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Berliner Kurier 11.01.2020

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BERLIN<br />

Berlins Spider-Man<br />

Der Mann, der mit<br />

dem Todklettert<br />

SEITEN 8-9<br />

DER<br />

ROTE<br />

TEPPICH<br />

Ehre, wemEhregebührt!<br />

Marianne<br />

Schmitz<br />

bringt Bewegung<br />

in den<br />

Alltag von<br />

Senioren.<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />

(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />

10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />

E-Mail: leser-bk@berlinerverlag.com<br />

Abo-Service: Tel. 030/232777<br />

Foto: Reginald Gramatté<br />

Zusagen, dass Yoga<br />

mein Leben ist, wäre<br />

übertrieben, aber Yoga hat<br />

mein Leben verändert. Es<br />

ist intensiver und bunter<br />

geworden, das wollte ich<br />

gern weitergeben“, sagt<br />

Marianne Schmitz. „Besonders<br />

an ältere Menschen.“<br />

Die ehemalige Grundschullehrerin<br />

ist ehrenamtlich<br />

als Übungsleiterin für „Yoga<br />

auf dem Stuhl“ in Alt-<br />

Treptow tätig. Viele ältere<br />

Menschen können wegen<br />

gesundheitlicher Einschränkungen<br />

bestimmte<br />

Übungen nicht machen.<br />

Auf dem Stuhl ausgeführt,<br />

klappen die Positionen<br />

schon eher. Nach einer<br />

Fortbildung bietet Marianne<br />

Schmitz seit einem Jahr<br />

einmal wöchentlich ehrenamtlich<br />

dieses Yoga an.<br />

„Man kann in jedem Alter<br />

beginnen“, so Schmitz. Die<br />

älteste Teilnehmerin im<br />

Kurs ist 89, alle haben gesundheitliche<br />

Einschränkungen<br />

wie Rückenprobleme<br />

oder Parkinson. „Wir<br />

machen ganz sanfte Übungen,<br />

lernen richtig zu atmen<br />

und wie wir die Wirbelsäule<br />

mobilisieren können. Yoga<br />

hilft, die Koordinationsfähigkeit<br />

zu verbessern und<br />

das Gleichgewicht zu halten.<br />

Man bekommt durch<br />

Yoga nicht nur ein besseres<br />

Körpergefühl, sondern<br />

auch mehr Lebensfreude<br />

und Zufriedenheit.“<br />

Fotos: Otto, Wünsche<br />

Antonia (†) und das<br />

Seniorenheim der<br />

Herzen<br />

Von<br />

KERSTIN HENSE<br />

Fotos: Volkmar Otto<br />

Wittenau – Sie haben so ein<br />

großes Herz. Die Bewohner<br />

des Domicil-Seniorenpflegeheims<br />

in Wittenau halfen einer<br />

alleinerziehenden Mutter<br />

in großer Not. Weil Barbara<br />

Mehnert(41) das Geld für den<br />

Grabstein ihrer kürzlich verstorbenen<br />

Tochter Antonia<br />

(+18) fehlt, spendeten sie ihr<br />

1100 Euro und verzichteten<br />

dafür auf ihre eigenen GeschenkezuWeihnachten.<br />

Die Geschichte ist so rührend,<br />

aber auch so unendlich traurig.<br />

Vor Kurzem berichtete der<br />

<strong>Berliner</strong> KURIER über das dramatische<br />

Schicksal der Schülerin<br />

Antonia aus Hellersdorf, die<br />

an einer sehr aggressiven Form<br />

des Lymphdrüsenkrebses litt<br />

und sich an einen letzten Hoffnungsschimmer,<br />

eine spezielle<br />

Behandlung in den USA, klammerte.<br />

Doch dazu kam es nicht mehr.<br />

Die Bewohner der Domicil-Pflegeresidenz<br />

in Wittenau spendeten einer verzweifelten<br />

Mutter Geld für den Grabstein ihrer Tochter<br />

Antonia schloss am 5. Oktober<br />

2019 für immer die Augen. Sie<br />

starb an den Folgen ihrer<br />

schweren Erkrankung.<br />

Der tragische Tod der tapferen<br />

Antonia hat auch die Senioren<br />

aus dem Domicil-Pflegeheim<br />

sehr bewegt, als sie davon<br />

erfuhren. „Es tut mir so unendlich<br />

leid. Ich habe selbst einen<br />

Sohn verloren und weiß, was<br />

das bedeutet. Mein Peterchen<br />

starb, als er gerade vier Jahre<br />

alt war. Es ist ein Schmerz, der<br />

niemals vergeht“, sagt Jacob<br />

Dieter (80) leise.<br />

Der Senior und die anderen<br />

Bewohner spendeten die 1100<br />

Euro an den Verein Kolibri Hilfe<br />

für krebskranke Kinder<br />

Deutschland e.V., der die Hilfe<br />

Antonias für die Mutter arrangierte.<br />

Jacob Dieter gab sogar<br />

noch 50 Euro von seinem eigenen<br />

Geld dazu. „Wir haben<br />

doch alles und sind selbst<br />

wunschlos glücklich. Dann<br />

können wir doch anderen etwas<br />

Gutes tun“, findet Hella<br />

Votarek. Sie ist dreifache Muter<br />

und inzwischen sechsfache<br />

In diesem Pflegeheim in<br />

Wittenau wohnen die rettenden<br />

Engel, die das Geld spendeten.<br />

Urgroßmutter und „ist sehr<br />

froh und dankbar, dass alle gesund<br />

sind. Das ist schließlich<br />

nicht selbstverständlich.“<br />

Selbstverständlich ist das<br />

nicht. Antonia war erst 15, als<br />

der böse Krebs ausbrach. Sie<br />

verbrachte Monate ihres so<br />

jungen Lebens im Krankenhaus.<br />

Der Teenager nahm mehr<br />

als 30 Kilo ab und musste über<br />

eine Sonde ernährt werden,<br />

weil die Chemo ihre Schleimhäute<br />

verätzte und sie nicht<br />

mehr schlucken konnte. Selbst<br />

eine Knochenmarktransplantation<br />

konnte sie am Ende nicht<br />

mehr retten.<br />

Ihre Tochter war ein besonderer<br />

Mensch, der ihr und ihren<br />

Geschwistern immer wieder<br />

gezeigt habe, wie sehr sie<br />

von ihr bedingungslos geliebt<br />

werden. Sie sei eine starke<br />

Kämpferin gewesen, sagt Barbara<br />

Mehnert.<br />

Der Gedanke daran, dass sie<br />

sich von der geliebten Tochter<br />

noch nicht mal mehr verabschieden<br />

konnte, bringt sie jede<br />

Nacht um den Schlaf. „Sie kam<br />

Oktober 2018: Mutter Barbaraund<br />

Schwester Peggy stützen die<br />

schwer krankeAntonia in der Klinik.<br />

mit Atemproblemen ins Krankenhaus<br />

und verstarb innerhalb<br />

weniger Stunden“, sagt die<br />

Mutter. Deshalb möchte sie ihrem<br />

Kind so gern einen außergewöhnlich<br />

schönen Grabstein<br />

aussuchen, doch ihr fehlt das<br />

Geld. Während der Krankheit<br />

ihrer Tochter verlor sie ihren<br />

Job und bezieht seitdem Arbeitslosengeld.<br />

„Ich bin so gerührt über das<br />

große Herz der Senioren“, sagt<br />

Barbara Mehnert und fängt an<br />

zu weinen. Wohl niemand auf<br />

der Welt kann ihr diesen unerträglichen<br />

Schmerz nehmen,<br />

aber das Gefühl nicht allein zu<br />

sein, gibt ihr in der Trauer Kraft.<br />

Der Mutter fehlt noch immer<br />

Geld, um den teuren Stein (3500<br />

bis 5000 Euro) für Antonia ganz<br />

zu finanzieren, aber sie glaubt<br />

fest daran, den Rest auch noch<br />

zusammenzubekommen.<br />

Der außergewöhnliche Grabstein,<br />

er soll eine würdevolle Erinnerung<br />

an die Tochter sein.<br />

Daran hält sich Barbara Mehnert<br />

in der schwersten Zeit ihres<br />

Lebens fest.

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