SJ - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
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In dieser Doppelwirkung der mineralischen Düngung als "systemorientierte<br />
Verfahrensweise" und als "produktionsorientiertes Düngungsverfahren"<br />
(4) liegt aber auch der Keim <strong>für</strong> Entwicklungen,<br />
die das <strong>für</strong> dauerhafte Produktivität erforderliche Gleichgewicht<br />
der Bodenfaktoren gefährdet: Unter Bedingungen, in denen die<br />
höchstmögliche Steigerung des mengenmäßigen Ertrags aussschließliches<br />
Zeil der landwirtschaftlichen Erzeugung wird, verliert die<br />
Beachtung der Ressourcenschonung relativ an Bedeutung.<br />
Solche Bedingungen ergeben sich nicht quasi naturwüchsig aus den<br />
technisch-wissenschaftlichen Produktionsmöglichkeiten, sondern aus<br />
den politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen. Dazu gehören sowohl<br />
gesamtwirtschaftliche Daten, als auch die Zielsetzung der Produzenten.<br />
Die unbestritten ressourcenschonende Bodenbewirtschaftung bis in<br />
die Mitte dieses Jahrhunderts ging einher mit einer Ausrichtung<br />
der Produktion auf zwei wesentliche Ziele: Materiell ging es<br />
darum, Lebensmittel zu erzeugen, die durch Geschmack, Lagerfähigkeit,<br />
(handwerkliche) Verarbeitbarkeit usw., also bestimmter, vcm<br />
Verbraucher, dem Verzehrer dieser Erzeugnisse, gewünschter Qualität<br />
gekennzeichnet waren. Ökonomisch war die Produktion dadurch<br />
bestimmt, einerseits die Ernährung der eigenen Familie einschließlich<br />
des Gesindes sicherzustellen und den Überschuß der erzeugten<br />
Nahrungsmittel <strong>für</strong> den Eintausch nicht selbst erzeugter Produkte<br />
bzw. <strong>für</strong> die zur Subsistenz erforderlichen Geldmittel, zu vermarkten,<br />
andererseits den Erhalt des Hofes in der Generationenfolge zu<br />
gewährleisten. Besonders das letzte Moment, das Selbstverständnis<br />
der Bauern als zeitweilige Nutzer des Hofes in der Generationenfolge<br />
und der damit verbundene lange, über die eigene aktive Bewirtschaftung<br />
hinausreichende Zeithorizont, bewirkte Produktionsweisen,<br />
die eine auch zukünftig erfolgreiche Erzeugung, z.B. durch<br />
Bodenschonung, ins Kalkül zog.<br />
Es bedurfte nach dem 2. Weltkrieg immenser Anstrengungen der<br />
Agrarwirtschaft und der Agrarpolitik, einen großen Teil der Bauern<br />
aus dieser Orientierung soweit herauszulösen, daß sie innerhalb<br />
des kapitalistischen Marktwirtschaftssystems funktionabel wurden.<br />
Sowohl die Beziehung zum Produkt mußte durchbrochen werden, daß<br />
landwirtschaftliche Erzeugnisse zunehmend als Rohstoff der Ernährungs-<br />
und anderer Industrien verwertet wurden, als auch die traditionale<br />
ökonomische Zielsetzung: der Agrarunternehmer, der in<br />
Gewinnraten und Eigenkapitalrenditen rechnet, wurde in den letzten<br />
Jahrzehnten zum Leitbild gemacht'.<br />
Dieser Wertewandel vcm Bauern zum "landwirtschaftlichen Unternehmer"<br />
vollzog sich keineswegs im Selbstlauf, sondern unter massivem<br />
ökonomischem und politischem Druck. Nahrungsmittelpreise sind politische<br />
Preise. Ihre Höhe unterliegt zwei gegensätzlichen Interessen<br />
von unterschiedlichem Gewicht: einerseits verlangt die Industrie<br />
(-gesellschaft) möglichst niedrige Preise, um die Lebenshaltungskosten<br />
der Bevölkerung nicht in die Höhe zu treiben und billige<br />
Rohstoffe <strong>für</strong> die Agrarindustrie bereitzustellen, andererseits<br />
wollen die Landwirte aus dem Verkauf ihrer Produkte ein ausreichendes<br />
Einkommen erwirtschaften können, verlangen also Preiserhöhungen.<br />
Die Agrarpolitik der BRD bzw. der Europäischen Gemeinschaft<br />
(EG) regulierte in diesem Widerspruch die Preise jeweils<br />
so, daß die Bauern nur unter Ausschöpfung aller Produktivitätsspielräume<br />
und bei größtmöglicher Erweiterung der Erzeugung