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Berliner Kurier 15.01.2020

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34 PANORAMA BERLINER KURIER, Mittwoch, 15. Januar 2020*<br />

Besonders als Öl ist<br />

CBD in Deutschland<br />

beliebt.Man kann es in<br />

den Kaffee träufeln. Es<br />

wird damit geworben,<br />

dassesder Gesundheit<br />

zuträglich ist.<br />

Juryentschied<br />

„Klimahysterie“<br />

ist Unwort2019<br />

Darmstadt –Sprachforscher<br />

der Technischen Uni<br />

Darmstadt haben „Klimahysterie“<br />

zum Unwort des<br />

Jahres 2019 gekürt. Mit<br />

dem Begriff würden „Klimaschutzbemühungen<br />

und<br />

die Klimaschutzbewegung<br />

diffamiert und Debatten<br />

diskreditiert“, so die Jury.<br />

Unter den 397 Vorschlägen<br />

waren auch „Ökodiktatur“<br />

und „Bauernbashing“.<br />

Fahndung in Belgien<br />

Eltern lassen<br />

Kinder im Stich<br />

Charleroi –Die belgische<br />

Polizei fahndet nach einem<br />

Elternpaar, das seine sechs<br />

Kinder zu Weihnachten in<br />

Belgien allein zu Hause zurückgelassen<br />

hat und seither<br />

verschwunden ist. Das<br />

Auto des Paares wurde mit<br />

laufendem Motor an einem<br />

Fluss gefunden, ein Zeuge<br />

hatte dort Schreie am Morgen<br />

des zweiten Weihnachtstages<br />

Schreie gehört.<br />

Heilversprechen mit Hanf: Was<br />

steckt hinter dem CBD-Boom?<br />

Wirkstoff aus Cannabis wird als Allheilmittel angepriesen, Experten haben da Zweifel<br />

Berlin –Behutsam träufelt Nico<br />

Schack mit einer Pipette etwas<br />

Öl in den Kaffee. Der Preis<br />

der Tasse hat sich damit gerade<br />

fast verdoppelt. Im „Café Canna“<br />

in Prenzlauer Berg kann<br />

man sich sein Heißgetränk für<br />

1,80 Euro Aufpreis mit einem<br />

ebenso gehypten wie umstrittenen<br />

Wirkstoff aus Nutzhanf<br />

versetzen lassen. Es geht um<br />

Cannabidiol, kurz CBD.<br />

Eine Rauschwirkung wie der<br />

bekanntere Cannabis-Wirkstoff<br />

Tetrahydrocannabinol<br />

(THC) hat CBD laut Wissenschaftlern<br />

nicht. Es habe daher<br />

auch kein Suchtpotenzial und<br />

beeinträchtige das Fahrvermögen<br />

nicht. Gefragt ist es trotzdem.<br />

Vor allem, weil es gegen<br />

diverse Leiden helfen soll, wie<br />

Promis wie US-Star Kim Kardashian<br />

und Influencer immer<br />

wieder berichten. Auf manchen<br />

Internetseiten wird mit CBD<br />

angereichertes Öl wie eine<br />

Wunderarznei gegen Diabetes,<br />

Migräne oder Schlafstörungen<br />

Fotos: AP,dpa<br />

Diese Kaubonbons enthalten CBD.Es<br />

ist ein wahrer Trend in Deutschland.<br />

Auch in Mischungen in Teebeuteln<br />

findet sich das CBD aus Nutzhanf.<br />

angepriesen. Zehn Milliliter<br />

können um die 80 Euro kosten.<br />

Experten verzeichnen einen<br />

Boom in Deutschland: Öle,<br />

Kapseln, Gummibärchen und<br />

Kosmetik –alle möglichen Waren<br />

werden mit dem Zusatz beworben.<br />

Neben dem Verkauf<br />

im Netz schießen auch immer<br />

Läden aus dem Boden.<br />

Was CBD tatsächlich für die<br />

Gesundheit leisten könnte, ist<br />

noch unklar. Es gebe zwar Hinweise<br />

auf eine entzündungshemmende<br />

und schmerzlindernde<br />

Wirkung, so Wiebke<br />

Franz von der Verbraucherzentrale<br />

Hessen. Diese seien<br />

aber noch nicht ausreichend<br />

durch klinische Studien gesichert.<br />

Auch Fragen zu Dosierung,<br />

Neben- und Wechselwirkungen<br />

seien ungeklärt.<br />

Die etwa in Hanfshops erhältlichen<br />

CBD-Produkte seien fast<br />

immer so niedrig dosiert, dass<br />

sie keine Wirkung hätten,<br />

meint Psychiater Kurosch Yazdi.<br />

Die „angedichteten Wirkungen“<br />

seien „reine Geschäftemacherei“.<br />

Dass CBD-Konsumenten<br />

von Schmerzlinderung berichten,<br />

ist Yazdi zufolge<br />

„ziemlich sicher mit dem Placebo-Effekt“<br />

zu erklären. „Die<br />

Menschen sehnen sich nach einem<br />

Wundermittel, das keine<br />

Nebenwirkungen hat.“<br />

Der Arzneimittelexperte Gerd<br />

Glaeske von der Uni Bremen<br />

meint, Käufer CBD-haltiger<br />

Mittel wüssten oft nicht, dass<br />

hauptsächlich rezeptpflichtige<br />

Cannabisformen einen medizinischen<br />

Nutzen böten. Er sieht<br />

das CBD-Angebot als „ein Geschäft<br />

mit der Psyche und der<br />

Hoffnung von Menschen“.<br />

Tatsächlich als Arznei zugelassen<br />

ist CBD für die Therapie<br />

von zwei schweren und seltenen<br />

Epilepsie-Formen bei Kindern.<br />

In Studien wurden zuletzt<br />

aber Nebenwirkungen wie<br />

starke Müdigkeit, Fieber, Appetitlosigkeit<br />

und Durchfall festgestellt.<br />

Foto: dpa<br />

Unternehmerin Renate<br />

Holland verlor gestern<br />

vordem Bundesgerichtshof<br />

gegen Yelp.<br />

UnfaireAuswahl? BGH entscheidet im Streit um Yelp<br />

DasEmpfehlungsportaldarfUrteile von Nutzern von der Gesamtbewertung ausschließen<br />

Karlsruhe – Immer<br />

wieder sorgen Bewertungen<br />

im Internet<br />

zu Streit<br />

zwischen den bewerteten<br />

Unternehmen<br />

und denen,<br />

die für die<br />

entsprechende<br />

Plattform zuständig<br />

sind. Eine<br />

Auseinandersetzung<br />

zwischen einer Fitnessstudio-Betreiberin<br />

und der<br />

Plattform Yelp wurde gestern<br />

höchstinstanzlich vor der Bundesgerichtshof<br />

(BGH) entschieden.<br />

Vor dem Oberlandesgericht<br />

in München hatte Studiobetreiberin<br />

Renate Holland noch<br />

Recht bekommen. Sie hatte geklagt,<br />

weil der für das Studio<br />

angezeigte Bewertungsdurchschnitt<br />

(2,5 von 5 möglichen<br />

Sternen) nur auf 2„empfohlenen“<br />

von insgesamt 76 Nutzer-<br />

Beiträgen basierte. Die übrigen<br />

Bewertungen hatte der Algorithmus<br />

des Portals als nicht<br />

hilfreich oder authentisch eingestuft,<br />

deshalb als „nicht empfohlen“<br />

markiert und nicht zur<br />

Bildung des Bewertungsdurchschnitts<br />

herangezogen. Yelp<br />

wurde damals zu 800 Euro<br />

Schadenersatz verurteilt.<br />

Dieses Urteil hob der BGH<br />

nun auf. Die schutzwürdigen<br />

Belange von Yelp würden die<br />

der Klägerin überwiegen. Einstufungen<br />

von Bewertungen in<br />

„empfohlen“ und „nicht empfohlen“,<br />

wie es sie bei Yelp gibt,<br />

seien durch die Berufs- und<br />

Meinungsfreiheit geschützt,<br />

heißt es in der Begründung der<br />

Karlsruher Richter.

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