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Berliner Kurier 07.01.2020

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Schwimm-Rentner<br />

Mit 98 hat er immer<br />

noch Oberwasser<br />

SEITEN 10–11<br />

SEITE7<br />

BERLINER KURIER, Dienstag, 7. Januar 2020<br />

Bleifüße<br />

In drei Bezirken hinterließ ein flüchtender<br />

Autofahrer eine Schneise der Verwüstung<br />

Berlin – Bei einer filmreifen<br />

Verfolgungsjagd durch<br />

Tiergarten, Kreuzberg und<br />

Tempelhof hat ein Autofahrer<br />

eine Schneise der Verwüstung<br />

hinterlassen. Er<br />

schrottete etliche Autos, darunter<br />

mehrere Streifenwagen,<br />

und er verletzte Polizisten,<br />

die ihn verfolgten.<br />

Um 19.40 Uhr wollte eine<br />

Funkwagenbesatzung am<br />

Sonntag in der Gabriele-Tergit-Promenade<br />

einen Toyota<br />

überprüfen. Statt zu stoppen<br />

gab der 33-jährige Fahrer Gas.<br />

In der Dudenstraße stieß er<br />

mit einem Funkwagen zusammen,<br />

der ihn verfolgte. Dann<br />

mit einem BVG-Bus, in der<br />

Mussehlstraße und mit einem<br />

Ford. Im Schulenburgring<br />

krachte der Toyota auf einen<br />

geparkten Jaguar, der auf einen<br />

ebenfalls geparkten BMW<br />

geschoben wurde. Zeitgleich<br />

fuhr ein Einsatzwagen der Polizei<br />

ins Heck des Verfolgten.<br />

Vier Beamte wurden bei der<br />

Crash-Fahrt verletzt.<br />

Auch der Fahrer des Fluchtautos<br />

wurde verletzt. Nach<br />

seiner Festnahme im Schulenburgring<br />

wurde der 33-Jährige<br />

in ein Krankenhaus gebracht,<br />

in das er stationär aufgenommen<br />

wurde. Der Mann<br />

hatte Alkohol und Drogen intus.<br />

Im Toyota fanden die Polizisten<br />

Drogen und eine geöffnete<br />

Dose Whisky-Cola.<br />

Bis Mitternacht kam es wegen<br />

der Spurensicherung an<br />

den vielen Unfallorten zu umfangreichen<br />

Sperrungen. Zwei<br />

Funkwagen waren nicht mehr<br />

fahrbereit und mussten abgeschleppt<br />

werden.<br />

Jede Woche kommt es zu<br />

ähnlichen Vorfällen: Anstatt<br />

auf Haltesignale der Polizei zu<br />

reagieren, geben Autofahrer<br />

Gas und rasen davon. Doch<br />

nicht immer fahren die Polizeiautos<br />

dann hinterher. Die<br />

Entscheidung darüber liegt in<br />

der Verantwortung der Beamten.<br />

„Keine halsbrecherischen<br />

Manöver, die einen selbst oder<br />

Unbeteiligte gefährden!“, so<br />

die Devise. „Sicherheit geht<br />

vor Verfolgung.“ Zur Not reiche<br />

es, der Leitzentrale das<br />

Kennzeichen des Fluchtautos<br />

durchzugeben.<br />

Etwas glimpflicher ging eine<br />

weitere Verfolgungsjagd in<br />

Moabit aus. Beamten des Polizeiabschnitts<br />

35 fiel in der<br />

Müller- EckeOstender Straße<br />

ein Audi-Fahrer durch seine<br />

rasante Fahrweise auf. Er fuhr<br />

in Richtung Leopoldplatz und<br />

wechselte mehrfach mit hohem<br />

Tempo den Fahrstreifen.<br />

Andere Autofahrer mussten<br />

stark bremsen.<br />

Mit durchdrehenden Reifen<br />

und heulendem Motor wähnte<br />

der Mann sich offenbar auf<br />

einer Rennstrecke. Auf der<br />

Putlitzbrücke konnten die Polizisten<br />

den Raser stoppen.<br />

Die Überprüfung ergab, dass<br />

die Fahrzeug-Identifikationsnummer<br />

nachträglich eingestanzt<br />

war. Außerdem hatte<br />

der Fahrer eine falsche Zulassung<br />

vorgezeigt. KOP<br />

Im Wagen des Unfallverursachers<br />

fanden<br />

die Polizisten unter<br />

anderem Drogen.<br />

Foto: Richard<br />

Eine Brennpunkt- und Präsenseinheit kommt seit Samstag zum Einsatz.<br />

Krimi-Hotspot Görli<br />

Zahl der Straftaten<br />

2019 fast verdoppelt<br />

Von<br />

CHRISTIAN GEHRKE<br />

Kreuzberg – Eine aktuelle<br />

Statistik erklärt das Durchgreifen<br />

der Polizeichefin!<br />

Barbara Slowik kündigte<br />

am Wochenende an, mehr<br />

Polizisten in den Görli zu<br />

schicken (KURIER berichtete),<br />

eine Brennpunkteinheit<br />

lief am Samstag schon<br />

Patrouille. Nicht nur Drogenhandel<br />

ist in dem Park<br />

ein zunehmendes Problem.<br />

Es kam 2019 zu mehr Diebstählen<br />

und Körperverletzungen<br />

als im Vorjahr. Und<br />

das nicht nur im Görli.<br />

Gerade an langen und heißen<br />

Sommertagen sind Diebe und<br />

Gewalttäter besonders aktiv.<br />

Zum Vergleich: Im Juli 2019<br />

gab es im Görlitzer Park 61<br />

Gewalttaten. Im Juli 2018 lag<br />

die Zahl noch bei 37.<br />

Doppelt so viele Gewalttaten<br />

verzeichnete die Polizei<br />

auch im September. 2019<br />

kam es zu 48 Gewalttaten. Im<br />

Jahr davor waren es im September<br />

nur 23.<br />

Ein ähnliches Bild zeigt<br />

sich beim Diebstahl. Im Juli<br />

2018 gab es im Görli 48 Eigentumsdelikte.<br />

Im Juli 2019<br />

stieg die Zahl auf 76 Delikte<br />

an –ebenfalls fast eine Verdoppelung<br />

also.<br />

Nun kann man den Anstieg<br />

so erklären: Im Jahr 2019 gab<br />

es im Görli 13 Polizeieinsätze<br />

mehr als 2018. Mehr Straftaten<br />

wurden erfasst, mehr Täter<br />

geschnappt. Diese Erklärung<br />

ist aber umstritten.<br />

Der Senat gab die Zahlen<br />

nach einer Anfrage der Grünen-Politikerin<br />

Marianne<br />

Burkert-Eulitz bekannt. Die<br />

Kreuzbergerin findet die Statistik<br />

beunruhigend und unterstützt<br />

das Vorgehen von<br />

Slowik mit mehr Polizisten<br />

im Görli: „Dies ist wichtig,<br />

um der komplexen Problemlage<br />

angemessener begegnen<br />

zu können“, sagt Burkert-Eulitz<br />

dem KURIER.<br />

An den anderen Krimi-Hotspots<br />

Warschauer Brücke<br />

und Kottbusser Tor sieht die<br />

Lage im Sommer nicht besser<br />

aus: Im September 2019 kam<br />

es an der Warschauer Brücke<br />

zu 89 Gewalttaten. Im Jahr<br />

davor waren es noch 81. Ein<br />

ähnlicher Anstieg zeigt sich<br />

auch bei den Diebstählen, sie<br />

nahmen im August leicht zu.<br />

Am Kotti wird die Situation<br />

problematischer: Im Juni<br />

2019 gab es 48 Gewalttaten,<br />

im Juni 2018 wurden nur Taten<br />

37 angezeigt. Bei den<br />

Diebstählen gab’s im Monat<br />

Juni eine Verdoppelung: 43<br />

wurden 2018 angezeigt, im<br />

Jahr 2019 waren es 80.<br />

Innenpolitiker Benedikt<br />

Lux (Grüne) schätzt ein: „Der<br />

Einsatz von Brennpunkteinheiten<br />

ist jetzt eine normale<br />

Reaktion.“

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