklich<br />
bei Marianne Birthler und<br />
Ilko-Sascha Kowalczuk für ihre Arbeit,<br />
die sie ehrenamtlich und unabhängig<br />
geleistet haben.<br />
Die<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und der <strong>Berliner</strong><br />
Kurier werden diesen Bericht<br />
und seine Ergebnisse darüber hinaus<br />
zum Anlass nehmen, in den<br />
kommenden Tagen und Wochen das<br />
Thema einer adäquaten Aufarbeitung<br />
der DDR-Geschichte publizistisch<br />
und mit Diskussions-Veranstaltungen<br />
zu begleiten.<br />
Herzlich, Jochen Arntz,<br />
Chefredakteur der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Elmar Jehn,<br />
Chefredakteur des <strong>Berliner</strong> Kuriers<br />
Sehr geehrter Herr Arntz,<br />
sehr geehrter Herr Jehn,<br />
Gern waren wir auf Ihre Bitte hin bereit, die „<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>“ und den „<strong>Berliner</strong> Kurier“<br />
dabei zu unterstützen, die Kontakte des Verlegers Holger Friedrich zum „Ministerium für<br />
Staatssicherheit“ (MfS) auf der Grundlage der uns zurVerfügung gestellten Unterlagen zu<br />
analysieren. Damit, dass wir dies unentgeltlich und ohne Vertraggetan haben, zuvor nie<br />
Kontakt zu HerrnFriedrich hatten und außer als gelegentliche Leser Ihrer<strong>Zeitung</strong>en auch<br />
in keiner sonstigen Beziehung zum <strong>Berliner</strong>Verlag stehen, waren dieVoraussetzungen für<br />
eine unabhängige Expertise gegeben. Zudem gab es zwischen Ihnen und uns keinerlei<br />
einschränkende Absprachen.<br />
Diezweite Voraussetzung war,dass wir uneingeschränkten Zugang zu jenen Unterlagen<br />
erhalten, die Sieals Redaktion und Herr Friedrich als Antragsteller auf persönliche Akteneinsicht<br />
vom BStU zur Einsicht vorgelegt bekamen. Dies war wichtig, weil erst die vollständige<br />
Sichtung dieser Unterlagen eine angemessene Beurteilung erlaubt. Diese Akteneinsicht<br />
ist erfolgt.<br />
In der Anlage übermitteln wir Ihnen unsere Analyse. Der Umfang der Expertise ist dem<br />
Bemühen geschuldet, einen komplizierten Sachverhalt so zu beschreiben, dass auch<br />
Nicht-Fachleute ihn verstehen können. Außerdem haben wir in derVergangenheit viel zu<br />
oft erfahren müssen, dass verkürzte Darstellungen zu pauschalen und vorschnellen Verurteilungen<br />
bzw.Entlastungen führen.<br />
Absichtlich haben wir darauf verzichtet, den sich aus den Unterlagen ergebenden Befund<br />
politisch oder moralisch zu bewerten und ihm damit quasi ein Etikett zu verpassen. Alle,<br />
die sich die Mühe machen, werden auf der Grundlage der vorliegenden Erläuterungen zu<br />
ihren eigenen Einschätzungen kommen. Diese werden wahrscheinlich unterschiedlich<br />
ausfallen: Wie inanderen Fällen spielt hier nicht nur die Aktenlage eine Rolle, sondern<br />
auch Grundhaltungen zum Thema DDR-Aufarbeitung und die Frage des Umgangs mit<br />
der Angelegenheit in den zurückliegenden drei Jahrzehnten.<br />
Wirmöchten abschließend unseren Respekt gegenüber den Redaktionen zum Ausdruck<br />
bringen, die in einer schwierigen Situation versucht haben, trotz bestehender Abhängigkeitsverhältnisse<br />
so unabhängig wie irgend möglich vorzugehen und vorallem den Leserinnen<br />
undLeserndie Möglichkeit zu geben, sich ein eigenes Urteil zu bilden.<br />
Angesichts des überregionalen Interesses, umder Transparenz willen und schließlich<br />
auch, um letzte Zweifel auszuräumen, dass die Redaktionen der „<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>“ und<br />
des „<strong>Berliner</strong> Kuriers“ mit der Veröffentlichung interessengeleitete Ziele verfolgen oder<br />
nur Ausschnitte publizieren könnten, haben wir die Robert-Havemann-Gesellschaft gebeten,<br />
diesen Brief und die Anlage zeitgleich auf ihrer Website (http://www.havemanngesellschaft.de/Aktuelles)<br />
zu veröffentlichen.<br />
Mitfreundlichen Grüßen<br />
Marianne Birthler<br />
Dr.Ilko-Sascha Kowalczuk
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />
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Dokumentation<br />
II<br />
Aktenlage. Die Überlieferung vonUnterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) zu<br />
Holger Friedrich (geb.22. September 1966 in Berlin)<br />
DerquantitativeUmfang der Akten<br />
Am 18. November 2019 haben wir vonder Redaktion der „<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>“ zur Begutachtung<br />
80 Kopien aus den zwei überlieferten Bänden des archivierten Vorgangs zum Inoffiziellen Mitarbeiter<br />
(IM) „Peter Bernstein“ erhalten (Signatur:BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, und:<br />
BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1). Am 29. November 2019 konnte Holger Friedrich in der<br />
Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen<br />
DDR (BStU) die ihn betreffenden Akten einsehen. Am 3. Dezember 2019 stellte er uns zur<br />
Begutachtung sämtliche an ihn herausgegebene Unterlagen des MfS zur Verfügung. Im Einzelnen<br />
handelte sich um:<br />
1) 10 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, HA VIII 2727;<br />
2) 35 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, HA VIII 2882;<br />
3) 59 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1;<br />
4) 23 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1;<br />
5) 250 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1;<br />
6) 295 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 2;<br />
7) 42 Kopien aus der Akte: BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 3<br />
sowie<br />
8) 24 Kopien vonKarteikarten u. ä. aus den MfS-Beständen beim BStU.<br />
Insgesamt lagen 738 Kopien aus drei Signaturen (7 Bände) und einigen MfS-Speichernzur Begutachtung<br />
vor. Gemäß dem „Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der<br />
ehemaligen DDR“ (StUG) vom 20Dezember 1991 in der Fassung vom 15. November 2019 erfolgte,<br />
sofern die Angaben Dritte betrafen, die Herausgabe der Kopien anonymisiert bzw. gar<br />
nicht. So erklärtsich die Diskrepanz zwischen tatsächlichem Umfang der Akten und uns vorliegenden<br />
Kopien. Im Einzelnen umfassen die Akten<br />
1) BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1insgesamt 107 paginierte Blätter, von denen uns 59<br />
vorlagen;<br />
2) BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1insgesamt 23 paginierte Blätter, von denen uns 23<br />
vorlagen;<br />
3) BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1insgesamt 354 paginierte Blätter, von denen uns 250 vorlagen;<br />
4) BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 2insgesamt 386 paginierte Blätter, von denen uns 295 vorlagen;<br />
5) BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 3insgesamt 58 paginierte Blätter,von denen uns 42 vorlagen.<br />
Inwiefern uns alle in den Archiven des BStU vorhandenen und überlieferten Karteikarten zu<br />
Holger Friedrich zur Verfügung standen, lässt sich aufgrund des komplizierten MfS-Überlieferungszustandes<br />
nicht mit letzter Bestimmtheit sagen. Dieinden beiden Akten „BStU, MfS, HA<br />
VIII 2727“ sowie„BStU, MfS, HAVIII 2882“ vereinten Unterlagen sind nach 1990 vonden Mitarbeiter*innen<br />
des BStU aus den früheren Handbeständen der zuständigen MfS-Mitarbeiter so<br />
genannten Sachakten zugeordnet worden. Diese Unterlagen sind meistens im Zuge der Auflösung<br />
des MfS gesichert und dann nach Archivgrundsätzen geordnet worden. Ebenso ist der<br />
Band „BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 3“ kein in dieser Zusammenstellung originaler MfS-Aktenband.<br />
Auch dieser ist den beiden vomMfS noch archivierten Bänden„BStU, MfS, AOP2051/88,<br />
Bd. 1“ und„BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 2“ als Band 3beigefügt worden, da er offenkundig zum<br />
Vorgang hinzugezählt werden kann.<br />
Die Überlieferung von einem Vorgang „Inoffizieller Mitarbeiter“ und einem „Operativen Vorgang“<br />
zu Holger Friedrich mit den dazugehörigen Kartei- und Suchmitteln des MfS sowie der<br />
Überlieferung zusätzlicher bzw.doppelter Dokumente in zwei dezentralen Vorgängen (Sachakten)<br />
ist vorallem dem Umstand zu verdanken, dass dieseVorgänge noch 1989 abgeschlossen und<br />
archiviertworden sind. D.h. dieseVorgänge sind im Archiv des MfS (Abt. XII) abgelegt worden. Als<br />
das MfS ab November 1989 begann, neben schon lange vordem Herbst 1989 geplanten Aktenreduzierungen<br />
(Kassationsverfahren, wie sie in allen Bürokratien üblich sind) ungeplante und<br />
„wilde“ Aktenvernichtungen durchzuführen, um möglichst viele Spuren zu verwischen, konzentrierten<br />
sich diese Aktenvernichtungen vor allem auf offene Vorgänge, d.h. auf Unterlagen, die<br />
nochnicht in den Archiven abgelegt worden waren. Infolgedessen gibt es dort, also in der (Archiv-)<br />
Abteilung XII des MfS, die geringsten Aktenverluste. Die Unterlagen zu Holger Friedrich<br />
sind also vermutlich nur deshalb überliefert, weil sie bereits archiviertworden waren.<br />
Eine notwendige methodische Vorbemerkung<br />
Bevornachfolgend die überlieferten MfS-Unterlagen zu Holger Friedrich vorgestellt und analysiertwerden,<br />
sei auf einen Umstand hingewiesen, der sich simpel anhört, der aber bei der Bewertung<br />
vonhistorischen Archivunterlagen zu beachten ist, gerade auch bei MfS-Unterlagen:<br />
Diese Unterlagen sind nicht mit dem Wissen angelegt worden, dass sie einmal für die historische<br />
Forschung oder politische Aufarbeitung des SED-Regimes genutzt werden würden. Innerhalb<br />
des MfS gab es sehr klareRegeln, wie solche Vorgänge geführt, welche Formblätter wofür<br />
und wann genutzt werden müssen, wie die Vorgänge durch die dienstlichen Vorgesetzten zu<br />
kontrollieren oder in welchen Zeiträumen welche Aufgaben zu erledigen seien. DasMfS orientierte<br />
schon frühzeitig darauf, solche Vorgänge zu „objektivieren“, wie es oft in den Vorgängen<br />
selbst oder in den Arbeitsaufträgen an die MfS-Mitarbeiter hieß. Jede Akte war danach so zu<br />
führen, dass sie jederzeit von einem anderen Mitarbeiter übernommen und ohne große Zeitverluste<br />
weitergeführt werden könne. Gleichwohl enthalten auch MfS-Unterlagen subjektive<br />
Einschätzungen und Eigenwilligkeiten in der Aktenführung. Vieles in solchen Vorgängen betrifft<br />
außerdem dritte Personen (daher auch die oben erwähnte Diskrepanz zwischen uns zur<br />
Verfügung gestellten Kopien und dem tatsächlichen Aktenumfang). Ein erheblicher Teil besteht<br />
aus MfS-internen Analysen, Dokumenten, Arbeitsaufträgen usw. Anstelle unmittelbarer<br />
finden sich oft nur indirekte Informationen: ZumBeispiel wurden abgehörte Telefongespräche<br />
nur selten abgeschrieben, meist finden sich „nur“ Zusammenfassungen solcher Telefonate in<br />
den Vorgängen. Diese können in erheblichem Maße vom tatsächlichen Inhalt des Gesprächs<br />
abweichen. Auch viele IM-Berichte sind zum Beispiel voneinem Führungsoffizier geschrieben<br />
und nach Tonbandaufzeichnungen zusammengefasst worden.<br />
IM- oder OV-Vorgänge stellten immer auch einen Arbeitsnachweis der damit befassten MfS-<br />
Offizieredar,der innerhalb ihrer Institution (MfS) und ihren Dienstvorgesetzten gegenüber dokumentieren<br />
sollte,wie sie ihrer Arbeit nachgekommen und ihreAufgaben erledigt hatten. Mit<br />
anderen Worten: Viele Bewertungen durch die MfS-Mitarbeiter hatten einen Adressaten, nämlich<br />
den jeweiligen Dienstvorgesetzten. Dieser kontrollierte permanent die Arbeit seiner Untergebenen<br />
und prüfte –auch im Vergleich mit anderen Unterlagen –die Angemessenheit und<br />
Zielstrebigkeit des Vorgehens seiner Untergebenen auch anhand der Akteninhalte. Aber auch<br />
diese Kontrollen unterlagen Beschränkungen: aus vielerlei praktischen Gründen, vor allem<br />
aber auch, weil die politisch-ideologische Einschätzung durch die MfS-Mitarbeiter die vermuteten<br />
Erwartungen der Vorgesetzten vorwegnahm. Nicht selten stand da also eher, was diese<br />
womöglich gernhörten und lasen, als die realen Ermittlungsergebnisse.Mit nochmals anderen<br />
Worten:Wiebei jeder geschichtswissenschaftlichen Untersuchung verlangen auch die MfS-Akten<br />
Quellenkritik, denn niemand sollte davon ausgehen, in den Akten die reineWahrheit zu finden.<br />
Genauso wenig aber wirdinsolchen Akten geschwindelt oder gelogen, einmal abgesehen<br />
von extremen Ausnahmefällen, die das MfS zumeist selbst fast immer durch das dichte Kontrollsystem<br />
ermittelte und hartahndete.Die MfS-Mitarbeiter waren also angehalten und überwiegend<br />
bestrebt, „objektiveWahrheiten“ niederzuschreiben. Allerdings war dies in der Realität<br />
kaum möglich, da sie in ihren Analysen zugleich die politisch-ideologischen Grundsätzedes<br />
SED-Staates und die der SED-Sicherheitsdoktrin aktiv zu berücksichtigen hatten.<br />
DerOperativeVorgang „Habicht“ (BStU, MfS, AOP2051/88)<br />
In den Unterlagen des MfS gibt es einen ersten Hinweis auf Holger Friedrich, als der sechzehnjährige<br />
<strong>Berliner</strong> am 29. Juni 1983 in der Ungarischen Volksrepublik bei einem „Aufenthalt im<br />
Grenzgebiet“ (VSH-Karteikarte der Abt. X, 30.6.83) registriert worden ist. Die Abteilung X, die<br />
das in ihren Speichernvermerkte,war für die internationalen Beziehungen des MfS, insbesonderefür<br />
die Zusammenarbeit mit den Geheimpolizeien in den anderen kommunistischen Ländernzuständig.<br />
Vermutlich ist Friedrich im Sperrgebiet zur österreichischen Grenzevon ungarischen<br />
Organen festgestellt worden. Dasist vielen jungen Menschen aus der DDR in der CSSR,<br />
in Ungarn, Rumänien und Bulgarien passiert. Für DDR-Bürger existierte eine durch zwischenstaatliche<br />
Abkommen geregelte erweiterte Sperrzone an den Außengrenzen der Warschauer-<br />
Pakt-Staaten. Da es keine weiteren Unterlagen über dieses Vorkommnis gibt, kann davon ausgegangen<br />
werden, dass Friedrich lediglich das Grenzgebiet zu verlassen hatte und die ungarischen<br />
Grenzer und das MfS keine ernsthaften Fluchtabsichten vermuteten. Wahrscheinlich ist<br />
das MfS nur vonden Ungarninformiertworden und wurde selbst nicht aktiv.<br />
Friedrich beendete 1983 die Polytechnische Oberschule (POS) und erlernte anschließend bis<br />
1985 den Berufeines Maschinen- und Anlagenmonteurs.Bis zu seiner Einberufung zur Nationalen<br />
Volksarmee (NVA) am 2. November 1986 arbeitete er in der Arbeitsorganisation seines<br />
ursprünglichen Ausbildungsbetriebes VEB Kühlautomat. Dafür hatte er eine Zusatzqualifikation<br />
erworben. 1986 trat er der SED bei. In späteren MfS-Einschätzungen erscheint Friedrich<br />
dennoch nur bedingt anpassungsbereit. So trampte er nach Ungarn, ohne Urlaub bewilligt bekommen<br />
zu haben. Mehrfach kam es zu Auseinandersetzungen auf seiner Arbeitsstelle,weil er<br />
sich nicht an die Regeln hielt. Sein Eintritt in die SED und seine Verpflichtung, drei Jahre als<br />
Unteroffizier zur NVAzugehen, widersprechen allerdings dem vomMfS gezeichneten Persönlichkeitsbild.<br />
Über die SED-Mitgliedschaft ist aus den Akten lediglich zu erfahren, dass er sich<br />
nicht aktiv am Parteileben beteiligte und durch nichtparteiliche Ansichten und schwankende<br />
Haltungen auffiel. Warumersich drei Jahrefür die NVAverpflichtete,geht nicht eindeutig aus<br />
den Unterlagen hervor. Möglicherweise folgten beide Entscheidungen der Annahme, ohne<br />
eine SED-Mitgliedschaft und ohne Verpflichtung für einen längeren Wehrdienst könnten Karriereabsichten<br />
und Zukunftspläne nicht umsetzbar sein.Viele junge Männer und Frauen in der<br />
DDR dachten in den späten 1980er Jahren noch so -auch wenn sie vom System längst nicht<br />
mehr überzeugt waren. Inwieferndies auf Holger Friedrich zutraf, lässt sich aus den überlieferten<br />
Unterlagen nicht rekonstruieren.<br />
Dasnächste Dokument vomMfS, das sich auf Friedrich bezieht, stammt vom22. April1987, da<br />
war er schon fast ein halbes Jahr bei der NVA. EinDienstvorgesetzter war am 19. April1987 darüber<br />
informiert worden, dass sich Friedrich „unerlaubt vom Standort entfernt“ habe. Umdie<br />
möglichen Aufenthaltsadressen festzustellen, war Friedrichs Schrank in der Kaserne geöffnet<br />
worden. „Dabei wurden durch mich persönlich mehrere Briefe und Adressen festgestellt,<br />
welche ich an mich nahm und durcharbeitete.Aus den Briefen geht hervor, daß Friedrich eine<br />
politisch negative Einstellung zur NVA sowie zur DDR insgesamt besitzt und sich selbst mit<br />
dem Gedanken des ungesetzlichen Verlassens der DDR nach Westberlin trägt.“ (BStU, MfS,<br />
AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 16) Außerdem fiel durch diese Schrankkontrolle ein mit Friedrich befreundeter<br />
Unteroffizier in einer anderen Einheit an einem anderen Standort auf, mit dem<br />
Friedrich einen engen Briefkontakt pflegte.Diesem wurden in der Folge ähnliche Vorwürfe gemacht<br />
(Fluchtabsichten und politisch-negative Einstellungen), und wie Friedrich wurde er<br />
vomMfS entsprechend bearbeitet. Die„unerlaubte Entfernung“ endete damit, dass Friedrich<br />
am 19. April1987 in Berlin voneinem Berufsunteroffizier aufgespürt, „gestellt und zur Dienststelle<br />
zurückgeführt“ wurde.<br />
DerDienstvorgesetzte vonFriedrich war als IMK/S „Bernd“ für das MfS verpflichtet. Innerhalb<br />
des MfS war für die Bearbeitung der NVA und der Grenztruppen die Hauptabteilung I(HA I)<br />
zuständig. 1989 verfügte die HA Iüber rund 2300 Mitarbeiter, mit denen die NVA und die<br />
Grenztruppen überwacht und kontrolliertwurden. Innerhalb der Armee war die HA Ials „Verwaltung<br />
2000“ bekannt. Praktisch jedem Armeeangehörigen, auch den Soldaten und Unteroffizieren<br />
im Pflichtwehrdienst, war die Existenz dieser „Verbindungsoffiziere“ als „2000er“ bekannt.<br />
Oft wussten sie auch, wo diese im Standort ihre Büros hatten. Die HAIverfügte Ende<br />
1988 über 12.509 IM, über 2820 IMK sowie 6832 GMS. „IM“ waren Inoffizielle Mitarbeiter.<br />
„IMK“ waren Inoffizielle Mitarbeiter „zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens“,<br />
die nur selten Berichte lieferten. „GMS“ waren „Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit“,<br />
deren staatsloyale und überzeugte Haltung und Einstellung allgemein bekannt war;fast<br />
alle GMS waren SED-Mitglieder.Sie sollten die Arbeit der IM und der hauptamtlichen Mitarbeiter<br />
entlasten, sie arbeiteten zumeist offen in ihrer dienstlichen Position und konspirativ als<br />
GMS mit dem MfS zusammen. IMK/S „Bernd“ war ein Inoffizieller Mitarbeiter,der die konspirative<br />
Tätigkeit des MfS absicherte. Sein konkreter Aufgabenbereich als NVA-Angehöriger<br />
(wahrscheinlich der Kompaniefeldwebel/„Spieß“, der zum Beispiel Schrankkontrollen durchführte)<br />
machte ihn generell für das MfS interessant, da er mit vielen sicherheitsrelevanten Aspekten<br />
in Berührung kam.<br />
DasMfS war innerhalb der NVA, den Grenztruppen sowie im Ministerium des Innern(MdI), die<br />
als besonders schützenswerte Einrichtungen galten, überproportional vertreten. Hier war das<br />
Netz vonhauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeiternsehr dicht. In der NVAwar etwa jeder<br />
13. Angehörige IM/GMS des MfS. Mehr als zehn Prozent aller IM und fast zwanzig Prozent aller<br />
GMS des gesamten MfS arbeiteten Ende der 1980er Jahre innerhalb der NVA. Hier gab es zugleich<br />
die höchste Fluktuation aufgrund der ständigenWechsel im Grundwehrdienst (1,5 Jahre)<br />
und bei den Unteroffizieren auf Zeit (drei Jahre).<br />
In den Kasernen hatte das MfS in den Augen vieler Wehrpflichtiger eine andereBedeutung als<br />
außerhalb der Armee.Der Experte für die HA I, Stephan Wolf, schreibt dazu in seinem Beitrag<br />
zum MfS-Handbuch, dass sich der MfS-Offizier in den NVA-Objekten uniformiertbewegte und<br />
so für den Wehrpflichtigen in dessen Offiziersfunktion erkannt worden sei. Eine Zusammenarbeit<br />
mit ihm erschien daher vielen„als Befehl, dem er sich nur schwer entziehen konnte,wollte<br />
er nicht eine Befehlsverweigerung riskieren. Die Operativen Mitarbeiter (des MfS) ihrerseits<br />
nutzten diese Zwangssituation aus.“ (Stephan Wolf: Hauptabteilung I: NVAund Grenztruppen.<br />
MfS-Handbuch, Teil III/13, 2. Aufl., Berlin 2005, S. 44) Der bundesdeutsche Gesetzgeber berücksichtigte<br />
später diese besondereDruck- und Zwangssituation und fügte 1996 in das StUG
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 11 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Dokumentation<br />
ein, dass eine MfS-Tätigkeit während des Grundwehrdienstes dann als nicht mitteilens- und<br />
herausgebenswertanDritte (auf Anfrage öffentlicher wie nicht-öffentlicher Stellen) anzusehen<br />
ist, wenn „keine personenbezogenen Informationen geliefert worden sind und die Tätigkeit<br />
nach Ablauf des Dienstes nicht fortgesetzt worden ist“ (StUG §19, Abs. 8).<br />
DerGrundwehrdienst und der dreijährige Unteroffizierdienst gehörten in der DDR wie die vormilitärische<br />
Ausbildung und der schulische Wehrkundeunterricht zum politisch-ideologischen<br />
System. Dieses verfolgte das Ziel, insbesonderejunge Männer ihrer Individualität zu berauben<br />
und für das kollektivistische System dienstbar zu machen. Hunderttausende junge<br />
Männer erlebten die NVA als Institution, in der sie politisch genormt werden und ins System<br />
gepresst werden sollten. Insofernzeigte sich hier für viele junge Männer,die sonst mit dem Regime<br />
politisch nicht in Konflikt gerieten, die SED-Diktatur in ihrer offensten und gewalttätigsten<br />
Form. Hier agierte das MfS auch offen als Teil dieses Systems, war anders wahrnehmbar<br />
und weniger verdeckt als im zivilen Leben. Wie Wolf feststellt, erschien vielen jungen Wehrpflichtigen<br />
das MfS innerhalb der NVAals logischer und systemimmanenter Teil, dem man sich<br />
aufgrund der Befehlslage schwerer entziehen konnte –obwohl dieser Zusammenhang zumindest<br />
theoretisch nicht existierte.<br />
DieMeldung vonIMK/S „Bernd“ nach der erfolgten Schrankkontrolle über die aufgefundenen<br />
Briefe vonHolger Friedrich an das MfS stand also im Zusammenhang mit der inoffiziellen MfS-<br />
Mitarbeit dieses NVA-Angehörigen. Zugleich aber ist sie ein Beispiel dafür,wie das MfS innerhalb<br />
der NVAfast flächendeckend arbeitete.<br />
Am 22. April1987 verfasste die zuständige Unterabteilung der HA I, der Verbindungsoffizier im<br />
Objekt, eine „OperativeErstinformation“ über die Funde in Friedrichs Spind. „Aus den vorliegenden<br />
inoffiziellen Informationen und gesicherten Beweismitteln gehen Hinweise auf eine<br />
Fluchtwilligkeit des Uffz.-Schülers Friedrich hervor. Kurzfristig sind die Aktivitäten und Handlungen<br />
zur Durchführung eines möglichen ungesetzlichen Verlassens der DDR herauszuarbeiten“<br />
(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.31). Derzuständige MfS-Offizier bestätigte,dass gegen<br />
Holger Friedrich nach Strafgesetzbuch (StGB) §254 zu ermitteln sei. Dieser Paragraph bestimmte,dass<br />
Fahnenflucht im besonders schweren Fall mit bis zu zehn Jahren bestraft werden<br />
könne. Der Verdacht auf einen besonders schweren Fall war bei Friedrich in den Augen der<br />
MfS-Offiziere gegeben, da das „Fluchtverbrechen mit spektakulären Mitteln und Methoden“<br />
begangen werden könnte (ebd.).<br />
In einem nur wenige Tage später erarbeiteten Papier teilte der zuständige MfS-Mitarbeiter mit,<br />
dass Friedrich „eine ablehnende bzw.pol(itisch)-neg(ative) Haltung und Einstellung zu Teilbereichen<br />
der soz(ialistischen) Gesellschaft in der DDR sowie zum Wehrdienst in der NVA besitzt“,<br />
er sich auch mit Fluchtabsichten aus der DDR befasse,aber ob er auch eine Fahnenflucht<br />
in Betracht ziehe, sei nicht belegt, auch wenn sie nicht ausgeschlossen werden könne (BStU,<br />
MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.27).<br />
Alle diese internen Verdachtsmomente gründeten ausschließlich auf Briefentwürfen und privaten<br />
Aufzeichnungen vonHolger Friedrich. Dortfanden sich auch Belege dafür,dass Friedrich<br />
bereits am 19. November 1986, also nur wenige Tage nach der Einberufung feststellte,dass sein<br />
Entschluss,dreiJahrezur Armee zu gehen, „ein ganz falscher ist“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd.<br />
1, Bl.8,11). Seinen Aufzeichnungen zufolge gab es erste heftige Auseinandersetzungen. Außerdem<br />
ergab die Postkontrolle des MfS (Abt. M), dass er im November oder Dezember 1986 in<br />
einem Brief geschrieben hatte:„draufgehen tue ich hier nicht, eher klaue ich vomKC(=Kompaniechef)den<br />
Trabbi und setzemich in die Antarktis ab“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.<br />
12). Der zuständige Oberleutnant des MfS sah darin einen Anfangsverdacht gegeben, nach §<br />
254 StGB zu ermitteln.<br />
DasMfS erfüllte neben vielen verdeckten auch Aufgaben als ein reguläres Untersuchungsorgan<br />
und hatte neben der Kriminalpolizei die Befugnis, polizeiliche Ermittlungen vorzunehmen.<br />
DasMfS verfügte für solche Ermittlungen über zweiWege: Zumeinen mittels konspirativer Methoden<br />
Verdachtsmomente zu erhärten bzw.zuentkräften und zugleich Beweismittel zu erheben.<br />
Zum anderen mittels gesetzeskonformer Methoden die konspirativ erhobenen Beweismittel<br />
zu offizialisieren. Im Regelfall folgte die offizielle der konspirativen Phase, manchmal<br />
kam es gleich zur zweiten Phase.Bei Holger Friedrich ist die klassische MfS-Arbeitsweise zum<br />
Einsatz gekommen. Zunächst sollte nur konspirativ gearbeitet werden. So stellte das MfS fest,<br />
dass offiziell kaum etwas bis zum „unerlaubten Entfernen“ im April 1987 auffällig war. Am7.<br />
Dezember hatte Friedrich sogar entsprechend den Weisungen nach einem Urlaub eine schriftliche<br />
Meldung abgegeben, dass er in Berlin einen alten Bekannten aus der Bundesrepublik zufällig<br />
auf der Straße getroffen habe,mit ihm kurzgeredet, aber keinerlei Verabredungen getroffen<br />
hatte (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 2, Bl. 2). Friedrich nannte dabei weder Namen noch<br />
Adresse des Bekannten. Alle Armeeangehörigen, also auch Wehrpflichtige, waren nach den<br />
Vorschriften der NVA/des MdI verpflichtet, sämtliche Westkontakte während ihrer Armeezeit<br />
zu unterlassen. Sollte es doch zu solchen Kontakten kommen, so seien diese unverzüglich zu<br />
melden.<br />
WarumHolger Friedrich diesen harmlosen Kontakt meldete,geht aus den Akten nicht hervor.<br />
Bekannt ist, dass viele Wehrpflichtige solche Meldungen einfach unterlassen haben, erst recht<br />
solche zufälligen Begegnungen auf der Straße.<br />
DieUnterlagen, die bei der Schrankkontrolle vonFriedrich zunächst eingezogen wurden, waren<br />
vom MfS abgeschrieben worden und ihm später von einem Dienstvorgesetzten (zugleich<br />
IMK/S „Bernd“) nach Absprache mit dem MfS zurückgegeben worden. Derden Vorgang bearbeitende<br />
MfS-Oberleutnant ordnete erstens an, dass die künftige Post an Friedrich durch einen<br />
GMS kontrolliertwürde,zweitens dass IMK/S „Bernd“ auf ihn „politisch-erzieherisch“ Einfluss<br />
nehmen solle und drittens,dass die Abt. XXII des MfS Friedrich und seinen ebenfalls unterVerdacht<br />
geratenen Freund überprüfen solle.Diese MfS-Abteilung (seit 1989 Hauptabteilung) war<br />
für „Terrorabwehr“ zuständig. In einem Brief hatte Friedrich geschrieben, ein Bekannter, der<br />
ein „Potentialterrorist“ sei, nehme „vorsorglich an einem Panzerfaustlehrgang teil, um seine<br />
Forderungen etwas nachdrücklicher anbringen zu können“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.<br />
19). DerBrief sei konspirativ gestaltet gewesen und habe suggeriert, es gebe eine Gruppe.Um<br />
besser zu verstehen, was Friedrich schrieb und was das MfS daraus machte, sei ein längerer<br />
Briefauszug aus dieser Zeit November bis April (genaues Datum unbekannt) zitiert: „Ich darf<br />
dich begrüßen in unserer Mitte der Kämpfer gegen Geld und zu viel Macht! Momentan finden<br />
wir für Dich zwar keine Verwendung, da Panzerfäuste wie hinlänglich bekannt zwar demoralisierend<br />
wirken, aber auf un- bzw. wenig gepanzerte Fahrzeuge, wie sie unsere Zielgruppe benutzt,<br />
keine nennenswerten, sprich tödlichen Wirkungen zeigen. Einschlägige Erfahrungen<br />
von„Aktion Direkt“ der RAF beim Bund bzw.der „Roten Brigaden“ bewiesen dies,was zusätzlich<br />
auch in einschlägiger Fachliteratur der Erfahrungen des zweiten Weltkrieges nachzulesen<br />
ist. Allerdings planen wir einige großflächige Aktionen gegen die flächendeckende Videoaufklärung<br />
der B(erliner)-Innenstadt und gegen die Zentralen des MdI. Du kannst Dich in den Aktionen<br />
als Vorkämpfer beweisen. Wirverlassen uns auf Dich! Du weißt, wir haben nur die Alternative<br />
des Märtyrertums.“ (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 20). Dieser Brief ist nie abgeschickt<br />
worden. Friedrich hat solche Entwürfe und Notizen häufig und viel geschrieben. Ihm<br />
war ganz offensichtlich bewusst, auf welchem dünnen Eis ersich bewegte, denn unmittelbar<br />
nach der zitierter Passage kam folgender Einschub: „Schnitt: Falls irgend jemand diese Zeilen<br />
liest, für den sie nicht bestimmt sind, so möge ihm verkündet sein, dies ist ein Scherz, ich gebe<br />
zu ein schlechter,füge noch hinzu ein sehr,sehr schlechter!“ (ebd.)<br />
Das hielt das MfS nicht davon ab, den „schlechten Scherz“ als Ausgangspunkt umfangreicher<br />
Ermittlungen zu nehmen. Einweiterer IM berichtete über Friedrich, dass dieser nur drei Jahre<br />
diene,umspäter den angestrebten Studienplatz sicher zu bekommen.„Mittlerweile hat er aber<br />
schon bereut, drei Jahrezur Armee gegangen zu sein.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.89)<br />
Aus Briefen an seinen Freund in einem anderen Standort, entnimmt das MfS, dass Friedrich<br />
ziemlich häufig „schlechte Scherze“macht und nicht mehr zu unterscheiden sei, was er ernst<br />
und was er nicht ernst meine. InBriefen und Aufzeichnungen spielen Fluchtgedanken und<br />
Waffen immer wieder eine Rolle.Friedrich ist offenbar frustriert, da er mittlerweile keine Waffenberechtigung<br />
mehr hat und er seinen Dienst in der Armee ohne Zugang zu Waffen als sinnlos<br />
erachte. Interessiert und leicht nervös nimmt das MfS auch zur Kenntnis, dass Friedrich<br />
gern Pilot werden würde. Dies könne, sodie Interpretation, nur mit Fluchtabsichten zusammenhängen.<br />
Der Kompaniechef, der sowohl offiziell wie inoffiziell mit dem MfS kooperierte,<br />
meldete zudem am 7. Mai 1987, Friedrich neige zu linksradikalen Ansichten. So sei „das Leistungsprinzip<br />
... bei uns nicht durchgesetzt, man müßte mehr vomMonopolimperialismus lernen,<br />
Wolfsgesetz...“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.110). Immer wieder registriertdas MfS<br />
angebliche Fluchtgedanken von Friedrich. Gegenüber dem Kompaniechef erwähnt Friedrich<br />
auch, dass er gernnach Nicaragua gehen würde,umdortwas zu erleben, um sich dort„auszutoben“,<br />
wie festgehalten wird. Auch würde er gernals Agrarflieger bei der „Interflug“ (die DDR-<br />
Fluggesellschaft) arbeiten (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 115). All dies genügt dem MfS<br />
schließlich, um am 13. Mai1987 eine„OperativePersonenkontrolle“ (OPK) gegen Holger Friedrich<br />
einzuleiten (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 117). Ihm und dem Vorgang wurde der<br />
Deckname „Habicht“, seinem Freund der Deckname „Greif“ zugeordnet.<br />
Um die innere Konspiration im MfS zu gewährleisten sind nicht nur IM/GMS, sondern auch<br />
alle Vorgänge und alle in Beobachtungsvorgängen erfasste und ermittelte Personen mit Decknamen<br />
belegt worden. Eine OPK wurde in der Regel eingeleitet, um entweder Verdachtsmomente<br />
zu Verbrechen und anderen Straftaten zu überprüfen und weitereBeweise zu ermitteln,<br />
oder aber um Personen in sicherheitsrelevanten Positionen vorbeugend zu überprüfen bzw.<br />
abzusichern. Daher sind auch viele systemtreue Personen zeitweilig in einer OPK bearbeitet<br />
worden.<br />
In dem OPK-Eröffnungsbericht sind alle bisherigen Erkenntnisse zusammengefasst worden.<br />
Ermittelt wurde nun nicht mehr nur nach §254 StGB,sondernauch nach den §§ 101 und 206.<br />
Paragraph 101 besagte: „Wer bewaffnete Anschläge oder Geiselnahmen oder Sprengungen<br />
durchführt, Brände legt oder Zerstörungen oder Havarien herbeiführtoder andereGewaltakte<br />
begeht, um gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der Deutschen Demokratischen<br />
RepublikWiderstand zu leisten oder Unruhe hervorzurufen, wirdmit Freiheitsstrafe<br />
nicht unter drei Jahren bestraft.“ Bereits Vorbereitung und Versuch seien strafbar.Inschweren<br />
Fällen drohte lebenslängliche und bis Ende 1987 sogar die Todesstrafe.§206 bestrafte den unbefugten<br />
Waffen- und Sprengmittelbesitz, auch hier war der Versuch strafbar.Die Höchststrafe<br />
betrug fünf Jahre.<br />
Ebenso hielt das MfS fest, die Objektivität der bisherigen Ermittlungsergebnisse sei gegeben<br />
(BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 119). Es wurde festgelegt, Friedrichs Post zu überwachen,<br />
zwei IM zielgerichtet in Einsatz zu bringen, den Schrank zu kontrollieren und in Zusammenarbeit<br />
mit der Kreisdienststelle Berlin-TreptowFriedrichs privaten Wohn- und Verbindungskreis<br />
aufzuklären.<br />
In den folgenden Wochen trug das MfS weiter scheinbar belastendes Material zusammen.<br />
Friedrich singe Freiheitslieder.Nach der Landung vonMatthias Rust unweit des Roten Platzes<br />
in Moskau mit einer Privatmaschine vomTyp Cessna am 28. Mai 1987 äußerte er, wenn dort<br />
solche Sicherheitslücken existierten, müsste es die doch in der DDR auch geben (BStU, MfS,<br />
AOP2051/88, Bd. 1, Bl.137). Immer häufiger scheint er nun über Flugzeuge gesprochen zu haben,<br />
was das MfS aufmerksam notierte. Kommentarlos blieb ein Bericht, nach dem Friedrich<br />
nichts dagegen habe,„wenn Leute mit der Staatssicherheit zusammenarbeiten, wenn es ihnen<br />
gefällt. Es ist nur erschütternd zu sehen, welche Leute das immer sind...“ (BStU, MfS, AOP<br />
2051/88, Bd. 1, Bl.144).<br />
Pfingsten 1987 kam es vordem Brandenburger TorzuUnruhen. Junge Leute wollten westlichen<br />
Rockstars zuhören, die auf der Westseite vor dem Reichstag Konzerte gaben. Unter jenen, die<br />
von Polizei und MfS abgedrängt wurden, war auch eine gute Bekannte von Friedrich. Gegenüber<br />
einem NVA-Angehörigen, der als GMS auch dem MfS dient, erzählt er,„daß sie bei den<br />
Unruhen an der Mauer von einem Gummiknüppel am Kopf getroffen wurde und nun nicht<br />
mehr weiß, was sie vonunserem Staat halten soll. In diesem Zusammenhang äußerte Friedrich,<br />
daß in unserem Staat sowieso alles erstunken und erlogen wäreund stimmte den Berichten aus<br />
westlichen Medien, die Losungen wie ... die Mauer muß weg ..., und Gorbatschow, Gorbatschowverbreiteten,<br />
zu.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.151) Wenige Tage später berichtet<br />
derselbe GMS, Friedrich habe gesagt, „wenn ihr mir irgendwann mal eine Waffe gebt, dann<br />
müßt ihr mir auch einen Posten mitschicken, damit ich nicht abhaue ...“ (BStU, MfS, AOP<br />
2051/88, Bd. 1, Bl.154).<br />
Ende Juni 1987 hält der zuständige MfS-Offizier in einem Monatsbericht zur OPK „Habicht“<br />
fest, dass keine Vorbereitungshandlungen gemäß §254 erkannt werden konnten (BStU, MfS,<br />
AOP2051/88, Bd. 1, Bl.156).<br />
Gegenüber GMS „Frank“ ist Friedrich ausgesprochen redselig. Ob er zu diesem offenkundigen<br />
SED-Parteigänger besonderesVertrauen hatte oder gerade ihn provozieren wollte,lässt sich aus<br />
den Akten nicht ablesen. Er erzählt ihm, dass er einen zweiten Personalausweis hat (BStU, MfS,<br />
AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 217). Das war eine Straftat. Mit der Einberufung mussten alle Wehrpflichtigen<br />
ihren Personalausweis abgeben und verfügten fortan nur noch über den Wehrpass.<br />
Somit konnten sie nicht in die CSSR fahren. Zugleich durfte man nur mit Genehmigung im Urlaub<br />
die Uniform nicht tragen. Daher haben viele junge Männer vor der Einberufung einen<br />
neuen Personalausweis beantragt und den bisherigen als Verlust gemeldet. So konnten sie mit<br />
dem zweiten Personalausweis wenigstens im Urlaub unbehelligt vonder Militärpolizei und anderen<br />
Organen bei eventuellen Kontrollen, die gerade auf Bahnhöfen relativ häufig erfolgten,<br />
Zivilkleidung tragen. Friedrich erzählte aber auch, er müsse die Mauer überwinden, um nach<br />
Nicaragua zu kommen. Das sei für ihn nur von West-Berlin aus möglich (BStU, MfS, AOP<br />
2051/88, Bd. 1, Bl. 215). Noch gefährlicher für ihn wurde folgende Äußerung gegenüber dem<br />
GMS „Frank“ am 26. Juni 1987: „Was würdest Du machen, wenn ich Dich jetzt niederschlage,<br />
Der<br />
Akten-Bericht<br />
von Marianne<br />
Birthler und<br />
Ilko-Sascha<br />
Kowalczuk<br />
III
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />
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Dokumentation<br />
IV<br />
den Waffenkammerschlüssel an mich nehme und dann in die Waffenkammer eindringe, um<br />
mir eine Panzerbüchse herauszuholen. Mit dieser Panzerbüchse würde ich dann alle Titten<br />
(Offiziere) abknallen.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.211) Zwar erschien knapp zwei Jahre<br />
später, imFebruar 1989, das Album „Februar“ der Band „Silly“ bei Amiga, in dem es in dem<br />
Song „S.O.S.“ hieß: „...immer noch haben wir den Schlüssel von der Waffenkammer nicht...“,<br />
doch anders als „Silly“ befand sich Friedrich in Reichweite zu einer Waffenkammer,obwohl er<br />
weiterhin keinen Waffenzugang hatte. MfS und NVA gerieten erneut in Alarmstimmung, die<br />
sich noch steigerte,als GMS„Frank“ mitteilte,dass Friedrich voreinem geplanten Urlaub Mitte<br />
Juli seinen Schrank leergeräumt habe (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.219).<br />
Die exemplarisch erwähnten Äußerungen von Holger Friedrich und viele weitere führten<br />
schließlich dazu, dass der vorgangsführende MfS-Offizier aufgrund akuter Gefahrenlage entschied,<br />
Holger Friedrich unter einer Legende voneinem soeben begonnenen zehntägigen Erholungsurlaub<br />
aus Berlin zurückholen zu lassen, und zwar in Absprache mit dessen Dienstvorgesetzten.<br />
Einentsandter NVA-Offizier traf Friedrich nicht an, dieser reagierte aber auf ein Telegramm<br />
und stellte sich kurze Zeit darauf selbst in seinem Dienstobjekt (BStU, MfS, AOP<br />
2051/88, Bd. 1, Bl.227). Er vermutete sofort, dies sei die Rache dafür,dass er „in letzter Zeit ein<br />
bißchen zu sehr die große Klappe gehabt“ (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 221) habe und<br />
vermutete,dass dahinter wohl die „Stasi“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.222) stünde.<br />
Zuständige Offiziere der HA Isprachen sich am 24. Juli 1987 mit dem stellvertretenden Leiter<br />
der Abteilung IX der Bezirksverwaltung Schwerin ab und kamen zu dem Schluss,dass sich der<br />
Anfangsverdacht gemäß der erwähnten §§ 101 ff., 206 und 254 StGB erhärtet habe und weitere<br />
„konspirative Straftaten“ nicht auszuschließen seien. Daher empfahlen sie, um„offizielle Beweise“<br />
zu „erarbeiten“, einen „Operativen Vorgang“ (OV) anzulegen (BStU, MfS, AOP2051/88,<br />
Bd. 1, Bl.228-230).<br />
OV legte das MfS an, um im Rahmen von verdeckten wie offenen Ermittlungen gegen Verdachtspersonen<br />
vorgehen zu können. Ausgangspunkte des OV waren Hinweise auf strafrechtlich<br />
relevante Tatbestände (Verstöße gegen die in der DDR geltenden politischen Normen und<br />
geltenden Gesetze). OV sind nach geregelten Abfolgen bearbeitet worden. Solche„Maßnahmepläne“<br />
konnten auch Zersetzungspläne beinhalten, die vor allem dann angewandt wurden,<br />
wenn eine Inhaftierung aus politisch-taktischen Erwägungen als nicht opportun galt. Dastraf<br />
in den 1980er Jahren vorallem auf kirchliche Mitarbeiter sowie bekannte Oppositionelle zu. In<br />
solchen Fällen entsprachen die OV nicht mehr den MfS-internen Normen, sondernhatten eher<br />
die Funktion vonMaterialablagen, die eine Beobachtung aller Aspekte des Lebens dieser Personen<br />
dokumentierte. ImOVermittelte das MfS nicht nur gegen die betreffende Person, es<br />
wurden auch Erkundungen zum familiären Umfeld, zum Freundes- und Kollegenkreis usw.<br />
eingeholt. Häufig ging dem OV eine OPK voraus.OVwaren mitVorschlägen zur Ahndung nachgewiesener<br />
Straftaten abzuschließen -zum Beispiel mit der Eröffnung eines offiziellen Ermittlungsverfahrens,mit<br />
der Anwerbung als IM oder mit Zersetzungsmaßnahmen. Bestätigte sich<br />
der Ausgangsverdacht dagegen nicht, wurde die Bearbeitung abgeschlossen.<br />
In den 1980er Jahren bearbeitete das MfS proJahr durchschnittlich 4000 bis 5000 OV,2000 sind<br />
im Jahresdurchschnitt beendet und ebenso viele neu eröffnet worden. Die meisten Ermittlungsverfahren,<br />
die das MfS als offizielles Untersuchungsorgan in der DDR eröffnete,sind ohne<br />
OV aufgrund des Verdachts auf „Republikflucht“ eingeleitet worden. Innerhalb der HA Igab es<br />
trotz der Größe dieser MfS-Struktureinheit nur relativ wenige OV und OPK. Im Jahre1988 bearbeitete<br />
die HA I59OVund 312 OPK.<br />
Vonall dem ahnte Holger Friedrich nichts.Kein DDR-Bürger außerhalb des MfS wusste etwas<br />
vonOVoder OPK. Allerdings vermutete er,insVisier des MfS geraten zu sein, was wiederum das<br />
MfS wusste (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 229-230). Gleichwohl plauderte er weiter. Das<br />
MfS schloss daraus,Friedrich wolle provozieren, um so „die Konspiration durch das MfS zu dekonspirieren“<br />
(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.230).<br />
Mittlerweile schienen sich Friedrichs Absichten zu verdichten. Er drückte nicht nur offen seinen<br />
Hass auf die Mauer aus (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.231). Mitten in einer Nacht Ende<br />
Juli 1987 holte er einen anderen Unteroffizier aus dem Bett und „befragte“ diesen, ob er für die<br />
„Stasie“ (sic!) (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 2, Bl. 69) arbeite. Außerdem habe er sich anhand<br />
von Kartenmaterial konkret für zwei Abschnitte der Westgrenze interessiert (das Kartenmaterial<br />
mit Markierungen, für welche geographischen Punkte er sich interessierte: BStU, MfS, AOP<br />
2051/88, Bd. 2, Bl. 74-75). Schließlich gab er gegenüber anderen Unteroffizieren an, dass er<br />
nicht länger drei Jahredienen und daher beantragen wolle,seine Dienstzeit auf die gesetzlich<br />
vorgeschriebenen 1,5 Jahrezureduzieren. Als er aus einem Urlaub eine Schreibmaschine mitbrachte,<br />
sicherte das MfS konspirativ über einen IM sofort das Schriftbild (BStU, MfS, AOP<br />
2051/88, Bd. 1, Bl.238-239).<br />
Am 13. August 1987, zufällig dem 26. Jahrestag des Mauerbaus,wirdgegen Holger Friedrich der<br />
OV „Habicht“ eröffnet mit dem Ziel, „vorbeugend“ eine Fahnenflucht zu verhindern und die<br />
Beweismittel für die Erfüllung der §§ 101ff., 206 und 254 StGB zu sichern (BStU, MfS, AOP<br />
2051/88, Bd. 1, Bl.263-272). In einem Operativ- und Maßnahmeplan legen die zuständigen Offiziere<br />
fest, gegen Friedrich eine breite Palette von Beobachtungs- und Aufklärungsmaßnahmen<br />
anzuwenden. Auch eine Zersetzungsmaßnahme planen sie (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd.<br />
1, Bl.273-279).<br />
Holger Friedrich selbst schien angesichts des vonihm vermuteten MfS-Interesses für ihn nervös<br />
geworden zu sein. Er meldete einem diensthabenden Offizier am 10. August 1987, dass ein<br />
anderer Unteroffizier entgegen den striktenWeisungenWestfernsehen geschaut habe.Das MfS<br />
vermutet, die „Zimmerbesatzung“ habe eine „kollektive“ Strafmaßnahme gegen diesen Gemeldeten<br />
durchgeführt(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.280). DasMfS kommt immer mehr<br />
zu dem Schluss, Friedrich habe seine „Pläne“ nicht ernsthaft erwogen (BStU, MfS, AOP<br />
2051/88, Bd. 1, Bl.299). Derihm am nächsten stehende IM wirddaher beauftragt, die Ernsthaftigkeit<br />
der Pläne zu überprüfen. Zugleich sorgt sich das MfS um diesen IM, da er in Kenntnis<br />
vonFriedrichs Plänen bis zu fünf JahreHaft erhalten könnte,wenn er diese Pläne nicht offiziell<br />
anzeigt (§ 225 StGB) (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.299) und Friedrich tatsächlich fahnenflüchtig<br />
würde.Das MfS konstatiertinzwischen, dass Friedrich mittlerweile etwas vorsichtiger<br />
geworden sei. Zwar wolle er immer noch die NVAverlassen und notfalls als Druckmittel einen<br />
Ausreiseantrag stellen, aber ernsthafte Fluchtpläne kann das MfS immer noch nicht bestätigen.<br />
Außerdem scheine ihm sehr wichtig zu sein, keine strafbaren Handlungen zu begehen.„Operativ<br />
beachtenswertist die Erkenntnis des F.,daß er weiß, wie weit er gehen darf, um keine strafbaren<br />
Handlungen zu begehen.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.308) DerIMhatte ihn darauf<br />
hingewiesen, dass ein Ausreiseantrag „Schwedt“ bedeute (dortbefand sich die Disziplinareinheit<br />
mit dem Armeegefängnis der NVA, wo bis zu drei Monaten Disziplinarstrafe bzw.bis zu<br />
zwei Jahren Haft zu verbüßen waren), was Friedrich mit denWorten abwehrte,solange er keine<br />
Botschaft der Bundesrepublik aufsuche und keinen Kontakt mit Personen aus kapitalistischen<br />
Staaten unterhalte,könne ihm nichts passieren (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.307).<br />
Ende August 1987 wurde dem MfS neuerlich eine Äußerung vonHolger Friedrich gemeldet, die<br />
verdächtig klang. Er hätte vonTerrorismus geredet, den es nicht nur im Westen gäbe,und hätte<br />
sodann den IM, der offenbar Zutritt zurWaffenkammer hatte,gefragt:„... findest Du nicht auch,<br />
daß die Herren, die hier das Sagen haben, schon ein bißchen zu alt sind? Wenn jemand das<br />
ganzeZK(=Zentralkomitee der SED) erledigen würde,wäredas sicherlich für uns alle vonNutzen...<br />
Du brauchst ja nur daran zu denken, wie es damals in der SU (= Sowjetunion) war,wenn<br />
da die Alten nicht gestorben wären, wäreein Gorbatschow(=seit 1985) heute noch nicht an der<br />
Macht (...) In unserem verknöcherten System müßte auch mal jemand gehörig aufräumen und<br />
dann die Jugend an die Macht ... Auf den Einzelnen kann ich dabei keine Rücksicht nehmen,<br />
wenn Du imWegbist, wirste Du beiseite geschafft und mein eigenes Leben ist dabei auch nicht<br />
wichtig (...) ich hatte ja gesagt, Du würdest mich nicht verstehen, wenn man mit 14 Jahren das<br />
erste Mal von der Stasie verprügelt wird, dann kommt man eben zu so einer Feststellung ...“<br />
(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.313-314).<br />
Trotz solcher und vieler andereInformationen sah das MfS die eigenenVerdachtsmomente gegen<br />
Holger Friedrich als immer stärker entkräftet an (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 319).<br />
Da er in seinem Dienst sehr gute Arbeitsergebnisse vorweise,verdächtigten andereUnteroffiziere<br />
mittlerweile Friedrich, dass er ein „Zuträger“ sei und sich bei seinen Vorgesetzten „einkratze“<br />
(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.318).<br />
Vom18. bis 24. September 1987 verbrachte Friedrich einen Erholungsurlaub in Berlin. In dieser<br />
Zeit wurden er und seine Freundin nahezu lückenlos vom MfS überwacht (BStU, MfS, AOP<br />
2051/88, Bd. 1, Bl.228-249). ZumEinsatz kamen 16 MfS-Mitarbeiter,mehrereAutos,Foto- und<br />
Funktechnik. Außerdem wurden ein Polizeirevier sowie zwei Klubhäuser und deren stellvertretende<br />
Vorsitzenden in die Überwachung einbezogen (BStU, MfS, HA VIII 2882, Bl. 74-107).<br />
Mehrfach verloren die MfS-Offiziere Friedrich aus den Augen. Daher konstatierten sie später,<br />
die Aktion sei zu schlecht vorbereitet gewesen, sie hätten zu wenige Informationen über Friedrich<br />
bekommen und außerdem seien zu wenige MfS-Angehörige eingesetzt und zu wenige Beobachtungsstützpunkte<br />
eingerichtet worden.<br />
Schließlich fand am 22. Oktober 1987 von 8.30 Uhr bis 9.45 Uhr eine konspirative Durchsuchung<br />
der Ostberliner Wohnung von Holger Friedrich mit einem Nachschlüssel statt (BStU,<br />
MfS, AOP 2051/88, Bd. 2, Bl. 254-253). Dort haben die MfS-Offiziere Aufzeichnungen, Briefe,<br />
Dokumente und auch Fotos vonFriedrich kopiert(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 2, Bl.254-385).<br />
Weder die fast einwöchige Dauerbeobachtung noch die Wohnungsdurchsuchung konnten die<br />
Verdachtsmomente gegen Friedrich erhärten.<br />
Am 2. November 1987 kam es zu einem Treffen zwischen der Abteilung IX der Bezirksverwaltung<br />
Schwerin und der HA I. Sie stellten fest, dass die angeblichen Absichten von Friedrich<br />
nicht bestätigt, aber auch nicht eindeutig ausgeschlossen werden konnten. Nunmehr wolle das<br />
MfS ihn mit den bisherigen Ermittlungsergebnissen konfrontieren („Offizialisierung der Verdachtsgründe“)<br />
und Friedrich als IM gewinnen (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.323).<br />
Zwei Wochen später lag der Abschlussbericht zum OV „Habicht“ vor(BStU, MfS, AOP2051/88,<br />
Bd. 1, Bl.324-329). Nachdem die wesentlichen Arbeitsergebnisse dargestellt wurden, heißt es:<br />
„Es wird vorgeschlagen, den Op.-Vorgang abzuschließen und mit „Habicht“ ein op. Gespräch<br />
im Zeitraum vom30. 11. bis 01.12.87 im konspirativen Objekt „Altes Haff“ durchzuführen. Ziel<br />
der op(erativen) Gesprächsführung ist es,die Verdachtshinweise zu offizialisieren, einen pol.-<br />
erzieherischen Einfluß auf „Habicht“ mit dem Ziel der Rückgewinnung auszunutzen und eine<br />
mögliche inoffizielle Nutzung von„Habicht“ zu prüfen.“ (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl.<br />
328). Unter Maßnahmen heißt es dann weiter,Friedrich solle die Ernsthaftigkeit der Situation<br />
und die sich daraus ergebenden strafrechtlichen Konsequenzen vorAugen geführtwerden. Außerdem<br />
erfolge eine Belehrung im Hinblick auf die Eignung als IM (ebd.). In den Überlegungen<br />
des MfS spielte bei seiner „Rückgewinnung“ auch die Familie der damaligen Freundin von<br />
Friedrich eine Rolle (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 329). Wasdas konkret bedeutet, lässt<br />
sich anhand der Aktenlage nicht einmal vermuten, da das mögliche Spektrum von Maßnahmen<br />
sehr breit ausfiel und weitaus mehr als eine mögliche IM-Tätigkeit umfasste.<br />
Am 30. November und 1. Dezember 1987 wurde Holger Friedrich konspirativ unter Mithilfe eines<br />
„IM in Schlüsselposition“ aus seiner Diensteinheit herausgelöst und nach einer etwa fünfstündigen<br />
Irrfahrt mit dem Auto (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 342) in ein konspiratives<br />
Objekt des MfS gebracht. Dortwurde ihm klar gemacht, was das MfS alles über seine Pläne und<br />
Gedanken wusste,und was es heißen würde,nach §§ 254 und 213 (Republikflucht) StGB strafrechtlich<br />
zur Verantwortung gezogen zu werden (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 330-331).<br />
Ausden Dokumenten geht nicht hervor, wie es dem jungen Mann in dieser für ihn wohl überraschenden<br />
Isolation erging. In schriftlichen Ausarbeitungen legte Friedrich nieder, warum<br />
und wie er zu seinen „Fluchtabsichten“ kam, unter Zwang bestätigte er die Untersuchungsergebnisse<br />
des MfS (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.332, 336). Dabei belastete er niemanden<br />
und nannte auch keine Namen. Ihmwurde auferlegt, die §§ 220 (Staatsverleumdung) und 254<br />
StGB abzuschreiben (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 333). Das war eine übliche MfS-Methode,umder<br />
unter Druck stehenden Person ihreLage eindringlich vorAugen zu führen und<br />
um zu verdeutlichen, dass das Angebot, mit dem MfS zu kooperieren, diese aufgezeigte strafrechtliche<br />
Konsequenz verhindernkönne.<br />
Das MfS hielt als Ergebnis der zweitägigen konspirativen Befragung fest: „In Einsicht dessen,<br />
daß derartige Fehlhandlungen durch persönliche Initiativeund besondereEinsatzbereitschaft<br />
wieder gut gemacht werden müssen, bot „Habicht“ dem MfS seine Unterstützung zur Klärung<br />
solcher oder ähnlicher Sachverhalte an und erarbeitete selbständig eine schriftliche Erklärung<br />
zur Wiedergutmachung seines Fehlverhaltens.“ (BStU, MfS, AOP 2051/88, Bd. 1, Bl. 330) Wie<br />
aus dem zitierten Treffen vom 2.November 1987 ersichtlich wurde, bestand die Strategie des<br />
MfS darin, den OV in eine Werbung „unter Druck“ münden zu lassen. Holger Friedrich schrieb<br />
am 1. Dezember 1987, dass er bereit sei, „im Rahmen meiner Möglichkeiten die Arbeit der Genossen<br />
des MfS zu unterstützen“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.337). Als Armeeangehöriger<br />
war man per Befehl gezwungen, alle Uniformträger und Angehörigen der „Schutz- und Sicherheitsorgane“<br />
als„Genossen“ anzusprechen. Er bestätigte,dass er über Personen und Sachverhalte<br />
offen und ehrlich „Ausführungen machen“ werde(ebd.). Wenn die Notwendigkeit bestehe,wirderdiese<br />
Auskünfte auch schriftlich geben. Über die Verbindung zum MfS werdeer<br />
„strengstes Stillschweigen“ wahren (ebd.). Ihm sei bewusst, dass er bei Verstoß gegen diese<br />
Schweigeverpflichtung nach StGB §§ 245 (Geheimnisverrat) und 272 (Verrat militärischer Geheimnisse)<br />
strafrechtlich belangt werden könne.Inder Geschichte des MfS gab es nur sehr wenige<br />
Verurteilungen allein wegen der Verletzung einer solchen Schweigeverpflichtung –aber<br />
das konnte Holger Friedrich nicht wissen. Er musste vielmehr in seiner handschriftlichen Erklärung<br />
hinzufügen: „Eine Nichteinhaltung dieser Schweigepflicht zieht auch eine strafrechtliche<br />
Verantwortlichkeit der bisher begangenen Straftaten gemäß der §§ 254 und 220 StGB nach<br />
sich.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.338)
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Dokumentation<br />
Am 1. Dezember 1987 abends gegen 21.15 Uhrerschien Holger Friedrich wieder in seiner NVA-<br />
Dienststelle.IMS „Frank“ (er war vomGMS zum IMS „aufgestiegen“; es gab verschiedene IM-<br />
Kategorien, die mit einem Buchstaben hinter der Abkürzung„IM“ gekennzeichnet wurden; die<br />
häufigste Kategorie waren IMS –sie waren zur„politisch-operativen Durchdringung und Sicherung<br />
des Verantwortungsbereiches“ einzusetzen) berichtete zwei Tage später darüber u.a.: „Er<br />
machte einen sehr zerknirschten Eindruck und antwortete auf alle Fragen nur sehr kurzangebunden.<br />
Nach einer Weile ... schilderte er kurz und knapp, was passiert sei. Als er in Parchim<br />
ankam, wurde er sofortinein Stasie-Auto geladen und ohne vielWortesind sie mit ihm mindestens<br />
fünf Stunden durch die Gegend gefahren. Als sie endlich irgendwo in der Nähe der Ostsee<br />
angekommen waren, erwartete sie dortein weiterer “Herr in Zivil„. Unddann ging es gleich los.<br />
Diehaben alles über mich gewußt, erzählte Friedrich weiter.(...) Zuerst wollte ich ein bißchen<br />
tricksen und dachte,ich kann mich da noch herauswinden, aber schon nach kurzerZeit habe<br />
ich gemerkt, daß das keinen Sinn hat. Also mußte ich wohl oder übel so nach und nach alles<br />
zugeben. Ichhabe mir zwar alles aus der Nase ziehen lassen, aber erzählen mußte ich nachher<br />
doch alles.Und dann wurde es ganz schön mulmig für mich, da dachte ich schon, jetzt geht es<br />
ab nach Schwedt. Aber weil ich alles erzählt habe vonmir und das auch mit den Fakten, die die<br />
„Stasie„ hatte,wahrscheinlich übereingestimmt hat, haben sie mich nur belehrtüber Fahnenflucht<br />
und noch mal ordentlich zusammengedonnert.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.342)<br />
ZurBestrafung –aus den Akten geht nicht hervor, wofür genau –bekam Holger Friedrich zehn<br />
Tage NVA-Kasernen-Arrest. Mit ihm in der Zelle saß eine IM-Kandidat, der am 16. Dezember<br />
1987 berichtete:„Aus Gesprächen des Unteroffiziers (d.i. Holger Friedrich) mit einem Gefreiten<br />
der heutigen Wache, was ich unbeteiligt verfolgte, erkannte ich, daß er aus seiner Bestrafung<br />
keine Lehren gezogen hat und auch nach wie vorauf seiner polit. Meinung beharrt. (...) In dem<br />
Gespräch ging es um ein Buch, welches vor 1945 geschrieben sein soll, von einem Autor namens<br />
Hessay oder so ähnlich. DerGefreite äußerte dabei, daß man den Inhalt nicht nur polit.<br />
werten kann, was der Uffz. aber tat und auf die heutige Gesellschaft bezog. Das Buch selbst<br />
habe ich nicht gesehen.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.344) DerIMmeinte offenbar den<br />
dystopischen Roman „Schöne neue Welt“ (Brave NewWorld), den der britische Schriftsteller<br />
Aldous Huxley 1932 veröffentlicht hatte.Dieser 1978 und dann 1988 nochmals in der DDR aufgelegte<br />
Roman erfreute sich insbesondere unter systemkritischen Leuten großer Beliebtheit,<br />
weil ähnlich wie in dem verbotenen Roman „1984“ vonGeorge Orwell bei der LektüreVergleiche<br />
mit der DDR nahe lagen.<br />
Im Abschlussbericht des OV „Habicht“ vom8.Januar 1988 hieß es,dass Friedrich sich zur „Unterstützung<br />
des MfS verpflichtet“ habe.„DieimAnschluß an die Realisierung des OV eingeleitete<br />
Reaktionskontrolle zeigte,daß “Habicht„ sich konsequent an die vereinbarten Verhaltenslinien<br />
hielt. In den bisher durchgeführten Kontaktgesprächen berichtete „Habicht„ objektiv<br />
und ehrlich gegenüber dem MfS und belastete Personen.“ (BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.<br />
351) DerOVwirdgeschlossen, die Unterlagen werden archiviertund die Gespräche mit Friedrich<br />
waren fortzuführen, um seine Eignung als IM weiter zu prüfen und um gleichzeitig seine<br />
Bindung an die DDR „auszubauen“. Der bisher wichtigste IM in seiner Umgebung, IMS<br />
„Frank“, sollte weiterhin den IM-Kandidaten auf „Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit“ hin überprüfen<br />
(BStU, MfS, AOP2051/88, Bd. 1, Bl.353).<br />
DerIM-Vorgang „Peter Bernstein“ (BStU, MfS, AIM 12523/89)<br />
Der MfS-Offizier, der den OV „Habicht“ über Holger Friedrich geführt hatte, wurde nun auch<br />
der Bearbeiter (Führungsoffizier) des IM-Vorgangs „Peter Bernstein“. Da die Identität vonHolger<br />
Friedrich mit dem IM„Peter Bernstein“ zweifelsfrei gegeben ist, wirdimFolgenden der Einfachheit<br />
halber vonHolger Friedrich gesprochen und nicht von„Peter Bernstein“.<br />
Bevoreine Person als IM des MfS verpflichtet wurde,gab es einzuhaltende Abläufe,umdie tatsächliche<br />
Eignung zu prüfen. Dafür wurden u.a. Kontaktgespräche geführt. Die letztendliche<br />
Entscheidung trafen die Dienstvorgesetzten des Führungsoffiziers.<br />
Holger Friedrich ist am 13. Dezember 1987 aus einer Arrestzelle unter einer Legende durch einen<br />
IM, der als Offizier vomDienst (OvD) tätig war,indie Diensträume des MfS-Verbindungsoffiziers<br />
gebracht worden. Ohne sein Wissen war ihm der Deckname „Bernstein“ gegeben worden<br />
(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.65). In solchen Gesprächen ging es zunächst um<br />
persönliche und allgemeine Fragen, erst dann um konkrete Aufgabenstellungen. In diesem ersten<br />
Gespräch wurde Friedrich befragt, wer„die Ablaßschrauben für Öl“ aus einem Militär-LKW<br />
herausgedreht haben könnte (ebd.). Er gab dazu eine schriftliche Stellungnahme ab und<br />
schrieb, dass anzunehmen sei, dass Unteroffizier XYZ daran beteiligt gewesen sei „oder aber<br />
andereGenossen dazu angehalten hat“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.67). Er zeichnete<br />
ein Bild vondiesem Unteroffizier,das vonGeltungssucht gegenüber Vorgesetzten charakterisiertsei.<br />
Allerdings blieb das in Friedrichs Schilderungen alles sehr vage.<br />
Am 30. Januar 1988 berichtete ein GMS „spontan ohne Auftrag“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil<br />
I, Bd. 1, Bl. 70) über Friedrich, dass dieser erzählt habe, ersei vom MfS „ausgefragt“ und ihm<br />
seien dabei alle seine Sätze„im Mund umgedreht“ worden (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd.<br />
1, Bl.69). Er hinterfragte außerdem den Sinn des dreijährigen Waffendienstes und meinte mit<br />
Bezug auf die Armee,die „Technik ist zu veraltet, um damit einen Krieg zu gewinnen“. Außerdem<br />
sei er gegen die Abschaffung der Atomwaffen, ein Lieblingsprojekt vonPartei- und Staatschef<br />
Erich Honecker, „da sie seines Erachtens ein Druckmittel darstellen“ (BStU, MfS, AIM<br />
12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.69).<br />
Am 3. Februar 1988 fand laut Akten das zweite Kontaktgespräch statt. DasGespräch dauerte 1,5<br />
Stunden und wurde auf Tonband dokumentiert (nicht überliefert). Friedrich erhielt zwei Aufgaben.<br />
Er sollte gezielt mit zwei Personen das Gespräch suchen, um deren Einstellungen herauszufinden.<br />
Miteiner Person sollte er über die Friedensbewegung, die Grünen in der Bundesrepublik<br />
und „unsereKKW“ (= Kernkraftwerke) sprechen (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd.<br />
1, Bl.72). Über einen Soldaten berichtet er handschriftlich. Dieser habe einen zweiten (ungültigen)<br />
Personalausweis,den er im Urlaub nutze(das war eine strafrechtlich relevante Information).<br />
Dessen Ehefrau habe Westverwandtschaft, ob er mit dieser während der Armeezeit Kontakt<br />
habe,wisse er nicht. Außerdem habe der Soldat seinen Privat-PKW am Standortbei einem<br />
Angehörigen der Dienststelle abgestellt (was für Soldaten ungewöhnlich und ohne Berechtigung<br />
nicht erlaubt war) (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.73).<br />
Am 22. Februar fand das dritte Kontaktgespräch statt. Es dauerte drei Stunden. In der ersten<br />
Stunde ging es um aktuell-politische Ereignisse im Zusammenhang mit den oppositionellen<br />
Protesten am Rande der offiziellen Liebknecht-Luxemburg-Demonstration am 15. Januar 1988<br />
in Ost-Berlin und den damit im Zusammenhang stehenden Festnahmen undVerhaftungen sowie<br />
den Ausweisungen. Der Führungsoffizier notierte, dass Friedrich „Personen aus seinem<br />
Umgangskreis“ schriftlich belaste „und kann so fester an unser Organ gebunden werden“<br />
(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.76). Friedrich beantworte alles sehr ausführlich,„wobei<br />
er teilweise viele Dinge sehr allgemein darlegt, da sie für ihn kaum Bedeutung haben“<br />
(ebd.). Als Aufgabe stand, den Kontakt zu einer Person auszubauen. Da diese Person kirchlich<br />
gebunden sei, machte Friedrich den Vorschlag, bestehende Kontakte zur „Jungen Gemeinde“<br />
und zur Kirche in Parchim dafür zu nutzen (ebd.). Schriftlich gab er Auskunft über einen Zivilbeschäftigten,<br />
dem er drei Rollen Dachpappe „reservierte“. Unklar bleibt, was damit gemeint<br />
war, ob„reserviert“ für den (wahrscheinlich) privaten oder dienstlichen Gebrauch bedeutete.<br />
DerZivilbeschäftigte äußerte,die Dienststelle „ist ein einzigster (sic!) Saustall“ (BStU, MfS, AIM<br />
12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl. 77). Aus diesem Bericht schlussfolgerte der Führungsoffizier, dieser<br />
Zivilbeschäftigte habe„einen Hang“, sich mit Umweltproblemen zu beschäftigen. Ob er in eine<br />
entsprechende Gruppe integriertsei, könne aber nicht eingeschätzt werden, notierte der Führungsoffizier<br />
(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.78).<br />
Dasnächste,sehr kurze Kontaktgespräch am 26. Februar 1988 ergab nichts weiter (BStU, MfS,<br />
AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.79-80). Am 1. Märztrafen sich Friedrich und der Führungsoffizier<br />
erneut. Friedrich musste einräumen, keine Aufgabe erfüllt zu haben. Der Offizier belehrt ihn,<br />
dass er die Aufträge unbedingt erfüllen müsse (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.81-82).<br />
Friedrich schrieb eine Personeneinschätzung über einen Gefreiten. DerMann war ihm bereits<br />
seit Mai1986, also vorseiner Einberufung, bekannt. In seinem kurzenBericht kommt keine belastende<br />
Information vor, das meiste entziehe sich seiner Kenntnis, erbeschreibt eine angenehme<br />
und unauffällige Persönlichkeit (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl. 83). Das<br />
nächste dokumentierte Kontaktgespräch fand am 18. April1988 statt. Wiederum konnte Friedrich<br />
keinen erteilten Auftrag erfüllen (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.85-86). Mündlich<br />
informierte er nach Aufforderung über zwei Soldaten, die katholisch bzw. evangelischen<br />
Glaubens seien und zur Kirche gingen (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.87). Diese Informationen<br />
sind an den Kompaniechef der beiden weitergegeben worden (BStU, MfS, AIM<br />
12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.88).<br />
Bereits am 8. März1988 schlug der Führungsoffizier vor, Holger Friedrich am 18. März1988 als<br />
IMS „Peter Bernstein“ anzuwerben. In diesem Dokument unterstrich der Führungsoffizier,<br />
dass Friedrich als potentieller IM kontaktiert worden sei, weil sich das aus dem OV ergeben<br />
habe und Friedrich so die Gelegenheit erhalte,Wiedergutmachung zu leisten (BStU, MfS, AIM<br />
12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.89-93). Erst am 19. Mai1988 zwischen 9Uhr und 12.30 Uhrkam es zur<br />
Werbung. Dienotwendige Bestätigung für die Anwerbung durch den zuständigenVorgesetzten<br />
des Führungsoffizier hatte bis dahin nicht vorgelegen. In dem Bericht über die Anwerbung<br />
heißt es: „... wurde ... nochmals die Notwendigkeit der konspirativen inoffiziellen Tätigkeit des<br />
MfS bei der Aufklärung der Motive und Absichten operativer Personen aufgezeigt. Genannter<br />
stimmte den Ausführungen des Mitarbeiters zu und bemerkte, dass es notwendig ist, einen<br />
Menschen nicht nur nach dem Papier zu beurteilen, sondernauch sein Umfeld und besonders<br />
seine Persönlichkeit dabei zu beachten. Ausdiesem Grunde sei er auch bereit, das MfS zu unterstützen.<br />
Auf Grund der erneuten positiven Haltung des IMS zu dieser Problematik erfolgte<br />
die Befragung zur inoffiziellen Zusammenarbeit mit dem MfS. Genannter bezeichnete die<br />
schriftliche Verpflichtung als einen rein bürokratischen Akt, wobei er aber einsieht, daß auch<br />
eine derartige schriftliche Verpflichtung notwendig ist, damit beide Seiten wissen, woran sie<br />
sind. DerIMS versuchte aber nicht, die schriftliche Verpflichtung zu umgehen bzw.irgendwelche<br />
Zusätzeeinzufügen. Beider Erarbeitung der Verpflichtung wurden ihm alle darin enthaltenen<br />
Probleme und Fragen erläutert.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl. 94) Diese zitierte<br />
Passage deutet an, dass das Zögern des Vorgesetzten des Führungsoffiziers, Friedrichs<br />
Anwerbung als IM zu bestätigen, damit zusammengehangen haben könnte,dass er nicht restlos<br />
vonFriedrichs Eignung für eine IM-Tätigkeit überzeugt war.Der Führungsoffizier versuchte<br />
eventuelle Vorbehalte mit seinen Formulierungen auszuräumen. Außerdem wird deutlich,<br />
dass Friedrich die schriftliche Verpflichtungserklärung diktiert bekommen hat (das war üblich).<br />
Diese ist überliefert(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.98-99). ZumAbschluss des<br />
Gesprächs erhielt Friedrich die Aufgabe, den Kontakt zu einem Unteroffizier zu intensivieren<br />
und ihm zu erzählen, dass er,Friedrich, Kontakte zu kirchlichen Kreisen in Berlin pflege.Außerdem<br />
schrieb er einen Bericht über einen Unteroffizier (unklar,obesderselbe ist), der aus Langeweile<br />
chemische Gemische herstelle und diese explodieren lasse (BStU, MfS, AIM 12523/89,<br />
Teil I, Bd. 1, Bl. 96). Diese Information sollte dem zuständigen Kompaniechef unter Wahrung<br />
des Quellenschutzes weitergegeben werden, damit dieser den Unteroffizier besser auslaste<br />
und der Unteroffizier keine strafbaren Handlungen begehe.<br />
Als IMS „Peter Bernstein“ hat Holger Friedrich dann vier Treffen mit seinem Führungsoffizier<br />
gehabt. Daserste Treffen fand am 1. Juni 1988 zwischen 5und 6Uhr morgens in einer konspirativen<br />
Wohnung (KW)statt. Aus„objektiven Gründen“ konnte der IMS, hielt der Führungsoffizier<br />
fest, die gestellten Aufgaben nicht erfüllen. Es seien keine „erzieherischen Maßnahmen“<br />
notwendig,„finanzielle Aufwendungen“ erfolgten nicht (BStU, MfS, AIM 12523/89,Teil II, Bd. 1,<br />
Bl. 3a). Friedrich erhielt den Auftrag, den Kontakt zu einem Soldaten zu festigen und auszubauen<br />
und mit ihm über Kirche,Wehrersatzdienst, Bausoldaten sowie über die Bundesrepublik<br />
zu sprechen. An den beiden kommenden Sonntagen sollte Friedrich in die Kirche gehen (ebd.).<br />
Am 21. Juni 1988 fand in einer anderen konspirativen Wohnung der zweite Treff zwischen 22<br />
und 24 Uhrstatt. Ursprünglich war er für eine Woche zuvor geplant gewesen. DerFührungsoffizier<br />
notierte,Friedrich habe zwei- bis dreimal wie abgesprochen die Kirche aufgesucht (BStU,<br />
MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.4). Er berichtete zudem auftragsgemäß über einen Soldaten,<br />
der konfessionell gebunden sei und auf den er vomFührungsoffizier schon mehrfach angesprochen<br />
worden war.Friedrich berichtete,der Soldat erfülle seine Aufgaben, damit er keine<br />
Schwierigkeiten bekomme. Dieser pflege teilweise mit einem Soldaten engeren Kontakt, der<br />
„keine eigene Meinung“ habe und„als relativ primitiv und beeinflußbar einzuschätzen“ sei.„In<br />
der Einheit wirdXYZ als Trottel und Nichtskönner bezeichnet.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil<br />
II, Bd. 1, Bl.5)Der Führungsoffizier legte fest, Friedrich solle weiter den Kontakt zu dem kirchlich<br />
gebundenen Soldaten aufrechterhalten. In einem zweiten, ebenfalls vomTonband durch<br />
den Führungsoffizier abgeschriebenen und zusammengefassten Bericht, erzählte Friedrich<br />
auftragsgemäß über einen Unteroffizier.Dieser Bericht vom21. Juni 1988 sei komplett zur Veranschaulichung<br />
zitiert:„Unteroffizier XYZ ist in der Startbatterie der FRA-134 als Kfz-Gruppenführer<br />
eingesetzt. Die ihm übertragenen Aufgaben dienstlich und gesellschaftlich erfüllt er in<br />
guter Qualität. XYZ ist vonder Persönlichkeit her recht unauffällig. Er tritt durch keine besonderenLeistungen<br />
in denVordergrund, fiel bisher aber auch nicht negativ auf. Im Soldatenkollektiv<br />
und bei den Unteroffizieren hat XYZ einen positiven Leumund und wirdgeachtet. Gegenüber<br />
denVorgesetzten tritt er höflich und korrekt auf. Ihmübertragene Aufgaben erfüllt er gewissenhaft<br />
und auf der Grundlage guter theoretischer Kenntnisse.Erist in der Lage,seine Unterstellten<br />
anzuleiten und die Aufgabenstellungen durchzusetzen. Verstöße gegen die Dienstvorschriften<br />
sowie den Geheimnisschutz wurden bisher zu XYZ nicht bekannt. XYZ ist zuverlässig<br />
und hält Ordnung. In politischer Hinsicht würde ich XYZ als loyal einschätzen. Er tritt in dieser<br />
Hinsicht weder mit positiven noch mit negativen Äußerungen in Erscheinung. Nach Angaben<br />
anderer AA (= Armeeangehöriger) äußertersich im Politunterricht nach Aufforderung zu den<br />
bestehenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR positiv.Über besondereInteressen<br />
und Neigungen ist mir nichts bekannt. Zu bestehenden Kontakten und Beziehungen<br />
in die BRD/WB bzw. inandere nichtsozialistische Länder äußerte XYZ sich bisher<br />
nicht. Konfessionelle Bindungen oder eine Sektentätigkeit bestehen bei XYZ nicht.“ (BStU,<br />
MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl. 6a) Der Führungsoffizier konstatiert, dieser Bericht enthalte„keine<br />
operativ negativen Elemente“, der Unteroffizier könne„in der vorgesehenen Funk-<br />
Der<br />
Akten-Bericht<br />
von Marianne<br />
Birthler und<br />
Ilko-Sascha<br />
Kowalczuk<br />
V
14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />
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Dokumentation<br />
tion“ eingesetzt werden (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl. 7). Hier zeigt sich, dass<br />
Friedrich als IM für Sicherheitsüberprüfungen herangezogen wurde,was er freilich weder ahnen<br />
noch wissen konnte,dagenerell den IM nicht mitgeteilt wurde,wozuihreInformationen<br />
benutzt werden würden. Darinlag auch die Gefahr eines jeden IM-Berichts,weil kein IM steuernoder<br />
beeinflussen konnte,wie seine Informationen tatsächlich verwertet werden würden.<br />
So konnten scheinbareNebensächlichkeiten und dem IM als irrelevant erscheinende oder gar<br />
als grundsätzlich positiv dargestellte Zusammenhänge und Charaktereigenschaften in bestimmten<br />
MfS-Zusammenhängen das berühmte fehlende Teil im Puzzle darstellen. Allerdings<br />
hatte kein IM Kenntnisse über die tatsächliche Arbeitsweise des MfS, so dass kaum jemandem<br />
diese Funktion von IM-Berichten bewusst war. Die Auswirkungen von IM-Berichten lassen<br />
sich fast nie aus den IM-Vorgängen erkennen. Dafür müssten vielmehr jene Aktenvorgänge<br />
herangezogen werden, die über die beobachteten Personen geführt worden sind. Die oft von<br />
IM zu hörende Einschätzung,„man habe niemanden geschadet“, müsste korrekt heißen:„man<br />
habe niemanden schaden wollen“. Derzitierte Bericht vonFriedrich fiele in eine solche Kategorie;<br />
die wenigen Angaben über den konfessionell gebundenen Soldaten im Prinzip auch, da<br />
dessen Kirchengebundenheit bekannt war und diese wiederum in der DDR zwar nicht gerngesehen<br />
war,viele Christen und Christinnen deswegen auch Nachteile erdulden mussten oder in<br />
den 1950er Jahren sogar harten Verfolgungen ausgesetzt gewesen sind, aber rein formaljuristisch<br />
auch in der DDR nicht verfolgt werden konnte.<br />
Dasdritte Treffen fand am 18. Juli 1988 von18bis 20.30 Uhrwahrscheinlich im Dienstzimmer<br />
des Führungsoffiziers, zumindest aber im NVA-Dienstobjekt statt. Nun intensivierte der MfS-<br />
Offizier die Bearbeitung des christlichen Soldaten, dem er nun aufgrund der Berichte von<br />
Friedrich vorwarf, „christliches Gedankengut in die Einheit“ hineinzutragen (BStU, MfS, AIM<br />
12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl. 8). Nüchtern betrachtet nähert sich dieser Vorwurf dem Verdacht<br />
ideologischer Einflussnahme durch den Soldaten, was zumindest mit der Disziplinarordnung<br />
der NVA, im schweren Fall auch mit dem StGB der DDR hätte geahndet werden können. Friedrichs<br />
Beitrag dazu wäre minimal gewesen, aber er hätte mit seinen Informationen und Einschätzungen<br />
einen Mosaikstein dafür geliefert. Unter Anleitung des Führungsoffiziers schrieb<br />
Friedrich zwei Berichte.Imersten geht es um den Soldaten, mit dem er die katholische Kirche<br />
in Pritzwalk besuchte. Ernannte drei weitere Personen namentlich (zwei Soldaten und den<br />
schon erwähnten Zivilbeschäftigten), die ebenfalls anwesend waren. Voneinem Soldaten war<br />
die Freundin dabei, die er in der Kirche kennengelernt hatte. Erberichtete, dass eine „Junge<br />
Gemeinde“ nicht„funktioniere“. Dervon Friedrich zu beobachtende Soldat erzählte ihm,„dass<br />
sein jüngerer Bruder sich mit Ausreisegedanken Richtung BRD bzw.Westberlin trägt. Gleichzeitig<br />
aber machte er deutlich, dass er sich gegen diese Unternehmung ausgesprochen hat und<br />
einen solchen Schritt mißbilligen würde.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl. 10) Ein<br />
zweiter Bericht betrifft einen Unteroffizier. Friedrich schildertWachprobleme und Spannungen<br />
mit Vorgesetzten, wie sie aus vielen NVA-Kasernen überliefert sind. Der Unteroffizier erzählte,der<br />
Vorgesetzte wende „hinterhältige Methoden“ an. Beinächster Gelegenheit würde er<br />
diesen Hauptmann erwarten, „auf Anruf zu Boden zwingen und dann durch Warnschüsse erschrecken“<br />
(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.12). Solche Fantasien hegten viele Soldaten<br />
und Unteroffiziere, zuweilen wurden sie auch umgesetzt. In der anschließenden Untersuchung<br />
ging es dann immer um die Frage,obderWachhabende sich korrekt verhalten hatte,was<br />
überwiegend bejaht wurde.Indiesem vonFriedrich geschilderten Fall ist ohne weitereAktenrecherche<br />
nicht erkennbar,obdiese Idee in die Tatumgesetzt worden ist.<br />
Weiter schilderte Friedrich über diesen Unteroffizier, dass er die Konflikte, die er mit seinem<br />
Vorgesetzten habe, zur Eskalation bringen wolle. Der Hauptmann würde „die restliche seiner<br />
Dienstzeit mit ihm nicht mehr glücklich werden. Er meinte Aktionen in der Größenordnung<br />
Hptm. (= Hauptmann) XYZ durchzuführen. Ebenso Demonstrativhandlungen durchzuführen,<br />
die darauf hinauslaufen, dem (?) restlichen Personalbestand seine Unerschrockenheit und die<br />
Beherrschung des Hptm. XYZ durch ihn zu beweisen.“ DerUnteroffizier sei nicht gewillt,„seine<br />
Person den Erfordernissen des militärischen Alltags einzuordnen. Ausdruck würde dies darin<br />
finden, dass Dienst nach Vorschrift praktiziertwird, was bedeutet,“ dass Technik nicht einsatzbereit<br />
sei oder Dienstabläufe verschleppt würden. „Öffentliche Verunglimpfung der Offiziere<br />
wurde nicht ausgeschlossen.“ Unter Alkoholeinfluss sei der Unteroffizier schnell aggressiv und<br />
habe auch schon randaliert(BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.12-13). Wasweiter mit<br />
diesen den Unteroffizier belastenden Informationen geschah, ist aus den Unterlagen nicht ersichtlich.<br />
Am 25. August 1988 fand von19bis 20 Uhrdas vierte Treffen vonHolger Friedrich mit seinem<br />
Führungsoffizier, vermutlich wieder in dessen Dienstzimmer, statt. Zwei Berichte von Friedrich<br />
sind vondiesem Treffen überliefert. In einem eigenhändigen, den er mit einer veränderten<br />
Handschrift (durchgängig große Druckbuchstaben) verfasste,geht es um einen Soldaten, den<br />
Friedrich als „egozentrisch“ bezeichnet, der seine Ansprüche notfalls mit Gewalt durchsetze:<br />
„Hauptsächlich deutlich wird dies in seinen Bemühungen, so oft als möglich in den Ausgang<br />
bzw.Urlaub zu kommen.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.16) Weitaus belastender<br />
war Friedrichs Mitteilung, der Soldat äußerte nur wenige Tage zuvor „nach Nichtgewährung<br />
von Ausgang in den letzten 10 Tagen ..., daß er am nächsten Morgen den OvD und den Kommandeur<br />
der Abteilung erschießen würde.Weiterhin wurde erzählt, daß er auf einer vorherigen<br />
Wache hinter dem Eingang zum Med.-Punkt mit gezogenem Seitengewehr (= Bajonett) auf den<br />
OvD wartete,umdiesen zu erstechen.“ (ebd.) Mitsolchen Informationen könnte Friedrich versucht<br />
haben, sich selbst zu schützen, da er selbst strafrechtlich hätte belangt werden können,<br />
wenn die Tatausgeübt worden wäre und er zuvor den Verdacht nicht gemeldet hätte. Das traf<br />
auch auf andereInformationen zu, die er als IM weitergab.Allerdings hätte er solche Meldungen<br />
offiziell abgeben können (müssen), ohne IM gewesen zu sein. Derbetroffene Soldat jedenfalls,der<br />
als unüberlegt und unkontrollierthandelnd offenbar bekannt war,ist vomMfS strafrechtlich<br />
belehrtworden. Zugleich erfolgte eine Überprüfung des Mannes in den Speicherndes<br />
MfS (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.17). Einzweiter Bericht vonFriedrich ist nach<br />
einem Tonbandmitschnitt (nicht überliefert) vom Führungsoffizier zusammenfassend geschrieben<br />
worden (ein häufig angewandtes Verfahren von Führungsoffizieren). Dabei ging es<br />
um einen Soldaten, den er als sehr selbstbewusst bezeichnete und der sich vonniemanden einschüchtern<br />
ließe. Über politische Äußerungen oder private Lebensverhältnisse gab Friedrich<br />
in diesem Fall nichts zu Protokoll. Er betonte außerdem, dass der Soldat seinen dienstlichen<br />
Pflichten nachkomme (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil II, Bd. 1, Bl.18).Wieder Führungsoffizier<br />
in seiner Auswertung betonte, sei dieser Bericht zielgerichtet angefordert und erarbeitet worden,<br />
„um die Eignung vonXYZ als IMS zu prüfen. Ausdem Bericht gehen keine Hinweise hervor,<br />
welche einen Einsatz des genannten als IMS entgegenstehen.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89,<br />
Teil II, Bd. 1, Bl.19) Friedrich war also ohne Kenntnis einbezogen in den Versuch, einen Soldaten<br />
als potentiellen IM zu überprüfen.<br />
Ohne dass ein weiteres Treffen überliefertist, obwohl eines für den 8., ersatzweise 9. September<br />
verabredet gewesen sein soll, ist der IMS „Peter Bernstein“ am 21. Dezember 1988 an einen<br />
neuen Führungsoffizier übergeben worden (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.100-101).<br />
Dieser kannte den gesamten Werdegang des IM, auch den Umstand, dass er unter Druck angeworben<br />
worden war.Der erste Treff mit dem neuen Führungsoffizier fand erst am 16. Februar<br />
1989 im Dienstzimmer des MfS-Verbindungsoffiziers statt. Es dauerte nur 15 Minuten. Friedrich<br />
stand dem neuen Führungsoffizier ablehnend gegenüber.Indem maschinenschriftlichen<br />
Bericht über dieses Treffen, der sich nur unwesentlich von dem handschriftlichen des Führungsoffiziers<br />
unterscheidet, heißt es: „Die Zuführung des IMS erfolgte legendiert durch den<br />
Kdr. (=Kommandeur) der Abteilung Hptm. XYZ mit weiteren NVA-Angehörigen. Nach dem<br />
Vorstellen des MA (= Mitarbeiters; d.i. der neue Führungsoffizier) entwickelte sich nur sehr<br />
langsam ein Gespräch. DerMAteilte dem IMS mit, daß er über die vorangegangenen Probleme<br />
informiertsei. Es mache sich notwendig, in der Zukunft wieder intensiver in Kontakt zu treten.<br />
Während des gesamten Gespräches war der IMS in seinem Auftreten kühl und zurückhaltend.<br />
Er bekundete nochmals,daß er die Sache nicht freiwillig angefangen hat und sich daran in Zukunft<br />
nichts ändernwird. Freiwillig arbeitet er nicht mit unserem Organ zusammen. Trotz der<br />
ablehnenden Einstellung wurde mit dem IMS ein neuer Trefftermin vereinbart. Er wurde auf<br />
den 7.3.89 um 19 Uhrfestgelegt.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89,Teil II, Bd. 1, Bl.22) Handschriftlich<br />
schrieb der MfS-Vorgesetzte des neuen Führungsoffiziers unter diesen Bericht: „Nach dem<br />
nächsten Grundsatztreff entscheiden wir, obwir die inoff(izielle) ZA (= Zusammenarbeit) mit<br />
dem IMS weiterführen oder einstellen.“ (ebd.)<br />
Nach Aktenlage war die Zusammenarbeit zwischen Holger Friedrich und dem MfS danach beendet.<br />
Als Grund notierte das MfS „Ablehnung der Zusammenarbeit“ (BStU, MfS, AIM<br />
12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.103). In dem Abschlussbericht zum IM-Vorgang vom15. September<br />
1989 hielt der zuständige MfS-Mitarbeiter fest, dass in der „Kontaktierungsphase ... der Kandidat<br />
ehrlich und zuverlässig“ arbeitete.„EinvertraulichesVerhältnis konnte zwischen dem Kandidaten<br />
und dem Mitarbeiter nicht aufgebaut werden. Am 19.5.1988 erfolgte die Werbung auf<br />
der Grundlage polit(ischer) Überzeugung. Ausgehend voneinemWechsel des Mitarbeiters entzogsich<br />
der IMS der weiteren Zusammenarbeit unter dienstlichenVorwänden. Gegenüber diesem<br />
neuen Mitarbeiter äußerte der IMS, daß er eine Zusammenarbeit nur realisiert, weil er<br />
muß.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl. 15) Und auch in diesem Abschlussbericht<br />
heißt es rückblickend erneut: „Während der Treffdurchführung verhält sich der IMS reserviert,<br />
kühl und betonte mehrmals,daß er die Zusammenarbeit mit dem MfS nicht auf freiwilliger Basis<br />
angefangen hat und auch noch auf diesem Standpunkt steht. Bei Beachtung dieser Umstände<br />
und bei einer ruhigen, sachlichen Diskussion zu operativen Problemen ist der IMS auskunftsbereit<br />
und berichtet zu seinem unmittelbaren Umgangs- und Verbindungskreis auf der<br />
Grundlage der Aufgabenstellungen. In der weiteren Zusammenarbeit bildete sich beim IMS<br />
immer mehr eine ablehnende Haltung gegenüber dem MfS heraus und die Einstellung, daß<br />
seine Handlung nicht mehr mit seinem Gewissen zu vereinbaren ist. Gesellschaftlich war der<br />
IMS nicht aktiv.Erist Mitglied der SED.Auf Versammlungen und Diskussionen vertraternicht<br />
konsequent die Politik der Partei.“ (BStU, MfS, AIM 12523/89, Teil I, Bd. 1, Bl.106) Dieformelhafte<br />
Beschwörung, der IM habe auf der Grundlage politisch-ideologischer Überzeugung mit<br />
dem MfS zusammengearbeitet –eine MfS-Standardformulierung –verweist vorallem darauf,<br />
dass der IM nicht erpresst worden sei und keine finanziell-materiellen oder sonstigeVergünstigungen<br />
als Motive zur Zusammenarbeit hatte. Dass Holger Friedrich zur Zusammenarbeit<br />
nicht erpresst, aber sehr wohl genötigt wurde, war wiederum Teil des Plans, den OV zu beenden.<br />
Daswurde vomMfS häufig als „Wiedergutmachung“ bezeichnet.<br />
DerIM-Vorgang „Peter Bernstein“ ist im September 1989 beendet und im November 1989 ordnungsgemäß<br />
im Archiv des MfS (Abt. XII) abgelegt worden. Holger Friedrich ist am 28. August<br />
1989 aus dem Armeedienst entlassen worden (BStU, MfS, Karteikarte HA I/Äußere Abwehr/ZPDP).<br />
Nach eigenen Angaben begann er an der Pädagogischen Hochschule Potsdam<br />
einen Lehrgang, um in kürzester Zeit die Hochschulreife zu erwerben. Ausdieser Zeit stammt<br />
auch die letzte bekannte Notiz des MfS über Holger Friedrich. In einer Information der Bezirksverwaltung<br />
Potsdam des MfS (ZMA A1365), die sich auf einer Karteikarte handschriftlich niederschlägt,<br />
vermerkte ein MfS-Mitarbeiter am 1. November 1989: „macht an PäHoPdm politische<br />
Schwierigkeiten“ (BStU, MfS, Karteikarte HA 1/LSK -Rückseite). Acht Tage später fiel die<br />
Mauer.<br />
Bewertung<br />
1. Der OV„Habicht“ endete mit dem Beschluss, Holger Friedrich zur IM-Tätigkeit zu gewinnen.<br />
Diese erfolgte unter dem Druck, ansonsten strafrechtlich zur Verantwortung gezogen zu<br />
werden. Friedrich konnte nicht ahnen, dass das MfS internzuder Einsicht gekommen war,dass<br />
sich der Verdacht nach §254 StGB nicht bestätigt hatte,weil keine gerichtsnotorischen Beweismittel<br />
präsentiertwerden konnten.<br />
2. Der IM-Vorgang belegt, dass Holger Friedrich insbesondere inder „Kontaktierungsphase“<br />
den Eindruck zu vermitteln bemüht war, den Anforderungen des MfS an eine inoffizielle Zusammenarbeit<br />
gerecht zu werden.<br />
3. Zu konstatieren ist auch, dass Friedrich als IM überwiegend Offenkundiges berichtete. Es<br />
gibt zudem eine Diskrepanz zwischen den Einschätzungen des Führungsoffiziers über die abgegebenen<br />
Informationen Friedrichs und den in dem Vorgang dokumentierten Informationen<br />
in Form vonBerichten (eigenhändig oder Abschriften vomTonband).<br />
4. Die Informationen von Friedrich haben in einem Fall zu einer strafrechtlichen Belehrung<br />
eines Anderen geführt. Damit war u.U. ein erhebliches Einschüchterungspotential für den Betroffenen<br />
verbunden. WeitereFolgen, die durch Friedrichs Informationen zu konstatieren wären,<br />
ließen sich nur mit Akten, die über Dritte eventuell existieren, ersehen. Sehr wahrscheinlich<br />
erscheint das nicht.<br />
5. Die Informationen von Friedrich trugen keinen „politisch-ideologischen Charakter“. Entsprechende<br />
Aussagen zu Lasten Dritter finden sich in den Unterlagen nicht.<br />
6. Neben dem Umstand, wie Holger Friedrich zum IM gepresst wurde,ist bei der Beurteilung<br />
zu berücksichtigen, dass es nur wenige Treffen als IM gab,dass diese unter der besonderen Situation<br />
in einer Armeeeinheit zustande kamen (siehe dazu oben) und dass Holger Friedrich<br />
diese Zusammenarbeit, als ein neuer Führungsoffizier für ihn tätig wurde,beendete und dabei<br />
sofortbetonte,dass er diese nie freiwillig eingegangen wäre. DieZusammenarbeit als IM dauerte<br />
vonJuni bis August 1988. Es kam zu vier Treffen, vondenen insgesamt sechs Berichte überliefertsind.<br />
Zuvorkam es zu sieben Treffen in der „Kontaktierungsphase“ vonDezember 1987<br />
bis Mai1988.<br />
Empfehlung<br />
Wirempfehlen dem <strong>Berliner</strong> Verlag und den Redaktionen der „<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>“ und des „<strong>Berliner</strong><br />
Kuriers“, die MfS-Unterlagen über Holger Friedrich, die beim BStU verwahrtwerden, vollständig<br />
unter Beachtung des StUG und soweit erforderlich mit Zustimmung vonHolger Friedrich<br />
in geeigneter Form öffentlich zu machen.<br />
Marianne Birthler<br />
Berlin, den 10. Dezember 2019<br />
Dr.Ilko-Sascha Kowalczuk<br />
Der<br />
Akten-Bericht<br />
von Marianne<br />
Birthler und<br />
Ilko-Sascha<br />
Kowalczuk<br />
VI
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 – S eite 15<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Sie singt wieder –<br />
das Comeback der<br />
Jeanette Biedermann<br />
Seite 18<br />
Neue Investitionen: Die Kenia-Koalition genehmigt sich eine Finanzspritze Seite 19<br />
Neue Hinweise: Die Verbindung zwischen Dresdner Juwelenraubund Clanmilieu Seite 17<br />
Stadtbild<br />
Vorsicht<br />
Kontrolle!<br />
Lutz Schnedelbach<br />
warnt voreiner neuen<br />
Masche vonBetrügern<br />
Der BötzowkiezinFriedrichshain<br />
ist sehr beliebt bei seinen Bewohnern<br />
– leider auch bei Betrügern.<br />
Diesind mal wieder unterwegs.<br />
Ihre Masche ist neu. Bislang baten<br />
sie um ein Glas Wasser oder um einen<br />
Zettel. So wollen sie in die Wohnungen,<br />
um dann Wertsachen zu<br />
stehlen. Nungeben sie sich als Prüfer<br />
von Rauchmeldern aus –denn die<br />
sind ab Ende 2020 endgültig Pflicht.<br />
Nuntrafeseinen Bekannten. Der<br />
ist genau wie ich handwerklich äußerst<br />
unbegabt. Immer wieder müssen<br />
wir uns den Spruch vonden zwei<br />
linken Händen mit nur Daumen anhören.<br />
Wirkönnen nur nicken.<br />
Die Bösewichte trugen Uniformen,<br />
die auf dem ersten Blick denen<br />
der Feuerwehr ähnlich sahen. Sie<br />
hatten eine große Tasche dabei wie<br />
Handelsvertreter. Sie klingelten an<br />
der Wohnungstür des Bekannten<br />
und sagten, sie seien im Auftrag der<br />
Feuerwehr unterwegs, um die<br />
Rauchmelder zu überprüfen. Er<br />
glaubte ihnen, denn ein paar Tage<br />
zuvor hatte der Hausmeister bei ihm<br />
Rauchmelder installiert. Unklar ist,<br />
woher die Täter das wussten.<br />
Einer der beiden angeblichen<br />
Fachleute stieg im Wohnzimmer auf<br />
eine Leiter,hantierte kurzmit einem<br />
Schraubendreher herum und schüttelte<br />
den Kopf. Derweil war sein<br />
Komplize allein im Schlafzimmer<br />
und suchte nach Wertsachen.<br />
Die Polizei kennt diese Masche<br />
und warnt davor.Sie kann aber nicht<br />
viel gegen die Betrüger tun. Sie sind<br />
kaum zu fassen. Es sei denn, ein Mieter<br />
könnte sie detailliertbeschreiben<br />
und erstattet auch noch Anzeige.<br />
Aber das machen nur die wenigsten.<br />
Denmeisten ist es peinlich, auf diese<br />
Artübertölpelt worden zu sein.<br />
Mein Bekannter bescheinigte den<br />
Betrügern ein gewisses schauspielerisches<br />
Talent. Als sie im Schlafzimmer<br />
nichts gefunden hatten, griffen<br />
sie zu Masche Nr.2.Sie beanstandeten<br />
die miese Qualität der Rauchmelder.<br />
Es seien alte Modelle, die<br />
nichts taugen. Damit nicht genug.<br />
Sie empfahlen andere Geräte –die<br />
sie natürlich ganz zufälligerweise im<br />
großen Koffer dabei hatten.<br />
Mein Bekannter ließ seine nagelneuen<br />
Geräte austauschen. Er zahlte<br />
50 Euro pro Stück. Später erfuhr er,<br />
dass die Dinger im Baumarkt nur 20<br />
Euro kosten. Und dass sie viel<br />
schlechter sind, als jene Geräte, die<br />
ihm der Hausmeister eingebaut<br />
hatte und die die Betrüger mitgenommen<br />
hatten. Natürlich.<br />
Ich habe noch keine Rauchmelder.<br />
Meine Hausverwaltung hat gesagt,<br />
dass sie den Besuch des Hausmeisters<br />
rechtzeitig anmelden wird.<br />
Immerhin weiß ich nun: Es gibt<br />
keine staatlichen Rauchmelderüberprüfer,<br />
die hinterher vorbeikommen.<br />
Auch Feuerwehrleute kommen<br />
nicht einfach ungebeten ins Haus<br />
und besuchen die Mieter. Polizisten<br />
übrigens auch nicht.<br />
Mein Bekannter hat gesagt, er<br />
habe sich die Rauchmelder aufschwatzen<br />
lassen, weil er Angst vor<br />
Feuer hat. Die Betrüger kamen ihm<br />
dann noch mit Masche Nr. 3. Er<br />
sollte einen langjährigen Wartungsvertrag<br />
für die Dinger unterschreiben<br />
und natürlich bar im Voraus bezahlen.<br />
Dashat er dann nicht getan.<br />
Milliarden für Berlin<br />
Die größten und wichtigsten Projekte der drei Regierungsparteien im Doppelhaushalt 2020/21<br />
VonAnnika Leister<br />
Mammutsitzung für das<br />
Abgeordnetenhaus –<br />
am Donnerstag wurde<br />
der Doppelhaushalt<br />
für die Jahre 2020/21 diskutiert. Es<br />
ging um ein Milliardenpaket, das<br />
diktiert, welche Politik der rot-rotgrüne<br />
Senat in den kommenden<br />
zwei Jahren für Berlin machen wird.<br />
ÖPNV ausbauen<br />
Der Ausbau des Nahverkehrs ist ein Anliegen<br />
der Koalition, besonderes Interesse daran haben<br />
aber die Grünen –denn zurzeit ist das häufigste<br />
und stichhaltigste Argument gegen ihreAnti-Auto-<br />
Politik: Es fehlen die Alternativen. DiePläne stehen<br />
zum Teil schon: Biszu1500 U-Bahnwagen müssen<br />
neu angeschafft werden, die Taktungen sollen so<br />
erhöht werden. Auch bei der S-Bahn müssen mehr<br />
als 1300 neue Wagen her,Betrieb und Instandhaltung<br />
für große Teile des Streckennetzes werden gerade<br />
ausgeschrieben –inder größten Ausschreibung,<br />
die es für die <strong>Berliner</strong> S-Bahn jemals gab.Für<br />
die Jahre 2020 und 2021 hat Berlin für das Riesenprojekt<br />
zur Stärkung des ÖPNV 3,3 Milliarden Euro<br />
in den Haushalt eingestellt. Doch die erbitterten<br />
Diskussionen werden weitergehen: Verwendet<br />
man das Geld auch für den Bau neuer U-Bahn-<br />
Tunnel? Oder fließt mehr in neue Straßenbahnen?<br />
Mieten deckeln<br />
Der Mietendeckel ist zurzeit das Projekt des Senats<br />
mit der bundesweit größten Strahlkraft.<br />
Ursprünglich kam die Idee zum Deckel aus der<br />
SPD,mit der Bausenatorin Katrin Lompscher sind<br />
aber jetzt die Linken mit der Umsetzung betraut –<br />
und werden auch für eine schlechte Bilanz den<br />
Kopf hin halten müssen. Haushaltspolitisch ist der<br />
Deckel kein einfaches Unterfangen, schließlich ist<br />
die Idee spontan aus der Not der Wohnungskrise<br />
entstanden, der Entwurf wurde in Marathonsitzungen<br />
in wenigen Monaten durch das Parlament<br />
gepeitscht. Früh merkten Kritiker an: Um den Deckel<br />
nicht zur reinen PR-Kampagne verkommen<br />
zu lassen, müssten dringend neue Stellen geschaffen<br />
werden, die auch kontrollieren, was im Gesetz<br />
steht. Dieser Doppelhaushalt soll dieses Personal<br />
liefern: 48 Stellen sollen in den Bezirken entstehen,<br />
130 in der Hauptverwaltung und 20 weitere<br />
für Querschnittsthemen. Kostenpunkt: elf Millionen<br />
Euro in 2020, 40 Millionen in 2021.<br />
Beamte entlasten<br />
Das einzige wirklich große und zugleich neue<br />
Projekt der SPD in diesem Haushalt ist die<br />
Hauptstadtzulage. Mehr als 230 Millionen Euro<br />
wurden dafür eingestellt. Nach Vorstellung der<br />
SPD sollen Beamte und Landesangestellte ein<br />
BVG-Ticket erhalten und eine Zulage von150 Euro<br />
proMonat. Grund: DieBeamten und Angestellten<br />
hätten in den Sparjahren lange gedarbt, keine Gehaltserhöhungen<br />
erhalten, stünden im Ländervergleich<br />
immer noch schlecht da –was auch dazu<br />
führe, dass die <strong>Berliner</strong> Verwaltung neue Stellen<br />
nur schlecht besetzt bekommt. Vondem unverhofften<br />
Geldsegen wollen allerdings viele, viele<br />
Gruppen profitieren, der Streit darum ist gerade<br />
erst entbrannt. Der Geldtopf aber ist begrenzt.<br />
Unddie Koalitionspartner könnten den Sozialdemokraten<br />
noch einen Strich durch die Rechnung<br />
machen –die Grünen nämlich halten zwar viel<br />
vomBVG-Ticket, aber nicht vonder Mittelverteiligung<br />
nach dem „Gießkannenprinzip“.<br />
Insgesamt sieht der Doppelhaushalt<br />
Ausgaben von 31 Milliarden<br />
Euro im nächsten und von32,3 Milliarden<br />
Euro im übernächsten Jahr<br />
vor. Größter Posten dabei sind die<br />
Personalausgaben, die pro Jahr mit<br />
mehr als 10 Milliarden zu Buche<br />
schlagen. Für die Schuldentilgung<br />
sind in beiden Jahren zusammen<br />
etwa 460 Millionen Euro vorgesehen<br />
–noch hat Berlin Verbindlichkeiten<br />
GRÜNE<br />
DIE LINKE<br />
SPD<br />
in Höhe von 57Milliarden Euro zu<br />
begleichen. Doch es gibt auch Raum<br />
für Investitionen: 5,3 Milliarden Euro<br />
sind für beide Jahreeingeplant.<br />
Besonders um diese Posten haben<br />
die drei Regierungsparteien in den<br />
vergangenen Monaten hart gerungen<br />
–und einige ganz neue und kostenintensiveProjekte<br />
hineinverhandelt. Die<br />
SPD spricht von dem „größten Konjunkturpaket,<br />
das Berlin je gesehen<br />
hat“, die Grünenvon dem„mutigsten<br />
Ökopaket aller Zeiten“, die Linke von<br />
einem wichtigen Schritt hin zur „solidarischen<br />
Stadt“. DieOpposition kritisierte<br />
den Doppelhaushalt am Donnerstag<br />
scharf als zu teuer und als an<br />
den Problemen der Stadt vorbei geplant.<br />
Unten die wichtigsten, neusten<br />
und größten Projekte der rot-rot-grünen<br />
Regierung im Überblick.<br />
Bäume pflanzen<br />
Lange haben die Grünen dafür gekämpft, in diesem<br />
Jahr haben sie es geschafft: Jeder Baum,<br />
den die zwölf Bezirke neu pflanzen, wird inZukunft<br />
kostendeckend mit 80 Euro vomLand gefördert.<br />
Aus Sicht der Grünen ist das schon lange<br />
überfällig. Bisher zahlte das Land den Bezirken<br />
nur 40 Euro proBaum. Rote Zahlen schrieben also<br />
automatisch jene, die sich Mühe gaben. Zugleich<br />
war das Personal in den Amtsstuben zu knapp.Die<br />
Grünen hoffen, die Abwärtsspirale mit der stattlichen<br />
Finanzspritze von insgesamt 14,8 Millionen<br />
Euro proJahr zu durchbrechen. Undwissen auch:<br />
Der Baum vor der eigenen Haustür hat nicht nur<br />
für die Grünen-Basis eine besondere emotionale<br />
Bezugsgröße. Die größte Sorge der Grünen ist,<br />
dass das Geld vom Land im Beton versickert,<br />
wenn CDU- oder SPD-Stadträte nötig sind, um es<br />
in Stadtgrün zu investieren.<br />
Boden kaufen<br />
Der Bodenankauf-Fonds kommt aus der<br />
Ideenschmiede der Linken und soll in Zukunft<br />
einen Paradigmenwechsel in der Bodenpolitik<br />
des Landes bewirken: Eine öffentliche Gesellschaft<br />
soll in den nächsten Monaten neu gegründet<br />
werden, die in Zukunft Grundstücke aufkaufen<br />
soll, auf denen Kitas, Schulen, Parks,<br />
Verwaltungsgebäude oder Einrichtungen für<br />
Kunst und Kultur errichtet werden könnten. Die<br />
Linke will Grundstücke auch gezielt „auf Vorrat“<br />
kaufen lassen, zurzeit muss das Land immer einen<br />
unmittelbaren Bedarfnachweisen. Durchdas vorausschauende<br />
Aufkaufen von Grundstücken, so<br />
hoffen die Linken, werden auch die Preise für den<br />
Landeshaushalt sinken. Der Zeitplan zur Gründung<br />
der neuen Gesellschaft ist noch unkonkret,<br />
in der Finanzverwaltung kursieren erste Papiere<br />
dazu. Im Doppelhaushalt ist schon jetzt eine Verpflichtungsermächtigung<br />
in Höhe von250 Millionen<br />
Euro für den Fonds eingeplant.<br />
Schulen stärken<br />
Die SPD stellt seit Mitte der 90er-Jahre ohne<br />
Unterbrechung den Bildungssenator. Indiesem<br />
Jahr startete sie einige Kostenlos-Initiativen,<br />
die im Haushalt weiterfinanziertwerden müssen,<br />
zum Beispiel das Gratis-Schulessen bis zur sechsten<br />
Klasse. Die Schulen aber beklagen: Sie haben<br />
oft Probleme, die neuen Esser unterzubringen,<br />
der Platz fehlt. Deshalb hat Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres vorab dafür gesorgt, dass im<br />
Doppelhaushalt fünf Millionen Euro extra für ein<br />
Mensa-Programm eingestellt werden. Sauberer<br />
sollen die Schulen auch werden –16Millionen<br />
Euro zahlt das Land den Bezirken dafür jetzt zusätzlich.<br />
Ebenfalls neu und in 2020 und 2021 jeweils<br />
fünf Millionen Euro teuer: die „Berlin Challenge“.<br />
Hier können sich aus den Brennpunkt-Bezirken<br />
Mitte,Marzahn, Neukölln und Spandau jeweils<br />
vier Schulen bewerben, um zusätzliche<br />
Förderung zu erhalten und sich externes Personal<br />
holen, um Defizite auszugleichen.<br />
NACHRICHTEN<br />
Protest gegen Umbau der<br />
Hedwigskathedrale<br />
Im Streit um die Hedwigskathedrale<br />
haben die Gegner des Umbaus eine<br />
Parlamentsuntersuchung gefordert.<br />
Dievon Politik und Verwaltung genehmigten<br />
„illegalen Eingriffe“ in<br />
der Hauptkirche der Katholiken<br />
müssten bis zu einer anhängigen<br />
Gerichtsentscheidung gestoppt werden,<br />
erklärte der Verein der Freunde<br />
der Hedwigskathedrale am Donnerstag.<br />
Mitdem geplanten Abriss<br />
des Innenraumes werdeein zentraler<br />
Kirchenbau der Nachkriegszeit<br />
unwiederbringlich zerstört. (dpa)<br />
Paypal-Konkurrent Klarna<br />
will sich in Berlin ansiedeln<br />
DerZahlungsanbieter Klarna eröffnet<br />
nächstes Jahr einen neuen<br />
Standortfür mehr als 500 Beschäftigte<br />
in Berlin –und zwar in einem<br />
früheren Parkhaus in Mitte.Das<br />
teilte das schwedische Unternehmen<br />
am Donnerstag mit. (dpa)<br />
Tegel behält Hubschrauber<br />
der Flugbereitschaft<br />
In Tegel sollen auch nach der Schließung<br />
des Flughafens Hubschrauber<br />
der Flugbereitschaft der Bundesregierung<br />
starten und landen. Diedrei<br />
Cougar-Maschinen sollen voraussichtlich<br />
bis 2029 auf dem militärischen<br />
Teil des heutigen Flughafenareals<br />
bleiben, sagte ein Sprecher der<br />
Flugbereitschaft. (dpa)<br />
Reinickendorfer BVV<br />
gegen Mietendeckel<br />
DieBezirksverordnetenversammlung<br />
(BVV)von Reinickendorfhat<br />
sich gegen den Mietendeckel ausgesprochen.<br />
Das„fragwürdige und<br />
nach Einschätzung vonExperten<br />
verfassungswidrige Gesetz“ verhindereInvestitions-<br />
und Modernisierungsmaßnahmen,<br />
heißt es in dem<br />
Beschluss vomMittwoch. DerSenat<br />
wirdaufgerufen, das Gesetz zurückzunehmen.<br />
CDU, AfD und FDP<br />
stimmten für den Beschluss. (ulp.)<br />
Radfahr-Unfälle: eine Tote<br />
und ein Schwerverletzter<br />
Erneut ist eine Radfahrerin tödlich<br />
verunglückt: Die69-jährige Frau<br />
starb am Mittwochnachmittag,<br />
nachdem ein Autofahrer an der<br />
Charlottenburger Schlossbrücke<br />
eine rote Ampel überfahren und sie<br />
erfasst hatte.Für Freitag um<br />
17.30 Uhrist eine Mahnwache am<br />
Unglücksortgeplant. Am Donnerstag<br />
erfasste ein Lkw beim Rechtsabbiegen<br />
in Treptoweinen Radfahrer.<br />
Er kam mit schweren Verletzungen<br />
in eine Klinik. (dpa)<br />
Der Radfahrer wurde von dem Lkw erfasst<br />
und eingeklemmt.<br />
MORRIS PUDWELL
16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Drei Prozent<br />
der Schüler<br />
depressiv<br />
DAK-Studie: <strong>Berliner</strong> Kinder<br />
stärker betroffen als andere<br />
Ein Viertel der <strong>Berliner</strong> Schüler<br />
geht laut einer Studie der DAK-<br />
Krankenkasse unter ihren Versicherten<br />
wegen psychischer Erkrankungen<br />
zum Arzt. Für ihren Report hat<br />
die Kasse die Abrechnungsdaten von<br />
rund 16 100 <strong>Berliner</strong> Kindernund Jugendlichen<br />
zwischen 10 und 17 Jahren<br />
für das Jahr 2017 ausgewertet.<br />
Am häufigsten waren Diagnosen zu<br />
Entwicklungs- und Verhaltensstörungen.<br />
Bei rund 3Prozent der Kinder<br />
und Jugendlichen wurde 2017<br />
eine Depression diagnostiziert, bei<br />
2,4 Prozent eine Angststörung.<br />
Die bundesweiten Ergebnisse<br />
dieser Studie hatte die Kasse bereits<br />
im November vorgestellt. Demnach<br />
diagnostizierten Ärzte nur bei<br />
1,9 Prozent der DAK-versicherten<br />
Schüler in diesem Alter eine zumeist<br />
mittelschwere depressive Episode<br />
und bei 2,2 Prozent eine Angststörung.<br />
Im Vergleich dazu liegen die<br />
<strong>Berliner</strong> Zahlen höher.<br />
Alle psychischen Erkrankungen<br />
bei Kindern und Teenagern zusammen<br />
machten im Bundesschnitt<br />
rund ein Viertel (24 Prozent) aller<br />
Diagnosen bei DAK-Versicherten<br />
aus. InBerlin waren es mit 25 Prozent<br />
(4014 Fälle) ähnlich viele.<br />
In der Hauptstadt fielen vorallem<br />
jüngere Schulkinder am häufigsten<br />
durch Entwicklungsstörungen auf,<br />
heißt es im DAK-Bericht. Dazu gehören<br />
zum Beispiel Sprach- und<br />
Sprechstörungen. Ebenfalls sehr verbreitet<br />
bei den Diagnosen seien auch<br />
Verhaltensstörungen wie etwa das<br />
Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom<br />
(ADHS).<br />
Leidensdruck mit 17 besonders arg<br />
Beiden affektiven Störungen, zu denen<br />
Depressionen gehören, sei der<br />
Leidensdruck bei den 17-Jährigen<br />
besonders hoch. Unter den DAK-<br />
Versicherten waren 6,5 Prozent dieser<br />
Teenager deshalb in Behandlung.<br />
Dazu kamen 4,4 Prozent mit der Diagnose<br />
Angststörung. Der Verschreibungsanteil<br />
von Antidepressiva lag<br />
bei Mädchen um 75 Prozent höher<br />
als bei Jungen. Jeder zehnte depressive<strong>Berliner</strong><br />
Teenager wirdnach den<br />
DAK-Daten mindestens einmal im<br />
Jahr im Krankenhaus behandelt –im<br />
Durchschnitt rund einen Monat<br />
lang.<br />
Dass Depressionen nicht allein<br />
ein Thema für Erwachsene sind, ist<br />
bekannt. „Wir gehen von etwa zwei<br />
betroffenen Kindernpro Schulklasse<br />
aus“, sagt Ulrich Hegerl, Vorsitzender<br />
der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.<br />
Der Psychiater schätzt die<br />
Zahlen der Kasse als realistisch ein.<br />
DieStiftung geht davon aus,dass im<br />
Vorschulalter ein Prozent der Kinder<br />
und im Grundschulalter rund zwei<br />
Prozent betroffen sind. BeiJugendlichen<br />
stiegen die Raten dann an: Zwischen<br />
12 und 17 Jahren seien es drei<br />
bis zehn Prozent Betroffene.<br />
Bei Teenagern kann es für Laien<br />
schwer sein, Anzeichen für eine Depression<br />
vom normalem „Pubertieren“<br />
mit heftigen Stimmungsschwankungen<br />
zu unterscheiden.<br />
Für Fachleute sei es jedoch recht gut<br />
möglich, zum Beispiel Gefühle von<br />
innerer Versteinerung zu erkennen,<br />
so Hegerl.<br />
Insgesamt flossen in den regionalisierten<br />
Reportfür das Land Berlin<br />
die Abrechnungsdaten von rund<br />
38 000 Kindern und Jugendlichen<br />
im Alter von 0bis 17 Jahren sowie<br />
deren Eltern aus den Jahren 2016<br />
und 2017 ein. Das entspricht nach<br />
Angaben der Kasse rund 6,5 Prozent<br />
aller <strong>Berliner</strong> Kinder und Jugendlichen.<br />
Insgesamt zählten im Report bei<br />
Kindern und Jugendlichen Atemwegsprobleme<br />
(51 Prozent) und Infektionen<br />
(33 Prozent) zu den häufigsten<br />
Erkrankungen bei den 10- bis<br />
17-Jährigen. Psychische Erkrankungen<br />
folgten mit 25 Prozent auf dem<br />
dritten Platz. (dpa)<br />
Weihnachten unter Wasser<br />
Nur die Taufe zählt<br />
Streit um Kirchensteuer: Eine 66-jährige Frau muss zahlen, obwohl ihre Eltern austraten, als sie ein Kind war<br />
VonJulia Haak<br />
Gabriele V. kann sich nicht<br />
daran erinnern, jemals<br />
Mitglied der evangelischen<br />
Kirche gewesen zu<br />
sein. Fast 60 Jahre lang hat sie daran<br />
geglaubt, nicht gläubig zu sein. So<br />
stellt sie ihr Verhältnis zur Religion<br />
selbst dar.Das <strong>Berliner</strong> Verwaltungsgericht<br />
machte ihr allerdings am<br />
gestrigen Donnerstag klar, dass sie<br />
zumindest formaljuristisch in dieser<br />
Sache falsch liegt. Weil ihre Eltern in<br />
den 50er Jahren zwar selbst aus der<br />
Kirche austraten, für ihr kleines Kind<br />
allerdings nicht eigens den Austritt<br />
erklärten, muss Gabriele V. jetzt Kirchensteuer<br />
nachzahlen.<br />
Das Verwaltungsgericht in Moabit<br />
hat schon häufig mit Kirchensteuerfragen<br />
zu tun gehabt. Oft ziehen<br />
ehemalige DDR-Bürger vor Gericht,<br />
weil die Kirchen zu DDR-Zeiten<br />
auf dem Staatsgebiet der<br />
sozialistischen Republik nur sehr<br />
eingeschränkt Steuern erheben<br />
konnten und die Nachwirkungen<br />
sich noch immer bemerkbar machen.<br />
Der Fall von Gabriele V. ist allerdings<br />
ein besonderer.<br />
Sozialistisch und atheistisch<br />
Wahrscheinlich war es ein eigenartiger<br />
Moment für Gabriele V.,als sie<br />
vor ein paar Jahren vom Finanzamt<br />
Prenzlauer Berg, der Bezirk, in dem<br />
sie wohnt, einen Fragebogen erhielt,<br />
mit dem ihre Zugehörigkeit zu einer<br />
Religionsgemeinschaft abgefragt<br />
wurde.GabrieleV. ist 66 Jahrealt. Geboren<br />
und aufgewachsen ist sie in<br />
Bitterfeld. Sie sei sozialistisch, weltlich<br />
und atheistisch erzogen worden,<br />
ging zur Jugendweihe, heiratete<br />
standesamtlich, gab ihr Anwalt am<br />
Donnerstag vor Gericht an. Sie habe<br />
gar keinen Anlass gehabt, etwas anderes<br />
anzunehmen, als dass sie konfessionslos<br />
sei. So gab sie es jedenfalls<br />
auf besagtem Fragebogen an.<br />
Als die Kirchensteuerstelle ihre<br />
Angaben allerdings überprüfte,<br />
stellte sich heraus, dass Gabriele V.,<br />
Einnahmen aus Kirchensteuern der EKBO*<br />
*Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz<br />
Angaben in Millionen Euro<br />
197,40<br />
210,19<br />
229,39<br />
2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
Dem Stachelrochen ist wohl noch nicht feierlich zumute, wohl aber<br />
den TauchernimSea Life Aquarium in Mitte.Zur Freude der Zuschauer<br />
wurden die Fische am Donnerstag nämlich in vorweihnachtlicher Atmosphäregefüttert–die<br />
Taucher waren verkleidet als Engel und Weihnachtsmann,<br />
oder Nikolaus. Sogenau kann man es nicht sagen, aber<br />
den Fischen dürfte das wohl auch herzlich egal sein, Hauptsache,Futter!<br />
Gefüttert wird täglich um 11.30 Uhr, um 13.30 Uhr und um 15.30<br />
Uhr. (BLZ)<br />
238,80<br />
249,23<br />
258,85<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: EKBO<br />
getauft ist. Die Taufe erfolgte 1953,<br />
zwei Monate nach ihrer Geburt. Ihre<br />
Eltern traten 1956 und 1958 aus der<br />
Kirche aus. Die Tochter kann sie<br />
heute nicht mehr befragen. Sie sind<br />
nicht mehr am Leben. Details hätten<br />
an der Sachlage aber vermutlich<br />
auch nichts verändert.<br />
Im Oktober 2011 bestätigte die<br />
Evangelische Kirchengemeinde Bitterfeld<br />
der Kirchensteuerstelle auf<br />
deren Anfrage, dass die Klägerin<br />
1953 getauft worden sei. Daraufhin<br />
verlangte das Finanzamt für 2012<br />
und 2013 Kirchensteuern von Gabriele<br />
V.,zusammen fast 2000 Euro.<br />
Infolge ihrer Taufe und mangels Kirchenaustritts<br />
sei sie Kirchenmitglied<br />
und damit kirchensteuerpflichtig,<br />
befand das Amt. Gabriele V. widersprach.<br />
Als sie so nicht weiter kam,<br />
klagte sie vor dem Verwaltungsgericht.<br />
Für GabrieleV. steht fest, dass ihre<br />
Eltern seinerzeit mit ihrem Austritt<br />
auch den ihrer Tochter miterklärten.<br />
Sie sei schließlich erst fünf Jahre alt<br />
gewesen, als der zweite Elternteil die<br />
Kirche verließ und damit weit entfernt<br />
voneiner eigenen Geschäftsfähigkeit.<br />
Eine Kirchenmitgliedschaft<br />
sei ihr all die Jahre auch nicht bewusst<br />
gewesen. Überdies verstoße<br />
die Anbindung der Kirchenmitgliedschaft<br />
an die Säuglingstaufe gegen<br />
das Gesetz über die religiöse Kindererziehung.<br />
Wollte man dies anders<br />
sehen, sei ihre Kirchensteuerpflicht<br />
jedenfalls mit dem Untergang der<br />
DDR untergegangen. Sie erhebt ferner<br />
Einwände gegen die Informationserhebung<br />
der Kirchensteuerstelle<br />
bei ihr und der genannten Kirchengemeinde.<br />
VorGericht wird die Begründung<br />
der Klage verlesen. DieFormulierungen<br />
darin sind drastisch. Die Erhebung<br />
und Weitergabe der Daten sei<br />
unzulässig. Es ist voneinem planmäßigen<br />
Vorgehen der Kirche die Rede<br />
und von einem Eingriff in die negative<br />
Religionsfreiheit – also das<br />
Grundrecht darauf, keiner Religion<br />
anzugehören. Es fallen die Worte<br />
Amtsanmaßung, Betrug und Urkundenfälschung.<br />
Die Klägerin greift<br />
grundsätzliche Regelungen an, wie<br />
etwa, dass die evangelischen Kirchen<br />
im Bereich der Neuen Länder<br />
mit der Wiedervereinigung überhaupt<br />
noch Teil der Evangelischen<br />
Kirche Deutschlands sind. Sie sieht<br />
den Datenschutz und ihr Recht auf<br />
informelle Selbstbestimmung verletzt.<br />
Der Vertreter der Kirche sieht<br />
all das anders. Die Klägerin habe<br />
Kenntnis vomAustrittder Elternaus<br />
der Kirche gehabt. Die Gesetzeslage<br />
sei klar. Die Klägerin trage die Beweispflicht,<br />
sie muss also nachweisen,<br />
dass sie aus der Kirche ausgetreten<br />
ist. Auch zu DDR-Zeiten habe es<br />
Formularegegeben, womit Elternerklären<br />
konnten, dass ihreKinder aus<br />
der Kirche austreten sollen. Im Körperschaftsrecht<br />
und dem Kirchenstaatsvertrag<br />
seien alle Zuständigkeiten<br />
und auch die Beitreibung der<br />
Kirchensteuer durch die Finanzämter<br />
hinreichend geregelt.<br />
Am Nachmittag teilt das Gericht<br />
das Urteil mit: Die Klage wird abgewiesen.<br />
Durch die Taufe sei Gabriele<br />
V. Mitglied der evangelischen Kirche<br />
geworden und der Austritt der Eltern<br />
habe nicht automatisch zur Folge gehabt,<br />
dass sie ebenfalls die Kirche<br />
verlässt. Siesei deshalb steuerpflichtig.<br />
Gabriele V. wirddas Kirchensteuergeld<br />
deshalb nicht zurück bekommen.<br />
Für das Jahr 2012 zahlt sie<br />
981,45 Euro und für 2013 sind es<br />
896,22 Euro. 2014 ist sie dann formaljuristisch<br />
korrekt aus der Kirche<br />
ausgetreten.<br />
Staat und Kirche<br />
GETTY<br />
DerVerein„Institut fürWeltanschauungsrecht“<br />
begleitet den Fall vonGabriele<br />
V.. Auf der Internetseite<br />
schreibt der Verein: „Ziel dieses Verfahrens<br />
ist es insbesondere, das Vorgehen<br />
der Kirche als Verstoß gegen<br />
die nationalen und europäischen<br />
Datenschutzgesetze zuqualifizieren<br />
und die in Berlin gängige Praxis der<br />
Ansiedlung der Kirchensteuerstellen<br />
in den Finanzämtern als verfassungswidrigen<br />
Verstoß gegen das<br />
Trennungsgebot zu beenden.“ Das<br />
ist mit diesem Verfahren allerdings<br />
nicht gelungen.<br />
Julia Haak<br />
berichtet seit Jahren über<br />
Kirche und Religion<br />
POLIZEIREPORT<br />
Betrunkener attackiertBeamte.<br />
EinBetrunkener hat einem Polizisten<br />
in Mitte mit einer Armbanduhr<br />
aus Metall um die Faust ins Gesicht<br />
geschlagen. Der26Jahrealte Beamte<br />
erlitt bei der Attacke in der Nacht<br />
zum Donnerstag am Schiffbauerdamm<br />
eine Platzwunde am Kopf,<br />
wie die Polizei mitteilte.Der Verdächtige<br />
verletzte zudem eine Polizistin<br />
an der Hand, einen weiteren<br />
Polizisten an der Schulter.Die Beamten<br />
wollten den Mann laut Polizei<br />
aus einem Lokal hinausgeleiten, um<br />
eine Körperverletzung aufzuklären.<br />
Doch er leistete Widerstand und beleidigte<br />
die Polizisten. Er wurde festgenommen.<br />
Ihmwurde Blut abgenommen.<br />
Passanten antisemitisch beleidigt.<br />
EinBetrunkener hat am Mittwochabend<br />
in Mitte wahllos Passanten<br />
antisemitisch beleidigt. Alarmierten<br />
Polizisten verweigerte der 43-Jährige<br />
in der Reinickendorfer Straße die<br />
Herausgabe seiner Personalien,<br />
teilte die Polizei am Donnerstag mit.<br />
Er forderte sie stattdessen auf, mit<br />
ihnen zu kämpfen und beschimpfte<br />
sie.Der 43-Jährige wurde festgenommen.<br />
Gegen ihn wirdwegen des<br />
Verdachts auf Volksverhetzung ermittelt.<br />
Bankgebäude mit Farbe beschmiert.<br />
Unbekannte haben die Fassadeund<br />
den Eingangsbereich eines Bankgebäudes<br />
in Friedrichshain beschmiert.<br />
EinMitarbeiter des Sicherheitsdienstes<br />
rief die Beamten in der<br />
NachtzuDonnerstag zu dem Gebäude<br />
in die Mollstraße,wie die Polizeimitteilte.Insgesamt<br />
wurde eine<br />
Fläche vonzehn mal 5Meternbeschmiert.<br />
DerStaatsschutz ermittelt.<br />
Die Feuerwehr musste in Neukölln einen<br />
Wohnungsbrand löschen. MORRIS PUDWELL<br />
Container blockiertFeuerwehr.<br />
EinAdventskranz hat in der Nachtzu<br />
Donnerstag einen Wohnungsbrand<br />
in Neukölln ausgelöst. Dabei wurde<br />
ein Mensch vonden Flammen in der<br />
Küche eingeschlossen. Als die Feuerwehr<br />
den Bewohner des Mehrgeschossers<br />
in der Heidelbergerstraße<br />
retten wollte,wurde sie vonzweiin<br />
der Feuerwehrzufahrt abgestellten<br />
Schuttcontainernblockiert. Der<br />
Mieter konnte deshalb nicht per<br />
Drehleiter gerettet werden. DieFeuerwehrleute<br />
mussten stattdessen die<br />
Wohnungstür aufbrechen und sich<br />
durch Rauch, Qualm und Feuer<br />
kämpfen.Der Eingeschlossene<br />
wurde schwer verletzt und mit einem<br />
Rettungswagen in eine Spezialklinik<br />
gebracht. Zudem wurden nach<br />
Angaben eines Sprechersacht weitereMieter<br />
aus dem völlig verqualmten<br />
Haus in Sicherheit gebracht. Wegen<br />
der Container wurde Anzeige erstattet,<br />
die Baufirma räumte sie am<br />
Donnerstag weg.<br />
Haft für tödliche Messerattacke.<br />
Nach einemtödlichen Messerangriff<br />
auf einen 40 Jahrealten Mann in<br />
Neukölln vorknapp elf Monaten ist<br />
ein Angeklagter zu elf Jahren Gefängnis<br />
verurteilt worden. Der38-Jährige<br />
habe sich des Totschlags schuldig gemacht,<br />
begründete das Landgericht<br />
am Donnerstag. Er habe denGeschädigten,<br />
den er seit vielen Jahren<br />
kannte, aufeinem Gehweg mitder<br />
Faustgeschlagen und dann vier Mal<br />
auf das Opfer eingestochen. Einmitangeklagter<br />
Bruder des38-Jährigen<br />
erhielt wegen gefährlicher Körperverletzung<br />
ein Jahr Gefängnis.Er<br />
habe in Richtung des Geschädigten<br />
getreten, so das Gericht. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 17<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Eine Spur führt ins Clanmilieu<br />
Die Dresdner Juwelendiebe benutzten ein Spezial-Werkzeug. Ein Mitglied einer <strong>Berliner</strong> Großfamilie wurde kürzlich wegen Einbruchs beim Hersteller verurteilt<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Nach dem Einbruch im<br />
Grünen Gewölbe in Dresden<br />
führt eine der vielen<br />
Spuren nach Berlin. Einem<br />
Bericht der <strong>Berliner</strong> Morgenpost<br />
zufolge gibt es Hinweise auf eine<br />
mögliche Beteiligung arabischer<br />
Clans. Bei der Tatam25. November<br />
hatten die Einbrecher Spezialwerkzeug<br />
verwendet. Das ergaben kriminaltechnische<br />
Untersuchungen der<br />
Spuren, die das Werkzeug an den<br />
Fenstergittern des Grünen Gewölbes<br />
hinterlassen hat.<br />
Das Werkzeug war zuvor möglicherweise<br />
bei Einbrüchen gestohlen<br />
worden. Die Sonderkommission<br />
„Epaulette“ der Dresdner Polizei<br />
stellte bereits am 5. Dezember eine<br />
bundesweite Anfrage an alle Länderpolizeien<br />
und das Bundeskriminalamt.<br />
DieErmittler wollten wissen, wo<br />
Straftaten bekannt sind, bei denen<br />
Schneid-, Spreiz- oder Kombigeräte<br />
der Erlanger Firma Lukas Hydraulik<br />
GmbH entwendet wurden. In dem<br />
Fernschreiben heißt es auch: „Gibt es<br />
zu diesen Straftaten Täterhinweise<br />
oder gesicherte Spuren?“<br />
Werkzeuge wie hydraulische<br />
Spreizer,die bis zu 8400 Euro kosten,<br />
verwenden die Feuerwehren, um eingeklemmte<br />
Unfallopfer aus Autowracks<br />
zu befreien. Geräte jener<br />
Marke, wie sie in Dresden verwendet<br />
wurden, sind bei Einbrüchen in <strong>Berliner</strong><br />
Feuerwachen weggekommen. Allein<br />
in diesem Jahr gab es fünf Einbrüche<br />
– in Feuerwachen in Marzahn<br />
Beim Einbruch ins Grüne Gewölbe entwendeten die Diebe mit Diamanten besetzte Schmuckstückeaus dem 18. Jahrhundert.<br />
und Gatow und am Groß-<strong>Berliner</strong><br />
Damm in Johannisthal. Dort verschwanden<br />
neben Kettensägen und<br />
Trennschleifern auch Spreizer. Am<br />
Nikolaus-Groß-Weg in Charlottenburgwurde<br />
ein Hydraulikspreizer der<br />
MarkeLukas gestohlen.<br />
Auch die Herstellerfirma selbst<br />
wurde bereits bestohlen. Im November<br />
wurde in Erlangen ein <strong>Berliner</strong><br />
Mitglied des Remmo-Clans zu zweieinhalb<br />
Jahren Haft verurteilt. Das<br />
„Wir ermitteln<br />
zurzeit in alle Richtungen.<br />
Einzelheiten zum verwendeten<br />
Werkzeug sind Täterwissen.“<br />
Ein Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft dazu,<br />
warum sie zu dem Einbruch im Grünen Gewölbe keine<br />
weiteren Aussagen macht.<br />
DPA/SEBASTIAN KAHNERT<br />
Amtsgericht Erlangen befand, dass<br />
der 22-Jährige im Herbst 2018 bei der<br />
Lukas Hydraulik GmbH einbrach und<br />
sechs Hydraulikspreizer entwendete.<br />
Sie sind bis heute verschwunden.<br />
„Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig,<br />
weil Staatsanwaltschaft und Verteidigung<br />
Berufung eingelegt haben“,<br />
sagt GerichtssprecherWolfgang Pelzl.<br />
Der 22-Jährige steht derzeit auch<br />
in Berlin vor Gericht. Dort ist er zusammen<br />
mit drei weiteren Männern<br />
wegen des Diebstahls einer 100 Kilo<br />
schweren Goldmünzeaus dem Bodemuseum<br />
im Jahr 2017 angeklagt.<br />
Ein hydraulischer Spreizer wurde<br />
auch bei dem Überfall auf einen<br />
Geldtransporter 2018 in der Nähe des<br />
Alexanderplatzes eingesetzt. Auch<br />
wegen dieserTatermittelt die <strong>Berliner</strong><br />
Polizei gegen mehrereMitglieder aus<br />
dem Umfeld des Remmo-Clans.<br />
Nach Angaben der Dresdner<br />
Staatsanwaltschaft steht die Sonderkommission<br />
mit Berlin in Kontakt,<br />
um mögliche Parallelen mit dem<br />
Anzeige<br />
Lesen Sie am Wochenende<br />
Mobile Welten<br />
Der neueVWe-Up:<br />
Klein, flott und sparsam<br />
Eine Industrie im Umbruch:<br />
Die neuen Autosfür 2020<br />
Diebstahl der Goldmünze aus dem<br />
Bode-Museum abzugleichen. Wie<br />
konkret die Spuren ins Clanmilieu<br />
sind, wollte die Dresdner Staatsanwaltschaft<br />
nicht sagen.„Wir ermitteln<br />
in alle Richtungen“, sagte ein Sprecher.<br />
Details zu den verwendeten<br />
Werkzeugen wollte er aus ermittlungstaktischen<br />
Gründen nicht sagen.<br />
Dies seiTäterwissen.<br />
Beidem Einbruch im Grünen Gewölbe<br />
hatten die Täter Brillanten besetzten<br />
Schmuck gestohlen.VomDiebesgut<br />
fehlt bis heute jede Spur.<br />
ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
VORGESTELLT<br />
.........................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />
Magische Farbenpracht und unvergessliche Ausflüge inverschneite Landschaften: Polarlichter und Schlittenfahrten mit Huskies gehören zuden unvergesslichen Erlebnissen einer Reise nach Finnland.<br />
GETTYIMAGES/NUKLEERKEDI<br />
REISE NACH LAPPLAND<br />
UnterwegsimWinterwunderland beim Weihnachtsmann<br />
Wann wird’s mal wieder richtig Winter? –können<br />
wir dieser Tage angelehnt an den Hit von Rudi<br />
Carell fragen. Nun, für deutsche Gefilde wird eine<br />
Vorhersage schwer, im nordischen Finnland ist<br />
tiefer, tiefer Schnee dagegen in den kommenden<br />
Monaten so sicher wie der Bart beim Weihnachtsmann.<br />
Als Winterwunderland gilt das Reiseziel<br />
unter Touristen: Polarlichter zaubern bunte<br />
Feuer an das Firmament, malerische Winterlandschaften<br />
in trockener Kälte und sternenklare<br />
Nächte. Finnland ist so groß wie Deutschland<br />
hat aber nur 5,5 Millionen Einwohner–also nicht<br />
einmal das Doppelte von Berlin. Von Oktober bis<br />
Mai halten die Wintermonate an. Von betörender<br />
Schönheit ist vor allem auch Lappland, die Heimat<br />
des Weihnachtsmannes. Dorthin führt auch<br />
eine abwechslungsreiche Sechs-Tage-Reise, die<br />
Wörlitz Tourist für den Zeitraum 26. Februar bis<br />
2. März 2020 anbietet.<br />
Flug nach Kuusamo<br />
Mit dem Flieger geht es von Berlin aus los in<br />
den magischen Winter. Angekommen in Kuusamo<br />
steht der Transfer zum Hotel bereit. Dort<br />
empfängt die Reiseleitung die Gäste von Wörlitz<br />
Tourist mit allerhand Wissenswertem zu Land<br />
und Leuten.<br />
Schneeschuhe und Rentiere<br />
Am nächsten Tag geht es dann mit Schneeschuhen<br />
durch die verschneite Landschaft: weite Wälder,<br />
zugefrorene Seen und Lichtungen. Szenen wie<br />
aus einem romantischen Stillleben sorgen für magische<br />
Momente in winterlicher Kälte.AmNachmittag<br />
steht ein Besuch bei den Zugtieren des Weihnachtsmannes<br />
an. Auf einer Rentierfarm erfahren<br />
die Besucher viel über das Leben mit Rentieren in<br />
Lappland –und selbstverständlich fehlt auch eine<br />
Schlittenfahrt nicht.<br />
Im Weihnachtsmanndorf<br />
Ein Ausflug nach Rovaniemi am dritten Tag ist<br />
nicht nur märchenhaft, weil hier der Weihnachtsmann<br />
zu Hause sein soll. Insbesondere bietet ein<br />
Besuch des Arktikums mit dem „Zentrum der Wissenschaft<br />
für die Arktis“ und dem „Museum zur<br />
Geschichte Finnisch-Lapplands“ interessante Einblicke<br />
in die Lebensgewohnheiten der Menschen.<br />
Schlittenfahrt mit Huskies<br />
GETTYIMAGES/LIGHTCATCHERISTOCKPHOTO<br />
Eisiges Bad und Schneemobil<br />
Am vierten Tag ist die Gestaltung frei. Wörlitz<br />
Tourist bietet Interessierten eine Tour mit<br />
Motorschlitten in die Weiten der lappländischen<br />
Natur. Zudem lädt eine Blockbohlen-Sauna zum<br />
Schwitzen und Erholen ein. Ganz Hartgesottene<br />
können im Anschluss noch ins Eisloch eines<br />
Sees eintauchen.<br />
Kalte Schnauze mit viel Kraft<br />
War am Vortag noch der knatternde Motorantrieb<br />
zu hören, so ist am fünften Tag die<br />
Kraft der vier Pfoten angesagt: Wer möchte,<br />
kann sich mit dem Bus auf den Weg zu einer<br />
Husky-Farm begeben. Die Gäste von Wörlitz<br />
Tourist werden dort in die Geheimnisse der<br />
Hundeschlitten eingewiesen. Und dann ziehen<br />
sie los, die Vierbeiner mit den kalten Schnauzen.<br />
Es ist schon ein faszinierendes Erlebnis<br />
in unglaublicher Stille durch die Landschaft<br />
zu brausen, nur begleitet vom Geräusch des<br />
Schlittens sowie dem Atmen der Hunde. Der<br />
Rückflug am sechsten Reisetag führt dann direkt<br />
zurück nach Berlin.<br />
KOMFORT UND AUSWAHL<br />
Das Vier-Sterne-HotelinKuusamo liegt eingebettet in eine<br />
malerischeLandschaft. Stadtzentrum undSki-Piste sindper<br />
Buserreichbar.ImHotel gibt es zwei Restaurants,Bar/<br />
Loungesowie ein Wellnessbereichmit Hallenbad undSauna.<br />
AlleZimmersind komfortabel eingerichtet und verfügenüber<br />
Bad oder Du/WC, Föhnund TV.Die Apartments verfügen<br />
überzweiZimmer,Küche, Kaminund eine Privatsauna. Im<br />
Angebot ab knapp 1300Euro sind inbegriffen: Flug,Transfers<br />
und AusflügeimlandestypischenReisebus, fünf Übernachtungen<br />
mit Frühstücksbuffet und Abendessen. Schneeschuhwanderung,Rentierfarm,<br />
der Besuch in Rovaniemi sowieder<br />
Saunabesuchplus Eisschwimmensind ebenfalls im Reisepreis<br />
inbegriffen. Ausflügemit demSchneemobilund Schlittenfahrt<br />
mit Huskys können zusätzlich gebucht werden. Möglichist<br />
auch dieBuchung eines Doppelzimmers oder eines<br />
Apartmentsmit Sauna. Letztere müssen mindestens mitzwei<br />
oderdrei Personen belegt werden.<br />
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direkt bei www.woerlitztourist.de, Tel. 030 422 195 10<br />
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GmbH &Co. KG, Oderbruchstr.14, 10369 Berlin
18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />
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Berlin<br />
Jeanette Biedermann und Heiner Knapp fotografiertimHaus des Rundfunks an der Masurenallee. CHRISTIAN SCHULZ (2) OL ist Olaf Schwarzbach (li.) und Marcus Weimer ist Rattelschneck, fotografiertamWeihnachtsmarkt auf dem Alexanderplatz.<br />
Junggesellenabschied und Comeback<br />
OL &RATTELSCHNECK<br />
denken streng publikumsorientiert,<br />
wenn es um ihreneueste Show geht.<br />
„Letztes Mal imMärz inder Wabe<br />
war es gut voll, Publikum Ü55. Also<br />
haben wir mit Marc, dem Waben-<br />
Chef vereinbart, das Ganze nach einem<br />
halben Jahr zu wiederholen,<br />
weil die Gäste dann altersbedingt<br />
das Programm schon wieder vergessen<br />
haben.“ Trotzdem hat OL –der<br />
Olaf Schwarzbach heißt und den Lesernder<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> durch Cartoon-Serien<br />
wie „Die Mütter vom<br />
Kollwitzplatz“ und „Jürgen der Trinker“<br />
bestens bekannt ist – sicherheitshalber<br />
für die Show am 17. Dezember<br />
um 20 Uhr neue Sachen zusammengestellt<br />
und neue Quizfragen<br />
ausgedacht.<br />
Seine Laptopshows mit dem alten<br />
Freund Rattelschneck, der eigentlich<br />
Marcus Weimer heißt, sind<br />
legendäre Abende mit alten und<br />
neuen Witzen, die an die Wand geworfen<br />
werden, mit Alkohol und<br />
Vergnügen. Diesmal könnte es, was<br />
den Alkohol anbelangt, für den Weizenbiertrinker<br />
Rattelschneck<br />
schwierig werden. Er feiert in der<br />
Wabe mit der „Weihnachtsmannstirbt-Show“<br />
nämlich in seinen 56.<br />
Geburtstag hinein. Und als ob das<br />
nicht schon anstrengend genug<br />
wäre, wenn einem zu so einem Anlass<br />
alle fünf Minuten einer ausgegeben<br />
wird, darfder Abend auch als<br />
sein Junggesellenabschied gelten,<br />
denn Weimer heiratet Ende des Jahres.<br />
OL stellt sicherheitshalber klar:<br />
„Nicht mich, sondern die langjährige<br />
Lebensgefährtin.“ OLs jüngste<br />
Tochter hätte das mit einer für ihre<br />
sechs Jahre erschütternd altklugen<br />
Bemerkung fast noch verhindert:<br />
„Marcus, duweißt, du mußt nicht<br />
heiraten, wenn du nicht willst, Papa<br />
heiratet auch nicht.<br />
OL darf sich in diesem Jahr zum<br />
zweiten Mal(und das ist dann ja fast<br />
schon eine Tradition) „offizieller<br />
Weihnachtskartenlieferant des <strong>Berliner</strong><br />
Kultursenators“ nennen, denn<br />
Klaus Lederer verschickt als Weihnachtsgruß<br />
ein Auftragswerk des<br />
<strong>Berliner</strong> Cartoonisten. Spricht das<br />
jetzt eigentlich mehr für die Güte<br />
von OLs Arbeit oder den Geschmack<br />
des Senators? Oder etwa<br />
für beides?<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Sängerin Jeanette Biedermann<br />
geht wieder auf Tournee.<br />
OL und Rattelschneck werfen<br />
in der Wabe<br />
Witze an die Wand<br />
JEANETTE BIEDERMANN<br />
musste kurz vor der Aufzeichnung,<br />
bei einer Tomatensuppe in der Garderobe,<br />
eine gewisse Hilflosigkeit<br />
konstatieren: „Ich bin dem Herrn<br />
Knapp total ausgeliefert.“ Inhaltliche<br />
Absprachen für „Knapp daneben“,<br />
die Talkshow mit Musik im<br />
Kleinen Sendesaal des RBB im Haus<br />
des Rundfunks, hatte es nämlich<br />
keine gegeben, nur ein kurzer<br />
Soundcheck war erfolgt. Der war<br />
auch nötig, denn die Sängerin<br />
kämpft mit einer Erkältung, eine Flasche<br />
mit Fenchelhonig stand auf der<br />
Bühne in Reichweite und kam kurz<br />
vor einem schwierigen Lied auch<br />
zum –hörbar wirkungsvollen! –Einsatz.<br />
Heiner Knapp,dessen Faible für<br />
Musik und dessen feine Sprechstimme<br />
Hörer von Radio 88,8 kennen,<br />
zog dann auch aus dem anschließend<br />
glockenhellen Gesang<br />
den völlig falschen Schluss, dass mit<br />
Fenchelhonig sogar aus ihm ein passabler<br />
Sänger werden könnte.<br />
Zuletzt war es ein wenig ruhig um<br />
Jeanette Biedermann geworden. Die<br />
Künstlerin, die nach dem Gewinn eines<br />
Gesangswettbewerbs 1998 eine<br />
Lehre imSalon von Udo Walz abgebrochen<br />
hat, meldet sich aber gerade<br />
bei den Fans zurück. Sie war in der<br />
sechsten Staffel von „Sing meinen<br />
Song“ dabei und nach zehn Jahren<br />
ohne neues Album gibt es seit September<br />
„DNA“. Was Menschen, die<br />
im Bio-Unterricht nicht durchgeschlafen<br />
haben, Desoxyribonukleinsäureaussprechen.<br />
Für die Sängerin<br />
aber bedeutet die Abkürzung etwas<br />
anderes: „Das heißt ,Das Neue Album!‘“<br />
So einfach ist es manchmal.<br />
Jeanette Biedermann verarbeitet mit<br />
den Liedern darauf vieles, was ihr in<br />
ihrem Leben begegnet oder passiert<br />
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ist. Bei „Deine Geschichten“, dem<br />
Lied über ihren 2016 verstorbenen<br />
Vater Bernd, füllte sich so manches<br />
Auge im Saal flott mit Tränenflüssigkeit.<br />
Vom20. Januar an geht Jeanette<br />
Biedermann mit ihren „DNA“-Songs<br />
auf Tournee,die sie am 9. Februar ins<br />
<strong>Berliner</strong> Huxleys führen wird. Nachdem<br />
sie gerade ihren kompletten<br />
Schoko-Adventskalender innerhalb<br />
von 15Minuten niedergemacht hat,<br />
gilt zu Hause ein Kaufverbot für einen<br />
neuen: „Ich überlege, ob ich<br />
meiner Katze einen anschaffe, denn<br />
da besteht wenigstens nicht die Gefahr,dass<br />
ich ihr den leer futtere.“<br />
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mit frei wählbarem Belag über Rollo, Saltimbocca,<br />
Calzone bis Focaccia –locken weitere<br />
Speisenwie Lasagne,Salat oder SfogliatellezuEspresso.<br />
Neuerdings stehen auch Pizzen mit hausgemachter<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 19<br />
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Brandenburg<br />
NACHRICHTEN<br />
Weltkriegsbombe in<br />
Oranienburg entschärft<br />
Eine 500 Kilogramm schwereWeltkriegsbombe<br />
ist am Donnerstag in<br />
Oranienburgentschärft worden. Das<br />
teilte die Stadtverwaltung mit. Sechs<br />
Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes<br />
(KMBD) hatten die<br />
Bombe mit chemischem Langzeitzünder<br />
unschädlich gemacht. In<br />
Kürze soll den Angaben zufolge auch<br />
der Sperrkreis aufgehoben werden.<br />
Vier Kitas,ein Hort,eine Grundschule,ein<br />
Seniorenheim und das<br />
Medizinische Versorgungszentrum<br />
befanden sich im gesperrten Gebiet.<br />
Etwa 5200 Einwohner waren betroffen.<br />
DerBlindgänger war im November<br />
in Ufernähe des Oder-Havel-Kanals<br />
gefunden worden, der bereits<br />
am Montag gesperrtwurde.Der Kanal<br />
gilt als Hauptwasserstraße von<br />
Norden und Osten nach Berlin und<br />
umgekehrt. (dpa)<br />
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Mit Zwergen im Flachkahn:<br />
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Zäune gegen Schweinepest:<br />
Entscheidung erwartet<br />
Wird sich Brandenburgmit Zäunen<br />
entlang der deutsch-polnischen<br />
Grenzegegen die Afrikanische<br />
Schweinepest schützen? Eine Entscheidung<br />
darüber könnte nach Angaben<br />
des Verbraucherschutzministeriums<br />
Brandenburgnoch Ende<br />
dieser Woche fallen. Am Freitag treffen<br />
sich Experten des Bundes,aus<br />
Polen, und aus den an Polen angrenzenden<br />
Bundesländernzuder Seuche,wie<br />
VerbraucherschutzministerinUrsula<br />
Nonnemacher (Grüne)<br />
ankündigte.Anschließend soll es<br />
eine Entscheidung geben, ob Brandenburgdie<br />
Zäune aufstellt. (dpa)<br />
Mitarbeiterin mit Messer<br />
bedroht<br />
EinRäuber hat in Guben die Mitarbeiterin<br />
eines Lottoshops mit einem<br />
Messer bedroht und Geld aus der<br />
Kasse gestohlen. Die24-Jährige erlitt<br />
bei dem Überfall am Mittwochabend<br />
einen Schock. Siewurde in ein<br />
Krankenhaus gebracht. DerRäuber<br />
entkam mit der Beute. (dpa)<br />
Die Milliarde soll auch für den Ausbau von Gleisen ausgeben werden. Zum Beispiel soll die Raffinerie in Schwedt an die StreckeBerlin–Stettin angeschlossen werden.<br />
Die schnelle Milliarde<br />
Kurz vor der Schuldenbremse genehmigt sich die neue Kenia-Koalition noch mal Geld für Investitionen<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Am Ende ging es ganz<br />
schnell: Gerade einmal<br />
fünf Minuten waren für die<br />
erste ganz große Bewährungsprobe<br />
der neuen Kenia-Koalition<br />
angesetzt: Es ging um die Aufnahme<br />
von einer Milliarde Euro<br />
Schulden in Form eines sogenannten<br />
Zukunftsinvestitionsfonds. Das<br />
Geld will die Landesregierung in den<br />
nächsten zehn Jahren ausgeben.<br />
Die dritte Lesung des Gesetzes<br />
war der erste Tagesordnungspunkt<br />
bei der Sitzung des Landtages am<br />
Donnerstag. Nach der Debatte vom<br />
Mittwoch stand dann nach fünf Minuten<br />
das Ergebnis fest: Die Mehrheit<br />
der Abgeordneten der Koalition<br />
aus SPD, CDU und Grünen stimmten<br />
dafür.Die vorher mitregierenden<br />
Linken und die AfD waren dagegen,<br />
die Freien Wähler enthielten sich.<br />
18 Tage vorder Schuldenbremse<br />
Tadel: Bei der Vorstellung des<br />
Jahresberichtes des Rechnungshofs kritisierte<br />
dessen Chef Christoph Weiser kürzlich,<br />
dass nun erstmals seit 2010 die Gesamtverschuldung<br />
in Brandenburg wieder steigen<br />
wird. Er sagte außerdem: „Sie erreicht<br />
Zugleich einen neuen Höchststand seit der<br />
Gründung des Landes Brandenburg.“<br />
Damit war das Gesetz zur Aufnahme<br />
von einer Milliarde Euro neuer<br />
Schulden beschlossen – genau 18<br />
Tage, bevor in Brandenburg die<br />
Schuldenbremse in Kraft tritt.<br />
Der Fonds ist umstritten und<br />
wurde vorder Beschlussfassung vom<br />
Landesrechnungshof recht heftig<br />
kritisiert. Doch JörgVogelsänger,der<br />
finanzpolitische Sprecher der SPD-<br />
Fraktion, sagte: „In Zeiten niedriger<br />
Zinsen und guter Konjunktur sind<br />
gezielte Investitionen das beste Instrument,<br />
um die positive Entwicklung<br />
unseres Landes fortzusetzen<br />
und zu verstetigen.“<br />
Das Regierungslager verweist<br />
darauf, dass auch die meisten Ökonomen,<br />
die Wirtschaftsweisen sowie<br />
die Gewerkschaften und Industrieverbände<br />
empfehlen, mehr Geld in<br />
Ausbau und Modernisierung der Infrastruktur<br />
und in technologische<br />
Innovationen zu stecken.<br />
Für die CDU sagte Fraktionschef<br />
Jan Redmann im Landtag: „Für die<br />
CDU steht der Zukunftsfonds unter<br />
der klaren Bedingung, dass er ausschließlich<br />
Investitionen dient, die<br />
künftig einen hohen Nutzen entfalten.<br />
Jeder einzelne Cent.“<br />
DieRegierung aus SPD,CDU und<br />
Grünen hatte sich während ihrer<br />
recht kurzen, aber sehr intensiv geführten<br />
Koalitionsverhandlungen<br />
DIE KRITIK<br />
Lob: Der Rechnungshof lobt die Sparpolitik<br />
der vorherigen rot-roten Regierung mit den<br />
Finanzministernder Linkspartei. Die hätten<br />
in fast zehn Jahren gespartund alte Schulden<br />
getilgt. So stiegen die finanziellen Rücklagen<br />
der Regierung auf ein Rekordniveau<br />
vonzweiMilliarden Euro. Insgesamt hat das<br />
Land derzeit 18 Milliarden Euro Schulden.<br />
etwas ganz besonderes ausgedacht:<br />
Die neue Regierung hat viele neue<br />
Ideen und die müssen auch finanziert<br />
werden. Dummerweise gilt ab<br />
1. Januar 2020 eine Schuldenbremse.<br />
Das heißt, die Regierung darf nur<br />
noch im Notfall zusätzliches Geld<br />
aufnehmen. Also wurde die Idee eines<br />
Zukunftsinvestitionsfonds geboren<br />
und umgesetzt. Mit äußerster<br />
Eile. Eswar sogar nötig, dass einiges<br />
im üblichen parlamentarischen Alltag<br />
geändertwerden musste.Ein Gesetz<br />
benötigt üblicherweise zwei Lesungen<br />
oder –wie in diesem Fall –<br />
auch drei. Damit das Gesetz aber<br />
überhaupt noch vor der Weihnachtspause<br />
durchs Parlament gebracht<br />
werden konnte,fand die erste<br />
Lesung statt, bevor der neue Regierungschef<br />
vom Parlament gewählt<br />
und die Regierung vereidigt war.<br />
GETTY<br />
Die Linken sprechen von einem<br />
„Schattenhaushalt“, weil nicht klar<br />
ist, wofür das Geld verwendet wird.<br />
Der finanzpolitische Sprecher<br />
Ronny Kretschmer kritisierte zudem,<br />
dass erst einmal 14 neue und<br />
hoch bezahlte Stellen in der neuen<br />
Regierung geschaffen wurden, zum<br />
Beispiel mehr Staatssekretäre. „Damit<br />
wird der Landeshaushalt zum<br />
Selbstbedienungsladen der Koalition<br />
gemacht, aber ganz bestimmt<br />
keine Aufbruchsstimmung im Land<br />
herbeigeredet.“<br />
Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />
(SPD) hatte in seiner Regierungserklärung<br />
geworben: „Der Zukunftsinvestitionsfonds<br />
ist kein Widerspruch<br />
zu einer soliden nachhaltigen<br />
Finanzpolitik. Er ergänzt sie<br />
und erweitertunsereMöglichkeiten,<br />
Brandenburg zukunftsfähig zu machen.“<br />
Allgemein spricht die Regierung<br />
von nötigen Investitionen, um<br />
Funklöcher zu stopfen, den Nahverkehr<br />
zu stärken, die ärztliche Versorgung<br />
zu verbessern, bezahlbare<br />
Wohnungen zu schaffen und für<br />
mehr Klimaschutz zu sorgen.<br />
Konkret ist nur bekannt, dass das<br />
Geld verwendet werden soll, um eine<br />
Nachfolge für das Kommunale Investitionsprogramm<br />
aufzulegen.<br />
Undessollen etwa die Raffinerie des<br />
PCK in Schwedt an die Bahnstrecke<br />
Berlin–Stettin angeschlossen werden.<br />
Auch soll damit der Eigenanteil<br />
des Landes bei Fördermitteln vom<br />
Bund aufgebracht werden.<br />
Kein Wohnrecht<br />
für<br />
Hohenzollern<br />
Ministerin will Einigung<br />
mit Bund und Berlin<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
ImStreit zwischen dem Staat und<br />
dem Adelshaus Hohenzollern<br />
über deren Güter hat die Volksinitiative<br />
der Linkspartei namens „Keine<br />
Geschenke den Hohenzollern“ inzwischen<br />
14 000 Unterschriften gesammelt.<br />
Die Initiative läuft seit August<br />
und hat ein Jahr Zeit, um 20 000<br />
Unterschriften einsammeln. Linke-<br />
Chefin Anja Mayer sagte: „Offenbar<br />
haben die vielfältigen aktuellen Berichte<br />
über die maßlosen Forderungen<br />
der Hohenzollern-Erben unserer<br />
Volksinitiative nochmals Wind<br />
unter die Segel gebracht.“<br />
Am Donnerstag forderte Kulturministerin<br />
Manja Schüle (SPD) im<br />
Landtag, dass sich die drei Verhandlungspartner<br />
der öffentlichen Hand<br />
–der Bund sowie die Länder Berlin<br />
und Brandenburg –schnell auf eine<br />
gemeinsame Verhandlungslinie verständigen.<br />
Brandenburg hatte die<br />
Verhandlungen mit den HohenzollernimSommer<br />
abgebrochen.<br />
Bei den Auseinandersetzungen<br />
mit den Nachfahren des letzten Kaisers<br />
in Deutschland geht es um Immobilien<br />
sowie Kunstschätze inöffentlichen<br />
Museen und Stiftungen.<br />
Außerdem fordert das ehemalige<br />
Herrscherhaus ein Wohnrecht im<br />
Potsdamer Schloss Cecilienhof.<br />
Schüle: „Die Königsdisziplin der Politik<br />
ist es,Konflikte zu lösen.“ Darauf<br />
sei sie auch aus.„Ich habe auch viel<br />
Fantasie, aber ich habe nicht so viel<br />
Fantasie, dass unser Schloss Cecilienhof<br />
–ich betone unser Schloss Cecilienhof<br />
– wieder privat bewohnt<br />
wird.“<br />
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Klasse 7: 41216 x22,10 Euro<br />
Klasse 8: 347674 x11,80 Euro<br />
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Lokalsport<br />
Wenn 2000 Meter im Stehen bewältigt werden: Mehrere hundertRuderer werden an diesem Sonnabend im Kuppelsaal auf dem Olympiagelände zur 23. Auflage der Indoor Rowing Open erwartet.<br />
DPA<br />
Ziehen, ohne vorbeizuziehen<br />
Rudern auf dem Ergometer hat sich zu einem Sport im Sport entwickelt. Die Indoor Rowing Open in Berlin haben Pionierarbeit geleistet<br />
VonJakob Lobach<br />
Rudern, das ist ein Boot auf<br />
dem Wasser mit Sportlern<br />
an Riemen oder Skulls.Rudern,<br />
das sind Goldmedaillen<br />
des Deutschlandachters bei<br />
Olympischen Spielen. Den allerwenigsten<br />
dürfte hingegen die Art des<br />
Ruderns in den Sinn kommen, die an<br />
diesem Sonnabend im historischen<br />
Kuppelsaal auf dem Olympiagelände<br />
zu beobachten sein wird: auf<br />
einem Ergometer. Auch bekannt als<br />
Indoor Rowing.<br />
Zum 23. Mal finden von 9bis 17<br />
Uhr die <strong>Berliner</strong> Indoor Rowing<br />
Open statt. Mehrere hundert Teilnehmer<br />
werden sich nach und<br />
nach auf den 16 aufgebauten Ruder-Ergometerninden<br />
verschiedenen<br />
Altersklassen miteinander<br />
messen.<br />
Sie hocken also in keinem Boot<br />
auf einem Rollsitz und halten auch<br />
keine Skulls oder Riemen in den<br />
Händen. Eine längliche Maschine<br />
ist ihr Sportgerät, sie stoßen sich<br />
immer wieder mit den Füßen von<br />
einem Trittbrett ab, ziehen mit den<br />
Armen an einem Griff, der über eine<br />
Kette ein Schwungrad antreibt.<br />
Einst wurden die Geräte hauptsächlich<br />
vorund nach der Winterzeit<br />
zur Leistungsdiagnostik benutzt: Ruderer<br />
müssen über die fiktive Renndistanz<br />
von 2 000 Metern, somit<br />
mehr als sechs Minuten den Ergometer<br />
in Gang halten. Eine Tortur,so<br />
hartwie ein Rennen auf dem Wasser.<br />
Am Ende wird die Wattzahl und die<br />
Pulsfrequenz ermittelt, wird festgehalten,<br />
wie schnell das Herz von<br />
mehr als 200 Schlägen proMinute in<br />
einen ruhigen Takt zurückfindet, wie<br />
gut trainiertder Proband ist.<br />
Wenn das Trainingsrevier zugefroren<br />
ist, sind die Foltergeräte zudem<br />
ein passabler Ersatz fürs Boot.<br />
Doch irgendwann etablierten sich<br />
eigenständige Wettbewerbe wie die<br />
Weltmeisterschaft 2020 in Parisoder<br />
eben die <strong>Berliner</strong> Indoor Rowing<br />
Open.<br />
Einer, der sich am Wochenende<br />
zwar nicht selbst auf das Ergometer<br />
setzen wird, aber für die <strong>Berliner</strong> Indoor<br />
Rowing Open trotzdem vonelementarer<br />
Bedeutung ist, ist Michael<br />
Hehlke. Der Geschäftsführer des<br />
Landesruderverbands Berlin ist für<br />
die Organisation des Events zuständig.<br />
Mehr noch: Hehlke war es, der<br />
das Ergometer-Rudern in Wettbewerbsform<br />
einst gemeinsam mit einem<br />
zweiten Trainerkollegen in<br />
Deutschland etablierte. Knapp 25<br />
Jahreist das mittlerweile her.Damals<br />
existierten die ersten Ruder-Ergometer<br />
mit kleinen Displays zur Überprüfung<br />
der Leistungsdaten hierzulande<br />
gerade ein paar Jahre. „Für den<br />
Winter sind sie das perfekte Trainingsgerät“,<br />
sagt Hehlke. Eine Einschätzung,<br />
mit der er bei weitem<br />
nicht allein dasteht.<br />
Im Winter gehörtdas Training auf<br />
den Maschinen in jedem Ruderclub<br />
zum Pflichtprogramm. Das war<br />
schon Ende der 70er Jahresound ist<br />
bis heute unverändert. „Von den Bewegungsabläufen<br />
und der Muskelbelastung<br />
ist das Rudernauf dem Ergometer<br />
dem Rudern imBoot sehr,<br />
„Für den Winter sind sie das<br />
perfekte Trainingsgerät.“<br />
Michael Hehlke, Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong> Ruderverbandes, über die Vorzüge von<br />
Ergometern als Alternative zum Sport imBoot und auf dem Wasser.<br />
sehr ähnlich“, beantwortet Michael<br />
Hehlke die Frage nach dem Warum.<br />
Die Leistungen auf dem Ergometer<br />
sind allerdings vonWind und Wellen<br />
unabhängig. Für die Leistungsdiagnostik<br />
und auch die Indoor-Rowing-<br />
Wettbewerbe ein ganz entscheidenderVorteil,<br />
der es einfach macht, sich<br />
untereinander zu vergleichen.<br />
Der Wille sich mit anderen zu<br />
messen war es auch, der Mitte der<br />
90er-Jahre zur Entstehung der <strong>Berliner</strong><br />
Indoor Rowing Open geführthat.<br />
„Wir haben uns damals im Leistungszentrum<br />
gedacht, dass man die<br />
Ruderer eigentlich auch auf dem Ergometer<br />
gegeneinander fahren lassen<br />
müsste“, erinnert sich Hehlke.<br />
Dass sich an dieser Einschätzung<br />
auch knapp 25 Jahre später nichts<br />
geändert hat, beweist die Tatsache,<br />
dass sein <strong>Berliner</strong> Wettkampf noch<br />
immer existiert.<br />
Wassich hingegen sehr wohl geänderthat,<br />
ist die grafische Aufarbeitung<br />
der Rennen. Nachdem die Zeiten<br />
der Teilnehmer anfangs noch<br />
mit der Stoppuhr genommen und<br />
erst im Anschluss verglichen wurden,<br />
hat inzwischen die Digitalisierung<br />
Einzug in die Veranstaltung<br />
erhalten. So fahren die Athleten an<br />
diesem Sonnabend ihre Rennen<br />
nicht nur gleichzeitig und nebeneinander<br />
aus, sie können auch in<br />
Echtzeit sehen, auf welcher Position<br />
sie gerade rudern und mit wie<br />
viel Vorsprung oder Rückstand auf<br />
ihreWidersacher sie dies tun. Während<br />
beim Rudern auf dem Wasser<br />
hierfür je ein Blick nach rechts und<br />
links und ein gutes Auge gebraucht<br />
werden, reicht beim Indoor Rowing<br />
im Kuppelsaal ein Blick auf die großen<br />
Leinwände im Saal. Dort nämlich<br />
werden die Leistungsdaten der<br />
einzelnen an den Ergometern installierten<br />
Computer in Echtzeit in<br />
kleine grafische Boote verwandelt,<br />
die nebeneinander über die Leinwand<br />
in Richtung der symbolischen<br />
Ziellinie fahren.<br />
Für die Ruderer sind Wettkämpfe<br />
wie die Indoor Rowing Open deshalb<br />
eine willkommene Abwechslung zur<br />
Leistungsdiagnostik. Diese ist nämlich<br />
nicht nur körperlich unglaublich<br />
anstrengend, sondern ungemein<br />
eintönig. Beider virtuellen 2000 Meter<br />
langen Fahrt verausgaben sich<br />
die Ruderer, ohne einen Millimeter<br />
voranzukommen.<br />
Selbstverständlich wird auch an<br />
diesem Sonnabend der ein oder andere<br />
Teilnehmer bis zur absoluten<br />
Erschöpfung rudern und anschließend<br />
im wahrsten Sinne des Wortes<br />
vom Ergometer kippen. Er tut dies<br />
dann aber zumindest in Gesellschaft<br />
und mit der Motivation, ein Rennen<br />
zu gewinnen.<br />
Zwar hat Michael Hehlke recht,<br />
wenn er sagt:„Indoor Rowing isteben<br />
wasanderes als Rudern auf demWasser.“<br />
Doch es ist nicht so unwahrscheinlich,<br />
dass zukünftig ein paar<br />
Menschen auch an Ergometer denken,<br />
wenn sie dasWort Rudernhören.<br />
JakobLobach<br />
hat Respekt vorder Tortur<br />
auf dem Ergometer.<br />
Rollentausch im Sand<br />
Olympiasiegerin Kira Walkenhorst hat sich für ihr Comeback Melanie Gernert als Beachvolleyball-Partnerin ausgesucht. Werist diese <strong>Berliner</strong>in?<br />
VonAnnika Schultz<br />
Kurze blonde Haare, das dunkelblaue<br />
Cap falsch herum auf,<br />
dazu Kniebandagen an beiden Beinen,<br />
Sonnenbrille: So ist Melanie<br />
Gernert, 32, als Beachvolleyballerin<br />
im Sommer überaus erfolgreich auf<br />
den Sandplätzen der deutschen Turniere<br />
unterwegs. Ihre Bekanntheit<br />
könnte steigen: Kira Walkenhorst,<br />
Olympiasiegerin und Weltmeisterin<br />
im Beachvolleyball, feiert ihr Comeback<br />
–und hat sich für Gernert als<br />
neue Partnerin entschieden.<br />
Werist die Neue an Walkenhorsts<br />
Seite? Gernert wurde in Forst in der<br />
Lausitz geboren, sie wuchs in Weißwasser<br />
auf. Der Ort war in der DDR<br />
für seinen erfolgreichen Eishockey-<br />
Klub bekannt, auch Gernerts Großvater<br />
spielte für den Verein. Als Kind<br />
versuchte sich die 32-Jährige deswegen<br />
ebenfalls in dem Sport, aber „die<br />
ganze Ausrüstung war ganz schön<br />
teuer“, erzählt sie in einem Café in<br />
Berlin-Prenzlauer Berg. Mit 13 Jahren<br />
probierte sie es mit Volleyball –<br />
und lag damit genau richtig.<br />
Mit ihrem großen Talent und einer<br />
Leichtigkeit, die zugleich Fluch<br />
und Segen ist, fiel Gernertmit 20 Jahren<br />
erstmals dem Deutschen Volleyball-Verband<br />
auf. Dadurch, dass sie<br />
Dinge schnell abschließt und sich<br />
nie in Momente hineinsteigert, gelang<br />
es der 1,77 Meter großen Abwehrspielerin<br />
oft, ihr bestes Beachvolleyball<br />
abzurufen. Sie erhielt ein<br />
Angebot, zu Chef-Nachwuchstrainer<br />
Jörg Ahmann nach Stuttgart zugehen.<br />
Sie lehnte ab. Stattdessen ging<br />
sie an den Olympia-Stützpunkt in<br />
Berlin, weil sie dachte,dortähnliche<br />
Entwicklungsmöglichkeiten wie in<br />
Stuttgartzuhaben. KurzeZeit später<br />
verlor sie ihren Nationalkader-Status.<br />
„Talent hat man mir immer zugesprochen,<br />
aber vielleicht nicht den<br />
Kopf“, sagt sie. „Ich habe immer<br />
mein Ding gemacht. Man hat in mir<br />
nicht den vorbildlichen, fleißigen<br />
Athleten gesehen.“ Sie hätte sich<br />
mehr Unterstützung gewünscht.<br />
Ohne die finanzielle und organisatorische<br />
Hilfe, die ein Nationalspieler<br />
genießt, war eine internationale<br />
Karriere unmöglich. Versucht<br />
hat sie es dennoch. „Aber aufgrund<br />
der Finanzen nie mit 100 Prozent.<br />
Natürlich denkt man da manchmal<br />
zurück und fragt sich, was wäre<br />
wenn?“, gibt Gernert zu. Sie bereut<br />
aber nichts, „alleine schon, weil ich<br />
Will jetzt von der Jüngeren lernen: Melanie Gernert.<br />
IMAGO IMAGES/FELIX KÖNIG<br />
ten Erfolg, als sie mit Tatjana Zautys<br />
Zweite bei den Deutschen Meisterschaften<br />
wurde.Auf der Tour istGernert<br />
beliebt, seit 2018 vertritt sie die<br />
Interessen ihrer Mitstreiter als Spielervertreterin<br />
und setzt sich für die<br />
Weiterentwicklung des Beachvolleyballs<br />
ein.<br />
„Mir war es wichtig, bei meinem<br />
Comeback eine erfahrene und<br />
gleichzeitig sehr ambitionierte Parthier<br />
meine Verlobte kennengelernt<br />
habe. Ich bin ein Herzensmensch.“<br />
Sie fing ein BWL-Studium an der<br />
Humboldt-Uni in Berlin an und konzentrierte<br />
sich auf die Beach-TurniereinDeutschland.<br />
In der nationalen Serie gibt es<br />
keine Spielerin, die so erfolgreich ist<br />
wie Gernert. 43 Medaillen hat die<br />
Athletin gesammelt, darunter zwölf<br />
goldene. 2017 feierte sie ihren größnerin<br />
an meiner Seite zu haben, so<br />
dass ich mich zunächst einmal voll<br />
auf mein Spiel konzentrieren kann“,<br />
schrieb KiraWalkenhorst bei derVerkündung<br />
ihrer Wahl. Als ihrefrühere<br />
Partnerin Laura Ludwig, mit der sie<br />
alle Titel gewann, eine Babypause<br />
einlegte, spielte Walkenhorst mit<br />
Nachwuchs-Hoffnung Leonie Körtzinger.<br />
Inder Konstellation war sie<br />
die Erfahrene, die die Jüngere leiten<br />
sollte. Mit Melanie Gernert wählte<br />
die 29-Jährige die sichereVariante.<br />
„Für mich muss sie keine Leitfigur<br />
sein, bei mir muss sie nicht auf irgendwelche<br />
Gefühle oder Techniken<br />
achten“, sagt Gernert. Dazu kommt,<br />
dass die beiden Spielerinnen, seit sie<br />
2011 schon mal sieben Turniere gemeinsam<br />
absolvierten, gut befreundet<br />
sind. „Damals war Kira noch der<br />
Neulingund ich die Erfahrene,“ erinnert<br />
sich Gernert, „in der Zwischenzeit<br />
hat sie einfach alles gewonnen,<br />
jetzt kann ich vonihr lernen. Darauf<br />
freue ich mich am meisten: zu<br />
schauen, wie es die Großen machen.“<br />
Um regelmäßig mit Walkenhorst<br />
trainieren zu können, schraubt die<br />
<strong>Berliner</strong>in ihren Jobbei einem Cashback-Portal<br />
auf eine Teilzeit-Stelle<br />
zurück. Walkenhorst, in Hamburg<br />
Mutter von Drillingen, und Gernert<br />
wollen abwechselnd in beiden Städten<br />
trainieren, Anfang März soll es<br />
ins Trainingslager gehen. Zunächst<br />
wird der Fokus auf der nationalen<br />
Tour liegen. „Wir wollen aber auch<br />
auf die Turniereimnäheren Ausland<br />
schauen. So ein internationales Kräftemessen<br />
wäre interessant, um auszutesten,<br />
wo man steht“, so Gernert.<br />
Für KiraWalkenhorst könnte 2020<br />
ein Übergangsjahr werden, auch um<br />
zu sehen, wie weit es noch gehen<br />
kann. Im Januar 2019 hatte sie nach<br />
anhaltenden körperlichen Problemen<br />
ihr Karriereende angekündigt.<br />
EinEssener Heilpraktiker behob ihre<br />
Schmerzen. DieOlympischen Spiele<br />
2024 sind das Fernziel der Weltmeisterin<br />
von 2017. Ob sie die mit Melanie<br />
Gernert angeht, ist offen. Erfahrungsgemäß<br />
werden sich nach<br />
Olympia im kommenden Jahr viele<br />
Spielerinnen neu sortieren, einige<br />
ihre Karrieren beenden. Gernerts<br />
Zusammenarbeit mit Walkenhorst<br />
ist zunächst auf ein Jahr ausgelegt:<br />
„Wir wollen da einfach guten Beachvolleyball<br />
spielen, Spaß haben und<br />
schauen, was dabei herauskommt“,<br />
sagt die <strong>Berliner</strong>in.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 21 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
Spandaus Wasserballer<br />
gegen Szolnok unter Druck<br />
WASSERBALL. DieWasserfreunde<br />
Spandau 04 stehen vordem letzten<br />
Spiel des Jahres zum Abschluss der<br />
Champions-League-Hinrunde gegen<br />
das ungarische Spitzenteam<br />
Szolnoki Dosza unter Druck. Wie<br />
den Gästen würde den <strong>Berliner</strong>nam<br />
Freitag (19 Uhr, Schwimmhalle<br />
Schöneberg) ein Sieg helfen, um<br />
Chancen auf einen Top-Vier-Rang zu<br />
wahren, der zum Einzug in das Finale<br />
des Königswettbewerbs 2020<br />
berechtigt. Aktuell ist SzolnokVierter<br />
(9 Punkte), Spandau Fünfter (5).<br />
Erneute Chance für<br />
Eisenbichler in Klingenthal<br />
SKISPRINGEN. Diedeutschen Skispringer<br />
treten beim Heim-Weltcup<br />
in Klingenthal mit dem formschwachen<br />
Markus Eisenbichler an. „Wir<br />
werden mit Markus geduldig weiterarbeiten.<br />
Er braucht noch etwas<br />
Zeit“, sagte Bundestrainer Stefan<br />
Horngacher vorden Springen am<br />
Wochenende.Dreifach-Weltmeister<br />
Eisenbichler hat in den bisherigen<br />
vier Einzelwettbewerben der Saison<br />
dreimal Durchgang zwei verpasst.<br />
Ferrari stellt neues Auto am<br />
11. Februar vor<br />
FORMEL 1. Sebastian Vettel und Ferrari<br />
werden ihren Formel-1-Wagen<br />
für die neue Saison am 11. Februar<br />
des kommenden Jahres präsentieren.<br />
„Wir stellen das Auto früher als<br />
die anderen Teams vor, weil wir ein<br />
intensives Testprogramm geplant<br />
haben“, sagte Teamchef Mattia Binotto<br />
im Interview mit SkySportam<br />
Donnerstag. DieScuderia ist der bisher<br />
einzige Rennstall, der seinen Präsentationstermin<br />
bekanntgegeben<br />
hat. Dasneue Auto sei eine Entwicklung<br />
des Boliden der Anfang Dezember<br />
abgelaufenen Saison.<br />
Einen Sieg gegen Kiel feierndie Füchse schon mal etwas ausgiebiger.<br />
Ein besonderer Abend<br />
Die Handballer der Füchse Berlin schlagen zum ersten Mal seit neun Jahren den THW Kiel<br />
VonCarolin Paul<br />
Es dauerte genau 83 Sekunden,<br />
bis das Trikot des<br />
Kielers Harald Reinkind bei<br />
der Zerreißprobe scheiterte,nachdem<br />
ihn Mijajlo Marsenic<br />
aggressiv in seinem Angriff gestoppt<br />
hatte. Zwei Minuten später erhielt<br />
der Serbe von den Füchsen nach einer<br />
weiteren Abwehraktion die<br />
Gelbe Karte. Marsenic und seine Kollegen<br />
machten von Beginn an deutlich,<br />
dass sie bereit für einen großen<br />
Kampf waren. Der Rekordmeister<br />
nahm die Herausforderung an, doch<br />
am Ende behielt Berlin die Oberhand<br />
und gewann dieses Spitzenspiel<br />
29:28(12:17).<br />
„Ich will heute nichts analysieren<br />
oder viel erklären. Ich bin einfach<br />
nur glücklich und stolz, diese Mannschaft<br />
trainieren zu dürfen“, sagte<br />
Trainer Velimir Petkovic nach dem<br />
ersten Sieg der Füchse gegen Kiel<br />
nach neun Jahren.<br />
Petkovics Schützlinge waren gut<br />
in der Defensivegestartet. Siezwangen<br />
die Kieler mehrmals zum Zeitspiel,<br />
dennoch gelang den Gästen<br />
wiederholt ein Torerfolg. Aus dem<br />
Rückraum, von Außen, im Gegenstoß<br />
–die Füchse fanden kein Mittel.<br />
Nach 15 Minuten war der Rückstand<br />
bereits bei vier Treffern angelangt<br />
und stieg trotz eines Zwischenspurts<br />
bis zur Halbzeit weiter an.<br />
Fünf Minuten vor der Pause signalisierte<br />
die Anzeigetafel nur noch<br />
ein TorRückstand, doch die Füchse<br />
verloren wieder den Faden. Auch der<br />
Torhüterwechsel von Martin Ziemer<br />
auf Fredrik Genz blieb ohne die erhoffte<br />
Impulsgebung. Sogar der mit<br />
Knieproblemen verletzte Silvio Heinevetter<br />
mischte sich ein und gab<br />
dem 22-Jährigen vonderTribüne aus<br />
Hilfestellung. Es half alles nichts.<br />
In der zweiten Halbzeit stand Ziemer<br />
wieder zwischen den Pfosten,<br />
und es schien, als ob die Mannschaft<br />
ihren anfänglichen Kampfgeist wiederentdeckt<br />
habe. Der zuvor durch<br />
Frustschreie auffällige Hans Lindberg<br />
traf zum 13:17, bevor der frisch<br />
eingewechselte Kevin Struck zweifach<br />
im Gegenstoß erhöhte.<br />
Rotfür Marsenic<br />
Dann folgte wieder ein harter Moment.<br />
Marsenic holte den nächsten<br />
Kieler aus der Luft und sah Rot –für<br />
ein Foul, das wenige Minuten zuvor<br />
auf der anderen Seite nicht geahndet<br />
worden war.Die Strafe war entscheidend,<br />
jedoch nicht auf die erwartete<br />
Weise. Die Schiedsrichter machten<br />
sich unbeliebter, die Halle wurde<br />
laut. Danach quittierte das Publikum<br />
jede Entscheidung mit Buhrufen<br />
und Pfiffen, die eigene Mannschaft<br />
wurde umso energischer angefeuert.<br />
IMAGO IMAGES/MARIO STIEHL<br />
DieFüchse sogen die Unterstützung<br />
auf und kämpften sich weiter heran.<br />
In der 48. Minute gelang der Ausgleich,<br />
auch weil Ziemer im Toreinige<br />
wichtige Bälle festhalten konnte<br />
und Tempogegenstöße dadurch ermöglichte.Inder<br />
50. Minute parierte<br />
er einen Strafwurf und sicherte das<br />
24:24. Anschließend verwandelte Jacob<br />
Holm drei Würfe in Serie und<br />
erarbeitete die erste zwei Tore-Führung<br />
(27:25).<br />
„Die Rote Kartehat bei uns etwas<br />
bewirkt. Danach haben wir als<br />
Mannschaft enger zusammengestanden.<br />
Und mit dem Publikum<br />
hier ist es immer etwas Besonderes“,<br />
sagte Holm, der mit acht Treffernerfolgreichster<br />
Schütze der Partie war.<br />
Doch der entscheidende Augenblick<br />
gehörte dem Schlussmann. In der<br />
letzten Sekunde hielt er einen Wurf<br />
von Nikola Bylik und wurde zum<br />
Held des Abends.<br />
Abstand zu<br />
Play-off-Platz<br />
wächst<br />
Alba unterliegt in der<br />
Euroleague Khimki Moskau<br />
Alba Berlin hat in der Basketball-<br />
Euroleague die neunte Niederlage<br />
kassiert. Das Team von Trainer<br />
Aito Garcia Reneses unterlag dem<br />
russischen Spitzenklub Khimki Moskau<br />
am Donnerstagabend auswärts<br />
87:104 (51:54). Bei einer Bilanz von<br />
4:9-Siegen stehen die <strong>Berliner</strong> nun<br />
bereits drei Erfolge hinter den Playoff-Plätzen.<br />
Bester <strong>Berliner</strong> Werfer<br />
war Rokas Giedraitis mit 17 Punkten,<br />
bei Khimki bot der ehemalige Bayern-Profi<br />
Devin Booker mit 24 Zählern<br />
und zehn Rebounds eine überragende<br />
Vorstellung.<br />
Auch ohne die weiterhin verletzten<br />
Tim Schneider, Johannes Thiemann,<br />
Tyler Cavanaugh und Stefan<br />
Peno startete Alba couragiert indie<br />
Partie und hielt zunächst starkdagegen.<br />
Anfang des zweiten Viertels erspielte<br />
sich der Bundesligist sogar<br />
eine zweistellige Führung (35:23).<br />
Doch nun kamen die offensivstarken<br />
Russen um die früheren NBA-Profis<br />
Alexej Schwed und Jonas Jerebko<br />
besser ins Spiel. Sie drehten den<br />
Rückstand noch in eine Pausenführung.<br />
Schwache Trefferquote<br />
„Sie haben vonder Dreierlinie besser<br />
getroffen und waren plötzlich im<br />
Flow.Und wir hatten ein paar unnötige<br />
Fouls“, sagte Alba-Kapitän Niels<br />
Giffey auf Magentasportzuder Moskauer<br />
Aufholjagd. Die<strong>Berliner</strong> konnten<br />
auch nach der Halbzeitpause<br />
nicht an die Leistung der Anfangsphase<br />
anknüpfen, trafen nur noch<br />
schwach aus dem Feld und gerieten<br />
nach einem 8:0-Lauf der Gastgeber<br />
mit elf Punkten ins Hintertreffen<br />
(51:62). Alba gab sich in der Folge<br />
zwar nicht auf, der Moskauer Erfolg<br />
geriet nun aber zu keinem Zeitpunkt<br />
mehr in Gefahr. (dpa)<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
Bundesliga, 15. Spieltag<br />
Hoffenheim −FCAugsburg Fr., 20.30<br />
München−SVWerderBremen Sa., 15.30<br />
Hertha BSC−SCFreiburg Sa., 15.30<br />
Mainz 05 −Bor.Dortmund Sa., 15.30<br />
1. FC Köln−Leverkusen Sa., 15.30<br />
SC Paderborn−Union Berlin Sa., 15.30<br />
Düsseldorf−RBLeipzig Sa., 18.30<br />
VfL Wolfsburg−M'gladbach So., 15.30<br />
FC Schalke04−Eintr.Frankfurt So., 18.00<br />
1 M'gladbach 14 30: 16 31<br />
2 RB Leipzig 14 39: 16 30<br />
3 Bor.Dortmund 14 33: 19 26<br />
4 FC Schalke04 14 25: 18 25<br />
5 SC Freiburg 14 24: 17 25<br />
6 Leverkusen 14 22: 18 25<br />
7 München 14 35: 20 24<br />
8 Hoffenheim 14 19: 23 21<br />
9 VfL Wolfsburg 14 15: 14 20<br />
10 Union Berlin 14 18: 19 19<br />
11 Eintr.Frankfurt 14 24: 22 18<br />
12 FC Augsburg 14 20: 26 17<br />
13 Mainz 05 14 20: 34 15<br />
14 SV Werder Bremen 14 22: 29 14<br />
15 Hertha BSC 14 20: 29 12<br />
16 Düsseldorf 14 16: 29 12<br />
17 SC Paderborn 14 17: 32 8<br />
18 1. FC Köln 14 12: 30 8<br />
Zweite Bundesliga, 17. Spieltag<br />
VfL BochumHannover96<br />
Fr.,18.30<br />
Erzg.AueRegensburg Fr., 18.30<br />
HeidenheimArm. Bielefeld Sa., 13.00<br />
FC St. PauliSV Wehen Sa., 13.00<br />
Karlsruher SCGr.Fürth Sa., 13.00<br />
NürnbergKiel So., 13.30<br />
SandhausenHamburger SV So., 13.30<br />
VfL OsnabrückDyn. Dresden So., 13.30<br />
Darmstadt 98VfB Stuttgart Mo., 20.30<br />
Regionalliga, 19. Spieltag<br />
Auerbach−Altglienicke<br />
Fr.,18.30<br />
Viktoria −Chemie Leipzig Fr., 19.00<br />
Cottbus−Hertha II Sa., 13.30<br />
Rathenow−Lichtenberg 47 Sa., 13.30<br />
Meuselwitz−Halberstadt Sa., 13.30<br />
Lok Leipzig −RWErfurt So., 13.30<br />
Nordhausen−Babelsberg So., 13.30<br />
<strong>Berliner</strong> AK−Fürstenwalde So., 13.30<br />
Dynamo −Bischofswerda So., 13.30<br />
Späte Erlösung<br />
Die Eisbären bezwingen die Düsseldorfer EG 3:1<br />
VonChristian Kattner<br />
Der Monat Dezember war bislang<br />
kein guter gewesen für die Eisbären.<br />
Alle drei Spiele hatten die <strong>Berliner</strong><br />
vordem Donnerstagabend verloren<br />
und dabei 16 Gegentore hinnehmen<br />
müssen. Gut vier Minuten<br />
vor dem Ende des Spiels gegen die<br />
Düsseldorfer EG war klar, dass diese<br />
Negativserie endet. Im Schlussdrittel<br />
traf zunächst James Sheppard doppelt,<br />
bevor Maxim Lapierre mit seinem<br />
Treffer zum 3:1 für die Entscheidung<br />
und den Sieg sorgte.<br />
Noch nach dem Abschlusstraining<br />
hatte Trainer Serge Aubin betont,<br />
dass die drei Niederlagen zuvor<br />
nicht über die bisher positiveSaison<br />
hinwegtäuschen sollten. Die jüngsten<br />
Defensivprobleme seiner Mannschaft<br />
konnte aber selbst er nicht<br />
schönreden. Denn auch gegen die<br />
DEG waren diese zu beobachten, zumindest<br />
am Anfang. Nach gerade<br />
mal 71 Sekunden lag sein Team 0:1<br />
hinten. Ryan McKiernans Pass von<br />
der eigenen blauen Linie geriet ein<br />
wenig zu ungenau, und Luke Adam<br />
hatte im Duell mit dem zuletzt stark<br />
kritisierten Torwart Sebastian Dahm<br />
keine Probleme.<br />
Undauch nach dem 0:1 taten sich<br />
die Eisbären-Verteidiger weiterhin<br />
im eigenen Spielaufbau schwer, zudem<br />
konnte der Angriff für keine<br />
Entlastung sorgen. In den vorangegangenen<br />
drei Spielen brachte der<br />
Angriff ordentlich Unterhaltung, an<br />
diesem Abend war von der gefürchteten<br />
EHC-Offensive anfangs nicht<br />
viel zu sehen. Erst gegen Ende des<br />
ersten Drittels wurden die Gastgeber<br />
etwas genauer, scheiterten aber mit<br />
ihren Schüssen. Das machte auch<br />
Frank Hördler Mut, doch der Eisbären-Verteidiger<br />
mahnte auf demWeg<br />
in die Kabine zur Vorsicht: „Vor dem<br />
Torsind sie gefährlich, da müssen<br />
wir aufpassen.“<br />
Genau das versuchten die Eisbären<br />
nach der Drittelpause umzusetzen.<br />
Und auch die Angriffsbemühungen<br />
wirkten nun etwas zielstrebiger.Das<br />
Problem der Eisbären trug<br />
in den ersten beiden Dritteln aber<br />
ein gelbes Trikot mit der Nummer 35.<br />
Werauch immer aufseiten der <strong>Berliner</strong><br />
auf den Kasten schoss, der ehemalige<br />
EHC-Keeper Mathias Niederberger<br />
parierte alle 25 Versuche und<br />
schien an diesem Abend zunächst<br />
unüberwindbar zu sein. Trotzdem<br />
sah das Spiel der Eisbären nicht nur<br />
offensiv,sondernauch defensiv besser<br />
aus.Auch im Vergleich zu den vorangegangenen<br />
Spielen, in denen<br />
die <strong>Berliner</strong> nach zwei Abschnitten<br />
schon jeweils mehr Tore kassierthatten.<br />
Sheppardtrifft doppelt<br />
Die Kontrolle über die Partie hatten<br />
die <strong>Berliner</strong> im zweiten Drittel gewonnen,<br />
im Schlussabschnitt sollte<br />
es dann endlich auch mit den eigenen<br />
Toren klappen. Diesmal war es<br />
Fehler im Aufbauspiel der Gäste,der<br />
für einen schnellen Gegenangriff der<br />
Eisbären sorgte und an dessen Ende<br />
James Sheppard zum mittlerweile<br />
verdienten Ausgleich traf (44.). Die<br />
<strong>Berliner</strong> blieben am Drücker und<br />
feuerten einen Schuss nach dem anderen<br />
ab. Das nun deutlich verbesserte<br />
Spiel wurde durch die 2:1-Führung<br />
durch einen Überzahltreffer<br />
von Sheppard belohnt (49.). Maxim<br />
Lapierre sorgte gut vier Minuten vor<br />
dem Ende für die Entscheidung.<br />
Unsere Ärztin Katharina von Goldacker<br />
untersucht im Südsudan ihre Patientin<br />
Nyajuok Thot Tap, die im achten Monat<br />
schwanger ist. ©Peter Bräunig<br />
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das sterile Material für fünf Geburten. Ohne dieses<br />
erleiden Frauen häufig lebensbedrohliche Infektionen.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 – S eite 22 *<br />
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Sport<br />
Olympia in Berlin<br />
Halbnackte<br />
Tatsachen<br />
Christian Schwager<br />
sagt weitreichende<br />
Reformen im Sportvoraus.<br />
Inspiriertvon der weltumspannenden<br />
Bewegung „Fridays for Future“<br />
zieht der organisierte Sport<br />
jetzt nach. Noch ist es nicht offiziell,<br />
aber ein Name offenbar bereits gefunden:<br />
„Thursdays for future“. Am<br />
Donnerstag jedenfalls gaben die Organisatoren<br />
der Olympischen Spiele<br />
2024 in Paris bekannt, dass sie die<br />
Wettbewerbe im Surfen nach Tahiti<br />
verlegen werden. Die Zustimmung<br />
des IOC gilt als Formsache,somit hat<br />
sich der Ort Teahupoo gegen die<br />
Konkurrenten Biarritz, Lacanau,<br />
Landes und La Torche an der französischen<br />
Atlantikküste durchgesetzt.<br />
„Auf diese Art wird Polynesien,<br />
wo das Surfen begann, ein Stück<br />
Ehre zurückgegeben“, sagt Lionel<br />
Teihotu, Präsident des Surfverbandes<br />
Tahitis, und unterstreicht damit,<br />
dass die 15 760 Kilometer, die nach<br />
der Eröffnungsfeier in Paris von den<br />
olympischen Surfern bis nach Französisch-Polynesien<br />
zurückzulegen<br />
sind, das globale Klima deutlich verbessern.<br />
Zunächst vor allem unter<br />
Sportfunktionären, die sich darüber<br />
freuen, kostspielige Veranstaltungen<br />
beherbergen zu dürfen.<br />
Bobfahren in St.Petersburg<br />
Bereits am kommenden Donnerstag<br />
könnten die Aktivisten von „Thursdays<br />
for future“ mit einer weiteren<br />
spektakulären Aktion für Aufsehen<br />
sorgen. Sollten sich Gerüchte aus Hilo<br />
bewahrheiten, finden dortauf BigIsland,<br />
Hawaii, die Winterspiele 2030<br />
statt. Damit wäre sichergestellt, dass<br />
die Bob-Wettbewerbe im 12 000 Kilometer<br />
entfernten St. Petersburg ausgetragen<br />
werden können, wo sie<br />
schließlich im 17. Jahrhunderterfunden<br />
wurden. Vordiesem Hintergrund<br />
ist nun auch endlich klar,warum Berlin<br />
seine halbherzigen Bemühungen<br />
um die Spiele 2036 noch einmal überdenkt.<br />
In einer Distanz von15000 Kilometernfand<br />
das Bewerbungskomitee<br />
bisher kein Land, das die Erfindung<br />
einer nennenswerten sportlichen<br />
Betätigung für sich reklamiert.<br />
Dagegen soll eine Organisation<br />
namens Swiss Olympic für Donnerstag,<br />
den 26. Dezember, eine weitreichende<br />
Initiative angedroht haben.<br />
Diese zielt darauf ab,Olympia dauerhaft<br />
stationär in die Schweiz zu verlegen,<br />
weil die ohnehin alles erfunden<br />
hat. Während Kritiker präventiv<br />
davor warnen, leichtfertig in Klischees<br />
zu verfallen, regt sich unter<br />
den hartnäckigsten Befürwortern<br />
von überteuerten Großprojekten in<br />
Berlin wieder leise Hoffnung.<br />
Umfragen zufolge hält sich über<br />
Deutsche im Ausland ja dasVorurteil,<br />
sie würden präzise arbeiten, permanent<br />
Bier trinken und öfter nackt sein<br />
als nötig. Vielleicht wird esdoch etwas<br />
mit Olympia in der deutschen<br />
Hauptstadt, 2040 womöglich. Vorausgesetzt,<br />
Darts ist bis dahin olympisch.<br />
Grüne Welle: ein Surfer in gewagter Fahrt<br />
vor der Küste von Tahiti.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Unions Christopher Trimmel sieht bei seiner Mannschaft eine Entwicklung,die noch lange nicht abgeschlossen ist.<br />
Hunger auf Entwicklung<br />
Warum der 1. FC Union das Spiel in Paderborn nicht auf die leichte Schulter nehmen will<br />
VonMathias Bunkus<br />
Gegenwart: Nach auskurierten<br />
Muskelproblemen steht<br />
Innenverteidiger NevenSubotic<br />
wieder zur Verfügung.<br />
Dafür dürfte Routinier<br />
Michael Parensen wohl wieder<br />
auf der Bank Platz nehmen.<br />
SUBOTIC KEHRT ZURÜCK<br />
Vergangenheit: Paderborn<br />
ist nach Düsseldorf der Klub,<br />
mit dem sich Union seit der<br />
Wiedervereinigung am meisten<br />
duellierte. Die Bilanz dabei<br />
ist negativ: Fünf Siegen<br />
stehen neun Niederlagen in<br />
18 Partien gegenüber.<br />
Zukunft: In der ewigen Bundesligatabelle<br />
könnte Union<br />
bei einem Dreier in Ostwestfalen<br />
einen Sprung machen.<br />
Mit 22 Zählernwürdensie<br />
dann Lok Leipzig (20), Blau-<br />
Weiß ’90und Fürth<br />
(je 21 Zähler) überflügeln.<br />
Es gibt sie zu hauf, diese<br />
Fußballerfloskeln und<br />
Sprüche. Und natürlich ist<br />
das der in diesen Tagen<br />
beim 1. FC Union, in den Ländereien<br />
zwischen Wuhle und Müggelsee,<br />
auch nicht anders.Dortwirddie viel<br />
benutzte Mahnung vom schwersten<br />
Spiel bemüht. Ist jabekanntlich immer<br />
das nächste.<br />
Das war ja zuletzt schon gegen<br />
den 1. FC Köln der Fall, wie Christian<br />
Gentner nach dem mit 2:0 erfolgreich<br />
bestrittenen Match gegen die<br />
Domstädter in der Alten Försterei<br />
zugab. „Das war das wichtigste und<br />
von der Herangehensweise<br />
schwerste Spiel der Saison. Weil wir<br />
zum ersten Mal sorichtig in die Favoritenrolle<br />
geschoben wurden“,<br />
sagt der 34-Jährige.<br />
Gleiches droht den Eisernen natürlich<br />
an diesem Sonnabend (15.30<br />
Uhr), wenn sie bei Mitaufsteiger Paderborn<br />
gastieren. Die gefielen bislang<br />
zwar mit erfrischendem Offensivspiel,<br />
weniger aber mit ihrer<br />
Punktausbeute. Mühsam verdrängten<br />
sie am letzten Wochenende die<br />
Kölner auf den letzten Platz. Mitnur<br />
acht Zählern hecheln sie der Musik<br />
ziemlich hinterher und weisen derzeit<br />
gar elf Punkte Rückstand auf die<br />
Köpenicker auf. Ein Sieg an der<br />
Pader,und Union hätte wohl endgültig<br />
ein Team im Schlussranking hinter<br />
sich gelassen und müsste nur<br />
noch zwei weitere Kandidaten finden,<br />
um ein weiteres Jahr in<br />
Deutschlands Eliteliga reüssieren zu<br />
dürfen.<br />
Nun haben die Köpenicker trotz<br />
der tabellarischen Favoritenlage erneut<br />
das schwerste,weil ja nächstes,<br />
Spiel vorder Brust. Eine Bemerkung,<br />
die beim Kapitän ein Lächeln hervorruft.<br />
„Wir denken ja eh nur von<br />
Spiel zu Spiel. Manmuss mit der Favoritenrolle<br />
umgehen können. Aber<br />
wir unterscheiden nicht bei den<br />
Gegnern, egal ob das ein Großer oder<br />
ein vermeintlich Kleiner ist, der in<br />
der Tabelle hinter uns steht. Wir<br />
müssen jeden, der kommt, ernst<br />
nehmen“, sagt Christopher Trimmel.<br />
Ähnlich klingt das aus dem Mund<br />
seines Chefübungsleiters.„Noch haben<br />
wir gar nichts erreicht. Unser<br />
Ziel ist nach wie vor der Klassenerhalt“,<br />
wird Urs Fischer nicht müde<br />
zu betonen. Selbst die bisher geholten<br />
19 Punkte aus den ersten 14 Spielen<br />
– für Trimmel nicht die Miete<br />
„auch wenn das ein Superschritt<br />
war“ −sieht Fischer keinesfalls als<br />
Beruhigungspille an. Er verweist auf<br />
die erste Spielzeit der Ostwestfalen,<br />
die 2014/2015 die Halbserie auf Rang<br />
10 mit 19 Zählernbeendeten und am<br />
Ende als Schlusslicht mit 31 Punkten<br />
doch wieder in der Zweitklassigkeit<br />
mussten.<br />
Einsicherlich nicht ganz uninteressanter<br />
Hinweis. Aber einer der<br />
nicht berücksichtigt, dass zwischen<br />
Platz 10 und Rang 17 seinerzeit nur<br />
vier Zähler Differenz waren und sich<br />
mit Freiburg und Dortmund zwei<br />
Erfolg trotz Niederlage<br />
GETTY/SCHEIDEMANN<br />
qualitativ höherklassige Teams auf<br />
den Plätzen unter dem Strich tummelten.<br />
Fischer hat ohne Zweifel recht mit<br />
der Annahme, dass die Aufgabe gegen<br />
das Team von Steffen Baumgart<br />
alles andere als ein Selbstgänger<br />
wird. Favoritenlage hin oder her.Davon<br />
zeugen schon die letzten drei<br />
Partien, als der SCP gegen Dortmund<br />
beim 3:3 kurz vor einem Auswärtsdreier<br />
stand, in der Woche darauf<br />
Leipzig beim 2:3 nach der Pause<br />
phasenweise herspielte oder jüngst<br />
in Bremen mit einem 1:0 drei Punkte<br />
entführt wurden. „Das ist eine<br />
Mannschaft mit horrendem Tempo.<br />
Die vier da vorne sind alle sehr, sehr<br />
schnell. Gerade ihr Umschaltspiel ist<br />
sehr gefährlich. Da brauchst du eine<br />
Antwort drauf“, sagt Fischer mahnend.<br />
DasGuteaber ist, dass Union nun<br />
gewarnt ist, dass ein Schlendrian<br />
eher nicht Einzug halten wird. Die<br />
Eisernen haben noch lange nicht genug<br />
und sehen sich noch nicht am<br />
Limit, wenn man den Worten ihres<br />
Kapitäns Glauben schenken darf:<br />
„Dieser Hunger, sich weiter zu entwickeln,<br />
ist einfach da und wenn du<br />
dich weiter entwickelst, macht das<br />
noch mehr Spaß. Wir werden nicht<br />
nachlassen. Wir ziehen jetzt auch<br />
über 90 Minuten unser Ding durch,<br />
war ja nicht immer so der Fall“,<br />
meinte Trimmel mit Blick auf das<br />
erste Saisonviertel.<br />
Eintracht Frankfurt reicht ein 2:3 gegen Vitoria Guimarães, um in die nächste Runde der Europa League einzuziehen<br />
Eintracht Frankfurt ist mit viel<br />
Glück und trotz einer 2:3 (2:1)-<br />
Niederlage gegen Vitoria Guimarães<br />
in die K.-o.-Runde der Europa<br />
League eingezogen. Da der FC Arsenal<br />
im Parallelspiel ein 2:2 bei Standard<br />
Lüttich erkämpfte, reichte es<br />
mit neun Punkten zum zweiten Rang<br />
für die Frankfurter in Gruppe Fhinter<br />
den Londonernmit elf Punkten.<br />
Im 20. Europa-League-Spiel der<br />
Hessen in diesem Jahr hatten Danny<br />
da Costa (31.) und Daichi Kamada<br />
(38.) am Donnerstag innerhalb von<br />
sieben Minuten die Partie zwischenzeitlich<br />
gedreht, doch nach einer<br />
desaströsen Schlussphase reichte es<br />
nicht einmal zum Punktgewinn, weil<br />
Musrati (85.) und Marcus Edwards<br />
(87.) mit ihren TorenFrankfurter Abwehrschwächen<br />
bestraften.<br />
Gleich zu Beginn hatte Rochinha<br />
(8.) den 47 000 Zuschauern inder<br />
ausverkauften Frankfurter Arena einen<br />
kräftigen Schock versetzt, als er<br />
nach einem nicht geahndeten Foul<br />
an Sebastian Rode in der Frankfurter<br />
Hälfte zur Führung der in der Gruppenphase<br />
bisher sieglosen Gäste aus<br />
Portugal eingeschossen hatte. Die<br />
Proteste der Eintracht-Profis verhallten<br />
ungehört, einen Video-Assistenten<br />
gibt es in der Europa League erst<br />
ab der K.o-Runde.<br />
Sebastian Rode, inder Startaufstellung,<br />
obwohl er beim vergangenen<br />
Bundesliga-Spiel gegen Hertha<br />
BSC (2:2) verletzt ausgewechselt<br />
worden war, trieb sein Team bis zu<br />
seiner Auswechslung nach 78 Minuten<br />
immer wieder an. Doch erst nach<br />
einer halben Stunde ließ Vitoria-<br />
Keeper Miguel Silva einen Kopfball<br />
von da Costa aus rund 17 Metern<br />
durch die Hände ins eigene Torflutschen.<br />
Vondaanlief es besser für die<br />
Eintracht, nachdem lange Zeit den<br />
Pässen die Präzision gefehlt hatte.<br />
Kamada verwertete noch in der ersten<br />
Halbzeit eine flache Eingabe von<br />
Filip Kostic zurFührung.<br />
Das gesamte Spiel über stand die<br />
Frankfurter Bank inVerbindung zum<br />
Duell vonStandardLüttich mit Arsenal,<br />
da die Belgier den Frankfurtern<br />
den Einzug in die K.-o.-Runde der<br />
besten 32 Teams hätten verderben<br />
können. Der wird sich nun für die<br />
Eintracht auch finanziell lohnen,<br />
denn der zweite Gruppenrang wird<br />
500 000 Euro, der Einzug ins Sechzehntelfinale<br />
mit weiteren 500 000<br />
Euro belohnt. Die Auslosung erfolgt<br />
am Montag. Damit addieren sich die<br />
Einnahmen aus der Gruppenphase<br />
und dem Antrittsgeld für die Europa<br />
League von2,75 Millionen auf insgesamt<br />
rund 5,5 Millionen Euro. (dpa)<br />
„Wir hatten im<br />
Sommer Zeit,<br />
alles zu lernen“<br />
Herthas Marvin Plattenhardt<br />
gibt sich selbstkritisch<br />
Herr Plattenhardt, Hertha hat mit<br />
Jürgen Klinsmann einen neuen Trainer<br />
und Sie spielen plötzlich wieder.<br />
Das müsste Ihnen bekannt vorkommen.<br />
Vorfünf Jahren war es ähnlich.<br />
Bei Jos Luhukay kamen Sie kaum zu<br />
Einsätzen, unter Nachfolger PalDardai<br />
wurden SieNationalspieler …<br />
Damals war es eine andereSituation.<br />
Das kann man nicht Eins-zueins<br />
vergleichen. Unter Ante Covic<br />
hatte ich zwar wenig Spielzeit. Ich<br />
hatte aber auch viel mit Verletzungen<br />
zu tun, die haben mich in den<br />
entscheidenden Phasen zurückgeworfen.<br />
Klinsmann ist ein großer Name im<br />
Weltfußball. Wasmacht er anders?<br />
Wir Spieler hören zu und versuchen<br />
das umzusetzen, was vomTrainer<br />
gefordert wird. Es gibt ein paar<br />
neue Pläne,ein paar neue Trainingsmethoden.<br />
Er istfür Siebereits der vierte Hertha-<br />
Coach. Worin unterscheiden sich Luhukay,<br />
Dardai,Covic und er?<br />
Das ist eine schwierige Frage. Ich<br />
will auch gar nicht so sehr vergleichen.<br />
Es gibt sicher Trainer,die mehr<br />
auf einen stehen und es gibt Trainer,<br />
die vielleicht weniger auf dich stehen.<br />
So war es am Anfang, als ich zu<br />
Hertha kam. Jeder Trainer hat seine<br />
eigenen Ansätze, seineStärken, jeder<br />
hat seine eigene Spielphilosophie.<br />
WirSpieler müssen das umsetzen.<br />
Sie hatten 2017 und 2018 ihren großen<br />
Karrieresprung, Confed Cupund<br />
WM. Wiedenken Siejetzt darüber?<br />
DieWMwar unglücklich, weil wir<br />
früh ausgeschieden sind. Ich durfte<br />
einmal gegen Mexiko spielen. Für<br />
mich war das trotzdem eine interessante<br />
Zeit, obwohl es mit dem frühen<br />
Ausscheiden ein negatives Ende<br />
nahm. Mich hat espersönlich weitergebracht.<br />
So ein großes Turnier<br />
spielen zu dürfen, schafft auch nicht<br />
jeder.Darauf bin ich stolz.<br />
DasDFB-Team war in der Krise, Hertha<br />
ist es jetzt. Können Sie sich erklären,<br />
warum die Blau-Weißen so weit<br />
unten in der Tabelle stehen?<br />
Wir hatten im Sommer die Zeit<br />
das neue, offensivere System einzustudieren.Wirhaben<br />
in einigen Spielen<br />
auch gezeigt, dass wir es umsetzen<br />
können. Nur ging es letztlich<br />
nicht so richtig auf. Woran esgenau<br />
gelegen hat, kann ich nicht sagen.<br />
Sonst hätten wir ja etwas dagegen<br />
gemacht. Und dann hätten wir jetzt<br />
auch nicht so viel Trubel.<br />
Morgen geht es im Olympiastadion<br />
gegen den SC Freiburg. Wie gelingt<br />
der wichtige Sieg?<br />
Wir wollen die drei Punkte in jedem<br />
Fall in Berlin behalten. Danach<br />
haben wir mit Leverkusen und Gladbach<br />
zwei weitere schwierige Gegner.<br />
Aber wir gehen positiv in die<br />
letzten Wochen des Jahres. (WH.)<br />
Marvin Plattenhardt gehörtwieder zu<br />
Herthas Stammbesetzung. IMAGO/HUEBNER
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 – S eite 23<br />
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Feuilleton<br />
Neo-Noir:<br />
Edward Nortos Film<br />
„Motherless Brooklyn“<br />
Seite 26<br />
„Woist das Rufen, das Kichern, das Weinen?“<br />
Ulrich Seidler über die Dramatisierung der Texte von Ronald M. Schernikau in der Volksbühne Seite 26<br />
Weihnachten<br />
Unter<br />
dem Eis<br />
Susanne Lenz<br />
über hungernde<br />
Rentiere in Lappland<br />
Weihnachten ist längst ein globales<br />
Fest geworden. Das hat<br />
mit dem Kolonialismus der Briten zu<br />
tun und mit den US-Truppen im<br />
Zweiten Weltkrieg. Die angloamerikanische<br />
Kulturindustrie hat ihre<br />
Weihnachtsbräuche auch in Europa<br />
etabliert, am augenfälligsten in der<br />
Figur des dicken, rotgewandeten<br />
Santa Claus und seinem vonRentierengezogenen<br />
Schlitten.<br />
Keine Betriebsweihnachtsfeier,<br />
ohne dass sich nicht wenigstens einer<br />
einen Rentierhaarreif aufgesetzt<br />
hat, das Tier ziert Wollpullover, und<br />
auf Ebay finden sich unter dem<br />
Stichwort„Weihnachtliche Außendirektion“<br />
Rentiere mit Schlitten aus<br />
LED-Streifen, die in den Farben<br />
Warmweiß und Kaltweiß stimmungsvoll<br />
die dunklen Tage erleuchten<br />
sollen. Dafür braucht man nicht<br />
mal einen Vorgarten. In meiner<br />
Straße in Neukölln zieren diese Rentierschlitten<br />
bereits ein paar Balkone.Und<br />
„Rudy,the rednosed reindeer“<br />
ist als Weihnachtslied viel, viel<br />
bekannter als etwa „Dort zwischen<br />
Ochs und Eselein“.<br />
In der Realität aber geht es den<br />
Rentieren schlecht. Sie hungern,<br />
daran ist der Klimawandel schuld. In<br />
Lappland sind die durchschnittlichen<br />
Wintertemperaturen schneller<br />
gestiegen als sonst auf der Welt, um<br />
fast drei Grad. Das bedeutet, dass es<br />
in diesen Dezembertagen nicht nur<br />
schneit, sondern zwischendurch<br />
auch regnet. DieEisschicht, die dann<br />
auf dem Boden entsteht, ist für die<br />
Rentiere lebensgefährlich. Moose<br />
und Flechten sind noch da, die Tiere<br />
können ihr Futter aber nicht mehr<br />
erreichen. Die norwegische Regierung<br />
schickt Psychologen in die samischen<br />
Dörfer, denn dort steigt die<br />
Selbstmordrate. Und das nicht nur,<br />
weil der Futtermangel der Herden<br />
ein ökonomisches Problem ist. Es ist<br />
die Zerstörung ihrer Welt, die diese<br />
Menschen niederdrückt.<br />
Weiße Weihnachten, der Schneemann,<br />
das Rentier –die Ikonographie<br />
der Festtagszeit hat ihre Unschuld<br />
längst verloren.<br />
VonHarry Nutt<br />
Die am Mittwoch verkündete<br />
Einstellung der<br />
Kunstmesse Art Berlin<br />
hat selbst in den einschlägigen<br />
Fachkreisen nur noch ein<br />
Schulterzucken ausgelöst. Die Mitteilung<br />
der Kunstmesse Köln, ihr<br />
<strong>Berliner</strong> Engagement nach drei Jahren<br />
wieder zu beenden, folgt einer<br />
nachvollziehbaren und insgeheim<br />
schon erwarteten Konsequenz. Der<br />
Art Berlin, die unter dem Kölner Patronat<br />
auf die Messe ABC folgte, war<br />
es nie vergönnt, eine eigene Tradition,<br />
geschweige denn Anziehungskraft<br />
zu entfalten. Vielmehr blieb sie<br />
ein vonökonomischen Erwartungen<br />
angetriebener Satellit.<br />
Die demissionierenden Veranstalter<br />
halten sich denn auch mit leidenschaftlichen<br />
Bekundungen des<br />
Bedauerns zurück. Unter den gegebenen<br />
Bedingungen, ließ Gerald<br />
Böse,der Vorsitzende der Geschäftsführung<br />
der Koelnmesse verlauten,<br />
sehe man keine Möglichkeit, eine<br />
Veranstaltung zu realisieren,„die unseren<br />
Vorstellungen gerecht wird“.<br />
Ausschlaggebend für die Entscheidung<br />
seien die aktuellen Rahmenbedingungen<br />
in Berlin gewesen, „die<br />
insbesondere Planungssicherheit<br />
vermissen lassen“.<br />
Fremdeln in Tempelhof<br />
<strong>Berliner</strong> Flaute<br />
Aus für die Art Berlin: Die Kölner Messegesellschaft zieht sich zurück<br />
Für die ArtBerlin weist kein Wegmehr in die Zukunft.<br />
So formuliert man das wohl in Geschäftskreisen.<br />
Bei dem Versuch, die<br />
Verantwortung zu teilen, kam denn<br />
auch der <strong>Berliner</strong> Senat nicht ungeschoren<br />
davon. So sei die Nutzung<br />
des Standorts Tempelhof ab 2020<br />
nicht gesichert und das finanzielle<br />
Ergebnis nicht befriedigend gewesen.<br />
VonKöln aus betrachtet muss es<br />
immer ein wenig befremdlich gewirkt<br />
haben, dass selbst großen <strong>Berliner</strong><br />
Kulturereignissen die Gunst der<br />
öffentlichen Aufmerksamkeit nicht<br />
frei Haus zufliegt.<br />
Wasden Standort betrifft, waren<br />
gerade die weitläufigen räumlichen<br />
Arrangements in den Flughafenhallen<br />
eine eher gewöhnungsbedürftige<br />
Heimstatt für einen Ort des Kunsthandels.Dabei<br />
hatte gerade die Vorgängermesse<br />
ABC bewiesen, dass es<br />
durchaus möglich ist, den Charme<br />
einer Veranstaltung aus den wechselnden<br />
Örtlichkeiten des <strong>Berliner</strong><br />
Prinzips Zwischennutzung zu beziehen.<br />
In Tempelhof jedoch wurde<br />
man nie ganz den Eindruck los,dass<br />
das Messepublikum mit dem Standort<br />
fremdelt. Im Rahmen der <strong>Berliner</strong><br />
ArtWeek, die sich als ein Konglomerat<br />
von nebeneinander existierenden<br />
Einzelveranstaltungen präsentiert,<br />
fehlte es der Art Berlin fast<br />
zwangsläufig an Wiedererkennbarkeit<br />
und Eigensinn. Die Kölner Entscheidung<br />
dürfte alle weiteren Be-<br />
IMAGO<br />
mühungen erschweren, den Kunststandort<br />
Berlin auch als attraktiven<br />
Marktplatz zu etablieren, auch wenn<br />
seitens der ebenfalls im Rahmen der<br />
ArtWeek stattfindenden Messe Positions<br />
umgehend Bedauern ausgedrückt<br />
worden ist. „Mit jedem Jahr<br />
wuchs das Vertrauen in den <strong>Berliner</strong><br />
Kunstmarkt, den es in dieser Form<br />
erst seit Mitte der 90er-Jahre gibt“,<br />
hieß es in einer Stellungnahme.Jetzt<br />
sei der Zeitpunkt, „an dem Berlin die<br />
Zügel wieder in die Hand nehmen<br />
muss und sich zu seinem noch jungen,<br />
doch auch vielversprechenden<br />
und wachsenden Kunstmarktplatz<br />
bekennen sollte“. Daraus spricht vor<br />
allem der Versuch, sich selbst zu ermutigen.<br />
In der Vergangenheit jedenfalls<br />
hatte es hinter den Kulissen<br />
durchaus handfeste Rangeleien zwischen<br />
den beiden konkurrierenden<br />
Kunstmessen gegeben.<br />
Das vollmundig artikulierte Aufbruchsignal<br />
verkennt denn auch,<br />
dass sich gerade der Kunststandort<br />
Berlin nicht in der Situation vieler<br />
Start-up-Unternehmen befindet,<br />
sich mit ein paar guten Ideen und ein<br />
bisschen Mut einem wirtschaftlichen<br />
Wagnis hinzugeben.<br />
Kein Käufermarkt<br />
Bislang jedenfalls sind alle Bemühungen<br />
gescheitert, aus der Stadt der<br />
Künstler und Galerien auch eine bevorzugte<br />
Adresse für Sammler und<br />
Käufer zu machen. Im ökonomischen<br />
Jargon sprichtman voneinem<br />
Käufermarkt, den es in der Kunststadt<br />
Berlin seit der Vernichtung eines<br />
freien Kunstmarktes während<br />
der Zeit des Nationalsozialismus<br />
nicht mehr gegeben hat. Hinsichtlich<br />
des Kunsthandels befindet sich<br />
Berlin mit einem Bein noch tief in<br />
der Nachkriegsgeschichte, inderen<br />
Verlauf die großen Kunstgeschäfte in<br />
Köln und Basel oder auch in Miami<br />
gemacht wurden.<br />
Inzwischen lässt sogar die Anziehungskraft<br />
auf Künstler nach,<br />
weil der <strong>Berliner</strong> Immobilienmarkt<br />
kaum noch günstige Ateliers<br />
hergibt, die bis vor wenigen<br />
Jahren opulente Arbeitsbedingungen<br />
geboten haben. Was bleibt, ist<br />
die Neugier des <strong>Berliner</strong> Publikums,<br />
das immer wieder bereit ist,<br />
sich zu den entsprechenden Ereignissen<br />
wie dem jährlich stattfindenden<br />
GalleryWeekend –das wie<br />
die Art Berlin von Maike Cruse geleitet<br />
wird–und der alle zwei Jahre<br />
von wechselnden Kuratoren angeleiteten<br />
Berlin-Biennale einfach<br />
treiben zu lassen.<br />
HarryNutt<br />
betrachtet das Ausder Art<br />
Berlin als Marktsymptom.<br />
NACHRICHTEN<br />
Fünf deutsche Städte auf<br />
Shortlist für Kulturmetropole<br />
Fünf deutsche Städte haben es auf<br />
die Shortlist für die europäische Kulturhauptstadt<br />
2025 geschafft. Um<br />
den Titel können sich Chemnitz,<br />
Hannover, Hildesheim, Magdeburg<br />
und Nürnbergweiter bewerben. Die<br />
bisher noch vertretenen Städte Dresden,<br />
Gera und Zittau wurden nach<br />
Angaben der Jury vomDonnerstag in<br />
Berlin nicht berücksichtigt. Im<br />
Herbst 2020 soll dann die Stadt bestimmt<br />
werden, die für Deutschland<br />
im Jahr 2025 eine der beiden Kulturhauptstädte<br />
Europas sein soll. Die<br />
Empfehlung der Jury muss schließlich<br />
vonBundund Ländernineine<br />
formelle Ernennung umgewandelt<br />
werden. Diezweite Kulturhauptstadt<br />
2025 stellt Slowenien. Für nächstes<br />
Jahr bereiten sich Rijeka in Kroatien<br />
und Galway in Irland vor. (dpa)<br />
Geige wird „Instrument des<br />
Jahres 2020“<br />
DieGeige wird2020 das Instrument<br />
des Jahres.Dies beschlossen die Landesmusikräte<br />
vonzehn Bundesländerneinstimmig,<br />
wie der Landesmusikrat<br />
Schleswig-Holstein am<br />
Donnerstag in Kiel mitteilte.Injedem<br />
der zehn Bundesländer wird<br />
das Projekt durch eigene Schirmherrenunterstützt.<br />
DasProjekt Instrument<br />
des Jahres war 2008 auf Initiativedes<br />
Landesmusikrats Schleswig-<br />
Holstein entstanden. In diesem Jahr<br />
war das Saxofon an der Reihe. (dpa)<br />
Champions League künftig<br />
bei DAZN, Amazon und ZDF<br />
DerSender Skyhat die Rechte an der<br />
Champions League verloren. Wiedie<br />
Bild-<strong>Zeitung</strong> berichtet, laufen die<br />
Spiele ab der Saison 2021/22 in<br />
Deutschland bei den StreaminganbieternDAZNund<br />
Amazon Prime<br />
Video.Das ZDF darfneben DAZN<br />
das Finale übertragen und vermutlich<br />
am Mittwochabend eine Zusammenfassung<br />
aller Spiele anbieten.<br />
Hauptgewinner der Rechtevergabe<br />
ist DAZN, dortlaufen ab 2021<br />
alle Live-Spiele der Königsklasse im<br />
europäischen Fußball inklusivedes<br />
Endspiels.Amazon hat sich die<br />
Rechte am jeweiligen Topspiel am<br />
Dienstagabend gesichert. (SID)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Maulfeil<br />
Mehr Fun für<br />
Nymphe Germania<br />
VonUte Cohen<br />
Drei Kugeln Pistazie, bitte! Ja, esgibt sie<br />
noch, die Vanillas unter den Eisschleckern,<br />
die Rote-Bete-Eis getrost den Eiscreme-Kinks<br />
überlassen. Vanillas setzen sich<br />
ins Café, bestellen eine Karaffe Wasser,lesen<br />
ein Magazin, schmunzeln über Makramee-<br />
Blumenampeln und bestellen Mokka mit<br />
Zucker.Capito?<br />
Na also, das klingt heimelig, nicht wahr,<br />
obwohl die Sätze vor Fremd- und Lehnwörtern<br />
nur so strotzen. Die Pistazie zum Beispiel<br />
haben wir aus dem Mittelpersischen<br />
übernommen, Karaffe,Magazin, Zucker und<br />
Makramee aus dem Arabischen, capito aus<br />
dem Italienischen. Die Vanille, eine tropische<br />
Orchidee, deren Marktwert gerade ins<br />
Unermessliche wächst und an Rentabilität<br />
den illegalen Cannabis-Anbau zu übertreffen<br />
verspricht, haben wir den französischen<br />
Gourmets abgeknöpft.<br />
Ursprünglich stammt der Begriff von lateinisch<br />
vagina ab und bedeutet Ährenhülse,<br />
Scheide.DieVagina wiederum ersetzt aus diversen<br />
Gründen inzwischen die Scheide,obwohl<br />
sie wie etymologische Korinthenkacker<br />
gern feststellen mit dieser identisch ist. Die<br />
Poesie des Wortes,ihr syllabischer Dreiklang<br />
lässt die Herkunft des Wortes und die kriegerische<br />
Konnotation jedoch in den Hintergrund<br />
treten. Fraglich ist, ob man sich vom<br />
Klang einlullen lässt oder ob man der Ratio<br />
Geltung verschaffen soll?<br />
Die Stimme der Vernunft ist oft der Rettungsanker,<br />
wenn es zu Irrungen und Wirrungen<br />
kommt. In Phasen gesellschaftspolitischen<br />
Übereifers gerät die Sprache schnell<br />
ins Hintertreffen. Dabei ist sie doch nicht nur<br />
ein Sensorium für Wandel, sondern hilft<br />
KARL BURKHARD TIMM<br />
auch beim Austarieren. Wenn vermehrt<br />
Stimmen laut werden, den Begriff des<br />
„Fremdwortes“ abzuschaffen, da es rassistisch<br />
sei, sollte man sich die Frage stellen,<br />
was es mit Fremdwörternauf sich hat.<br />
Fremd lässt sich aus dem Althochdeutschen<br />
herleiten und bedeutet da nichts Anderes<br />
als fern, entfernt. Etwas Fernes ist noch<br />
nichts Negatives,sondernschlichtweg unbekannt.<br />
Unter einem Fremdwortversteht man<br />
Wörter, die im Zuge des Sprachkontakts aus<br />
anderen Sprachen übernommen werden.<br />
Die Sprachwissenschaft ist übrigens<br />
längst nicht so konservativ wie häufig angenommen.<br />
DerBegriff des Lehnwortes ersetzt<br />
häufig den des Fremdwortes,wie es im Französischen<br />
(emprunts) oder Englischen<br />
(loanwords) längst der Fall ist. Sprache ist in<br />
erster Linie Bewegung. Wersich nicht vom<br />
Fleck bewegt, wird entweder weggeschubst<br />
oder geht ein. Mitdem Sprachwandel verhält<br />
es sich wie mit dem Rechtswandel. Er ist ein<br />
Epiphänomen. Dasdarfman sich als eine Art<br />
Trampelpfad vorstellen, der entsteht, wenn<br />
viele Menschen Wege abseits der ausgetretenen<br />
Pfade betreten. Irgendwann findet er<br />
Eingang ins System und wird Bestandteil eines<br />
sprachlichen Organismus.<br />
Denkann man sich als Garten vorstellen,<br />
in dem Ahornstab und Dahlie, Giersch und<br />
Edelrose nebeneinander gedeihen. Vergessen<br />
sollte man aber nicht den Blick auf die<br />
Historie, denn diktatorisch-göttliche Wortsetzungen<br />
fruchten genauso wenig wie die<br />
Lamentationen des Barockgelehrten Schottelius:<br />
„Die Nymphe Germania stirbt, und<br />
zwar im Bewusstsein, dass ihre seit Jahrtausenden<br />
rein erhaltene Sprache von ihren<br />
Kindern geschändet, befleckt, beschmiert,<br />
zerstückelt, verdreht und zerschnitten wird.“<br />
Cool down, Schottel. Funist immernoch die<br />
beste Devise beim Sprechen undHandeln.
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
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20.00: On HeLa –The Colour Of Cells (Company<br />
Christoph Winkler)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />
19.30: Glaube undHeimat<br />
Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />
19.30: Der Nussknacker (Staatsballett Berlin)<br />
DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />
20.00 Box: Die Pest<br />
20.00: Wolken.Heim.<br />
GarnTheater (& 78 95 13 46)<br />
20.30: Die Sanfte<br />
Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />
19.30: Linie 1<br />
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20.00: Aurora<br />
HAU2(&25 90 04 27)<br />
19.00: Celestial Sorrow (Meg Stuart&Jompet<br />
Kuswidananto/Damaged Goods)<br />
Kleines Theater (& 821 20 21)<br />
20.00: Eine blassblaue Frauenschrift<br />
Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />
19.30: La traviata<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(& 88 59 11 88) 20.00: Skylight<br />
Kulturhaus Spandau (& 33 34 02 1/ 22)<br />
19.00 Theatersaal: Eine Weihnachtsgeschichte<br />
(Schlossfestspiele Ribbek)<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
19.30: Jugend ohne Gott; 20.00:Verrücktes Blut<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
19.00 Glaspalast: Schneewittchen /Rotkäppchen<br />
(Hexenberg Ensemble)<br />
20.30 Glaspalast: Knüppel aus’m Sack /Der gestiefelte<br />
Kater (Hexenberg Ensemble)<br />
22.00 Glaspalast: Gevatter Tod/Hase undIgel<br />
(Hexenberg Ensemble)<br />
Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />
19.00: Firlefanz und Glühwein<br />
RambaZamba Theater (& 44 04 90 44)<br />
19.30 Probebühne: Don Juan<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00: Extrawurst<br />
Schaubude (& 423 43 14)<br />
20.00: Unknown (Antonio Cerezo)<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
19.30 Studio: Der kaukasische Kreidekreis<br />
20.00: Dämonen<br />
Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Monsieur Claude undseine Töchter<br />
Sophiensaele (& 283 52 66)<br />
19.30: Onon (Public in Private /Clément Layes)<br />
21.00: One Hundred More<br />
Späth’sche Baumschulen (& 63 90 03 32)<br />
19.30 Märchenhütte: Märchen für Erwachsene<br />
(Hexenberg Ensemble)<br />
Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />
19.30: Salome<br />
Theater im Palais (& 201 06 93)<br />
16.30: DasPflichtmandat–Mord ausMangel an<br />
Humor<br />
Theater Thikwa (& 61 20 26 20)<br />
20.00: Aftershow(Juli Reinartz &Thikwa Ensemble)<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
19.00 3. Stock: Final Fantasy; 19.30: legende<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Arena Glashaus (& 533 20 30)<br />
19.30: Alle Kassen, auch privat (HeikeFest). Anm. erf.<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: Wenn Ediths Glockenläuten, Vol. 16<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
17.00, 20.00: Weltrettenfür Anfänger<br />
19.30 Studio: Der Zweck heiligtden Abend<br />
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Film<br />
Mit<br />
einem<br />
Auge<br />
Zuerst ein Mord, dann das<br />
Verhör und zuletzt ein Geständnis.<br />
Kommissar Buron<br />
hat sich zu später Stunde den<br />
Mordverdächtigen Fugain in<br />
sein Büro geladen. Zunächst<br />
wirddie Aussage –mit einigen<br />
ungewöhnlichen Angewohnheiten<br />
– protokolliert, dann<br />
soll der Tatverdächtige Rede<br />
und Antwort stehen. Doch<br />
dann platzen weitere Beamte<br />
wie der einäugige Philippe in<br />
den Raum, das Verhör verzögert<br />
sich immer mehr. Fugain<br />
packt der Hunger. Buron will<br />
hingegen weiterhin wissen,<br />
warum Fugain siebenmal in<br />
der Tatnacht seine Wohnung<br />
verlassen hat. Und als Buron<br />
für längereZeit woanders hinbestellt<br />
wird, soll Philippe sein<br />
eines Auge auf den Verdächtigen<br />
werfen. Schon bald überschlagen<br />
sich die Ereignisse.<br />
Skurriles Kammerspiel von<br />
Quentin Dupieux („Rubber“,<br />
„Die anonymen Romantiker“).<br />
Frank Junghänel<br />
DieWache 21 Uhr,Kino in der Brotfabrik,<br />
Caligariplatz1<br />
Stillleben mit Tonkrug,Pfingstrosen und Apfelsinen, Mai/Juni 1906<br />
Ingeborg Ruthe<br />
kann angesichts der Stillleben<br />
und Porträts, vorallem der um 1903 und<br />
1906 gemalten Blumen- und<br />
Kinderbilder Paula Modersohn-Beckers,<br />
nachvollziehen, wie sie damals viele<br />
Kunstfreunde in ihren Bann schlug.<br />
KH WERNER<br />
Eigentlich ist es ein Monument:<br />
DerTonkrug mit den<br />
drei zartrosa Blüten steht<br />
wie ein riesiger Fels im Bild,<br />
so erdverhaftet wie die erdigen<br />
Früchte davor. Paula Modersohn-<br />
Becker hat das Stillleben nicht arrangiert<br />
wie auf einem Tisch, eher sehr<br />
merkwürdig wie auf einem braunen<br />
Feldweg mitten in einem Weizenfeld<br />
und vorblauem Himmel.<br />
Dasein wenig dunklereMiniatur-<br />
Pendant des Kruges mit nunmehr<br />
fünf Pfingstrosen dahinter steht als<br />
korrespondierendes –aber auch irritierendes<br />
–Element mitten in dem<br />
durch breite Pinselstriche bewegten<br />
Flecken Natur. Das Motiv „Stillleben<br />
mitTonkrug, Pfingstrosen und Apfelsinen“<br />
entstand 1906, im Frühsommer.<br />
Die ländliche Idylle Worpsweder<br />
lässt grüßen. Aber mit Merkmalen<br />
eines expressiven Ausdrucks.<br />
Diese von der Malerin geordnete<br />
Dingwelt, still und doch prall vonLeben,<br />
klar im Aufbau und von gedämpfter<br />
Farbkraft, ist deutlich lesbar<br />
als eine Referenz an van Gogh<br />
und Cézanne. Die beiden hatten<br />
Ende des 19. Jahrhunderts die wichtigsten<br />
Beiträge zur Gattung der Stillleben<br />
geleistet. Und die junge deutsche<br />
Malerin, lebend in der damals<br />
berühmten Jugendstil-Künstlerkolonie<br />
Worpswede im Kreis um Otto<br />
Modersohn, Heinrich Vogeler, Clara<br />
Westhoff und dem Dichter Rilke<br />
hatte bei ihren Paris-Aufenthalten<br />
die Botschaft der Pariser Maler aufgenommen:<br />
Nämlich, dass die<br />
Dinge ihr Eigenleben haben und<br />
dass die Natur und deren von den<br />
Menschen genutzte Früchte Ehrfurcht,<br />
Dankbarkeit und Achtsamkeit<br />
verdienen.<br />
In aller Kargheit und Strenge feierte<br />
auch die gebürtige Dresdnerin<br />
Paula Modersohn-Becker das Ländlich-Einfache,Schöne.Sie<br />
gab ihrem<br />
Motiv, wie auch dem schon drei<br />
Jahre zuvor gemalten „Sitzenden<br />
Mädchen, den Kopf auf die rechte<br />
Hand gestützt“, dunkle, wie von innen<br />
kommende Leuchtkraft. Das<br />
Stille, Gedämpfte, das Erdhafte der<br />
Farbgebung ist ebenso offensichtlich<br />
wie deren spirituelle Eindringlichkeit.<br />
Sie verleiht dem Wesentlichen<br />
Nachdruck. Der Einklang von<br />
Mensch und Natur ist der Nährboden,<br />
aus dem diese Malerei ihre<br />
Kräfte bezog. Die Figurenwelt bleibt<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
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Zeit unseres Lebens Fr 14.45; Das perfekte Geheimnis<br />
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Motherless Brooklyn (OmU) Fr 14.20, 17.30,<br />
20.40; Lara Fr 15.20, 17.40, 20.00; Hustlers<br />
(OmU) Fr 22.15; Parasite Fr 15.40; Der Leuchtturm<br />
(OmU) Fr 18.30, 21.00; Mein Ende. Dein Anfang.<br />
Fr 14.20; ARainy Day In New York (OF) Fr16.45,<br />
19.00; Parasite –Gisaengchung (OmU) Fr21.15;<br />
Aretha Franklin: Amazing Grace (OmU) Fr 14.30,<br />
20.20; Bis dann, mein Sohn Fr 16.40; Auerhaus Fr<br />
15.15; Schönheit &Vergänglichkeit Fr 17.40; Die<br />
Wache Fr 19.30,21.15<br />
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Grace (OmU) Fr18.15; Motherless Brooklyn<br />
Fr 20.00; Die zwei Päpste –The Two Popes (OmU)<br />
Fr 22.45; The Good Liar Fr 18.00; The Kindness of<br />
Strangers Fr 20.15; Kamikaze 1989 (OmenglU) Fr<br />
22.30<br />
Kant Kino (& 319 98 66) Wild Rose Fr 15.30,<br />
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Day InNew York Fr 17.45, 20.00; Official Secrets<br />
Fr 15.30; Nurejew –The White Crow Fr18.00; Die<br />
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Geheimnis Fr20.15; Joker Fr 23.00; Das perfekte<br />
Geheimnis Fr15.10, 18.00; Le Mans 66 Fr 20.45;<br />
3D: Die Eiskönigin II Fr 15.00, 17.40, 20.20; Jumanji<br />
(OF) Fr 23.00; Last Christmas Fr 15.00,<br />
17.40; Hustlers Fr20.20, 23.10; The Good Liar Fr<br />
14.20; Joker Fr 17.00; Last Christmas Fr 19.50; Le<br />
Mans 66 (OF) Fr 22.30; Die schönste Zeit unseres<br />
Lebens Fr 17.40, 20.20; Last Christmas Fr 23.00<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
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15.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr16.45;<br />
Marriage Story (OmU) Fr18.00;Der Leuchtturm<br />
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Zemja: Honeyland (OmU)Fr16.00; Systemsprenger<br />
(DFmenglU)Fr17.30; DieWache–Au poste!(OmU)<br />
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Fr 22.45; Arrival Fr11.50; Mein Ende. DeinAnfang.<br />
(DFmenglU) Fr 13.45; Alva (OmU) Fr 15.45; Der<br />
Grinch Fr17.15; Official Secrets (OmU) Fr 18.40;<br />
Parasite –Gisaengchung(OmenglU) Fr 20.30; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser –Zombieland 2:<br />
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Time in...Hollywood (OmU) Fr14.00; Systemsprenger<br />
Fr17.15; Parasite –Gisaengchung (OmU) Fr<br />
19.30; The Irishman (OmU) Fr 22.00; Und der ZukunftzugewandtFr14.00;Land<br />
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Midsommar (OmU) Fr 20.45<br />
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LevelFr13.45, 14.20, 16.45,17.20, 19.45, 22.50;<br />
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The Next Level Fr14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Die<br />
Eiskönigin II Fr 14.00,14.30,16.50,17.10,19.50;<br />
Last Christmas Fr14.10, 16.45, 19.30; Joker Fr<br />
14.10, 20.00, 23.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr<br />
14.15, 16.20; Das perfekte Geheimnis Fr 14.20,<br />
17.20, 19.30, 22.30; The Kindness of Strangers<br />
Fr 14.30; The Good Liar –Das alte Böse Fr 14.30;<br />
Le Mans 66: Gegen jede Chance Fr 16.00, 19.30,<br />
22.10; Hustlers Fr 17.00, 19.45, 22.20; Black<br />
Christmas Fr 17.00, 19.40, 23.10; Alles außer<br />
gewöhnlich Fr 17.10; 3D: Jumanji –The Next Level<br />
(OF) Fr 17.15; Motherless Brooklyn Fr 19.00,<br />
22.15; 3D: Jumanji –The Next Level Fr19.15; Terminator<br />
–Dark Fate Fr 20.15; Zombieland 2: Doppelt<br />
hält besser Fr20.20, 23.10; Stephen Kings<br />
Doctor Sleeps Erwachen Fr 20.20, 22.15; Gemini<br />
ManFr22.30;Midnight Movie: Blood Fest Fr 23.00;<br />
Black and Blue Fr 23.15<br />
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Anfang. (OmenglU) Fr18.00; Die Wache –Au poste!(OmU)<br />
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Garnelen (OmU) Fr18.00; Porträt einer jungen Frau<br />
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Fr 20.00; Nevrland (OmU) Fr 22.20; Die Kinder der<br />
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Rabe Socke 3Fr 14.00, 16.50; Everest: Ein Yeti will<br />
hoch hinaus Fr14.10; Die Eiskönigin IIFr14.20,<br />
17.10, 19.30, 22.30; Das perfekte Geheimnis Fr<br />
16.30, 19.20, 22.30; Last Christmas Fr 16.40,<br />
19.40; 3D: Jumanji –The Next Level Fr 17.00,<br />
20.00, 23.00; Black Christmas Fr 17.15, 20.10,<br />
22.40; Joker Fr 19.30, 22.40; Zombieland 2: Doppelt<br />
hält besser Fr22.50; Hustlers Fr22.50<br />
Kino Kiste (& 998 7481) Das perfekte Geheimnis<br />
Fr 13.50; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar Fr<br />
15.50; Auguste Rodin Fr 17.30; Camille Claudel Fr<br />
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HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 4109) Bayala –Das<br />
magische Elfenabenteuer Fr14.00; Das perfekte<br />
Geheimnis Fr 14.15, 17.00, 19.50, 22.40; Die Eiskönigin<br />
II Fr 14.20, 15.10, 16.00, 17.00, 19.30,<br />
22.10; Der König der Löwen Fr14.20; 3D: Jumanji<br />
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IIFr14.50, 17.30, 20.00, 23.00; Der kleine<br />
Rabe Socke Fr15.10,17.10; Die Addams Family Fr<br />
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Jumanji –The Next Level Fr17.20, 19.40, 22.30;<br />
Last Christmas Fr17.30, 20.10; Black Christmas<br />
Fr 17.40, 20.00, 23.00; Le Mans 66: Gegen jede<br />
ChanceFr19.45; HustlersFr20.20, 22.45;Joker Fr<br />
22.20;Terminator –Dark Fate Fr 22.30<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Der Leuchtturm (OmU)<br />
Fr 16.40, 21.20; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />
(OmU) Fr19.10; B Joker (OmU) Fr 16.10, 21.30;<br />
Parasite –Gisaengchung (OmU) Fr18.45<br />
fsk am Oranienplatz (& 614 24 64) „Mir ist es<br />
egal, wenn wirals Barbarenindie Geschichte eingehen“<br />
–„Imi este indiferent daca inistorie vom intra<br />
ca barbari“ (OmU) Fr 15.00; Living the Light: Die<br />
Bilderweltendes Robby Müller (OmU) Fr 18.00; Madame<br />
Fr 18.30; The Kindness of Strangers (OmU)<br />
Fr 19.45, 22.00; Marriage Story (OmU) Fr 20.30<br />
Moviemento (& 692 4785) Die Wache –Auposte!<br />
(OmU) Fr17.45,19.30, 23.45; Der Leuchtturm<br />
(OmU) Fr 21.15; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />
Fr 10.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr 14.45,<br />
16.30; Alles außer gewöhnlich – Hors normes<br />
(OmU) Fr 18.15; Systemsprenger Fr 20.45; Searching<br />
Eva (OmenglU) Fr 23.30;<br />
Kinderfilm des Monats: SANTA & CO. Fr10.00,<br />
14.30; Fritzi Fr 16.45; Prachtige Films: Dr. Pulder<br />
sät Klatschmohn –Dr. Pulder zaait Papavers<br />
(OmenglU) Fr 19.00; Yung (OmenglU) Fr 21.30; Der<br />
Leuchtturm (OmU) Fr 23.45<br />
Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Asche ist reinesWeiß<br />
–Ash Is Purest White (OmU) Fr 20.30<br />
Sputnik (& 694 1147) Morgen, Findus, wird‘s<br />
was geben Fr 15.00; Systemsprenger Fr 16.30;<br />
Bis dann, mein Sohn (OmU) Fr 18.45; Booksmart<br />
(OmU) Fr22.00; Morgen,Findus, wird‘s was geben<br />
Fr 15.30; Joker (OmU) Fr 16.45; Porträt einer jungen<br />
Frau in Flammen (OmU) Fr 21.00; Kinobar im<br />
Sputnik PJ Harvey (OmU) Fr 19.30;Aretha Franklin:<br />
Amazing Grace (OmU) Fr 21.30<br />
Yorck (& 78 91 32 40) Marianne &Leonard –<br />
Words of Love (OmU) Fr 15.30; Aretha Franklin:<br />
Amazing Grace (OmU) Fr 17.45; Parasite Fr20.00;<br />
New Der kleineRabeSocke3Fr15.00; ARainyDay<br />
In NewYork Fr16.45, 19.00, 21.15<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Rotschühchen und<br />
die sieben Zwerge Fr 14.00; Der kleine Rabe Socke<br />
3Fr14.00,15.45; Jumanji Fr 14.30; Ich war noch<br />
niemals in New York Fr 14.45; Die Eiskönigin IIFr<br />
15.00,16.00, 17.30, 20.30; 3D: Jumanji Fr 17.15,<br />
20.00; Das perfekte Geheimnis Fr17.30, 20.15;<br />
Last Christmas Fr 17.45,20.00; DieAddamsFamily<br />
Fr 18.30; Hustlers Fr 20.15<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Die schönste<br />
Zeit unseres Lebens Fr 13.00, 20.15; Alles außer<br />
gewöhnlichFr13.00, 22.30; 3D:Die EisköniginIIFr<br />
13.15, 15.30, 17.45, 20.00; Booksmart Fr15.30;<br />
2040 –Wir retten die Welt! Fr 15.30; Hustlers Fr<br />
17.45; Aquarela Fr22.15<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Hustlers<br />
Fr 14.00, 19.55; Der kleine Rabe Socke 3Fr<br />
14.00, 15.50; Das perfekte Geheimnis Fr14.00,<br />
17.00, 20.00, 23.00; Jumanji – The Next Level<br />
Fr 14.10, 17.00; 3D: Die Eiskönigin II Fr 14.10,<br />
16.50; Dora und die goldene Stadt Fr 14.15;<br />
Rotschühchen und die sieben Zwerge Fr 14.30;<br />
Die Eiskönigin IIFr14.30, 17.15, 20.15, 22.45;<br />
Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen Fr 16.45,<br />
22.45; Maleficent: Mächte der Finsternis Fr 17.00;<br />
Last Christmas Fr17.15, 20.15; Black Christmas Fr<br />
17.45, 20.15,23.00; 3D: Jumanji –The Next Level<br />
Fr 19.45, 23.00; Joker Fr 19.50, 23.00; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser Fr 20.15, 23.00; Midnight<br />
Movie: Blood Fest Fr23.00<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Shaun das Schaf: Der<br />
Film: UFO-Alarm Fr 17.00; Parasite Fr 18.45; Lara<br />
(OmenglU) Fr21.15; But Beautiful –Nichts existiert<br />
unabhängig (OmU) Fr 18.00; Morgen sind wirfreiFr<br />
20.00; Marianne &Leonard –Words of Love (OmU)<br />
Fr 22.00<br />
Babylon (& 242 59 69) Gundermann Revier<br />
(OmenglU) Fr 18.00; Greek Rock Revolution<br />
(OmenglU; m. Konzert) Fr 19.30; Stille Nacht:<br />
Horror Nacht –Silent Night, Deadly Night (OV; m.<br />
Einführung) Fr 20.00; Xavier Dolan: Einfach das<br />
Ende der Welt –Juste la fin du monde (OmenglU)<br />
Fr 20.00; Cinema! Italia!: Una questione privata<br />
–Eine private Angelegenheit: Rainbow –APrivate<br />
Affair (OmU) Fr 22.00; The Favourite –Intrigen und<br />
Irrsinn (OmU) Fr 22.00<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73)<br />
Der kleine Rabe Socke 3Fr10.00, 11.45, 13.30,<br />
15.15; Fritzi – Eine Wendewundergeschichte Fr<br />
17.00; Yung (OmenglU) Fr 19.00; Swimmingpool<br />
am Golan – Eine deutsche Familiengeschichte<br />
(OmU; m. Gast) Fr 21.15; Der Leuchtturm (OmU) Fr<br />
12.30,15.00,17.30,20.00,22.30<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Die Eiskönigin<br />
II Fr 11.00, 14.00, 17.00, 19.15, 22.45;<br />
Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm Fr11.10;<br />
Dora und die goldene Stadt Fr11.10; Die Addams<br />
Family Fr11.10; Jumanji –The Next Level Fr11.30,<br />
13.45; 3D: Die Eiskönigin II Fr 11.40, 13.40,<br />
16.30, 20.10; Der kleine Rabe Socke 3Fr11.50,<br />
14.00, 15.40; Hustlers Fr13.30, 19.30, 23.10;<br />
Last Christmas Fr 14.20, 16.15, 19.40; Das perfekte<br />
Geheimnis Fr 14.30, 16.50, 19.45, 22.50;<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis Fr 16.30; 3D:<br />
Jumanji –The Next Level Fr17.00, 19.50, 23.00;<br />
Black Christmas Fr 17.30, 20.15, 23.10; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besserFr17.50, 20.30, 23.15;<br />
Joker Fr20.00, 23.00; Midway –Für die Freiheit Fr<br />
22.15; LeMans 66: Gegen jede Chance Fr22.40<br />
Hackesche Höfe (& 283 46 03) Bis dann, mein<br />
Sohn –Dijiu tian chang (OmU) Fr 14.00; ARainy<br />
Day InNew York (OmU) Fr 17.30, 19.30; Porträt einer<br />
jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune<br />
fille enfeu (OmU) Fr21.30; Marianne &Leonard<br />
–Words ofLove (OmU) Fr14.30; Aquarela (OmU)<br />
Fr 17.00; Lara (DFmenglU) Fr19.00; Bernadette<br />
(OmU) Fr 21.15; Systemsprenger Fr14.15; Alles<br />
außer gewöhnlich –Hors normes (OmU) Fr 16.45,<br />
19.15; Parasite –Gisaengchung (OmU) Fr21.45;<br />
Was gewesen wäre Fr 14.30, 21.30; The Kindness<br />
of Strangers (OmU) Fr 16.00, 19.30; Wild Rose<br />
(OmU) Fr 17.00,19.15,21.30<br />
International (& 24 75 60 11) Aretha Franklin:<br />
Amazing Grace (OmU)Fr15.00; ARainyDay In New<br />
York Fr 17.15; ARainy Day In New York (OmU) Fr<br />
19.30; Motherless Brooklyn (OmU) Fr 21.45<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Homo Botanicus<br />
(OmenglU) Fr 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
Die Eiskönigin II Fr 14.05, 14.40, 16.45, 23.00;<br />
Recep Ivedik VI Fr 14.15, 17.10, 20.00, 22.55;<br />
Jumanji Fr 14.15; Die Eiskönigin II (OF) Fr14.20;<br />
Der kleine Rabe Socke 3Fr14.20, 17.20; 3D: Die<br />
Eiskönigin IIFr14.25, 17.30, 20.00; Aman Reis<br />
Duymasin (OmU) Fr 14.30, 17.30, 20.00, 22.40;<br />
Die Addams Family Fr 15.00; Black Christmas Fr<br />
16.40,19.30, 23.15; 3D: Jumanji Fr 16.50, 19.55,<br />
23.00; Das perfekte Geheimnis Fr 16.50; Hustlers<br />
Fr17.10, 22.45; Mucize Ask (OmU) Fr19.30,<br />
22.30; 7. Kogustaki Mucize Fr19.30, 22.15; Joker<br />
Fr 19.50, 22.35; Jumanji (OF) Fr20.10<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Systemsprenger<br />
(DFmenglU) Fr 10.10; Bis dann, mein Sohn<br />
(Omdt+englU) Fr12.30; Unsere Lehrerin,die Weihnachtshexe<br />
Fr 16.00; Porträt einer jungen Frau in<br />
Flammen (OmU) Fr 17.50; Parasite (OmenglU) Fr<br />
20.45; Joker (OmU) Fr 23.10<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) Wild Rose (OmU) Fr<br />
17.10,19.30, 21.50<br />
Passage (& 68 23 70 18) Motherless Brooklyn<br />
(OmU) Fr 15.00, 18.00,21.00; Alles außer gewöhnlich<br />
Fr16.00, 18.30; Joker (OmU) Fr 20.50; Systemsprenger<br />
Fr 15.00; Die Wache Fr 17.40, 19.30,<br />
21.20; ARainy Day In New York (OmU) Fr16.50,<br />
19.00,21.15<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Parasite (OmenglU)<br />
Fr 17.30, 20.30, 21.30; Black Christmas (OF)<br />
Fr 17.45, 20.00, 22.15; Aquarela (OmenglU) Fr<br />
17.20; Der Leuchtturm (OF) Fr 19.30, 22.00;<br />
Booksmart (OmU) Fr 17.00; ARainy Day In New<br />
York (OF) Fr19.20; Porträt einer jungen Frau in<br />
Flammen (OmenglU) Fr 16.30; Hustlers (OmU) Fr<br />
19.00,21.30<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
Die Eiskönigin IIFr13.50, 14.30, 16.30, 17.15,<br />
19.45; Jumanji Fr14.00; Der kleine Rabe Socke<br />
3Fr14.00, 15.55; Dora Fr 14.15; 3D: Die Eiskönigin<br />
II Fr 14.50; Das perfekte Geheimnis Fr 16.50,<br />
19.50, 23.00; 3D:Jumanji Fr 17.00, 19.55, 23.00;<br />
Last Christmas Fr 17.30, 20.10; Black Christmas<br />
Fr 17.50, 20.10, 22.45; Hustlers Fr 20.10, 23.00;<br />
Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen Fr22.35;<br />
Zombieland 2: Doppelt hält besser Fr 23.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
Worpswede<br />
mit einer<br />
Prise Paris<br />
Die Galerie Werner in Berlin<br />
erinnert mit Gemälden<br />
von Paula Modersohn-Becker<br />
an das Werk<br />
dieser ungewöhnlichen Frau<br />
MEIN BILD DER WOCHE<br />
Die Künstlerin: Paula Modersohn-Becker,geboren<br />
1876 in Dresden, gestorben<br />
am Kindbettfieber 1907 in der<br />
Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen,<br />
war eine der bedeutendsten Vertreterinnen<br />
des frühen Expressionismus und der<br />
deutschen Moderne. In den knapp 14<br />
Jahren, in denen sie künstlerisch tätig<br />
war,schuf sie 750 Gemälde, etwa 1000<br />
Zeichnungen und 13 Radierungen.<br />
Die Ausstellung: Die Galerie des Kunsthandels<br />
Wolfgang Werner zeigt eine erlesene<br />
Auswahl der Stillleben, Porträts,<br />
Zeichnungen und Kompositionsstudien<br />
der Malerin. Fasanenstr.72. Bis 22. Februar,Di–Fr<br />
10–18/Sa 11–15 Uhr.<br />
Tel.: 882 7616<br />
Info: www.kunsthandel-werner.de<br />
Sitzendes Mädchen, um 1903<br />
KH WERNER<br />
der nächsten Umwelt verhaftet:<br />
grobe Bäuerinnen, Kinder in derber<br />
Kleidung, öfter auch Paulas eigenes<br />
Abbild, das sie immer wieder neu zu<br />
ergründen versuchte. Es ist dieser<br />
persönliche,oft mit einer feinen Nuance<br />
Schwermut belegte Klang, der<br />
diese Ausstellung in der <strong>Berliner</strong> Galerie<br />
des Kunsthandels Werner zu<br />
solch einem starken Erlebnis macht.<br />
Die alle Sinne packende Zusammenstellung<br />
der Gemälde, großer<br />
Zeichnungen und auch Kompositionsstudien<br />
hat einen historischen<br />
Hintergrund. Vorgenau 100 Jahren<br />
hatte der Begründer des Kunsthandelsunternehmers<br />
Werner mit Galerien<br />
in Bremen und Berlin am Kurfürstendamm<br />
eine Gedächtnisausstellung<br />
für die junge, nach der Geburtihres<br />
ersten Kindes verstorbene<br />
Malerin ausgerichtet.<br />
Kunsthandelsgründer J. B. Neumann<br />
stellte damals Paulas Hauptwerke<br />
aus und führte damit auch<br />
vor, wie eine Frau, die zu ihrer Zeit<br />
noch keinen offiziellen Zugang zu einer<br />
staatlichen Kunstakademie hatte<br />
–das war erst 1919 durch ein Gesetz<br />
der Weimarer Republik möglich –<br />
dennoch ihren Wegging und sich ihrenMalerkollegen<br />
als ebenbürtig erwies.Die<br />
Ausstellung belegte damals<br />
zudem, welchen Verlust die deutsche<br />
Moderne mit dem frühen Tod<br />
der Malerin erlitten hatte. Und erstmals<br />
überhaupt nahmen aufgrund<br />
dieser Schau 1919 große Teile des<br />
Kunstbetriebes in den Metropolen<br />
Notiz vom Werk der Künstlerin und<br />
erkannten deren Eigenheit, die<br />
Schönheit der erdigen Motive. Modersohn-Becker<br />
hinterließ 750 Gemälde<br />
und 1000 Zeichnungen.<br />
Bei vier Paris-Aufenthalten, ertrotzt<br />
von ihrem strengen und der<br />
französischen Moderne gegenüber<br />
skeptischen Ehemann Otto Modersohn,<br />
hatte sie die Bilder der naturnahen,<br />
wilden Maler der „Nabis“ um<br />
Maurice Denis erlebt. Sie sah van<br />
Goghs,Gauguins und Cézannes Motive.<br />
Zusehends wurde ihr Stil freier,<br />
heftiger, moderner. Und doch<br />
herrscht in den beiden hier abgebildeten<br />
Arbeiten eine tiefe, geerdete<br />
Ruhe.Essind Worpsweder Balladen,<br />
unromantisch schön und herb. Versehen<br />
mit einer Prise Pariser Ungehorsam<br />
und der tiefen Sehnsucht<br />
nach einer neuen Naturnähe und<br />
hin zur Expression und Reduktion.<br />
House<br />
Ist alles<br />
so schön<br />
bunt hier<br />
Ihear music in colours“, sang<br />
einst der große Stephen<br />
Duffy in seinem vielleicht<br />
schönsten Song. Der deutsche<br />
Stephen Duffy heißt Frans<br />
Zimmer, bei der Arbeit nennt<br />
er sich programmatisch Alle<br />
Farben. Denn er hat eine,<br />
wenn auch leichte, Form der<br />
Synästhesie – so nennt man<br />
die Kopplung normalerweise<br />
getrennter Sinnesmodalitäten.<br />
In seinem Fall heißt das,er<br />
hat tatsächlich die Fähigkeit,<br />
Klänge als Farben wahrzunehmen.<br />
Entsprechend schillernd<br />
und wohlproportioniert sind<br />
seine Tracks,die aus dem handelsüblichen<br />
House-Gewummer<br />
weit herausragen – und<br />
den aus Kreuzberg stammenden<br />
Musiker zum international<br />
gefragten Platin-Abonnenten<br />
gemacht haben. Mit seinem<br />
sehr brillanten Album<br />
„Sticker On My Suitcase“ in<br />
der Plattenkiste gibt er heute<br />
Abend seit langem mal wieder<br />
ein Heimspiel. Christian Seidl<br />
Alle Farben live 20 Uhr,Verti Music Hall,<br />
Mühlenstraße 76<br />
Estrel Showtheater (& 68 31 68 31)<br />
17.00, 20.00: Stars in Concertmit Christmas-Special<br />
Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />
20.00: AufNimmerwiedersehen 2019 –Ein Jahr kommt<br />
unter die Räder (DieBrauseboys)<br />
Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />
16.00, 20.00: Jahresendzeitprogramm 2019<br />
Neuköllner Oper (& 68 89 07 77)<br />
20.00: Drachenherz<br />
Palazzo (& 018 06 38 88 83)<br />
19.30: Family Affairs<br />
Quatsch Comedy Club (& 47 99 74 13)<br />
19.00, 22.00: Die LiveShow<br />
Stachelschweine (& 261 47 95)<br />
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />
StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />
19.30: Mamma Mia!<br />
Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />
20.00 Kl.Arena: Punchline! Das ultimativeWitze-Battle<br />
(Olli &Niza)<br />
ufaFabrik (& 75 50 30)<br />
20.00 Theatersaal: Endstation Pfanne –was bleibt ist<br />
eine Gänsehaut (SchwarzeGrütze)<br />
Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />
16.00, 21.00: Zauber Zauber –Nichts ist, wie es<br />
scheint<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Ich helfe gern (Andreas Rebers)<br />
KLASSIK<br />
Christuskirche Oberschöneweide (& 535 31 55)<br />
19.00: Ernst-Moritz-Arndt-Chor<br />
Französische Friedrichstadtkirche<br />
(& 20 64 99 22) 20.00: The Playfords, Nova!Nova!,<br />
Europäische Weihnachtslieder aus dem 14.-18.<br />
Jahrhundert<br />
Haus am Waldsee (& 801 89 35)<br />
20.00: Johannes Roloff (Klavier) und Rahel Rilling<br />
(Violine), Weihnachtskonzert, Johann Sebastian Bach:<br />
Sechs Sonaten fürVioline und Klavier<br />
Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />
20.00 Gr.Saal: Konzertchor der Musikakademie<br />
Berndt &Heinrich, Tobias Berndt (Orgel), Christina<br />
Bischoff (Sopran), Ltg.Tobias Heinrich, Festliches<br />
Weihnachtskonzert, Werkevon Franck, Guilmant,<br />
Stanford u. a.<br />
Parochialkirche (& 2475950)<br />
19.00: BenjamineHervier (Klavier), Klassiche Klavierwerke–Benefizkonzertfür<br />
Tibet<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
20.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Stéphanie d’Oustrac<br />
(Mezzosopran), Ltg.Jakub Hrusa, MiloslavKabelác:<br />
„Mysterium casu –Mysterium der Zeit“, Passacaglia<br />
für großes Orchester op. 31: A. Dvorák: „Othello“,<br />
Konzertouvertüre op. 93; H. Berlioz: „Cléopâtre“,<br />
Scène lyrique; B. Bartók: „Der wunderbare Mandarin“,<br />
Suite<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />
20.00: Karl-Forster-Chor Berlin, ensemble polisono,<br />
Barbara Berg,Elisabeth Starzinger,Nico Eckert, Pierre<br />
Chastel, Ltg.Volker Hedtfeld, Johann Sebastian Bach:<br />
Weihnachtsoratorium, Kantaten 1-3 und6<br />
Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />
19.30: Belcea Quartet, Beethoven: Die Streichquartette<br />
I, Ludwig vanBeethoven: Streichquartett D-Dur<br />
op. 18/3, Streichquartett F-Dur op. 135, Streichquartett<br />
e-Moll op. 59/2<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
20.00: Benefizkonzertmit YegorYegorov, Werkevon<br />
Frédéric Chopin –Spendenzugunsten schwerkranker<br />
Kinder aus den ehem. UdSSR-Ländern<br />
Sophienkirche Mitte (& 44 04 36 44)<br />
20.00: Musici Medici Berlin, Kammerorchester der<br />
Charité, Ltg.Jürgen Bruns, Weihnachtskonzert, Karl<br />
Weigl: Bilder &Geschichten für kleines Orchester;<br />
Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr.38D-Dur<br />
„Prager“; Franz Schreker:Intermezzo op.8 und<br />
Scherzo<br />
Stadtkloster Segen (Schönhauser Allee 161)<br />
19.00: Vokalquartett Niniwe, Advents- undWeihnachtslieder<br />
Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />
20.00: Klassik Radio–LiveinConcert<br />
ZitadelleSpandau (& 35 49 44 29 7/)<br />
20.00 Gotischer Saal: Waltraud Heinrich (Alt), Ursula<br />
Meyer(Klavier), Westen. Ein Licht tanzt freundlich vor<br />
mir her,Franz Schubert: Winterreise<br />
KINDER<br />
Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />
16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)<br />
Puppentheater Berlin (& 342 19 50)<br />
10.00: Weihnachten bei uns zu Haus (ab 3J.)<br />
Puppentheater Prenzlkasper (& 21 79 10 60)<br />
17.00: Die Bremer Stadtmusikanten, Ulrich Müller-<br />
Hönow<br />
Staatsoper Unter den Linden (& 20 35 45 55)<br />
18.00 alter Orchesterprobensaal: Schneewittchen<br />
(ab 6J.)<br />
Urania (& 218 90 91)<br />
16.30: Berlin ist cool, KinderMusicalTheaterBerlin<br />
e.V., Musical vonKindernfür Kinder mit 120 Darsteller*innen<br />
aus 10 Nationen (ab 5J.)<br />
Varia Vineta (& 43 72 32 44)<br />
16.00: Hänsel &Gretel, Traditionelle Märcheninszenierung<br />
(ab 3J.). Anm. erf.<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Atelier Martina Dempf (& 614 99 78)<br />
19.30: Der Gestrandete, Volker Kaminski, Lesung.<br />
Anm. erf.<br />
Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />
20.30: Rainer Maria Rilkeund Marina Zwetajewa.<br />
Briefwechsel, vorgestellt vonHeikound Dorothea<br />
Steffens<br />
Periplaneta Kreativzentrum (& 44 67 34 33)<br />
20.00: Zug um Zug –neue Geschichten und Lieder<br />
vonHerrn Beer &Herrn Theussl<br />
Theater o.N. (& 440 92 14)<br />
20.00: Literatursalon am Kollwitzplatz: Jahresendlese,<br />
Lena Tietgen, Valeska Geesdorf, MariolaGrzyb,<br />
ElkeCremer,Lesung und Gespräch, Mod.: Martin<br />
Jankowski<br />
Wirtshaus Moorlake (& 805 58 09)<br />
19.00: Weihnachtsmänner und -frauen, Pechvögel<br />
und Glückskekse, mit Carmen-Maja Antoni und<br />
Jennipher Antoni, Literarisch-kulinarischer Abend mit<br />
Dreigangmenu. Anm. erf.<br />
KONZERT<br />
A-Trane (& 313 25 50)<br />
21.00: SydneyEllis meets GaryWiggins<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
20.00: Herman vanVeen, Neue Saiten Tour 2019<br />
Apostel-Paulus-Kirche Schöneberg (& 781 12 80)<br />
20.00: Donna Brown&the Golden GospelPearls,<br />
Harlem Gospel Night –OHappyDay!<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.30: Kenneth Dahl KnudsenWorld Orchestra<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str. 70)<br />
20.30: Wucan, Motorowl<br />
Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />
20.00: Donvtello &Tightill, Ratzen &Rennen<br />
Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />
20.00: Erik Cohen +Support<br />
Gretchen (& 25 92 27 02)<br />
20.00: Sons Of Kemet<br />
Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />
20.00: Laing<br />
Metropol (Nollendorfpl. 5)<br />
20.00: Bishop Briggs<br />
SO36 (& 61 40 13 06)<br />
20.00: Peter and the Test Tube Babies<br />
VertiMusic Hall (& 20 60 70 88 11)<br />
20.00: Alle Farben<br />
KINO<br />
Wolf (& 921 03 93 33) Angelo (OmU) Fr12.00;<br />
Porträt einer jungen Frau in Flammen (OmU) Fr<br />
12.10; Aquarela (OmU) Fr 14.10, 21.00; Alva<br />
(OmU) Fr 14.40; Götter von Molenbeek: Gods of<br />
Molenbeek (OmU) Fr 16.00; Neues von uns Kindern<br />
aus Bullerbü Fr16.40; OrdinaryTime –Tempo<br />
comum (OmU) Fr 17.30; All INever Wanted (OmU;<br />
m. Gespräch) Fr 19.00; Der Leuchtturm (OmU)<br />
Fr 21.10; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) Fr<br />
22.50<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Die Eiskönigin<br />
II Fr 15.45, 18.10, 21.00; Der kleine Rabe<br />
Socke 3Fr14.30; Gundermann Revier Fr16.15;<br />
Das perfekte Geheimnis Fr 18.30,20.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Die Eiskönigin<br />
II Fr 16.00; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />
(OmU) Fr 18.20; Motherless Brooklyn (OmU) Fr<br />
20.30; Schönheit &Vergänglichkeit Fr 15.50; Wild<br />
Rose (OmU) Fr 17.40; Parasite Fr20.00; Gundermann<br />
Revier Fr 16.20; Die Eiskönigin II Fr 18.40,<br />
21.00; ARainy Day In New York Fr14.45, 19.00,<br />
21.00; Aquarela (OmU) Fr 17.00; Der Leuchtturm<br />
(OmU)Fr21.15; Derkleine RabeSocke3Fr14.45;<br />
Alles außer gewöhnlich Fr 16.30; Die Wache Fr<br />
19.00;Wild Rose (OmU) Fr 20.50<br />
Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />
Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm Fr 13.30;<br />
Die schönste Zeit unseres Lebens Fr13.30, 19.30;<br />
Bernadette Fr 13.30; Systemsprenger Fr13.45; Auerhaus<br />
Fr 13.45;Der kleineRabeSocke3Fr 14.00,<br />
16.10; Das perfekte Geheimnis Fr 14.00, 17.00,<br />
20.00; Die Eiskönigin II Fr 14.20, 17.10; Lara Fr<br />
15.40;Allesaußer gewöhnlichFr16.15,19.45;Parasite<br />
Fr 16.20; ARainy Day In New York Fr 16.30,<br />
19.00; Joker (OmU) Fr 16.45, 19.00; Aquarela<br />
(OmU) Fr 18.00; Wild Rose Fr 18.15; Der Leuchtturm<br />
Fr20.00;The Kindness of Strangers Fr20.15;<br />
Motherless Brooklyn (OmU) Fr 20.50; Die Wache Fr<br />
21.30; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) Fr<br />
22.00; Le Mans 66: Gegen jede Chance –Ford v<br />
Ferrari(OmU) Fr 22.20; Joker(OF)Fr22.30; Official<br />
Secrets (OmU) Fr 22.45; Die Eiskönigin II–Frozen<br />
2(OmU) Fr 23.00; Der Leuchtturm (OmU) Fr 23.00<br />
Krokodil (& 44 04 92 98)VictoryDay:Tag desSieges<br />
–Den‘ Pobedy (OmU) Fr 18.00; Schönheit &<br />
Vergänglichkeit Fr 19.45; Bis dann,mein Sohn –Di<br />
jiu tian chang (OmU) Fr 21.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)Die Eiskönigin<br />
II Fr 14.15, 17.35, 20.10; Der kleine Rabe<br />
Socke 3Fr14.15, 16.45; Das perfekte Geheimnis<br />
Fr 14.15, 17.05, 19.55, 22.50; Last Christmas Fr<br />
14.20, 17.00, 20.00; Angry Birds 2: Der Film Fr<br />
14.20; 3D: Die Eiskönigin IIFr14.30, 17.15; Jumanji<br />
–The Next Level Fr14.35; Dora und die goldene<br />
Stadt Fr 14.35; Shaun das Schaf: Der Film:<br />
UFO-Alarm Fr14.45; Die Addams Family Fr14.45;<br />
Alles außer gewöhnlich Fr 16.40; Le Mans 66:<br />
Gegen jede Chance Fr 16.50, 19.50; 3D: Jumanji<br />
–The Next Level Fr16.55, 19.55, 23.00; Joker<br />
Fr 17.00, 20.15; Black Christmas Fr 17.10,19.45,<br />
22.30; Motherless Brooklyn Fr 19.25, 22.40; Systemsprenger<br />
Fr19.30; Hustlers Fr 19.55; Stephen<br />
Kings Doctor Sleeps Erwachen Fr 22.30; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser Fr 22.50; Sneak Preview<br />
Fr23.00; Midnight Movie: Blood Fest Fr 23.00<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />
The Good Liar –Das alte Böse Fr 14.00; Le Mans<br />
66: Gegen jede Chance Fr16.45,20.15<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Joker Fr 18.00; Parasite<br />
Fr 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) ARainy Day InNew York<br />
(OmU) Fr 16.00, 20.30; Aretha Franklin: Amazing<br />
Grace (OmU) Fr 18.15<br />
Xenon (& 78 00 15 30) Yung Fr 18.00; Die Glitzernden<br />
Garnelen (OmU) Fr 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Unsere<br />
Lehrerin, die Weihnachtshexe Fr 10.00; Shaun das<br />
Schaf: Der Film: UFO-AlarmFr10.00;Die Eiskönigin<br />
II Fr 10.00, 12.25, 14.50, 17.30; Der kleine Rabe<br />
Socke 3Fr 10.00, 12.00, 14.15, 15.30; 3D: Die<br />
EisköniginIIFr11.45, 14.15, 16.50, 19.30, 22.30;<br />
Die Addams Family Fr 12.10, 16.30; Jumanji –The<br />
Next Level Fr12.15, 13.45; 3D: Jumanji –The Next<br />
Level Fr16.50, 19.55, 23.00; Das perfekte Geheimnis<br />
Fr 17.30, 19.45, 22.50; Last Christmas Fr<br />
20.15; Black Christmas Fr 20.15, 22.45; Joker Fr<br />
22.45<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 6081) Ich<br />
warnoch niemalsinNew York Fr 13.15;Die schönste<br />
Zeit unseres Lebens Fr 15.45, 20.15; Lara Fr<br />
18.00<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Last Christmas Fr<br />
14.30, 20.15; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />
Fr 17.15<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />
Jumanji –The Next Level Fr 10.00, 14.00; Die Eiskönigin<br />
IIFr10.00, 11.30, 14.15, 15.00, 17.00,<br />
22.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr10.00, 12.00,<br />
14.35, 17.15; Rotschühchen und die sieben Zwerge<br />
Fr 12.10; 3D: Die Eiskönigin II Fr 13.45,17.15,<br />
19.50; Die Eiskönigin II–Frozen 2(OF) Fr 14.35;<br />
Alles außer gewöhnlich Fr 16.40; 3D: Jumanji –The<br />
NextLevelFr16.45, 20.00, 23.00; Black Christmas<br />
Fr 17.00, 19.30, 22.45; Jumanji –The Next Level<br />
(OF) Fr 19.30; Hustlers Fr 19.30,22.45<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Der kleine<br />
Rabe Socke 3Fr14.45, 16.30; Jumanji –The Next<br />
Level Fr15.30; Die Eiskönigin II Fr 15.30, 18.15,<br />
20.30; Last Christmas Fr 15.45; 3D: Jumanji –The<br />
Next LevelFr18.00, 20.30; Dasperfekte Geheimnis<br />
Fr 18.00, 20.30; Black Christmas Fr18.00, 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Kenji Mizoguchi: Ugetsu<br />
monogatari –Erzählungen unter dem Regenmond<br />
(OmenglU) Fr 19.00; Kenji Mizoguchi: Eine Frau<br />
von der man spricht –Uwasa no onna (OmenglU)<br />
Fr 21.00; Neu imVerleih: Dani Gal: Filmprogramm<br />
(OV/OmenglU; m.Gast) Fr 20.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />
Die Eiskönigin IIFr12.30, 14.00, 16.15, 16.20,<br />
17.00, 19.00, 19.20; Der kleine Rabe Socke 3Fr<br />
12.30, 13.50, 16.15; Das perfekte Geheimnis Fr<br />
12.40, 16.00, 16.45, 20.00, 22.30; 3D: Die Eiskönigin<br />
IIFr13.00, 14.10, 14.40, 17.30, 19.45,<br />
22.40; Last Christmas Fr 13.10, 16.30, 19.30;<br />
Rotschühchen und die sieben Zwerge Fr 13.30;<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis Fr13.30, 15.50;<br />
Joker Fr13.30,16.30,21.00,22.40; Jumanji –The<br />
Next Level Fr13.40, 16.20, 19.15, 19.20, 22.45;<br />
Alles außer gewöhnlich Fr 13.40, 16.30, 19.30; A<br />
RainyDay In NewYorkFr13.50,19.45; Die Addams<br />
Family Fr 14.00; 3D: Jumanji –The Next Level Fr<br />
14.45, 17.00, 20.30, 22.30; Hustlers Fr 15.40,<br />
17.00, 20.00, 23.00; Die schönste Zeit unseres<br />
Lebens Fr16.40, 19.00; Black Christmas Fr17.00,<br />
20.20, 22.50; Auerhaus Fr 17.00; Downton Abbey<br />
Fr 17.50; Motherless Brooklyn Fr 19.00; Le Mans<br />
66: Gegen jede Chance Fr 19.30, 22.30; Parasite<br />
Fr 19.45,23.00; Der Leuchtturm Fr 19.50; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser Fr 20.15, 23.00; Terminator<br />
–Dark Fate Fr 22.20; Stephen Kings Doctor<br />
Sleeps Erwachen Fr 22.30; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood Fr 22.30; Black and Blue Fr 22.50; Gemini<br />
Man Fr23.10<br />
CineStar imSony Center (& 04 51/703 0200)<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis – Maleficent:<br />
Mistress of Evil (OF) Fr 13.30; Last Christmas (OF)<br />
Fr 13.40, 16.20, 20.30; Die Eiskönigin II –Frozen<br />
2(OF) Fr 14.00, 16.40, 19.20, 22.00; The Good<br />
Liar – Das alte Böse (OF) Fr 14.10; Jumanji –<br />
The Next Level (OF) Fr14.20; 3D: Die Eiskönigin<br />
II –Frozen 2(OF) Fr14.30, 17.10; Hustlers (OF)<br />
Fr 14.40, 19.50; Der Leuchtturm (OF) Fr 16.50,<br />
19.40, 22.30; Le Mans 66: Gegen jede Chance Fr<br />
17.00,19.00; 3D: Jumanji –The Next Level (OF) Fr<br />
17.10, 20.00, 23.00; Joker (OF) Fr 17.20, 20.15,<br />
23.10;Stephen Kings DoctorSleeps Erwachen (OF)<br />
Fr 22.20;Zombieland 2: Doppelthält besser –Zombieland<br />
2: Double Trap (OF) Fr 22.45; Parasite –Gisaengchung<br />
(OF) Fr 23.05<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Jumanji<br />
–The Next Level(OF)Fr13.00, 16.10, 19.20; IMAX,<br />
3D: Jumanji –The Next Level (OF) Fr 22.30<br />
Filmrauschpalast (& 394 4344) Die Kinder der<br />
Toten (OmU) Fr 19.30<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) Die Eiskönigin II Fr 14.00,<br />
16.30, 19.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr14.00,<br />
16.00; Rotschühchen und die sieben Zwerge Fr<br />
15.00; Jumanji –The Next Level Fr15.00, 17.30;<br />
3D: Die Eiskönigin II Fr 15.00, 17.30, 20.00,<br />
22.30; Das perfekte Geheimnis Fr 17.30, 20.00,<br />
22.30;Last Christmas Fr 18.00,20.15; 3D:Jumanji<br />
–The Next Level Fr20.00, 22.30; Joker Fr21.15;<br />
Zombieland 2: Doppelt hält besser Fr 22.30<br />
Casablanca (& 677 5752) Aretha Franklin: Amazing<br />
Grace Fr 16.30; Lara Fr 18.30; Das perfekte<br />
Geheimnis Fr 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />
Rotschühchen und die sieben Zwerge Fr 14.00; Die<br />
Eiskönigin II Fr 14.00, 16.45, 19.30, 22.45; Das<br />
perfekte Geheimnis Fr 14.10, 16.40, 20.00,22.40;<br />
Last Christmas Fr 14.15, 17.10, 20.15; Jumanji –<br />
The Next Level Fr14.15; Ich war noch niemals in<br />
NewYork Fr 14.20;Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />
Fr 14.30; 3D: Die Eiskönigin IIFr14.30, 17.15,<br />
20.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr14.35, 16.45;<br />
Die AddamsFamily Fr 17.00; 3D: Jumanji –The Next<br />
Level Fr17.15, 20.15, 22.30; Black Christmas Fr<br />
17.20,20.00, 23.00; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
Fr 17.25; Joker Fr19.30, 23.00; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser Fr 19.45, 23.15; Hustlers Fr<br />
19.45, 22.45; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />
Fr 22.30; Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />
Fr 22.30<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Jumanji<br />
–The Next Level Fr14.00; Der kleine Rabe<br />
Socke 3Fr14.15, 15.15; Aman Reis Duymasin Fr<br />
14.15, 17.00, 20.00, 23.15; Die Eiskönigin IIFr<br />
14.25, 15.00, 17.00, 17.45; 3D: Die Eiskönigin II<br />
Fr 15.10, 17.40, 20.00; Recep Ivedik VI (OmU) Fr<br />
16.30, 20.00, 22.50; 3D: Jumanji –The Next Level<br />
Fr 17.00,20.00, 23.00; Black Christmas Fr 17.20,<br />
19.45, 22.30; Das perfekte Geheimnis Fr19.30;<br />
Mucize Ask (OmU) Fr 20.30, 22.20; Joker Fr22.30<br />
City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) Pferde<br />
stehlen Fr 18.45; Porträt einer jungen Frau in<br />
Flammen –Portrait delajeune fille en feu (OmU)<br />
Fr 21.15<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 4001) Michael Klier: Kurzfilmprogramm<br />
(1970-1989) Fr18.00; DieWache –<br />
Au poste! (OmU) Fr 21.00<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Kinderfilm des<br />
Monats: SANTA &CO. –Wer rettet Weihnachten?<br />
Fr 10.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr 12.15; Die<br />
Eiskönigin II Fr 14.00,16.30,19.00;Kinderfilm des<br />
Monats: SANTA &CO. –Wer rettet Weihnachten? Fr<br />
10.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr 15.15; Alles außer<br />
gewöhnlich Fr 17.15; Das perfekte Geheimnis<br />
Fr 20.00<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Marianne &<br />
Leonard–Words of Love (OmU) Fr 16.00; IamLove:<br />
Ich bindie Liebe –Iosonol‘amore (OmU) Fr 18.00;<br />
Lara Fr20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Der kleine Rabe<br />
Socke 3Fr13.30; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />
(OmU) Fr 15.30; Aquarela Fr 17.45; Das perfekte<br />
Geheimnis Fr 20.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78) Rotschühchen und die sieben<br />
Zwerge Fr 16.00; Cinema! Italia!: Una questione<br />
privata –Eine private Angelegenheit: Rainbow –A<br />
Private Affair (OmU) Fr 20.30<br />
Capitol (& 831 6417) ARainy Day InNew York<br />
Fr 16.00, 20.30; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />
(OmU) Fr 18.15<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 8112) Und<br />
der Zukunft zugewandt Fr17.00; Ein Licht zwischen<br />
denWolken –Streha mes reve (OmU) Fr 19.00; All I<br />
NeverWanted Fr21.00<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) DieWache<br />
Fr 14.00; Was gewesen wäre Fr14.00; Der kleine<br />
Rabe Socke 3Fr 14.15, 16.15; Lara Fr 14.30;<br />
fridays for future: Das Forum (OmU) Fr 16.00; Die<br />
schönste Zeit unseres Lebens Fr 16.00, 20.45;<br />
Schönheit &Vergänglichkeit Fr 16.45; Der Leuchtturm<br />
Fr 18.15; Das perfekte Geheimnis Fr18.15;<br />
Alles außer gewöhnlich Fr18.30, 21.00; Gundermann<br />
Revier Fr18.45;The Kindness of Strangers Fr<br />
20.45; Motherless Brooklyn Fr20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />
Der kleine Rabe Socke 3Fr13.30, 15.30; Die Eiskönigin<br />
IIFr13.40, 13.50, 14.10, 16.50, 17.00;<br />
Jumanji –The Next Level Fr13.50; Das perfekte<br />
Geheimnis Fr13.50, 16.40, 19.50; 3D: Die Eiskönigin<br />
II Fr 14.00, 16.50, 20.10, 23.00; 3D:<br />
Jumanji –The Next Level Fr16.55, 19.40, 23.00;<br />
HustlersFr17.00, 23.00; Black ChristmasFr17.30,<br />
20.15,23.00; Motherless Brooklyn Fr 19.30; Joker<br />
Fr 19.40, 23.00; Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />
Fr 20.00; Last Christmas Fr 20.00; Zombieland 2:<br />
Doppelt hältbesser Fr 23.00; Midway –Für dieFreiheit<br />
Fr23.00<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Die Eiskönigin<br />
IIFr14.30, 17.15, 20.00<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />
Bernadette Fr17.15; Last Christmas Fr 20.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Jumanji<br />
–The Next Level Fr14.15, 20.15, 23.15; 3D: Die<br />
Eiskönigin II Fr 14.15, 17.00, 19.45; Shaun das<br />
Schaf: Der Film: UFO-Alarm Fr 14.30; Last Christmas<br />
Fr 14.30, 17.15, 20.00; Die Addams Family<br />
Fr 14.40, 17.30; Das perfekte Geheimnis Fr 14.40,<br />
17.15, 20.10, 22.30; Die Eiskönigin II Fr 14.45,<br />
17.30, 20.15; Rotschühchen und die sieben Zwerge<br />
Fr 15.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus Fr<br />
15.00; Der kleine Rabe Socke 3Fr15.00, 17.20;<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis Fr 17.00; 3D: Jumanji<br />
–The Next Level Fr17.10; Hustlers Fr17.40,<br />
20.20; Black Christmas Fr 17.45, 23.00; Le Mans<br />
66: Gegen jede Chance Fr 19.50, 22.40; Joker Fr<br />
19.50, 23.00; Zombieland 2:Doppelt hält besser<br />
Fr 20.30, 23.00; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />
Fr 22.40; Terminator –Dark Fate Fr 23.00;<br />
Midway –Für die Freiheit Fr 23.00; Scary Stories to<br />
Tell in the Dark Fr 23.10<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Die Eiskönigin<br />
IIFr15.00, 17.30, 20.30; Unsere Lehrerin, die<br />
Weihnachtshexe Fr 15.45; Deutschstunde Fr 18.00;<br />
Das perfekte Geheimnis Fr 20.00
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019<br />
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Feuilleton<br />
Seitenblicke<br />
in die<br />
Alltagswelt<br />
Der Kunsthistoriker<br />
Martin Warnke ist gestorben<br />
VonGier<br />
und<br />
Verlust<br />
Meg Stuart und Jompet<br />
Kuswidananto im HAU 2<br />
VonNikolaus Bernau<br />
Schon im späten 19. Jahrhundert<br />
brachten reich bebilderte Magazine<br />
die Welt in dieWohnungen der<br />
Industriestaaten. Doch erst als mit<br />
Radio und Fernseher Moderatoren,<br />
Showmaster und Stars zu informellen<br />
Familienmitgliedern wurden, figurierte<br />
sich auch das Wohnzimmer<br />
neu: Das Sofa wurde zum Fernsehmöbel,<br />
der Fernseher zum Zentrum<br />
des Raumes.Wer einmal den kleinen<br />
Aufsatz des Kunsthistorikers Martin<br />
Warnke über diese Veränderung unserer<br />
Lebenswelt<br />
gelesen hat, fragt<br />
sich unwillkürlich:<br />
Was sagt es<br />
über mich, wie<br />
ich die Sessel<br />
aufstelle?<br />
Am Mittwoch<br />
Martin Warnke<br />
(1937–2019)<br />
TOP 10<br />
Mittwoch, 11. Dezember<br />
1 Aktenzeichen XY ZDF 5,03 17 %<br />
2 Tagesschau ARD 4,90 17 %<br />
3 heute-journal ZDF 3,78 14 %<br />
4 heute ZDF 3,73 15 %<br />
5 Der König von Köln ARD 3,70 12 %<br />
6 SokoWismar ZDF 3,64 17 %<br />
7 Wer weiß denn ...? ARD 3,48 17 %<br />
8 Milliarden-Maurer ARD 3,29 12 %<br />
9 Heldt ZDF 2,93 11 %<br />
10 RTL aktuell RTL 2,91 12 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %<br />
Freitags<br />
ab sechs<br />
ist Martin<br />
Warnke im Alter<br />
von 82Jahren in<br />
Halle an der<br />
Saale gestorben. Man hätte von ihm<br />
gernnoch den Aufsatz über die neuerliche<br />
Veränderung der Wohnkultur<br />
durch Laptop und Netflix gelesen. Es<br />
waren nämlich auch solche kunsthistorischen<br />
Seitenblicke in die Alltagswelt,<br />
die ihn seit den 70er-Jahren<br />
zu einem der wichtigsten Reformer<br />
der deutschen Geisteswissenschaften<br />
machten. Immer ging es ihm um<br />
die Bedeutung der Formen, der sozialen<br />
und wirtschaftlichen Interessen,<br />
die sich der Kunst als Konkurrenzmittel<br />
bedienten, um die Politik.<br />
2003 emeritiert, lebte Warnke schon<br />
lange zurückgezogen, hinterließ<br />
aber eine derart reiche Schülerzahl,<br />
dass sein Einfluss noch lange in der<br />
Wissenschaft abzulesen sein wird.<br />
AUSDER REDAKTION<br />
Berlin Mitte,<br />
der Podcast<br />
von<br />
Jochen Arntz<br />
GERDA HENKEL STIFTUNG<br />
Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />
auch was zum Hören –direkt<br />
aus der Chefredaktion. „Berlin<br />
Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />
Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />
morgens Neues aus der Redaktion<br />
und Neues aus Berlin präsentiere.<br />
Diesmal spreche ich mit unserer<br />
Textchefin Bettina Cosack über ein<br />
journalistisches Projekt zu den Erfahrungen<br />
der Wendekinder, die Mitte<br />
der 80er-Jahregeboren wurden.<br />
Wirhören uns,<br />
Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />
bei Twitter @JochenArntz<br />
Lionel (Edward Norton, l.) und Paul (Willem Dafoe) in „Motherless Brooklyn“<br />
Im Dickicht<br />
Edward Nortons „Motherless Brooklyn“ taucht tief in die Strukturen der New Yorker Stadtentwicklung ein<br />
VonPhilipp Bühler<br />
Motherless Brooklyn“ ist<br />
das Duell zweier Männer,<br />
beide besessen<br />
von Ordnung. Der<br />
eine baut Straßen, Brücken und<br />
ganze Wohnviertel, rupft der Stadt<br />
das Unkraut aus dem Leib zur Lichtung<br />
der Verhältnisse. Alles muss<br />
perfekt sein, stromlinienförmig, autogerecht.<br />
Der andere versucht, in<br />
seinem Kopf wieder zusammenzusetzen,<br />
was dabei zerstört wurde,<br />
gräbt unter den Schneisen der Verwüstung<br />
nach Spuren eines riesigen<br />
Verbrechens.Das Opfer ist die ganze<br />
Stadt, die ganze Gesellschaft des alten<br />
NewYorkCity,und das alles geht<br />
deutlich über seinen Verstand. Vielleicht<br />
muss er deshalb so viel reden.<br />
Für einen klassischen Hardboiled-Detektiv<br />
jedenfalls redet Lionel<br />
Essrog enormviel. Lionel hat das<br />
Tourette-Syndrom, er selbst nennt es<br />
seinen„kleinen Anarchisten“, und es<br />
wäre gegen alle Regeln, bekäme Edward<br />
Norton dafür keine Oscarnominierung.<br />
Der kleine Kerl tobt<br />
durch seinen Kopf und bringt alles<br />
durcheinander, was sein fotografisches<br />
Gedächtnis –die Krankheit hat<br />
ihre gute Seite – mühsam zusammengesetzt<br />
hat. Lionel ist ein Wortverdreher,<br />
kein Schandmaul, aber<br />
mit seinen zuckenden Ticks macht<br />
er sich immer wieder zum Affen.<br />
Schlecht beim Flirten, oder beim<br />
Überbringen einer Todesnachricht.<br />
Das Spiel mit der Sprache ist herausragend<br />
in Jonathan Lethems dem<br />
Film zugrundliegendem Roman, erschienen<br />
1999. Wohl auch deshalb<br />
hat es den Schauspieler EdwardNorton<br />
besonders gejuckt, bei der Verfilmung<br />
nicht nur Regie zu führen<br />
–zum zweiten Mal inseiner Karriere<br />
–, sondern auch die Hauptrolle zu<br />
übernehmen. Seine Idee, die Handlung<br />
in die späten 50er-Jahre zuverlegen,<br />
stieß auf das Wohlwollen des<br />
Autors, der eigentlich für Science-<br />
Fiction-Romane bekannt ist.<br />
Norton konnte ihn überzeugen,<br />
dass sich die Hardboiled-Chiffren<br />
vonlässigen Schlapphüten und mysteriösen<br />
Femme fatales in einer zeitgenössischen<br />
Erzählung prima hinter<br />
der Sprache verstecken lassen,<br />
dasselbe aber in einem Film unfreiwillig<br />
ulkig wirken würde. Man einigte<br />
sich also auf einen Film noir.<br />
Norton erfindet das Genre nicht<br />
neu, aber enthüllt doch neue Facetten.<br />
Lionel will den Mord an seinem<br />
Freund und Mentor Frank (in einer<br />
schönen kurzen Rolle: Bruce Willis)<br />
aufklären. Ihm verdankt die Vollwaise<br />
den Spitznamen: Motherless<br />
Brooklyn. Bei seinen Recherchen<br />
stößt er auf einen übelriechenden<br />
Morast aus Korruption, sexueller<br />
Ausbeutung und auch Rassismus.<br />
Tatsächlich ein Streichholzbriefchen<br />
–soviel Klischee muss sein –führt<br />
Lionel in die ihm fremde Welt<br />
schwarzer Jazzclubs und Bürgerversammlungen,<br />
wo die städtische Baupolitik<br />
auf heftigen Argwohn stößt.<br />
Kann es sein, dass der Kampf gegen<br />
die Slums inWahrheit der schwarzen<br />
Bevölkerung gilt? Und was hat das<br />
mit Lionels Fall zu tun?<br />
Ohne Not<br />
Man weiß, dass etwas faul ist,<br />
wenn Alec Baldwin wutentbrannt in<br />
die Kamera brüllt. In letzter Zeit tat<br />
er dies vorwiegend als Trump-Imitator,<br />
und diese Assoziation ist hier<br />
fraglos gewollt. In Anlehnung an den<br />
Immobilien-Tycoon Robert Moses<br />
spielt Baldwin einen Mann namens<br />
Moses Randolph, der hier in New<br />
York alle Fäden in der Hand hält.<br />
Derechte Moses war in den 50ern<br />
als Stadtentwickler für den sozialen<br />
Wohnungsbau zuständig und realisierte<br />
diesen vor allem durch den<br />
Abriss von Altbausubstanz. Sein<br />
Wiedergänger im Film meint einmal<br />
zu Lionel, auch für den Central Park<br />
haben einst Menschen weichen<br />
müssen. Mit Stadtparks wurde er<br />
selbst zum Volksheld. Die Opfer?<br />
Sind für ihn nur Verlierer, Unsichtbare,<br />
nicht einmal existent.<br />
Edward Norton, selbst Enkel eines<br />
Philanthropen und Stadtentwicklers,<br />
in dessen Musterstadt er<br />
sogar aufwuchs,ist diese Geschichte<br />
spürbar wichtig. Vielleicht deshalb<br />
wirkt sein Ermittler etwas zu gutmütig<br />
für dieses Genre, in dem Zwischentöne<br />
alles sind. Leider ist auch<br />
seine Regie etwas zu flach, um die<br />
unbestreitbaren Qualitäten seines<br />
Films richtig zur Geltung zu bringen.<br />
Denn tatsächlich ist ja alles da:<br />
„Motherless Brooklyn“ ist ein Hochamt<br />
prachtvollen 50er-Jahre-Designs<br />
in Ausstattung und Mode, inspiriert<br />
von der Straßenfotografie<br />
Robert Franks und Vivian Maiers.<br />
Für eine der vielen schönen Verfolgungsjagden<br />
ließ Norton sogar die<br />
alte New Yorker Penn Station nachbauen,<br />
ein Prunkstück der Beaux-<br />
Arts-Architektur,das 1963 den Stadtplanern<br />
zum Opfer fiel. Setdesign<br />
und Dekor sind hier deutlich mehr<br />
als Mittel zum Zweck –sie zeigen,<br />
worum es eigentlich geht.<br />
Wenn aber Edward Norton als<br />
Lionel durch ein paar grobkörnige<br />
Schwarz-Weiß-Fotos seines Falls<br />
blättert, sieht man unwillkürlich den<br />
Film vor sich, den er als Regisseur<br />
verpasst hat. Sein Liebhaberprojekt<br />
ist doch etwas glatt geraten, nicht<br />
nur,aber auch durch die digitale Fotografie.Als<br />
ihrVorteil gilt, alles zu erfassen.<br />
DasGeheimnis des Film noir,<br />
penibel beachtet in Neo-Noirs wie<br />
„Chinatown“ und „L.A. Confidential“,<br />
liegt indes gerade darin, dass er<br />
die dunklen Ecken dunkel ließ. Die<br />
Kamera erklärt zu viel in diesem<br />
überlangen Film, genau wie das etwas<br />
geschwätzige Drehbuch.<br />
Passabel geraten ist Nortons<br />
Zweitwerk dennoch. Zur tollen Besetzung<br />
zählt Willem Dafoe als<br />
schratiger Sonderling mit wertvollen<br />
Hinweisen. Der stimmungsvolle<br />
Jazz-Soundtrack wurde von der<br />
Trompeterlegende Wynton Marsalis<br />
eingespielt, bei einem Stück musiziert<br />
ergemeinsam mit dem Radiohead-Sänger<br />
Thom Yorke. Der Jazz<br />
übrigens liefert die einzigen Szenen,<br />
in denen Lionels Ticks eine Rolle<br />
spielen.Wenn alles zuckt und muckt,<br />
zuckt er einfach mit.<br />
Motherless Brooklyn USA2019. Buchund Regie:Edward<br />
Norton, Darsteller:EdwardNorton,<br />
Bruce Willis,Gugu Mbatha-Raw, Alec Baldwin,<br />
Willem Dafoe u.a.; 144Min. Farbe. FSK ab 12<br />
„Legende“: Stefan Pucher schnürt dem Lebenswerk von Ronald M. Schernikau in der Volksbühne die Luft ab<br />
VonUlrich Seidler<br />
Woist denn alles hin? Wo ist der<br />
schwarze Sarkasmus? Der verzweifelte<br />
Humor? Die blutige Not?<br />
Wo ist das Rufen, das Kichern, das<br />
Weinen? An der Volksbühne hat Stefan<br />
Pucher Ronald M. Schernikaus<br />
„Legende“ auf die Bühne gebracht,<br />
das gerade im Verbrecherverlag liebevoll<br />
herausgegebene Tausendseiten-Textkonvolut<br />
und Lebenswerk<br />
des 1991 mit 31 Jahren an Aids gestorbenen<br />
bekennenden Kommunisten<br />
und Homosexuellen Ronald<br />
M. Schernikau (siehe <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
vom 6.12.). Dreieinhalb trostund<br />
seelenlose Stunden lang wird<br />
Text von der Rampe geschoben, mal<br />
mit mehr,mal mit weniger Talent zur<br />
Satire. Musik gibt es auch, am Ende<br />
gar zwei gut gesungene Schlagerparodien.<br />
Und bevor endlich das Licht<br />
ausgeht, dürfen wir noch einmal in<br />
Schernikaus Gesicht blicken, da<br />
singt er zart angeschickert, im kleinen<br />
Schwarzenein Friedenslied.<br />
Der Schokoladenfabrikantensohn Janfilip Geldsack (Sebastian Grünewald) und die Stewardess<br />
Mariane Komenski (Sylvana Seddig)<br />
IMAGO/MARTIN MÜLLER<br />
Mal abgesehen davon, dass es für<br />
dasTheater irgendwie armselig ist, einem<br />
verstörenden, nervenden, aber<br />
vor allem eigenständigen literarischen<br />
Kunstwerk etwas Leben abzusaugen,<br />
statt ihm Gegenwart einzuhauchen<br />
− aber nicht einmal das<br />
klappt. Brav stehen die Allegorien des<br />
Spätkapitalismus, der Sozialdemo-<br />
kratie,des Marktes,des Apparatkommunismus<br />
und der pseudogöttlichen<br />
Heilsbringer Kunst und Revolution<br />
einander im Wegund sagen in Retro-<br />
Kostümen und VIP-Lounge-Atmosphäre<br />
ordentlich Text auf, als ginge<br />
es darum, die Handlung einer Thesen-Soap-Opera<br />
aus den Achtzigern<br />
zu rekapitulieren.<br />
WARNER BROS.<br />
Blöd ist, dass diese braveFantasielosigkeit<br />
auf das Original zurückschlägt,<br />
das man gar nicht mehr in die<br />
Hand nehmen will. Kapitalismuskritik<br />
aus gemütlicheren Zeiten, wozu<br />
soll man sich das heute noch antun,<br />
da sich die Konflikte längst zugespitzt<br />
haben, und alles noch schneller noch<br />
schlimmer wurde,als es so ein furchtloser<br />
und radikaler Kopf wie der von<br />
Schernikau vorhersehen konnte?Woher<br />
diese Furchtlosigkeit und Radikalität<br />
kamen, ist diesem Textbrocken<br />
zu entnehmen, in dem sich auch die<br />
seelischen Nöte einer mehrfach gebrochenen<br />
Biografie ausdrücken, in<br />
dem Blut pulsiert und in dem sich<br />
Vergangenheit in Details materialisiert,<br />
die man fast zu riechen und anfassen<br />
zu können glaubt. Ausgerechnet<br />
im Theater,woZeichen und Figuren<br />
konkret und lebendig sein müssten,<br />
bleibt nichts als weltabgewandte,<br />
tote und abstrakte Ironie übrig.<br />
Legende 13., 20.12.,19.30Uhr,Volksbühne am<br />
Rosa-Luxemburg-Platz, Tel.: 24065777<br />
VonMichaela Schlagenwerth<br />
Meg Stuart mag es ungemütlich.<br />
Nicht immer. Aber immer mal<br />
wieder sitzt man ratlos in einem ihrer<br />
Stücke, sowie jetzt bei „Celestial<br />
Sorrow“imHAU 2. Warumnur,fragt<br />
man sich, muss Jule Flierl so enervierend<br />
heulen? Warumdarfdie fantastische<br />
Installation von Jompet Kuswidananto<br />
− Hunderte von Glühbirnen,<br />
die wie ein Sternenhimmel von<br />
der Decke hängen – das verheißungsvolle<br />
Versprechen, das sie in<br />
sich birgt, fast gar nicht entfalten?<br />
Warumwirkt vieles so leer und abgeschmackt?<br />
Schon gleich am Anfang, wenn<br />
die Musikerin Mieko Suzuki mit einem<br />
glühenden Räucherstäbchen<br />
einmal die Bühne abschreitet. Die<br />
Behauptung eines Rituals, dass aber<br />
kurz und schnell und ohne weitere<br />
Bedeutung erledigt wird. Oder diese<br />
wirklich lustige, fantastisch in 1000<br />
blinkende Lämpchen eingemummte<br />
Figur,die still und leise ein<br />
ebenfalls lustig blinkendes Holzauto<br />
vorsich herschiebt. Eine Erinnerung<br />
an Kinderträume, anden Wunsch,<br />
im Theater verzaubert zu werden.<br />
Nur mal kurz als Nummer eingeschoben.<br />
MegStuartkann so etwas,verzaubern<br />
und die Verzauberung gleichzeitig<br />
intelligent und durchaus böse<br />
infrage zu stellen. In „Celestial Sorrow“,<br />
was übersetzt so viel wie<br />
„Himmlische Trauer“ bedeutet, passiert<br />
aber etwas anderes. Ein Gefühl<br />
von Überdruss und Abwehr stellt<br />
sich ein. Ja, aber auch von Gier. Gier<br />
auf die schönen, magischen Momente,<br />
die hier immer wieder kurz<br />
aufleuchten und die man sich nicht<br />
nehmen lassen will, aber die einfach<br />
zusammenhanglos auf die Bühne<br />
gefegt werden.<br />
Die Live-Musikerin MiekoSuzuki und der<br />
Performer Gaëtan Rusquet LAURA VAN SEVEREN<br />
DasStück setzesich in seinen Arbeiten<br />
mit der Geschichte Indonesiens<br />
auseinander und untersuche die<br />
Komplexität unserer Existenz in der<br />
globalisierten Welt, heißt es im Programmheft.<br />
Ausgehend von fiktiven<br />
Traumata, erklären Stuart und Kuswidananto,wollen<br />
sie eine poetische<br />
Welt aus Licht und Bewegung entwerfen.<br />
Sicher, die drei Performer, neben<br />
Flierl stehen noch Claire Vivianne<br />
Sobottke und Gaëtan Rusquet mit<br />
auf der Bühne,sind mit Furordabei.<br />
Ebenso die beiden Musiker Mieko<br />
Suzuki und Ikbal Simamora Lubys.<br />
Einzelne Momente entfalten kurz<br />
Kraft, aber eben nur, umgleich wieder<br />
unterlaufen zu werden. Woran<br />
sich dieser Abend zu versuchen<br />
scheint, ist ein Gefühl des Verlusts.<br />
Aber Verlust wovon? Am Ende von<br />
Theater selbst. Vonall den Dingen,<br />
die dort mal so hervorragend funktioniert<br />
haben: Witze, wie Sobottke<br />
sie mit den Zuschauern macht, Musicalträume,<br />
die Rusquet besingt,<br />
dramatische Kämpfe, die tanzend<br />
ausgefochten werden − der ganze<br />
große Theaterzauber eben. Das ist<br />
nichts Neues.Aber dieWeise desVerlusts,die<br />
verändertsich.<br />
Celestial Sorrow 13.,14. 12., 19Uhr,<br />
HebbelamUfer (HAU2), T.:25900427
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 27<br />
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TV-Programm<br />
ARD<br />
5.00 (für HG) Kontraste 5.30 (für HG)<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) Tagesschau<br />
9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55 (für HG)<br />
Sturmder Liebe. Telenovela 10.45 (für HG)<br />
Meister des Alltags 11.15 (für HG) Sportschau.<br />
Biathlon-Weltcup: 7,5 km Sprint Damen, live<br />
13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 (für<br />
HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Sportschau.<br />
Biathlon-Weltcup: 10 km Sprint Herren /Weltcup<br />
Skispringen: Qualifikation Herren 17.00 (für HG)<br />
Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für<br />
HG) Werweiß denn sowas? 18.50 (für HG)<br />
Quizduell-Olymp 19.45 (für HG) Sportschau vor<br />
acht 19.50 (für HG) Wetter voracht 19.55 (für<br />
HG) Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Der beste Papa der Welt<br />
Drama, A2018. Mit Oliver Mommsen.<br />
Dass man im Leben mit den Aufgaben<br />
wächst, gilt auch –oder sogar besonders<br />
–für die Vaterrolle. Darum dreht sich<br />
der bewegende Fernsehfilm.<br />
21.45 (für HG) Tagesthemen<br />
22.00 (für HG) Tatort: Mitgehangen<br />
Krimireihe, D2018. Mit Klaus J. Behrendt<br />
23.30 (für HG) Der Island-Krimi: Todder<br />
Elfenfrau<br />
Krimireihe, D2016. Mit Franka Potente<br />
1.00 (für HG) Tagesschau<br />
RTL<br />
5.25 Exclusiv –Das Starmagazin 5.35 Explosiv<br />
–Das Magazin 6.00 Guten Morgen Deutschland<br />
8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily<br />
Soap 9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG)<br />
Alles was zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht<br />
Report 11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt<br />
12 –Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 16.00 Mensch<br />
Papa! Väter allein zu Haus 17.00 Herz über Kopf.<br />
Telenovela 17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00<br />
Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />
Starmagazin 18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell<br />
–Das Wetter 19.05 (für HG) Alles was zählt<br />
19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
20.15 Die ultimative Chart Show –<br />
Die erfolgreichsten Hits 2019!<br />
Gäste: Die Ehrlich Brothers, Giovanni<br />
Zarrella, Valentina Pahde, Cheyenne<br />
Pahde. Oliver Geissen lässt das Musikjahr<br />
Revue passieren.<br />
0.00 RTL Nachtjournal<br />
0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />
0.30 Die ultimative Chart Show –<br />
Die erfolgreichsten Hits 2019!<br />
Musikshow<br />
4.05 Der Blaulicht Report<br />
Pfarrer gerät in Lebensgefahr<br />
MDR<br />
11.45 (für HG) In aller Freundschaft 12.30 (für<br />
HG) Utta Danella –Wenn Träume fliegen.<br />
Liebesmelodram, D2008 13.58 (für HG) MDR<br />
aktuell 14.00 (für HG) MDR um 2 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um 4<br />
17.45 (für HG) MDR aktuell 18.05 (für HG)<br />
Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für<br />
HG) Unser Sandmännchen 19.00 Regionales<br />
19.30 (für HG) MDR aktuell 19.50 Elefant, Tiger<br />
&Co. 20.15 Das Beste zum Fest 21.45 MDR<br />
aktuell 22.00 (für HG) Riverboat 23.58 MDR<br />
aktuell 0.00 MDR Kultur –Filmmagazin<br />
Bayern<br />
13.45 Sternstunden aktuell 13.50 Das Herz der<br />
Stadt 14.40 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.25<br />
Sternstunden aktuell 15.30 Schnittgut 15.58<br />
Sternstunden 16.00 (für HG) Rundschau 16.15<br />
(für HG) WirinBayern 17.30 Regionales 18.00<br />
(für HG) Abendschau 18.28 Sternstunden 18.30<br />
(für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Unser Land<br />
19.30 (für HG) Sternstunden-Gala 2019 22.30<br />
(für HG) RundschauMagazin 22.45 (für HG)<br />
Heißmann +Rassau 23.28 Sternstunden 23.30<br />
Treffpunkt für zwei Pistolen. Western, USA 1964<br />
1.00 Rundschau Nacht 1.05 Sternstunden<br />
Vox<br />
5.20 CSI: NY 6.55 CSI: Den Täternauf der Spur<br />
8.45 Verklag mich doch! 10.50 VoxNachrichten<br />
10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 11.55 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />
Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />
erziehst du denn? 15.00 Shopping Queen 16.00<br />
4Hochzeiten und eine Traumreise 17.00<br />
Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates –Ein<br />
Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner 20.00<br />
Prominent! 20.15 Readytobeef 21.15 (für HG)<br />
Bones –Die Knochenjägerin 0.00 VoxNachrichten<br />
0.15 (für HG) Medical Detectives<br />
Super RTL<br />
9.35 Weihnachtsmann Junior 10.10 Sammy<br />
10.40 Grizzy &die Lemminge 11.10 Alvinnn!!!<br />
11.40 Go Wild! 12.10 Friends 12.30 Trolls<br />
12.50 Polly Pocket 13.15 Tomund Jerry 13.45<br />
Weihnachtsmann &Co. KG 14.15 Angelo! 14.45<br />
Dragons 15.15 Ninjago 15.40 Alvinnn!!! 16.10<br />
Sally Bollywood 16.40 Barbie 17.10 Grizzy &die<br />
Lemminge 17.40 Angelo! 18.10 Weihnachtsmann<br />
&Co. KG 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />
Alvinnn!!! 19.40 Super ToyClub 20.15 Die<br />
Weihnachtsgeschichte.Zeichentrickfilm, USA<br />
1997 21.35 CSI: Miami 0.25 Infomercials<br />
Sport1<br />
5.50 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30 Darts.<br />
WM: Highlights 18.50 Wetten? Was! Fußball&<br />
mehr! Powered by Hpybet 19.00 Sport1 News<br />
Live. Darts Spezial 20.00 Darts. WM: 1. &2.Runde,<br />
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Alexandra Palace in London der neue Darts-<br />
Weltmeistergesucht. 0.00 Sky SportNewsHD:<br />
Die 2. Bundesliga. 17. Spieltag 1.00 SportClips<br />
1.05 Teleshopping Nacht 1.20 SportClips 1.50<br />
Teleshopping Nacht 2.00 SportClips<br />
ZDF<br />
5.15 (für HG) hallo deutschland 5.30 (für HG)<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />
9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />
HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />
Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />
hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />
18.00 (für HG) SokoWien 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG) Bettys<br />
Diagnose. Krankenhausserie. Herzschläge<br />
20.15 (für HG) Ein Fall für zwei<br />
Krimiserie.Adem. Benni und Leo ermitteln<br />
im Fall des ermordeten 18-jährigen Adem<br />
Jasari. Bennis Mandant, Nico Rautenberg,<br />
soll ihn betrunken angegangen sein und<br />
tödlich verletzt haben.<br />
21.15 (für HG) Soko Leipzig<br />
22.00 (für HG) heute journal<br />
22.30 (für HG) heute-show –<br />
Der Jahresrückblick<br />
23.15 Der satirische Jahresrückblick 2019<br />
23.45 Neo Magazin Royale<br />
0.30 heute+<br />
Sat.1<br />
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />
13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />
am Südring.Ein Einser-Schüler geht nicht mehr<br />
zur Schule. Sind Magenschmerzen der Grund? /<br />
Ein pensionierter Taxifahrer fährtmit seinem Pkw<br />
in ein Geschäft. /Eine ältere Frau stürzt, während<br />
sie ihr Enkelkind trägt. 17.00 Klinik am Südring<br />
–Die Familienhelfer 17.30 Klinik am Südring /<br />
oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00 AufStreife<br />
–Die Spezialisten 19.00 Genial daneben –das<br />
Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />
20.15 (für HG) Dancing on Ice<br />
Peer Kusmagk musste den Wettbewerb in<br />
der vergangenen Woche nach fünf Shows<br />
verlassen. Heute steht das große<br />
Halbfinale an. Daniel Boschmann und<br />
Marlene Lufen moderieren.<br />
22.45 Rabenmütter<br />
23.15 Rabenmütter<br />
23.45 Switch reloaded<br />
0.15 Switch reloaded<br />
0.45 Sechserpack<br />
1.15 Sechserpack<br />
1.40 Sechserpack<br />
WDR<br />
13.05 (für HG) Elefant, Tiger&Co. 13.55 (für<br />
HG) Und es schmeckt doch!? 14.25 (für HG) Um<br />
Himmels Willen 16.00 (für HG) WDR aktuell<br />
16.15 Hier und heute 18.00 (für HG) WDR<br />
aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />
–Liveaus Hattingen 18.45 (für HG) Aktuelle<br />
Stunde 19.30 Regionales 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Der beste Chor im<br />
Westen 21.45 (für HG) WDR aktuell 21.55 (für<br />
HG) Der beste Chor im Westen 22.10 (für HG)<br />
Kölner Treff 23.40 (für HG) Der Clou. Komödie,<br />
USA 1973 1.45 Erlebnisreisen 2.00 Lokalzeit<br />
NDR<br />
12.00 (für HG) Brisant 12.20 (für HG) In aller<br />
Freundschaft 13.10 (fürHG) In aller Freundschaft<br />
–Die jungen Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info<br />
14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) NDR Info 16.20<br />
(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG)<br />
Leopard, Seebär &Co. 18.00 Regionales 18.15<br />
(für HG) Hofgeschichten 18.45 (für HG) DAS!<br />
19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Hand in Hand für Norddeutschland<br />
21.45 (für HG) NDR Info 22.00 (für HG)<br />
NDR Talk Show 0.10 Käpt’ns Dinner<br />
Kabel eins<br />
5.50 Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.25<br />
(für HG) Navy CIS: L.A. 10.15 Navy CIS 11.10<br />
Without aTrace–Spurlos verschwunden 12.05<br />
Numb3rs –Die Logik des Verbrechens 13.00 (für<br />
HG) Castle 13.55 (für HG) The Mentalist 14.50<br />
(für HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news<br />
16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />
17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />
18.55 Achtung Kontrolle! Wirkümmernuns<br />
drum 20.15 Navy CIS 22.15 Navy CIS: New<br />
Orleans 23.10 (für HG) Navy CIS: L.A. 0.10 Navy<br />
CIS 1.00 kabel eins late news 1.05 Navy CIS<br />
RTLZWEI<br />
5.15 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 Die<br />
Straßencops West –Jugend im Visier 8.00<br />
Frauentausch 14.00 Daniela Katzenberger –Mit<br />
Lucas im Hochzeitsfieber 15.00 Babys! Kleines<br />
Wunder –Großes Glück 17.00 News 17.04<br />
Wetter 17.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer<br />
18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht<br />
20.15 Mr.&Mrs. Smith. Actionkomödie, USA<br />
2005 22.35 Homefront. Actionfilm, USA 2013<br />
0.35 Crank. Actionfilm, USA 2006 2.15 Ohne<br />
Limit. Thriller,USA 2011 3.55 Homefront.<br />
Actionfilm, USA 2013<br />
Eurosport 1<br />
10.30 Biathlon 11.20 Biathlon. 7,5 km Sprint<br />
der Frauen, live 12.50 Snowboard. Snowboardcross,<br />
live 14.15 Biathlon. 10 km Sprint der<br />
Männer,live 15.40 Skispringen. Qualifikation, live<br />
17.00 Biathlon. 7,5 km Sprint der Frauen 17.55<br />
Biathlon. 10 km Sprint der Männer 19.00<br />
Fußball 19.15 Fußball. Bundesligader Frauen: 1.<br />
FFC Frankfurt–FCBayernMünchen, live 21.15<br />
Fußball 21.30 Snooker.Scottish Open in<br />
Glasgow.Viertelfinale, live 23.00 Nachrichten<br />
23.10 Judo 0.45 Nachrichten 0.55 Skispringen<br />
TV-Tipps<br />
ARD, 20.15 UHR DRAMA<br />
Der beste Papa der Welt<br />
Der ehrgeizige Arzt Clemens Hoffmann (Oliver Mommsen) möchte sich<br />
vor seinem nächsten Karriereschritt eine Auszeit gönnen und seinen<br />
langgehegten Traum erfüllen: auf einem Boot ein Jahr um die Welt segeln.<br />
Kurz vor der Abreise durchkreuzt ein Unglück seine Pläne.Clemens’ alleinerziehende<br />
Schwester Doro kommt bei einer Gasexplosion ums Leben. Ihr<br />
Letzter Wille enthält eine faustdicke Überraschung, denn ausgerechnet der<br />
freiheitsliebende Mediziner soll sich um ihreKinder Kristina, Benni und Judy<br />
kümmern. Auf seine Lebensgefährtin, die ihm zuliebe auf eigenen Nachwuchs<br />
verzichtet hat, kann Clemens jedoch nicht zählen. Der Mediziner tut<br />
sich erst einmal schwer mit der ungewohnten Aufgabe ... Der„Tatort“-Kommissar<br />
Mommsen kann sich hier von einer anderen Seite zeigen.<br />
(A/2018)<br />
Foto: ARD<br />
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5 1 8 9 6 2 7 4 3<br />
3 7 9 1 5 4 6 2 8<br />
2 6 4 7 3 8 5 9 1<br />
7 8 3 6 4 5 2 1 9<br />
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5.20 Berlin erwacht –Winter 5.30 (für HG)<br />
Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb 7.20 (für HG)<br />
Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30<br />
(für HG) Abendschau 9.00 (für HG) In aller<br />
Freundschaft. Arztserie 10.30 (für HG) Rote<br />
Rosen 11.20 (für HG) Sturmder Liebe 12.10<br />
(für HG) Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10<br />
(für HG) Verrückt nach Fluss 14.00 (für HG) Alles<br />
Samba. Episodenfilm, D2003 15.30 (für HG)<br />
Tiere bis unters Dach 16.00 (für HG) rbb24<br />
16.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 17.00 (für HG)<br />
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17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb<br />
UM6 18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />
Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) 50 Gründe, Südtirol zu lieben<br />
Die Dolomiten, Meran und Bozen,<br />
Apfelstrudel und ein Speckfest –esgibt<br />
viele Gründe, Südtirol zu lieben. Der<br />
Beitrag unternimmt eine Reise in die<br />
atemberaubende Berglandschaft.<br />
21.45 (für HG) rbb24<br />
22.00 (für HG) NDR Talk Show<br />
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Rick Astleyexklusiv<br />
1.05 (für HG) Kontraste<br />
1.35 (für HG) Abendshow<br />
2.20 (für HG) Abendschau<br />
ProSieben<br />
5.00 2BrokeGirls. Sitcom 5.40 The Middle.<br />
Comedyserie 6.20 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />
Sitcom 7.40 (für HG) The Big Bang Theory.<br />
Sitcom 8.55 (für HG) HowIMet Your Mother.<br />
Sitcom 10.45 Fresh Off the Boat. Sitcom. Mister<br />
Volleyball 11.10 Mike&Molly.Sitcom. Molly lügt<br />
nicht 11.35 2BrokeGirls. Sitcom 12.35 Mom.<br />
Sitcom 13.20 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />
Sitcom 14.40 The Middle. Comedyserie.Der<br />
Infiltrator /Der Sombrero 15.40 (für HG) The Big<br />
Bang Theory. Sitcom.Die Helium-Krise /Die<br />
Spockumentation /Spione wie wir 17.00 taff<br />
18.00 Newstime 18.10 (für HG) Die Simpsons.<br />
Zeichentrickserie.Fight Club /Air Force Grampa<br />
19.05 Galileo. Magazin<br />
20.15 (für HG) X-Men Origins: Wolverine<br />
Comicadaption, USA 2009. Mit Hugh<br />
Jackman, LievSchreiber.James Logan<br />
alias Wolverine zieht mit seinem<br />
Halbbruder Victor alias Sabretooth um<br />
die Welt, um zu kämpfen.<br />
22.25 (für HG) X-Men: Erste Entscheidung<br />
Comicadaption, USA 2011. Mit James<br />
McAvoy,Laurence Belcher<br />
1.00 (für HG) Final Destination<br />
Horrorfilm, USA/CDN 2000. Mit Devon<br />
Sawa, Ali Larter<br />
2.50 Watch Me –das Kinomagazin<br />
Arte<br />
8.00 Madagaskar 8.45 Stadt Land Kunst 9.30<br />
Kuba im globalen Spiel 10.30 Kuba im globalen<br />
Spiel 11.30 (für HG) Drachenrätsel 12.15 (für<br />
HG) Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land<br />
Kunst 14.00 (für HG) Die Beichte.Drama, F<br />
2016 15.50 (für HG) Bulgariens Bergwelten<br />
16.40 Xenius 17.10 Amerika mit David Yetman<br />
17.35 Polynesien 18.30 (für HG) Kuba 19.20<br />
Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG) Die<br />
Glasbläserin.Historienfilm, D2016 21.45 Wer<br />
vier sind 22.40 Die Fantastischen Vier 23.40<br />
Tracks 0.25 High Energy–Disco auf Hochtouren<br />
3Sat<br />
6.20 Kulturzeit 7.00 nano 7.30 Alpenpanorama<br />
9.00 (für HG) ZIB 9.30 Kulturzeit 10.10 nano<br />
10.40 (für HG) MarkusLanz 11.55 (für HG) Berg<br />
und See in Eis und Schnee 12.30 (für HG)<br />
Selbstbestimmt –Das Magazin 13.00 (für HG)<br />
ZIB 13.20 Wilde Überlebenskünstler 14.50<br />
Schutzprojekt Erde 18.30 nano spezial 19.00<br />
(für HG) heute 19.20 Kulturzeit extra 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Wohnungslos<br />
21.00 makro 21.30 auslandsjournal extra 22.00<br />
(für HG) ZIB 2 22.25 (für HG) The Wolf of Wall<br />
Street. Satire, USA 2013 1.15 (für HG) Zapp<br />
Phoenix<br />
5.15 Das Atomwaffen-Kartell 6.00 SpyWars<br />
6.45 SpyWars 7.30 Angriff auf die Demokratie<br />
8.00 phoenix vorort 8.45 Bundestagsgespräch<br />
9.00 Bundestag live 14.00 phoenix vorort<br />
15.30 Bundestaglive 16.00 Maybrit Illner 17.30<br />
phoenix der tag 18.00 phoenix persönlich 18.30<br />
Pulverfass Nordirland 19.15 Wales 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) 17 000<br />
KilometerKanada 21.00 (für HG) 17 000<br />
KilometerKanada 21.45 Extrem Straßen –Unterwegs<br />
am Limit 22.30 Alaska Highway 23.00<br />
phoenix der tag 0.00 phoenix persönlich<br />
Kika<br />
14.10 (für HG) SchlossEinstein –Erfurt 15.00<br />
(für HG) Tinkas Weihnachtsabenteuer 15.25 (für<br />
HG) Schneewelt 15.50 (für HG) Mascha und der<br />
Bär 16.05 (für HG) Lassie 16.50 (für HG) Peter<br />
Pan–Neue Abenteuer 17.35 (für HG) Der kleine<br />
Prinz 18.00 (für HG) Beutolomäus und der wahre<br />
Weihnachtsmann 18.15 (für HG) Belle und<br />
Sebastian 18.40 Inui 18.47 Baumhaus 18.50<br />
Unser Sandmännchen 19.00 (für HG)<br />
SimsalaGrimm 19.25 (für HG) logo! 19.30<br />
Mitten in der Winternacht. Familienfilm, NL/S/B<br />
2013 20.50 Hope Works –Projekt Hoffnung<br />
Dmax<br />
6.00 Chris &Mäx: Die Oldtimer-Spezialisten<br />
6.55 Infomercial 8.55 Hardcore Pawn 9.25<br />
Auction Hunters 9.55 Infomercial 10.15 Toy<br />
Hunter 11.15 Die Zwangsvollstrecker 12.15<br />
SteelBuddies 13.15 Airplane Repo 14.15<br />
Australian Gold 16.15 Outback Opal Hunters<br />
17.15 SteelBuddies 18.15 Helden der<br />
Baustelle 19.15 Deutschland 24/7 20.15 Dark<br />
Waters mit Jeremy Wade 22.15 Expedition am<br />
Limit mit Steve Backshall 23.15 DMAX News<br />
23.20 Naked Survival 0.10 DMAX News<br />
Tagesschau 24<br />
5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrich<br />
ten 9.15 Zapp 9.45 Shift 10.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 10.15 quer 11.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 19.15 Mex –Das<br />
Marktmagazin 20.00 Tagesschau 20.15<br />
Kontraste 20.45 Kirchen im Ausverkauf 21.15<br />
Tagesschau 21.17 Inside HVA 22.00 Tagesthemen<br />
22.15 mehr/wert 22.45 Extra 23.00<br />
Tagesthemen 23.15 Schmeckt’snoch? 0.00<br />
Tagesthemen 0.15 Münchner Runde 1.00<br />
Wrangel Island –ImTreibhaus der Arktis 1.15<br />
Tagesschau 1.25 mehr/wert 1.55 Extra<br />
ONE<br />
5.20 Um Himmels Willen 6.05 Hubertund<br />
Staller 6.55 Brisant 7.35 Aufeinmal war es<br />
Liebe. Romanze, D2019 9.05 Brisant 9.45 Meu<br />
chelbeck 10.35 Lindenstraße 11.05 Hubertund<br />
Staller 11.55 Sturmder Liebe 12.40 Sturmder<br />
Liebe 13.30 Um Himmels Willen 14.20 Partyof<br />
Five 15.00 PartyofFive 15.45 Hubertund<br />
Staller 16.35 Meuchelbeck 17.25 Lindenstraße<br />
17.55 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />
19.25 Sturmder Liebe 20.15 Ladies Night<br />
21.00 Wilde Maus. Satire, A/D 2017 22.35<br />
Grand Hotel 23.20 Grand Hotel 0.05 Saboteure<br />
im Eis 0.50 Saboteure im Eis 1.35 Saboteure im<br />
Eis 2.20 Wilde Maus. Satire, A/D 2017<br />
ZDF NEO<br />
6.10 Dr.Böhmermanns Struwwelpeter 6.40<br />
Gätjens großes Kino 6.50 Vera –Ein ganz<br />
speziellerFall: Schwarzer Engel. Krimireihe, GB<br />
2017 8.20 Topfgeldjäger 9.15 (für HG)<br />
Lafer!Lichter!Lecker! 10.00 (für HG) Bares für<br />
Rares 10.50 (für HG) Bares für Rares 11.45 Du<br />
&Ich –Unverbesserlich!? 12.30 (für HG) Monk<br />
13.10 (für HG) Monk 13.50 Psych 14.30 Psych<br />
15.05 Monk 15.45 Monk 16.25 Psych 17.05<br />
Psych 17.45 (für HG) Bares für Rares 18.35 Du<br />
&Ich –Unverbesserlich!? 19.20 (für HG) Bares<br />
für Rares 20.15 Agatha Raisin 21.00 Agatha<br />
Raisin 21.45 Agatha Raisin 22.30 Agatha Raisin<br />
23.20 Agatha Raisin 0.05 Agatha Raisin<br />
ZDF INFO<br />
7.45 forum am freitag 7.58 heute Xpress 8.00<br />
(für HG) Frontal 21 8.45 auslandsjournal 9.15<br />
Die Killer vonLong Island 10.00 Zerrissene<br />
Familie 11.30 Kinder in Käfigen 12.15<br />
Menschenhandelund Ausbeutung 13.00 Die<br />
Neureichenvon San Francisco 13.45 Parteienkrieg<br />
am Supreme Court 14.30 Die Trumps<br />
15.15 Citizen Trump 16.00 Das überwachte Volk<br />
16.30 Rote Spitzel 17.15 Die Macht des<br />
Drachen 18.15 (für HG) Todesflug MH17 18.45<br />
(für HG) Superbauten der Geschichte 20.15 (für<br />
HG) Deutschland vonunten 21.45 (für HG)<br />
Deutschlands Supergrabungen 23.15 ZDF-<br />
History 0.45 (für HG) heute journal<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Hackbrett für die Hochkultur –Das<br />
Salterio. Mit Bernhard Schrammek, ca. 46 Min.<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Konzert Liveaus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis<br />
kirche Berlin: Benjamin Britten /Wilhelm<br />
Killmayer/Gabriel Rheinberger /Johannes<br />
Brahms /Michael Praetorius, ca. 117 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Konzert Brandenburgische Sommerkonzerte:<br />
Regensburger Domspatzen, ca. 116 Min.<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Die Zuneigung ist etwas Rätselvolles –<br />
eine Ehe in Briefen (20/20). VonTheodor<br />
Fontane /Gelesenvon Jennifer Antoni und Max<br />
vonPufendorf, ca. 30 Min.<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Mikrokosmos –Die Kulturreportage Theater<br />
im Gefängnis: „Knastkultur“. VonMarius Elfering,<br />
ca. 45 Min.<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Free as abird –Warum wollte<br />
Nathan sterben? VonIngoHaeb und Roel Nollet<br />
/Regie: die Autoren, ca. 50 Min.<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Hörspiel Zum 80. Geburtstag vonBarbara<br />
Plensat: Die 14. Provinz. VonVolker Braun /<br />
Komposition:Peter Kaizar /Regie: Barbara<br />
Plensat, ca. 56 Min.<br />
MAGAZIN<br />
15.50 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Schalom Jüdisches Leben heute –Kindertransporte<br />
nach Belgien –eine Ausstellung in Köln. Vo<br />
Constanze Baumgart, ca. 10 Min.<br />
19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Zeitfragen Schweigen gilt nicht! Indische Autorin<br />
nen verschaffen sich Gehör.Von Margarete<br />
Blüme, ca. 30 Min.<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Musikfeuilleton „Von der stolzen Gewissheit<br />
durchdrungen, die beste Harfenistin auf Erden zu<br />
sein“: Vicki Baum –Weltbestsellerautorin und<br />
Musikerin. VonRichard Schroetter,ca. 57 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Der Jazz-Sänger David Rose. Mit<br />
Susanne Papawassiliu, ca. 30 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
On Stage Musikalische Gerüchteküche (2/2):<br />
The Ragtime Rumours. Aufnahme vom18.5.201<br />
beim Bluesfest Eutin /AmMikrofon: Tim<br />
Schauen, ca. 55 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · F reitag, 13. Dezember 2019 – S eite 28<br />
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Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Florian Silbereisen (38) will als neuer<br />
„Traumschiff“-Kapitän offenbar<br />
bella figuramachen. In der Gala berichtet<br />
der Moderator und Schauspieler,dass<br />
er sich mit Stehpaddeln<br />
fit hält: „Durch das ständige Gleichgewichthalten<br />
und Ausbalancieren<br />
beim Stand-up-Paddling trainiert<br />
man den ganzen Körper.“ Um nicht<br />
als übereifriger Fitnesshonk rüberzukommen,<br />
ruderteraber gleich<br />
darauf ein wenig zurück: „Meistens<br />
benutzt man die Bretter eher als entspannte<br />
Liegefläche.“<br />
Maha Vajiralongkorn (67) kann sich<br />
ebenfalls für die Fortbewegung auf<br />
dem Wasser erwärmen –allerdings<br />
müssen für Thailands König andere<br />
schwitzen. Beieiner großen Bootsparade<br />
zum Ausklang der Krönungsfeierlichkeiten<br />
ließ sich Rama X. am<br />
Donnerstag in einer goldenen Gondel<br />
über den Fluss Chao Phraya rudern–vorbei<br />
an pittoresken Tempeln<br />
und Palästen. Insgesamt waren<br />
52 Boote unterwegs,2200 Ruderer<br />
mussten Schwerstarbeit leisten. Ob<br />
das der richtige Wegist, an die Beliebtheit<br />
seines verstorbenen Vaters<br />
Bhumibol anzuknüpfen?<br />
Asap Rocky (31) saß nach einer gewalttätigen<br />
Auseinandersetzung im<br />
Sommer in Stockholm vier Wochen<br />
lang in U-Haft, kam dann aber doch<br />
um eine längereStrafe herum. Die<br />
Zeit hinter schwedischen Gardinen<br />
weiß der US-Rapper nun geschickt<br />
zu vermarkten: Erst kündigte er an,<br />
in einem Gefängnis in der schwedischen<br />
Hauptstadt auftreten zu wollen.<br />
Dass dies aus Sicherheitsgründen<br />
abgelehnt wurde,hielt Asap<br />
Rocky nicht davon ab,inStockholm<br />
ein Konzertzugeben. DieBühne in<br />
der Mehrzweckhalle Globen glich einer<br />
großen Zelle. DieKonzerteinnahmen<br />
will der 31-Jährige spenden,<br />
viele Karten hat er zudem<br />
verschenkt. DerMann<br />
weiß, wie’s geht. (avo.)<br />
Zurück in der Zelle: Für<br />
Asap Rockywar’sdiesmal<br />
nur Show. AFP<br />
TIERE<br />
13.<br />
Dezember<br />
Nach Abzug aller Wutausbrüche und<br />
anderer aufwühlender Ereignisse<br />
wie Wachstumsschub und Wackelzahn<br />
sind Kleinkinder ja vorallem<br />
lustig. Mansollte aber nicht allzu oft<br />
über sie lachen, weil: siehe oben.<br />
Sehr lustig sind vorallem die Zwischenschritte<br />
auf dem Wegzum<br />
Spracherwerb.Ihren Schnuller<br />
nannte unsereTochter „Uschi“, sie<br />
rollte mit der Zunge und trank „RO-<br />
Saft“, um die Dopplung phonetisch<br />
hervorzuheben, sagt sie heute noch<br />
„Zwillillinge“, außerdem „fotofiert“<br />
sie gerne.Und dann wohnt bei uns<br />
das „Klopatier“ im Bad. DasKlopatier<br />
soll ein entfernter Verwandter<br />
des Backpatiers und Malpatiers sein.<br />
Wahrscheinlich ist es viel lustiger als<br />
das Pubertier. Paul Linke<br />
HarveyWeinstein (M.) lässt sich bei einer Kautionsanhörung vor Gericht stützen –esheißt, er leide an den Folgen eines Autounfalls. AP/MARK LENNIHAN<br />
Es war ein herber Rückschlagfür<br />
die MeToo-Bewegung,<br />
was da am Mittwoch<br />
an die Öffentlichkeit gelangte<br />
–eine Ohrfeige für alle, die<br />
hofften, das amerikanische Rechtssystem<br />
könne Opfern sexuellen<br />
Missbrauchs Gerechtigkeit bringen.<br />
„Was bedeutet #MeToo denn überhaupt<br />
noch?“, ließ die Journalistin<br />
Courtney Dowling auf Twitter ihrer<br />
Frustration freien Lauf.<br />
Die Versicherung zahlt<br />
Der Grund für die Enttäuschung:<br />
Harvey Weinstein, der Mann, der die<br />
MeToo-Bewegung durch seine<br />
Übergriffe angestoßen hatte, kann<br />
sich nach Informationen der New<br />
York Times zivilrechtlich aller Konsequenzen<br />
seines Tuns entziehen.<br />
Weinsteins Anwälte handelten mit<br />
seinen Anklägerinnen einen Vergleich<br />
über 25 Millionen Dollar aus.<br />
Der komplette Betrag wird von den<br />
Versicherungen seiner in Insolvenz<br />
befindlichen Firmabeglichen.<br />
Die Grundsatzvereinbarung über<br />
Entschädigungszahlungen ist das<br />
Ergebnis vonzweiJahren harter Verhandlung<br />
zwischen Weinsteins Anwälten<br />
und rund 30 Schauspielerinnen<br />
und Angestellten des 67-Jährigen,<br />
deren Klagen von sexuellem<br />
Fehlverhalten bis zu Vergewaltigung<br />
reichten. Die 25 Millionen Dollar<br />
wiederum sind Teil einer Einigung<br />
vonWeinsteins bankrotten früheren<br />
Filmstudios mit allen Gläubigern<br />
über 47 Millionen Dollar. Weil die<br />
Firmaoffiziell Insolvenz angemeldet<br />
hatte, mussten sich die Klägerinnen<br />
bei den übrigen Schuldnernder<br />
Firmaeinreihen.<br />
Eine der Ungeheuerlichkeiten<br />
der Abmachung<br />
ist, dass Weinsteins Anwälte,<br />
darunter sein Bruder,<br />
beinahe die Hälfte der<br />
25 Millionen für ihre Bemühungen<br />
bekommen.<br />
6,2 Millionen Dollar werden<br />
unter 18 Opfernaufgeteilt,<br />
keine von ihnen bekommt<br />
mehr als 500 000 Dollar. 18,5<br />
Millionen sind für Forderungen aus<br />
allen weiteren Klagen beiseitegelegt<br />
worden. Wenn die Abmachung in<br />
den nächsten Tagen von einem New<br />
Yorker Gericht genehmigt wird, verteilt<br />
ein vom Gericht bestellter Beamter<br />
die Gelder. Ein wichtiger<br />
Punkt: Weinstein müsste bei diesem<br />
Deal kein Fehlverhalten zugeben.<br />
Viele der Klägerinnen zeigten sich<br />
zutiefst enttäuscht vonder Einigung.<br />
So sagte die Schauspielerin Katherine<br />
Kendall (50), die von Weinstein<br />
während einer angeblichen Arbeitsbesprechung<br />
nackt durch seine<br />
AshleyJudd: ihre<br />
Klage scheiterte.<br />
Wohnung gejagt worden sein soll, sie<br />
möge die Einigung überhaupt nicht,<br />
wisse aber nicht, was sie tun könne.<br />
Die Anwälte der Frauen behaupten<br />
hingegen, jeder Versuch, noch einen<br />
besseren Deal herauszuschlagen,<br />
wäre gescheitert. „Wir haben wirklich<br />
unser Bestes getan“,<br />
sagte etwa Genie Harrison,<br />
die Sandeep Rehal vertrat.<br />
Rehal war eine persönliche<br />
AssistentinWeinsteins und<br />
behauptete, er habe sie<br />
vergewaltigt.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Auf der Jagd<br />
EinStrafprozess folgt<br />
Harrison beschrieb, dass<br />
ihre Position in den Verhandlungen<br />
durch eine<br />
Kombination rechtlicher Faktoren<br />
geschwächt gewesen sei. Zum einen<br />
habe es in vorangegangen Urteilen<br />
Rückschläge gegeben, wie im Fall der<br />
Schauspielerin Ashley Judd (51).<br />
Judds Klage wurde abgewiesen, weil<br />
sie juristisch gesehen in keinem Abhängigkeitsverhältnis<br />
zu Weinstein<br />
stand. Zudem, so Harrison, gebe es<br />
strenge Gesetze inden USA, die Firmenvorstände<br />
vorKlagen schützen.<br />
Undsoist diese Einigung eine ernüchternde<br />
Bestandsaufnahme der<br />
Rechtsmittel, die Opfern sexuellen<br />
Missbrauchs in den USA zur Verfügung<br />
stehen. MeToohat zwar zahlreiche<br />
Karrieren mächtiger Männer<br />
unterbrochen, darunter die des TV-<br />
Moderators Bill O’Reilly. Außergerichtliche<br />
Einigungen gab es in solchen<br />
Fällen bereits zu Dutzenden –<br />
aber an Gerichtsurteilen mangelt es.<br />
Was die bekannt gewordenen prominenten<br />
Fälle angeht, so musste<br />
bislang lediglich Bill Cosby eine Gefängnisstrafe<br />
antreten.<br />
Immerhin weigern sich zwei Klägerinnen,<br />
Weinsteins Angebot anzunehmen.<br />
Ihr Anwalt Douglas Wigdor<br />
störte sich an der Klausel, dass eine<br />
Million des Fonds an Weinsteins Anwälte<br />
geht, falls die beiden Frauen<br />
nicht unterschreiben. „Man versucht,<br />
uns zu erpressen“, so Wigdor.<br />
Trotz allem muss sich Harvey<br />
Weinstein im Januar vorGericht verantworten.<br />
Es stehen noch zwei Anklagen<br />
wegen Vergewaltigung voreinem<br />
New Yorker Richter im Raum.<br />
DenFrauen, die nun an der Einigung<br />
teilgenommen haben, steht jedoch<br />
derWegfür eine strafrechtliche Klage<br />
nicht mehr offen. Weinstein muss<br />
unterdessen knapp einen Monat vor<br />
dem Prozess eine deutlich höhere<br />
Kaution hinterlegen, um auf freiem<br />
Fußzubleiben –sie wurde voneiner<br />
auf fünf Millionen Dollar erhöht. Die<br />
Staatsanwaltschaft hatte zahlreiche<br />
VerstößeWeinsteins beim Tragen der<br />
elektronischen Fußfessel moniert.<br />
In einer Höhle in Indonesien entdecken Forscher 44 000 Jahre alte Felsmalereien –eine wissenschaftliche Sensation<br />
In einer Höhle auf der indonesischen<br />
Insel Sulawesi haben Forscher<br />
fast 44 000 Jahrealte Felsmalereien<br />
gefunden. Es handele sich dabei<br />
vermutlich um das älteste gegenständliche<br />
Kunstwerk der<br />
Menschheit, schreiben die Forscher<br />
im Fachmagazin Nature vom Mittwoch.<br />
Die Wissenschaftler von der<br />
australischen Griffith-Universität<br />
datierten die Darstellung einer Jagdszene<br />
auf ein Alter von mindestens<br />
43 900 Jahren.<br />
Das 4,50 Meter breite Bild aus<br />
dem Jungpaläolithikum, das Jäger<br />
und Tierezeigt, war den Angaben zufolge<br />
vor zwei Jahren in der Kalksteinhöhle<br />
Bulu Sipong 4auf der indonesischen<br />
Insel Sulawesi entdeckt<br />
worden. „Diese Jagdszene ist –nach<br />
Der Millionen-Deal<br />
Ex-Filmmogul Harvey Weinstein steht vor der Einigung mit Dutzenden Klägerinnen<br />
unserem Wissen –derzeit<br />
die älteste Darstellung einer<br />
erzählten Geschichte<br />
und das älteste gegenständliche<br />
Kunstwerk der<br />
Welt“, schrieben die Forscher.<br />
Zuvor hatten Forscher<br />
bereits in einer<br />
Höhle auf Borneo eine<br />
VonSebastian Moll, New York<br />
Eine Jagdszene<br />
auf der Felswand.<br />
AFP/RATNO SARDI<br />
Tierzeichnung gefunden,<br />
deren Alter auf mindestens<br />
40 000 Jahregeschätzt wurde.<br />
Zuvor war jahrelang angenommen<br />
worden, die Wiege der Höhlenmalerei<br />
befinde sich in Europa. Die<br />
Funde in Indonesien haben diese<br />
Theorie aber widerlegt. Die Felsmalereien<br />
aus der Chauvet-Höhle in<br />
Frankreich sind etwa 35 300 Jahrealt,<br />
die Kunst aus der berühmten Steinzeithöhle<br />
von Lascaux ist<br />
20 000 Jahrealt.<br />
Doch allein auf Sulawesi<br />
gibt es den Forschern<br />
zufolge mindestens 242<br />
Höhlen und andere prähistorische<br />
Behausungen,<br />
in denen Felsmalereien gefunden<br />
worden –und jedes<br />
Jahr kommen neue<br />
Funde hinzu. Die neu entdeckte<br />
Höhlenmalerei zeigt mit dunkelroter<br />
Farbe gemalte Jäger, die<br />
menschliche Körper und Tierköpfe<br />
haben und offenbar mit Speeren und<br />
Seilen Tiere wie wilde Schweine und<br />
kleine Büffel jagen.<br />
Das Bild ist zwar in einem<br />
schlechten Zustand, lässt nach Abgaben<br />
der Forscher aber darauf<br />
schließen, dass in Indonesien vor<br />
rund 44 000 Jahren bereits eine hoch<br />
entwickelte Kultur existierte, die<br />
durch folkloristische Traditionen, religiöse<br />
Mythen und einen spirituellen<br />
Glauben gekennzeichnet war.<br />
Die Jagdszene sei möglicherweise<br />
nicht nur das älteste gegenständliche<br />
Kunstwerkder Menschheit, sondern<br />
auch der älteste Nachweis für<br />
die Übermittlung einer Erzählung,<br />
betonen die Forscher.<br />
Dies sei insofern „bemerkenswert“,<br />
als die Fähigkeit, erfundene<br />
Geschichten zu erzählen, als die entscheidende<br />
Phase in der Evolutionsgeschichte<br />
der menschlichen Sprache<br />
und bei der Entstehung moderner<br />
Wahrnehmungsmuster angesehen<br />
werde. (AFP)<br />
Bergung der Vermissten auf<br />
Vulkaninsel geplant<br />
Neuseelands Militär will vier Tage<br />
nach dem Vulkanausbruch auf der<br />
Insel White Island einen riskanten<br />
Einsatz zur Bergung der Toten starten.<br />
Trotz der Warnungen vonVulkanforschernvor<br />
einer möglichen<br />
neuen Eruption sollen die Bergungsteams<br />
nach Polizeiangaben am Freitagmorgen<br />
(Ortszeit) auf die Vulkaninsel<br />
gehen und nach den Leichnamen<br />
suchen –obwohl die Gefahr eines<br />
neuen Ausbruchs zuletzt sogar<br />
noch gestiegen war.Zusammen mit<br />
den acht Toten, die noch auf White<br />
Island vermutet werden, geht die Polizei<br />
mittlerweile von16Toten aus.<br />
Zwei Menschen erlagen nach Polizeiangaben<br />
in der Nachtzum Donnerstag<br />
im Krankenhaus ihren<br />
schweren Verletzungen. (AFP)<br />
Maria, Josef und das<br />
Christkind gestohlen<br />
Maria, Josef und das Christkind sind<br />
aus der Heidenheimer Fußgängerzone<br />
gestohlen worden. Unbekannte<br />
entwendeten die etwa 60 Kilogramm<br />
schwereKrippenfigur bereits<br />
Mitte November,wie das Polizeipräsidium<br />
UlmamDonnerstag<br />
mitteilte.Die Figur stand anlässlich<br />
des Heidenheimer Winterdorfs in einer<br />
als Krippe gestalteten Holzhütte<br />
auf der Straße.Die Polizei geht davon<br />
aus,dass mindestens zwei Täter die<br />
rund 1,20 Meter hohen und fest miteinander<br />
verbundenen Krippenfigurenaus<br />
Tonabtransportierten. Das<br />
Ensemble war dementsprechend<br />
schwer und sperrig. (AFP)<br />
Großbrand auf Russlands<br />
einzigem Flugzeugträger<br />
Das Deck der Admiral Kusnezow ist in<br />
dichten Rauch gehüllt.<br />
AufRusslands einzigem Flugzeugträger<br />
Admiral Kusnezowist am<br />
Donnerstag ein Großfeuer ausgebrochen.<br />
Mindestens zehn Menschen<br />
wurden durch das Feuer auf<br />
dem Flaggschiff der russischen Marine<br />
verletzt, sechs vonihnen<br />
schwer,wie russische Nachrichtenagenturen<br />
berichteten. DasKriegsschiff<br />
aus Sowjetzeiten wirdseit<br />
mehr als zwei Jahren im Hafen von<br />
Murmansk an der Barentssee repariert.<br />
DerBrand sei bei Schweißarbeiten<br />
ausgebrochen, sagte eine<br />
Quelle in derWerftSwesdotschka der<br />
staatlichen Nachrichtenagentur Ria<br />
Nowosti. Mehr als 400 Menschen<br />
hätten sich zu diesem Zeitpunkt an<br />
Bord befunden, zitierte die Nachrichtenagentur<br />
Tass einen Sprecher<br />
derWerft. (AFP)<br />
Mindestens 13 Tote bei Feuer<br />
in illegaler Plastikfabrik<br />
Beieinem verheerenden Brand in einer<br />
illegalen Plastikfabrik in Bangladesch<br />
sind mindestens 13 Menschen<br />
ums Leben gekommen. 20 weitere<br />
Arbeiter wurden lebensgefährlich<br />
verletzt, als die Fabrik nahe der<br />
Hauptstadt Dhaka am Mittwoch in<br />
Brand geriet, wie die Polizei am Donnerstag<br />
mitteilte.Die Feuerwehr<br />
hatte die Flammen erst nach drei<br />
Stunden unter Kontrolle. (AFP)<br />
AP