SJ - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
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duktion ab, so daß die Landwirtschaft nicht mehr als autonomes<br />
oder natürliches Produktionssystem angesehen wird. Die Grundrente<br />
wird "wie sämtliche Preise primärer Produktionsmittel direkt durch<br />
den allgemeinen Preisprozeß bestimmt" (40). Eine Grundrente, d.h.<br />
jetzt ein Preis <strong>für</strong> die Nutzung knapper Böden, wird nur bezahlt,<br />
wenn die Nachfrage nach Agrarprodukten über der Höhe der Arbeitsund<br />
Kapitalkosten liegen (41). Ricardos Differenzialrentenansatz<br />
ist von einer Produktionskostendifferenz der Bodenqualitäten in<br />
eine nachfragetheoretische Bestirrcnung allgemeiner Preise verwandelt.<br />
Alfred Marshall kann deshalb das Gesetz der abnehmenden Bodenerträge<br />
allgemeiner fassen: "Das Gesetz oder die- Feststellung einer<br />
Tendenz zu abnehmenden Erträgen sei provisorisch so formuliert:<br />
Ein Anstieg von auf die Kultivation von Land verwandten Kapital<br />
und Arbeit verursacht im allgemeinen einen unterproportionalen Anstieg<br />
in der Menge der erzeugten Produktion, bis eine Verbesserung<br />
in der agrikultureilen Technik vonstatten geht." (42) Der ricardianische<br />
Pessimismus, der letztendlich auf der. Abnahme der allgemeinen<br />
Naturfruchtbarkeit beruht, ist gegenstandslos geworden, da<br />
die Substitution von Produktionsfaktoren den Ausgleich der Grenzerträge<br />
gewährleisten könne (43). P.H. Wicksteed folgert aus der<br />
Substituierbarkeit der einzelnen Faktoren, daß zwischen ihnen kein<br />
grundsätzlicher Unterschied bestehen kann. Der Boden ist im Grunde<br />
produziertes Kapital (44). J.B. Clark, P.H. Wicksteed und K. Wicksei<br />
1 definieren Grenzproduktivitätstheorien der Grundrente, deren<br />
Basis noch in der produktiven Kraft des Bodens gesehen wird, ohne<br />
daß die Verteilung der Einkorrmen <strong>für</strong> den Boden ein Ausnahmeprinzip<br />
erforderte (45). Die Rente gilt fortan als der diskontierte Wert<br />
des Grenzproduktes des Bodens. In der, auf Clark aufbauenden, allgemeinen<br />
Produktionsfunktion verschwindet sie schließlich als besonderes<br />
Einkommen. Die Grundrente ist keine unerklärte Restgröße<br />
mehr, sondern eine Größe, die genauso erklärt wird wie die Einkommen<br />
der anderen Faktoren aus Arbeit und Kapital (46). So kann J.R.<br />
Hicks 1932 schreiben, daß "die Tatsache an sich, daß es jemand<br />
notwendig befindet, (über die Grundrente) ausführlich zu schreiben<br />
... irgendwie verdächtig (ist), da es nun wahrscheinlich ist, daß<br />
das Interesse an diesem Gegenstand auf einem Mißverständnis beruht."<br />
(47)<br />
3. Negative Renten durch <strong>ökologische</strong> Destabilisierung des Bodens?<br />
Die Frage der Erhaltung der natürlichen Fruchtbarkeit bzw. des<br />
Schutzes der Bodenqualität scheint einer ökonomischen Lösung überantwortet<br />
zu sein. Die Kapitaleigenschaft des Bodens wird doppelt<br />
gesichert: 1. ist die Gewinnung des Bodens eine produktive Investition<br />
und 2. ist ebenso die Fruchtbarkeit, die vordem noch ein<br />
Geschenk der Natur war, nun produzierbar. So stützt Gustav Cassel<br />
seine These, daß das Angebot an Bodenleistungen variabel ist, auf<br />
die Möglichkeit, Bodenfruchtbarkeit zu produzieren (48). Im Prinzip<br />
gilt diese Sichtweise auch heutzutage. Aber ist mit der Theorie<br />
der Ersatz- und Erhaltungsinvestitionen ins Bodenkapital die<br />
Frage des Bodenschutzes beantwortet (49)? Die moderne Ökologie<br />
meint, diese Frage verneinen zu können. Denn die kapitalintensive<br />
Flächennutzung der modernen Landwirtschaft, besonders der Einsatz<br />
von Pflanzengiften und chemischer Düngung und die negativen externen<br />
Effekte der Industrieproduktion beeinträchtigen die Bodenqua-<br />
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