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Melange No9

Melange No9 - Das Magazin im Süden Bayerns

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P O R T R A I T<br />

Das Hobby zum Beruf gemacht<br />

Es gibt wahrscheinlich wenige, die einen schöneren Blick aus<br />

ihrem Tonstudio haben, als Tomas Bastian. Von seinem Studio<br />

im zweiten Stock des Innovationsquartiers blickt er auf die<br />

traumhafte Berg-Kulisse. Vor einem guten Jahr verlegte der<br />

renommierte Sound-Designer sein Studio von der Landeshauptstadt<br />

ins Blaue Land. Dahin, wo er mit seiner Familie<br />

schon einige Jahre wohnte. 30 Jahre Berufserfahrung hat er<br />

auf dem Buckel – fast 20 Jahre mit eigenem Tonstudio in München.<br />

Er hat „sein Hobby zum Beruf gemacht“, erzählt er im<br />

Zug nach München. Denn dort nimmt ein Kunde sein neues<br />

Projekt ab. Die Zeit ist knapp, da findet das Interview eben<br />

zeitoptimiert auf dem Wege statt. Während die Hügel, die draußen<br />

vorbeiziehen, immer flacher werden und die Berge immer<br />

kleiner, leuchten die Augen des Tonmeisters, wenn er über<br />

seine Arbeit redet: „Bild ist immer eindimensional, während Ton<br />

über das Unterbewusstsein geht“, sagt er. „Über Tongestaltung<br />

setzt man die Atomsphäre eines Filmes.“<br />

Wie klingt eine Tür?<br />

Von „Pünktchen und Anton“ über „Leni Riefenstahl“, „Die<br />

Welle“ oder „Vincent will Meer“ reicht seine audiophone Erzählkunst,<br />

mit der er Kino- oder Fernsehbilder bereichert. „Natürlich<br />

habe ich mittlerweile ein großes eigenes Archiv mit Geräuschen<br />

oder Tönen“, erzählt er. Aber wie klingt eigentlich<br />

eine Tür? Knarzt sie, oder schließt sie satt? Wird sie zugeknallt<br />

oder leise angedrückt? „Man kann eine Tür einfach zugehen lassen,<br />

man kann aber auch mit dem Zeitpunkt und der Art und<br />

Weise, wie man sie zugehen lässt, etwas über eine Person erzählen.“<br />

Ist es in einem Wald bedrohlich leise oder zwitschern<br />

fröhlich die Vögel? All das gehört zu einem guten Film dazu.<br />

„Tongestaltung, das ist ein großes künstlerisches Fest.“ Und wenn<br />

das Archiv einmal nichts hergibt, holt sich Tomas Bastian einen<br />

sogenannten Geräuschemacher dazu. Denn Ton aus der “Konserve“<br />

– das klingt nicht echt. Auf den Original-Aufnahmen<br />

sind die Hintergrundgeräusche dagegen oft Nebensache, damit<br />

der Dialog zwischen den Schauspielern nicht gestört wird. Der<br />

Geräuschemacher macht die atmosphärischen Geräusche.<br />

Schritte etwa, oder er lässt eben die Tür auf eine bestimmte<br />

Weise zugehen. Das alles geschieht in enger Zusammenarbeit<br />

Tomas Bastian in seinem Studio<br />

Foto: Sebastian Fricke<br />

mit dem Tonmeister Tomas Bastian – und danach mit den Regisseuren<br />

der Filme. „Es ist immer eine künstlerische Auseinandersetzung,<br />

man rauft sich zusammen, es ist ein Prozess.“<br />

Vom Band zum 360-Grad-Film in Murnau<br />

Früher, da war jeder Einstieg in einen Film für einen Tonmeister<br />

ein Abenteuer, erzählt der Murnauer Sound-Designer. Früher<br />

– da waren noch Töne auf Band, die per Hand geschnitten<br />

wurden. Zum richtigen Zeitpunkt hat Tomas Bastian von analoger<br />

Technik auf digitale umgestellt und ist jetzt wieder einer<br />

der ersten, die mit neuer Technik experimentieren. Längst hat<br />

er die Herausforderungen von 360-Grad-Filmen und Virtual<br />

Reality, VR, angenommen. „Das Innovationsquartier bietet hier<br />

optimale Arbeitsbedingungen“, erzählt er. Diese künstlerische<br />

Atmosphäre zusammen mit einer Cutterin, einem Kameramann,<br />

einem Supervisor für Postproduktion, seien eine große<br />

Chance, ganze Produktionsabläufe nach Murnau zu holen.<br />

„Das kreative Umfeld ist so in München nicht mehr vorhanden“,<br />

meint Tomas Bastian. Mittlerweile kommen seine Auftraggeber<br />

aus München oder Berlin auch oft lieber selbst vorbei – um<br />

den grandiosen Ausblick vom zweiten Stock des Innovationsquartiers<br />

zu genießen.<br />

nil<br />

www.innovationsquartier.com/pj-projects/<br />

filmsound-tomas-bastian/<br />

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